RDT 1/2010 - Bund gegen Missbrauch der Tiere ev
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RDT 1/2010 - Bund gegen Missbrauch der Tiere ev
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Nr. Nr 1 März <strong>2010</strong><br />
DAS RECHT DER TIERE<br />
FRANJA,<br />
LANDESVERBAND BAYERN,<br />
SUCHT EIN ZUHAUSE<br />
WELTWEITER TREND<br />
FLEISCHPRODUKTION<br />
STEIGT STÄNDIG<br />
PROTESTAKTION<br />
GEGEN DIE TÖTUNG<br />
VON EINTAGSKÜKEN<br />
KETTENHUNDE<br />
MISSSTÄNDE<br />
IM SPREEWALD<br />
MEERESSÄUGER<br />
ERBARMUNGSLOSE<br />
JAGDINDEN<br />
OZEANEN<br />
BUND GEGEN MISSBRAUCH DER TIERE E.V.
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
2<br />
I NHALT<br />
INHALT<br />
EDITORIAL 3<br />
NEU: DIE TITELHUND-STORY 4<br />
Franja, Landesverband Bayern, sucht ein Zuhause<br />
TITEL: FLEISCHKONSUM 6<br />
Auswirkung auf Gesundheit und Klima<br />
AKTUELL 10<br />
Die Kettenhunde aus dem Spreewald<br />
TIERSCHUTZPOLITIK 12<br />
Ausnahmeregelung zum Schächten soll verschärft werden<br />
TIERE IM RECHT 14<br />
Dürfen Nachbarn den Freigang von Katzen untersagen?<br />
JAGD AUF MEERESSÄUGER 16<br />
Das Morden in den Ozeanen geht weiter<br />
WASCHBÄREN 18<br />
Private Koordinationsstelle für mutterlose Waschbären gegründet<br />
bmt INTERN Nachrufe auf Hans Schroer und Hans Hoffsümmer 21<br />
AUSLANDSTIERSCHUTZ 22<br />
Brasov - Neubeginn o<strong>der</strong> Rückschritt?<br />
KINDERTIERSCHUTZ 24<br />
Kin<strong>der</strong>tierschutzmappe wird in mehrere Sprachen übersetzt<br />
SO HELFEN SIE 26<br />
Unternehmerin verkauft Taschen zugunsten des bmt<br />
bmt-GESCHÄFTSSTELLEN<br />
TH Wau-Mau-Insel Aragon vom Schrottplatz befreit 27<br />
TH Arche Noah Schüler übernehmen Patenschaften 28<br />
Franziskus-TH Immer mehr Kleintiere in Not 30<br />
TH Hage Die Unzertrennlichen aus dem Norden 32<br />
TH Elisabethenhof Jugendliche spenden für Tierheim 34<br />
TH Köln-Dellbrück Kokos Internetkolumne 36<br />
ANSCHRIFTEN / Internetadressen <strong>der</strong> Geschäftsstellen 38<br />
ZU GUTER LETZT 39<br />
Beitrittserklärung 40<br />
Impressum<br />
DAS RECHT DER TIERE Nr. 1/<strong>2010</strong> Mitglie<strong>der</strong>zeitschrift des<br />
„<strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e. V.“<br />
Redaktion: Claudia Lotz, Dr. Jörg Styrie, Mike Ruckelshaus, Elvira<br />
Schiöberg, Torsten Schmidt; Gestaltung: Stefan Lotz, Andrea Sturm<br />
Druck: L.N. Schaffrath DruckMedien, Gel<strong>der</strong>n;<br />
Titelbild: “Franja” aus dem Landesverband Bayern (Seite 4-5)<br />
Seite 6<br />
Alarmierend<br />
Die weltweite Fleischproduktion<br />
steigt ständig<br />
Heftmitte<br />
Protestieren Sie<br />
Mit dem bmt <strong>gegen</strong> die Tötung<br />
von Eintagsküken<br />
Seite 10<br />
Missstände<br />
Die Kettenhunde aus dem<br />
Spreewald<br />
Seite 14<br />
<strong>Tiere</strong> im Recht<br />
Mi(e)tbewohner Katze<br />
Übernahme von Artikeln, auch auszugsweise, nur mit Quellenangabe<br />
gestattet. Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier.<br />
Auflage: 45.000 Exemplare<br />
Anzeigen: Anzeigen-Büro Udo Kraushaar<br />
Tel. 0 28 45 / 53 86, Fax 0 28 45 / 80 69 49<br />
E-Mail: bmt@anzeigen-buero.de
AUF EIN WORT…<br />
Liebe Mitglie<strong>der</strong>, liebe Tierfreunde!<br />
"WIR WOLLEN LEBEN!"<br />
Wussten Sie, dass pro Jahr bis zu 40 Millionen Eintagsküken getötet werden, weil die<br />
Eierproduzenten nur weibliche <strong>Tiere</strong> brauchen? Männliche Küken werden kurz nach dem<br />
Schlüpfen auf grausame Weise getötet: sie werden vergast o<strong>der</strong> zerhäckselt.<br />
Wie kann diese millionenfache Vernichtung von Lebewesen erlaubt sein, werden Sie sich<br />
fassungslos fragen. Wozu haben wir ein Tierschutzgesetz, wozu die Verankerung des Tierschutzes<br />
im Grundgesetz, wenn doch <strong>Tiere</strong>n weiterhin so viel Leid geschieht?<br />
Und in allem haben Sie Recht: Das Töten "ohne vernünftigen Grund" wi<strong>der</strong>spricht dem<br />
Tierschutzrecht - und ist dennoch, wie im Fall <strong>der</strong> männlichen Eintagsküken, aus rein<br />
ökonomischen Erwägungen alltägliche Praxis.<br />
Der Grund: Die extreme Spezialisierung in <strong>der</strong> Hühnerzucht führt zu einem gnadenlosen<br />
Ausles<strong>ev</strong>erfahren. Turbolegehennen müssen bis zu 300 Eier jährlich legen. Nach dieser<br />
Hochleistung sind die <strong>Tiere</strong> erschöpft, ausgelaugt und werden entsorgt. Naturgemäß ist bei <strong>der</strong><br />
Vermehrung von Legehennen die Hälfte <strong>der</strong> ausgebrüteten Küken männlich. Sie legen keine Eier<br />
und taugen nicht zur Fleischmast, weil sie zu langsam Fleisch ansetzen.<br />
Für die Brütereien sind die Hahnenküken schlicht "Abfall". Deshalb werden sie in den Brütereien<br />
nach dem Schlüpfen von Spezialisten ("Sexern") routinemäßig von den weiblichen Küken getrennt<br />
- "gesext" , aussortiert, mit Kohlendioxid vergast o<strong>der</strong> lebendig im so genannten Homogenisator,<br />
einer Maschine mit rotierenden Messern, zu Brei zermust.<br />
Wir vom bmt nehmen das nicht hin - Unterstützen Sie uns bitte bei unserer<br />
Protestaktion!<br />
Jede Stimme zählt! Darum starten wir in dieser Ausgabe unsere Protestaktion an<br />
<strong>Bund</strong>eslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner und for<strong>der</strong>n sie auf, die Weichen für<br />
Forschungsprojekte zu stellen, die die Tötung <strong>der</strong> Küken überflüssig machen.<br />
Bitte nutzen Sie zahlreich unsere Protestkarten, und machen Sie auch Freunde und Arbeitskollegen<br />
auf dieses traurige Kapitel <strong>der</strong> Massentierhaltung aufmerksam.<br />
Mit Ihrer Hilfe sind wir stark und können viel für <strong>Tiere</strong> bewegen.<br />
Für Ihr Vertrauen danke ich Ihnen,<br />
Ihr<br />
Dr. Jörg Styrie<br />
E DITORIAL<br />
bmt-Vorsitzen<strong>der</strong> Dr. Jörg Styrie<br />
PROTESTIEREN SIE MIT DEM BMT GEGEN DIE TÖTUNG VON EINTAGSKÜKEN<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
3
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
4<br />
D IE T ITELHUND-STORY<br />
Die Titeltier-Story erzählt Ihnen in je<strong>der</strong> Ausgabe die Geschichte eines<br />
Vermittlungstieres, das den Titel ziert. Dieses Mal haben wir Franja als<br />
Coverheldin ausgewählt, weil die junge Hündin stellvertretend für viele<br />
ähnliche Straßenhund-Schicksale steht. Auch was aus dem Titeltier des<br />
vergangenen Magazins wurde, erfahren Sie immer gleich aktuell. Im<br />
"Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong>" 4/09 hatten wir den Bor<strong>der</strong> Collimischling Shadow abgebildet;<br />
wie er jetzt lebt, auf über 7 Hektar Land und mit einem zweiten<br />
Hundekumpel, lesen Sie auf <strong>der</strong> Seite 29.<br />
Die Nächte werden schon empfindlich kalt in <strong>der</strong> Karpatenstadt<br />
Brasov. Für die Straßenhunde, die täglich um ihr Leben<br />
kämpfen müssen, ist <strong>der</strong> rumänische Winter eine beson<strong>der</strong>s<br />
harte und kräftezehrende Zeit.<br />
In einer dieser feuchtkalten Nächte des ausklingenden Herbstes<br />
wird Franja geboren - und erlebt solange eine relative<br />
Geborgenheit mit ihren Geschwistern, bis Straßenfänger die<br />
Mutterhündin und ihre Babys rabiat aufgreifen. Bei <strong>der</strong> Fangaktion<br />
wird das kleine Hundemädchen verletzt; sie wird ihre<br />
linke Vor<strong>der</strong>pfote nie mehr benutzen können…<br />
Für einen Straßenhund, <strong>der</strong> in noch ganz an<strong>der</strong>em Maße als<br />
seine Artgenossen in menschlicher Obhut auf seine Beweglichkeit<br />
und Reaktionsschnelligkeit angewiesen ist, bedeutet<br />
solch eine Behin<strong>der</strong>ung in freier Wildbahn meistens den Tod.<br />
Doch auch im Tierheim Brasov, in das die Mutterhündin mit<br />
ihren Welpen übersiedeln kann, hätte die junge Hündin<br />
kaum eine Überlebens- und absolut keine Vermittlungschance.<br />
Aus diesem Grund<br />
entscheidet <strong>der</strong><br />
bmt schnell, Franja<br />
vom Landesverband<br />
Bayern versorgen<br />
zu lassen,<br />
bis ein neues Zuhause<br />
gefunden<br />
werden kann. Leiterin<br />
Ewa Gara hat<br />
Erfahrung mit verletzten<br />
und kran-<br />
Franja liebt Schnee<br />
ken Hunden und<br />
wird Franja bei<br />
sich aufnehmen.<br />
Während ihre eigene Hündin wenig begeistert vom quirligen,<br />
temperamentvollen Zuwachs ist und sich nur zähneknirschend<br />
in die verän<strong>der</strong>ten Umstände fügt, kümmern sich die<br />
Mitarbeiterinnen des Landesverbandes sofort um einen Termin<br />
in <strong>der</strong> Münchner Tierklinik.<br />
Noch sind die Hoffnungen groß, dass die von Franja nachge-<br />
Ein kleines Hundemädch<br />
NEU: UNSERE TITELTIER-STORY. IN DI<br />
schleppteGliedmaß<strong>ev</strong>ielleicht<br />
zu<br />
retten ist -<br />
doch die Tiermediziner<br />
bestätigen, was auch die befreundete Tierärztin Dr.<br />
Koller, die sich sehr um die Hündin bemüht hatte, vorab diagnostiziert<br />
hatte: Die Nervenfunktion im linken Bein ist nicht<br />
mehr vorhanden.<br />
Ewa Gara ist verzweifelt, zu sehr hatte sie <strong>der</strong> jungen Hündin<br />
ein unbeschwertes Leben auf vier Pfoten gewünscht. Aber die<br />
Tierklinik macht Mut: Gerade junge Hunde, so die Aussage,<br />
könnten sich leicht auf eine Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bewegungsabläufe<br />
einstellen und trotz<br />
des Handicaps ein hundegerechtes<br />
und aktives<br />
Leben führen.<br />
Kaum hat die Hündin die<br />
Operation überstanden,<br />
drängt sie ins Freie. Sie<br />
legt zum Erstaunen aller<br />
Anwesenden ihren Kopf<br />
tief in den Schnee und<br />
verharrt so lange Momente.<br />
Auch die Tage<br />
nach <strong>der</strong> Amputation hat<br />
sie scheinbar Schmerzen;<br />
Die Junghündin ist an Kin<strong>der</strong> gewöhnt
en erobert München<br />
ESER AUSGABE: “ALLE LIEBEN FRANJA”<br />
sie ist ruhig, in sich gekehrt und fühlt sich einzig<br />
wohl, wenn sie ihren Körper, ähnlich wie Eisbären<br />
es gerne tun, durch den Schnee schiebt und in dieser<br />
Position liegen bleibt.<br />
Doch eines Tages ist <strong>der</strong> Tiefpunkt überwunden:<br />
Franjas Augen leuchten, sie pulsiert vor Temperament<br />
und Bewegungslust. Ihre Bahnen im Schnee<br />
werden immer größer, ihre Sprünge immer ausgelassener<br />
und weiter. Passanten bleiben stehen, um<br />
sich an dem übermütigen Hund zu erfreuen, dem<br />
auf den ersten Blick gar keine Behin<strong>der</strong>ung anzusehen<br />
ist.<br />
Franja zeigt sich aufmerksam<br />
und lernbereit.<br />
Interessiert nimmt<br />
sie ihre Umgebung<br />
auf, versucht einzuschätzen,<br />
was die Menschen<br />
von ihr wollen<br />
und was sie bereit ist,<br />
zu geben. Denn die<br />
Hündin hat einen ausgeprägten<br />
Willen und<br />
sollte aus diesem Grund zu<br />
erfahrenen Hundehaltern. Nicht<br />
Mitleid mit ihrem Handicap darf<br />
im Vor<strong>der</strong>grund <strong>der</strong> Beziehung zu<br />
Franja stehen, son<strong>der</strong>n die lieb<strong>ev</strong>olle<br />
Konsequenz eines menschlichen<br />
Partners.<br />
Die Hündin ist stubenrein, kennt<br />
bereits die ersten Grundkommandos<br />
und würde sich bei einer<br />
Familie mit Kin<strong>der</strong>n, Haus und<br />
Garten sehr wohl fühlen. Franja<br />
orientiert sich eng an ihren Bezugspersonen;<br />
sie bräuchte Menschen,<br />
die ihr souverän zur Seite<br />
stehen und sie auf ihrem weiteren<br />
Weg durchs Leben begleiten.<br />
Wer die zauberhafte Hündin, die<br />
schon so viel Höhen und Tiefen in<br />
ihrem kurzen Leben bewältigt<br />
hat, kennen lernte möchte,<br />
nimmt bitte Kontakt zum Landesverband<br />
Bayern auf. Telefon:<br />
089 / 38 39 52-13.<br />
Vom Happy End für Titelhund Shadow (RdT 4/09)<br />
lesen Sie auf Seite 29<br />
Darüber hinaus würden wir<br />
uns sehr freuen, wenn Sie<br />
sich an den Operationskosten<br />
für das Hundemädchen<br />
beteiligen könnten. Die OP<br />
mit Vor- und Nachuntersuchungen hat ca. 2000 Euro gekostet.<br />
Nur mit Ihrer Hilfe können wir Hunden wie Franja<br />
schnell zur Seite stehen und im Notfall sogar das Leben retten.<br />
Spendenkonto:<br />
Stichwort Franja Konto 14220802<br />
Postbank München BLZ 700 100 80<br />
Text: Claudia Lotz, Fotos: Ewa Gara<br />
"Tötet meine Freunde nicht!"<br />
Franja demonstriert für den Schutz<br />
von Straßenhunden in Rumänien<br />
Wie Sie auf den Bil<strong>der</strong>n sehen, hat die kleine Franja sogar<br />
schon Erfahrung als "Demonstrantin" gesammelt. Am 8. Februar<br />
<strong>2010</strong> veranstalteten Tierfreunde eine Protestkundgebung<br />
vor dem rumänischen Konsulat in München. Der<br />
Grund: Der Präfekt von Bukarest hatte am 3. Februar in einem Interview erklärt,<br />
Massentötungen von Straßenhunden erneut legalisieren zu wollen, weil angeblich<br />
<strong>der</strong> Unmut <strong>gegen</strong> die <strong>Tiere</strong> im Land immer größer werde. Dabei verbietet das junge<br />
Tierschutzgesetz das Töten von Hunden - seit dem 15. Januar 2008 dürfen in<br />
Rumänien keine Straßenhunde mehr umgebracht werden.<br />
Der Präfekt korrigierte sich Tage später in den Medien: Er wolle nicht <strong>gegen</strong> geltendes<br />
Recht verstoßen. Daher plane seine Regierung nun, Straßenhunde in Lagern<br />
zu kasernieren - ein Vorhaben, das in seiner Tierschutzwidrigkeit <strong>der</strong> Tötung kaum<br />
nachsteht. Denn die zahlreichen eingepferchten Hunde bringen sich stressbedingt<br />
oft <strong>gegen</strong>seitig um, verenden an ihren Verletzungen o<strong>der</strong> verhungern jämmerlich.<br />
Auch stellt dieser Vorschlag keine Lösung zur nachhaltigen Reduktion <strong>der</strong> Hundepopulation<br />
dar.<br />
Einzig Kastrationen, wie wissenschaftlicheUntersuchungen<br />
seit langem belegen und<br />
mittlerweile auch den EU-Politikern<br />
in Brüssel vorliegen,<br />
können die Population <strong>der</strong><br />
Straßentiere langfristig und<br />
tierschutzgerecht senken.<br />
Der bmt wird seine Kastrationsprojekte<br />
im Frühjahr um<br />
Brasov herum fortsetzen (siehe<br />
auch Seiten 22-23).<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
5
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
6<br />
T ITELTHEMA<br />
Die weltweite Fleischproduktion<br />
steigt beständig. Auch in Deutschland<br />
wird beim Kauf von Fleisch<br />
und Wurstwaren keine Zurückhaltung<br />
geübt. Obwohl <strong>der</strong> Zusammenhang<br />
zwischen bestimmten Erkrankungen<br />
und einem hohen Verzehr<br />
tierischer Fette bekannt ist,<br />
hat sich <strong>der</strong> Pro-Kopf-Verzehr auf<br />
jährlich ca. 60 Kilo Fleisch eingependelt.<br />
Gleichzeitig erwarten die Verbraucher<br />
von Lebensmitteln vor allen<br />
Dingen eines: einen niedrigen<br />
Preis. Und tatsächlich sind Nahrungsmittel<br />
im Verhältnis immer<br />
billiger geworden - doch die wahren<br />
Kosten tragen die <strong>Tiere</strong> und die<br />
Umwelt. So gehört die Fleischindustrie<br />
zu den größten Wasserverbrauchern<br />
<strong>der</strong> Erde, verschlingt<br />
Unmengen von Energie und belastet<br />
das Klima in unverantwortlicher<br />
Weise.<br />
Isabel Boergen (B.A., MS.c.) ist Projekt-<br />
und Vorstandsassistentin <strong>der</strong><br />
Schweisfurth-Stiftung in München.<br />
Der abgedruckte Text ist eine gekürzte<br />
Fassung ihres Beitrags "Gesunde<br />
und nachhaltige Ernährung<br />
durch Reduktion des Fleischkonsums?"<br />
Den vollständigen Text finden<br />
Sie auf www.schweisfurth.de<br />
Die Weltfleischproduktion<br />
steigt ständig<br />
Überall auf <strong>der</strong> Welt wird von Jahr zu<br />
Jahr mehr Fleisch produziert. Insbeson<strong>der</strong>e<br />
im asiatischen Raum hat sich<br />
Anlage für Massentierhaltung<br />
die Fleischproduktion in den letzten 15<br />
Jahren mehr als verdoppelt. Aber auch<br />
in Europa ist ein steigen<strong>der</strong> Trend zu<br />
beobachten. Laut Schätzungen <strong>der</strong><br />
FAO wird sich bis zum Jahre 2050 die<br />
Weltfleischproduktion erneut verdoppelt<br />
haben, auf 465 Millionen Tonnen<br />
pro Jahr.<br />
In Deutschland wird <strong>der</strong>zeit pro Kopf<br />
und Jahr durchschnittlich 60 kg Fleisch<br />
verzehrt. Zwar werden die Ansprüche<br />
<strong>der</strong> Verbraucher immer höher: Frische,<br />
Sicherheit, Gesundheit, Geschmack -<br />
all diese Kriterien spielen bei <strong>der</strong> Konsumentscheidung<br />
eine Rolle. Doch lei<strong>der</strong><br />
ist in erster Linie immer noch <strong>der</strong><br />
Letzte Meldungen<br />
sterben +++<br />
Geflügelgrippe<br />
12 Wölfe o<strong>der</strong> ++<br />
Geflügelgrippe<br />
40 biGeflügelgrip<br />
Geflügelgrippe200<br />
WIE DIE FLEISCHIND<br />
UNSERE LEBENSGRU<br />
Preis ausschlaggebend. Diese Haltung<br />
macht sich bemerkbar: Unsere Lebensmittel<br />
werden immer preiswerter.<br />
Die Frage ist jedoch, wer die wahren<br />
Kosten für die immer billiger werdenden<br />
Fleischwaren trägt. Die größte Bürde<br />
wurde und wird dabei den <strong>Tiere</strong>n<br />
auferlegt: Sie fristen ihr Dasein auf<br />
engstem Raum und werden in immer<br />
kürzerer Zeit auf Schlachtreife gemästet.<br />
In den automatisierten, technisierten<br />
und rationalisierten Tierhaltungsbetrieben<br />
von heute steht we<strong>der</strong> das<br />
Tier noch die Erzeugung eines gesunden,<br />
qualitativen Nahrungsmittels im<br />
Vor<strong>der</strong>grund.
