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1| 2<strong>01</strong>7 Deutschland € 15 Österreich € 16,90 Italien € 18,50 Schweiz chf 30,00<br />
4197772 515002 <strong>01</strong><br />
J A H R H U N D E R T - P R O B E<br />
VEGA SICILIA<br />
<strong>Madeira</strong> Burgund Österreich Nahe Stuart Pigott<br />
Eine Wiederentdeckung Die Domaine Mugnier Die Großen vom Neusiedler See Korrell Johanneshof Das neue Médoc
DAS MADEIRA-PARADOX<br />
SO BERÜHMT<br />
WIE UNBEKANNT<br />
Zwischen Meer und Gebirge: Taghell ist es am Hafen<br />
von Funchal, einem beliebten Ziel für Kreuzfahrtschiffe<br />
– auch bei Nacht. Tausende Lichter ziehen sich<br />
wie funkelnde Perlenschnüre die Hänge hinauf.<br />
Kein Wein der Welt ist so langlebig wie der <strong>Madeira</strong>, kein anderer<br />
schmeckt nach hundert Jahren noch so frisch. Auf der Vulkaninsel im<br />
Atlantik ist alles anders: Der alkoholverstärkte Wein reift und oxidiert<br />
in der Hitze, geöffnete Flaschen kann man über Jahre hinweg genießen.<br />
Von CHRISTIAN VOLBRACHT<br />
Fotos MARC VOLK<br />
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Zwischen damals und heute:<br />
Chris Blandy führt in siebter<br />
Generation das älteste <strong>Madeira</strong>haus,<br />
das 1811 von seinem<br />
Urahn John Blandy gegründet<br />
wurde. Der Engländer war<br />
drei Jahre zuvor aus gesundheitlichen<br />
Gründen auf die Insel<br />
gekommen.<br />
Nachbarinsel: <strong>Madeira</strong>, die Holz insel, die damals noch keine<br />
Blumeninsel war wie heute. Der Vulkankegel ragt fast zweitausend<br />
Meter hoch in die Wolken und fällt vier tausend Meter<br />
steil ins Meer ab. Im Auftrag des Infanten Heinrich der See fahrer<br />
besiedelten die Portugiesen das subtropische Archipel. Sie rodeten<br />
die Wälder mit Feuer, holten Sklaven aus Afrika und bauten<br />
Zuckerrohr, Getreide und Wein an. Dazu mauer ten sie die<br />
ersten Levadas, Kanäle zur Bewässerung der trockneren Südseite<br />
und zum Betrieb von Zuckermühlen, in die steilen Hänge.<br />
Die Flüssigkeit im Probierglas hat fast die goldbraune Farbe des<br />
polierten Holztischs. Am Rand zeigt der Wein grünliche Reflexe.<br />
In die Nase steigen Aromen von Karamell, Honig und Sirup,<br />
von getrockneten exotischen Früchten wie Mangos, Datteln,<br />
dazu Zigarrenkistenholz, rauchige Noten, dann Eindrücke von Gewürzen mit<br />
Pfefer und schließlich ein salziges Finale mit kräftiger, wunder bar frischer<br />
Säure. Kein Zeichen von Alter oder Schwäche. Es ist ein <strong>Madeira</strong> Verdelho<br />
Jahrgang 1850. Filipe D’Oliveira, Weinmacher in der sechsten Generation des<br />
Familien betriebs Pereira D’Oliveiras in der Hauptstadt Funchal, hält stolz die<br />
Flasche aus dem Gründungsjahr der Firma im Arm.<br />
1850: Da wird im Königreich Preußen nach der März revolution<br />
das DreiKlassenWahlrecht ein geführt, in Weimar findet die<br />
Urauführung von Richard Wagners Lohengrin statt. Einhundertsechsundsechzig<br />
Jahre später sitze ich vor der Kulisse alter Fässer<br />
und Regalen voller Flaschen im großen Degustationssaal von<br />
D’Oliveiras und koste alte und uralte <strong>Madeira</strong>s aus ver schiedenen<br />
Rebsorten: Sercial 1989, Boal 1908, Moscatel 1875, Verdelho<br />
1932: Jeder eine ausdrucksvolle Köstlichkeit mit Farben von<br />
Honig bis Bernstein und Kupfer, mit einem komplexen Spiel<br />
von warmen exotischen Aromen und erfrischender Säure. Ich<br />
verfalle dem Charme der süßen Sorten wie Malvazia 19<strong>01</strong> oder<br />
Boal 1908 und bin elektrisiert von der Brillanz der trocknen<br />
wie Sercial 1917 oder Terrantez 1880.<br />
Um <strong>Madeira</strong>s zu verstehen, muss man noch viel weiter<br />
zurück, bis in die Zeit vor Kolumbus. Im Jahr 1418 hatte der<br />
portugiesische Seefahrer João Gonçalvez Zarco mit seiner Karavelle<br />
