Ich sollte Attentäter werden - ignaz
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<strong>Ich</strong> <strong>sollte</strong> <strong>Attentäter</strong> <strong>werden</strong> http://www.terrorfehlschlag.de/terrorfehlschlagbuch.htm<br />
in der Kurve verloren gegangen, nachdem man einige Schrauben gelöst hatte. Als mein Schwiegervater<br />
aus dem Krankenhaus heraus kam, hatten die Banken ihm all seine Kredite gekündigt. Er war pleite. Ein<br />
Geheimdienstopfer des BRD-Systems. <strong>Ich</strong> habe ihm diesen Teil der Geschichte eigentlich immer<br />
geglaubt. Meine Frau sagte mir immer, das er vor diesem Ereignis anders gewesen sei.<br />
Schon vor unserer Hochzeit waren meine Frau und ich uns einig, dass unsere Kinder mal zusammen mit<br />
den Großeltern aufwachsen <strong>sollte</strong>n. Wir wussten nur nicht genau, ob es lieber meine Eltern oder ihre<br />
Eltern <strong>werden</strong> <strong>sollte</strong>n. Aus meiner Sicht hatte beides vor und Nachteile. Und ich kannte meine<br />
Schwiegereltern damals auch noch nicht so richtig.<br />
Im Februar 2001 zogen meine zukünftige Frau und ich zusammen in meine 37-Quadratmeter<br />
Ein-Zimmer-Wohnung. Zum Osterfest besuchten wir dann ihre Eltern. <strong>Ich</strong> warf mich ich Schale und wir<br />
fuhren los. Leider waren mir wohl unterwegs im Auto die Beine etwas lahm geworden und ich stolperte<br />
jedenfalls bei meiner Ankunft in der Villa meiner Schwiegereltern die Treppe hinauf. Meine<br />
Schwiegermutter hat mir später oft gesagt:<br />
„Da wusste ich schon, mit dem Mann stimmt was nicht!“<br />
Es war wohl Abneigung auf den ersten Blick, die sich später zu sinnlosem Hass auswuchs. Auch an den<br />
Spruch:<br />
„Willst du DEN wirklich heiraten? Wir kriegen das Kind auch alleine groß,“<br />
erinnere ich mich noch gut. Leider gehört meine Schwiegermutter zu der Sorte Schwiegermütter, der kein<br />
Mann gut genug für ihre Tochter ist. Jedenfalls keiner, der ihre Tochter auch geheiratet hätte. Der ideale<br />
Schwiegersohntyp wäre für sie der Typ „Abteilungsleiter“ gewesen. Immer mit einem wichtigen Gesicht<br />
und einem Anzug unterwegs. So wie ihr Sohn Marvin und ihr Ehemann Sieghard. Letzterer konnte aber<br />
leider nichts anderes außerdem noch. Doch ein Karrieretyp hätte nie ihre Maice geheiratet. <strong>Ich</strong> war das<br />
genaue Gegenteil eines Abteilungsleiters. <strong>Ich</strong> verstelle mich nicht, weil ich denke, das merkt sowieso<br />
gleich jeder, genauso wie ich das bei anderen merke. <strong>Ich</strong> gebe mich so, wie ich bin und durchgestylte<br />
Tischmanieren waren mir auch nie beizubringen. Dazu fehlte es bei mir schlicht und einfach in Sachen<br />
Konzentration. Während andere darüber nachdenken, ob sie aufrecht genug am Essenstisch sitzen oder ob<br />
ihr Gegenüber das Messerchen auch der Konvention entsprechend führt, denke ich darüber nach, ob die<br />
weiße Rasse vielleicht doch noch zu retten ist. Oder über die beste Strategie an der Börse. Oder, oder,<br />
oder. Dadurch entsteht ein enormer Durchblick, der den meisten anderen Menschen fehlt. Man kann halt<br />
nicht alles haben.<br />
<strong>Ich</strong> möchte dem Leser hier die Geschichte der unendliche Reihe von Demütigungen ersparen, die mir<br />
durch meine Schwiegermutter zugefügt wurden. <strong>Ich</strong> hatte das Elternhaus meines Schwagers Marvin<br />
ersteigert. <strong>Ich</strong> bezahlte es mit einem Dollarkredit, weil ich richtigerweise annahm, dass der Dollar stark<br />
fallen würde. Mein Schwiegervater wollte anfänglich wirklich, dass ich den Leuten glauben machte, es<br />
würde noch ihm gehören. Meine neue Verwandtschaft hatte mir das Haus aufgeschwätzt, da niemand<br />
wissen <strong>sollte</strong>, dass mein Schwiegervater auch noch sein Elternhaus durchgebracht hatte. Im<br />
Großbürgertum redet man ja bekanntlich nicht über Geld, man hat es. Schwierig wird es aber für den<br />
Großbürger, wenn er es nicht mehr hat. <strong>Ich</strong> spielte aber nicht mit, und erzählte jedem, der es hören wollte<br />
oder nicht, voller Stolz von meinem Haus und meinem Dollarkredit.<br />
Anfänglich wohnten wir noch in der Villa meiner Schwiegereltern. Im Sommer 2002 kam es jedoch zu<br />
einem heftigen Streit zwischen meiner Schwiegermutter und mir. Mein Frau und meine kleine Freya<br />
durften dort bleiben, ich aber flog raus. <strong>Ich</strong> schlief von da ab auf einer Matratze im Schlafsack in meinem<br />
Haus im Wintergarten und meine Frau samt Tochter besuchten mich ab und an. Später ekelte ich dann<br />
erfolgreich einen Mieter raus, und begann seine Wohnung für uns herzurichten. Im August zog meine<br />
Frau ein. Wir erlebten sechs glückliche Wochen mit unserer lieben kleinen Tochter Freya. Die einzigen<br />
wirklich glücklichen Wochen unserer Ehe überhaupt, denn dann zogen meine Schwiegereltern ein. Ihre<br />
Villa war schon lange vorher zwangsversteigert worden, und sie selbst hatte man jetzt zwangsgeräumt.<br />
Niemand hatte mich gefragt, sie gingen einfach in die Wohnung meines Schwager, der anfänglich dabei<br />
mitspielte. Einige Tag später kamen dann noch drei LKWs voll von ihrem Krempel. Auch hier hatte mich<br />
niemand gefragt. Viel mehr Kram hätte es nicht sein dürfen. Das Haus war voll bis unter das Dach. Das<br />
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