+<br />
lügelgrippe<br />
pe<strong>der</strong> +++<br />
Chin ++++++<br />
USTRIE<br />
NDLAGEN ZERSTÖRT<br />
Hoher Wasser- und Energi<strong>ev</strong>erbrauch<br />
Die Fleischindustrie gehört zu den<br />
größten Wasserverbrauchern <strong>der</strong> Erde.<br />
Berücksichtigt man alle Parameter, benötigt<br />
man für 1 kg Äpfel rund 50 Liter<br />
Wasser. Für 1 kg Fleisch hin<strong>gegen</strong> bis<br />
zu 30.000 Liter. Problematisch ist jedoch<br />
nicht nur <strong>der</strong> Wasserverbrauch,<br />
son<strong>der</strong>n auch die Ausscheidung des<br />
Wassers; ein mittlerer Mastbetrieb mit<br />
5000 Kälbern erzeugt so pro Jahr rund<br />
10 Millionen Liter Jauche.<br />
Diese Unmengen an Exkrementen landen<br />
zu einem hohen Prozentsatz als<br />
Dünger auf unseren Fel<strong>der</strong>n, sickern<br />
ins Grundwasser und werden in Flüsse<br />
und Bäche gespült. Allein in die Nordsee<br />
gelangen so jedes Jahr etwa<br />
100.000 Tonnen Phosphate und eine<br />
Million Tonnen Nitrate, die zu einem<br />
Großteil aus <strong>der</strong> landwirtschaftlichen<br />
Tierzucht stammen. So ist die Fleischproduktion<br />
auch mitverantwortlich für<br />
das Fischsterben, für Algenschwemmen<br />
und für ein Drittel des sauren Regens.<br />
Für die Produktion von Fleisch werden<br />
außerdem große Mengen Energie verbraucht.<br />
So werden beispielsweise in<br />
den USA mehr als ein Drittel <strong>der</strong> ge-<br />
T ITELTHEMA<br />
samten Rohmaterialien und des fossilen<br />
Brennstoffes für die Aufzucht von<br />
Schlachttieren benötigt. Auch verschlingt<br />
die Erzeugung tierischen Eiweißes<br />
riesige Mengen an pflanzlicher<br />
Nahrung. So werden zur Herstellung<br />
von einem Kilogramm tierischen Eiweißes<br />
bis zu zehn kg pflanzliches Eiweiß<br />
benötigt (Quelle: Profetas Studie<br />
2006). Jährlich werden so weltweit<br />
über 700 Millionen Tonnen Getreide<br />
an Nutztiere verfüttert.<br />
Zerstörung des Ökosystems<br />
Der Anbau von Futtermitteln für die<br />
Tierhaltung in <strong>der</strong> Landwirtschaft ist extrem<br />
flächenintensiv. Daher bean-<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
7
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
8<br />
T ITELTHEMA<br />
sprucht die Tierzucht insgesamt über<br />
30 Prozent <strong>der</strong> gesamten Landoberfläche<br />
(Quelle: FAO, 2006).<br />
Beson<strong>der</strong>s bedenklich ist die Situation<br />
in Südamerika, wo in den letzten Jahrzehnten<br />
große Teile des Urwaldes den<br />
Rin<strong>der</strong>herden weichen mussten. Dabei<br />
dient das dort produzierte Fleisch nicht<br />
<strong>der</strong> Eiweißversorgung <strong>der</strong> unterprivilegierten<br />
B<strong>ev</strong>ölkerung, son<strong>der</strong>n wird zum<br />
größten Teil nach Europa exportiert. In<br />
Brasilien ist die Situation beson<strong>der</strong>s<br />
dramatisch. Im Jahr 2005 wurde hier<br />
auf 1,2 Millionen Hektar ehemaligem<br />
Regenwaldgebiet Futter-Soja angebaut.<br />
Diese Entwicklung ist nicht nur im Hinblick<br />
auf die Zerstörung regionaler<br />
Strukturen und eines einzigartigen<br />
Ökosystems mit einer beispiellosen Artenvielfalt<br />
bedenklich, son<strong>der</strong>n auch<br />
hinsichtlich des Weltklimas. Der Amazonas-Regenwald<br />
gibt jährlich rund 7<br />
Billionen Tonnen Wasser in die Atmoshäre<br />
ab und reguliert so das weltweite<br />
Klima. Durch die Brandrodung wird<br />
außerdem eine große Menge CO2<br />
produziert. Laut <strong>der</strong> brasilianischen Regierung<br />
ist die Brandrodung für 75 Prozent<br />
des gesamten Treibhausgasausstoßes<br />
in Brasilien verantwortlich.<br />
Die Rodung tropischer Wäl<strong>der</strong> betrifft<br />
jedoch nicht nur Brasilien, son<strong>der</strong>n<br />
auch an<strong>der</strong>e Län<strong>der</strong> wie etwa Bolivien,<br />
Venezuela, Mexiko o<strong>der</strong> Argentinien.<br />
Rund ein Drittel <strong>der</strong> deutschen Rin<strong>der</strong><br />
leben von tropischer Pflanzenproduk-<br />
DIE SCHWEISFURTH-STIFTUNG<br />
1985 gründete Karl Ludwig Schweisfurth die<br />
gleichnamige Stiftung in München. Geför<strong>der</strong>t<br />
werden innovative Ansätze in Wissenschaft,<br />
Wirtschaft und Bildung, die für die Entwicklun<br />
einer ökologischen Kultur <strong>der</strong> Zukunft bahnbrechend<br />
sind.<br />
Im Zentrum steht die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />
Erforschung von gesun<strong>der</strong> und<br />
naturgemäßer Ernährung. Dazu gehören beson<strong>der</strong>s:<br />
Entwicklung ökologischer Methoden<br />
des Landbaus, Erhaltung <strong>der</strong> Lebensmittelqualität,<br />
För<strong>der</strong>ung einer Agrar-Kultur und artgerechte<br />
Haltung von <strong>Tiere</strong>n.<br />
www.schweisfurth.de<br />
tion. Auch <strong>der</strong> afrikanische Urwald sowie<br />
die Wäl<strong>der</strong> Südostasiens (Indonesien,<br />
Malaysia, Thailand) werden für<br />
die Fleischproduktion gerodet.<br />
Doch auch in Deutschland stellt <strong>der</strong><br />
enorme Flächenbedarf <strong>der</strong> Tierwirtschaft<br />
ein Problem dar: Mit 230 Einwohnern<br />
pro Quadratkilometer ist<br />
Deutschland extrem dicht besiedelt.<br />
Hinzu kommen 44 Rin<strong>der</strong> und 75<br />
Schweine pro Quadratkilometer.<br />
Deutschland steht weltweit flächenmäßig<br />
auf Platz 62, als Fleischproduzent<br />
jedoch auf Platz 5. Dementsprechend<br />
hoch ist die Belastung für das Land.<br />
Die Gier nach Fleisch<br />
und <strong>der</strong> Welthunger<br />
Weltweit hungern über eine Milliarde<br />
Menschen, und mehr als 25.000 Menschen<br />
sterben pro Tag an den Folgen<br />
von Unter- o<strong>der</strong> Mangelernährung.<br />
Dabei könnte die Weltb<strong>ev</strong>ölkerung theoretisch<br />
überernährt sein. Denn <strong>der</strong><br />
Hunger ist we<strong>der</strong> gottgegeben noch ein<br />
Mengenproblem. Er wird gemacht, und<br />
zwar unter an<strong>der</strong>em von den reichen<br />
Industrielän<strong>der</strong>n. So herrscht trotz einer<br />
weltweiten Getreideernte von etwa 1,5<br />
Milliarden Tonnen Hunger, weil knapp<br />
die Hälfte <strong>der</strong> globalen Getreideernte<br />
in den Trögen <strong>der</strong> Nutztiere landet.<br />
Ein Beispiel: In Taiwan wurde 1950 die<br />
B<strong>ev</strong>ölkerung noch mit 170 kg Getreide<br />
pro Kopf und Jahr satt. Bis 1990 versechsfachte<br />
sich <strong>der</strong> Fleisch- und Eierkonsum.<br />
Dadurch stieg <strong>der</strong> Getreidebedarf<br />
pro Kopf auf 390 kg. Trotz<br />
Autorin Isabell Boergen,<br />
Projekt- und Vorstandsassistentin<br />
<strong>der</strong> Schweisfurth-<br />
Stiftung in München.<br />
gesteigerter Ernten konnte man diesen<br />
Bedarf nur durch Einfuhren decken.<br />
Während Taiwan 1950 also noch<br />
Getreide exportierte, musste es 1990<br />
74 Prozent seines Bedarfs aus dem<br />
Ausland einführen, größtenteils für<br />
Tierfutter (Quelle: Worldwatch, "Zeitbombe<br />
Viehwirtschaft").<br />
Ein weiteres Beispiel für diese Fehlentwicklungen<br />
liefert Brasilien. Das Land<br />
ist führen<strong>der</strong> Exporteur von Agrargütern,<br />
und gleichzeitig leiden schätzungsweise<br />
50 Prozent <strong>der</strong> B<strong>ev</strong>ölkerung<br />
an Mangelerscheinungen aufgrund<br />
unzureichen<strong>der</strong> Ernährung.<br />
Auswirkungen auf das Klima<br />
In den letzten 100 Jahren hat sich die<br />
Erde im Mittel um 0,74°C erwärmt. Elf<br />
<strong>der</strong> letzten 12 Jahre (1995-2006) waren<br />
unter den zwanzig wärmsten Jahren<br />
seit Beginn <strong>der</strong> Beobachtungen.<br />
Unabhängig davon, ob menschliches<br />
Handeln seit 1750 das Klima erwärmt<br />
hat - fossiler Brennstoffverbrauch,<br />
Landwirtschaft und eine geän<strong>der</strong>te<br />
Landnutzung treiben die Entwicklung<br />
weiter an.<br />
Das heutige Niveau <strong>der</strong> Treibhausgase<br />
(THG) liegt deutlich höher als das natürliche<br />
Niveau in den letzten 650.000<br />
Jahren. Selbst wenn die Treibhausgas-<br />
Konzentrationen bis 2100 stabilisiert<br />
werden sollten: Das Klima wird sich<br />
über das 21. Jahrhun<strong>der</strong>t hinaus än<strong>der</strong>n<br />
(Quelle: 4. Sachstandsbericht<br />
Enormer
(AR4) des IPCC 2007).<br />
Viele <strong>der</strong> bereits genannten Aspekte<br />
<strong>der</strong> Fleischproduktion belasten direkt<br />
o<strong>der</strong> indirekt auch das Klima. Laut <strong>der</strong><br />
FAO produziert <strong>der</strong> globale Nutztierbestand<br />
18 Prozent aller Treibhausgase<br />
(Quelle: FAO, 2006).<br />
Die Landwirtschaft ist für mehr als die<br />
Hälfte <strong>der</strong> Distickstoffoxid- und Me-<br />
Flächenbedarf <strong>der</strong> Tierwirtschaft<br />
than-Emissionen verantwortlich. Bei<br />
<strong>der</strong> Tierhaltung spielen vor allem die<br />
Stickstoffverbindungen Ammoniak<br />
(NH3) und Nitrat (NO3) sowie das<br />
Treibhausgas Methan (CH4) eine Rolle.<br />
Bei Methangas (CH4) ist die Tierzucht<br />
innerhalb <strong>der</strong> Landwirtschaft mit über<br />
70 Prozent Hauptemissionsquelle<br />
(Quelle: Eurostat, Europäische Kommission).<br />
Methan wird durch die Gärung in den<br />
Vormägen von Wie<strong>der</strong>käuern (Rind,<br />
Schaf, Ziege) und bei <strong>der</strong> Zersetzung<br />
von Tierdung freigesetzt. Der Anteil des<br />
Agrarsektors an <strong>der</strong> Gesamtemission<br />
von Methan beträgt 32 Prozent (Quelle:NABU).<br />
Das Ausbringen von Mist auf<br />
die Böden stellt die größte Emissionsquelle<br />
für Stickstoffoxid (= Lachgas,<br />
N2O) dar. Lachgas besitzt ein fast<br />
300mal größeres Treibhauspotential<br />
als Kohlendioxid.<br />
Die weltweite Fleischproduktion belastet das Klima<br />
Die Emission von Ammoniak entsteht<br />
vor allem bei <strong>der</strong> Stallhaltung und <strong>der</strong><br />
Ausbringung von Wirtschaftsdüngern.<br />
Ihr Anteil an den nationalen Gesamtemissionen<br />
macht 95 Prozent aus<br />
(Quelle: NABU).<br />
Reduktion o<strong>der</strong> Verzicht auf<br />
Fleisch - Auswege sind möglich<br />
Die Produktion von Fleisch, aber auch<br />
an<strong>der</strong>er tierischer Produkte wie Milch<br />
und Eier, wirken sich fatal auf die Umwelt<br />
und damit langfristig auch auf die<br />
menschliche Gesundheit und Lebensqualität<br />
aus. Doch was ist die Konsequenz<br />
dieses Wissens? Müssen wir zukünftig<br />
gänzlich auf tierische Produkte<br />
verzichten? Ein solcher Weg scheint<br />
kaum realisierbar.<br />
Dennoch kann je<strong>der</strong> innerhalb seiner<br />
Möglichkeiten dafür sorgen, den Schaden<br />
für Tier, Mensch und Umwelt so gering<br />
wie möglich zu halten. In erster Linie<br />
zählt hierzu die Reduktion des<br />
Fleischkonsums beziehungsweise des<br />
Konsums tierischer Produkte.<br />
Je<strong>der</strong> Deutsche verzehrt im Laufe seines<br />
Lebens sieben Rin<strong>der</strong>, 22 Schweine,<br />
20 Schafe und 600 Hühner, dazu zusätzlich<br />
Wildtiere, Meerestiere und Fische.<br />
Der Verzicht o<strong>der</strong> Einschränkung<br />
des Konsums von Fleisch und tierischen<br />
Produkten macht also einen bedeutsamen<br />
Unterschied. Eine vegetarische<br />
o<strong>der</strong> fleischarme Lebensweise ist zukunftsweisend<br />
und nachhaltig.<br />
Zweitens beinhaltet nachhaltiger Konsum<br />
die Wahl qualitativ hochwertiger<br />
Ware. Qualität bedeutet nicht nur Frische<br />
und Sicherheit, Geschmack und<br />
Hochwertigkeit, son<strong>der</strong>n auch Lebensqualität<br />
und Gesundheit für den Verbraucher,<br />
einen fairen Preis für den<br />
Produzenten und tiergerechte Aufzucht<br />
und Haltung für das Tier.<br />
Ein dritter wesentlicher Punkt für nachhaltigen<br />
Konsum tierischer Produkte ist<br />
Regionalität:<br />
Wer regionale<br />
Ware kauft,<br />
unterstützt nicht<br />
nur die Produzenten<br />
und Zulieferer<br />
vor Ort,<br />
son<strong>der</strong>n leistet<br />
einen wertvollen<br />
Beitrag zur<br />
ländlichen Entwicklung.<br />
Die eben genannten Punkte sind heute<br />
im Wesentlichen nur durch den Kauf<br />
ökologisch erzeugter Ware zu verwirklichen.<br />
Denn mittlerweile ist nachgewiesen,<br />
dass die ökologische Fleischproduktion<br />
nicht nur wesentlich stärker<br />
am Tierwohl orientiert ist, son<strong>der</strong>n auch<br />
weitaus verträglicher für Klima und<br />
Umwelt ist.<br />
Bei ökologischen Fleischwaren werden<br />
außerdem keine bzw. nur sehr geringe<br />
Mengen an Futtermitteln zugekauft.<br />
Damit wird die Hungerproblematik in<br />
den so genannten Entwicklungslän<strong>der</strong>n<br />
zumindest nicht verschärft. Auch ist <strong>der</strong><br />
Düngerabfluss aus <strong>der</strong> biologischen<br />
Landwirtschaft in die Gewässer im Vergleich<br />
zur konventionellen Landwirtschaft<br />
wesentlich kleiner.<br />
Durch den geringeren Düngereinsatz,<br />
sinnvolle Fruchtfolgen und die schonende<br />
Bodenbearbeitung in <strong>der</strong> biologischen<br />
Landwirtschaft sind die Grünflächen<br />
nicht nur artenreicher, son<strong>der</strong>n<br />
auch gesün<strong>der</strong>, so dass CO2 langfristig<br />
im Boden gebunden werden kann.<br />
Außerdem ist eine ökologische Produktion<br />
häufig regional strukturiert, wodurch<br />
Belastungen durch lange Transportwege<br />
entfallen. Der naturfreundlichen<br />
Produktion tierischer Produkte<br />
wird in Zukunft eine Schlüsselfunktion<br />
zukommen.<br />
Fotos: Reinhard Tierfoto<br />
www.reinhard-tierfoto.de<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
9
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
10<br />
A KTUELL WO DER TIERSCHUTZ NOCH NICHT ANGEKOMMEN IST:<br />
Schauplatz ist ein 80 Seelen-Dorf, nahe<br />
Lübben, einer <strong>der</strong> Anziehungspunkte<br />
für Touristen von Frühjahr bis in den<br />
Herbst. In Lübben hat das Veterinäramt<br />
seinen Sitz. Nach Aussage des Leiters<br />
nehmen die Tierschutzaktivitäten seiner<br />
Behörde einen immer größeren Raum<br />
ein, seit ca. 2000 würden zunehmend<br />
mehr Menschen Missstände anzeigen.<br />
Mehrere tierschutzwidrige Haltungen<br />
sind dem Landesverband Berlin gemeldet<br />
worden: Da geht es zum Beispiel<br />
um einen Husky, <strong>der</strong> im Alter von wenigen<br />
Wochen an die Kette gelegt wurde.<br />
Der Amtsveterinär, durch mehrere<br />
Anzeigen aufmerksam gemacht, ordnet<br />
eine Haltung an einer frei gleitenden<br />
Laufvorrichtung an, wie es die<br />
Hund<strong>ev</strong>erordnung vorschreibt. Sechs<br />
Meter lang mit seitlichem Bewegungsspielraum<br />
von fünf Metern.<br />
Am 1. März pfeift ein kalter Wind, noch<br />
liegt Schnee. Wir nähern uns dem<br />
Haus, das <strong>der</strong> Husky wie seine Vorgänger<br />
vor ihm bewacht. Das Grundstück,<br />
vollgestellt mit altem Hausrat, ist<br />
umzäunt. Auf unser mehrfaches Klin-<br />
Die Kettenhunde aus dem<br />
Nach einer Anzeige wurde die Kettenhaltung durch eine Laufvorrichtung ersetzt.<br />
Wer Spreewald hört, denkt an die berühmten Spreewäl<strong>der</strong> Gurken und das bei Touristen so beliebte<br />
Kahnstaken über die ausgedehnten Wasserwege <strong>der</strong> Region. Doch was in keinem Reiseprospekt steht,<br />
fällt immer mehr Besuchern negativ auf:<br />
In vielen Dörfern liegen Hunde an <strong>der</strong> Kette, haben mangelhafte Schutzvorrichtungen, werden unzureichend<br />
versorgt, verbringen ohne Sozialkontakte und Bewegungsmöglichkeiten ihr Leben im Zwinger<br />
- als gäbe es keine Hund<strong>ev</strong>erordnung, die die Kettenhaltung verbietet und auch die Zwingerhaltung<br />
streng reglementiert. Schlecht versorgte, abgemagerte Pferde, Scharen von herrenlosen, unkastrierten<br />
Katzen, Tierärzte, die statt Kastrationen anbieten, ganze Würfe zu töten, Gerüchte über illegale Zucht<br />
von "Kampfhunden" - ist <strong>der</strong> Tierschutz in den neuen <strong>Bund</strong>eslän<strong>der</strong>n noch nicht angekommen?<br />
geln öffnet niemand, dann kommt ein<br />
Mann heraus. Den angeleinten Husky,<br />
<strong>der</strong> zaghaft eine Kontaktaufnahme zu<br />
ihm versucht, beachtet er nicht. Der<br />
Hund, erklärt <strong>der</strong> ca. 70jährige, sei angebunden,<br />
damit er nicht fortlaufe und<br />
er ihn nicht mit dem Trecker überfahre,<br />
wenn er das Grundstück verlasse.<br />
Auf unseren Hinweis, dass Hunde in<br />
Anbindehaltungen bewegt werden<br />
müssen und beson<strong>der</strong>s Huskys ein ausgeprägtes<br />
Lauf-, Bewegungs- und Arbeitsbedürfnis<br />
hätten, gibt er an, mit<br />
dem Tier abends spazieren zu gehen.<br />
Niemand aus dem Dorf hat ihn je dabei<br />
beobachtet, so hören wir später.<br />
Auf unsere Auffor<strong>der</strong>ung, uns zu zeigen,<br />
wie er mit Hund an <strong>der</strong> Leine umgeht,<br />
geht er wortlos ins Haus zurück.<br />
Wenige Häuser weiter ist ebenfalls eine<br />
junge Schäfermischlingshündin angekettet.<br />
Auch diese Haltung hat <strong>der</strong><br />
Amtsveterinär nach Anzeigen kontrolliert<br />
und die Auflage erlassen, die kaputte<br />
Zwingertür zu schweißen, damit<br />
die Hündin nicht länger an <strong>der</strong> Kette<br />
liegen müsse.<br />
Asta ist eine agile, sehr wache Hündin,<br />
Asta mit Würgehalsband im Zwinger angekettet!<br />
die uns aus ihrem defekten Zwinger an<br />
einer kurzen Kette ent<strong>gegen</strong>kommt. Sie<br />
trägt ein Würgehalsband, das sich mittlerweile<br />
eng um ihren Hals zugezogen<br />
hat. Der Zwingerboden ist mit frischem<br />
Heu ausgelegt - offensichtlich ein Zugeständnis<br />
an den Besuch des Amtsveterinärs<br />
vor Tagen, denn als <strong>der</strong> bmt<br />
ihn schriftlich auffor<strong>der</strong>te, die tierschutzwidrige<br />
Kettenhaltung zu kontrollieren,<br />
war <strong>der</strong> Zwingerboden noch<br />
von Kot und offenen, scharfkantigen<br />
Dosen übersäht. Wasser fehlte, eine<br />
Schutzhütte gab es nicht, und <strong>der</strong> im<br />
Zwinger installierte betonierte Unter-
Spreewald<br />
schlupf (ohne Isolation, wärmegedämten<br />
Boden etc.) war mit Töpfen und Eimern<br />
verstellt.<br />
Asta, die einer alleinerziehenden Mutter<br />
von mehreren Kin<strong>der</strong>n gehört,<br />
macht seit Monaten durch ihr lautstarkes<br />
Winseln und Heulen aufmerksam.<br />
Sie wurde, laut Erklärung <strong>der</strong> Besitzerin,<br />
angekettet, weil sie davonlaufe.<br />
Nachts soll die höchstens 1,5 Jahre alte<br />
Hündin in die Nebengelasse gesperrt<br />
worden sein, die wir uns nun anschauen.<br />
Räume voller Müll, mit Unrat und<br />
Gerümpel, Tierfe<strong>der</strong>n, altem Brot und<br />
verkotetem Stroh - auch hier müssen<br />
<strong>Tiere</strong> unter erbärmlichen Umständen<br />
gelebt haben.<br />
Die Frau bekommt telefonisch vom<br />
