#WEINanderhelfen – Sich in der Krise solidarisieren
Was tun, wenn die Einnahmen wegbrechen? Wenn der Familienbetrieb binnen weniger Wochen vor dem Aus steht? Mit diesen Fragen sehen sich derzeit viele deutsche Winzer konfrontiert. Zeit zu handeln und zu unterstützen! Das Weinmagazin FINE hat aufgrund der aktuellen Corona-Krise die Initiative für deutsche Winzer ins Leben gerufen. Die Idee: Sich solidarisch zeigen, Wein kaufen, genießen – und die Winzer unterstützen. Das Besondere: Die Weine werden den Winzern direkt abgekauft und sorgen somit für dringend benötigten Umsatz! Die Sonderaugsgabe von FINE zur Aktion samt Vorstellung der teilnehmenden Winzer.
WEINGUT K.F. GROEBE · WEIN-
GUT BÄDER · SEKT & WEIN-
GUT WINTERLING · WEINGUT
PRINZ · WEINGUT NEEF- EMMICH
· HIRSCH.WINE · WEINGÜTER
GEHEIMRAT J. WEGELER · WEIN-
GUT ST. ANTONY · WEINGUT
ALEXANDER GYSLER · WEIN-
GUT JÜRGEN ELLWANGER
· WEINGUT URBAN KAUF-
MANN · WEINGUT PRINZ SALM
#WEINanderHelfen
INITIATIVE FÜR DIE DEUTSCHEN WINZER
WINE-SELECTION.DE
WEIN IST UNSERE LEIDENSCHAFT!
Unser Anspruch
Exklusive Weine für unsere Kunden
Unsere Philosophie
Qualität und Geschmack müssen stimmen
Unsere Garantie
Erfahrene Sommeliers testen jeden Wein und wählen nur die besten für unser
Angebot aus. Damit jeder Kunde bei uns seinen Lieblingswein entdecken
kann. Mit dieser Philosophie bieten wir eine einmalige und konkurrenzlose
Auswahl bester Weine aus aller Welt.
Unser soziales Engagement
Soziales Engagement hat einen hohen Stellenwert bei uns. Deshalb unterstützen
wir gemeinsam mit FINE Das Weinmagazin die deutschen Winzer
in der aktuellen Krise. Wegbrechende Umsätze und fehlende Bestellungen
sind für zahlreiche Winzer inzwischen existenzbedrohend. Wir wollen
betroffenen Winzern aktiv helfen. Auf wine-selection.de können Sie deshalb
herausragende Weine deutscher Winzer kaufen und dabei gutes Tun.
Denn nur gemeinsam sind wir stark! #WEINanderhelfen
Mit unseren Partnerunternehmen fördern wir außerdem unabhängig von
der aktuellen Situation regelmäßig Schulbauprojekte der Reiner-Meutsch-
Stiftung FLY and HELP in Afrika.
WINE
SELECTION
VERLEGER UND HERAUSGEBER
Ralf Frenzel
ralf.frenzel@fine-magazines.de
CHEFREDAKTEURIN
Kristine Bäder
kristine.baeder@fine-magazines.de
ART DIRECTION
Guido Bittner
MITARBEITER DIESER AUSGABE
Till Ehrlich, Ursula Heinzelmann, Sigi
Hiss, Uwe Kauss, Caro Maurer, Rainer
Schäfer, Christian Volbracht
FOTOGRAFEN
Rui Camilo, Alex Habermehl, Christof
Herdt
VERLAG
Tre Torri Verlag GmbH
Sonnenberger Straße 43
65191 Wiesbaden
www.tretorri.de
Geschäftsführer: Ralf Frenzel
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FINE Das Weinmagazin erscheint
vierteljährlich zum Einzelheft-Preis
von € 15,– (D), € 16,90 (A),
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Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht
unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Der
Verlag haftet nicht für unverlangt eingereichte
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sind urheberrechtlich geschützt.
#WEINanderhelfen – sich in der Krise solidarisieren
Was tun, wenn die Einnahmen wegbrechen? Wenn der Familienbetrieb binnen
weniger Wochen vor dem Aus steht? Mit diesen Fragen sehen sich derzeit viele
deutsche Winzer konfrontiert.
Zeit zu handeln und zu unterstützen!
Das Weinmagazin FINE hat aufgrund der aktuellen Corona-Krise die Initiative für
deutsche Winzer ins Leben gerufen. Die Idee: Sich solidarisch zeigen, Wein kaufen,
genießen – und die Winzer unterstützen.
Das Besondere: FINE Das Weinmagazin hat seinen Partnerweingütern die Weine
direkt abgekauft. Damit sorgen wir auch für dringend benötigten Umsatz bei den
Winzern!
Was Sie tun können? Bei unserer Aktion zuschlagen, 5 Flaschen kaufen, eine gratis
dazu bekommen, zuhause genießen, und auch noch Gutes tun. Denn je mehr Weine
verkauft werden, desto mehr Flaschen können wir bei den Winzern nachbestellen
und ihnen so weiter unter die Arme greifen.
Und wie geht’s? Bei unserem Partner www.wine-selection.de können Sie die Weine
ganz einfach bestellen und sich schnell und unkompliziert von uns nachhause liefern
lassen.
Alle Winzer und ihre Weine stellen wir ihnen auf den kommenden Seiten vor! Lassen
Sie sich Lust machen auf tolle Weine von engagierten Winzern.
Wir zählen auf Sie!
INHALT
HANDWERK UND GEDULD Weingut K.F. Groebe | Rheinhessen 4
MUT UND LEBENSFREUDE Weingut Bäder | Rheinhessen 6
FURORE AUF ZWÖLF HEKTAR Sekt & Weingut Winterling | Pfalz 8
VERKANNTE LAGEN Weingut Prinz | Rheingau 10
DIE ZUKUNFT HAT TRADITION Weingut Neef-Emmich | Rheinhessen 12
BLACK IS BEAUTIFUL Hirsch.Wine | Württemberg 14
SEHNSUCHT NACH UNAUFGEREGTEM Weingüter Wegeler | Rheingau 16
WEINE MIT TRINKFLUSS Weingut St. Antony | Rheinhessen 18
BESTÄNDIGKEIT UND WANDEL Weingut Alexander Gysler | Rheinhessen 20
WINZER MIT EXPERIMENTIER-GEN Weingut Ellwanger | Württemberg 22
NEUER STIL IM RHEINGAU Weingut Urban Kaufmann | Rheingau 24
DER ERBE DES FELSENECKS Weingut Prinz Salm | Nahe 26
#WEINanderHelfen
FINE 3
HANDWERK
UND
GEDULD
WEINGUT K.F. GROEBE | RHEINHESSEN
Von TILL EHRLICH Fotos CHRISTOF HERDT
Seine Weine reifen nicht in blitzenden,
sensorengesteuerten Stahltanks, französischen
Barriques oder modischen Amphoren,
sondern in Eichenfässern, die die Zeit geschwärzt
hat, die zum Teil noch von seinem Vater nach dem
Krieg angeschafft wurden. Lange Zeit war diese
Art, die Weine auszubauen, völlig aus der Mode.
Inzwischen gibt es ein Revival. Doch viele Winzer
wissen nicht mehr so richtig, wie das geht, müssen
den klassischen Fassausbau erst wieder lernen. Friedrich
Groebe hat damit nie aufgehört und darin
Meisterschaft erlangt. Dabei geht es im Wesentlichen
darum, den Wein im Fass sehr lange Sur Lie,
auf seiner natürlichen Gärungshefe, zu lassen. Das
erfordert Sauberkeit im Keller und vom Winzer viel
Geduld, Fingerspitzengefühl und Aufmerksamkeit.
Er muss den Wein einerseits in Ruhe reifen lassen,
andererseits ihn ständig kontrollieren und bei Bedarf
schnell reagieren können. Kurz, es geht darum, dem
Wein Zeit zu geben und ihn auf weitgehend natürliche
Weise zu stabilisieren – ohne starke Eingriffe
und High-Tech.
Seine lebendigen Weine entfalten sich über die
Jahre in ungewohnter Stabilität und Raffinesse. Dies
zeigen seine hochkarätigen Gewächse aus den Lagen
Aulerde und Kirchspiel – etwa in Jahrgängen wie
2002 oder 2007, die immer noch taufrisch sind und
im Lauf der Jahre sogar noch schöner und eleganter
geworden sind.
Auch im Weinberg hat man sich vielen Sünden
verweigert, hat nie Herbizide versprüht, weshalb
die Lagen heute über ein gesundes Ökosystem verfügen.
Das trifft auch auf die Weinstilistik zu: Die
Groebes haben nie mit der Tradition großer trockner
Lagenweine gebrochen. So war das Gut zwischen
den 1970er und 1990er Jahren der einzige Betrieb,
der trockne Rieslinge aus dem Kirchspiel erzeugte.
Ein uralter Weinkeller wird bis zum heutigen
Tag für fast die gesamte Weinproduktion genutzt.
