der gemeinderat Mai 2020
Unsere Themen in der Mai-Ausgabe: Titelthema Corona, Extra Personalmanagement, Beschaffung: Digitale Instrumente schaffen Transparenz, Beleuchtung: Smart City leuchtet mit LED-Technologie
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Sicherheit<br />
Technik & Innovation<br />
Feuermel<strong>der</strong>: Baurechtliche Verordnungen legen fest, in welchen Objekten sicherheitstechnische<br />
Anlagen wie zum Beispiel Brandmeldeanlagen verbaut werden müssen.<br />
Brandschutz<br />
Integrale Konzepte<br />
Ob Schulneubau o<strong>der</strong> historisches Rathaus, mehrstöckiger Verwaltungsturm<br />
o<strong>der</strong> Bauhof – für den Brandschutz in kommunalen Gebäuden gilt: Die jeweilige<br />
Nutzung entscheidet über das vorschriftenkonforme Brandschutzkonzept.<br />
Brandmeldeanlagen spielen dabei eine zentrale Rolle.<br />
Ein Blick in die Statistik des Deutschen<br />
Feuerwehrverbandes zeigt:<br />
Die Zahl <strong>der</strong> Einsätze bei Bränden<br />
und Explosionen in Deutschland liegt konstant<br />
im Bereich zwischen 160 000 und<br />
200 000 pro Jahr. Die Zahlen sind hinreichend<br />
bekannt und lassen dennoch keinen<br />
Brandschutzprofi o<strong>der</strong> Sicherheitsverantwortlichen<br />
unberührt. Das gilt auch für<br />
kommunale Gebäude und Infrastrukturen,<br />
die das Rückgrat für ein funktionierendes<br />
städtisches Gemeinwesen bilden. Umso<br />
wichtiger ist es, Brände zu vermeiden o<strong>der</strong><br />
im frühestmöglichen Stadium zu erkennen<br />
und zu bekämpfen. Vor diesem Hintergrund<br />
wird die Bedeutung eines umfassenden<br />
Brandschutzes klar.<br />
Wie brandschutztechnische Einrichtungen<br />
auszusehen haben, regeln unterschiedliche<br />
Vorschriften, Normen und Verordnungen.<br />
Für kommunale Gebäude<br />
gelten dieselben Regeln wie für vergleichbare<br />
private Liegenschaften. Die Musterbauordnung<br />
des Bundesbauministeriums<br />
formuliert dazu, dass Gebäude so beschaffen<br />
sein müssen, dass <strong>der</strong> Entstehung eines<br />
Brandes und <strong>der</strong> Ausbreitung von<br />
Feuer und Rauch vorgebeugt wird und,<br />
falls es doch zu einem Brand kommt, die<br />
Rettung von Menschen und Tieren sowie<br />
wirksame Löscharbeiten möglich sind.<br />
Baurechtliche Verordnungen und For<strong>der</strong>ungen<br />
legen fest, in welchen Objekten<br />
sicherheitstechnische Anlagen wie Brandmeldeanlagen<br />
verbaut werden müssen.<br />
Dabei gilt: Die jeweilige Gebäudenutzung<br />
entscheidet über das gefor<strong>der</strong>te Sicherheitsniveau.<br />
Die Vorgaben bilden die Basis<br />
für ein nutzungsspezifisches, integrales<br />
Brandschutzkonzept.<br />
Ein unverzichtbarer Bestandteil von<br />
Brandschutzkonzepten in Gebäuden sind<br />
zuverlässig arbeitende Brandmeldeanlagen<br />
(BMA), die rund um die Uhr Brände<br />
selbstständig erkennen und melden. Sie<br />
unterliegen normativen Vorgaben in Bezug<br />
auf die zu verwendenden Produkte, den<br />
Anlagenaufbau und den Betrieb <strong>der</strong> An-<br />
Foto: Imaginis/Adobe Stock<br />
lage. Im Fokus steht dabei die DIN 14675-<br />
1, die Planung, Bau und Betrieb entsprechen<strong>der</strong><br />
Anlagen über ihren gesamten<br />
Lebenszyklus hinweg regelt.<br />
Die wichtigsten Aufgaben einer BMA<br />
sind die täuschungssichere Bran<strong>der</strong>kennung<br />
durch Mehrkriterien-Brandmel<strong>der</strong>,<br />
die automatische interne Alarmierung zur<br />
Warnung und Evakuierung von Personen<br />
im Gebäude und die Alarmweiterleitung<br />