im Sturm vor der nordwestafrikanischen Küste Schutz an<br />
einer kleinen Insel gefunden. Er nannte sie dankbar Porto Santo,<br />
heiliger Hafen. Ein Jahr später setzte er den Fuß auf die große<br />
Was auf <strong>Madeira</strong> heute als Entdeckung der Inseln<br />
bezeichnet wird, ist in Wahrheit nur ihre Kolonialisierung.<br />
Denn das unbewohnte Archipel vor der<br />
marokkanischen Küste war schon 1339 auf Seekarten verzeichnet.<br />
Es lag günstig für Seefahrer, die den Nordostpassat<br />
nutzen und ihre Vorräte an Wasser aufrischen wollten. Nach<br />
dem heutigen Stand der Forschung begann der Weinbau auf<br />
der Insel Porto Santo. Schon um 1450 notierte der venezianische<br />
See fahrer Alvise Cadamosto, dass auf <strong>Madeira</strong> Malmsey<br />
Reben aus Kreta wuchsen und gute Handelsweine liefer ten.<br />
Wichtige Märkte waren England und, nach der Entdeckung<br />
der Seewege durch Kolumbus und andere Seefahrer, Nordund<br />
Südamerika und Indien. Malmsey heißt noch heute der<br />
süßeste <strong>Madeira</strong>, wenn er auch inzwischen aus verschiedenen<br />
Malvasia Rebsorten gewonnen wird.<br />
Bei der Entstehung süßer gespriteter Weine wie Port und<br />
<strong>Madeira</strong> half wie bei der Entdeckung des Champagner verfahrens<br />
die Kellerei kunst von Mönchen. Es war schon früh üblich, vergorenen<br />
Wein mit Weinbrand haltbar zu machen. Doch erst<br />
im letzten Viertel des 17. Jahr hunderts verbreitete sich das<br />
Wissen, dass man den Alkohol auch früher zusetzen kann, um<br />
die Gärung abzubrechen und die Restsüße zu bewahren. Wahrscheinlich<br />
waren es englische Weinhändler, die diese Methode<br />
1678 beim Besuch eines Klosters im Porto Gebiet beobachteten<br />
und dann verbreiteten.<br />
Doch für die Erfindung des <strong>Madeira</strong>s brauchte es einen<br />
weite ren Schritt, der über die Herstellungsmethode von Portwein<br />
hinausführte: die Oxidation des Weins im warmen Fass.<br />
Der wahre Ursprung dieses Verfahrens ist nicht bekannt, obwohl<br />
man in <strong>Madeira</strong> gern die Geschichte vom glücklichen Zufall<br />
erzählt: Als der Kapitän eines Handelsschifes aus Funchal<br />
irgendwann zu Beginn des 18. Jahrhunderts eine Indien Ladung<br />
nicht vollständig verkaufen konnte, habe er die Fässer wieder<br />
in die Heimat mitgenommen, wo man erfreut feststellte, dass<br />
der Wein während der monatelangen Reise durch tropische<br />
Meere neue Geschmacksqualitäten gewonnen hatte. In Wahrheit<br />
waren schon viel früher Schife mit Fässern voll mit verstärktem<br />
Wein unterwegs, der als Ballast und als Getränk diente.<br />
1697 berichtete ein britischer Händler, in knapp drei Wochen<br />
hätten elf Schife rund siebenhundert Fässer Wein in Funchal<br />
geladen – mehr als vierhunderttausend Liter.<br />
Als Besonderheit wurde schon damals der MalmseyWein<br />
gerühmt. Unter den trocknen Trinkweinen galt der<br />
Sercial als der beste. In seinem Werk über die Weine der<br />
Erde bezeichnete der Franzose André Jullien 1816 den Sercial<br />
und den Riesling als langlebigste Weine überhaupt – wodurch<br />
der Sercial lange fälschlicherweise als Riesling Ableger angesehen<br />
wurde.<br />
Die auf Seereisen gereiften süßen Weine wurden immer<br />
beliebter. Für den englischen Markt transportierte man die<br />
Weine per Schif in extra großen BallastFässern nach West<br />
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Zwischen Kunst und Handwerk:<br />
Paula Cabaço ist die Präsidentin<br />
des staatlichen <strong>Madeira</strong>-Instituts,<br />
das auch für die traditionellen<br />
Stickereien zuständig ist. Seit 1979<br />
überwacht es die Ernten ebenso<br />
streng wie die Weinbereitung.<br />
Jedes Fass wird vom IVBAM mit<br />
einem Prüfsiegel versehen, jede<br />
Abfüllung sorgfältig dokumentiert.<br />
Zwischen Himmel<br />
und Erde: Unterm<br />
Dach von Blandy’s<br />
