VdS_Journal für Astronomie_Nr 74
Die Vereinigung der Sternfreunde e.V. ist der größte überregionale Verein von Amateur-Astronomen im deutschsprachigen Raum. Wir informieren Sie über aktuelle astronomische Ereignisse sowie Neuigkeiten aus der Amateurastronomie-Szene und aus dem Verein.
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Merkur und Merkurtransit
Merkur und Merkurtransit
Merkurtransit in Norddeutschland
trotz ungünstiger Wetterlage
von Kai-Oliver Detken
Am 11. November 2019 war nicht nur
Karnevalsbeginn in den Hochburgen der
Narren, sondern es stand auch der letzte
Merkurtransit der nächsten 13 Jahre an.
Allerdings zeigte sich auch die Sonne mit
Merkur von ihrer närrischen Seite, da sie
nur für kurze Zeit zwischen den Wolken
auftauchte. So war es dieses Jahr wesentlich
aufwändiger, das Schauspiel zu beobachten
oder gar zu fotografieren, als dies noch im
Mai 2016 der Fall war. Vor drei Jahren war
der Himmel wolkenlos und die Teilnehmer
hatten eher mit der Sonneneinstrahlung zu
kämpfen als mit schlechten Sichtbedingungen.
Trotzdem öffnete die Astronomische
Vereinigung Lilienthal (AVL) [1] auch dieses
Mal wieder ihre Sternwarten und hoffte
auf kurze Durchblicke.
1 Erwartungsfrohes Hoffen auf eine Wolkenlücke (Foto: Ute Spiecker)
Merkur und Merkurtransit
Das Schwerpunktthema in diesem Heft
widmet sich dem kleinsten und sonnennächsten
Planeten: Merkur. Nach den
Transiten von 2003 und 2016 war der
Durchgang am 11. November 2019 der
letzte für weitere 13 Jahre – erst am 13.
November 2032 wird Merkur wieder vor
die Sonne treten. Die Bilder von Merkur
vor der Sonne mögen auf den ersten Blick
alle gleich aussehen: ein kleiner schwarzer
Punkt vor der großen Sonnenscheibe.
Doch die Ereignisse und Erlebnisse rund
um die Beobachtungen sind jede für sich
einzigartig.
Ohne einen Transit bleiben zur Beobachtung
von Merkur die bekannten Sichtbarkeiten
am Abend- oder Morgenhimmel.
Dazu bieten sich in jedem Jahr mindestens
zwei Phasen von jeweils einigen Tagen.
Dieser klassischen Beobachtung von
Merkur widmet sich der zweite Teil unseres
Schwerpunktthemas.
Als dritter Teil und krönender Abschluss
wird über die Beobachtung bzw. Fotografie
von Merkur mit dem Teleskop berichtet.
Wie wir feststellen durften, ist das
auch zur heutigen Zeit immer noch eine
besondere Herausforderung. Nun juckt
es in den Fingern, bei nächster Gelegenheit
selbst einmal zu versuchen, Merkur
mit langer Brennweite aufzunehmen und
dann vielleicht grobe Oberflächendetails
zu erkennen!
Die nächste gute Sichtbarkeit von Merkur
findet übrigens Anfang bis Mitte November
statt – am Morgenhimmel, wie es im
Herbst immer der Fall ist.
1 Pünktlich zum Redaktionsschluss
dieses Schwerpunktthemas tauchte
Merkur im Februar am Abendhimmel auf.
Das Bild zeigt ihn während seines Untergangs
am 6. Februar über Stuttgart.
Aufnahme: Sven Melchert.
Große Erlebnisse mit dem kleinen
Planeten wünscht allen
Sven Melchert
Dabei waren die Wettervorhersagen alles
andere als optimal und widersprachen sich
gegenseitig. So prognostizierte der astronomische
Wetterdienst meteoblue [2] eine geschlossene
Wolkendecke mit kleinen Sichtfenstern,
während Wetteronline [3] zuerst
Sonnenschein vorhersagte und dann auf
dem Satellitenbild eine Wolkendecke zum
Zeitpunkt der Transits anzeigte. Trotz der
nicht optimalen Wettervorhersagen hatten
sich einige AVL-Mitglieder mit ihrem
Equipment eingefunden (s. Abb. 1 und 2),
auch die AVL-Sternwarten wurden geöffnet.
Denn das Ereignis wurde in der Regionalzeitung
publik gemacht, und es verirren sich
normalerweise auch bei schlechten Wetterbedingungen
Besucher nach Wührden/Lilienthal.
So hätte man im schlimmsten Fall
immerhin die Sternwarten zeigen und das
Himmelsspektakel erklären können.
War das Wetter morgens noch relativ gut,
zogen mittags aber, wie durch Wetteronline
vorhergesagt, immer mehr Wolken am
Himmel auf, die eine Beobachtung nicht
nur erschwerten, sondern fast unmöglich
machten. Mit unserem Vereinsmitglied Jürgen
Ruddek waren wir telefonisch in Kontakt,
da er sich gerade in Bremen im Stadtteil
Gröpelingen aufhielt, und bekamen
von ihm die hoffnungsvolle Botschaft,
dass es dort langsam aufklarte. Zwar hielt
2 Aufbau ganz
unterschiedlicher
sich das Aufklaren bei uns in engen Grenzen,
aber man konnte die Sonne in der
Tat durch die Wolkendecke beobachten.
Allerdings meistens ohne Sonnenfilter,
weshalb an den Fotoapparaten und Tele-
Beobachtungsmöglichkeiten
(Foto: Kai-
Oliver Detken)
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