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AllgäuALTERNATIV 1-2020

allgäuALTERNATIV liefert Hintergrundinformationen und stellt Menschen vor, die etwas bewegen und die Energiezukunft aktiv mitgestalten. Wir liefern Anregungen und geben Tipps von Fachleuten weiter.

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Ausgabe 1/<strong>2020</strong><br />

Schutzgebühr: 4,– Euro<br />

Regionale Berichte zu Energiezukunft und Klimaschutz<br />

Biogasanlagen: Bauen: Es grünt Forderungen so grün und Folgen<br />

Wasserkraft: Energiewende: Schneiteich Warum wir als uns Stromlieferant<br />

verrechnen<br />

Windräder: E-Mobilität: Die Ungewöhnliche Zukunft im Retrogewand<br />

Standorte<br />

Photovoltaik: Lichtblicke für Afrika


Entspannt in<br />

die Energiezukunft<br />

der Region blicken?<br />

Mit LEW geht das<br />

Mehr entdecken auf lew.de


Auf ein Wort<br />

Energiewende ist<br />

der beste Klimschutz<br />

Foto: StMWi<br />

Klimaschutz ist in aller Munde. Dieser kann<br />

nur vorangebracht werden, wenn alle ihren<br />

Beitrag leisten. Der Bund hat jüngst ein<br />

Paket mit zahlreichen Maßnahmen geschnürt, um die<br />

sehr ambitionierten deutschen Klimaschutzziele für<br />

das Jahr 2030 zu erreichen. Das Klimaschutzprogramm<br />

2030 und mehrere Gesetze zum Schutz des<br />

Klimas wurden verabschiedet. Auch wir in Bayern setzen<br />

uns klare Klimaziele. Im November hat das Bayerische<br />

Kabinett zum ersten Mal ein Bayerisches<br />

Klimaschutzgesetz auf den Weg gebracht sowie einen<br />

Zehn-Punkte-Plan mit 96 konkreten Klimaschutzmaßnahmen<br />

beschlossen.<br />

Da über 80 Prozent der Treibhausgasemissionen<br />

energiebedingt sind, ist für mich die Energiewende<br />

der entscheidende Hebel für den Klimaschutz. Wir<br />

werden ihr in Bayern neuen Schwung verleihen. In<br />

meiner Regierungserklärung vor dem Bayerischen<br />

Landtag am 27. November 2019 habe ich die konkreten<br />

Schritte vorgestellt, die wir angehen werden. Diese<br />

sind in einem Bayerischen Aktionsprogramm<br />

Energie zusammengefasst, das unter dem Link<br />

www.stmwi.bayern.de/energiepolitik abrufbar ist.<br />

Mit dem Bayerischen Energiegipfel ist dem Aktionsprogramm<br />

eine umfangreiche Expertenanhörung<br />

vorgeschaltet worden. Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft,<br />

Politik und von bayerischen Bürgerinitiativen<br />

haben sich in vier Arbeitsgruppen eingebracht<br />

und ihre Expertise ist in unser Programm eingeflossen.<br />

Diese Einbindung war mir besonders wichtig. Die<br />

Energiewende kann nur gelingen, wenn wir alle, die<br />

Bürgerinnen und Bürger sowie die Unternehmen, mitnehmen.<br />

Ein Schwerpunkt des Programms ist der<br />

Ausbau der sauberen erneuerbaren Energien mit möglichst<br />

viel Wertschöpfung vor Ort. Wir wollen vor allem<br />

die Sonnenenergie noch stärker nutzen und haben<br />

dazu auch ein Photovoltaik-Speicherprogramm für<br />

unsere Bürgerinnen und Bürger auf den Weg gebracht.<br />

Bis 2022 streben wir einen kraftvollen Zubau von Photovoltaikleistung<br />

in Höhe von 3,2 Gigawatt peak und<br />

mindestens 250.000 Quadratmeter solarthermische<br />

Kollektorfläche an. Auch bei der Wasserkraft, der Biound<br />

Windenergie sowie der Geothermie haben wir<br />

konkrete Ziele und Maßnahmen in unserem Aktionsprogramm<br />

festgelegt.<br />

Neben der Umwelt- und Klimaverträglichkeit der<br />

Energieversorgung muss die Politik auch auf die Versorgungssicherheit<br />

und Wirtschaftlichkeit achten.<br />

Eine unsichere Stromversorgung können wir uns nicht<br />

leisten. Die benötigte Energie muss für die Bürgerinnen<br />

und Bürger, aber auch für die Unternehmen bezahlbar<br />

bleiben. Das Aktionsprogramm enthält deshalb<br />

zahlreiche Maßnahmen für eine sichere und wirtschaftliche<br />

Energieversorgung. So wollen wir für eine<br />

sichere Stromversorgung den Bau von regionalen Gaskraftwerken<br />

und 3000 neuen Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen<br />

anstoßen. Mittelfristig muss es uns gelingen,<br />

dass diese Anlagen mit grünem Gas betrieben<br />

werden.<br />

Wir werden Bayern auch zu einem führenden<br />

Wasserstoff-Land machen. Mit über 100 Millionen<br />

Euro wollen wir Forschung und Entwicklung fördern<br />

und die Infrastruktur ausbauen. Das kürzlich gegründete<br />

Zentrum Wasserstoff Bayern (H2.B) wird als zentrale<br />

Koordinierungsstelle Wirtschaft, Wissenschaft<br />

und Politik vernetzen und eine bayerische Wasserstoffstrategie<br />

erarbeiten.<br />

Zum Erfolg unserer energie- und klimapolitischen<br />

Ziele wird auch die neue Landesagentur für<br />

Energie und Klimaschutz beitragen. Sie soll als Kompetenz-<br />

und Beratungsstelle die Energiewende bayernweit<br />

in die Fläche tragen. Mein Ziel ist eine Bürger-<br />

Energiewende, die von der Breite der Bevölkerung unterstützt<br />

wird. Lassen Sie uns gemeinsam in eine nachhaltige<br />

Zukunft gehen und bei den Zukunftsthemen<br />

Energiewende und Klimaschutz energisch anpacken!<br />

Hubert Aiwanger, Staatsminister für<br />

Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie,<br />

Stellvertretender Ministerpräsident<br />

3


Inhalt<br />

Impressum<br />

Verlag und Herstellung:<br />

Verlag HEPHAISTOS,<br />

EDITION ALLGÄU<br />

Lachener Weg 2,<br />

87509 Immenstadt-<br />

Werdenstein<br />

Tel. 08379/728616<br />

Fax 08379/728018<br />

info@heimat-allgaeu.info<br />

www.edition-allgaeu.com<br />

Herausgeber:<br />

Peter Elgaß<br />

Redaktion:<br />

Claudia Schöwe (v.i.S.d.P.)<br />

Thomas Niehörster<br />

Gekennzeichnete Beiträge<br />

stellen die Meinung des<br />

Ver fassers, nicht aber des<br />

Verlages dar.<br />

Layout:<br />

Ramona Alger<br />

Bianca Elgaß<br />

Joshua Riedisser<br />

Vorwort Seite 3<br />

Holzbau<br />

Ein Haus für die Zukunft Seite 6<br />

Organisch statt anorganisch Seite 12<br />

Bauen<br />

Es grünt so grün … Seite 16<br />

E-Mobilität<br />

Ein Auto für alle Fälle Seite 22<br />

Die Zukunft im Retrogewand Seite 24<br />

Batterien im Faktencheck Seite 26<br />

Energie<br />

European Energy Award Seite 28<br />

Ein Jahrhundert AÜW Seite 30<br />

Aus der Welt<br />

Globale Ideen fürs Klima Seite 36<br />

Energiewende<br />

Warum wir uns verrechnen Seite 38<br />

Stromrebellen aus Fuchstal Seite 42<br />

Energiezukunft<br />

Nachhaltigkeit bei Wölz Seite 46<br />

Meldungen<br />

Zusammen zur Klimaneutralität Seite 52<br />

Solarkataster Kempten Seite 52<br />

Kommunen für Klimaschutz ausgezeichnet Seite 53<br />

Spitalhof in Kempten erhält Förderung Seite 53<br />

Die Retter brauchen Hilfe Seite 54<br />

Auszeichnung für Green Ways to Work Seite 55<br />

Neben dem Beruf zum Bachelor Seite 56<br />

Informativ und plakativ Seite 56<br />

Aktionen zur solaren Nutzung begehrt Seite 57<br />

Mehr Mehrweg im Unterallgäu Seite 58<br />

Hohe Zuschüsse für Heizungstausch Seite 58<br />

Wettbewerbsfähigkeit Seite 59<br />

Unternehmen<br />

Ein strahlendes Beispiel Seite 60<br />

Natur<br />

Preis für Immenstädter Wald Seite 62<br />

Umweltfreundlich gärtnern Seite 64<br />

Medien<br />

Brennnesseljauche & Co. Seite 67<br />

Das Natron-Handbuch Seite 67<br />

5 Hausmittel ersetzen eine Drogerie Seite 67<br />

Selber machen statt kaufen Seite 67<br />

Photovoltaik<br />

Grüner Strom vom Balkon Seite 68<br />

Lichtblicke für Afrika Seite 70<br />

Energie sparen<br />

Alles neu macht der Frühling Seite 74<br />

Redaktions- und Anzeigenschluss für<br />

die nächste Ausgabe ist der 24. Juni <strong>2020</strong><br />

Anzeigen:<br />

Carolin Mathes<br />

Christian Vu<br />

Tel. 08379/728616<br />

gültige Anzeigenpreisliste:<br />

1/2010<br />

16<br />

Bankverbindung Verlag:<br />

Raiffeisenbank Oberallgäu-<br />

Süd eG, IBAN:<br />

DE97733699200007126999<br />

BIC: GENODEF1SFO<br />

Druck und Bindung:<br />

HOLZMANN DRUCK<br />

GMBH & CO. KG<br />

Gewerbestraße 2<br />

D-86825 Bad Wörishofen<br />

4


30<br />

12<br />

Fotos: Bruno Maul/AÜW, Frédéric Delangle/BFV Architekten, Honda, Pixabay, Vertiko GmbH<br />

24<br />

XX 64<br />

Titelfotos: Abiola gGmbH, Honda, Pixabay, Vertiko GmbH


Holzbau<br />

Ein Haus für die Zukunft<br />

Baubiologisch und energieeffizient<br />

Die Bauherren hatten ein klares Ziel vor Augen: Ihr Altersruhesitz<br />

sollte ausschließlich aus gesunden Baustoffen, vor allem aber aus<br />

Holz bestehen. Und er sollte wenig Energie verbrauchen. Mit dem<br />

Architekten Michael Felkner fanden sie einen Spezialisten, der seit<br />

über 20 Jahren Holzgebäude in allen Größen auf höchstem energetischen<br />

und ökologischen Standard baut.<br />

6


Ein kleines aber feines Haus sollte es sein und<br />

dazu noch energieeffizient. Was zunächst einfach<br />

klingt, ist es gar nicht, denn: Je kleiner ein<br />

Haus ist, es umso schwieriger wird es, dieses als<br />

Niedrigst energiehaus hinzubekommen. Das hat mit<br />

dem Verhältnis von Gebäudehüllfläche zu Volumen<br />

zu tun. Dies bedeutet, dass im Vergleich zu einem großen<br />

Mehrfamilienhaus die Gebäudehülle eines kleinen<br />

Einfamilienhauses viel besser wärmegedämmt werden<br />

muss, um denselben niedrigen Heizenergieverbrauch<br />

zu erreichen.<br />

Biologische Dämmung und Materialien<br />

So kam es auch, dass der Stahlbetonboden und<br />

die beiden gegen den Hang gerichteten Stahlbetonwände<br />

mit 30 Zentimeter Perimeterdämmung versehen<br />

wurden, was den Baumeister ganz fassungslos zu<br />

der Aussage veranlasste, dass er so etwas noch nie gemacht<br />

habe. Für den Holzbaubetrieb aus dem Nachbarort<br />

war es dagegen selbstverständlich, dass die Gefache<br />

der 28 Zentimeter tiefen Holzständer mit Zellulose,<br />

außen zusätzlich mit einer Deckschicht aus ►<br />

Von außen besticht der<br />

hölzerne Neubau durch<br />

seine Verkleidung aus<br />

Lärchenholz. Auf der nach<br />

Südosten ausgerichteten<br />

Dachhälfte ist über die<br />

komplette Fläche eine<br />

Solaranlage integriert<br />

7


Das Erdgeschoss besteht<br />

aus einem einzigen großen<br />

Wohnraum, der zum Dach<br />

hin geöffnet ist. Lediglich ein<br />

kleines WC und die Speis<br />

sind davon separiert<br />

sechs Zentimeter dicken Holzfaserplatten und raumseitig,<br />

in der sogenannten Installationsebene, noch<br />

einmal mit sechs Zentimeter Holzfaser – also insgesamt<br />

40 Zentimetern – gedämmt wurden. Zudem sei<br />

noch eine Besonderheit angemerkt: Anstatt der sonst<br />

üblichen aussteifenden und winddichtenden Beplankung<br />

aus ökologisch nicht ganz unbedenklichen Holzwerkstoffplatten<br />

kam hier eine neu entwickelte Holzfaserplatte<br />

zum Einsatz.<br />

Außenseitig wurde das Wohngebäude mit unbehandeltem<br />

Lärchenholz verschalt. Innen kamen als<br />

Wandverkleidungen anstatt den üblichen Gipskartonplatten<br />

Dreischichtplatten aus Fichtenholz beziehungsweise<br />

Lehmputz auf Schilfrohrmatten und sägerauer<br />

Schalung zum Einsatz. Die Decke über dem talseitig<br />

aus dem steilen Hang vollkommen frei herausragenden<br />

Untergeschoss ist aus leimfreien Dübelholzelementen<br />

hergestellt, die wie alle übrigen Holzbauteile<br />

aus dem Allgäu stammen.<br />

Ein Blick hinter die wärmenden Wände<br />

Das nach Südosten abfallende Grundstück ist<br />

von unten her erschlossen, sodass der Hauszugang<br />

auch im Untergeschoss liegt. Etwas ungewöhnlich,<br />

aber aufgrund der grandiosen Aussicht auf den Hochgrat<br />

nachvollziehbar sind Schlafräume, Ankleide, Bad<br />

und Haustechnik/Hauswirtschaft auf der Eingangsebene<br />

angeordnet. Von dort erreicht man über eine<br />

geradläufige (und mit einem Treppenlift nachrüstbare)<br />

Treppe das Erdgeschoss, das aus einem einzigen<br />

großen zum Dach hin geöffneten Wohnraum besteht.<br />

Davon abgetrennt sind lediglich ein WC und die Speis.<br />

Der mit einer Holzschalung belegte Sichtdachstuhl<br />

hat eine Aufdachdämmung aus 28 Zentimetern<br />

Zellulose und zwölf Zentimetern Holzfaser, also wiederum<br />

fast einen halben Meter Dämmstoffdicke. Die<br />

U-Werte (Wärmedurchgangskoeffizienten) der Gebäudehülle<br />

belaufen sich dabei durchgängig auf den<br />

Spitzenwert von 0,11 Watt pro Quadratmeter und Kelvin<br />

(W/m²K). Bleiben als letztes die mit Leinölfirnis<br />

behandelten Lärchenholzfenster, die je nach Größe der<br />

dreifachverglasten Scheiben einen U-Wert zwischen<br />

0,65 und 0,88 W/m²K aufweisen. Bis auf Bad und WC<br />

bestehen die Böden aus nach dem Mond geschlagenen<br />

Vollholzdielen. Einzig dieses Holz stammt nicht aus<br />

dem Allgäu, sondern aus dem Berchtesgadener Land.<br />

Nun wird sich manch einer fragen, ob das nicht<br />

etwas viel Holz ist und wie man das denn pflegen<br />

kann. Die Lösung ist Seife. Dieselbe Seife haben die<br />

8


Die Innenwände wurden<br />

mit Dreischichtplatten aus<br />

Fichtenholz beziehungs -<br />

weise Lehmputz verkleidet.<br />

Der Sichtdachstuhl wurde<br />

mit einer Holzschalung<br />

belegt<br />

Die Wandstrahlheizung<br />

kann im Bedarfsfall von den<br />

Erdreichwärmetauschern –<br />

mit Hilfe der Wärmepumpe<br />

– mit Wärme versorgt<br />

werden<br />

Die Lüftungsleitungen<br />

wurden in den Bodenaufbau<br />

integriert und sind heute<br />

nicht mehr sichtbar<br />

Fotos: Michael Felkner<br />

Bauherren bereits beim Bau ihres ersten inzwischen<br />

verkauften Hauses verwendet. Damit »vergilbt« die<br />

Fichte nicht und vor allem bietet die Seife einen perfekten<br />

Schutz für die Holzböden.<br />

Eine natürliche Wohlfühlatmosphäre<br />

Neben dem zahlreich verwendeten Holz gehört<br />

auch der Lehm an den Wänden zu den Baustoffen, die<br />

das Raumklima am besten regulieren. Keine anderen<br />

Baumaterialien können innerhalb kürzester Zeit so<br />

viel Feuchtigkeit aus der Raumluft aufnehmen, speichern<br />

und nach dem Rückgang der Raumluftfeuchte<br />

(durch Lüften) wieder an die Umgebung zurückgeben<br />

wie diese. Da kann man wirklich von »atmenden<br />

Wänden« sprechen.<br />

Wobei wir gleich bei einem weiteren wichtigen<br />

Thema sind: Der Wohlfühlindex dürfte in diesen Räumen<br />

bei 100 Prozent liegen, denn es gibt keine unangenehmen<br />

oder gar unnatürlichen Gerüche in diesem<br />

Haus, sogar den Handwerkern fiel das schon während<br />

der Bauphase auf. Und trotzdem ist das Gebäude<br />

»dicht« – winddicht, um genau zu sein. Dies wurde<br />

durch einen Luftdichtigkeitstest überprüft. Erreicht<br />

wurde – bedingt durch die exzellente Planung und<br />

Ausführung – ein Wert von 0,3, gerade einmal ein<br />

Fünftel dessen, was vorgeschrieben ist.<br />

Ohne Haustechnik geht’s nicht<br />

Aufgrund des extrem niedrigen Heizenergie -<br />

bedarfs ist eine konventionelle Heizung überflüssig.<br />

Daher gibt es hier stattdessen ein Passivhaus-<br />

Kompaktgerät, das heißt, ein Lüftungsgerät mit Wärmerückgewinnung<br />

und Kleinstwärmepumpe zur<br />

Warmwassererzeugung. Das Gebäude verliert nämlich<br />

weitaus mehr Wärme durch den notwendigen<br />

Luftaustausch als durch die Gebäudehülle. Über den<br />

Wärmetauscher im Lüftungsgerät werden während<br />

der Heizperiode 80 bis 90 Prozent der Wärme aus der<br />

verbrauchten Luft recycelt. Die Lüftungsleitungen<br />

sind in den Bodenaufbau integriert. Außerhalb der<br />

Heizperiode kann das Lüftungsmodul abgeschaltet<br />

werden, denn alle Fenster können zum Lüften geöffnet<br />

werden.<br />

Knackpunkte sind der Warmwasserverbrauch<br />

und längere Perioden ohne Sonnenschein. Deswegen<br />

wurden auf dem Grundstück Erdreichwärmetauscher<br />

vergraben, die im Bedarfsfall mit Hilfe der Wärmepumpe<br />

ein paar Quadratmeter Wandstrahlheizung<br />

9


Holzbau<br />

Die große Fensterfront<br />

lässt zwar tagsüber die<br />

Sonne herein, doch nachts<br />

verliert das Haus darüber<br />

Wärme. Dank der ausgefeilten<br />

Technik müssen die<br />

Bewohner aber niemals<br />

frieren<br />

10<br />

Auch wenn es sich um<br />

ein Holzhaus handelt, ohne<br />

einen Stahlbetonboden<br />

ging es nicht<br />

Geht man um das Haus<br />

herum wird deutlich, dass<br />

es in den Hang gebaut<br />

wurde. Auch die beiden<br />

gegen den Hang gerichteten<br />

Wände sind aus<br />

Stahlbeton und sorgen so<br />

für Stabilität. Betrachtet<br />

man die Aussicht, versteht<br />

man, warum der Standort<br />

gewählt wurde<br />

mit Wärme versorgen, vor allem aber der Warmwasserbereitung<br />

dienen.<br />

Auch die Kraft der Sonne nutzen<br />

So schön es ist, wenn an eiskalten Wintertagen<br />

durch große Südverglasungen sich die Sonnenstrahlen<br />

in wohlige Wärme verwandeln: in der Nacht verliert<br />

das Haus durch ebendiese Fenster auch wieder Wärme.<br />

Oder wenn tagelang keine Sonne scheint, geht es<br />

ohne die Unterstützung der Technik auch nicht. An<br />

diesem Punkt greift das nächste Rädchen in das ausgefeilte<br />

System ein. Auf der nach Südosten ausgerichteten<br />

Dachhälfte ist über die komplette Fläche eine<br />

Photovoltaik-Anlage mit mehr als neun Kilowatt Leis -<br />

tung integriert. Diese Anlage erzeugt übers Jahr hinweg<br />

gesehen mehr Energie, als das Haus selbst verbraucht.<br />

Das Problem bei der Sonnenenergienutzung<br />

ist allerdings, dass die Sonnenstrahlen im Sommer<br />

etwa zehn Mal so viel Energie liefern wie im Winter.<br />

Deswegen benötigt das Haus für den kalten Extremfall<br />

ein ausgewogenes Speichersystem. Wärme wird in einem<br />

Wasserspeicher bevorratet und Strom in einem<br />

Batteriespeicher.<br />

Ein ökologisches Speichermedium<br />

Das größte ökologische Hindernis auf dem Weg<br />

zu einer effektiveren Energieversorgung mit dem<br />

Energieträger Strom stellt die Rohstoffgewinnung für<br />

die Herstellung und am Ende der Nutzungsdauer die<br />

Recyclingfähigkeit von Batteriespeichersystemen dar.<br />

An diesem Knackpunkt kommt nun einer der ersten<br />

Salzwasser-Batteriespeicher im Allgäu zum Einsatz.<br />

Der ist rundum ökologisch und gar nicht einmal wesentlich<br />

teurer als ein umweltschädliches auf Lithium-<br />

Ionen basiertes System. Aufgrund der hohen Nach -<br />

frage gibt es allerdings Lieferengpässe. So ist das Gebäude<br />

zwar seit Anfang Dezember bezogen und die<br />

Solar anlage längst in Betrieb, doch der Salzwasser-<br />

Batteriespeicher wir erst im Frühling geliefert – ein<br />

Jahr nach dem Baubeginn.<br />

Der Batteriespeicher erhöht den Eigennutzungsanteil<br />

beim selbst erzeugten Strom auf circa 60 Prozent.<br />

Angesichts des sommerlichen Überschusses<br />

lohnt sich dann auch die Anschaffung eines Elektroautos.<br />

Dieses und Gartengeräte finden Platz in einer<br />

in den Hang hineingegrabenen Doppelgarage. Hier<br />

kam Beton als Baustoff zum Einsatz, denn die Garage<br />

ist nicht wärmegedämmt. Die Trennwand zwischen<br />

Garage und Wohngebäude ist allerdings schon wieder<br />

in feuerhemmender und hoch wärmedämmender<br />

Holzständerbauweise ausgeführt, denn nur durch eine<br />

bestens wärmegedämmte und vor allem wärme -<br />

brückenfreie Gebäudehülle kann man den KfW-Effizienzhausstandard<br />

40 beziehungsweise im Zusammenwirken<br />

mit der Photovoltaik-Anlage sogar den<br />

Plusenergiehausstandard erreichen.


Parade der Holzbau-Meister<br />

Präsentieren Sie<br />

Ihr Holzbauprojekt<br />

kostenlos und unverbindlich in allgäuALTERNATIV<br />

Das bringen Sie mit:<br />

Die Zeitschrift allgäuALTERNATIV berichtet regelmäßig über regionale<br />

Projekte zu Energie zukunft und Klimawandel. Vor einiger Zeit ist eine<br />

neue Serie gestartet, in der wir unseren Lesern die interessantes ten<br />

Allgäuer Holzbau-Projekte vorstellen. Dabei geht es der Redaktion um<br />

modernste Bautechnik, Energiespar- Innovationen und gute Innen- und<br />

Außen gestaltung, passend für unsere Region.<br />

Die Redaktion stellt praktische Beispiele vor, die in letzter Zeit errichtet<br />

wurden. Die Serie soll unseren Lesern helfen, den richtigen Bau-Partner<br />

für ihr Projekt zu finden. Wir legen dabei großen Wert auf Niedrig-Energiestandards<br />