Er liegt in fünf Metern Tiefe direkt unter dem
historischen Marktplatz von Westhofen. Wer diesen
fünfhundert Jahre alten Keller betritt, gelangt in
einer Art Zeitmaschine in eine entrückte Welt, die
allein dem Wein zu gehören scheint. Hier stehen
zweiundvierzig alte Holzfässer – das älteste ist von
1890, das jüngste von 1967 –, in denen Friedrich
Groebe, wie schon seine Vorfahren, die gesamte
Ernte ausbaut. Der Keller ist nicht nur Teil seiner
Familiengeschichte, er zwingt den Winzer auch zu
einem technischen Minimalismus, zur handwerklichen
Perfektionierung des Holzfassausbaus. Das
hat natürlich Folgen für die Stilistik seiner Weine,
begründet ihre fragile Schönheit, die erst mit den
Jahren langsam erblüht.
UNBEIRRT VON DEN MODEN DER DEUTSCHEN
WEINSZENE ERZEUGT FRIEDRICH GROEBE IN
WESTHOFEN SEIT JAHRZEHNTEN EINIGE DER
BESTEN UND LANGLEBIGSTEN TROCKNEN
RIESLINGE DEUTSCHLANDS. AM DEUTLICHS-
TEN TRITT DAS IN GROEBES RIESLING AUS DEM
KIRCHSPIEL ZU TAGE: ER HAT DIESE MINERAL-
REICHE FESTIG KEIT UND UNGEZÄHMTE KRAFT,
DIE SICH AUF DER ZUNGE IN HARMONIE UND
FREUNDLICHEN GESCHMACK VERWANDELT,
IN KÜHLEN SAFT UND WARME FÜLLE. UM SO
ZU WERDEN, BRAUCHEN WEIN UND BODEN
VIEL ZEIT. DAS WEISS DER WINZER.
In Jahrtausenden hat sich der harte
Kalkfels zu Erde gewandelt. Der
schwere Kalksteinboden verleiht dem
Großen Gewächs aus dem Westhofener
Kirchspiel, in dem Friedrich Groebes
Vater vor einem halben Jahr hundert die
besten Parzellen erworben hat, seine
mineralreiche Festigkeit.
DIE WEINE – MIT EINEM KLICK DIREKT BESTELLEN
2018 Riesling trocken,
VDP.Gutswein
Selbst der Gutswein kommt aus
besten Lagen: Geprägt von feiner
Frucht und Mineralität und einer
rassigen Würze. Ein Alltagsweine,
der alles andere als alltäglich ist.
2018 Westhofener
Grauburgunder,
VDP.Ortswein
Duftet reif und intensiv nach Birne
und Melone, dazu im Mund mit
eine feinen Cremigkeit vom Hefelager
ausgestattet und im Abgang mit
feiner Würze.
2018 Westhofener
Riesling,
VDP.Aus Ersten Lagen
Schonender Ausbau und viel Zeit
geben dem Wein seine besondere
Art: in der Nase mit expressiver
exotischer Frucht, im Mund mit
Fülle und würziger Eleganz.
4 FINE #WEINanderHelfen
#WEINanderHelfen
FINE 5
Das Wingertshäuschen in der Lage La Roche,
das an die Trulli Apuliens erinnert, wurde 1763
erbaut; in Rheinhessen sind diese Rundhäuser
gar nicht so selten zu finden.
2018 Weißburgunder
trocken
Ein Weißburgunder mit dezent
würziger Note, die gemeinsam mit
dem Geschmack von Birne, Apfel
und einer leichten Kräuteraromatik
für den saftigen Gesamteindruck
sorgt.
perlt!
Ein Perlwein, der hält, was er
verspricht: leicht, fruchtig und
spritzig, eine Komposition aus
Riesling und Cabernet blanc. Eiskalt
serviert genau das richtige für
unkomplizierten Genuss.
Katja Bäders ganz persönliche Weingeschichte beginnt
nicht auf einem Weingut, wenngleich sie sagt (und
dabei lacht), dass sie »aus einer Trinkerfamilie«
stamme: »Winzer, das klang so vielseitig.« Und Geisenheim
war für die geborene Wiesbadenerin so nah, also schrieb sie
sich für Weinbau und Önologie ein. Jens Bäder ist sie dort
schon früh über den Weg gelaufen, man fand sich nett, verlor
sich aus den Augen, traf sich wieder, verliebte sich ineinander
und blieb zusammen. Im väterlichen Betrieb konzentrierte
der sich auf die Produktion von Fasswein, außerdem gehörte
eine Rebschule dazu. So war das auch schon in seiner Kindheit:
»Wenn die anderen ins Schwimmbad durften, musste
ich in den Wingert. Damals hielt ich Winzer nicht für einen
erfüllenden Beruf, sondern für reines Rackern.« Erst als
er sich mit Daniel Wagner vom Weingut Wagner-Stempel
anfreundete, wandelte sich dieser Eindruck. Wein stand
plötzlich »auch für Genuss und Lebensfreude«. Nach dem
Hochschulabschluss gab es daher nur den einen Weg in die
Unabhängigkeit, um die eigenen hohen Ansprüche erfüllen
zu können. Das Ergebnis steht heute auf dem Tisch: Riesling,
Burgundersorten und Sekt, mit schlichten, hübschen
Etiketten, ein klares zweistufiges Sortiment aus Guts- und
Lagenweinen, die einen auf Frische und Frucht ausgelegt,
die anderen auf Komplexität und Ausdruckskraft.
In einem Radius von etwa zehn Kilometern, in der
sogenannten Rheinhessischen Schweiz, liegen die Weinberge,
allesamt bio-zertifiziert. Die Gegend ist eine Ausnahmeerscheinung,
sie gehört zwar offiziell zu Rheinhessen,
trägt aber fast mehr von der benachbarten Nahe-Region in
sich. Zeitzeugen für vulkanische Tätigkeit sind beispielsweise
Böden wie Porphyr oder Melaphyr, oder Sandsteinverwitterungsboden
aus der Zeit des Rotliegenden, der in
Bäders Riesling La Roche mit einer rauchigen Note eine tiefgründige
Reflexion ihres Ursprungs hinterlässt.
Beim Riesling La Roche, beim Frühburgunder aus der
Lage Heiligenpfad sowie beim Spätburgunder aus der Lage
Rotenfels lassen die Bäders die Weine spontan vergären. Auch
wenn die Hefen dabei mal eine Pause einlegen, »dann halten
wir halt die Luft an und hoffen, dass es irgendwann weitergeht«.
Dieses Auf und Ab kann beim La Roche schon mal
bis zu einem Jahr dauern. Bei den Spätburgundern darf ’s
ruhig ein bisschen Holz sein, für die Würze und Struktur.
Bei den Gutsweinen lautet die Zielsetzung hingegen »saftig,
frisch, cremig, bequem, unkompliziert«. Die Kunden wissen
diese Zweigleisigkeit zu schätzen.
DIE WEINE – MIT EINEM KLICK DIREKT BESTELLEN
2016 Grauburgunder
Sekt brut
Ein Jahrgangssekt aus Weinen, in
klassischer Flaschengärung hergestellt.
Schonend gekeltert, neun
Monate Hefelager und immer frisch
degorgiert. Für klare Frische und
eine feine Perlage.
MUT
UND
LEBENSFREUDE
WEINGUT BÄDER | RHEINHESSEN
Von CARO MAURER Fotos ALEX HABERMEHL
DIE GESCHICHTE VON KATJA UND JENS BÄDER UND IHREM EIGENEN WEIN-
GUT FÄNGT SOZUSAGEN BEI NULL AN: EIN TRAKTOR, EINE PRESSE UND
INSGESAMT ZWEIEINHALB HEKTAR – ZUM LEBEN ZU WENIG, ABER FÜR
DIE LIEBE GENUG. GUT ZEHN JAHRE SPÄTER, MIT ZEHN HEKTAR WEIN-
BERGEN, EINEM SCHMUCKEN WEINGUT IM RHEINHESSISCHEN WENDELS-
HEIM, ZWEI KINDERN, KATZE UND HUND SIND DIE BEIDEN ANGEKOMMEN.
DAS ALTE GEHÖFT MITTEN IM ORT, DAS SICH DIE BÄDERS 2009 GEKAUFT
HABEN, TRÄGT DIESES UNWIDERSTEHLICHE FLAIR AUS ALTEM GEMÄUER
UND ZEITGENÖSSISCHEM DEKOR. EIN ORT ZUM WOHLFÜHLEN.
6 FINE #WEINanderHelfen
#WEINanderHelfen
FINE 7
DAS »GELIEBTE GRETCHEN« AUF DEM FLASCHENETIKETT KÖNNTE AUCH
DIE FRAU DES WINZERS SEIN. DOCH DER NAME DES SPITZEN-CREMANTS
DES SEKT- UND WEINBAUBETRIEBES WINTERLING IN NIEDERKIRCHEN
IN DER PFALZ WÜRDIGT TATSÄCHLICH DAS GRETCHEN AUS GOETHES
FAUST. »MEINE TOCHTER SUSANNE HAT IHN GEWÄHLT, SIE LIEBT DIE
KLASSISCHE LITERATUR«, SAGT MARTIN WINTERLING, DER SECHZIG
JAHRE ALTE FIRMEN-SENIOR.