Amtsveterinär den erneuten Hinweis,<br />
die Auflagen zu erfüllen, außerdem<br />
das tierschutzwidrige Würgehalsband<br />
zu ersetzen.<br />
Wir fahren weiter die Dorfstraße entlang<br />
zu einem abseits gelegenen<br />
Grundstück im Wald. Hier besteht <strong>der</strong><br />
Verdacht, dass illegal "Kampfhunde"<br />
gezüchtet werden, möglicherweise sogar<br />
Hundekämpfe stattfinden könnten.<br />
Auch von diesem Haus dringt Nacht<br />
für Nacht das Geheul von Hunden ins<br />
Dorf. Das Ordnungsamt hatte erklärt,<br />
keine Hinweise auf Zuchtaktivitäten zu<br />
haben, dennoch ordnete es an, das gesamte<br />
Grundstück mit einem sehr hohen<br />
Zaun abzusichern.<br />
An <strong>der</strong> Klingel steht kein Name, die<br />
Rollläden sind heruntergelassen und<br />
dennoch hören wir, sehr gedämpft,<br />
Gebell aus dem von außen absolut<br />
nicht einsehbaren Nebengebäude.<br />
Ordnungs- und Veterinäramt werden<br />
in wenigen Tagen einen gemeinsamen<br />
Kontrollbesuch durchführen, versichert<br />
uns <strong>der</strong> Amtstierarzt aus Lübben.<br />
So schwierig die Umsetzung besserer<br />
Haltungsbedingungen für <strong>Tiere</strong> in dem<br />
kleinen Spreewalddörfchen zu sein<br />
scheint, desto umfangreicher die Tierschutzprobleme.<br />
Katzen werden nicht<br />
In <strong>der</strong> ehemaligen DDR wurden Ende <strong>der</strong> 50iger Jahre alle Tierschutzvereine<br />
verboten. Der Tierschutz lag seit 1973 in staatlicher Hand; es wurden "Beiräte<br />
für Tierschutz und Tierhygiene" bestellt, die unter <strong>der</strong> Leitung <strong>der</strong> Amtsveterinäre<br />
offiziell für private Tierhaltungen zuständig waren. Dass auch diese<br />
Funktion eher dekorativen Charakter in einem Staat hatte, <strong>der</strong> jegliches private<br />
Engagement für Tier- und Umweltbelange mit allen Mitteln staatlicher Restriktion<br />
untergrub, ist mehr als wahrscheinlich.<br />
Wie zunächst auch Westdeutschland übernahm die DDR in den 50iger Jahren<br />
die Regelungen des Reichstierschutzgesetzes von 1933. Während die <strong>Bund</strong>esrepublik<br />
das Tierschutzgesetz 1972<br />
erstmalig reformierte, blieb das<br />
Reichstierschutzgesetz in <strong>der</strong> DDR bis<br />
zur Wende formal bestehen. Der<br />
Staat ließ in dieser Zeit kaum Reflexionen<br />
über ein ethisch begründetes<br />
Mensch-Tier-Verhältnis zu, das in den<br />
80iger Jahren im Westen zunehmend<br />
öffentlich diskutiert wurde.<br />
kastriert; um die Beseitigung des Nachwuchses<br />
kümmern sich die meisten Bewohner<br />
per Hand selbst, auch um das<br />
vorzeitige Ende kranker o<strong>der</strong> verletzter<br />
<strong>Tiere</strong>, wie wir bestürzt hören. Kleintiere<br />
werden nicht selten zum Sterben im<br />
Wald ausgesetzt, ungeachtet schwerster<br />
Verletzungen.<br />
Auch um viele Pferde soll es kaum besser<br />
stehen: So seien zum Beispiel Pferde,<br />
die dem Besitzer <strong>der</strong> Dorfkneipe<br />
gehörten, im letzten Frühjahr so ausgemergelt<br />
auf die Weide gekommen<br />
sein, dass Touristen sich beschwert hätten<br />
- Fazit: Die <strong>Tiere</strong> blieben fortan im<br />
Stall. Die Kneipenbesitzer haben<br />
außerdem mehrere Hunde in dunklen<br />
Zwingern, die wir warnend bellen hören,<br />
als wir auf den Hof schauen; die<br />
Hunde, die angeblich in <strong>der</strong> Zwingerhaltung<br />
einen ihrer Artgenossen getötet<br />
haben, sind noch nie draußen gesehen<br />
worden.<br />
Auf einem Pferdehof sollen die <strong>Tiere</strong>,<br />
bis auf kurzen Weidegang, nahezu<br />
ausschließlich angebunden gehalten<br />
werden und die beiden Hofhunde ihre<br />
(getrennten) beengten Zwinger niemals<br />
verlassen dürfen. Schafe stehen ohne<br />
Unterkünfte ganzjährig auf <strong>der</strong> Weide<br />
und werden nicht mit Wasser versorgt.<br />
20 Jahre nach <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>vereinigung<br />
sind die Tierschutzprobleme in den<br />
neuen <strong>Bund</strong>eslän<strong>der</strong>n beson<strong>der</strong>s groß,<br />
<strong>der</strong> Vollzug durch die Behörden<br />
schwerfällig. Das eher funktional be-<br />
stimmte Verhältnis zum Tier, mit all seinen<br />
Negativseiten, scheint noch immer<br />
die Norm. Als wir Lübben über einen<br />
befahrenen Verkehrskreisel verlassen,<br />
hören wir einen Hund jaulen und Wellensittiche<br />
zwitschern. Direkt am Kreisel,<br />
in einer Schrebergartensiedlung,<br />
steht dem scharfen Wind ausgesetzt<br />
und mit Planen verhängt eine Voliere<br />
voller Wellensittiche, im verdunkelten<br />
Zwinger daneben sitzt ein Schäferhund.<br />
Bei einer privaten Sittichzucht, so<br />
<strong>der</strong> Amtsveterinär, könne er gar nichts<br />
machen.<br />
Der bmt wird an allen angezeigten<br />
(und auch den bislang noch unklaren)<br />
Fällen zeitnah dran bleiben und hat<br />
dem Veterinäramt zugesagt, Asta und<br />
den Husky (im Falle einer Privatabgabe<br />
o<strong>der</strong> Sicherstellung) übernehmen zu<br />
wollen. Gleichfalls wird <strong>der</strong> bmt auf<br />
Län<strong>der</strong>ebene versuchen, Aufklärungskampagnen<br />
anzustoßen und umzusetzen.<br />
Dass die Landesregierung Interesse<br />
zeigt, ist hinsichtlich des<br />
Wirtschaftsfaktors Tourismus im Spreewald<br />
zu erwarten.<br />
Sollten Sie Missstände beobachten, zögern<br />
Sie bitte nicht, sie anzuzeigen.<br />
Machen Sie Fotos und dokumentieren<br />
Sie Adresse, Uhrzeit und Zustand des<br />
<strong>Tiere</strong>s - Ihre Aufmerksamkeit kann <strong>Tiere</strong>n<br />
das Leben retten und hilft uns, die<br />
Öffentlichkeit für Tierschutzbelange zu<br />
sensibilisieren.<br />
Text und Fotos: Claudia Lotz<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
11
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
12<br />
T IERSCHUTZPOLITIK<br />
SCHÄCHTEN: STRENGERE ANFORDERUNGEN<br />
DER BUNDESRAT STARTET EINE GESETZESINITIATIVE<br />
Der <strong>Bund</strong>esrat hat in seiner Sitzung am 12. Februar <strong>2010</strong><br />
einen Gesetzentwurf beschlossen, <strong>der</strong> die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an die Ausnahmegenehmigung zum betäubungslosen<br />
Schlachten von <strong>Tiere</strong>n verschärft. Dieser Beschluss<br />
entspricht dem Antrag Hessens, den <strong>der</strong> <strong>Bund</strong>esrat bereits<br />
im Juli 2007 in den <strong>Bund</strong>estag eingebracht hatte.<br />
Da aber <strong>der</strong> <strong>Bund</strong>estag den Entwurf in <strong>der</strong> vergangenen<br />
Legislatur nicht weiterverfolgt hatte, fiel er wegen des<br />
Ablaufs <strong>der</strong> 16. Wahlperiode unter die so genannte Diskontinuität.<br />
Nun läuft das Verfahren erneut an.<br />
Nach §4 Tierschutzgesetz ist das betäubungslose<br />
Schlachten von <strong>Tiere</strong>n im<br />
Grundsatz verboten. Angehörige bestimmter<br />
Glaubensgemeinschaften<br />
können sich aber von <strong>der</strong> Behörde eine<br />
Ausnahmegenehmigung bewilligen<br />
lassen. Diese Möglichkeit soll nun eingeschränkt<br />
werden. Konkret sind folgende<br />
Än<strong>der</strong>ungen vorgesehen:<br />
Die Genehmigung darf nur noch erteilt<br />
werden, wenn <strong>der</strong> Antragsteller <strong>gegen</strong>über<br />
<strong>der</strong> Behörde Beweise erbringt,<br />
dass das betäubungslose Schlachten<br />
aus religiösen Gründen zwingend erfor<strong>der</strong>lich<br />
ist. Es muss ausdrücklich <strong>der</strong><br />
Nachweis nach Art und Umfang <strong>der</strong><br />
Erfor<strong>der</strong>lichkeit hinsichtlich <strong>der</strong> religiö-<br />
Schon unter <strong>der</strong> alten Regierungskoalition von SPD und CDU<br />
herrschte Einigkeit, das aus dem Jahr 1996 stammende Landesfischereigesetz<br />
zu überarbeiten. Unter an<strong>der</strong>em sind aufgrund<br />
neuerer EU-Rechtsvorschriften, wie z.B. <strong>der</strong> EU-Wasserrahmenrichtlinie,<br />
Än<strong>der</strong>ungen im Landesgesetz unumgänglich.<br />
Vor diesem Hintergrund legte die SPD-Fraktion<br />
Ende 2009 einen Gesetzentwurf vor,<br />
<strong>der</strong> unter an<strong>der</strong>em damit warb, dass<br />
<strong>der</strong> Tierschutz mehr Beachtung finden<br />
solle.<br />
So regen die Sozialdemokraten an, das<br />
so genannte "Catch-and-Release", also<br />
das Trophäenangeln, bei dem die <strong>Tiere</strong><br />
gefischt, fotografiert und wie<strong>der</strong> ins<br />
Wasser geworfen werden, künftig zu<br />
verbieten. Der bmt machte in seiner<br />
schriftlichen Stellungnahme jedoch<br />
sen Bedürfnisse erbracht<br />
werden.<br />
Außerdem wird für eine Ausnahmegenehmigung<br />
<strong>der</strong> Nachweis verlangt,<br />
dass dem zu schlachtenden Tier im Vergleich<br />
zur Schlachtung mit vorheriger<br />
Betäubung keine zusätzlichen erheblichen<br />
Schmerzen o<strong>der</strong> Leiden zugefügt<br />
werden. Weiter sieht <strong>der</strong> Beschluss vor,<br />
dass das Landesrecht von den getroffenen<br />
Regelungen des Verwaltungsverfahrens<br />
nicht abweichen darf. Damit<br />
wird eine einheitliche Durchführung in<br />
ganz Deutschland sichergestellt.<br />
Mit diesem Entwurf reagiert <strong>der</strong><br />
<strong>Bund</strong>esrat auf die verän<strong>der</strong>te Verfassungssituation<br />
seit dem Urteil des<br />
LANDESFISCHEREIGESETZ AM HAKEN<br />
<strong>Bund</strong>esverfassungsgerichts und <strong>der</strong><br />
Aufnahme des Tierschutzes in das<br />
Grundgesetz. Danach stehen sich mit<br />
Religionsfreiheit und Tierschutz zwei<br />
verfassungsrechtlich geschützte Rechtsgüter<br />
<strong>gegen</strong>über, zwischen denen<br />
durch Än<strong>der</strong>ung des einfachen Rechts<br />
ein Ausgleich zu schaffen ist, so die Entwurfsbegründung.<br />
Der Gesetzentwurf wird zunächst <strong>der</strong><br />
<strong>Bund</strong>esregierung zugeleitet, die ihn zusammen<br />
mit ihrer Stellungnahme<br />
innerhalb von sechs Wochen dem<br />
Deutschen <strong>Bund</strong>estag zur weiteren Beratung<br />
vorlegt.<br />
Text: Elvira Schiöberg<br />
bmt NIMMT STELLUNG ZU GEPLANTER GESETZESNOVELLE IN SCHLESWIG-HOLSTEIN<br />
deutlich, dass nach wie vor zentrale For<strong>der</strong>ungen des Tierschutzes<br />
im Gesetz fehlen. So brauchen Angler in Schleswig-<br />
Holstein in mehreren Fällen nicht einmal einen Fischereischein,<br />
somit auch keinen Nachweis einer ausreichenden<br />
Sachkunde hinsichtlich <strong>der</strong> Tötung <strong>der</strong> Fische.<br />
Beispielsweise werden zur Stärkung des Tourismus Urlauber,<br />
also Personen, die ihre Hauptwohnung<br />
nicht in Schleswig-Holstein haben, für<br />
die Dauer von 40 aufeinan<strong>der</strong>folgenden<br />
Tagen von <strong>der</strong> Fischereischeinpflicht<br />
seit Jahren bewusst ausgenommen.<br />
Für den bmt stellen die Ausnahmen<br />
einen eindeutigen Verstoß <strong>gegen</strong><br />
das Tierschutzgesetz dar. Der Gesetzentwurf<br />
wurde an den Umwelt- und<br />
Agrarausschuss weitergeleitet und wird<br />
dort beraten.<br />
Text: Torsten Schmidt
NEUES EU-TIERSCHUTZLABEL IN SICHT<br />
PRODUKT-KENNZEICHNUNG FÜR TIERSCHUTZ BEIM EINKAUFEN<br />
Verbraucher, denen <strong>der</strong> Tierschutz am Herzen liegt und die deshalb<br />
bei ihrem Einkauf bewusst auf tiergerecht produzierte Lebensmittel<br />
zurückgreifen wollen, sind spätestens am Kühlregal<br />
mit ihrem Latein am Ende. Lediglich bei <strong>der</strong> Vermarktung von<br />
Eiern können sie erkennen, wie die Hühner gehalten wurden. Abgesehen<br />
von einigen wenigen vertrauenswürdigen Labeln <strong>der</strong><br />
Privatwirtschaft wie Bioland, Demeter o<strong>der</strong> Neuland fehlen bei <strong>der</strong><br />
überwiegenden Mehrzahl <strong>der</strong> tierischen Produkte klare, einheitliche<br />
und EU-weit gültige Kennzeichnungen, die Aussagen über<br />
die tatsächlich zugrunde liegenden Tierschutzstandards liefern.<br />
Mehrere Umfragen <strong>der</strong> EU zwischen<br />
2005 und 2006 offenbarten sehr deutlich<br />
diese gravierenden Informationsdefizite<br />
und die Unzufriedenheit in <strong>der</strong><br />
Öffentlichkeit. Umso viel versprechen<strong>der</strong><br />
ist, dass die EU-Kommission darauf<br />
reagiert hat. Im Jahr 2006 wurde im<br />
Rahmen eines Tierschutzaktionsplans<br />
auf die Bedeutung <strong>der</strong> Verbraucherinformation<br />
als Teil einer umfassenden<br />
Kommunikationsstrategie zum Tierschutz<br />
hingewiesen und <strong>der</strong> Aufbau eines<br />
europäischen Zentrums für Tierschutz<br />
vorgeschlagen. Seitdem hat<br />
diese Idee eines "Tierschutzsiegels"<br />
mehrere politische Hürden genommen.<br />
Nun sind die Mitgliedsstaaten aufge-<br />
bmt FORDERT VERBOT DES SCHENKELBRANDS<br />
ANTRÄGE IN LANDESBEIRÄTEN FÜR TIERSCHUTZ GESTELLT<br />
Der Schenkelbrand ist<br />
ein schmerzhafter Eingriff,<br />
bei dem ein etwa<br />
800 Grad heißes Eisen<br />
einige Sekunden<br />
lang auf den Schenkel<br />
des Fohlens gedrückt<br />
wird.<br />
Nach <strong>der</strong> EU-Verordnung<br />
504/2008 müssen ab 1.7.2009 alle neu geborenen<br />
Equiden mit einem Transpon<strong>der</strong> gekennzeichnet werden.<br />
Alternative Methoden sind nicht vorgesehen. Somit liegt seit<br />
Juli 2009 mit <strong>der</strong> Transpon<strong>der</strong>kennzeichnung ein sicheres<br />
und gesetzlich anerkanntes Kennzeichnungsverfahren vor,<br />
das den Schenkelbrand überflüssig macht.<br />
Einige Pferdezuchtverbände wollen jedoch zusätzlich zum<br />
Transpon<strong>der</strong> den Schenkelbrand als Markenzeichen eta-<br />
Text: Mike Ruckelshaus<br />
for<strong>der</strong>t, ihre Vorschläge für eine<br />
konkrete Umsetzung darzulegen.<br />
Vor diesem Hintergrund hat <strong>der</strong> bmt in<br />
einer gemeinsamen Stellungnahme mit<br />
dem <strong>Bund</strong>esverband Tierschutz (BVT)<br />
seine Position zur EU-Tierschutzkennzeichnung<br />
dem <strong>Bund</strong>eslandwirtschaftsministerium<br />
Mitte Februar <strong>2010</strong> mitgeteilt.<br />
Trotz <strong>der</strong> begrüßenswerten<br />
Initiative <strong>der</strong> EU kritisierten die beiden<br />
Verbände, dass keine <strong>der</strong> von <strong>der</strong> EU<br />
vorgeschlagenen Maßnahmen auf die<br />
Verschärfung <strong>der</strong> bestehenden völlig<br />
unzureichenden Tierschutznormen an<br />
sich ausgerichtet ist.<br />
Damit eine EU-weite Tierschutzkennzeichnung<br />
ihren Namen verdient und<br />
T IERSCHUTZPOLITIK<br />
bei Verbrauchern letztlich glaubwürdig<br />
erscheint, for<strong>der</strong>n sie, die Tierschutzstandards<br />
des Labels im Sinne einer<br />
tiergerechten Haltung unter Berücksichtigung<br />
eindeutig definierter Kriterien<br />
auszurichten. Zudem wurden in<br />
dem Schreiben die Eckpunkte für eine<br />
Tierschutzkennzeichnung umrissen und<br />
die Bereiche Kontrollen, Kennzeichnungsart<br />
(obligatorisch o<strong>der</strong> freiwillig),<br />
Transparenz und Validierung angesprochen.<br />
Der bmt und <strong>der</strong> BVT werden<br />
das Verfahren auf nationaler und europäischer<br />
Ebene weiter aufmerksam verfolgen.<br />
Text: Torsten Schmidt<br />
blieren. Bislang ist <strong>der</strong> Schenkelbrand zur Pferdekennzeichnung<br />
noch als Ausnahmetatbestand nach dem Tierschutzgesetz<br />
zugelassen.<br />
Der bmt hat daher in den Tierschutzbeiräten <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> Hessen<br />
und Baden-Württemberg beantragt, dass sich die jeweiligen<br />
Landesregierungen auf <strong>Bund</strong>esebene dafür einsetzen, den<br />
Schenkelbrand beim Pferd aus <strong>der</strong> Aufzählung <strong>der</strong> zulässigen<br />
Eingriffe ohne Betäubung im §5, Abs. 3 Nr.7 Tierschutzgesetz<br />
zu streichen.<br />
Anzeige<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
13
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
14<br />
T IERE IM R ECHT<br />
Katzen in <strong>der</strong> Mietwohnung<br />
Zuerst die positive Nachricht: In seinem<br />
Urteil von 2007 hat <strong>der</strong> <strong>Bund</strong>esgerichtshof<br />
entschieden, dass Mietern<br />
das Halten von Hunden und Katzen ohne<br />
eine eindeutige Regel im Mietvertrag<br />
nicht verboten werden darf. Fehlt<br />
die entsprechende Klausel, müssen die<br />
Interessen des Vermieters und des Mieters<br />
im jeweiligen Einzelfall abgewogen<br />
werden.<br />
Kleintierhaltung darf nicht verboten<br />
werden. Strittig ist dabei allerdings, ob<br />
Katzen zu den grundsätzlich erlaubten<br />
Kleintieren gehören, vereinzelt haben<br />
Gerichte sie dazu gezählt. Zusammenfassend<br />
lässt sich aus Urteilen <strong>der</strong> letzten<br />
Jahre zwar eine Tendenz zugunsten<br />
<strong>der</strong> Katzenhaltung erkennen. Da es jedoch<br />
keine generelle gesetzliche Regelung<br />
gibt, kommt es auf die genauen<br />
Vereinbarungen im Mietvertrag an.<br />
Deshalb vergewissern Sie sich vor dem<br />
Einzug o<strong>der</strong> b<strong>ev</strong>or Sie ein Tier zu sich<br />
nehmen, ob Sie Katzen halten können.<br />
Das gilt beson<strong>der</strong>s dann, wenn im<br />
Mietvertrag gar nichts zum Thema Tierhaltung<br />
in <strong>der</strong> Wohnung steht.<br />
Wird die Zustimmung des Vermieters<br />
vorgeschrieben,<br />
dann liegt es an<br />
ihm, ob er <strong>der</strong><br />
Tierhaltung zustimmt<br />
o<strong>der</strong> nicht.<br />
Allerdings - ein<br />
Pluspunkt für Sie<br />
und Ihre Katze -<br />
muss er für eine<br />
Ablehnung triftige<br />
Gründe vorweisen<br />
können.<br />
Wenn die Tierhaltung<br />
ausdrücklich genehmigt wird, gibt<br />
es kein Problem. Doch auch da Vorsicht:<br />
Eine <strong>der</strong>artige Vereinbarung steht<br />
in <strong>der</strong> Regel nicht in den allgemeinen<br />
Vertragsbedingungen, son<strong>der</strong>n Sie<br />
müssen sie am Vertragsende einfügen.<br />
Ist die Haltung von Katzen ausdrücklich<br />
Mi(e)tbewohner<br />
DÜRFEN NACHBARN DEN F<br />
Was tun, wenn Ihr Vermieter Ihnen<br />
plötzlich eröffnet, dass er die Katzenhaltung<br />
in <strong>der</strong> Wohnung nicht toleriert<br />
und Ihre Samtpfoten vor die Türe setzen<br />
möchte? Was tun, wenn Ihr Stubentiger<br />
auf sein Recht als Freigänger pocht und<br />
ausgerechnet Nachbars Garten zu seinem<br />
Lieblingsrefugium wählt - doch<br />
das den lieben Nachbarn nicht gefällt?<br />
Da ist oft guter Rat teuer - und zwar im<br />
wahrsten Sinn des Wortes, wenn die<br />
Auseinan<strong>der</strong>setzungen eskalieren und<br />
vor Gericht landen.<br />
Lei<strong>der</strong> ist die Rechtssprechung in vielen<br />
Fällen strittig, da es zu diesen Fragen<br />
keine gültige Rechtsnorm, son<strong>der</strong>n nur<br />
Einzelfallentscheidungen gibt. Die Auslegung von Gesetzen lässt dabei einen relativ großen Spielraum<br />
