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RZ_KleeblattHannover_Januar2017

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KS: Wie sind Sie denn organisiert?<br />

RS: Uns war wichtig, uns gut zu vernetzen. Vor zwölf Jahren<br />

ist die „Qualitätsgemeinschaft Häusliche Kinderkrankenpflege<br />

in Niedersachsen“ ins Leben gerufen worden.<br />

Das ist ein Zusammenschluss von fünf Pflegediensten,<br />

den ich mitgegründet habe und dessen 1. Vorsitzende ich<br />

bin. Wir haben das gemacht, um die Qualität der Pflege<br />

sicherzustellen und ständig zu verbessern, aber auch, um<br />

uns von den Erwachsenenpflegediensten abzuheben, die<br />

eine gänzlich andere Struktur und Zielsetzung haben.<br />

Natürlich wollten wir auch bei den Krankenkassen und<br />

der Politik eine angemessenere Gewichtung für die Pflege<br />

schwerstkranker Kinder und Jugendlicher erreichen und<br />

deshalb mussten wir Kriterien erarbeiten, die das auch<br />

belegen können.<br />

KS: Galt das auch für die häusliche Palliativversorgung von<br />

Kindern und Jugendlichen?<br />

RS: In diesem Zusammenhang ist es dann in 2008 zur Zusammenarbeit<br />

mit Prof. Dirk Reinhardt und Dr. Annette<br />

Sander von der MHH gekommen. Prof. Reinhardt hatte<br />

mit Unterstützung des niedersächsischen Sozialministeriums<br />

das Betreuungsnetz für schwerkranke Kinder gegründet.<br />

Gemeinsam mit Frau Dr. Sander und mit Ärzten und<br />

Pflegediensten aus ganz Niedersachsen haben wir dann<br />

über mehrere Jahre einen Leistungskatalog für die spezialisierte<br />

ambulante Palliativversorgung schwerkranker<br />

Kinder und Jugendlicher entwickelt und mit den Krankenkassen<br />

vereinbart. Das ist heute in diesem Bereich die<br />

Vertragsgrundlage für unsere Arbeit und die Abrechnung.<br />

Die ganze Entwicklung wurde wissenschaftlich begleitet<br />

und heute sind wir als Pflegedienst der ersten Stunde Teil<br />

dieser ambulanten pädiatrischen Palliativversorgung für<br />

ganz Niedersachsen.<br />

KS: Können Sie Ihre unterschiedlichen Tätigkeitsbereiche<br />

beschreiben?<br />

RS: Unser Hauptschwerpunkt ist die Intensivversorgung<br />

schwerstmehrfachbehinderter Kinder. Am Anfang gab es<br />

ein Kind, das beatmet werden musste, das aber nach Hause<br />

entlassen werden sollte. Die Prognosen für dieses kleine<br />

Mädchen waren ganz schlecht und es gab damals auch<br />

keinen Pflegedienst, der so etwas gemacht hat. Wir haben<br />

uns dann zusammengesetzt und ein Konzept geschrieben,<br />

wie es funktionieren könnte und haben dann die Pflege<br />

dieses Säuglings übernommen, haben da-<br />

für gesorgt, dass er Zuhause wie auf einer<br />

Intensivstation betreut werden konnte.<br />

Und wir sind sehr froh und glücklich,<br />

dass dieses Mädchen gerade seinen 18.<br />

Geburtstag gefeiert hat und immer noch<br />

von uns betreut wird.<br />

KS: Das ist großartig und zeigt, wie hilfreich<br />

und unterstützend die Häusliche Kinderkrankenpflege<br />

ist.<br />

RS: Ja, das ist unser Paradebeispiel, vor allem vor dem<br />

Hintergrund, dass früher viele dieser schwerkranken<br />

Kinder auf der Intensivstation bleiben mussten und<br />

früh gestorben sind. Dieses Mädchen hat sich trotz ihrer<br />

schweren Behinderung gut entwickelt. Die ist immer<br />

noch eine schwerstbehinderte junge Frau, aber sie konnte<br />

den Kindergarten besuchen, die Schule, wir haben sie auf<br />

Klassenfahrten begleitet und auf Faschingsfeiern. Wir sind<br />

mit den Eltern in Urlaub gefahren, da war immer eine<br />

Kinderkrankenschwester dabei und so konnte dieses Mädchen<br />

18 Jahre lang am ganz normalen Leben teilnehmen.<br />

Dieses Mädchen begleitet uns nun im Grunde von Anfang<br />

an und für mich ist das auch immer ein gutes Zeichen,<br />

dass wir alles richtig gemacht haben in der Betreuung.<br />

Das ist eine sehr schöne Erfahrung.<br />

KS: Wie sieht Ihr Engagement in der Palliativpflege aus?<br />

RS: Wie gesagt, dem Einsatz von Prof. Reinhardt, Frau Dr.<br />

Sander und einigen anderen Spezialisten ist es zu verdanken,<br />

dass es diesen speziellen ambulanten Palliativbereich<br />

für Kinder heute überhaupt gibt. Wir haben ihn mit<br />

aufgebaut, eine kleine Palliativgruppe mit einer besonderen<br />

Ausbildung, die meine Kollegin Andrea und ich auch<br />

gemacht haben, als Teil des niedersachsenweiten Versorgungsnetzes.<br />

Und diese Gruppe haben wir viele Jahre<br />

geleitet, haben das dann aber irgendwann abgegeben und<br />

mittlerweile sind das elf Kinderkrankenschwestern, die<br />

sterbende und schwerstkranke Kinder betreuen. Häufig<br />

sind das onkologisch erkrankte Kinder in der Finalphase.<br />

KS: Können Sie denn grundsätzlich sagen, was für Sie das<br />

Besondere an der Kinderkrankenpflege ist?<br />

RS: Dass man sehr kranke Kinder in ihrer häuslichen<br />

Umgebung versorgen kann und dass man Eltern, die ein<br />

schweres Schicksal tragen müssen, zur Seite stehen kann.<br />

16 KLEEBLATT 11 01 / 2016 2017

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