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Industrieanzeiger 18.2020

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18.20<br />

01.09.2020 | 142. Jahrgang<br />

www.industrieanzeiger.de<br />

Mikrobearbeitung Fräsen, feiner als ein Haar Seite 36<br />

Umati Lasst Maschinen miteinander reden Seite 28<br />

Leichtbau Werkstoff mit Rekorddämpfung Seite 60<br />

Messechef Bleinroth<br />

über die Premiere des<br />

AMB-Forums Seite 32


NEU<br />

Centco4<br />

INNOVATIVES 4-BACKENFUTTER<br />

2+2 ZENTRISCH AUSGLEICHENDES SPANNEN<br />

– Automatische Zentrierung des Werkstücks<br />

– Geeignet für runde, eckige und geometrisch<br />

unförmige Werkstücke<br />

– Fliehkraftausgleich für höchste Drehzahlen<br />

– Präzise Bearbeitungsqualität durch<br />

hochgenaue Backenantriebe<br />

– Standard Backenschnittstelle<br />

– Ideal für deformationsempfindliche<br />

Werkstücke<br />

Centco4<br />

Kraftspannfutter mit Durchgang<br />

Centco4-MLW<br />

gewichtsoptimiertes Handspannfutter<br />

Universelle Spannmöglichkeiten mit Standardbacken:<br />

Spannen von quadratischen /<br />

rechteckigen Werkstücken<br />

mit Standardbacken<br />

Spannen von runden<br />

Werkstücken<br />

mit Standardbacken<br />

Spannen von geometrisch<br />

unförmigen Werkstücken<br />

mit Standardbacken<br />

Spannen von dünnwandigen<br />

Werkstücken<br />

mit Standardbacken<br />

www.smw-autoblok.de<br />

SMW-AUTOBLOK Spannsysteme GmbH<br />

Wiesentalstraße 28<br />

D-88074 Meckenbeuren<br />

Tel.: +49 (0) 7542 - 405 - 0<br />

E-Mail: info@smw-autoblok.de<br />

2 <strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20


meinung<br />

Zurück ins<br />

wahre Leben<br />

Endlich! Das erste reale Treffen der Fertigungsbranche in diesem<br />

Jahr steht vor der Tür. Auch wenn das AMB Forum mit seinen 20<br />

Referenten/Ausstellern und maximal 500 Besuchern im Vergleich<br />

zur großen Schwester, der Internationalen Messe für Metallbearbeitung<br />

– mit mehr als 1500 Ausstellern und über 90.000 Besuchern –<br />

kein Ersatz ist, so ist es doch ein Signal: Das Leben geht weiter!<br />

In den letzten Monaten erlebten digitale Formate einen noch nie<br />

gesehen Boom. Zoom-Konferenzen und virtuelle Hausausstellungen<br />

waren vielfach die einzige Chance, Kunden, Lieferanten oder<br />

Partner zu „treffen“, sich mit ihnen auszutauschen, Neuheiten zu<br />

präsentieren... Viele erkannten den Nutzen dieser Formate und sind<br />

begeistert von ihrer Effizienz. Wir sollten<br />

aber auch nicht vergessen, dass bei diesen<br />

virtuellen Meetings viele Signale und Informationen<br />

auf der Strecke bleiben. Sie funktionieren<br />

dann besonders gut, wenn sich die<br />

Beteiligten bereits gut kennen.<br />

Allenthalben werden digitale Kanäle als<br />

die Zukunft propagiert. Sie werden Präsenzveranstaltungen<br />

und analoge Medien aber<br />

genauso wenig ersetzen, wie das Fernsehen<br />

das Kino ersetzt hat. Je mehr Informationen<br />

ins Netz wandern, umso schwieriger wird<br />

es, die wirklich relevanten herauszufiltern –<br />

Google und Wikipedia helfen dabei nur sehr<br />

bedingt. Deshalb werden Fachjournalisten<br />

künftig noch wichtiger sein. Sie sammeln,<br />

sichten und bewerten Informationen und<br />

bereiten sie – leicht verdaulich – auf.<br />

Wir sollten die digitale Welt als das<br />

sehen, was sie ist: ein Werkzeug und ein<br />

Hilfsmittel – keinesfalls ein Ersatz für die<br />

reale Welt! Selbst wenn das einige Nerds<br />

anders sehen mögen. Und: Bei allem was<br />

wir tun, sollten wir die Sache in den<br />

Dienst des Menschen stellen, nicht umgekehrt.<br />

•<br />

Themen 18.20<br />

06 Technik-Augenblicke<br />

08 Tipps der Redaktion<br />

10 News<br />

20 Forschung<br />

22 Technologietransfer<br />

24 Werkzeugmaschinen<br />

26 Präzisionswerkzeuge<br />

28 Umati-Neuheiten<br />

36 Mikrobearbeitung<br />

48 Hartmetallfräser<br />

52 Dreh-Fräs-Bearbeitung<br />

60 Werkstoffverbund<br />

64 Automatisierung<br />

66 Steuerungstechnik<br />

70 Produkte<br />

74 Glosse<br />

Mona Willrett<br />