zu. Doch so weit muss es gar nicht erst kommen, wenn Sie vor <strong>der</strong> Anmietung o<strong>der</strong> dem Kauf einer<br />
Wohnung unsere Tipps beachten.<br />
verboten, müssen sich Mieter daran<br />
halten. Rechnen Sie im allerschlimmsten<br />
Fall mit <strong>der</strong> Auffor<strong>der</strong>ung, ihre Katze<br />
wegzugeben o<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Kündigung.<br />
Aber auch da gibt es Lichtblicke<br />
im Gesetzesdschungel:<br />
Wenn<br />
Sie Ihre Katze<br />
trotz Verbot mit<br />
Wissen des Vermieters,<br />
des<br />
Hausmeisters<br />
o<strong>der</strong> des Verwalters<br />
jahrelang ohne<br />
Einspruch gehalten<br />
haben, tritt<br />
nach einem Zeitraum<br />
von fast<br />
drei Jahren eine<br />
Duldung <strong>der</strong> Tierhaltung ein, so sieht<br />
es das Amtsgericht Köln.<br />
Katzen in Ihren eigenen<br />
vier Wänden<br />
Auch hier die positive Nachricht vorneweg:<br />
Mehrheitsbeschlüsse, die die
Samtpfote<br />
REIGANG VON SAMTPFOTEN VERBIETEN?<br />
Haustierhaltung generell verbieten,<br />
sind unzulässig und werden bei rechtzeitiger<br />
Anfechtung für ungültig erklärt.<br />
Für das Verbot von Hunde- o<strong>der</strong> Katzenhaltung<br />
muss <strong>der</strong> Beschluss einstimmig<br />
sein.<br />
Doch das bedeutet noch lange keine<br />
grenzenlose Freiheit für Ihre Samtpfoten.<br />
Zwar müssen Sie als Eigentümer<br />
nicht um Erlaubnis fragen, ob Ihre Katze<br />
bei Ihnen wohnen darf, aber die<br />
Eigentümergemeinschaft kann durch<br />
Mehrheitsbeschluss die Tierhaltung<br />
einschränken. Beim Kauf einer Wohnung<br />
fragen Sie unbedingt nach, ob es<br />
<strong>der</strong>artige Vereinbarungen gibt.<br />
Und sehen Sie sich die Hausordnung<br />
an. Denn wer eine Wohnung kauft, akzeptiert<br />
damit auch die geltende Hausordnung.<br />
Wenn diese ein Freilaufverbot<br />
o<strong>der</strong> eine Regelung enthält, die die<br />
Haltung auf zwei Katzen beschränkt,<br />
muss man diese akzeptieren o<strong>der</strong> eine<br />
passen<strong>der</strong>e Wohnung suchen.<br />
Freigänger in <strong>der</strong><br />
Wohnanlage<br />
Hier ist die Rechtslage - Sie ahnen es sicherlich<br />
- ebenfalls unübersichtlich.<br />
Denn selbst in Eigentumswohnungen<br />
sind Katzenhalter nicht davor gefeit,<br />
ihren Freigänger zum Stubentiger umzuerziehen<br />
(was allerdings kaum gelingen<br />
dürfte).<br />
Die Art <strong>der</strong> Tierhaltung kann durch<br />
Mehrheitsbeschluss in <strong>der</strong> Hausordnung<br />
geregelt werden. Gültig ist folgende<br />
Beschlussfassung: "Hunde und<br />
Katzen dürfen nicht frei in <strong>der</strong> Anlage<br />
herumlaufen", so hat zumindest das<br />
Landgericht München entschieden. Es<br />
stellte fest, dass eine Katze auch in einer<br />
Wohnung gehalten werden könne<br />
und das "artgerecht" sei.<br />
An<strong>der</strong>e Gerichte sehen das glücklicherweise<br />
an<strong>der</strong>s. Für Katzen, die Freilauf<br />
gewohnt sind, ist ein Beschluss <strong>der</strong><br />
Eigentümer, die <strong>Tiere</strong> künftig in <strong>der</strong><br />
Wohnung zu halten, unzulässig. Wenn<br />
die Katzenhaltung rechtmäßig ist, dann<br />
muss auch eine artgerechte Haltungmöglich<br />
sein, so das Amtgericht Hannover<br />
in seiner Urteilsbegründung.<br />
Text: Elvira Schiöberg, Fotos: Stefan Kirchhoff<br />
Die Katze in Nachbars Garten ...<br />
Beginnen wir wie<strong>der</strong>um mit dem Positiven: in Wohn<strong>gegen</strong>den mit Häusern und<br />
Gärten gehört Katzenhaltung mit freiem Auslauf zur Lebensführung vieler Familien.<br />
Grundsätzlich muss ein Gartenbesitzer das Streunen von Katzen in seinem<br />
Garten tolerieren. Jedoch muss er nach einem Grundsatz-Urteil des Landgerichts<br />
Darmstadt nur zwei Katzen pro Nachbarn "dulden" - das kompliziert<br />
die Sache wie<strong>der</strong>um: Somit darf ein Katzenhalter zwar zwei <strong>Tiere</strong>n gleichzeitig<br />
Freigang gewähren, muss die an<strong>der</strong>en während dieser Zeit aber im Haus halten.<br />
Zur "Duldung" gehört allerdings auch, dass die Katze jagt und auch mal eine<br />
kleine Hinterlassenschaft zurücklässt.<br />
Artikel 20a Grundgesetz, <strong>der</strong> unter an<strong>der</strong>em die artgemäße Haltung von <strong>Tiere</strong>n<br />
zum Staatsziel erklärt, könnte sich in <strong>der</strong> Rechtssprechung zukünftig noch positiver<br />
auswirken. "Die Haltung in Form eines freien Auslaufs entspricht dem Bedürfnis <strong>der</strong><br />
<strong>Tiere</strong> nach eigenständiger und autonomer Lebensführung, die insbeson<strong>der</strong>e bei<br />
Katzen stark ausgeprägt ist", stellt das Landgericht Darmstadt in seinem Urteil fest<br />
- ein Satz, den jede Katze, die an Freigang gewohnt ist, unterschreiben wird.<br />
Bei allen aufkommenden Problemen<br />
versuchen Sie als erstes, die strittigen<br />
Punkte mit Ihren Nachbarn zu besprechen<br />
und eine einvernehmliche<br />
Lösung zu finden. Überlegen Sie<br />
sich, welche Kompromisse sich mit<br />
<strong>der</strong> Hausgemeinschaft finden lassen.<br />
Vielleicht können Sie Ihren Garten<br />
o<strong>der</strong> einen Teil Ihres Gartens katzensicher<br />
einzäunen: Das erspart Ihnen viel Stress und Ärger, wenn Ihre Katze auf<br />
Achse ist - und rettet vielleicht sogar ihr Leben. Denn natürlich ist <strong>der</strong> Freigang<br />
nicht ohne Risiko. Katzen brauchen viel Glück: Es gibt nicht nur den missgelaunten<br />
Nachbarn, son<strong>der</strong>n Jäger, Katzenfänger und den Straßenverkehr. Tatsächlich<br />
lernen selbst noch so erfahrene Freigänger den Umgang mit Autos<br />
letztendlich nie zuverlässig.<br />
Anzeige<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
15
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
16<br />
W ALFANG<br />
1286 Zwergwale, so hat es das Fischereiministerium<br />
in Oslo angekündigt, sollen in <strong>der</strong> diesjährigen<br />
Jagdsaison getötet werden.<br />
Diese selbst auferlegte Fangquote ist die<br />
höchste seit <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>aufnahme des kommerziellen<br />
Walfangs in Norwegen - und eine<br />
fortgesetzte Provokation für die Walschutzstaaten<br />
innerhalb <strong>der</strong> International<br />
Whaling Commission (IWC).<br />
Von Claudia Lotz<br />
Weltweit gilt ein Verbot für den kommerziellen<br />
Walfang, seit die dras-tisch<br />
dezimierten Meeressäuger von den<br />
Mitgliedsstaaten <strong>der</strong> IWC 1982 unter<br />
Schutz gestellt wurden. Norwegen weigerte<br />
sich, das Moratorium anzuerkennen<br />
und nahm 1992 unter internationalem<br />
Protest den kommerziellen<br />
Walfang wie<strong>der</strong> auf.<br />
Die IWC-Statuten sind grundsätzlich für<br />
alle <strong>der</strong>zeit 85 Mitgliedsstaaten verbindlich.<br />
Dennoch<br />
können<br />
Statutenän<strong>der</strong>ungen<br />
durch zwei<br />
Formalien<br />
umgangen<br />
werden:<br />
Mit dem<br />
Wissenschaftswalfang gesteht die IWC<br />
ihren Mitglie<strong>der</strong>n im Rahmen wissenschaftlicher<br />
Projekte die Jagd auf Wale<br />
zu, wohl wissend, dass diese Option in<br />
<strong>der</strong> Vergangenheit missbraucht und<br />
<strong>gegen</strong>wärtig weiter missbraucht wird.<br />
So führen Japan und Island unter dem<br />
Deckmantel <strong>der</strong> Wissenschaft seit Jahren<br />
kommerziellen Walfang durch.<br />
Die an<strong>der</strong>e Möglichkeit, sich nicht an<br />
"unpopuläre" Entscheidungen <strong>der</strong> IWC<br />
zu halten, ist <strong>der</strong> formelle Einspruch,<br />
wie es Norwegen 1982 getan hat.<br />
Durch ihr Veto fühlt sich die Regierung<br />
von Oslo bis heute nicht an das Walfang-Moratorium<br />
gebunden und hält<br />
Das Morden in den Ozeanen geht weiter<br />
NORWEGEN PROVOZIERT<br />
ERHÖHTE WALFANGQUOTE STÖSST AUF INTERNA<br />
weiter, ungeachtet<br />
<strong>der</strong><br />
jährlichen Verurteilung<br />
durch<br />
die Mehrheit <strong>der</strong><br />
IWC-Mitgliedsstaaten<br />
und weltweiten Protesten, an<br />
<strong>der</strong> geächteten Jagd auf Meeressäuger<br />
fest.<br />
Das norwegische Fischereiministerium<br />
begründet die 30ig prozentige Erhöhung<br />
<strong>der</strong> Fangquote für <strong>2010</strong> mit <strong>der</strong><br />
nicht ausgeschöpften Quote des Vorjahres.<br />
2009 wurde nur die Hälfte<br />
(484) <strong>der</strong> erlaubten Wale gefangen,<br />
nachdem u.a. <strong>der</strong> Handel schon nach<br />
wenigen Wochen die Einstellung <strong>der</strong><br />
Jagd for<strong>der</strong>te, weil <strong>der</strong> seit Jahren<br />
schon rück-läufige Absatz für Walprodukte<br />
ganz stagnierte.<br />
Die <strong>der</strong>zeit 85 Mitgliedsstaaten <strong>der</strong><br />
IWC haben unterschiedliche Interessen,<br />
die zum Beispiel Japan durch kontinuierliche<br />
Beeinflussung <strong>der</strong> Entwicklungslän<strong>der</strong><br />
durchzusetzen versucht. So<br />
gehören u.a. China, Dänemark, Norwegen,<br />
Russland und Japan zu den<br />
Walfangnationen bzw. ihren Unterstützern(insgesamt<strong>der</strong>zeit<br />
39 Mitgliedsstaaten),wohin<strong>gegen</strong><br />
(<strong>der</strong>zeit) 46<br />
Län<strong>der</strong> wie<br />
Australien,<br />
Kl. Bil<strong>der</strong>: Walfang auf den Faroer Inseln<br />
Belgien, Deutschland, Österreich etc.<br />
am Walschutz orientiert sind. Doch die<br />
knappe Mehrheit aus Walfang-Gegnern<br />
droht zu bröckeln: Mehrere Län<strong>der</strong>,<br />
unter ihnen Argentinien, Brasilien,<br />
Costa Rica, Schweden etc., zeigen sich<br />
immer häufiger kompromissbereit,<br />
wenn es um die Aufweichung von<br />
Schutzbestimmungen für Meeressäuger<br />
geht.<br />
Bitte helfen Sie den Walen mit<br />
Ihrem Protest!<br />
Schreiben Sie an den<br />
Botschafter Norwegens in Berlin<br />
Erfahrungsgemäß zeigen persönliche<br />
Briefe die größte Wirkung. Darum unsere<br />
Bitte: Protestieren Sie energisch <strong>gegen</strong><br />
Norwegens fortgesetzten Walfang<br />
und die Erhöhung <strong>der</strong> Quote für diese<br />
Saison als zusätzliche Provokation.<br />
Königlich Norwegische Botschaft<br />
Botschafter Sven Erik Svedman<br />
Rauchstraße 1<br />
10787 Berlin<br />
Tel: 030/ 50 50 50<br />
Fax: 030/ 50 50 55
DIE WELTGEMEINSCHAFT<br />
TIONALEN PROTEST<br />
Auch Regierung in Japan hält am Walfang fest<br />
AUSTRALIEN ERWÄGT KLAGE VOR DEM SEEGERICHTSHOF<br />
Japan rechtfertigt seine<br />
mör<strong>der</strong>ische Jagd<br />
auf Minke-, Brydeund<br />
Pottwale als Teil<br />
seiner Tradition. Australien,<br />
das zu den<br />
schärfsten Kritikern <strong>der</strong><br />
Walfang-Politik des Inselstaates<br />
gehört, sieht<br />
das an<strong>der</strong>s: Japan verstoße<br />
mit seinem vorgeblich "wissenschaftlichen<br />
Walfang" <strong>gegen</strong> das<br />
Seerecht und werde bei Festhalten an<br />
<strong>der</strong> illegalen Jagd und <strong>der</strong> fortgesetzten<br />
Nichteinhaltung des Internationalen<br />
Artenschutzabkommens CITES mit<br />
einer Klage vor dem Seegerichtshof<br />
rechnen müssen.<br />
Auch Japans neue Regierung hatte<br />
kürzlich klar gestellt, weiter Walfang<br />
betreiben und auch Buckelwale in die<br />
Bejagung mit einbeziehen zu wollen.<br />
Australien macht sich schon seit langem<br />
für den Walschutz stark und hat in<br />
<strong>der</strong> Vergangenheit japanischen Walfangschiffen<br />
die Landung in seinen Häfen<br />
verweigert.<br />
Dass Japan ebenfalls mit unnachahmlicher<br />
Härte Delfine u.a. für die Delfin-<br />
Industrie jagt, belegt <strong>der</strong> Dokumentarfilm<br />
"The Cove - Die Bucht". Inzwischen<br />
mit einem Oscar für den besten Dokumentarfilm<br />
ausgezeichnet, räumten<br />
Louie Psihoyo und Ric O´Barry Preise<br />
auf allen Festivals ab; die beiden Dokumentarfilmer<br />
zeichnen die Delfinjagd<br />
im japanischen Ort Taiji nach. Seit<br />
Herbst 2009 in den Kinos ist "The Cove<br />
- Die Bucht" nun auch auf DVD und<br />
Blue-ray erhältlich.<br />
Viele Bürger, so <strong>der</strong> Film, wissen nichts<br />
über die Delfinmassaker ihrer Regierung<br />
- und ahnen auch nicht, dass Ja-<br />
pan zu den weltweit größten Jägern auf<br />
Delfine und Kleinwale zählt.<br />
Vor zehn Jahren wurden japanische<br />
Botschaften mit Protestmails<br />
überhäuft, nachdem Videos<br />
die Praxis <strong>der</strong> grausamen<br />
Treibjagden auf Delfine<br />
öffentlich gemacht<br />
hatten. In Futo wurde daraufhin<br />
die Delfinjagd fast<br />
eingestellt, doch die meisten<br />
Präfekturen des Inselstaates<br />
halten weiter an <strong>der</strong><br />
Bejagung fest.<br />
Auch hier können Sie mit Ihrem<br />
Protest viel bewirken.<br />
Schreiben Sie bitte an die<br />
Japanische Botschaft<br />
Hiroshimastraße 6, 10785 Berlin<br />
Tel: 030/ 210 94 - 0, Fax: - 222<br />
info@botschaft-japan.de<br />
“Forschung” auf Japanisch<br />
(Einsatz-Foto des Australischen Zolls)<br />
Robbenjagd in Kanada geht weiter<br />
Noch ist das Paradies an <strong>der</strong> Ostküste unberührt: Robben und Heuler ahnen<br />
nicht, was in wenigen Tagen auf sie zukommen wird. Über 300.000 <strong>Tiere</strong>, so<br />
hat die kanadische Regierung kurz vor den Olympischen Winterspielen in Vancouver<br />
verkündet, sollen sterben. Robbenjäger werden erschlagen, schießen<br />
und ertränken - und dieser Massenmord auf dem Eis wird weniger Aufmerksamkeit<br />
erregen als die Winterspiele an <strong>der</strong> Westküste.<br />
Wie zynisch, wie gleichgültig, wie verachtenswert: Während in Vancouver hehre<br />
Worte von Ritterlichkeit, Olympischem Geist und Frieden beschworen werden,<br />
bereiten sich gleichzeitig die Jäger auf das blutigste Geschäft vor, das die<br />
Welt kennt: Monatelang werden Robben und Heuler erbarmungslos gemeuchelt,<br />
bis das Eis Trauer trägt und sich die Spuren <strong>der</strong> Schande tiefrot in das<br />
strahlend weiße Packeis graben.<br />
Bitte nutzen Sie Ihren Einfluss und<br />
schreiben Sie an die<br />
Botschaft von Kanada<br />
Leipziger Platz 17<br />
10117 Berlin<br />
030/ 20 31 20<br />
brlin-pa@international.gc.ca<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
17
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
18<br />
W ASCHBÄREN<br />
Mit sechs Jahren entdeckte<br />
Ursula Laub ihre Liebe<br />
zu Waschbären - und<br />
steht heute lei<strong>der</strong> so ziemlich<br />
alleine mit ihrer Zuneigung<br />
da. Seit <strong>der</strong> kleine<br />
Beutegreifer mit <strong>der</strong><br />
schwarzen Gesichtsmaske<br />
seinen Siegeszug in den<br />
Lebensraum <strong>der</strong> Menschen<br />
angetreten hat,<br />
sind sie ihm gram. Darum<br />
versuchen Ursula Laub<br />
und ihr Ehemann Horst<br />
Springborn mit einer<br />
bundesweiten Koordinationsstelle<br />
Waschbären<br />
und vor allem verwaisten<br />
Jungtieren zu helfen.<br />
Die großartigen Kletterer mit dem hervorragenden<br />
Tastsinn profitieren von<br />
<strong>der</strong> Zivilisation wie kaum eine an<strong>der</strong>e<br />
Wildart: Waschbären bringen ihre Jungen<br />
im geschützten Umfeld von Wohnhäusern<br />
zur Welt, nutzen Gärten, Komposthaufen<br />
und Mülltonnen als<br />
Nahrungsquelle, verschlafen die Tage<br />
auf Dachböden und werden nachts,<br />
zum Ärger <strong>der</strong> Hausbewohner, umso<br />
aktiver.<br />
Keiner kennt den genauen Bestand von<br />
Waschbären, die sich in einem Aktionsradius<br />
von ca. 100 Hektar bewegen.<br />
Bekannt ist nur, dass sich die<br />
Neubürger Europas seit ihrer Auswil<strong>der</strong>ung<br />
im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t rasant in<br />
Deutschland ausgebreitet haben. Die<br />
größten Populationen sollen sich dabei<br />
in Nordhessen, Südnie<strong>der</strong>sachsen und<br />
Brandenburg befinden.<br />
Private Koordinationsstelle für<br />
IM FRÜHJAHR WERDEN IMMER MEHR VERWAISTE<br />
Der Waschbär wird in Deutschland massiv bejagt<br />
1934 wurden die ersten Waschbärenpärchen<br />
am E<strong>der</strong>see, nahe Kassel, in<br />
Deutschland ausgesetzt. In Absprache<br />
mit dem Forstamt Vöhl wollte <strong>der</strong> Besitzer,<br />
ein Geflügelzüchter, die "heimische<br />
Fauna" mit den vier Neozoen (von<br />
Menschen eingeführte Tierart) "bereichern".<br />
Schon 30 Jahre später hatte<br />
sich die Population <strong>der</strong> ursprünglich<br />
aus Nordamerika stammenden Wildtiere<br />
auf ca. 20.000 erhöht. Ihre besiedelte<br />
Fläche umfasste zu dem Zeitpunkt<br />
<strong>der</strong> Erhebung nahezu 30.000 Quadratkilometer.<br />
Je eifriger sich <strong>der</strong> Waschbär aufgrund<br />
des hochwertigen Futterangebots und<br />
dem Fehlen natürlicher Feinde (mit<br />
Ausnahme von Greifvögeln für den<br />
jungen Nachwuchs) vermehrte, desto<br />
vehementer for<strong>der</strong>te die Jägerschaft im<br />
Verein mit erbosten Grundstückseigentümern<br />
seine Dezimierung bis hin zur<br />
Ausrottung. Im Jagdjahr 2008/2009<br />
wurden bundesweit mehr als 54.000<br />
<strong>Tiere</strong> getötet.<br />
Aus Sicht des Tierschutzes ist die Jagd<br />
auf Waschbären wi<strong>der</strong>sinnig und erzeugt<br />
nur unnötiges Leid, denn die stetig<br />
ansteigenden Streckenzahlen belegen,<br />
dass seine Ausbreitung nicht<br />
verhin<strong>der</strong>t werden kann - und im<br />
Gegenteil die <strong>Tiere</strong> auf die massive Be-
WASCHBÄREN IN NOT<br />
JUNGTIERE AUFGEFUNDEN<br />
jagung mit noch höherem Nachwuchs<br />
reagieren.<br />
Die 56jährige Ursula Laub weiß aus<br />
langer Erfahrung, dass Waschbären in<br />
einigen <strong>Bund</strong>eslän<strong>der</strong>n sogar in <strong>der</strong><br />
Setz- und Schonzeit geschossen o<strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>weitig von Privatleuten getötet<br />
werden, obwohl dies laut <strong>Bund</strong>esjagdgesetz<br />
§ 22, Absatz 4 verboten ist. Auch<br />
Jäger, die ein Elterntier während <strong>der</strong><br />
Aufzucht <strong>der</strong> Jungen töten, handeln gesetzeswidrig<br />
und riskieren ihren Jagdschein.<br />
Wenn ab April <strong>der</strong> Nachwuchs zur Welt<br />
kommt, beginnt für die Waschbärenfreundin<br />
aus dem nördlichen Saarland<br />
eine harte Zeit. Immer wie<strong>der</strong> wird ihr<br />
zugetragen, dass Waschbärenmütter<br />
mit Gewalt von ihrem Wurf ferngehalten,<br />
in Fallen gefangen, vergiftet o<strong>der</strong><br />
erlegt werden. Die hilflosen Kleinen,<br />
die spätestens nach einem Tag Abwesenheit<br />
<strong>der</strong> Mutter laut zu jammern beginnen,<br />
verhungern.<br />
1980 sah Ursula Laub ein gefangenes<br />
Waschbärenbaby in einer Koblenzer<br />
Zoohandlung und kaufte voller Mitleid<br />
das vermutlich wi<strong>der</strong>rechtlich <strong>der</strong> Natur<br />
entnommene Tier für 350 DM frei. Zwei<br />
Jahre später entließ sie ihren Freund<br />
