21.04.2020 Aufrufe

Nr. 18 - November / Dezember 2008

Périgord: Dordogne-Tal, Rouffignac, Périgueux, Brantôme, Bergerac, Sarlat Aix-en-Provence: auf den Spuren von Cézanne Adrennen: im sagenhaften Grün der Ardennen Lyon: Fête des Lumières Rezept: lapin à la moutarde

Périgord: Dordogne-Tal, Rouffignac, Périgueux, Brantôme, Bergerac, Sarlat
Aix-en-Provence: auf den Spuren von Cézanne
Adrennen: im sagenhaften Grün der Ardennen
Lyon: Fête des Lumières
Rezept: lapin à la moutarde

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Das erste deutschsprachige Frankreich-Magazin nr. <strong>18</strong> · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong><br />

Périgord<br />

Land der Burgen und<br />

pittoresken Dörfer<br />

Provence<br />

Auf Cézannes Spuren in Aix<br />

Wellness<br />

Jean Nouvel konzipiert<br />

ultramodernen Badetempel<br />

Aktivurlaub<br />

Unterwegs in den Ardennen<br />

Pastis<br />

Botschafter<br />

südfranzösischer<br />

Lebensart<br />

Frankreich & Benelux 5,90 € • Italien 6,50 € • Österreich 5,50 € • Schweiz 9,60 CHF • Deutschland 4,90 €


Deauville<br />

Mont-Saint-Michel<br />

Etretat<br />

Die NORMANDIE<br />

auf einen KLICK!<br />

Entdeckungen, Romantik, Abenteuer<br />

Wollen Sie hoch hinaus? Steile Berge hat die Normandie zwar nicht zu bieten,<br />

wohl aber einen der bekanntesten Berge der Welt – den Mont-Saint-Michel.<br />

Deshalb lautet unser Reisetipp: Eine Heißluftballonfahrt über die Bucht des<br />

1.300-jährigen Glaubensberges – ein unvergessliches Erlebnis!<br />

Solche und andere spannende Reisetipps finden Sie auf der neuen Internetseite<br />

der Normandie auf Deutsch.<br />

Gehen Sie auf Erlebnissuche!<br />

Weitere Reisetipps finden Sie auf www.normandie-tourisme.fr<br />

COMITÉ RÉGIONAL DU TOURISME DE NORMANDIE<br />

14, rue Charles Corbeau · F-27000 Evreux<br />

Tel.: 0033 (0)2 32 33 79 00 · Fax: 0033 (0)2 32 31 19 04<br />

E-Mail: info@normandie-tourisme.fr · www.normandie-tourisme.fr


Editorial<br />

gibt es viel zu<br />

entdecken. Außerdem<br />

stehen dieses Mal Aixen-Provence,<br />

Lyon, die Ardennen<br />

sowie der neue Badetempel von Jean Nouvel<br />

in Le Havre auf unserem Reiseprogramm.<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

in den letzten Wochen sah man im Fernsehen oft Bilder<br />

von EU-Ministertreffen in Frankreich, denn das Land hat<br />

noch bis zum 31. <strong>Dezember</strong> die Ratspräsidentschaft der<br />

Europäischen Union inne. Eine gute Gelegenheit, sich als<br />

perfekter Gastgeber zu präsentieren und die politischen<br />

Zusammenkünfte auch dafür zu nutzen, Europa die<br />

Schönheit und Vielfältigkeit der französischen Regionen<br />

zu zeigen. Städte wie Avignon, Cannes oder<br />

Deauville nutzten die Gunst der Stunde und boten<br />

sich erfolgreich als Austragungsorte dieser Beratungsrunden<br />

an. Doch wie laufen diese Treffen konkret<br />

ab und wie empfängt Frankreich seine Gäste wirklich?<br />

Wir haben es getestet und sind zum<br />

Europäischen Tourismusforum in Bordeaux<br />

gefahren. Den Erlebnisbericht lesen<br />

Sie in unserer Rubrik Frankreich heute.<br />

Ganz um die Ecke der Weinmetropole<br />

liegt eine Region, die vor einigen Jahren<br />

im deutschsprachigen Raum noch als<br />

Geheimtipp galt. Inzwischen ist die<br />

Gegend auch hierzulande bekannter<br />

geworden, so dass man in den dortigen<br />

Dörfern und an den Sehenswürdigkeiten<br />

neben englischsprachigen Touristen zunehmend<br />

auch deutschsprachige hört. Sie wissen<br />

wahrscheinlich schon, wovon ich spreche.<br />

Richtig, das Périgord. Doch auch wenn diese<br />

Region zunehmend beliebter wird, ist man dort<br />

noch weit vom Massentourismus entfernt. Burgen<br />

und Schlösser, romantische Flusstäler und beeindruckende<br />

Felsformationen, pittoreske Dörfer und<br />

gemütliche Kleinstädte sowie beeindruckende<br />

prähistorische Zeugnisse – im<br />

Departement Dordogne<br />

Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, was man<br />

alles aus Anis herstellen kann? Gleich zwei urtypische<br />

französische Produkte gehören dazu: Pastis und Anisbonbons<br />

aus Flavigny. Während der Aperitif in der ganzen<br />

Welt bekannt ist und als Synonym des französischen<br />

Savoir-vivre gilt, ist die Süßigkeit vor allem für die<br />

Franzosen selbst eine Erinnerung an ihre Kindheit, ja<br />

sogar ein Symbol für eine heile, behütete Welt. In unserer<br />

Rubrik Art de vivre können Sie mehr über die<br />

Geschichte dieser beiden Erzeugnisse erfahren.<br />

Mit dieser <strong>18</strong>. Ausgabe existiert Frankreich<br />

erleben bereits seit drei vollen Jahren. Trotz<br />

einigen Gegenwindes konnte sich die<br />

Zeitschrift als erstes Frankreich-Magazin<br />

auf dem deutschsprachigen Markt<br />

und als Referenz für alle Frankreichliebhaber<br />

etablieren. Dies verdanken<br />

wir vor allem Ihnen und Ihrer Treue! Als<br />

kleines Dankeschön und um diesen Geburtstag<br />

gebührend zu feiern, werden wir bis zur nächsten<br />

Ausgabe das Magazin konzeptionell und grafisch<br />

leicht überarbeiten. Mit der 19. Ausgabe wird Sie<br />

dann ein verjüngtes Heft erwarten. Aber keine<br />

Sorge, das Erfolgsrezept von Frankreich erleben,<br />

einem unabhängigen Journalismus verpflichtet zu<br />

sein und eine große Themenvielfalt anzubieten, wird<br />

sich nicht verändern. Und auch grafisch bleiben wir<br />

grundsätzlich unserer Linie treu. Sie werden also ohne<br />

Probleme auch die kommende Ausgabe wiedererkennen.<br />

Bis es so weit ist, wünsche ich Ihnen erst einmal<br />

viel Lesevergnügen mit dieser Ausgabe.<br />

Titelblatt: Rocamadour<br />

Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur<br />

jc.albert@frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 3


Inhalt<br />

Périgord – Land der Burgen und pittoresken Dörfer · 10<br />

Zwischen den Weinfeldern des Bordelais im Westen und den Ausläufern des Zentralmassivs im Osten erstreckt sich entlang<br />

der Dordogne das Périgord. Eine Gegend voller Überraschungen, die erst in letzter Zeit zunehmend von Reisenden<br />

aus dem deutschsprachigen Raum entdeckt wird. Zu den besonderen Reizen der Region gehören pittoreske Dörfer,<br />

wild-romantische Landschaften, unzählige Burgen und einzigartige Felszeichnungen von unseren Urahnen.<br />

Aix-en-Provence · 60<br />

Paul Cézanne ist der berühmteste Sohn<br />

der Stadt, die sein Erbe bis heute<br />

pflegt. Ein Spaziergang<br />

auf den Spuren des<br />

großartigen Malers.<br />

Ardennen · 66<br />

Wie wäre es, an einem<br />

1,2 Kilometer langen<br />

Stahlseil wie ein Vogel<br />

ins Tal zu fliegen? In den<br />

Ardennen ist dies möglich.<br />

Ein Tummelplatz für Aktivurlauber.<br />

Lyon · 72<br />

An einem langen Wochenende im <strong>Dezember</strong><br />

feiert die Rhône-Metropole ihr Lichterfest. Aufwendig<br />

illuminierte Straßen, Plätze und Häuser<br />

verzaubern in der dunklen Jahreszeit.<br />

4 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>


Fokus<br />

10 Périgord – Land der Burgen<br />

und pittoresken Dörfer<br />

14 Dordogne-Tal Frankreich wie im Bilderbuch<br />

24 Rouffignac Die Höhle der 100 Mammuts<br />

32 Périgueux, Brantôme, Bergerac, Sarlat<br />

Unterwegs in den Städten des Périgord<br />

42 Reise-Infos Périgord<br />

Luxushotels · 46<br />

In Paris fühlt sich der<br />

Luxus zu Hause, so auch<br />

im Bereich der Hotellerie.<br />

Doch nur sieben Hotels<br />

dürfen den exklusiven<br />

Titel Palace tragen.<br />

Unterwegs in Frankreich<br />

60 Aix-en-Provence Auf den Spuren von Cézanne<br />

66 Ardennen Im sagenhaften Grün der Ardennen<br />

72 Lyon Fête des Lumières <strong>2008</strong><br />

76 Hotel l’ermitage, Lyon<br />

Wellness · 80<br />

In Le Havre schuf der<br />

französische Stararchitekt<br />

Jean Nouvel einen ultramodernen<br />

Badetempel.<br />

Ein Traum aus tausenden<br />

weißen Mosaiksteinen.<br />

Frankreich heute<br />

46 Luxushotels Les Palaces, rosige Zeiten<br />

für Pariser Luxusherbergen<br />

50 Senat Hat eine Institution ausgedient?<br />

54 EU-Ratspräsidentschaft 48 Stunden<br />

beim Europäischen Tourismusforum in Bordeaux<br />

Art de vivre<br />

Pastis · 88<br />

Kein Aperitif verkörpert<br />

die französische Lebensart<br />

mehr als der Pastis.<br />

Seine Erfindung verdankt<br />

er aber vor allem dem<br />

Verbot eines anderen<br />

Getränks, dem Absinth.<br />

80 Wellness Les Bains des Docks, Le Havres weißer Badetempel<br />

84 Kulturprogramm <strong>November</strong> & <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong><br />

86 Kulturszene CDs, Bücher, Filme<br />

88 Aperitif Pastis, legendärer Longdrink à la française<br />

90 Genuss Anis de Flavigny, der Erfolg kleiner weißer Bonbons<br />

92 Chantals Rezept Lapin à la Moutarde<br />

80<br />

46<br />

66<br />

Rubriken<br />

90<br />

3 Editorial<br />

6 On en parle<br />

44 Kulturschock<br />

51 Abonnement<br />

58 Leben in Frankreich<br />

78 Arte-Programm<br />

94 Leserbriefe<br />

94 Impressum<br />

95 Heftnachbestellungen<br />

98 Vorschau<br />

10-42<br />

72<br />

76<br />

60<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 5


On En Parle<br />

Museum für<br />

Frankreichs<br />

Geschichte<br />

Nicolas Sarkozy setzt sich<br />

für die Gründung eines<br />

Museums für französische<br />

Ge schichte ein. Als Ort ist<br />

das Hôtel des Invalides<br />

im Gespräch. Doch das<br />

Ver tei di gun gs ministerium,<br />

dem die Anlage gehört,<br />

hat bereits seinen Widerspruch<br />

an ge kün digt.<br />

Nach dessen Auf fassung<br />

hat im Hôtel des In valides<br />

nur die militärische Vergan<br />

genheit des Landes<br />

Platz.<br />

Mehr Chancengleichheit in Aquitanien<br />

Als erste Region Frankreichs führt Aquitanien für Personaleinstellungen den<br />

anonymisierten Lebenslauf ein. Bewerbungen gehen dafür zunächst zu einer Agentur,<br />

die persönliche Angaben schwärzt und die Lebensläufe dann mit einer Nummer<br />

versehen an die zuständigen Stellen weiterleitet. Durch diese Anonymisierung sollen<br />

die Chancengleichheit erhöht und Diskriminierungen bei der Personaleinstellung<br />

vorgebeugt werden.<br />

Marseille: Kulturhauptstadt 2013<br />

Die Entscheidung kam etwas früher als erwartet: Marseille ist neben Slovice in der<br />

Slowakei 2013 europäische Kulturhauptstadt und setzte sich damit gegen Bordeaux,<br />

Lyon und Toulouse durch. Die Wahl wird der Mittelmeermetropole einen neuen<br />

Entwicklungsschub verpassen. Als Lille 2004 beim letzten Mal diesen Titel in Frankreich<br />

innehatte, zog die nordfranzösische Stadt rund neun Millionen Besucher an, die 72<br />

Millionen Euro daließen. Es wird davon ausgegangen, dass bei einem soliden Konzept<br />

von einem investierten Euro rund sechs Euro zurück in die Wirtschaft fließen.<br />

Frisches<br />

Obst für<br />

Frankreichs<br />

Schüler<br />

Das französische Landwirt schafts minis<br />

te ri um initiierte ein Projekt, bei dem<br />

1.000 Vor- und Grundschulen in Problemvierteln<br />

des Landes mit frischem Obst<br />

für die Kleinen beliefert werden. Die<br />

Aktion wird je zur Hälfe vom Staat und<br />

von den Kommunen finanziert. 4,50 Euro<br />

fallen an, um einem Kind ein Schuljahr<br />

lang jede Woche eine frische Frucht zur<br />

Verfügung zu stellen. Zurzeit wird der<br />

Staat den Kommunen dafür 750.000<br />

Euro überweisen. Sollte das Projekt auf<br />

europäischer Ebene für alle EU-Staaten<br />

übernommen werden, könnte es bald<br />

mehr werden. Denn Frankreich könnte<br />

dann bis zu 11,9 Millionen Euro an<br />

Subventionen aus Brüssel erwarten.<br />

6 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>


Billigfluggesellschaften<br />

stellen weitere Flüge ein<br />

Gerade einmal ein paar Monate nach Aufnahme in den<br />

Flugplan stellt Germanwings seine Verbindungen von Köln/<br />

Bonn nach Marseille sowie nach Bordeaux zum Winter wieder<br />

ein. Ebenso streicht EasyJet seine Flüge von Berlin-Schönefeld<br />

nach Lyon. Ryanair hat schon vor kurzem seine gerade erst<br />

eröffnete Strecke von Bremen nach Beauvais klammheimlich<br />

aus dem Flugplan verschwinden lassen. Und TUIfly nimmt die<br />

im letzten Winter gestarteten Flüge in die französischen Alpen<br />

nach Grenoble erst gar nicht wieder auf. Zwischen Frankreich<br />

und dem deutschsprachigen Raum scheinen sich keine<br />

Billigfluggesellschaften etablieren zu können. Viele der zuletzt<br />

eröffneten Verbindungen wurden nach kurzer Zeit wieder<br />

eingestellt.<br />

Vorliebe für kurze und klassische Namen<br />

Die Franzosen mögen vor allem kurze und klassische Vornamen für<br />

ihren Nachwuchs. Dies stellte das Internetportal notrefamille.com<br />

fest. Angeführt wird die Liste der beliebtesten Mädchennamen<br />

in Frankreich von Clara, Léa und Manon. Bei den Jungen stehen<br />

Lucas, Enzo und Nathan an der Spitze. Gabriel, Naxel, Antoine,<br />

Alexandre und Paul sind aus der Liste der Top 20 herausgefallen.<br />

Eiffelturm muss « grüner » werden<br />

Die Klimadebatte geht auch am Eiffelturm nicht spurlos vorbei.<br />

Die bekannteste Sehenswürdigkeit der Seine-Metropole<br />

muss ökologischer werden. Ab diesem Herbst wird der Turm<br />

deshalb in den Abendstunden nicht mehr die ersten zehn<br />

Minuten einer vollen Stunde, sondern nur noch die ersten fünf<br />

Minuten dank tausender kleiner Lampen funkeln.<br />

SCHNAPPSCHÜSSE<br />

Besucherrückgang bei nationalen Sehenswürdigkeiten<br />

Bei den Monumets Nationaux, die in staatlicher Hand befindlichen<br />

und vom Kulturministerium verwalteten Sehenswürdigkeiten<br />

des Landes, wurde in diesem Sommer ein Besucherrückgang<br />

verzeichnet. Die Erklärungsversuche sind vielfältig und gehen<br />

vom schlechten Wetter über die internationale Finanzkrise bis<br />

hin zum Rückgang der Kaufkraft der Menschen.<br />

Audrey Tautou als Coco Chanel<br />

Die durch Amélie Poulain 2001 berühmt gewordene<br />

Schauspielerin Audrey Tautou wird die Hauptrolle in einem<br />

Film von Warner Bros. über die Modeschöpferin Coco Chanel<br />

übernehmen. Während der zwölfwöchigen Dreharbeiten wacht<br />

Karl Lagerfeld, künstlerischer Leiter des Hauses Chanel, über die<br />

Filmgarderobe. Audrey Tautou wird zudem Nicole Kidman im<br />

nächsten Werbefilm für das Parfum Chanel N° 5 ersetzen.<br />

Kommunisten und Rechtsextreme in finanziellen Nöten<br />

Die kommunistische Partei Frankreichs bietet Räume ihrer berühmten<br />

Parteizentrale an der Place du Colonel-Fabien im 19. Arrondis<br />

se ment zur Untervermietung an, um damit Zusatzeinnahmen<br />

zu erzielen. Ein Unternehmen aus der TV-Branche zeigt sich an<br />

dem Angebot interessiert. Die rechtsextreme Front National von<br />

Marie Le Pen musste ihre Parteizentrale im edlen Vorort Saint-<br />

Cloud aus finanziellen Gründen sogar ganz verkaufen. Sie gehört<br />

nun einer Universität aus Shanghai, die dort wahrscheinlich eine<br />

Sprachschule einrichten wird.<br />

Immer mehr Babys<br />

Der Geburtenboom bei französischen Frauen scheint kein Ende zu<br />

nehmen. Nach dem nationalen Statistikinstitut INSEE ist die Zahl der<br />

Geburten erneut angestiegen. Die durchschnittliche Geburtenrate<br />

beträgt rund zwei Kinder pro Frau. Mit 63.392 Millionen Einwohnern<br />

ist Frankreich von der Bevölkerungszahl her nach Deutschland das<br />

zweitgrößte Land der EU – mit steigender Tendenz.<br />

Ende der Happy Hour<br />

Die französische Regierung denkt darüber nach, alle Promo tionsak<br />

tionen für Alkohol zu verbieten. Hierunter würde auch die beliebte<br />

Happy Hour fallen, bei der viele Bars mit einem 50-prozentigen<br />

Rabatt versuchen, Gäste während besucherschwachen Zeiten<br />

anzulocken.<br />

Milchautomat erobert das Elsass<br />

Ein kleiner Milchbauer mit 50 Kühen im elsässischen<br />

Departement Bas-Rhin hatte die glorreiche Idee, ein System<br />

von Milchautomaten der Schweiz abzuschauen. Der Automat<br />

in Wesselonne, an dem der Liter nur 1,00 Euro gegenüber circa<br />

1,45 Euro im Supermarkt kostet, ist nicht nur billiger, sondern auch<br />

umweltfreundlicher, da die Kunden die Milch in mitgebrachte<br />

Flaschen abfüllen. In der Bretagne und im Rhône-Tal beobachtet<br />

man diese Innovation bereits sehr aufmerksam.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 7


On En Parle<br />

Wiedereröffnung des Picasso-<br />

Museums von Antibes<br />

Nach Sanierungsarbeiten, die zweieinhalb Jahre<br />

andauerten, wurde das Musée Picasso in Antibes<br />

wiedereröffnet. Durch eine gekonnte Mischung aus Alt<br />

und Neu kommen die Werke von Miro, Tapie, Staël und<br />

natürlich Picasso in den frisch renovierten Räumen des<br />

Château Grimaldi wunderbar zur Geltung.<br />

Tauschbörse für Fahrkarten<br />

mit Zugbindung<br />

Gegen die Zunahme von Fahrscheinen<br />

der SNCF, die sich nicht<br />

zurückgeben bzw. nicht auf eine<br />

an dere Zugverbindung übertragen<br />

lassen, organisiert sich<br />

der Widerstand: Auf der In ter netseite<br />

www.trocdesprems.com<br />

können Rei sende, die solche<br />

Fahrkarten be sitzen, aber die Reise<br />

nicht wahrnehmen können, diese<br />

zum Weiter verkauf anbieten. Die<br />

Höchstgrenze des Verkaufspreises<br />

ist dabei der ur sprüng liche<br />

Originalpreis. Achtung ist aber<br />

vor Fahrscheinen geboten, die einen Namen ausweisen.<br />

Sie sind in der Regel nicht übertragbar. Ein ähnliches<br />

Prinzip verfolgt auch das Webportal www.kelbillet.com,<br />

wo man auch Flugtickets oder Mietwagenangebote findet.<br />

Weniger Ehen, mehr Pacs<br />

Die klassische Ehe scheint in Frankreich auf dem Rückzug zu sein. Laut dem<br />

nationalen Statistikinstitut INSEE ging nach den neuesten offiziellen Angaben<br />

die Zahl der Eheschließungen von 2005 auf 2006 von 274.000 auf 266.500 zurück.<br />

Das Durchschnittsalter der Braut (erste Ehe) beträgt 30 Jahre, das des Bräutigams<br />

32,2 Jahre. Der Pacs, die französische Version einer eingetragenen Partnerschaft<br />

für hetero- und homosexuelle Paare, erlebt dagegen einen Anstieg von 28 Prozent<br />

im gleichen Zeitraum. Seit seiner Einführung im Jahre 1999 haben sich bis zum Ende des<br />

Jahres 2006 282.900 Paare « pacsen » lassen.<br />

Kreditkarte für 12-Jährige<br />

Bisher musste man in Frankreich<br />

mindestens 16 Jahre alt sein, um in den<br />

Genuss einer Kreditkarte zu kommen.<br />

Jugendliche zwischen zwölf und<br />

16 Jahren erhielten lediglich eine<br />

Bankkarte zum Abheben von Bargeld<br />

am Automaten. Nun führen die französischen<br />

Banken BNP und Banques Populaires die Kreditkarte ab zwölf Jahren<br />

ein. Es ist aber eine debit card, d.h. beim Bezahlen wird überprüft, ob das<br />

Konto über ein ausreichend hohes Guthaben verfügt.<br />

Oper im Kino<br />

Bis Mai 2009 sollen zehn Aufführungen<br />

der Metropolitan Opera of New York in<br />

französischen Kinos live übertragen werden.<br />

Da die Veranstaltungen nach Ortszeit schon<br />

mittags stattfinden, können die Franzosen<br />

sie zur besten Anfangszeit um 19.30 Uhr<br />

genießen. In den Pausen zeigen Kameras<br />

das Geschehen hinter den Kulissen des<br />

weltbekannten Opernhauses. Mehr als 66.000<br />

Besucher werden in den Kinosälen erwartet.<br />

8 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>


Fokus Périgord<br />

Périgord – Land der<br />

10 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>


Burgen und pittoresken Dörfer<br />

Wie soll man das Périgord<br />

definieren? Die Aufgabe<br />

ist schwerer, als man zunächst<br />

denken könnte. Natürlich ließe<br />

sich ein Ansatz wählen, der die<br />

rein administrative Seite betrachtet.<br />

Allerdings gibt es weder eine Region<br />

noch ein Departement, die diesen<br />

Namen offiziell tragen. Gerne wird<br />

jedoch das Departement Dordogne<br />

mit dem Périgord gleichgesetzt. Beide<br />

Bezeichnungen ließen sich danach<br />

als Synonym verwenden. Administrativ<br />

gesehen sicherlich nicht falsch.<br />

Beschäftigt man sich aber näher mit<br />

dem Périgord, dann wird man ihm<br />

auf diese einfache Formel gebracht<br />

wohl kaum gerecht.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 11


Fokus Périgord<br />

Von oben nach unten:<br />

Im pres si onen aus dem<br />

Dordogne-Tal, Alt stadt von<br />

Sarlat-la-Ca né da, weite Flächen<br />

des Pé ri gord sind bewaldet.<br />

S. 10/11: Blick auf Castelnaud-la-<br />

Chapelle und Beynac-et-Cazenac.<br />

Oben: Sarlat. Unten: Gänse<br />

und Enten gehören zu den<br />

Botschaftern des Périgord.<br />

Denn das Périgord ist für die meisten<br />

Franzosen und auch für viele Ausländer,<br />

die dort ihren Zweitwohnsitz eingerichtet<br />

haben, vor allem Briten und Holländer,<br />

mehr als eine bloße administrative Einheit.<br />

Es ist vielmehr ein gewisses Lebensgefühl,<br />

eine bestimmte Mentalität, eine unverwechselbare<br />

Landschaft und Architektur.<br />

Dieser Ansatz hat etwas Philosophisches<br />

und Poetisches. Von dieser Warte aus betrachtet,<br />

spielen die Departementsgrenzen<br />

nur eine zweitrangige Rolle. In den meisten<br />

Reiseführern und auch im Empfinden<br />

der Touristen wird das Périgord ohnehin<br />

in einem Atemzug mit dem östlich daran<br />

anschließenden Quercy genannt.<br />

Ebenfalls eine Region, deren Namen es,<br />

administrativ gesehen, nicht gibt, die aber<br />

landschaftlich und kulturell keinen großen<br />

Unterschied zum Périgord aufweist. Warum<br />

also das Périgord in enge administrative<br />

Grenzen zwängen wollen?<br />

Aber ganz egal, wie man das Périgord<br />

im Endeffekt definiert, es ist auf jeden Fall<br />

eine Region für alle Sinne. Die Augen<br />

erfreuen sich an herrlichen An- und Ausblicken.<br />

In den Tälern und an den Ufern<br />

der Flüsse ragen immer wieder steile Felswände<br />

in die Höhe, auf denen nicht selten<br />

Burgen und Schlösser thronen. Auch<br />

manches Dorf schmiegt sich malerisch<br />

an den Felsen. Eine Landschaft, die zum<br />

Träumen und Schwärmen einlädt und irgendwie<br />

mittelalterlich wirkt. Die Ohren<br />

lauschen währenddessen dem Rauschen<br />

der Blätter, denn das Périgord wird von<br />

dichten Wäldern bedeckt. Rund 60 Prozent<br />

des Territoriums sind bewaldet, eine<br />

hohe Quote für französische Verhältnisse.<br />

Vor allem Eichen, Nussbäume und Kastanien<br />

prägen die Flora. Aber auch das Plätschern<br />

von Bächen und Flüssen oder das<br />

Gegacker von Gänsen und Enten schwirrt<br />

durch die Luft.<br />

Die Nase erfreut sich derweil am Duft<br />

von Wäldern und Erde, auch von frischen<br />

Nüssen und Trüffeln, manchmal sogar von<br />

Safran und Tabak; Gewächse, die in der<br />

Region angebaut werden und zum wirtschaftlichen<br />

Leben beitragen. Nur wenige<br />

wissen es, aber das Departement Dordogne<br />

ist die zweitwichtigste Tabakanbauregion<br />

Frankreichs. Die Pflanzen kamen<br />

im 16. Jahrhundert aus Amerika hierher<br />

und harmonieren gut mit dem Klima im<br />

Südwesten des Landes. Schließlich der<br />

Geschmacks- und Tastsinn: Im Périgord<br />

munden zartes Gänsefleisch, köstliche<br />

Entenbrust, die allgegenwärtige Foie Gras,<br />

Steinpilze, Esskastanien oder Weine aus<br />

Bergerac. Ein Paradies für Feinschmecker<br />

und Genussmenschen. Mit anderen Worten:<br />

Das Périgord ist ein Rezept mit den<br />

unterschiedlichsten Zutaten, allesamt aber<br />

von allerbester Qualität.<br />

Es mag deshalb auch gar nicht verwundern,<br />

dass dieser Landstrich schon<br />

seit Jahrtausenden menschliches Leben<br />

anzog. Unsere Vorfahren, der Homo erectus,<br />

ließen sich hier vor mehr als 450.000<br />

Jahren nieder. Man vermutet, dass sie aus<br />

Ost- oder Nordeuropa, das unter einer<br />

Eisschicht verschwand, hierher kamen. Sie<br />

siedelten sich vor allem um den heutigen<br />

Ort Les Eyzies-de-Tayac an, wo sie in den<br />

zahlreichen Höhlen und Grotten Schutz<br />

vor der Kälte fanden. Vor rund 120.000<br />

Jahren folgte dann der Neandertaler, der<br />

bereits in Stämmen lebte und besser an das<br />

Klima angepasst war, und schließlich der<br />

Homo sapiens. Vor rund <strong>18</strong>.000 bis 12.000<br />

Jahren blühte zudem die Höhlenmalerei<br />

auf. Beeindruckende Zeugnisse davon findet<br />

man in den Höhlen des Périgord: Lascaux,<br />

Font-de-Gaume oder Rouffignac.<br />

Da Menschen die Welt zudem gerne in<br />

Kategorien einteilen, existiert bereits seit<br />

dem 19. Jahrhundert eine Vierteilung des<br />

Périgord, die gerade in letzter Zeit immer<br />

mehr von den örtlichen Marketingexperten<br />

ausgeschlachtet wird. Der Ansatz ist<br />

deshalb aber nicht weniger originell. Man<br />

spricht vom Périgord der vier Farben: Das<br />

weiße Périgord mit seinen hellen kalkhaltigen<br />

Böden um Périgueux herum. Das<br />

grüne Périgord mit seinen dichten Wäldern<br />

und Lichtungen ganz im Norden bei<br />

Nontron. Das purpurrote Périgord mit<br />

seinen Weinfeldern und mittelalterlichen<br />

Burgen in der Umgebung von Bergerac.<br />

Schließlich das schwarze Périgord mit<br />

verwunschenen Wäldern entlang der Ufer<br />

der Dordogne.<br />

Doch am Ende bleibt auch dies nur<br />

ein Versuch, das Périgord besser zu erfassen.<br />

Eigentlich hat die Region es gar<br />

nicht nötig, klassifiziert zu werden. Es<br />

reicht aus, einfach in diesen wunderbaren<br />

Landstrich im Südwesten Frankreichs<br />

zu reisen und das typische Lebensgefühl<br />

wie eine frische Brise einzuatmen. Alles<br />

andere wird dann nebensächlich.<br />

12 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>


LIBERTÉ, ÉGALITÉ,<br />

STRASSENLAGÉ.<br />

Mehr Stil für die Straße. Der CITROËN C5.<br />

Revolutionen fanden schon immer auf der Straße statt. Eine ganz besondere kommt jetzt aus Frankreich: der CITROËN C5.<br />

Je nach Version mit HYDRACTIVE III+ Fahrwerk, das sich automatisch an die Straßenverhältnisse und Ihren Fahrstil<br />

anpasst. Dabei sorgt es gemeinsam mit dem richtungsweisenden AFIL-Spurassistenten (Option) stets für eine<br />

perfekte Straßenlage. Entdecken Sie diese und weitere faszinierende Innovationen bei einer Testfahrt.<br />

www.mehr-stil-fuer-die-strasse.de<br />

CITROËN C5


Fokus Périgord<br />

Frankreich wie im Bilderbuch:<br />

Eine Reise im Dordogne-Tal<br />

Das Dordogne-Tal im Südwesten Frankreichs hat sich im Laufe der Jahrhunderte einen ganz<br />

eigenen Charakter erhalten und gilt als eine der schönsten Gegenden des Landes. Es zeigt<br />

sich als eine entzückende Landschaft mit großartigen Ausblicken, kleinen, sich an alte Burgen<br />

schmiegenden Dörfern und anmutigen Schlössern. Durchquert man dieses einzigartige Tal<br />

vom Westen her auf der Route von Trémolat nach Domme, überrascht die authentische Vielfalt<br />

des Dordogne-Tals. Eine Reise durch eine Gegend wie im Bilderbuch.<br />

Beim Durchqueren des Dordogne-Tals bekommt<br />

man den Fluss gar nicht so oft zu Gesicht. Er versteckt<br />

sich häufig hinter einer dichten Ufervegetation<br />

oder wird von diversen Brücken und Überführungen<br />

verdeckt. Und dennoch lohnt es sich allemal, die Dordogne<br />

mit dem Auto abzufahren. Zwar verliert man den Fluss<br />

immer mal wieder aus den Augen, aber nach ein paar hundert<br />

Metern taucht er schon wieder auf. Man hat ein bisschen<br />

das Gefühl, als würde die Dordogne mit einem Verstecken<br />

spielen. Und obwohl man ständig durch eine unberührte<br />

Natur zu fahren glaubt, trifft man doch immer wieder<br />

und überraschenderweise auf Spuren menschlicher Zivilisation.<br />

Darunter viele Tabakfelder, aber natürlich auch<br />

die zahlreichen Weinberge.<br />

14 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>


Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 15


Fokus Périgord<br />

S. 14/15: Die Dordogne bei Domme. Panoramablick vom Cingle de Trémolat.<br />

Cingle de Trémolat: Atemberaubender<br />

Weitblick über die Dordogne<br />

Unsere Reise wollen wir mit einem Blick auf die Dordogne,<br />

auf ihre Größe und den Verlauf im Tal beginnen und<br />

wählen dafür den Cingle de Trémolat. Etwa 35 Kilometer<br />

von Bergerac entfernt gelegen, ist er der ideale Ort für eine<br />

Aussicht über die Schleife, die die Dordogne an dieser Stelle<br />

macht. Man muss nur der Beschilderung in Trémolat folgen,<br />

die auf eine kleine stille Straße in nördlicher Richtung<br />

führt, und erreicht einen dieser wenigen Plätze, wo der<br />

Fluss in seiner ganzen Weite überblickt werden kann.<br />

Nachdem man sein Auto auf dem Parkplatz abgestellt<br />

hat, folgt man einfach nur den Spuren im Sand, um an den<br />

Aussichtspunkt zu kommen – nicht aber den Schildern, die<br />

nur an eine Stelle mit eingeschränkter Sicht führen. Trauen<br />

Sie sich ruhig ins Unterholz und folgen Sie dem Trampelpfad.<br />

Nach ungefähr fünf Minuten Fußweg erreicht man<br />

einen Felsvorsprung, von dem aus man einen grandiosen<br />

Blick über die Dordogne hat. Und sollten Sie zum Tagesausklang<br />

hierherkommen, werden Sie in den Genuss eines<br />

Sonnenunterganges über dem behäbig dahinfließenden<br />

Fluss kommen, der sie sprachlos macht!<br />

Von Trémolat aus nehmen wir die Straße nach Castelnaud-la-Chapelle.<br />

Unser Ziel ist nur 46 Kilometer entfernt,<br />

aber durch die vielen Kurven in den Hügeln des Périgord<br />

kommt man nur langsam vorwärts und braucht eine knappe<br />

Stunde. Aber die geschlungenen Straßen verführen auch zu<br />

einem gemächlichen Fahren und wir genießen den Anblick<br />

der lieblichen Landschaft. Das erste Mal überqueren wir<br />

die Dordogne, um auf die Landstraße D29 zu gelangen,<br />

auf der wir dem Fluss bis Siorac-en-Périgord folgen. Dort<br />

wechseln wir auf die D703, die uns weiter an der Dordogne<br />

entlangführt, bis wir den Fluss kurz vor Saint-Cyprien ein<br />

weiteres Mal überqueren.<br />

Castelnaud-la-Chapelle: Die Mittelalterburg<br />

In Castelnaud-la-Chapelle bekommen wir einen Eindruck<br />

von der Vielfältigkeit der Schlösser und Burgen im<br />

Dordogne-Tal. Unzählige von ihnen reihen sich auf den<br />

Felsvorsprüngen am Ufer des Flusses aneinander und bildeten<br />

seinerzeit wichtige strategische Punkte zur Überwachung<br />

des Tales. Es sieht schon fast ein bisschen komisch aus, wie<br />

dicht die Burgen gebaut sind und wir stellen uns vor, wie die<br />

Burgherren früher einander argwöhnisch beäugten und eifersüchtig<br />

über ihren Einflussbereich wachten.<br />

Die Burg von Castelnaud ist eine dieser mittelalterlichen<br />

Festungsanlagen und ein schönes Beispiel für die komplizierten<br />

Nachbarschaftsverhältnisse im Mittelalter. Sie ist<br />

strategisch günstig auf einem Felsvorsprung errichtet und<br />

wacht von dort über den Fluss, vor allem aber auch über die<br />

auf der anderen Seite liegende Burg von Beynac, dem Sitz<br />

der ewigen Rivalen, mit denen über Jahrhunderte hinweg<br />

um die Vorherrschaft im Dordogne-Tal gestritten wurde.<br />

Die Burg wechselte allein in einem Jahrhundert siebenmal<br />

seine Herren, als während des Hundertjährigen Krieges<br />

die Engländer und Franzosen erbittert um sie kämpften.<br />

1453 siegten die Franzosen letzten Endes und die Zeiten<br />

wurden wieder friedlicher. Nach der Französischen Revo-<br />

16 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>


lution geriet die Burg in Vergessenheit und die Natur nahm<br />

langsam Besitz von ihr und überwucherte das Gelände.<br />

Schließlich dienten die verlassenen Gemäuer sogar als eine<br />

Art Ersatzteillager, denn als <strong>18</strong>32 der Hafen von Castelnaud<br />

ausgebaut werden sollte, entnahm man kurzerhand<br />

dem Südflügel die großen Steine, die für die Hafenmauer<br />

benötigt wurden. Es brauchte noch mehr als 100 Jahre, ehe<br />

der französische Staat 1966 die Burg endlich als schützenswertes<br />

historisches Bauwerk klassifizierte und eine sorgfältige<br />

Restaurierung in die Wege leitete.<br />

Heute kann man hier das majestätische Panorama des<br />

Dordogne-Tals genießen, vor allem aber das lohnenswerte<br />

Museum besuchen, das den Kriegen des Mittelalters<br />

gewidmet ist. Ein etwas martialisches Thema, mag man<br />

21x14 DPN-sarlatD09 Heißluftballons 30/09/08 am Lauf der 10:55 Dordogne. Page 1<br />