FURORE
AUF ZWÖLF
HEKTAR
SEKT & WEINGUT WINTERLING | PFALZ
Von CHRISTIAN VOLBRACHT Fotos LUCI GREINER
2017 Weißburgunder
trocken
Mineralisch und frisch. Der Weinberg,
aus dem unser Weißburgunder
entsteht, wächst auf kiesigem und
verhältnismäßig kalkhaltigem Boden.
So wird daraus ein mineralischer
Burgunder mit feiner Frucht und
großem Lagerpotential.
Familie Winterling hat den Wein im Blut: Martin
Winterling entstammt einer Winzerfamilie aus
Franken, seine Frau Anne einer aus der Pfalz,
wo die beiden 1982 nach dem Weinbaustudium in
Geisenheim begannen, Cremant-Sekte herzustellen –
zunächst mit gekauften Trauben und gepachteten
Rebflächen. Seit 1997 werden alle Weine in den
jetzt zwölf Hektar eigenen Weinbergen von Hand
gelesen, im Jahr 2008 wurde der Betrieb ökozertifiziert.
Für die so genannten Cremant-Sekte gelten
besondere Bedingungen in der Herstellung, ähnlich
der Champagner-Produktion: Die Trauben werden
als ganzes gepresst und aus 150 Kilogramm Trauben
100 Liter Most gekeltert, also eine Ausbeute von
gerade mal 66 Prozent. Das ist zwar schlecht für die
Menge, aber gut für die Qualität.
Auch die drei Kinder der Familie haben Weinbau
und Weinwirtschaft studiert. Zwei davon arbeiten
im elterlichen Weingut mit, der älteste Sohn der
Familie stellt auf Mallorca Gin her. Dreiviertel der
Produktion von 100 000 Flaschen pro Jahr sind
trockene Schaumweine. Die Topabfüllungen der
nach dem traditionellen Champagner-Verfahren
erzeugten Cremants sind Geliebtes Gretchen
Blanc de Noir, La Coulée d’Or und ein Pinot Rosé.
Das im Barrique ausgebaute Gretchen aus Spätburgunder
und Schwarzriesling-Trauben liegt vor
dem Degorgieren fünf Jahre lang auf der Hefe. Martin
Winterling lobt die Leichtigkeit und Frische und den
Schmelz des Cremants, der ebenso zum Leberwurstbrot
wie zu Kaviar und Crevetten passe. Ein Viertel
der Produktion sind als Stillwein ausgebaute Rieslinge,
auch 1000 Flaschen Spätburgunder werden
gekeltert, »als Hobby, weil wir den auch selbst gern
trinken«, wie der Seniorchef sagt.
Die Eltern lassen die junge Generation
inzwischen eigene Wege gehen. Sohn Martin setzt
den Weinen vor dem Versekten beispielsweise keinen
Schwefel zu. »Der hat die Ruhe weg!« staunt der
Vater. Tochter Susanne hat als Weinkönigin der Pfalz
des Jahres 2007 viel Repräsentations-Erfahrung und
ist daher »Master of Ceremony« im Team.
2018 Sauvignon Blanc
trocken
Angenehm fruchtbetonter Sauvignon
mit herrlicher Süße-Säure-Balance.
Cremige Struktur vom langen Hefelager,
dazu eine klare Struktur und
viel Saft.
Einige Lagen des Weingutes haben auch den
Rang von Großen Gewächsen. Martin Winterling
selbst sagt, er schaue weniger auf gute Noten in
den Weinführern wie die 92 Punkte für Gretchen im
Falstaff oder die Sterne im Eichelmann-Weinführer
als auf die Reaktionen der treuen Stammkundschaft.
Die Familie ist aber auch ohne Zugehörigkeit zum
Verband der Prädikatsweingüter zufrieden. »Wir
sind einer der vielen jungen Betriebe, die nicht im
VDP sind und viel Furore machen.«
DIE WEINE – MIT EINEM KLICK DIREKT BESTELLEN
2016 Chardonnay *S*
Aus selektionierten, vollreifen
Trauben aus einem der wenigen
Weinbergen der Mittelhaardt mit
Südauslage. Spontangärung im
Tonneaux.
8 FINE #WEINanderHelfen
#WEINanderHelfen
FINE 9
Vom Hendel berg im hoch gelegenen Hallgarten
bietet sich Fred Prinz das über wältigende
Panorama des Rheingaus. Hier wachsen seine
fili granen Großen Gewächse, zeit gemäße
feinste Rieslinge, die mit reifen Säuren prunken.
Doch bis vor zehn Jahren war er Vertriebsund
Betriebsleiter in der Hessischen Staatsdomäne
Kloster Eberbach. Weinbau war sein
Hobby, und als seine Kinder nicht mehr klein waren,
erfüllte er sich zusammen mit seiner Frau einen
Lebenstraum: Aus dem Hobby wurde ein Weingut.
»Qualität«, sagt er, »wird einem nicht in den
Schoss gelegt.« Obwohl er sehr reflektiert über seine
Arbeit und Weine reden kann, lässt er lieber seine
Weine sprechen.
Es passt zu ihm, dass er sich Weinbergslagen
aussuchte, deren Potential verkannt worden war:
Hallgartener Jungfer, Schönhell und Hendelberg.
Fred Prinz will den Charakter und die Einzigartigkeit
dieser Lagen zur Geltung bringen. Die Böden
bestehen vor allem aus tiefgründigem Lehm und
kristallinem Quarzit. Doch das Besondere ist, dass
es Höhenlagen sind, deren Kühle dem Riesling nicht
nur eine komplexe Aromatik schenkt, sondern auch
eine besondere Frische. Man braucht Sensibilität,
Erfahrung und auch körperliche Fitness, um die
Pflanzen zu schneiden, zu pflegen und den besten
Zeitpunkt für die Ernte zu finden. Über die Weinbereitung
sagt er lapidar: »Es wird geerntet, gepresst,
fertig.« Aber man ahnt, dass er jeden Arbeitsschritt der
Vinifikation mit Bedacht und Feingefühl vornimmt.
Vor zehn Jahren begann er, Reben in der Höhenlage
Hallgartener Hendelberg zu pflegen. »Damals
kannte den Hendelberg niemand mehr. Zu viel
Arbeit, zu steil, zu kühl. Schade.« In jedem Jahr
waren die Brachflächen im Hang gewachsen, viele
Winzer hatten Stillegungsprämien kassiert. Doch
Fred Prinz setzte Vertrauen in die Lage, und die
Klimaerwärmung gab ihm recht. Heute werden die
Trauben dort reifer als früher. Die Weine haben ein
unwiderstehliches Bukett, mineralisch, mit Pfirsichduft
und einer Gletscherfrische, die unter die Haut
geht. Auch ihr Geschmack ist reintönig, glasklar.
Sie entwickeln dank ihrer komplexen Säure eine
vollkommen natürliche, ungekünstelte Intensität.
Während seiner Zeit im Staatsweingut Kloster
Eberbach hat er etwas sehr Wertvolles gelernt. Er
organisierte dort Raritätenproben mit Weinen aus
der einzigartigen Schatzkammer der Domäne. Er
hat die Weine auch neu verkorkt, bekam einen
tiefen Einblick in die Genesis und die Geheimisse
der historischen Rheingauer Gewächse. Das hat ihn
geprägt, man erkennt es an der feinen Stilistik, mit
der er seine Weinbergslagen interpretiert. »Von der
Historie können wir nicht leben, wir müssen eine
Stetigkeit, eine Linie hineinbringen.« Auch seine
trocknen Großen Gewächse besitzen Geschmackstiefe,
Spannung und Reintönigkeit. Für Fred Prinz
ist die reife Säure die Lebensader des Weins, das
Rückgrat von Finesse und Komplexität. Forcierte,
gefällige und breite Weine mag er einfach nicht, deswegen
erzeugt er auch keine.
DIE WEINE – MIT EINEM KLICK DIREKT BESTELLEN
VERKANNTE
LAGEN
WEINGUT PRINZ | RHEINGAU
Von TILL EHRLICH Fotos ALEX HABERMEHL
DIE WEINBERGSLAGEN, DIE FRED PRINZ ZUSAMMEN MIT SEINER FRAU
2019 Riesling trocken
Edition
Eine Selektion aus besonderen Parzellen,
die besonders von der Sonne
profitieren. Ein Wein mit kräftiger
Mineralität und Frische, der nach
Pfirsich, Zitrusfrucht und Melone
duftet.
2018 Hallgarten
Frühernberg Riesling
trocken
Duftet fein nach weißen Früchten
und Mirabelle, auch etwas Kräuternoten.
