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VdS_Journal für Astronomie_Nr 74

Die Vereinigung der Sternfreunde e.V. ist der größte überregionale Verein von Amateur-Astronomen im deutschsprachigen Raum. Wir informieren Sie über aktuelle astronomische Ereignisse sowie Neuigkeiten aus der Amateurastronomie-Szene und aus dem Verein.

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Beobachterforum

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Unterm südlichen Sternenhimmel

von Hubert Hermelingmeier

unbedingt eine Fernsteuerung braucht. Bei

mir z.B. sind die Lüfter in der Hütte, jene

am Teleskop und auch die Staubdeckel beider

Teleskope von Hand einzuschalten bzw.

zu öffnen. Das dauert nur wenige Sekunden

und erfolgt am Abend nach einer letzten

Überprüfung des Wetters. Alles Weitere,

wie Kühlen der Kamera, Öffnen und

Schließen des Daches, Objekt anfahren, Fokussieren,

gegebenenfalls einen Leitstern

suchen und anschließend Guiden, … sollen

automatisch ablaufen. Es gibt verschiedenste

Programme dafür – manche steuern

alle Komponenten selbst, andere greifen

auf verschiedene Steuerprogramme für die

einzelnen Komponenten zu. Ich verwende

CCD Commander [5], ein Programm,

das zur zweiten Kategorie gehört. Das bedeutet,

meine Kamera wird via MaxImDL

6.20 bedient, der Motorfokus via Focus-

Max, das Dach über die eigene Steuerung

von Lunatico. CCD Commander greift auf

diese Programme zu und löst dort den gewünschten

Prozess aus. Ich habe mich für

CCD Commander entschieden, weil es ein

recht einfach aufgebautes Programm ist,

und sich im laufenden Betrieb Änderungen

vornehmen lassen, ohne dass alles angehalten

werden muss.

In CCD Commander gibt man einzelne

Aktionen vor, wie z.B. das Dach zu öffnen,

die Kamera zu kühlen, zu bestimmten Koordinaten

zu fahren, Sky-Flats zu machen

oder auch einfach nur zu warten. Die meisten

dieser Aktionen lassen sich auch zu sogenannten

„Sub-Actions“ zusammenfassen,

das sind dann Aktionen, die mehrere

Aktionen beinhalten. Man könnte z.B. eine

Sub-Action erstellen, die den Schwenk zu

einem Objekt, ein plate-solving zur Überprüfung

des Bildausschnittes und anschließend

das Fokussieren an einem bestimmten

Stern beinhaltet. Diese Aktion speichert

man unter einem passenden Namen (z.B.

„M 27 east“) ab. In der Reihe Aktionen für

4 Die Oberfläche von CCD Commander mit den Aktionen für die kommende Nacht

die Nacht braucht man nun nur noch die

Aktion „M 27 east“ einfügen, und die genannten

drei Vorgänge werden ausgeführt.

Das macht die Liste deutlich übersichtlicher.

Solche Sub-Actions lassen sich auch

für andere, immer gleiche Vorgänge nutzen

– man denke an das Ende der Nacht:

da wird immer das Dach geschlossen, die

Montierung geparkt und die Kamera aufgewärmt.

Und schon ist das eine Aktion namens

„good morning“ (Abb. 3 und 4).

Am Abend wird die Verbindung zum PC in

Frankreich aufgebaut. Der Zugriff auf die

IP-Steckdosen erfolgt über den Browser, es

werden die Kameras, die Dachsteuerung,

die Lüfter in der Hüttenwand und der Teleskoplüfter

eingeschaltet. Anschließend

wird im CCD Commander das Aktionspaket

für die Nacht zusammengestellt bzw.

jenes der vorangegangenen Nacht modifiziert.

Dann noch die Deckel der Teleskope

geöffnet, und ab diesem Punkt übernimmt

CCD Commander das Zepter. Das vorgegebene

Programm wird abgearbeitet, hoffentlich

bis zum Morgengrauen. Nach der

Datenübertragung nach Hause sind wieder

frische Rohbilder für das nächste Astrobild

auf der Festplatte gelandet. Ob das nicht

langweilig ist? Für mich nicht. Ich mag, was

die Technik alles möglich macht und habe

große Freude damit.

Quellenhinweise (Stand: Oktober 2019):

[1] Lacerta-Produkte: www.teleskopaustria.at

[2] Starlight Xpress: www.sxccd.com

[3] PC-gesteuerte Deckel „SnapCap“:

www.geminitelescope.com

[4] Relaisbox von Lunatico:

www.lunatico.es

[5] Steuerprogramme für einzelne Komponenten:

www.ccdcommander.com

1 Aufbau der Säule mit der Montierung Celestron CGE Pro

Im März 2019 erreichte uns eine E-Mail aus unserer lokalen Mailingliste.

Ein Amateurastronom aus Bielefeld suche Hilfe beim

Aufbau einer Astrofarm in Namibia. Ich schickte die Mail mit

einem zwinkernden Auge an einen Freund weiter, der seit kurzem

Pensionär war. Er war sofort interessiert, zumal Namibia

schon lange auf unserer Exkursionsliste stand. Wir beide hatten

Lust auf diese Aufgabe. Nach der Durchsicht meines Terminkalenders

und einem Blick auf die Mondphasen war der Entschluss

schnell gefasst. Die Wetterkarte zeigte häufig gute Bedingungen

und der abnehmende Mond dominierte den Morgenhimmel.

Beste Voraussetzungen für die Beobachtung des südlichen Sternenhimmels.

Nach einem Nachtflug mit Air Namibia wurden wir von Faried

Abu-Salih, dem Gründer und Projektleiter von DeepSkySafaris,

am Flughafen in Windhoek abgeholt und gemeinsam fuhren wir

über eine Schotterpiste 180 km nach Südwesten. Unser Ziel war

die Rooisand Desert Ranch, eine Gästefarm, am Fuße des Gamsberg

direkt an der C26 auf ca. 1.200 m Höhe. Hier hat die junge Firma

DeepSkySafaris ihre erste Heimat gefunden. Wir wurden von

der Farmerfamilie und ihrem Manager herzlich empfangen. In

einem kleinen Chalet, ca. 2,5 km oberhalb der Gästefarm gelegen,

bezogen wir unser Quartier. Das Chalet ist mit zwei Schlafräumen

und 2 Bädern für 4 Personen ausgelegt und bestens ausgestattet.

Draußen befinden sich zwei Betonplattformen und das Gelände

wird von einem Elektrozaum gesichert. Was wollten wir mehr!

3 Der montierte 12-Zoll-Ritchey-Chrétien-Astrograf

wird nach der Montage ins Depot gebracht.

2 Der Firmengründer Faried Abu-Salih bei Montagearbeiten

auf der Beobachtungsplattform

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