Die Burg von Castelnaud-la-Chapelle aus der Vogelperspektive.<br />

vielleicht denken, das ist es aber ganz und gar nicht. Das<br />

Konzept versucht, die Lebensumstände einer belagerten<br />

Burg im Mittelalter nachvollziehbar zu machen. Alles ist<br />

so originalgetreu wie möglich hergerichtet worden und<br />

vermittelt dem Besucher lebendig, wie das Leben in diesen<br />

kriegerischen Zeiten vonstatten ging. Die Burg liegt 190<br />

Meter über dem Fluss und die Austragung der Kämpfe<br />

muss damals sehr schwierig gewesen sein. Es sind einige für<br />

die damalige Zeit sehr aufwendige Waffen zu besichtigen,<br />

zum Beispiel eine Steinschleuder. Sie erlaubte es, Kugeln<br />

von 60 Kilogramm Gewicht zu verschießen – reichte aber<br />

gerade einmal 200 Meter weit.<br />

Buchen Sie<br />

Ihre Ferienwohnung<br />

Destination<br />

Association des Offices de Tourisme du Périgord Noir<br />

Périgord Noir<br />

in der Region Dordogne - Périgord<br />

von den Fremdenverkehrsämtern<br />

ausgewählte Mietobjekte<br />

®asbury - photos pub’image<br />

www.visitperigord.com<br />

Destination Périgord Noir - B. P. 114 - Rue Tourny - 24203 Sarlat cedex - Tél. 05 53 31 45 43 - Fax 05 53 31 45 47<br />

Bureau ouvert du lundi au samedi - N°d’autorisation : AU02406001 - Carte professionnelle de gestion immobilière n°507


Fokus Périgord<br />

<strong>18</strong> · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>


Beynac-et-Cazenac:<br />

Eines der schönsten Dörfer Frankreichs<br />

Die Burg von Beynac, gegenüber von Castelnaud, zeigt<br />

sich mit ihren Türmchen in einer geradezu märchenhaften<br />

Silhouette. Das Dorf Beynac-et-Cazenac zu ihren Füßen<br />

zählt zu den schönsten in ganz Frankreich. Seine Straßen<br />

sind in einem einheitlichen Stil gebaut und die den Ort dominierende<br />

Burg gibt ihm ein traumhaftes Aussehen.<br />

Wie der Besuch von Castelnaud lohnt sich auch der Besuch<br />

der Burg von Beynac. Der Weg dahin ist allerdings<br />

etwas mühsam, da die schmale D703, die am Fluss entlangführt,<br />

häufig verstopft ist und nur wenig Verkehr verkraftet.<br />

Deshalb sollte man, wenn man einmal den Ort erreicht hat,<br />

den großen Parkplatz am Eingang nutzen und den Rest zu<br />

Fuß gehen. Man hat vom Flussufer einen schönen Blick<br />

auf das Dorf und am besten erklimmt man langsam die<br />

schmalen Gassen zur Burg. Dort oben angekommen fällt<br />

sofort die strategische Bedeutung der Burg auf: Direkt an<br />

der Flussbiegung gelegen, lässt sich die Dordogne hier weit<br />

überblicken. Vom Burgfried aus hat man einen unglaublichen<br />

Panoramablick. Und mit etwas Glück kann man sogar<br />

dem Aufsteigen eines der Heißluftballons beiwohnen, deren<br />

Startplatz sich in der Nähe der Burg befindet.<br />

Beynac-et-Cazenac zählt zu den schönsten Dörfern Frankreichs.<br />

Seite <strong>18</strong>: La Roque-Gageac in der Abendsonne.<br />

Des Milandes: Ein Schloss mit einer<br />

außergewöhnlichen Bewohnerin<br />

Im Anschluss zieht ein anderes Schloss unsere Aufmerksamkeit<br />

auf sich. Es ist das Anwesen Des Milandes,<br />

das man ebenfalls bei Castelnaud-la-Chapelle findet. Dieses<br />

Schloss aus dem 15. Jahrhundert wurde für die Gemahlin<br />

eines der Burgherren von Castelnaud erbaut, die sich ein<br />

Anwesen gewünscht hatte, das weniger kalt und feucht als<br />

die Mittelalterburg sei. Man errichtete also einen kleinen<br />

Herrensitz, der ein bisschen « femininer » war.<br />

Berühmt wurde das Schloss aber wegen einer anderen<br />

Bewohnerin. Die Sängerin Joséphine Baker erwarb nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg das Anwesen. Jene Joséphine Baker,<br />

die gegen die Rassendiskriminierung kämpfte und die mit<br />

Liedern wie « J’ai deux amours, mon pays et Paris » (dt. « Ich<br />

habe zwei Lieben, mein Land und Paris ») berühmt wurde.<br />

Sie zog in das Milandes-Schloss mit ihrer « Regenbogenfamilie<br />

», denn sie hatte auf ihren vielen Tourneen durch<br />

die Welt zwölf Kinder adoptiert und ihnen ein Zuhause<br />

gegeben. Es müssen sehr bunte Tage gewesen sein, wenn sie<br />

die Sommer hier mit ihren Kinder verbrachte und in ihrer<br />

Großzügigkeit unzählige Besucher beherbergte. Aber diese<br />

Großzügigkeit war es dann wohl auch, die sie in den Ruin<br />

führte.<br />

Die 14 Zimmer, in denen Kleider und persönliche Dinge<br />

der Joséphine Baker ausgestellt werden, geben dem Besucher<br />

einen Einblick in das Leben der Sängerin und ihrer<br />

Familie. Besonders berührend ist, dass in den Räumen die<br />

Stimme der Sängerin ausgestrahlt wird, so dass man fast<br />

den Eindruck hat, als sei die Künstlerin selbst anwesend.<br />

In der Nähe von Beynac-et-Cazenac starten viele Ballonfahrten.<br />

Das Château des Milandes, ehemals im Besitz von Josephine Baker.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 19


Fokus Périgord<br />

Park von Marqueyssac, berühmt für seine 150.000 Buchsbäume.<br />

Man gewinnt vor allem eine Idee von der Phase ihres Lebens,<br />

die mittlerweile etwas in Vergessenheit geraten ist: ihr Engagement<br />

für die résistance während des Zweiten Weltkrieges.<br />

Joséphine Baker war durch ihre Heirat 1937 französische<br />

Staatsbürgerin geworden und hatte sich 1939 den<br />

Truppen des freien Frankreichs angeschlossen. Ihre Berühmtheit<br />

erlaubte es ihr, frei zu reisen, was sie reichlich<br />

nutzte und dabei vielen Flüchtlingen half, das Land zu<br />

verlassen. In ihren Noten transportierte sie manchmal<br />

geheime Botschaften und auf öffentlichen Empfängen<br />

sammelte sie Informationen, die sie an den Geheimdienst<br />

weitergab. Sie wurde eine richtige Agentin und nach<br />

Kriegsende dankte ihr das Land ihr Engagement mit einer<br />

Reihe großer Orden.<br />

1964 geriet Joséphine Baker aber in finanzielle Schwierigkeiten<br />

und das Schloss musste versteigert werden. Ein<br />

anderer Weltstar, Brigitte Bardot, konnte durch ihre Hilfe<br />

zunächst das Schlimmste verhindern, aber 1968 verschlechterte<br />

sich die Lage zusehends und das Gebäude wurde dann<br />

doch von den Gläubigern verkauft. Joséphine Baker erfuhr<br />

davon auf einer Tournee. Sie kehrte zurück und verbarrikadierte<br />

sich drei Tage lang in der Küche, bis das Haus<br />

ohne Skrupel geräumt wurde, obwohl Brigitte Bardot, der<br />

marokkanische König Hassan II. und die Prinzessin Gracia<br />

von Monaco interveniert hatten. Heute hängt in der<br />

Schlossküche ein berührendes Schwarz-Weiß-Foto aus diesen<br />

Tagen. Die Baker, nur mit einem Bademantel bekleidet,<br />

sitzt ganz allein im Regen und blickt traurig zu Boden. Der<br />

Weltstar, die Ikone der eleganten Welt, fand sich nun auf<br />

der Straße wieder.<br />

20 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>


Nachdem Joséphine Baker in den Siebzigern ein Comeback<br />

erlebte und wieder auf den größten Bühnen des Landes<br />

sang, erlitt sie am 12. April 1975 einen tödlichen Schlaganfall,<br />

nur wenige Tage nach der großen Feier ihres 50. Bühnenjubiläums.<br />

Ihr zu Ehren wurde im Land Staatstrauer<br />

ausgerufen: zum ersten Mal in der Geschichte Frankreichs<br />

für eine schwarze Frau.<br />

Marqueyssac: Buchsbäume<br />

auf dem Dach der Dordogne<br />

Wir verlassen nun Castelnaud-la-Chapelle, überqueren<br />

ein weiteres Mal die Dordogne und wenden uns den<br />

erstaunlichen Gärten von Marqueyssac zu. Nur ein paar<br />

Autominuten entfernt kann man dort 150.000 liebevoll<br />

beschnittene Buchsbäume bewundern, die größtenteils über<br />

100 Jahre alt sind. Man hat vom Park zudem eine außergewöhnliche<br />

Aussicht über die Dordogne und kann an schönen<br />

Tagen bis zu zehn Kilometer weit ins Land schauen.<br />

Der Blick erfasst die Essenz des Périgord: den Fluss, das<br />

Tal, die Natur, die Burgen und die Schlösser.<br />

In der typischen Gartenanlage des Frankreichs unter<br />

Napoleon III. ist die große Terrasse besonders sehenswert.<br />

Die Bäume darauf sind mit viel Fantasie und Sorgfalt<br />

beschnitten. Sie geben Marqueyssac etwas sehr Romantisches.<br />

Dabei sind es ganz gewöhnliche Buchsbäume, die<br />

sich lediglich dem kalkhaltigen Boden gut angepasst haben<br />

und gegen die Trockenheit resistent sind. Die meisten von<br />

ihnen wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />

gepflanzt und manche haben inzwischen eine Höhe von<br />

mehr als zehn Metern erreicht. Am besten kommt man zum<br />

Abend hierher. Denn dann kann man das unvergleichliche<br />

Abendlicht genießen, das bei Sonnenuntergang über dem<br />

Tal liegt. Besonders im Juli und August ist dieses nächtliche<br />

Spektakel, wenn die Sonne erst spät untergeht, ein Anblick,<br />

der seinesgleichen sucht.<br />

Domme: Die uneinnehmbare Festung<br />

Aussichtspunkt, 130 Meter über der Dordogne.<br />

Die Buchsbäume von Marqueyssac bedürfen vieler Pflege.<br />

Es ist an der Zeit, unsere Fahrt bis nach Domme fortzusetzen,<br />

um die dortige sagenumwobene Festung zu besichtigen,<br />

die als uneinnehmbar galt. Auf dem Weg dorthin<br />

passieren wir Anlagen zum Tabaktrocknen, eines der wichtigen<br />

landwirtschaftlichen Güter dieser Gegend. Wir fahren<br />

bis La Roque-Gageac, einem hübschen Dorf am Ufer<br />

der Dordogne, deren Häuser wie kleine Perlen am Felsufer<br />

kleben. Die Baubestimmungen haben hier wohltuend gewirkt<br />

und so ist der Ort ein einzigartiges architektonisches<br />

Ensemble, in dem keinerlei Plakatwände oder Parabolspiegel<br />

den Gesamteindruck schmälern.<br />

Um nach Domme zu kommen, überqueren wir noch<br />

einmal die Dordogne, und erreichen diese kleine berühmte<br />

Ortschaft in 150 Meter Höhe, die nicht mehr als 1.000<br />

Einwohner zählt, über eine enge, gewundene Bergstraße.<br />

Dieses « Adlernest » ist eine Bastion in geradezu klassischer<br />

achteckiger Form. Sie thront auf einem engen hohen<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 21


Fokus Périgord<br />

Blick von der Aussichtsterrasse von Domme über das Dordogne-Tal in der Abendsonne.<br />

Felsen, von dem die weite Ebene und der Fluss überblickt<br />

werden können, weshalb Domme von besonderer strategischer<br />

Bedeutung war. Eine andere Assoziation verband<br />

damit übrigens der Schriftsteller Henry Miller, der den<br />

Ort als « den nächsten Punkt zum Paradies » bezeichnete.<br />

Andere nennen die Anlage die « Akropolis des Périgord<br />

Noir ».<br />

Man fühlt sich in diesem Dorf ein bisschen wie außerhalb<br />

von Zeit und Raum. Der Felsen liegt morgens in<br />

dichtem Nebel und die Landschaft ist eine einzige Postkartenidylle.<br />

Dazu haben die Stadtväter gut daran getan, die<br />

Autos aus dem Ort zu verbannen. So ist die Hauptstraße<br />

eine Fußgängerzone und die Autos müssen am Ortseingang<br />

geparkt werden.<br />

So lässt sich Domme bestens zu Fuß besichtigen, indem<br />

man durch die Gassen schlendert und die vielen Gärtchen<br />

entdecken kann, die sich hinter alten Steinmauern verstecken.<br />

Verlaufen kann man sich übrigens nicht: Der Ort ist<br />

komplett von einer Stadtmauer umgeben und es gibt nur<br />

drei Tore, die hinausführen. Aber wir wollen den Ort gar<br />

nicht wieder verlassen, sondern auf den Gipfel hinauf. Und<br />

wir werden nicht enttäuscht: Die Aussichtsterrasse ist einfach<br />

spektakulär, von hier ist an klaren Tagen sogar Beynac<br />

zu erahnen.<br />

Wer Glück hat, wird dort oben vielleicht einen Tisch im<br />

Hôtel de l’Esplanade reservieren können und während eines<br />

wirklich guten, aber etwas teuren Abendessens (Menü für<br />

42 Euro) den atemberaubenden Ausblick genießen können.<br />

Falls Sie die Zeit und Gelegenheit dazu haben, sollten Sie<br />

in Domme übernachten. Es gibt ganz hervorragende kleine<br />

gîtes mit schönen Zimmern. Stehen Sie dann aber unbedingt<br />

früh auf und steigen Sie auf die Aussichtsterrasse.<br />

Sie können so dem Morgennebel dabei zusehen, wie er sich<br />

bei aufgehender Sonne langsam verzieht. Einen schöneren<br />

Abschluss einer Reise entlang der Dordogne kann man gar<br />

nicht haben…!<br />

In Domme meint man, die Zeit sei stehengeblieben.<br />

Verführerisch: Ein Abendessen auf der Terrasse des Hôtel de l’Esplanade.<br />

22 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>


Nur drei Tore hat die Stadtmauer von Domme.<br />

Herbst und Winter im Périgord<br />

Ideen für einen Aufenthalt<br />

in jeder Jahreszeit<br />

Fotos: OT intercommunal du Périgord Noir<br />

www.dordogne-perigord-tourisme.fr<br />

Die Internetseite für Ihren Urlaub im Departement Dordogne<br />

COMITE DEPARTEMENTAL DU TOURISME DE LA DORDOGNE – 25 RUE WILSON –<br />

BP2063 – 24002 PERIGUEUX CEDEX – MAIL: dordogne.perigord.tourisme@wanado.fr


Fokus Périgord<br />

Rouffignac:<br />

Höhle der<br />

100 Mammuts<br />

Das Périgord ist weltweit für seine Höhlen mit<br />

kostbaren Felszeichnungen unserer Urahnen<br />

bekannt. Im Tal der Vézère sind die spektakulärsten<br />

unter ihnen zu finden. Darunter auch<br />

die Höhle der 100 Mammuts, wie die Höhle<br />

von Rouffignac ebenfalls genannt wird. Sie ist<br />

zwar nicht die berühmteste, aber sicherlich<br />

eine der authentischsten und der am besten<br />

erhaltenen. Ungewöhnlich ist auch, dass ihr<br />

Schutz insbesondere dem Engagement einer<br />

Familie zu verdanken ist, in deren Eigentum<br />

sich die Höhle bis heute befindet.<br />

Als der Mensch sich vor 400.000 Jahren dazu entschloss,<br />

sich im heutigen Vézère-Tal niederzulassen,<br />

konnte er nicht ahnen, dass eines Tages eine internationale<br />

Organisation namens UNESCO seinen Lebensraum<br />

als Weltkulturerbe der Menschheit klassifizieren würde. Er<br />

dachte auch sicher nicht, dass später einmal Touristen aus<br />

der ganzen Welt hierher strömen würden, nur um auf seinen<br />

Spuren zu wandeln.<br />

Heute heißt das Tal auch « Vallée de l’Homme » (dt. Tal<br />

des Menschen). Man könnte hier wahrscheinlich Wochen<br />

nur damit verbringen, von einer prähistorischen Stätte zur<br />

nächsten zu pilgern. In Les Eyzies-de-Tayac lockt zudem<br />

ein sehr schönes Museum über die Urzeit im modernen<br />

Stil. Die berühmteste der Höhlen im Périgord, die auch<br />

als « Sixtinische Kapelle der Vorgeschichte » gelobte Höhle<br />

von Lascaux, erfreute sich sogar eines derartig großen Be-<br />

24 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>


Eingang zur Höhle von Rouffignac.<br />

sucherandrangs, dass sie aus Gründen der Erhaltung der<br />

Höhlenmalereien geschlossen und 200 Meter neben dem<br />

Original nachgebaut werden musste.<br />

Eine Höhle abseits des Massentourismus<br />

Es kann auf den ersten Blick daher etwas merkwürdig<br />

anmuten, gerade in diesem Tal der prähistorischen Superlative<br />

die üblichen Pfade des Tourismus zu verlassen und<br />

eine eher weniger bekannte Höhle aufzusuchen. Doch<br />

Rouffignac lohnt diesen Abstecher und ermöglicht ein<br />

ganz neues Erleben unserer Vorgeschichte. Wir machen<br />

uns deshalb auf den Weg dorthin. Schon bei der Anreise<br />

über eine kleine Landstraße wird uns schnell klar, dass<br />

nicht jeder den Weg hierher findet. Rund 20 Prozent der<br />

Besucher sind sogar Stammgäste, die immer wieder zur<br />

Höhle der 100 Mammuts zurückkehren.<br />

Rouffignac lebt von der<br />

Mund-zu-Mund-Propaganda.<br />

Bei den heutigen Eigentümern,<br />

der Familie Plassard, wird ohnehin<br />

seit jeher viel Wert auf den<br />

Erhalt der Höhle gelegt, daher<br />

wurden auch die Besucherzahlen<br />

von ihnen limitiert. Dadurch<br />

konnte das fragile Gleichgewicht<br />

im Inneren, das für den Schutz<br />

der urgeschichtlichen Zeugnisse<br />

überlebenswichtig ist, gewahrt<br />

werden. Eine Voraussetzung dafür,<br />

dass die Höhle immer noch<br />

Besuchern offensteht. Maximal<br />

600 Menschen pro Tag dürfen<br />

die Höhle betreten. Als Lascaux<br />

noch öffentlich zugänglich war,<br />

ließ man dort 2.000 Menschen<br />

täglich hinein, zudem auf einer<br />

viel kleineren Fläche. Die Folgen<br />

für die Höhle von Lascaux sind<br />

bekannt …<br />

In der Höhle von Rouffignac<br />

liegt die Luftfeuchtigkeit konstant<br />

bei 98 Prozent, die Temperatur ist<br />

fast genauso stabil und beträgt um<br />

die 13 Grad Celsius. Es steht hier<br />

außer Frage, Fußwege im Inneren<br />

anzulegen oder sonst irgendetwas<br />

zu machen, was den Kohlendioxidausstoß<br />

durch die Besucher erhöhen<br />

könnte. Die Besichtigung der<br />

Höhle geschieht deshalb auch mit<br />

einer elektrischen Bahn, eine Eigenkonstruktion,<br />

die an Loren in<br />

Bergwerken erinnert. Diese Bahn<br />

ist sogar einer der Hauptgründe<br />

dafür, warum die prähistorischen<br />

Zeichnungen in der Höhle von Rouffignac die Besucherströme<br />

so gut « vertragen ».<br />

Eine ungewöhnliche Familiengeschichte<br />

« Uns war es immer wichtig, die richtigen Lehren aus<br />

dem zu ziehen, was in Lascaux passiert ist », erklärt uns Jean<br />

Plassard, zusammen mit seinem Sohn Frédéric heutiger<br />

Besitzer der Höhle, nach unserer Ankunft. « Die Höhle von<br />

Rouffignac ist Teil unserer Familiengeschichte. Mein Großvater<br />

hat sie meinem Vater übergeben. Heute arbeitet bereits<br />

mein Sohn an meiner Seite. Und auch für die Zukunft ist<br />

wahrscheinlich gesorgt, da ich selbst bereits Großvater bin.<br />

Ich würde fast sagen, dass die Weitergabe dieser kostbaren<br />

Stätte von einer Generation an die nächste in unseren Genen<br />

liegt. Doch es geht dabei um viel mehr. Wenn man ein sol-<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 25


Fokus Périgord<br />

Pferdekopf und Nashorn.<br />

ches Kulturgut sein Eigen nennt, hat man die Verpflichtung,<br />

es zu bewahren und es auch für zukünftige Generationen<br />

zugänglich zu halten. So sehe ich es zumindest. »<br />

Kein Zweifel, Plassard senior und junior sind stolz auf<br />

ihre Höhle. Aber wie könnten sie es auch nicht sein? Diese<br />

Stätte ist schließlich einzigartig. Der Wunsch nach Bewahrung<br />

und Authentizität zeigt sich auch in der gesamten Gestaltung<br />

der Sehenswürdigkeit. Es gibt in Rouffignac keine<br />

überdimensionierten Parkplätze, keine grellen Plakate und<br />

Hinweistafeln, keine uniformierten Mitarbeiter, ja noch<br />

nicht einmal große Kassenhäuschen am Eingang. Alles<br />

wirkt sehr diskret. Jeder Mitarbeiter ist ein Liebhaber der<br />

Stätte, der dank langer Studien sachkundig über die Höhle<br />

sprechen kann. Nicht selten kommt es sogar vor, dass Jean<br />

oder Frédéric Plassard die Besuchergruppen persönlich begleiten.<br />

Angefangen hat alles mit Jeans Großvater, der die Höhle<br />

im Jahre 1929 kaufte. Als Unternehmer interessierte er sich<br />

aber nicht so sehr für das, was unter der Erde war, sondern<br />

für die Flächen über der Erde, auf denen er eine Spinnerei<br />

baute. Zwar wusste auch er schon, dass es auf dem Terrain<br />

eine Höhle gab, deren Ausmaße waren aber unbekannt.<br />

Man ging damals von einigen hundert Metern aus. Inzwischen<br />

weiß man, dass sich die unterirdischen Gänge auf<br />

26 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>


und zehn Kilometer erstrecken und auf drei Etagen verteilen,<br />

wobei sich die Zeugnisse aus prähistorischer Zeit nur<br />

auf der obersten Ebene befinden. Dennoch soll schon Jeans<br />

Großvater damals spaßeshalber darüber gesprochen haben,<br />

eines Tages eine kleine Bahn in die Höhle bauen zu wollen.<br />

Ohne natürlich zu wissen, welch kostbaren Schätze sich im<br />

Inneren verbargen.<br />

Ein Ausflug mit weitreichenden Folgen<br />

27 Jahre später, im Jahre 1956, legte ein Familienausflug<br />

in die Höhle schließlich die Grundlage für ihre heutige<br />

Bedeutung. Jean erinnert sich noch gut an diesen Moment:<br />

« Meine Eltern waren mit meiner Großmutter und Freunden<br />

in die Höhle hinabgestiegen, wie sie es regelmäßig von Zeit<br />

zu Zeit taten. Meine Großmutter setzte sich unterwegs auf<br />

einen Felsen. Natürlich gab es damals noch keinen Strom<br />

in der Höhle. Jeder konnte nur mit seiner eigenen Lampe<br />

die Umgebung ein wenig erhellen. Irgendwann musste sie<br />

dann mal den Kopf gehoben und sich die Decke angeschaut<br />

haben. Allerdings sagte sie nichts weiter. Erst einige Tage<br />

Das Patriarch genannte Mammut.<br />

Pferdekopf im Höhlenabschnitt H. Breuil.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 27


Fokus Périgord<br />

Jean Plassard mit seinem Sohn Frédéric, beide setzen sich engagiert für den Erhalt ihrer Höhle ein.<br />

später, als wir alle zusammen zu Tisch saßen, eröffnete sie<br />

uns auf einmal, dass sie einen gemalten Kopf in der Höhle<br />

gesehen hätte. Wir schauten uns an und wussten nicht so<br />

recht, was sie damit meinte. Natürlich weckte dies die Neugierde,<br />

an den Ort zurückzukehren. »<br />

Einige Tage später, am 26. Juni 1956, stieg eine Gruppe<br />

von vier Personen, darunter die Experten Louis René-Nougier<br />

und Romain Robert, wieder hinab. Langsam begaben<br />

sie sich immer tiefer in die Höhle hinein, 500 Meter, 600<br />

Meter... Ihre Acetylenlampen erzeugten ein schummriges<br />

Licht. Plötzlich tauchten ein paar im Fels eingravierte Striche<br />

auf. Romain Robert entdeckte als erster die Silhouetten<br />

von zwei perfekt erhaltenen Mammuts. Doch dabei sollte<br />

es nicht bleiben. Denn in den folgenden Stunden tauchten<br />

noch viele weitere Felszeichnungen auf, von Nashörnern,<br />

Pferden, Steinböcken und Büffeln – mehr als 100 paläolithische<br />

Zeugnisse. Als die vier wieder an die Oberfläche<br />

kamen, vereinbarten sie zunächst Stillschweigen, bis weitere<br />

Untersuchungen abgeschlossen wären.<br />

Ein lange Zeit unentdeckter Schatz<br />

Dabei war das Geheimnis gar kein echtes. Doch niemand<br />

schien bis zu diesem Zeitpunkt die wahre Bedeutung<br />

dieser Zeichnungen verstanden zu haben. Schon seit Jahrhunderten<br />

erkundeten Menschen die Höhle von Rouffignac.<br />

Die erste Beschreibung der Höhle stammt sogar schon<br />

aus dem Jahre 1575. Ihr Autor, François de Belleforest,<br />

berichtete darin, dass man mehrere Zeichnungen im Fels<br />

erkennen könne, wohl von verschiedenen Tieren, großen<br />

und kleinen. Der breite Höhleneingang erleichterte den<br />

Zugang und machte es einfach, sich in die Höhle zu begeben.<br />

Lediglich ihre Tiefe und ihre Dunkelheit schreckten<br />

viele Besucher vor zu langen Erkundungstouren ab.<br />

Viele der Höhlenbesucher gaben sich aber nicht damit<br />

zufrieden, die Gänge zu erkunden. Sie schrieben mit den<br />

Flammen ihrer Kerzen ihre Namen an die Wände, manchmal<br />

auch das Datum ihres Besuchs. So kam es, dass einige<br />

prähistorische Funde unter dem verschwanden, was man<br />

heute Graffiti nennen würde. Séverine, die uns heute durch<br />

die Höhle führt, kann nur schwer verstehen, was die Menschen<br />

dazu motivierte. Aber sie nimmt es inzwischen mit<br />

Humor: « Mit der Zeit finde ich diese Schmierereien immer<br />

lustiger. Viele Namen stammen von Familien aus dem Dorf<br />

Rouffignac. Man erfährt so einiges über die familiären Verhältnisse.<br />

Beispielsweise, wer hier mit wem hinuntergestiegen<br />

ist und eine kleine Liebeserklärung an seinen Geliebten<br />

oder seine Geliebte hinterließ. »<br />

Die Graffitis trugen auch dazu bei, warum Kritiker nach<br />

der Entdeckung der Felszeichnungen 1956 an der Echtheit<br />

28 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>


Mammut und Steinböcke im großen « Gewölbe ».<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 29


Fokus Périgord<br />

derselben zweifelten. Einige Bereiche wurden inzwischen<br />

von den Schmierereien befreit. Doch an vielen Stellen ist<br />

dies nicht möglich, will man die kostbaren Zeugnisse aus<br />

der Vorgeschichte nicht beschädigen. Dank der heutigen<br />

Einstufung der Höhle als Denkmal ist die Gefahr neuer<br />

Beschädigungen dieser Art jedoch gebannt. Der Zugang<br />

zur Höhle außerhalb der geführten Besichtigungstouren ist<br />

untersagt.<br />

Man meint, ein Heiligtum zu besichtigen<br />

Während wir mit der elektrischen Bahn durch die<br />

Höhle ruckeln, warten wir voller Vorfreude auf das nun<br />

Kommende. Seit 13.000 Jahren existieren die prähistorischen<br />

Felszeichnungen in der Höhle von Rouffignac, die<br />

im Gegensatz zu denen in Lascaux aber nicht farbig sind.<br />

Wir haben das Gefühl, ein Heiligtum zu betreten. Lampen<br />

erhellen immer nur einen bestimmten Bereich für einen<br />

kurzen Augenblick. Dadurch ist selbst zu den Spitzenzeiten<br />

das Innere der Höhle nie länger als maximal dreieinhalb<br />

Stunden pro Tag angeleuchtet. Die Beleuchtungstechnik<br />

sorgt dabei auch für eine ganz besondere Atmosphäre und<br />

Spannung während der Besichtigungstour. Nur das dumpfe<br />

Geräusch des Zuges ertönt durch die Höhle. Das Fotografieren<br />

und die Mitnahme eigener Taschenlampen sind<br />

natürlich verboten.<br />

An den Wänden werden als erstes längliche Gravuren<br />

sichtbar. Wir sind versucht, darin Hinterlassenschaften unserer<br />

Urahnen erkennen zu wollen. Doch die Länge von bis<br />

zu drei Metern und auch die Anzahl lassen erste Zweifel<br />

aufkommen. Und in der Tat, es handelt sich hierbei mitnichten<br />

um prähistorische Zeugnisse menschlicher Art,<br />

sondern um Spuren von Bärenkrallen. Denn sie gehörten<br />

ebenfalls zu den Bewohnern der Höhle. In der kalten Jahreszeit<br />

verzogen sie sich hierher, um ihren Winterschlaf<br />

zu halten. Dafür gruben sie sogar richtige Nischen in den<br />

Boden, die man bis heute erkennen kann.<br />

Nach rund 700 Metern stoppt der Zug. Die Lichter<br />

gehen an. Vor uns sehen wir, nachdem sich unsere Augen<br />

ein wenig an die Lichtverhältnisse gewöhnt haben, die beiden<br />

Mammutzeichnungen, die 1956 von der Großmutter<br />

zufällig entdeckt wurden. Die Darstellungen sind außergewöhnlich<br />

präzise. Ein bisschen weiter tauchen drei weitere<br />

Mammuts in regelmäßigen Abständen aus der Dunkelheit<br />

auf. Dann folgen ein Pferd und wiederum ein Mammut.<br />

Letzteres trägt wegen seiner enormen Stoßzähne den Spitznamen<br />

« Patriarch ».<br />

Die Felszeichnungen wollen keine Geschichte erzählen.<br />

Einige laden aber dennoch zum Fantasieren ein. Beispielsweise<br />

eine Szene von zwei Mammutherden, die sich um<br />

einen Felsvorsprung herum treffen, der in die Zeichnung<br />

integriert wurde. Das letzte Mammut scheint sogar etwas<br />

hinter der Herde herzuhinken.<br />

Die Rundfahrt durch die Höhle endet in einem großen<br />

« Gewölbe », an dessen Decke 64 Tierdarstellungen von fünf<br />

Tierarten – Mammut, Nashorn, Büffel, Steinbock und Pferd<br />

– zu sehen sind. Der Eindruck ist einfach überwältigend,<br />

die Dimensionen unglaublich. Außerdem war damals der<br />

Fries mit zehn Mammuts.<br />

30 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>


Dieser Höhlengang wurde nicht von Künstlern, sondern von Mutter Natur so geformt.<br />

Fußboden noch höher, so dass die prähistorischen Künstler<br />

auf dem Rücken liegend malen mussten. Wie konnten sie<br />

also die Proportionen richtig gestalten, ohne das Gesamtwerk<br />

aus der nötigen Distanz zu sehen? Die Zeichnung<br />

eines Pferdes misst beispielsweise 2,70 Meter. Auch hatten<br />

sie früher natürlich nicht die gleichen Lichtquellen wie wir<br />

heute.<br />

Auf der Rückfahrt sind alle schweigsam. Man würde<br />

gerne noch länger hier unten bleiben, alles noch länger<br />

genießen und betrachten. Doch andere wollen auch in den<br />

Genuss dieser einmaligen Funde aus prähistorischer Zeit<br />

kommen. Am Ausgang treffen wir wieder auf Jean. Er erzählt<br />

uns, dass er schon einmal ans Aufhören dachte: « Wir<br />

sind nur zu zweit und die Aufgaben sind sehr komplex.<br />

Doch wir haben dann beschlossen, weiterzumachen. Es ist<br />

wichtig, diesen Ort mit anderen zu teilen und ihn gleichzeitig<br />

zu bewahren. » Man kann Jean zu diesem weisen Entschluss<br />

eigentlich nur gratulieren.<br />

Die Besichtigung erfolgt in einer elektrischen Bahn.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 31


Fokus Périgord<br />

Unterwegs<br />

in den Städten<br />

des Périgord<br />

Das Périgord wird für seine Natur geliebt. Seine Flüsse,<br />

Wälder und Täler wirken für großstadtmüde Menschen<br />

wie eine Oase der Ruhe und Unberührtheit. Doch auch<br />

das urbane Périgord geizt nicht mit Reizen, zumal die<br />

Städte niemals wirklich groß sind. Périgueux, Brantôme,<br />

Bergerac und Sarlat-la-Canéda lohnen einen Besuch und<br />

beweisen, dass Urbanität und Ländlichkeit nicht unbedingt<br />

im Widerspruch zueinander stehen müssen.<br />

32 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>


Périgueux, die quirlige Hauptstadt<br />

Périgueux, die Hauptstadt des<br />

Departements Dordogne und<br />

Herz des weißen Périgord kann<br />

sich glücklich schätzen. Zunächst wegen<br />

ihrer günstigen geografischen Lage.<br />

Da sich der Ort genau in der Mitte des<br />

Departements befindet, kommt ihm<br />

die Rolle als Kapitale auf natürliche<br />

Weise zu. Außerdem wegen seiner langen<br />

Vergangenheit. Die Stadt existiert<br />

seit über zwei Jahrtausenden. Heute<br />

kann Périgueux deshalb sowohl mit für<br />

Aquitanien einzigartigen archäologischen<br />

Spuren aus römischer Zeit als<br />

auch mit Bauten aus dem Mittelalter<br />

und der Renaissance aufwarten.<br />

Schließlich wegen der kulinarischen<br />

Errungenschaften, die hier zu Hause<br />

sind. Schon seit dem Mittelalter ist Périgueux<br />

für seinen Marché aux Gras bekannt,<br />

auf dem köstliche Gänse- und<br />

Entenspezialitäten angeboten werden.<br />

Doch trotz dieser Vorzüge wird<br />

Périgueux von den Touristen oft noch<br />

links liegen gelassen. Vielleicht liegt<br />

es an den Einfallstraßen, gesäumt<br />

von schmucklosen Häusern und ohne<br />

einheitliches Straßenbild, die bei einer<br />

ersten Annäherung an die Stadt<br />

nicht unbedingt Begeisterungsstürme<br />

hervorrufen. Wenn man die 35.000<br />

Einwohner zählende Gemeinde nur<br />

kurz mit dem Auto durchfährt, nimmt<br />

man ihren Charme nicht wirklich<br />

wahr. Doch sollte man hier durchaus<br />

anhalten. Périgueux zählt immerhin<br />

39 Bauwerke, die als historische<br />

Denkmale gelten, und besitzt viel<br />

Altbausubstanz. Die Kapitale des<br />

Périgord will erobert werden, sie begeistert<br />

Besucher, die neugierig auf<br />

Entdeckungen sind. Doch dafür muss<br />

man sein Auto abstellen und zu Fuß<br />

auf Erkundungstour gehen.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 33


Fokus Périgord<br />

S. 32/33: Wochenmarkt vor der<br />

Kathedrale Saint-Front in Périgueux.<br />

Von oben nach unten. Die Überreste von<br />

Vesunna, alter Speicher am Boulevard Georges-<br />

Saumande, Ruine des Amphitheaters.<br />

Die Place de Francheville, an der sich auch das Fremdenverkehrsamt von Périgueux befindet.<br />

Von vielen Stellen der Innenstadt<br />

aus sieht man die beeindruckende<br />

Silhouette der fünf Kuppeln<br />

der Kathedrale Saint-Front, auf<br />

denen wiederum kleine Glockentürme<br />

thronen. Eine ungewöhnliche<br />

Form, die Neugier weckt. Die<br />

Kirche im byzantinischen Stil ist<br />

heute das Symbol des mittelalterlichen<br />

Périgueux und zählt zum<br />

Weltkulturerbe der Menschheit.<br />

Ohne Zweifel bringt sie einen<br />

Hauch von Orient an die Isle, die<br />

durch den Ort fließt. Der Bischof<br />

Raoul de Couhé unternahm einst<br />

einen Kreuzzug dorthin, was die<br />

Architektur erklären könnte.<br />

Bei näherem Hinsehen fällt<br />

aber auf, dass der Stil gar nicht so<br />

einheitlich ist, wie der erste Blick<br />

vermuten lässt. An dem Gotteshaus<br />

wurden nach der Errichtung<br />

im 10. Jahrhundert mehrfach Umbauten<br />

vorgenommen. So erweiterte<br />

man im 12. Jahrhundert die<br />

Kathedrale und baute einen neuen<br />

Glockenturm. Im 19. Jahrhundert<br />

rückten erneut die Handwerker<br />

unter der Leitung des Architekten<br />

Paul Abadie an, der Saint-Front<br />

anschließend als Modell für die<br />

Kirche Sacré-Cœur auf dem<br />

Montmartre in Paris nahm. Dies<br />

erklärt auch, warum viele Besucher<br />

bei ihrem ersten Besuch in<br />

Périgueux das Gefühl haben, die<br />

Kirche schon einmal gesehen zu<br />

haben.<br />

Für alle, die gerne über die<br />

Dächer der Stadt schauen wollen,<br />

ist ein Aufstieg auf den Tour Mataguerre<br />

empfehlenswert. Er ist<br />

der letzte der einst 28 Türme der<br />

Befestigungsmauer, die im Mittelalter<br />

das Quartier Puy-Saint-Front<br />

umgab. In dem Viertel sorgen viele<br />

kleine Gassen für eine mittelalterliche<br />

Atmosphäre. Einige haben<br />

eine ganz spezifische Vergangenheit.<br />

Beispielsweise die Rue Calvaire<br />

(dt. Straße des Leidensweges)<br />

unweit der Kathedrale, die von<br />

zum Tode Verurteilten genommen<br />

werden musste. Andere Gassennamen<br />

sind wiederum erfreulicher:<br />

Rue Tranquille (dt. Ruhige Straße)<br />

oder Rue de la Sagesse (dt. Straße<br />

der Weisheit), in der mehrere Bars<br />

zum Verweilen einladen. In der<br />

Nummer 1 der Rue de la Sagesse<br />

befindet sich zudem die Maison<br />

Lajoubertie mit einem wunderschönen<br />

Treppenhaus im Stile der<br />

Renaissance.<br />

Um solche Kostbarkeiten entdecken<br />

zu dürfen, kann man an<br />

34 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>


einem der vom örtlichen Fremdenverkehrsamt<br />

das auch gerne der « kleine Louvre<br />

angebotenen des Périgord » genannt wird.<br />

Stadtrundgänge teilnehmen. Ein<br />

Stadtführer erzählt nicht nur viel<br />

Interessantes über Périgueux und<br />

seine Bewohner, sondern hat auch<br />

die Schlüssel zu sonst verborgenden<br />

Orten. Einige Hauseigentümer<br />

ermöglichen auf diese Weise,<br />

dass auch die Öffentlichkeit Zutritt<br />

zu sehenswerten Innenhöfen,<br />

Treppenhäusern etc. hat, die sonst<br />

nicht zugänglich sind.<br />

Das Symbol der römischen<br />

Ein Besuch von Périgueux bliebe<br />

aber unvollständig, würde man<br />

nicht einen der Märkte der Stadt<br />

aufsuchen. Auf mehreren Plätzen<br />

um die Kathedrale herum bekommt<br />

man einen guten Eindruck<br />

vom kulinarischen Reichtum des<br />

Périgord. Neben den normalen<br />

Wochenmärkten zieht vor allem<br />

der Marché aux Gras Einheimische<br />

und Besucher an. Von <strong>November</strong><br />

bis März wird er jeden Mittwoch-<br />

Epoche, als Périgueux noch und Samstagmorgen auf der Place<br />

Vesunna hieß, ist der Tour de Vésone.<br />

Noch heute ragt er stolze 24<br />

Meter empor. Außerdem existieren<br />

noch Reste der antiken Stadtmauer<br />

sowie einige Überbleibsel<br />

des Amphitheaters. Allesamt Erinnerungen<br />

daran, dass schon seit<br />

16 v. Chr. Menschen im Herzen<br />

des Périgord ihr Zuhause hatten.<br />

Ergänzt wird das ganze durch das<br />

Saint-Louis abgehalten. Lokale<br />

Produzenten bieten hier ihre Foie<br />

Gras und andere Gänse- und Entenspezialitäten<br />

feil. Im <strong>Dezember</strong><br />

dreht sich alles um Trüffel,<br />

einschließlich der Vorführungen<br />

von Trüffelspürhunden und eines<br />

Wettbewerbs um den größten<br />

Trüffelpilz. Eine einmalige Möglichkeit,<br />

ein frisch zubereitetes<br />

Kunst- und Archäologiemuseum, Trüffelomelette zu kosten.<br />

21x14 OT PERIGUEUXdeutch09 30/09/08 10:59 Page 1<br />

Überbleibsel vom Tour de Vésone.


