möbel kultur 02-20
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IMM COLOGNE<br />
Branche im Umbruch: Nachhaltig präsentiert<br />
Mit grünen<br />
Ideen wachsen<br />
Vorstöße in Sachen Möbel-Ökologie gab es immer<br />
mal wieder in den letzten Jahren. Doch so deutlich im<br />
Zeichen der Nachhaltigkeit stand die „imm cologne“<br />
noch nie. Dabei wurden die „grünen“ Ideen auch<br />
entsprechend aufmerksamkeitsstark inszeniert und<br />
sorgten damit für viel Gesprächsstoff.<br />
Ein Baum, umringt von Setzlingen,<br />
stand symbolisch im<br />
Zentrum des Messestandes,<br />
aber 7.000 davon will Hartmann<br />
2<strong>02</strong>0 pflanzen. Jeder in der Produktion<br />
verbrauchte Baum soll damit<br />
ersetzt werden. Das Unternehmen<br />
hat sich hohe Ziele gesteckt: In<br />
absehbarer Zeit will es klimaneutraler<br />
Hersteller werden. Dabei ist<br />
jeder Baumsetzling mit einem Zertifikat,<br />
auf dem sich seine exakten<br />
Koordinaten befinden, versehen und<br />
kann so kampagnenunterstützend<br />
für die Endverbraucherkommunikation<br />
genutzt werden.<br />
Diese Aktion war nur eine von<br />
vielen während der „imm cologne.“<br />
Die Branche bewegt sich – und zwar<br />
notgedrungen, denn die Endverbraucher<br />
werden immer sensibler was<br />
das Kaufverhalten angeht. Und so<br />
experimentierte der ein oder andere<br />
Hersteller ernsthaft mit neuen Werkstoffen.<br />
Bert Plantagie stellte beispielsweise<br />
Tischplatten aus Kunststoffflaschenverschlüssen<br />
vor.<br />
Auch Zuiver launchte eine Sitzschale,<br />
die aus ehemaligen PET-<br />
Flaschen besteht. Diese inspirierten<br />
ebenso Matratzenhersteller Elastica.<br />
Wettbewerber wie Auping, F.A.N.,<br />
Dormiente, Schlaraffia oder Pro<br />
Natura setzen auf Recycling. In der<br />
Sleep-Halle war das Thema Nachhaltigkeit<br />
präsenter denn je (mehr<br />
dazu in der März-Ausgabe der<br />
„<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>“)<br />
Ligne Roset überraschte mit dem<br />
neuen Werkstoff „Really“. Dahinter<br />
verbergen sich sieben Millimeter<br />
dicke Platten, die zu 70 Prozent aus<br />
gebrauchten, recycelten Textilien<br />
bestehen und zu 30 Prozent aus<br />
einem Bindemittel. Ein Overlay sorgt<br />
dafür, dass das neue Produkt von der<br />
Funktionalität mit MDF vergleichbar<br />
ist. Auch wenn das Material noch<br />
nicht vollends ausgereift ist, sodass<br />
komplette Kasten<strong>möbel</strong> daraus entstehen<br />
können, so machen die ausgedienten<br />
Jeans als Komponenten<br />
des Schranks „Everywhere“ von<br />
Christian Werner oder dem Regal<br />
„La Bibliotheque Fil“ von Pierre<br />
Paulin doch schon eine Superfigur.<br />
Die Franzosen bekennen sich nicht<br />
erst seit gestern zu nachhaltiger<br />
Produktion. Alle Abfälle werden<br />
zudem in der Fertigung recycelt.<br />
„Wir arbeiten weiter daran, unser<br />
Bekenntnis zu nachhaltiger Produktion<br />
auszubauen“, sagt Sabine<br />
Böhm, Director Communication<br />
und Marketing.<br />
Auch Unternehmen wie Team 7,<br />
Scholtissek, Wimmer, Decker oder<br />
Voglauer, die schon immer ökologiebewusst<br />
vermarktet haben, spüren<br />
derzeit Rückenwind. Auch wenn die<br />
Nachfrage nicht automatisch in die<br />
Höhe schnellt, weil der Preis für<br />
die Endkunden nach wie vor eine<br />
hohe Bedeutung hat, so ist dennoch<br />
das Interesse, langlebigere Produkte<br />
zu kaufen, gestiegen. Das sollte die<br />
Möbelbranche als Chance begreifen.<br />
Mehr dazu im Kurz-Interview<br />
mit Dr. Georg Emprechtinger von<br />
Team 7(rechts). RITA BREER<br />
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