Redakteurin <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20 3


inhalt 18.20<br />

36 | Mikrobearbeitung<br />

Was moderne Fertigungs -<br />

technik leisten kann, zeigte<br />

die Gravur eines Haares.<br />

Inzwischen fließen die Erkenntnisse<br />

aus dem Projekt<br />

in prak tische Anwendungen.<br />

20 | Qualifizierung<br />

Um Facharbeiter für Industrie<br />

4.0-Lösungen zu qualifi -<br />

zieren, entwickeln Aachener<br />

Forscher im Projekt Werker-<br />

Lab ein modulares, mittelstandsorientiertes<br />

Schulungskonzept.<br />

32 | Interview<br />

Für Stuttgarts Messechef<br />

Roland Bleinroth können<br />

digitale Formate eine<br />

starke Messe wie die AMB<br />

noch attraktiver und<br />

länger erlebbar machen.<br />

4 <strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20


Exklusiv.<br />

ERP für Losgröße 1+<br />

News & Management<br />

03 Meinung<br />

Die digitale Welt ist ein Werkzeug –<br />

aber kein Ersatz für die reale Welt<br />

10 Werkzeugmaschinenbranche<br />

Herstellern brechen in der Coronakrise<br />

massiv die Aufträge weg<br />

12 Exporte<br />

Coronakrise bremst Ausfuhren von<br />

Maschinen spürbar<br />

14 Automatisierung<br />

Die Nachfrage nach qualifizierten<br />

Fachkräften in der Robotik steigt<br />

20 Qualifizierung<br />

Schulungskonzept macht Werker für<br />

neue Produktionsweisen fit<br />

22 Technologietransfer<br />

So meistern mittelständische Produk -<br />

tionsbetriebe den digitalen Wandel<br />

24 Interview<br />

VDW-Chef Dr. Wilfried Schäfer über<br />

die Lage der Werkzeugmaschinenbauer<br />

26 Interview<br />

ECTA-Präsident Markus Horn über<br />

Europas Präzisionswerkzeugbranche<br />

●28 Vernetzung<br />

Kommunikationsstandard für Werkzeugmaschinen<br />

ist im Oktober in Kraft<br />

50 Bohren<br />

Schneidplattentool pusht Standzeit<br />

beim Bohren von Stahlträgern<br />

51 Spanntechnik<br />

Modular aufgebauter Schraubstock<br />

stützt auch große Werkstücke<br />

52 Komplettbearbeitung<br />

5-Achsen-Zentren verschaffen Jung -<br />

unternehmer anspruchsvolle Aufträge<br />

55 Automation<br />

Software, Online-Angebote und ein<br />

Cobot als dritter Arm des Werkers<br />

56 Bearbeitungszentren<br />

Solider Maschinenbau und digitale<br />

Module sorgen für Zukunftssicherheit<br />

58 Komplettbearbeitung<br />

Dreh-Fräs-Zentrum liefert Späne und<br />

Daten für die Werkzeugentwicklung<br />

●60 Maschinen-Leichtbau<br />

Neuer Werkstoff mit Rekorddämpfung<br />

für leichte Maschinenschlitten<br />

63 3D-Druck<br />

Porsche hat leichte, 3D-gedruckte<br />

Kolben im 911er-Topmodell getestet<br />

64 Automatisierung<br />

Delta-Roboter von Igus hilft bei der<br />

Herstellung von Brandschutzgläsern<br />

66 Automatisierung<br />

Die Kleinsteuerung kann in vielen<br />

Fällen eine Alternative zur SPS sein<br />

Genialität<br />

verpflichtet<br />

Messen<br />

●32 Interview<br />

Stuttgarts Messechef Bleinroth zu<br />

Entwicklungen der Fachschau AMB<br />

34 AMB-Technologieforum<br />

Erste Präsenzveranstaltung für<br />

Fertigungstechniker in diesem Jahr<br />

Technik & Wissen<br />

●36 Mikrobearbeitung<br />

Ultrapräzises Mikrozerspanen gelingt<br />

heute in einer Produktionsumgebung<br />

42 Präzisionswerkzeuge<br />

Mikroproduktion mit vielen Facetten<br />

45 Beschichtungstechnik<br />

Vom Mikrobohrer bis zum großen<br />

Wälzfräser flexibel beschichten<br />

46 Mikrodrehen<br />

Wo das Zerspanen an Grenzen stößt,<br />

setzt die Hybridmaschine auf den Laser<br />

48 Hartmetallfräser<br />

Verkürzt Fertigungszeit, senkt Kosten<br />

Produkte & Service<br />

06 Augenblicke der Technik<br />

08 Tipps der Redaktion<br />

18 Menschen<br />

70 Produkte<br />

72 Impressum<br />

72 Vorschau<br />

73 Wir berichten über<br />

74 Zuletzt<br />

Zum Titelbild<br />

Werkzeuge, Maschinen und die virtuelle<br />

Welt wachsen zusammen. Die Kommunikation<br />

zwischen Anlagen und Systemen spielt<br />

dabei eine wesentliche Rolle.<br />

Bild: INDUSTRIAL ARTS/stock.adobe.com<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20 5<br />