Fokus Périgord<br />

Brantôme, das kleine Venedig des Périgord<br />

Während Périgueux die Bezeichnung als Stadt noch<br />

verdient, ist das kleine Brantôme mit seinen gerade<br />

mal 2.000 Einwohnern eigentlich eher ein<br />

Dorf. Doch die Gemeinde im Herzen des grünen Périgord<br />

beschwört gerne den Vergleich mit der berühmtesten Lagunenstadt<br />

der Welt. Die Bezeichnung als das « kleine Venedig<br />

des Périgord » verdankt der Ort seiner Lage auf einer Flussschleife<br />

der Dronne sowie dem französischen Staatspräsidenten<br />

Raymond Poincaré, der Brantôme im Jahre 1913 so<br />

nannte. Natürlich ist der Vergleich etwas übertrieben, aber<br />

die Lage der Altstadt auf einer kleinen Insel hat zweifelsohne<br />

ihren ganz eigenen Charme. Nach Brantôme kommt man<br />

Großes Bild: Brantôme aus der Vogelperspektive<br />

Oben: Abtei von Brantôme.<br />

Unten: Der Dachstuhl des Klosters.<br />

36 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>


gerne, um am Ufer entlang zu spazieren oder in einem der<br />

vielen Restaurants mit der Familie zu Mittag zu essen.<br />

Sportbegeisterte befahren im Sommer die Dronne mit dem<br />

Kanu und Müßiggänger schauen ihnen dabei zu.<br />

Das Wahrzeichen der Gemeinde ist eine alte Abtei. Das<br />

Gebäude, das heute gleichzeitig eine Kirche, das Rathaus,<br />

das örtliche Fremdenverkehrsamt, ein Museum und einen<br />

Ausstellungssaal beherbergt, symbolisiert auf beeindruckende<br />

Weise einen großen Teil der Geschichte Frankreichs.<br />

Gegründet von Karl dem Großen,<br />

zerstörten die Normannen die<br />

Abtei später. Im 11., 15. und <strong>18</strong>.<br />

Jahrhundert wurde die Anlage<br />

mehrmals wieder aufgebaut.<br />

Pierre de Bourdeille, Brantôme<br />

genannt, machte aus ihr<br />

ab 1557 eines der wohlhabendsten<br />

Klöster<br />

von ganz Frankreich.<br />

Er<br />

verfasste<br />

zudem frivole Romane, in denen es um lebenslustige<br />

Damen, Kurtisanen und Soldaten ging. Außerdem traf er<br />

große Persönlichkeiten aus seiner Epoche und wurde enger<br />

Vertrauter von Katharina von Medici. Auch ihre Tochter,<br />

die Königin Margot, schätze seine Gegenwart. Ihre Memoiren<br />

beginnen mit den beiden Worten « In Brantôme… ».<br />

Nach dem Tod hinterließ Pierre de Bourdeille eine berühmte<br />

und reiche Abtei.<br />

Während der Französischen Revolution wurde die Anlage<br />

zerstört. Die letzten Mönche, es waren nur noch rund<br />

20, mussten sie im Jahre 1789 verlassen. Im Anschluss verkam<br />

das Kloster, fielen die Decken ein und wuchsen Bäume<br />

im Inneren. Die Ruine diente einmal sogar als Modell<br />

für die Bühnendekoration einer Hölle in der Pariser Oper.<br />

Doch im 19. Jahrhundert nahm sich der Architekt Paul<br />

Abadie, der gleiche, der auch die Kathedrale von Périgueux<br />

umbaute, des Bauwerks an und restaurierte es. Er öffnete<br />

den Klostergang zudem zur Stadt, so dass dieser heute<br />

zweigeteilt wirkt. Während der Dritten Republik wurden<br />

weitere Veränderungen vorgenommen. Unter dem Vorwand,<br />

dass Gott nicht die Zeit vorgeben dürfe, wurde die<br />

Kirchturmuhr demontiert. Dafür erhielt das Rathaus, das<br />

seitdem im Zentrum der Anlage residiert, eine Pendeluhr.<br />

Heute ist die Abtei vor allem eine beliebte<br />

Sehenswürdigkeit. Vom Kirchturm, dessen<br />

Besteigung etwas mühsam ist, kann<br />

man einen schönen Blick auf<br />

Brantôme genießen.<br />

Die Dronne ist beliebt bei Wassersportlern.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 37


Fokus Périgord<br />

Einer der beiden Statuen von Cyrano de Bergerac in Bergerac.<br />

Bergerac, literarische Heimat des Cyrano de Bergerac<br />

Im Westen des Departements Dordogne liegt die Hauptstadt<br />

des purpurroten Périgord: Bergerac. Die 29.000<br />

Einwohner zählende Kommune ist von Weinfeldern<br />

und Tabakplantagen umgeben. Ihr Herz liegt direkt an der<br />

Dordogne und ihr Hafen war lange Zeit ein wichtiger Umschlagplatz.<br />

Von hier aus wurde via Bordeaux Wein bis nach<br />

England und Nordeuropa verschifft.<br />

Wenn Bergerac heute sehr ruhig und gelassen wirkt,<br />

war dies nicht immer so. Die Geschichte der Stadt lässt<br />

sich durchaus als stürmisch bezeichnen. Während der Religionskriege<br />

galt die Kleinstadt als intellektuelles Zentrum<br />

des Protestantismus. Die Bürger von Bergerac waren meist<br />

durch Wein und Handel zu Wohlstand gekommen. Auch<br />

nach der Tragödie der Bartholomäusnacht im August 1572<br />

ließ man sich nicht in die Knie zwingen und ging in den<br />

Widerstand gegen die Katholiken. Die Konsequenzen ließen<br />

aber nicht lange auf sich warten. 1620 wurde Bergerac<br />

belagert und Ludwig XIII. ließ die Stadtmauern schleifen.<br />

Ludwig XIV. versuchte, die letzten Einwohner zum Konvertieren<br />

zu zwingen. Doch der Widerstand lebte weiter.<br />

Allerdings hatten die Hugenotten irgendwann keine wirkliche<br />

Perspektive mehr und emigrierten nach England und<br />

Holland. Das Wirtschaftsleben von Bergerac brach infolgedessen<br />

vollkommen zusammen.<br />

Im Laufe der Zeit erholte sich aber auch Bergerac wieder<br />

von diesem dunklen Kapitel der französischen Geschichte,<br />

insbesondere durch eine Konzentration auf die Landwirtschaft:<br />

Getreide, Tabak, Wein und Viehzucht. Doch weitere<br />

Tiefschläge sollten nicht lange auf sich warten lassen. Durch<br />

die Erfindung der Eisenbahn verlor der Hafen der Stadt an Bedeutung<br />

und eine Epidemie befiel die Weinstöcke der Region.<br />

Bergerac musste sich erneut eine Zukunft erarbeiten. Wiederum<br />

setze man dabei vor allem auf den Wein- und Tabakanbau,<br />

die bis heute die Stützen der lokalen Wirtschaft sind.<br />

Wenn man die sympathische Kleinstadt besucht, lohnt<br />

neben einer Bootstour auf der Dordogne, Startpunkt ist der<br />

alte Hafen, vor allem ein Spaziergang durch die weitgehend<br />

verkehrsberuhigte Innenstadt. An der Rue Saint-Clar reihen<br />

sich sehr schöne Fachwerkhäuser aneinander und auf<br />

der Place Pélissière am Fuße der Kirche Saint-Jacques stellen<br />

Cafés und Restaurants ihre Stühle und Tische auf den<br />

Platz hinaus. In der Maison Peyrarède an der Straßenecke<br />

der Rue des Rois-de-France mit der Rue de l’Ancien Pont<br />

sind außerdem ein sehenswertes Tabak- und ein Heimatmuseum<br />

untergebracht.<br />

Ein berühmter Mann, dessen Name in Zusammenhang<br />

mit der Stadt an der Dordogne steht, war allerdings niemals<br />

hier: Cyrano de Bergerac. Der Dichter, vor allem bekannt<br />

geworden durch ein Versdrama von Edmond Rostand über<br />

ihn, wurde in Paris geboren und kam zeitlebens nicht nach<br />

Bergerac. Dies hinderte Rostand aber nicht daran, in seinem<br />

Werk ausgiebig über das Périgord wie zu Zeiten von<br />

Cyranos Kindheit zu schreiben. Die Stadt ließ sich die<br />

Chance nicht entgehen, diese bekannte Figur für eigene<br />

Vermarktungszwecke zu nutzen und errichtete gleich zwei<br />

Statuen des Cyrano de Bergerac im Stadtgebiet.<br />

38 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>


Sarlat, die Perle des Périgord<br />

Wenn man nur Zeit für den Besuch einer Stadt im<br />

Périgord hat, dann sollte man auf jeden Fall Sarlat-la-Canéda<br />

wählen. Die Schönste unter den<br />

Schönen besitzt das gewisse Etwas, was die Menschen zum<br />

Schwärmen verleitet. Mit 10.500 Einwohnern ist die Hauptstadt<br />

des schwarzen Périgord nicht mehr Dorf und auch<br />

noch nicht richtig Stadt. In einer Talmulde gelegen, umgeben<br />

von Eichen- und Kastanienwäldern, geizt Sarlat<br />

nicht mit seinen architektonischen Reizen und seinem<br />

mittelalterlichen Flair. Allerdings sollte<br />

man die Hauptsaison meiden, weil es in<br />

den Gassen der Altstadt recht ungemütlich<br />

voll werden kann.<br />

Denn die Schönheit von<br />

Sarlat hat sich bei<br />

Touristen aus aller<br />

Welt<br />

l ä n g s t<br />

herumgesprochen.<br />

2007 kamen rund eineinhalb Millionen<br />

hierher. Doch auch in der Hochsaison kann man noch den<br />

besonderen Reiz der Stadt genießen. Man muss nur zeitig<br />

genug aufstehen und die Gassen in der frühen Morgensonne<br />

genießen, wenn die anderen Touristen noch im Bett liegen.<br />

Angefangen hat an dieser Stelle alles mit einer Abtei,<br />

die im 9. Jahrhundert gegründet<br />

wurde. Da sie schnell an Reichtum<br />

und Einfluss gewann, kam sie<br />

1153 unter die Obhut von Rom.<br />

Sarlat wurde außerdem bekannt<br />

für seine Märkte und Messen.<br />

Während des Hundertjährigen<br />

Krieges nahmen die<br />

Engländer die Kommune<br />

ein, sie fiel aber schnell<br />

wieder an Frankreich<br />

zurück. Im Zeitalter der<br />

Die Kirche Saint-Marie<br />

in Sarlat-la-Canéda,<br />

die heute einen<br />

Markt beherbergt.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 39


Fokus Périgord<br />

Place de la Liberté in Sarlat.<br />

Straßenkunst in den Gassen von Sarlat.<br />

Renaissance prosperierte die Wirtschaft,<br />

nach den Religionskriegen kam<br />

es jedoch zum ökonomischen Stillstand.<br />

Im Gegensatz zu Bergerac blieb<br />

Sarlat immer katholisch. Am Morgen<br />

der Französischen Revolution wurde<br />

aus dem letzten Bischof der Stadt der<br />

erste Bürgermeister. Abseits der großen<br />

Verkehrs- und Warenströme gelegen,<br />

der Bahnhof wurde erst <strong>18</strong>82 errichtet,<br />

entwickelte sich der Ort nur mühsam.<br />

Heute verdanken die Bewohner ihren<br />

Wohlstand vor allem dem Tourismus.<br />

Sein Auto stellt man für eine Besichtigungstour<br />

am besten auf einem<br />

der Parkplätze am Rande der Altstadt<br />

ab. Das Herz der Kleinstadt gehört<br />

den Fußgängern. An zentraler Stelle<br />

findet man auch das örtliche Fremdenverkehrsamt,<br />

dessen Personal mehrsprachig<br />

ist – nicht unbedingt eine<br />

Selbstverständlichkeit in Frankreich<br />

– und das einen kostenlosen Stadtplan<br />

herausgibt, der die Orientierung un-<br />

Romantischer Innenhof.<br />

Glockenturm der Kathedrale Saint-Sacerdos.<br />

40 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>


terwegs erleichtert. Doch selbst ohne<br />

Plan kann man sich in Sarlat nicht<br />

wirklich verlaufen. Es ist ohnehin ratsam,<br />

sich einfach mit offenen Augen<br />

durch die Gassen treiben zu lassen.<br />

Nicht entgehen lassen sollte man<br />

sich jedoch die Rue des Consuls, an<br />

der sich einige Sehenswürdigkeiten<br />

befinden. In der Nummer 7 beispielsweise<br />

ein Brunnen aus dem Mittelalter.<br />

Nicht weit davon das Hôtel<br />

<br />

Tapinois de Betou mit einem geradezu<br />

monumentalen Treppenhaus. Ganz<br />

am Anfang der Gasse steht die Kirche<br />

Sainte-Marie, die heute einen überdachten<br />

Markt beherbergt. Ausgebaut<br />

wurde er vom französischen Stararchitekten<br />

Jean Nouvel, der einst in Sarlat<br />

wohnte. Von ihm stammt die sieben<br />

Tonnen schwere und über 15 Meter<br />

hohe Stahltür. Es ist eine Architektur,<br />

die Mittelalter und Moderne aufeinander<br />

prallen lässt. Ein Stil, der bis heute<br />

kontrovers diskutiert wird.<br />

Wenn man anschließend in Richtung<br />

der Place du Peyrou spaziert,<br />

entdeckt man die in ihren Dimensionen<br />

beeindruckende Kathedrale Saint-<br />

Sacerdos. Gegenüber steht die Maison<br />

de la Boétie, die 1525 errichtet wurde<br />

und deren Fassade architektonische<br />

Elemente des Mittelalters mit denen<br />

der Renaissance verbindet. Hier wurde<br />

<br />

1530 der berühmte Dichter und Philosoph<br />

Etienne de la Boétie geboren.<br />

<br />

<br />

Nach einem Bummel durch die<br />

<br />

Altstadt sollte man einen Abstecher<br />

auf die Höhen vor den Toren der<br />

Gemeinde machen. Von dort erkennt<br />

man gut, dass in Sarlat eine Reihe<br />

von Türmen gebaut wurde, Tours de<br />

Noblesse (dt. Adelstürme) genannt. Sie<br />

wurden während des Hundertjährigen<br />

<br />

Krieges von den neuen Adligen erbaut.<br />

Man wollte damit die eigene Macht<br />

<br />

ausdrücken und natürlich mit seinem<br />

Nachbarn wetteifern.<br />

Oben: Impressionen <br />

aus der Altstadt von Sarlat bietet sich auch ideal zum<br />

Sarlat. Unten: Kathedrale Saint-Sacerdos<br />

Ausklang eines erlebnisreichen Tages<br />

an. Dann kann man in einem der Restaurants<br />

der Altstadt einkehren und<br />

<br />

<br />

eine lokale Spezialität kosten, den Sarlatnoix.<br />

Ein Wein, gegoren aus Nüssen<br />

<br />

und Nussbaumrinden, der über vier<br />

<br />

Jahre in Eichenfässern reift. Ein köstlicher<br />

<br />

Aperitif.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 41


N 137 / E 3<br />

A 83 / E 3<br />

<br />

<br />

<br />

A84 / E401<br />

A 11 / E 60<br />

<br />

N 249<br />

<br />

A 87<br />

<br />

<br />

Château de Beynac<br />

Uhr verkauft. Reservierungen im Voraus<br />

Auto: Durch die neue Autobahn A89 von 24220 Beynac-et-Cazenac<br />

sind nicht möglich. Der Zugang ist limitiert,<br />

<br />

<br />

Clermont-Ferrand nach Bordeaux hat Telefon: +33 (0)5 53 29 50 40<br />

rechtzeitiges Erscheinen in der Hochsaison<br />

<br />

sich die Anbindung<br />

<br />

des Périgord ans <br />

ist also empfehlenswert.<br />

<br />

<br />

europäische Autobahnnetz stark<br />

<br />

verbessert. Château des Milandes<br />

<br />

Aus der Schweiz, Österreich und den 24250 Castelnaud-la-Chapelle<br />

Eintrittspreise<br />

<br />

<br />

<br />

meisten Regionen Deutschlands erreicht Telefon: +33 (0)5 53 59 31 21<br />

6,20 €, ermäßigt 3,90 €<br />

<br />

<br />

man das Périgord am besten über diese www.milandes.com<br />

<br />

<br />

neue Querverbindung, wobei man via Saint-<br />

<br />

Städte des Périgord<br />

Etienne Anschluss an Lyon hat. Nur aus dem Jardins <br />

de Marqueyssac<br />

äußersten Westen Deutschlands ist eine 24220 Vézac<br />

Office de Tourisme de Périgueux<br />

Anreise via Paris und die Autobahn Orléans- Telefon: +33 (0)5 53 31 36 36 26, place Francheville<br />

<br />

Toulouse (A71 und A20) vorteilhafter. Berlin- www.marqueyssac.com<br />

24000 Périgueux<br />

<br />

<br />

<br />

Périgueux ca. 1.600 km, Köln-Périgueux<br />

Telefon: +33 (0)5 53 53 10 63<br />

<br />

ca. 1.040 km, Wien-Périgueux ca. 1.710 km,<br />

<br />

Office de Tourisme de Domme<br />

www.tourisme-perigueux.fr<br />

<br />

Zürich-Périgueux ca. 920 km.<br />

Place Halle <br />

<br />

<br />

Flugzeug: Der nächste aus dem 24250 Domme<br />

Office de Tourisme de Brantôme<br />

<br />

<br />

deutschsprachigen Raum angeflogene Telefon: +33 (0)5 53 31 71 00<br />

Boulevard Charlemagne <br />

Flughafen ist in Bordeaux, den Lufthansa ab www.ot-domme.com<br />

24310 Brantôme<br />

<br />

<br />

<br />

Frankfurt a.M. nonstop mit Zubringerflügen<br />

Telefon: +33 (0)9 77 39 17 52 <br />

<br />

<br />

aus vielen Städten in Deutschland,<br />

www.ville-brantome.fr<br />

<br />

Höhle von Rouffignac<br />

Österreich und der Schweiz bedient. Air<br />

<br />

France fliegt aus dem deutschsprachigen Grotte de Rouffignac<br />

Office de Tourisme de Bergerac Pourpre<br />

Raum via Paris und Lyon nach Bordeaux. 24580 Rouffignac-Saint-Cernin<br />

97, rue Neuve d‘Argenson<br />

Alternativ könnte auch der Flughafen Telefon: +33 (0)5 53 05 41 71<br />

24100 Bergerac<br />

von Toulouse interessant sein, der über www.grottederouffignac.fr<br />

Telefon: +33 (0)5 53 57 03 11<br />

bessere Direktverbindungen aus dem<br />

www.bergerac-tourisme.com<br />

<br />

deutschsprachigen verfügt als Bordeaux. Öffnungszeiten<br />

N12/E50<br />

N164<br />

Fokus Périgord<br />

Anreise<br />

N24<br />

N166<br />

N12/E50<br />

N165/E60<br />

N171<br />

D13<br />

Zug: Das Périgord ist weder direkt ans<br />

französische TGV-Netz angeschlossen,<br />

noch gibt es Direktverbindungen aus dem<br />

deutschsprachigen Raum. Von Paris aus<br />

erreicht man die Region entweder mit dem<br />

TGV nach Bordeaux und von dort weiter<br />

mit einem Regionalexpress oder mit einem<br />

Corail (vergleichbar mit dem IC) via Brivela-Gaillarde.<br />

N137<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A 81 / E 50<br />

<br />

<br />

<br />

A 11<br />

A 85<br />

<br />

<br />

<br />

01.09. – 01.11. 10.00 – 11.30 Uhr & 14.00 – 17.00 Uhr<br />

16.03. – 30.06. 10.00 – 11.30 Uhr & 14.00 – 17.00 Uhr<br />

01.07. – 31.08. 9.00 – 11.30 Uhr & 14.00 – <strong>18</strong>.00 Uhr<br />

Eintrittskarten für den Vormittag werden<br />

am Morgen, für den Nachmittag ab 14.00<br />

A13<br />

<br />

A 11 / E 50<br />

<br />

A 10 / E 60<br />

A 85 / E 604<br />

Office de Tourisme de Sarlat<br />

3, rue Tourny<br />

24200 Sarlat-la-Canéda<br />

Telefon: +33 (0)5 53 31 45 45<br />

www.ot-sarlat-perigord.fr<br />

A20 / E9<br />

A 10 / E 5<br />

<br />

A 71 / E 9<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Allgemeine Informationen<br />

Comité Départemental du Tourisme de la<br />

Dordogne<br />

25, rue Wilson<br />

24000 Périgueux<br />

Telefon: +33 (0)5 53 35 50 24<br />

www.dordogne-perigord-tourisme.fr<br />

Tal der Dordogne<br />

Château de Castelnaud<br />

Musée de la Guerre au Moyen-Age<br />

24250 Castelnaud-la-Chapelle<br />

Telefon: +33 (0)5 53 31 30 00<br />

www.castelnaud.com<br />

<br />

<br />

A 63<br />

<br />

<br />

A 10<br />

<br />

<br />

<br />

A 62<br />

<br />

N 10<br />

A62 / E9-72<br />

A 89<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A20 / E9<br />

A89 / E70<br />

<br />

<br />

42 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong><br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A68


Ihr Reiseportal im Internet<br />

www.tours-magazin.de<br />

Die ganze Welt. Ein Magazin.<br />

Gewinnspiel<br />

Dominikanische<br />

Republik<br />

2/<strong>2008</strong> März/April<br />

AUSTRALIEN | BOTSWANA | DÄNEMARK | DEUTSCHLAND | FINNLAND | FRANKREICH | INDIEN | ITALIEN | KANADA | LESOTHO | NAMIBIA | NORDPOL | OSLO | SPANIEN | SÜDAFRIKA | TAIWAN | TUNESIEN TOURS 2/<strong>2008</strong><br />

www.tours-magazin.de<br />

Besser fliegen:<br />

QUER DURCH<br />

AFRIKA<br />

Tunesien, Botswana, Namibia,<br />

Lesotho & Südafrika<br />

Airlines im Vergleich<br />

Deutschland 4,60 •<br />

www.tours-magazin.de<br />

Österreich 5,40 • Schweiz sfr 9<br />

BeNeLux 5,40 • Italien 6,30 •<br />

Spanien 6,30<br />

05448<br />

Die ganze Welt. Ein Magazin.<br />

5/<strong>2008</strong> September / Oktober<br />

Deutschland 4,60 | Österreich 5,40 | Schweiz sfr 9<br />

BeNeLux 5,40 | Italien 6,30 | Spanien 6,30<br />

Gewinnspiel<br />

New York State<br />

für zwei Entdecker<br />

BOTSWANA | COSTA RICA| FINNLAND | ISRAEL | KAMBODSCHA | KANADA | KARIBIK | KASACHSTAN | KOREA | KROATIEN | MONGOLEI | NEPAL | NORWEGEN | OREGON | THAILAND TOURS 5/<br />

FRANKREICH: Leinen los, jetzt wird‘s ruhig!<br />

YUKON: Harter Test in der Eishölle<br />

FÄHREN: Per Nachtsprung ins Abenteuer<br />

TOURS auf der ITB: Halle 4.1/206<br />

Deutschland Sattelfest im Havelland<br />

Israel Mit Chuzpe ins Gelobte Land<br />

30.01.<strong>2008</strong> 13:13:57 Uh<br />

Ferngläser im Fokus<br />

BEGEGNUNGEN IN<br />

ASIEN<br />

07.08.<strong>2008</strong> 9:40:27 Uhr<br />

• Individuelles Reisen mit vielen praktischen Tipps.<br />

Individuell. Authentisch. Weltweit.<br />

• Individuelles Reisen mit vielen praktischen Tipps.<br />

• Alle zwei Monate authentische Reiseberichte.<br />

• Seit 30 Jahren für Sie weltweit unterwegs.<br />

Ihr Reiseportal im Internet<br />

www.tours-magazin.de<br />

Die ganze Welt. Ein Magazin.


Kulturschock<br />

Unterwegs im TGV...<br />

Denke ich an das Bahnfahren in Frankreich, muss ich<br />

immer ein bisschen schmunzeln. Irgendwie hat die<br />

französische Bahn eine Art sich zu präsentieren, die<br />

mich als Deutschen etwas erstaunt. Da sind zum einen die<br />

knalligen Bonbonfarben, mit denen die SNCF wirbt. Und<br />

dann die Website. Sie ist grellbunt und etwas überladen mit<br />

Animationen – wenn man die Unaufgeregtheit der Website<br />

der Deutschen Bahn gewohnt ist, kommt man sich eher wie<br />

auf einer Seite zum Download von Klingeltönen vor.<br />

Aber was kümmern mich die Farben – Hauptsache, ich<br />

komme schnell von A nach B. Und dafür ist der Hochgeschwindigkeitszug<br />

TGV das Aushängeschild der französischen<br />

Bahn. Mit ihm kann man in sensationellen drei<br />

Stunden von Paris nach Marseille fahren! Man stelle sich<br />

vor, in drei Stunden von Hamburg nach München zu reisen.<br />

In Deutschland undenkbar! Bei uns hält der ICE alle<br />

halbe Stunde einmal an – in Frankreich braust er mit wenigen<br />

Halten durch das Land. Und dabei sind die Preise der<br />

französischen Staatsbahn im Vergleich zur Deutschen Bahn<br />

recht moderat gehalten.<br />

Eine etwas eigene Spezies sind allerdings die französischen<br />

Schaffner. Ein französischer Schaffner hat nämlich<br />

andere Dinge zu tun, als ein deutscher. Er geht während<br />

der Fahrt durch die Gänge und fragt, ob alles in Ordnung<br />

sei und ob jemand noch ein Ticket benötige. Er knipst die<br />

Tickets aber nicht ab, denn das Entwerten der Fahrkarten<br />

übernimmt der Fahrgast selbst. An jedem Bahngleis stehen<br />

mehrere dieser kleinen gelben Automaten, an denen man<br />

seine Fahrkarte selbst abstempeln muss. « Compostez votre<br />

ticket » steht darauf. Jedes Mal habe ich die alberne Vorstellung,<br />

dass ich mein Ticket auf einen Komposthaufen werfen<br />

soll. Soll ich natürlich nicht, ich soll meine Fahrkarte<br />

entwerten. So ganz verstehe ich dieses System nicht: Man<br />

kauft ein Ticket, entwertet es vor Fahrtantritt selbst und<br />

trifft auf einen Schaffner, der einen eigentlich nicht kontrolliert.<br />

Obwohl, mittlerweile hat sich das geändert. Seit einem<br />

Jahr kontrollieren die Schaffner jeden Reisenden. Nur<br />

das Entwerten, das haben weiterhin die Fahrgäste selbst<br />

zu erledigen. Übrigens, die etwas gewöhnungsbedürftigen<br />

grellblauen Uniformen der Schaffner werden demnächst<br />

durch eine neue Kreation von Christian Lacroix ersetzt.<br />

Bei meiner ersten Fahrt im TGV überrascht mich noch<br />

so einige. Ich bin auf dem Weg von Paris nach Marseille<br />

und staune nicht schlecht, dass die SNCF für diese Strecke<br />

Doppelstockzüge einsetzt. Als ich durch den Zug<br />

gehe und dabei das « Erdgeschoss » benutze, stecke ich<br />

ganz schnell in der Sackgasse. Denn in den französischen<br />

Doppelstock-TGV sind die Durchgänge nur in der zweiten<br />

Ebene vorgesehen. Verwundert bin ich auch, dass das<br />

blitzschnelle moderne Gefährt innen doch etwas spartanisch<br />

eingerichtet ist. Die Sitze sind ein bisschen zu eng<br />

und ich suche vergebens einen Hebel, um die Position der<br />

Lehne zu verändern.<br />

Auch wenn die Fahrtzeit nach Marseille nur drei Stunden<br />

beträgt, bekomme ich bald Appetit auf einen kleinen<br />

Snack und ich begebe mich zum Restaurant, welches sich<br />

aber als eine Art Stehimbiss entpuppt. Zwar kann man<br />

ein paar warme Gerichte kaufen, muss die ziemlich überteuerten<br />

Gerichte aber im Stehen einnehmen. Heute weiß<br />

ich, dass man in der 1. Klasse auch am Platz bedient wird<br />

– wenn man bereits beim Ticketkauf diesen Service nachgefragt<br />

hat. Dem Fahrgast wird dann ein warmes Standardmenü<br />

serviert. Dafür wiederum gibt es im Zug verteilt<br />

mehrere Getränkeautomaten, an denen Kaffee und andere<br />

heiße Getränke zu haben sind. Das ist ein Service, den ich<br />

in Deutschland auch gerne hätte – wie oft musste ich schon<br />

Kaffeebecher durch etliche Abteile jonglieren, wenn ich<br />

vom Zugrestaurant kam.<br />

Einen Service bietet die französische Bahn seit Neuestem,<br />

der mich nun wirklich verblüfft. Mit der Aktion SmOS<br />

(www.tgv.dilelui.com) sorgt die SNCF für das Liebesglück<br />

ihrer Fahrgäste. Hat man nämlich einen Mitreisenden<br />

sympathisch gefunden, sich aber nicht getraut, ihn anzusprechen,<br />

kann man jetzt auf der Website der SNCF eine<br />

Annonce aufgeben. Über 1.500 Einträge der folgenden Art<br />

soll es schon geben: « Habe Dir auf der Strecke Paris-Nantes<br />

gegenüber gesessen. Du hast die ganze Zeit telefoniert und<br />

dabei so süß gelächelt. Würde Dich gerne näher kennenlernen.<br />

» Und damit der oder die Betreffende auch genau weiß,<br />

wer ihm da schreibt, kann man der Suchanfrage ein Passbild<br />

hinzufügen. Kann es eine überzeugendere Bestätigung<br />

dafür geben, dass Frankreich das Land der Liebe ist?<br />

Die Zeichnung in der letzten Ausgabe war eine<br />

Reminiszenz an Frédéric Rouvillois, Autor des Buches<br />

« Geschichte der Höflichkeit ». Und dieses Mal?<br />

44 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>


Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 45


Frankreich Heute Luxushotels<br />

Die kaiserliche Suite des Hôtel Ritz an der Place Vendôme. Sie misst insgesamt 167 Quadratmeter und kostet 12.000 Euro die Nacht.<br />

Versailles war das Vorbild für die Absperrung am Fußende des Bettes.<br />

Les Palaces – Rosige Zeiten<br />

für Pariser Luxusherbergen<br />

Es gibt Hoteliers, die haben das Wort « Krise » aus ihrem<br />

Sprachschatz gestrichen. So die Besitzer der Palaces,<br />

wie die Luxushotels der französischen Hauptstadt heißen,<br />

die sich seit Jahren an außergewöhnlichen Belegungsraten<br />

und hohen Zimmerpreisen erfreuen können.<br />

Schon das Ausnahmejahr 2000 galt in der Branche<br />

als außergewöhnlich gut, 2006 wurde dann als exzellent<br />

und 2007 gar als großartig qualifiziert. Und auch <strong>2008</strong><br />

setzt sich der positive Trend fort. Den lukrativen Kuchen<br />

teilen sich zurzeit jedoch gerade einmal sieben Häuser,<br />

weitere Investoren und Hotelketten stehen aber bereits<br />

in den Startlöchern.<br />

In Zeiten, in denen allgemein ein Verlust<br />

der Kaufkraft beklagt wird und von wirtschaftlicher<br />

Krise die Rede ist, wirkt ein<br />

Ereignis, das sich am 26. Juni in Paris abspielte,<br />

durchaus schockierend und zugleich sinnbildlich<br />

für die heutige Zeit: An diesem Tag warteten<br />

Hunderte von Menschen aus dem Showbusiness<br />

und der Pariser Schickeria ungeduldig<br />

vor dem legendären Hôtel Royal Monceau in<br />

der Avenue Hoche. Im neuesten Dior- oder<br />

Saint-Laurent-Outfit gekleidet, wollte Tout-<br />

Paris auf keinen Fall das Event verpassen, das<br />

als das dekadenteste und apokalyptischste des<br />

Jahres angekündigt war: die « Démolition Par-<br />

46 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>


ty du Royal Monceau » (dt. Abrissparty des<br />

Royal Monceau).<br />

Was hätten wohl Walt Disney, Ernest Hemingway,<br />

Ray Charles, Mistinguett oder General<br />

Eisenhower von diesem Abend gehalten?<br />

Sie gehörten zu dem illustren Kreis von Gästen,<br />

der in diesem Hotel, das offiziell zwar « noch »<br />

nicht als Palace gilt, von vielen aber dennoch<br />

auf die gleiche Stufe gestellt wird, logierte und<br />

zu dessen Berühmtheit beitrug. Auch Michel<br />

Polnareffs Name, der Star der französischen<br />

Popmusik, ist eng mit dem Royal Monceau<br />

verbunden. Für die Aufnahme eines neuen<br />

Albums reservierte er einst für zwei Wochen<br />

ein Zimmer. Am Ende blieb er 800 Tage und<br />

verwandelte das Zimmer 128 in sein temporäres<br />

Tonstudio. Eines der Chansons des Albums,<br />

« Goodbye Marylou », widmete er einer der Telefonistinnen<br />

des Hotels, Marie-Louise. Weitere<br />

große Namen der Musikszene, die ebenfalls im<br />

Royal Monceau logierten, waren Michael Jackson,<br />

Britney Spears, die Spice Girls, Madonna<br />

oder Tokio Hotel, allerdings setzten sie dem<br />

Personal kein musikalisches Denkmal.<br />

Dies alles spielte aber keine Rolle mehr an<br />

besagtem Abend im Juni. Die Gäste erhielten<br />

an der Rezeption anstatt eines Zimmerschlüssels<br />

einen Schutzhelm sowie eine Spitzhacke<br />

oder einen Vorschlaghammer. Die Zielrichtung<br />

war klar: die Zerstörung des Inneren<br />

des Hotels. Für einen Abend lang durften<br />

die VIP-Bauarbeiter tun und lassen, was sie<br />

wollten. Man feierte ein Happening, das den<br />

Abriss zelebrierte. Keine Mauer, kein Möbelstück,<br />

selbst der Fahrstuhl war nicht sicher vor<br />

den entfesselten Gästen, insbesondere wenn<br />

gerade eine der Kameras in der Nähe war, die<br />

den Abend filmten. Allerdings wird mit dieser<br />

Abrissparty das Hotel nicht verschwinden.<br />

Vielmehr entsteht es bis 2009 neu, unter der<br />

Regie des Stardesigners Philippe Starck. Und<br />

vielleicht wird es nach den geplanten aufwendigen<br />

Renovierungsarbeiten bald auch ganz<br />

offiziell zu den Palaces von Paris zählen.<br />

Denn diese Party war nicht nur ein Sinnbild<br />

totaler Dekadenz, sondern zugleich Ausdruck<br />

einer Philosophie, die zu einem Palace passen<br />

würde. Denn für diese Luxusherbergen ist<br />

Philippe Starck und Alexandre Allard während der Abrissparty des Royal Monceau.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 47