Wine Lodge ist Weinmacher<br />
Francisco<br />
Albuquerque ebenso<br />
zuhause wie zwischen<br />
modernen<br />
Stahl tanks. Er weiß:<br />
Der <strong>Madeira</strong> mag<br />
es warm.<br />
und Ostindien und zurück. »Wieso dieser Wein, der in ständig<br />
unruhiger Bewegung und brütender Hitze lag, die Fässer oft<br />
in fauligem Brackwasser untergetaucht, nicht völlig ungenießbar<br />
wurde, bleibt ein Rätsel«, wundert sich der Weinhistoriker<br />
Hugh Johnson. »Doch ganz im Gegenteil entfaltete er Milde<br />
und Geschmackstiefe, verlor aber nie jene pikante Lebendigkeit,<br />
die seinen Liebhabern oft das Gefühl einer etwas exzentrischen,<br />
aber doch hochgeschätzten Vertrautheit vermittelte.«<br />
Es war die Zeit des Vinho da Roda, des Weltumsegelungsweins,<br />
der von manchen Händlern noch bis ins ver gangene<br />
Jahrhundert angeboten worden ist. Doch die meisten<br />
<strong>Madeira</strong>Erzeuger begannen bald, sich die teuren Schifs reisen<br />
zu sparen und die tropische Sonne an Land zu imitieren. Einige<br />
Weine wurden zusätzlich mit unvergorenem Most gesüßt. Um<br />
den Wein teurer verkaufen zu können, ließ man die Fässer im<br />
Freien liegen oder packte sie unter die Dächer der Lager häuser –<br />
die noch heute übliche CanteiroMethode, benannt nach den<br />
Holzgestellen, auf die man die Fässer bettet. Manche Fässer vergrub<br />
man kurioserweise für mehrere Monate unter Pferdemist.<br />
Dann ging man dazu über, den Maderia zusätzlich zu<br />
erhitzen, direkt oder mit erwärmter Luft. 1794 entstand in<br />
Funchal die erste Estufa, ein Lagerhaus mit einem mächtigen<br />
Heizofen, der heißes Wasser erzeugte und für tropische<br />
Tempera turen sorgte. »Ein einziger Wein verdankt seinen Platz<br />
in der Geschichte der Brutalität, mit der er behandelt wurde«,<br />
schreibt Hugh Johnson: »<strong>Madeira</strong> ist ein Masochist.« Bei der<br />
EstufagemMethode muss der <strong>Madeira</strong> heute aber weit weniger<br />
leiden als früher. Die Erwärmung findet schonend in Stahltanks<br />
statt, in denen heißes Wasser von maximal fünfzig Grad<br />
durch Rohre oder eine doppelte Umwandung zirkuliert.<br />
Krisen wie die Reblausplage und Absatzprobleme durch<br />
die amerikanische Prohibition und die russische Revolution<br />
ließen die Produktion später stark zurückgehen. Heute hat<br />
<strong>Madeira</strong> wieder knapp fünfhundert Hektar Weinberge. Sie<br />
werden von dreimal so vielen Winzern bewirtschaftet, meist<br />
im Neben erwerb. Die Weingärten auf den Steilterrassen um<br />
Câmara de Lobos im Süden und um São Vicente im Norden<br />
sind im Schnitt nur ein Drittel Hektar groß, oft ganz winzige<br />
Parzellen neben Wohnhäusern.<br />
Heute hat sich die <strong>Madeira</strong>Produktion auf wenige renommierte<br />
Handelshäuser konzentriert. »<strong>Madeira</strong> ist so berühmt wie<br />
unbekannt«, sagt der Weinmacher Juan Teixeira von Justino’s,<br />
dem größten Erzeuger. Um das Paradox des ebenso unbekannten<br />
wie berühmten Weins zu verstehen, besuche ich neben<br />
ihm auch D’Oliveras, die <strong>Madeira</strong> Wine Company der Familie<br />
Blandy sowie den progressiven Neuerer Ricardo Diogo Freitas<br />
im Haus Barbeito. Es ist Hochsommer, Ende August. Auf der<br />
Insel steht das jährliche Weinfest zum Beginn der Ernte am<br />
5. September bevor.<br />
In Funchal zeigt Chris Blandy, in siebter Generation Chef des<br />
heute ältesten <strong>Madeira</strong>hauses, die Fassreifung im hölzernen<br />
Dachgeschoss des Firmensitzes, einem ehemaligen Klostergebäude,<br />
das jetzt Blandy’s Wine Lodge heißt. Das Gebäude ist<br />
der für Touristen geöfnete Schmuckkasten der Firma, denn der<br />
weitaus größte Teil der Produktion findet in einem Kellerei und<br />
Lagerkomplex im Nordosten der Insel statt. In Funchal lagern bei<br />
