Vom Brandbettel zur Gebäudeversicherung
Blick zurück auf 200 Jahre Geschichte der Gebäudeversicherung Luzern
Blick zurück auf 200 Jahre Geschichte der Gebäudeversicherung Luzern
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200 Jahre Sicherheit 1810–2010<br />
«Einer für alle! Alle für einen!»<br />
Im Jahr 1869 stand für die Brand ver sicherung<br />
Luzern die Zerreissprobe an. Den städtischen<br />
Liberalen war der monopolistische Versicherungs<br />
zwang ein Dorn im Auge. Den Bewohnern<br />
in der Landschaft dagegen erschien die kantonale<br />
Anstalt als ein solidarisches Werk, das im<br />
Namen der Gegenseitigkeit die Bürde auf allen<br />
Schultern gleicht verteilt.<br />
Kaum war 1810 die Brandversicherung Luzern<br />
gegründet, traten sogleich die ersten<br />
Kritiker auf den Plan. Vor allem wurde moniert,<br />
dass die Versicherung nur 80 Prozent<br />
des Verlustes im Brandfall abdeckt. Und die<br />
städtischen Besitzer von steinernen Häusern<br />
in Luzern und Sursee rieben sich wiederum<br />
an den einheitlichen Versicherungsprämien,<br />
die linear nach dem Wert des Gebäudes erhoben<br />
wurden. Sie forderten ein nach<br />
Brand risiko gestaffeltes Prämiensystem, das<br />
die ziegelbedachten Steingebäude besserstellte<br />
als die feuergefährlichen Holzhäuser.<br />
Aus der Perspektive der Stadtluzerner und<br />
Surseer war klar: Mit der einheitlichen<br />
Brandsteuer subventionierten die Städter die<br />
Fahrlässigkeit der Landbewohner, die sich<br />
keinen Deut um feuerpolizeiliche Vorschriften<br />
scherten.<br />
Die kritischen Stadtluzerner Stimmen begleiteten<br />
jede Revision des Brandassekuranzgesetzes<br />
im Grossen Rat. Besonders prononciert<br />
und kenntnisreich trat dabei Friedrich<br />
Berchtold als Wortführer für eine Privatisierung<br />
der Anstalt ein. Als glühender Verfechter<br />
von Freihandel und privater Initiative