und pfiffige, sowie günstige Lösungen für die Bauherrn.<br />

Ihre Firma hat in letzter Zeit ein solches<br />

Bauprojekt durchgeführt?<br />

Der Bauherr hat nichts dagegen, dass sein Haus<br />

in unserer Zeitschrift vorgestellt wird?<br />

Das Projekt wurde von Ihnen dokumentiert?<br />

Rufen Sie uns von allgäuALTERNATIV an:<br />

+49 (0)83 79 / 72 80 16 oder<br />

senden Sie eine Mail an info@heimat-allgaeu.info


Holzbau<br />

Organisch statt anorganisch<br />

Wie Gebäude zur CO 2 -Senke werden<br />

Die Bevölkerung wächst und es wird immer mehr Wohnraum<br />

benötigt. Das Problem ist allerdings, dass die Produktion<br />

anorganischer Baumaterialien wie Zement und Stahl sehr<br />

rohstoff- und energieintensiv ist sowie eine Hauptquelle von<br />

Treibhausgasen darstellt. Der natürliche Baustoff Holz hingegen<br />

produziert nicht, sondern absorbiert Kohlenstoffdioxid.<br />

Eine Materialrevolution, die im Städtebau Zement<br />

und Stahl durch Holz ersetzt, kann doppelten<br />

Nutzen für die Klimastabilisierung<br />

haben. Das zeigt jetzt die Studie eines internationalen<br />

Teams von Wissenschaftlern. Erstens kann sie Treibhausgasemissionen<br />

aus der Zement- und Stahlproduktion<br />

vermeiden. Zweitens kann sie Gebäude in eine<br />

Kohlenstoffsenke verwandeln, da im Bauholz das von<br />

den Bäumen zuvor aus der Luft aufgenommene und<br />

in ihren Stämmen eingelagerte Kohlenstoffdioxid<br />

(CO 2 ) gespeichert wird. Obwohl die erforderliche<br />

Menge an Holz theoretisch verfügbar ist, würde eine<br />

solche Ausweitung eine sehr sorgfältige nachhaltige<br />

Waldbewirtschaftung erfordern, betonen die Autoren.<br />

»Verstädterung und Bevölkerungswachstum<br />

werden eine enorme Nachfrage nach dem Bau neuer<br />

Gebäude für Wohnen und Gewerbe schaffen – daher<br />

wird die Produktion von Zement und Stahl eine<br />

Hauptquelle von Treibhausgasen bleiben, wenn wir<br />

nicht handeln«, sagt die Hauptautorin der Studie, Galina<br />

Churkina, die sowohl der Yale School of Forestry<br />

and Environmental Studies in den USA als auch dem<br />

Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung in<br />

Deutschland (PIK) angehört. »Diese Risiken für das<br />

globale Klimasystem können aber in ein wirksames<br />

Mittel zur Eindämmung des Klimawandels verwandelt<br />

werden, wenn wir den Einsatz von technisch verarbeitetem<br />

Holz – engineered wood – im weltweiten Bausektor<br />

stark steigern. Unsere Analyse zeigt, dass dieses<br />

Potenzial unter zwei Bedingungen realisiert werden<br />

kann. Erstens: Die geernteten Wälder werden nachhaltig<br />

bewirtschaftet. Zweitens: Das Holz aus dem Abriss<br />

von Gebäuden wird weiterverwendet.«<br />

Klimastabilisierung durch Holznutzung<br />

Vier Szenarien wurden von den Wissenschaftlern<br />

für die nächsten dreißig Jahre berechnet. Geht man<br />

12


Fotos: Pixabay, Dominik Ultes, Frédéric Delangle/BFV Architekten<br />

Die Nachfrage nach Wohnund<br />

Gewerbebauten wird<br />

weiter steigen. Dass diese<br />

auch aus Holz gebaut<br />

werden können, zeigt ein<br />

Geschäftshaus (oben) in<br />

Frankreich mit einer<br />

Größe von fast 30.000<br />

Quadratmetern<br />

Zement und Stahl, die für<br />

den konventionellen Bau<br />

unverzichtbar sind,<br />

verursachen bei ihrer<br />

Produktion viele<br />

Treibhausgasemissionen<br />

von einem »business as usual« aus, werden bis 2050<br />

nur 0,5 Prozent der Neubauten mit Holz gebaut. Dieser<br />

Anteil könnte auf zehn Prozent oder 50 Prozent<br />

steigen, wenn die Massen-Holzproduktion entsprechend<br />

zunimmt. Wenn auch Länder mit einer derzeit<br />

geringen Industrialisierung den Übergang schaffen,<br />

sind sogar 90 Prozent Holz im Bau denkbar, erklären<br />

die Wissenschaftler. Dies könnte dazu führen, dass<br />

zwischen zehn Millionen Tonnen Kohlenstoff pro Jahr<br />

im niedrigsten Szenario und fast 700 Millionen Tonnen<br />

im höchsten Szenario gespeichert werden. Darüber<br />

hinaus reduziert der Bau von Holzgebäuden die<br />

kumulierten Emissionen von Treibhausgasen aus der<br />

Stahl- und Zementherstellung auf Dauer um mindes -<br />

tens die Hälfte. Dies mag im Vergleich zu der derzeitigen<br />

Menge von etwa 11.000 Millionen Tonnen globaler<br />

Kohlenstoff-Emissionen pro Jahr nicht sehr viel<br />

erscheinen (wegen der besseren Vergleichbarkeit sind<br />

diese Angaben hier in Kohlenstoff, nicht in CO 2 ).<br />

Doch das Umstellen auf Holz würde einen Unterschied<br />

für das Erreichen der Klimastabilisierungsziele<br />

des Pariser Abkommens machen.<br />

Unter der Annahme, dass weiterhin mit Beton<br />

und Stahl gebaut wird und die Bodenfläche pro Person<br />

nach dem bisherigen Trend weiter zunimmt, könnten<br />

bis 2050 die kumulierten Emissionen aus mineralischen<br />

Baustoffen bis zu einem Fünftel des CO 2 -Emissionsbudgets<br />

erreichen. Das ist ein Budget, das nicht<br />

überschritten werden sollte, wenn wir die Erwärmung<br />

auf deutlich unter zwei Grad Celsius halten wollen,<br />

wie es die Regierungen im Pariser Abkommen versprochen<br />

haben.<br />

Gebäude als Lösung?<br />

Wichtig ist, dass alle Länder der Welt CO 2 -Senken<br />

benötigen, um bis Mitte des Jahrhunderts den<br />

Ausstoß von Treibhausgasen auf netto Null zu ►<br />

13


Holzbau<br />

14<br />

Wenn mehr mit Bauholz<br />

gearbeitet werden soll, darf<br />

der Schutz der Wälder<br />

nicht vernachlässigt werden<br />

senken. Nur mit diesen können sie die verbleibenden,<br />

schwer vermeidbaren Emissionen ausgleichen, insbesondere<br />

die aus der Landwirtschaft.<br />

Gebäude könnten eine solche Senke sein – wenn<br />

sie aus Holz gebaut werden. Ein fünfstöckiges Wohngebäude<br />

aus Brettschichtholz kann bis zu 180 Kilogramm<br />

Kohlenstoff pro Quadratmeter speichern, das<br />

ist dreimal mehr als in der oberirdischen Biomasse natürlicher<br />

Wälder mit hoher Kohlenstoffdichte. Dennoch<br />

würde selbst im 90-Prozent-Holz-Szenario der<br />

in Holzstädten über dreißig Jahre hinweg angesammelte<br />

Kohlenstoff weniger als ein Zehntel der Gesamtmenge<br />

des oberirdisch in Wäldern weltweit gespeicherten<br />

Kohlenstoffs betragen.<br />

Ungenutztes Potenzial nutzen<br />

»Wenn der Einsatz von Bauholz stark gesteigert<br />

werden soll, ist der Schutz der Wälder vor nicht nachhaltiger<br />

Abholzung und einer Vielzahl anderer Bedrohungen<br />

entscheidend wichtig«, betont Co-Autor<br />

Chris topher Reyer vom PIK. »Unsere Vision für eine<br />

nachhaltige Bewirtschaftung und Regulierung könnte<br />

aber die Situation der Wälder weltweit tatsächlich sogar<br />

verbessern, da diesen dann ein höherer Wert zugemessen<br />

wird«, betont Reyer.<br />

Die Wissenschaftler fassen mehrere Belegketten<br />

zusammen, von der offiziellen Statistik zu Holzernten<br />

bis hin zu komplexen Simulationsmodellen, und ermitteln<br />

auf dieser Grundlage, dass theoretisch die derzeit<br />

ungenutzten Potenziale der weltweiten Holzernte<br />

den Bedarf des Zehn-Prozent-Holz-Szenarios decken<br />

würden. Es könnte sogar den Bedarf des 50- und 90-<br />

Prozent-Holz-Szenarios decken, wenn die Bodenfläche<br />

pro Person in Gebäuden weltweit nicht steigen,<br />

sondern auf dem aktuellen Durchschnitt bleiben würde.<br />

»Es gibt hier eine ziemlich große Unsicherheit sowie<br />

einen starken Bedarf an politischen Maßnahmen<br />

zur Aufwertung der Wälder und ihrer Produkte, aber<br />

grundsätzlich sieht es vielversprechend aus«, sagt Rey-


Eine revolutionäre<br />

Rückbesinnung? Über<br />

Jahrhunderte hinweg<br />

bauten die Menschen<br />

ihre Häuser aus dem<br />

nachwachsenden Rohstoff<br />

Die Hälfte der Rundhölzer<br />

wird heutzutage verbrannt,<br />

dabei könnten sie auch<br />

als Baumaterial<br />

verwendet werden<br />

er. »Zusätzlich wären Plantagen erforderlich, um den<br />

Bedarf zu decken, einschließlich des Anbaus von<br />

schnell wachsendem Bambus durch Kleingrundbesitzer<br />

in tropischen und subtropischen Regionen.«<br />

Wenn zudem das Verwenden von Rundhölzern<br />

als Brennstoff verringert würde – derzeit wird etwa die<br />

Hälfte der Rundhölzer verbrannt, was ebenfalls zu<br />

Emissionen führt –, könnte mehr davon für das Bauen<br />

mit verarbeiteten Holzwerkstoffen zur Verfügung stehen.<br />

Darüber hinaus kann die Wiederverwendung<br />

von Holz nach dem Abriss von Gebäuden die Menge<br />

an verfügbarem Holz erweitern.<br />

Die Technologie der Bäume<br />

Holz als Baumaterial weist eine Reihe interessanter<br />

Merkmale auf, die in der Analyse beschrieben werden.<br />

Zum Beispiel sind große Bauhölzer bei richtiger<br />

Verwendung vergleichsweise feuerbeständig – ihr innerer<br />

Kern wird beim Verbrennen durch das Ver -<br />

kohlen ihrer äußeren Schicht geschützt, sodass es für<br />

einen Brand schwer ist, die tragende Konstruktion zu<br />

zerstören. Dies steht im Gegensatz zu der weit verbreiteten<br />

Annahme der Feuergefährlichkeit von Holz -<br />

gebäuden. Viele nationale Bauvorschriften erkennen<br />

diese Eigenschaften bereits an. »Bäume bieten uns eine<br />

Technologie von beispielloser Perfektion«, sagt Hans<br />

Joachim Schellnhuber, Co-Autor der Studie und emeritierter<br />

Direktor des PIK. »Sie entziehen unserer<br />

Atmosphäre CO 2 und wandeln es in Sauerstoff zum<br />

Atmen und in Kohlenstoff im Baumstamm um, den<br />

wir nutzen können. Ich kann mir keine sicherere Art<br />

der Kohlenstoffspeicherung vorstellen. Die Menschheit<br />

hat Holz für viele Jahrhunderte für Bauwerke genutzt,<br />

doch jetzt geht es angesichts der Herausforderung<br />

der Klimastabilisierung um eine völlig neue Größenordnung.<br />

Wenn wir das Holz zu modernen Baumaterialien<br />

verarbeiten und die Ernte und das Bauen<br />

klug managen, können wir Menschen uns ein sicheres<br />

Zuhause auf der Erde bauen.«<br />

15


Bauen<br />

16


Es grünt so grün …<br />

Die Natur aufs Dach bringen<br />

Auch wenn man sie auf den ersten Blick oft nicht sieht, haben sich Dachbegrünungen<br />

in den vergangenen Jahrzehnten etabliert. Mittlerweile findet man die grünen Oasen<br />

in luftiger Höhe auf Industrie- und Wohngebäuden, aber auch Garagen, Carports<br />

sowie Wände können bepflanzt werden. Das sieht nicht nur gut aus, sondern liefert<br />

auch viele ökologische Vorteile.<br />

17


Bauen<br />

Von grau zu grün« ist das Motto von Haas<br />

Gala bau aus Wangen im Allgäu, wenn es um<br />

das Thema Dachbegrünung geht. Das Unternehmen,<br />

das 1980 von Helmut Haas gegründet wurde,<br />

widmet sich nicht nur dem Garten-, Landschafts- und<br />

Sportanlagenbau, sondern auch der Bauwerksbegrünung<br />

– insbesondere dem Bepflanzen von Dächern.<br />

»Bei der Dachbegrünung unterscheidet man extensiv<br />

und intensiv. Bei extensiv hat man einen sehr<br />

dünnen Aufbau und die Bepflanzung soll sich selbst erhalten,<br />

ohne dass man dreimal am Tag wässern muss«,<br />

erklärt Patrick Behnert, Bereichsleiter für Bauwerksbegrünung<br />

bei Haas Galabau. Doch er schiebt direkt hinterher,<br />

dass Pflege natürlich dennoch sein muss, wenn<br />

auch nur ein oder zweimal im Jahr. Da sollte dann alles,<br />

was nicht aufs begrünte Dach gehört, entfernt werden<br />

– dazu zählt beispielsweise Gehölzaufwuchs von Kiefern<br />

oder Birken. Doch bis es soweit ist, muss aus dem öden<br />

grauen Flachdach erst eine begrünte Fläche werden.<br />

Schicht für Schicht<br />

Das gestaltet sich gar nicht mal so aufwendig, wie<br />

manch einer denken mag. Nachdem der Dachdecker<br />

das Dach mit einer Abdichtung, beispielsweise aus Bitumen,<br />

versehen hat, können die Gartenbauer loslegen.<br />

Sie verlegen zunächst ein Schutzvlies, das – wie<br />

der Name es schon verrät – die Abdichtung schützt.<br />

Auf eben jenes kommt eine Drainagematte, die dafür<br />

sorgt, dass das Wasser später auch ablaufen kann und<br />

nicht stehen bleibt, erklärt der Profi für Bauwerksbegrünung.<br />

»Die hat oberseitig noch einen Wasserrückhalt<br />

und da drauf kommt ein Filtervlies, das die Feinteile<br />

oben hält, damit die nicht in die Abläufe gelangen.<br />

Und darauf kommt dann die Substratschicht«, ergänzt<br />

der Bereichsleiter.<br />

Bei dem Substrat handelt es sich um eine speziell<br />

für Dachbegrünungen zusammengestellte Pflanzenerde,<br />

die in einer etwa acht Zentimeter dicken Schicht<br />

aufgetragen wird. Zusammen mit den anderen Schichten<br />

misst der Aufbau gerade einmal um die zwölf Zentimeter.<br />

Ist das geschafft, müssen nur noch die Pflanzensamen<br />

ausgebracht werden. Dann heißt es leider<br />

warten, bis das Dach in Grün erstrahlt, doch es lohnt<br />

sich: In nur einem Jahr sind 60 bis 80 Prozent des Daches<br />

von Pflanzen bedeckt.<br />

Ein natürlicher Schutz<br />

Und daran kann sich der Kunde dann jahrzehntelang<br />

erfreuen, denn erst nach 30 oder gar 40 Jahren<br />

stehen Sanierungen an, so Patrick Behnert. Im glei-<br />

Die extensive Dach be -<br />

grünung eignet sich nicht<br />

nur für Flachdächer. Bis zu<br />

einem gewissen Grad<br />

können auch Schrägdächer<br />

begrünt werden


chen Atemzug ergänzt er, dass nicht etwa die Pflanzen<br />

ausgetauscht werden müssen: »Die würden im Prinzip<br />

ewig halten, aber die Abdichtung muss alle paar Jahrzehnte<br />

ausgetauscht werden.«<br />

Das müssen sie jedoch auch bei einem konventionellen<br />

Dach und da meist sogar früher, denn dank der<br />

Begrünung ist die Abdichtung besser vor UV-Strahlung,<br />

aber auch Hitze und Kälte geschützt. »Wenn man<br />

nur eine Bitumenbahn als Abdichtung hat und da im<br />

Sommer die Sonne raufscheint, dann herrscht eine<br />

thermische Belastung von 80 Grad Celsius auf dem<br />

Dach. Mit einer Dachbegrünung hingegen sind es nur<br />

etwa 20 Grad Celsius«, erklärt der Bereichsleiter und<br />

spricht – neben der Optik – den ersten Vorteil an.<br />

Einfach, aber effektiv<br />

Dachbegrünungen haben noch weitere positive<br />

Effekte, die eigentlich auf der Hand liegen, wenn man<br />

genauer nachdenkt. So haben sie zum einen eine natürliche<br />

Dämmwirkung, die am besten ist, wenn die<br />

Begrünung feucht ist, so der Fachmann aus Wangen.<br />

Zudem hat ein feuchter Aufbau auch eine Kühlwirkung,<br />

wenn das darin enthaltene Wasser verdunstet.<br />

Dies ist gerade in Städten von Vorteil, die sich im<br />

Sommer erwiesenermaßen sehr stark aufheizen kön-<br />

nen und am Boden zunehmend grüne Flächen durch<br />

Bebauung verlieren.<br />

Damit ist auch der nächste Vorteil von Bauwerksbegrünungen<br />

angesprochen: Die Flächenversiegelung,<br />

sei es in der Stadt oder auf dem Land, führt zum Verlust<br />

von Lebensräumen von Pflanzen und Tieren. Mit<br />

Dachbegrünungen kann man dem entgegenwirken<br />

und beispielsweise Insekten ein schönes Plätzchen in<br />

luftigen Höhen schaffen. Damit sie und andere Lebewesen<br />

sich so richtig wohlfühlen, können auf dem extensiv<br />

begrünten Dach Kräuter angepflanzt, Totholz<br />

hingelegt und Sandlinsen geschaffen werden, erklärt<br />

Patrick Behnert.<br />

Ein weiterer ökologischer Vorteil ist der Wasserrückhalt<br />

von begrünten Dächern. Langanhaltende und<br />

starke Regengüsse, die oft stadt- wie landwärts zu Überschwemmungen<br />

führen, können mit Hilfe grüner Dachflächen<br />

abgeschwächt werden. So hat man bei einer extensiven<br />

Begrünung etwa 50 Prozent Rückhalt, was bedeutet,<br />

dass die Hälfte des Regens oben auf dem Dach<br />

bleibt und nicht in den Kanal schießt. Weiterer positiver<br />

Nebeneffekt: Manchen Kommunen bieten eine Abwassersplittung<br />

an – dann zahlt man für das grüne Dach weniger<br />

Abwassergebühr. Zudem kann bei Wegfallen des<br />

Kanalanschlusses auf Grund der Rückhaltung des Regenwassers<br />

eine Befreiung der Gebühren erfolgen.<br />

►<br />

links oben: Vor allem in<br />

Städten dienen begrünte<br />

Dächer den Tieren als<br />

Lebensraum<br />

oben: Auf extensiv<br />

begrünten Dächern können<br />

zusätzlich Solaranlagen<br />

installiert werden<br />

links: Carports und Garagen<br />

eignen sich ebenfalls gut für<br />

eine Dachbegrünung<br />

19


Bauen<br />

Fassaden können entweder<br />

mit Kletterpflanzen und<br />

Rankhilfen begrünt werden<br />

...<br />

... oder aber mit Konsolen,<br />

die fest an die Wand<br />

geschraubt und mit<br />

Pflanzen befüllt werden<br />

Den Garten nach oben bringen<br />

All diese Vorteile bietet auch die anfangs angesprochene<br />

intensive Dachbegrünung, die für Gartenparadiese<br />

hoch über dem Boden steht. Der Aufbau ist<br />

vom Prinzip her der gleiche wie bei der extensiven –<br />

Dachabdeckung, Schutzvlies, Drainagematte, Filtervlies,<br />

Substrat. Doch die Höhe des Aufbaus ist deutlich<br />

größer. »Wenn man nur mit Stauden arbeiten will,<br />

dann reichen 30 Zentimeter, bei Rasen auch. Wenn<br />

man aber Bäume oder Sträucher pflanzen will, dann<br />

braucht es schon eher einen halben bis einen Meter«,<br />

so Patrick Behnert.<br />

Und so groß wie hier die Spannweite ist, so groß<br />

ist sie auch, was die Möglichkeiten der intensiven<br />

Dachbegrünung betrifft. Ob Urban Gardening oder<br />

gleich ein richtiger Garten mit Wegen, Blumen und<br />

Terrasse, vielleicht sogar mit Schwimmteich oder Pool.<br />

Im Prinzip kann alles, was unten gemacht wird auch<br />

oben gemacht werden – einzig die Statik muss mitspielen.<br />

Denn die Last auf dem Dach kann bei der intensiven<br />

Begrünung gerne mal eine halbe Tonne oder<br />

mehr pro Quadratmeter betragen. Zum Vergleich: Bei<br />

der extensiven sind es 120 Kilogramm pro Quadratmeter<br />

und weniger. Darüber hinaus ist natürlich auch<br />

der Zeitaufwand größer – sei es für den Bau oder für<br />

die Pflege. Aber dafür hat man dann auch ein kleines<br />

grünes Reich, zu dem die anderen neidvoll hinaufschauen<br />

werden und das die eigene Lebensqualität<br />

20


oder die der Mitarbeiter – wenn es sich um ein begrüntes<br />

Unternehmensgebäude handelt – steigert.<br />

Steil, steiler, 90 Grad<br />

Doch man kann nicht nur Dächer begrünen,<br />

sondern auch ganze Fassaden und die übersieht garantiert<br />

niemand. Dabei unterscheidet man zwei<br />

Bauweisen: Die erste ist, dass man Kletterpflanzen im<br />

Boden vor der Wand einpflanzt und diese mit Rankhilfen<br />

beispielsweise Gittern an der Fassade entlang<br />

wachsen. Das Endergebnis erinnert so manchen an<br />

von Efeu bewachsene Wände an alten Häusern, auch<br />

wenn der Spezialist für Bauwerksbegrünung davon<br />

abrät, Efeu zu verwenden, da dieser sich gerne in Ritzen<br />

breitmacht.<br />

Die zweite Variante ist die wandgebundene Fassadenbegrünung.<br />

Dahinter verbergen sich Konsolen,<br />

die fest an die Wand geschraubt werden. In diesen befindet<br />

sich je nach Hersteller ein Vlies, ein Substrat<br />

oder auch Steinwolle. Egal, welches Material gewählt<br />

wurde, am Ende wurzelt sich die Pflanzen in eben jenem<br />

fest und wächst und gedeiht im 90 Grad Winkel.<br />

Das geht allerdings nur mit robusten Pflanzen, denn<br />

die Fassade ist ein extremer Standort mit einer hohen<br />

Sonneneinstrahlung. Ein automatisches Bewässerungssystem<br />

mit Tropfschläuchen auf verschiedenen<br />

Ebenen, das die Pflanzen rund um die Uhr mit Wasser<br />

und bei Bedarf mit Dünger versorgt, gewährleistet,<br />

dass die ausgewählten Pflanzen diesen extremen Bedingungen<br />

trotzen können.<br />

»Was bei uns in Mitteleuropa allerdings ein kleines<br />

Problem ist, ist der Winter«, räumt Patrick Behnert<br />

ein. Denn wenn lange Minusgrade herrschen,<br />

muss die Bewässerungsanlage ausgeschaltet werden,<br />

und dann kann es sein, dass das viele Pflanzen nicht<br />

überleben. Man kann sie allerdings recht leicht ersetzen<br />

– der Austausch ist vergleichbar mit dem Umtopfen<br />

von Blumen.<br />

Wofür man sich auch entscheidet – Dach oder<br />

Fassade – am Ende wertet man das Gebäude nicht nur<br />

optisch auf, sondern tut aktiv etwas für den Klimaschutz<br />

und trägt dazu bei, dass die Welt wieder ein<br />

bisschen grüner wird.<br />

(cs)<br />

Fotos: Optigrün international, Vertiko GmbH, Photo by Zac Wolff on Unsplash<br />

Der Bosco Verticale in Mailand ist ein schönes Beispiel für ein begrüntes Wohnhaus – hier<br />

ist aber nicht die Fassade an sich begrünt, sondern jeder einzelne Balkon<br />

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21


E-Mobilität<br />

Der elektrische Kasten -<br />

wagen überzeugt vor<br />

allem im Stadtverkehr –<br />

im urbanen Raum kann er<br />

auch an vielen Lade -<br />

stationen getankt werden<br />

Ein Auto für alle Fälle<br />

ABT setzt den Caddy unter Strom<br />

Der Oberallgäuer Fahrzeugveredler mit Sitz in Kempten beschäftigt<br />

sich seit mehr als einem Jahrzehnt mit der Entwicklung von elektrischen<br />

Fahrzeugen und das sehr erfolgreich. Vor zwei Jahren ging das Allgäuer<br />

Unternehmen eine Kooperation mit VW Nutzfahrzeuge ein. Neuestes<br />

Kind dieser glücklichen Ehe ist der neue ABT e-Caddy.<br />

Nicht zu groß, nicht zu klein und elektrisch<br />

soll er sein: Diesen Wunsch erfüllt der<br />

strombetriebene Kastenwagen. Der umweltbewusste<br />

Allrounder ist vielseitig einsetzbar – sei<br />

es als Familienkutsche, Liefer- oder Baustellenfahrzeug,<br />

innerorts oder auf Schnellstraßen. Den Umbau<br />

des beliebten Nutzfahrzeuges zum elektrischen Alles -<br />

könner übernimmt die ABT e-Line.<br />

Das Allgäuer Unternehmen bringt in den zugelieferten<br />

Grundfahrzeugen den Elektromotor, die<br />

Elektronik und die Unterflurbatterie so an, dass der<br />

Innenraum weiterhin flexibel genutzt werden kann:<br />

So verfügt auch der elektrifizierte Caddy als Kastenwagen<br />

über bis zu 4,2 Kubikmeter Laderaumvolumen.<br />

Allerhand Platz also, den man nach Lust und<br />

Laune füllen kann. Der drehmomentstarke Elektromotor<br />

mit 200 Newtonmetern (Nm) und 83 Kilowatt<br />

(kW) Leistung sorgt dafür, dass sich der umweltfreundliche<br />

Kastenwagen – der auch als Kombi oder<br />

Pkw-Version in der Trendline-Ausstattung erhältlich<br />

ist – zügig vom Fleck bewegt.<br />

Im soliden Mittelfeld<br />

Doch auch wenn ABT für die Elektroumrüstung<br />

zuständig war, sollte man nicht damit rechnen, dass<br />

man mit dem e-Caddy alle abhängen kann: Das Fahrzeug<br />

ist auf eine Höchstgeschwindigkeit von 90 Kilometern<br />

pro Stunde (km/h) ausgelegt, optional bis zu<br />

120 km/h. Ein Sprinter ist er also nicht, aber für den<br />

Stadtverkehr oder Überlandfahrten reicht die Geschwindigkeit<br />

allemal.<br />

Bei der Batteriekapazität von 37,3 Kilowattstunden<br />

und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 90<br />

km/h absolviert der Stromer maximal 159 Kilometer,<br />

im Stadtverkehr bis zu 167. Sind diese geschafft, muss<br />

er an die Steckdose. Mit Wechselstrom an einer 7,2-<br />

kW-Wallbox dauert es rund fünf Stunden bis die Ak-<br />

22


Anzeigen<br />

Das Wichtigste auf einen Blick<br />

Reichweite:<br />

max. 159 km bei 90 km/h<br />

Batteriekapazität: 37,3 kWh<br />

Ladezeit: AC max. 7,2 kW – 5h bis 100 %<br />

CCS max. 50 kW – 50 min bis 80 %<br />

Motorleistung: max. 83 kW<br />

Drehmoment:<br />

max. 200 Nm<br />

Höchstgeschwindigkeit: max. 90 km/h (optional 120 km/h)<br />

Nutzlast:<br />

635 Kg<br />

Laderaumvolumen: max. 4,2 m³<br />

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Fotos: ABT e-Line GmbH<br />

Oben: Erst ein genauerer Blick auf den Kühlergrill verrät,<br />

wer das Auto elektrifiziert hat. Ansonsten sieht er aus<br />

wie ein »normaler« Caddy<br />

Unten: Ein modifiziertes Kombiinstrument zeigt an,<br />

wenn durch Bremsen die Batterie aufgeladen wird und<br />

wann besonders energiesparend gefahren wird<br />

kus wieder vollständig aufgeladen sind, an einer<br />

Schnellladestation (CCS) mit 50 kW benötigt man 50<br />

Minuten Zeit für eine 80-Prozent-Ladung.<br />

Zu kaufen gibt es den elektrischen Allrounder allerdings<br />

nicht – er wird ausschließlich als Leasingfahrzeug<br />

angeboten und startet bei 293 Euro netto als Kas -<br />

tenwagen (inklusive Volkswagen Umweltbonus von<br />

3000 Euro und Sonderzahlung von 3000 Euro). Kalkulationsbasis<br />

für die Leasingrate ist ein Gesamtpreis,<br />

der bei 29.900 Euro startet.<br />

(cs)<br />

23


E-Mobilität<br />

Dank seiner kompakten<br />

Maße eignet sich der Honda e<br />

hervorragend für die Stadt<br />

und das Umland – genau dafür<br />

wurde er auch konzipiert<br />

Fotos: Honda<br />

Die Zukunft im Retrogewand<br />

Der erste Stromer von Honda<br />

Der japanische Automobilhersteller verfolgt ein ambitioniertes Ziel:<br />

Bis 2022 sollen alle Honda Volumenmodelle über einen Elektroantrieb<br />

verfügen. Den ersten Schritt in diese Richtung macht das Unternehmen aus<br />

Fernost mit dem Honda e, einem kompakten vollelektrischen Kleinwagen,<br />

der ab diesem Frühjahr über die Straßen stromert.<br />

Die Armaturentafel mit fünf<br />

bündig eingefassten Flachbild -<br />

schirmen spannt sich über die<br />

gesamte Fahrzeugbreite. Die<br />

Bildschirme des Kamera -<br />

systems, das die Außenspiegel<br />

ersetzt, finden sich an beiden<br />

Enden des Armaturenbretts<br />

Auf den ersten Blick versetzt einen der Honda e<br />

in die Vergangenheit und das vollkommen bewusst,<br />

denn das Design orientiert sich an<br />

Hondas Kult-Kleinwagen N360, manche erinnert es<br />

auch an den 1972er-Civic. Doch bei näherer Betrachtung<br />

zeigt sich – bei allem Retrocharme – das der erste<br />

Stromer aus dem Hause Honda vor Hightech nur so<br />

strotzt und der Kleine, zumindest hinsichtlich der technischen<br />

Ausstattung, mit den Großen mithalten kann.<br />

Optische Raffinessen<br />

So sind beispielsweise die Türgriffe bündig in die<br />

Türen integriert und fahren aus den Fahrzeugseiten<br />

heraus, wenn sich der Fahrer mit dem Schlüssel nähert<br />

oder über die My Honda+ App den digitalen Schlüssel<br />

aktiviert. Auch die hinteren Türgriffe, die in die C-Säule<br />

integriert sind, schließen bündig mit der äußeren<br />

Oberfläche ab.<br />

So versteckt die Türgriffe konzipiert wurden, so<br />

markant ist der Ladeanschluss. Dieser befindet sich<br />

nicht etwa in im Stoßfänger oder an der Seite, sondern<br />

zentral in der Fronthaube und wird durch<br />

schwarzes Sicherheitsglas noch betont. Die Positionierung<br />

mag zuerst befremdlich wirken, macht aber<br />

durchaus Sinn, denn so ist der Anschluss von beiden<br />

Fahrzeugseiten aus gut zu erreichen. Entriegeln lässt<br />

er sich, genau wie die Türgriffe, mit dem Fahrzeug-


Das serienmäßige Kamera system anstelle<br />

von Außen spiegeln bietet mehrere Sicherheits -<br />

vorteile. So kann der Fahrer zwischen Normal -<br />

ansicht und Weitwinkelansicht wählen und<br />

damit das Sichtfeld erweitern<br />

Markant in der Fronthaube – unter<br />

Sicherheitsglas – befindet sich der<br />

Ladeanschluss. Die LED-Beleuchtung<br />

begrüßt den Fahrer nicht nur, wenn er sich<br />

nähert, sie leuchtet auch beim Laden blau<br />

schlüssel oder über die My Honda+ App. Zudem<br />

wird der Ladeanschluss mit LEDs beleuchtet, die unter<br />

der transparenten Abdeckung gut sichtbar sind<br />

und auch den Ladestatus des elektrischen Flitzers anzeigen.<br />

Monitore statt Spiegel<br />

Was aber am meisten ins Auge sticht, ist das Fehlen<br />

von Außenspiegeln. Doch niemand muss Angst haben,<br />

dass er im Honda e beim Spurwechsel nichts sieht.<br />

Die Aufgabe der Außenspiegel übernehmen kleinformatige<br />

Kameras, die ihre hochauflösenden Bilder in<br />

Echtzeit auf zwei 6-Zoll-Monitore im Fahrzeuginneren<br />

übertragen. Diese sind an den Seiten des Armaturenbretts<br />

positioniert und ermöglichen dem Fahrer einen<br />

natürlichen Blickwinkel. Zudem passen sich die Helligkeitsstufen<br />

der Innenmonitore automatisch an die<br />

aktuellen Lichtbedingungen an – so ist eine gute Sicht<br />

ohne Reflexionen auch bei schlechtem Wetter oder<br />

schwachen Lichtverhältnissen gewährleistet.<br />

Zwischen diesen beiden Monitoren befinden sich<br />

noch drei weitere und lassen das Innere des Honda e<br />

äußerst futuristisch wirken. So nehmen zwei 12,3-<br />

Zoll-LCD-Touchscreens den größten Bereich des Armaturenbretts<br />

ein. Über diese beiden Infotainment-<br />

Bildschirme lassen sich verschiedene Apps und Diens -<br />

te nutzen.<br />

Doch der wichtigere Bildschirm, neben den beiden<br />

außen, ist die 8,8 Zoll große TFT-Instrumentenanzeige.<br />

Direkt vor dem Fahrer positioniert, liefert sie<br />

alle wichtigen Fahrzeuginformationen wie etwa zum<br />

Fahrmodus – man kann wählen zwischen Normal und<br />

Sport –, Details zu den Sicherheitssystemen sowie zur<br />

Energie und dem Ladestatus.<br />

Das Herz des Stromes<br />

Gerade die letzten beiden Punkte sind für den<br />

Fahrer des elektrischen Flitzers bedeutend: er will<br />

schließlich nicht stehen bleiben. Dies würde ihm allerdings<br />

erst nach bis zu 222 Kilometern passieren,<br />

denn soweit kommt der Honda e mit einer Ladung.<br />

Da muss man ehrlicherweise sagen, dass andere elektrische<br />

Kleinwagen der Konkurrenz mehr Puste haben.<br />

Dafür überzeugt der leistungsstarke Elektromotor<br />

mit seinen Eckdaten: In der Basisversion entwickelt<br />

der Motor 136 PS (100 Kilowatt) und 315 Newtonmeter<br />

Drehmoment und beschleunigt den kleinen Elektroflitzer<br />

so in neun Sekunden auf 100 Stundenkilometer.<br />

In der Advance-Variante geht es sogar noch<br />

schneller, denn dort sorgen das gleiche Drehmoment<br />

und 154 PS (113 Kilowatt dafür), dass der Honda e in<br />

8,3 Sekunden von null auf hundert ist.<br />

Aber wie bereits erwähnt: Nach etwas über 200<br />

Kilometern ist Schluss mit lustig und der Stromer<br />

muss an die Steckdose. Der kompakte und leichte Lithium-Ionen-Akku<br />

mit einer Kapazität von 35,5 Kilowattstunden<br />

lässt sich per Schnellladefunktion in<br />

nur einer halben Stunde auf 80 Prozent aufladen. Alternativ<br />

kann die Batterie auch mit einem Typ-2-AC-<br />

Anschluss aufgeladen werden. Bei 7,4 Kilowatt Ladeleistung<br />

dauert das vollständige Laden allerdings ein<br />

bisschen mehr als 4 Stunden. Das sind durchaus solide<br />

und alltagstaugliche Zahlen, vor allem im urbanen<br />

Umfeld.<br />

Nicht ganz so alltagstauglich ist allerdings der<br />

Preis, den der japanische Autobauer aufruft, denn die<br />

Basisversion kostet ohne E-Auto-Förderung stolze<br />

33.850 Euro. Die Advance-Variante ist sogar noch einmal<br />

3000 Euro teurer.<br />

(cs)<br />

Das Wichtigste<br />

auf einen Blick<br />

Reichweite: max. 222 km<br />

Batteriekapazität: 35,5 kWh<br />

Ladezeit: AC 7,4 kW – 4,1 h bis<br />

100 %<br />

CCS 100 kW – 30<br />

min bis 80 %<br />

Motorleistung: max. 100 kW<br />

Drehmoment: max. 315 Nm<br />

Höchstgeschwindigkeit: max.<br />

145 km/h<br />

Nutzlast: 341 kg<br />

Länge: 3895 mm<br />

Breite: 1750 mm<br />

25


E-Mobilität<br />

Batterien im Faktencheck<br />

Was noch getan werden muss<br />

Welche Umweltbilanz haben E-Autos? Wie entwickeln sich Reichweite, Wirtschaftlichkeit<br />

und Ladeinfrastruktur langfristig? Führt die E-Mobilität zu Arbeitsplatzverlusten?<br />

