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BREMISSIMA Magazin | Mai-Juni 2020

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54<br />

MISSVERSTÄNDNISSE<br />

Jumana Mattukat schafft<br />

mit ihrem Coaching eine<br />

gemeinsame Sprache.<br />

So ist die Grundlage gegeben,<br />

Konflikte harmonisch<br />

zu lösen<br />

S<br />

Mit sprachlichen Missverständnissen bin ich groß geworden.<br />

Mein Vater ist in den 60er Jahren als junger Mann aus dem<br />

Libanon auf Abenteuerreise nach Europa gegangen, hat hier<br />

meine Mutter kennengelernt und entschieden zu bleiben.<br />

Obwohl er sehr gut Deutsch spricht, war die ständige Gefahr<br />

von Missverständnissen mir immer präsent. Und auch welche<br />

Konflikte daraus entstehen können, die gar nicht notwendig<br />

sind.<br />

Da ich wohl auch ein großes Bedürfnis nach Harmonie mit<br />

in die Wiege gelegt bekommen habe, habe ich vielerlei Strategien<br />

entwickelt, diese Missverständnisse möglichst rasch<br />

zu klären, um möglichst keine Konflikte erleben zu müssen.<br />

Diese Strategie, die mir als Kind diente, habe ich noch eine<br />

Weile weiter verfolgt.<br />

Oftmals war sie für alle Beteiligten sehr hilfreich und verhinderte<br />

tatsächlich unnötige Konflikte. Eine Zeitlang wohnte<br />

ich beispielsweise in einer internationalen WG und mischte<br />

mich immer wieder ein wenn der tunesische Mitbewohner<br />

und die spanische Mitbewohnerin in der Küche kurz vor einem<br />

Streit standen, weil sie beide auf Deutsch aneinander<br />

vorbei redeten. „Sie meint es ganz anders und zwar...“ begannen<br />

viele meiner Sätze in dieser Zeit. „Ach so.“ war die Antwort<br />

und Entspannung folgte auf beiden Seiten.<br />

Streit vermeiden um jeden Preis?<br />

Dass mein Einmischen vielleicht nicht nur gut ist und sogar<br />

kontrollierend und übergriffig sein kann, lehrten mich später<br />

meine beiden Kinder.<br />

Streit, den sie untereinander hatten, wurde durch mein Eingreifen<br />

nicht besser, sondern oftmals sogar schlimmer. Ich<br />

hatte hier also ganz offensichtlich etwas zu lernen. Mit der<br />

Zeit merkte ich, wie wichtig es ist, dass ich sie ihre Dinge unter<br />

sich klären lasse. Dieser Lernprozess war für mich langwierig<br />

und bedeutete viel innere Arbeit.<br />

Belohnt wurde ich für das „nicht eingreifen“ jedes Mal: ich<br />

sah wie schnell ein Streit wieder erledigt war wenn sie ihn<br />

ausleben durften. Meine Kinder und ich fanden Wege, um herauszufinden,<br />

wann sie meine Unterstützung brauchten und<br />

wann nicht.<br />

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