www.ams-erp.com/webinare


augenblicke der technik<br />

Niemals wird der Mensch seinen Heimatplaneten<br />

verlassen können, um draußen im<br />

All ein neues Zuhause zu finden, weil er sein<br />

altes zerstört hat. Es gibt keinen Planeten B.<br />

Trotzdem wird intensiv nach erdähnlichen<br />

Gebilden gesucht, warum auch immer. Der<br />

Transiting Exoplanet Survey Satellite<br />

(TESS), ein Projekt der NASA, ist der<br />

nächste Schritt bei der Suche nach sogenannten<br />

Exoplaneten, sprich Planeten außerhalb<br />

unseres Sonnensystems. Die Himmelskörper<br />

leuchten<br />

nicht und sind daher<br />

optisch nicht zu erkennen.<br />

Aber sie verraten<br />

sich, wenn sie sich auf ihrer Bahn vor ihre<br />

Sonne schieben und dabei einen Teil des<br />

Lichts periodisch blockieren. Dieses Ereignis<br />

nennt man Transit.<br />

Auf diese Weise kamen die Himmelskundler<br />

auch diesem düsteren Kameraden auf die<br />

Schliche. Der Felsenplanet mit dem nicht gerade<br />

einladenden Namen LHS 3844b befindet<br />

sich 48,6 Lichtjahre von uns entfernt,<br />

hat einen 1,3-fachen Erdradius und umkreist<br />

einen kleinen, eher kühlen Sternentyp.<br />

Die trostlose Kugel besitzt wahrscheinlich<br />

so gut wie keine Atmosphäre und die Oberfläche<br />

ähnelt der unseres Mondes oder des<br />

Merkur. Bild: JPL-Caltech<br />

6 <strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20


<strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20 7


tipps der redaktion<br />

Smarter 3D-Scanner<br />

Filmen im Auto<br />

Die 4K-Dashcam von Nextbase<br />

bietet Features wie 4K-Aufnahmen,<br />

verbesserte Nachtsicht,<br />

Schlechtwetter-Modus, Bildstabilisierung<br />

und what3words-<br />

Funktionen. Sie zeichnet während<br />

der Autofahrt mit einer<br />

Framerate von 30 Bildern pro<br />

Sekunde auf, in der Super-<br />

Slowmotion-Funktion sind es<br />

sogar 120 Bilder pro Sekunde.<br />

So kann die Dashcam Details<br />

wie Kennzeichen oder Verkehrsschilder<br />

aufzeichnen, auch bei<br />

hoher Geschwindigkeit.<br />

Bild: Scoobe3D<br />

Beim Scoobe3D handelt es sich um einen<br />

handlichen und einfach zu bedienenden<br />

3D-Scanner. Das mobile Gerät im<br />

Smartphone-Format erstellt professionelle<br />

3D-Scans von Gegenständen. Der Scanner<br />

soll nach Abschluss der momentan noch<br />

laufenden Finanzierungsrunde vor allem im<br />

Maschinenbau zum Einsatz kommen. Er<br />

lässt sich intuitiv bedienen und gibt genaue<br />

Anweisungen, wie ein Scan durchzuführen<br />

ist. Mittels einer neuen, vom Entwickler,<br />

ein Augsburger Start-up, patentierten Technologie<br />

lassen sich auch glänzende oder reflektierende<br />

Oberflächen (wie Metalle oder<br />

Plastik) erfassen und bei geringem Aufwand<br />

3D-Scans mit einer Genauigkeit von<br />

bis zu 0,1 mm erstellen.<br />

@<br />

Eine<br />

Bild: Nextbase<br />

Elektro-Flitzer<br />

für Zwei<br />

Mit Triggo kann man zukünftig<br />

jeden Stau umfahren – so das Versprechen<br />

des Hersteller. Das vollelektrische<br />

Mikroauto ist 260 cm<br />

lang, 148 cm breit und 168 cm<br />

hoch und kann während der Fahrt<br />

durch die beweglichen Vorderräder<br />

auf eine Breite von 86 cm reguliert<br />

werden. Der Elektro-Kleinstwagen<br />

passt so auch in jede Parklücke.<br />

Triggo kann zwei Personen befördern,<br />

ist mit zwei batteriegetriebenen<br />

(12 KhW) Motoren von je<br />

10 kW ausgestattet und bietet eine<br />

Reichweite von rund 100 km.<br />

Übersicht sowie weitere Informationen zu<br />

den einzelnen Tipps erhalten Sie hier:<br />

www.industrieanzeiger.de/tipps<br />

Bild: Triggo<br />

Freiluft-Kino in Köln<br />

Bild: Bay GmbH<br />

Mit Blick auf den Kölner Dom können Gäste des<br />

Sion-Sommerkinos am Rheinauhafen spannende Filme,<br />

Filmklassiker und Kultmovies genießen. Zudem werden<br />

auch Film-Festivals veranstaltet und alle Fernwehgeplagten<br />

kommen bei Beiträgen über das Reisen<br />

auf ihre Kosten. Auch ein kleines Gastronomiezelt<br />

und ein Biergarten erwartet die Besucher.<br />

8 <strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20


Virtuelle Messe – Echte Neuheiten.<br />

Entdecken Sie 8 Highlights:<br />

live.heidenhain.com<br />

TNC 640 und Extended Workspace Compact<br />

Das digitale Auftragsmanagement im Blick<br />

In einer durchgängig digital vernetzten Fertigung hat der Anwender an der Maschine direkten Zugriff auf nützliche<br />

und relevante Informationen. Und er kann sein Fachwissen unmittelbar in die Prozesskette einbringen. Die TNC 640 mit<br />

Extended Workspace Compact und 24” Widescreen bietet dafür einen besonders benutzerfreundlichen Arbeitsplatz.<br />

Der Anwender kann sich parallel zum Steuerungsbildschirm weitere Applikationen anzeigen lassen und seine Aufträge<br />

vollständig digital direkt an der Steuerung organisieren.<br />

DR. JOHANNES HEIDENHAIN GmbH 83292 Traunreut, Deutschland Tel. +49 8669 31-0 www.heidenhain.de<br />

Winkelmessgeräte Längenmessgeräte Bahnsteuerungen Positionsanzeigen Messtaster Drehgeber<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20 9