Im Mund mit toller Spannung
zwischen Konzentration und Eleganz
und mit animierender Säure.
2018 Schönhell
Riesling trocken
VDP.Großes Gewächs
Reife Trauben von mehr als 40 Jahre
alten Reben sorgten für eine klare,
geradlinige Frucht gepaart mit sehr
feiner, gleichmäßiger Säure, alles
wunderbar ausbalanciert.
SABINE PFLEGT, LIEGEN EIN STÜCK ENTFERNT VOM RHEIN, HOCH ÜBER
DER ORTSCHAFT HALLGARTEN, NAHE AM WALD. PRINZ IST EIN WINZER
DURCH UND DURCH, SPORTLICH, FESTER HÄNDEDRUCK, UNPRÄTENTIÖSE
ART, UND MAN KÖNNTE DENKEN, ER SEI NIE ETWAS ANDERES GEWESEN
ALS WINZER.
10 FINE #WEINanderHelfen
#WEINanderHelfen
FINE 11
DIE ZUKUNFT
HAT TRADITION
In fünfter Generation betreibt er gemeinsam mit
seiner Ehefrau Antje Stamm das Weingut Neef-
Emmich mit 22 Hektar Weinbergen im Wonnegau,
tief im Süden von Rheinhessen. Er bezeichnet sich
selbst wie seine Vorfahren als »Weinbauer«. Für
Dirk Emmich ist das der einzig treffende Begriff:
»Wein wächst draußen, daher bin ich sehr gerne
draußen«, erklärt er den Zusammenhang.
Seit 1989 führt er das Weingut seiner Eltern, das
zunächst gar nicht für ihn vorgesehen war. »Mein
älterer Bruder sollte den Betrieb übernehmen«,
berichtet Emmich. Doch schon als Kind habe
er gewusst, dass er Wein machen wolle. Daher
absolvierte er eine Winzerlehre, um woanders sein
Glück zu suchen. Doch überraschend entschied sein
Bruder sich anders. Dirk Emmich stieg mit 24 Jahren
zuhause ein, holte das Fachabitur nach und studierte
in Geisenheim.
Antje Stamm und er begannen damals, das
1850 erbaute Weingut behutsam zu modernisieren.
Emmichs Vater war aus Schlesien in den Wonnegau
gekommen und zum rheinhessischen Weinbauer
geworden. Er hatte vor allem Silvaner produziert,
liebte die Arbeit im Weinberg und »mochte es nicht,
in den Keller zu gehen«, erinnert sich der Sohn. Das
Winzerpaar setzt einerseits auf den Erhalt der alten
Tradition und löst sich zugleich mit sinnvollen und
moderaten Modernisierungen von ihr. Silvaner hat
das Weingut weiterhin im Programm, doch Dirk
Emmich begann damals, Grau-, Weiß- und Spätburgunder
zu pflanzen. Seine Weine aus diesen Rebsorten
gehören längst zu den Aushängeschildern des
inzwischen mit dutzenden Preisen ausgezeichneten
Betriebs.
Den tänzelnden Weißen Burgunder des Jahrgangs
2019 mit üppiger Frucht nach Ananas, Birne
und Mirabelle baut er im Stahltank sowie im
Doppelstückfass aus Spessarteiche aus. Den 2018
Westhofener Weißen Burgunder lässt er im Großen
Holz sowie im gebrauchten Barrique reifen, um den
saftigen Wonnegauer Charakter hervorzubringen. An
dieser Präzision hat er lange gearbeitet. »Ich setze
mir für jeden Wein ein Ziel und arbeite manchmal
ein paar Jahre, bis es funktioniert«, beschreibt er
seine Philosophie. So entstand auch der cremigmineralische,
fein balancierte 2017 Riesling aus der
Lage Hundskopf. Er hat den Wein wie seine Vorfahren
mit Maischestandzeit und langem Hefelager
im Großen Holzfass produziert, um so der Tradition
eine neue Spannung zu verleihen.
Doch nicht nur in Keller und Weinberg ist die
Vergangenheit für Dirk Emmich und Antje Stamm der
Anfang für Neues. Für die sorgsame Restaurierung
des Verkaufs- und Verkostungsraums sowie des Weinkellers
zeichnete die Architektenkammer Rheinland-Pfalz
das Weingut 2013 mit dem Architekturpreis
aus. Im Kreuzgewölbe des früheren Stalls,
der »Kuhkapelle«, lassen sich heute in modernem
Ambiente die Weine verkosten. Wenn Dirk Emmich
sich mal nicht um den Wein kümmert, sitzt er trotzdem
gerne auf dem Traktor. Denn sein Hobby ist
der Ackerbau. Auf 35 Hektar Ackerfläche lässt er
etwa Mais, Gerste und Zuckerrüben gedeihen. Für
ihn schließt sich damit der Kreis zum Wein: »Ich
lerne jeden Tag etwas Neues. Und ich brauche diese
Bodenhaftung.«
WEINGUT NEEF-EMMICH | RHEINHESSEN
Von UWE KAUSS
Fotos STEPHAN BÖHM
DIE WEINE – MIT EINEM KLICK DIREKT BESTELLEN
WENN DIRK EMMICH AUS DEM RHEINHESSISCHEN BERMERSHEIM MIT
DEM TRAKTOR DURCH DIE WEINBERGE FÄHRT, IST ER NICHT NUR ZUM
ARBEITEN DORT. ER FÄHRT MITTEN DURCH SEIN LEBEN. »DIE ARBEIT IM
WEINBERG IST FÜR MICH NICHT NUR DIE BASIS ALLER QUALITÄT, SIE IST
MEIN LEBENSELIXIER«, ERZÄHLT DER 55-JÄHRIGE DIPLOM-ÖNOLOGE.
2019 Weißer Burgunder
trocken
Tolle Aromatik nach Ananas, saftiger
Willams-Birne und Mirabelle, am
Gaumen mit schöner Fülle und einer
weichen und anregenden Säure. Ein
stoffiger Nachhall mit einer Prise
Exotik.
2018 Westhofener
Weisser Burgunder
trocken
Die nächste Stufe des Weißburgunders:
feine Frucht von
Cantaloup-Melone, saftigem
Apfel und süße Orange. Dazu
eine mineralische Note mit zart
rauchigem Nachhall. Saftig und mit
appetitlicher Säure.
2017 Hundskopf
Riesling trocken
Animierender Duft nach reifem
Weinbergpfirsich, Aprikose, Pampelmuse
und etwas Mandarine. Alles
unterlegt mit mineralischer Würze.
Kraftvoll im Ausdruck und sehr saftig
anmutend mit einer cremigen Note.
12 FINE #WEINanderHelfen
#WEINanderHelfen
FINE 13
Statt direkt im eigenen Weingut einzusteigen,
suchte der frisch gebackene Önologe zunächst
neue Erfahrungen in der Ferne. Praktika in
kalifornischen Weingütern und am Robert Mondavi
Institute der University of California Davis waren für
ihn »enorm wichtig und lehrreich«: »Diese Zeit in
Kalifornien hat mir noch mal andere Dimensionen
aufgezeigt, von denen ich mein Leben lang profitieren
werde«, so Christian Hirsch.
Vor einigen Jahren schon hat Christian Hirsch
seine eigene, komplett in schwarz gehaltene, dreistufige
Wein-Linie geschaffen und auf den Namen
»Hirsch ist Wild« getauft. Die Trauben für seine
Gutsweine kommen von langjährigen Traubenlieferanten
der Familie. Für das mittlere Segment,
den Ortswein und das Topsegment Großes Geweih
stammen jedoch praktisch alle Trauben aus den
familieneigenen, älteren Rebgärten.
Christian Hirschs liebstes Terroir ist der
Heuchelberg, ein Weinberg mit tiefgründigen und
nährstoffreichen Keupergesteinsböden. Durch die
nach Süden ausgerichteten, oftmals mit Schilfsandsteinen
durchzogenen Parzellen, stehen die Rebstöcke
in idealer Ausrichtung zur Sonne. Doch viel
Hitze verlangt auch einen wasserspeichernden Untergrund
und genau das bietet das Keupergestein par
excellence. Ideale Voraussetzungen, um extraktreiche
und kraftvolle Weine zu erzeugen. Mit fast
Dreiviertel dominiert der Rotwein die Produktion
und hier ist Lemberger, meist als Basis einer Cuvée
mit internationalen Sorten, der Platzhirsch. Trotzdem
ist der Riesling die Sorte mit der größten Fläche
im Betrieb.