Frankreich Heute Luxushotels<br />

Von oben nach<br />

unten: Lobby des Four<br />

Season George V.,<br />

Salon der kaiserlichen<br />

Suite des Hôtel Ritz,<br />

Blumenschmuck<br />

im Hôtel Ritz, wofür<br />

jedes Jahr rund<br />

200.000 Rosen und<br />

100.000 Orchideen<br />

benötigt werden.<br />

keine Idee zu verrückt, keine Herausforderung<br />

zu groß – der Superlativ und das Außergewöhnliche<br />

sind in dieser Hotelkategorie<br />

schlicht alltäglich. Die Gäste eines Palace teilen<br />

nicht die täglichen Sorgen der Normalbürger.<br />

Man hat Geld und gibt es gerne aus. Natürlich<br />

protzen die Häuser entsprechend mit ihrer außergewöhnlichen<br />

Aus stattung und<br />

ihrem legendären<br />

Ruf.<br />

So besitzt das<br />

Plaza Athénée mit<br />

der « Suite Royale »<br />

die größte Hotelsuite<br />

von Paris. In<br />

der fünften Etage<br />

gelegen, genießt<br />

der Gast von dort<br />

einen einmaligen<br />

Panoramablick<br />

auf den Eiffelturm<br />

und die Dächer<br />

der Metropole<br />

an der Seine. Im<br />

Inneren betören<br />

Holz vertäfelungen<br />

aus dem <strong>18</strong>. Jahrhun<br />

dert, edle Seiden<br />

stoffe und Stickereien<br />

sowie italienischer<br />

Marmor<br />

aus Verona. Nichts<br />

Wem gehören die Palaces<br />

von Paris?<br />

ist zu kostbar für die betuchten Gäste. Um die<br />

450 Quadratmeter bewohnen zu dürfen, muss<br />

man allerdings 19.000 Euro auf den Tisch legen.<br />

Für eine Nacht! Dafür steht während des<br />

Aufenthalts der neueste Maserati Quattroporte<br />

zur freien Verfügung bereit. Vorausgesetzt, die<br />

Suite ist überhaupt frei. Denn trotz des stolzen<br />

Preises beträgt die Belegungsrate 92 Prozent!<br />

Nur ganze sieben Hotels mit insgesamt<br />

1.200 Zimmern gelten in Paris als Palace. Sie<br />

bilden die crème de la crème der internationalen<br />

Hotellerie. Es mag dabei erstaunen, dass keine<br />

legale Definition für diese Spitzenhäuser existiert.<br />

Dennoch dürfen sich nicht alle Hotels mit<br />

der Bezeichnung « 4-Sterne-Luxus », der höchsten<br />

Hotelkategorie in Frankreich, wo es offiziell<br />

keine fünf Sterne gibt, auch Palace nennen. Für<br />

Jean Taittinger, Eigentümer des Crillon an der<br />

Place de la Concorde, unterscheidet sich ein<br />

Palace von einem normalen Luxushotel durch<br />

die Existenz eines renommierten Spitzenrestaurants.<br />

Doch selbst diese Ausstattung scheint in<br />

heutiger Zeit kaum noch ausreichend zu sein.<br />

• Le Crillon (Place de la Concorde), in den Händen<br />

eines US-amerikanischen Investmentfonds<br />

• Le Ritz (Place Vendôme), im Besitz der ägyptischen<br />

Familie Al-Fayed<br />

• Le Four Seasons George V (Avenue George V),<br />

im Eigentum des saudiarabischen Prinzen Al-<br />

Waleed, betrieben von der kanadischen Hotelkette<br />

Four Seasons<br />

• Le Bristol (Rue du Faubourg-Saint-Honoré), im<br />

Besitz der deutschen Familie Oetker<br />

• Le Plaza Athénée (Avenue Montaigne), in den<br />

Hän den einer Investmentagentur aus dem<br />

Sultanat Brunei<br />

• Le Meurice (Rue de Rivoli), gleicher Eigentümer<br />

wie Plaza Athénée<br />

• Le Fouquet’s Barrière (Avenue des Champs-<br />

Elysées), einziger Palace, der von französischen<br />

Kapitalgebern gehalten wird<br />

In einer kürzlich erstellten Studie über die<br />

Pariser Hotelpaläste im Jahre 2010 definierte<br />

Jones Lang LaSalle Hotels, eines der weltweit<br />

führenden Beratungsunternehmen im Bereich<br />

von Hotelimmobilien, diese Luxusherbergen<br />

als Häuser mit Geschichte, die gewisse Werte<br />

pflegen. Nicht nur die Lage und Ausstattung<br />

müssen einzigartig<br />

sein, sondern auch<br />

der Service. Außerdem<br />

zeichnen sich<br />

diese Hotels durch<br />

u ng e w ö h n l i c h<br />

ho he Preise aus.<br />

2007 betrugen die<br />

Zim mer preise im<br />

Durch schnitt zwischen<br />

650 und 850<br />

Euro ohne Mehrwert<br />

steuer, wobei<br />

die Gäste noch<br />

außer gewöhnlich<br />

hohe Ausgaben für<br />

zusätzliche Dienstleistungen<br />

tätigten.<br />

Da erstaunt es<br />

nicht, dass weltweit<br />

nur wenige<br />

Palaces existieren.<br />

Selbst im teuren<br />

London gibt es<br />

demnach gerade<br />

einmal vier Hotels,<br />

Lanesborough, Dorchester, Madarin Oriental<br />

und Claridge’s, die diesen Kriterien genügen.<br />

Nicht ohne Grund gilt Paris als eine Stadt des<br />

Luxus. Die Hoteleigentümer freut es, zumal<br />

die durchschnittliche Auslastungsrate bei 78<br />

Prozent liegt, weit über den wirtschaftlich notwendigen<br />

65 Prozent. Dabei werden die legendären<br />

Hotelpaläste heute zunehmend von einer<br />

jüngeren Klientel frequentiert, den sogenannten<br />

Turnschuhmillionären, unter ihnen viele<br />

aus Russland, die andere Bedürfnisse aufweisen<br />

als die traditionellen Gäste früherer Zeiten. So<br />

gehören auch in diesen Hotels der ultramoderne<br />

Flachbildschirm an der Wand und der<br />

Internetzugang in jedem Zimmer längst zum<br />

Standard. Das jüngste Hotel der sieben Palaces,<br />

das erst im <strong>November</strong> 2006 eröffnete Fouquet’s<br />

Barrière an der Avenue des Champs-Elysées,<br />

hält in jedem Zimmer sogar vier Telefone, einen<br />

Drucker sowie einen Farbscanner bereit.<br />

Die Pariser sind stolz auf ihre Palaces. Dabei<br />

vergessen sie aber gerne, dass die Häuser,<br />

obwohl sie ein typisch französisches Phäno-<br />

48 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>


Das Schwimmbad des Hôtel Ritz gilt als eines der schönsten in Paris. César Ritz<br />

stattete damals zudem als Erster alle seine Hotelzimmer mit einem Badezimmer aus.<br />

men darstellen, heute längst nicht mehr Franzosen<br />

gehören. Außer dem Fouquet’s Barrière<br />

befinden sich alle anderen Hotels längst in<br />

den Händen von Ausländern. Dies ist auch<br />

bei den aktuell geplanten Neueröffnungen<br />

nicht anders.<br />

Denn natürlich ist inzwischen auch die<br />

Konkurrenz auf diese lukrative und anscheinend<br />

krisensichere Nische im Pariser Hotelmarkt<br />

aufmerksam geworden. Bis zum Jahre<br />

2011 sollen drei neue Palaces eröffnen, die die<br />

Bettenzahl insgesamt von 1.200 auf 2.000<br />

erhöhen werden. Darunter das Shangri-La an<br />

der Place d’Iéna im 16. Arrondissement, das im<br />

Oktober 2009 seine Eingangstür zum ersten<br />

Mal öffnen wird. Das Haus der Hotelkette aus<br />

Hongkong, die ihr erstes Luxushotel 1971 in<br />

Singapur eröffnete, wird 109 Zimmer und 44<br />

Suiten aufweisen und mit dem größten privaten<br />

Swimming Pool der französischen Hauptstadt<br />

sowie einem Weinkeller mit 15.000 Flaschen<br />

um die Gunst der Gäste buhlen. 2010 folgt<br />

dann das Mandarin, ein Ableger der Mandarin<br />

Oriental Gruppe, an der Rue Saint-Honoré im<br />

1. Arrondissement. Für 2011 ist die Fertigstellung<br />

des Hôtel Majestic an der Place de l’Etoile<br />

vorgesehen, welches in das ehemalige internationale<br />

Konferenzzentrum zieht, das im Zweiten<br />

Weltkrieg das Generalquartier der deutschen<br />

Wehrmacht beherbergte. Die Eigentümer, das<br />

Unternehmen Qatari Diar, planen für diesen<br />

Palace zwischen 200 und 250 Zimmer.<br />

Doch trotz der geplanten Neueröffnungen<br />

fürchtet man in der Branche keine Überkapazitäten.<br />

Immer mehr Wohlhabende aus<br />

Russland, Brasilien, China und Indien fragen<br />

Luxuszimmer in der französischen Hauptstadt<br />

nach. Für diese Reisenden käme es nicht in<br />

Frage, in einem anderen Hotel als einem Palace<br />

zu nächtigen. Zuwachsraten von durchschnittlich<br />

4,4 Prozent in den letzten Jahren stimmen<br />

die Hoteliers optimistisch. Marylou alias Marie<br />

Louise müsste sich heute also nur an die neuen<br />

Telekommunikationstechnologien gewöhnen.<br />

Ihre Arbeitsstelle wäre ansonsten wohl als äußerst<br />

sicher anzusehen.<br />

Oben: Das berühmte<br />

Restaurant des<br />

Ambassadeurs im<br />

Hôtel de Crillon.<br />

Unten: Hôtel de<br />

Crillon an der Place<br />

de la Concorde.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 49


Frankreich Heute Senat<br />

Blick in den heutigen Plenarsaal des Senats, der vom Architekten Alphonse von Gisors entworfen und <strong>18</strong>41 fertiggestellt wurde.<br />

In dem Halbrund hinter dem Podium stehen sieben Statuen berühmter Staatsmänner.<br />

Der französische Senat<br />

Hat eine Institution ausgedient?<br />

Das parlamentarische System Frankreichs<br />

beruht auf zwei Kammern: der Assemblée<br />

Nationale und dem Senat. Immer wieder<br />

wird der Senat jedoch, der gerade neu<br />

gewählt wurde, in der französischen Öffentlichkeit<br />

in seiner Funktion sowie in seiner<br />

Zusammensetzung in Frage gestellt. Kritiker<br />

werfen ihm vor, ein antiquiertes Frankreich<br />

zu repräsentieren und die gesellschaftliche<br />

Entwicklung zu verschlafen. Ist dieser<br />

Vorwurf aber tatsächlich gerechtfertigt?<br />

Unnütz », « konservativ », « undemokratisch » und « undurchsichtig<br />

» sind die Zuschreibungen, mit denen<br />

« viele Franzosen ihren Senat (vergleichbar mit dem<br />

Deutschen Bundesrat) bedenken. Besonders beliebt ist die<br />

zweite Kammer des Parlaments nicht. Fragt man ein bisschen<br />

genauer nach, werden viele noch unfreundlicher. Man<br />

schimpft über den « Goldpalast der Republik » oder macht<br />

sich über das « Luxusaltersheim » lustig. Es fehlt nicht viel, und<br />

man könnte denken, dass die Bürger demnächst zum Pariser<br />

Palais du Luxemburg, dem Sitz des Senats, marschieren<br />

wollten, um sich die Staatsmacht wieder selbst anzueignen.<br />

Diese Stimmung erklärt einen Vorfall, der sich bei den<br />

am 21. September durchgeführten Senatswahlen in einem<br />

Dorf in der Bretagne zutrug. Anstatt ihre fünf Wahlmänner<br />

für die Wahl der Senatoren zu bestimmen, verabschiedeten<br />

die Abgeordneten von Chevaigné eine Erklärung, in<br />

50 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>


Frankreich erleben<br />

im Abonnement –<br />

für Sie und Ihre Freunde !<br />

Holen Sie sich Frankreich alle zwei Monate nach Hause !<br />

Ihre Vorteile:<br />

Sie zahlen nur € 4,20 anstatt € 4,90 pro Heft<br />

(Deutschland) und sparen fast 15% !<br />

Sie bekommen jedes Heft portofrei<br />

bequem nach Hause geliefert !<br />

Sie versäumen keine Ausgabe mehr !<br />

Sie haben kein Risiko, denn das Abonnement<br />

ist nach einem Jahr jederzeit kündbar !<br />

Bestellen Sie noch heute !<br />

Einfach Postkarte ausfüllen und abschicken<br />

Bestellung per Fax: +49 (0)30 / 61 10 53 67<br />

Im Internet: www.frankreicherleben.de<br />

Postkarte bereits vergriffen? Kein Problem, einfach Coupon ausfüllen und schicken an:<br />

Frankreich erleben-Aboservice, Postfach 10 32 45, 20022 Hamburg oder per Fax an: +49 (0)30 / 61 10 53 67.<br />

Ja, hiermit bestelle ich ein Abonnement<br />

von Frankreich erleben zum Vorzugspreis.<br />

Den Abonnementpreis<br />

ziehen Sie bitte von meinem Bankkonto ein (nur von deutschem Konto möglich):<br />

Vorname / Name<br />

Kontonummer<br />

Straße<br />

Bankleitzahl<br />

PLZ / Ort<br />

Geldinstitut<br />

Land<br />

belasten Sie bitte meiner Kreditkarte: Visa MasterCard AMEX Diners Club<br />

Telefonnummer für Rückfragen<br />

Ich bestelle das Abonnement für mich selbst und zahle für ein Jahr (6 Ausgaben) nur<br />

25,20 € anstatt 29,40 € im Zeitschriftenhandel (Deutschland). In Österreich kostet das<br />

Abonnement 29,70 € anstatt 33,00 € und in der Schweiz 51,80 CHF anstatt 57,60 CHF.<br />

Alle anderen Auslandsabonnements kosten 39,50 €. Das Abonnement läuft zunächst für<br />

ein Jahr und verlängert sich danach automatisch. Es ist nach dem ersten Jahr jederzeit<br />

kündbar.<br />

Ich möchte das Abonnement zu den oben genannten Preisen verschenken. Entscheidend<br />

ist dabei der Wohnort des Beschenkten. Ich erhalte eine Auftragsbestätigung und einen<br />

Geschenkgutschein, den ich dem Beschenkten übergeben kann. Das Abonnement endet<br />

nach einem Jahr (6 Ausgaben) automatisch. Das Abonnement soll erhalten:<br />

Kartennummer<br />

Gültig bis Monat/Jahr<br />

Werbecode: <strong>18</strong> / 08<br />

Vorname / Name<br />

Straße<br />

Datum, Unterschrift<br />

Mit meiner zweiten Unterschrift nehme ich zur Kenntnis, dass diese Bestellung innerhalb von<br />

14 Tagen beim Leserservice schriftlich ohne Angabe von Gründen widerrufen werden kann.<br />

PLZ / Ort<br />

Land<br />

Datum, Unterschrift<br />

Frankreich erleben-Aboservice • Postfach 10 32 45 • 20022 Hamburg • Telefon +49 (0)30 / 61 10 53 66<br />

Fax +49 (0)30 / 61 10 53 67 • frankreicherleben@interabo.de • www.frankreicherleben.de<br />

Dies ist ein Angebot der Globus Medien GmbH, Amtsgericht Charlottenburg HRB 114411B, Geschäftsführer: Markus Harnau.<br />

Abo-Vertrieb: interabo Betreuungs-GmbH, Amtsgericht Hamburg HRB 35763, Geschäftsführer: Uwe Flashaar.


Frankreich Heute Senat<br />

der die komplette Abschaffung des französischen Senats<br />

gefordert wurde. Diese Forderung war natürlich aussichtslos<br />

und überzogen, aber sie zeigt doch deutlich, wie ernst<br />

die Lage ist. In Anbetracht der vielen Kritik erscheint der<br />

Senat wie ein altes Boot, das zwar nicht<br />

untergeht, aber auch nicht mehr richtig vorwärts<br />

schwimmt.<br />

Die Zusammensetzung<br />

Nach Artikel 24 der französischen Verfassung<br />

von 1958 repräsentiert der Senat die<br />

des französischen Senats<br />

Kommunen Frankreichs sowie die im Ausland<br />

(seit 21.09.<strong>2008</strong>)<br />

lebenden Franzosen. Damit vertritt er<br />

mehr als 36.000 Städte und Gemeinden und<br />

soll als großer Rat der Kommunen fungieren.<br />

Der Senat teilt sich die gesetzgebende<br />

Gewalt mit der Assemblée Nationale (vergleichbar<br />

dem Deutschen Bundestag), deren<br />

Insgesamt:<br />

Kommunisten:<br />

PS (Sozialisten):<br />

RDSE (Radikale):<br />

339 Sitze<br />

23 Sitze<br />

117 Sitze (+21)<br />

15 Sitze (-2)<br />

gesetzgeberischen Eifer er überwachen und Union centriste (Zentristen): 29 Sitze (-1)<br />

gegebenenfalls mäßigen soll. Gesetzesvorhaben<br />

werden deshalb beiden Kammern zur<br />

Abstimmung vorgelegt.<br />

Die Senatorinnen und Senatoren sind für<br />

eine Dauer von sechs Jahren gewählt. Dabei<br />

UMP (Konservative):<br />

Parteilose:<br />

149 Sitze (-10)<br />

6 Sitze<br />

wird versetzt gewählt: Alle drei Jahre muss sich jeweils eine<br />

Hälfte des Senats der Abstimmung stellen. So soll das Gremium<br />

in seiner Zusammensetzung stets erneuert bleiben.<br />

Ein System, das auf dem Papier in bester Ordnung scheint,<br />

in der Realität aber weit weniger rosig aussieht.<br />

Eine häufig vorgebrachte Kritik bezieht sich nämlich<br />

auf den Einsatz von Wahlmännern (und -frauen) für die<br />

Senatswahlen und verweist auf den Vorteil direkter allgemeiner<br />

Wahlen wie bei der Assemblée Nationale. Denn die<br />

Senatoren werden in den Departements von Wahlmännern<br />

gewählt, die aus dem Kreis der gewählten Vertreter der<br />

Kommunen, der Departements und der Region zusammengesetzt<br />

sind. Ein Senator wird sozusagen von einem<br />

gewählten Vertreter der gewählten Vertreter gewählt. Das<br />

komplexe Wahlsystem hat dabei den entscheidenden Nachteil,<br />

dass die Wahlmänner zum überwiegenden Teil aus den<br />

Parkansicht des Palais du Luxembourg. Errichtet wurde das Gebäude unter der Leitung<br />

des Architekten Salomon de Brosse von 1615 bis 1622. Der Jardin du Luxembourg ist<br />

für die Öffentlichkeit zugänglich und gilt als einer der schönsten Parks von Paris.<br />

kleinen bis sehr kleinen Kommunen stammen, wobei 50<br />

Prozent dieser Kommunen weniger als 3.500 Einwohnern<br />

zählen. Dadurch repräsentiert der Senat vor allem das ländliche<br />

und traditionell-kon ser va ti ve Frank reich.<br />

Selbst unter<br />

dem sozialistischen<br />

Präsidenten<br />

Fran çois Mitterrand<br />

(1981-1995)<br />

war das so und<br />

auch während<br />

der so genannten<br />

cohabitation (dt.<br />

Zusammenarbeit),<br />

als der Sozialist<br />

Lionel Jospin als<br />

Premierminister<br />

unter dem konservativen<br />

Präsidenten<br />

Jacques Chirac<br />

regierte (1997-<br />

2002), änderte<br />

sich die Zusammensetzung des Senats nicht. Seitdem fragt<br />

man sich in Frankreich, wie ein Gremium die Gesellschaft<br />

repräsentieren kann, wenn es stets von der gleichen politischen<br />

Strömung bestimmt wird.<br />

Allerdings erstaunte bei den Wahlen am vergangenen 21.<br />

September das Ergebnis dennoch, denn der Zugewinn der<br />

linken Fraktion war wesentlich höher als erwartet. « Das ist<br />

mehr, als wir uns in unseren optimistischsten Hochrechnungen<br />

hatten vorstellen können », gab ein sichtlich zufriedener<br />

François Hollande, Generalsekretär der Parti Socialiste, zu<br />

Protokoll. In einigen bisher stramm konservativen Departements<br />

waren zur allgemeinen Überraschung Kandidaten des<br />

linken Lagers gewählt worden.<br />

Einer von ihnen ist François Rebsamen, Bürgermeister<br />

von Dijon und zweiter Mann in der Parti Socialiste, der<br />

im Departement Côte-d’Or (Burgund) die Mehrheit der<br />

Wahlmännerstimmen auf<br />

sich vereinigen konnte. Die<br />

drei Senatoren des Departements<br />

kamen bisher aus<br />

der konservativen Partei<br />

von Präsident Sarkozy. Nun<br />

sitzen zwei Sozialisten und<br />

ein Konservativer für das<br />

Departement im Senat. Allerdings<br />

bleibt die Mehrheit<br />

in der zweiten Kammer des<br />

Parlamentes insgesamt fest<br />

in der Hand der Konservativen,<br />

auch wenn die Linke<br />

mit 23 dazu gewonnenen<br />

Sitzen kräftig zulegen<br />

konnte. Allerdings dürfte es<br />

für die Konservativen jetzt<br />

52 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>


Prunk, wohin man schaut. Der imposante Saal, die alte Throngalerie, die<br />

Napoléon III. <strong>18</strong>52 in einen Festsaal umbauen ließ und seitdem mehrfach<br />

umgestaltet wurde, ist heute Treffpunkt für Senatoren und Journalisten.<br />

wesentlich schwieriger werden, eine Drei-<br />

Fünftel-Mehrheit für Verfassungsänderungen<br />

zusammenzubekommen.<br />

Doch die Kritik am Senat bezieht sich<br />

nicht nur auf den Wahlmodus. Auch sein<br />

Etat wird immer wieder hinterfragt, der<br />

offiziell mit 350 Millionen Euro im Jahr<br />

angegeben wird. Eine Summe, die in Zeiten<br />

knapper öffentlicher Kassen viele als verschwenderisch<br />

ansehen. Davon erhält jeder<br />

Senator steuerfreie 5.400 Euro im Monat,<br />

dazu eine Präsenzzulage von 160 Euro, eine<br />

Funktionszulage von 1.400 Euro und eine<br />

Repräsentationszulage von 6.100 Euro, die<br />

für die Personalkosten eines Sekretariats<br />

genutzt oder aber auch selbst einbehalten<br />

werden können. Außerdem profitiert ein<br />

Senator vom senatseigenen Fuhrpark, von<br />

einer Dauerkarte in der ersten Klasse für die<br />

französische Bahn, von 40 Freiflügen zwischen<br />

Paris und seinem Wahlkreis, freiem<br />

Postverkehr und vielem mehr. Lange Zeit<br />

waren die vielen Vergünstigungen mehr<br />

oder weniger diskret behandelt worden, mittlerweile werden<br />

sie aber in der Presse diskutiert, was das Ansehen der<br />

Senatoren in der Öffentlichkeit nicht gerade bessert.<br />

Noch empfindlicher reagieren die Franzosen auf die<br />

üppigen Einkünfte der Senatoren wegen der wenigen Zeit,<br />

die die Senatoren bei der Arbeit anzutreffen sind. Denn das<br />

hochherrschaftliche Halbrund ihres Sitzungssaals ist die<br />

meiste Zeit über leer. Der Grund dafür ist ganz einfach: Im<br />

Senat kann, im Gegensatz zur Assemblée Nationale, ein<br />

einziger Abgeordneter für die gesamte Gruppe stimmen,<br />

der er angehört. Der Rest der hohen Herren und Frauen<br />

braucht sich im Senat dafür nicht blicken zu lassen.<br />

In einem von Mediapart veröffentlichten Artikel untersuchte<br />

die Journalistin Mathilde Mathieu die Protokolle<br />

des Senats und veröffentlichte die darin enthaltenen Redebeiträge<br />

der Doyenne des Senats, der 91-jährigen Senatorin<br />

Paulette Brisepierre (UMP). Die Senatorin hat sich in der<br />

Sitzungsperiode 2007/<strong>2008</strong> genau viermal zu Wort gemeldet,<br />

und zwar mit folgenden bescheidenen Worten: « Ganz<br />

genau! » (14. April), « Wie schade! » (14. Mai), « Sehr gut! »<br />

(2. Oktober) und « Ja, aber das ist eine alte Geschichte » (3.<br />

Oktober). Man muss schon zugeben, dass das keine intensive<br />

Diskussionsbeteiligung ist. Die Senatorin hat mittlerweile<br />

die weise Entscheidung getroffen, sich kein weiteres<br />

Mal für den Senat zur Wahl zu stellen. Diese amüsante<br />

Anekdote zeigt, wie sehr die Institution vielleicht an ihrer<br />

Struktur krankt. Mittlerweile ist übrigens Serge Dassault<br />

(ebenfalls UMP) dienstältestes Mitglied des Senats geworden<br />

– im Alter von 83 Jahren...<br />

Es gibt aber auch Zeichen des Fortschritts. Bei den<br />

Wahlen im September hat sich das Palais du Luxemburg<br />

wieder etwas mehr den Frauen geöffnet. Anstatt zuvor 60<br />

zählt es nun 75 Senatorinnen, was bei 343 Sitzen eine Quote<br />

von knapp 22 Prozent bedeutet. Wenn auch dieser Wert<br />

noch nicht überzeugend ist, beträgt dagegen der Anteil von<br />

Frauen in der Assemblée Nationale nur ganze <strong>18</strong> Prozent.<br />

Außerdem zählt der neue Senat mittlerweile drei Frauen<br />

maghrebinischer Abstammung, während in der Assemblée<br />

Nationale keine einzige Frau dieser Herkunft vertreten ist.<br />

Den Senat nun mit dem vorwiegend Schlechten der Republik<br />

in Verbindung zu bringen, wird ihm aber auch nicht<br />

gerecht. Zunächst einmal spielt er eine nicht zu unterschätzende<br />

stabilisierende Rolle im parlamentarischen System<br />

des Landes. Hin und wieder opponiert er selbst gegen eine<br />

Regierung, deren politische Richtung er eigentlich vertritt<br />

– so seltsam das auch klingen mag. Bei der Einführung<br />

der DNA-Tests zur Kriminalitätsbekämpfung verweigerte<br />

er beispielsweise dem Gesetz seine Zustimmung, obwohl<br />

es sich um ein Gesetzesvorhaben der konservativen Partei<br />

handelte. Außerdem zeichnet der Senat auch für eine Reihe<br />

sehr detaillierter und renommierter Enquête-Berichte<br />

verantwortlich, die politische, wirtschaftliche und soziale<br />

Fragen erörterten.<br />

Sicher, der Senat repräsentiert einen langsamen und behäbigen<br />

Politikstil. Seine Mitglieder, vielleicht weil sie älter<br />

sind als ihre Kollegen der Assemblée Nationale, behandeln<br />

die Dinge abseits des hektischen politischen Tagesgeschäfts<br />

mit einer ihnen eigenen Ruhe. Die Langsamkeit,<br />

die ihnen oft vorgeworfen wird, hat aber auch eine beruhigende<br />

Gründlichkeit zur Folge. In einer Gesellschaft,<br />

die immer kurzfristiger auf politische Probleme reagieren<br />

muss, hat eine solche Arbeitsweise keinen leichten Stand.<br />

Will der Senat in Zukunft weiter bestehen, muss er sich<br />

wohl verändern, sich mehr zur Gesellschaft öffnen und<br />

stärker an den aktuellen Debatten teilnehmen. Er selbst<br />

und die Gesellschaft würden damit nur gewinnen.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 53


Frankreich Heute EU-Ratspräsidentschaft<br />

Französische EU-Ratspräsidentschaft – 48 Stunden<br />

beim Europäischen Tourismusforum in Bordeaux<br />

Vom 1. Juli bis 31. <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> hat Frankreich die Ratspräsidentschaft der Europäischen<br />

Union inne, bevor Tschechien diese Aufgabe übernehmen wird. Während dieser sechs<br />

Monate organisiert das Land eine Reihe wichtiger politischer Treffen. Doch wie empfängt<br />

Frankreich seine europäischen Partner? Wie groß ist die Bedeutung dieser Zusammenkünfte<br />

wirklich? Frankreich erleben verfolgte 48 Stunden lang das Geschehen während des Forum<br />

Européen du Tourisme, das am <strong>18</strong>. und 19. September in Bordeaux stattfand.<br />

Der Schalter ist eher bescheiden, doch es fehlt nicht<br />

an den üblichen Accessoires: ein Blumenstrauß,<br />

Absperrungen aus roten Kordeln und ein Schild<br />

mit der Aufschrift « UE<strong>2008</strong>.fr, accueil des participants » (dt.<br />

UE<strong>2008</strong>.fr, Empfang der Teilnehmer). Hinter dem Schalter<br />

steht natürlich eine gut aussehende, freundlich lächelnde<br />

Hostess. An diesem späten Mittwochnachmittag am 17.<br />

September liegt am ansonsten recht ruhigen Flughafen von<br />

Bordeaux eine gewisse Geschäftigkeit in der Luft. Auf Einladung<br />

der französischen EU-Ratspräsidentschaft werden<br />

zwischen 400 und 500 Teilnehmer zum Europäischen Tourismusforum<br />

in der Weinmetropole erwartet, darunter die<br />

Tourismusminister bzw. -beauftragten der 27 Mitgliedsstaaten.<br />

Vor dem Flughafen warten zahlreiche Busse sowie mehrere<br />

Limousinen und Motorradeskorten. Für den Moment<br />

sind die Motoren und Blaulichter jedoch ausgeschaltet. Die<br />

Fahrer stehen beieinander, rauchen, diskutieren. Alle warten<br />

auf die Ankunft der Politiker und Journalisten. « Bisher<br />

ist es noch recht ruhig », erzählt mir die Hostess hinter dem<br />

Empfangsschalter. « Seit heute Morgen habe ich mit Ihnen<br />

gerade einmal fünf Personen beraten ». Obwohl das Forum<br />

offiziell erst am nächsten Tag beginnt, war eine Anreise am<br />

Vortag empfohlen worden, um sich bis 19.00 Uhr zu akkre-<br />

54 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>


ditieren. Scheinbar bin ich einer der wenigen, die sich an<br />

diese Empfehlung gehalten haben.<br />

Damit die Teilnehmer vom Flughafen zu den verschiedenen<br />

Hotels sowie von den Hotels zum Veranstaltungsort<br />

kommen, wurde ein recht komplexes Busshuttlesystem eingerichtet.<br />

Während ich noch am Empfangsschalter verweile,<br />

stößt ein holländischer Berufskollege zu uns. Er möchte<br />

gerne wissen, wie man vom Flughafen ohne Umweg übers<br />

Hotel direkt zum Forum kommt, das am Stadtrand in dem<br />

Viertel Bordeaux-Lac abgehalten wird. Die Hostess schaut<br />

ihn freundlich an, um ihn anschließend um die Wiederholung<br />

der Frage zu bitten. Die englische Sprache scheint<br />

nicht gerade ihre Stärke zu sein. Das ganze wiederholt sich<br />

danach erneut. Der Mann nimmt letztendlich ein Taxi.<br />

Während es schon etwas merkwürdig anmutet, dass das<br />

Empfangspersonal an einem internationalen Flughafen für<br />

ein europäisches Ministertreffen nur recht dürftig Englisch<br />

spricht, muss man den Gastgebern allerdings ein gewisses<br />

Talent zum Improvisieren zusprechen. Während den ganzen<br />

Tag über nämlich Busse zu den Hotels verkehren, ist<br />

ein direkter Transfer zum Veranstaltungszentrum nur am<br />

frühen Abend vorgesehen. Da ich ebenfalls direkt dorthin<br />

möchte, müsste ich normalerweise noch gute zwei Stunden<br />

auf den abendlichen Shuttle warten. Doch mein Gegenüber<br />

spricht per Funk mit einigen Busfahrern vor dem Terminal<br />

und organisiert für mich in nur wenigen Minuten einen<br />

Shuttle nach Bordeaux-Lac.<br />

Unterwegs berichtet mir der Busfahrer, dass er erst seit<br />

ein paar Monaten in Bordeaux tätig sei. Zuvor arbeitete er<br />

in Paris, wo er viel mit solchen internationalen Events und<br />

offiziellen Staatsbesuchen zu tun hatte. In Bordeaux sind<br />

solche Veranstaltungen dagegen eher die Ausnahme. Er erzählt<br />

auch, dass er für die Fahrt Staus befürchte. Er behält<br />

Recht. Wir brauchen rund 40 Minuten für die rund zwölf<br />

Kilometer bis zum Kongresszentrum.<br />

Selbst für ein Land wie Frankreich ist die Organisation<br />

solcher Großveranstaltungen eine Herausforderung, gerade<br />

wenn sie außerhalb der Hauptstadt stattfinden. Genügend<br />

Hotelzimmer und geeignete Veranstaltungsräume müssen<br />

gefunden, Transfers organisiert werden. Doch vor allem<br />

der Schutz der Teilnehmer erfordert einen hohen Aufwand.<br />

Schließlich kommen alle Tourismusminister der Union sowie<br />

wichtige Repräsentanten der Europäischen Kommission<br />

nach Bordeaux. Das bedarf gewisser Vorsichtsmaßnahmen.<br />

Das wird auch am Eingang des Veranstaltungsortes in<br />

Bordeaux-Lac schnell deutlich. Der Einlass erinnert an<br />

die Sicherheitskontrollen an Flughäfen. Sicherheitskräfte<br />

durchsuchen Taschen. Ein Aufpasser erklärt einem anderen,<br />

anscheinend einem Neuling, dass Minister nicht kontrolliert<br />

werden. Um sie zu erkennen, tragen sie eine Anstecknadel<br />

am Sakko. Ein kleines Detail, das sicherlich auch den<br />

Ministern selbst die Orientierung untereinander erleichtert.<br />

Alle anderen Teilnehmer tragen ein Namensschild. Die<br />

französische Regierung hat mit ihrem Design sowie dem<br />

der Veranstaltungsmappen etc. sogar den Designer Philippe<br />

Starck betraut. Schließlich möchte man während der EU-<br />

Ratspräsidentschaft einen guten Eindruck hinterlassen.<br />

Auch die französische Post ist präsent. An einem extra für<br />

dieses Event eingerichteten Schalter stempelt sie Briefmarken<br />

mit dem exklusiven Aufdruck « Forum Européenne du<br />

Tourisme UE<strong>2008</strong> » ab. Viele Delegationen und Journalisten<br />

machen von diesem Souvenir Gebrauch.<br />

Nach meiner Akkreditierung treffe ich jemanden vom<br />

französischen Tourismusministerium und erfahre, dass<br />

Frankreich während der sechs Monate der EU-Ratspräsidentschaft<br />

rund 50 Veranstaltungen dieser Art organisiert.<br />

Ein ambitioniertes Programm, denn es vergeht keine Woche,<br />

ohne dass sich europäische Minister irgendwo im Land<br />

treffen. Für Frankreich ist dies natürlich eine einmalige<br />

Möglichkeit, sich möglichst gut gegenüber seinen europäischen<br />

Partnern zu präsentieren. Dies hat seinen Preis: Man<br />

geht für die sechs Monate von Kosten von 200 Millionen<br />

Euro aus. Allein die reine Organisation einer einzelnen<br />

Veranstaltung beziffert sich auf durchschnittlich eine Million<br />

Euro.<br />

Die Regionen und Städte stehen dabei in Konkurrenz<br />

zueinander. Welcher Ort schafft es, ein solches Großereignis<br />

anzuziehen? Neben einer guten Infrastruktur hilft es,<br />

wenn ein Minister aus der Region stammt. So organisierte<br />

Roselyne Bachelot, französische Gesundheitsministerin,<br />

für ihre europäischen Kollegen einen Kongress in ihrer<br />

politischen Heimatstadt Angers. Ein paar Tage zuvor lud<br />

der französische Außenminister Bernard Kouchner seine<br />

Kollegen in seine Geburtsstadt Avignon ein. Die Anreise<br />

erfolgte sogar gemeinsam mit einem in den Farben der<br />

französischen EU-Ratspräsidentschaft bemalten TGV vom<br />

Flughafen Paris-CDG aus. Vor Ort wurden die Minister<br />

in Limousinen der Marken Renault, Peugeot und Citroën<br />

durch die Stadt chauffiert und ein Konzert im Papstpalast<br />

gehörte zum kulturellen Höhepunkt des Treffens.<br />

Dieses Mal darf sich also Bordeaux in Szene setzen. Auf<br />

der Tagesordnung steht der Tourismus in Europa. Hervé Novelli<br />

ist der zuständige Staatssekretär und Gastgeber dieses<br />

Forums. Er eilt von einer Delegation zur anderen, kümmert<br />

sich um die Minister und wird manchmal von Alain Juppé,<br />

dem ehemaligen Premierminister und jetzigen Bürgermeister<br />

von Bordeaux, begleitet. Letzterer lädt außerdem an einem<br />

Abend alle Minister zu einem exklusiven Empfang in sein<br />

Rathaus ein. Denn auch die Stadtverwaltung von Bordeaux<br />

will natürlich den perfekten Gastgeber geben.<br />

Am nächsten Tag erklärt mir mein Sitznachbar im Plenum,<br />

ein Mitglied der deutschen Delegation, dass die wichtigsten<br />

Gespräche nicht unbedingt während des offiziellen<br />

Programms stattfinden, sondern in informellen Runden<br />

während der Pausen sowie am Abend. Andere Delegationen<br />

bestätigen mir dies später. Es sind gerade diese Kontakte in<br />

den Gängen, am Kaffeeautomaten oder im Fahrstuhl, die<br />

den Reiz des Forums ausmachen. Networking, wie es so<br />

schön auf Neudeutsch heißt, steht im Vordergrund.<br />

Das offizielle Programm umfasst zwei Tage lang diverse<br />

Workshops und Präsentationen. Die Minister erscheinen<br />

nur selten, doch die Delegationen beteiligen sich aktiv am<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 55