nachrichten<br />

Die volle Wucht des<br />

Corona-Lockdowns<br />

Werkzeugmaschinen | Erhebliche Bestellrückgänge<br />

belasten die WZM-Industrie. Es gibt aber<br />

auch ermutigende Zeichen: Der Ordereingang<br />

hat offenbar seinen Tiefpunkt durchschritten.<br />

Die Coronakrise setzt der zuvor<br />

schon von unsicherer Konjunkturlage<br />

und Protektionismus getroffenen<br />

deutschen Werkzeugmaschinenindustrie<br />

erheblich<br />

zu. Auch bei den Orders kommt<br />

der Einbruch deshalb nicht<br />

überraschend. So vermeldet die<br />

Branche im zweiten Quartal einen<br />

um 46 % gesunkenen Auftragseingang.<br />

Aus dem Inland<br />

gingen die Bestellungen laut<br />

dem Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken<br />

(VDW)<br />

um 36 % zurück, aus dem Ausland<br />

sogar um 51 %.<br />

Mit Blick auf das erste Halbjahr<br />

verzeichnete die Branche einen<br />

Bestellrückgang von 35 %.<br />

Von den Kunden im Inland gingen<br />

28 % weniger Aufträge ein,<br />

die Bestellungen aus dem Ausland<br />

waren um 39 % rückläufig.<br />

„An diesen Zahlen lässt sich<br />

die Wucht des Corona-Lockdowns<br />

ablesen“, kommentierte<br />

VDW-Geschäftsführer Dr. Wilfried<br />

Schäfer (siehe Interview<br />

auf S. 24). Angesichts der Zahlen<br />

sei klar, dass alle wichtigen<br />

Kundenbranchen mehr oder weniger<br />

stark betroffen wären, insbesondere<br />

die Automobil- und<br />

die Luftfahrtindustrie, sagte<br />

Schäfer weiter. Deren starke<br />

Umsatzeinbrüche hätten Kurzarbeit,<br />

temporäre Produktionsschließungen<br />

und Liquiditätsengpässe<br />

zur Folge. Zudem sei<br />

die weltweite Investitionstätigkeit<br />

in der Phase des harten<br />

Lockdowns fast zum Erliegen<br />

gekommen. Der VDW-Geschäftsführer<br />

kann aber auch ermutigende<br />

Zeichen ausmachen:<br />

„Der Auftragseingang hat seinen<br />

Tiefpunkt offenbar durchschritten.<br />

Im Juni konnten die<br />

Orders gegenüber den beiden<br />

Vormonaten spürbar zulegen“,<br />

betonte Schäfer.<br />

Die Unternehmen setzten<br />

jetzt alles daran, durch die Krise<br />

zu kommen. Sie würden ihre<br />

Entwicklungen vorantreiben<br />

und versuchen, zumindest die<br />

Stammbelegschaft mithilfe von<br />

Kurzarbeit zu halten. Die Zahl<br />

der Beschäftigten lag im Mai<br />

dieses Jahres laut Angaben um<br />

3,7 % unter Vorjahr. •<br />

35 % weniger Bestellungen<br />

verzeichneten die<br />

Hersteller von Werkzeugmaschinen<br />

im ersten<br />

Halbjahr. Bild: Kadmy/<br />

stock.adobe.com<br />

Kaufprämie pusht E-Auto-Markt<br />

Die Kaufprämie hat die Nachfrage nach<br />

E-Autos im Juli kräftig angekurbelt.<br />

Bild: Peter Atkins/stock.adobe.com<br />

Automobilmarkt | Die Kaufprämie der Bundesregierung<br />

für Elektroautos befeuert die<br />

Nachfrage. Allein im Juli erreichten die<br />

Neuzulassungen von Elektro-Pkws laut<br />

Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) durch einen<br />

Zuwachs um 288 % auf 35.955 Fahrzeuge<br />

einen neuen Rekord. Erstmals wurde mit<br />

11,4 % die 10-%-Marke beim Marktanteil<br />

an allen Pkw-Neuzulassungen durchbrochen.<br />

Im ersten Halbjahr sind 129.936 neue<br />

Stromer (+128 %) in Deutschland angemeldet<br />

worden. Vor allem bei Plug-In-Hybriden<br />

wirkt die Kaufprämie. Im Juli kamen<br />

19.119 neu auf den Markt. Damit haben<br />

sich die Erstzulassungen mit 485 % nahezu<br />

versechsfacht. Die Neuzulassungen rein batterieelektrischer<br />

Pkw (BEV) stiegen im Juli<br />

um 182 % auf 16.798 Einheiten, ebenfalls<br />

ein neuer Höchstwert. Im Juli konnten die<br />

deutschen Autohersteller ihren Marktanteil<br />

bei E-Pkw auf 70 % (Vorjahresmonat:<br />

57 %) weiter ausbauen. Zwei von drei in<br />

Deutschland neu zugelassene E-Autos entfielen<br />

damit auf deutsche Unternehmen. •<br />

10 <strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20


WAS WIR UNTER WERKZEUGSPANNSYSTEMEN<br />

VERSTEHEN, MERKEN UNSERE KUNDEN ERST<br />

NACH MILLIONEN VON HÜBEN.<br />

Wir geben uns nicht mit einer guten Lösung zufrieden,<br />

sondern suchen stets die allerbeste. Kein Wunder, dass wir<br />

in den letzten Jahrzehnten mit immer neuen Innovationen<br />

Meilensteine in der Werkzeugspanntechnik gesetzt haben<br />

– ob manuell oder automatisch. Unser umfassendes<br />

Anwender-Know-how und unsere hohe Entwicklungs- und<br />

Fertigungskompetenz ermöglichen es uns, Spannsysteme<br />

für Werkzeugmaschinen zu liefern, die mit Sicherheit<br />

langfristig funktionieren.<br />

www.ott-jakob.de<br />

OTT-JAKOB Spanntechnik GmbH<br />

Industriestraße 3–7 // D-87663 Lengenwang<br />

+49 83 64 / 98 21 -0 // -10 // info@ott-jakob.de<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20 11