Bei allem Herzblut und den hervorragenden
Terroirs beherrscht Christian Hirsch auch das
schwäbische Augenzwinkern. Seine Topweine
nennt er Großes Geweih, süffisant an den eigenen
Familiennamen und frech an das Große Gewächs
einer bekannten Winzervereinigung erinnernd. Aber,
so sagt Christian Hirsch, der Name soll auch seine
Vorliebe für kraftvolle und ausdrucksstarke Weine
zeigen. Wenn Grosses Geweih auf dem schwarzen
Etikett steht, dann wird bestimmt kein Kabinettchen
in der Flasche sein. Zum wahren Tüftler und
Freak wird Christian Hirsch, wenn er von seinen
Barriques erzählt. Für die bevorzugt er heimische
Eiche. Gemeinsam mit einem talentierten jungen
Fassmacher hat er probiert und analysiert, bis beide
mit dem Ergebnis zufrieden waren. Passion pur.
DIE WEINE – MIT EINEM KLICK DIREKT BESTELLEN
2019 Wildklasse
Riesling trocken
In der Nase mit satter Frucht und
sehr verspielt, mit einem kleinen
Süße-Touch. Die Säure angenehm,
für unkomplizierten Trinkgenuss.
Weiß und wild
Cuvée aus viel Weißburgunder,
flankiert von Riesling, Rivaner und
Gewürztraminer. Duftet satt nach
Mirabelle, einem Touch Quitte
und Pfirsich. Fruchtig und ausgewogen,
von Frühlingsgefühlen
bis Sommernachtsliebe.
2016 GC
Grauburgunder
Chardonnay
Großes Geweih trocken
Erinnert an vollreife exotische
Früchte und einen Touch Kokos.
Satte Aromatik mit viel Leben und
Spiel. Im Geschmack herrlich ausbalanciert
und unendlich lang.
BLACK IS
BEAUTIFUL
HIRSCH.WINE | WÜRTTEMBERG
Von SIGI HISS Fotos THORSTEN FAUST
DAS WEINGUT DER FAMILIE HIRSCH LIEGT WESTLICH VON HEILBRONN
IM WÜRTTEMBERGISCHEN LEINGARTEN. SCHON DER GROSSVATER,
EIGENTLICH HOLZFASSKÜFER, MACHT HIER ALS AUTODIDAKT WEIN,
GEMEINSAM MIT SEINEM VATER ARTUR IST MIT CHRISTIAN HIRSCH
NUN DIE DRITTE GENERATION AM START. DER GING DAS THEMA VON
GRUND AUF AN, ABSOLVIERTE EINE WINZERLEHRE UND STUDIERTE
ANSCHLIESSEND IN GEISENHEIM ÖNOLOGIE.
14 FINE #WEINanderHelfen
#WEINanderHelfen
FINE 15
SEHNSUCHT
NACH
UNAUFGEREGTEM
WEINGÜTER WEGELER | RHEINGAU
Von Till Ehrlich
Fotos Alex Habermehl
DAS OESTRICHER GUTSHAUS DER WEINGÜTER WEGELER IST VIELLEICHT
SO ETWAS WIE DER BEKANNTE UNBEKANNTE UNTER DEN RHEINGAUER
FLAGGSCHIFFEN. DAS GUT WURDE 1882 VON JULIUS WEGELER GEGRÜNDET,
EINER VISIONÄREN PERSÖNLICHKEIT DER DEUTSCHEN WEINWIRTSCHAFT IM
19. JAHRHUNDERT. ER WAR MITINHABER DER SEKTKELLEREI DEINHARD UND
ERWARB DAMALS SEINE ERSTEN EIGENEN WEINGÜTER UND WEINBERGE,
DARUNTER ERSTKLASSIGE LAGEN IM RHEINGAU. SEIN GROSSNEFFE ROLF
WEGELER UND DESSEN GUTSVERWALTER NORBERT HOLDERRIETH HABEN
HUNDERT JAHRE SPÄTER, 1983, MIT DER TROCKENEN RIESLINGSPÄTLESE
GEHEIMRAT »J« EINEN KLASSIKER DER WEINWELT GESCHAFFEN.
Ende der 1990er Jahre hat sich die Familie Wegeler
von Deinhard getrennt, seitdem konzentriert sie
sich auf ihre Weingüter in Bernkastel an der Mosel
und in Oestrich im Rheingau. Seit 1998 tragen Rolfs älteste
Tochter Anja und ihr Mann Tom Drieseberg die Verantwortung
für dieses lebendige Stück deutscher Weinkultur.
Es ist bemerkenswert, wie die beiden es geschafft
haben, Bewahrenswertes wie den Geheimrat »J« im Profil
zu schärfen und gleichzeitig neue Wege einzuschlagen, die
im Einklang mit dem Familienethos stehen. Seit der Jahrtausendwende
wurde auch die Weinherstellung schrittweise
umgestellt und verfeinert. Dazu gehörte vor allem
ein Relaunch der edel- und fruchtsüßen Rieslinge, Auslesen
und Spätlesen. Früher waren sie zu trocken ausgebaut
worden, nun setzt man erfolgreich auf kompakte
Säure, viel natürliche Traubensüße und wenig Alkohol.
Ungerührt vom Getöse vieler Weinmoden hat Wegeler
in der Spitzenlage Geisenheimer Rothenberg vinophile
Großtaten vollbracht. Die Kühle der Höhenlage und die
mineralreichen Eigenschaften des eisenhaltigen Rotschieferbodens
können die Essenz der Rieslingfrucht
einzigartig ausprägen. Hinzu kommt, dass die Edelfäule
Botrytis die Beeren hier feiner und stärker rosinieren
lässt als an vielen anderen Orten. Immer wieder werden
im Rothenberg Öchslerekorde aufgestellt. Doch für Tom
Drieseberg sind das Überzeichnungen, denn er strebt für
seine feinsten Tropfen das Filigrane an, das ein Gegengewicht
zur Süße bildet.
Eine weitere Neuerung war, dem Geheimrat »J« ein
ebenbürtiges Gewächs zu Seite zu stellen, das seine Eigenart
geschmacklich vollkommen anders zeigt. Der Rothenberg
Riesling trocken Großes Gewächs ist ein Wein, der
im Glas präzise seine Intensität entfaltet. Seine Fülle ist
dabei so fein und harmonisch gezeichnet, dass man ihn
schnell unterschätzen kann.
Vor gut 20 Jahren hat Tom Drieseberg außerdem damit
begonnen, aus geeigneten Jahren Große Gewächse im
Keller des Gutshauses perfekt reifen zu lassen. Nach ihrer
Reise durch die Zeit tauchen sie als »Vintage Collection«
wieder in der Gegenwart auf. Das besondere Konzept
besteht darin, mit ausgereiften und erschwinglichen
Weinen die Schwellenangst vor gereiften Weinen zu
nehmen. »Ich glaube«, sagt Tom Drieseberg, »dass es
eine Renaissance der gereiften Weine gibt. Es ist die Sehnsucht
der Menschen nach etwas Unaufgeregtem, nach
etwas, das wirklich gut ist und gut tut.«
DIE WEINE – MIT EINEM KLICK DIREKT BESTELLEN
2018 Oestricher Ries-
ling trocken
VDP.ORTSWEIN
Cremiger Duft nach weißen Blüten
und hellgelben Früchten. Vielschichtig,
tiefgründig und verspielt.
Am Gaumen voller Druck, schlank,
trocken und rassig. Dezente weiße
Pfefferschärfe im Nachhall.
2018 Rosengarten
Riesling GG trocken
VDP.GROSSE LAGE
In der Nase intensiver Apfelduft.
Am Gaumen konzentriert und
mineralisch mit einem wunderbar
harmonischen Süße-Säure-Spiel.
Ein sehr klares, lineares und tiefgründiges
Großes Gewächs.
2018 Wegeler
Riesling trocken
VDP.GUTSWEIN
Rheingau
Kühler Duft nach knackigem Kernund
Steinobst und saftiger Zitrone.
Gebündelt und klar. Am Gaumen
mit schlankem Körper und langem
zitrusbetontem Finale. Zupackender
rassiger Typ mit klarer Kante.
16 FINE #WEINanderHelfen
#WEINanderHelfen
FINE 17
WEINE MIT
TRINKFLUSS
WEINGUT ST. ANTONY | RHEINHESSEN
Von UWE KAUSS Fotos RUI CAMILO
Was die Reben, die in den Rotschiefer-Wacken
des Brudersbergs am Roten Hang wachsen an
Finesse in den Wein geben, ist in der Genusswelt
hoch begehrt. Der nur einen Hektar große
Weinberg des einstigen Klosterguts Heyl zu
Herrnsheim ist 2006 in St. Antony aufgegangen.
Die Geschichte von St. Antony reicht zurück
bis ins Jahr 1912, als die Eisen produzierende
Gutehoffnungshütte in Oberhausen einen
Kalksteinbruch in Nierstein mit umliegenden Weinbergen
kaufte. 1920 wurde der erste Jahrgang des
Werksweins gefüllt. 2005 kaufteHamburger Unternehmer
Detlev Meyer, Hauptaktionär der Weinhandelsgruppe
Hawesko, das Weingut. Der hat den
Weinmacher Dirk Würtz zum Gesellschafter von
St. Antony gemacht. Zehn Personen umfasst dessen
Mannschaft, für die er nun Matchpläne entwirft.