Diesen und anderen Fragen entlang der Batterie-Wertschöpfungskette<br />

geht das Fraunhofer ISI in einem Policy Brief nach. Zentrale Aussage: Einer breiten<br />

Marktdiffusion von Elektroautos bis 2030 steht nichts im Wege, jedoch sind noch<br />

zahlreiche Herausforderungen anzugehen.<br />

Die technologische Reife von Batterien für E-<br />

Pkw und deren Sinnhaftigkeit wird von Kritikern<br />

auch heute noch in Frage gestellt,<br />

obwohl die Elektromobilität längst voranschreitet. Seit<br />

Anfang <strong>2020</strong> befinden sich weltweit über 7,5 Millionen<br />

E-Pkw auf den Straßen und ihr Anteil an den globalen<br />

Pkw-Verkäufen wird je nach Marktstudie ab<br />

2030 auf 25–75 Prozent geschätzt. Dies hat große Auswirkungen<br />

auf die globale Nachfrage nach und Kapazität<br />

von Lithium-Ionen-Batterien (LIB), die von<br />

500–1500 Gigawattstunden (um 2025) auf 1000–6000<br />

Gigawattstunden (ab 2030) ansteigen dürfte.<br />

Batteriezellen Made in Europe<br />

In Europa sind bis 2030 fast 600 Gigawattstunden<br />

Zellproduktionskapazitäten angekündigt – die<br />

Hälfte davon soll in Deutschland entstehen. Dies entspricht<br />

einem Anteil von durchschnittlich 20 Prozent<br />

des globalen Batteriezell-Bedarfs, mit dem etwa die<br />

erwartete Nachfrage europäischer Automobilhersteller<br />

gedeckt würde. Vor dem Hintergrund der zwischen<br />

<strong>2020</strong> und 2030 entscheidenden Markthochlaufphase<br />

liefert der Faktencheck des Fraunhofer ISI einen<br />

Überblick zu kontrovers diskutierten Fragen entlang<br />

der Batterie-Wertschöpfungskette und formuliert<br />

den bestehenden Handlungsbedarf in diesem<br />

Zeitraum. Die Autorinnen und Autoren haben hierzu<br />

Info:<br />

Das Fraunhofer-Institut für System- und<br />

Innovationsforschung (ISI), mit Sitz in Karlsruhe,<br />

analysiert die Entstehung und Auswirkungen von<br />

Innovationen. Das in dem Text angesprochene<br />

Kurzdossier wurde Ende Januar im Rahmen des<br />

Batterieforums Deutschland in Berlin vorgestellt.<br />

Weitere Fakten rund um die Batteriethematik finden sich<br />

im Policy Brief »Batterien für Elektroautos: Faktencheck<br />

und Handlungsbedarf« unter:<br />

www.isi.fraunhofer.de/content/dam/isi/dokumente/cct<br />

/<strong>2020</strong>/Faktencheck-Batterien-fuer-E-Autos.pdf<br />

in einer Meta-Literaturanalyse Fremd- und Eigenstudien<br />

analysiert, um zwölf zentrale Fragen wie diese zu<br />

beantworten:<br />

Wie entwickeln sich Batterien und<br />

welche Reichweiten sind zu erwarten?<br />

In den letzten zehn Jahren hat sich die Energiedichte<br />

großformatiger, in E-Pkw eingesetzter LIB-Batteriezellen<br />

fast verdoppelt und könnte sich bis 2030<br />

nochmals verdoppeln. Um damit reale Reichweiten<br />

über 600 Kilometern zu erreichen, sind aber neben der<br />

Weiterentwicklung der LIB-Zellen auch raum- und<br />

gewichteinsparende Innovationen und Strategien bis<br />

auf die Batterie-Systemebene sowie im Fahrzeug erforderlich.<br />

Die Akzeptanz und Nachfrage durch E-<br />

Pkw Käufer wird sich mit der Reichweite ebenso wie<br />

mit der zunehmenden Wirtschaftlichkeit und parallel<br />

entstehenden Ladeinfrastruktur im kommenden Jahrzehnt<br />

weiter verbessern.<br />

Ist die Umweltbilanz von E-Pkw besser<br />

als bei konventionellen Pkw?<br />

Die Klimabilanz aktueller E-Pkw fällt gegenüber<br />

konventionellen Pkw über die gesamte Nutzungsdauer<br />

deutlich besser aus. Werden bei der Batterieproduk -<br />

tion und beim Fahren zukünftig noch mehr erneuerbare<br />

Energiequellen eingesetzt, verbessert dies die<br />

Umweltbilanz weiter. Aber wie alle Pkw haben auch<br />

E-Pkw negative ökologische Auswirkungen, welche es<br />

weiter zu verringern gilt, unter anderem auch durch<br />

ein verändertes Mobilitätsverhalten.<br />

Führt die Elektromobilität zu<br />

Arbeitsplatzverlusten?<br />

Insgesamt deuten viele Studien auf einen Beschäftigungsrückgang<br />

in der Automobil- und Zulieferindus -<br />

trie hin. Die Arbeitsplatzeffekte in der Batteriezellproduktion<br />

selbst sind zwar limitiert, jedoch sind die sich<br />

aus den vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsket-<br />

26


ten ergebenden Arbeitsplatzeffekte relevant – und daher<br />

die Ansiedlung von Zellherstellern enorm wichtig.<br />

Den Arbeitsplatzverlusten in der Automobil- und Zulieferindustrie<br />

stehen aber auch Arbeitsplatzgewinne<br />

in anderen Bereichen wie der Stromproduktion und<br />

-verteilung oder dem Aufbau einer Ladeinfrastruktur<br />

gegenüber. Besonders vom Strukturwandel betroffene<br />

Regionen und Unternehmen müssen gegebenenfalls<br />

durch aktive industrie- und arbeitsmarktpolitische<br />

Maßnahmen unterstützt werden, damit – gemeinsam<br />

mit natürlicher Altersfluktuation – der Strukturwandel<br />

sozialpolitisch verträglich gestaltet werden kann.<br />

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27


Energie<br />

European Energy Award<br />

Bezirk Schwaben ist dabei<br />

Deutschlandweit nehmen knapp 300 Gemeinden, Städte und Landkreise am European<br />

Energy Award (eea) teil. Ein Bezirk fehlte bislang. Das hat sich mit dem Beschluss des<br />

schwäbischen Bezirkstags im Herbst 2019 geändert. Ab sofort nutzt auch der Bezirk<br />

Schwaben den eea als Instrument für seine Klimaschutzpolitik.<br />

Fotos: eza!<br />

Wer was macht<br />

Wie in den anderen eea-Kommunen arbeitet<br />

künftig auch beim Bezirk Schwaben ein Energieteam<br />

– bestehend aus Mitgliedern des Bezirkstags, Mitarbeitern<br />

der Verwaltung und weiteren Akteuren – an<br />

der Auswahl und der Umsetzung der Klimaschutzprojekte.<br />

Die Mitglieder treffen sich mindestens viermal<br />

pro Jahr. Im Bezirk Schwaben nahm das dortige Energieteam<br />

Ende Februar unter Vorsitz des Bezirkstagspräsidenten<br />

Martin Sailer seine Arbeit auf.<br />

Unterstützt wird es dabei von einem externen<br />

eea-Berater, der wie bei allen anderen Awardteilnehmern<br />

aus der Region von eza! kommt. Dieser Berater<br />

bringt Fachkompetenz und neue Impulse ein, begleitet<br />

den Prozess und sorgt für einen Austausch und die<br />

Vernetzung mit anderen Akteuren im Rahmen des<br />

eea-Programms.<br />

Der Weg zum Preis<br />

Strahlende Gesichter gab es bei<br />

der letzten eea-Verleihung in<br />

Lindau. Das Foto zeigt die Ver -<br />

treter der ausgezeichneten<br />

Kom munen mit Bayerns Um -<br />

welt minister Thorsten Glauber<br />

28<br />

Das Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz<br />

hatte im Dezember 2019 die<br />

neue Förderrichtlinie KommKlimaFöR veröffentlicht.<br />

Seit Januar <strong>2020</strong> übernimmt der Freistaat<br />

wieder 70 Prozent der förderfähigen Kosten, die im<br />

Rahmen der eea-Teilnahme entstehen – bei Kommunen<br />

mit einem besonderen Handlungsbedarf beträgt<br />

die Förderung sogar 90 Prozent.<br />

Der eea ist weit mehr als nur ein schöner Titel,<br />

mit dem sich eine Kommune schmücken darf. Er bietet<br />

Begleitung und Beratung bei der Planung und der<br />

ganz konkreten Umsetzung von energie- und klimaschutzpolitischen<br />

Zielen und Maßnahmen, erklärt<br />

Martin Sambale, Geschäftsführer des Energie- und<br />

Umweltzentrums Allgäu, kurz eza!, das bereits 21<br />

Kommunen bei der eea-Teilnahme begleitet. »Die eea-<br />

Teilnahme ist vergleichbar mit einem Managementprozess:<br />

Ziele werden gesetzt, Projekte gestartet und<br />

der Erfolg überwacht«, so Martin Sambale weiter. »Bei<br />

Bedarf wird auf Abweichungen reagiert, beziehungsweise<br />

die Projekte werden an geänderte Rahmen -<br />

bedingungen angepasst.«<br />

Am Ende wird dann in Prozentpunkten bewertet,<br />

wie viel eine Kommune umgesetzt hat im Verhältnis<br />

zu den Aktivitäten, die bei der jeweiligen Struktur der<br />

Kommune machbar sind. Wenn ein externer Auditor<br />

dies überprüft und festgestellt hat, dass ein Landkreis,<br />

eine Stadt oder eine Gemeinde mindestens 50 Prozent<br />

der für sie möglichen Punkte erreicht hat, ist der Weg<br />

zur Auszeichnung mit dem eea frei.<br />

Punkte sammeln können Städte und Gemeinden<br />

dabei auf sechs Handlungsfeldern: Entwicklungsplanung/Raumordnung,<br />

kommunale Gebäude und Anlagen,<br />

Versorgung/Entsorgung, Mobilität, interne Organisation,<br />

Kommunikation/Kooperation. eza! unterstützt<br />

die betreuten Kommunen nicht nur im laufenden<br />

Prozess, sondern berät sie auch zu konkreten Projekten<br />

und hält in den einzelnen Handlungsfeldern<br />

viele Angebote für sie bereit – zum Beispiel das kommunale<br />

Energiemanagement, das für einen geringeren<br />

Energieverbrauch der kommunalen Liegenschaften<br />

sorgt (siehe Kasten).<br />

Die eigenen Liegenschaften werden auch für den<br />

Bezirk Schwaben ein wichtiges Handlungsfeld sein,


Mehr Energieeffizienz durch kommunales Energiemanagement<br />

Den Haushalt entlasten und gleichzeitig einen Beitrag zum<br />

Klimaschutz leisten – das kommunale Energiemanagement<br />

hilft dabei und ist damit ein wichtiges Instrument für mehr<br />

Energieeffizienz in Gemeinden, Städten und Landkreisen.<br />

Auch beim eea ist das Energiemanagement ein wichtiges<br />

Handlungsfeld. Unter kommunalem Energiemanagement versteht<br />

man die laufende Betreuung der kommunalen Liegen -<br />

schaften während der gesamten Nutzungszeit. Experten der<br />

bayerischen Energieagenturen suchen dort nach Schwach -<br />

stellen von technischen Anlagen und optimieren deren<br />

Einstellungen. Erfahrungsgemäß lassen sich dadurch zehn<br />

bis 15 Prozent Energie und Kosten einsparen. Seit Januar<br />

<strong>2020</strong> übernimmt der Freistaat auch hier 70 Prozent der<br />

förderfähigen Kosten, die beim Auf- oder Ausbau eines<br />

kommunalen Energiemanagements entstehen – bei<br />

Kommunen mit einem besonderen Handlungsbedarf beträgt<br />

die Förderung sogar 90 Prozent.<br />

Die wesentlichen Bestandteile eines kommunalen Energie -<br />

managements sind das Erfassen und Analysieren des<br />

Energie- und Wasserverbrauchs, die Optimierung der vor -<br />

handenen Anlagentechnik und die Information und Motivation<br />

der Gebäudenutzer. Wichtig für den Erfolg des kommunalen<br />

Energiemanagements ist es, die Hausmeister und Gebäude -<br />

verantwortlichen mit ins Boot zu holen. Bei den regelmäßig<br />

stattfindenden Gebäudebegehungen werden sie von den<br />

Fachleuten in die Optimierung der vorhandenen Anlagentechnik<br />

eingebunden. Zudem bietet beispielsweise eza! spezielle<br />

Hausmeisterschulungen an. Falls gewünscht, werden auch<br />

Vorschläge für energiesparende Sanierungs- und<br />

Investitions maßnahmen für die betreuten Liegenschaften<br />

erarbeitet oder die Kommunen bei der Umsetzung der<br />

Maßnahmen unterstützt.<br />

Weitere Informationen unter www.eza-allgaeu.de<br />

Das kommunale<br />

Energiemanagement hilft den<br />

Kommunen dabei,<br />

Energiekosten einzusparen<br />

verfügt der Bezirk doch über zahlreiche Gebäude –<br />

etwa die Bezirkskrankenhäuser –, wo erfahrungsgemäß<br />

spürbar Energie und Kosten eingespart werden<br />

können. Kräftig Punkte sammeln will der Bezirk auch<br />

im Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Kooperationen,<br />

um den Klimaschutz voranzutreiben und die verschiedensten<br />

Akteure für das Thema zu sensibilisieren. Die<br />

Erfahrung zeige, dass Kommunen durch die Teilnahme<br />

am eea konsequenter, zielgerichteter und auch ausdauernder<br />

das Thema Klimaschutz verfolgen würden,<br />

stellt Sambale fest. Das erwartet er auch im Falle des<br />

Bezirks Schwaben. Zugleich gehe von dessen eea-Teilnahme<br />

auch »eine Signalwirkung aus«, glaubt der eza!-<br />

Geschäftsführer.<br />

Weitere Informationen zum eea unter www.ezaallgaeu.de<br />

und www.european-energy-award.bayern<br />

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klimatische, ökologische, ökonomische, städtebauliche und abwassertechnische<br />

Positivwirkungen.<br />

Unsere Gründächer entlasten die Kanalisation bei Starkregenereignissen,<br />

bieten Schutz gegen urbane Hitzeinseln und sind eingriffsmindernde<br />

Maßnahmen im Sinne der Eingriffs-Ausgleichsregelung.<br />

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Energie<br />

Ein Jahrhundert AÜW<br />

Vom Stromerzeuger zum Energiemanager<br />

Das regionale Energieversorgungsunternehmen mit Sitz in Kempten feiert<br />

heuer einen wahrlich runden Geburtstag. allgäuALTERNATIV verzichtet<br />

auf einen Rückblick auf die letzten 100 Jahre. Stattdessen wollten wir wissen,<br />

was die Zukunft für den Energieerzeuger und -vermittler bringen wird.<br />

Pressesprecher Stefan Nitschke hat unsere Fragen beantwortet.<br />

Herr Nitschke, welche Schwerpunkte in der<br />

Stromerzeugung und der Verteilung werden in den<br />

nächsten beiden Jahren gesetzt?<br />

In den kommenden zwei Jahren werden wir, zusammen<br />

mit unserer Netztochter, der AllgäuNetz verstärkt<br />

daran arbeiten, das Stromnetz zu digitalisieren<br />

und somit intelligenter zu machen. Derzeit ist der<br />

Stromverbrauch bei Privatkunden und im Niederspannungsnetz<br />

ein »Blindflug«. Aktuell lesen wir nur<br />

einmal im Jahr die Zählerstände unserer Kunden ab.<br />

Was in den 365 Tagen zwischen diesen Zählerständen<br />

Das Kraftwerk in der<br />

Illerstraße in Kempten wurde<br />

2015 modernisiert. Auf der<br />

gegenüberliegenden Uferseite<br />

entstand das Restwasser -<br />

kraftwerk Kaufbeurer Straße<br />

30


passiert, bilanzieren wir über sogenannte Standard-<br />

Lastprofile. In der »alten« Energiewelt hat uns das gereicht.<br />

Heute stehen wir mit den vielen dezentralen Erzeugungsanlagen<br />

und variablen Verbrauchern wie der<br />

Elektromobilität und zum Beispiel Wärmepumpen vor<br />

neuen Herausforderungen. Künftig helfen uns die Daten<br />

der SmartMeter, damit besser umzugehen. Bis es<br />

soweit ist, werden wir unser Stromnetz digitalisieren<br />

und an wichtigen Netzknotenpunkten Daten generieren,<br />

auswerten und verarbeiten.<br />

Im Stromvertrieb sehen wir das Thema Regionalstrom,<br />

was uns die kommenden zwei Jahre beschäftigen<br />

wird. Mit dem AllgäuStrom 100% bieten wir bereits<br />

heute ein Stromprodukt, dessen Strommenge zu 100<br />

Prozent in erneuerbaren Erzeugungsanlagen im Allgäu<br />

produziert wird. Parallel arbeiten wir an einem Produkt,<br />

das Erzeugung und Verbrauch nicht nur bilanziell, sondern<br />

auch physikalisch zusammenbringen wird.<br />

Das AÜW ist ein regionaler Stromversorger<br />

und muss sich im Konzert der überregionalen, nationalen<br />

und internationalen Energiekonzerne beweisen.<br />

Wie wird das AÜW in Zukunft diesen Wettbewerb<br />

bestehen? Gibt es Vorteile, die ein regionaler<br />

Energieversorger hat?<br />

Vor gut 20 Jahren wurde der Energiemarkt liberalisiert.<br />

Natürlich, der Wettbewerb ist intensiver geworden<br />

und wenn ich die Energie nur mit dem Strom<br />

aus der Steckdose verbinde, wäre es tatsächlich egal,<br />

wer mein Stromlieferant ist. AÜW ist aber deutlich<br />

mehr als das und das wissen glücklicherweise auch<br />

unsere Kunden. Wir sind nicht nur einer der maßgeblichen<br />

Treiber der EnergieZukunft in unserer Heimat,<br />

wir sind gleichzeitig vor Ort und wirken hier. AÜW<br />

bietet sichere Arbeitsplätze, arbeitet, wo möglich, ausschließlich<br />

mit regionalen Lieferanten und Baufirmen<br />

zusammen und unterstützt die Jugend- und Vereinsarbeit<br />

in den Orten. Insgesamt sorgt AÜW für rund<br />

55 Millionen regionale Wertschöpfung. Der Gewinn<br />

bleibt zu 100 Prozent in der Region. All diese Punkte<br />

können die großen Konzerne nicht bieten. Wir machen<br />

es aus Liebe zum Allgäu und unsere Kunden<br />

schätzen das sehr – seit nunmehr 100 Jahren.<br />

Wie sehen Sie die langfristige Entwicklung der<br />

Energieversorgung im Allgäu in den nächsten zehn<br />

Jahren?<br />

Als Pressesprecher von AÜW<br />

und als Geschäftsführer der<br />

AÜW-Tochter Energiever -<br />

sorgung Kleinwalsertal hat<br />

Stefan Nitschke Einblick in die<br />

zukünftigen Projekte der<br />

Allgäuer Überlandwerke und in<br />

die Aktivitäten der Energie-<br />

Dienstleister in der Region<br />

Fotos: Bruno Maul, Allgäuer Überlandwerk<br />

Wir befinden uns in einer sehr spannenden Zeit,<br />

was die Energiebranche betrifft. Jahrelang wurde die<br />

Energiewende politisch betrieben und von den Energieversorgern<br />

und Einzelnen umgesetzt. Heute nehmen<br />

wir wahr, dass die Bevölkerung umdenkt, dass<br />

die Akzeptanz für den Umbau der Energiewelt steigt.<br />

Die Energiebereiche Strom und Wärme sowie Speicherung<br />

und Mobilität wachsen immer mehr zusammen<br />

und können nicht mehr isoliert voneinander betrachtet<br />

werden. Es wird die nächsten zehn Jahre alles<br />

deutlich vernetzter, digitaler und die Erzeugung noch<br />

dezentraler werden. Erzeugungsanlagen und Verbraucher<br />

werden untereinander kommunizieren, voneinander<br />

lernen, viele Prozesse werden automatisiert. Die<br />

Städte werden smarter (intelligenter), von der Parkplatzsuche<br />

bis zum autonomen Transportmittel werden<br />

wir noch einiges sehen und erleben die kommenden<br />

zehn Jahre. Wichtig ist, dass wir dem offen begegnen<br />

und den Prozess aktiv begleiten und steuern.<br />

Herr Lucke hat vor einigen Jahren angekündigt,<br />

dass das AÜW sich vom reinen Stromerzeuger<br />

zum Dienstleister entwickeln wird. Wie weit ist das<br />

AÜW auf diesem Weg?<br />

Hier hat er Wort gehalten. Die vergangenen zehn<br />

Jahre waren sehr intensive Jahre für uns als AÜW. Herr<br />

Lucke wusste schnell, dass wir als reiner Strom- ►<br />

31


Energie<br />

Das AÜW setzt schon seit<br />

Jahren auf die Kraft der Sonne<br />

und sieht im Bereich von<br />

Photovoltaik-Anlagen auch für<br />

die Zukunft noch ein großes<br />

Potenzial<br />

32<br />

lieferant eine schwierige Zukunft haben werden. Wie<br />

oben erwähnt – Strom liefern und vertreiben kann nahezu<br />

jeder.<br />

Auch wir verkaufen heute noch klassischen<br />

Strom. Aber es geht weit darüber hinaus. Wir vernetzen<br />

die Erzeugungsanlagen und Verbraucher im<br />

Haushalt, projektieren PV-Anlagen für Privathäuser,<br />

wie für Industriebetriebe und setzen diese schlüsselfertig<br />

um, stehen als Spezialist für Elektromobilität mit<br />

konkreten Lösungen und Produkten den Kunden zur<br />

Verfügung und arbeiten an den Themen der Zukunft.<br />

Dazu gehören Projekte im Bereich SmartCity ebenso<br />

wie konkrete Betrachtungen der Wasserstofftechnologie<br />

und dem Strommarkt der Zukunft, in dem die Erzeuger<br />

und Verbraucher in der Nachbarschaft direkt<br />

untereinander den Strom handeln. In unserem virtuellen<br />

Kraftwerk verbinden wir schon heute zahlreiche<br />

dezentrale Anlagen und stellen diese an einem immer<br />

volatiler werdenden Energiemarkt zur Verfügung.<br />

In der Autoindustrie entwickelt sich die Batterietechnik<br />

sehr schnell. Welchen Stellenwert hat diese<br />

Technik im Bereich der Stromspeicherung und -<br />

verteilung?<br />

Diese Beobachtung machen wir auch. Wir glauben<br />

aber derzeit nicht daran, dass eine Privatperson, die ein<br />

E-Auto hat, die Batterie als Flexibilität dem Markt zur<br />

Verfügung stellen wird. Dafür sind die Kapazitäten von<br />

derzeit maximal 80 Kilowattstunden pro Autobatterie<br />

zu gering und der Aufwand im Verhältnis noch zu<br />

hoch. Wir werden das aber sicherlich weiter beobachten.<br />

Allerdings sehen wir die Technologie derzeit im<br />

Stromnetz als sehr effizient an. Konkret haben wir momentan<br />

fünf große Batteriespeicher im Stromnetz installiert,<br />

um an speziellen Knotenpunkten Verbrauch<br />

und Erzeugung besser zu vereinen. Ein zweites konkretes<br />

Projekt ist unser Hybridspeicher in Sulzberg/Au.<br />

Dort puffert ein großer Batteriespeicher die Vorlaufzeit,<br />

die unsere Gasturbine benötigt, um in Sekundenschnelle<br />

am Regelenergiemarkt teilzunehmen – ein wichtiger<br />

Schritt für die Flexibilität der Stromversorgung.<br />

Welchen Stellenwert wird in zehn Jahren die<br />

»Selbstversorgung« im Bereich der Privathäuser haben?<br />

Heute muss man ökologisch sehr überzeugt sein,<br />

wenn man seinen eigenerzeugten Strom im Batteriespeicher<br />

einspeichert und selber verbraucht, anstelle<br />

diesen über die EEG-Vergütung in das öffentliche<br />

Stromnetz einzuspeisen. Doch die Vergütungssysteme<br />

ändern sich, die ersten Erzeugungsanlagen fallen die<br />

kommenden Jahre aus der EEG-Vergütung und die<br />

Anschaffungskosten für Batteriespeicher und Energiemanagementsysteme<br />

werden sinken. Somit wird es<br />

auch für Kunden interessant, die es aus wirtschaftlichen<br />

Gesichtspunkten betrachten. Wir sind davon<br />

überzeugt, dass dadurch der Anteil der »Selbstversorgung«<br />

deutlich ansteigen wird – und das ist nur sinnvoll,<br />

wenn die Energie direkt dort verbraucht wird, wo<br />

sie erzeugt wird.


