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S w I S S o L y M p I C «Wir sind ein besserer Partner geworden» Seit drei Jahren fordert Swiss Olympic von den Fachverbänden, dass sie nicht mehr von Jahr zu Jahr planen, sondern in Vier- Jahres-Zyklen oder noch langfristiger denken – und unterstützt sie dabei mit Know-how, mehrjährigen Finanzgarantien und einem flexibleren Fördersystem. text Christof Kaufmann Bild Swiss Olympic 18 swiss sport 1/09 Die nächste Saison ist die wichtigste! Dieses Credo ist in den meisten Sportverbänden vorherrschend. «Viele Verbände sind so stark mit den aktuellen Problemen beschäftigt, dass sie nicht längerfristig planen geschweige denn eine Vier-Jahres-Planung auf die Beine stellen», sagt Martin Rhyner, Verbandsberater von Swiss Olympic. Doch genau das tut der Dachverband. Alle Sommersportarten, die olympisch sind oder den Einstufungen 1 bis 3 von Swiss Olympic angehören, sind nach den Olympischen Sommerspielen in Peking zu so genannten Strategiegesprächen ins Haus des Sports nach Ittigen eingeladen worden. In diesen Gesprächen geht es nicht um konkrete Massnahmen und die Umsetzung von Förderprojekten, sondern ganz grundsätzlich um die Ausrichtung des Verbandes, um seine langfristigen Ziele.
▎ In intensiven Gesprächen entwickelt Swiss Olympic mit den Verbänden langfristige Strategien (hier mit Swiss Triathlon). prozessmanual als wegleitung für Verbände Die längerfristige Ausrichtung in der Zusammenarbeit mit den Mitgliedverbänden hatte Jörg Schild bei seinem Amtsantritt als Präsident von Swiss Olympic 2006 vorgegeben – und sie wird seither von seinen Mitarbeitenden konsequent umgesetzt. Ein so genanntes Prozessmanual – eine Wegleitung für die langfristige Verbandsplanung – steht den Verbänden zur Verfügung und wird laufend verbessert. «Unser Anspruch ist es, ein Manual zur Verfügung zu stellen, mit dem sowohl der kleine Rollsportverband wie auch der grosse Turnverband arbeiten können», sagt Rhyner. «Wir orientieren uns dabei an der Wegleitung zur Steuererklärung, die ja sowohl von meiner 78-jährigen Mutter wie auch vom millionenschweren Banker genutzt wird.» Rhyner ist überzeugt, dass das Prozessmanual eine grosse Erleichterung für die Verbände ist. «Mussten die Verbandsverantwortlichen früher übertrieben gesagt mehrere Bundesordner einreichen, um die Unterstützungsgelder von Swiss Olympic zu erhalten, ist es heute noch ein Konzentrat davon.» Das sei auch gut so, sagt der Verbandsberater. Schliesslich sollten die Verbände nicht spezielle Unterlagen für Swiss Olympic kreieren, sondern dem Dachverband jene Papiere vorlegen, mit denen sie selbst täglich arbeiteten. Das sehen die Mitgliedverbände offenbar auch so. «Die Rückmeldungen aus den Strategiegesprächen, die wir bisher geführt haben, sind sehr positiv», so Rhyner. Es sei ein Denkprozess in Gang gekommen. Die richtigen fördern «Mehr Geld steht uns durch die längerfristige Ausrichtung natürlich nicht zur Verfügung, aber wir setzen es heute gezielter und effektiver ein», sagt Rhyner. Ein Beispiel: Hat ein Verband keine Topathleten, aber hoffnungsvolle Talente, hatte sich Swiss Olympic dennoch gemäss den Richtlinien und Vorgaben an den Kosten für die Teilnahme an internationalen Elite-Titelkämpfen beteiligt. Im Sinne der langfristigen Ausrichtung unterstützt Swiss Olympic heute beispielsweise die Beschickung von U23-Weltmeisterschaften. Ein anderes Beispiel: Hochtalentierte Nachwuchs- athleten, die für eine Teilnahme an nächsten Olympischen Spielen noch nicht in Frage kommen, hätten vor ein paar Jahren in den Gesprächen zwischen Swiss Olympic und dem Fachverband kaum eine Rolle gespielt. Das ist heute anders: Der konsequenten Förderung von so genannten «High Potentials» bis an die internationale Spitze wird heute schon in der Planung grosse Beachtung geschenkt. kontinuität trotz personeller wechsel «Wir sind ein besserer Partner geworden», ist Martin Rhyner überzeugt. «Wenn ein Verband eine überzeugende Strategie vorlegt, dann kann er von unserer Seite heute mit konsequenter und langfristiger Unterstützung rechnen.» Beharrt ein Verband dagegen auf kurzfristigem Denken, kann dies durchaus finanzielle Folgen haben. «Dann behalten wir uns vor, unsere Unterstützung für Förderprojekte des Verbandes auf ein Minimum zu reduzieren.» Die grössere Langfristigkeit in der Zusammenarbeit sei auch ein Schutz für die Verbände, so der Verbandsberater. «Es konnte passieren, dass wir mit einem Verbandspräsidenten eine Strategie erarbeitet haben und ein hal- bes Jahr später sein Nachfolger in eine komplett andere Richtung gehen wollte.» Das sei nun nicht mehr so. «Nach einem Strategiegespräch verfügen wir über eine Art Vertrag mit dem Verband, auf dessen Einhaltung wir in der Regel bestehen.» In den Strategiegesprächen mit dem Präsidenten und dem Chef Leistungssport eines Fachverbandes ist zudem wertvoll, dass der Bereich Verbandssupport von Swiss Olympic über viel Erfahrung verfügt und Quervergleiche zwischen den 82 Mitgliedverbänden anstellen kann. Auch finanziell sieht Rhyner Vorteile für beide Seiten. Überzeugt die Strategie eines Verbandes, spricht Swiss Olympic seine Beiträge gleich für vier Jahre. Das bedeutet für beide Seiten mehr Planungssicherheit, Schwankungen in den Jahresbudgets werden verkleinert. Mehr tiefenschärfe Die Strategiegespräche bewirken, dass der Blickwinkel grösser wird, sowohl bei Swiss Olympic wie auch bei den Mitgliedverbänden. Martin Rhyner, leidenschaftlicher Hobbyfotograf, beschreibt dies so: «Unser Bild der Verbände erhält mehr Tiefenschärfe, wir sehen je länger je mehr den ganzen Verband scharf statt vor allem den Bereich Leistungssport.» Swiss Olympic und der Fachverband diskutieren so nicht mehr nur Massnahmen im Leistungssport, sondern beziehen auch Themen wie die Ethik, den Breitensport oder das Mitgliedswesen in die strategischen Überlegungen mit ein – zum Vorteil beider Parteien. swiss sport 1/09 19
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