Temperaturen bis zu 38 Grad Celsius Weine in Sechshundert<br />
LiterFässern aus amerikanischer Eiche. »In diesem Jahr stieg<br />
die Außentemperatur bis auf 40 Grad«, sagt Blandy. Unter<br />
dem Dachfirst hängen Blechkanister, aus denen früher Alkohol<br />
in die Gärbottiche gegossen wurde. Am Boden stehen alte<br />
Korbgestelle mit Ballongläsern, in denen gereifter Wein zwischengelagert<br />
wird, damit er nicht weiter konzentriert und an<br />
Volumen verliert. »Im ersten Jahr verdunsten bis zu fünf Prozent<br />
des Weins, später noch jährlich um die zwei Prozent und<br />
weniger«, sagt Chris Blandy.<br />
In den unteren Etagen stehen Flaschen mit jahrzehntealten<br />
Weinen in den Regalen. Auch geöfnete <strong>Madeira</strong> Flaschen<br />
können stehend aufbewahrt werden. Da die Weine voll oxidiert<br />
sind, verändern sie sich nicht mehr, wenn sie mit Sauerstof<br />
in Kontakt kommen. So bleibt auch ein vor Jahrzehnten<br />
abgefüllter <strong>Madeira</strong> frisch, eine geöfnete Flasche kann man<br />
über Jahre verbrauchen, ohne dass der Wein verdirbt – wenn<br />
man es denn so lange aushält.<br />
In den Fluren liegen Metallrohre, denn nach den verheerenden<br />
Waldbränden im Juli wird eilig eine SprinklerAnlage<br />
eingebaut. Das Feuer hatte sich durch eine Schlucht bis in<br />
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Zwischen Berg und Tal: Im Pergola-Stil werden<br />
die Rebstöcke auf <strong>Madeira</strong> erzogen, die Parzellen<br />
sind klein. Mechanisierung ist kaum möglich,<br />
alles wird von Hand gemacht – auch hier an der<br />
Nordküste oberhalb von São Vicente.<br />
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Zwischen gestern und morgen: Als progressiver Neuerer des<br />
<strong>Madeira</strong> gilt Ricardo Diogo Freitas von Barbeito. Der Weinmacher<br />
ist Vorreiter eines frischeren Stils, der vor allem beim<br />
jüngeren Publikum sehr gut ankommt.<br />
die Stadt hinabgefressen. »Wir standen hier in der schlimmsten<br />
Brandnacht mit Wassereimern bereit«, sagt Chris Blandy.<br />
»In nur hundert Metern Entfernung sind einige Gebäude ausgebrannt,<br />
und hier ist alles aus Holz!« Hunderte von Fässern,<br />
tausende abgefüllte <strong>Madeira</strong>Flaschen bis zurück zum Jahr 1920<br />
blieben verschont, auch der private Keller mit Weinen bis ins<br />
achtzehnte Jahrhundert. Vorfahr John Blandy war 1808 nach<br />
<strong>Madeira</strong> gekommen, weil er im milden Klima der Insel von<br />
einer Krankheit genesen wollte, und hatte<br />
sich dort als Weinhändler etabliert. Sein Sohn<br />
kaufte während einer Mehltauplage im Jahr<br />
1852 viele alte Weine auf.<br />
Die Rebsorte Sercial ergibt trocknen<br />
<strong>Madeira</strong>, ein Verdelho ist halbtrocken,<br />
Terrantez kann halbtrocken oder halbsüß ausgebaut<br />
werden. BoalWein ist halbsüß, und<br />
MalvasiaTrauben liefern den süßesten Wein<br />
mit dem historischen Namen Malmsey. Dies<br />
alles sind weiße Sorten, doch wird der weitaus<br />
meiste <strong>Madeira</strong> aus roten TintaNegra<br />
Trauben gewonnen. Die sehr ertrag reiche<br />
Sorte bedeckt heute rund fünfundachtzig<br />
Prozent der Rebflächen. Sie gilt als Chamäleon<br />
und kann in verschiedenen Süße graden<br />
ausgebaut werden.<br />
Tinta Negra liefert auch die einfachen<br />
<strong>Madeira</strong>s mit nur kurzer Reifezeit. Auch wenn<br />
wir natürlich an erster Stelle an den großartigen<br />
Spitzenweinen der Insel interessiert sind, darf man<br />
nicht vergessen, dass Maderia vor allem als Kochwein und preiswerter<br />
Aperitif gehandelt wird. Von der verkauften Gesamtmenge<br />
von 3,3 Millionen Litern entfielen im Jahr 2<strong>01</strong>5 achtzig<br />
Prozent auf solche einfachen Weine ohne Alterungs angabe.<br />
Weitere zehn Prozent waren bis zu fünf Jahre alt. Von den restlichen<br />
zehn Prozent entfiel weniger als ein halbes Prozent – oder<br />