Wird die dezentrale Stromversorgung auch für<br />

Mieter möglich sein und welche Alternativen haben<br />

Mieter?<br />

Die Möglichkeit besteht bereits heute. Wir von<br />

AÜW bieten über das sogenannte Mieterstrommodell<br />

an, dass Hausverwaltungen eine zentrale Erzeugungsanlage,<br />

wie etwa eine PV-Anlage auf dem Dach, installieren<br />

und wir durch ein intelligentes Messkonzept<br />

den erzeugten Strom vom Dach direkt an die Mieter<br />

verteilen. Sind keine Verbraucher im Haus, wird der<br />

Strom zwischengespeichert oder ins Stromnetz eingespeichert.<br />

Der SmartMeter misst genau, welcher Mieter<br />

wie viel Strom vom Dach und wie viel aus dem<br />

Stromnetz bezogen hat. Die Abrechnung übernehmen<br />

wir als Dienstleister.<br />

Mit der Stromplattform, die wir derzeit testen<br />

und aufbauen, können Mieter aus Mehrparteienhäusern<br />

auch gezielt überschüssigen Strom aus Erzeugungsanlagen<br />

der Umgebung beziehen – vergleichbar<br />

mit der Milch vom Bio-Bauernhof nebenan.<br />

Das Schlagwort »regionale Vernetzung« ist in<br />

aller Munde. Was verstehen Sie darunter?<br />

Die regionale Vernetzung mit anderen Spezialisten<br />

ist für uns eine wichtige strategische Entscheidung.<br />

Die Energiewende ist so komplex, dass es vermessen<br />

wäre, alles allein machen zu wollen. So haben<br />

wir beispielsweise vor ein paar Jahren mit der egrid<br />

applications GmbH eine Tochter gegründet, die spezialisiert<br />

ist auf Quartiersentwicklung, Wärme- und<br />

Mobilitätskonzepte. Zusätzlich arbeiten wir in Forschungsprojekten<br />

oft mit der Hochschule Kempten<br />

zusammen, sind Mitglied im Netzwerk der Marke<br />

Allgäu und arbeiten mit den anderen Energieversorgern<br />

im Allgäu unter der Dachmarke AllgäuStrom<br />

zusammen. Nachdem Energie für uns mehr ist, sind<br />

wir auch an mehreren Unternehmen in der Region<br />

beteiligt, die nichts direkt mit der Energiebranche zu<br />

tun haben. So sind wir beispielsweise, gemeinsam<br />

mit der Energieversorgung Kleinwalsertal als Mehrheitsgesellschafter<br />

an der Kleinwalsertaler Bergbahn<br />

AG beteiligt.<br />

Das Allgäu ist eine ländlich geprägte Region.<br />

Das bedingt auch eine dezentrale Energieversorgung.<br />

Machen die größeren Versorgungsstrecken<br />

ein Problem?<br />

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Werdenstein. Zur Wahrnehmung dieser Frist gilt die rechtzeitige Absendung.<br />

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33


Energie<br />

Direkt in Kempten, nah an der<br />

Iller, hat das Traditionsunter -<br />

nehmen seinen Geschäftssitz.<br />

Es produziert übrigens nicht nur<br />

Strom für die Region, sondern<br />

auch für seine E-Autos<br />

Nein, generell sind lange Übertragungsstrecken<br />

kein Problem. Ungeachtet dessen sind wir davon überzeugt,<br />

dass es wirtschaftlicher ist, wenn die Energie<br />

möglichst dort genutzt wird, wo sie erzeugt wird. In<br />

Wildpoldsried haben wir mit Partnern zusammen ein<br />

Real-Versuchs-Labor errichtet, in dem wir autarke Inselnetze<br />

testen. Das heißt Erzeugung und Verbrauch<br />

werden, durch den Einsatz intelligenter Steuerungen,<br />

aufeinander abgestimmt und vor Ort verbraucht.<br />

Nehmen wir an, in zehn Jahren fahren zwei<br />

Drittel der Autos mit Strom, wo soll dieser Strom<br />

herkommen?<br />

Vorweg: Wir gehen davon aus, dass 2030 rund 30<br />

Prozent der Fahrzeuge elektrifiziert fahren werden.<br />

Was die Energie selbst betrifft, um die Fahrzeugbatterien<br />

zu laden, machen wir uns weniger Sorgen. Wir<br />

sehen heute schon, dass entsprechende Energieeinsparungen<br />

bei Privat- und Industriekunden, die neuen<br />

Verbraucher kompensieren, zudem wird der Ausbau<br />

der Erneuerbaren in den kommenden zehn Jahren<br />

weiter voranschreiten.<br />

Selbst im Stromnetz sehen wir wenig Probleme,<br />

da niemals alle Fahrzeuge zur gleichen Zeit geladen<br />

werden – der sogenannte Gleichzeitigkeitsfaktor ist<br />

hier das Schlagwort. Aber intelligente Lastmanagement-Systeme,<br />

die wir bereits heute verbauen, wenn<br />

mehrere Ladepunkte zum Einsatz kommen, verteilen<br />

die Energie, nach Verfügbarkeit und Bedarf. Zudem<br />

muss man beachten, dass heute und auch morgen die<br />

durchschnittliche Fahrstrecke pro Tag bei rund 50 Kilometern<br />

liegen wird, ein E-Auto ist also selten leer,<br />

gleichzeitig hat es über Nacht lange Standzeiten. Zusammengefasst:<br />

30 Prozent elektrifizierte Fahrzeuge<br />

machen uns nicht nervös.<br />

Welchen Stellenwert hat im AÜW der Wasserstoff<br />

in den nächsten Jahren?<br />

Wasserstoff ist eine Technologie, die wir als Realoption<br />

für die Zukunft ansehen. Gemeinsam mit dem<br />

ZAK haben wir bereits eine Studie in Auftrag gegeben,<br />

wie hoch das Potential zur Erzeugung von Wasserstoff<br />

in der Region Allgäu ist. Die ersten Ergebnisse zeigen<br />

ein interessantes Erzeugungspotential. Im ersten Halbjahr<br />

dieses Jahres gehen wir im zweiten Schritt an die<br />

Ausarbeitung, welche Abnehmer und wirtschaftlichen<br />

Geschäftsfelder mit dem erzeugten Wasserstoff möglich<br />

sind. Im Anschluss werden wir die nächsten konkreten<br />

Schritte beschließen.<br />

Zum Schluss: Das AÜW hat die Stromerzeugung<br />

mit Wasserkraft fast an allen Kraftwerken optimiert.<br />

Sehen Sie in der Region weitere Energiequellen<br />

(Wind/Solar/Speicherteiche/Wasserstoff)?<br />

Potenziale für den Ausbau erneuerbarer Energie<br />

sind im Allgäu nach wie vor gegeben. Größte Potenziale<br />

sehen wir im Bereich Wind und PV-Anlagen.<br />

Neue Windkraftanlagen sind unter den aktuellen politischen<br />

Rahmenbedingungen (Stichwort H10) nicht<br />

möglich. Interessant ist, dass seit der H10-Regel vom<br />

ehemaligen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, in<br />

ganz Bayern kein einziges Windrad mehr zugebaut<br />

wurde. Was die PV-Anlagen betrifft, so haben wir auf<br />

öffentlichen Gebäuden und Einrichtungen sowie auf<br />

Industriebetrieben und Privathäusern entsprechendes<br />

Potenzial. Zusätzlich sehen wir sogenannte »benachteiligte«<br />

Flächen als großes Potenzial für Freiflächenanlagen.<br />

Fakt ist, mit gut 45 Prozent erneuerbarer<br />

Energien, gemessen am Stromverbrauch, sind wir im<br />

Allgäu auf einem guten Weg. Um noch besser zu werden<br />

und unsere Klimaziele zu erreichen, sind wir alle<br />

angehalten, noch ein bisschen mehr zu tun. Getreu<br />

unserem Motto: »EnergieZukunft kann keiner allein.«<br />

Wir freuen uns auf die nächsten 100 Jahre<br />

EnergieZukunft im Allgäu.<br />

34


Advertorial<br />

So schön kann Klimaschutz sein<br />

Heim-Batteriespeicher in Siemens-Qualität<br />

Immer mehr Eigenheimbesitzer erzeugen ihren eigenen Solarstrom.<br />

Angesichts sinkender Einspeisevergütungen und steigender Strompreise<br />

lohnt es sich, diesen möglichst vollständig und unabhängig vom Stromnetz<br />

zu nutzen. Die Basis dafür legen Batteriespeicher wie die Junelight<br />

Smart Battery von Siemens.<br />

Die Junelight Smart Battery von Siemens<br />

wurde für ihr herausragendes Design<br />

mit gleich zwei Awards ausgezeichnet.<br />

Mit der Junelight Smart Battery<br />

bietet Siemens erstmals einen<br />

Batteriespeicher an, der speziell<br />

auf die Anforderungen in privaten Eigenheimen<br />

ausgelegt ist. Er vereint Funk tionen<br />

für ein intelligentes und sicheres Energiemanagement<br />

im eigenen Zuhause mit einem<br />

modernen Design. Beim Be- und Entladen<br />

der Batterie berücksichtigt die Junelight Smart<br />

Battery automatisch aktuelle Wetterprognosen<br />

und das individuelle Verbrauchsprofil des<br />

Haushalts. Das heißt, die Batterie wird erst<br />

in Zeiten mit hoher Photovoltaik-Leistungsabgabe<br />

vollgeladen, so dass Stromverluste<br />

minimiert werden. Über die mobile Junelight<br />

Smart App sind alle Energieflüsse von der<br />

Produktion über Speicherung bis hin zu Verbrauch<br />

und Netzeinspeisung stets in Echtzeit<br />

einsehbar.<br />

Eine sichere Investition<br />

Auch für die Zukunft ist der Speicher<br />

bestens gerüstet: Die Speicherkapazität der<br />

Junelight Smart Battery lässt sich jederzeit<br />

flexibel und zeitlich unbegrenzt auf bis zu<br />

19,8 Kilowattstunden (kWh) erweitern und<br />

an den eigenen Bedarf anpassen, etwa zur<br />

Anbindung von Wärmepumpen oder zum<br />

Laden von Elektroautos. Sowohl die Produktionsprozesse<br />

als auch das gesamte System<br />

und jedes Softwareupdate der Junelight<br />

Smart Battery sind nach VDE-Standard zertifiziert.<br />

Das gewährleistet maximale Sicherheit<br />

für Mensch und Haus.<br />

Mehrfach ausgezeichnet wurde das herausragende<br />

Design der Junelight Smart Battery:<br />

Sowohl für das Gehäuse als auch für die<br />

mobile Smart App erhielt die Junelight Smart<br />

Battery mit dem IF Design Award und Red<br />

Dot Award zwei international renommierte<br />

Designpreise. Der Speicher ist wahlweise in<br />

weiß oder schwarz erhältlich und verfügt<br />

Durch die Kombination von Photovoltaikanlage<br />

und Batteriespeicher ist ein Autarkiegrad von bis<br />

zu 90 Prozent möglich.<br />

über eine digitale Lade standanzeige. Er ist<br />

besonders flach und passt damit auch in enge<br />

Keller- oder Technikräume.<br />

Sonnige Aussichten<br />

Lässt sich mit Photovoltaikanlagen ein<br />

Autarkiegrad von gerade einmal 40 bis 50<br />

Prozent erreichen, so sind durch die Kombination<br />

mit einem zusätzlichen Batteriespeicher<br />

bis zu 90 Prozent möglich! Das bedeutet:<br />

Unabhängigkeit vom Stromnetz, minimale<br />

Stromkosten und geringere CO 2 -Emissionen<br />

sowie eine Wertsteigerung der eigenen<br />

Immobilie.<br />

Mehr Informationen – auch zu den<br />

staatlichen Förderprogrammen – unter:<br />

www.siemens.de/junelight<br />

Fotos: Siemens AG<br />

Gut beraten: Angesichts<br />

sinkender Einspeisever -<br />

gütungen und steigender<br />

Strompreise lohnt es sich,<br />

eigenen Solarstrom mög -<br />

lichst vollständig und un -<br />

abhängig vom Stromnetz<br />

zu nutzen.<br />

Die Zertifizierung nach<br />

VDE-Standard gewähr -<br />

leistet höchste Sicherheit.<br />

35


Aus der Welt<br />

Globale Ideen fürs Klima<br />

Zusammen die Zukunft gestalten<br />

Man muss neue Wege gehen und über den Tellerrand<br />

schauen, wenn man etwas in Sachen Energiezukunft und<br />

Klimaschutz bewegen will. Deswegen wollen wir uns von<br />

allgäuALTERNATIV nicht nur auf unsere Region beschränken,<br />

sondern schauen über die Grenzen des Allgäus hinaus – denn weltweit<br />

gibt es Innovationen und Projekte für eine grüne Zukunft.<br />

Pakete bringen, Müll mitnehmen<br />

Weniger CO 2 , Lärm und Verkehr – dafür sorgt die Initiative »Älskade<br />

stad« (geliebte Stadt) in mehreren skandinavischen Städten, die der<br />

Lieferdienst Bring, der Abfallkonzern Ragn-Sells, die Immobilienfirma<br />

Vasakronan und die Stadt Stockholm gestartet haben. Hinter dem<br />

Projekt, das seit gut zweieinhalb Jahren läuft, steckt eine simple aber<br />

geniale Idee, die mehrere Fliegen mit einer Klappe schlägt. Denn während<br />

der Paketbote mit einem vollbeladenen Auto ins Zentrum fährt und leer<br />

wieder zurückkommt, ist es bei der Müllabfuhr genau anders herum. Und<br />

so wird seit 2017 – zuerst nur in Stockholm, später auch in Trondheim,<br />

Malmö und Oslo – beides miteinander kombiniert. Darüber hinaus wurden<br />

extra für das Projekt elektrische Lastenfahrzeuge entwickelt, die weder<br />

CO 2 noch Lärm verursachen und auch nachts im Einsatz sein können,<br />

ohne die Anwohner zu stören. Die Ausführung der Idee ist denk bar<br />

einfach: Wird ein Paket bei einem Kunden abgeliefert, kann dieser seinen<br />

trockenen Müll (Papier, Pappe und andere Verpackungs materialien) dem<br />

Kurier übergeben. Das Projekt wird übrigens nicht staatlich gefördert,<br />

sondern trägt sich selbst und schreibt schwarze Zahlen.<br />

Fotos: Harbour Air, BayWa r.e., ubitricity, mynewsdesk.com<br />

An der Laterne tanken<br />

Elektromobilität ist die Fortbewegung der Zukunft, doch nicht nur der<br />

Preis von so manch elektrischen Flitzern schreckt potenzielle Kunden<br />

ab, sondern auch die fehlende Infrastruktur. Manchmal ist es<br />

schlichtweg schwierig, eine (freie) Ladestation zu finden. Was es<br />

jedoch zu Hauf gibt, sind Straßenlaternen und genau das macht sich<br />

das Berliner Unternehmen Ubitricity zunutze: Es baut Laternen in<br />

Ladestationen um. Dass das gut funktioniert, zeigen die Berliner seit<br />

einer Weile in London, wo insgesamt 1000 Laternen-Ladepunkte entstehen<br />

sollen. Auch hierzulande ist dies durchaus möglich, wenn die<br />

Kommunen mitmachen, denn der Umbau einer Laterne würde sie<br />

etwa 1000 Euro kosten. Der Endverbraucher wiederum benötigt das<br />

»Smart Cable« des Unternehmens, ein Ladekabel mit integriertem intelligentem<br />

Stromzähler, das alle Daten erfasst, die zur Abrechnung<br />

wichtig sind.<br />

36


Schwimmende Solaranlagen<br />

Photovoltaik auf Hausdächern ist wahrlich nichts Neues mehr,<br />

auf dem Wasser hingegen schon – zumindest hierzulande.<br />

Denn in Kalifornien ging bereits 2008 die erste kommerzielle<br />

schwimmende Solaranlage in Betrieb und auch in den Niederlanden<br />

erzeugen Solarzellen auf dem Wasser Strom. So genannte Floating<br />

PV-Anlagen auf künstlichen Seen (Stau-, Bagger- oder Tagebauseen)<br />

können dazu beitragen, Landnutzungskonflikte für den PV-Ausbau<br />

in Deutschland zu entschärfen. Darüber hinaus weist die Tech no -<br />

logie einige Vorteile gegenüber Freiflächenanlagen auf, wie beispiels -<br />

weise die erhöhte Stromproduktion aufgrund des Kühl effekts<br />

des Gewässers oder eine höhere Flächennutzungseffizienz. Das<br />

technische Potenzial auf Braunkohle-Tagebauseen in Deutschland<br />

wird in einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energie -<br />

systeme auf 56 Giga-Watt-Peak geschätzt. Das lässt erahnen,<br />

welches Potenzial weltweit in schwimmenden solaren Kraftwerken<br />

schlummert.<br />

Erstes elektrisches Passagierflugzeug<br />

Kanada verbinden die meisten mit unendlicher Weite und<br />

atemberaubender Naturschönheit, doch den wenigsten<br />

fallen vermutlich auf Anhieb Innovationen ein, die hier<br />

entstanden sind. Das könnte sich bald ändern. Die kleine<br />

Fluggesellschaft Harbour Air hat Ende des letzten Jahres<br />

das erste elektrische Passagierflugzeug in die Lüfte<br />

geschickt – ein Novum in der Geschichte der Luftfahrt.<br />

Dazu kommt, dass das Wasserflugzeug nicht eigens<br />

kon zipiert, sondern zu einem E-Flieger umgebaut wurde.<br />

Zukünftig will die Airline alle ihre 40 Wasserflugzeuge<br />

elektrisieren lassen und zeigen, dass die kommerzielle<br />

Luftfahrt auch ohne Emissionen möglich ist.<br />

Einschränkend muss an dieser Stelle allerdings gesagt<br />

werden, dass Harbour Air meist kurze Strecken fliegt –<br />

das schmälert den Erfolg aber keinesfalls.<br />

<br />

Anzeige<br />

HEIMAT IST IMMER NOCH DIE BESTE MOTIVATION.<br />

Danke Allgäu. Danke, dass wir dich und die Menschen hier seit 100 Jahren begleiten dürfen.<br />

Als regionaler Energiedienstleister. Als fairer Arbeitgeber. Als innovatives Unternehmen.<br />

Gemeinsam haben wir es geschafft, dass heute im Allgäu bereits 45 % des Strombedarfs aus<br />

erneuerbaren Energien gewonnen werden.<br />

Das macht uns stolz, das motiviert uns und das feiern wir gemeinsam. Heute und in Zukunft.<br />

Mehr Infos zur EnergieZukunft Allgäu unter www.auew.de<br />

37


Energiewende<br />

Warum wir uns verrechnen<br />

Ein Kommentar aus der Physik<br />

Im Klimapakt hat sich Deutschland dazu verpflichtet, seinen Kohlenstoffdioxid-<br />

Ausstoß bis zum Jahr 2030 um 40 Prozent zu verringern und setzt dabei auf den<br />

Ausbau erneuerbarer Energien. Das ist durchaus lobenswert, doch ein Rückblick<br />

auf die letzten zehn Jahre zeigt, dass diese Strategie in der Vergangenheit nicht<br />

viel bewirkt hat.<br />

Weltweit steigt der Ausstoß von Kohlenstoffdioxid<br />

(CO 2 ) stetig an, vorwiegend<br />

zivilisationsbedingt, was zur Klimaerwärmung<br />

führt. Dafür liegen inzwischen überwältigende<br />

wissenschaftliche Ergebnisse vor. Um den fortschreitenden<br />

Klimawandel aufzuhalten, möchte<br />

Deutschland seinen Beitrag leisten und setzt dabei voll<br />

auf die Energiewende. Zu diesem Zweck hat sich<br />

38


Fossile Brennstoffe wie Kohle<br />

machen nach wie vor den<br />

größten Teil der Energie -<br />

versorgung aus. Der Anteil<br />

der Wasserkraft hingegen liegt<br />

bei mickrigen 0,5 Prozent<br />

Deutschland im Klimapakt der Europäischen Union<br />

verpflichtet, den Ausstoß klimaschädlicher Gase, insbesondere<br />

von CO 2 , bis 2050 um 80 bis 95 Prozent zu<br />

verringern. Als Zwischenziel soll bis 2030, das heißt<br />

in etwa zehn Jahren, deren Ausstoß gegenüber heute<br />

um 40 Prozent gesenkt werden.<br />

Die Faktenlage<br />

Um abschätzen zu können, wie realistisch dieses<br />

Zwischenziel ist, muss man als erstes einen Blick zurückwerfen:<br />

Was wurde in der gleichen Zeitspanne,<br />

das heißt in den vergangenen zehn Jahren, beim Klimaschutz<br />

in Deutschland erreicht, nachdem erheblich<br />

in den Ausbau vorwiegend von Wind und Sonnenkraftanlagen<br />

investiert wurde? Hier fällt die Bilanz des<br />

CO 2 -Ausstoßes ernüchternd aus. Obwohl im Jahr<br />

2018 bereits beachtliche 38 Prozent des Stroms aus erneuerbaren<br />

Quellen stammte, ist der Ausstoß klimaschädlicher<br />

Gase seit zehn Jahren unverändert, abgesehen<br />

von kleinen wetter- und konjunkturbedingten<br />

Schwankungen. Abbildung 1 zeigt die Daten des Bundesministeriums<br />

für Wirtschaft und Energie (BMWi)<br />

zum CO 2 -Ausstoß.<br />

Tatsächlich ist der CO 2 -Ausstoß in den Jahren<br />

davor und insbesondere nach der Wiedervereinigung<br />

um insgesamt 25 Prozent zurückgegangen, weshalb<br />

1990 gerne als Referenzdatum genommen wird. Dieser<br />

Rückgang lässt sich aber vor allem durch den<br />

Strukturwandel in den neuen Bundesländern erklären.<br />

Die in der Abbildung sichtbare geringfügige Abnahme<br />

im Jahr 2018, zum Teil ausgelöst durch den vorangegangenen<br />

milden Winter, wurde allseits gebührend gefeiert.<br />

Das Gesamtsystem betrachten<br />

ebenfalls für die letzten zehn Jahre, bezogen auf das<br />

Jahr 2009. Die oberen vier breiten Streifen der Abbildung<br />

zeigen die fossilen Brennstoffe Kohle, Erdöl und<br />

Erdgas. Sie tragen den Großteil der Energieversorgung<br />

Deutschlands und sind damit die wesentliche Quelle<br />

des CO 2 -Ausstoßes.<br />

Die unteren fünf schmalen Streifen in Abbildung<br />

2 zeigen die nicht-fossilen Energieträger, von Kernkraft<br />

bis Sonnenkraft, deren Einsatz die CO 2 -Bilanz<br />

nicht belastet. Der Anteil dieser nichtfossilen Energieträger<br />

im Jahr 2018 beträgt 20 Prozent (bezogen auf<br />

den Gesamtenergieverbrauch von 2018), und hat sich<br />

praktisch in den letzten zehn Jahren nicht verändert,<br />

obwohl sich Deutschland im Klimapakt bis 2030 auf<br />

einen Anstieg dieses Anteils auf mindestens 30 Prozent<br />

verpflichtet hat (neben dem vorhin genannten 40<br />

Prozent CO 2 -Rückgang). Absolut ist diese CO 2 -arme<br />

Energie seit 2009 sogar leicht zurückgegangen (um ein<br />

Prozent). Der Anstieg bei den erneuerbaren Energieträgern<br />

Wind- und Sonne musste die Kernenergie als<br />

Energiequelle teilweise ersetzen. Diese soll bekanntlich<br />

bis 2022 ganz abgeschaltet werden.<br />

Noch weit vom Ziel entfernt<br />

Insgesamt tragen die erneuerbaren Energieträger<br />

(die vier untersten in Abbildung 2) im Jahr 2018 ►<br />

120<br />

100<br />

Abbildung 1: CO 2 -Emissionen in Deutschland<br />

Der CO2-Ausstoß in den letzten<br />

zehn Jahren. Der Ausstoß im<br />

Jahr 2009 wurde auf 100<br />

Prozent gesetzt. Quelle: BMWi<br />

Um zu verstehen, warum sich der CO 2 -Ausstoß<br />

trotz großer Anstrengungen nicht verringert, ist es<br />

wichtig, die Entwicklung der gesamten Energieversorgung<br />

zu betrachten. Es verzerrt das Bild, wenn man,<br />

wie es sich eingebürgert hat, nur den Stromsektor betrachtet,<br />

da große Verschiebungen zwischen den einzelnen<br />

Sektoren vorgesehen sind. Wenn man beurteilen<br />

will, ob solche Verschiebungen realistisch sind,<br />

etwa beim Wechsel vom Verbrenner- zum Elektro -<br />

auto, muss man das Gesamtsystem betrachten.<br />

Abbildung 2 zeigt den Anteil der verschiedenen<br />

Energieträger an der primären Energieversorgung,<br />

Prozent<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018<br />

Jahr<br />

39


Energiewende<br />

Trotz aller Bemühungen und<br />

Bekundungen zu mehr<br />

Klimaschutz sind die CO 2 -<br />

Emissionen in den letzten<br />

Jahren kaum gesunken<br />

Die Anteile der verschiedenen<br />

Energieträger an der gesamten<br />

(primären) Energieversorgung.<br />

Die Gesamtenergie im Jahr<br />

2009 wurde auf 100 Prozent<br />

gesetzt. Quelle: BMWi.<br />

100<br />

80<br />

Abbildung 2: Energieversorgung in Deutschland<br />

Steinkohle<br />

Braunkohle<br />

Prozent<br />

60<br />

40<br />

Erdöl<br />

Erdgas<br />

Kernkraft<br />

Wasserkraft<br />

20<br />

0<br />

2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018<br />

Jahr<br />

Biomasse<br />

Windkraft<br />

Sonnenkraft<br />

mit 14 Prozent zur Primärenergieversorgung bei. Der<br />

größte Anteil von neun Prozent stammt dabei aus Biomasse<br />

(etwa Holz, Klärgas, Biodiesel). Der Anteil von<br />

Wind- und Sonnenenergie beträgt nur bescheidene<br />

3,1 beziehungsweise 1,3 Prozent. Wasserkraft und Naturwärme<br />

(Wärmepumpen, Solar- und Geothermie)<br />

tragen mit 0,5 und 0,7 Prozent bei. Der Ressourceneinsatz<br />

zur Erstellung der Kraftanlagen und zur Bereitstellung<br />

der Brennstoffe ist in diesen Zahlen nicht<br />

berücksichtigt.<br />

In Abbildung 2 ist die »Primärenergie« gezeigt,<br />

die in den eingesetzten Energieträgern steckt. Die Abbildung<br />

zeigt den jährlichen Verbrauch der Energievorräte.<br />

Die »Endenergie« hingegen ist der Anteil<br />

der Primärenergie, die beim Verbraucher ankommt<br />

(69 Prozent im Jahr 2017). Sie zeigt den Nutzen der<br />

Energie. Die Endenergie wird eingesetzt als Wärmeenergie<br />

für Heizung, Kühlung, Warmwasser (32<br />

Prozent) und Prozesswärme in der Industrie (24 Prozent)<br />

und als mechanische Energie (39 Prozent), das<br />

meiste davon im Straßenverkehr. Die restlichen fünf<br />

Prozent gehen zu etwa gleichen Teilen in Beleuchtung<br />

und Datenverkehr.<br />

Der Anteil der erneuerbaren Energieträger am<br />

Endenergieverbrauch liegt um etwa fünf Prozentpunkte<br />

höher als der 14 Prozentanteil am Primärenergieeinsatz.<br />

Der Grund hierfür ist, dass bei der Verstromung<br />

von fossilen Brennstoffen der Wirkungsgrad der<br />

Kraftwerke berücksichtigt werden muss und hier<br />

mehr Energie verloren geht. Die vielfältigen Effizienzsteigerungen,<br />

die in den letzten Jahren bei der Energienutzung<br />

in vielen Bereichen erzielt wurden (Kraftfahrzeuge,<br />

Beleuchtung, Klima, EDV, …) sind leider<br />

meist durch Mehrverbrauch kompensiert worden.<br />

Ein großes Missverständnis<br />

Die in Abbildung 2 gezeigten drei Prozent für die<br />

Windenergie lassen uns stutzen. Auf den ersten Blick<br />

scheinen sie in Widerspruch zu den Erfolgsmeldungen<br />

des Windkraftausbaus zu stehen, wonach jede Windkraftanlage<br />

im Mittel etwa 1000 Haushalte mit Strom<br />

versorgt, was bei den 30.000 installierten Windrädern<br />

bereits 30 Millionen der insgesamt 41 Millionen Haushalte<br />

sind. Ist die Energiewende damit nicht schon fast<br />

geschafft?<br />

40


Fotos: Pixabay<br />

Leider nein, denn selbst wenn heute alle Haushalte<br />

in Deutschland ihren Strom aus erneuerbaren<br />

Quellen bezögen, so wäre das noch immer erst ein<br />

winziger Teil unseres Energieverbrauchs: Der derzeitige<br />

Anteil des Stroms an unserem Endenergieverbrauch<br />

beträgt nur 20 Prozent, und der Haushaltsstrom<br />

macht davon gerade mal ein Viertel, also fünf<br />

Prozent aus. In diesem Fall ist also der gemeldete Erfolg<br />

20-mal größer als der tatsächliche Erfolg.<br />

Hinzu kommt: Meist wird, zum Vergleich mit<br />

konventionellen Kraftwerken, die installierte Leistung<br />

von Sonnen- und Windkraftanlagen angegeben statt<br />

der tatsächlich produzierten nutzbaren Leistung. Die<br />

installierte Leistung einer Windkraftanlage ist viermal,<br />

die einer Photovoltaikanlage achtmal höher als die eigentlich<br />

interessierende im ganzjährigen Betrieb im<br />

Mittel gelieferte nutzbare Leistung. Die Beispiele lassen<br />

ahnen, warum die öffentliche Wahrnehmung der<br />

bisherigen Energiewende so stark von dem in den Abbildungen<br />

1 und 2 gezeigten Sachverhalt abweicht.<br />

Hierbei ist noch nicht berücksichtigt, dass Windund<br />

Sonnenenergie heute und in absehbarer Zukunft<br />

nicht voll nutzbar sind. Grund hierfür sind insbesondere<br />

die starken jahreszeitlichen und Tag-Nacht<br />

Schwankungen von Wind und Sonne. Wegen der unvermeidlichen<br />

Dunkelflauten, in denen es weder Sonne<br />

noch Wind gibt, muss für alle Wind- und Sonnenkraftanlagen<br />

eine entsprechende Anzahl fossiler Kraftwerke<br />

vorgehalten werden – solange es noch keine<br />

ausreichenden Stromspeicher gibt.<br />

Was kann getan werden?<br />

Die bisherigen großen Anstrengungen beim Aufbau<br />

der erneuerbaren Energien haben in den letzten<br />

zehn Jahren nicht zu einem merklichen Rückgang der<br />

CO 2 -Emissionen in Deutschland geführt. Der Zuwachs<br />

der Erneuerbaren und die Steigerung der Energieeffizienz<br />

haben gerade dazu gereicht, den mit dem<br />

wachsenden Bruttosozialprodukt einhergehenden<br />

steigenden Energiebedarf zu kompensieren. Ein Weiter<br />

so mit mehr vom Gleichen wird nicht genügen, um<br />

die gesteckten Klimaziele zu erreichen. Ein nur auf<br />

den positiven Zahlen der Stromversorgung beruhender<br />

Zweckoptimismus führt zu Fehlinvestitionen und<br />

Enttäuschungen.<br />

Bei der Energieversorgung sind keine Wunder zu<br />

erwarten, aber eins ist sicher: Die Strategien der Zukunft<br />

sollten ergebnisoffen sein und nicht fixiert auf<br />

den Ausbau fest vorgegebener Technologien, weil letzteres<br />

die Entwicklung neuer Ideen blockieren kann.<br />

Schon heute ist klar, dass das weltweite Potenzial<br />

der Sonnenenergie sehr groß ist und besser genutzt<br />

werden sollte, gegebenenfalls in Kombination mit der<br />

Erzeugung speicherbaren und transportablen Wasserstoffs.<br />

In den äquatornahen Wüsten der Erde stehen<br />

große Flächen für den Einsatz von Solarkraftwerken<br />

zur Verfügung, und auch für die Windenergie gibt es<br />

deutlich günstigere Standorte als das relativ windstille<br />

deutsche Binnenland.<br />

Das Klima gesund sparen<br />

Weitaus stärkere Aufmerksamkeit sollten Energieeinsparungen<br />

erfahren: Energieeinsparungen führen<br />

unmittelbar zu einer Senkung des CO 2 -Ausstoßes<br />

und zudem zu einer Senkung der Energiekosten.<br />

Energieeinsparungen schaffen damit nicht zuletzt<br />

auch die finanziellen Spielräume, um an anderer Stelle<br />

in die Energiewende zu investieren, zum Beispiel für<br />

den Bau energieeffizienter Wohnungen, oder um die<br />

Schäden des Klimawandels zu mildern. Würde beispielsweise<br />

im Verkehr zwölf Prozent weniger Kraftstoff<br />

verbraucht, so sparte dies mehr Energie ein, als<br />

alle Windkraftanlagen liefern. Stattdessen wurde die<br />

Leistung der neu zugelassenen Pkw in den vergangenen<br />

zehn Jahren im Mittel um 18 Prozent erhöht, ihre<br />

Anzahl um elf Prozent.<br />

In Anbetracht des in den Abbildungen 1 und 2<br />

gezeigten Standes der Dinge ist es für uns schwer vorstellbar,<br />

dass unser heutiger Energiebedarf aus erneuerbaren<br />

Energien gedeckt werden kann. Energieeinsparung<br />

in allen Bereichen muss deshalb das oberste<br />

Ziel sein. Hier muss Deutschland als Hochtechnologieland<br />

vorangehen.<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Dirk Dubbers, Prof. Dr. Johanna<br />

