21.12.2012 Aufrufe

Ich sollte Attentäter werden - ignaz

Ich sollte Attentäter werden - ignaz

Ich sollte Attentäter werden - ignaz

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Ich</strong> <strong>sollte</strong> <strong>Attentäter</strong> <strong>werden</strong> http://www.terrorfehlschlag.de/terrorfehlschlagbuch.htm<br />

sondern ließen Millionen Fremdstämmige herein. Hier konnte etwas nicht stimmen. Da gab es für mich<br />

schon damals nichts zu deuteln. <strong>Ich</strong> war aber noch weit davon entfernt, die Hintergründe zu verstehen. <strong>Ich</strong><br />

hielt das alles für die Dummheit von gewählten Politikern, die keine Ahnung von Logik und<br />

Naturwissenschaften haben. Hätte mir damals einer erzählt, dass Politiker nur skrupellose Marionetten<br />

sind, die genau das machen, was ihnen gesagt wird, so hätte ich ihm wahrscheinlich nicht geglaubt.<br />

Damals glaubte ich noch an das Gute im Menschen. Nur mein Bild von der Demokratie als ideale<br />

Regierungsform bekam einen starken Knacks. Damals glaubte ich, dass die Monarchie eine bessere<br />

Regierungsform ist, weil der Monarch ein längerfristiges Interesse an seinem Volk hat. Er denkt auch<br />

noch bis zu seinen Enkelkindern. Ein Politiker denkt nur so weit im Voraus, wie das einfache Volk<br />

zurückdenken kann. Nämlich etwa zwei Jahre, dachte ich damals. Aber das war natürlich großer Quatsch.<br />

Heute weiß ich, dass wirklich erfolgreiche Politiker überhaupt nicht selbst vorausdenken. Das brauchen<br />

sie gar nicht für ihren Erfolg. Sie machen einfach das, was ihnen von der internationalen Hochfinanz<br />

diktiert wird und keiner wird ihnen - zumindest für den Moment - einen Knüppel zwischen die Beine<br />

werfen. Sie <strong>werden</strong> eine gute Presse haben, und das einfältige Volk wird sie darum wiederwählen.<br />

Nach dem Abitur kam dann erst mal der Ernst des Lebens. Leider hatte ich überhaupt keine Ahnung von<br />

so Sachen wie Lehre und Studium. Das hatte mir nie einer richtig erklärt. Meine Mutter meinte, ich solle<br />

doch Beamter <strong>werden</strong>, da hätte ich einen sicheren Arbeitsplatz und eine Pension. Mir stellten sich die<br />

Haare auf, wenn ich dies nur hörte. Beamter! Das langweiligste, was man sich vorstellen kann. 45 Jahre<br />

hinter dem selben Schreibtisch hocken und Akten wälzen. <strong>Ich</strong> bekam damals regelrechte Angstzustände,<br />

wenn ich nur das Wort Beamter hörte. Später habe ich dann in „Mein Kampf“ gelesen, dass es Adolf<br />

Hitler in seiner Jugend ähnlich gegangen war. Auch er war von seiner Mutter gedrängt worden, Beamter<br />

zu <strong>werden</strong>, aber ich schätze mal, er hat sich aus den gleichen Gründen wie ich geweigert. Es war ihm zu<br />

langweilig.<br />

Damals schwebten mir erst mal ganz andere Dinge vor. Die Fremdenlegion zum Beispiel. Auch der Film<br />

Scarface hat mich sehr beeindruckt. <strong>Ich</strong> wollte Drogenhändler <strong>werden</strong>, oder Gangster. Auch nach<br />

Südamerika auswandern war so eine Idee von mir. Leider habe ich im Elternhaus nur wenig Unterstützung<br />

für mein Selbstbewusstsein gefunden. Meine Mutter meinte immer:<br />

„Du findest eh nie einen Arbeitsplatz“,<br />

oder<br />

„Du fliegst mal überall raus“,<br />

wenn ich nicht so wollte wie sie wollte. Mit meinem Vater redete ich schon lange nicht mehr. Aber<br />

irgendetwas muss der Mensch halt tun, und da bei mir die Finanzierung eines Studiums nicht gesichert<br />

war, fing ich in der Firma Samson in Frankfurt eine Lehre als Industriekaufmann an. Leider musste ich<br />

feststellen, dass ich für diesen Beruf in keinster Weise geeignet war. Dabei meine ich nicht den<br />

intellektuellen Aspekt, damit hatte ich keine Probleme. <strong>Ich</strong> hatte sogar die beste Zwischenprüfung in<br />

meinem Betrieb. Aber ich kam leider nicht besonders gut mit anderen Menschen aus. <strong>Ich</strong> erinnere mich<br />

noch gut, dass ich im Auto bis zur letzten Minute vor der Firma saß, bevor ich hineinging. <strong>Ich</strong> hatte<br />

damals Angst vor Menschen. Irgendwie hätte ich auch gleich Beamter <strong>werden</strong> können. Jedenfalls brach<br />

ich die Lehre nach 9 Monaten ab und ich war von meiner Mutter und meiner Tante durch nichts dazu zu<br />

bewegen, wieder in die Firma zurück zu gehen. Mir ging es endlich wieder gut.<br />

Nach einem Jahr Rumgammeln begann ich 1985 an der Fachhochschule Darmstadt ein Studium der<br />

Informatik. Das war erst mal eine gute Idee. Technik und Naturwissenschaften lagen mir. <strong>Ich</strong> schaffte<br />

damals das ganze Studium fast ohne irgendetwas dafür zu tun. <strong>Ich</strong> ging einfach nur zu den Vorlesungen<br />

und hörte mir an, was die Professoren zu sagen hatten und schrieb die Klausuren ohne zuvor durchlernte<br />

Nächte, wie sie von anderen Studenten gerne bezeugt <strong>werden</strong>. <strong>Ich</strong> hatte während des Studiums also viel<br />

Zeit zum Lesen. <strong>Ich</strong> las viel über Wissenschaft und Technik. <strong>Ich</strong> habe alle in der Bibliothek vorhandenen<br />

„Spektrum der Wissenschaft“ und „Bild der Wissenschaft“ gelesen. Technik hatte mich immer schon<br />

begeistert. Technik war streng logisch. Die selben Bücher hätten auch in der Sowjetunion oder in China<br />

erscheinen können. Deutsch oder Gesellschaftskunde habe ich immer gehasst. Irgendwie ahnte ich schon<br />

früh, dass das meiste davon Blödsinn war, und auch ganz anders hätte dargestellt <strong>werden</strong> können.<br />

von 149 16.07.2007 11:38

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!