Weinbau studiert hat Dirk Würtz nie. Der Wein
hat ihn einfach in Besitz genommen. Auslöser war
eine Magnum Château Lafite des Jahrgangs 1900.
»Von Wein hatte ich damals null Ahnung, ich konnte
mir gar nicht vorstellen, dass so was gut schmecken
könnte«, erzählt Würtz. Danach wollte er unbedingt
lernen, wie man Wein macht. Seinen Anfang als
Winzer machte er im Weingut von Wilhelm Weil
im Rheingau, kelterte zwischendrin seinen eigenen
Wein in Rheinhessen, heuerte dann wieder im Rheingau
im Weingut Balthasar Ress an und bringt nun all
diese Erfahrungen für St. Antony im Roten Hang ein.
Direkt zum Start übernahm er die letzten
Schritte, den bereits 2006 biozertifizierten Anbau
auf Demeter umzustellen. Ein Wahnsinnsprojekt
sei das, erzählt Würtz, »Öko-Anbau im Steilhang
ist die größtmögliche Geldverschwendung
mit dem geringsten Nutzen.« Er organisierte die
Weinbergarbeit von Grund auf neu, ließ tausendvierhundert
Tonnen Kompost mit dem Hubschrauber
abwerfen und beschloss zudem, auch in den Steillagen
die Maschinenarbeit einzustellen. Aus den
Trauben produziert er nun »Riesling, der auch
Grauburgunderfans schmeckt«. Trinkfluss ist ihm
dabei ebenso wichtig wie Präzision und Dichte. »Wir
wollen Schmelz und Fülle ohne Fett.« Neben Riesling
produziert sein Team auch Chardonnay, Weißburgunder
und hochfeinen Pinot Noir. Typisch
Rheinhessen, aber auf höchstem Niveau. Zudem ist St.
Antony ein Rotwein-Unikat: Seit 2008 ließ der ehemalige
Kellermeister die größte Fläche Blaufränkisch
(Lemberger) außerhalb Österreichs pflanzen. Neben
den kühl-komplexen Blaufränkisch-Ortsweinen setzt
Würtz nun auf einen internationalen Trend: Rosé.
Eine eigene Marke mit drei Weinen wird es geben.
»Unser Anspruch sind Spitzenweine, unser Kapital
ist Grand Cru.«
DIE WEINE – MIT EINEM KLICK DIREKT BESTELLEN
2019 Rosé trocken,
VDP.GUTSWEIN
Der Inbegriff eines spritzigen,
unkomplizierten Terassenweins:
aus Spätburgunder gekeltert, mit
viel Kirsch- und Erdbeeraromatik
und dezenter Perlage, die den Wein
richtig spritzig macht.
2017 Nierstein
Blaufränkisch,
VDP.ORTSWEIN
St. Antonys Visitenkarte für den
Blaufränkisch: am Gaumen sehr
rund mit saftiger Kirschfrucht, reich
an Extrakt, konzentriert und mit
animierendem Abgang.
2018 Pettenthal VDP.
GG, Riesling trocken
Kräuterwürzig und mit moderater
Säure, dabei mit immenser
Konzentration, leichtfüßig und mit
mineralisch zitrusartigem Nachhall.
Ein durch und durch straffer
und fester Wein mit großem Lagerpotenzial.
NIEMAND BESITZT MEHR FLÄCHE AM WELTBERÜHMTEN ROTEN HANG ALS
DAS RENOMMIERTE RHEINHESSISCHE VDP-WEINGUT ST. ANTONY IN NIER-
STEIN. ES VERFÜGT ÜBER SECHS SPITZENLAGEN DES ROTEN HANGS, ALLE
VOM VDP ALS GROSSE LAGE KLASSIFIZIERT: PETTENTHAL, ORBEL, ÖLBERG,
HIPPING BRUDERSBERG UND ZEHNMORGEN. ZWEI DAVON SIND MONOPOL-
LAGEN: DER ZEHNMORGEN IST EINE LANGE VERGESSENE, NIEMALS FLUR-
BEREINIGTE PARZELLE, DIE IN HISTORISCHEN DOKUMENTEN ALS EBENSO
»ERSTKLASSIG« WIE DAS WELTBERÜHMTE PETTENTHAL BESCHRIEBEN WIRD.
DER BODEN DES NUR GUT EINEN HALBEN HEKTAR KLEINEN RIESLING-WEIN-
BERGS BESTEHT AUS TON UND KALKSTEINFELSEN – EINE RARITÄT IM NIER-
STEINER ROTSCHIEFERBODEN. DER NUR EIN HEKTAR KLEINE BRUDERSBERG
KAM DURCH DAS TRADITIONSWEINGUT HEYL ZU HERRNSHEIM HINZU.
18 FINE #WEINanderHelfen
#WEINanderHelfen
FINE 19
BESTÄNDIGKEIT
UND WANDEL
WEINGUT ALEXANDER GYSLER | RHEINHESSEN
Von URSULA HEINZELMANN Fotos GERALD SCHILLING
GYSLER, DAS IST BESTÄNDIGKEIT: FAMILIENWURZELN
ZURÜCK BIS INS 15. JAHRHUNDERT, DER HOF IM
SÜDLICHEN RHEINHESSEN MIT ALTEM GEMÄUER
VON MITTE DES 18. JAHRHUNDERT. DAS WEIN-
GUT AUS GEMISCHTER LANDWIRTSCHAFT ENT-
STANDEN, ZWÖLF HEKTAR REBEN, SANDSTEINVER-
WITTERUNGSBÖDEN, ZUR HÄLFTE ROTLIEGENDES
IM WARMEN UND DOCH VON EINER BRISE DURCH-
LÜFTETEN KLEINKLIMA DER WEINHEIMER HÖLLE.
UND DOCH AUCH WANDEL, DENN JEDE GENERATION
SETZT DAS AUF IHRE WEISE UM.
Zu Zeiten von Alexanders Vater geht es
erst um den Preis, dann verkostet man:
»Unsere wichtigsten Weine waren damals
milde Kabinettweine in der Literflasche aus Neuzüchtungen,
im Keller war Pumpen und Filtrieren
angesagt, aber grundsätzlich nur Spontangärung.«
Als der Sohn 1999 von einem Tag auf den anderen die
Führung übernehmen muß, fühlt er sich überfordert,
fehlt ihm die Anleitung: der Vater liegt im Koma. Der
frischgebackene Diplom-Ingenieur geht auf Nummer
Sicher, arbeitet mit allen modernen Mitteln, wie er
es im Studium gelernt hat. Im Weinberg effizient,
zeitsparend und eifrig spritzend, im Keller nach
gängigem Winemaker-Modell mit Reinzuchthefen
und durch Kühlung gezügelte Gärung. »Nach ein
paar Jahren war ich am Ende der Fahnenstange: die
Weine schmeckten jedes Jahr gleich, schienen austauschbar.«
Für die Diplomarbeit hat er sich mit
ungepumpten, unfiltrierten Weinen befaßt, er wagt
erste Veränderungen und geht verstärkt zurück zu
den klassischen Sorten.
Und stellt 2004 auf »bio« um. »Ich hab mich vor
den stinkenden Herbiziden geekelt, und vor allem
wollte ich meine Töchter ruhigen Gewissens im
Weinberg Trauben essen lassen, ohne Gift.« Zwei
Jahre später der nächste Schritt, die biodynamische
Bewirtschaftung. Ȇberraschenderweise
war das
alles gar kein Problem.«
Aber der eigentliche Wandel
braucht Zeit, während
der folgenden zehn Jahre
tastet er sich vor, lernt zu
akzeptieren, daß nichts
hundertprozentig sein
muß, ein bißchen Unkraut
keine Katastrophe darstellt.
»Die Weinberge
haben sich verändert und
ich mich als Mensch, ganz
allmählich die Reben verstanden.«
Nach und nach zeigt sich das in den Weinen. So
wie er selbst waren sie nie wirklich laut, nun werden
sie noch ruhiger und dabei immer ausdrucksvoller.
Gänzlich unprätenziös, und doch ganz präzise. Feinleuchtend,
nie blendend. Er unterstreicht das durch
eine neue Ausstattung, eine interne Klassifizierung
und vor allem Namen: Riesling gibt es nun als Sandstein,
Feldgeflüster, Kammerton und Klangwerk,
Grauburgunder heißt Feldstärke und Scheurebe
Sonnentau, Weißburgunder verbreitet Sternenglanz
und Leuchtkraft, Spätburgunder Rosé kommt
als Funkenflug daher. Längst haben sich auch die
Kunden gewandelt, stehen die Weine ganz im Vordergrund.
Neben den trockenen Stillweinen gehört
flaschenvergorener Sekt zum Standardprogramm,
er probiert sich an PetNat und erforscht Naturweine,
die er »Vins Vivants« nennt. Doch eigentlich gilt
das für alle Gysler-Weine: sie sind voller Leben, mit
allem Hell und Dunkel.