Stachel, Prof. Dr. Ulrich Uwer (Physikalisches Institut<br />

der Universität Heidelberg)<br />

Um die Ziele des Klimapaktes<br />

doch noch zu erreichen, müssen<br />

Potenziale genutzt werden. Die<br />

liegen etwa im Bau von Solar -<br />

anlagen in der Wüste oder in<br />

der Senkung des Kraftstoff -<br />

verbrauchs von Pkws<br />

41


Energiewende<br />

Stromrebellen aus Fuchstal<br />

Lieber selber machen, statt machen lassen<br />

Das gab es noch nie: Eine kleine oberbayerische Gemeinde bietet<br />

künftig ökologischen Regionalstrom an – und macht damit nicht<br />

nur den Konzernen Konkurrenz, sondern treibt die Energiewende<br />

vor Ort voran. Ein Paradebeispiel, das Schule machen sollte und<br />

zeigt, dass schon ein paar Menschen etwas bewegen können.<br />

Die Verrückten im Fuchstaler Rathaus. So<br />

nennen sie sich selbst, und vermutlich tun<br />

das auch einige andere in der Gemeinde.<br />

»Die im Gemeinderat meinten, sollen die zwei Spinner<br />

sich doch ruhig noch mehr Arbeit ins Haus holen«,<br />

sagt Bürgermeister Erwin Karg. Da muss er selbst<br />

grinsen. Letztlich halten er und sein »Mit-Spinner«<br />

Gerhard Schmid auf ihren Gemeinderat große Stücke<br />

– und umgekehrt. »Sie lassen uns machen«, erklärt<br />

Kämmerer Schmid. Andere Gemeinden, so Karg, verlegten<br />

halt Wasserleitungen und bauten Kindergärten.<br />

»Machen wir schon auch.« Was man im Rathaus<br />

Fuchstal aber ansonsten tut: die Energiewende vorantreiben.<br />

In Eigenregie. Ab <strong>2020</strong> bietet Fuchstal regionalen<br />

Strom an. Ökologisch produziert, versteht sich.<br />

Das ist neu.<br />

»FuXstrom«, so soll das Baby heißen. Klingt witzig.<br />

»Und wir haben auch einen Riesenspaß dran«,<br />

sagt Schmid. Auch das ist eines der Ziele: Den Bürgern<br />

zeigen, »dass die Energiewende Spaß macht – und<br />

man Geld damit verdienen kann«. Über »FuXstrom«<br />

kann man künftig Strom von der Gemeinde beziehen,<br />

die mit eigenen Windkraft- und Photovoltaikanlagen<br />

selbst Erzeuger ist. Die Kunden bekommen ihn unter<br />

dem Preis des Grundanbieters, verspricht Karg. Es soll<br />

sogar ein Wechselbonus drin sein. Wie das geht? »Wir<br />

haben eine schlanke Verwaltung und verzichten auf<br />

Gewinne«, sagt Karg. Insgesamt wird das Angebot nur<br />

im Gemeindebereich und im mitverwalteten Unterdießen<br />

gelten, weil » sonst Regionalstrom ja keinen<br />

Sinn macht«, so der Bürgermeister.<br />

Die fuchsigen Rebellen<br />

Fuchstal, mit den Teilgemeinden Asch, Seestal<br />

und dem Markt Leeder zählt 3900 Einwohner, liegt<br />

idyllisch am Rande vom Landkreis Landsberg. Gleich<br />

an der Grenze zum einstigen Landkreis Schongau, wo<br />

einst Franz Josef Strauß als Landrat regierte. Und wie<br />

einer aus dessen Hofstaat erscheint auf den ersten<br />

Stimmen zu FuXstrom<br />

Regina Renz, 42<br />

Inhaberin eines e-Bike-Ladens, Leeder<br />

Ich finde das super, wenn Strom aus erneu -<br />

erbaren Energiequellen produziert und auch<br />

vor Ort verbraucht wird. Ich denke, das<br />

motiviert die Leute hier in den Dörfern, dass<br />

sie dann auf diese Weise auch Ökostrom<br />

beziehen. Und dass vielleicht der eine oder<br />

andere bei sich eine Photovoltaikanlage aufs<br />

Dach macht und den Strom einspeist – weil das der Region nützt. Und das<br />

Stromnetz wird so vermutlich auch entlastet.<br />

Ich bin auf jeden Fall an FuXstrom interessiert. Es würde super zu meinem<br />

Laden und meinen eBikes passen: Ich habe auf jeden Fall ein grünes Herz. Ich<br />

beobachte inzwischen auch bei mir im Geschäft, dass sich die Gewohnheiten<br />

der Leute ändern. Etwa, dass viele ein e-Bike nicht nur für die Freizeit ver -<br />

wenden, sondern auch für den Weg zur Arbeit, oder zum Einkaufen ein<br />

Lastenfahrrad kaufen. Grüner Regionalstrom ist für unsere Gegend auf<br />

jeden Fall ein guter Impuls!<br />

Werner Ruf, 51<br />

Fischwirtschaftsmeister, Leeder<br />

Ich finde diese Idee sehr erfrischend. Wir<br />

beziehen viele andere Produkte auch aus der<br />

Region, warum nicht auch Energie? Aus der<br />

Region, für die Region. Ich denke, dass viele<br />

Fuchstaler da mitmachen werden. Unter<br />

anderem natürlich, weil FuXstrom ein biss -<br />

chen billiger ist – und der Preis für die<br />

meisten noch das wichtigste Argument ist. Ich beteilige mich selbst mit meiner<br />

Biogasanlage an dem Konzept, indem ich Strom und Wärme an die Gemeinde<br />

liefere. Auch meine Fischzucht, die eigentlich energieintensiv ist, führe ich<br />

weitgehend autark mit einer Photovoltaikanlage und einer Wasserkraftanlage,<br />

da mir Nachhaltigkeit sehr am Herzen liegt.<br />

Mit solchen Regionalkonzepten entlasten wir zusätzlich die Stromtrassen.<br />

Wünschenswert wäre, wenn wir dann keine Netzentgelte mehr bezahlen müss -<br />

ten. Die »große Politik« tut sich leider schwer, Regionalität zu fördern. Aber gut,<br />

dass wir bei uns in der »kleinen Politik« Leute haben, die diese Philosophie leben.<br />

42


Blick Bürgermeister Karg: ein Mannsbild mit Präsenz,<br />

55 Jahre alt. Flinke Zunge, polternder Witz und unerschrocken.<br />

Karg wuchs nach eigenen Worten in einer<br />

CSU-geprägten Familie auf. Doch: Karg ist parteilos,<br />

Verfechter von regenerativer Energie und gar nicht so<br />

konservativ, wie er aussieht.<br />

Sein Geschäftsstellenleiter und Bruder im Geiste:<br />

Gerhard Schmid, 47, CSU-Mitglied, aus einer Landwirtschaft<br />

stammend. Versierter Kenner des Kommunalrechts,<br />

beim Thema Fördermöglichkeiten ein echter<br />

Fuchs. Schmid lacht herzhaft und frech, mit seinem<br />

Humor eckt er in seiner Heimatgemeinde Apfeldorf<br />

gelegentlich an: Dort redet er als zweiter Bürgermeis -<br />

ter mit und will <strong>2020</strong> Gemeindechef werden.<br />

Der Dritte im Bunde ist Robert Sing, 42. Der Ingenieur<br />

und Windkraftexperte aus Landsberg ►<br />

Bürgermeister Erwin Karg<br />

(links) und sein Kompagnon<br />

Gerhard Schmid haben gut<br />

lachen – zusammen treiben sie<br />

die Energiewende vor Ort voran<br />

Johannes Wolffhardt, 56<br />

Architekt, Asch<br />

Theresa Schuster, 25<br />

Gastronomin/ Inhaberin eines Bistros, Leeder<br />

Es ist schön, dass nun nicht nur die Inves toren,<br />

sondern alle Fuchstaler Bürger profi tieren können.<br />

Und umweltfreundlichen Strom zu günstigen<br />

Preisen bekommen. Sprich: Wir dürfen die<br />

Windräder nicht nur sehen, sondern kriegen auch<br />

ihren Strom. Dieser Gedanke der Regionalität ist<br />

heute modern, und wie ich finde: zu Recht. Bei uns<br />

im Landkreis wurde bereits 2013 ein Klimaschutz konzept verabschiedet, da<br />

gehört Windkraft einfach dazu. Ich wohne und arbeite hier. Mir ist es wichtig,<br />

möglichst CO2-neutral zu arbeiten. Beruflich beschäftige ich mich damit,<br />

energieeffiziente Sanierungen und Neubauten in der Region umzusetzen. Aber<br />

ich möchte das auch vorleben: Ich fahre ein E-Auto und Fahrrad, mein Büro ist<br />

– bei der Größe bis 20 Mitarbeiter – zum umweltfreund lichsten Deutschlands<br />

gewählt worden. Aktuell bin ich bei einem anderen Öko strom anbieter. Aber es<br />

ist gut möglich, dass ich dann zu FuXstrom wechsle. Wichtig ist, dass ein<br />

Stromanbieter eine hohe Neuanlagenquote von erneuerbarer Energie hat.<br />

Von FuXstrom hab ich schon gehört –<br />

ich muss mich allerdings noch genauer<br />

informieren. Grundsätzlich finde ich das toll.<br />

Wir in unserem Landbistro arbeiten ja nach<br />

dem Motto »Heimat, die man spüren und<br />

schmecken kann«. Wir bieten also nur<br />

regionale und saisonale Lebensmittel an –<br />

und eben keine Erdbeeren aus Spanien im Dezember. Warum also nicht auch<br />

den Strom, der hier produziert wird, hier verbrauchen? Ich wäre durchaus<br />

an einem Wechsel interessiert. Aber wie bei allem muss man ein Stück<br />

weit auf den Preis achten. Wenn der am Ende sogar ein wenig günstiger ist,<br />

ist für mich so ein Regionalstromangebot prima. Okay, die Windräder sind<br />

für die Landschaft nicht unbedingt ein Gewinn. Aber wenn ich die Wahl habe,<br />

dass stattdessen irgendwo ein Atomkraftwerk steht, kann ich mit den<br />

Windrädern gut leben. Es muss halt im Rahmen bleiben: Hundert Stück<br />

davon wären bei uns zu viel.<br />

43


Energiewende<br />

In der oberbayerischen<br />

Gemeinde erzeugen Solar -<br />

anlagen und Windräder sowie<br />

eine Biogasanlage Strom,<br />

der von den Kunden vor Ort<br />

verbraucht wird<br />

Fotos: Klaus Mergel, Pixabay<br />

betreut mit seinem Büro seit 2012 Projekte der erneuerbaren<br />

Energie. Er liefert den Fuchstalern die nötige<br />

technische Fachkompetenz.<br />

Bürger ins Boot geholt<br />

2011, nach der Reaktorkatastrophe in Fukushima,<br />

fing alles an. Der damalige Ministerpräsident Horst<br />

Seehofer verkündete, man brauche jetzt 1500 Wind -<br />

räder in Bayern. Es dauerte nicht lange, da klopften die<br />

ersten Investoren in Fuchstal an die Rathaustür – sie<br />

kamen aus Düsseldorf, Köln und sogar England. »Da<br />

haben wir uns gedacht: Das machen wir selbst«, sagt<br />

Schmid. Kein leichtes Unterfangen: Windkraftgegner<br />

haben in Bayern einige Anlagen verhindert. Doch die<br />

Fuchstaler konnten ihre Bürger überzeugen.<br />

Seit 2016 betreibt eine Bürgerbeteiligungsgesellschaft<br />

vier Windkraftwerke: 49 Prozent der Anteile<br />

hält die Gemeinde, 51 Prozent diverse Gesellschafter,<br />

darunter Bürger der Gegend, aber auch Unternehmen<br />

wie die Stadtwerke Bad Tölz. Die Anlagen stehen einige<br />

Kilometer südlich von Fuchstal auf Pachtgrund<br />

im Bayerischen Staatsforst: ein 2000 Hektar riesiges<br />

Waldgebiet. Rings um die Windräder üppige Vegetation<br />

und jede Menge Wald.<br />

Eine lohnende Investition<br />

Die Räder haben eine Leistung von zwölf Megawatt<br />

und erzeugen im Jahr rund 24 Millionen Kilowattstunden<br />

Strom. Hinzu kamen 2013 und 2017 zwei<br />

kommunale Photovoltaikanlagen mit 1,2 Megawatt<br />

Leistung und eine weitere in Unterdießen mit 0,6 Megawatt.<br />

Eine Biogasanlage eines privaten Unternehmers<br />

wurde in das Energiekonzept integriert: Die Abwärme<br />

daraus speist man in das lokale Fernwärmenetz<br />

von Fuchstal ein. Insgesamt sind das über 24,3 Millionen<br />

Kilowattstunden pro Jahr. Nicht übel für ein Dorf.<br />

Zum Vergleich: So viel verbrauchen etwa 7000 Vierpersonenhaushalte.<br />

21 Millionen Euro wurden in den Windpark investiert,<br />

6,5 Millionen Euro Eigenkapital brachten<br />

Bürger und Gemeinde ein. Seit dem ersten Jahr verdient<br />

der Bürgerwindpark Geld – mehr als prognostiziert<br />

wurde. Für die Gesellschafter hat sich die Anlage<br />

längst rentiert: Jährlich schüttet die GmbH bisher<br />

durchschnittlich sechs Prozent Rendite aus. Bis 2026<br />

werden voraussichtlich alle Schulden bezahlt und die<br />

Rücklagen für den Rückbau vorhanden sein.<br />

Für 20 Jahre bekommen die Fuchstaler die EEG-<br />

Vergütung, also den vom Staat geförderten Garantiepreis<br />

auf regenerative Energie. »Was in 20 Jahren ist,<br />

kann man jetzt ohnehin nicht sagen«, sagt Schmid.<br />

Regionalität ist gefragt<br />

Ziemlich bald kam im Rathaus die Idee auf: Warum<br />

nicht selbst Regionalstrom anbieten? »So wie mit<br />

den Eiern und der Milch, die kauft man bei uns ja<br />

auch vom Bauern nebenan«, sagt Karg. Das schafft<br />

Verbundenheit der Verbraucher.<br />

Regionalstrom ist ein echter Trend. Unternehmen<br />

wie das Allgäuer Überlandwerk in Kempten oder<br />

das Grünstromwerk in Hamburg bieten inzwischen<br />

regional begrenzte Öko-Stromprodukte an, bei dem<br />

sich sogar Kunden mit dem Strom ihrer PV-Anlagen<br />

zu einem guten Abnahmepreis beteiligen. Das Ziel:<br />

Die lokalen Akteure stärken, das Geld in der Region<br />

in nachhaltige Projekte investieren und den Graustrom-Anteil<br />

– also unbekannter Herkunft – im Netz<br />

verringern.<br />

Klar: Der Strom im Gesamtstromnetz stammt<br />

von allen Erzeugern, genauso von Kohle- und Atomkraftwerken.<br />

Wie in einer Badewanne mit vielen Zu-<br />

44


läufen. Aber mit dem Prinzip Regionalstrom steigt der<br />

Anteil von Strom aus erneuerbaren Energiequellen.<br />

Und die umstrittenen Stromtrassen, die das Land<br />

durchziehen sollen, können auf ein nötiges Minimum<br />

reduziert werden.<br />

Dieser Trend bringt auch bundesweit volkswirtschaftliche<br />

Vorteile. Laut Jahresbericht 2018 der AG<br />

Energiebilanzen e.V. werden pro Jahr fossile Energieträger<br />

für 68 Milliarden Euro aus dem Ausland importiert.<br />

»Das sind pro Bundesbürger 2,25 Euro täglich.<br />

Geld, das in die Taschen von Ölscheichs, Gaszaren<br />

und Kohlekonzernen fließt«, sagt Sing. Wenn Strom<br />

aber regional erzeugt und verbraucht wird, kommt das<br />

Geld eher den Menschen vor Ort zugute.<br />

Sie gestalten die Zukunft<br />

Im Fuchstaler Rathaus machte man sich nun viel<br />

Gedanken. Viele Abende grübelten und diskutierten<br />

die »Verrückten«. Denn um Strom zu jeder Zeit zur<br />

Verfügung zu stellen, muss man auch zu Hauptlastzeiten<br />

liefern können – das muss man im Kreuz haben.<br />

Also wenn viele Kunden zur selben Zeit viel Strom<br />

verbrauchen: Zum Beispiel am frühen Abend im Winter,<br />

wenn geheizt, gewaschen und gekocht wird, der<br />

Fernseher läuft und eventuell das E-Auto an der Ladestation<br />

hängt.<br />

Um das Problem zu lösen, bauen die Fuchstaler<br />

derzeit eine Speicheranlage. Batterien mit einer Kapazität<br />

von drei bis vier Megawattstunden speichern<br />

künftig überschüssigen Strom, um Schwankungen<br />

auszugleichen. Dazu kommt ein Wärmespeicher, der<br />

die Abwärme der Biogasanlagen und eines örtlichen<br />

Holzpellet-Produzenten aufnimmt. Und eine Powerto-Heat-Anlage,<br />

die wie ein Tauchsieder überschüssigen<br />

Strom in Wärme umwandelt: Die soll über das<br />

örtliche Fernwärmenetz genutzt werden.<br />

Außerdem sind drei weitere Windräder mit einer<br />

Leistung von rund 13 Megawatt in Planung. Bis Ende<br />

<strong>2020</strong> soll davon schon einiges realisiert sein. Dieses innovative<br />

Projekt mit dem Titel »Energiezukunft<br />

Fuchs tal« wird mit drei Millionen vom Umweltministerium<br />

gefördert.<br />

Sie stehen nicht alleine da<br />

Doch um FuXstrom nun tatsächlich dem Bürger<br />

anbieten zu können, steht eine gewaltige Verwaltungsarbeit<br />

an. »Wir vom Rathaus werden sicherlich bei unseren<br />

Kunden nicht Strom ablesen und Geld kassieren«,<br />

sagt Bürgermeister Karg. Hier holten sich die<br />

Fuchstaler Unterstützung bei der Firma BürgerGrün-<br />

Strom aus Markt Erlbach in Mittelfranken: Das Unternehmen<br />

sammelte mit ihrem Produkt »RegioGrün-<br />

Strom« schon viel Erfahrung im Bereich der Regionalstromtarife.<br />

Als Partner der Fuchstaler übernimmt es<br />

nun den Stromvertrieb und damit die Verwaltungsaufgaben<br />

und die Kundenbetreuung.<br />

Die Idee des eigenen regionalen Stromtarifs<br />

kommt bei den Bürgern der Gegend an. Auch bei Behörden<br />

und Ministerien stoßen die Fuchstaler auf<br />

positive Resonanz: Zusammen mit der Stadt Kaufbeuren<br />

und dem Landkreis Ostallgäu wird die Gemeinde<br />

zur Wasserstoffregion. In dem vom Bundesverkehrsministerium<br />

geförderten Projekt namens<br />

»Hystarter« soll überschüssige Windenergie in Wasserstoff<br />

umgewandelt werden, den man nach Bedarf<br />

als saubere Energiequelle einsetzen kann.<br />

»Die Welt werden wir Fuchstaler vielleicht nicht<br />

retten. Aber wir können zeigen, dass auch eine kleine<br />

Kommune eine Menge für das Klima tun kann«, sagt<br />

Bürgermeister Erwin Karg. Vielleicht gar nicht so<br />

übel, wenn man ein paar »Verrückte« einfach mal<br />

machen lässt.<br />

Klaus Mergel<br />

45


Energiezukunft<br />

Fertigungshalle<br />

der Firma Wölz<br />

Nachhaltigkeit bei Wölz<br />

Baukasten für den Umweltschutz<br />

13 E-Smarts für die Mitarbeiter, Lastenräder, PV-Anlagen oder ein firmeneigenes<br />

Mülltrennsystem – Wölz Stahl- und Metallbau in Gundelfingen beweist, dass<br />

Umweltschutz keineswegs nur ein Thema für große Konzerne ist. Jeder Betrieb kann<br />

seinen Beitrag leisten – auch im Allgäu. Entscheidender Erfolgsfaktor: die Mitarbeiter<br />

für die eigene Öko-Strategie zu begeistern und zu nachhaltigem Denken zu motivieren.<br />