dreizehntausendvierhundert Flaschen – auf die alten Canteiro<br />
Jahrgangsweine, von denen das Image des <strong>Madeira</strong> profitiert.<br />
Das ist nicht viel anders als bei GrandCru Gewächsen und<br />
einfachen BordeauxWeinen.<br />
Mit Paula Cabaço, der Präsidentin des staatlichen<br />
<strong>Madeira</strong> WeinInstituts, geht es dann über steile<br />
Serpen tinen in die Weinberge bei São Vicente im<br />
regenreichen Norden der Insel. Der meiste Wein wird im<br />
Pergola Stil erzogen: Die Trauben hängen bis in Mannshöhe<br />
unter einem schattigen Dach aus Reben und Weinlaub, das von<br />
Holzlatten und Draht gehalten wird. Wie eine grüne Decke fließen<br />
die Reben über die Bodenterrassen, zwischen ummauerten<br />
Bananenplantagen und Wohnhäusern. »Die Mechanisierung<br />
des Weinbaus ist fast unmöglich, alles wird von Hand<br />
gemacht«, sagt Paula Cabaço. »Nur wenige <strong>Madeira</strong>händler<br />
besitzen eigene kleine Weinberge, man kauft die Trauben in<br />
Mengen von fünfhundert bis unter fünfzig Kilo bei oft mehreren<br />
hundert verschiedenen Besitzern.« Dabei sind die Erträge<br />
hoch, vor allem bei der roten TintaNegraTraube bis zu einhundertsiebzig<br />
Hektoliter pro Hektar.<br />
Später beim Essen gibt es OktopusSalat zu jungem trocknen<br />
<strong>Madeira</strong>, dann halbsüßen Boal zu Degenfisch, der aus viertausend<br />
Metern Tiefe geangelt wird, und süßen Malmsey zu<br />
Desserts mit Früchten, Schokolade oder Crème brûlée. Das<br />
Weininstitut, so erzählt Paula Cabaço, überwache den Anbau<br />
und die Ernten heute ebenso streng wie die Weinbereitung. Im<br />
Keller werden die Trauben entrappt und gespresst, die Gärung<br />
aber schon nach wenigen Tagen durch die Zufuhr von fünfundneunzigprozentigem<br />
neutralen Alkohol gestoppt. Der Zeitpunkt<br />
hängt davon ab, wie viel natürliches Zuckerpotential die<br />
Trauben haben. Danach kommt der meiste Most in die großen<br />
Stahltanks zum EstufagemProzess: Drei Monate lang wird<br />
der Wein mit 40 bis 50 Grad heißem Wasser erwärmt. Für die<br />
besse ren Weine mit Jahrgangs oder Alterungsangaben dient<br />
die CanteiroMethode: Die Weine reifen mehrere Jahre lang in<br />
warmen Lagerhäusern in Holzfässern, wobei sie durch die Verdunstung<br />
immer stärker konzentriert werden und durch den –<br />
für andere Weine so schädlichen – Kontakt mit Sauerstof oxidieren.<br />
Sie müssen mindestens zwei Jahre im Fass gelagert sein,<br />
bevor sie verkauft werden dürfen.<br />
Für die Bezeichnung der fassgereiften Weine gibt es ein<br />
ziemlich unübersichtliches System, das den gelegentlichen<br />
<strong>Madeira</strong>Konsumenten sehr verwirren kann. Die<br />
edelsten Jahrgangsweine tragen auf der kreideweiß beschrifteten<br />
Flasche den Jahrgang, die Rebsorte und das Abfülldatum.<br />
Sie müssen mindestens zwanzig Jahre ausschließlich nach der<br />
CanteiroMethode im Holzfass gereift sein. Steht Colheita auf<br />
der Flasche, bedeutet das mindestens fünf Jahre Fassreife mit<br />
oder ohne vorheriges EstufagemErhitzen. Bei anderen Abfüllungen<br />
sind Altersangaben wie fünf bis fünfzig sowie mehr als<br />
fünfzig Jahre erlaubt. Dazu kommen seit 1995 neue, jüngere Jahrgangsweine.<br />
Die Firmen haben viel Spielraum für die Bezeichnungen,<br />
um auch bei weniger alten Weinen den attraktiven<br />
Hinweis auf die Lagerung im Holzfass anbringen zu können.<br />
Denn natürlich gehört gerade zu einem Wein mit einer solch<br />
interessanten Vergangenheit das StoryTelling, die schönen<br />
Geschichten und Legenden. Mit <strong>Madeira</strong> hat man 1776 auf die<br />
amerikanische Unabhängigkeit angestoßen, auch die legendäre<br />
Fregatte Constitution wurde mit einer Flasche <strong>Madeira</strong> getauft.<br />
Präsident George Washington liebte den Wein. Napoleon bekam<br />
ein Fass des Jahrgangs 1792 geschenkt, als er auf dem Weg ins<br />