DIE WEINE – MIT EINEM KLICK DIREKT BESTELLEN
FELDSTÄRKE
Grauburgunder 2018
trocken
Kraft, Frucht, Frische und Lebendigkeit
–die Stärken dieses Grauburgunders.
Ein Wechselspiel von
Steinfrucht, exotischen Noten,
Zitrus und Quitte verbindet sich
mit Extrakt und nussigen Aromen.
KAMMERTON
Weinheimer Riesling
2019 trocken
Kraftvoll mit einer wunderbaren
Balance aus Frucht und Mineralität.
Ein eleganter Orts-Riesling mit
salzigen Noten, kristalliner Säure und
einer herrlich gelbfruchtigen Reife.
KLANGWERK Riesling
Weinheimer Hölle 2018
trocken
Unser Großes Gewächs stammt von
alten Reben auf rotliegendem Sandstein.
Die mineralische Komponente
erzeugt einen dichten Spannungsbogen.
Ein Wein, dem man Zeit und
Muße widmen sollte.
20 FINE #WEINanderHelfen
#WEINanderHelfen
FINE 21
Felix Ellwanger führt das VDP-Weingut im württembergischen
Winterbach gemeinsam mit seinem
älteren Bruder Jörg, 50. Auch der Vater,
Jürgen Ellwanger, inzwischen 79 Jahre alt, arbeitet
noch immer gerne im Weinberg mit. Die Ellwangers
zählten schon immer zu den experimentierfreudigen
Winzern, die weit über den eigenen Tellerrand hinausschauten.
Der Seniorchef baute als erster Winzer
in Deutschland schon in den 1970er Jahren die
Zweigelt-Rebe an – bürokratische
Verbote musste
er dabei ignorieren. Auch
beim richtungsweisenden
HADES-Projekt musste er
sich gegen viele Widerstände
durchsetzen: Jürgen
Ellwanger gehörte zu
den sechs HADES-Winzern,
die das Barrique in
und über Württemberg
hinaus salonfähig machten.
Die im Eichenfass ausgebauten
Weine wurden
von den amtlichen Prüfern
zunächst als »fehlerhaft«
abgelehnt: »Wir
mussten unsere teuersten
Weine lange Zeit als
Tafelwein verkaufen«,
beschreibt Felix Ellwanger
die Tücken dieser »Vorreiterrolle«.
Überhaupt musste Jürgen Ellwanger erst einmal
»die Leute vom deutschem Rotwein überzeugen«
– der galt lange als rot gefärbtes Wässerchen,
ohne Struktur und Tiefgang. Neben den
traditionellen einheimischen Reben wie Lemberger
und Trollinger pflanzte das Weingut auf den Keuper-
Böden im Remstal auch frühzeitig internationale
Sorten wie Merlot und Syrah an: Es sind langjährige
Erfahrungen, die sich heute bezahlt machen. Aber
das Entdecker- und Experimentier-Gen treibt auch
die junge Generation an: »Wir haben immer gerne
ausprobiert und das hören wir auch nicht auf«, sagt
Felix Ellwanger, der als erster Winzer in Württemberg
vor kurzem Goldriesling ausgepflanzt hat. Im neu
errichteten Keller werden inzwischen Trauben von
27 Hektar »Hanglagen« verarbeitet.
Die heutige Winzer-Generation arbeite »viel
genauer«, sagt Felix Ellwanger, der neue Keller
helfe ihm dabei, »er gibt uns Raum, neue Dinge zu
probieren«. Die Stilistik zielt auf mehr Eleganz ab:
»Früher wurde mehr auf Power gearbeitet«, erzählt
der Winzer, »die Kunden feierten uns, wenn man
besonders hohe Alkoholwerte erreichte.« Diese
Phase ist vorbei, auch die kräftigen Rotweine wie
der Lemberger verbinden Komplexität und Finesse.
Der Zweigelt HADES, der auf buntem Mergel in über
300 Metern Höhe wächst, ist mit seiner raffinierten
Kräuterwürzigkeit und seinen geschmeidigen Gerbstoffen
ein markanter Prototyp dieser Rebsorte. Felix
Ellwanger hat noch viele Ideen, er blickt weiter nach
vorne, »gerade auch in der Krise«. Die könne auch
der Auslöser sein, »etwas Positives mitzunehmen«.
Jetzt wäre es an der Zeit, mehr auf »Regionalität« zu
setzen und den Fokus stärker auf die einheimischen
Winzer zu richten: »Es tut weh, wenn man hohe
Qualität erzeugt und die Leute trotzdem Weine
trinken, die um den ganzen Planeten geschickt
wurden.«
WINZER MIT
EXPERIMENTIER-GEN
WEINGUT ELLWANGER | WÜRTTEMBERG
Von RAINER SCHÄFER
Fotos PILZ-FOTOGRAFIE
DIE WEINE – MIT EINEM KLICK DIREKT BESTELLEN
2018 Lemberger
Bundsandstein trocken
VDP.Gutswein
Intensive Aromen Waldbeeren,
Zwetschgen und Cassis. Dazu
kommen Anklänge von Wacholder
und Pfeffer. Im Nachhall feingliedrig
mit balancierter Textur und
samtigem Finish.
2018 Merlot Rosé
trocken
Das Bouquet ist intensiv mit herrlicher
Frucht von Johannisbeeren
und Blutorange. Am Gaumen ist
er saftig mit fruchtigen Anklängen,
lebendiger Säure und einem
harmonischen Abgang.
2016 HADES Zweigelt-
Rebe trocken
Kraftvoller Wein mit Aromen von
Himbeere und Pflaume, im Mund
dann wunderbar rund, mit reifen
Tanninen und mit schöner Länge
im Abgang.
WIE VIELE WINZER HAT AUCH FELIX ELLWANGER GERADE MIT UNGEWOHNTEN
PROBLEMEN ZU KÄMPFEN: DURCH DIE CORONA-KRISE SEI »EIN GROSSER
TEIL DES MARKTES WEGGEBROCHEN«, BISLANG SICHERE EINNAHMEN
AUS DER GASTRONOMIE UND DEM HANDEL BLEIBEN AUS. NOCH SEI ER
GEDULDIG, SAGT DER 35-JÄHRIGE, LAMENTIEREN IST OHNEHIN NICHT SEINE
SACHE: DIE FAMILIE ELLWANGER HAT SCHON IMMER GERNE ANGEPACKT
UND NACH VORNE GESCHAUT
22 FINE #WEINanderHelfen
#WEINanderHelfen
FINE 23
SIEBZEHN JAHRE LANG HAT EVA RAPS ALS GESCHÄFTSFÜHRERIN DES
VDP ERFOLGREICH DIE INTERESSEN DER DEUTSCHEN WINZERELITE
REPRÄSENTIERT UND GEMANAGT. DANN HAT SIE DIE SEITEN GEWECHSELT
UND WURDE SELBST WINZERIN. MIT IHREM LEBENSGEFÄHRTEN URBAN
KAUFMANN HAT SIE DAS TRADITIONSWEINGUT HANS LANG IN HATTENHEIM
ÜBERNOMMEN – EINES DER SPANNENDSTEN WEINBAUPROJEKTE IM
RHEINGAU.
NEUER STIL
Im Jahr 2014, in der anstrengenden Zeit der Übernahme,
als es auch darum ging, das Fremde zum
Eigenen zu machen, hat Eva Raps zusammen
mit Urban Kaufmann die beste und größte Parzelle
des Wisselbrunnen ganz allein mit ihren Händen
bearbeitet – sonntags und in der Freizeit. Das
brauchte sie, um in die Identität einer Winzerin
hineinwachsen zu können. Der Kontakt zum Rebstock
und zum Weinberg ist für Eva Raps essentiell.
Sie stammt aus Franken, hat eine gastronomische
Ausbildung absolviert und dann die Hotelfachschule
besucht. Danach zog sie nach Württemberg, hat auf
der Schwäbischen Alp in der Gastronomie gearbeitet
und dort die Welt des Weins als Leidenschaft und
Profession für sich entdeckt. »Ich mach Wein« –
das stand für sie fortan fest.
Gerade weil Eva Raps die Branche so gut wie
kaum ein anderer kennt, war ihr klar, dass sie ihren
Traum vom eigenen Weingut nicht allein würde
realisieren können. Sie wollte die Arbeit selbst
machen, nicht nur in der Vermarktung, sondern
auch im Weinberg und im Keller. »Ich arbeite gern
mit der Hand, ich bin eine Schafferin«. Sich nochmal
verändern und alles selbst machen – das wollte auch
der Schweizer Urban Kaufmann. Der Käseproduzent
aus Andwil im Kanton St. Gallen galt als einer der
besten Erzeuger von Appenzeller Käse. Dreizehn
Jahre hat er erfolgreich sein Unternehmen geführt.
Aber auch er hatte diesen Traum vom eigenen Weingut.