mit <strong>der</strong> schwarzen Gesichtsmaske in<br />
die Natur und verfolgte seitdem aufmerksam<br />
die Probleme, die sich zahl-<br />
reich aus dem Überschneiden <strong>der</strong><br />
Lebensräume von Menschen und<br />
Waschbären ergaben.<br />
Dabei beobachtete sie mit Sorge<br />
eine beson<strong>der</strong>s traurige Entwicklung:<br />
In den Monaten April bis Juni<br />
werden in bestimmten Regionen<br />
(E<strong>der</strong>see, Region um Kassel, Göttingen,<br />
Teile Nordrhein-Westfalens)<br />
immer mehr verwaiste<br />
Waschbärenjunge aufgefunden.<br />
Da sind die meisten von ihnen bereits<br />
verhungert o<strong>der</strong> schon so geschwächt,<br />
dass sie intensiver, fachkundiger Pflege<br />
bedürfen.<br />
Aber auch weniger schwächliche Babys<br />
müssen alle zwei Stunden mit Aufzuchtsmilch<br />
gefüttert und in einem adäquaten<br />
Umfeld groß gezogen werden,<br />
in dem sie auf ein selbständiges Leben<br />
in Freiheit mit eigenständiger Futtersuche<br />
vorbereitet werden können. Doch<br />
W ASCHBÄREN<br />
Ursula Laub<br />
und ihr Ehemann Horst Springborn haben<br />
eine bundesweite Koordinationsstelle aufgebaut,<br />
um mutterlosen Waschbären zu<br />
helfen.<br />
kaum ein Jagdpächter stimmt einer<br />
Auswil<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> mühsam aufgezogenen<br />
Jungtiere in seinem R<strong>ev</strong>ier zu - und<br />
so bleiben viele Waschbären Dauergäste<br />
in den ohnehin notorisch überfüllten,<br />
zahlenmäßig unterrepräsentierten<br />
Wildtierauffangstationen <strong>der</strong><br />
<strong>Bund</strong>eslän<strong>der</strong> o<strong>der</strong> privaten Hilfseinrichtungen.<br />
Wer privat Wildtiere versorgt, braucht<br />
zunächst die Zustimmung des Jagd-<br />
Der Biologe Dr. Ulf Hohmann hat sich durch seine Forschungen über die<br />
kleinen Pelzträger einen internationalen Namen<br />
gemacht.<br />
Seine Beobachtungen über den raccoon, wie er<br />
im englischsprachigen Raum heißt, hat er mehrfach<br />
in Büchern und Zeitschriften publiziert.<br />
Der Name geht auf den Entdeckungsreisenden<br />
Kapitän John Smith zurück, <strong>der</strong> 1612 einen<br />
Häuptling <strong>der</strong> Alongkini-Indianer zu seiner<br />
Tochter über die Waschbären sagen hörte:<br />
ah-rah-koon-em (sie reiben, scheuern, kratzen).<br />
"Der Waschbär", Dr. Ulf Hohmann,<br />
1212 Seiten, Oertel + Spörer, 12 Euro<br />
Anzeige<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
19
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
20<br />
W ASCHBÄREN<br />
pächters. Für die Errichtung einer dauerhaften<br />
Auffangstation für in Not geratene<br />
Waschbären ist zusätzlich die<br />
Genehmigung <strong>der</strong> Naturschutz- und<br />
Veterinärbehörde notwendig. Die Behörden<br />
können entsprechende Auflagen<br />
(Sachkunde, Räumlichkeiten, Gehegegröße,<br />
Auswil<strong>der</strong>ung etc.) näher<br />
bestimmen.<br />
Da im Falle <strong>der</strong> Waschbären eine<br />
Wie<strong>der</strong>auswil<strong>der</strong>ung oft problematischer<br />
ist als die Aufzucht des <strong>Tiere</strong>s<br />
selbst, hat Ursula Laub vor Jahren die<br />
Koordinationsstelle zur Hilfe von<br />
Waschbärenwaisen gegründet.<br />
Hier gehen Anfragen und Angebote<br />
nach freien Plätzen für mutterlose<br />
Waschbären ein, werden verwaiste<br />
Waschbären stehen nicht unter Naturschutz. Entsprechend<br />
<strong>der</strong> <strong>Bund</strong>esartenschutzverordnung gilt <strong>der</strong> eingeführte<br />
Nordamerikaner seit dem 25. August 1980 als einheimisch,<br />
weil er sich in freier Natur ohne menschliche Hilfe über<br />
mehrere Generation als Population erhalten kann.<br />
Hessen war das erste<br />
<strong>Bund</strong>esland,<br />
das den Pelzträger<br />
aus Nordamerika<br />
1954 zum jagdbaren<br />
Wild erklärte.<br />
Wie an<strong>der</strong>e eingeführte<br />
Arten - Mar<strong>der</strong>hunde,<br />
Nutrias<br />
o<strong>der</strong> amerikanische<br />
Nerze - steht<br />
<strong>der</strong> Kleinbär auf<br />
<strong>der</strong> im <strong>Bund</strong>esjagdgesetzvorge-<br />
Würfe, verletzte <strong>Tiere</strong> und Notfälle gemeldet<br />
und Beobachtungen geschil<strong>der</strong>t,<br />
nach denen benachbarte Hausbesitzer<br />
die Mutter rigoros von ihrem<br />
Wurf trennen o<strong>der</strong> die Kleinen aus ihrem<br />
Versteck holen, während das<br />
Waschbärenweibchen auf Nahrungssuche<br />
ist. Das wi<strong>der</strong>rechtliche und<br />
heimtückische Entfernen des Nachwuchses<br />
wird beson<strong>der</strong>s häufig aus <strong>der</strong><br />
Kasseler Region gemeldet.<br />
Und bekannt wird ein weiterer Besorgnis<br />
erregen<strong>der</strong> Umstand: Immer öfter<br />
bieten Züchter verbotenerweise wenige<br />
Tage alte Waschbärenbabys an. Sie<br />
trennen Mutter und Kin<strong>der</strong> schon nach<br />
kurzer Zeit und versuchen die Käufer<br />
mit Wildtieren zu locken, die durch Flaschenaufzucht<br />
handzahm werden.<br />
Ob Jungtier o<strong>der</strong> älter: Züchter und<br />
Tierhandlungen preisen Waschbären<br />
als unproblematische Heimtiere - doch<br />
das Gegenteil ist <strong>der</strong> Fall: Kaum ein<br />
VON "SCHÄDLINGEN" UND "FAUNENVERFÄLSCHERN"<br />
Der Waschbär wird bundesweit bejagt<br />
1934 wurden die ersten Waschbären<br />
bei Kassel ausgewil<strong>der</strong>t<br />
Waschbären sollten nicht privat gehalten werden<br />
gebenen Liste<br />
jagdbarer Wildarten.<br />
In nahezu al-<br />
Wildtier kann unter Gefangenschaftsbedingungen<br />
in Privathand seinen naturgemäßen<br />
Bedürfnissen folgen. Biologe<br />
Dr. Ulf Hohmann (siehe Buchtipp<br />
Seite 19) warnt eindringlich vor <strong>der</strong> privaten,<br />
nicht fachkundigen Haltung von<br />
Waschbären.<br />
Waschbären ertasten ihre Nahrung<br />
und ihre Umgebung mit einer ungeheuren<br />
Fingerfertigkeit. In Ermangelung<br />
eines natürlichen, ertastbaren Lebensraumes<br />
tauchen gefangene <strong>Tiere</strong><br />
ihr Futter in die Wasserschale - diese<br />
Handlung, die einem verzweifelten Hilferuf<br />
gleicht, hat dem Waschbären seinen<br />
Namen gegeben.<br />
Wenn Sie räumlich in <strong>der</strong> Lage<br />
sind, Ursula Laub durch eine Pflegestelle<br />
zu unterstützen, dann<br />
wenden Sie sich bitte an:<br />
Ursula Laub und<br />
Horst Springborn<br />
Tel/Fax: 06873/456<br />
len <strong>Bund</strong>eslän<strong>der</strong>n unterliegt <strong>der</strong> Waschbär dem Jagdrecht,<br />
zum Teil ohne den Schutz <strong>der</strong> Schonzeit.<br />
Bremen und Saarland haben sogar Möglichkeiten gefunden,<br />
dem Waschbären ganzjährig nachzustellen: Tierarten,<br />
die nicht dem Jagdrecht unterliegen, dürfen nicht getötet<br />
werden. Liegt jedoch ein "vernünftiger Grund", so das Tierschutzgesetz<br />
(TierSchG §1+ §17), vor, dürfen sie getötet<br />
werden. Dieser "vernünftige" Tötungsgrund ist die Kategorisierung<br />
als Schädling. Auch Bisamratten und Hausmäuse<br />
sind laut Gesetz Schädlinge und dürfen demzufolge auch<br />
in <strong>der</strong> Setz- und Schonzeit bejagt werden.<br />
Bayern kann den Waschbären ebenfalls durchgängig bejagen,<br />
weil es die Setzzeitenregelung außer Kraft gesetzt hat:<br />
Im Falle des Waschbären pocht Bayern auf "Störung des<br />
biologischen Gleichgewichts" bzw. auf "schwere Schädigung<br />
<strong>der</strong> Landeskultur" - wie kann <strong>der</strong> Waschbär ein Faunenverfälscher<br />
sein, wenn er laut <strong>Bund</strong>esnaturschutzgesetz eine<br />
heimische Art ist? fragt Ursula Laub.<br />
Alle wichtigen Infos zu Waschbären finden Sie auf<br />
www.diewaschbaerenkommen.de und<br />
www.waschbaeren-forum.de<br />
Text: Claudia Lotz
In diesem Jahr starben zwei Männer, die dem bmt lange sehr verbunden waren und seine Geschicke<br />
über viele Jahre mitbestimmt haben: Hans Schroer, ehemaliger 2. Vorsitzen<strong>der</strong>, und Hans Hoffsümmer,<br />
früherer Schatzmeister. Wir werden beide Verstorbene und ihre Verdienste für den bmt nicht vergessen<br />
und ihnen ein ehrendes Andenken bewahren. Unser Mitgefühl gehört den Angehörigen.<br />
Hans Schroer,<br />
Ehemaliger 2. Vorsitzen<strong>der</strong> des bmt<br />
Als <strong>der</strong> "<strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> den <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong>" 1952 in<br />
München gegründet wurde, gehörten Hans Schroer und<br />
seine Ehefrau zu den ersten Mitglie<strong>der</strong>n. Beide waren Vegetarier<br />
und <strong>Tiere</strong>n innig verbunden.<br />
1957 rief die Mutter zweier Kin<strong>der</strong> mit 20 DM Grundkapital<br />
und 13 Mitglie<strong>der</strong>n die Geschäftsstelle Duisburg ins Leben.<br />
Ihr Mann kümmerte sich um die Buchhaltung. Nach <strong>der</strong><br />
Pensionierung übernahm er weitere Ehrenämter im bmt.<br />
Hans Schroer, am 6. Juli 1916 in Krefeld geboren, machte<br />
eine Ausbildung zum Schriftsetzer bei <strong>der</strong> Druckerei<br />
Brendow & Sohn und wurde später Betriebsleiter. Nach seinem<br />
Ausscheiden aus dem Beruf 1980 bekleidete er zehn<br />
Jahre das Amt des alleinigen Rechnungsprüfers und wurde<br />
1992 zum 2. Vorsitzenden gewählt.<br />
Im selben Jahr erschien unter seiner redaktionellen Leitung<br />
die Mitglie<strong>der</strong>zeitschrift "Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong>" wie<strong>der</strong>, die<br />
nach einigen Ausgaben in den 50iger Jahren eingestellt<br />
wurde. 1992 übergab Ehefrau Gisela aus Gesundheitsgründen<br />
die Geschäftsstelle (inzwischen Landesgeschäftsstelle<br />
Nordrhein-Westfalen) mit über 1000 Mitglie<strong>der</strong>n an<br />
ihre Tochter Dagmar Weist.<br />
1998 trat Hans Schroer den Vorstandsposten an den Landwirt<br />
Dr. Heinz-Wilhelm Selzer ab. Der 82jährige war überzeugt,<br />
dass ein Generationswechsel den bmt voranbringen<br />
würde. Ein Jahr später starb seine geliebte Ehefrau - und<br />
Hans Schroer engagierte sich weiter im Verein, wohl wissend,<br />
dass seine Gattin ebendies gewünscht hätte. Er wurde<br />
zum Ehrenvorsitzenden ernannt und kümmerte sich<br />
noch bis 2007 um die technische Betreuung des Magazins.<br />
Hans Schroer starb mit 93 Jahren am 29. Januar <strong>2010</strong> in<br />
K<strong>ev</strong>elaer.<br />
Nachrufe<br />
GESTORBEN, ABER NICHT VERGESSEN<br />
Unvergessene<br />
Verdienste<br />
um den Tierschutz<br />
bmt INTERN<br />
Hans Schroer Hans Hoffsümmer<br />
Hans Hoffsümmer<br />
Ehemaliger Schatzmeister des bmt<br />
Als Hans Hoffsümmer sich am 17. Juni 2001 <strong>der</strong> Jahreshauptversammlung<br />
in München als möglicher neuer<br />
Schatzmeister vorstellte, erhob sich mit ihm ganz selbstverständlich<br />
ein Schäferhund und die Anwesenden lächelten.<br />
Die meisten Mitglie<strong>der</strong>, die das Ehepaar aus Bergisch-<br />
Gladbach kannten, wussten um ihre tief verwurzelte Liebe<br />
zu Schäferhunden.<br />
Drei Jahre zuvor hatten Ingrid und Hans Hoffsümmer Ido<br />
aus dem Tierheim Köln-Dellbrück aufgenommen - ihm folgen<br />
später Schäferhund Aslan und nach seinem Tod Olli,<br />
ein imposanter Schäferhundrüde aus Ungarn. Seit das Ehepaar<br />
1981 dem bmt beigetreten war, suchten sie Wege,<br />
den Verein ehrenamtlich zu unterstützen.<br />
Die Eltern zweier Töchter engagierten sich als Hundebegleiter,<br />
bei Tierheimfesten und auf Informationsveranstaltungen.<br />
Hans Hoffsümmer, gelernter Bankkaufmann in leiten<strong>der</strong><br />
Position, wurde 1997 zum Rechnungsprüfer des bmt<br />
ernannt und übernahm folgerichtig, nachdem er sich vier<br />
Jahre um die Zahlen des Vereins gekümmert hatte, das verantwortungsvolle<br />
Amt des Schatzmeisters. "Ich möchte diese<br />
Arbeit im Sinne <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> machen", sagte <strong>der</strong> 68jährige<br />
damals in seiner Antrittsrede, "und dazu beitragen, dass<br />
die Zukunft des bmt weiter in geordneten Bahnen verläuft."<br />
Währenddessen begleitete Ingrid Hoffsümmer intensiv die<br />
Kin<strong>der</strong>tierschutzarbeit des Vereins und komponierte zwei<br />
Tierschutz-Musicals, die von Schülern mit großem Erfolg<br />
aufgeführt wurden. Als ihr Ehemann 2008 von <strong>der</strong> Position<br />
des Schatzmeisters zurücktrat, blieben beide dem bmt<br />
weiterhin eng verbunden.<br />
Hans Hoffsümmer starb mit 76 Jahren am 22. Januar<br />
<strong>2010</strong> in Bergisch Gladbach.<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
21
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
22<br />
A USLANDSTIERSCHUTZ<br />
Eigentlich begann das neue Jahr sehr<br />
hoffnungsvoll. Am 29. Januar wurden <strong>der</strong><br />
bmt und <strong>der</strong> ETN nach Brasov gebeten,<br />
um mit dem Leiter des Tierordnungsamts<br />
<strong>der</strong> Stadt, dem Vize-Bürgermeister und<br />
einem Vertreter des rumänischen Tierschutzes<br />
über den weiteren Umgang mit<br />
Straßenhunden zu sprechen.<br />
In <strong>gegen</strong>seitigemEinvernehmenwurdenMaßnahmen,<br />
wie die<br />
Schließung<br />
<strong>der</strong> Tötungsanlage, <strong>der</strong> Aufbau eines<br />
Durchgangstierheims mit Klinik- und<br />
Quarantäneabteilung und künftige Kastrationsprojekte,<br />
geplant.<br />
Endlich sollen auch in Brasov tierschutzgerechte<br />
Lösungen greifen. Ein<br />
weiteres Gespräch ist auf März angesetzt,<br />
<strong>der</strong> <strong>der</strong> Bürgermeister <strong>der</strong> Stadt<br />
sich immer noch weigert, <strong>Tiere</strong> nach<br />
<strong>der</strong> Kastration wie<strong>der</strong> auf die Straße zu<br />
entlassen.<br />
Kaum war Petra Zipp wie<strong>der</strong> in<br />
Deutschland, überschlugen sich die<br />
Nachrichten: Erneut for<strong>der</strong>ten Politiker<br />
in Bukarest Anfang Februar die Tötung<br />
<strong>der</strong> Straßenhunde im Land, dann, mit<br />
Emilio<br />
RUMÄNIEN - NEUBEG<br />
D IE HUNDE BRAUCHEN MEHR DENN JE<br />
Blick auf die Gesetzeslage, "nur noch"<br />
ihre Kasernierung in Tierheimen gewaltigen<br />
Ausmaßes.<br />
Petitionen (auch vom bmt) wurden<br />
gestartet, die ein ethisches Vorgehen<br />
for<strong>der</strong>ten und die rumänische<br />
Regierung abermals auf<br />
die Nachhaltigkeit von Kastrationen<br />
hinwiesen. Der bmt bot<br />
seine Hilfe bei <strong>der</strong> Umsetzung<br />
von Kastrationsprojekten an.<br />
"Wir werden trotz allem in Brasov<br />
unsere anerkannte Arbeit fortsetzen",<br />
erklärte Petra Zipp. Die 2009 durchgeführten<br />
Kastrationseinsätze waren in je<strong>der</strong><br />
Hinsicht ein Erfolg - die größte<br />
Überraschung bestand aber darin,<br />
dass die B<strong>ev</strong>ölkerung, ent<strong>gegen</strong> <strong>der</strong><br />
Politikeraussagen, hinter "ihren <strong>Tiere</strong>n"<br />
stand und oft keine Mühe scheute, die<br />
herrenlosen Hunde und Katzen vor<br />
dem Zugriff <strong>der</strong> Behördenzu retten.<br />
Die nächste Kastrationsaktion soll im<br />
April/Mai in Gemeinden starten, die<br />
das Projekt inhaltlich mittragen. Im Februar<br />
startete ein vom bmt-Hessen bezahlter<br />
Tierschutzlehrer seinen Unterricht<br />
in Schulen, um in Kin<strong>der</strong>n und<br />
Jugendlichen die Grundlagen für ein<br />
größeres Verständnis für die Bedürfnisse<br />
von <strong>Tiere</strong>n zu legen.<br />
Nach dem aufflammenden internationalen<br />
Protest via Internet äußerte sich<br />
die Regierung aus Bukarest nicht weiter<br />
Rita Max<br />
Mehr Infos zu unseren abgebildeten Vermittlungshunden unt<br />
zu<br />
ihren Plänen,<br />
doch einige Gemeinden gingen wie<strong>der</strong><br />
dazu über, dass Straßenhundproblem<br />
mit eigenen Mitteln in den Griff bekommen<br />
zu wollen.<br />
In <strong>der</strong> Kleinstadt Fagaras verschwanden<br />
in <strong>der</strong> Nacht 30 Hunde aus <strong>der</strong> städtischen<br />
Anlage. Der bmt wartet bis heute<br />
auf eine Antwort, was mit den <strong>Tiere</strong>n<br />
geschah. In einer an<strong>der</strong>en Stadt wurden<br />
kaltblütig alle Tierheimhunde getötet,<br />
um Platz für weitere <strong>Tiere</strong> zu machen.<br />
In Suceava wurden über Nacht<br />
an mehreren Stellen ca. 120 Hunde<br />
vergiftet - und das ist umso bestürzen<strong>der</strong>,<br />
weil die rumänische Stadt nicht nur<br />
für ihre berühmten Moldauklöster bekannt<br />
ist, son<strong>der</strong>n ebenfalls für ein
INN ODER RÜCKSCHRITT?<br />
UNSERE HILFE!<br />
Emmet<br />
er www.tierschutz-bmt-bw.de<br />
funktionierendes Tierheim und erfolgreicheKastrationskampagnen.<br />
Auch hier griff <strong>der</strong> bmt sofort<br />
ein und for<strong>der</strong>te den<br />
Bürgermeister auf, umgehend<br />
Maßnahmen zu ergreifen,<br />
um das qualvolle<br />
Verenden <strong>der</strong> Hunde zu<br />
verhin<strong>der</strong>n. Giftkö<strong>der</strong> auf<br />
den Straßen, so <strong>der</strong> bmt<br />
u.a. in seiner Argumentation,<br />
seien nicht nur eine Gefahr<br />
für die Straßenhunde, son<strong>der</strong>n<br />
auch für arglose Kin<strong>der</strong>.<br />
Die Bernd-Stephan-Stiftung unterstützt<br />
seit einigen Jahren das Tierheim Suceava,<br />
das von <strong>der</strong> deutschen Ärztin<br />
Dr. Christina Schulz mit einem hohen<br />
Maß an persönlichem Einsatz geleitet<br />
wird.<br />
Im vergangenen Jahr stieg <strong>der</strong> Bestand<br />
<strong>der</strong> Tierheimhunde rapide auf 1000<br />
<strong>Tiere</strong> an, nachdem die Stadtverwaltung<br />
Druck auf die Hundefänger ausgeübt<br />
Fröhlicher Freckles<br />
sucht ebenerdiges<br />
Zuhause<br />
bei Tierfreunden<br />
Der Rüde kann nach einem Unfall<br />
sein Hinterbein nicht mehr benutzen.<br />
Wir setzen große Hoffnungen<br />
in die Physiotherapie, sonst muss<br />
u.U. amputiert werden.<br />
hatte, mehr Hunde aufzugreifen. Statt<br />
fünf bis sechs Hunde täglich wurden<br />
nun bis zu 40 <strong>Tiere</strong> gebracht, für die Dr.<br />
Christa Schulz in Kürze neue Zwinger<br />
bauen musste und kaum noch wusste,<br />
wie sie diese täglich wachsende Zahl<br />
von Hunden versorgen sollte.<br />
Gleichzeitig schickte ihr die Stadt nur<br />
noch drei (statt bisher sechs) Mitarbeiter<br />
für die Betreuung <strong>der</strong> Hunde und<br />
unregelmäßig Essensabfälle aus <strong>der</strong><br />
städtischen Kantine. Finanzielle Zuschüsse<br />
für Futter, Medikamente und<br />
Unterhalt des Tierheims gibt es nicht.<br />
Und immer wie<strong>der</strong> droht die Stadtverwaltung<br />
mit <strong>der</strong> sofortigen Tötung <strong>der</strong><br />
Hunde, sollte das Tierheim Suceava mit<br />
Unterstützung des örtlichen Tierschutzvereins<br />
Pro Anima es nicht schaffen,<br />
die Tierheimhunde zu ernähren …<br />
Wie im Tierheim Brasov wurden auch<br />
in Suceava 2009 wesentlich mehr Welpen<br />