Exil im Jahr 1815 in Funchal Station machte. Es blieb aber ungeöfnet<br />
und wurde zwanzig Jahre nach dem Tod des ExKaisers<br />
wieder nach <strong>Madeira</strong> zurückgegeben und dort in Glasballons<br />
umgefüllt. In den 1950er Jahren konnte Winston Churchill den<br />
Wein noch einmal probieren. Nach einer weiteren schönen<br />
Legende soll der nach einem Komplott gegen seinen Bruder<br />
Edward IV. zum Tode verurteilte englische Duke of Clarence<br />
schon 1478 als Hinrichtungsmethode das Ertränken in einem<br />
Fass <strong>Madeira</strong> gewählt haben.<br />
Altersangaben für <strong>Madeira</strong>Weine sind vieldeutig: Ein<br />
als zwanzig Jahre alt bezeichneter Wein kann viel älter<br />
sein: Wenn er 1980 geerntet und im Jahr 2000 abgefüllt<br />
wurde, gilt er beim Verkauf im Jahr 2<strong>01</strong>7 weiter als zwanzig<br />
Jahre alt. Die oft weit über hundert Jahre alten Canteiro<br />
Rebsortenweine sind zwar so alt wie angegeben, haben aber<br />
keineswegs ihr ganzes Weinleben im Fass zugebracht. Manche<br />
wurden schon vor vielen Jahren auf Flaschen gezogen. Außerdem<br />
werden alte Weine vielfach in Glasballonflaschen oder<br />
Stahltanks zwischengelagert. Bei einem <strong>Madeira</strong> aus dem 19.<br />
oder gar 18. Jahrhundert kann man auch nicht immer sicher<br />
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man große Probleme mit dem Wein bekommen. Er ist einfach<br />
unzerstörbar.« Der Weinmacher begeistert sich: »<strong>Madeira</strong> ist<br />
der wandlungsfähigste Wein, den ich kenne. Sie machen alles,<br />
was Sie bei anderen Weinen vermeiden wollen, Oxi dation, Erhitzen.<br />
Was ihn etwa von Port unterscheidet, ist sein hoher Säuregrad.<br />
Dadurch bleibt er immer ausgewogen, selbst bei hohen<br />
Zuckerwerten von 125 Gramm.«<br />
Wichtig für die Verbesserung des <strong>Madeira</strong> seit den 1990er<br />
Jahren war die Verfeinerung der Erhitzungsmethode mit geringeren<br />
Temperaturen. »Früher wurden die Weine viel zu stark<br />
erhitzt, man bekam ein Aroma mit BrandNoten«, sagt Juan<br />
Teixeira. Heute konzentriere man sich auf die Weinberge und<br />
die Kellerei. »Die Trauben aus dem Süden und aus dem Norden<br />
sind unterschiedlich, auch das Alter der Stöcke spielt eine<br />
Rolle.« Für ihn sei problematisch, dass die Winzer oft auch<br />
andere Pflanzen wie etwa Gemüse unter den WeinPergolen<br />
anbauen. Im Keller werde jetzt mehr Sorgfalt bei der Selektion,<br />
beim Entrappen und beim Pressen angewandt. Er schaut etwas<br />
versonnen, wenn er an die Langlebigkeit der Weine denkt: »Mit<br />
unseren heutigen Methoden wird der <strong>Madeira</strong> in den nächsten<br />
hundert Jahren – wenn wir längst nicht mehr hier sind – noch<br />
besser sein als heute.«<br />
Ein wenig bedauert Juan Teixeira, dass er nicht alle <strong>Madeira</strong>s<br />
ihr volles Potential entfalten lassen darf: »Es ist ein Ver brechen,<br />
einen Wein zu töten, der noch reifen kann.« Aber die meisten<br />
Handelshäuser machten ihren Umsatz nun einmal mit jüngeren<br />
Weinen, und Justino’s sei von der Strategie seines französischen<br />
Eigentümers La Martiniquaise abhängig, eines der großen<br />
Spirituosenkonzerne der Welt. Die langsame Verdunstung des<br />
Weins im Fass, der »Anteil der Engel«, verringere das Volumen<br />
und koste damit auch Geld. Am Anfang seien das in kleineren<br />
Fässern rund zwei Prozent Wein pro Jahr, im Lauf der Zeit oder<br />
in großen Fässern weniger. Ich rechne nach: Wenn ein Wein<br />
jährlich 1,5 Prozent seines Volumens verliert, so ist nach fünfzig<br />
Jahren nur noch knapp die Hälfte übrig. Jedes zweite Glas<br />
haben dann also die Engel genossen.<br />
Zwischen trocken und süß: Justino’s ist der größte Erzeuger. Die Fässer<br />
müssen ständig überprüft und gelegentlich auch repariert werden.<br />
