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Heckerkurier 20 12.pub - Friedrich-Hecker-Gymnasium

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dem nicht stärker für eine neue Entwicklungspolitik ein. Es gibt Klimagipfel, die diesen Namen nicht verdienen,<br />

da sie nichts zur Bewahrung unseres Planeten beitragen.<br />

Noch in den 90er Jahren gab es große Fortschritte: Wir erinnern uns an die UNO-Konferenzen von Rio 1992<br />

über die Umwelt und von Peking 1995 über die Lage der Frauen, im September <strong>20</strong>00 auf Initiative des Uno Generalsekretärs<br />

Kofi Annan die Erklärung der 191 Mitgliedsländer über „acht Milleniums-Entwicklungsziele“ - darunter:<br />

Halbierung der Armut in der Welt bis <strong>20</strong>15. Aber weder Präsident Obama noch die Europäische Union<br />

haben sich geäußert, welchen Beitrag zu einer konstruktiven, auf den Grundwerten beruhenden Politik sie dazu<br />

zu leisten gedenken. Ende Oktober <strong>20</strong>11 leben 7 Milliarden Menschen auf der Erde, weit über die Hälfte in Armut.<br />

Wie soll ich diesen Aufruf zur Empörung beschließen ? Ich erinnere an das, was nach dem Ende des<br />

grauenhaften Dramas, 1945, geschaffen wurde. Fantastisch. Aber die Bedrohung ist nicht gebannt. Ich rufe alle<br />

auf, zu einem friedlichen Aufstand gegen die Massenkommunikationsmittel, die unserer Jugend, Euch Abiturienten,<br />

keine andere Perspektive bieten als den Massenkonsum, die Verachtung der Schwächsten und der Kultur,<br />

den allgemeinen Gedächtnisschwund und die maßlose Konkurrenz aller gegen alle. Ihr gestaltet die nächsten<br />

Jahrzehnte ! Mit den Worten Hessels: „Neues schaffen heißt Widerstand leisten. Widerstand leisten heißt<br />

Neues schaffen.“<br />

Liebe Abiturienten: Erziehung in Elternhaus und Schule sind zu Ende. Jetzt ist die Zeit, dass Ihr Euch empört, Perspektiven<br />

entwickelt.<br />

Ein III. „E n t s c h e i d e t und l e b t E u r e I d e e n und Ü b e r z e u g u n g e n !“<br />

Ich vermute, dass Euch Axel Hacke von der SüddeutschenZeitung bekannt ist, er schrieb kürzlich: Ein deutlicher<br />

gesellschaftlicher Trend ist: Die Zahl langweiliger Menschen nimmt zu. Neulich waren meine Frau und ich zu<br />

einem Abendessen eingeladen, dessen Teilnehmer so sterbenslangweilig waren, dass ich von der Toilette aus per<br />

SMS einen Kollegen um einen Anruf auf dem Handy bat. Wir haben dann den Gastgebern eine katastrophale<br />

Lage erklärt, eines der Kinder sei schlagartig erkrankt, wir müssten sofort aufbrechen. Dann bin ich mit meiner<br />

Frau tanzen gegangen.<br />

Der amerikanische Professor Jeffrey Wilhelm sagt, es sei die Schule, die die Kinder zur Langeweile erziehe, aus<br />

ihnen gelangweilte, langweilige Menschen mache. Erinnert sich nicht fast jeder von uns ungern an die Schule ?<br />

Eine Abiturienten nicken. Gibt es aber nicht auch bei fast jedem von uns mindestens einen Lehrer, an dessen<br />

Begeisterung und Ungewöhnlichkeit man gerne denkt ? Jetzt nicken alle. Prof. Wilhelm sagt, das sei das „Dereine-Lehrer-Phänomen“.<br />

Man müsse dem einzelnen Lehrer mehr Freiheit und Verantwortung geben. Wie wahr<br />

ist das denn ?! Worüber wurde in den vergangenen Jahren in Deutschland debattiert, wenn es um Schule ging ?<br />

Um deren Dauer, um Systeme, Kontingentstundentafeln und Mensa, nie über Lehrer und deren Unterricht, nie<br />

über Freiheit, Verantwortung, Fantasie, Empörung ! Wir haben Bücher über „Disziplin“ und die „Tyrannei“ (von<br />

Kindern!) gelesen, statt dafür zu sorgen, dass Kinder in der Schule lernen, vor anderen stehend einen freien Vortrag<br />

zu halten. Sich selbstbewusst, unterhaltsam und unlangweilig zu präsentieren, wie sie sind und sein wollen.<br />

Warum sind wir so ? Weil wir Angst haben, dass unsere Kinder nicht funktionieren könnten, dass sie keine Karriere<br />

machen und zu wenig Geld verdienen. Wir haben keine Angst davor, dass sie langweilige und uninteressante<br />

Menschen werden. Warum nicht ? Weil wir das selbst sind. Übrigens: Leute, die mehr über<br />

Langeweile klagen als andere, haben ein doppelt so hohes Risiko, am Infarkt oder Schlaganfall zu sterben, hat eine<br />

über 25 Jahre durchgeführte Langzeitstudie in New Jersey am Boring Institut ergeben.<br />

Liebe Abiturienten: Erziehung in Elternhaus und Schule sind zu Ende. Keiner weiß, wie lange Ihr Zeit habt, zu entscheiden,<br />

Eure Ideen und Überzeugungen zu leben.<br />

Danke für das Vergangene; JA zum kommenden, frei nach Carl-<strong>Friedrich</strong> Bonhoeffer. Setzt um, wozu<br />

Euch Eure Talente befähigen; werdet Meister in den Bereichen, für die Ihr brennendes Interesse, ja Leidenschaft<br />

empfindet. Euer Ziel sei „Einfach leben“, nicht „einfach leben.“ Dankeschön.<br />

Ansgar M.M. Stahl<br />

AUSABE 9<br />

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