Frankreich Heute EU-Ratspräsidentschaft<br />

Programm. Für die Journalisten wird eine Pressekonferenz<br />

gegeben. Ein Höhepunkt der beiden Tage ist das Galadinner,<br />

für das das Palais de la Bourse im Zentrum von<br />

Bordeaux sogar besonders illuminiert wird. Ein Mitglied<br />

der französischen Delegation vertraut mir währenddessen<br />

an, dass dieser Abend ein ausgezeichneter Anlass sei, den<br />

Gästen die kulinarischen Errungenschaften der Region<br />

nahezubringen.<br />

So verwundert es nicht, dass Austern vom Bassin<br />

d’Arcachon, herzhafter Landschinken und Piment<br />

d’Espelette, das scharfe Gewürz aus dem gleichnamigen<br />

Dorf im Baskenland, auf der Speisekarte erscheinen. Alles<br />

Produkte, auf die man hier im Südwesten des Landes sehr<br />

stolz ist. Es hat durchaus eine gewisse Komik und unbestreitbaren<br />

Charme zugleich, wenn man an diesem Abend<br />

die italienische Tourismusministerin mit einem europäischen<br />

Kollegen darüber diskutieren hört, ob denn nun Pesto<br />

oder Pfeffer besser zum Würzen von Nudeln geeignet sei.<br />

Aber natürlich kreisen die Gespräche nicht nur ums Essen.<br />

Ein paar Tische weiter kann ich verfolgen, wie sich der Vorstand<br />

eines großen Tourismuskonzerns mit einem Politiker<br />

austauscht. Denn auch beim Galadinner geht es schließlich<br />

um Politik und Projekte.<br />

Am Ende des Forums sind alle zufrieden. Die Minister<br />

konnten sich über Fragen der europäischen Tourismuspolitik<br />

verständigen. Die Ergebnisse haben zwar nichts Revolutionäres,<br />

aber dennoch konnte man einige offene Punkte gemeinsam<br />

regeln und neue Ziele festlegen. Die Delegationen<br />

wiederum lernten sich besser kennen. Viele neue Kontakte<br />

wurden geknüpft, die die zukünftige Zusammenarbeit erleichtern<br />

werden. Die Journalisten erhielten genug Informationen,<br />

um ihre Artikel zu verfassen. Und Bordeaux, sogar<br />

ganz Aquitanien, präsentierte sich als attraktiver Gastgeber<br />

und profitierte von der Berichterstattung in ganz Europa.<br />

Nächstes Jahr trifft man sich bestimmt wieder, irgendwo in<br />

Tschechien.<br />

Interview<br />

Während des Europäischen Tourismusforums<br />

spra chen wir mit Ernst Hinsken, erster Beauf<br />

tragter der Bundesregierung für Tour ismus<br />

in der Geschichte der Bundes re pu blik<br />

Deutsch land<br />

Herr Hinsken, warum ist Frankreich<br />

für die Deutschen ein so beliebtes Reiseziel?<br />

Es gibt mehrere Gründe. Beispielsweise<br />

wird Frankreich für das<br />

gute Essen geschätzt. Die französische<br />

Küche ist weltberühmt, französischer<br />

Käse wird geliebt. Frankreich bietet<br />

Großartiges im Bereich der Kultur.<br />

Das Land hat einen schönen Süden,<br />

wo fast jeden Tag die Sonne scheint<br />

und das Meer lockt. Auch die deutschfranzösische<br />

Freundschaft, die in den<br />

letzten Jahren neue Schübe erhalten<br />

hat, ist ein Grund dafür, dass Deutsche<br />

gerne ihren Urlaub in Frankreich<br />

verbringen.<br />

Ich möchte aber auch kritische<br />

Punkte anmerken. So gibt es vor allem<br />

in der Hotellerie einiges zu verbessern.<br />

Man hat es in Frankreich in den<br />

letzten Jahren versäumt, die notwendigen<br />

Investitionen vorzunehmen. In<br />

Deutschland sagt ein Sprichwort, dass<br />

der, der nicht investiert, verliert. Und<br />

das gilt speziell für Frankreich. Es<br />

gibt dort schon einige Hotels, die eher<br />

mangelhaft und verbesserungswürdig<br />

sind.<br />

Wie erklären Sie es sich, dass immer<br />

mehr Deutsche lieber nach Spanien in den<br />

Urlaub fahren?<br />

Die Spanier sind die großen Aufholer<br />

in Europa. Dies liegt aber nicht<br />

nur am spanischen Festland, sondern<br />

auch viel an den Kanaren und Balearen.<br />

Diese Inseln bieten alles, was sich<br />

Touristen für ihren Urlaub vorstellen:<br />

Sonne, Meer, eine gute Küche. Obwohl<br />

ich meine, dass die Franzosen,<br />

was letztere angeht, in gewisser Hinsicht<br />

sogar voraus sind.<br />

Wie erklären Sie es sich, dass Frankreich<br />

die Nummer 1 im weltweiten Tourismusgeschäft<br />

ist?<br />

Frankreich ist die Nummer 1, weil<br />

es ein schönes Land ist. Es ist aber auch<br />

darauf zurückzuführen, dass die Franzosen<br />

ihren Urlaub gerne im eigenen Land<br />

verbringen. In Deutschland liegt die<br />

Quote bei 30 bis 35 Prozent. In Frankreich<br />

hingegen verbringen 80 Prozent der<br />

Franzosen ihre Ferien im eigenen Land.<br />

Herr Novelli hat auf diesem Forum<br />

gesagt, dass die europäischen Länder mehr<br />

über Tourismus kommunizieren sollen.<br />

Was meint er damit?<br />

Man tauscht sich aus, so wie das<br />

jetzt hier im Rahmen der europäischen<br />

Ministerkonferenz in Bordeaux möglich<br />

ist. Das ist die eine Seite. Zum anderen<br />

ist Tourismus die beste Außenpolitik,<br />

die es überhaupt gibt. Man lernt beim<br />

Reisen andere Menschen kennen, man<br />

fängt an, sich gegenseitig zu schätzen,<br />

man entdeckt die Kultur des anderen<br />

und vieles mehr. Das ist mehr wert als<br />

die Unterschrift eines hohen Staatsmannes<br />

oder einer hohen Staatsfrau unter<br />

irgendeinem internationalen Vertrag.<br />

Herr Hinsken, wir danken Ihnen für<br />

das Gespräch.<br />

56 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>


Eine Reise um die Welt.<br />

Mit Ihrem Jahres-<br />

Abo plus Geschenk.<br />

Aufregend. Anregend. Anders.<br />

Faszinierende Reportagen<br />

Hotel-/Restauranttipps,<br />

wichtige Adressen<br />

Ausgewählte Extremtouren<br />

und Outdoor-Action pur<br />

Sie sparen über 12%!<br />

Sommelier-Entkorker für Weinliebhaber<br />

Professioneller Flaschenentkorker für Ihren Weinkeller oder die<br />

Hausbar. Er kann problemlos am Tisch oder an der Theke befestigt<br />

werden. Eine wahre Freude für alle, die neben einem edlen Tropfen<br />

Design und Technik zu schätzen wissen. Massive Metallausführung<br />

mit stabilem Griff. Länge ca. 33 cm, Gewicht 2,5 kg.<br />

(Weingläser sind im Lieferumfang nicht enthalten.)<br />

Lassen Sie sich diese Chance nicht entgehen: Bestellen Sie jetzt Ihr Jahres-Abo mit Geschenk!<br />

Ja, ich bestelle das Jahres-Abo und erhalte den Sommelier-Entkorker für Weinliebhaber.<br />

10 Hefte zum Preis von nur 4,20 * statt 4,80 * pro Ausgabe inkl. Porto (Ausland nur 4,80 */Schweiz nur 8,15 sfr* pro Ausgabe).<br />

Ich bin der neue Abonnent: Frau Herr<br />

Name<br />

Straße<br />

PLZ<br />

Telefon<br />

Ort<br />

Vorname<br />

E-Mail<br />

Meine Wunschprämie (Lieferung nur solange Vorrat reicht):<br />

Sommelier-Entkorker<br />

Hausnummer<br />

Ja, ich bin damit einverstanden, dass Sie mich künftig per Post,<br />

Telefon und E-Mail über interessante Angebote von abenteuer<br />

und reisen und Partnerunternehmen informieren.<br />

Ich bezahle per: Rechnung Bankeinzug Kreditkarte<br />

BLZ / Kreditkarten-<strong>Nr</strong>.<br />

Bank / Kreditkarten-Unternehmen<br />

Datum<br />

Konto-<strong>Nr</strong>. / Kreditkarte gültig bis<br />

3-stellige Kreditkarten-Prüfnr.**)<br />

Unterschrift<br />

Das Jahres-Abo verlängert sich automatisch, sofern wir nicht rechtzeitig<br />

(6 Wochen vor Ablauf der Bezugszeit) eine anderslautende Mitteilung<br />

erhalten. abenteuer und reisen erscheint im Verlag: wdv GmbH & Co.<br />

OHG, Siemensstr. 6, 61352 Bad Homburg, Handelsregister Bad<br />

Homburg v.d.H. HRA 3087.<br />

*) Alle genannten Preise enthalten Versandkosten und die<br />

gesetzliche MwSt.<br />

**) Die Prüfnummer setzt sich aus den letzten drei Ziffern der Nummer<br />

im Unterschriftsfeld auf der Rückseite Ihrer Kreditkarte zusammen.<br />

Frankr<strong>18</strong>08<br />

Bestellen Sie noch heute Ihr Jahres-Abo.<br />

Sie erhalten 10 Ausgaben abenteuer<br />

und reisen – immer frei Haus, immer<br />

pünktlich.<br />

Einfach Coupon ausfüllen und per Post<br />

absenden an: abenteuer und reisen,<br />

Abonnentenservice, Postfach 080,<br />

77649 Offenburg.<br />

Oder per<br />

Telefon: + 49(0)781/6394515<br />

Fax: + 49(0)781/6394502<br />

E-Mail: abenteuerundreisen@burdadirect.de<br />

Internet: www.abenteuer-reisen.de


Leben in Frankreich<br />

Was sollte man übers Radfahren<br />

in Frankreich wissen?<br />

Seit einigen Jahren entdeckt<br />

Frank reich das Fahrrad neu. Überall<br />

entstehen neue Radwege und werden<br />

städtische Mietstationen eröffnet.<br />

Durch Impulse gerade der großen<br />

Städte wie Toulouse und Paris werden<br />

umfangreiche öffentliche Programme<br />

aufgelegt, um die Bevölkerung<br />

wieder auf das Rad zu bringen. Denn<br />

das Radfahren ist ein zeitgemäßes<br />

Fortbewegungsmittel, das nicht nur<br />

aus gesundheitsfördernden Gründen<br />

wieder in Mode gekommen ist,<br />

sondern auch schlicht aus Gründen<br />

der Sparsamkeit: hohe Spritpreise<br />

und Parkgebühren verleiden den<br />

Städtern das Autofahren. Außerdem<br />

unternehmen die Kommunen immer<br />

größere Anstrengungen, die Umweltverschmutzungen<br />

in den Innenstädten<br />

zu reduzieren. Das Radfahren ist<br />

aber nicht immer ganz ungefährlich.<br />

In Frankreich, wie auch überall sonst,<br />

sind im Straßenverkehr mit dem<br />

Fahrrad einige Regeln zu beachten,<br />

von denen manche von den Behörden<br />

besonders ernst genommen werden.<br />

Fahrradausstattung<br />

Ein Fahrrad in Einzelteilen zu<br />

verkaufen, ist in Frankreich verboten.<br />

Die in Deutschland beliebten Selbstbauräder,<br />

bei denen der Kunde sparen<br />

kann, weil er die Endmontage selbst<br />

übernimmt, wird man bei unserem<br />

Nachbarn nicht finden. Jedes Modell,<br />

das zum Verkauf angeboten wird,<br />

muss fahrbereit sein. Die Ausrüstung<br />

muss zwei funktionstüchtige Bremsen,<br />

einen Warnsignalgeber (Klingel),<br />

ein Vorderlicht mit weißer oder<br />

gelber Farbe und ein rotes Hinterlicht<br />

umfassen. Außerdem gehören Reflektoren<br />

zwingend dazu. Auch wenn<br />

die Polizei diese Vorgaben selten<br />

überprüft, sind sie doch unersetzlich.<br />

Auch in Frankreich gehören Unfälle<br />

mit unzureichend ausgestatteten<br />

Fahrrädern zur traurigen Realität.<br />

Warnwestenpflicht<br />

Seit 1. Oktober wurde in Frankreich<br />

für Fahrradfahrer zudem die<br />

Pflicht zum Tragen einer Warnweste<br />

außerhalb geschlossener Ortschaften<br />

bei Dunkelheit und bei schlechten<br />

Witterungsverhältnissen eingeführt.<br />

Es sind die gleichen Warnwesten,<br />

die auch Autofahrer für den Fall<br />

einer Panne vorhalten müssen. Eine<br />

Helmpflicht besteht in Frankreich<br />

beim Fahrradfahren dagegen nicht,<br />

allerdings gibt es mittlerweile nicht<br />

wenige, die sie fordern.<br />

Fahrradwege<br />

Wenn es Radwege gibt, muss der<br />

Radfahrer sie benutzen. Gibt es sie<br />

nicht, kann er auf der Straße fahren<br />

und hat sich dabei am rechten Straßenrand<br />

aufzuhalten – sofern der Zustand<br />

der Straße das zulässt. Die Radwege<br />

selbst sind wiederum einzig den Radfahrern<br />

vorbehalten. Für Fußgänger<br />

und vor allem für motorisierte Zweiräder<br />

sind sie verboten. Den Radweg in<br />

der falschen Richtung entlangzufahren<br />

ist untersagt, es sei denn, die Beschilderung<br />

erlaubt dies ausdrücklich.<br />

Mittlerweile werden von den Städten<br />

immer häufiger breite Radwege eingerichtet,<br />

die in beide Richtungen zu<br />

befahren sind. Was gerne getan wird,<br />

aber auch nicht erlaubt ist, ist das Fahren<br />

auf den Gehwegen. Wer auf dem<br />

Bürgersteig oder in Fußgängerzonen<br />

mit dem Rad unterwegs ist, muss<br />

absteigen. Die Radbenutzung ist dort<br />

nur gestattet, wenn das Rad sicher an<br />

der Hand geschoben wird.<br />

Verkehrsregeln<br />

Außerdem müssen Fahrradfahrer<br />

in Frankreich die Straßenverkehrsordnung<br />

genauso beachten, wie alle<br />

anderen Verkehrsteilnehmer auch.<br />

Das bedeutet vor allem, an einer roten<br />

Ampel anzuhalten und dabei Autos<br />

oder Fußgänger nicht zu behindern.<br />

Radfahrer haben unterwegs ebenso<br />

die Vorfahrtsregeln zu beachten, wobei<br />

natürlich auch für sie die Rechtsvor-Links-Regel<br />

gilt. Außerdem<br />

müssen sie als Rechtsabbieger den<br />

Fußgängern, die die Straße überqueren<br />

wollen, die Vorfahrt gewähren.<br />

Erlaubt ist ebenfalls nicht, sich<br />

als Fahrradfahrer von einem anderen<br />

Gefährt abschleppen oder ziehen<br />

zu lassen, genauso wenig, wie eine<br />

zusätzliche Person auf dem Rad zu<br />

transportieren. Ausgenommen von<br />

dieser Regel sind natürlich Fahrräder,<br />

die extra dafür gebaut wurden – Tandemräder<br />

zum Beispiel. Auch für die<br />

Beförderung von Kindern mit dem<br />

Rad gelten Ausnahmen, allerdings<br />

müs sen spezielle Sitze am Fahrrad<br />

mon tiert sein, wobei auch die Fußstützen<br />

bestimmten Standards zu<br />

entsprechen haben. Im Unterschied<br />

zu den Regeln in vielen deutschen<br />

Städten ist in Frankreich die Mitnahme<br />

von Fahrrädern im Öffentlichen<br />

Nah verkehr ohne jede Ausnahme<br />

untersagt.<br />

Anschließen der Räder<br />

Eigentlich ist das Anschließen<br />

von Fahrrädern an öffentlichem<br />

Stadt mobiliar offiziell verboten, soweit<br />

es nicht extra dafür vorgesehen<br />

ist (Fahrradständer oder spezielle<br />

Parkhäuschen). Trotzdem wird dem<br />

Frankreichbesucher auffallen, dass<br />

jeder sein Fahrrad anschließt, wo<br />

immer er will, besonders in Paris,<br />

wo selbst für Fahrräder Platzmangel<br />

herrscht. Es ist außerdem natürlich<br />

empfehlenswert, wie überall sonst,<br />

ein Fahrradschloss von guter Qualität<br />

zu benutzen und sein Fahrrad nicht<br />

nur in sich, sondern an einem festen<br />

Gegenstand anzuschließen. Unnötig<br />

zu betonen, dass auch das leider nicht<br />

immer vor Diebstahl schützt.<br />

58 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>


Marktplatz<br />

Unterkünfte Immobilien Shopping<br />

Urlaub im Ferienhaus<br />

Atlantikküste<br />

Vendée<br />

B&B en Vendée<br />

Ferienhaeuser<br />

Frankreich<br />

2009<br />

Sommer, Sonne, Strand und mehr...<br />

Perigord<br />

Ile de Ré<br />

Aquitaine<br />

Wir bieten Ihnen über<br />

80 Ferienhäuser,<br />

unsere persönliche<br />

Betreuung vor Ort ist<br />

selbstverständlich.<br />

Bestellen Sie noch heute Ihren<br />

kostenlosen Katalog.<br />

www.vendee.de<br />

Tel. 026 84 - 95 82 23<br />

M. Mekyska, Eichenlaubweg 23a, 75<strong>18</strong>1 Pforzheim<br />

Ref. 3796, bei Montpellier, 735.000 €<br />

Der Languedoc- und Frankreich-Spezialist<br />

mit ständig über 10.000 Angeboten!<br />

www.languedoc-immobilien.de<br />

Tel. 07231 - 139 269 7<br />

Importhaus für<br />

erlesene, französiche<br />

Weine, Spirituosen<br />

und Feinkost<br />

Weine, Apéritifs, Digestifs und Feinkost aus<br />

fast allen Regionen Frankreichs.<br />

Onlineshop, Versandhandel<br />

(frei Haus schon ab 90 Euro Bestellwert!)<br />

Emil-Mechau-Str. 1- D-38723 Seesen<br />

Tel. (+49) 05381-98 99 264 - Fax 05381-98 99 265<br />

www.france-vin.de<br />

Restaurants<br />

Ferienhaus mit Garten<br />

in Finistère, Bretagne<br />

8-Personen-Ferienhaus (3 Etagen, 2 Bäder, 3 Schlaf zimmer)<br />

mit Garten, offenem Kamin, Wohn küche von privat zu<br />

vermieten. Nähe zum Strand: 3 km. Ideal für Familienurlaub<br />

mit Kindern (Hunde erlaubt). Diverse Freizeitmöglichkeiten<br />

Preis pro Woche: 400 – 850 Euro (abhängig von Saison und<br />

Personenzahl).<br />

Kontakt: sachaz@web.de<br />

oder + 49 (0)173-30 90 196<br />

Restaurant OM’ZAKI<br />

Syrisch-Palästinesische Küche<br />

Menü für 12 € • Großer Patio<br />

Familiäre Atmosphäre<br />

76 Rue de la Procession • 75015 Paris<br />

+33 (0)1 56 58 08 82<br />

Wenn Sie Ihre eigene Anzeige auf unserem Marktplatz<br />

veröffentlichen möchten, wenden Sie sich bitte an:<br />

Stefanie Heine · Telefon: +49 (0)211 887-3171 · stefanie.heine@corps-verlag.de<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 59


Unterwegs in Frankreich Aix-en-Provence<br />

Hutfabrik von Cézannes Vater am Cours Mirabeau. Der Firmenname ist an der Fassade noch immer lesbar.<br />

Aix-en-Provence:<br />

Er gilt als einer der bedeutendsten und<br />

teuersten Maler und ist für seine Porträts,<br />

Stillleben und Darstellungen der Sainte-<br />

Victoire-Berge in der Provence weltberühmt:<br />

Paul Cézanne. Zeit seines Lebens blieb er<br />

seiner Geburtsstadt treu, die heute das Erbe<br />

ihres berühmtesten Sohnes aufwendig pflegt.<br />

Ein Spaziergang auf den Spuren Cézannes<br />

in Aix-en-Provence.<br />

Würde ein Biograf in skandalgierigen Zeiten wie<br />

diesen das Leben Cézannes aufschreiben wollen,<br />

hätte er es schwer, seinem Publikum spektakuläre<br />

Anekdoten zu präsentieren. Der Mann, der heute eine der<br />

bekanntesten Personen der Kunstgeschichte ist, führte vor<br />

gut 150 Jahren ein zurückgezogenes, ruhiges und beinahe<br />

kontemplatives Dasein. Die Malerei war sein eigentliches<br />

Leben, ein ständiges In-Frage-Stellen und ein ewiges Suchen<br />

nach der letztendlichen (und doch unerreichbaren)<br />

Perfektion. Jedes seiner Bilder sollte ein Fortschritt, eine<br />

Weiterentwicklung dessen sein, was er bereits geschaffen<br />

hatte. Ein Bild zu malen bedeutete für ihn, den Dingen seine<br />

ununterbrochene Zuwendung zu geben. Es erstaunt bei diesem<br />

Anspruch kaum, dass Kunstexperten gerade die späten<br />

Cézanne-Gemälde als die durchdrungensten und nachdenklichsten<br />

bezeichnen.<br />

Cézanne hat mehr als 80 Bilder des Sainte-Victoire-Gebirges<br />

gemalt. Er war fasziniert von dieser Landschaft und<br />

versuchte ein ums andere Mal, die Stimmung, das Licht<br />

60 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>


Die Wohnung von Paul Cézanne in der Rue Boulegon.<br />

Cézannes Geburtshaus in der Rue de l’Opéra.<br />

Auf den Spuren von Cézanne<br />

und den Wechsel der Farben einzufangen. Von morgens<br />

bis abends konnte er sich monatelang mit nichts anderem<br />

beschäftigen. Mögen manche das als eine Verrücktheit betrachten,<br />

ist in diesem unbedingten Willen, alle Nuancen<br />

und Farbempfindungen dieser Landschaft wiederzugeben,<br />

doch die Essenz des Malens Cézannes enthalten. Es ist kurios:<br />

Zu Lebzeiten in seiner Heimat nicht besonders beliebt,<br />

hat Cézanne durch seine Arbeiten mehr für die Region getan,<br />

als alle Tourismuskampagnen zusammen. Denkt man<br />

an die Provence, denkt man an die Farben und Bilder von<br />

Cézanne. Niemand, der sich auch nur ein bisschen für die<br />

Provence interessiert, wird um den Anblick eines Gemäldes<br />

der Sainte-Victoire-Berge herumkommen.<br />

Viele wissen allerdings gar nicht, dass Cézanne gebürtiger<br />

Provenzale ist. Um den Maler näher kennenzulernen,<br />

sollte man sich in die Provence und die von ihm so oft<br />

gemalte Landschaft begeben. Es genügt, ein paar Mal am<br />

Tag die Sainte-Victoire-Berge auf sich wirken zu lassen,<br />

um von dem einzigartigen Reiz der Landschaft fasziniert<br />

zu sein. Ihre Farben und ihr Licht verändern sich im Laufe<br />

der Stunden ständig, ja manchmal innerhalb von Minuten.<br />

Nach dieser ersten Annäherung an den scheuen Künstler,<br />

lohnt es sich, in Aix-en-Provence den Spuren seines Wirkens<br />

zu folgen. Auf einem zwei- bis dreistündigen Rundgang<br />

durch die Gassen der Stadt kann man wichtige Stationen<br />

seines Lebens Revue passieren lassen. Man muss nur<br />

dem in den Boden eingelassenen « C » folgen und wird sich<br />

im Straßengewirr nicht verlaufen.<br />

Cézanne wurde am 19. Januar <strong>18</strong>39 in der Rue de<br />

l’Opéra geboren (Markierung 1 auf der Karte). Seine Familie<br />

könnte man als gutsituiert bezeichnen, besaß sein Vater<br />

doch an einer der großen Hauptstraßen der Stadt (Markierung<br />

2, Cours Mirabeau <strong>Nr</strong>. 55) eine profitable Hutfabrik.<br />

Dennoch gehörte die Familie nicht zum angesehenen Bürgertum,<br />

denn bei der Geburt Cézannes waren seine Eltern<br />

noch nicht verheiratet und schlossen auch erst fünf Jahre<br />

später die Ehe. Ein solches Verhalten und der Fakt, dass die<br />

Mutter Cézannes eine ehemalige Arbeiterin seines Vaters<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 61


Unterwegs in Frankreich Aix-en-Provence<br />

Das Atelier des Lauves, Cézannes Wirkungsstätte. Rechts: Die Originalpalette des Malers, ausgestellt im Musée Granet.<br />

war, genügten, um in den bürgerlichen<br />

Kreisen der Stadt als nicht gesellschaftsfähig<br />

zu gelten.<br />

Der Vater gab später die Fabrik<br />

auf und gründete eine eigene Bank<br />

(Markierung 3, Rue de Cordeliers <strong>Nr</strong>.<br />

24). Paul Cézanne ging zu dieser Zeit<br />

auf das Collège und schloss dort mit<br />

einem Jungen Freundschaft, der später<br />

genauso berühmt werden sollte wie er<br />

selbst: Emile Zola. Auf Ratschlag des<br />

Vaters, aber wohl auch aus eigenem<br />

Antrieb, schrieb sich Cézanne <strong>18</strong>58 an<br />

der juristischen Fakultät der Universität<br />

von Aix-en-Provence ein, eine noch<br />

heute hochangesehene Ausbildungsstätte.<br />

Gleichzeitig besuchte Paul die<br />

kostenlosen Kurse an der städtischen<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

62 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>


Zeichenschule, in der heute das Musée<br />

Granet untergebracht ist (Markierung<br />

4, Place Saint-Jean-de-Malte). Hier<br />

begann er, Gemälde großer Meister<br />

nachzumalen, die seine spätere Arbeit<br />

beeinflussen würden, und hier offenbarte<br />

sich ihm, dass sein Schicksal<br />

in der Malerei lag. Die Jurisprudenz<br />

konnte ihn nicht inspirieren, die<br />

Malerei aber ließ ihn träumen. Nach<br />

– sicherlich ernsthaften – Diskussionen<br />

mit seinem Vater konnte Paul<br />

ihn überzeugen, nach Paris zu gehen,<br />

um sich ganz der Malerei zu widmen.<br />

Sein Vater gewährte ihm eine großzügige<br />

Unterstützung, die es ihm sogar<br />

erlaubte, abwechselnd in Paris und in<br />

der Provence zu leben.<br />

In Paris verbrachte er viel Zeit im<br />

Louvre, wo er stundenlang die alten<br />

Meister studierte und in sein Skizzenbuch<br />

kopierte. Sie waren reiche<br />

Inspiration für seine eigene Arbeit,<br />

die er unermüdlich zu perfektionieren<br />

suchte. In der Hauptstadt machte er<br />

auch die Bekanntschaft anderer Maler,<br />

die diese Epoche beeinflusst haben:<br />

unter anderem Manet, Monet, Renoir<br />

und Sisley. Ihre Arbeiten hatten eine<br />

große Wirkung auf Cezanne und seine<br />

Kunst. <strong>18</strong>69 lernte er Hortense Fiquet<br />

kennen, wagte es aber nicht, die Geliebte<br />

seinem Vater vorzustellen. Er<br />

verheimlichte die Liaison bis zum Tod<br />

des Vaters <strong>18</strong>86 und verschwieg selbst<br />

seinen <strong>18</strong>72 geborenen Sohn Paul.<br />

Die Versuche, seine Arbeiten in Paris<br />

bekannt zu machen, blieben ziemlich<br />

erfolglos. Cézanne reichte seine Bilder<br />

mehrmals bei dem berühmten Pariser<br />

Salon d’Art ein, der in diesen Jahren<br />

der Ort war, wo Kunstkritiker einen<br />

jungen Maler erheben oder mit ihrem<br />

Urteil vernichten konnten. Seine Arbeiten<br />

wurden aber jedes Mal abgelehnt.<br />

Cezanne begann, sich enttäuscht von<br />

der offiziellen Kunstkritikerszene abzuwenden.<br />

Jahre später wird Zola in seinem<br />

Roman « Das Werk » sehr plastisch<br />

die harten Lebens- und Arbeitsbedingungen<br />

der jungen Pariser Kunstszene<br />

beschreiben und dabei seinen Freund<br />

Cézanne als Vorbild nehmen. Dieser<br />

fühlte sich in der Hauptfigur Claude<br />

Lantier aber so negativ beschrieben,<br />

dass es zu einem Bruch und dem Ende<br />

seiner Freundschaft mit Zola kam.<br />

Cézanne hielt sich im Laufe der<br />

Zeit wieder öfter in der Provence auf.<br />

Als er nach dem Tod seines Vaters eine<br />

erhebliche Summe erbte, die es ihm<br />

erlaubte, sich seiner Malerei in materieller<br />

Sicherheit zu widmen, ließ er<br />

sich sogar wieder in Aix-en-Provence<br />

nieder. Ab diesem Moment begann<br />

auch sein Ruhm langsam zu wachsen.<br />

Schließlich machte die erste Einzelausstellung<br />

seiner Werke im Jahre <strong>18</strong>95<br />

in Paris Furore. Die Kritiker waren<br />

sich einig, dass er einer der wichtigsten<br />

Vertreter der sich gerade entwickelnden<br />

modernen Kunst sei. Eine schöne,<br />

wenn auch späte Genugtuung.<br />

Für Cézanne war die Malerei « eine<br />

stets von Neuem zu beginnende Arbeit<br />

». Er arbeitete sehr langsam und er<br />

begann die Arbeit zu einem Gemälde<br />

häufig neu. Manchmal zum Leidwesen<br />

seiner Modelle, die nach stundenlangen<br />

Posen die Haltungen einfach<br />

nicht mehr einnehmen konnten, auch<br />

deshalb, weil der Meister eine absolute<br />

Bewegungslosigkeit einforderte. Einmal<br />

sagte er nach sage und schreibe<br />

115 Porträtsitzungen: « Ich bin gar<br />

nicht mal unzufrieden mit dem Blusenkragen<br />

», hatte allerdings auch<br />

nichts anderes gemalt als eben diesen.<br />

Die Porträtierte brach daraufhin die<br />

Zu sam men arbeit ab. Das lässt verstehen,<br />

wieso Cézanne sich lieber auf<br />

Still leben und Landschaften konzentrier<br />

te – und die Selbstbildnisse. Da<br />

musste er wenigstens das Modell nicht<br />

zum stundenlangen Stillsitzen überreden.<br />

Bei einem Besuch in Aix-en-<br />

Provence sollte man nicht auf einen<br />

Abstecher zum Atelier des Lauves<br />

(Markierung 5, Avenue Paul Cézanne<br />

<strong>Nr</strong>. 9) verzichten. Dort hat Cézanne<br />

die meisten seiner großen Werke<br />

geschaffen. Da das Atelier ein wenig<br />

außerhalb liegt, sollte man dorthin<br />

am besten mit dem Auto fahren – zu<br />

Fuß ist es doch recht mühsam. Im<br />

<strong>November</strong> 1901 kaufte Cézanne das<br />

Anwesen, das auf einem kleinen Hügel<br />

liegt, ließ es aufwendig umbauen<br />

und brachte all die Dinge dahin,<br />

die ihm teuer waren und die er fortan<br />

für seine Stillleben arrangierte.<br />

Frankreich<br />

- Erlebnisreich<br />

entdecken auch Sie mit uns die Schönheiten<br />

Frankreichs und lassen Sie sich von der Vielfalt,<br />

die wir Ihnen bieten, inspirieren:<br />

Themenreisen „à la carte“, angefangen von<br />

den Rad- und Wanderreisen, über die Schönheiten<br />

der Normandie, das Zirkusfestival in<br />

Monte-Carlo, die Trüffelreise in die Drôme<br />

Provençale, Paris „à vélo“ bis hin zu Koch- und<br />

Malkursen in einem zauberhaften Ambiente<br />

u.v.m.<br />

„Klasse Klassenfahrten“ in die schönsten<br />

Regionen Frankreichs mit dem Klassenbonus<br />

von € 100,- und der „Klasse Schlemmerküche“.<br />

Eine Klassenfahrt nach Frankreich ist immer ein<br />

besonderes Erlebnis. Auch das spielerische Anwenden<br />

der französischen Sprache ist für Schüler/innen<br />

eine spannende Erfahrung.<br />

„Winterzauber in den französischen Alpen“,<br />

denn hier genießen Sie höchstes Skivergnügen<br />

inmitten einer märchenhaft verschneiten Bergwelt,<br />

auf bestens präparierten Pisten, die jedem<br />

Anspruch gerecht werden.<br />

Unsere „Themenmappe“, unseren „Klasse<br />

Klassenfahrtenkatalog 2009“ sowie unseren<br />

„Winter in Frankreich – Katalog“ senden<br />

wir Ihnen gerne zu.<br />

Beratung und Buchung:<br />

Ettlinger-Tor-Platz 3, D-76137 Karlsruhe<br />

Tel.: +49 (0)721 961412 0<br />

info@gruppenreisen-frankreich.de<br />

www.gruppenreisen-frankreich.de


Unterwegs in Frankreich Aix-en-Provence<br />

« Die Badenden » (<strong>18</strong>96), ausgestellt im Musée Granet.<br />

Gewissenhaft, ja fast zwanghaft, verließ<br />

Cézanne von nun an jeden Tag<br />

sein Haus in der Rue Boulegan <strong>Nr</strong>. 23<br />

(Markierung 6), um zurückgezogen<br />

in seinem riesigen Atelier zu arbeiten.<br />

Hier, fast wie auf dem Lande, war der<br />

Meister in seiner Welt, weitab vom<br />

Lärm der Stadt. Bei jedem Wetter und<br />

zu jeder Jahreszeit fuhr er um sechs<br />

Uhr morgens hinaus, kehrte um halb<br />

elf zum Mittag zurück und verbrachte<br />

den Nachmittag bis fünf Uhr wieder<br />

im Atelier.<br />

Dutzende der Gemälde, die Cézanne<br />

in diesem Atelier schuf, werden heute<br />

in den bedeutendsten Museen der Welt<br />

aufbewahrt, darunter der berühmte<br />

Zyklus « Die großen Badenden ». Bei<br />

einem Besuch heutzutage, besonders in<br />

der Nebensaison, ist man überrascht,<br />

wie ursprünglich die Umgebung immer<br />

noch ist. Man glaubt, die Atmosphäre<br />

zu spüren, die damals auf Cézanne so<br />

stark gewirkt haben muss. Zwar hat<br />

sich die ganze Stadt im 20. Jahrhundert<br />

vergrößert, aber dieses Fleckchen Erde<br />

hat nichts von seinem abgelegenen Reiz<br />

eingebüßt. Es ist ein Hafen der Stille,<br />

der den Geist Cézannes zu konservieren<br />

vermag.<br />

Erstaunlicherweise waren es nicht<br />

die Franzosen, die den Ort zu schützen<br />

wussten, sondern es bedurfte der Tatkräftigkeit<br />

einiger US-Amerikaner. Als<br />

Cézanne 1906 starb, blieb das Atelier<br />

zunächst für 15 Jahre geschlossen, bis<br />

es dann bis 1951 von einer Privatperson<br />

genutzt wurde. Danach engagierten<br />

sich die beiden Amerikaner James Lord<br />

und John Rewald für den Erhalt des<br />

Ateliers und gründeten das Cézanne-<br />

Gedächtnis-Komitee. Sie versammelten<br />

115 Spender hinter sich, auch sie<br />

allesamt Amerikaner, um die Rettung<br />

des Ateliers zu finanzieren. Man kaufte<br />

Grundstück und Gebäude und übergab<br />

das Anwesen der Universität Aix-en-<br />

Provence/Marseille. 1954 wurde das<br />

Von links nach rechts: Das Atelier des Lauves von außen, im Inneren des Musée Granet, Außenansicht des Musée Granet.<br />