Unser Schwesterheft oberlandALTERNATIV schaute in dem Betrieb vorbei.<br />

46


Je intensiver wir uns mit Umweltschutzmaßnahmen<br />

beschäftigen, umso häufiger stellen<br />

wir fest: Am Stammtisch wird viel geredet, aber<br />

umgesetzt wird davon nichts.« Ein ehrliches Statement,<br />

mit dem Steffen Wildner, Prokurist im Familienbetrieb<br />

Wölz Stahl- und Metallbau, gleich zu Beginn<br />

unseres Gesprächs deutlich macht, mit welchen Herausforderungen<br />

er beim Thema Nachhaltigkeit täglich<br />

zu kämpfen hat. Dass der 140 Mitarbeiter zählende<br />

Betrieb heute ein Öko-Konzept und einen regelrechten<br />

Baukasten für den Umweltschutz besitzt und stetig<br />

weiterentwickelt, zeigt, dass man es mit schwäbischer<br />

Beharrlichkeit besser nicht aufnehmen sollte. Ob unkooperative<br />

Entsorgungsunternehmen oder skeptische<br />

Mitarbeiter: Mit der richtigen Strategie konnte<br />

Wölz mittelfristig jedes Problem lösen, wenn man sich<br />

auch mehr gesellschaftliches Engagement für die Umwelt<br />

wünschen würde.<br />

»Geld verdienen können wir mit Umweltschutz<br />

nicht, aber wir haben doch alle Kinder und eine<br />

Schutzverantwortung für unsere Umwelt«, verdeutlicht<br />

Wildner. Ohne die eigene Bereitschaft, etwas für<br />

die Umwelt zu tun, könne eben nichts verändert werden.<br />

Bei Wölz sei das durch eine Inhaberfamilie gegeben,<br />

die dem Thema Nachhaltigkeit aufgeschlossen<br />

gegenüber steht und nicht den monetären Betrag, son-<br />

47


Energiezukunft<br />

Lautlos und für<br />

Bewegungsmuffel:<br />

Transportfahrräder sind auf<br />

dem Firmengelände von<br />

Wölz im stetigen Einsatz<br />

Links: Sortenreine Lagerung<br />

von wiederverwendbaren<br />

Verpackungsmaterialien<br />

Rechts: Holz als wichtiger<br />

und regenerativer<br />

Verpackungswertstoff<br />

Fotos: oberlandALTERNATIV, Wölz<br />

dern die ökologische Verantwortung in den Mittelpunkt<br />

stellt. Gerade in einer konjunkturell starken<br />

Phase mit vollständiger Marktausschöpfung, in der<br />

mit dem eigenen Geschäft gutes Geld verdient wird,<br />

sei es eben nicht angebracht, beim Thema Umweltschutz<br />

jeden Euro umzudrehen, so Wildner, sondern<br />

sich zu fragen: »Was können wir vernünftigerweise<br />

tun, um einen Beitrag für die Zukunft zu leisten?«<br />

Stellschrauben fürs große Ganze<br />

An Ideen, wie der Betrieb nachhaltiger arbeiten<br />

kann, mangelt es bei Wölz nicht. Es sind viele kleine<br />

Stellschrauben, an denen das Team täglich dreht, um<br />

etwas am großen Ganzen zu verändern. Das Schöne<br />

dabei ist, dass diese kleinen Maßnahmen schnell für<br />

Erfolgserlebnisse sorgen, auch, wenn sie auf den ersten<br />

Blick unbedeutend erscheinen mögen. So etwa der<br />

Verzicht auf mehrfache Printexemplare von Systemkatalogen,<br />

die nun nicht mehr jeder Planer auf seinem<br />

Schreibtisch stehen hat, sondern der zentral gelagert<br />

und für alle zugänglich ist. Oder ökologisch verträgliche<br />

Putzmittel, die eigentlich ein Selbstläufer sein sollten:<br />

»Aber es dauert, bis wir die letzte Chemiekeule<br />

hier aus dem Haus heraus haben«, erklärt Wildner lachend.<br />

Holzlatten als Lagerpuffer zwischen Profilen<br />

anstelle von Kunst- oder Schaumstoffen, Mülltrennung<br />

in Sozialräumen, Umstellung von Plastikflaschen<br />

auf Glasflaschen, recycelbare Verpackungen,<br />

Hybrid- oder Elektrofahrzeuge – es sind viele kleine<br />

Bausteine.<br />

Seit Kurzem gibt es auch ein übergeordnetes<br />

Nachhaltigkeitskonzept. Ein Logo soll zeigen, dass es<br />

dem Familienbetrieb wirklich ernst damit ist, nur Produkte<br />

zu verwenden, die ökologisch sinnvoll sind, und<br />

so viel wie möglich zur Einsparung von Emissionen<br />

beizutragen.<br />

Das Konzept basiert auf den drei Säulen Ökologie<br />

– Ökonomie – Soziales. In elf Schritten legt der Betrieb<br />

darin seine Guideline fest: von der Ist-Aufnahme der<br />

Wertstoffe und Abfälle über die Dokumentation der<br />

Abfall- und Wertstoffe, die Sensibilisierung aller Mitarbeiter,<br />

die Integration der Maßnahmen in die Geschäftsprozesse,<br />

die Senkung von Energieverbrauch<br />

und CO 2 -Ausstoß, bis zur Vermeidung von Verbund -<br />

48


Wiederverwendbare<br />

Transportgestelle für<br />

Fenster- und Türprofile<br />

Eine gelebte Teamkultur und<br />

eine funktionierende<br />

Kommunikation zwischen<br />

Fertigung und Planung<br />

werden bei Wölz<br />

großgeschrieben<br />

stoffen, Mülltrennung und der vollständigen Umstellung<br />

auf umweltfreundliche Produkte und Lieferanten.<br />

Ökologisch Denken<br />

Die Technikphilosophie wusste es lange, doch es<br />

hat ein paar Jahrzehnte gedauert, bis die Erkenntnis in<br />

die Industrie durchgesickert ist: Ökologisches Denken<br />

geht umweltfreundlicher Technik voraus. Und so ist<br />

die eigentlich einfachste Aufgabe heute die zugleich<br />

schwerste und zentralste: Menschen zu einem ökologischen<br />

Bewusstsein zu motivieren.<br />

Auch bei Wölz sei die Bereitschaft für ökologisches<br />

Engagement oft nur durch zähes Ringen erreichbar,<br />

erklärt Wildner. Unbezahlter Mehraufwand, um<br />

eine bessere Mülltrennung auf der Baustelle möglich<br />

zu machen? Was zu Hause selbstverständlich ist, ist für<br />

den Betrieb mit großem Motivationsaufwand verbunden,<br />

und sei es nur die Aufgabe, Baustoffmüll wie Folien,<br />

Dämmstoffreste oder Glasbruch auf der Baustelle<br />

in unterschiedliche Säcke zu packen.<br />

Für Wildner sind die Konsequenzen dieser Einstellung<br />

absehbar und eigentlich vermeidbar, dass der<br />

Staat irgendwann mit Strafen arbeiten muss, weil die<br />

freiwillige Bereitschaft nicht stark genug war. Aufgeben<br />

kommt für den Betrieb aber nicht infrage, und so zielt<br />

die neue Strategie eher darauf ab, Anreize zu bieten.<br />

Emissionsfreie Mobilität<br />

Gokart-Feeling, unmittelbare Kraftentfaltung<br />

und lineare Beschleunigung: Das Nutzen von E-Fahrzeugen<br />

bietet einen ganz eigenen Spaßfaktor, von dem<br />

sich die Mitarbeiter bei Wölz überzeugen durften. Ein<br />

Probefahrzeug des E-Smarts sollte die Lust auf elektrischen<br />

Mobile wecken, und das hat super funktioniert.<br />

Und zwar so gut, dass seit Ende April des letzten<br />

Jahres 13 E-Smarts den Fuhrpark des Betriebes erweitern.<br />

Die Mitarbeiter können damit nun auf Geschäftstermine<br />

flitzen oder emissionsfrei zur Arbeit<br />

und zurück pendeln.<br />

Sowas kommt an bei den Beschäftigten, die ausnahmslos<br />

»extrem positiv überrascht« waren. Und das<br />

kann sich tatsächlich auch betriebswirtschaftlich rechnen,<br />

denn ökologische Investitionen sieht das Führungsteam<br />

von Wölz auch als Maßnahmen in die ei-<br />

49


Energiezukunft<br />

Mit den E-Smarts stromern<br />

die Mitarbeiter<br />

emissionsfrei zur Arbeit<br />

gene Zukunft. »Für uns ist es in Anbetracht unseres<br />

schnellen Wachstums immer schwieriger geworden,<br />

ortsansässige Mitarbeiter zu gewinnen. Da sehen wir<br />

Elektromobilität und Öko-Strategie als interessantes<br />

Paket, um uns als Arbeitgeber auch jenseits der reinen<br />

Lohntüte interessant zu machen«, ist Wildner überzeugt.<br />

Ein hoher Kostenfaktor bei der Umstellung auf<br />

Elektromobilität ist der Bau von Ladesäulen. Auch<br />

Wölz rechnete die 35.000 Euro Investition hin und her<br />

und entschied sich schließlich für die pfiffige Schlosser-Lösung<br />

Marke Eigenbau. Neben zwei professionellen<br />

Schnellladesystemen, die den E-Smart in etwa drei<br />

Stunden laden, fertigte der Betrieb selbstgebaute Säulen<br />

mit herkömmlichen, abschließbaren Steckdosen.<br />

Hier liegt die Ladezeit bei sechs Stunden.<br />

Für seine Service-Fahrten stellt Wölz derzeit zudem<br />

seine Kleintransporter-Flotte auf VW Caddy mit<br />

Gasantrieb um. Diese bieten eine Reichweite von mehr<br />

als 600 Kilometern und schnelle Betankungszeit und<br />

sind damit problemlos integrierbar. Die große Masse<br />

an Auslieferungen fährt der Betrieb übrigens per Spedition,<br />

im Unternehmen ist nur ein mittelgroßer Lkw<br />

mit etwa zehn Tonnen im Einsatz.<br />

Photovoltaik-Systeme<br />

Mit dem Thema Photovoltaik hat die Öko-Strategie<br />

des Unternehmens vor vielen Jahren angefangen.<br />

»Auch heute werden wir immer noch begeistert von<br />

Kunden darauf angesprochen, dass wir letztlich auf jedem<br />

Hallendach PV installiert haben. Aktuell produzieren<br />

wir annähernd das Doppelte unseres inhäusigen<br />

Stromverbrauchs«, erzählt Wildner. Die Anlagen<br />

auf den alten Hallendächern sind anhand der Einspeisevergütung<br />

klar kalkuliert worden und arbeiten heute<br />

teils schon gewinnbringend. Die neugebaute Halle ist<br />

zu einhundert Prozent auf die Eigennutzung des<br />

Stroms konzipiert, bevor Überschüsse ins Netz eingespeist<br />

werden.<br />

In Kombination mit der Umstellung auf Elektromobilität<br />

ergeben sich noch weitere Möglichkeiten,<br />

zumal die 13 E-Smarts nicht das Ende der Umstellung<br />

sein sollen. Wenn es gut läuft, will der Betrieb weitere<br />

Fahrzeuge anschaffen und auch auf eine intelligente<br />

Steuerung und Speicherung der akkubetriebenen<br />

Fahrzeuge umrüsten.<br />

Entsorgung als Kreislauf<br />

Völlig unverständlich ist für Wildner das Verhalten<br />

der regional ansässigen Entsorgungsbetriebe. Es<br />

gibt keinerlei Bereitschaft, den Baustellenmüll getrennt<br />

anzunehmen und im Sinne der Kreislaufwirtschaft<br />

zu recyceln. Vielmehr hält man an dem überkommenen<br />

Modell fest, alles in einen Sack zu stecken<br />

und der Verbrennung zuzuführen. »Der Containerinhalt<br />

sieht einfach erschreckend aus, gerade weil man<br />

so viele Stoffe darin findet, die im Privatleben schon<br />

längst am Wertstoffhof entsorgt werden«, erklärt<br />

50


Wildner nachdrücklich. Selbst mit der Bereitschaft, einen<br />

höheren Betrag für die Entsorgung zu zahlen,<br />

konnte der Betrieb die Müllverwertungsunternehmen<br />

nicht ködern. »Wir wollen uns nicht mehr von der regionalen<br />

Abfallwirtschaft diktieren lassen, ob wir die<br />

Folie verbrennen oder recyceln lassen können. Jetzt<br />

planen wir die Einrichtung eines eigenen Wertstoffhofes<br />

auf dem Betriebsgelände.«<br />

Derzeit gibt es schon Container für behandeltes<br />

und unbehandeltes Holz, Aluminium und Aluminium-Kunststoff-Verbund,<br />

Stahl, Glasbruch, Kunststoff<br />

und Kartonagen, die über das gesamte Betriebsgelände<br />

verteilt sind.<br />

Auf dem eigenen Wertstoffhof soll jetzt eine zentrale<br />

Lager- und Weiterverwertungsstelle entstehen.<br />

Europaweit sucht der Betrieb nach Entsorgern, die die<br />

einzelnen Stoffe als Wertstoffe entgegennehmen. Aluabschnitte<br />

werden über ein A.U.F.-zertifziertes Unternehmen<br />

entsorgt, um innerhalb der Kreislaufwirtschaft<br />

zu verbleiben. Und in den Niederlanden hat<br />

man beispielsweise einen Betrieb gefunden, der die<br />

Folie als Wertstoff annimmt und weiterverarbeitet.<br />

»Wir wollen große Pressen anschaffen, mit denen wir<br />

das Material in Würfel pressen und anschließend per<br />

Lkw verfahren können«, erzählt Wildner.<br />

Auch auf seine Lieferanten will das Unternehmen<br />

Druck machen. Sie sollen in Zukunft nach der Verpackung<br />

differenziert werden und bei ähnlichen Rahmenbedingungen<br />

wie Liefergeschwindigkeit und Preis<br />

bevorzugt werden. Zudem kann der Familienbetrieb<br />

dank seiner Größe viele Waren in Großverpackungseinheiten<br />

mit Mehrwegboxen beziehen, die nach Entleerung<br />

zum Hersteller zurückgehen. Auch selbstgefertigte<br />

Lagergestelle sind bei Wölz im Einsatz, und<br />

wer über das Betriebsgelände geht, findet überall<br />

Holzlager. So kommen spezielle Holzklötzchen zum<br />

Schutz der Beschläge bei Tür- und Fensterrahmen<br />

zum Einsatz und Latten als Trennmaterial zwischen<br />

den einzelnen Rahmen.<br />

Initiative für und von Mitarbeitern<br />

»Initiative zeigen« wird bei Wölz aber nicht nur<br />

von oben nach unten gelebt, sondern findet in gleicher<br />

Weise anders herum statt. Dem Metallbauunternehmen<br />

ist eine gute Kommunikation mit offenen Türen<br />

wichtig. Jeder kann jederzeit mit seinen Problemen,<br />

Verbesserungsvorschlägen und Ideen kommen. Es sei<br />

ein Vorteil der verstreuten Hallen, dass Mitarbeiter öfter<br />

einmal durch den gesamten Betrieb laufen müssen,<br />

um sich Informationen zu holen oder weiterzugeben.<br />

»Und das ist ausdrücklich gewünscht, dass die Leute<br />

bei uns miteinander reden.« Auch für die Mitarbeiterbindung<br />

spielt das eine immer wichtigere Rolle, ist<br />

Wildner überzeugt. »Wir sagen lapidar: Wer bei uns<br />

das erste Jahr übersteht, bleibt für sehr lange. Und das<br />

hat auch ganz entscheidend mit dem zu tun, was wir<br />

als Unternehmen für unsere Mitarbeiter und unsere<br />

Umwelt tun.«<br />

Dr. Jona van Laak<br />

Prokurist Steffen Wildner<br />

an der Elektrotankstelle<br />

Marke Eigenbau in<br />

Schlosser-Qualität<br />

51


Meldungen<br />

Zusammen zur Klimaneutralität<br />

Martin Sambale, Geschäfts -<br />

führer eza! (zweiter von links)<br />

mit fünf Gründungspartnern bei<br />

der Auftaktveranstaltung (v.l.):<br />

Dietmar Wolz (Inhaber Bahnhof-<br />

Apotheke Kempten), Stefan<br />

Fredlmeier (Tourismusdirektor<br />

Füssen), Thomas Kiechle (Ober -<br />

bürgermeister der Stadt Kemp -<br />

ten), Nikolaus Pfister<br />

(Geschäfts führer Swoboda) und<br />

Andreas Eggensberger,<br />

(Geschäftsführer Biohotel<br />

Eggensberger)<br />

Das neue Jahr bringt ein neues<br />

Bündnis hervor und dieses verfolgt<br />

– unter der Schirmherrschaft von<br />

Dr. Gerd Müller, Bundesminister für<br />

wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung – ein ambitioniertes<br />

Ziel: Das Allgäu soll bis zum Jahr<br />

2030 klimaneutral sein. Die Auftaktveranstaltung<br />

fand am 17. Februar<br />

im Gründerzentrum Allgäu Digital<br />

statt und war mehr als gut besucht.<br />

Zahlreiche Vertreter aus Politik und<br />

Wirtschaft wollten mehr über das<br />

Bündnis klimaneutrales Allgäu 2030<br />

erfahren und einige sind dem auch<br />

direkt beigetreten.<br />

Leitgedanke ist, dass sich alle teilnehmenden<br />

Unternehmen, Vereine,<br />

Institutionen und Kommunen<br />

dazu verpflichten, schrittweise bis<br />

spätestens zum Jahr 2030 klimaneutral<br />

zu sein. Dabei liegt der<br />

Schwerpunkt auf der Reduktion der<br />

CO 2 -Emissionen durch mehr Energieeffizienz<br />

und dem stärkeren Einsatz<br />

von erneuerbaren Energien.<br />

Darüber hinaus sollen unvermeidbare<br />

Restemissionen durch hochwertige,<br />

zertifizierte Projekte, die<br />

entsprechend CO 2 einsparen, kompensiert<br />

werden. Diese Projekte, in<br />

der Regel in Entwicklungsländern,<br />

sollen vor Ort neben der CO 2 -Einsparung<br />

auch die soziale und wirtschaftliche<br />

Entwicklung des jeweiligen<br />

Landes positiv beeinflussen.<br />

Auch eine Komponente zur Förderung<br />

regionaler Projekte ist geplant.<br />

Foto: Claudia Schöwe<br />

Hat sich beispielsweise ein Unternehmen<br />

dazu entschlossen, dem<br />

Bündnis beizutreten, wird im ers -<br />

ten Schritt eine CO 2 -Bilanz zur Ist-<br />

Analyse erstellt, die jährlich aktualisiert<br />

wird. Als Bündnispartner ist<br />

das Unternehmen dann verpflichtet<br />

– ausgehend von der Startbilanz –<br />

die Emissionen jährlich um zehn<br />

Prozent zu senken. Beim Start im<br />

Jahr <strong>2020</strong> müssen daher im ersten<br />

Jahr zehn Prozent der Emissionen<br />

kompensiert werden, im Jahr 2021<br />

20 Prozent und so weiter bis<br />

schließlich im Jahr 2029 100 Prozent<br />

der Emissionen kompensiert<br />

werden. Des Weiteren sind höhere<br />

Kompensationsleistungen möglich,<br />

wenn das Unternehmen es will.<br />

Auch die sofortige Klimaneutralität<br />

ist denkbar.<br />

Das Bündnis und die Bereitschaft<br />

der Allgäuer Kommunen und Unternehmen<br />

zeigt deutlich, dass unsere<br />

Region immer mehr zum Vorreiter<br />

in Sachen Klimaschutz wird<br />

und hier erkannt wurde, dass Taten<br />

mehr zählen als Worte.<br />

Wer Interesse hat, mehr erfahren<br />

oder gleich beitreten will, erhält<br />

weitere Informationen beim Energie-<br />

und Umweltzentrum Allgäu<br />

unter www.eza-allgaeu.de/kommunen-unternehmen/buendnis-klimaneutrales-allgaeu-2030<br />

Solarkataster Kempten<br />

Seit Anfang Februar können die<br />

Einwohner der Residenzstadt nun<br />

online überprüfen, ob sich ihr<br />

Hausdach für eine Photovoltaikoder<br />

Solarthermieanlage eignet<br />

und sie vielleicht bald ihren eigenen<br />

Strom aus Sonnenenergie produzieren<br />

und nutzen können. Die<br />

Vorgehensweise ist denkbar einfach:<br />

Im ersten Schritt wird im<br />

Suchfeld die eigene Adresse eingegeben,<br />

alternativ kann man auch<br />

auf das Gebäude klicken. Daraufhin<br />

öffnet sich ein Fenster, das einem<br />

die Sonneneinstrahlung auf<br />

dem Gebäude anzeigt und einem<br />

auch gleich mitteilt, wie gut sich das<br />

Dach für eine Solar- oder Solarthermieanlage<br />

eignet. Stimmen die<br />

Bedingungen, kann man gleich<br />

eine Anlage konfigurieren und sich<br />

die zu erwartenden Erträge ausrechnen<br />

lassen. Abschließend erhält<br />

man die Ergebnisse als PDF in<br />

einer Übersicht – damit hat man<br />

eine Planungsgrundlage, mit der<br />

man sich an einen Fachmann wenden<br />

kann.<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.kempten.de/solaroffensive<br />

52


Meldungen<br />

Kommunen für Klimaschutz ausgezeichnet<br />

Bayerns Umweltminister Thorsten<br />

Glauber hat im November des letzten<br />

Jahres in Lindau den European<br />

Energy Award (eea) für bayerische<br />

Kommunen verliehen. Dem Gastgeber<br />

wurde dabei eine besondere<br />

Ehre zuteil. Dank der herausragenden<br />

Leistungen in der kommunalen<br />

Klimaschutz- und Energiepolitik<br />

erhielt die Stadt Lindau den eea in<br />

Gold. Auch der Markt Scheidegg<br />

erreichte die höchste eea-Stufe.<br />

Glauber überreichte zudem den<br />

Vertretern der Gemeinden Wiggensbach,<br />

Altusried, der Stadt Bobingen<br />

sowie den Landkreisen Dillingen<br />

a.d. Donau, Oberallgäu und<br />

Regensburg den European Energy<br />

Award. Beim Festakt betonte der<br />

Umweltminister die Bedeutung der<br />

Kommunen beim Thema Klimaschutz.<br />

Der eea ist ein europäisches<br />

Qualitätsmanagement-Programm,<br />

das sich in zahlreichen Kommunen<br />

als wichtiges Hilfsmittel für eine<br />

kontinuierliche und tatsächlich<br />

nachhaltige Energie- und Klimaschutzpolitik<br />

bewährt hat. Er bietet<br />

den teilnehmenden Städten, Gemeinden<br />

und Landkreisen Begleitung<br />

und Beratung bei der Planung<br />

und Realisierung von energie- und<br />

klimaschutzpolitischen Zielen und<br />

(vordere Reihe von links): Leo Schrell (Landrat Land kreis Dillingen), Ulrich Pfanner (1. Bürgermeister von Scheidegg,<br />

Dr. Gerhard Ecker (Oberbürgermeister der Stadt Lindau), Tanja Schweiger (Landrätin des Landkreises Regensburg),<br />

Umweltminister Thorsten Glauber, Joachim Konrad (1. Bürgermeister von Altusried). (hintere Reihe von links):<br />

Roman Haug (stellvertre tender Landrat des Landkreises Oberallgäu), Martin Sambale (eza!-Geschäftsführer),<br />

Bernd Müller (1. Bürgermeister der Stadt Bobingen), Leonard Meyer (eea-Bundesgeschäftsstelle) und Christian<br />

Oberhaus (2. Bürgermeister von Wiggensbach)<br />

Maßnahmen. Bei einer erfolgreichen<br />

Teilnahme winkt die Auszeichnung<br />

mit dem begehrten<br />

Award. Dafür müssen 50 Prozent<br />

der für die Kommune möglichen<br />

Punkte in den verschiedenen<br />

Handlungsfeldern erreicht werden.<br />

Bei 75 Prozent aller möglichen<br />

Punkte winkt der goldene Preis. Zu<br />

den Handlungsfeldern zählen:<br />

Raumordnung und kommunale<br />

Entwicklungsplanung, kommunale<br />

Gebäude und Anlagen, Versorgung<br />

und Entsorgung, Mobilität, interne<br />

Organisation sowie Kommunika -<br />

tion und Kooperation zur Einbindung<br />

von Bürgern, Unternehmen<br />

und weiteren Akteuren.<br />

Foto: eza!<br />

Spitalhof in Kempten erhält hohe Förderung<br />

Die Landwirtschaft Bayerns kann<br />

kräftig investieren, fließen doch fast<br />

4,5 Millionen Euro über den Nachtragshaushalt<br />

<strong>2020</strong> zusätzlich in die<br />

Landwirtschaft. Über 800.000 Euro<br />

Förderung darf sich der Spitalhof in<br />

Kempten freuen. Dieser ist seit 1918<br />

Ausbildungsstätte für die Milchviehhaltung<br />

im Allgäu. Seit 1997<br />

wird der landwirtschaftliche Betrieb<br />

des Milchwirtschaftlichen Vereins<br />

Allgäu-Schwaben für die überbetriebliche<br />

Aus- und Fortbildung im<br />

Rahmen einer Kooperation genutzt.<br />

Die regionalen Gegeben heiten des<br />

Allgäus bestimmen die Futtererzeugung<br />

für die Milchviehhaltung<br />

und fließen in Ausbildung und Forschung<br />

ein. »Das sind gute Nachrichten<br />

für das Lehr-, Versuchsund<br />

Fachzentrum für Milchviehhaltung,<br />

Grünland und Berglandwirtschaft<br />

am Spitalhof und fürs<br />

ganze Allgäu«, freut sich Alexander<br />

Hold, Vizepräsident des Bayerischer<br />

Landtages und Landtagsabgeordneter<br />

der FREIEN WÄHLER<br />

aus Kempten. Durch den Vorzeigestall<br />

kann die Bevölkerung unmittelbar<br />

über das Thema Milchvieh<br />

und zukunftsfähige Tierhaltung informiert<br />

werden. »Vor allem in<br />

Zeiten, in denen – leider – immer<br />

wieder in den Medien Horrormeldungen<br />

von Missständen das Vertrauen<br />

der Bevölkerung in die<br />

Landwirtschaft, vor allem in die<br />

Tierhaltung erschüttern, ist es<br />

wichtig, ein Signal zu setzen, dass<br />

das absolute Gros der Landwirte<br />

sich ausnahmslos dem Tierwohl<br />

verpflichtet fühlt. Hier leistet natürlich<br />

ein Vorzeigestall wie der<br />

Spitalhof in Kempten wertvolle Informationsarbeit.«<br />

53


Meldungen<br />

Die Retter brauchen Hilfe<br />

Die Foodsaver Allgäu in Kempten<br />

retten Lebensmittel. Alles, was<br />

noch appetitlich und verzehrbar ist,<br />

wandert in den kleinen Shop statt<br />

in die Tonne. Dort kann sich jeder<br />

Lebensmittel mitnehmen. Viele lokale<br />

Unternehmen unterstützen die<br />

ehrenamtlichen Foodsaver und<br />

stellen ihnen Waren zur Verfügung,<br />

die sie nicht mehr verkaufen und<br />

aus Platzgründen wegwerfen würden.<br />

Mittlerweile hat diese »Essensrettende<br />

Initiative« jedoch so viel<br />

Zulauf, dass der kleine Verein ex-<br />

pandieren muss. Bisher laden die<br />

engagierten Helfer alles in ihre Privatfahrzeuge<br />

– mehrmals täglich.<br />

Doch mit den aktuellen großen<br />

Mengen, die den Food savern angeboten<br />

werden, ist das nicht mehr<br />

möglich. Deswegen brauchen die<br />

ehrenamtlichen Mitglieder dringend<br />

einen größeren Transporter,<br />

mit dem sie die zu rettenden Lebensmittel<br />

in einer Tour einsammeln<br />

können. Um das finanziell zu<br />

stemmen, starteten sie eine<br />

Crowdfundingkampagne auf Go-<br />

FundMe und hoffen nun auf die<br />

dringend benötigte Unterstützung.<br />

Informationen zu der Kampagne<br />

unter gofundme.com/foodsaver -<br />

allgaeutruck<br />

Info<br />

Foodsaver Allgäu,<br />

Herbst straße 22,<br />

87439 Kempten,<br />

E-Mail: kontakt@<br />

foodsaverallgaeu.de<br />

www.foodsaverallgaeu.de<br />

Die Foodsaver helfen im<br />

Kampf gegen die Lebens -<br />

mittelverschwendung. Doch<br />

nun brauchen die Essens -<br />

retter selber Hilfe<br />

Foto: Pixabay<br />

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54


Meldungen<br />

Auszeichnung für Green Ways to Work<br />

Foto: Fred Schöllhorn<br />

Der Förderverein KUMAS – Kompetenzzentrum<br />

für Umwelt e.V.<br />

zeichnet jedes Jahr drei vorbildliche<br />

Projekte aus. Für das Jahr 2019 fiel<br />

die Wahl der Jury unter anderem<br />

auf den Wettbewerb Green Ways to<br />

Work. Diesen hatte das Energieund<br />

Umweltzentrum Allgäu (eza!)<br />

im Sommer 2019 im Allgäu gestartet.<br />

Dabei handelt es sich um einen<br />

Wettkampf zwischen Unternehmen,<br />

bei dem bewertet wird, wie<br />

umweltfreundlich die Fahrten der<br />

Mitarbeiter zum Arbeitsplatz zurückgelegt<br />

werden. Je nach Verkehrsmittel<br />

werden die zurück -<br />

gelegten Kilometer als »Grüne Kilometer«<br />

gezählt. Gewinner des<br />

Wettbewerbs ist das Unternehmen<br />

mit dem höchsten Anteil an »Grü-<br />

Das eza!-Projekt Green Ways to Work ist als KUMAS-Leitprojekt 2019<br />

ausgezeichnet worden. KUMAS-Geschäftsführer Thomas Nieborowsky (links)<br />

und Joachim Knüpfer, 1. Vorsitzender von KUMAS (rechts) gratulieren eza!-<br />

Geschäftsführer Martin Sambale (Zweiter von links) sowie den eza!-Projektleitern<br />