nachrichten<br />

Ticker<br />

+++ Neuausrichtung | Sämtliche<br />

Geschäftsstellen von Weltec und<br />

Nordmethan werden ab sofort<br />

unter der Marke Weltec Biopower<br />

geführt. Dadurch rücken<br />

laut Unternehmensaussage<br />

Energieanlagenbau und Betriebsführung<br />

enger zusammen.<br />

+++<br />

Maschinenexporte weiter<br />

im Sog der Coronakrise<br />

❧<br />

+++ Steckverbinder | Bereits seit<br />

einigen Jahren bietet Lapp Single-Pair-Ethernet<br />

(SPE)-Leitungen<br />

an. Da über deren Norm<br />

Uneinigkeit herrscht, hat sich<br />

der Hersteller von Kabel -und<br />

Verbindungstechnik dazu entschieden,<br />

dem SPE Industrial<br />

Partner Network beizutreten.<br />

+++<br />

❧<br />

+++ Übernahme | Die Ingenics<br />

Group hat die Pixel Group mit<br />

Hauptsitz in Gräfelfing als Teil<br />

des strategischen Wachstumskurses<br />

übernommen. Das Softwareunternehmen<br />

wird weiterhin<br />

eigenständig am Markt agieren<br />

und auch die Standorte Gräfelfing<br />

und Regensburg bleiben<br />

erhalten. +++<br />

❧<br />

+++ Sensorik | Leuze gründet eine<br />

eigene Vertriebs- und Servicegesellschaft<br />

in Kattowitz, Südpolen.<br />

Das Unternehmen konzentriert<br />

sich auf Fokusindustrien,<br />

in denen es über Jahre ein<br />

tiefgreifendes, spezifisches<br />

Applikations-Know-How aufgebaut<br />

hat. Hierzu gehört auch<br />

der Wachstumsmarkt Polen, so<br />

das Unternehmen. +++<br />

Deutsche Exporteure<br />

lieferten im zweiten<br />

Quartal 23 % weniger<br />

Maschinen in die USA<br />

als noch vor einem Jahr.<br />

Bild: Industrieblick/<br />

stock.adobe.com<br />

Exportstatistik | Im ersten Halbjahr sind die Ausfuhren der<br />

deutsche Maschinenbauer um 14 % eingebrochen. Nun<br />

scheint sich die Lage etwas zu entspannen.<br />

Mit einem Minus von 28 %<br />

brachen die Exporte der deutschen<br />

Maschinenbauer besonders<br />

heftig im April und Mai ein<br />

– zwei Monate, die massiv vom<br />

Corona-Lockdown geprägt waren.<br />

Bezogen auf das zweite Jahresquartal<br />

sanken die Ausfuhren<br />

im Vergleich zum Vorjahr um<br />

22,9 % auf 35,2 Mrd. Euro. Für<br />

das erste Halbjahr 2020 ergibt<br />

sich laut VDMA ein kumuliertes<br />

Exportminus von 14,1 %. Die<br />

Zahl fällt weniger drastisch aus,<br />

als zu Beginn der letzten Welt -<br />

finanzkrise: In den ersten sechs<br />

Monaten des Jahres 2009 verzeichneten<br />

die deutschen Maschinenbauer<br />

einen Rückgang<br />

von knapp 23 %.<br />

„Zuletzt konnten die Unternehmen<br />

im Exportgeschäft ein<br />

klein wenig aufatmen“ skizziert<br />

der VDMA-Chefvolkswirt Dr.<br />

Ralph Wiechers die aktuelle Lage.<br />

So sanken die Exporte diesen<br />

Juni im Zuge zurückgenommener<br />

Reise- und Transportbeschränkungen<br />

weniger drastisch,<br />

gleichwohl noch um<br />

12 %. Deshalb wird es laut Wiechers<br />

„ein holpriger Weg zurück<br />

zur Normalität“. Für eine Normalisierung<br />

des Exportgeschäfts<br />

müssten viele Abnehmerländer<br />

des Maschinenbaus die Folgen<br />

der Pandemie erst noch besser in<br />

den Griff bekommen und wieder<br />

mehr Zuversicht für neue<br />

Investitionen entwickeln.<br />

Aus den beiden wichtigsten<br />

Einzelmärkten USA und China<br />

vermeldet der Verband eine sehr<br />

unterschiedliche Nachfrage. Das<br />

US-Geschäft verlor im zweiten<br />

Quartal 23 %. Das China-<br />

Geschäft hingegen nahm nur<br />

um 7,9 % ab. „In China beobachten<br />

wir eine äußerst robuste<br />

wirtschaftliche Erholung vor<br />

allem in der Industrie“, sagte<br />

Wiechers. •<br />

12 <strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20


Bosch startet 5G-Tests in Reutlingen<br />

Forschungsprojekt | Bosch ist<br />

nach eigenen Angaben Vorreiter<br />

bei Industrie 4.0 und setzt auf<br />

5G als wichtigen Baustein für<br />

die Digitalisierung und Vernetzung<br />

in der Produktion und Logistik.<br />

Das Unternehmen be-<br />

ginnt jetzt mit Verträglichkeitstests<br />

und Kanalmessungen für<br />

den Aufbau eines 5G-Netzes im<br />

Halbleiterwerk in Reutlingenund<br />

beteiligt sich daher aktiv<br />

am internationalen Forschungsprojekt<br />

5G-Smart mit dem Ziel,<br />

das Potenzial des neuen Kommunikationsstandards<br />

in realen<br />

Produktionsumgebungen zu erproben<br />

und zu bewerten. •<br />

Ein internationales Forschungsprojekt<br />

untersucht<br />

den Einsatz von 5G in der<br />

Produktion. Bild: Bosch<br />

Gehring startet<br />

Gespräche mit<br />

Investoren<br />

© ARNO-2020-08<br />

Insolvenzen | Die deutschen<br />

Gehring Gesellschaften haben<br />

mit ihrem vorläufigen Insolvenzverwalter<br />

Dr. Tibor Braun<br />

die notwendigen Anpassungen<br />

im Geschäftsbetrieb umgesetzt.<br />

Strategisch wichtige Kunden<br />

und Lieferanten haben ihr Vertrauen<br />

bekundet und die weitere<br />

Zusammenarbeit bestätigt. Vor<br />

diesem Hintergrund starten nun<br />

die Gespräche mit mög lichen Investoren.<br />

Als führender Anbieter<br />

von Hontechnologie setzt Gehring<br />

auf Technologieoffenheit,<br />

die vor allem im Bereich der<br />

Mobilität am Markt gefragt ist.<br />

Geschäftsführung und Verwalter<br />

haben sich zum Ziel gesetzt,<br />

zügig eine nachhaltige Neuaufstellung<br />

mit neuer Gesellschafterstruktur<br />

zu finden und umzusetzen.<br />

•<br />

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Schauen Sie rein – in den nächsten Wochen wird für Sie kontinuierlich weiterentwickelt.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20 Karl-Heinz Arnold GmbH | Karlsbader Str. 4 | D-73760 Ostfildern | Tel +49 (0)711 34 802 0 | Fax +49 (0)711 34 802 130 13<br />

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nachrichten<br />

Robotik-Profis<br />

dringend gesucht<br />

Automatisierung | Bis 2022 werden weltweit rund vier Millionen<br />

Industrieroboter im Einsatz sein. Damit steigt auch<br />

die Nachfrage nach qualifizierte Arbeitskräften.<br />

Bei der weiteren Automatisierung der Fertigung, die für<br />

eine schnelle wirtschaftliche Erholung in der Zeit nach<br />

Corona dringend nötig ist, spielen diese Maschinen eine<br />

wichtige Schlüsselrolle. Mit den stählernen Werkern<br />

steigt aber auch die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften.<br />