64 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>


D 992<br />

A 1<br />

<br />

N 77<br />

E54<br />

<br />

<br />

<br />

A 10 / E 60<br />

A 85 / E 604<br />

<br />

A 71 / E 9<br />

<br />

Museum eingeweiht und 1969 schließlich<br />

der Stadt übertragen, in deren Besitz<br />

<br />

<br />

es noch heute ist.<br />

<br />

Abgesehen vom Atelier des Lauves ist<br />

das Museum Granet der beste Ort, um<br />

<br />

sich näher mit Cézanne zu beschäftigen<br />

<br />

(Markierung 4). Während sich die Stadt<br />

D 965<br />

<br />

<br />

Aix-en-Provence zu Lebzeiten Cézannes<br />

stets geweigert hatte, Bilder des<br />

Meisters zu erwerben, hat die Städtische<br />

Kunstsammlung seit 1936 diesen Fehler<br />

wieder gutzumachen versucht. Heute<br />

präsentiert das Museum viele seiner<br />

Werke, unter anderem neun Ölgemälde,<br />

die aus einer Dauerleihgabe des Louvre<br />

stammen. Die meisten Aquarelle und<br />

Zeichnungen sind aber aus Gründen der<br />

Konservierung nur für drei Monate im<br />

Jahr zu besichtigen. Außerdem präsentiert<br />

das Museum, das kürzlich komplett<br />

renoviert wurde, die bemerkenswerte<br />

Sammlung « Von Cézanne bis Giacometti<br />

», in der die Werke von Künstlern<br />

versammelt sind, die wir für gewöhnlich<br />

in den größten und bedeutendsten Museen<br />

Europas und der Welt zu finden<br />

gewohnt sind.<br />

<br />

Denjenigen, die Aix-en-Provence<br />

mit dem Auto bereisen, sei außerdem<br />

empfohlen, den Cézanne-Parcours mit<br />

einer Fahrt zum Saint-Pierre-Friedhof<br />

(Markierung 7) abzuschließen, wo der<br />

Maler am 24. Oktober 1906 beerdigt<br />

wurde. Das Grab ist leicht zu finden,<br />

man muss nur den kleinen Hinweisschildern<br />

folgen. Am 15. Oktober 1906 malte<br />

Cézanne einmal mehr an einem Bild der<br />

Sainte-Victoire-Berge, als ein Gewitter<br />

ausbrach. Cézanne ließ sich davon nicht<br />

stören und arbeitete stundenlang im Regen<br />

an seiner Staffelei. Eine beginnende<br />

Erkältung ignorierend, verzichtete er<br />

auch in den folgenden Tagen keineswegs<br />

auf sein gewohntes Arbeitspensum und<br />

schonte sich nicht. Sein Zustand verschlechterte<br />

sich und in der Nacht von<br />

22. auf den 23. Oktober verstarb er an<br />

einer Lungenentzündung. Er starb, wie<br />

er lebte: während der Arbeit und voller<br />

Eigensinn.<br />

N 6<br />

A 6<br />

<br />

A 38<br />

A 31<br />

<br />

<br />

A7/E15<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A42<br />

A 39<br />

<br />

<br />

A43/E711<br />

A49/E713<br />

A 36<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Grab des Künstlers auf dem<br />

Friedhof Saint-Pierre.<br />

<br />

A1<br />

A41/E712<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A40<br />

A 5<br />

A1<br />

<br />

<br />

<br />

A 36<br />

<br />

A 9<br />

<br />

<br />

Anreise<br />

Aix-en-Provence im Internet<br />

<br />

E9-72<br />

<br />

Auto: Aus Deutschland und der Schweiz www.aixenprovencetourism.com<br />

<br />

erreicht man Aix-en-Provence über die<br />

Rhône-Tal-Autobahn A6 (Dijon-Marseille).<br />

Musée Granet<br />

Aus Österreich ist eine Anreise über<br />

<br />

Norditalien und entlang der Côte d’Azur Place Saint Jean de Malte<br />

vorteilhafter. Berlin-Aix ca. 1.530 km, Köln- 13100 Aix-en-Provence<br />

Aix ca. 1.030 km, Wien-Aix ca. 1.340 km,<br />

<br />

Telefon: +33 (0)4 42 52 88 32<br />

Zürich-Aix ca. 730 km.<br />

www.museegranet-aixenprovence.fr<br />

<br />

Flugzeug: Der nächste Flughafen ist in Öffnungszeiten:<br />

Marseille. Dorthin bietet Lufthansa Nonstop- Di – So 12.00 – <strong>18</strong>.00 Uhr (Okt. – Mai)<br />

Verbindungen ab Düsseldorf, Frankfurt Eintrittspreise:<br />

<br />

A20 / E9<br />

<br />

a.M., München und Stuttgart an. Air France<br />

<br />

fliegt aus dem deutschsprachigen Raum<br />

A64 / E80<br />

via Paris nach Marseille.<br />

A61 / E80<br />

A68<br />

<br />

Zug: Aix-en-Provence ist gut ans fran zö sische<br />

TGV-Netz angeschlossen. Die Fahr zeit<br />

von Paris<br />

<br />

beträgt gerade einmal drei Stunden.<br />

Informationen vor Ort<br />

Office du Tourisme<br />

2, place du Général de Gaulle<br />

13100 Aix-en-Provence<br />

Telefon: +33 (0)4 42 16 11 61<br />

A 75 / E 11<br />

L’Atelier des Lauves,<br />

<br />

Atelier de Cézanne <br />

9, avenue Paul Cézanne<br />

E 15 – E 80<br />

D 907<br />

2,00 – 5,00 €, je nach Ausstellung<br />

13100 Aix-en-Provence<br />

Telefon: +33 (0)4 42 21 06 53<br />

www.cezanne-en-provence.com<br />

A 9<br />

N 106<br />

<br />

Öffnungszeiten:<br />

10.00 – 12.00 Uhr & 14.00 – 17.00 Uhr<br />

Führung auf Englisch um 16.00 Uhr<br />

Eintrittspreise:<br />

5,50 €, ermäßigt 2,00 €<br />

A 9<br />

<br />

A7/E15<br />

<br />

A7<br />

A55<br />

<br />

<br />

A51<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A52<br />

A51<br />

A50<br />

A8/E80<br />

<br />

A8-E80<br />

A57<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 65


Unterwegs in Frankreich Ardennen<br />

Im sagenhaften Grün<br />

« Aktivurlaub in den Ardennen » – mit diesem Werbeslogan<br />

macht das kleine Departement im Norden Frankreichs seit<br />

längerem auf sich aufmerksam. Die Mittelgebirgslandschaft<br />

mit ihren sanften Hügeln und grünen Bergketten liegt eigentlich<br />

ein bisschen abseits der üblichen Touris tenströme. Wir<br />

fuhren hin und erkundeten, was die Gegend zu bieten hat.<br />

Oben links: Am Radwanderweg « Voie verte ».<br />

Unten links: Blick auf Fumay.<br />

Rechts: Die Maas-Schleife zwischen Fumay und Haybes-sur-Meuse.<br />

Wer die Ardennen bereist,<br />

bekommt beim Anblick des<br />

sanften Maas-Tals und der<br />

bewaldeten Bergketten schnell Lust,<br />

Natur und Landschaft intensiver zu<br />

erleben. Das trifft sich gut, denn die<br />

Ardennen bieten eine Vielzahl von<br />

Möglichkeiten, seinen Urlaub mit aktiver<br />

Betätigung zu verbringen. Man<br />

steckt viel Geld und Mühe in die Pflege<br />

der diversen und gut ausgebauten<br />

Rad- und Wanderwege und die vielen<br />

Freizeit- und Erholungsparks, die in<br />

den letzten Jahren entstanden oder<br />

66 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>


der Ardennen<br />

weiterentwickelt worden sind. So ist<br />

gerade erst der neue Radweg « Voie<br />

verte » (dt. Grüner Weg) eingeweiht<br />

worden, der den alten Treidelpfaden<br />

am Maas-Ufer folgt. Auf einer Strecke<br />

von 83 Kilometern lassen sich gemütliche<br />

Radtouren durch das Maas-Tal<br />

unternehmen.<br />

Aber auch die jungen Besucher<br />

scheinen nicht vergessen zu werden:<br />

Mountainbike-Pfade schlängeln sich<br />

über die Berghänge und allerorts sausen<br />

auf ausgewiesenen Strecken helmbewehrte<br />

Geländebiker durch das Dickicht.<br />

Dazu gibt es unzählige Bootsverleihe,<br />

die mit Paddeltouren auf der<br />

Maas werben. Besonders überzeugte<br />

uns, dass die vielen kommunalen wie<br />

privaten Initiativen in Netzwerken<br />

organisiert sind und ihre Angebote<br />

miteinander abstimmen. Immer stehen<br />

alle Generationen im Blick der Tourismusbeauftragten,<br />

und das erklärte Ziel<br />

ist die Erholung für die ganze Familie:<br />

Während die Großeltern den flachen<br />

Mass-Radweg erkunden, hangeln<br />

sich die jungen Leute in einem der<br />

Freizeitparks von Baum zu Baum und<br />

erklimmen die Kleinsten im Kinderbereich<br />

die ersten Klettergerüste. Immer<br />

ist eine Mietstation für Fahrräder<br />

in der Nähe eines Freizeitparks oder<br />

es streift ein Mountainbike-Pfad eine<br />

Bootsstation.<br />

Besonders neugierig macht uns der<br />

neue Freizeitpark Terraltitude bei Fumay,<br />

der als die größte Attraktion der<br />

Ardennen gilt. Er ist erst vor kurzem<br />

erneuert worden und liegt mitten im<br />

idyllischen Maas-Tal. Der Fluss zieht<br />

sich dort in weiten Schleifen gemächlich<br />

durch die Berge und an seinem<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 67


Unterwegs in Frankreich Ardennen<br />

Das Klettern kann einen ordentlich ins Schwitzen bringen. Einige Stationen verlangen<br />

eine große Geschicklichkeit. Unten Mitte der Turm zum Bungee-Springen.<br />

Ufer schlängelt sich der neue Radwanderweg<br />

entlang. In Fumay ist der Weg<br />

zum Park gut ausgeschildert und führt<br />

auf einen großzügigen Parkplatz am<br />

Flussufer. Von dort überqueren wir die<br />

neue Fußgängerbrücke über den Fluss<br />

und steigen den Berghang hinauf. Was<br />

im Park als erstes ins Auge fällt, sind<br />

die Overalls, die von den Leuten getragen<br />

werden. Denn Terraltitude ist<br />

ein Park zum Klettern, Springen und<br />

Bewegen – und das in der freien Natur.<br />

Eine angenehme Ruhe liegt über<br />

dem Gelände. Blätterrauschen und das<br />

ferne Tuckern der Boote auf der Maas<br />

sind das einzige, was zu hören ist.<br />

Bis plötzlich ein merkwürdiges Geräusch<br />

unsere Aufmerksamkeit erregt.<br />

Ein fernes Summen liegt in der Luft,<br />

das allmählich zu einem Surren wird<br />

und schließlich in ein lautes Brummen<br />

übergeht. Und dann plötzlich ein<br />

gellender Schrei. Ein helmbewehrtes<br />

Wesen fliegt mit Pfeilgeschwindigkeit<br />

über unsere Köpfe hinweg und landet<br />

mit Rattern und Ruckeln in einer Art<br />

Auffangstation. Aha! Wir realisieren,<br />

dass wir uns direkt unter dem Fanstasticable<br />

befinden, der neuen Attraktion<br />

der Ardennen, von der überall gesprochen<br />

wird. Es handelt sich um ein 1,2<br />

Kilometer langes Stahlseil, das die<br />

Maas von einem Berghang zum nächsten<br />

überspannt, und an dem sich mutige<br />

Menschen in die Tiefe stürzen. Wir<br />

blicken etwas scheu auf die Person,<br />

die sich aus der Auffangstation helfen<br />

und vom Helm befreien lässt. Es ist<br />

ein junger Mann, der mit leuchtenden<br />

Augen und gar nicht grünem Gesicht<br />

noch einmal einen Schrei ausstößt.<br />

Es muss wohl so etwas heißen wie<br />

« Wahnsinn! »<br />

Etwas eingeschüchtert, aber auch<br />

neugierig geworden, betreten wir das<br />

Empfangshäuschen, wo wir in einem<br />

Umkleideraum unsere zivilen Sachen<br />

in Spinde schließen können. Wir<br />

ziehen Overalls über und betreten in<br />

Begleitung eines Trainers den Eingangsbereich<br />

des Geländes. Aber weit<br />

gefehlt, dass wir uns nun ins Vergnügen<br />

stürzen können. Zunächst zeigt<br />

man uns an einem Videobildschirm<br />

einen Film, der den Park erklärt und<br />

vor allem ausführliche Sicherheitshin-<br />

68 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>


Musée de la Forêt<br />

Auf dem Weg durch die Ardennen, nach oder vor einer Wander- oder Radtour, sollte<br />

man im Musée de la Forêt (dt. Waldmuseum) von Renwez eine kleine Pause einlegen.<br />

Mitten im Forêt de Renwez an der Route de la Boutillette (D988) zwischen Renwez und Les<br />

Mazures gelegen (ausgeschildert), zeigt das Museum, wie die Bewohner der Ardennen in<br />

den vergangenen Jahrhunderten mit und von dem Wald lebten und welchen Stellenwert<br />

er heute noch hat. In dem winzigen Museumsshop sind ein paar typische Produkte à la<br />

ardennaise zu erwerben – zum Beispiel ein spezielles Bier, das nach uraltem Rezept der<br />

Gegend gebraut wird. www.renwez.com/musee<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

weise gibt. Denn Sicherheit wird bei<br />

der Parkverwaltung großgeschrieben.<br />

Wir werden auf die verschiedenen<br />

Farbmarkierungen hingewiesen, die<br />

an den Kletterstationen den Schwierigkeitsgrad<br />

angeben, und erfahren,<br />

dass wir an jeder Station von einem<br />

Trainer begleitet werden. Wir sind<br />

verblüfft. Was für ein Aufwand für<br />

ein bisschen Kletterei! Die Trainer, die<br />

sich untereinander mit Handfunkgeräten<br />

verständigen, verstehen sich dabei<br />

nicht als Aufpasser, sondern wollen<br />

Hilfestellungen geben und gegebenenfalls<br />

Unvorsichtige vor Dummheiten<br />

bewahren. Uns freut das, aber<br />

irgendwie sind wir auch beunruhigt.<br />

Auf was, um Himmels Willen, haben<br />

wir uns hier eingelassen?<br />

Der Parcours führt über eine<br />

Vielzahl von Stationen mit verschiedenen<br />

Schwierigkeitsstufen. Schon<br />

am Anfang kommen wir außer Puste<br />

und müssen neidvoll anerkennen, dass<br />

manche der kleinen Parkbesucher – es<br />

sind viele Familien mit Kindern unter<br />

den Besuchern – eine wesentlich bessere<br />

Kondition haben als wir. Bei der<br />

nächsten Station ist aber schon nicht<br />

mehr die Ausdauer gefragt, sondern<br />

unser Mut: Von einem 20 Meter hohen<br />

Turm kann man einen Sprung am<br />

Bungee-Seil machen. Die Gelegenheit,<br />

das einmal auszuprobieren, ohne<br />

dabei die schwindelerregenden Höhen<br />

zu überwinden, von denen man sonst<br />

in diesem Zusammenhang immer<br />

hört, wollen wir unbedingt nutzen. 20<br />

Meter sind für den Anfang schon mal<br />

nicht schlecht, finden wir. Sie fühlen<br />

sich von oben allerdings immer noch<br />

ziemlich hoch an. Aber Mut gefasst<br />

und … Sprung! Das Grün der Bäume<br />

blitzt für einen Moment vorbei, der<br />

Magen drückt sich zusammen, und<br />

schon baumelt man knapp über dem<br />

Boden und wird von einem Trainer aus<br />

den Gurten befreit. Das ist ein erster<br />

ordentlicher Adrenalinstoß!<br />

Unter dem dichten Blätterdach<br />

der Ahorn- und Kastanienbäume,<br />

durch das die Mittagssonne kräftige


Unterwegs in Frankreich Ardennen<br />

Für den Sprung mit dem Fantasticable braucht man starke Nerven.<br />

Strahlen schickt, absolvieren wir die<br />

weiteren Kletter- und Geschicklichkeitsstationen.<br />

Von Baum zu Baum<br />

sind Seile, Tritte und Stiegen zu überwinden,<br />

bis wir schließlich im Bereich<br />

der höchsten Schwierigkeitsstufe<br />

angelangt sind. Hier ist der Ausdruck<br />

« Klettern » ein wahrer Euphemismus.<br />

Es ist ein Hangeln, Rutschen, Springen.<br />

Oder – je nach Geschicklichkeit<br />

und Kondition – ein schlaffes und hilfloses<br />

Taumeln. Wir sind vollkommen<br />

außer Atem, aber der Ehrgeiz hat uns<br />

gepackt. Dieser Parcours muss doch zu<br />

bezwingen sein!<br />

Gott sei Dank steht unten der<br />

Trainer bereit, der geduldig unsere<br />

hektischen Versuche dirigiert, die<br />

letzte Station zu absolvieren. Haben<br />

Sie schon einmal versucht, an einer<br />

Reihe senkrecht hängender Seile, an<br />

deren Enden Eisenringe baumeln, eine<br />

Strecke von 10 Metern zu überqueren?<br />

Trotz allen Bemühens, die Körperteile<br />

in sinnvolle Koordination zu bringen,<br />

schaukeln wir ungelenk in den Stricken<br />

und kommen keinen Meter vorwärts.<br />

Dabei hatten wir doch bei den<br />

anderen gesehen, wie es funktioniert!<br />

Der Trainer gibt einfühlsam seine<br />

Anweisungen. « Nehmen Sie das rechte<br />

Bein nach hinten », sagt er immer.<br />

Aber wo ist das rechte Bein? Wir sind<br />

so damit beschäftigt, uns überhaupt in<br />

den Seilen zu halten, dass wir kaum<br />

noch wissen, wo hinten und vorne ist.<br />

Aber dann endlich, die Beine gehorchen<br />

doch, und den Tipps des Trainers<br />

folgend, kommen wir Meter für Meter<br />

vorwärts und erreichen mit letzter Anstrengung<br />

das gegenüberliegende Podest.<br />

Eine gute Figur haben wir sicher<br />

nicht gemacht, aber wir sind durch!<br />

Nachdem wir uns reichlich ermattet<br />

in der Sonne ausgeruht und in dem<br />

kleinen Bistro gestärkt haben, wartet<br />

nun der Höhepunkt des Besuchs auf<br />

uns: das Fantasticable. Mit einem Jeep<br />

fährt uns ein Trainer in halsbrecherischem<br />

Tempo die holprigen Waldwege<br />

hinauf. « Gut festhalten! », sagt<br />

70 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>


A29<br />

A13<br />

<br />

<br />

Auto: Aus Norddeutschland erreicht man Comité Départemental du Tourisme des<br />

das Maas-Tal in den französischen Ar dennen<br />

Ardennes<br />

über Belgien (Aachen-Liège-Charle-<br />

22, place Ducale<br />

ville-Mézières). Aus Süddeutschland, Österreich<br />

08000 Charlesville-Mézières<br />

und der Schweiz erfolgt die An reise Telefon: +33 (0)3 24 56 06 08<br />

am besten über die Autobahn A4 (Straßburg/Saarbrücken-Paris)<br />

bis Metz. Von<br />

dort über die A30 und A31 nach Longwy<br />

Terraltitude<br />

und anschließend per Landstraße entlang Lieu dit la Folie<br />

der französisch-belgischen Grenze nach 08170 Fumay<br />

Charle ville-Mézieres. Von dort ist es nicht Telefon: +33 (0)3 24 57 57 59<br />

<br />

mehr weit bis zum Maas-Tal. Je nach genau<br />

www.terraltitude.com<br />

em Zielort bieten sich verschiedene<br />

Strecken varianten an. <br />

Der Freizeitpark<br />

Terral ti tude liegt am Ortsrand von Fumay.<br />

Ber lin-Fumay ca. 840 km, Köln-Fumay ca.<br />

<br />

270 km, Wien-Fumay ca. 1.100 km, Zürich-<br />

Fu may ca. 580 km.<br />

Flugzeug:<br />

<br />

Die französischen Ardennen verfügen<br />

<br />

<br />

über keinen eigenen Flughafen. Die<br />

<br />

nächsten aus<br />

<br />

dem deutschsprachigen<br />

Raum angeflogenen Flughäfen sind in<br />

Paris, Brüssel <br />

und Luxemburg.<br />

Zug: Es gibt keine direkten Zugverbindungen<br />

aus dem deutschsprachigen Raum in<br />

<br />

<br />

<br />

die französischen Ardennen. Verbindungen<br />

über Luxemburg bzw. Belgien sind zeit-<br />

<br />

<br />

<br />

raubend und bedürfen des mehrmaligen<br />

<br />

Umsteigens. Charlesville-Mézières ist aber<br />

ans französische TGV-Netz angeschlossen.<br />

<br />

<br />

Von dort verkehren Regionalzüge nach<br />

<br />

Fumay.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

er noch, aber das ist überflüssig. Bei<br />

der Höllenfahrt greifen automatisch<br />

Hände und Füße nach allem, das irgendwie<br />

Halt bietet. Doch allein für<br />

den Ausblick, den wir zehn Minuten<br />

später erleben, lohnt sich die Fahrt.<br />

Im weiten Rund lässt sich die Maas-<br />

Schleife überblicken, die Sonne strahlt<br />

vor einem lieblich-blauen Himmel und<br />

die Wälder unter uns sehen aus wie<br />

ein dichter grüner Teppich, der nur an<br />

einer Stelle unterbrochen ist.<br />

Dort nämlich ist Terraltitude auszumachen<br />

und dorthin führt auch das<br />

Kabel, das wir jetzt erst bemerken.<br />

Über unseren Köpfen spannt sich in<br />

majestätischem Bogen ein Stahlseil<br />

über die Maas hinunter zum anderen<br />

Ufer, direkt in den Freizeitpark<br />

hinein. Eine kleine Plattform dient<br />

als Sprungschanze, an der sich unser<br />

Trainer auch schon zu schaffen<br />

macht. Wir blicken uns ungläubig<br />

an. Da hinunter? Wollen wir uns das<br />

wirklich antun? Der Trainer bemerkt<br />

unsere unsicheren Blicke und erzählt<br />

schmunzelnd, dass bisher jeder, der<br />

einmal gesprungen ist, voller Begeisterung<br />

wiederkam. Jeder Einwohner<br />

Fumays und aus der Umgebung war<br />

schon hier, der älteste war 75.<br />

« Sie werden sehen, das ist wie<br />

Fliegen! » Wir geben uns einen Ruck<br />

– jetzt nur keinen Rückzieher machen!<br />

–, lassen uns das « Fluggeschirr » umschnallen<br />

und setzen die Helme auf.<br />

An dem Stahlseil wird ein Schlitten<br />

befestigt, in den die Gurte eingehakt<br />

werden. An denen hängend werde<br />

ich als erster in die Waagerechte gebracht.<br />

Hilflos baumle ich an dem<br />

Geschirr und angesichts der 1,2 Kilometer<br />

vor mir bricht mir der Schweiß<br />

aus. « Am besten, Sie nehmen die<br />

Arme nach vorne, als würden Sie einen<br />

Kopfsprung machen! », empfiehlt<br />

mir der Trainer. Er gibt ein Zeichen,<br />

informiert die Bodenstation über sein<br />

<br />

Handfunkgerät und gibt mir einen …<br />

Stoooß!<br />

Mit rasender Geschwindigkeit<br />

rauscht der Schlitten das Seil entlang.<br />

<br />

Ich habe das Gefühl, als drehe<br />

sich mein Magen mehrmals um sich<br />

selbst, die Luft rauscht dröhnend in<br />

den Ohren und mein Herz macht einen<br />

Sprung. Und dann kommt er, der<br />

Schrei, den ich heute Morgen schon so<br />

oft gehört habe. Wie von selbst entlädt<br />

er sich und ein gellendes « Jaaa…! »<br />

erfüllt die Luft. Schon sehe ich die<br />

Landeschanze vor mir, nehme noch<br />

gerade die Leute wahr, die zu mir<br />

hochgucken, da fliege ich bereits in<br />

die Auffanganlage, wo der Schlitten<br />

mit einem lauten Rattern gebremst<br />

wird und ein Trainer mich auffängt.<br />

Er bringt mich zum Stehen und etwas<br />

benommen sehe ich mich um.<br />

Mit Beinen wie aus Watte gehe ich<br />

zu einer Bank, und während ich die<br />

Anreise<br />

A 26 / E 15<br />

A 25<br />

Ardennen im Internet<br />

<br />

www.ardennes.com<br />

A 1 / E 15<br />

<br />

<br />

A 1 / E 17<br />

A 27<br />

A 23<br />

anderen das Seil herunterrasen sehe,<br />

denke ich glücklich: « Unglaublich, ich<br />

bin geflogen! »<br />

Nach diesen aufregenden Stunden<br />

verlassen wir den Park, mieten uns in<br />

Fumay Räder und machen noch einen<br />

Ausflug nach Haybes-sur-Meuse, dem<br />

nächsten Ort. Auf der kleinen grasbewachsenen<br />

Uferpromenade, an der ein<br />

paar Hausboote festgemacht haben,<br />

lassen wir den Tag ausklingen. Von<br />

der Sonne beschienen und an einem<br />

Milchkaffee nippend finden wir, dass<br />

ein Urlaub in den Ardennen doch ein<br />

echter Geheimtipp ist.<br />

Informationen vor Ort<br />

<br />

A34<br />

<br />

<br />

<br />

A4 / E50<br />

<br />

<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 71<br />

A26 / E17<br />

A4


Unterwegs in Frankreich Lyon<br />

Lyon – Fête des Lumières <strong>2008</strong><br />

Wie jedes Jahr seit 1999 strömen Tausende Franzosen<br />

und ausländische Touristen im <strong>Dezember</strong><br />

nach Lyon. Die Stadt feiert vier Tage lang eine<br />

der größten und schönsten Veranstaltungen des Landes, das<br />

für alle offen stehende und eintrittsfreie Lichterfest. Die Organisatoren<br />

können sich dabei auf eine lange Tradition berufen.<br />

Denn schon seit <strong>18</strong>52 stellen die Lyonnais am 8. <strong>Dezember</strong><br />

Kerzen in ihre Fenster. Was einmal als Volksbrauch<br />

anfing, ist heute eine wertvolle Touristenattraktion der Stadt<br />

geworden – ein Fest für die ganze Familie. Mehr als 70<br />

Lichtinstallationen schaffen eine außergewöhnlich<br />

gemütliche Atmosphäre während der<br />

dunklen Jahreszeit.<br />

Für die diesjährige<br />

Ausgabe wird eine<br />

Neuheit eingeführt:<br />

drei<br />

Rundgänge,<br />

die die Orientierung erleichtern sollen: « Rund um die<br />

Saône » mit spektakulären Projektionen im XXL-Format,<br />

der Beleuchtung des Colline de Fourvière und der Kathedrale<br />

Saint-Jean, « Auf der Halbinsel » mit dem Palais de la<br />

Bourse, der Kirche Saint-Nizier, dem Theater Célestins und<br />

der großen Place Bellecour sowie « Entlang der Rhône » mit<br />

Schauspielern auf der Straße für ein poetisches Erlebnis.<br />

Dank dieser Routen wird man nichts Wichtiges verpassen.<br />

Eine weitere Neuheit in diesem Jahr ist die räumliche Ausdehnung<br />

der Veranstaltung bis zum Parc de la Tête d’Or.<br />

Der große Erfolg machte es möglich. Die wachsenden<br />

Besucherzahlen haben aber auch<br />

ihre Schattenseite: Die Hotels<br />

sind meist schnell ausgebucht.<br />

Ein zeitiges<br />

Reservieren ist<br />

mehr als ratsam.<br />

72 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>


Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 73


Unterwegs in Frankreich Lyon<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

74 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>


A 1 / E 15<br />

<br />

<br />

<br />

A29<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A13<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A 4<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A26 / E17<br />

<br />

<br />

A4 / E50<br />

<br />

<br />

<br />

A 31<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

D 955<br />

N 74<br />

N 4<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A 11 / E 50<br />

<br />

A 10 / E 60<br />

A 10 / E 5<br />

<br />

A 85 / E 604<br />

<br />

A 71 / E 9<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Anreise<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Auto: Aus den meisten Regionen Deutschlands<br />

erreicht man Lyon über Mulhouse,<br />

Dôle, Bourg-en-Bresse (Auto bahnen A36,<br />

A39 und A42) bzw. Metz, Nancy, Dijon<br />

(Auto bahnen A31 und A6). Nur aus dem<br />

äußers ten Südosten ist eine Anreise<br />

über die Schweiz vorteilhafter. Aus der<br />

deutsch sprachigen Schweiz erfolgt die<br />

Anreise via Genf und die A40 und A42.<br />

Aus den westlichen österreichischen<br />

Bundesländern bietet sich ebenfalls die<br />

Anreise über die Schweiz an, aus den<br />

östlichen eher über Süddeutschland.<br />

Berlin-Lyon ca. 1.240 km, Köln-Lyon ca. 730<br />

km, Wien-Lyon ca. 1.300 km, Zürich-Lyon<br />

ca. 440 km.<br />

Flugzeug: Air France fliegt nonstop ab<br />

Düs sel dorf, Frankfurt a.M., Hamburg, München,<br />

Stuttgart, Wien, Basel/Mulhouse und<br />

Zürich nach Lyon. Lufthansa bietet Direktver<br />

bin dungen ab Düsseldorf, Frankfurt<br />

a.M. und München und Austrian ab Wien<br />

<br />

N 6<br />

<br />

N 77<br />

D 965<br />

<br />

<br />

<br />

an die Rhône an. Aus anderen Städten im<br />

deutsch sprachigen Raum gibt es mit Air<br />

France Umsteigeverbindungen via Paris<br />

und Lufthansa via Frankfurt a.M. bzw.<br />

Mün chen.<br />

Zug: Aus dem deutschsprachigen Raum<br />

gibt es keine direkten Zugverbindungen<br />

nach Lyon. Aus der Schweiz erreicht<br />

man die Stadt mit Umsteigen in Genf.<br />

Ansonsten ist eine Bahn anreise via<br />

Paris unter Umständen die schnellste<br />

Variante. Lyon ist gut ans fran zö sische<br />

TGV-Netz angeschlossen, die Strecke<br />

von Paris nach Lyon war sogar die erste<br />

Hochgeschwindigkeitslinie des Landes.<br />

Lichterfest im Internet<br />

www.lumieres.lyon.fr<br />

<strong>2008</strong> findet das Lichterfest vom<br />

5. bis 8. <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> statt.<br />

A 6<br />

<br />

<br />

A5 / E17 - E54<br />

<br />

A 38<br />

A6<br />

A 31<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A7/E15<br />

<br />

<br />

A42<br />

<br />

A 39<br />

<br />

<br />

A43/E711<br />

A31/ E21<br />

A49/E713<br />

A 36<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

N57<br />

<br />

<br />

A1<br />

A41/E712<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A40<br />

A 5<br />

A<br />

A<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 75<br />

<br />

<br />

<br />

A 7 / E 15<br />

A51


Unterwegs in Frankreich Hotel<br />

l’ermitage<br />

Zimmer mit Ausblick<br />

Wer hat nicht schon einmal<br />

davon geträumt, mit Blick<br />

auf die Lichter der Großstadt<br />

ruhig einzuschlafen? In einer Lage,<br />

wo man es nicht vermuten würde, bietet<br />

das Designhotel l’ermitage nördlich von<br />

Lyon dieses romantische Erlebnis. Weit<br />

abseits des Großstadtrubels ist es eine<br />

Oase der Ruhe und bietet zugleich einen<br />

atemberaubenden Blick auf die Millionenstadt.<br />

Nirgendwo erinnert Lyon<br />

mehr an New York als bei einem Blick<br />

aus dem eigenen Hotelzimmer auf die<br />

nächtlich erleuchtete Metropole.<br />

Die Idee, abseits der Innenstadt ein<br />

solches Refugium für moderne Großstadtmenschen<br />

auf Reisen zu schaffen,<br />

ist schon als außergewöhnlich zu bezeichnen.<br />

Mindestens 20 Minuten mit<br />

dem Auto sind es von hier bis ins Herz<br />

der Rhône-Stadt. Der Mont Cindre in<br />

Saint-Cyr-au-Mont d’Or, wo sich das<br />

Hotel befindet, versprüht nicht gerade<br />

urbanes Lebensgefühl. Doch die Eigentümer<br />

wagten diesen Spagat zwischen<br />

Urbanität und Ländlichkeit und<br />

eröffneten eines der ungewöhnlichsten<br />

Hotels von Lyon.<br />

Der größte Trumpf der Anlage ist<br />

dabei die einmalige Lage auf einem<br />

Höhenzug, wodurch die Gäste einen<br />

traumhaften Panoramablick genießen<br />

können. Am frühen Morgen scheint<br />

man hier oben über den Nebelfeldern<br />

im Tal zu schweben. Hat sich der<br />

Dunst erst einmal gelichtet, erblickt<br />

man bei guter Sicht die schneebedeckten<br />

Gipfel der Alpen, manchmal<br />

sogar des Montblancs. Doch vor allem<br />

nach Einbruch der Dunkelheit betört<br />

das Flimmern der Lichter der Großstadt<br />

die Sinne. Weit ab von jeglichem<br />

Lärm fühlt man sich mittendrin im<br />

Trubel. Hier oben nimmt man auch<br />

erst die tatsächliche Größe der Stadt<br />

wahr. Der Tour Crayon, der einzige<br />

echte Wolkenkratzer von Lyon, wirkt<br />

aus dieser Höhe dagegen bescheiden<br />

klein. Der Blick hat etwas von einem<br />

Landeanflug auf eine verheißungsvoll<br />

glitzernde Welt. Es fällt schwer, sich<br />

vor dem Einschlafen von diesem Blick<br />

zu verabschieden und in die Welt der<br />

Träume zu begeben.<br />

l’ermitage schafft es, einander<br />

schein bar widersprechende Bedürfnisse<br />

zu vereinen. Der Liebhaber großstädtischen<br />

Lebens entdeckt in diesem<br />

Hotel eine ganz neue Perspektive auf<br />

das urbane Leben. Und der sich nach<br />

Ruhe und Natur sehnende Gast fühlt<br />

sich durch die Distanz zum Trubel im<br />

Tal geschützt.<br />

76 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>


15<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A 1 / E 15<br />

A 1 / E 17<br />

A 23<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A29<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A13<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A 4<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A26 / E17<br />

<br />

<br />

A4 / E50<br />

<br />

<br />

<br />

A 31<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

D 955<br />

N 74<br />

N 4<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A 11 / E 50<br />

<br />

<br />

<br />

A 10 / E 60<br />

A 10 / E 5<br />

<br />

<br />

A 85 / E 604<br />

<br />

A 71 / E 9<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Doch auch das Hotel selbst ist<br />

nicht ohne Charme. Sorgsam wurden<br />

Möbel stücke und Dekoration ausgesucht:<br />

Waschbecken von Philippe<br />

Starck, Nachttische aus Hohlblocksteinen<br />

und große Flachbildschirme<br />

an den Wänden. Zur Entspannung<br />

steht zudem ein ganzjährig benutzbarer<br />

Pool mit Sonnenterrasse zur Verfügung.<br />

Zum Hotel gehört außerdem ein<br />

Restaurant. Die beiden Köche Audrey<br />

und Victorien inszenieren die französische<br />

Küche neu und bereiten jeden Tag<br />

ein abwechslungsreiches Speiseangebot<br />

zu. Natürlich hat man auch vom<br />

Restaurant aus einen wunderschönen<br />

Blick ins Tal. Bleibt am Ende die Frage<br />

nach dem Preis: Doch auch in diesem<br />

Punkt überrascht das Hotel positiv.<br />

Die Zimmer sind selbst für schma lere<br />

Geldbeutel erschwinglich.<br />

<br />

<br />

l‘ermitage<br />

N 77<br />

D 965<br />

<br />

<br />

Mont Cindre<br />

69450 Saint-Cyr-au-Mont d’Or<br />

Telefon: +33 (0)4 72 19 69 69<br />

Internet<br />

www.ermitage-college-hotel.com<br />

Zimmerpreise<br />

N 6<br />

<br />

DZ ab 135 Euro, mit Panoramablick ab 155<br />

Euro<br />

Ausstattung<br />

28 Zimmer, Innen- und Außenpool, W-LAN,<br />

Parkplatz<br />

A 6<br />

<br />

<br />

A5 / E17 - E54<br />

<br />

A 38<br />

A6<br />

A 31<br />

<br />

<br />

A7/E15<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A42<br />

A 39<br />

<br />

<br />

A43/E711<br />

A31/ E21<br />

A49/E713<br />

A 36<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

N57<br />

<br />

<br />

A1<br />

A41/E712<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A40<br />

A 5<br />

A<br />

A


Arte-Programm<br />

Donnerstag, 06.11.<strong>2008</strong>, 21.00 Uhr<br />

Marius und Fanny<br />

Oper<br />

Marcel Pagnol ist einer der beliebtesten französischen Schriftsteller,<br />

Vladimir Cosma einer der gefragtesten Filmmusikkomponisten.<br />

Auf der Grundlage eines Stoffs von Pagnol schrieb Cosma<br />

eine Oper mit dem « Traumpaar » Roberto Alagna und Angela<br />

Gheorghiu in den Hauptrollen. Vor der malerischen Kulisse des<br />

Alten Hafens von Marseille geht es um Freundschaft, unerfüllte<br />

Leidenschaft und die Zerrissenheit des Menschen zwischen<br />

Abenteuerlust und Treue zu seinen Wurzeln.<br />

Donnerstag, 27.11.<strong>2008</strong>, 12.00 – 24.00 Uhr<br />

Claude Lévi-Strauss<br />

Programmschwerpunkt<br />

Am Vortag des 100. Geburtstages des französischen Ethnologen<br />

Claude Lévi-Strauss bringt ARTE einen ganzen Nachmittag<br />

und Abend lang einen Programmschwerpunkt zu diesem großen<br />

Intellektuellen mit Dokumentationen, Spielfilmen, Interviews und<br />

Debatten.<br />

Freitag, 28.11.<strong>2008</strong>, 21.00 Uhr<br />

Schloss in Schweden<br />

Spielfilm, Frankreich <strong>2008</strong><br />

Auf einem entlegenen, im Winter ganz von der Welt abgeschnittenen<br />

Gut, ist die seltsame Familie Falsen in obskure<br />

Beziehungen verstrickt. Der herrische Hugo mit seiner verführerischen<br />

Frau Eleonore, die altersstrenge Hausherrin Tante<br />

Agathe und der dekadente, alle verachtende Bruder Eleonores,<br />

Sebastien. Fréderic, einen jungen Historiker, verschlägt es an<br />

diesen Ort, wo er bald Opfer verwirrender Verlockungen und<br />

undurchschaubarer Ränkespielchen wird.<br />

Dienstag, 30.12.08, 20.45 Uhr<br />

Sonnenkönig<br />

Themenabend<br />

Im Rahmen dieses Themenabends über Ludwig XIV. wird<br />

der Film « Der König tanzt » gezeigt, in dem Gérard Corbiau<br />

ein fulminantes Bild der Welt des Sonnenkönigs und seines Hofes<br />

entwirft. Anschließend läuft die Dokumentation « Versailles<br />

– in den Gärten der Macht », in deren Mittelpunkt der größte<br />

und angeblich schönste Garten der Welt steht. Denn obwohl Le<br />

Nôtre der geniale Architekt dieser Gärten war, trug die Anlage<br />

von Anfang an die unauslöschliche Handschrift des absolutistischen<br />

Herrschers Ludwigs XIV.<br />

Mehr Informationen zu den Sendungen finden Sie im Arte-Magazin oder unter: www.arte.tv<br />