<strong>Madeira</strong> aus Sercial ist trocken, Malvasia liefert den süßesten Wein.<br />
sein, ob die Traubensorte korrekt angegeben ist und ob er nicht<br />
auch mit der EstufagemMethode erzeugt wurde.<br />
Francisco Albuquerque, der Weinmacher von Blandy‘s,<br />
zeigt in der neuen Produktionsstätte im Osten der Insel seine<br />
Schätze: Riesige Tanks, Lagerhallen mit Tausenden von Fässern.<br />
Da liegen jahrzehntealte Fässer mit verbeulten Böden, die<br />
ständig überprüft und in der eigenen Fass macherei repariert<br />
werden müssen, wenn sich ein Leck zeigt. Der Zweiundfünfzigjährige<br />
ist ein freundlicher Mann mit dichtem schwarzen Haar,<br />
trägt Jeans und ein dunkles blaues Hemd und eine dicke<br />
Silber kette um den Hals. Er war Experte für die Schweinezucht,<br />
bevor er im Selbststudium zu einem der herausragenden<br />
Wein macher der Insel wurde. Im Laborraum stehen viele<br />
kleine Probe flaschen, die älteste trägt die Jahreszahl 1840. In<br />
seinem Privatkeller hat Albuquerque sogar eine Flasche aus<br />
dem Kometenjahr 1811. Er erklärt, wie wichtig der besondere<br />
vulka nische Boden <strong>Madeira</strong>s für den Wein ist: »Es ist ein<br />
suppressiver Boden, der wenige Krankheiten entstehen lässt,<br />
reich an organischen Substanzen, viel Eisen und Phosphor,<br />
arm an Kalium.« All diese Elemente sorgen für die Säure des<br />
Weins. Hinzu kommt auch, dass keine zweite Gärung stattfindet,<br />
die Milchsäurebakterien also im Wein erhalten bleiben.<br />
Guten <strong>Madeira</strong> herzustellen, bedeutet, jährlich Tausende von<br />
Proben zu nehmen und sie geschickt zu ver schneiden. »Die<br />
Kunst des Alterns und Reifens besteht darin, das richtige Maß<br />
an Oxi dation und damit Konzen tration zu erreichen«, sagt<br />
Francesco Albuquerque.<br />
Er zeigt in seinem kleinen Labor, wie ein zehn Jahre alter<br />
<strong>Madeira</strong> aus acht verschiedenen Weinen zusammengestellt wird:<br />
zu neunzig Prozent aus Weinen der Jahrgänge 2<strong>01</strong>3 bis 2007,<br />
dazu zehn Prozent eines fünfzehn Jahre alten aus dem Jahr 20<strong>01</strong>.<br />
Er berechnet die Anteile mit Hilfe eines großen Tischrechners,<br />
füllt dann ein Reagenzglas – und freundlich aus den dunklen<br />
Augen lächelnd präsentiert er sein neues Produkt: »Es darf<br />
dann noch etwas lagern, bevor es vermarktet werden kann.«<br />
Jede Abfüllung muss seit dem Aufbau des <strong>Madeira</strong> Weininstituts<br />
im Jahr 1979 mit Mengen und Fassnummern angemeldet und<br />
dort verkostet werden.<br />
Beim Handelhaus Justino’s finden wir den Typ des jüngeren<br />
Weinmachers. Der fünfundvierzig Jahre alte Juan<br />
Teixeira hat Weinbau studiert und auf dem portugiesischen<br />
Festland Weiß und Rotweine gemacht, bevor er im<br />
Jahr 2000 nach <strong>Madeira</strong> kam. Er musste umlernen: »Ich habe<br />
gemerkt, dass der <strong>Madeira</strong> viel einfacher ist und weit weniger<br />
Probleme bereitet. Nur wenn man sehr grobe Fehler macht, kann<br />
Wir probieren Weine aus den Jahrgängen 1995 und<br />
1996. Der 95er ist eleganter, der 96er konzentrierter.<br />
»Der Auftakt eines guten <strong>Madeira</strong> bedeutet, dass<br />
man salzige Noten findet«, sagt Juan Teixeira. Dazu kommen<br />
die Aromen von Gewürzen wie Pfefer, von Karamell, Crème<br />
brûlée, Honig, Zuckermelasse, tropischen Früchten wie Mango<br />
und Datteln, etwas Zigarrenkistenholz, Tabak, leicht rauchige<br />
Noten. Der Wein entwickelt im Glas ständig neue Aromen,<br />
plötzlich auch Kokosnuss. Die trocknen Weine haben dagegen<br />
Zitrusnoten, auch Töne von Haselnuss. Ältere Weine duften<br />
wie polierte Möbel, Teixeira fühlt sich an Kirchengebäude<br />
oder alte Apotheken erinnert. Man spürt den Alkohol nicht,<br />
weil er gut integriert ist.<br />
»<strong>Madeira</strong> ist nicht teuer, er ist immer unterbewertet«,<br />