Die Aus- und Weiterbildungsangebote<br />

müssen entsprechend angepasst werden, fordert der<br />

Weltroboterverband International Federation of Robotics<br />

(IFR). „Regierungen und Unternehmen weltweit<br />

sollten sich darauf konzentrieren, die nötigen Kompetenzen<br />

für den Umgang mit Robotern und smarten Automatisierungssystemen<br />

zu vermitteln“, sagt IFR-Präsident<br />

Milton Guerry. „Das ist nötig, um das Potenzial<br />

dieser Technik voll auszuschöpfen.“<br />

Bei der Bildungspolitik für eine automatisierte Wirtschaft ist Südkorea<br />

weltweit führend. Bild: Poobest/stock.adobe.com<br />

Laut des „Automation Readiness Index” der „The<br />

Economist Intelligence Unit (EIU)“ betreiben nur vier<br />

Länder eine ausgereifte Bildungspolitik, die den Herausforderungen<br />

einer automatisierten Wirtschaft bereits gerecht<br />

wird. Südkorea führt dieses Ranking an, gefolgt<br />

von Estland, Singapur und Deutschland. Länder wie Japan,<br />

die USA und Frankreich werden als „entwickelt“<br />

eingestuft. China rangiert hier noch als Schwellenland.<br />

Roboterhersteller unterstützen die Aus- und Weiterbildung<br />

für Robotik bereits mit praxisorientierten Schulungen.<br />

Die Umschulung der bestehenden Belegschaft<br />

sei allerdings nur eine kurzfristig angelegte Maßnahme,<br />

so Dr. Susanne Bieller, Generalsekretärin der IFR. •<br />

KI braucht personenbezogene Daten<br />

Künstliche Intelligenz | Laut einer Bitkom-<br />

Umfrage geben 34 % der Unternehmen an,<br />

Künstliche Intelligenz einzusetzen, den Einsatz<br />

zu planen oder zumindest darüber zu<br />

diskutieren. Für fast zwei Drittel aber ist das<br />

kein Thema. Eine zunehmende Bedeutung<br />

gewinnt vor allem das sogenannte maschinelle<br />

Lernen. Dabei werden KI-Systeme<br />

nicht lediglich programmiert, sondern auch<br />

mit geeigneten Daten trainiert. Die in den<br />

Trainingsdaten erkannten Muster und Informationen<br />

können die Systeme nach Abschluss<br />

des Trainingsprozesses auf bisher<br />

unbekannte Datenbestände übertragen.<br />

Fast alle der befragten Unternehmen<br />

(94 %), die sich mit KI auseinandersetzen,<br />

gehen davon aus, dass der Bedarf an Trainingsdaten<br />

steigen wird. Zwei Drittel<br />

(66 %) sagen zudem, dass personenbezogene<br />

Daten genutzt werden müssen, damit die<br />

KI verwertbare Analyseergebnisse liefert.<br />

„Daten sind der Treibstoff für Künstliche<br />

Intelligenz“, sagt Bitkom-Präsident Achim<br />

Berg. „Unternehmen, die KI entwickeln<br />

oder einsetzen, kommen daher schnell an<br />

den Punkt, dass sie auch auf Datensätze zurückgreifen<br />

müssen, die personenbezogene<br />

Daten enthalten.“ Für die Studie wurden<br />

503 Unternehmen ab 50 Mitarbeitern befragt.<br />

•<br />

Der Bedarf an Trainingsdaten für KI<br />

wird laut Erwartungen steigen. Bild:<br />

Alexander Limbach/stock.adobe.com<br />

Umbau in<br />

Eigenregie<br />

Werkzeuge | Im Juli kündigte Mikron<br />

den Verkauf der Standorte Mikron<br />

Berlin und Mikron Kaunas an Callista<br />

Private Equity an. Beide Standorte mit<br />

insgesamt rund 70 Mitarbeitenden<br />

sind ausschließlich für die Automobilindustrie<br />

tätig. Aufgrund unterschiedlicher<br />

Auffassungen bei der Umsetzung<br />

der geplanten Transaktion haben<br />

die beiden Unternehmen einvernehmlich<br />

beschlossen, auf diese zu verzichten.<br />

Mikron wird den Standort Berlin<br />

in eigener Regie redimensionieren und<br />

Kaunas weiterbetreiben. Die erwarteten<br />

Kosten der Restrukturierung sind<br />

in der Halbjahresrechnung 2020 vollständig<br />

erfasst. Das heißt, auch unter<br />

den neuen Vorzeichen wird das zweite<br />

Semester nicht mit Restrukturierungskosten<br />

belastet. •<br />

14 <strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20


SPS Connect ergänzt die Live-Messe 2020<br />

Fachmesse | Der Automatisierungsbranchentreff,<br />

die SPS, soll<br />

auch 2020 als reale Messe in<br />

Nürnberg stattfinden. Zusätzlich<br />

zur Präsenzveranstaltung<br />

mit entsprechenden Schutz- und<br />

Hygienekonzept gemäß der Ver-<br />

ordnung der bayerischen Staatsregierung<br />

begleitet das digitale<br />

Format SPS Connect die Messe<br />

vom 24. bis 26. November. Damit<br />

wird Anwendern, die noch<br />

nicht reisen oder nur einen Tag<br />

vor Ort sein können, laut Veran-<br />

stalter Mesago Messe Frankfurt<br />

die Möglichkeit einer durchgehenden<br />

Teilnahme geboten. Neben<br />

einem abwechslungsreichen<br />

Vortragsprogramm steht dabei<br />

die Vernetzung aller Teilnehmer<br />

im Fokus. •<br />

Der Branchentreff der<br />

Automatisierung, die Messe<br />

SPS, soll auch 2020 real<br />

in Nürnberg stattfinden.<br />

Bild: Malte Kirchner/ Mesago<br />

Kongressmesse<br />

in Hannover<br />

Wenn zwischen Ihnen und uns mehr entsteht:<br />

Das ist der MAPAL Effekt.<br />

Vernetzung | Die internationale<br />

Kongressmesse Connected mobile<br />

Machines & Mobility<br />

(CMM) informiert am 1. und 2.<br />

Dezember rund um die Vernetzung<br />

mobiler Geräte. Die CMM<br />

2020 ist die Weiterentwicklung<br />

der 5G CMM Expo, die im Oktober<br />

2019 an den Start ging. In<br />

rund 100 Vorträgen, Gesprächsrunden,<br />

Interviews und Pitches<br />

sowie im begleitenden Ausstellungsteil<br />

diskutiert und präsentiert<br />

die Messe Technologien<br />

und Dienstleistungen, die mobile<br />

Maschinen und Fahrzeuge intelligent<br />

beziehungsweise autonom<br />

machen. Es geht dabei<br />

nicht nur um deren drahtlose<br />

Vernetzung, sondern auch um<br />

die Anbindung an stationäre<br />

Infrastrukturen. Themen sind<br />

unter anderem Automatisierung,<br />

Produktionssteuerung,<br />

Sicherheit, künstliche Intelligenz,<br />

5G, Videoüberwachung<br />

und Embedded Systems.<br />

Die CMM richtet sich an<br />

Fach- und Unternehmensverantwortliche<br />

sowie Entwickler und<br />

Forscher unterschiedlicher Industriebranchen.<br />

Die Konferenzen<br />

und der Ausstellungsteil<br />

sind als Präsenzveranstaltung<br />

vor Ort im Convention Center<br />

auf dem Hannoveraner Messegelände<br />

geplant. Teile der Veranstaltung<br />

können auch digital per<br />

Videoübertragung durchgeführt<br />

werden. •<br />

Sie<br />

fertigen in höchster Genauigkeit<br />

und Komplexität.<br />

In Form<br />

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Werkzeug, Spannfutter<br />

und passendem Prozess.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20 15


nachrichten<br />

Innovationsturbo<br />

mit KI gezündet<br />

Wettbewerb | Mit Festo und Trumpf hat das Wirtschafts -<br />

ministerium Baden-Württembergs zwei von neun Preisträgern<br />

des Wettbewerbs „KI-Champions“ ausgezeichnet.<br />

Mit Künstlicher Intelligenz (KI) lassen sich beispielsweise<br />

Blechteile einfacher und schneller denn je sortieren<br />

und kommissionieren. KI-Algorithmen sind zudem in<br />

