BREMISSIMA Magazin | Mai-Juni 2020
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Kathrin Klug<br />
Die Bremer Koordinatorin von mitKids der<br />
Freiwilligen-Agentur im Interview<br />
Jedes Kind braucht zuverlässige Bezugspersonen. Eine<br />
liebevolle Bindung, Zeit haben und Freude teilen macht<br />
stark. Seit 2018 vermittelt die Freiwilligen-Agentur<br />
Bremen in ihrem Programm mitKids Aktivpatenschaften<br />
Patinnen und Paten für Kinder zwischen zwei und<br />
neun Jahren, die besondere Zuwendung gut gebrauchen können.<br />
Wer über einen längeren Zeitraum für ein Kind da sein<br />
möchte und mit ihm einmal in der Woche Zeit verbringen<br />
möchte, kann sich als Patin oder Pate in dem von der Hamburger<br />
Ehlerding Stiftung gestarteten Programm bewerben.<br />
Kathrin Klug, die Bremer Koordinatorin von mitKids in der<br />
Freiwilligen-Agentur, erzählt, wie mitKids funktioniert.<br />
Frau Klug, die mitKids Aktivpatenschaften sind 2018 in<br />
Bremen gestartet. Wie ist die Resonanz bislang?<br />
Es haben sich in dieser Zeit über 70 Leute gemeldet, die dauerhaft<br />
eine Patenschaft für ein Kind übernehmen wollen.<br />
Das sind sehr viele, die konnten wir bislang gar nicht alle vermitteln.<br />
Denn bis Familien, für die eine Patenschaft infrage<br />
kommt, Vertrauen in so ein neues Programm gefunden haben,<br />
dauert es erfahrungsgemäß immer ein wenig. Inzwischen haben<br />
wir fast 30 Patenschaften vermittelt. Und den Kindern<br />
sowie ihren Patinnen und Paten geht es sehr gut, die Entwicklungen<br />
sind toll. Eine der Patenschaften zum Beispiel ist eher<br />
ängstlich gestartet, mit einem Jungen aus Syrien, der nach der<br />
Fluchterfahrung massiv unter innerem Stress stand. Die Patin<br />
hatte die Geduld, über ein Jahr lang einen Tag in der Woche<br />
Zeit mit dem Jungen in einem geschützten Raum zu verbringen<br />
– ihrem Garten. Inzwischen machen die beiden Ausflüge,<br />
der Junge ist im Kindergarten angekommen. Und die Familie<br />
ist total unterstützend und liebevoll dabei. Das ist so ein Fall,<br />
in dem ein großer Bedarf da ist und dann alles wunderbar<br />
passt. Von denen haben wir einige.<br />
Welche Kinder kommen denn für eine Patenschaft bei den<br />
mitKids infrage?<br />
Wir arbeiten mit Familien, die mit begrenzten Ressourcen<br />
den Alltag bestreiten. Das können Familien von Alleinerziehenden,<br />
aber auch einfach Familien mit vielen Kindern sein,<br />
in denen für das einzelne Kind manchmal nicht genügend<br />
Zeit bleibt. Oder Familien, in denen entweder ein Elternteil<br />
oder ein Geschwisterkind krank ist. Oder eben auch Familien<br />
mit Migrations- oder Fluchthintergrund. Die Eltern müssen<br />
mit der Patenschaft nicht nur einverstanden sein, sondern sie<br />
aktiv wollen. Denn die Patin oder der Pate sollten auch für die<br />
Eltern ein Gewinn sein.<br />
Und welche Menschen haben sich bislang für das Programm<br />
als Patinnen oder Paten gemeldet?<br />
Das ist eine tolle Mischung. Es sind ziemlich genau zur Hälfte<br />
Männer und zur Hälfte Frauen. Das freut uns sehr, weil ja<br />
das gängige Bild eher ist, dass sich vor allem Frauen um Kinder<br />
kümmern wollen. Momentan sind Menschen zwischen<br />
30 und 70 als Patinnen oder Paten aktiv. Die meisten hatten<br />
bereits Erfahrung mit Kindern. Einige sind um die 50, da sind<br />
die eigenen Kinder oft gerade aus dem Haus. Und natürlich<br />
viele um die 60, bei denen die Enkelkinder nicht in der Nähe<br />
wohnen. Mitbringen sollte man eine große Offenheit, Toleranz<br />
und Geduld. Geduld ist auf jeden Fall eine Kernkompetenz<br />
(lacht). Man sollte Ideen haben, wie und womit man Zeit<br />
mit Kindern verbringen kann. Mehr braucht es eigentlich<br />
nicht, das genügt schon. Gerade in der ersten Phase helfen da<br />
aber auch unsere Patenschaftsbegleiterinnen und geben Anregungen.<br />
<strong>BREMISSIMA</strong>