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RZ_KleeblattHannover_Januar2017

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Wenn man ein Kind bekommt, dann hat man<br />

einen Lebensplan, das geht allen Eltern so. Dann<br />

freut man sich vielleicht auf das erste Kind und<br />

wenn dann ein krankes oder schwerkrankes<br />

Kind auf die Welt kommt, das vielleicht nicht<br />

lange überleben kann, dann kommt alles ganz<br />

anders. Und zumindest können wir diesen<br />

Familien ein einigermaßen normales Leben<br />

Zuhause ermöglichen.<br />

KS: Ihre Arbeit bei den Familien geht aber ja<br />

wahrscheinlich weit über die fachpflegerische Versorgung<br />

hinaus…<br />

RS: Natürlich müssen die Kinder Zuhause genauso<br />

intensiv versorgt werden, wie in einem Krankenhaus,<br />

mit allen Geräten, Monitoren, Beatmungsgerät, etc. Wir<br />

versuchen aber darüber hinaus, den Eltern Freiräume zu<br />

verschaffen, dass sie auch mal weggehen können, dass sie<br />

entlastet werden, sich um die Geschwisterkinder kümmern<br />

können. Das ist ein wichtiger Teil unseres Selbstverständnisses:<br />

Dass wir die ganzen Familien ein Stück ihres<br />

Weges begleiten.<br />

KS: Gibt es etwas, dass Sie sich von der<br />

Politik wünschen würden?<br />

RS: Ich würde mir wünschen, dass die Pflege wieder<br />

attraktiver gestaltet wird, das gilt auch für die Vergütungsmöglichkeiten<br />

für diesen psychisch und physisch enorm<br />

belastenden Schichtdienst. Und das diese Punkte mehr<br />

Berücksichtigung finden bei den Politikern, dass man sich<br />

in der Ausbildung vielleicht schon mal Gedanken macht,<br />

wie man das Berufsfeld attraktiver gestaltet, das wäre mir<br />

wichtig. Und das die Bereiche, die wir heute nur mit Spenden<br />

bedienen können, zum Beispiel Geschwisterkinderhilfe,<br />

Familienentlastung und dergleichen, dass die ebenfalls<br />

geregelt finanziert werden. Angemessene gesellschaftliche<br />

Wertschätzung wäre auch wünschenswert, denn eines ist<br />

klar: Kranke Kinder und kranke Menschen wird es immer<br />

geben, der Beruf wird nicht aussterben und es wäre schön,<br />

wenn die Arbeit, die wir leisten auch entsprechend anerkannt<br />

und damit auch für den Nachwuchs attraktiver würde.<br />

Der darf sich übrigens jederzeit gerne bei uns melden.<br />

KS: Vielen Dank, Frau Sugint, für das Gespräch!<br />

KS: Wie funktioniert denn da die Abstimmung?<br />

Wie entsteht der Kontakt zu einer Familie?<br />

RS: Der erste Kontakt entsteht in der Klinik. Wir haben<br />

den besonderen Luxus, dass wir zwei Case-Managerinnen<br />

eingestellt haben, die die Überleitung vom Krankenhaus<br />

nach Hause organisieren. Wir fahren dann in die Klinik<br />

und lernen dort das Kind und die Eltern kennen. Dann<br />

besprechen wir mit Ärzten und Pflegern den Pflegeaufwand.<br />

Wie viele Stunden muss das Kind pro Tag betreut<br />

werden? Müssen Nachtwachen sein? Welche Geräte und<br />

Medikamente braucht es? Der Arzt muss das alles verordnen<br />

und alles geschieht in gemeinsamer Absprache. Dann<br />

wird die Verordnung bei der Krankenkasse eingereicht,<br />

die das bewilligen muss, denn Kostenträger sind in unserem<br />

Fall die Krankenkassen. In der Zwischenzeit, so lange,<br />

bis der Antrag bewilligt ist, planen wir weiter: Wir gucken,<br />

wo die Familie wohnt und wie wir das Team zusammenstellen.<br />

Wir beachten drei Kriterien: Wer könnte gut in<br />

die Familien hineinpassen? Wie stimmt die Chemie? Wie<br />

ist die Qualifikation der Krankenschwester, kennt sie sich<br />

zum Beispiel mit Beatmung aus? Und wie ist die Wohnortnähe?<br />

Wenn das alles feststeht, dann kann das Kind<br />

nach Hause.<br />

Medizinische Hochschule Hannover<br />

Kinderkrankenhaus auf der Bult<br />

Janusz-Korczak-Allee 12<br />

30173 Hannover<br />

Tel. 0511 8115 8980<br />

Fax. 0511 8115 8981<br />

www.betreuungsnetz.org<br />

Spendenkonto:<br />

IBAN DE 36 2519 0001 0607 1007 03<br />

bei der Hannoverschen Volksbank. Das<br />

Netzwerk ist als gemeinnützige Einrichtung<br />

anerkannt; Spenden sind steuerlich absetzbar.<br />

KLEEBLATT 01 / 2017<br />

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