Felix Geyer und Sebastian Hartmann<br />

nen Kilometern« pro Mitarbeiter.<br />

Mit der täglichen Erfassung über<br />

eine Web-App und die Auswertung<br />

über eine aktuelle Rangliste können<br />

Mitarbeiter der teilnehmenden Unternehmen<br />

zu Änderungen ihres<br />

Mobilitätsverhaltens motiviert werden.<br />

Ein überzeugendes Konzept,<br />

fanden die KUMAS-Juroren. Bei<br />

der Premiere sammelten die Mit -<br />

arbeiter der 16 teilnehmenden Firmen<br />

über 213.000 Grüne Kilometer.<br />

Wären diese im Pkw zurückge-<br />

legt worden, hätten die Autos über<br />

45 Tonnen CO 2 ausgestoßen. Bei<br />

der Neuauflage in diesem Jahr (11.<br />

Mai bis 24. Juli) sollen es nochmals<br />

deutlich mehr teilnehmende Unternehmen<br />

werden. Der Wettbewerb<br />

wird dann auf ganz Schwaben und<br />

angrenzende Regionen ausgeweitet.<br />

Ziel sind laut eza!-Geschäftsführer<br />

dann 50 bis 60 teilnehmende Unternehmen.<br />

Weitere Infos zum Projekt unter<br />

www.green-ways-to-work.de<br />

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Meldungen<br />

Ab Oktober gibt es an der<br />

Professional School of Business<br />

& Technology der Hochschule<br />

Kempten einen neuen Studien -<br />

gang, der Beruf, Studium und<br />

Privatleben vereinbart<br />

Neben dem Beruf zum Bachelor<br />

in Wirtschaftsingenieurwesen<br />

Foto: Hochschule für angewandte Wissenschaften Kempten<br />

Den beruflichen Karriereweg beschreiten<br />

und gleichzeitig einen<br />

akademischen Abschluss erlangen?<br />

Ab Oktober <strong>2020</strong> ist das an der Professional<br />

School of Business &<br />

Technology der Hochschule Kempten<br />

möglich – mit dem berufs -<br />

begleitenden Bachelor Wirtschaftsingenieurwesen<br />

(BWING). »Der<br />

BWING eignet sich ideal für alle<br />

Personen, die sich sowohl für technische<br />

als auch betriebswirtschaftliche<br />

Aspekte interessieren.<br />

Von Vorteil ist es, wenn man bereits<br />

an einer Schnittstelle zwischen diesen<br />

beiden Bereichen arbeitet, das<br />

ist aber kein Muss. Auch Neueinsteiger<br />

in das Themengebiet sind<br />

bei uns willkommen«, so Studiengangsleiterin<br />

Prof. Dr. Gabriele<br />

Schäfer. Ein besonderes Augenmerk<br />

liegt auf der Vereinbarkeit<br />

von Beruf, Studium und Privat -<br />

leben. Aus diesem Grund finden<br />

die Präsenzveranstaltungen circa<br />

einmal pro Monat komprimiert<br />

von Freitag bis Sonntag statt – so<br />

bleibt zumindest ein Teil der kostbaren<br />

Urlaubstage erhalten.<br />

Die Berufsperspektiven für Wirtschaftsingenieure<br />

sind sehr gut –<br />

gefragt sind Persönlichkeiten, die<br />

sich sowohl mit technischen als<br />

auch betriebswirtschaftlichen Sachverhalten<br />

auskennen und beides<br />

miteinander verbinden können.<br />

Diese ganzheitliche Sicht wird im<br />

BWING erlernt und gefördert. Zusätzlich<br />

vermittelt das Studium persönliche<br />

und soziale Kompetenzen<br />

– was gerade für spätere Führungskräfte<br />

unerlässlich ist.<br />

Bei Fragen kann man sich direkt<br />

bei Birgit Kollmann melden.<br />

Tel.: 0831/2523-9581<br />

E-Mail: birgit.kollmann@<br />

hs-kempten.de, www.hskempten.de/weiterbildung<br />

Informativ und plakativ<br />

Die sogenannten Kundenstopper vermitteln<br />

durch ihre bildliche Darstellung die Thematik von wild<br />

abgelagertem Müll auch über Sprachbarrieren hinweg<br />

Foto: Amt für Technischen Umweltschutz Memmingen<br />

Sie stehen im Weg und informieren<br />

bildlich. Die sogenannten Kundenstopper,<br />

die mittlerweile an 20<br />

Wertstoffinseln von der Stadt<br />

Memmingen aufgestellt wurden,<br />

zeigen Wirkung. So konnte die<br />

Durchschnittsmenge von wild abgelagertem<br />

Müll von 17 Tonnen<br />

pro Monat (Zeitraum der vorherigen<br />

15 Monate) auf 9,5 Tonnen<br />

verringert werden. Seit Mitte März<br />

2019 stehen die Plakate nun an 20<br />

der insgesamt 50 Wertstoffinselstandorten<br />

und sorgen für mehr<br />

Ordnung. Immerhin konnte ein<br />

Rückgang von minus 44 Prozent<br />

seit der Aufstellung verzeichnet<br />

werden. »Ein großer Erfolg«, wie<br />

Dietmar Hörberg, Amtsleiter Technischer<br />

Umweltschutz, begeistert<br />

berichtet. »Die Plakatständer stehen<br />

förmlich im Weg und sind<br />

nicht zu übersehen. Durch die<br />

bildliche Darstellung wird die Thematik<br />

auch über Sprachbarrieren<br />

hinweg vermittelt, was ein großer<br />

Vorteil ist.«<br />

Aufgrund der durchweg positiven<br />

Rückmeldungen und guten Erfahrungen<br />

werden die Plakatständer<br />

auch zukünftig an den Wertstoff -<br />

inseln positioniert bleiben.<br />

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Aktionen zur solaren<br />

Nutzung begehrt<br />

Um den Ausbau der erneuerbaren<br />

Energien, insbesondere der Photovoltaik<br />

zu fördern, hat der Landkreis<br />

Lindau die Kommunen 2018<br />

mit der Einrichtung eines sogenannten<br />

Solarpotenzialkatasters<br />

unterstützt. Mit diesem Kataster hat<br />

jeder Landkreisbürger die Möglichkeit,<br />

das individuelle Potenzial der<br />

Solarenergie auf seinem Dach auszurechnen.<br />

Waren es im ersten Jahr<br />

1535 Zugriffe auf das Kataster, wurden<br />

2019 knapp 2000 Zugriffe verzeichnet.<br />

Zudem konnten sich im<br />

letzten Jahr Interessierte in acht<br />

Kommunen kostenlos zur Solarnutzung<br />

beraten lassen. Die Solarkampagne<br />

»Check Dein Dach« gab<br />

es in Wasserburg, Opfenbach,<br />

Scheidegg und in der Stadt Lindau<br />

sowie den Argentalgemeinden Maierhöfen,<br />

Grünenbach, Gestratz und<br />

Das Interesse für Solarkraft ist in<br />

Lindau auf jeden Fall vorhanden –<br />

das belegen die Zahlen eindrucksvoll<br />

Röthenbach. Der Landkreis Lindau<br />

hat die professionellen Beratungen<br />

mit 2000 Euro pro Gemeinde bezuschusst.<br />

Und die Beratungen kamen<br />

gut an. »Die Resonanz war so groß,<br />

dass das ursprüngliche Beratungskontingent<br />

von 190 kostenfreien<br />

Beratungen auf insgesamt 290 aufgestockt<br />

wurde«, freut sich der<br />

Klima schutzmanager Steffen Riedel<br />

über den Erfolg der Aktion. Der<br />

Landkreis Lindau wird deshalb<br />

heuer nicht nur »Check Dein<br />

Dach« weiter unterstützen, sondern<br />

auch die Aktion »Check Dein<br />

Haus« ,bei der Energieberater das<br />

ganze Haus analysieren.<br />

57


Meldungen<br />

Mehr Mehrweg im Unterallgäu<br />

Foto: Stefanie Vögele/Landratsamt Unterallgäu<br />

Das Pfandnetz für Mehrwegbecher<br />

im Unterallgäu wächst: Mitte Januar<br />

haben sich alle Shell-Tankstellen<br />

in Deutschland dem Pfandsystem<br />

der Firma Recup angeschlossen.<br />

Mit den Shell-Tankstellen in Babenhausen,<br />

Erkheim und Mindelheim<br />

gibt es im Landkreis Unterallgäu<br />

damit nun elf Anbieter, die den<br />

Kaffee im Mehrwegbecher von Recup<br />

verkaufen: die Bäckereien<br />

Böhm (Sontheim), Fäßler (Mindelheim),<br />

Kaiser (Bad Wörishofen),<br />

Die Recup-Becher sehen<br />

nicht nur gut aus, sie helfen<br />

auch bei der Müllvermei -<br />

dung. Im Unterallgäu gibt<br />

es nun drei neue Anbieter<br />

des Mehrwegbechers<br />

Mayer (Rewe Legau), Sonntag (Legau)<br />

und Schützenbäck (Erkheim),<br />

die Konditorei Gerle (Ottobeuren)<br />

und die Cafeteria der Klinik Mindelheim.<br />

Den Becher gibt es gegen<br />

ein Pfand von einem Euro und er<br />

kann bei jeder Recup-Verkaufsstelle<br />

wieder zurückgegeben werden.<br />

Gleichzeitig ist der Kaffee im Mehrwegbecher<br />

teilweise sogar günstiger<br />

als der im Einwegbecher.<br />

Das Pfandsystem von Recup gibt es<br />

im Landkreis Unterallgäu bereits<br />

seit 2017. Das Unternehmen Recup<br />

hat das Ziel, Einwegbecher für Kaffee<br />

in Deutschland komplett abzuschaffen.<br />

Insgesamt gibt es deutschlandweit<br />

bereits über 4700 Ausgabestellen<br />

für Recup-Becher. Alle<br />

Verkaufsstellen findet man im Internet<br />

unter www.app.recup.de<br />

Hohe Zuschüsse für Heizungstausch<br />

Foto: H.-J. Spindler/pixelio.de<br />

Wer seine alte Heizung ersetzt,<br />

kann seit Anfang <strong>2020</strong> höhere Zuschüsse<br />

erhalten. Fast die Hälfte der<br />

Kosten fürs neue Heizsystem übernimmt<br />

der Staat im günstigsten Fall<br />

– der Höchstsatz liegt bei 45 Prozent.<br />

Der Umstieg von Gasheizungen<br />

auf Anlagen, die ausschließlich<br />

erneuerbare Energien nutzen, wird<br />

mit 35 Prozent bezuschusst. Das<br />

gilt etwa für Wärmepumpen oder<br />

Holzpelletkessel, mit oder ohne<br />

Unterstützung durch Solarwärme<br />

vom Hausdach. Einen Zuschuss<br />

von 30 Prozent gibt es für neue<br />

Gasheizungen, die mit erneuerbaren<br />

Energien kombiniert werden.<br />

Bei diesen Hybridheizungen ist die<br />

zusätzliche Einbindung einer Solarwärmeanlage<br />

oder auch einer Wärmepumpe<br />

möglich. Die Fördersätze<br />

erhöhen sich noch um zehn Prozent,<br />

wenn das alte System keine<br />

Gas-, sondern eine Ölheizung war.<br />

Wer jetzt einen neuen Gaskessel so<br />

installiert, dass er innerhalb von<br />

zwei Jahren erneuerbare Energien<br />

einbezieht, erhält immerhin noch<br />

einen Zuschuss von 20 Prozent.<br />

Das bedeutet, dass Wärmespeicher<br />

und Steuerung für eine Solarwärmeanlage<br />

bereits eingebaut werden.<br />

Hilfe bei der Vorbereitung eines<br />

Heizungsaustauschs und Tipps zu<br />

Fördermitteln gibt die Energieberatung<br />

der Verbraucherzentrale Bayern.<br />

Die Standorte sind unter<br />

www.verbraucherzentrale-energieberatung.de<br />

zu finden. Termine<br />

können unter der kostenlosen Telefonnummer<br />

0800/809802400 vereinbart<br />

werden.<br />

Wer seine alte Heizung gegen<br />

eine neue tauscht und auf<br />

erneuerbare Energien setzt,<br />

der kann bares Geld sparen<br />

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Foto: Pixabay<br />

Der Wettbewerb des Bundesministeriums<br />

für Wirtschaft und Energie soll Anreize für<br />

Unternehmen schaffen, um CO 2 einzusparen<br />

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Telefon: 08321/6606-64<br />

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der Bestellhotline: 0800 5 611 111<br />

Wettbewerbsfähigkeit –<br />

einmal anders gedacht<br />

Fördermaßnahmen für mehr Energieeffizienz<br />

in Unternehmen hat es<br />

schon einige gegeben, aber jetzt geht<br />

das Bundesministerium für Wirtschaft<br />

und Energie ganz neue Wege.<br />

Ein Förderwettbewerb soll Anreize<br />

schaffen, in Verfahrensumstellungen<br />

auf effiziente Technologien oder<br />

in andere energetische Optimierungen<br />

zu investieren. Der »Wett -<br />

bewerb Energieeffizienz«, der im<br />

April 2019 mit der ersten Bewerbungsphase<br />

startete, wird nun jährlich<br />

in mehreren Runden zur Teilnahme<br />

einladen und die besten Projekte<br />

mit För dermitteln belohnen.<br />

Eine Art »Deutschland sucht den<br />

Super-Sparer« für Betriebe sämtlicher<br />

Rechtsformen, vom Familienunternehmen<br />

bis zum großen Industriekonzern.<br />

Hier geht es um es-<br />

sentielle Beiträge zu Klimaschutz<br />

und Ressourcenschonung. Maßgeblich<br />

für die Förderbewilligung<br />

ist die sogenannte Fördereffizienz,<br />

also das Verhältnis von beantragter<br />

Fördersumme zur erwarteten CO 2 -<br />

Einsparung. Aus diesem Kriterium<br />

ergibt sich ein Ranking, von dessen<br />

Spitzenplatz absteigend alle Projekte<br />

gefördert werden – bis das Budget<br />

für die jeweilige Runde erschöpft<br />

ist.<br />

Unternehmen, die dann leer ausgehen,<br />

können aber zum nächsten<br />

Stichtag ihren Antrag erneuern. In<br />

der Wahl der energetischen Maßnahmen<br />

sind die Antragsteller<br />

weitgehend frei.<br />

Weitere Informationen zum Wettbewerb<br />

unter www.wettbewerbenergieeffizienz.de<br />

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59


Unternehmen<br />

Die Eisarena in Kaufbeuren<br />

ist eine Referenz des<br />

Beleuchtungsherstellers<br />

Ein strahlendes Beispiel<br />

Allgäuer Leuchtenhersteller als Vorbild<br />

Bereits 2010 setzten die beiden Gründer von AS LED Lighting, Andreas<br />

Thum und Stefan Kirner, auf den sich abzeichnenden Megatrend »LED-<br />

Technologie«. Seitdem verfolgen sie konsequent ihre Vision einer äußerst<br />

effizienten Beleuchtung höchster Qualität und Langlebigkeit, die regional<br />

und umweltschonend entwickelt und produziert wird.<br />

Anlässlich des zehnjährigen Bestehens hat der<br />

LED-Beleuchtungshersteller aus Penzberg zu<br />

seinem Gründungstag – am 8. Januar – zum<br />

Gipfeltreffen im Schneefernerhaus auf der Zugspitze<br />

eingeladen. Der Veranstaltungsort wurde ganz bewusst<br />

gewählt, denn dort funktionieren von Firmenbeginn<br />

an die Leuchten von AS LED Lighting. Markus<br />

Neumann, Geschäftsführer vom Schneefernhaus,<br />

nutzte auch gleich die Gelegenheit, in einem Vortrag<br />

die lange Lebensdauer und Robustheit der Leuchten<br />

hervorzuheben – im Gegensatz zu vielen anderen<br />

elektronischen Einrichtungen und Geräten, die aufgrund<br />

der extremen Höhenlage frühzeitig aussteigen.<br />

Stefan Kirner, einer der beiden Geschäftsführer<br />

des Leuchtenherstellers, hielt ebenfalls einen Vortrag<br />

mit dem Titel »Im Kreislauf entwickelt, produziert<br />

und vermarktet« und gab damit konkrete Praxisbeispiele<br />

für eine verantwortungsvolle und nachhaltige<br />

Produktionsentwicklung und Unternehmensführung.<br />

Regional und ressourcenschonend<br />

So vollzieht sich die Produktion der AS LED<br />

Leuchten zum größten Teil in der Region Schwaben,<br />

und zwar in Augsburg und Pfronten im Allgäu. Beide<br />

sind keine zwei Stunden Fahrt von der Zentrale in<br />

Penzberg entfernt. So werden zum einen der Wirtschaftsstandort<br />

Bayern gestärkt und zum anderen –<br />

dank der kurzen Wege – die Umwelt geschont und<br />

CO 2 -Emissionen reduziert.<br />

60


Dazu kommt, dass der Beleuchtungshersteller<br />

nicht nur regional, sondern auch nachhaltig und in<br />

Kreisläufen produziert: Das Aluminium der Leuchtenkörper<br />

kommt aus Kempten und besteht zu über 80<br />

Prozent aus recyceltem Aluminium. Zudem ist Aluminium<br />

das dritthäufigste chemische Element auf der<br />

Erde und bietet hervorragende Materialeigenschaften<br />

wie Wärmeabfuhr, Korrosions- und UV-Beständigkeit.<br />

Damit besitzt es alle erforderlichen Eigenschaften für<br />

langlebige Leuchten. Und dank seiner Recyclingfähigkeit<br />

bleibt es lange im Wertekreislauf und kann ohne<br />

Qualitätsverlust immer wieder verwendet werden.<br />

Was lange hält, ist einfach gut<br />

Im Gesamten erfolgt die Entwicklung der AS LED<br />

Leuchten nach dem Prinzip Cradle-to-Cradle, also abfallvermeidend.<br />

Das bedeutet, dass die Leuchten nach<br />

Ablauf ihrer Lebensdauer – im Angebot sind Platinen<br />

mit 72.000 bis 120.000 Stunden Lebensdauer – komplett<br />

in ihre Bestandteile zerlegt und voll recycelt werden<br />

können. Ein weiterer wesentlicher Vorteil ist bekanntermaßen,<br />

dass mit LED-Beleuchtung per se 60<br />

bis 80 Prozent Strom eingespart und damit einhergehend<br />

CO 2 -Emissionen verringert werden können.<br />

Fotos: AS LED Lighting<br />

Davon profitieren auch das Hallenbad Jordanpark<br />

in Kaufbeuren sowie die Eisarena. Beide gehören<br />

zu den ersten Referenzen von AS LED Lighting und<br />

sind – mit Ausnahme weniger Räume – komplett mit<br />

Leuchtenfamilien des Allgäuer Unternehmens ausgestattet:<br />

HCL und HPL Hallenstrahler in der Eishalle,<br />

TGL Feuchtraumleuchten in Funktionsräumen, Gängen<br />

und Umkleiden des Eisstadions sowie in der großen<br />

Schwimmhalle des Hallenbades SHL Strahler am<br />

Sprungturm in der Schwimmhalle.<br />

Gerne würde das Penzberger Unternehmen mehr<br />

Leuchten ins Allgäu bringen, aber leider wird bei der<br />

Auftragsvergabe oft zu sehr auf den Preis und weniger<br />

auf Qualität, Nachhaltigkeit und Langlebigkeit geachtet.<br />

Hier wünscht sich AS LED Lighting ein Umdenken,<br />

auch in der Politik. Doch schon jetzt steht einer strahlenden<br />

Zukunft nichts im Wege. Weitere Informationen,<br />

auch zum Gipfeltreffen unter www.as-led.de (cs)<br />

(v.l.): Stefan Kirner und<br />

Andreas Thum, Geschäfts -<br />

führer AS LED Lighting, mit<br />

Markus Naumannn,<br />

Geschäftsführer Schneefernerhaus<br />

beim Gipfeltreffen<br />

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61


Natur<br />

Der Stadtwald von Immenstadt<br />

ist ein Bergmischwald mit<br />

Zukunft. Im Herbst des letzten<br />

Jahres gewann er den<br />

Staatspreis für vorbildliche<br />

Waldbewirtschaftung<br />

Preis für Immenstädter Wald<br />

Breite Vielfalt in Nutzung und Pflege<br />

Im Stadtwald von Immenstadt werden Arten- und Naturschutzaspekte in alle Bereiche der<br />

Waldbewirtschaftung integriert. Trotz zahlreicher Naturschutzprojekte und Rücksichtnahme<br />

auf touristische Anliegen arbeitet der städtische Forstbetrieb wirtschaftlich. Dazu tragen<br />

die enge Kooperation mit dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kempten,<br />

aber auch der Dialog mit lokalen Naturschutzverbänden bei. Aus diesen Gründen gewann<br />