Jahrelang hat er sich neben seinem Job intensiv
darauf vorbereitet. Urban Kaufmann hatte wie Eva
Raps die Entschiedenheit, sich dieses neue Leben
mit aller Konsequenz aufzubauen. »Wir haben uns
nicht gemeinsam auf die Suche nach einem Weingut
gemacht«, erzählt Eva Raps, »sondern einander bei
der Suche gefunden.« Dann ging alles sehr schnell.
Mit Hans Lang wurden sich beide rasch einig, und
im November 2013 übernahmen sie das Rheingauer
Traditionsweingut.
Beibehalten haben sie die ökologische Bewirtschaftung
der Weinberge und inzwischen auch den
nächsten großen Schritt in Richtung Biodynamik
gemacht. Eva Raps und Urban Kaufmann stimmen
in ihren Vorstellungen zur Stilistik der Weine überein,
die geradlinig und feingliedrig, aber eben auch dicht
und vielschichtig ist. Besonders deutlich wird das
beim »Tell«, einem Riesling aus den besten Lagen
des Weinguts, die getrennt ausgebaut wurden. Der
»Tell« ist feingliedrig und sehr dicht gewoben, aber
seine Intensität kommt auf leisen Sohlen daher. Mit
seinen zwölf Prozent Alkohol liegt er deutlich unter
dem, was oft in dieser Rieslingklasse üblich ist. Die
Verbindung von Leichtigkeit, Reinheit und Intensität
ist in dieser Art für den Rheingau neu und lässt
sich wunderbar trinken.
DIE WEINE – MIT EINEM KLICK DIREKT BESTELLEN
IM RHEINGAU
WEINGUT URBAN KAUFMANN | RHEINGAU
Von TILL EHRLICH Fotos CHRISTOF HERDT
2018 Rheingau Riesling
trocken
Ideal für alle, die das Terroir des
Rheingaus in vollen Zügen genießen
möchten: strahlend, elegant und
kraftvoll, saftig in der Säure und
schön trocken – ohne Fett auf den
Hüften.
2018 Rheingau Riesling
Kabinett feinherb
Aromen von reifen Sommeräpfeln,
Pfirsichen und Aprikosen – ein
feinfühlig ausbalancierter Wein mit
großem Erfrischungsfaktor. Ein
herrliches Trinkvergnügen, das es
in dieser Art nur beim Riesling gibt.
2018 Tell Riesling
trocken
Ein moderner Vertreter von
Rheingauer Eleganz und Würze:
kraftvoll und ausdrucksstark, aus
vollreifen Trauben gekeltert, mit
intensiven Aromen und geradliniger
Art.
24 FINE #WEINanderHelfen
#WEINanderHelfen
FINE 25
DER ERBE DES
Auf die Frage, wie viele Winzer aus den zweiunddreißig Generationen
hervorgegangen seien, reckt er lachend den Finger in die Höhe: »Einer,
ich!« Die geologische Besonderheit des Felsenecks ist der grünliche
Phyllit-Schiefer. Er gebe dem Wein seine strahlende Eleganz und Mineralität,
erklärt der Winzer. Die Weine aus der benachbarten Großen Lage Schlossberg
mit Rotschiefer-Boden sind stets etwas weicher und runder.
Die Karriere des Achtunddreißigjährigen als Winzer und Weinmacher ist
eng mit dem Felseneck verbunden. Im September 2007 hatte er gerade das
Thema seiner Diplomarbeit für Weinbau und Oenologie an der Hochschule
Geisenheim eingereicht, als ihn der Anruf seines älteren Bruders Constantin
erreichte: »Du musst kommen!« Die Gutsverwalterin war mit dem Traktor
den Weinberg herabgestürzt und hatte sich schwer verletzt. »Hier genau war
es!« zeigt Felix Prinz zu Salm-Salm. Er sprang sofort ein und übernahm die
Aufgabe wenig später ganz.
Damals umfasste die eigene Rebfläche im Felseneck nur einen Hektar.
Jetzt sind es vier. Seit 2018 ist er allein dafür verantwortlich – als Pächter der
Weinberge seines älteren Bruders. Felix Prinz zu Salm-Salm ist aber auch
selbst Weinbergsbesitzer, denn von seiner Mutter erbte er sieben Hektar in
den Großen Lagen Scharlachberg und Kirchberg in Bingen. Sie gehören zu
dem ehemaligen Weingut Villa Sachsen. Mit seiner Frau Victoria und Sohn
Augustinus lebt er direkt neben den Weinbergen am Binger Rochusberg in
einem »sehr unscheinbaren Häuschen«, wie er sagt. Zwanzig Minuten dauert
die Fahrt von hier nach Wallhausen. In beiden Weinbaugebieten wird zu zweiundsiebzig
Prozent Riesling angebaut, daneben Spät-, Weiß- und ein wenig
Grauburgunder, Merlot und Scheurebe. Auch die Weine aus den Lagen in
Bingen werden in Wallhausen gekeltert und ausgebaut.
Zehn Tage bis zwei Wochen beträgt der Reifeunterschied zwischen den
rheinhessischen Großen Lagen in Bingen und den Nahe-Weinen in Wallhausen.
»Wenn sich andere in der Pfalz oder Rheinhessen fragen, wie sie es
schaffen, kühlere Weine zu machen, dann haben wir hier einen Super-Vorteil.«
In diesem Gebiet der Nahe ist er der einzige VDP-Winzer, keiner seiner
Nachbarn bewirtschaftet auch nur annähernd so viele Steillagen.
Im Zentrum der Bemühungen um noch mehr Qualität steht der nachhaltige
Weinbau. Zum einen gehört das Weingut dem Verband der Prädikatsweingüter
VDP an, zum andern ließ der Winzer sich von Fair’n Green zertifizieren,
dem europäischen System für nachhaltigen Weinbau. Die Organisation
liefert eine umfassende Beratung für Nachhaltigkeit bei der Betriebsführung,
in Umweltfragen und bei der Mitarbeiterführung.
DIE WEINE – MIT EINEM KLICK DIREKT BESTELLEN
FELSENECKS
WEINGUT PRINZ SALM | NAHE
Von CHRISTIAN VOLBRACHT Fotos CHRISTOF HERDT
FELIX PRINZ ZU SALM-SALM STEHT
AM OBEREN RAND DER STEILLAGE
FELSENECK BEI WALLHAUSEN
UND BLICKT INS TAL UND AUF DAS
FAMILIEN-SCHLOSS WALLHAUSEN.
ER IST EIN GROSSER, MEIST FRÖHLICH
AUSSCHAUENDER MANN MIT
JUNGENHAFTEM GESICHT. »UNSER
NAME SALM RÜHRT DAHER, DASS WIR
FRÜHER FISCHRECHTE IM RHEIN UND
DEN NEBENFLÜSSEN HATTEN – WER
LACHSE FISCHEN WOLLTE, MUSSTE
BEI UNS DAFÜR BEZAHLEN«, SAGT
FELIX PRINZ ZU SALM-SALM.
2018 Riesling trocken
Mit einem erfrischenden Kohlensäure-Anteil,
ganz leicht perlend.
Dazu die fruchtigen Aromen von
Zitrus und Aprikose, am Gaumen mit
lebendiger Säure und guter Präsenz.
2018 vom roten
Schiefer Riesling
trocken
Duftet üppig nach weißen Blüten und
saftiger Litschi. Am Gaumen trifft die
große Fülle auf schmelzige Mineralik.
Das mündet in einen langen und ausladenden
Abgang.
2016 Kirchberg Bingen
Riesling GG
Ein großer Wein! Volle und intensive
Aromen von reifer Mirabelle und
üppiger Rose. Am Gaumen mit
großem Schmelz und einer opulenten
Frucht, dabei zugleich feingliedrig
und strukturiert.
26 FINE #WEINanderHelfen
#WEINanderHelfen
FINE 27
Wichtige Informationen zu diesem Wein: 2015 Kiedrich Gräfenberg Riesling Trocken GG VDP.Großes Gewächs | Rebsorte: Riesling | Herkunftsort; Deutschland, Rheingau | Hersteller/Abfüller: Weingut Robert Weil, Mühlberg 5, 65399 Kiedrich | Nettofüllmenge: 0,75 l | Alkoholgehalt: 13 % vol. | Enthält
Sulfite | Anbieter: Tre Torri Verlag GmbH, Sonnenberger Straße 43, 65191 Wiesbaden
ACHT AUSGABEN
FINE
DAS WEINMAGAZIN
BEZAHLEN UND EINEN
WEIN DAZU TRINKEN
UNTER DEM STICHWORT »FINEWEIL« BESTELLEN SIE
IM ABONNEMENT ACHT AUSGABEN ZUM PREIS VON
€ 120,– INKL. VERSAND (D) UND ERHALTEN DAZU EINE
FLASCHE 2015ER KIEDRICH GRÄFENBERG RIESLING
TROCKEN GROSSES GEWÄCHS VOM WEINGUT
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