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MUSIK V ON HIER<br />
mich,sondern istein Teil meiner Selbst.Ich könnteesmir selbst niemals<br />
verzeihen, mich einfachnur zu „verkaufen“. Mein Team undich haben lange<br />
überlegt,wie wirdieseshohe Gutder Selbstbestimmungbewahren<br />
können.Irgendwann kamder Moment,andem wir erkannten,<br />
dass wir genugeigeneKapazitäten undMuße<br />
haben,umumuns herumein ganz eigenes Dingzustarten.<br />
So whynot?Gesagt, getanund nachkurzerZeitentstanddas<br />
Kölner Independent LabelBauturm Records<br />
mitmeinemeigenen Sublabel MOON BLVD.Records. So<br />
laufen im Prinzip alleFragenzuJules Ahoi über meinem<br />
Schreibtischund ichhab weiterhin dieKontrolle über<br />
mein „Baby“.<br />
Ichhabegelesen,dassduauch malals Rapper Blumentopf supportet<br />
hast?Wie darf mansicheinen Raptrack vonJulesAhoivorstellen?<br />
Istlange her, ichwar glaub ich16, aber tatsächlich war dasein ziemlich<br />
einschneidendesErlebnis, mitden Jungsvon Blumentopf backstagezu<br />
sitzen unddann dieShowmit meiner damaligenCrew„PerspektiveMusic“<br />
eröffnen zu dürfen.Ich hattedamals miteinem Freund zusammen ein<br />
Projektindem wir Heavy-Metal-Songssampelten unddaraus Beatsfür unsere<br />
Songsbauten–ziemlich wild, ziemlich energetisch, ziemlich lustig.<br />
Ichhab’s geliebtund in mir lodert seit Jahren einFeuer, dasganze Rap-<br />
Dingalsbald wieder aufflammen zu lassen.<br />
„Jede Krise hatauch<br />
dieMöglichkeit inne,<br />
etwasPositives ausder<br />
Sache zu ziehen und<br />
gestärktaus der<br />
schwierigen Zeit zu<br />
kommen.“<br />
kann virtuell ApplausoderEintrittsgeld geben. Eine kurzfristige,guteGelegenheitetwas<br />
Trostzuspendenund Existenzen zu unterstützen.<br />
Mitten hinein in diese Zeit wirfstdudeinneues Album<br />
„Dear____“ (12.6.).Trotz allemodergeradewegenallem<br />
derrichtigeZeitpunkt?<br />
Wirhaben langeüberlegt, ob wir es wiegeplant veröffentlichen<br />
sollen undhaben entschieden, dass wiressogar<br />
gerade jetztindieserZeittun sollten. Zwar gibtesgerade<br />
nichtdie Möglichkeit, dasAlbum aufdie Bühnezubringen,<br />
dasholen wir aber schnellstmöglich nach.Stattdessenstecken<br />
wir viel Energierein, denLeutenauf anderen<br />
Wegenunser Album ansHerzzulegen. Ichdenke,jede<br />
Krisehat auch dieMöglichkeit inne, etwasPositives aus derSache zu ziehenund<br />
gestärkt aus derschwierigen Zeit zu kommen.Für mich,der Umwelt-und<br />
Gesellschaftseinflüsse eh schon berufsbedingtund als kreativerMenschaufsaugt,ist<br />
so eine besondereSituationnatürlichinteressant.Ummal<br />
einenganzanderen Blickwinkelauf dieVorgängeund Umstände<br />
zu erlangen,die unsimalltäglichen Lebenbeeinflussen undnun<br />
kaum möglich sind.Deswegenhalte ichesfür einenguten undpassendenZeitpunkt,umein<br />
Album wie„Dear ____“hinaus in dieWeltzulassen,<br />
welchesvorrangig Themen wieFreiheit, Abschied undSelbstverwirklichungbehandelt.<br />
Du und deineBandscheinenmir typische Live-Tiere–wie erlebt ihrgerade<br />
dieZeitohneAuftritts-und Reisemöglichkeiten?<br />
Das hast du genaurichtig erkannt! Wir lieben es,Konzertezuspielen und<br />
aufTourzusein. Ichliebe auch dieArbeitimStudio unddas Songwritingim<br />
stillen Kämmerchen,abersorichtig merkt manerst, wofür mandas alles<br />
macht,jahrelang am Existenzminimum lebt,Elternund Verwandteanpumpt,<br />
aufirgendwelchen abgerocktenSofas oder in dunklenEcken<br />
pennt, wenn manauf derBühnesteht unddie Leutedeine Textekennen–<br />
UNBESCHREIBLICH! Ja unddann kamCoronaund derLockdown. Wirmit<br />
einemneuenAlbum in derTasche, mehr als20Festivals im Sommer und<br />
einerfertiggeplanten fünfwöchigenTourimHerbst. Mehrmussich dazu<br />
glaubeich nichtsagen.Was dasGanze mitder Branche machtund mitder<br />
KulturlandschaftDeutschland,ist zum jetzigenZeitpunkt schwer zu sagen,<br />
aber daswirdspürbare Folgen hinterlassen.InersterLiniefür Künstlerund<br />
Veranstalter,abersicherinzweiter Linieauch fürKonsumenten.<br />
Wiesiehstdudie nahe Zukunft?<br />
Langehältdie Branche dasnicht<br />
durch.Zwar gibtesstaatlicheHilfen,<br />
aber diesindmit einemsohohenMaß<br />
an bürokratischemAufwandverbundenoderandermaßenkomplizierteBedingungengeknüpft,<br />
dass es eigentlich dem<br />
Kernder Menschen, dieesgerade<br />
am allermeistengebrauchen<br />
könnten, überhauptnicht hilft. Da<br />
bleibtnur übrig, sich weiterhin<br />
größtmöglichsolidarisch mitden<br />
Clubs, Künstlern,Venuesund Veranstaltern<br />
zu zeigen undbeispielsweise<br />
bereitsgekaufteTicketsnicht<br />
zurückzugebenund<br />
vielleicht malwiederPoster, Shirts<br />
oder Plattenvon seiner Lieblingsband<br />
zu kaufen.Viele Bands spielenzur<br />
Zeit Livestreams undman<br />
Wieverbringstdudiesen(Corona)-Sommer?<br />
Ichverbringe diesen,mit Verlaub, Sch...-Sommer größtenteils aufmeiner<br />
FeuerleiterinKöln-Ehrenfeld,die glücklicherweisevon 13 Uhrmittags bis<br />
17 Uhrabendsmit herrlichemSonnenscheingesegnetist.Wenndas nicht<br />
derFall wäre,würde ichwahrscheinlichlernen, wieich mich selbst tätowiere.<br />
Das Equipment habeich schongekauft,nur hapert es gerade noch<br />
am nichtzubekommendenDesinfektionsmittel. Jetzt sitzeich halt hier,<br />
trinkevielTee undKaffeeund schreibeDinge auf, diemichbeschäftigen.<br />
Manchmal gehich auch runter aufdie Terrasse meiner Nachbarin und<br />
spielevon dortaus Livestreams. Außerdem habeich einkleines Homestudiohierund<br />
arbeite gerade an verschiedenenIdeen –vielleichtwirddaraus<br />
ja schon dasnächste Album, werweiß.<br />
Dear ___: ab 12.6.<br />
Livestreams und mehr:facebook.com/julesahoimusic/<br />
Foto: Matthias Wagner<br />
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