der Lage, tausende pneumatische Spannsysteme in Fertigungslinien<br />

der Automobilindustrie zu überprüfen, ob<br />

sie noch richtig funktionieren oder kurz vor ihrem<br />

Ausfall ausgetauscht werden müssen. Herausragende<br />

Lösungen wie die des Maschinenbauers Trumpf und des<br />

Automatisierungsspezialisten Festo überzeugten die<br />

Jury des Preises „KI-Champions Baden-Württemberg“.<br />

Bei dem erstmals von Wirtschaftsministerin Dr. Nicole<br />

Hoffmeister-Kraut vergebenen Preis ermittelten die<br />

Juroren aus 40 Bewerbungen neun Preisträger in drei<br />

Kategorien: Forschungseinrichtungen, kleine und mitt-<br />

Mit Künstlicher Intelligenz unterstützte Spannsysteme verhindern in der<br />

Autoproduktion teure Maschinenausfälle. Bild: Festo<br />

lere Unternehmen bis 500 Beschäftigte sowie große Unternehmen<br />

mit mehr als 500 Beschäftigten.<br />

Trumpf hat mit der KI-Lösung „Sorting Guide“ ein<br />

kamera basiertes Assistenzsystem so ertüchtigt, dass<br />

farblich markierte Blechteile einfach, schnell und fehlerfrei<br />

kommissioniert werden können. Festos Lösung „Intelligente<br />

pneumatische Laufzeitüberwachung“ hat der<br />

2018 übernommene KI-Spezialist Resolto auf den Weg<br />

gebracht. Die Algorithmen der Dresdener überwachen<br />

die pneumatischen Antriebe der Spannsysteme, die etwa<br />

einzelne Teile beim Schweißen im Karosserie-Rohbau<br />

fixieren. Auffälligkeiten deckt die Software unverzüglich<br />

auf. Dies soll Instandhaltungen besser planbar machen<br />

und unvorhergesehene Stillstände vermeiden. •<br />

Modernisierte Hebezeuge sind produktiver<br />

Webinar | Der Schutz und die bessere Ausschöpfung<br />

der Investition in eine Krananlage<br />

sind treibende Kräfte für eine Modernisierung.<br />

Dies kann bedeuten, dass dadurch<br />

die Geschwindigkeit und Hubkapazität<br />

gesteigert werden oder die Verfügbarkeit erhöht<br />

wird. Auch die Ergonomie und der<br />

Bedienungskomfort lassen sich verbessern<br />

oder Sicherheitsfunktionen integrieren.<br />

Oder es lassen sich wartungsintensive oder<br />

veraltete Bauteile gegen neuere Technologie<br />

austauschen. Wie diese und weitere Maßnahmen<br />

die Produktivität einer Anlage steigern<br />

können, erläutert Dipl.-Ing Marc Döttling<br />

im Webinar am 8. September. Der Produktmanager<br />

bei Stahl CraneSystems zeigt<br />

auf, dass das Nachrüsten und die Modernisierung<br />

von Brückenkrananlagen oftmals<br />

kostengünstiger als die Reparatur oder Generalüberholung<br />

von vorhandenen Krankomponenten<br />

sind. Döttling erklärt, wannsich<br />

eine Modernisierung lohnt und zeigt<br />

die unterschiedlichen Möglichkeiten auf.<br />

Zudem stellt er kundenspezifische Modernisierungsoptionen<br />

durch Engineering und deren<br />

Effizienzpotenziale vor. Für die kostenfreie<br />

Teilnahme am Webinar registrieren<br />

Sie sich einfach auf der <strong>Industrieanzeiger</strong>-<br />

Website.<br />

•<br />

Modernisierte Brückenkrananlagen bieten<br />

ihren Betreibern vielfache Vorteile.<br />

Bild: Stahl CraneSystems<br />

SLM wächst trotz<br />

Corona kräftig<br />

Fertigung | SLM Solutions, Anbieter<br />

metallbasierter additiver Fertigungstechnologie,<br />

sieht sich mit Turn -<br />

aroundmaßnahmen wie etwa einem<br />

verbesserten Materialkostenmanagement,<br />

aber auch Kurzarbeitsmaßnahmen<br />

in Deutschland, gut vorangekommen.<br />

Demnach hat sich der Umsatz im<br />

ersten Halbjahr auf 31,2 Mio. Euro<br />

nahezu verdoppelt, heißt es. Gegenüber<br />

dem Vorjahr erwartet der Vorstand<br />

des Lübecker Konzerns einen<br />

Umsatzanstieg um mindestens 20 %<br />

für das Geschäftsjahr 2020 gegenüber<br />

dem Vorjahr. SLM-Vorstandschef<br />

Meddah Hadjar kündigte an, am 9.<br />

November eine neue Maschine vorzustellen,<br />

die SLM wie auch die Branche<br />

der metallbasierenden additiven Fertigung<br />

nachhaltig verändern werde. •<br />

16 <strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20


Zuliefermesse FMB trotzt Corona<br />

Hygienekonzept | Das Konzept<br />

steht, betont Easyfairs, Veranstalter<br />

der für 4. bis 6. November<br />

in Bad Salzuflen geplanten<br />

16. FMB Zuliefermesse Maschinenbau<br />

– selbstverständlich<br />

konform mit den NRW-Vorga-<br />

ben. „Diese Anforderungen sind<br />

für uns technisch ohne Weiteres<br />

umsetzbar“, versichert Chris -<br />

tian Enßle von Easyfairs. Für die<br />

Schutzmaßnahmen der eher<br />

regionalen Messe haben sich die<br />

Macher einiges einfallen lassen.<br />

Dazu gehört die Online-Anmeldung<br />

für vor- oder nachmittags,<br />

sodass nie mehr als 3000 Personen<br />

auf dem Gelände sind. Ein<br />

„Smart Badge“ ermöglicht sogar<br />

den berührungslosen Austausch<br />

von Business Cards. •<br />

Berührungslos soll es<br />

zugehen auf der Messe FMB:<br />

Sowohl das Lesen der Tickets<br />

als auch der Visitenkarten-<br />

Austauch erfolgen elektronisch.<br />

Bild: Easyfairs<br />

Arno wird<br />

digital<br />

Digitalisierung | In der Corona-<br />

Krise startet Arno Werkzeuge<br />

mit einer dreifachen Digitaloffensive<br />

durch. Homepage,<br />

News-Portal und Webshop bilden<br />

das neue Dreigestirn der<br />

Kommunikation mit Kunden,<br />

Händlern, Mitarbeitern und Interessierten.<br />

Im Zentrum steht<br />

dabei das neue News-Portal<br />

Now.Arno. Ab September wird<br />

der neue Shop Bestellungen<br />

rund um die Uhr ermöglichen.<br />

Weil Planung und Umsetzung<br />

der offensiven Digitalisierungsstrategie<br />

schon Anfang 2018 begannen,<br />

komme der Start nun<br />

zur richtigen Zeit.<br />

„Hinter unserer Digitalisierungsoffensive<br />

steckt der Gedanke,<br />

Menschen untereinander<br />

aber auch mit Informationen<br />

und mit Wissen zu verbinden“,<br />

betont Marketingleiter Simon<br />

Storf des Werkzeugherstellers.<br />

In den letzten beiden Jahren hat<br />

das Unternehmen ein leistungsfähiges<br />

CRM-System aufgebaut<br />

und implementiert. Zusammen<br />

mit einem Produktinformationsmanagement-System<br />

(PIM),<br />

einer Kollaborationsplattform<br />

und einem Ausbau des PPS, sind<br />

im Hintergrund die notwendigen<br />

Voraussetzungen für die digitale<br />

Offensive geschaffen worden.<br />

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CNC I’m a<br />

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Ihr Partner für die Zukunft.<br />

In unseren Hermle Kraftpaketen steckt mehr drin als nur absolute<br />

Präzision. Ob digitale Bausteine oder Automatisierung, wir bieten<br />

Ihnen Lösungen für mehr Qualität und Effizienz – zugeschnitten auf<br />

Ihren Betrieb. Dabei können Sie sich natürlich immer auf unseren<br />

Service verlassen.<br />

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Maschinenfabrik Berthold Hermle AG, info@hermle.de<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20 17