78 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>


VILLA IM PINZGAU<br />

Österreich/Salzburg: 11-Zimmer-Villa mit ca. 400 m 2 Wohnfläche und<br />

ca. 1.330 m 2 Grundstück. 6 Schlafzimmer, Heimkino, Indoor-Pool mit<br />

Gegenstromanlage, Kamin, Sauna, Alarmanlage, Doppelgarage.<br />

Preis: 2,35 Millionen.<br />

Alle Infos, alle Bilder unter www.bellevue.de/traumhaeuser<br />

www.BELLEVUE.de<br />

DIE SCHÖNSTEN IMMOBILIEN DER WELT IM INTERNET


Art de Vivre Wellness<br />

Les<br />

Bains des<br />

Docks<br />

Le Havres weißer Badetempel<br />

Stopp den Klischees! Nicht nur in den<br />

sonnenverwöhnten Landesteilen Frankreichs<br />

lässt es sich wunderbar planschen, auch<br />

im klimatisch weniger begünstigten Le Havre<br />

rückt seit diesem Sommer das Badevergnügen<br />

in den Mittelpunkt. Die Hafenstadt hat als<br />

neuesten Clou das Thema « Wellness » entdeckt<br />

und versucht mit einem vom Stararchitekten<br />

Jean Nouvel entworfenen Badehaus<br />

ihrem grauen Image ein puristisches Weiß<br />

entgegenzusetzen.<br />

Von außen wirkt die neue Wohlfühloase der normannischen<br />

Hafenstadt wie ein großer Koloss, der ein<br />

wenig verloren auf einer großen Brachfläche steht,<br />

die einst als Hafen genutzt wurde. Zwar sind die Innenstadt<br />

und der Bahnhof nicht weit entfernt, aber die unmittelbare<br />

Umgebung wirkt recht verlassen und trostlos. Die ultramoderne<br />

Architektur « isoliert » den Bau zusätzlich vom Rest<br />

der Stadt. Doch dies wird sich bereits in naher Zukunft ändern.<br />

So eröffnet neben den Bains des Docks bald ein Zentrum<br />

des Meeres und der nachhaltigen Entwicklung, das<br />

ebenfalls von Jean Nouvel entworfen wurde. Gleich daneben<br />

entsteht auf der Fläche der Docks Vauban nach den Plänen<br />

von Reichen & Robert ein Einkaufszentrum und unweit<br />

davon ein neues Wohnviertel, das Quartier Saint-Nicolas de<br />

l’Eure. Wie viele Hafenstädte entdeckt auch Le Havre das<br />

80 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>


Potential aufgegebener Hafenflächen. Das neue Erlebnisbad<br />

ist also nur ein Mosaikstein im Versuch der Stadt, urbane<br />

Räume zurückzugewinnen und sich ein neues Image zu verpassen.<br />

Das Thema « Wellness » ist in Frankreich seit einigen<br />

Jahren in Mode gekommen. Auch andere Städte versuchen,<br />

sich durch neue Wellnessbäder zu profilieren, mit unterschiedlichem<br />

Erfolg. In Le Havre wollte man auf jeden<br />

Fall etwas ganz Besonderes schaffen. Nicht kleckern, sondern<br />

klotzen war die Devise. So verpflichtete die Stadt für<br />

dieses Projekt den zurzeit größten Star der französischen<br />

Architekturszene: Jean Nouvel, diesjähriger Preisträger des<br />

bedeutenden Pritzker-Preises. Er entwarf beispielsweise die<br />

Galeries Lafayette in Berlin und das Musée du Quai Branly<br />

in Paris. Momentan arbeitet sein Büro unter anderem an<br />

einem neuen Konzertsaal in Kopenhagen, einem Hochhaus<br />

in Wien, der Zweigstelle des Louvre in Abu-Dhabi und der<br />

neuen Philharmonie in Paris. Es bedurfte schon einiger<br />

Kühnheit, einen derart beschäftigten Stararchitekten um<br />

den Entwurf eines « normalen » Badehauses in einer « unbedeutenden<br />

» Stadt wie Le Havre zu bitten. Doch der Mut<br />

wurde belohnt, Jean Nouvel sagte zu.<br />

22 Millionen Euro und rund 30 Millionen kleine weiße<br />

Mosaiksteine machen aus den Bains des Docks eine Stätte<br />

modernen Designs, die mit dem Niveau der Wellnessbereiche<br />

edler Hotelpaläste mithalten kann. Die Anlage ist<br />

in mehrere Bereiche unterteilt, die sich durch Öffnungen<br />

in der Fassade schon zum Teil von außen erahnen lassen.<br />

Alles ist äußerst linear und kubisch. Während der Bau von<br />

draußen aber je nach Tageszeit in verschiedenen Grautönen<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 81


Art de Vivre Wellness<br />

schimmert, ist die dominierende Farbe im Inneren pures<br />

Weiß. Nur ein rund 50 Quadratmeter großer Bereich neben<br />

einem Planschbecken fällt mit in bunten Farben gestalteten<br />

Wänden und Blöcken auf dem Fußboden und an der Decke<br />

aus dem Rahmen und bildet einen leuchtenden Kontrastpunkt.<br />

Die großen Fenster und Oberlichter lassen nicht nur<br />

Tageslicht ins Innere des Gebäudes, sondern ermöglichen<br />

auch interessante Ausblicke auf die Stadt. Gerade für die<br />

Einheimischen, die zahlreich hierher strömen, eröffnen sich<br />

ganz ungewohnte Perspektiven auf ihre Heimatstadt.<br />

Die Wasserbecken selbst sind thematisch gestaltet. Es<br />

gibt Bereiche, wo sich Kinder munter austoben können,<br />

aber auch Ecken, in denen die Entspannung und Ruhe im<br />

Vordergrund stehen. Die jeweilige Bestimmung wird durch<br />

die Form der Becken und die Lichtverhältnisse unterstrichen.<br />

Schwimmer kommen vor allem im großen Außenbecken<br />

auf ihre Kosten, das auch im Winter beheizt und somit<br />

nutzbar ist. Saunen runden das Angebot ab. Kein Zweifel,<br />

die Bains des Docks sind eine ungewöhnliche Badeanstalt,<br />

die mit ihrem ultramodernen Design Architekturfans aus<br />

der ganzen Welt anziehen wird. Nicht eine opulente Ausstattung,<br />

sondern die Schlichtheit der Anlage begründet<br />

die luxuriöse Aura. Ein Traum für Puristen.<br />

Doch wo viel Licht ist, gibt es auch Schatten. Denn nur<br />

ein paar Monate nach der Eröffnung ist das Weiß in einigen<br />

stark frequentierten Bereichen des Badehauses bereits<br />

verschmutzt. Feuchte Stellen an den Wänden hinterlassen<br />

gelbliche Spuren und Mosaiksteine fallen von den Wänden.<br />

Böse Zungen behaupten sogar, dass die Bains des Docks<br />

« das am schnellsten alternde Schwimmbad der Welt » seien.<br />

Einige Details scheinen sogar von Anfang an schlecht<br />

durchdacht zu sein. So schaffen die kurzen Vorhänge in den<br />

Duschen wenig Intimsphäre. Ebenso ist es unpraktisch, dass<br />

man bereits vor Betreten der Umkleideräume seine Schuhe<br />

82 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>


ausziehen muss. In der Kritik stehen zudem die Eintrittspreise.<br />

Für die Benutzung der gesamten Einrichtung fallen<br />

pro Person 15 Euro an, was sich für eine Familie schnell zu<br />

einer stattlichen Summe addiert. Ein Preisniveau, das man<br />

im strukturschwachen Le Havre weniger gewohnt ist.<br />

Die Besucher scheint es nicht abzuschrecken. Rund<br />

40.000 kommen momentan schon monatlich in das Erlebnisbad.<br />

Eine Zahl, die die Stadtverwaltung erfreut. Bei<br />

300.000 Badegästen pro Jahr arbeitet die Anlage kostendeckend.<br />

Zwar wettern einige, dass ein solcher Luxustempel<br />

nicht zur Seele der Arbeiter- und Hafenstadtseele von Le<br />

Havre passe. Doch die meisten Havrais, wie die Einwohner<br />

im Französischen heißen, sind stolz auf die neue Attraktion.<br />

Bisher kamen Touristen vor allem wegen der Nachkriegsmoderne<br />

an die Mündung der Seine. In Zukunft<br />

wird mancher Besucher sicherlich wegen kleiner weißer<br />

Mosaiksteine den Weg nach Le Havre finden.<br />

Les Bains des Docks<br />

Quai de la Réunion<br />

76600 Le Havre<br />

Telefon: +33 (0)2 32 79 29 55<br />

Öffnungszeiten<br />

Täglich 10.00 – 20.00 Uhr<br />

Eintrittspreise<br />

Schwimmbad 5,00 €, Kinder von 8 bis 12 Jahre 4,00 €,<br />

bis 8 Jahre kostenlos<br />

Schwimmbad & Balnéothérapie 12,00 €<br />

Schwimmbad & Fitnesscenter 12,00 €<br />

Kombiticket für alle Nutzungen 15,00 €<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 83


Art de Vivre Kulturprogramm<br />

Exposition<br />

Claude Nougaro<br />

Toulouse, bis 31.12.<strong>2008</strong><br />

Echappées<br />

nordiques<br />

Lille, bis 11.01.2009<br />

Ports, Docks<br />

et Dockers<br />

Le Havre, bis 25.01.2009<br />

Ein Sonnenstrahl im Winter: Toulouse<br />

widmet seinem berühmtesten<br />

Sänger bis zum Ende des Jahres eine<br />

Ausstellung im Maison Midi-Pyrénées<br />

im Herzen der Altstadt. Claude<br />

Nougaro ist ein Sänger, hinter dem<br />

sich ein Tausendsassa verbirgt. Die<br />

Ausstellung gibt einen Überblick<br />

über die verschiedenen Talente des<br />

Künstlers, der auch als Maler (er<br />

bewunderte das Werk von Picasso)<br />

und als Dichter arbeitete. So besteht<br />

diese Sammlung aus Skizzen, Aufzeichnungen,<br />

Dokumentarfilmen<br />

sowie Gedichten – und für die Fans<br />

des Sängers Nougaro sind alle seine<br />

Schallplatten anzuhören. Außerdem<br />

sind auch Live-Mitschnitte seiner<br />

Konzerte zu sehen.<br />

Maison Midi-Pyrénées<br />

1, rue de Rémusat<br />

31000 Toulouse<br />

Telefon: +33 (0)5 34 44 <strong>18</strong> <strong>18</strong><br />

Internet<br />

www.tourisme-midi-pyrenees.com<br />

Öffnungszeiten<br />

Mo – Sa 10.00 - <strong>18</strong>.00 Uhr<br />

Eintrittspreise<br />

Kostenlos<br />

Interessieren sich skandinavische<br />

Künstler für Frankreich, werfen sie<br />

dabei einen ganz eigenen Blick auf<br />

das Land. Die Ausstellung « Echapées<br />

nordiques » im Musée des<br />

Beaux-Arts in Lille stellt 105 Werke<br />

vor allem finnischer Maler vor,<br />

deren besondere Sinnlichkeit und<br />

Kraft beeindrucken. Denn zwischen<br />

<strong>18</strong>70 und 1914 strömten zahlreiche<br />

skandinavische und finnische Maler<br />

nach Frankreich, um dem Konservatismus<br />

ihrer jeweiligen Kunstakademien<br />

zu entfliehen. In Paris, in<br />

der Normandie, in der Bretagne und<br />

in der Picardie fanden sie die Motive<br />

für ihr einzigartiges Bild vom Norden<br />

Frankreichs. Die Cote d’Opale<br />

war selten so … strahlend!<br />

Palais des Beaux-Arts de Lille<br />

Place de la République<br />

59000 Lille<br />

Telefon: + 33 (0)3 20 06 78 00<br />

Internet<br />

www.pba-lille.fr<br />

Öffnungszeiten<br />

Mo - Di 10.00 – <strong>18</strong>.00 Uhr<br />

Eintrittspreise<br />

6,50 € , ermäßigt 5,00 €<br />

Das gemeinsame Projekt von Bordeaux<br />

und Le Havre widmet sich<br />

dem künstlerischen Bild des Hafens.<br />

Im 19. Jahrhundert beginnt<br />

sich der Blick auf den Hafen zu<br />

verändern und die romantischen<br />

Szenen, in denen ferne Segelschiffe<br />

ihre Anker werfen, werden durch<br />

modernere Vorstellungen abgelöst.<br />

Der Hafen wird Symbol für eine<br />

dynamische Wirtschaft und den<br />

explodierenden Welthandel. In Fotografie<br />

und Malerei (insbesondere<br />

Camille Pissaros Darstellungen des<br />

Hafens von Le Havre) wird von<br />

diesem gesellschaftlichen Wandel<br />

in plastischer Weise erzählt.<br />

Musée Malraux<br />

2, boulevard Clemenceau<br />

76600 Le Havre<br />

Telefon: +33 (0)2 35 19 62 62<br />

Internet<br />

http://musee-malraux.ville-lehavre.fr<br />

Öffnungszeiten<br />

Mo - Fr 11.00 – <strong>18</strong>.00 Uhr<br />

Sa & So 11.00 – 19.00 Uhr<br />

Dienstags und an Feiertagen<br />

geschlossen (11.11., 25.12., 01.01.)<br />

Eintrittspreise<br />

5 €, ermäßigt: 3,00 €, frei am ersten<br />

Samstag des Monats<br />

84 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>


Masques.<br />

De Carpeaux à<br />

Picasso<br />

Paris, bis 01.02.2009<br />

Les artisans<br />

de l’élégance<br />

Bourges, bis 08.03.2009<br />

Salon des<br />

Santonniers<br />

Arles, 20.11.<strong>2008</strong> - 11.01.2009<br />

Das Geheimnis der Maske zu entdecken,<br />

erlaubt uns die neue Ausstellung<br />

im Musée d’Orsay. Werke<br />

so berühmter Künstler wie Rodin,<br />

Carriès, Böcklin, Klinger, Gaugin<br />

und Picasso sind hier versammelt,<br />

aber auch Masken weniger<br />

bekannter Maler und Schnitzer.<br />

Zur Ausstellung gehören mehr<br />

als 100 Exponate aus dem späten<br />

19. und frühen 20. Jahrhundert.<br />

Zu dieser Zeit erlebte die Maske<br />

eine wahre Wiedergeburt und war<br />

unumgängliches Accessoire eines<br />

jeden Kostümballes. Fantasievolle<br />

oder wahrheitsgetreue Darstellung<br />

– Masken sind auf jeden Fall ein<br />

Kunstwerk für sich.<br />

Musée d’Orsay<br />

1, rue de la Légion d’honneur<br />

75007 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 40 49 48 14<br />

Internet<br />

www.musee-orsay.fr<br />

Öffnungszeiten<br />

Di - So 9.30 – <strong>18</strong>.00 Uhr<br />

Do 9.30 – 21.45 Uhr<br />

Eintrittspreise<br />

9,50 €, ermäßigt 7,00 €<br />

Jedes Jahr prämiert der französische<br />

Staat die begabtesten Handwerker<br />

mit dem Titel « Meilleur Ouvrier<br />

de France » (dt. Bester Handwerker<br />

Frankreichs). Diesen außergewöhnlichen<br />

Künstlern widmet die Stadt<br />

Bourges nun ein ganzes Museum<br />

und feiert Modedesigner, Schneider<br />

und Hutmacher. Die Ausstellung<br />

präsentiert 90 Exemplare, darunter<br />

Gestaltungen von Paco Rabanne<br />

und anderen berühmten Designern.<br />

Accessoires galten ja schon immer<br />

als besondere gesellschaftliche<br />

Zeichen und so machen Dinge wie<br />

Hüte, Taschen, Handschuhe und<br />

Krawatten als zwar kleine Details<br />

doch oft den großen Unterschied<br />

aus.<br />

Musée des Meilleurs Ouvriers<br />

de France<br />

Place Etienne Dolet<br />

<strong>18</strong>000 Bourges<br />

Telefon: +33 (0)2 48 57 82 45<br />

Öffnungszeiten<br />

Di - Sa 10.00 – 12.00 Uhr & 14.00 – <strong>18</strong>.00 Uhr<br />

So 14.00 – <strong>18</strong>.00 Uhr<br />

Geschlossen am 01.11., 11.11., 25.12.<br />

Eintrittspreise<br />

Kostenlos<br />

Die schönsten Weihnachtskrippen<br />

Frankreichs feiert jedes Jahr der<br />

« Salon des Santonniers » im Kloster<br />

von Saint-Trophisme in Arles.<br />

Die uralte Herstellungsweise der<br />

berühmten provenzalischen Tonfiguren,<br />

den « Santons », gehört zu<br />

den ältesten und bestgehütetsten<br />

Traditionen der Provence. In diesem<br />

Jahr ist die Figur der schönen<br />

« Mireille », Heldin eines Buches<br />

von Frederic Mistral, das Hauptthema.<br />

Während des « Salon des<br />

Santonniers » können die Besucher<br />

den Mönchen des Klosters<br />

bei ihrer Arbeit über die Schulter<br />

schauen, die gerne und ausführlich<br />

die Fragen der Gäste beantworten.<br />

Übrigens, Ehrengast ist dieses Mal<br />

Haiti mit seinen ganz besonderen<br />

Weihnachtskrippen!<br />

Cloitre Saint Trophisme<br />

13200 Arles<br />

Telefon: + 33 (0)4 90 96 47 00<br />

Öffnungszeiten<br />

Mo - So 10.00 – <strong>18</strong>.00 Uhr<br />

25.12. & 01.01. 14.00 – <strong>18</strong>.00 Uhr<br />

Eintrittspreise<br />

3,50 €, ermäßigt 2,60 €<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 85


Art De Vivre Kulturszene<br />

Julien Clerc:<br />

Où s‘en vont les avions?<br />

CDs<br />

Wenn Julien Clerc, unvergessen seit « Femmes je vous<br />

aime », ein neues Album herausbringt, ist das ein<br />

Ereignis für sich. An « Où s‘en vont les avions? » (dt. Wohin<br />

fliegen die Flugzeuge?) haben die größten Stars des<br />

französischen Chansons mitgewirkt, unter ihnen Carla<br />

Bruni und Benjamin Biolay. Zwar bleibt die Frage nach zwölf Titeln unbeantwortet,<br />

aber die Magie von Clercs Musik lässt das ganz vergessen. CD von EMI<br />

Berry: Mademoiselle<br />

Mit ihrer beruhigenden Stimme erzeugt Berry eine ganz besondere Atmosphäre<br />

und ihre Gitarrenrhythmen lassen uns manchmal an eine berühmte<br />

Ehefrau denken... Doch hier hört der Vergleich mit Carla Bruni schon auf.<br />

« Mademoiselle » hat etwas zu sagen und zögert nicht, die Leute mit ihren klaren<br />

Worten zu schockieren. Berry teilt mit uns ihre Enttäuschungen in der Liebe, ihre<br />

Lebensfreude, ihren Verdruss – komplex und widersprüchlich. Damit drückt die<br />

Sängerin mit ihrem persönlichen Ton, vielleicht sogar ohne es selbst zu wissen, die Gefühle der<br />

Frauen ihrer Generation aus. CD von Mercury<br />

Georges Bizet:<br />

Carmen- und Arlésienne-Suiten<br />

(Mark Minkowski und die Musicien du Louvre-Grenoble)<br />

Unter dem kleinen, aber feinen Naïve-Label erschien in diesem Jahr<br />

diese Einspielung der Carmen- und Arlésienne-Suiten, von denen der<br />

Dirigent Minkowski sagt, dass sich hinter jedem Akkord ein ganzes<br />

Poem verstecke. Der Aufnahme hat der Verlag ein aufwendig<br />

gestaltetes Booklet beigefügt, das die Novellen von Mérimées « Carmen » und Daudets « L’Arlésienne »<br />

textlich und gestalterisch kommentiert. Ein wunderschönes Weihnachtsgeschenk... CD von Naïve<br />

Willkommen bei den Sch’tis<br />

Frankreich 2007, 106 min • Originaltitel: Bienvenue chez les Ch’tis • Ein Film von Dany Boon<br />

mit Kad Merad, Dany Boon, Zoé Félix, Anne Marivin, Philippe Duquesne, Guy Lecluyse, Patrick<br />

Bosso, Zinedine Soualem, Jérôme Commandeur • Kinostart: 30. Oktober <strong>2008</strong>, im Verleih von<br />

Prokino<br />

Der erfolgreichste französische Film aller Zeiten (siehe Interview mit dem Regisseur in Frankreich<br />

erleben <strong>Nr</strong>. 15) nun auch bei uns in deutscher Fassung. Die Geschichte des Postangestellten<br />

Philippe, der von Marseille in die Region Nord-Pas de Calais versetzt wird, rührt zu Tränen und<br />

ruft ausgelassene Lachsalven hervor. Der nordfranzösische Dialekt der Originalversion wurde<br />

in der Synchronisation übrigens mit einem erfundenen Kunstdialekt übersetzt – vielleicht, weil<br />

man keiner deutschen Bevölkerungsgruppe zu nahe treten wollte?<br />

86 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>


Fred Vargas:<br />

Die dritte Jungfrau<br />

Kriminalroman, 474 Seiten, Aufbau Taschenbuch Verlag<br />

Bücher<br />

Der berühmte Pariser Kommissar Adamsberg ist wieder auf Mördersuche und Frankreichs<br />

preisgekrönte Krimiautorin nimmt uns mit in den Kosmos ihrer verschrobenen Figuren, die man<br />

sofort ins Herz schließt. In diesem Band spielt ein gruseliges Rezept aus dem Mittelalter eine<br />

ganz zentrale Rolle und Adamsberg weiß lange nicht, was die wirklichen Ingredienzien sind. Als<br />

er es erfährt, ist es vielleicht schon zu spät. Eine spannende Lektüre, die aus der Hand zu legen<br />

Ihnen schwer fallen wird!<br />

Gertrude Stein: Paris Frankreich<br />

Erinnerungen, 116 Seiten, Bibliothek Suhrkamp<br />

Jemand sagte einmal über sie, sie sei die berühmteste unbekannte<br />

Schriftstellerin der Welt. Dabei hat sie in Paris die Literatur- und Kunstszene<br />

am Anfang des 20. Jahrhunderts erheblich beeinflusst. Ihre Salons waren<br />

Zentren des künstlerischen Austauschs und ihre Gästelisten lesen sich wie<br />

das Who-is-Who der Kunstwelt. Begleiten Sie sie in ihr geliebtes Paris und<br />

lassen sie eine längst vergangene glanzvolle Epoche neu entstehen.<br />

Filme<br />

So viele Jahre liebe ich Dich<br />

Frankreich 2007, 115 min • Originaltitel: Il y a longtemps que je t’aime • Ein<br />

Film von Philippe Claudel mit Kristin Scott Thomas, Elsa Zylberstein, Serge<br />

Hazanavicius, Laurent Grévill und Frédéric Pierrot • Kinostart: 13. <strong>November</strong><br />

<strong>2008</strong>, im Verleih von Alamode Film<br />

Ein Film über die Stärke der Frauen, über ihre Fähigkeit zu strahlen und sich neu zu erfinden. 15 Jahre lang hatte<br />

Juliette (Kristin Scott Thomas) keinen Kontakt zu ihrer Familie, nun trifft sie wieder auf ihre jüngere Schwester, die<br />

sie in ihr glückliches Familienleben aufnimmt. Nur allmählich überwinden die beiden entfremdeten Schwestern ihre<br />

geheimnisumwobene Vergangenheit und bauen Stück für Stück verlorengegangenes Vertrauen wieder auf. Die<br />

Geschichte über alte Geheimnisse und neue Aufbrüche feierte im Februar <strong>2008</strong> ihre Weltpremiere im Wettbewerb<br />

der 58. Berlinale und gewann dort den Publikumspreis.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 87


Art de Vivre Aperitif<br />

Er ist einer der populärsten Aperitifs überhaupt und aus dem<br />

Alltag der Franzosen nicht wegzu denken. Was wären die<br />

Bewohner der südlichen Landesteile ohne den « kleinen Gelben<br />

», diesen Alkohol auf Anisbasis, der so gerne unter Freunden<br />

genossen wird? Fernab aller Klischees gehört der Pastis<br />

zu den kleinen Besonderheiten, die das Image Frankreichs<br />

ausmachen. Ein Blick auf die Geschichte dieses Getränks.<br />

Kaum ein Alkohol entfesselt solche<br />

Leidenschaften wie der<br />

Pastis. Man wundert sich bereits,<br />

dass es sogar Fanclubs für dieses<br />

Getränks gibt (zum Beispiel die<br />

« Ricard’s Boys »), über ihre Anzahl<br />

muss man dann allerdings wirklich<br />

staunen. Im Internet tummeln sich<br />

zahlreiche Pastisliebhaber und tauschen<br />

sich in diversen Foren über ihr Getränk<br />

aus. Natürlich wird auch mit Devotionalien<br />

gehandelt. Gläser, Karaffen, Flaschen,<br />

Mützen, T-Shirts der großen<br />

Marken wechseln beständig ihre Besitzer.<br />

Einer dieser Pastisverrückten gesteht<br />

in einem der Foren, dass er 2.743<br />

Objekte besäße. Es sind schon liebenswerte<br />

Verrücktheiten, die die Pastisliebhaber<br />

veranstalten. Aber mal ganz<br />

ehrlich: So sehr unterscheiden sie sich<br />

nicht von den vielen Franzosen im<br />

ganzen Land, die sich täglich zum apéro<br />

zusammenfinden und ihren mit Eiswürfeln<br />

servierten Pastis genießen. Diese<br />

so hochgeschätzten geselligen Zusammenkünfte<br />

vor dem Mittag- oder<br />

Abendessen werden mit großer Hingabe<br />

gepflegt und sind ein unverzichtbarer<br />

Bestandteil des französischen<br />

Alltags.<br />

Die Franzosen haben mit ihrem Pastis<br />

allerdings kein Monopol auf Anisschnäpse.<br />

In Griechenland und Bulgarien<br />

trinkt man den Ouzo, in der Türkei<br />

den Raki, im Libanon den Arak. Aber<br />

nur ein Laie würde behaupten, dass es<br />

zwischen ihnen keinen geschmacklichen<br />

Unterschied gebe. Denn nicht alles, was<br />

nach Anis schmeckt, ist auch ein Pastis.<br />

Außerdem ist die Farbe des « gelben Getränks<br />

» einzigartig, die übrigens nicht<br />

natürlich ist, sondern aus der Zugabe<br />

eines Farbstoffes resultiert. Meist wird<br />

dabei Karamell verwendet. Man findet<br />

aber auch farblose Pastissorten und von<br />

der Firma Janot sogar einen Pastis mit<br />

blauer Färbung. Eine weitere Besonderheit.<br />

Eine interessante Beobachtung<br />

lässt sich dabei hinsichtlich der Eintrübung<br />

des Pastis machen. Verdünnt<br />

man ihn mit Wasser (traditionell<br />

fünf Teile Wasser auf einen Teil Pastis),<br />

trübt sich das Getränk ein und<br />

wird ein wenig milchig. Das liegt am<br />

Anethol, einem Aromastoff, der aus<br />

Anissamen gewonnen wird und der<br />

nur schwer wasserlöslich ist. Wartet<br />

man aber einige Stunden, verfliegt das<br />

Milchige wieder.<br />

Aber kennen die Franzosen ihren<br />

Pastis eigentlich wirklich? Es scheint,<br />

nicht besonders gut: Neun von zehn<br />

Franzosen fällt zu Pastis nämlich nur<br />

der Name des Marktführers « Ricard »<br />

ein. Hinter dieser Marke verbirgt sich<br />

das, was man wohl als das Nationalgetränk<br />

der Franzosen betrachten kann,<br />

denn es ist der meistgenossene Alkohol<br />

in Frankreich und das meistverkaufte<br />

Anisgetränk der Welt. Die Franzosen<br />

Tipp: Das Pastis-Paradies<br />

Kein Problem ist es, sich in Frankreichs<br />

Super märkten mit seinem Pastis zu versorgen.<br />

Schwieriger wird es, wenn man<br />

nach regionalen Spezialitäten sucht. Wer<br />

in Marseille weilt, sollte sich deshalb die<br />

Mai son du Pastis nicht entgehen lassen.<br />

Den Kennern und Liebhabern des Pastis<br />

werden dort alle Sorten serviert, die in<br />

Frank r eich zu haben sind.<br />

La Maison du Pastis<br />

108, quai du Port<br />

13002 Marseille<br />

Telefon: +33 (0)4 91 90 86 77<br />

www.lamaisondupastis.com<br />

88 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>


konsumieren mehr als zwei Liter davon<br />

pro Person und Jahr. Aber der Ricard<br />

ist bei weitem nicht der einzige Pastis.<br />

Seit den 1990er-Jahren drängen einige<br />

Billigmarken auf den Markt und versuchen,<br />

ein Stück vom großen Kuchen<br />

abzubekommen. Sie werden zumeist<br />

unter dem Label von Supermarktketten<br />

vertrieben. Außerdem entwickeln<br />

andere, kleinere Hersteller couragiert<br />

eigene Pastisrezepturen und versuchen<br />

behutsam, alte Rezepte zu variieren<br />

und ihren authentischen Geschmack<br />

zu erhalten.<br />

Der Pastis hat nämlich eine lange<br />

Geschichte hinter sich. Aus Anis und<br />

anderen Kräutern wurde im <strong>18</strong>. Jahrhundert<br />

ein Getränk gebraut, das bis<br />

heute berühmt und fast schon berüchtigt<br />

ist: Absinth. Lange wurde es nur<br />

als Medikament verwendet, bis eines<br />

schönen Tages ein gewisser Major Dubied<br />

einer alten schweizerischen Heilerin,<br />

der Mutter Henriod, das Rezept<br />

für das Heilelixir abkaufte. Dubied tat<br />

sich mit seinem Schwiegersohn Henri-<br />

Louis Pernod zusammen und gründete<br />

1798 eine eigene Brennerei, das Unternehmen<br />

« Dubied Père et Fils », das<br />

mit einigem Erfolg das neue grünliche<br />

Getränk vertrieb. Bald aber verließ<br />

Pernod die Firma seines Schwiegervaters<br />

und eröffnete <strong>18</strong>05 seine eigene<br />

Brennerei: « Pernod Fils ». Der Erfolg<br />

seines Absinths war überwältigend.<br />

In weniger als einem halben Jahrhundert<br />

verbreitete sich der Aperitif<br />

in ganz Frankreich und man sprach<br />

bereits von der « grünen Stunde », zu<br />

der man sich zu Hause oder in Bars<br />

zusammenfand, um das Getränk zu<br />

konsumieren. Von Verlaine, Rimbaud,<br />

Van Gogh, Toulouse-Lautrec und<br />

vielen anderen Künstlern ist bekannt,<br />

dass sie Absinth verehrten. Die Zahl<br />

der Absinthbrennereien explodierte<br />

geradezu. <strong>18</strong>70 zählte man allein im<br />

Großraum Paris mehr als 70, in Bordeaux<br />

und Marseille jeweils 50 solcher<br />

Brennereien.<br />

Aber Absinth ist mit mehr als 72<br />

Prozent Alkohol ein sehr, sehr starkes<br />

Getränk. Man glaubte später, dass<br />

er die Gesundheit der Konsumenten<br />

schädigte, und fürchtete seine Nebenwirkungen.<br />

1915 wurde die « grüne<br />

Fee », wie Absinth genannt<br />

wurde, deshalb verboten. Aber<br />

schon 1920 erreichten seine<br />

Liebhaber, dass anishaltige<br />

Alkohole wieder erlaubt<br />

wurden, jedoch mussten<br />

strenge Auflagen beachtet<br />

werden: Der Alkoholgehalt<br />

durfte den<br />

Wert von 30 Prozent<br />

nicht übersteigen, die<br />

Getränke durften keinen<br />

Absinth mehr enthalten<br />

und selbst die grüne Farbe<br />

wurde untersagt. 30<br />

Prozent Alkoholgehalt<br />

ist aber für das Lösen<br />

des Anethol nicht ausreichend.<br />

Man musste<br />

bis 1938 warten, ehe<br />

eine Dosierung von 45<br />

Prozent Alkohol wieder<br />

erlaubt wurde. Seither ist<br />

der Anisschnaps wieder<br />

legalisiert. Inzwischen<br />

haben Untersuchungen<br />

ergeben, dass die gefürchteten<br />

Nebenwirkungen von damals<br />

wohl minderwertigem Alkohol<br />

zuzuschreiben waren, nicht aber dem<br />

Absinth selbst.<br />

Das zeitweilige Verbot in den<br />

1920er-Jahren beflügelte aber auch<br />

den Erfindungsgeist und man suchte<br />

nach Ersatzprodukten. In diesem<br />

Zusammenhang gelang einem jungen<br />

Mann ein ganz großer kommerzieller<br />

Coup. « Wenn Absinth nicht mehr<br />

hergestellt werden darf », so dachte er<br />

sich, « müsse eben ein neues Getränk<br />

auf Anisbasis erfunden werden ». Paul<br />

Ricard hieß dieser Mann. Er war<br />

Sohn eines Weinhändlers und erfand<br />

einen Pastis auf Basis von Sternanis,<br />

Lakritze und Kräutern der Provence.<br />

Dank einer intensiven Lobbyarbeit<br />

erhielt er 1932 die Berechtigung, sein<br />

G et r ä n k<br />

als « Ricard,<br />

den wahren<br />

Pastis von Marseille » zu vermarkten.<br />

Der Erfolg war überwältigend<br />

und die ersten bezahlten Ferien für<br />

die allgemeine Bevölkerung im Jahre<br />

1936 taten ihr Übriges, den Pastis<br />

im ganzen Land bekannt zu machen.<br />

Im Jahre 1974 taten sich die beiden<br />

Konkurrenten Pernod und Ricard<br />

schließlich zu einem Unternehmen<br />

zusammen. Seither ist ihre Stellung<br />

auf dem Markt unangefochten und<br />

die Franzosen können sicher sein,<br />

dass auch im letzten Zipfelchen des<br />

Landes eines nie ausgehen wird: ihr<br />

geliebter Pastis.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 89


Art de vivre Genuss<br />

Anis de Flavigny:<br />

Der Erfolg kleiner weißer Bonbons<br />

Jedes Jahr verlassen 250 Millionen Pastillen von kaum einem Gramm<br />

Gewicht die Bon bonküche von Flavigny, einem kleinen Dorf in Burgund.<br />

Ihr Rezept wurde noch nie geändert, und man sagt, sie seien ein nationales Kulturgut.<br />

Dabei sind sie doch nichts anderes als einfache Anisbonbons.<br />

Ein Bild, das für eine glückliche Kindheit steht: Die<br />

Schulkinder kommen nach Hause und die Großmutter<br />

holt aus dem Küchenbuffet eine kleine mit<br />

Anisbonbons gefüllte Schachtel und verteilt die Süßigkeit<br />

unter den Kindern. Die Anis de Flavigny sind für die Franzosen,<br />

ähnlich wie das berühmte Madeleine-Gebäck bei<br />

Proust, die Erinnerung an eine heile, vergangene Welt.<br />

Dabei ist dieser Bonbon recht simpel. Ein grünes Aniskorn<br />

in der Mitte wird von einer weißen Schicht Zucker<br />

und einigen Kräuteraromen umgeben. Mehr verbirgt sich<br />

nicht dahinter und trotzdem, welch Erfolg! Allein zwischen<br />

1990 und 2003 hat das Familienunternehmen eine Umsatzsteigerung<br />

von über 90 Prozent erzielt und ist dabei noch<br />

immer vollkommen eigenständig, was bei der Dominanz<br />

der großen französischen Lebensmittelkonzerne mittlerweile<br />

eine Seltenheit ist.<br />

Die Anis de Flavigny werden zwar auf relativ einfache<br />

Weise hergestellt, aber man braucht eine Menge Geduld<br />

dafür. Zunächst werden die Anissamen sorgfältig aus Ernten<br />

aus Syrien, der Türkei und Spanien ausgewählt. 15 Tage<br />

lang werden sie dann langwierig mit vielfachen Zuckersirupschichten<br />

umhüllt und in großen Wannen gerollt und<br />

geglättet. Diese aufwendige, alte Herstellungsweise garantiert<br />

einen Bonbon ohne Farb- und Konservierungsstoffe<br />

und ohne den Zusatz genmanipulierter Produkte.<br />

Der Beginn der Bonbonproduktion in Flavigny soll<br />

übrigens mehr oder weniger ein Zufall gewesen sein und<br />

es kann heute keiner mehr so recht sagen, wer das Rezept<br />

eigentlich erfunden hat. Das Dorf Flavigny-sur-Ozerain,<br />

etwa 60 Kilometer von Dijon entfernt, hat jedenfalls eine<br />

hübsche alte Abtei, in der im Mittelalter – wie in vielen<br />

Klöstern – die Mönche Zugriff auf den sehr teuren und<br />

seltenen Zucker hatten. Um eine gute Beziehung zur Ob-<br />

90 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>


igkeit zu pflegen, haben sie kleine Süßigkeiten produziert,<br />

um sie den Herren als Geschenke zu überreichen. Anfangs<br />

waren es noch Dragees, deren Mandelkerne von einer Zuckerschicht<br />

umgeben waren.<br />

Der Anis selbst ist wohl mit ziemlicher Sicherheit bereits<br />

von Flavius, einem römischen Weltreisenden, nach Burgund<br />

gebracht worden. Er trug bei seinen Reisen stets Anissamen<br />

bei sich, um sich damit vor Krankheiten zu schützen. Auch<br />

die römischen Legionäre, die Burgund besetzt hatten, sollen<br />

die heilende Wirkung des Anis geschätzt haben. Einige<br />

Jahrhunderte später fanden die Anissamen dann auch ihren<br />

Weg zu den Benediktinern in Flavigny, die ihre gezuckerten<br />

Mandelkerne irgendwann durch Anis ersetzten. Man<br />

kann heute nachweisen, dass Durchreisende bereits im 16.<br />

Jahrhundert mit solchen Anisbonbons beschenkt wurden.<br />

Heute ist der kleine Anisbonbon ein absolutes Muss in<br />

Frankreich. Auch wenn der Umsatz im Vergleich zu den<br />

Bonbons der großen Lebensmittelkonzerne kleiner ist, sind<br />

sie durch eine raffinierte Verkaufsmethode überall zu finden.<br />

Denn die Anis de Flavigny waren die ersten Süßigkeiten,<br />

die an den Bonbonautomaten der Pariser Metro verkauft<br />

wurden. Man findet sie ebenso an Autobahnraststätten,<br />

Zeitungskiosken, Bahnhöfen und Flughäfen.<br />

Ganz der Tradition entsprechend werden die Anisbonbons<br />

noch immer in den kleinen ovalen Schachteln verkauft,<br />

die mit netten Zeichnungen versehen sind. Die Abbildungen<br />

erzählen die Romanze eines Schäfers mit seiner<br />

Schäferin, eine unsterbliche Liebesgeschichte, die seit jeher<br />

mit der Marke verbunden ist.<br />

Catherine Troubat, Direktorin dieser Bonbonfabrik,<br />

steht an der Spitze eines Familienunternehmens mit 25<br />

Mitarbeitern. Mitten in der alten Abtei der Benediktiner,<br />

heute in Familienbesitz, hat die Arbeitsatmosphäre so gar<br />

nichts von einer Fabrik. Die Leute halten zwischendurch<br />

ein Schwätzchen, manche von ihnen arbeiten schon in der<br />

dritten Generation in dem Unternehmen. Die Direktorin ist<br />

bei allem Erfolg eine einfache Frau geblieben, die von sich<br />

sagt, dass ihr Freiheit viel bedeute und dass ihr der Duft<br />

von Rosen und das Lachen von Kindern wichtiger sei als<br />

ein dickes Bankkonto.<br />

So herrscht in der ehemaligen Abtei eine leichte und<br />

freudige Stimmung und man spürt eine Lebenseinstellung,<br />

die mit der Einfachheit des kleinen weißen Anisbonbons<br />

korrespondiert: Der Wille nach einem unkomplizierten<br />

und authentischen Leben, das man mit zufriedenen Kunden<br />

teilen will.<br />

Catherine Troubat, Direktorin der Bonbonfabrik.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 91