Immenstadt den Staatspreis für vorbildliche Waldbewirtschaftung.<br />

Der Stadtwald von Immenstadt im Allgäu muss<br />

viele Funktionen erfüllen. Er dient als Schutzwald<br />

und liefert wertvolles Holz. Er ist Naherholungsgebiet<br />

und touristischer Anziehungspunkt.<br />

Schließlich erfüllt er zahlreiche Naturschutzfunktionen.<br />

Trotz teilweise schwieriger Bodenverhältnisse, einer anspruchsvollen<br />

Topografie und einem hohen Fichtenanteil<br />

im Ausgangsbestand gelingt der Umbau zu einem<br />

zukunftsfähigen Mischwald.<br />

Von der Allmendefläche zum Stadtwald<br />

Der stete Wechsel von Wald- und Weideflächen<br />

prägt das Landschaftsbild im Allgäu und macht es so<br />

reizvoll. Daneben sind die vielen Übergänge von Wald<br />

zu Offenland ein Schatz für die Artenvielfalt. Im 19.<br />

Jahrhundert verfügte Immenstadt nur über einen kleinen<br />

Stadtwald. Der Großteil der Flächen war die sogenannte<br />

Allmende, die von den Bürgern gemeinschaftlich<br />

genutzt wurde. Dabei kam es im Wald immer wieder<br />

zu Raubbau. Als ein starkes Hochwasser im Juli<br />

1873 die Stadt schwer traf und zahlreiche Todesopfer<br />

zu beklagen waren, reagierten die Verantwortlichen. In<br />

der Folge wurde der Steigbach technisch verbaut und<br />

der Waldanteil um 40 Prozent erhöht.<br />

»Man hatte erkannt, dass zu viele Rodungen verantwortlich<br />

waren«, erläutert Gerhard Honold, Leiter des<br />

Referats Forst und Naturschutz im Immenstädter Rathaus.<br />

»Mittlerweile sprechen wir von Schutzwald und<br />

hoffen, dass er erhalten bleibt«, ergänzt Dr. Ulrich Sauter,<br />

Bereichsleiter Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft<br />

und Forsten Kempten (Allgäu). In den 1920er-Jahren<br />

löste die Stadt dann die Rechte an den Allmendeflächen<br />

ab und wandelte sie zum Stadtwald um.<br />

62


Fotos: Gerald Honold<br />

Eine angelegte Blühfläche als Lebensraum für Eidechsen und<br />

Ringelnattern mit einheimischen Blühpflanzen<br />

Eine Möglichkeit für den Naturschutz ist der Nutzungs ver -<br />

zicht von Biotopbäumen, wie hier im Bereich der<br />

»Alpschachen«<br />

Stadtförster Gerhard Honold<br />

bringt Forstwirtschaft und<br />

Naturschutz zueinander<br />

Wald prägt das Stadtbild –<br />

Bürger fordern Naturschutz<br />

Der Immenstädter Bevölkerung ist der Stadtwald<br />

mit seinen vielerlei Funktionen bis heute wichtig. In den<br />

Nachkriegsjahren rettete eine Bürgschaft auf den Stadtwald<br />

den Menschen in Immenstadt buchstäblich das<br />

Leben. Bis in die 1950er-Jahre war der Forstbetrieb der<br />

höchste Posten im städtischen Haushalt. Heute ist der<br />

Tourismus ein wichtiger Wirtschaftsfaktor im Oberallgäu,<br />

der stark von einer intakten Natur profitiert.<br />

Dies nutzt Stadtförster Honold in geschickter<br />

Weise aus und bringt Forstwirtschaft und Naturschutz<br />

zueinander. »Trotz touristischer Anliegen und schwieriger<br />

Geländelagen weist der städtische Forstbetrieb<br />

einen Gewinn aus«, erläutert Sauter. »Herr Honold<br />

nutzt viele Möglichkeiten für den Naturschutz, etwa<br />

durch gezielten Nutzungsverzicht von Biotopbäumen<br />

oder die Anlage kleiner Biotopflächen.« Dabei nimmt<br />

er staatliche Förderung gern in Anspruch.<br />

Zusammenarbeit mit Umweltverbänden<br />

Doch nicht nur mit der staatlichen Forstverwaltung<br />

arbeitet Honold sehr gut zusammen, sondern<br />

auch zu den Natur- und Umweltschutzverbänden<br />

pflegt er gute Kontakte. »Meine Vorgänger lagen bisweilen<br />

mit den Verbänden über Kreuz. Ich kooperiere,<br />

rate dem Bürgermeister, keine Fronten aufzubauen<br />

und auch mal Flächen für eine Patenschaft zu übergeben«,<br />

beschreibt der Stadtförster sein Erfolgsrezept.<br />

»Ja, wir tauschen uns gern aus«, ergänzt Sauter. »Das<br />

gehört zum Selbstverständnis der Förster hier.«<br />

Führungen und Exkursionen zum Beispiel von<br />

Schulklassen stehen ebenfalls auf dem Programm im<br />

Stadtwald. »Die Bürger stehen jedem Eingriff zunehmend<br />

kritisch gegenüber«, weiß Honold. »Da müssen<br />

viele Dinge erklärt werden.«<br />

Bis vor etwa fünf Jahren war die Naturverjüngung<br />

aufgrund der damaligen Jagdsituation problematisch.<br />

Dann bewies der Stadtrat Rückgrat – wie es Honold<br />

ausdrückt –, entschied sich für die Eigenbewirtschaftung<br />

der städtischen Jagd und stellte einen forstlich<br />

ausgebildeten Berufsjäger ein. Seitdem funktioniert<br />

die natürliche Mischwaldverjüngung. Lediglich<br />

die Weißtanne wird noch gelegentlich an Stellen gepflanzt,<br />

an denen keine alten Samenbäume vorkommen.<br />

Den Vorwurf eines zu hohen Jagddrucks weist<br />

Honold zurück. Ihm geht es vielmehr darum, gute Lebensräume<br />

für alle Arten zu schaffen. Rotwild beispielsweise<br />

überwintert in einem rund 40 Hektar großen<br />

Wintergatter.<br />

Vorbild für integrierten Naturschutz<br />

Naturschutzüberlegungen spielen bei allen Entscheidungen<br />

im Stadtwald eine Rolle. »Schützen und<br />

Nutzen« stehen nebeneinander. »Was im Volksbegehren<br />

für mehr Artenvielfalt in Bezug auf den Wald<br />

steht, das haben wir längst erfüllt«, erklärt Honold<br />

nicht ohne Stolz. »Mir gefallen überlegt gesetzte Trittsteine<br />

besser als ein Nationalpark.«<br />

Es gibt eine Biotopkartierung. Zahlreiche Projekte<br />

stehen für den Erhalt der Vielfalt. Dazu gehört die<br />

Renaturierung von Hochmoorflächen ebenso wie das<br />

Aufhängen von Nistkästen, die von Schülern oder<br />

Lehrlingen gebaut werden. Zum Schutz des gefährdeten<br />

Auerhuhns wurde ein wildbiologisches Lebensraumkonzept<br />

erstellt, das in Balz-, Brut und Aufzuchtzeiten<br />

beispielsweise Arbeitsruhe in sensiblen Waldbereichen<br />

fordert.<br />

Das Hutewaldprojekt »Allgäuer Eichelschwein«<br />

versucht, eine traditionelle Kulturlandschaft zu erhalten.<br />

»Eichen kommen hier von Natur aus nur sehr selten<br />

vor«, erläutert Sauter. »Das Projekt knüpft an eine<br />

mittelalterliche Nutzungsform an.« Die Eichelschweine<br />

stehen nicht nur für eine historische Nutzung, sondern<br />

sollen bei den Besuchern auch ein Bewusstsein<br />

für Landnutzungsformen jenseits der modernen Viehhaltung<br />

schaffen. »In Immenstadt gibt es viele Mosaiksteine,<br />

die das große Ganze ausmachen. Aber man<br />

muss wissen, wie es geht, und dies umsetzen«, lobt Bereichsleiter<br />

Sauter.<br />

Quelle: Bayerische Forstverwaltung, Broschüre zum<br />

Staatspreis für vorbildliche Waldbewirtschaftung 2019,<br />

www.forst.bayern.de<br />

Steckbrief Stadtwald:<br />

Waldfläche: 1000 ha,<br />

zusätzlich rund 400 ha<br />

landwirtschaftliche Flächen,<br />

Baumarten: 75 % Fichte, 2 %<br />

Tanne, 19 % Buche, 1 % Eiche,<br />

3 % Edellaubhölzer<br />

Naturraum: Allgäuer<br />

Molassevoralpen<br />

63


Natur<br />

Umweltfreundlich gärtnern<br />

Grüne Tipps fürs grüne Wohnzimmer<br />

Wenn die Natur im Frühling wieder zum Leben erwacht, alles blüht und<br />

gedeiht, brauchen die Pflanzen viele Nährstoffe und unsere Unterstützung.<br />

Wer nicht mit der Chemiekeule anrücken will, der kann zu zahlreichen<br />

Hausmitteln greifen. Die helfen nicht nur gegen Pilze und Schädlinge,<br />

sondern können auch als Dünger eingesetzt werden.<br />

Fotos: Pixabay, unsplash<br />

Mehltau den Garaus machen …<br />

… mit Milch<br />

Der echte Mehltau kann Pflanzenfreunden echt<br />

die Laune verderben. Er bildet einen weißen,<br />

mehlartigen Belag auf der Oberseite der Blätter,<br />

die schließlich braun werden und vertrocknen –<br />

wahrlich ein trauriger Anblick. Doch soweit muss<br />

es nicht kommen, denn Milch macht müde<br />

Pflanzen munter. Zunächst müssen aber alle<br />

befallenen Blätter entfernt und im Biomüll oder<br />

der Restmülltonne entsorgt werden (nicht im<br />

Kompost). Ist das erledigt, stellt man mehrmals<br />

die Woche (mind. zwei Mal) ein Gemisch aus<br />

Milch und Wasser im Verhältnis 1:8 her und<br />

besprüht damit die Pflanze. Am besten geeignet<br />

ist übrigens Rohmilch, denn die in ihr lebenden<br />

Milchsäurebakterien bekämpfen die Pilze und<br />

das erhaltene Natriumphosphat macht die Pflanze<br />

resistenter gegen einen Befall.<br />

… mit Knoblauch<br />

Was sich ebenfalls im Kampf gegen Mehltau<br />

bewährt hat, ist ein Sud aus der geruchs -<br />

starken Knolle. Dafür zerkleinert man einfach<br />

vier Knoblauchzehen und übergießt sie mit<br />

einem Liter kochendem Wasser. Ist der Sud<br />

abgekühlt, seiht man ihn ab und fängt die<br />

Flüssigkeit auf. Diese muss anschließend nur<br />

noch in eine Sprühflasche gefüllt werden und<br />

schon kann man die Pflanze besprühen. Nach<br />

ein paar Tagen wiederholt man den<br />

Vorgang. Hinweis: Auch bei dieser<br />

Variante müssen vor Beginn<br />

der Behandlung alle<br />

mit Mehltau<br />

befallenen Blätter<br />

entfernt werden.<br />

64


Schnelle Hilfe<br />

bei Schädlingen<br />

Blattläuse<br />

Sie sind nur wenige Millimeter groß, aber<br />

Gärtnern ein echter Dorn im Auge. Wer den<br />

Anblick seiner Pflanzen wieder genießen will,<br />

der kann zur guten alten Schmierseife<br />

greifen: Es müssen nur 50 Gramm mit einem<br />

Liter warmem Wasser vermengt<br />

werden. Sobald die Flüssigkeit kalt<br />

ist, kann sie in eine Sprüh flasche<br />

gegeben und damit die Pflanzen<br />

behandelt werden. Sind die<br />

Blattläuse unbeeindruckt, kann<br />

die Wirkung des Hausmittels<br />

mit einem Schuss Spiritus<br />

verstärkt werden. Alternativ<br />

kann man den Schädlingen auch einen Tee<br />

aus Zwiebeln oder Knoblauch kochen. Dafür<br />

hackt man 40 Gramm von den stinkenden<br />

Gemüse und kocht<br />

sie mit fünf Litern<br />

Wasser auf. Der Sud<br />

muss mindestens<br />

drei Stunden<br />

ziehen und<br />

durchgesiebt werden,<br />

bevor man die Pflanzen<br />

damit besprühen kann.<br />

Ameisen<br />

Sie sind Nützling und Schädling in einem,<br />

doch für viele überwiegen vermutlich die<br />

Contra-Punkte auf der Liste. Man muss sie<br />

aber nicht gleich töten, sondern sollte<br />

eher versuchen, sie abzuschrecken<br />

oder zu ver treiben. So kann man<br />

etwa Kreidepulver oder Kalk um<br />

Terras sen und Beete streuen<br />

und damit die kleinen Insekten<br />

von diesen Bereichen fernhalten.<br />

Allerdings muss man den<br />

Vorgang alle paar Tage<br />

wiederholen, denn Wind<br />

und Regen lassen sich damit<br />

nicht abschrecken.<br />

Wer auf das Prozedere keine Lust hat:<br />

Die Krabbler meiden auch<br />

starke Gerüche. Essig, Tee -<br />

baumöl, Kaffeesatz, Knoblauch,<br />

Nelken oder Zimt auf die<br />

Ameisenstraßen oder in die<br />

Nesteingänge gestreut oder<br />

getröpfelt, verdirbt den Schädlingen<br />

den Spaß an ihrer Garten arbeit und sie<br />

werden sich schnell einen weniger stinken den<br />

Ort suchen. Und auch so manch Pflanze<br />

können Ameisen gar nicht riechen –<br />

Lavendel, Majoran, Wacholder oder<br />

Tomaten um Gemüsebeete herum<br />

gepflanzt, hält die Kerbtiere fern.<br />

Wühlmäuse<br />

So niedlich sie aussehen, so gefräßig sind<br />

sie auch und das macht sie zu wahren Unsympathen.<br />

Viele rücken den Nagern mit Ultraschall -<br />

geräten und Fallen auf den Pelz, doch auch so<br />

manch Hausmittelchen verspricht Erfolg.<br />

Seit Jahrhunderten bewährt hat sich beispiels -<br />

weise die Katze, die die Mäuse nur allzu gerne<br />

aus dem Garten – sagen wir mal – vertreibt.<br />

Wer dem mord lustigen Haustier nichts ab -<br />

gewinnen kann, Stinkbomben helfen auch. Dazu<br />

mischt man Buttermilch und Molke zu gleichen<br />

Teilen und tränkt einige Baumwolltücher darin.<br />

Dann gräbt man die Erdhügel der Mäuse auf,<br />

deponiert die feuchten Tücher darin und ver -<br />

schließt die Löcher wieder. Wer keine Lust auf<br />

Buddeln hat: Man kann die Buttermilch, oder<br />

Brennspiritus, auch direkt in die Gänge gießen.<br />

Es gibt auch pflanzliche Alternativen – so<br />

mögen die pelzigen Schädlinge beispiels weise<br />

keinen Knoblauch.<br />

Ebenfalls unbeliebt bei den nimmersatten<br />

Nagern ist Lärm. Diesen kann man erzeugen, in<br />

dem man laut tickende Wecker in Blechdosen<br />

steckt und diese dann in den Wühlmaus -<br />

eingängen vergräbt. Will man nicht extra<br />

Wecker kaufen, kann man auch Kronkorken<br />

oder Blechdeckel von Schraub gläsern mit<br />

Fäden an einer Eisenstange befes tigen und<br />

diese in die Maushügel stecken – die Akustik<br />

dieser improvisierten Windspiele stößt auf<br />

wenig Liebe. Alternativ kann man auch zwei<br />

Fliegen mit einer Klappe schlagen und seine<br />

Kinder ordentlich im Garten spielen und toben<br />

lassen. Den Mäusen gefällt es nicht, wenn<br />

ihnen jemand aufs Dach steigt und die Kleinen<br />

sind an der frischen Luft und abends müde.<br />

►<br />

65


Natur<br />

Grüner wirds immer …<br />

… mit Eierschalen<br />

Nach dem Frühstück ist vor dem Düngen,<br />

könnte man sagen und deshalb sollten Eier -<br />

schalen nicht im Biomüll landen, sondern in<br />

der Blumenerde – in Form eines Flüssig -<br />

düngers. Für die Herstellung zerklopft man<br />

die Schalen von zwei Eiern (am besten auf<br />

einem Brett mit einem Tuch drüber oder in<br />

einem Mörser) bis ein feines Pulver entsteht<br />

und gibt dieses in einen Liter Wasser. Den<br />

Sud lässt man einen Tag lang stehen. In der<br />

Zeit löst sich der Kalk aus der Schale und<br />

gelangt ins Wasser. Nach 24 Stunden kann<br />

man den flüssigen Dünger benutzen und den<br />

Boden gießen – der gelöste Kalk lockert<br />

übrigens die Erde auf und sorgt so dafür,<br />

dass die Wurzeln Nährstoffe besser<br />

aufnehmen können.<br />

… mit Kaffeesatz<br />

Was uns belebt, belebt auch unsere Pflanzen,<br />

denn Kaffeesatz ist ein wahrer Superdünger.<br />

Die krümelige Masse ist nicht nur äußerst<br />

wohlriechend, sondern auch reich an Nähr -<br />

stoffen wie Kalium, Stickstoff und Phosphor<br />

sowie Gerbsäure. Besonders geeignet ist er<br />

für Pflanzen, die einen leicht sauren Boden<br />

bevorzugen. Dazu gehören beispiels -<br />

weise Tomaten, Gurken, Zucchini<br />

aber auch Beeren sträucher,<br />

Rosen, Geranien und Hortensien.<br />

Um die Gewächse munter zu<br />

machen, muss man den<br />

Kaffeesatz nur auf den Boden um die Wurzeln<br />

herumstreuen und leicht einarbeiten. Aller dings<br />

sollte man es nicht zu gut meinen, denn<br />

Pflanzen brauchen bei Weitem nicht so viel<br />

Kaffee wie etwa Büroangestellte. Als<br />

Faustregel gilt: Zimmer pflanzen<br />

einmal im Jahr, draußen viermal<br />

im Jahr. Alternativ kann der<br />

Kaffeesatz auch in das<br />

Gießwasser gegeben<br />

werden – so erhält man<br />

einen aromatischen<br />

Flüssigdünger.<br />

… mit Brennnesseljauche<br />

Dieser Dünger vereint zwei Dinge, die wir<br />

Menschen eigentlich meiden, doch Pflanzen<br />

beschert er einen wahren Wachstumsschub.<br />

Bevor es allerdings für die grünen Lieblinge<br />

hoch hinausgeht, muss der Gärtner –<br />

bewaf fnet mit dicken Handschuhen und einem<br />

lang ärmeligen Oberteil – erst einmal ein Kilo<br />

Brennnesseln pflücken (am besten vor der<br />

Blüte). Die mit Vorsicht zu genießenden Gewächse<br />

können anschließend noch mit einer Schere<br />

zerkleinert werden, bevor sie in ein geeignet<br />

großes Gefäß kommen und mit zehn Litern<br />

Wasser übergossen werden. Danach muss<br />

das Gefäß an einen sonnigen Standort gestellt<br />

werden, damit die Gärung beginnen kann.<br />

Apropos Gärung: Die Flüssigkeit fängt ordentlich<br />

an zu stinken, deswegen das Behältnis vielleicht<br />

lieber nicht direkt neben oder gar auf die<br />

Terrasse stellen. Für wen die Geruchsbeläs -<br />

tigung trotz ausreichender Entfernung den -<br />

noch zu stark ist, der kann Gesteinsmehl in<br />

die Jauche geben – das mildert den Gestank.<br />

Einsatz bereit ist der natürliche Dünger nach<br />

etwa ein bis zwei Wochen, wenn keine Bläs -<br />

chen mehr zu sehen sind. Übereifrige dürfen<br />

aber nicht gleich zur Tat schreiten, denn bevor<br />

der Dünger aus gebracht wird, sollte er im<br />

Verhältnis 1:10 mit Wasser verdünnt werden.<br />

Damit kann man seinen Pflanzen dann gerne<br />

wöchentlich etwas Gutes tun.<br />

66


Medien<br />

Brennnesseljauche & Co.<br />

Pflanzen retten Pflanzen<br />

Das Natron-Handbuch<br />

Fünf Hausmittel<br />

ersetzen eine Drogerie<br />

Selber machen<br />

statt kaufen –<br />

Garten und Balkon<br />

In dem Buch stellen die Autoren<br />

Wege vor, wie man die<br />

Pflanzen im eigenen Garten gegen<br />

Schädlinge schützt und im<br />

Wachstum unterstützt. Das alles<br />

ohne den Einsatz von Gift und<br />

Chemie. Die Zauberformel dabei<br />

lautet: Pflanzen retten Pflanzen.<br />

Gegen alles ist im wahrsten Sinne<br />

des Wortes ein Kraut gewachsen,<br />

man muss nur wissen wo. So können<br />

Pflanzenjauchen im Obstund<br />

Gemüsegarten genauso zum<br />

Einsatz kommen wie bei der Pflege<br />

von Zierblumen oder zur Kräftigung<br />

von Zimmerpflanzen. Extrakte<br />

aus Brennnesseln, vom<br />

Schachtelhalm, Farn, Beinwell<br />

oder Löwenzahn, um nur einige<br />

zu nennen, vollbringen oft wahre<br />

Wunder bei Schutz und Pflege ihrer<br />

Kollegen aus dem Pflanzenreich.<br />

In diesem nützlichen und<br />

naturnahen Buch wird genau erklärt,<br />

wie man diese Pflanzenschutz<br />

und -stärkungsmittel ohne<br />

Chemie herstellt und wo man sie<br />

am effizientesten einsetzt.<br />

Von Bernard Bertrand/Jean-Paul Collaert/Eric<br />

Petiot, 112 Seiten, zahlr.<br />

farb. Abb., Preis 16,90 Euro; ISBN<br />

978-3-7020-1451-3, Leopold Stocker<br />

Verlag GmbH<br />

Unseren Großeltern ist Natron<br />

noch bestens bekannt: Es<br />

leis tet schnelle Hilfe bei Sodbrennen<br />

und macht die Wäsche wieder<br />

sauber und frisch. Leider ist<br />

das universelle Hausmittel zunehmend<br />

in Vergessenheit geraten.<br />

An seine Stelle traten Spezialmittel,<br />

die aber – im Gegensatz zu<br />

Natron – selten umweltfreundlich<br />

sind. Doch seit einigen Jahren erlebt<br />

der Alleskönner ein Comeback<br />

und in diese Kerbe schlägt<br />

das Natron-Handbuch. Das Buch<br />

bietet zahlreiche Anregungen und<br />

Ideen, wie sich Natron im Haushalt<br />

verwenden lässt, sowohl für<br />

Ernährung und Gesundheit als<br />

auch zum Reinigen und Waschen<br />

und sogar im Garten. Da findet<br />

jeder mindestens eine Verwendungsmöglichkeit<br />

für den umweltfreundlichen<br />

Alleskönner<br />

und wer weiß: Vielleicht können<br />

sich die Großeltern sogar noch<br />

was bei den Enkeln abschauen.<br />

Vom smarticular Verlag, 192 Seiten<br />

mit 100 farb. Abb., Preis 14,95 Euro;<br />

ISBN 978-3-946658-16-0, auch als<br />

E-Book erhältlich<br />

In einem Durchschnittshaushalt<br />

finden sich etwa 40 bis<br />

60 Drogerieprodukte in bunten<br />

Fläschchen und Tuben. Doch all<br />

diese Spezialmittel für Wäsche,<br />

Reinigung, Körperpflege, Küche<br />

und Garten sind gar nicht notwendig.<br />

Zudem geht es auch<br />

simpler und umweltfreundlicher<br />

und zwar, indem man all die Mittel<br />

einfach selber macht. Denn<br />

mit Natron, Soda, Essig, Zitronensäure<br />

und Kernseife lassen<br />

sich fast alle Drogerieprodukte ersetzen<br />

und viele Herausforderungen<br />

des Alltags lösen. In diesem<br />

Buch wird in über 300 Anwendungen<br />

und 33 Rezepten gezeigt,<br />

wie einfach es geht. Zudem tut<br />

man so nicht nur der Umwelt etwas<br />

Gutes, sondern auch dem<br />

Geldbeutel.<br />

Vom smarticular Verlag, 192 Seiten<br />

mit 76 farb. Abb., Preis 14,95 Euro;<br />

ISBN 978-3-946658-00-9, auch als<br />

E-Book erhältlich<br />

Bienenfreundliche Blumenwiesen<br />

statt Rasen, Gemüse statt<br />

Zierpflanzen, Heilkraut statt Unkraut,<br />

essbare Bodendecker statt<br />

Flächen aus Stein – es gibt zahlreiche<br />

unkonventionelle Möglichkeiten,<br />

natürlicher, gesünder und<br />

zugleich einfacher zu gärtnern.<br />

Und zudem sieht ein naturnaher<br />

Garten einfach schön aus und<br />

macht Freude, selbst wenn es nur<br />

ein Pflanzkübel auf dem Balkon<br />

ist. In dem Buch werden 111<br />

nützliche Projekte und Ideen für<br />

das naturnahe Gärtnern vorgestellt<br />

und die Themenbandbreite<br />

reicht von der Bodenbelebung<br />

und wie man grüner pflanzt, hin<br />

zur natürlichen Stärkung von<br />

Pflanzen sowie ihrem Schutz. Zudem<br />

wird auch auf Nützlinge im<br />

Garten und auf Balkon- und Terrassengärten<br />

eingegangen – für<br />

alle, die weniger Platz haben.<br />

Vom smarticular Verlag, 192 Seiten<br />

mit 120 farb. Abb., Preis 14,94 Euro;<br />

ISBN 978-3-946658-30-6, auch als<br />

E-Book erhältlich<br />

67


Photovoltaik<br />

Grüner Strom vom Balkon<br />

Sparen mit der Kraft der Sonne<br />

Während sich Hausbesitzer schon lange über gute Erträge ihrer Photovoltaik-Anlage<br />

freuen, gab es für viele Mieter bislang noch keine Möglichkeit, Solarstrom zu nutzen.<br />

Doch auch sie können sich jetzt aktiv an der Energiewende beteiligen und die Kraft<br />

der Sonne nutzen – mit steckerfertigen Mini-Solaranlagen für Balkon oder Terrasse.<br />

Die Geräte werden unter vielen Namen angeboten:<br />

Mini Solar Anlage, micro Solar Anlage,<br />

plug in Solar Anlage, mini Solar Generator,<br />

plug in Solar Gerät, plugin PV Anlage, um nur einige<br />

Beispiele zu nennen. Umgangssprachlich werden die<br />

Geräte häufig als Balkon-Solaranlagen bezeichnet. Ihr<br />

Vorteil: Sie lassen sich bei einem Umzug einfach abmontieren,<br />

können ohne großen Aufwand angeschlossen<br />

werden und sind vergleichsweise güns tig.<br />

Kleinvieh macht auch Mist<br />

So kostet eine Anlage mit 300 Watt Peak (Wp),<br />

die in unseren Breiten rund 330 Kilowattstunden<br />

Strom im Jahr liefert, rund 600 Euro. Davon lassen<br />

sich im Schnitt rund zwei Drittel des erzeugten Stroms<br />

selbst nutzen – für Dauerverbraucher wie Kühl- und<br />

Gefrierschrank, Telefon oder Router, aber auch für<br />

Haushaltsgeräte, deren Betriebszeit man selbst fest -<br />

legen kann, wie Wasch- oder Geschirrspülmaschine.<br />

Bei einem Eigenverbrauch von beispielsweise 200 Kilo -<br />

wattstunden sinken die jährlichen Stromkosten um<br />

rund 60 Euro.<br />

Bedenkt man, dass die Mini-Solaranlage im Normalfall<br />

eine Lebensdauer von 25 bis 30 Jahren besitzt<br />

und die Strompreise wohl weiter steigen werden, ergibt<br />

sich neben der CO 2 -Einsparung und dem guten<br />

Gefühl, einen Beitrag für die Energiewende zu leisten,<br />

auch ein deutlicher finanzieller Vorteil.<br />

Nicht einfach drauf loslegen<br />

Ein paar Dinge gibt es allerdings zu beachten.<br />

Wird eine Mini-PV-Anlage so montiert, dass sie das<br />

optische Erscheinungsbild der Fassade verändert, sollte<br />

der Vermieter um Erlaubnis gefragt werden, nicht,<br />

dass es im Nachhinein Ärger gibt. Zudem sollte eine<br />

Elektrofachkraft die Wohnungsinstallation prüfen und<br />

gegebenenfalls die Leistungsabsicherung von 16 auf<br />

zehn Ampere reduzieren. Andernfalls könnte es zu einer<br />

Überlastung des Leitungsnetzes kommen, wenn<br />

die kleine Solaranlage Strom ins Leitungsnetz der<br />

Wohnung einspeist. Für den sicheren Betrieb der<br />

Mini-PV-Anlage wird zudem die Installation einer<br />

speziellen Energiesteckdose durch einen Elektrofachmann<br />

empfohlen.<br />

68


Mit Mini-PV-Anlagen haben auch Mieter<br />

in Wohnhäusern die Möglichkeit,<br />

Sonnenstrom selbst zu produzieren<br />

und zu verbrauchen<br />

Montage: allgäuALTERNATIV; Fotos: Photo by Etienne Girardet on Unsplash, Pixabay<br />

Außerdem muss die Anlage bei der Bundesnetzagentur<br />

und dem Netzbetreiber angemeldet werden.<br />

Die Netzbetreiber in der Region verwenden dafür ein<br />

bayernweit einheitliches, einfaches Formular. Ist nur ein<br />

»normaler« Zähler vorhanden, muss er gegen einen<br />

Zähler mit Rücklaufsperre ausgetauscht werden. Falls<br />

einmal mehr Strom produziert als verbraucht wird,<br />

würde sich ein »normaler« Zähler rückwärts drehen.<br />

Letzteres muss aus rechtlichen Gründen verhindert<br />

werden. Nachdem die Energieversorger in der Region<br />

an einer dezentralen und grünen Energiewende mitarbeiten<br />

und diese unterstützen, übernehmen sie kulanterweise<br />

die Kosten für einen eventuellen Zählertausch.<br />

Um Interessenten bei ihrer Kaufentscheidung<br />

eine Hilfe an die Hand zu geben, hat die Deutsche Gesellschaft<br />

für Sonnenenergie (DGS) als un abhängige<br />

Einrichtung eine Übersicht über Anlagen erstellt, die<br />

empfohlen werden können (www.pvplug.de). Hier<br />

finden sich auch wichtige Hinweise über die Sicherheitsstandards,<br />

die beim Betrieb von Mini-PV-Anlagen<br />

eingehalten werden sollten.<br />

Weitere Informationen beim Energie- und Umweltzentrum<br />

Allgäu (eza!) unter www.eza-allgaeu.de<br />

Anzeige<br />

69


Photovoltaik<br />

Lichtblicke für Afrika<br />

Allgäuer hilft mit Solarlampen<br />

Man mag es kaum glauben, aber auf dem schwarzen Kontinent – dort<br />

wo zumindest in den Köpfen vieler immer die Sonne scheint – ist es zwölf<br />

Stunden am Tag dunkel. Das will Christoph Köhler aus Sulzberg ändern<br />

und mit der von ihm gegründeten gemeinnützigen Organisation Abiola<br />

mit der Kraft der Sonne Licht ins Dunkel bringen.<br />

Christoph Köhler verdiente<br />

gutes Geld mit Solarenergie –<br />

nun tut er Gutes damit<br />

70<br />

Dass die Allgäuer ein umtriebiges Völkchen<br />

sind und ihr Glück gerne selbst in die Hand<br />

nehmen, ist bekannt, doch Christoph Köhler<br />

setzt noch einen drauf: Er nimmt auch das Glück der<br />

anderen in die Hand und opfert damit seinen wohlverdienten<br />

Ruhestand, in dem er sich eigentlich befindet.<br />

Doch von Ruhe im Leben des Elektromeisters und<br />

Solar-Pioniers kann keine Rede sein und das war<br />

schon immer so.<br />

Ein Mann mit solarer Erfahrung<br />

»Schon als junger Elektromeister habe ich 1982<br />

versucht, mich mit Solaranlagen selbstständig zu machen<br />

– das hat nicht so gut funktioniert«, sagt er mit einem<br />

Schmunzeln im Gesicht. Doch der Rückschlag hat<br />

ihn nicht aufgehalten und schon gar nicht von der Idee<br />

abgebracht, mit der Kraft der Sonne Geld zu verdienen.<br />

Recht sollte er behalten: In seinem weiteren Berufsleben<br />

baute er schließlich über 500 Photovoltaikanlagen und<br />

war an mehreren Solarfirmen beteiligt. »In der Zeit<br />

habe ich auch ganz viele Anlagen für mich gebaut.<br />

Letztendlich gehören über 100 Anlagen mir«, so der<br />

Allgäuer und er erklärt weiter, dass er heute von dem<br />

Solarstrom leben kann und nicht mehr arbeiten muss.<br />

Aber wie bereits erwähnt, liegt er nun nicht auf<br />

der faulen Haut, sondern hat seinen letzten Lebens -<br />

abschnitt – so seine Worte – Afrika gewidmet: »Weil


Auch viele medizinische<br />

Einrichtungen wie dieses<br />

Gesundheitszentrum<br />

verfügen über keinen<br />

Strom, so dass Arzneien<br />

oft nicht gekühlt werden<br />

können<br />

Viele Menschen in Afrika<br />

verfügen zuhause über<br />

keine Stromversorgung.<br />

Dank Abiola müssen sie<br />

abends nicht im Dunkeln<br />

sitzen<br />

Es braucht nicht viel, um<br />

das Leben vieler Menschen<br />

zu verändern: Die ersten<br />

konnten ihre SolarKits von<br />

Abiola schon in Empfang<br />

nehmen<br />

Fotos: Abiola gGmbH<br />

ich habe mit Solarenergie viel Geld verdient, wir alle<br />

profitieren davon und die Afrikaner leiden, obwohl sie<br />

unter der gleichen Sonne leben.«<br />

Kaum Strom, dafür viel Sonne<br />

Viele Menschen in Afrika, vor allem die in entlegenen<br />

Dörfern, verfügen über keine oder nur eine unzureichende<br />

Stromversorgung. Auch Schulen sowie<br />

Waisen- und Krankenhäuser werden vielerorts nur<br />

ungenügend, wenn überhaupt, mit Strom versorgt.<br />

Das führt zu etlichen Problemen – wie etwa einer<br />

mangelnden Bildung oder medizinischen Versorgung<br />

–, die sich leicht lösen ließen, wenn Strom vorhanden<br />

wäre. Und genau da setzt der Solarpionier mit seiner<br />

gemeinnützigen Organisation Abiola an, denn wenn<br />

es etwas in Afrika im Überfluss gibt, dann ist es Sonnenschein.<br />

Zwar nur zwölf Stunden täglich, dafür aber<br />

das ganze Jahr über.<br />

Und so investierte er sein eigenes Kapital in verschiedene<br />

Solar-Sets, die die Afrikaner mit Strom ver-<br />

sorgen und ihnen die lange Nacht erhellen, denn in<br />

den meisten Regionen herrscht von 18 Uhr abends bis<br />

sechs Uhr morgens finstere Nacht.<br />

Ein solares Multitalent<br />

»Wenn die Kinder schlafen, würden die Eltern<br />

vielleicht noch gerne was arbeiten oder nähen oder<br />

ähnliches«, so der Allgäuer Solarpionier. Das geht allerdings<br />

nicht ohne Licht und genau da kommt das Familien-SolarKit<br />

ins Spiel. Dieses besteht aus einer kleinen<br />

Lampe, die mit einem 3,5 Watt-Solarmodul geladen<br />

werden kann, das automatisch mitgeliefert wird.<br />

Ist die trag- und aufhängbare Lampe vollständig geladen,<br />

spendet sie – je nach Intensität – zwischen zwölf<br />

und 144 Stunden lang Licht. Zudem kann man an ihr<br />

auch ein Mobiltelefon laden oder einen kleinen Tischventilator<br />

betreiben – und zwar auch, wenn die Lampe<br />

brennt. »Das ist so toll für die Menschen«, sagt Chris -<br />

toph Köhler begeistert und man merkt ihm an, dass er<br />

es ehrlich meint. Zusätzlich bekommen die Afri- ►<br />

Das Familien-SolarKit<br />

besteht aus einem<br />

Solarpanel, mit dem die<br />

Lampe geladen werden<br />

kann, sowie einem kleinen<br />

Zelt und Juterucksack<br />

71


Photovoltaik<br />

Ist der TurboCharger, rechts im<br />

Bild, dank des Solarmoduls<br />

aufgeladen, kann er mehr als nur<br />

Räume beleuchten. Auch in der nur<br />

etwa feuerzeuggroßen Powerbank<br />

steckt mehr, als man vermutet<br />

kaner noch ein Stoffzelt, in das man die Lampe stellen<br />

und so für eine indirekte Beleuchtung sorgen kann,<br />

sowie einen Jutebeutel, der auch als Rucksack verwendet<br />

werden kann.<br />

»Mein Traum ist es, bis nächstes Jahr 1000 Lichter<br />

in Afrika einzuschalten«, sagt Christoph Köhler.<br />

Doch langfristig gesehen sollen natürlich wesentlich<br />

mehr Familien mit einem SolarKit ausgestattet werden.<br />

Dafür ist er allerdings auf die Hilfe externer Spender<br />

angewiesen. Mit gerade einmal 35 Euro finanziert<br />

man ein komplettes Kit und bringt den Menschen<br />

nicht nur Licht, sondern auch Freude und sich selbst<br />

auch, denn: pro Spende geht ein Licht samt Zelt und<br />

Beutel an den Spender oder eine Person seiner Wahl.<br />

Auf das Solarpanel wird verzichtet, weil wir die Lampe<br />

zuhause mittels USB an einer Steckdose laden können.<br />

»Doch es ist uns wichtig, dass die Spender wissen, was<br />

für eine Lampe das ist und wie wertvoll sie sein kann«,<br />

erklärt der Elektromeister.<br />

Ein Portal zum Helfen<br />

Welche Familien ein SolarKit benötigen, können<br />

potenzielle Spender auf dem im Oktober 2019 gestarteten<br />

Lichtportal auf der Homepage von Abiola nachschauen.<br />

Dazu kann man im Filter speziell nach Fa-<br />

Auch in den Waisenhäusern fehlt es oft an dringend<br />

benötigtem Strom. Während die Kleinen tagsüber im Hellen<br />

spielen können, müssen sie nachts im Dunkeln zur Toilette<br />

72


milien suchen, darüber hinaus aber auch weiter differenzieren,<br />

etwa nach Ländern und Kategorien. Hat<br />

man seine Filtereinstellungen gewählt, werden einem<br />

die Menschen gezeigt, die zuhause über kein Licht verfügen.<br />

Neben Bildern, die die Familie und ihre Lebenswirklichkeit<br />

zeigen, erfährt man in einer Beschreibung<br />

– die in Deutsch, Englisch und Französisch<br />

verfügbar ist – auch etwas über die Menschen<br />

und ihr Leben in Afrika. Zudem sieht man, ob sie<br />

schon ein Licht erhalten haben oder noch auf eines<br />

warten und auf Hilfe angewiesen sind.<br />

Was im Lichtportal auch schnell auffällt, gerade<br />

wenn man die Filtereinstellung »Typ« benutzt: Nicht<br />

nur Familien werden von Abiola unterstützt, sondern<br />

auch Projekte – das können Waisen-, Kranken- oder<br />

Frauenhäuser sein, aber auch Schulen und Ausbildungszentren<br />

– sie alle verfügen über keine oder nur<br />

eine unzureichende Stromversorgung.<br />

Produkte für alle Fälle<br />

In Anbetracht der Größe solcher Einrichtungen<br />

ist es logisch, dass das kleine SolarKit nicht ausreicht –<br />

da muss schon schwereres Gerät her. Um auch diesen<br />

Menschen zu helfen, bietet Abiola beispielsweise den<br />

TurboCharger an, der mit maximal 120 Watt Solarleis -<br />

tung betrieben werden kann. Mit ihm können nicht<br />

nur mehrere Räume beleuchtet werden, man kann<br />

auch Notebooks, Beamer sowie Fernseher anschließen<br />

oder auch eine Kühlbox für Medikamente mit Strom<br />

versorgen. Ähnlich universell, aber etwas kleiner<br />

kommt der Abiola Charger daher, der mit 60 Watt Solarleistung<br />

betrieben werden kann. Beide Systeme werden<br />

natürlich mit Solarpanels versendet, sonst wären<br />

sie wertlos. So aber leisten sie einen wichtigen Beitrag<br />

und verändern das Leben zahlreicher Menschen.<br />

Weitere Projekte von Abiola<br />

Neben der Versorgung mit den SolarKits engagiert sich die gemeinnützige Organisation<br />

auch anderweitig in Afrika. So haben sie den Kaufbeurer Verein humedica e.V. dabei<br />

unterstützt, eine Krankenstation an eine Ambulanz im Niger zu bauen. Als diese stand,<br />

bauten Christoph Köhler und seine Helfer zudem dort noch eine Photovoltaikanlage mit<br />

30 Kilowatt Leistung.<br />

Bei einem anderen Projekt, ebenfalls im Niger, baute Abiola 50 Getreidespeicher, in denen<br />

jeweils 10.000 Kilogramm Hirse gelagert werden können. »Zur gleichen Zeit haben wir in<br />

Memmingen eine 400 Kilowatt-Photovoltaikanlage gebaut, deren Einnahmen nur<br />

humanitären Zwecken zugute kommen«, so der Allgäuer.<br />

Zudem hat Abiola im Jahr 2018 50 Dörfer in dem afrikanischen Land Togo mit jeweils<br />

einer Offgrid-Solaranlage ausgestattet – dies führte auch zur Gründung der Organisation.<br />

Gleiches schafft auch das PowerbankKit, das<br />

nicht wesentlich größer ist als ein handelsübliches<br />

Feuerzeug. Mit diesem kann man selbstredend keine<br />

Räume beleuchten, wertvoll ist es dennoch. Aufgeladen<br />

an einem der Charger oder dem Familien SolarKit<br />

kann man die Powerbank nutzen, um ein Mobiltelefon<br />

zu laden oder einen kleinen Ventilator mit USB-Anschluss<br />

zu betreiben. Zudem liefert der Kraftzwerg<br />

Licht, sodass die Menschen abends lesen oder lernen<br />

können und so beispielsweise die Chance haben, sich<br />

fortzubilden und sich einen Weg aus der Armut bahnen<br />

können, wie Christoph Köhler ausführt.<br />

So unterschiedlich die einzelnen Produkte von<br />

Abiola sind: sie alle eint, dass sie den Menschen, die<br />

über keine Stromversorgung verfügen, den Alltag und<br />

vor allem die Nacht erhellen. Und jeder, der abends<br />

bei Stromausfall in einer dunklen Wohnung saß, weiß,<br />

wie wertvoll das ist, was Christoph Köhler tut.<br />

Weitere Informationen zu Abiola und dem Lichtportal<br />

unter www.abiola.eu<br />

(cs)<br />

Anzeige<br />

73


Energie sparen<br />

Alles neu macht der Frühling<br />

Die kalten Tage sind gezählt: Draußen erwacht alles wieder aus<br />

dem Winterschlaf und drinnen ist es an der Zeit, ein paar Dinge<br />

zu ändern. Denn mit einigen kleinen Veränderungen kann man<br />

im Frühjahr nicht nur Energie, sondern auch bares Geld sparen.<br />

Frühjahrsschlaf für den Trockner<br />

Die Wäsche machen ist<br />

wahrlich ein notwendiges<br />

Übel bei der Hausarbeit.<br />

Gerne fallen pro Woche<br />

mehrere Ladungen an,<br />

die man schnellstmöglich<br />

wieder gewaschen und<br />

getrocknet im Schrank<br />

liegen haben möchte.<br />

Während dafür viele im<br />

Winter auf den Trockner zurückgreifen, kann man den<br />

nun in den wohlverdienten Frühjahrsschlaf schicken und<br />

seine Wäsche an der frischen Luft (oder in der<br />

Wohnung) trocknen lassen. Das dauert zwar länger,<br />

spart aber mitunter viel Strom.<br />

Einen Gang zurückschalten<br />

Im Winter müssen die Heizungen oft ganz schön<br />

schuften, damit wir es drinnen schön warm haben.<br />

Doch wenn draußen die Temperaturen so langsam<br />

steigen, ist es an der Zeit am Zeiger beziehungsweise<br />

am Heizungsregler zu drehen. Ein paar Grad weniger<br />

tun uns nicht weh, dem Geldbeutel und der Umwelt<br />

dafür umso besser.<br />

Fotos: Bianca Gonçalves from Pexels, Pixabay<br />

Zwei statt vier Räder<br />

Das Auto ist dem Deutschen heilig – transportiert<br />

es uns doch bei Wind und Wetter zuverlässig und<br />

geschützt von A nach B. Doch nun, wenn es wärmer<br />

wird, kann man dem treuen Gefährten ab und zu<br />

eine Pause gönnen und auf das Fahrrad umsatteln.<br />

So spart man nicht nur jede Menge Geld, das sonst<br />

durch den Auspuff flöten geht, sondern tut auch<br />

aktiv etwas für den Klimaschutz und die eigene<br />

Gesundheit.<br />

Lass die Sonne rein<br />

Während im Winter dazu geraten wird, die Rollläden<br />

nach dem Lüften runterzulassen, um Wärmeverluste<br />

einzudämmen, heißt es nun: Schotten auf. Denn so kann<br />

man tagsüber die Kraft der Sonne nutzen und seine eigenen<br />

vier Wände ganz natürlich erwärmen. Weiterer<br />

Vorteil, wenn man die<br />

Jalousien nicht schließt:<br />

Man muss die Lampen<br />

erst später anmachen,<br />

wenn man Tageslicht<br />

hereinlässt und ausnutzt,<br />

dass es draußen länger<br />

hell ist.<br />

74


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