CAS Psychologisches und mentales Training im ... - Swiss Olympic
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▎ In intensiven Gesprächen entwickelt <strong>Swiss</strong> <strong>Olympic</strong> mit den Verbänden<br />
langfristige Strategien (hier mit <strong>Swiss</strong> Triathlon).<br />
prozessmanual als wegleitung für Verbände<br />
Die längerfristige Ausrichtung in der Zusammenarbeit<br />
mit den Mitgliedverbänden hatte<br />
Jörg Schild bei seinem Amtsantritt als Präsident<br />
von <strong>Swiss</strong> <strong>Olympic</strong> 2006 vorgegeben –<br />
<strong>und</strong> sie wird seither von seinen Mitarbeitenden<br />
konsequent umgesetzt. Ein so genanntes<br />
Prozessmanual – eine Wegleitung für die<br />
langfristige Verbandsplanung – steht den<br />
Verbänden zur Verfügung <strong>und</strong> wird laufend<br />
verbessert. «Unser Anspruch ist es, ein Manual<br />
zur Verfügung zu stellen, mit dem sowohl<br />
der kleine Rollsportverband wie auch der<br />
grosse Turnverband arbeiten können», sagt<br />
Rhyner. «Wir orientieren uns dabei an der<br />
Wegleitung zur Steuererklärung, die ja sowohl<br />
von meiner 78-jährigen Mutter wie auch vom<br />
millionenschweren Banker genutzt wird.»<br />
Rhyner ist überzeugt, dass das Prozessmanual<br />
eine grosse Erleichterung für die Verbände ist.<br />
«Mussten die Verbandsverantwortlichen früher<br />
übertrieben gesagt mehrere B<strong>und</strong>esordner<br />
einreichen, um die Unterstützungsgelder<br />
von <strong>Swiss</strong> <strong>Olympic</strong> zu erhalten, ist es heute<br />
noch ein Konzentrat davon.» Das sei auch<br />
gut so, sagt der Verbandsberater. Schliesslich<br />
sollten die Verbände nicht spezielle Unterlagen<br />
für <strong>Swiss</strong> <strong>Olympic</strong> kreieren, sondern dem<br />
Dachverband jene Papiere vorlegen, mit denen<br />
sie selbst täglich arbeiteten. Das sehen<br />
die Mitgliedverbände offenbar auch so. «Die<br />
Rückmeldungen aus den Strategiegesprächen,<br />
die wir bisher geführt haben, sind sehr<br />
positiv», so Rhyner. Es sei ein Denkprozess in<br />
Gang gekommen.<br />
Die richtigen fördern<br />
«Mehr Geld steht uns durch die längerfristige<br />
Ausrichtung natürlich nicht zur Verfügung,<br />
aber wir setzen es heute gezielter <strong>und</strong> effektiver<br />
ein», sagt Rhyner. Ein Beispiel: Hat ein<br />
Verband keine Topathleten, aber hoffnungsvolle<br />
Talente, hatte sich <strong>Swiss</strong> <strong>Olympic</strong> dennoch<br />
gemäss den Richtlinien <strong>und</strong> Vorgaben<br />
an den Kosten für die Teilnahme an internationalen<br />
Elite-Titelkämpfen beteiligt. Im Sinne<br />
der langfristigen Ausrichtung unterstützt<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Olympic</strong> heute beispielsweise die Beschickung<br />
von U23-Weltmeisterschaften. Ein<br />
anderes Beispiel: Hochtalentierte Nachwuchs-<br />
athleten, die für eine Teilnahme an nächsten<br />
Olympischen Spielen noch nicht in Frage<br />
kommen, hätten vor ein paar Jahren in den<br />
Gesprächen zwischen <strong>Swiss</strong> <strong>Olympic</strong> <strong>und</strong> dem<br />
Fachverband kaum eine Rolle gespielt. Das ist<br />
heute anders: Der konsequenten Förderung<br />
von so genannten «High Potentials» bis an<br />
die internationale Spitze wird heute schon in<br />
der Planung grosse Beachtung geschenkt.<br />
kontinuität trotz personeller wechsel<br />
«Wir sind ein besserer Partner geworden»,<br />
ist Martin Rhyner überzeugt. «Wenn ein Verband<br />
eine überzeugende Strategie vorlegt,<br />
dann kann er von unserer Seite heute mit<br />
konsequenter <strong>und</strong> langfristiger Unterstützung<br />
rechnen.» Beharrt ein Verband dagegen auf<br />
kurzfristigem Denken, kann dies durchaus finanzielle<br />
Folgen haben. «Dann behalten wir<br />
uns vor, unsere Unterstützung für Förderprojekte<br />
des Verbandes auf ein Min<strong>im</strong>um zu reduzieren.»<br />
Die grössere Langfristigkeit in der Zusammenarbeit<br />
sei auch ein Schutz für die Verbände,<br />
so der Verbandsberater. «Es konnte passieren,<br />
dass wir mit einem Verbandspräsidenten<br />
eine Strategie erarbeitet haben <strong>und</strong> ein hal-<br />
bes Jahr später sein Nachfolger in eine komplett<br />
andere Richtung gehen wollte.» Das sei<br />
nun nicht mehr so. «Nach einem Strategiegespräch<br />
verfügen wir über eine Art Vertrag<br />
mit dem Verband, auf dessen Einhaltung wir<br />
in der Regel bestehen.» In den Strategiegesprächen<br />
mit dem Präsidenten <strong>und</strong> dem Chef<br />
Leistungssport eines Fachverbandes ist zudem<br />
wertvoll, dass der Bereich Verbandssupport<br />
von <strong>Swiss</strong> <strong>Olympic</strong> über viel Erfahrung verfügt<br />
<strong>und</strong> Quervergleiche zwischen den 82 Mitgliedverbänden<br />
anstellen kann.<br />
Auch finanziell sieht Rhyner Vorteile für beide<br />
Seiten. Überzeugt die Strategie eines Verbandes,<br />
spricht <strong>Swiss</strong> <strong>Olympic</strong> seine Beiträge<br />
gleich für vier Jahre. Das bedeutet für beide<br />
Seiten mehr Planungssicherheit, Schwankungen<br />
in den Jahresbudgets werden verkleinert.<br />
Mehr tiefenschärfe<br />
Die Strategiegespräche bewirken, dass der<br />
Blickwinkel grösser wird, sowohl bei <strong>Swiss</strong><br />
<strong>Olympic</strong> wie auch bei den Mitgliedverbänden.<br />
Martin Rhyner, leidenschaftlicher Hobbyfotograf,<br />
beschreibt dies so: «Unser Bild der Verbände<br />
erhält mehr Tiefenschärfe, wir sehen<br />
je länger je mehr den ganzen Verband scharf<br />
statt vor allem den Bereich Leistungssport.»<br />
<strong>Swiss</strong> <strong>Olympic</strong> <strong>und</strong> der Fachverband diskutieren<br />
so nicht mehr nur Massnahmen <strong>im</strong> Leistungssport,<br />
sondern beziehen auch Themen<br />
wie die Ethik, den Breitensport oder das Mitgliedswesen<br />
in die strategischen Überlegungen<br />
mit ein – zum Vorteil beider Parteien.<br />
swiss sport 1/09 19