sagt Juan Teixeira. Hundertjährige <strong>Madeira</strong>s kosten meist<br />
mehrere hundert Euro. Ein 1850er von D’Oliveiras ist für<br />
sieben hundert bis eintausend Euro zu bekommen, Weine<br />
Zwischen Gaumen und Nase:<br />
Juan Teixeira, der studierte<br />
Wein macher von Justino’s,<br />
musste umlernen, als er im<br />
Jahr 2000 vom Festland<br />
auf die Insel kam. Doch zu<br />
seinem wichtigsten Rüstzeug<br />
gehören nach wie<br />
vor sein Geschmacks- und<br />
Geruchs sinn. Der Colheita-<br />
Jahrgang 1966 ist ein sehr<br />
konzentrierter <strong>Madeira</strong>.<br />
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Zwischen Gläsern und Flaschen: Das Familienunternehmen<br />
D’Oliveiras hat die ältesten Weine.<br />
Stolz präsentiert Filipe D’Oliveira eine Verdelho<br />
Reserva von 1850. Die Flaschen mit fassgereiften<br />
Colheita-Weinen sind traditionell weiß beschriftet.<br />
IHRE SCHÖNSTE YACHT DER WELT<br />
„Mit einem bezaubernden Lächeln<br />
fragt sie, ob ich ihr Abendkleid für<br />
das Kapitänsdinner schließe.<br />
Ich bin so stolz, heute neben<br />
ihr zu sitzen. Keine andere Frau<br />
hat so viel Klasse wie sie.“<br />
aus dem 18. Jahrhundert können mehrere tausend Euro kosten.<br />
»Dafür bekommen Sie keinen vergleichbaren alten Bordeaux«,<br />
sagt Teixeira.<br />
Zur selben Generation der jungen Weinmacher gehört<br />
Ricardo Diogo Freitas von Barbeito. Er gilt als der wichtigste<br />
Vorreiter bei der Erzeugung von <strong>Madeira</strong>s in frischerem<br />
Stil, mit dem man vor allem junge Käuferschichten<br />
anziehen will. Ich trefe ihn hoch über Câmara de Lobos im<br />
Labor, vor der »Bibliothek«, einem Regal mit wohl fünfhundert<br />
Probefläschchen aus allen Tanks des Betriebs. Er ist gerade von<br />
einer dreitägigen Reise nach Japan zurückgekehrt, hat Müdigkeit<br />
in den Augen.<br />
Die Weine hier sind sehr helltönig, nicht zu vergleichen<br />
mit den dunklen von D’Oliveras. »Ich färbe die Weine nicht<br />
mehr«, sagt Diogo Freitas. »Das hat große Debatten gegeben,<br />
auch mit meiner Mutter habe ich fünf Jahre lang gestritten, dann<br />
habe ich aufgehört damit.« Das Ergebnis: »Die Weine werden<br />
natürlicher, das ist ihre echte Farbe. Wein herzustellen heißt,<br />
der Natur zu folgen.« Nach wie vor werden viele <strong>Madeira</strong>s mit<br />
neutralem Karamell gefärbt, wie stark, darüber schweigen sich<br />
die meisten Handelshäuser aus.<br />
Der Erfolg gibt Diogo Freitas Recht: »Unsere Kunden sind<br />
in der Altersklasse von vierzig bis fünfundvierzig, viel jünger als<br />
die der anderen Häuser. Das liegt an unserem frischen Stil, an<br />
mehr Säure. Früher waren die Weine langweiliger, weil sie zu<br />
süß waren. Wir bieten weniger Süße, neunzig bis fünfundneunzig<br />
Gramm Restsüße anstelle von hundertzwanzig.« Auch der<br />
Alkoholgehalt wurde von neunzehn auf achtzehn Prozent oder<br />
leicht darunter reduziert. »Das stärkt den fruchtigen Charakter,<br />
was junge Leute ebenfalls mögen. Und die Weine passen<br />
sehr gut zum Essen.«<br />
Natürlich weiß auch Ricardo Diogo Freitas, dass der <strong>Madeira</strong><br />
nach wie vor am meisten vom Image der alten Geschichten lebt.<br />
Am liebsten wäre es ihm, auch der in Funchal geborene Fußballstar<br />
Cristiano Ronaldo würde für <strong>Madeira</strong> werben. Gerade hat<br />
die InselRegierung beschlossen, den Flughafen nach dem vergötterten<br />
portugiesischen Star zu benennen. Vor dem Ronaldo<br />
Hotel »CR7« am Hafen steht eine Statue des Fußballers. Aber<br />
Alkohol passt nicht zum Image eines Sportlers. Diogo lacht:<br />
»Wenn er eines Tages aufhört, Fußball zu spielen, dann kann<br />
er mit dem Trinken anfangen und werben!«<br />
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Von Bilbao nach Hamburg<br />
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