DAV_programm_2020_korrektur01
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
BUNDESKONGRESS
DES DEUTSCHEN
ALTPHILOLOGEN
VERBANDES
2020
VERANSTALTUNGEN
VERANSTALTUNGEN
BUNDESKONGRESS
DES DEUTSCHEN
ALTPHILOLOGEN
VERBANDES
2020
FREITAG, 17. APRIL 2020
FREITAG, 17. APRIL 2020
Dennis Pausch,
Dresden
Prof. Dr. Jan Stenger,
Würzburg
Anachronistische Zeitmontagen als literarische Technik
in Vergils Aeneis
Freie Rede, Populismus und Lügen –
im digitalen Zeitalter und im klassischen Athen
V
9.00–10.00 Uhr
Neue
Universität
Hörsaal 162
Zu den Merkmalen der Aeneis gehört ein besonderes Raffinement, mit dem verschiedene
Zeitebenen von der Frühzeit bis in die augusteische Gegenwart hinein verschränkt
werden. Gegenüber den sog. ‚großen Durchblicken‘ in der Heldenschau oder Schildbeschreibung
haben jedoch kleinere und vor allem implizitere Formen noch vergleichsweise
wenig Aufmerksamkeit gefunden. Im Mittelpunkt dieses Vortrags soll daher
der Beitrag stehen, den anachronistische Schilderungen zu diesem Gesamtbild leisten.
Dabei soll plausibel gemacht werden, dass es sich bei ihnen nicht um Fehler oder
Unachtsamkeiten des Autors handelt, die sich auf mangelnde historische Kenntnisse zurückführen
lassen, sondern um eine bewusste eingesetzte literarische Technik, die zwei
Zeitebenen zugleich sichtbar werden lässt (zu einem Verständnis von Anachronismus
als ästhetisches Verfahren vgl. jetzt auch Antje Junghanß, Bernhard Kaiser u. Dennis
Pausch (Hgg.), Zeitmontagen: Formen und Funktionen gezielter Anachronismen,
Palingenesia 116, Stuttgart 2019).
Im Zeitalter von social media und fake news scheint die freie Rede akut bedroht zu
sein, selbst in demokratischen Gesellschaften. In der Politik wie in der Wissenschaft ist
allenthalben von Redeverboten zu hören; Meinungsäußerungen können in einer polarisierten
Öffentlichkeit zu Anfeindungen, gar zu Morddrohungen führen. Der Blick auf das
klassische Athen zeigt, dass auch in der antiken Demokratie die Freiheit der Rede und
ihre Grenzen problematisiert und öffentlich diskutiert wurden. Neben offenkundigen
Parallelen zu Debatten des 21. Jahrhunderts wurden dabei aber auch deutlich andere
Argumente ins Feld geführt. Dieser Vortrag beleuchtet anhand von politischen Reden
und philosophischen Texten des 4. Jh., wie in Athen die Gefahren und Gefährdungen
der Redefreiheit bewertet wurden und welche Kriterien für einen verantwortungsvollen
Gebrauch der offenen Rede in die Diskussion eingeführt wurden. Es zeigt sich, dass
das Prinzip der freien Rede auch instrumentalisiert werden konnte, um den politischen
Gegner vom öffentlichen Diskurs auszuschließen.
V
9.00–10.00 Uhr
Neue
Universität
Hörsaal 166
Dennis Pausch studierte Lateinische und Griechische Philologie sowie Geschichte an der Justus-
Liebig-Universität Gießen und war ebendort nach der Promotion im SFB 434 „Erinnerungskulturen“
(Biographie und Bildungskultur. Personendarstellungen bei Plinius dem Jüngeren,
Gellius und Sueton, Millennium-Studien 4, Berlin 2004) Akademischer Rat am Institut für
Altertumswissenschaften. Nach einem Forschungsaufenthalt als Feodor Lynen-Stipendiat der
Alexander von Humboldt-Stiftung in Edinburgh erfolgte die Habilitation in Klassischer Philologie
(Livius und der Leser. Narrative Strukturen in ab urbe condita, Zetemata 140, München 2011), die
mit dem Bruno Snell-Preis der Mommsengesellschaft ausgezeichnet wurde. Ab 2012 hatte er eine
Lehrprofessur für Lateinische Philologie an der Universität Regensburg inne und wechselte 2014
auf den Lehrstuhl für Klassische Philologie (Latein) an der Technischen Universität Dresden. Er ist
dort als Leiter eines Teilprojekts zu den Invektiven Ciceros am SFB 1285 „Invektivität. Konstellationen
und Dynamiken der Herabsetzung“ beteiligt. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören
darüber hinaus die antike Biographie und Geschichtsschreibung sowie allgemein die Literatur der
augusteischen Zeit und der Bildungskultur des 2. Jh. n. Chr.
Jan R. Stenger ist Professor für Klassische Philologie/Gräzistik an der Julius-Maximilians-
Universität Würzburg. Von 2012 bis 2019 war er MacDowell Professor of Greek an der University
of Glasgow. Seine Arbeitsschwerpunkte sind die griechische Lyrik, die Literatur und Kultur der
Spätantike sowie das antike Christentum. Sein aktuelles Forschungsprojekt befasst sich mit der
Performanz der freien Rede (parrhesía).
96
14. bis 18. April 2020 Julius-Maximilians-Universität Würzburg
14. bis 18. April 2020 Julius-Maximilians-Universität Würzburg
97