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Hinz&Kunzt 327: Ich leb jetzt im Hotel

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Zahlen des Monats<br />

Was Altenpffleger*innen verdienen<br />

„Wir brauchen dauerhaft<br />

bessere Löhne“<br />

11,35 Euro<br />

brutto die Stunde sollen Altenpfleger*innen mindestens verdienen – so schreibt es der<br />

allgemeinverbindliche Branchen-Mindestlohn vor (Ostdeutschland: 10,85 Euro).<br />

Doch gibt es auch Pflegekräfte, die mit weniger Geld abgespeist werden. Irina H. (Name geändert, Red.)<br />

etwa bekam nur 9,50 Euro die Stunde bezahlt: Ihr Arbeitgeber, ein Seniorenhe<strong>im</strong> <strong>im</strong><br />

Hamburger Umland, hatte sie – obwohl sie Menschen pflegte – als Hauswirtschaftshelferin eingestellt.<br />

„So sollte der Mindestlohn umgangen werden“, sagt Aldona Kucharczuk von der Servicestelle<br />

Arbeitnehmerfreizügigkeit, die die Betrogene dabei unterstützt, den fehlenden Lohn einzuklagen.<br />

Niedrige Löhne in der Branche sind auch deshalb möglich, weil viele Beschäftigte ihre<br />

Rechte nicht kennen. „Und wir tun uns schwer damit, in die Betriebe reinzukommen“, sagt<br />

Norbert Proske von Verdi Hamburg selbstkritisch. Bundesweit arbeitet laut Gewerkschaft nicht<br />

mal die Hälfte aller Pflegekräfte zu tariflichen oder tarifähnlichen Bedingungen,<br />

in Hamburg sind es sogar nur rund ein Drittel.<br />

Verdi möchte gute Arbeitsbedingungen in einem bundesweiten Tarifvertrag regeln, scheitert<br />

mit diesem Ansinnen jedoch vor allem am Widerstand kommerzieller Pflegeanbieter.<br />

Zumindest die Löhne in der Altenpflege werden bald steigen: Nach dem Willen der<br />

Bundesregierung sollen Helfer*innen ab September 2021 mindestens 12 Euro die Stunde<br />

verdienen, Fachkräfte sogar mindestens 15 Euro.<br />

Weil Altenpfleger*innen in diesen Tagen Außergewöhnliches leisten, sollen sie <strong>im</strong> Juli zudem<br />

bis zu 1500 Euro als steuerfreie Prämie ausbezahlt bekommen (Auszubildende: 900 Euro).<br />

„Das ist auf jeden Fall eine Anerkennung“, sagt Michael Imbusch. Der 55-Jährige arbeitet<br />

seit mehr als 20 Jahren als Helfer in der ambulanten Altenpflege und verdient für 35 Stunden<br />

die Woche rund 2450 Euro brutto <strong>im</strong> Monat bei der Evangelischen Stiftung Bodelschwingh.<br />

Wichtiger als die Prämie ist ihm jedoch die Frage, wie es nach der Coronakrise weitergehen wird:<br />

„Wir brauchen dauerhaft bessere Löhne, bessere Ausstattung und eine bessere Personalausstattung.“ •<br />

TEXT: ULRICH JONAS<br />

ILLUSTRATION: ESTHER CZAYA<br />

Mehr Infos <strong>im</strong> Internet: www.gesundheit-soziales.verdi.de<br />

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