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Wirtschaftsspiegel 2018: Schwerpunkt Mut

Leitwölfe. Mit mutigen Entscheidungen treiben sie Innovationen voran. Lesen, was die TechnologieRegion Karlsruhe so stark macht.

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NR 61 <strong>2018</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL 14 15<br />

02 REVIER<br />

ÜBER DAS MEER NACH KARLS-<br />

RUHE – DER AUFWENDIGE<br />

TRANSPORT DER COKE DRUMS<br />

Die beiden Coke Drums wurden in<br />

Nordspanien gefertigt und im September<br />

2017 über den Atlantik nach<br />

Rotterdam verschifft, um anschließend<br />

auf zwei hintereinander gekoppelten<br />

Ladungspontons über den Rhein zum<br />

Karlsruher Pionierhafen transportiert<br />

zu werden. Angekommen ist der 170<br />

Meter lange Schiffskonvoi Mitte<br />

Oktober 2017. Die letzte Etappe<br />

ihrer Reise setzten die Coke Drums<br />

schließlich auf sogenannten Selbstfahrern<br />

fort. Den anspruchsvollsten<br />

Teil ihrer Route hatten die schweren<br />

Kolosse zu diesem Zeitpunkt jedoch<br />

noch vor sich.<br />

Langfristige Planungen im Voraus<br />

waren notwendig, um den spanischen<br />

Fabrikaten ihren Weg zur Raffinerie<br />

zu ebnen. Die Brücke über die Alb<br />

wäre dem Gewicht der Coke Drums<br />

nicht gewachsen gewesen. Die einzige<br />

Lösung: Temporär wurden zehn Rohre<br />

mit jeweils einem Meter Durchmesser<br />

in die Alb gelegt und auf Dammhöhe<br />

aufgeschüttet. Doch nicht nur zu<br />

Boden, auch in luftiger Höhe gab es<br />

Hindernisse. Weichen musste daher<br />

auch eine Bahnoberleitung, die speziell<br />

für den Transport abgebaut wurde,<br />

sowie eine Bahntrasse, die temporär<br />

überschüttet wurde. Um den Zugverkehr<br />

lediglich über einen möglichst<br />

kurzen Zeitraum stilllegen zu müssen,<br />

startete direkt nach dem Passieren des<br />

Schwerlasttransports der Rückbau.<br />

1 Projektleiter „Neue Coke Drums“<br />

Frank Wischniewski und der 2.000<br />

Tonnen-Ringkran beim Einsatz.<br />

2 Für den Transport eigens angelegte,<br />

temporäre Albquerung<br />

3 Coke Drum auf dem Rhein. Gezogen<br />

von einem 1.200 PS starken Schlepper<br />

4 Rohöldestillation im Werkteil 2 der MiRO<br />

Fotos: www.miro-ka.de<br />

HINDERNISSE BEIM<br />

TRANSPORT ÜBER LAND<br />

Um auf das riesige Gelände der MiRO<br />

zu gelangen, machte sich wenige Tage<br />

nach der Ankunft im Karlsruher Pionierhafen<br />

ein Schwerlasttransport kurz<br />

nach Sonnenaufgang auf den Weg. Eine<br />

ruhige Hand und Fingerspitzengefühl<br />

mussten direkt zu Beginn der Route<br />

bewiesen werden. Die Dammscharte<br />

war mit rund sechs Metern die engste<br />

Stelle auf der drei Kilometer langen<br />

Strecke. Für PKW-Fahrer wären solch<br />

breite Straßen ein Traum – bei einer<br />

Transportbreite von 5,40 Meter war<br />

jedoch Maßarbeit gefragt.<br />

TEMPORÄRE UMBAUTEN FÜR<br />

DEN TRANSPORT WURDEN<br />

AUFWENDIG GEPLANT<br />

Im Minimaltempo bewegten sich die<br />

neuen Coke Drums peu à peu fort.<br />

Nach einigen elegant gemeisterten<br />

Kurven kam die nächste Herausforderung<br />

auf die Transportprofis zu.<br />

SCHWERES ARBEITSGERÄT<br />

TRITT SEINE REISE VON<br />

MALAYSIA NACH BADEN AN<br />

Nicht nur der Transport der Coke<br />

Drums war abenteuerlich, auch die<br />

Reise eines der größten Kräne der<br />

Welt, eines 2.000 Tonnen-Ringkrans,<br />

musste aufwendig geplant werden.<br />

In rund 200 Einzeltransporten wurde<br />

dieser angeliefert und über einen<br />

Zeitraum von vier Wochen auf dem<br />

Raffineriegelände aufgebaut. Für einen<br />

sicheren Stand sorgte dabei ein eigens<br />

dafür gegossenes Fundament unmittelbar<br />

neben der Anlage.<br />

75 MILLIONEN-PROJEKT<br />

ERFORDERT PRÄZISIONSARBEIT<br />

Bei dem herausfordernden Austausch<br />

der beiden Coke Drums war millimetergenaue<br />

Präzisionsarbeit gefragt.<br />

Zuschauer und Verantwortliche waren<br />

gleichermaßen aufgeregt. Über mehrere<br />

Jahre haben Mitarbeiter auf diesen<br />

besonderen Moment hingearbeitet.<br />

Mit einem Budget von 75 Millionen<br />

Euro ist der Austausch der Coke<br />

Drums ein Projekt, das die meisten<br />

Mitarbeiter nur einmal in ihrer Berufslaufbahn<br />

erleben werden. An einem<br />

regnerisch grauen Morgen hob der<br />

gigantische Ringkran die zweite 400<br />

Tonnen schwere Coke Drum in etwa<br />

50 Meter Höhe. Das monströse Gerät<br />

brauchte dafür rund eine Stunde – und<br />

konnte die Coke Drum anschließend<br />

nach einer Drehung um die eigene<br />

Achse an ihren vorgesehenen Platz<br />

einlassen. An beiden Seiten hatte<br />

die Coke Drum dabei lediglich einen<br />

Spielraum von 25 Zentimetern. >><br />

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