zur Feuerwehr o<strong>der</strong> zu einer ständig besetzten<br />
Stelle.<br />
Herzstück einer BMA ist die Steuerung,<br />
die Brandmeldezentrale (BMZ), die auch<br />
mit an<strong>der</strong>en Systemen, zum Beispiel einer<br />
Sprachalarmierungsanlage, o<strong>der</strong> auch mit<br />
übergeordneten Managementsystemen<br />
kommunizieren kann. Mit <strong>der</strong> Zentrale<br />
sind vielfältige Peripheriegeräte vernetzt.<br />
Dazu zählen vor allem unterschiedlichste<br />
Typen von Brandmel<strong>der</strong>n. Die Wahl des<br />
optimalen Brandmel<strong>der</strong>s resultiert dabei<br />
immer aus dem Schutzziel, das im Brandmeldekonzept<br />
definiert ist. Für komplexe<br />
Brandschutzlösungen in schwierigsten<br />
Umgebungsbedingungen ist die parametergestützte<br />
Detektion <strong>der</strong> aktuelle Stand<br />
<strong>der</strong> Technik. Für denkmalgeschützte Gebäude<br />
können Systeme auch sehr dezent<br />
und nahezu unsichtbar gestaltet werden,<br />
zum Beispiel mit Ansaugrauchmel<strong>der</strong>n<br />
o<strong>der</strong> Funkmel<strong>der</strong>n.<br />
Brandschutz gilt bei öffentlichen Bauträgern<br />
oft als „notwendiges Übel“ und als<br />
Kostentreiber. Notwendig ist <strong>der</strong> vorbeugende<br />
ebenso wie <strong>der</strong> abwehrende Brandschutz<br />
auf jeden Fall. Teuer aber nicht: So<br />
machen Brandschutzmaßnahmen in aller<br />
Regel nur einen einstelligen Prozentsatz<br />
<strong>der</strong> Baukosten aus. Und auch die Betriebskosten<br />
sind überschaubar. Neue Angebote<br />
wie beispielsweise „Safety as a Service“<br />
ermöglichen es Kommunen, alle normenseitigen<br />
Vorgaben im Bereich des anlagentechnischen<br />
Brandschutzes komfortabel<br />
und sicher zu erfüllen, ohne sich selbst um<br />
Hardware und Service kümmern zu müssen.<br />
Gerhard Kastl<br />
DER AUTOR<br />
Gerhard Kastl leitet das Portfoliomanagement<br />
Fire Safety bei Siemens in Frankfurt am <strong>Mai</strong>n<br />
(www.siemens.de/smart-infrastructure)<br />
Wartung<br />
Türen kontrollieren<br />
In kommunalen Gebäuden helfen Brand- und Rauchschutzabschlüsse Leben zu<br />
retten. Wie es gelingt, bei einer Vielzahl an Türen die Systeme wirtschaftlich zu<br />
prüfen, zeigt dieser Beitrag am Beispiel eines Universitätsklinikums.<br />
Auf <strong>der</strong> Intensivstation, in <strong>der</strong> Notaufnahme,<br />
in <strong>der</strong> Kantine – überall<br />
befinden sich Brandschutztüren.<br />
Der Gesetzgeber stellt hohe Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an die Zuverlässigkeit <strong>der</strong> Schutzsysteme.<br />
Durch die Landesbauordnungen<br />
sind Betreiber öffentlich zugänglicher Gebäude<br />
gefor<strong>der</strong>t, die Brandabschlüsse<br />
mehrmals pro Jahr zu inspizieren, zu testen,<br />
zu warten und eventuelle Mängel zu<br />
beheben. Das kann eine Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
sein. So sind im konkreten Fall eines Universitätsklinikums<br />
rund 7000 Feuer- und<br />
Rauchschutzabschlüsse verbaut.<br />
Mechanische Schließvorrichtungen bilden<br />
die technisch einfachste Lösung, um<br />
Öffnungen in den Brandabschnitten dauerhaft<br />
zu verschließen. Ein Fe<strong>der</strong>mechanismus,<br />
aufgeschraubt auf Türblatt und Rahmen,<br />
sorgt dafür, dass die Tür nach Durchtritt<br />
einer Person ins Schloss fällt und<br />
rauchdicht abschließt. Elektrisch betriebene<br />
Feststellanlagen werden eingesetzt,<br />
um Brandschutztüren im normalen Gebäudebetrieb<br />