Art de vivre Chantals Rezept<br />

«<br />

Aus<br />

Burgund kennen wir den berühmten Dijon-<br />

Senf. Ob scharf, mittelscharf oder süß, er ist in jedem<br />

Haushalt zu finden und wird häufig zum Kochen<br />

verwendet. Vom Kaninchen mit Senfkruste gibt es viele<br />

verschiedene Rezepte und ich möchte Ihnen heute zwei<br />

Varianten vorstellen, die in unserer Familie immer am<br />

meisten Anklang gefunden haben. Bon appétit!»<br />

Chantal, Kochexpertin von Frankreich<br />

erleben, beantwortet gerne Ihre Fragen:<br />

chantal@frankreicherleben.de<br />

Für 6 Personen<br />

Vorbereitungszeit: 10 min<br />

Garzeit: 30 min<br />

Lapin à la Moutarde<br />

92 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>


Zutaten<br />

1 Kaninchen (1 kg bis 1,5 kg), zerteilt<br />

1 EL scharfer Senf (mit ganzen Körnern)<br />

2 EL Haselnussöl<br />

4 EL Crème Fraîche<br />

1 EL gehackter Schnittlauch<br />

Salz, Pfeffer<br />

2. Variante:<br />

150 ml trockener Weißwein<br />

Zubereitung<br />

•<br />

Die Kaninchenteile großzügig mit dem Senf be streichen, in<br />

einen Bräter legen und mit dem Haselnussöl übergießen.<br />

• Das Kaninchen fünf Minuten lang in den bei 230 Grad<br />

vorgeheizten Backofen stellen. Danach mit etwas Wasser<br />

aufgießen und das alle fünf Minuten wiederholen. Das<br />

Kaninchen darf nicht zu trocken werden. Bei Bedarf die<br />

Garzeit verlängern, aber Vorsicht: Das Fleisch gart schnell.<br />

• Das Kaninchen aus dem Ofen nehmen<br />

und die Fleischteile warm stellen.<br />

• Soßenvariante ohne Weißwein:<br />

Den Bratensaft auf hoher Flamme aufkochen lassen<br />

und das Gemisch aus Senf und Crème-Fraîche mit<br />

einem Holzlöffel gründlich unterrühren. Mit Salz<br />

und Pfeffer abschmecken und Petersilie verfeinern.<br />

Die Kaninchenteile mit der Soße servieren.<br />

• Soßenvariante mit Weißwein:<br />

Den Bratensaft auf hoher Flamme aufkochen lassen, den<br />

Weißwein hinzugeben und ganz verkochen lassen. Das<br />

Gemisch aus Senf und Crème-Fraîche gründlich unterrühren.<br />

Mit Salz und Pfeffer abschmecken und Petersilie<br />

verfeinern. Die Soße mit den Kaninchenteilen servieren.<br />

Serviervorschlag<br />

•<br />

Zum Kaninchen in Senfkruste passen gut<br />

Tagliatelle mit Champignons oder Kartoffelpüree.<br />

Weinempfehlung<br />

• Gut eignet sich zu diesem Gericht ein Chinon.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> · 93


Leserbriefe<br />

Im Zuge einer Fotoreportage habe ich<br />

an irgendeiner Tankstelle Deutschlands<br />

Ihr Heft entdeckt. Unsere Familie ist seit<br />

fünf Jahren eingefleischter Frankreichfan,<br />

inklusive Hund. Ihr Heft beschert<br />

uns alle zwei Monate einen traumhaften<br />

Kurzurlaub in unserem Lieblingsland.<br />

Die Fotos sind wunderbar, die Texte<br />

lassen uns als Leser die Reportage miterleben<br />

und fühlen. Vielen Dank für das<br />

wunderschöne Heft.<br />

Andrea Schneider, Coesfeld<br />

Ich lese seit ca. einem halben Jahr<br />

Ihre Zeitschrift und finde sie von der<br />

Aufmachung und vom Inhalt her sehr<br />

lesenswert. Seit Juni 2007 gibt es ja nun<br />

die neuen Verbindungen mit ICE und<br />

TGV von Deutschland nach Frankreich,<br />

die ich selber schon mehrfach<br />

genutzt habe. Privat bin ich Webmaster<br />

der Webseite http://www.TGV-Fanpage.de.<br />

Schauen Sie gerne mal auf meiner<br />

Webseite vorbei. Im angeschlossenen<br />

Forum habe ich Ihre Zeitschrift bereits<br />

weiterempfohlen.<br />

Sascha Jokiel, per E-Mail<br />

Ich bin seit der ersten Ausgabe<br />

Abonnentin Ihrer Zeitung und nach<br />

wie vor begeisterte Leserin! Unsere<br />

Urlaubsreisen führen uns seit fast 20<br />

Jahren in dieses wunderschöne Land.<br />

Besonders amüsant ist die Rubrik<br />

Kulturschock. Außerdem hat mir in<br />

der letzten Ausgabe das Interview mit<br />

Jobst Plog sehr gut gefallen, der jedem<br />

Frankreichkenner aus der Seele spricht.<br />

Meine Tochter hatte das Glück, ein<br />

mehrmonatiges studienbezogenes<br />

Hat Ihnen unser Magazin gefallen?<br />

Haben Sie Verbesserungsvorschläge<br />

oder Anregungen? Schreiben Sie uns.<br />

Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!<br />

Per E-Mail: leserbriefe@frankreicherleben.de<br />

Per Brief:<br />

Frankreich erleben - Leserbriefe -<br />

Globus Medien GmbH<br />

Erich-Weinert-Str. 22 · 10439 Berlin<br />

Per Fax: +49 (0)30 920372065<br />

Prak tikum in Frankreich zu absolvieren<br />

und hatte somit die Möglichkeit in das<br />

fran zösische Alltagsleben einzutauchen.<br />

Sie kann den allgemeinen Eindruck von<br />

Jobst Plog über die leichtere französische<br />

Lebensart nur bestätigen. Schade,<br />

dass wir Deutschen in vielen Dingen so<br />

un nötig kompliziert und problembeladen<br />

sind, deshalb macht es noch mehr<br />

Freu de, zu unseren Nachbarn zu reisen!<br />

Constanze Witten, Hannover<br />

Mein Mann und ich sind seit dem<br />

ersten Heft begeisterte Abonnenten<br />

Ihres wunderbaren Magazins. Ich bedauere<br />

es immer wieder sehr, dass es<br />

zu diesem Heft keinen Jahreskalender<br />

gibt. Sie haben so tolle Fotos in ihren<br />

Heften, vielleicht könnte man damit<br />

einen schönen Bildkalender, eventuell<br />

sogar mit Reiseinformationen zusammenstellen.<br />

Mein jetziger Frankreichkalender<br />

hängt nun schon das zweite<br />

Jahr in meinem Büro, da ich noch keine<br />

Alternative gefunden habe. Momentan<br />

habe ich die Befürchtung, dass er auch<br />

noch ein drittes Jahr hängen wird.<br />

Hilka Bruns-Aulich, Wunstorf<br />

Redaktion: Es ist möglich, dass wir für 2010<br />

gute Nachrichten für Sie haben werden.<br />

Ich bin begeistert von dem deutschsprachigen<br />

Frankreich-Magazin, besitze<br />

jede Ausgabe und genieße es,<br />

im mer mal wieder auf einzelne Artikel<br />

zurück greifen zu können. Gibt<br />

es etwas Ver gleich bares für England/<br />

Großbritan nien in ihrem Verlag?<br />

Ursula Köpnick, per E-Mail<br />

Redaktion: Leider nicht.<br />

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu veröffentlichen.<br />

Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links nach rechts,<br />

oben nach unten): Titel: Javiergil, Dreamstime.com • S.3: Ajc Presse<br />

• S.4: Ajc Presse ; Jean-Claude Carbonne, OT Aix-en-Provence; Ajc<br />

Presse, Serge Robin; Globus Medien, Sten Beneke • S.5: Hôtel Ritz;<br />

OT Le Havre Pointe de Caux; Ricard • S.6-7: Angélique Clément, OT<br />

de Paris; Ajc Presse • S. 8: OT Antibes• S.10-11: Jean-Marie Laugery,<br />

Château de Castelnaud • S.12: Ajc Presse, Serge Robin, Luis Encinas •<br />

S.14-16: Ajc Presse, Serge Robin • S.17: Jean-Marie Laugery, Château<br />

de Castelnaud S.<strong>18</strong>-19: Ajc Presse, Serge Robin • S.20-21: Laugery,<br />

Château de Marqueyssac ; Château des Milandes • S.22-25: Ajc<br />

Presse, Serge Robin • S.26-27: Grotte de Rouffignac • S.28: Serge<br />

Robin, Ajc Presse • S.29-31: Grotte de Rouffignac • S.32-34: Ajc<br />

Presse, Serge Robin • S.36-37: OT Brantôme; Serge Robin, Ajc Presse<br />

• S.38-41: Serge Robin, Luis Encinas, Ajc Presse • S.45: Chantal<br />

Cobac für Ajc Presse • S.46: Hôtel Ritz Paris • S.47: Hôtel Royal<br />

Monceau Paris • S.48: Hôtel Georges V Paris; Hôtel Ritz Paris • S.49:<br />

Hôtel Ritz Paris, Hôtel de Crillon Paris • S.50: Sénat • S.52: David<br />

Lefranc, OT Paris • S.53: Sénat • S.54-55: Présidence Française de<br />

l’Union Européenne <strong>2008</strong> • S.56: Serge Robin, Ajc Presse • S.60-61:<br />

Serge Robin, Ajc Presse • S.62: Jean-Claude Carbonne, OT Aix-en-<br />

Provence ; Serge Robin, Ajc Presse • S.64: OT Aix-en-Provence; Serge<br />

Robin, Ajc Presse • S. 65: Ajc Presse • S.66-70: Globus Medien, Sten<br />

Beneke • S.72-75: Ajc Presse, Serge Robin • S.76-77: Hôtel L’ermitage<br />

• S.78: Arte, DR • S.80-83: OT Le Havre Pointe de Caux • S.84-87: DR<br />

• S.88-89: Ricard • S.90-91: Les Anis de Flavigny • S.92-93: Mat, Ajc<br />

Presse • S.98: Ajc Presse; Sacha Ziegler; P.Pj, Globus Medien.<br />

Impressum<br />

Frankreich erleben erscheint im Verlag<br />

Globus Medien GmbH<br />

Erich-Weinert-Str. 22 · 10439 Berlin<br />

Telefon: +49 (0)30 50178145<br />

Fax: +49 (0)30 920372065<br />

info@frankreicherleben.de<br />

www.frankreicherleben.de<br />

Abonnentenbetreuung & Heftnachbestellungen:<br />

Frankreich erleben-Aboservice<br />

Postfach 10 32 45 · 20022 Hamburg<br />

Telefon: +49 (0)30 61105366<br />

Fax: +49 (0)30 61105367<br />

frankreicherleben@interabo.de<br />

www.frankreicherleben.de<br />

ISSN: <strong>18</strong>61-4256<br />

Herausgeber: Markus Harnau<br />

Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Jean-Charles Albert<br />

Redaktionsbüro:<br />

Ajc Presse · 42, rue Henri IV · 33000 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 440<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />

Jean-Julien Bault, Sten Beneke, Walter Bianchi, Chantal<br />

Cobac, Dominique Cache, Kristina von Domarus, Stefanie<br />

Dracker, Luis Encinas, Andrea Garbe, Dr. Jan Grasshoff,<br />

Ursula Hennigfeld, Olivier Huonnic, Noémie Mayaudon,<br />

Dr. Petra Morich, Gérard Rival, Serge Robin, Ester Segura<br />

Lektorat: Ina Muñoz, Susanne Ziegler<br />

Layout: Werner Hasselbach Design<br />

Anzeigen Deutschland, Österreich und Schweiz:<br />

corps. Corporate Publishing Services GmbH<br />

Kasernenstraße 69 · 40213 Düsseldorf<br />

Anzeigenleitung: Stefanie Heine<br />

Telefon: +49 (0)211 887-3171<br />

stefanie.heine@corps-verlag.de<br />

Auftragsmanagement: Tatjana Kampermann<br />

Telefon: +49 (0)211 887-3<strong>18</strong>2<br />

tatjana.kampermann@corps-verlag.de<br />

Anzeigen Frankreich:<br />

Laurent Fournerie<br />

Ajc Presse · 65, avenue du Prado · 13006 Marseille<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 441<br />

lfournerie@frankreicherleben.com<br />

Gültige Anzeigenpreisliste: 3/2007<br />

Druck: Neef + Stumme GmbH & Co. KG<br />

Vetrieb:<br />

BPV Medien Vertrieb GmbH & Co. KG<br />

Römerstraße 90 · 796<strong>18</strong> Rheinfelden<br />

Telefon: +49 (0)7623 964-0<br />

Fax: +49 (0)7623 964-259<br />

www.bpv-medien.com<br />

Sämtliche Informationen sind nach bestem Wissen und<br />

mit Sorgfalt zusammengestellt. Eine Gewährleistung für<br />

die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernom<br />

men werden. Der Verlag übernimmt keine Haftung für<br />

un ver langte Einsendungen. Die Redaktion behält sich die<br />

Kür zung und Bearbeitung von Leserbriefen vor. Es gelten die<br />

Geschäftsbedingungen des Verlags. Beiträge, Fotos und grafische<br />

Darstellungen sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck,<br />

auch auszugsweise, Vervielfältigung auf foto mechanischen<br />

und anderen Wegen sowie Nutzung auf Da ten trägern<br />

bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Verlags.<br />

Frankreich erleben erscheint alle zwei Monate und ist im gut<br />

sortierten Zeitschriftenhandel in Deutschland, Österreich, der<br />

Schweiz, Luxemburg und Südtirol sowie per Abonnement<br />

erhältlich.<br />

Einzelpreise im Handel: 4,90 E (D), 5,50 E (A), 9,60<br />

CHF (CH), 5,90 E (F/L/B/NL), 6,50 E (I)<br />

Abonnement (Preise pro Jahr): 25,20 E (D), 29,70 E<br />

(A), 57,60 CHF (CH), alle anderen Länder: 39,50 E<br />

Bezugspreise beinhalten, wo erforderlich, die gesetzliche<br />

Mehrwertsteuer.<br />

© <strong>2008</strong> Globus Medien GmbH, Berlin<br />

94 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>


Haben Sie eine Ausgabe von<br />

Frankreich erleben verpasst?<br />

Restexemplare<br />

ausverkauft<br />

ausverkauft<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 1<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 2<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 3<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 4<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 5<br />

ausverkauft<br />

ausverkauft<br />

Restexemplare<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 6<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 7 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 8<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 9<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 10<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 11 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 12 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 13 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 14 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 15<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 16 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 17<br />

Bestellen Sie noch<br />

heute die fehlenden<br />

Ausgaben nach!


Übersicht der<br />

Reisethemen, nach<br />

Regionen geordnet:<br />

7<br />

8<br />

6<br />

5<br />

9<br />

1 Paris und Umgebung Heft <strong>Nr</strong>.<br />

Paris - Die Sainte-Chapelle in Schönheitskur 17<br />

Tuilerien - Paris träumt vom Wiederaufbau seines alten Stadtschlosses 17<br />

Kunst - Musée du Montparnasse 16<br />

Alle 20 Arrondissements 15<br />

Stadtentwicklung - Neue Hochhäuser für Paris? 14<br />

Cité de l’Immigration - Ein notwendiges Museum 13<br />

Vaux-le-Vicomte - Wenn Größenwahn zum Verhägnis wird 12<br />

Barbizon - Nabel der französischen Landschaftsmalerei des 19.<br />

Jahrhunderts<br />

12<br />

Fontainebleau - Kleines Paradies der Glückseligkeit 12<br />

Parc de Sceaux - Wenn der Park im Mittelpunkt steht 12<br />

Rambouillet - Ein Schloss für den Präsidenten 12<br />

Saint-Germain-en-Laye - Sinnbild eines elitären Lebensgefühls 12<br />

Parc de Saint-Cloud - Schlosspark ohne Schloss 12<br />

Auvers-sur-Oise - Van Goghs letzte Ruhestätte 12<br />

Chantilly - Schloss, Pferde, Schlagsahne 12<br />

Pierrefonds - Beschaulichkeit versus Monumentalität 12<br />

Kommunalpolitik - Paris erlebt eine Fahrradrevolution 12<br />

Fondation Le Corbusier - Das Erbe eines polarisierenden Architekten 12<br />

Gastronomie - Preiswert essen in Paris 12<br />

Paris La Défense - Paris‘ futuristisches Gesicht 10<br />

Paris 14e - Stadtspaziergang durch das 14. Arrondissement 9<br />

Paris-CDG - Hinter den Kulissen des Pariser Flughafens Charles-de-Gaulle 8<br />

Opéra National de Paris - Eine Bühne für das Publikum 7<br />

Paris Rive Gauche - Zukünftiges 7<br />

Restaurant - Café Marly, Pariser Chic im Louvre 6<br />

Shoppingtour - Auf Einkaufstour durch Paris mit einem der legendärsten<br />

Autos Frankreichs, der Ente<br />

6<br />

Palais-Royal - Die Renaissance des Shoppings 6<br />

Avenue Montaigne - Nächtlicher Bum mel über die Pariser Luxusmeile 6<br />

Kaufhäuser - Mythos Grands Magasins: vom «Paradies der Damen» zum<br />

Konsumtempel<br />

6<br />

Maison de Balsac, Musée Gustave Moreau, Fondation Cartier 5<br />

Mac/Val - Zeitgenössischer Kunst tempel in einem Vorort von Paris 3<br />

Gastronomie - Chez Antoine 1<br />

Pariser Bistros 1<br />

Die Gewächs häuser von Auteuil 1<br />

Interview - Anne Hidalgo 1<br />

Märkte - Jedem seinen Markt 1<br />

Stadtteile - Spaziergang durch eine sinnliche Metropole 1<br />

Hotel - Hôtel des Académies et des Arts, Paris 11<br />

Hotel - Kube Rooms and Bars Paris 2<br />

2 Nordfrankreich Heft <strong>Nr</strong>.<br />

Côte d’Opale - Immer am Ärmelkanal entlang 14<br />

Centre Historique Minier - Die Geschichte des Bergbaus erleben 14<br />

Amiens - Kleine Kapitale der Picardie 14<br />

Baie de Somme - Paradies für Menschen und Vögel 14<br />

2<br />

1 3<br />

11<br />

4<br />

10<br />

12<br />

Karneval in Dünkirchen - Eine ganze Stadt feiert mit urigem Humor 13<br />

La Piscine - Ein Schwimmbecken als Eintrittskarte in die Welt der Kunst 10<br />

Auf Lille 2004 folgt lille3000, die Verwandlung geht weiter 6<br />

Lille - Frankreichs flämische Metropole 2<br />

Hotel - L‘Hermitage Gantois, Lille 5<br />

3 Elsass / Lothringen / Champagne Heft <strong>Nr</strong>.<br />

Elsass - Goethes amour fou in Sesenheim 17<br />

Gedenkkult - Charles de Gaulle, wohin man schaut 17<br />

Genuss - Le Chocolat, Schokoladenmuseum Straßburg 16<br />

Vittel - Vom Kurort zur Weltmarke 15<br />

Plombières-les-Bains - Thermale Freuden in den Vogesen 12<br />

Straßburg - Stadterneuerung als politisches Leitmotiv 11<br />

Wein - Jean-Paul Schmitt, ein Winzer mit Charakter und charaktervollen<br />

Weinen<br />

10<br />

Genuss - Madeleines, die süße Verführung aus Commercy 10<br />

Metz - Im Osten etwas Neues 9<br />

Burgen - Auf den Spuren des Mittelalters 8<br />

Elsässische Weinstraße - Eine Weingegend zeigt sich volksnah 8<br />

Mulhouse - Europäische Hauptstadt der Technikmuseen 8<br />

Dominikanerkloster Guebwiller - Wo Musik Grenzen überwindet 8<br />

Golf im Elsass - Geheimtipp unter Golfern 8<br />

Dorfleben - Eine Reise zu den fünf schönsten Dörfern des Elsass 8<br />

Colmar - Der Zauber der Nacht 8<br />

Sainte-Marie-aux-Mines - Besuch einer Silbermine aus dem 16. Jahrhundert 8<br />

Bugatti in Molsheim - Die Wiederentdeckung einer automobilen Legende 8<br />

Straßburg - Wenn Fachwerkhäuser auf Glaspaläste treffen 8<br />

Skifahren in den Vogesen - Mittelgebirge hinter der Grenze 7<br />

Elsass - Hochburg der Weihnachtsmärkte 6<br />

Wein - Champagner, Lebensgenuss pur 5<br />

Stockweiher - der Wolf im Schafspelz 3<br />

Hotel - Le Château-Fort, Sedan 16<br />

Hotel - Le Prestige Impérial, Plombières-les-Bains 12<br />

Hotel - Le Domaine du Lac, Guebwiller (Elsass) 9<br />

4 Burgund / Jura Heft <strong>Nr</strong>.<br />

Morvan - Einst vergessen, heute ein grüner Schatz 17<br />

Bibracte - Galliens Hauptstadt vom Staub befreit 17<br />

Guédelon - Die spinnen, die Burgunder! 17<br />

Wein - Montrachet, ein Wein der Extraklasse 17<br />

Skifahren im Jura - Landstrich der Geruhsamkeit 7<br />

Saline Royale - Salz des Lebens: die königliche Saline von<br />

Arc-et-Senans<br />

7<br />

Burgund - Mit dem Hausboot auf dem Canal du Nivernais 2<br />

Wein - Chablis, weißes Gold des Burgund 1<br />

Jura - Hundeschlittenfahren im hohen Norden... des Jura 1<br />

5 Loire-Tal Heft <strong>Nr</strong>.<br />

Loir-Tal - Die Poesie der Natur 14<br />

Wein - AOC Touraine, der Siegeszug des Sauvignon 12<br />

Wein - Vouvray 9<br />

Gastronomie - Chez Miton, Chahaignes 3<br />

Wein - Jasnières du Loir 3<br />

Fahrradtouren - Mit dem Fahrrad entlang der Loire 3<br />

Höhlenwohnungen - Moderne Troglodyten am Loir 3<br />

Als Schlossherr im Jahr 2006... 3<br />

Die etwas anderen Schlösser 3<br />

Wein - Domaine de Beauséjour 3<br />

6 Normandie Heft <strong>Nr</strong>.<br />

Mont-Saint-Michel - Übers Watt zum Klosterberg 16<br />

La Hague - Eine Reise ans Ende der Welt 16<br />

Pays d’Auge & Côte Fleurie - Natur und Luxus 16<br />

Spuren der Geschichte - Die Normandie unter Wilhelm dem Eroberer 16<br />

Mont-Saint-Michel - Die spektakuläre Rettung des Klosterbergs 10<br />

Trouville-sur-Mer - Bäderarchitektur vom Feinsten 8<br />

Camembert-Herstellung 3<br />

Le Havre - Frankreichs neuestes Weltkulturerbe 3<br />

7 Bretagne Heft <strong>Nr</strong>.<br />

Halbinsel Rhuys - Die wilde Schönheit der Bretagne 16<br />

Belle-Ile-en-Mer - Raues Eiland im Atlantik 11<br />

Le Pays des Abers - Die Bretagne im Kleinformat mit Fjorden wie im hohen Norden 9<br />

Rennes - Geschichtsträchtig und weltoffen 9<br />

Nantes-Brest-Kanal - Und aus der Mitte entspringt ein Kanal 9


Bretonische Lebensart - Mehr als nur Klischees? 9<br />

Genuss - Lichouseries, zuckersüße Köstlichkeiten aus der Bretagne 9<br />

Bretagne - Thalassotherapie: die heilsamen Kräfte des Meeres 2<br />

Hotel - Grand Hôtel Barrière, Dinard 6<br />

8 Atlantikküste Heft <strong>Nr</strong>.<br />

Genuss - Cannelés, knackige Hülle mit weichem Kern 17<br />

Bassin d’Arcachon - Eine Bootsfahrt, die ist lustig... 16<br />

Bordelais - Eine kleine Revolution: die Winery 15<br />

Biarritz - Vom Fischerdorf zum legendären Seebad 14<br />

Pont de Pierre - Die schönste Annäherung an Bordeaux 13<br />

Typisch Bordeaux - Wenn Kleinigkeiten zum Markenzeichen werden 13<br />

Bordeaux-Saint-Michel - Bodenständig und populär 13<br />

Stadterneuerung Bordeaux - Wenn das 21. Jahrhundert auf das <strong>18</strong>.<br />

Jahrhundert trifft<br />

13<br />

Bordeaux Rive Droite - Ein Ufer auf Identitätssuche 13<br />

Saint-Nazaire - Der Blick nach vorne 11<br />

Ein Traumwochenende im Bordelais 5<br />

Cordouan - Das kleine Versailles im Atlantik 5<br />

Portraits - Salzbauern, Austernzüchter, Kiwiproduzenten,<br />

die Berufe entlang der Küste<br />

4<br />

Hossegor - Wo Architektur den legendären Ruf eines Seebades begründet 4<br />

Nantes - Eine Stadt organisiert ihre kul turelle Metamorphose 4<br />

La Leyre - « Wenn du die Region wirklich kennen lernen möchtest,<br />

interessiere dich für die Leyre...»<br />

4<br />

Inseln - Ile de Noirmoutier und Ile d‘Yeu - das Leben vor der Küste 4<br />

Wein - Bordelais: Les Vignobles Peyvergès 2<br />

Aquarium von La Rochelle 2<br />

Bordeaux - Das Erwachen einer schlafenden Schönheit 1<br />

Hotel - Seeko’o Hotel, Bordeaux 13<br />

Hotel - Les Sources de Caudalie, Bordelais 3<br />

9 Zentralfrankreich / Pyrenäen Heft <strong>Nr</strong>.<br />

Cordes-sur-Ciel - Am Ende einer langen Reise 17<br />

Albi - Die ziegelrote Stadt am Tarn 15<br />

Lascaux - Weltberühmte Felszeichnungen von Zerstörung bedroht 15<br />

Moissac - Ein Glanzlicht der europäischen Kunstgeschichte 13<br />

Toulouse - Weltoffenheit und Lebenslust 12<br />

Erinnerungskultur - Versuch einer Zustandsbeschreibung am Beispiel von<br />

Oradour-sur-Glane<br />

11<br />

Genuss - Roquefort, le roi des fromages 11<br />

Skifahren im Zentralmassiv - Land der erloschenen Vulkane 7<br />

Skifahren in den Pyrenäen - Bergkette zwischen zwei Meeren 7<br />

Land der Katharer - Von Foix nach Carcassonne 4<br />

Viadukt von Millau - Die Brücke über den Wolken 1<br />

Hotel - Hôtel Garonne, Toulouse 10<br />

10 Alpen / Rhone-Tal Heft <strong>Nr</strong>.<br />

Wein - Rhone-Tal, ein Weingebiet mit Vielfalt 16<br />

Briançon - Stade auf mehreren Etagen 15<br />

Annecy - Zwischen Urbanität und Alpenromantik 14<br />

Les 3 Vallées - Grenzenloses Wintersportvergnügen 13<br />

Barcelonnette - Einmal Mexiko und zurück 12<br />

Route des Grandes Alpes - Höhenrausch und Fernsicht 11<br />

Grenoble - Frankreichs Alpenmetropole auf Schönheitskur 11<br />

Evian, Thonon, Aix-les-Bains - Legendäre Kurbäder der Belle Epoque 11<br />

Yvoire - Mittelalterliches Flair am Genfer See 10<br />

Flusskreuzfahrt - Freizeitstress und Langsamkeit, Tagebuch einer<br />

Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />

10<br />

Skifahren in den Südalpen - Dem Mittelmeer so nah 7<br />

Skifahren in den Nordalpen - Gebirge der Superlative 7<br />

Wein - Die Wahrheit über den Beaujolais Nouveau 7<br />

Lyon - Eine Stadt entdeckt die Magie des Lichts 3<br />

Hotel - Collège Hôtel, Lyon 14<br />

Hotel - Hameau Albert 1er, Chamonix 7<br />

11 Mittelmeerküste / Provence Heft <strong>Nr</strong>.<br />

Marseille - Panier-Viertel, Marseille pur 16<br />

Mougins - Picassos letzter Wohnort 13<br />

Nizza - Kunst erobert die Stadt 11<br />

Die Provence wie im Film - Auf den Spuren von «Jean Florette» und<br />

«Manons Rache»<br />

10<br />

Flusskreuzfahrt - Freizeitstress und Langsamkeit, Tagebuch einer<br />

Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />

10<br />

Luberon - Eine Reise zu den Farben der Provence 10<br />

Massif de la Sainte-Baume - Auf dem Dach der Provence 10<br />

Camargue - Land zwischen Fluss und Meer 9<br />

Cevennen - Das Rätsel der Höhle von Trabuc 7<br />

Musée du Désert - Auf den Spuren des eigenen Namens 6<br />

Circuit du Var - Erste Formel-1-Fahrschule der Welt 6<br />

Marseille - 10 Gründe, die Hafenstadt zu mögen 5<br />

Narbonnaise - Ein Morgen mit Gérard beim Aalfang... 4<br />

Bambouseraie - Die Poesie eines 150 Jah re alten Bambusgartens 4<br />

Gastronomie - Calissons 2<br />

Confiserie - Wo Blüten zu süßen Köstlichkeiten werden 2<br />

Villages perchés - Wo Dörfer auf Gipfeln thronen 2<br />

Saint-Tropez - Wo der Luxus zu Hause ist 2<br />

Hotel - Domaine de Verchant, Montpellier 17<br />

Hotel - Dolce Frégate, Provence 15<br />

Hotel - HI, Nizza 8<br />

Hotel - Le Delos, Mittelmeerküste 4<br />

12 Korsika Heft <strong>Nr</strong>.<br />

Calvi - Perle im Nordwesten Korsikas 8<br />

Restaurant - A Pineta, Ajaccio 5<br />

Mit der Eisenbahn durch Korsikas Bergwelt 5<br />

Gorges de la Restonica, Korsikas alpine Seite 5<br />

Städtevergleich - Bastia versus Ajaccio 5<br />

Wenn Landstraßen zu Traumstraßen werden 5<br />

Hotel Casadelmar, Porto-Vecchio 1<br />

Bestellen Sie noch heute:<br />

• Coupon per Fax an:<br />

+49 (0)30 / 61 10 53 67<br />

Solange<br />

der Vorrat<br />

reicht<br />

Vorname / Name<br />

Straße<br />

PLZ / Ort<br />

• Coupon per Post an:<br />

Frankreich erleben-Aboservice<br />

Postfach 10 32 45<br />

20022 Hamburg<br />

• Im Internet:<br />

www.frankreicherleben.de<br />

Dies ist ein Angebot der Globus Medien GmbH,<br />

Amtsgericht Charlottenburg HRB 114411B,<br />

Geschäftsführer: Markus Harnau. Abo-Vertrieb:<br />

interabo Betreuungs-GmbH, Amtsgericht Hamburg<br />

HRB 35763, Geschäftsführer: Uwe Flashaar.<br />

Ja, Ich bestelle die folgende(n)<br />

Ausgabe(n) von Frankreich erleben<br />

für 4,90 € pro Heft zzgl. Ver sandkosten<br />

pauschale. Diese be trägt<br />

innerhalb Deutschlands 1,00 € fürs<br />

erste Heft und 0,50 € für je des weitere<br />

Heft. Andere Länder: 2,00 € fürs erste<br />

Heft und 1,00 € für jedes weitere Heft.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 1<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 3<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 5<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 7<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 9<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 10<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 11<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 12<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 13<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 14<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 15<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 16<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 17<br />

Land<br />

Telefonnummer für Rückfragen<br />

Den Bestellpreis<br />

ziehen Sie bitte von meinem Bankkonto ein (nur von deutschem Konto möglich):<br />

Kontonummer<br />

Bankleitzahl<br />

Geldinstitut<br />

belasten Sie bitte meiner Kreditkarte: Visa MasterCard AMEX Diners Club<br />

Kartennummer<br />

Datum, Unterschrift<br />

Gültig bis Monat/Jahr<br />

Mit meiner zweiten Unterschrift nehme ich zur Kenntnis, dass diese Bestellung innerhalb von 14 Tagen<br />

beim Leserservice schriftlich ohne Angabe von Gründen widerrufen werden kann.<br />

Werbecode: <strong>18</strong>/08<br />

Datum, Unterschrift


VoRschau<br />

Guadeloupe<br />

Wo Frankreich karibisch ist<br />

Paris<br />

Für 3 Euro mit<br />

dem Miet fahr rad<br />

entlang der Seine<br />

Atlantikküste<br />

Unterwegs auf der Ile de Ré<br />

Aigues Mortes<br />

Festungsstadt in der Camargue<br />

Bretagne<br />

Die Menhire von Carnac<br />

... und viele<br />

weitere Themen<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 19 - Januar / Februar 2009 erscheint am 17. <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong><br />

98 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong>


Wenn ich groß bin,<br />

werde ich Ärztin,<br />

damit kein Kind<br />

mehr an Hirntumor<br />

sterben muss!<br />

Auch Sie<br />

können helfen.<br />

Deutsche Hirntumorhilfe e.V.<br />

Karl-Heine-Straße 27 · 04229 Leipzig<br />

Telefon: 0341.5 90 93 96<br />

Telefax: 0341.5 90 93 97<br />

E-Mail: info@hirntumorhilfe.de<br />

Internet: www.hirntumorhilfe.de<br />

Spendenkonto: Sparkasse Muldental<br />

BLZ 860 502 00 · Kto-<strong>Nr</strong>. 10 100 36 900


Nutzen Sie den Tages-Pass!<br />

Profitieren Sie vom Versailles-Tages-Pass und erhalten Sie<br />

bevorzugten Eintritt zu den Ausstellungen und Rundgängen<br />

von Versailles. Im Preis inbegriffen ist die Hin- und Rückfahrt<br />

ab Paris. Fragen Sie an den Bahnhöfen der Ile-de-France<br />

einfach nach dem Ticket „Forfait Loisir“!<br />

Erleben Sie wechselnde Ausstellungen bedeutender<br />

klassischer und moderner Künstler!<br />

Bis 14. <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong> „Jeff Koons Versailles“<br />

Auskünfte unter +33 1 30 83 78 00<br />

www.chateauversailles.fr<br />

Genießen Sie großartige Konzerte in<br />

königlicher Umgebung!<br />

23.11.<strong>2008</strong> „Berlioz à Versailles“ (Dir. Marc Minkowski)<br />

22.12.<strong>2008</strong> „Concert pour Marie-Antoinette“ (Patricia Petibon)<br />

Weitere Konzerte bis Juni 2009<br />

Karten: + 33 1 30 83 78 88 · www.chateauversailles-spectacles.fr<br />

Besuchen Sie das Schlosses Petit Trianon!<br />

Das Prunkstück neoklassischer Architektur und Lieblingsschloss von<br />

Marie-Antoinette erstrahlt nach mehrjähriger Renovierung in neuem<br />

Glanz. Erleben Sie diese einzigartige Anlage, die zum ersten Mal<br />

als vollständiges Ensemble für das breite Publikum geöffnet wird!<br />

Fotos: © Christian Milet<br />

Öffnungszeiten: Schloss von Versailles Di bis So ab 9 Uhr · Gebäude von Marie-Antoinette und das Trianon täglich ab 12 Uhr

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!