als in den Vorjahren abgegeben.<br />
Das ist sicherlich auch darauf zurück zu<br />
führen, dass ein Großteil <strong>der</strong> Rumänen<br />
B RASOV<br />
Text und Fotos: Petra Zipp<br />
die Tötung <strong>der</strong> Straßenhunde mittlerweile<br />
ablehnt und sich tierschutzkonformere<br />
Lösungen wünscht - das macht<br />
Mut und gibt uns Hoffnung, die wir so<br />
dringend für unsere Tierschutzarbeit in<br />
Rumänien brauchen.<br />
Weitere Informationen über die aktuellen<br />
Geschehnisse und Proteste des bmt<br />
finden Sie unter:<br />
www.bmt-auslandstierschutz.de<br />
Wenn Sie helfen möchten, freuen wir<br />
uns sehr. Jede Spende ist wichtig und<br />
sei sie noch so klein. Die Kastration von<br />
Rüden kostet 15 Euro in Rumänien, die<br />
einer Hündin 25 Euro. Mit einer Patenschaft<br />
(ab 15 Euro) sichern Sie das<br />
Überleben eines rumänischen Straßenhundes<br />
im Tierheim.<br />
Spendenkonto Ausland:<br />
Stichwort: “Hunde in Brasov”<br />
Frankfurter Sparkasse<br />
Kto. 847 275<br />
BLZ 500 502 01<br />
AUCH NELE WARTET AUF SIE!<br />
Ein in Rumänien leben<strong>der</strong> Deutscher päppelte drei Welpen bei sich<br />
NELE zu Hause auf, <strong>der</strong>en Mutter überfahren an <strong>der</strong> Straße gelegen hatte.<br />
Die acht Wochen alte Hündin Nele schlüpfte versehentlich durch den Zaun<br />
auf die Straße, wurde angefahren und erlitt mehrere Frakturen.<br />
Nele wurde in <strong>der</strong> Tierklinik Bukarest operiert, doch die Heilung verlief nicht wie<br />
erhofft. Die inzwischen 5 Monate alte Schäfermischlingshündin ist noch einmal<br />
operiert worden.<br />
Trotz ihrer Behin<strong>der</strong>ung beim Laufen ist Nele ausgesprochen temperamentvoll<br />
und liebt Menschen über alles. Deshalb wäre es schön, wenn sich für die sehr<br />
sozialverträgliche Nele ein lieb<strong>ev</strong>olles neues, ebenerdiges Zuhause mit einem freundlichen Ersthund finden würde.<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
23
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
24<br />
Rdt: Wie sind Sie auf unser Kin<strong>der</strong>tierschutzmaterial<br />
gestoßen?<br />
Dr. Julia Weber: Durch mein Tierschutzengagement<br />
im Ausland war mir<br />
schnell klar, dass wir dringend Nachhaltigkeit<br />
in den Aktionen benötigen,<br />
um irgendwann einmal eine Besserung<br />
zu erzielen.<br />
Seitens <strong>der</strong> Pfotenhilfe Europa, für die<br />
ich mich ebenfalls engagiere, war die<br />
Idee eines Schulprojektes im europäischen<br />
Ausland aufgekommen, also,<br />
mit geeignetem Informationsmaterial<br />
an Schulkin<strong>der</strong> heranzutreten und an<br />
<strong>der</strong>en Empathiefähigkeit anzuknüpfen,<br />
um einen respektvolleren Umgang mit<br />
Heimtieren zu erwirken.<br />
So kamen wir auf den bmt, <strong>der</strong> ja bekanntermaßen<br />
über hervorragende<br />
Schulmaterialien in Sachen Tierschutz<br />
verfügt - und ich war sehr erfreut zu sehen,<br />
dass es bereits ein wun<strong>der</strong>bar gestaltetes<br />
Infoblatt "Kids Ungarn" gibt,<br />
das sich inhaltlich bestens auch für die<br />
Übertragung auf an<strong>der</strong>e Län<strong>der</strong> eignet.<br />
Rdt: Sie wollen die Geschichte von Janos,<br />
dem Kettenhund, in Persisch, Lettisch,<br />
Russisch, Polnisch, Englisch, Französisch,<br />
Spanisch, Italienisch, Türkisch,<br />
Rumänisch, Griechisch und Esperanto<br />
übersetzen lassen. Warum gerade dieses<br />
Blatt aus <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>mappe?<br />
Dr. Julia Weber: Das vorliegende Blatt<br />
zeigt doch ein realistisches Bild des<br />
Umgangs mit Haus- und Hofhunden in<br />
vielen Län<strong>der</strong>n. Kettenhundhaltung ist<br />
überall gleich grausam. Um in Schulen<br />
wirkungsvoll auf Tierschutzbelange<br />
aufmerksam zu machen, braucht man<br />
kindgerechtes Informationsmaterial in<br />
Landessprache, da Kin<strong>der</strong> die nächste<br />
Generation von Tierschützern - o<strong>der</strong><br />
eben Tierquälern - darstellen.<br />
Daher ist doch die Übersetzung dieses<br />
wirklich hervorragenden Infoblattes in<br />
möglichst viele Fremdsprachen aus<br />
meiner Sicht ein wichtiger und zugleich<br />
einfacher Schritt, Nachhaltigkeit im<br />
Tierschutz zu erreichen: Denn über<br />
Tierschutz-Schulunterricht ohne erhobenen<br />
Zeigefinger, mit ansprechend<br />
gestalteten, verständlichen Infomaterial<br />
können einfach viele Kin<strong>der</strong> auf einmal<br />
erreicht werden. Der Gedanke, respektvoll<br />
mit <strong>Tiere</strong>n umzugehen, wird<br />
damit optimal verbreitet - und auch Eltern<br />
können von Kin<strong>der</strong>n<br />
lernen, <strong>Tiere</strong> besser zu<br />
behandeln.<br />
Rdt: Um einen wichtigen<br />
Beitrag zum Tierschutz<br />
zu leisten, haben Sie die<br />
kostenlose Übersetzung<br />
ermöglicht …<br />
Janos<br />
bekommt Freunde<br />
in aller Welt<br />
Zu den elf Tierschutzthemen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>mappe gehört auch die Kettenhundhaltung. Das Blatt heißt:<br />
"Janos, <strong>der</strong> Kettenhund" und beschreibt aus Sicht eines ungarischen Hundes seine eintönigen Tage.<br />
Dr. Julia Weber, Biowissenschaftliche Dokumentarin und Grün<strong>der</strong>in des Tierschutzvereins Südkreta e.V.,<br />
hat mit <strong>der</strong> Pfotenhilfe Europa ein Schulprojekt entwickelt, das die heranwachsende Generation zu einem<br />
an<strong>der</strong>en, verantwortungsvolleren Umgang mit <strong>Tiere</strong>n bewegen soll.<br />
Als Grundlage dient das Infomaterial für Grundschüler des bmt. Derzeit wird "Janos, <strong>der</strong> Kettenhund",<br />
mit Rücksichtnahme auf nationale Beson<strong>der</strong>heiten, kostenlos in elf Sprachen übersetzt. Das RdT sprach<br />
mit <strong>der</strong> promovierten Humanbiologin.<br />
Dr. Julia Weber mit ihrem Hund<br />
bmt-Infomaterial für Grundschüler<br />
wird in 11 Sprachen übersetzt<br />
Dr. Julia Weber: Ja, alle Übersetzer und<br />
Korrekteure arbeiten kostenlos, begeistert<br />
von <strong>der</strong> Idee, mit einem kleinen<br />
Beitrag internationalen Tierschutzunterricht<br />
zu för<strong>der</strong>n.<br />
Rdt: Wie wird mit dem Kettenhundblatt<br />
in den jeweiligen Län<strong>der</strong>n gearbeitet?<br />
Dr. Julia Weber: Wir verfügen über<br />
zahlreiche Tierschutzkontakte im Inund<br />
Ausland und werden über die<br />
unterschiedlichsten Medien auf das Infoblatt<br />
aufmerksam machen. Eine Verbreitung<br />
und Kommunikation streben<br />
wir über das "Schneeballsystem" an,<br />
und auch das Internet ist dabei ja ein<br />
sehr hilfreiches Medium, geeignetes Informationsmaterial<br />
zu verbreiten.<br />
Es wird in verschiedenen Län<strong>der</strong>n Pilotprojekte<br />
geben, die von Kooperationspartnern,<br />
mit denen wir im Ausland zusammenarbeiten,<br />
initiiert werden.<br />
Darauf aufbauend soll wie<strong>der</strong>um Medienarbeit<br />
erfolgen - so dass eine Art<br />
"Sogwirkung" erzeugt<br />
und bei Lehrern, Eltern<br />
usw. letztlich überall auf<br />
<strong>der</strong> Welt Interesse geweckt<br />
werden kann, dieses<br />
Infomaterial ebenfalls<br />
einzusetzen.<br />
Interview: Claudia Lotz
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
26<br />
S O HELFEN S IE<br />
RdT: Wie kamen Sie auf die ausgefallene Idee, Taschen aus<br />
LKW-Planen herzustellen?<br />
Petra Goeller: Ich bin Näherin und habe früher Taschen, Armbän<strong>der</strong>,<br />
Westen etc. aus Le<strong>der</strong> hergestellt. Aber als Tierschützerin<br />
und Vegetarierin konnte ich es irgendwann nicht<br />
mehr vertreten, Le<strong>der</strong> zu verarbeiten. Auf <strong>der</strong> Suche nach geeignetem<br />
Material kam für mich nur die LKW-Plane in Frage.<br />
RdT: Woher stammen Ihre Motive? Entwerfen Sie Hunde, Katzen,<br />
Pferde und viele an<strong>der</strong>e Tier- und Pflanzenmotive selbst?<br />
Petra Goeller: Viele Motive sind durch Anfragen von Kundenwünschen<br />
entstanden. Sobald eine Kundin - überwiegend<br />
kaufen Frauen bei mir ein - einen speziellen Gestaltungswunsch<br />
hat, mache ich mich auf die Suche nach einer geeigneten<br />
Vorlage. Diese "Rohvorlage" optimiere ich dann am<br />
Computer, bis ich mit dem Motiv zufrieden bin.<br />
Manchmal schicken mir Kundinnen auch selbst Vorlagen o<strong>der</strong><br />
Bil<strong>der</strong> von ihrem Wunschtier. Weil ich die fertigen Motive<br />
weiterverwende, nehme ich für individuelle Kundenwünsche<br />
auch keinen Aufpreis.<br />
RdT: Wie werden die Taschen hergestellt?<br />
Petra Goeller: Das Motiv wird aus <strong>der</strong> Taschenklappe geschnitten<br />
und die Motivfarbe untergenäht. Aber bitte fragen<br />
Sie mich nicht, wie die LKW-Planen gefärbt werden, das hat<br />
mich noch nie interessiert. Mir reicht es zu wissen, dass meine<br />
gewünschten 20 Farben - rot, blau,<br />
orange, gelb, grün, pink, weiß, schwarz<br />
etc. - erhältlich sind und mir in hochwertiger<br />
Qualität geliefert werden…<br />
RdT: Wie viele gemeinnützige Vereine<br />
unterstützen Sie und warum?<br />
Taschen mit<br />
Tiermotiven<br />
www.goellerbags.de<br />
Wie eine Unternehmerin<br />
den bmt unterstützt<br />
Sie sind ein Geheimtipp: Taschen aus LKW-Planen mit<br />
wun<strong>der</strong>schönen Tier- und Pflanzenmotiven. Die gelernte<br />
Näherin Petra Goeller vertreibt die handgefertigten<br />
Taschen seit vier Jahren im Internet - und je mehr Kunden bei<br />
ihr kaufen, desto mehr <strong>Tiere</strong>n kann sie mit ihrer innovativen Idee helfen. Denn die 47jährige Hamburgerin<br />
spendet pro verkaufter Tasche 5 Euro an Tierschutzorganisationen, nun auch an den bmt.<br />
Petra Goeller: Fünf gemeinnützige und eine private. Die meisten<br />
Spenden gehen an die Galgohilfe. Mir geht es bei meiner<br />
Unterstützung darum, Tierschutz zu för<strong>der</strong>n und <strong>Tiere</strong>n zu<br />
helfen. Meine Kundinnen finden das übrigens sehr positiv.<br />
RdT: Wie kamen Sie auf den bmt, warum schätzen sie gerade<br />
unsere Arbeit ?<br />
Petra Goeller: Ich hatte für die Polenhilfe eine Pflegestelle<br />
übernommen und daraus die Hündin Frieda behalten. Als das<br />
Franziskus TH wie<strong>der</strong> eine Pflegestelle für einen Notfallhund<br />
aus Polen suchte, habe ich noch eine Hündin aufgenommen.<br />
Auch sie wurde nicht vermittelt und lebt seitdem bei mir.<br />
Zur zweiten Frage: Der bmt führt Kastrationsprogramme in<br />
Län<strong>der</strong>n durch, in denen so etwas dringend nötig ist, dann<br />
bietet er Tierschutzunterricht für Kin<strong>der</strong> an, hat keine negative<br />
Presse, es gibt keine Skandale. Beim bmt finde ich auch<br />
Themen, die noch nach mehr Beachtung verlangen, wie zum<br />
Beispiel Sodomie. Ich habe den Eindruck, bei Ihrem Verein<br />
findet eine Entwicklung statt.<br />
Die Taschen werden ausschließlich über das Internet verkauft.<br />
Stöbern Sie unter www.goellerbags.de unter 82 Hunde- und<br />
vielen an<strong>der</strong>en Tier- und Pflanzenmotiven. Eine Tasche kostet<br />
55 Euro. Fünf Euro spendet die 47jährige Unternehmerin an<br />
den bmt o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Organisationen.<br />
Darum ganz wichtig, wenn Sie möchten, dass die Spende den<br />
bmt erreicht, Stichwort bmt angeben.
TH WAU-MAU-INSEL<br />
MITTEN IN DEUTSCHLAND<br />
... UND VON (FAST)<br />
NIEMANDEM BEMERKT<br />
Das elende Leben <strong>der</strong> Schrottplatzhunde<br />
Aragon ist ein ca. 6jähriger, freundlicher, menschenbezogener und anhänglicher Dobermann-Rüde, <strong>der</strong><br />
vor kurzem durch den Kasseler Amtstierarzt Dr. Rietze bei einem türkischen Autoschrotthändler sichergestellt<br />
wurde. Ein Bauzaun diente als ‚Zwinger'; eine einfache Holzhütte sollte ihm Schutz bieten - bei<br />
zeitweise zweistelligen Minusgraden.<br />
Bereits im November wurde die Tierhaltung<br />
auf dem Schrottplatz vom Veterinäramt<br />
<strong>der</strong> Stadt Kassel kontrolliert<br />
und bemängelt. Zu diesem Zeitpunkt<br />
sah Aragon allerdings noch wohlgenährt<br />
aus. Ende Januar <strong>2010</strong> stattete<br />
ein Mitarbeiter des Veterinäramtes einen<br />
Kontrollbesuch ab, um zu überprüfen,<br />
ob die Mängel zwischenzeitlich<br />
beseitigt wurden - und fand Aragon in<br />
einem desolaten Zustand vor.<br />
Der Rüde war innerhalb von 8 Wochen<br />
bis auf das Skelett abgemagert, verfloht,<br />
voller Ekzeme, litt unter entzündeten<br />
Augen und Ohren und hatte eine<br />
Geschwulst im Maul.<br />
Darüber hinaus litt er unter fortgeschrittener<br />
Muskelatrophie, kurzum,<br />
Aragon war ein einziges Bild des Jammers.<br />
Wie lange Aragon sein trauriges<br />
Eddi<br />
Aragons Leben auf dem Schrottplatz<br />
Dasein inmitten von verrosteten Autowracks<br />
und Müll fristen musste, ist lei<strong>der</strong><br />
nicht mehr nachvollziehbar, nur,<br />
dass dieser nicht artgerechten Hundehaltung<br />
endlich ein Ende gesetzt werden<br />
musste. Und so wurde Aragon ins<br />
Tierheim Wau-Mau-Insel gebracht.<br />
Dass sein schlechter Allgemeinzustand<br />
einzig auf mangelnde Fürsorge und<br />
Pflege zurückzuführen ist, zeigt die Tatsache,<br />
dass Aragon innerhalb einer<br />
Woche im Tierheim bereits 4 kg Körpergewicht<br />
zugelegt hat: Er wurde<br />
schlichtweg nicht gefüttert. Doch trotz<br />
dieser schlechten Haltung hat sich Aragon<br />
seinen tadellosen und liebenswerten<br />
Charakter bewahrt und freut sich<br />
nun über die lieb<strong>ev</strong>olle Pflege und medizinische<br />
Versorgung, die ihm im Tierheim<br />
Wau-Mau-Insel zuteil wird.<br />
Nach kurzer Zeit hat sich Aragon zum<br />
Liebling <strong>der</strong> ehrenamtlichen Gassigänger<br />
und Tierpfleger entwickelt. Doch<br />
um Aragons Glück komplett zu machen,<br />
fehlt ihm jetzt noch ein richtiges<br />
Zuhause bei Dobermann-Liebhabern,<br />
die ihm all die Liebe und Fürsorge zukommen<br />
lassen, die er nach dieser langen<br />
Zeit voller Entbehrungen so sehr<br />
braucht.<br />
Zusammen mit Aragon ist Eddi, ein<br />
7jähriger fröhlicher und liebenswerter<br />
Staffordshire-Terrier, bei uns eingezo-<br />
Aragon<br />
gen. Eddi wurde auf dem Schrottplatz<br />
in einem Lieferwagen gehalten. Zur<br />
Zeit wird von Amts wegen geprüft, wer<br />
<strong>der</strong> rechtmäßige Besitzer von Eddie ist,<br />
da dem Veterinäramt mehrere Personalien<br />
vorliegen. Im Interesse von Eddi<br />
hoffen wir, dass er in unserer Obhut<br />
bleiben darf und wir ihn an zuverlässige<br />
Menschen mit Herz und Verstand<br />
vermitteln können.<br />
Text und Fotos: Claudia Bioly<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
27
28<br />
TH ARCHE N OAH<br />
Die 6. Klasse <strong>der</strong> Lukasschule aus<br />
Bassum (bei Bremen) machte den<br />
Anfang: Die Schüler übernahmen<br />
eine Patenschaft für Asco, weil sie<br />
sich einen eigenen Hund wünschten.<br />
Von <strong>der</strong> Lehrerin überzeugt,<br />
dass eine Hundehaltung mit dem<br />
Schulalltag kaum vereinbar sei,<br />
besuchten die Mädchen und Jungen<br />
das Tierheim und entschieden<br />
sich, Pate für den Rottweiler-<br />
Schäferhundmischling zu werden.<br />
Als hätten die Schüler dem vier Jahre<br />
alten Rüden damit den Weg geebnet,<br />
fanden sich nur wenige Wochen später<br />
Interessenten, die den manchmal nicht<br />
ganz einfachen, aber sehr gelehrigen,<br />
menschenbezogenen und kin<strong>der</strong>lieben<br />
Hund zu sich nahmen.<br />
Dass die 6. Klasse einem weiteren Tierheimhund<br />
mit einer Patenschaft helfen<br />
möchte, ist Ehrensache. Aspirant auf<br />
die frei gewordene Position ist <strong>der</strong> etwas<br />
komplizierte Pongo. Der sechsjährige<br />
Dalmatiner hat schon einmal die<br />
Herzen von Jugendlichen erobert:<br />
Mit <strong>der</strong> 5. Klasse <strong>der</strong> Kooperativen<br />
Gesamtschule (KGS) in Stuhr-Brinkum<br />
hat <strong>der</strong> Rüde 28 junge Paten an seiner<br />
Seite.<br />
Pongo und Eddy brauchen Fr<br />
SCHÜLER ÜBERNEHMEN PATENSCHAFTEN FÜR<br />
Anke Mory und Stefan Kirchhoff<br />
mit Pongo in <strong>der</strong> 5. Klasse <strong>der</strong> KGS<br />
Von dieser Tierliebe profitiert auch Eddy,<br />
einer <strong>der</strong> Sorgenkin<strong>der</strong> des Tierheims.<br />
Über sieben Jahre hat <strong>der</strong> inzwischen<br />
zehnjährige Hund im Tierheim<br />
verbracht. Der Collie-Sennenhundmischling<br />
hält Menschen auf Abstand;<br />
er lässt sich nicht gerne anfassen und<br />
braucht Zeit, um Vertrauen zu fassen.<br />
Schwierige Voraussetzungen für eine<br />
Vermittlung, nicht jedoch für die 5.<br />
Klasse <strong>der</strong> KGS. Sie wählt gerade Eddy<br />
aus, weil sie nicht verstehen kann, dass<br />
niemand dem Rüden eine Chance auf<br />
ein neues Leben gibt. Doch die aufgeklärten<br />
Schüler bleiben nicht beim Mitleid;<br />
sie wissen genau, wer die Schuld<br />
für die übervollen Tierheime trägt.<br />
Die Menschen, sagen sie einstimmig zu<br />
Stefan Kirchhoff und Anke Mory. Und<br />
während Pongo schnell zum Klassenstar<br />
wird und seine Vor<strong>der</strong>pfoten<br />
auf die Schultische legt, lassen<br />
sich <strong>der</strong> Tierheimleiter und die<br />
Pongo<br />
Geschäftsstellenleiterin von den sehr<br />
erwachsenen Ansichten <strong>der</strong> Mädchen<br />
und Jungen hinsichtlich einer verantwortungsvollen<br />
Tierhaltung überraschen.<br />
Sie sind überzeugt, dass die Tierheime<br />
deswegen so voll sind, weil <strong>Tiere</strong> trotz<br />
aller Aufklärung nach wie vor ohne<br />
nachzudenken angeschafft werden.<br />
Die wenigsten Menschen, erklären sie,<br />
wüssten, wie viel Zeit und Arbeit die<br />
Haltung eines <strong>Tiere</strong>s bedeute.<br />
Erstaunlicherweise beurteilen die Schüler<br />
Menschen, die Tierheimtiere aufnehmen,<br />
kaum besser als an<strong>der</strong>e<br />
Tierbesitzer. Sie hielten sich für<br />
große Tierschützer und würden<br />
sich doch im Ernstfall schnell wie<strong>der</strong><br />
von ihrem Tier trennen, so ihre<br />
Einschätzung.<br />
Glücklicherweise hat <strong>der</strong> bmt in diesem<br />
Fall an<strong>der</strong>e, gute Erfahrungen<br />
gemacht: Die meisten Vermittlungen<br />
sind positiv und dauerhaft.<br />
Der Dalmatiner ist 2004 geboren, im Tierheim abgegeben<br />
und vermittelt worden. Lei<strong>der</strong> brachten ihn seine neuen Besitzer<br />
2008 ins Tierheim zurück. Der Grund war die überaus<br />
enge Bindung an seine Bezugsperson. Durch die erneute<br />
Trennung hat sich dieser Wesenszug, <strong>der</strong> sich bis zur ausschließlichen<br />
Fixierung auf seinen Menschen steigern kann,<br />
noch verschärft. Pongo, gelehrig, gehorsam, verträglich,<br />
sucht einen Menschen, <strong>der</strong> seine Anhänglichkeit schätzt und<br />
in sein Leben integrieren kann.
