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Ich sollte Attentäter werden - ignaz

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<strong>Ich</strong> <strong>sollte</strong> <strong>Attentäter</strong> <strong>werden</strong> http://www.terrorfehlschlag.de/terrorfehlschlagbuch.htm<br />

dumm wie Scheiße war und all diese Lügen glaubte. Er war politisch ziemlich fit. Und er hat auch von mir<br />

noch einiges an Hintergrundwissen dazugelernt. <strong>Ich</strong> saß die meiste Zeit vor dem Rechner, surfte durchs<br />

Internet und hatte Zugang zu den neusten Entwicklungen. Die Zeit hatte er nicht, denn er musste ja<br />

arbeiten. Er hatte die Unabhängigen Nachrichten (UN) bestellt und verteilte im Monat 15 Exemplare<br />

davon an Taxikunden. Das war seine Form des politischen Widerstands. Irgendwann im Herbst 2002<br />

lernte er in Russland eine Russin kennen und heiratete sie. Er zog deswegen in eine größere Wohnung<br />

nach Ruhrort um, einem Stadtteil von Duisburg. <strong>Ich</strong> konnte ihn fortan nicht mehr so ohne weiteres mit<br />

den Kindern besuche. Aber er rief oft an.<br />

<strong>Ich</strong> hatte Stefan Noack im Laufe der Jahre eigentlich immer mal wieder im Verdacht ein Spitzel zu sein.<br />

Besonders am Anfang. Und auch meine Frau hielt ihn für einen Spitzel. <strong>Ich</strong> erinnere mich auch noch gut<br />

an einen Streit mit meiner Frau, wo sie mich anschrie, dass er ein Spitzel sein müsse. Warum würde er<br />

mich sonst drei mal am Tag anrufen, fragte sie mich. <strong>Ich</strong> kontertet:<br />

„Warum <strong>sollte</strong>n DIE sich denn die Mühe machen und einen Spitzel auf mich ansetzen. <strong>Ich</strong> mach doch<br />

gar nichts außer einer NPD-Internetseite. Und die können sie sich auch im Internet ansehen. Warum<br />

<strong>sollte</strong>n DIE einen Spitzel auf mich ansetzen?“<br />

Darauf wusste meine Maice auch keine vernünftige Antwort. Heute kenne ich die Antwort. Er war teil der<br />

Verschwörung, mich zu einem vorgeblichen NPD-<strong>Attentäter</strong> zu machen. Außerdem hatte er mir mal<br />

irgendwann in einer schwachen Stunde erzählt, dass er „zufällig“ jemanden vom Verfassungsschutz<br />

kenne. Damals dachte ich mir meinen Teil dazu. <strong>Ich</strong> habe Stefan deshalb nie etwas erzählt, was mich<br />

gerichtlich hätte belasten können.<br />

Besonders unangenehm fiel mir Stefan Noack etwa im Jahre 2003 oder 2004 auf. <strong>Ich</strong> hatte schon vor<br />

Jahren durch meine Klautouren den Führerschein verloren und versuchte jetzt als ehrlicher Familienvater<br />

einen neuen zu machen. Wer noch nie den Führerschein verloren hatte, der kann die Lächerlichkeit eines<br />

BRD-Idiotentests (Medizinische-Psychologische Untersuchung - MPU) nicht begreifen. Auch unter<br />

Experten gilt das Verfahren als pseudowissenschaftlich. <strong>Ich</strong> war schon zweimal bei der MPU<br />

durchgefallen, da drängte mich meine Frau Maice zu einer weiteren Maßnahme zwecks<br />

Führerscheinerwerbs. <strong>Ich</strong> ging auf Grund einer Zeitungsanzeige zu einem Experten. Der erklärte mir dann<br />

für 1200 Euro innerhalb mehrerer Sitzungen haarklein, was ich den Idioten beim Idiotentest zu erzählen<br />

hatte. Er schrieb mir drei Seiten dazu auf, die ich auswendig zu lernen hatte. <strong>Ich</strong> war echt baff, was die<br />

alles so hören wollten, damit sie jemanden die Führerscheintauglichkeit attestierten. Und vor allen Dingen<br />

war für mich überraschend, was man ihnen auf keinen Fall erzählen durfte. So viel Schwachsinn hatte ich<br />

nicht erwartet. Beispiel: Wer sagt, dass er schon irgendwann mal im Leben einen Joint geraucht hat, der<br />

wird immer für führerscheinuntauglich gehalten, warum auch immer. Rein theoretisch können eigentlich<br />

nur Leute den Idiotentest schaffen, die den Führerschein nie verloren hätten. Es sei denn, sie sind gute<br />

Lügner.<br />

<strong>Ich</strong> lernte also die drei Seiten meines Führerscheinberaters auswendig und übte viel mit meiner Frau das<br />

Lügen. Und es klappte tatsächlich. Ab und an müssen die MPU-Fritzen halt auch den ein oder anderen<br />

durchkommen lassen, sonst würde keiner mehr zu ihnen hingehen und sie würden pleite gehen. Aber<br />

eigentlich ist das ganze Führerscheinsystem so aufgebaut, dass möglichst wenige Deutsche einen<br />

Führerschein bekommen bzw. zurückerhalten. Wenn man meinem Fahrlehrer glauben schenken will, dann<br />

wird in Deutschland die Führerscheinprüfung immer schwerer, während sie in unseren Nachbarländern<br />

immer leichter wird. <strong>Ich</strong> glaube, dass dies eine weitere Maßnahme gegen uns Deutsche ist, damit die<br />

Ausländer mehr Chancen auf einen Arbeitsplatz haben als wir Deutschen. Der Tag wird kommen, an dem<br />

wir die Wahrheit erfahren <strong>werden</strong>.<br />

<strong>Ich</strong> hatte also die MPU in der Tasche und meldete mich auf der Fahrschule an. <strong>Ich</strong> hielt das für eine<br />

Formalität, denn ich war ja schließlich jahrelang nahezu unfallfrei gefahren. Doch ich <strong>sollte</strong> mich irren.<br />

<strong>Ich</strong> war unfähig meinen jahrelang eingeschliffenen Fahrstil abzulegen und wieder<br />

fahrschulvorschriftsmäßig zu fahren. <strong>Ich</strong> glaube, dass ich wahrscheinlich problemlos den<br />

Flugzeugführerschein schaffen würde, aber eine deutsche Autofahrprüfung ist für mich unmöglich. <strong>Ich</strong><br />

brauchte vier erfolglose Führerscheinprüfungen um zu dieser Erkenntnis zu gelangen.<br />

6 von 149 16.07.2007 11:38

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