offenzuhalten.<br />
Kraftbetätigte elektrische Türen wie Flügel-,<br />
Schiebe- o<strong>der</strong> Drehtüren sind meist<br />
dauerhaft verschlossen und öffnen den<br />
Durchgang automatisch mithilfe eines<br />
elektrischen Antriebs. Bei Ausbruch eines<br />
Feuers muss bei diesen Türen insbeson<strong>der</strong>e<br />
sichergestellt werden, dass sie sich<br />
auch bei Ausfall <strong>der</strong> Stromversorgung<br />
leicht von Hand öffnen lassen.<br />
Notausgänge sind oft mit einem sogenannten<br />
Fluchttürterminal elektrisch verriegelt.<br />
Die Türen können je<strong>der</strong>zeit einfach<br />
entriegelt werden und melden das Öffnen<br />
über ein akustisches Alarmsignal o<strong>der</strong> an<br />
die Zentrale des Sicherheitsdienstes.<br />
Für die Prüfung und Instandhaltung <strong>der</strong><br />
unterschiedlichen Feuerschutz- und<br />
Rauchschutzabschlüsse sind Sachkunde<br />
und Spezialwissen nötig. Die Details werden<br />
beispielsweise in <strong>der</strong> DIN 14677 geregelt<br />
(s. Info).<br />
Foto: Danielskyphoto/Adobe Stock<br />
Doch neben den vielfältigen technischen<br />
Aspekten ist bei einem Bestand von mehreren<br />
tausend Brandschutztüren auch die<br />
Dokumentation entscheidend. Der Klinikbetreiber<br />
benötigt Gewissheit, dass ein<br />
Brand wirksam eingedämmt und die Evakuierung<br />
planmäßig verlaufen kann.<br />
In diesem Fall hat er die Sachverständigen<br />
von TÜV Süd mit den Prüfungen beauftragt.<br />
Für die Dokumentation nutzen<br />
sie das virtuelle Prüfbuch Netinform (ehemals<br />
„netDocX“). Für jeden Feuer- und<br />
Rauchschutzabschluss ist darin online<br />
eine digitale Akte hinterlegt.<br />
Ein QR-Code an <strong>der</strong> Brandschutztür<br />
dient dazu, mit dem Smartphone o<strong>der</strong> Tablet<br />
direkt auf die Akte zuzugreifen. Der<br />
aktuelle Zustand <strong>der</strong> Brandschutztüren ist<br />
dort festzuhalten und Wartungsarbeiten<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Austausch von Komponenten<br />
sind leicht zu protokollieren. Wie<strong>der</strong>vorlagen,<br />
Erinnerungen und Alarmfunktionen<br />
unterstützen die Verantwortlichen, Prüffristen<br />
im Blick zu behalten, Fehlfunktionen<br />
und Mängel zu melden und zügig zu<br />
beseitigen.Stefan Küber / Andreas Völker<br />
NORMEN IM BRANDSCHUTTZ<br />
Die DIN 14677-1:2018-08 und DIN<br />
14677-2:2018-08 regeln die Instandhaltung<br />
von elektrisch gesteuerten<br />
Feststellanlagen für Feuerschutz- und<br />
Rauchschutzabschlüsse sowie für<br />
elektrisch gesteuerte Feststellanlagen<br />
für Feuerschutzabschlüsse im Zuge von<br />
bahngebundenen För<strong>der</strong>anlagen; Teil<br />
1: Instandhaltungsmaßnahmen; Teil 2:<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
ONLINE<br />
Mehr zum Thema sowie die Langfassung<br />
<strong>der</strong> Beiträge auf diesen<br />
Seiten finden Sie auf unserem Portal<br />
www.treffpunkt-kommune.de<br />
> Themen > Technik & Innovation<br />
DIE AUTOREN<br />
Stefan Küber ist VdS-anerkannter<br />
Sachverständiger, Abteilung<br />
Elektro- und Gebäudetechnik bei TÜV<br />
Süd Industrie Service (stefan.kueber@<br />
tuev-sued.de), Andreas Völker ist dort<br />
Fachkraft für Feststellanlagen nach<br />
DIN 14677<br />
Da geht’s raus: Betreiber öffentlich zugänglicher<br />
Gebäude sind gefor<strong>der</strong>t, die<br />
Brandabschlüsse mehrmals pro Jahr zu<br />
inspizieren, zu testen, zu warten und<br />
eventuelle Mängel zu beheben.<br />
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