eunde<br />
SCHWER VERMITTELBARE TIERHEIMHUNDE<br />
WAS AUS UNSEREM TITELHUND 4/2009 WURDE<br />
Shadow hat das große Los gezogen<br />
TH ARCHE N OAH<br />
Als "Traumhund mit kleinen Handicaps" hatten wir Shadow in <strong>der</strong> vergangenen Ausgabe vorgestellt.<br />
Der 2 Jahre alte Bor<strong>der</strong> Colliemischling hat Epilepsie, die durch Medikamente in<br />
Schach gehalten wird. Wenn <strong>der</strong> Rüde - sehr selten - Anfälle bekam, dann allerdings mit ausgeprägter<br />
Heftigkeit. Sein temperamentvolles Verhalten, er drängte an <strong>der</strong> Leine zu an<strong>der</strong>en<br />
Hunden und for<strong>der</strong>te auch Katzen vehement zum Spiel heraus, schien zusätzlich die Aussichten für eine Vermittlung zu erschweren.<br />
Abgegeben wurde er von einer Familie, die laut Aussagen von Nachbarn rigide mit dem Tier umgegangen war.<br />
Schläge und harte Worte waren vermutlich auch ein Grund, weshalb <strong>der</strong> sensible Junghund in seinem früheren Zuhause regelmäßig<br />
unter Epilepsieanfällen litt.<br />
Die Architektin Bärbel Ebeling liest sich die Beschreibung zu Shadow auf <strong>der</strong> homepage des Tierheims durch - und fühlt sich<br />
sofort hinzugezogen zu dem blauschwarz-glänzenden Bor<strong>der</strong> Collie mit den<br />
sanften Augen. Die erste Kontaktaufnahme zu Shadow verläuft positiv, doch alleine<br />
kann die 45jährige die Entscheidung nicht treffen. Sie muss sich mit Don<br />
beraten…<br />
Ihr selbstbewusster Terrier hatte vor Jahren schon einmal erfolgreich eine Vergrößerung<br />
des Rudels verhin<strong>der</strong>t. Doch inzwischen ist <strong>der</strong> 5 Jahre alte Hund kastriert,<br />
hat souverän die Vergesellschaftung mit zwei jungen Katzen hingenommen<br />
und scheint sozialverträglich genug zu sein, um einen weiteren Rüden im<br />
Haus zu dulden.<br />
Im Freilauf des Tierheims begegnen sich Don und Shadow mit freundlichem<br />
Interesse, und auch <strong>gegen</strong> einen Probebesuch zu Hause hat <strong>der</strong> Terrier nichts<br />
einzuwenden. Bärbel Ebeling ist glücklich; seit drei Jahren denkt sie daran, ih-<br />
rem Terrier einen Gefährten an die Seite zu geben, weil sie <strong>der</strong> Auffassung ist, dass Hunde den Kontakt zu Artgenossen, unabhängig<br />
von einer guten Mensch-Tier-Beziehung, zu ihrem Wohlbefinden und dem Ausleben arteigener Bedürfnisse brauchen.<br />
Für Shadow beginnt mit dem Tag des Auszugs aus <strong>der</strong> Arche Noah ein glückliches Leben: Sieben Hektar Land umfasst sein<br />
neues Zuhause bei Ottersberg. Katzen, Schafe, Hühner und Bärbel Ebelings Vater bewohnen mit <strong>der</strong> - auf ökologischen Hausbau<br />
spezialisierten - Architektin den alten Bauernhof, <strong>der</strong> schon seit fünfter Generation in <strong>der</strong> Familie ist.<br />
Das Haus strahlt Ruhe aus, hinter seinen Fenstern erstreckt sich die nie<strong>der</strong>sächsische Weite bis zum Horizont. Eine wohltuende<br />
Stille, die nach und nach auch Shadows inneren Frieden wie<strong>der</strong> festigt. Der Rüde hat bislang keinen Anfall erlitten; er wirkt<br />
ausgeglichen und sicher im Umgang mit seiner neuen Bezugsperson, lässt kaum die Augen von <strong>der</strong> Frau, die<br />
ihm eine Welt eröffnet hat, die er bislang nicht kannte: Eine Welt <strong>der</strong> Achtung und des Respekts.<br />
Shadows alte Familie hat inzwischen einen neuen Hund.<br />
Eddy<br />
Bärbel Ebeling und Shadow<br />
verstehen sich sehr gut.<br />
Text: Claudia Lotz<br />
Fotos: Stefan Kirchhoff, Claudia Lotz<br />
Der wesensstarke Eddy hat den Großteil seines Lebens im Tierheim verbracht -<br />
doch kein Hund sollte im Tierheim seinen Lebensmittelpunkt sehen müssen.<br />
Eddy, 2000 geboren, hat mittlerweile fast sieben Jahre in <strong>der</strong><br />
Arche Noah verbracht. Der Kurzhaar Collie-Sennenhundrüde<br />
ist kein Hund, <strong>der</strong> sofort auf Menschen zugeht. Er beobachtet,<br />
wartet ab und schätzt sein Gegenüber ein, bis<br />
er Vertrauen aufbaut. Eddy ist ein wun<strong>der</strong>barer Begleiter,<br />
wenn auf beiden Seiten die Chemie stimmt.<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
29
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
30<br />
F RANZISKUS TH<br />
Immer mehr Kaninchen &<br />
FRANK WEBER, LEITER FRANZISKUS TH: “TIERE<br />
Sie werden bei brüten<strong>der</strong> Sommerhitze auf dem Autobahnparkplatz ausgesetzt,<br />
stehen bei klirren<strong>der</strong> Kälte nachts vor dem Tierheimtor o<strong>der</strong> werden im luftdicht<br />
verschlossenen Pappkarton entsorgt. Mal findet man sie in einem Käfig im Wald, mal neben <strong>der</strong> Mülltonne,<br />
o<strong>der</strong> man wirft sie in den Hundeauslauf über den Zaun. Jedes<br />
Jahr nimmt die Zahl <strong>der</strong> von unseren Tierheimen versorgten<br />
Kleintiere erschreckend konstant zu. Täglich werden<br />
Dutzende von gefundenen Kaninchen, Meerschweinchen<br />
und sonstigen Nagetieren vom bmt<br />
aufgenommen. Dazu kommen die privaten Abgabetiere,<br />
die dringend ein neues Zuhause suchen.<br />
"Die Flut <strong>der</strong> Nager nimmt kein Ende, unser Kleintierbereich<br />
ist praktisch das ganze Jahr über bis auf<br />
den letzten Platz belegt", berichtet Frank Weber, Leiter<br />
des Franziskus Tierheims in Hamburg. "Und es ist<br />
kein Ende in Sicht. Dabei funktioniert die Vermittlung<br />
<strong>der</strong> Nager bei uns sehr gut. Pro<br />
Jahr finden über 300 ein<br />
gutes neues Zuhause.<br />
Und wir sind eines <strong>der</strong> kleineren Tierheime des bmt."<br />
Diese große Anzahl von <strong>Tiere</strong>n sachkundig zu betreuen, stellt höchste Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an die Mitarbeiter und ist mit entsprechend hohen Kosten verbunden. "Die Kleintiere<br />
sind mittlerweile unser teuerster Posten", erklärt Weber. "Die Käfige werden täglich<br />
gründlich gereinigt, mindestens zwei Personen sind den kompletten Vormittag<br />
alleine damit beschäftigt. Dazu kommen Einstreu und frisches Obst. Und ein paar<br />
Streicheleinheiten müssen ja auch noch drin sein."<br />
Ein zusätzliches Problem ist <strong>der</strong> gesundheitliche Zustand <strong>der</strong> aufgenommenen <strong>Tiere</strong>.<br />
"Der Großteil <strong>der</strong> Kaninchen und Meerschweinchen sind krank. Beson<strong>der</strong>s häufig sind Ungezieferbefall,<br />
Zahnfehlstellungen und Mangelerscheinungen", erklärt <strong>der</strong> Tierheimleiter. Der<br />
Aufwand, den es verursacht, die Kleintiere gewissenhaft tierärztlich zu versorgen, ist immens. "Unsere Ärzte können sich über<br />
Langeweile nicht gerade beschweren. Und b<strong>ev</strong>or wir unsere Kleinsten vermitteln können, müssen natürlich alle männlichen<br />
<strong>Tiere</strong> kastriert werden."<br />
Die Nachsorge für die behandelten <strong>Tiere</strong> ist zeitaufwändig und muss mit großer<br />
Sorgfalt erfolgen. Oft dauert es mehrere Wochen<br />
intensiver Pflege, bis sich ein<br />
Tier soweit erholt hat, dass es in gute<br />
Hände weitervermittelt werden<br />
kann.<br />
"Die Schutzgebühren stehen da natürlich<br />
in keinem Verhältnis zum<br />
Aufwand", so Weber. "Die Kosten<br />
würde kein Interessent bezahlen.<br />
In erster Linie ist es ja auch unsere<br />
Wenn Sie unsere Kleintiere besuchen möchten, freuen wir uns sehr. Infos unter www.franziskustierheim.de
Co im Tierheim<br />
SIND KEIN WOHLSTANDSMÜLL”<br />
Aufgabe, die uns anvertrauten <strong>Tiere</strong> bestmöglich zu versorgen. Für unsere<br />
Tierheime wird das allerdings zunehmend zu einer sehr großen Belastung.<br />
Zumal die Bereitschaft, für Hunde und Katzen zu spenden<br />
einfach größer ist als die Spendenbereitschaft bei den Kleintieren."<br />
Für den verantwortungslosen Umgang<br />
mit den Kleinsten unter unseren<br />
Hausgenossen spielen mehrere<br />
Faktoren eine Rolle. "Das<br />
massivste Problem sind sicherlich<br />
die so genannten<br />
Spontankäufe",<br />
weiß <strong>der</strong> Tierheimleiter.<br />
"Die Nager sind ja<br />
ausgesprochen niedlich<br />
und kosten nicht<br />
viel in <strong>der</strong> Anschaffung.<br />
Da geben gestresste Eltern<br />
schneller dem Drängeln<br />
<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> nach als dem Wunsch<br />
nach Hund o<strong>der</strong> Katze. Die hohen Ansprüche, die eine artgerechte Haltung<br />
<strong>der</strong> possierlichen Nager an den Besitzer stellt, bemerkt man erst<br />
hinterher, wenn überhaupt...Die Kosten für den Unterhalt werden meistens<br />
unterschätzt. Und wenn die Kin<strong>der</strong><br />
dann noch das Interesse an<br />
den <strong>Tiere</strong>n verlieren, schiebt<br />
man sie ins Tierheim ab<br />
o<strong>der</strong> entsorgt sie eben einfach<br />
neben <strong>der</strong> Mülltonne..."<br />
"Wer sich ein Tier anschafft,<br />
muss sich darüber<br />
im Klaren sein, dass<br />
er die Verantwortung für<br />
das Leben des <strong>Tiere</strong>s für<br />
mehrere Jahre übernimmt. Gleichzeitig muss man sich über die Anfor<strong>der</strong>ungen,<br />
die an den Halter gestellt werden, gewissenhaft informieren",<br />
rät Frank Weber. "Das Tierheim ist da <strong>der</strong> definitiv beste Ort, um sich nach<br />
einem geeigneten Familienzuwachs umzuschauen. Denn hier gibt es<br />
possierliche Hausgenossen und eine kompetente und umfassende Beratung.<br />
Wenn man die in Anspruch genommen hat, weiß<br />
man ganz genau, dass <strong>Tiere</strong> kein "Wohlstandsmüll" sind,<br />
son<strong>der</strong>n Familienmitglie<strong>der</strong>, die auf unsere verantwortungsvolle<br />
Fürsorge angewiesen sind.<br />
Fotos: Debra Bardowicks,<br />
www.animal-photography.de<br />
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Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong><br />
31
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
32<br />
T IERHEIM H AGE<br />
Große Liebe<br />
auf acht Pfoten<br />
Jack und Laika werden nur<br />
gemeinsam vermittelt!<br />
Noch nie, sagen die Mitarbeiter des Tierheims Hage,<br />
hätten sie zwei Hunde erlebt, die in solch inniger Zuneigung<br />
aneinan<strong>der</strong> hängen würden. Wird <strong>der</strong> eine<br />
aus dem Zwinger geholt, ist die an<strong>der</strong>e untröstlich,<br />
muss sie ihn kurz verlassen, findet er keine Ruhe<br />
mehr. "Jack und Laika", sagt Hundepfleger Udo Meyer,<br />
"brauchen sich für ihre persönliche Entwicklung,<br />
und wir respektieren diese außergewöhnliche Zuneigung<br />
selbstverständlich."<br />
Es ist schon erstaunlich, dass die Hunde erst ihre lange Reise<br />
von Rumänien nach Deutschland antreten mussten, um sich<br />
in <strong>der</strong> kleinen, ostfriesischen Stadt am Deich zu begegnen.<br />
Als Laika, damals 3,5 Jahre alt, im Tierheim Hage ankommt,<br />
ist sie scheu und zurückhaltend, eine nicht untypische Reaktion<br />
von Straßenhunden auf ihr neues Umfeld. Um ihr etwas<br />
mehr Sicherheit zu vermitteln, wird die Hündin in den Zwinger<br />
des vier Jahre älteren Jack gesetzt.<br />
Ob es daran liegt, dass sich Laika und Jack sofort als "Rumänen"<br />
mit ähnlichem Erfahrungshintergrund erkennen o<strong>der</strong><br />
einfach nur an spontaner Sympathie bleibt das Geheimnis <strong>der</strong><br />
Beiden. Tatsache ist, dass sie nach <strong>der</strong> ersten Kontaktaufnahme<br />
beschlossen, <strong>der</strong> Welt deutlich zu machen: Wir gehören<br />
ab jetzt zusammen.<br />
Und so erlebt das Tierheimteam die Osteuropäer nur im Dop-<br />
Sehr kin<strong>der</strong>liebes Geschwisterpaar<br />
pelpack: Wenn Jack frisst, hat auch Laika Hunger, und wenn<br />
die Hündin schläft, wacht <strong>der</strong> Rüde an ihrer Seite. Spaziergänge<br />
sind nur schön, wenn man nebeneinan<strong>der</strong> laufen darf,<br />
und neue Menschen werden erst dann freundlich begrüßt,<br />
wenn sie ihre Zuneigung gleichmäßig auf Beide verteilen.<br />
Laika ist inzwischen, dank Jacks Vermittlung zur Spezies<br />
Mensch, zutraulicher geworden und genießt langsam die gut<br />
gemeinten Streicheleinheiten. Beide <strong>Tiere</strong> sind leinenführig,<br />
hören gut und sind sich einig, dass Katzen nicht unbedingt in<br />
ihrem neuen Zuhause wohnen sollten.<br />
Möglicherweise hat <strong>der</strong> Rüde schlechte Erfahrungen mit Kin<strong>der</strong>n<br />
gemacht, darum wäre eine Familie mit Jugendlichen (ab<br />
12 Jahre) wünschenswert. Das Tierheim Hage gibt die liebenswerten<br />
freundlichen Hunde nur gemeinsam ab und würde<br />
eine Haltung im Haus mit Garten begrüßen.<br />
Die Geschwister (ca. 1 Jahr) waren schon einmal<br />
vermittelt und kamen aufgrund einer Katzenhaarallergie<br />
des Kindes ins Tierheim zurück. Geblieben<br />
aus dieser kurzen glücklichen Familienzeit ist den<br />
beiden Europäischen Kurzhaarkatzen die Begeisterung<br />
für Kin<strong>der</strong>. Miss und Marple spielen sehr gerne,<br />
sind völlig verträglich mit Artgenossen und reine<br />
Wohnungskatzen. Die beiden <strong>Tiere</strong> sind lieb,<br />
verschmust und zutraulich und waren noch keine<br />
Sekunde ihres Lebens getrennt - und das soll auch<br />
so bleiben. Die Geschwister werden nur gemeinsam<br />
vermittelt. Miss Marple<br />
Text: Claudia Lotz, Fotos: Ursula Sottmeier
Kontakt für diese <strong>Tiere</strong>: Tierheim Hage, Tel: (04938) 4 25<br />
Auch diese <strong>Tiere</strong> suchen ein schönes Zuhause!<br />
Die hübsche Corgimischlingshündin ist intelligent, hört sehr gut und läuft vorbildlich an <strong>der</strong> Leine.<br />
Ebenso perfekt erfüllt sie auch ihre Aufgabe als Wachhündin: Sobald Fremde im Haus sind,<br />
zeigt sie ihre spitzen Zähne.<br />
Wer die fünf Jahre alte Hündin zu sich nimmt,<br />
sollte sich mit ihrem Beschützerinstinkt auseinan<strong>der</strong>setzen<br />
und gegebenenfalls eine<br />
Hundeschule besuchen.<br />
Übrigens beschränkt sich ihr Territorialverhalten<br />
nur auf die eigenen vier Wände, draußen<br />
ist sie ein fast toleranter (bedingt sozialverträglicher)<br />
Hund.<br />
Nana, die Wachsame<br />
Die Deutsche-Bracke-Mischlingshündin ist<br />
noch ein wenig scheu und lässt sich nicht so<br />
gerne anfassen. Bei fremden Menschen reagiert<br />
sie ängstlich bis abwehrend. Die 2,5jährige<br />
braucht Zeit, um Zutrauen zu fassen, und<br />
so rät das Tierheim Interessenten, mindestens<br />
drei bis vier Wochen regelmäßig zu kommen,<br />
um mit <strong>der</strong> Hündin zu arbeiten und sich ihr<br />
Vertrauen zu erwerben. Die sozialverträgliche<br />
Bibi legt nur dann ihre Zurückhaltung ab,<br />
wenn sie große Rüden sieht: Ihnen schenkt<br />
sie, ohne Wenn und Aber, ihr Herz.<br />
Bibi, die Schwärmerin<br />
Der Perserkater wurde im Dezember 2008 draußen aufgefunden. Er ist<br />
ein typischer Einzelgänger, wie Katzenpflegerin Melanie Kalleit beobachtet<br />
hat, <strong>der</strong> sich eng an<br />
seine Bezugspersonen<br />
anschließt. Percy schätzt<br />
das tägliche Bürsten<br />
nicht, braucht es aber für<br />
seine notwendige Fellpflege.<br />
Der Kater, dessen<br />
Alter auf ca. 8-9 Jahre<br />
geschätzt wird, ist ein<br />
charmanter Dickschädel,<br />
er tut nur, was ihm gefällt.<br />
Percy ist gesund, verschmust<br />
und unproblematisch<br />
im Umgang.<br />
Percy, <strong>der</strong><br />
Dickschädel<br />
T IERE IN N OT<br />
Duke, <strong>der</strong> "Unsichtbare"<br />
Der 5jährige Rüde macht sich gerne "unsichtbar",<br />
darum wird er von Besuchern schnell<br />
übersehen. Duke ist schüchtern, sehr lieb, sozialverträglich<br />
und lässt sich gerne etwas beibringen.<br />
Der sanfte Hund neigt ein wenig zur<br />
Passivität: Wenn Interessenten an seinen Zwinger<br />
treten, bleibt er liegen, als wolle er nicht auffallen.<br />
Ebenso würde er von sich aus nicht zum<br />
Spazierengehen o<strong>der</strong> Spielen animieren, ist er<br />
jedoch soweit in Stimmung gebracht, macht<br />
ihm jede Aktivität Freude und er wird zum ausdauernden,<br />
starken Begleiter.<br />
Anzeige<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
33
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
34<br />
T IERHEIM E LISABETHENHOF<br />
GROSSE<br />
SPENDENBEREITSCHAFT<br />
TROTZ<br />
WIRTSCHAFTSKRISE<br />
Schüler spenden für den Tierschutz<br />
Für den bmt ist es immer eine beson<strong>der</strong>e Freude, wenn Schüler sich für <strong>Tiere</strong> interessieren und aus Überzeugung<br />
die Tierschutzarbeit des Vereins unterstützen. Für das Tierheim Elisabethenhof haben sich in den<br />
letzten Monaten viele Schüler stark gemacht und <strong>Tiere</strong>n mit ihren Spenden geholfen. Mike Ruckelshaus war<br />
begeistert von dem Engagement und dem Ideenreichtum <strong>der</strong> jungen Tierschützer: "Gerade im Hinblick auf<br />
die Wirtschaftskrise, <strong>der</strong>en Auswirkungen wir sicher noch lange spüren werden", sagte <strong>der</strong> Geschäftsstellenleiter,<br />
"ist die Hilfe <strong>der</strong> Schüler noch bewun<strong>der</strong>nswerter."<br />
Die Mädchen und Jungen <strong>der</strong> Maria-Sibylla-Merian-Schule<br />
in Ortenberg hatten bei einem Sponsorenlauf 2400 Euro gesammelt.<br />
Den Erlös übergaben sie stolz Geschäftsstellenleiter<br />
Mike Ruckelshaus. Auch die Gesamtschule Ge<strong>der</strong>n und<br />
die umliegendenGrundschulenveranstalteten<br />
einen Lauf<br />
zugunsten des<br />
Tierheims und<br />
spendeten den<br />
Erlös von 500<br />
Euro an den Elisabethenhof.<br />
Tierheimleiter C. Werner, Mike<br />
Ruckelshaus, Regine Sinner, ehem.<br />
Lehrerin <strong>der</strong> Gesamtschule Ge<strong>der</strong>n<br />
Die Schüler <strong>der</strong> Maria-Sibylla-Merian-Schule in Ortenberg<br />
mit ihren Lehrerinnen und Mike Ruckelshaus<br />
Ein großes Herz<br />
für <strong>Tiere</strong> zeigten<br />
auch Viertklässler<br />
<strong>der</strong> Grund-<br />
In <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung des Jugendtierschutzes sieht <strong>der</strong> <strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong><br />
<strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e. V. (bmt) ein elementares Ziel seiner<br />
Arbeit. Seit 1994 hat <strong>der</strong> bmt eigene Tierschutzlehrer, die<br />
auf Wunsch Schulen besuchen und Tierschutzunterricht abhalten.<br />
Für Grundschulklassen hat <strong>der</strong> bmt altersgerechtes<br />
Unterrichtsmaterial entwickelt.<br />
Darüber hinaus vergibt <strong>der</strong> bmt jedes Jahr den Jugendtierschutz-Preis<br />
<strong>der</strong> Ehepaar-Quade-Stiftung. Die Stiftung aus<br />
Darmstadt will mit dieser Auszeichnung Kin<strong>der</strong> und Jugendliche<br />
ehren, die sich in herausragen<strong>der</strong> und vorbildlicher<br />
Weise für <strong>Tiere</strong> und den Tierschutzgedanken einsetzen. Die<br />
Preisverleihung findet alljährlich im bmt-Tierheim Elisabe-<br />
schule am Heideweg in Kassel. Die Schüler <strong>der</strong> Klasse 4c organisierten<br />
im Rahmen ihres Schulfestes einen Flohmarkt mit<br />
Kin<strong>der</strong>artikeln. Die Einnahmen in Höhe von 320 Euro kamen<br />
dem Tierheim Wau-Mau-Insel in Kassel zugute.<br />
"Haben Hunde Rechte?" Diese Frage stand im Mittelpunkt einer<br />
Projektwoche, die von <strong>der</strong> Waldschule im mittelhessischen<br />
Daubringen durchgeführt wurde. Am Ende <strong>der</strong> Woche<br />
konzipierten die Mädchen und Jungen zusammen mit einer<br />
Tierärztin und einer Hundetrainerin eine Ausstellung, die<br />
auch im Rathaus gezeigt wurde, und ein Quiz zu diesem Thema.<br />
Dabei konnten die Kin<strong>der</strong> einen Betrag von 100 Euro sammeln,<br />
den sie zweckgebunden für die Gnadenbrothunde des<br />
bmt spendeten. Für das Projekt "Haben Hunde Rechte?" wurde<br />
die Waldschule Daubringen vom Hessischen Umweltministerium<br />
mit dem "Hessischen Schulpreis zum Tierschutz<br />
2009 für herausragende Projektarbeit zum Tierschutz an<br />
Hessischen Schulen" ausgezeichnet.<br />
Text und Fotos: Mike Ruckelshaus<br />
Bewerbung für den Tierschutzpreis <strong>2010</strong>!<br />
HESSISCHE TIERSCHUTZ-STIFTUNG ZEICHNET ENGAGEMENT JUNGER TIERSCHÜTZER AUS<br />
thenhof statt. Gegründet wurde die Stiftung von den inzwischen<br />
lei<strong>der</strong> verstorbenen Eheleuten Lidia und Karl-Heinz<br />
Quade aus Darmstadt-Eberstadt.<br />
Kin<strong>der</strong> und Jugendliche, die sich in beson<strong>der</strong>er Weise für den<br />
Schutz von <strong>Tiere</strong>n engagieren, können sich noch bis zum<br />
31.12.<strong>2010</strong> mit einer kurzen Darstellung ihres Projektes unter<br />
folgen<strong>der</strong> Adresse bewerben:<br />
Tierheim Elisabethenhof<br />
Geschäftsstellenleiter Mike Ruckelshaus<br />
Siedlerstraße 2, 61203 Reichelsheim<br />
mike.ruckelshaus@bmt-tierschutz.de
Fiorella<br />
Kontakt für diese <strong>Tiere</strong>: Tierheim „Elisabethenhof“, Tel: (06035) 59 16<br />
Der bildschöne Schäferhund-Collie-Mischlingsrüde kam 2004 als Junghund<br />
ins Tierheim und wurde auch gleich vermittelt. Lei<strong>der</strong> trennten sich<br />
seine Besitzer und er musste täglich 12 Std. alleine bleiben - ein unhaltbarer<br />
Zustand für den Hund. Im März 2009 kam Spike zurück ins Tierheim.<br />
Er ist ein lieber verschmuster Hund, <strong>der</strong><br />
es beson<strong>der</strong>s mag, gebürstet zu werden.<br />
Der kastrierte Rüde geht gerne<br />
spazieren und fährt auch gut im Auto<br />
mit. Spike ist ein ausgeprägter Familienhund,<br />
<strong>der</strong> allerdings unsicher im<br />
Umgang mit seinen Artgenossen ist und<br />
sich dementsprechend auffallend verhält<br />
("Leinenpöbler"). Da ihm überdies<br />
auch <strong>der</strong> letzte Erziehungsschliff fehlt,<br />
wäre <strong>der</strong> Besuch einer Hundeschule<br />
o<strong>der</strong> die Inanspruchnahme einiger<br />
Übungsstunden sinnvoll. Übrigens<br />
kennt Spike Pferde und könnte sicher<br />
auch ein guter Reitbegleithund werden.<br />
Spike<br />
T IERE IN N OT<br />
Die Mischlingshündin haben wir aus unserem Partnertierheim Brasov übernommen.<br />
Sie ist eine superliebe, ausgeglichene, agile Hündin, die sich sehr<br />
gut mit Artgenossen versteht. Fiorella ist eine souveräne Hündin, die man<br />
überall mit hinnehmen kann (Autofahren ebenfalls problemlos). Die ca. Einjährige<br />
leidet an einem Hornhautödem und muss regelmäßig Augentropfen<br />
bekommen. Die Hündin ist seit einiger Zeit in Behandlung bei einer Augenärztin<br />
und inzwischen sieht man deutlich Erfolge. Das linke Auge wird immer<br />
besser und kann vielleicht fast wie<strong>der</strong> hergestellt werden, das rechte Auge wird<br />
wahrscheinlich schlecht bleiben, hier kann sie nur hell und dunkel unterscheiden.<br />
Doch Fiorella kommt mit ihrer Behin<strong>der</strong>ung sehr gut zurecht; sie<br />
spielt mit an<strong>der</strong>en Hunden und ist voller Lebensfreude und bräuchte eine<br />
ebensolche Familie: fröhlich, unternehmungslustig und unkompliziert.<br />
Lebenslustiger Junghund aus Brasov<br />
"Der Pferdeflüsterer"<br />
Ruben (7) wurde bisher vom Schicksal nicht gerade verwöhnt: Er leidet an<br />
Epilepsie, ist FIV-positiv und hat nur ein Auge. Der Kater ist mit seinen Medikamenten<br />
gut eingestellt und hat im Tierheim keinen Anfall mehr gehabt.<br />
Er ist sehr verschmust und sucht ein Zuhause in einem ruhigen Haushalt.<br />
Ein gesicherter Balkon wäre schön, da er ursprünglich<br />
Freigang gewohnt war, nun durch seine Erkrankung<br />
nicht mehr hinaus darf. Ruben steht stellvertretend<br />
für weitere drei FIV-positive Katzen im Tierheim<br />
Elisabethenhof.<br />
Freddy (11) kam im Oktober 2008 als Fundtier in den Elisabethenhof.<br />
Freddy ist ein lieber, verschmuster Kater. Lei<strong>der</strong><br />
teilt er die Streicheleinheiten nicht gerne mit an<strong>der</strong>en<br />
Katzen und sucht daher ein neues Zuhause als Einzelkater<br />
in einer ruhigen Gegend, weil er gerne spazieren geht.<br />
Freddy leidet an chronischem Durchfall, <strong>der</strong> sich mit Diätfutter<br />
gut unter Kontrolle halten lässt.<br />
Ruben<br />
Zwei freundliche Fundkater mit Handicaps<br />
Der Chinchillabock Karl wurde im Juni 2009 zusammen<br />
mit an<strong>der</strong>en Chinchillas im Wald ausgesetzt.<br />
Die <strong>Tiere</strong> waren alle in einem erbärmlichen<br />
Zustand, total abgemagert und hatten schlimme<br />
Augenentzündungen. Nach mehreren Behandlungen<br />
konnten die Weibchen bereits vermittelt werden.<br />
Karls Augenentzündung ist chronisch und er<br />
muss seine Augentropfen wahrscheinlich dauerhaft<br />
bekommen. Er ist inzwischen kastriert und sucht nur<br />
noch ein endgültiges zu Hause bei Chinchilla-Liebhabern<br />
und natürlich in Gesellschaft. Karl ist durch<br />
seine Behandlung sehr zutraulich und lässt sie brav<br />
über sich ergehen.<br />
Karl<br />
Chincilla Karl: im Wald ausgesetzt<br />
Freddy<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
35
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
36<br />
TH KÖLN-DELLBRÜCK<br />
“Hallo Leute,”<br />
nachdem Frauchen mich<br />
Karn<strong>ev</strong>al zum Gespött aller<br />
Hunde gemacht hat, traue ich mich kaum noch auf die<br />
Straße. "Haha, da kommt Britney Spears", "Na Koko, was hast<br />
Du denn unter Deinem Minirock?", "Bist Du das neue Mitglied<br />
von Brings?" rufen mir die Pudel, Kangals und Doggen<br />
hinterher.<br />
Super, wie soll ich denen erklären, dass es NUR eine Fotomontage<br />
war und ich mir lieber den Schwanz kupieren lasse<br />
als einen karierten Minirock zu tragen?<br />
Naja, jetzt ist dieser Karn<strong>ev</strong>alsspuk auch endlich vorbei. Der<br />
Schnee-Spuk hoffentlich bald auch. Habe schon ganz wunde<br />
Pfoten von den vielen gesalzenen Bürgersteigen.<br />
Der Erfin<strong>der</strong> von Streusalz muss ein Hundehasser gewesen<br />
sein. Seid ihr schon einmal barfuß über<br />
einen eiskalten, gesalzten Boden gelaufen?<br />
Ich kann Euch sagen... das zwiebelt<br />
ganz schön.<br />
“Annie endlich wie<strong>der</strong><br />
im Glück!”<br />
Ansonsten habe ich heute mal nichts zu<br />
meckern. Ganz im Gegenteil: Es gibt<br />
Grund zur Freude, denn zwei unserer<br />
Langzeitbewohner durften in den letzten<br />
Tagen ihre Köfferchen packen. Eine davon<br />
ist Annie. Wir hätten nicht mehr wirklich damit gerechnet,<br />
dass die alte Dame nochmal eine Chance bekommt.<br />
Sie hat eine harte Zeit hinter sich. 2007 verstarb zuerst ihr<br />
Herrchen, dann ihr Frauchen. Da sich niemand sonst um sie<br />
kümmern konnte, kam sie zu uns ins Heim. Hier bewohnte<br />
sie, da sie Artgenossen nicht beson<strong>der</strong>s mochte, alleine ei-<br />
Annie im neuen Zuhause<br />
Kokos Inter<br />
VON DER HEIMLICHSTEN MUT<br />
Die Ungarin Koko ist in Köln-Dellbrück bekannt<br />
wie ein bunter Hund. Mit ihrer Internet-Kolumne<br />
hält sie ihre Leser über alle wichtigen (und auch<br />
weniger wichtigen) Dinge, die im Tierheim passieren,<br />
auf dem Laufenden. Nichts entgeht <strong>der</strong><br />
manchmal etwas bissigen Terrier-Dame, und das<br />
ist auch gut so.<br />
Momentan pflegt sie ihre Streusalz-geplagten<br />
Pfoten und freut sich über zwei gelungene Ver-<br />
mittlungen…<br />
“Typischer Fall von seelischer Grausamkeit:<br />
Frauchens Fotomontage<br />
von mir zum Karn<strong>ev</strong>al”<br />
nen Zwinger, und man konnte zusehen,<br />
wie sie immer trauriger wurde.<br />
Einzig die täglichen Spaziergänge mit<br />
ihrer ehrenamtlichen Gassigängerin<br />
heiterten sie für ein paar Stunden auf.<br />
Und nun hat sich das Rad des Schicksals<br />
tatsächlich nochmal für sie gedreht, denn Annie<br />
ist ausgezogen. Ich habe aus meinem Bürofenster<br />
gesehen, wie sie von netten Leuten abgeholt<br />
wurde. Sie soll jetzt in einem schönen Haus mitten im Wald<br />
wohnen. Bestimmt gibt es dort auch ein gemütliches Sofa für<br />
die gute Annie. Ich drücke ihr alle vier Pfoten, dass sie dort<br />
noch ein paar schöne Jahre haben wird.<br />
“Auch Käthe hat eine<br />
neue Familie”<br />
Der zweite Kracher ist die gute Käthe, die<br />
"heimlichste Mutter aller Zeiten". 2007<br />
hat sie, ohne uns vorher darüber zu informieren,<br />
in ihrem Körbchen über<br />
Nacht fünf Kangalkin<strong>der</strong> zur Welt gebracht.<br />
Wäre ich damals schon hier gewesen,<br />
hätte ich ihr natürlich mit mütterlichen<br />
Ratschlägen zur Seite gestanden,<br />
aber damals trieb ich noch mein Unwesen<br />
auf den Straßen von Pecs (und das ist, wie Ihr wisst, ein<br />
an<strong>der</strong>es Kapitel).<br />
Wie dem auch sei: Die Welpen waren wohl schnell vermittelt,<br />
die gute Käthe blieb. Und blieb. Bis ein Auftritt bei "<strong>Tiere</strong> suchen<br />
in Zuhause" im Dezember des letzten Jahres ihr Leben<br />
für immer verän<strong>der</strong>n sollte. Ein nettes Ehepaar hatte die Sen-
net-Kolumne<br />
TER ALLER ZEITEN …<br />
Käthe<br />
dung gesehen und war von Käthes traurigem<br />
Schicksal berührt.<br />
Sie kamen vorbei, um Käthe kennen zu lernen<br />
und <strong>der</strong> Funke schien überzuspringen.<br />
Käthe sagte mir nachher, dass sie ganz<br />
überrascht war, denn eigentlich hat sich in<br />
den Jahren nie jemand ernsthaft für sie interessiert.<br />
Die drei gingen oft zusammen spazieren<br />
und irgendwann entschloss man sich, es mit<br />
<strong>der</strong> hübschen Kangaldame zu versuchen. Platz genug<br />
war da, und so zog Käthe an Karn<strong>ev</strong>al ins schöne<br />
Köln-Wid<strong>der</strong>sdorf.<br />
Erste Bil<strong>der</strong> haben uns schon erreicht, alle Beteiligten scheinen<br />
sehr glücklich zu sein und bisher ist niemand gefressen<br />
worden. Käthe ist sehr entspannt und genießt die Nickerchen<br />
auf ihrem neuen großen Kissen.<br />
“... und dann schnell<br />
nochmal zum WDR!”<br />
Damit die Kette <strong>der</strong><br />
glücklichen Vermittlungen<br />
nicht abreißt,<br />
hab ich mir gedacht, ich helfe da mal ein bisschen nach und<br />
melde uns gleich mal für einen weiteren Besuch bei "<strong>Tiere</strong> suchen<br />
ein Zuhause" an. Habe mir unseren Kastenwagen geschnappt,<br />
bin mit wehendem Fell dort vorgefahren und habe<br />
sechs Hunde, drei Katzen, sieben Ratten und zwei<br />
Nymphensittiche abgeladen. Die Vermittlungsgespräche mit<br />
Frau Ludwig habe ich unserem Chef überlassen - Frau Ludwig<br />
streichelt und umarmt ja gerne ihre vierbeinigen Gäste -<br />
und ich wüsste nicht, ob ich da vor laufen<strong>der</strong> Kamera für<br />
mein gutes Benehmen garantieren könnte.<br />
TH KÖLN-DELLBRÜCK<br />
Käthe, ihre "heimlichen" Welpen, und ... ... das neue Zuhause erkundend.<br />
Zu Gast bei ”<strong>Tiere</strong> suchen ein Zuhause” im WDR<br />
Ich werde aber wie<strong>der</strong> den Telefondienst übernehmen - durch<br />
die Leitungen kann ich ja niemanden beißen. Und außerdem:<br />
Wer, außer mir, kennt die Bedürfnisse unserer Bewohner<br />
besser als ich?<br />
Apropos Telefondienst. Gerade rief jemand an, <strong>der</strong> seine beiden<br />
15jährigen Katzen abgeben wollte. Das an<strong>der</strong>e Kölner<br />
Tierheim verweigerte die Annahme mit <strong>der</strong> Begründung, Zitat<br />
Besitzer "…die <strong>Tiere</strong> sind zu alt und somit nicht mehr vermittelbar!".<br />
Ich frage mich, ob die MICH damals<br />
aufgenommen hätten???<br />
So, ich gehe jetzt auf mein Sofa<br />
und komme erst wie<strong>der</strong> herunter,<br />
wenn die Spargelzeit angefangen<br />
hat.<br />
“Eure Koko”<br />
Die Firma Bobbywear verkauft Koko-Motiv-T-Shirts mit<br />
Swarovskisteinen. Von jedem verkauften Shirt bekommt<br />
das Tierheim Köln-Dellbrück 5 Euro.<br />
Die Charityaktion läuft noch bis Juli <strong>2010</strong>.<br />
www.bobbywear.de/charity.html<br />
Text: Sylvia Hemmerling<br />
37
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
38<br />
HAUPTGESCHÄFTSSTELLE<br />
Viktor-Scheffel-Straße 15<br />
80803 München<br />
Tel. (089) 38 39 52-0, Fax (089) 38 39 52-23<br />
VORSTAND<br />
1. <strong>Bund</strong>esvorsitzen<strong>der</strong>:<br />
Dr. Jörg Styrie<br />
Alt-Heiligensee 42, 13503 Berlin<br />
Tel. (030) 43 65 58 63, Fax (030) 43 65 58 65<br />
2. <strong>Bund</strong>esvorsitzende:<br />
Petra Zipp, Tierschutzzentrum Pfullingen<br />
Gönninger Straße 201, 72793 Pfullingen<br />
Tel. (07121) 820 17 -23, Fax (07121) 820 17 -18<br />
<strong>Bund</strong>esschatzmeister:<br />
Bernd Stephan, Kaiser-Friedrich-Promenade 82<br />
61348 Bad Homburg<br />
Tel. (06172) 138 80 26, Fax (06172) 23 691<br />
<strong>Bund</strong>esschriftführerin:<br />
Karin Stumpf, Am Heiligenhäuschen 2, 50859 Köln,<br />
Tel. (0221) 950 51 55, Fax (0221) 950 51 57<br />
LANDESVERBÄNDE<br />
B UND GEGEN M ISSBRAUCH DER T IERE<br />
MIT 10 GESCHÄFTSSTELLEN , 8 TIERHEIMEN UND EINEM TIERSCHUTZZENTRUM<br />
LV Baden-Württemberg (www.tierschutz-bmt-bw.de)<br />
Tierschutzzentrum Pfullingen<br />
Leiter: Dr. Uwe Wagner<br />
Leiterin (TH): Petra Zipp<br />
Gönninger Straße 201, 72793 Pfullingen<br />
Tel. (07121) 820 17 -0, Fax (07121) 820 17 -18<br />
Kreissparkasse Reutlingen Kto. 75 7889 (BLZ 640 500 00)<br />
LV Bayern (www.bmt-bayern.de)<br />
Leiterin: Ewa Gara<br />
Viktor-Scheffel-Straße 15, 80803 München<br />
Tel. (089) 38 39 52-13, Fax (089) 38 39 52-23<br />
Postbank München Kto. 142 20-802 (BLZ 700 100 80)<br />
LV Berlin (www.tierschutz-bmt-berlin.de)<br />
Leiter: Dr. Jörg Styrie<br />
Alt-Heiligensee 42, 13503 Berlin<br />
Tel. (030) 43 65 58 63, Fax (030) 43 65 58 65<br />
Postbank Berlin Kto. 9603-107 (BLZ 100 100 10)<br />
LV Hamburg / Schl.-Holstein (www.franziskustierheim.de)<br />
Geschäftsstelle: Tel. (040) 55 49 28-34, Fax -32<br />
„Franziskus-Tierheim“, Tel. (040) 55 49 28 37<br />
Leiter (TH): Frank Weber<br />
Lokstedter Grenzstraße 7, 22527 Hamburg<br />
Haspa Kto. 1049220799 (BLZ 200 505 50)<br />
LV Hessen / Rheinland-Pfalz / Saarland<br />
1. Geschäftsstelle u. Tierheim „Elisabethenhof“<br />
(www.tierheim-elisabethenhof.de)<br />
Leiter (Gst.): Mike Ruckelshaus, Tel. (06035) 96 11 11<br />
Leiter (TH): Christian Werner<br />
“Elisabethenhof”, Siedlerstraße 2, 61203 Reichelsheim<br />
Tel. (06035) 59 16, Fax (06035) 96 11 18<br />
Frankfurter Sparkasse Kto. 5975 (BLZ 500 502 01)<br />
2. Tierheim „Wau-Mau-Insel“ (www.wau-mau-insel.de)<br />
Leiterin (Gst.): Petra Hollstein<br />
Leiter (TH): Karsten Plücker<br />
Schenkebier Stanne 20, 34128 Kassel<br />
Tel. (0561) 86 15 680, Fax (0561) 86 15 681<br />
Kasseler Sparkasse Kto. 70 700 (BLZ 520 503 53)<br />
AUSLANDSTIERSCHUTZ<br />
Koordination im Tierschutzzentrum Pfullingen<br />
Son<strong>der</strong>konto Ausland:<br />
Rumänien und Ungarn<br />
Frankfurter Sparkasse Kto. 847 275 (BLZ 500 502 01)<br />
LV Nie<strong>der</strong>sachsen<br />
1. Geschäftsstelle u. Tierheim „Arche Noah“<br />
(www.tierheim-arche-noah.de)<br />
Leiterin (Gst): Anke Mory; Tel. (0170) 632 52 40<br />
Leiter (TH): Stefan Kirchhoff,<br />
Rodendamm 10, 28816 Stuhr/Brinkum<br />
Tel. (0421) 890171, Fax 80 90 553<br />
Kreissparkasse Syke Kto. 113 000 29 57 (BLZ 291 517 00)<br />
2. “Katzenhaus Luttertal“, (www.katzenhaus-luttertal.de)<br />
Luttertal 79, 37075 Göttingen<br />
Leiterin: Monika Bossmann, Tel. (0551) 2 28 32<br />
Postbank Hannover Kto. 732 223 06 (BLZ 250 100 30)<br />
Mitglie<strong>der</strong>- und Spendenverwaltung durch das<br />
Tierheim „Wau-Mau-Insel“ Kassel<br />
3. Geschäftsstelle Norden<br />
Leiter: Dieter Kuhn und Ursula Sottmeier<br />
Nordbuscherweg 17, 26553 Dornum<br />
Tel. (04933) 99 28 24, Fax (04933) 99 28 26<br />
Tierheim Hage (www.tierheim-hage.de)<br />
Hagermarscher Str. 11, 26524 Hage<br />
Tel. (04938) 4 25, Fax (04938) 91 49 90<br />
Raiffeisen-Volksbank Fresena e.G. Norden<br />
Kto. 6302020300 (BLZ 283 615 92)<br />
LV NRW<br />
1. Geschäftsstelle u. Tierheim Dellbrück<br />
(www.tierheim-koeln-dellbrueck.de)<br />
Leiterin (Gst): Sylvia Bringmann , Leiter (TH): Bernd Schinzel<br />
Iddelsfel<strong>der</strong> Hardt, 51069 Köln<br />
Tel. (0221) 68 49 26, Fax (0221) 68 18 48<br />
Postbank Köln Kto. 924 02-505 (BLZ 370 100 50)<br />
2. Geschäftsstelle Issum (www.bmt-nrw.de)<br />
Leiterin: Dagmar Weist<br />
Drosselweg 15, 47661 Issum<br />
Tel. (02835) 44 46 97, Fax (02835) 44 46 99<br />
Sparkasse am Nie<strong>der</strong>rhein<br />
Kto. 111 500 2063 (BLZ 354 500 00)<br />
WEITERE ANSCHRIFTEN VON MITARBEITERN:<br />
Mike Ruckelshaus<br />
(mike.ruckelshaus@web.de)<br />
Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
Tel. (06035) 96 11 11, Fax (06035) 96 11 18<br />
Torsten Schmidt<br />
(torsten.schmidt@bmt-tierschutz.de)<br />
Wissenschaftlicher Mitarbeiter, An <strong>der</strong> Kirsebek 3,<br />
24376 Kappeln, Tel. (04642) 922 407, Fax (04642) 922 714<br />
Claudia Lotz (Redakteurin)<br />
(lotzcl@nexgo.de)<br />
Sauerbruchstr. 11, 14109 Berlin,<br />
Tel. (030) 80 58 33 38, Fax (030) 80 58 33 39<br />
Gisela Lichterfeld (Tierschutzlehrerin)<br />
(huglichterfeld@gmx.de)<br />
Kirchhellener Ring 93, 46244 Bottrop-Kirchhellen<br />
Tel. (02045) 23 54<br />
www.bmt-tierschutz.de
NEUES GROSSES<br />
TIERLEXIKON FÜR KINDER<br />
900 <strong>Tiere</strong><br />
in Wort und Bild<br />
352 Seiten, gebunden, 9,95 Euro<br />
Dieses Tierlexikon aus dem compact<br />
Verlag beschreibt die wun<strong>der</strong>bare<br />
Welt <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> von A-Z. Unterhaltsam<br />
und lehrreich werden Lebensweise<br />
und Verhalten <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> kindgerecht<br />
erklärt. Ein Buch zum Nachschlagen<br />
und Schmökern.<br />
- Über 900 <strong>Tiere</strong> mit zahlreichen Bil<strong>der</strong>n<br />
- Infokästen mit Größe, Farbe, Verbreitung und Zugehörigkeit<br />
- Son<strong>der</strong>seiten zu Lebensräumen und Rekorden<br />
- Interviews: u.a. mit Karsten Plücker in seiner Funktion als<br />
Tierheimleiter <strong>der</strong> Wau-Mau-Insel in Kassel<br />
Als großes Extra gibt es ein spannendes Tierquiz - so kann jedes<br />
Kind sein Wissen testen.<br />
Chris Emig<br />
"ICH WERDE NIE ERWACHSEN"<br />
Kater Fiffi erzählt<br />
Triga Verlag<br />
145 Seiten, 11,80 Euro<br />
2007 erschien von <strong>der</strong> Autorin "Ich<br />
heiße Mobbel". Die Geschichten von<br />
Kater Fiffi und seinen acht Freunden<br />
sind die Fortsetzung des früheren<br />
Büchleins, in dem Chris Emig durch<br />
Nie<strong>der</strong>schreiben <strong>der</strong> Erlebnisse von<br />
Mobbel ihre Trauer über den Tod des<br />
<strong>Tiere</strong>s verarbeitet. Kater Fiffis Erzählungen sind, wie das erste<br />
Buch, heiter, liebenswert und sehr gefühlvoll.<br />
"WO DIE FLIEGE HUSTET"<br />
TIERGEDICHTE<br />
VON MARGA RETE<br />
Marga Rete (Jahrgang 1925) hat<br />
diesen kleinen Gedichtband verfasst,<br />
<strong>der</strong> mit beson<strong>der</strong>em Blick<br />
für Details Geschichten aus dem<br />
Tierreich in den Mittelpunkt stellt.<br />
Die Helden <strong>der</strong> Gedichte, die oft<br />
wie Gleichnisse wirken, sind Vögel,<br />
Säugetiere und Insekten - so<br />
gab die Fliege, die fast in <strong>der</strong> Milch ertrunken wäre, dem<br />
Gedichtband seinen Namen.<br />
117 Seiten, Verlag: Books on Demand GmbH,<br />
9,90 Euro.<br />
Z U GUTER L ETZT<br />
"FIWI-BELIBO"<br />
ein Buch von Ute Graesner<br />
Strolche auf vier Pfoten<br />
FiWi-BeLiBo steht für Fips und Wilma, Betsy, Lisa<br />
und Bommel, die Hunde und Hauptpersonen<br />
im Hause Graesner in Monzingen.<br />
Alle Vierbeiner haben eigene Geschichten und<br />
entsprechende Charaktereigenschaften entwickelt,<br />
die das Zusammenleben von Mensch und<br />
Hund Tag für Tag zu einer Mischung aus Glück<br />
und Chaos zugleich werden lassen - und so<br />
wird für Ute und Michael Graesner jede Sekunde<br />
mit ihren Lieblingen zu einem neuen,<br />
spannenden Abenteuer.<br />
Seit vielen Jahren ist das Ehepaar ehrenamtlich<br />
für den bmt-Hunsrück tätig und hat Notfällen<br />
aus dem Tierschutz ein Zuhause geschenkt. Die<br />
Autorin wurde durch ihre Hunde, die ausgesetzt,<br />
abgegeben o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>weitig "entsorgt"<br />
werden sollten, zu den unterhaltsamen Geschichten<br />
inspriert.<br />
Das Buch "FiWi-BeLiBo", 484 Seiten, 16,50 Euro,<br />
Triga Verlag, ist bei <strong>der</strong> Autorin (Telefonnummer<br />
06751-3680) zu beziehen o<strong>der</strong> im<br />
Buchhandel.<br />
Anzeige<br />
39
„Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong>“ – Postvertriebsstück B 13769 – Entgelt bezahlt<br />
<strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e.V.<br />
Als gemeinnützig und beson<strong>der</strong>s för<strong>der</strong>ungswürdig anerkannt<br />
Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar<br />
Hauptgeschäftsstelle: D-80803 München , Viktor-Scheffel-Str.15<br />
Tel. (089) 3839520 Fax (089) 38395223<br />
EINLADUNG ZUR JAHRESHAUPTVERSAMMLUNG DES bmt IN BAD NAUHEIM!<br />
Ich unterstütze den <strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e.V. und<br />
ÜBERREICHT VON:<br />
Der Beirat des bmt<br />
am Sonntag, 20. Juni <strong>2010</strong>,<br />
im Best Western Hotel Rosenau<br />
Steinfurther Straße 1-5, 61231 Bad Nauheim<br />
Hinter Bad Nauheim, Beginn 14.00 Uhr<br />
Tagesordnung:<br />
1. Eröffnung und Begrüßung<br />
2. Feststellung <strong>der</strong> Tagesordnung<br />
3. Tätigkeitsbericht des <strong>Bund</strong>esvorsitzenden<br />
4. Kassenbericht des Schatzmeisters<br />
5. Bericht <strong>der</strong> Rechnungsprüfer<br />
6. Entlastung des Vorstandes<br />
und <strong>der</strong> Geschäftsstellen<br />
7. Vorstellung <strong>der</strong> Projekte des bmt<br />
8. Verschiedenes<br />
Wichtiger Hinweis:<br />
Bitte bringen Sie Ihren Mitgliedsausweis mit!<br />
werde Mitglied zum selbstbestimmten Jahresbeitrag von EUR ......................................................................<br />
(Mindest-Jahresbeitrag: 20 EURO. Mitgliedschaft kann je<strong>der</strong>zeit satzungsgemäß beendet werden.)<br />
Nach Überweisung des Beitrages erhalten Sie Ihre Mitgliedsunterlagen.<br />
spende hiermit EUR ..................................................................................................................................................................<br />
Name:............................................ Vorname:.......................................... Geburtsdatum:..............................................<br />
PLZ und Ort:....................................................... Straße und Hausnr.:............................................................................<br />
Telefon:.............................................................. E-Mail-Adresse:...................................................................................<br />
Beruf:................................................................. Datum:.............................. Unterschrift:.............................................<br />
(Die Spendenkonten finden Sie auf S.34)<br />
Bitte Coupon ausschneiden und frankiert an die Hauptgeschäftsstelle o<strong>der</strong> untenstehende Geschäftsstelle senden.