menschen<br />

Wechsel<br />

bei Bosch<br />

Thermotechnik<br />

Schluss nach zehn Monaten<br />

Nach nur zehn Monaten als Vorstandsvorsitzender<br />

der Knorr-Bremse AG, München, ist Bernd Eulitz aus<br />

dem Unternehmen ausgeschieden. Grund seien tiefgreifenden<br />

Meinungsverschiedenheiten zu Fragen der<br />

Führung und der Gestaltung unternehmerischer Belange<br />

gewesen, heißt es. Ein Nachfolger für Eulitz<br />

werde bereits gesucht. Für die Übergangszeit übernehmen<br />

die weiteren Vorstandsmitglieder seine Aufgaben.<br />

Jan Brockmann (Bild) tritt zum 1. November in die<br />

Bosch-Gruppe ein und übernimmt zum 1. Januar 2021<br />

die Leitung des Geschäftsbereichs Bosch Thermotechnik<br />

in Wetzlar. Brockmann ist derzeit COO und CTO<br />

bei der AB Electrolux in Stockholm. Er folgt in seiner<br />

neuen Position auf Uwe Glock, der in den Aufsichtsrat<br />

der Bosch Thermotechnik GmbH wechselt.<br />

Technotrans<br />

benennt CEO<br />

Standort<br />

Mainz unter<br />

neuer Leitung<br />

Das Laserunternehmen<br />

Coherent Inc., Santa Clara,<br />

USA, hat Dr. Markus Klein<br />

zum Geschäftsführer des<br />

Diodenlaser-Standorts in Mainz ernannt.<br />

Der Experte im Bereich Opto-<br />

Halbleiterindustrie soll die Reorganisation<br />

und die Umwandlung des Standorts,<br />

der früher als Dilas Diodenlaser<br />

GmbH bekannt war, in eine voll integrierte<br />

Geschäftseinheit von Coherent<br />

leiten, teilt das Unternehmen mit. Im<br />

Vordergrund stehe die Verbesserung<br />

des globalen Kundenservices, heißt es.<br />

Bei der Technotrans SE in Sassenberg<br />

hat Michael Finger (Bild) als<br />

Sprecher des Vorstands seine Arbeit<br />

aufgenommen. Er übernimmt mit<br />

sofortiger Wirkung die Gesamtverantwortung<br />

für alle Vertriebsbereiche, den Service,<br />

das Qualitätsmanagement sowie das Marketing.<br />

Dirk Engel, der diese Position interimsweise<br />

von 2018 bis 2020 innehatte, fokussiert<br />

sich künftig wieder stärker auf seine Aufgabe<br />

als CFO, teilt das Unternehmen mit.<br />

Neuer Präsident<br />

für Plastics Europe<br />

Dr. Markus Steilemann (Bild), Vorstandsvorsitzender<br />

der Covestro AG, Leverkusen, ist neuer Präsident<br />

von Plastics Europe in Brüssel, dem paneuropäischen<br />

Verband der Kunststofferzeuger. Er folgt<br />

auf Javier Constante, der unlängst zum Präsidenten<br />

von Dow Lateinamerika ernannt wurde.<br />

18 <strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20


Innovationsbonus für 3D-Druck<br />

3D-Metalldruck | Weil Nachfrage<br />

und Märkte sich in der Krise<br />

ändern, sei gerade jetzt eine<br />

anhaltende Innovations fähigkeit<br />

der Unternehmen wichtig,<br />

betont Carl Fruth, Gründer und<br />

Vorstandsvorsitzender der FIT<br />

Additive Manufacturing Group,<br />

Pionier und großer Dienstleister<br />

im Bereich des industriellen<br />

3D- Drucks. FIT bietet vor diesem<br />

Hintergrund einen Innovationsbonus<br />

von 80 % (maximal<br />

5000 Euro) für alle Unternehmen<br />

an, die erstmalig ein metallisches<br />

Bauteil additiv herstellen<br />

wollen.<br />

„Statt eines Innovations -<br />

mangels braucht es jetzt einen<br />

Innovationsbooster“, kommentiert<br />

Fruth die FIT-Maßnahme.<br />

„Deshalb möchten wir Unternehmen<br />

für kurze Zeit unter-<br />

SP3D-Prozess bei FIT: Mit 3- facher<br />

Schallgeschwindigkeit schießt Metall auf<br />

eine Trägerplatte. Bild: FIT / Lisa Kirk<br />

stützen, um neue Ideen umsetzbar<br />

zu machen“. Die FIT AG<br />

versteht sich selbst als Innovator<br />

und deckt viele additive und<br />

darüber hinaus konventionelle<br />

Technologien wie CNC-Fräsen<br />

oder den Spritzguss ab. •<br />

sales@expert-tuenkers.de<br />

www.expert-tuenkers.de<br />

Neue Sparten müssen her<br />

Staffelstabübergabe bei<br />

der Buschjost GmbH:<br />

Raymond Kamp (links)<br />

übernimmt die Leitung<br />

des Standorts Bad<br />

Oeynhausen von Andreas<br />

Pönnighaus (rechts).<br />

Bild: Norgren<br />

Fluidtechnik | Norgren hat sich<br />

im Rahmen einer strategischen<br />

Neuausrichtung in drei neue<br />

Geschäftsbereiche aufgeteilt:<br />

Fluid Technologies, Motion<br />

Control und Commercial Vehicles.<br />

Der Spezialist für Antriebsund<br />

Fluidtechnik hat zudem den<br />

Bereich Fluid Technologies in<br />

die drei Sparten Energy, Life<br />

Scence und Process Control<br />

unterteilt.<br />

Die drei Einheiten besitzen<br />

zudem eigene Entwicklungs-,<br />

Produktions- und Vertriebsteams.<br />

Raymond Kamp wurde<br />

zum neuen Geschäftsführer der<br />

Sparte berufen und wird auch<br />

die Geschäfte der Buschjost<br />

GmbH leiten. •<br />

STM Tech Week 2020<br />

20.-23.10.2020<br />

- individuelle Beratung jedes einzelnen Besuchers/Interessenten<br />

- Ausstellung des gesamten STM Produktspektrums inkl. LIVE-Vorführung<br />

- Vorstellung von STM Neuheiten: Eco/MasterCut, Bedienkonzept STM Flex,<br />

STM Cube, STM MicroCut<br />

- Fachvorträge, Ausblicke, Neuheiten ...<br />

- Vorstellung der jeweiligen Ländervertretungen<br />

- Ausstellung/Anwesenheit unserer Hauptlieferanten<br />

- Einladung zu einer Übernachtung inkl. Verpflegung für alle Teilnehmer<br />

jetzt anmelden: marketing@stm-waterjet.com<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20 19


news & management<br />

Damit ihre Werker fit für<br />

neue Produktionsweisen<br />

„on demand“ und<br />

„just in time“ werden,<br />

brauchen kleine und<br />

mittlere Unternehmen<br />

ein passgenaues<br />

Qualifizierungsformat.<br />

Bild: WBA<br />

Schulungskonzept qualifiziert Werker für Industrie-4.0-Lösungen<br />

Fitness für neue<br />

Produktionsweisen<br />

Forschungsprojekt | Die Industrie 4.0 verändert die<br />

Anforderungen an Mitarbeiter in der produzierenden<br />

Industrie. Um Qualifikationslücken im Bereich von<br />

CAx-Prozessen zu schließen, entwickeln Forscher im<br />

Projekt „WerkerLab“ ein Schulungskonzept, das an<br />

den sozialen Hintergrund, Wissensstand und die zeitliche<br />

Verfügbarkeit von Facharbeitern angepasst ist.<br />

Die produzierende Industrie muss sich<br />

durch den Einfluss von Industrie 4.0 grundlegend<br />

wandeln. Wesentliche Treiber hierbei<br />

sind die Digitalisierung sowie die Vernetzung<br />

von Prozessen, Systemen und Maschinen.<br />

Im Mittelpunkt steht hierbei der<br />

Mensch, der im Unternehmensumfeld permanent<br />

mit neuen Herausforderungen konfrontiert<br />

wird. Mit der Komplexitätssteige-<br />

rung der Prozesse wächst der Anspruch an<br />

seine zu leistende Arbeit deutlich an. Dabei<br />

wird erwartet, dass Mitarbeiter die neuen<br />

Möglichkeiten der Digitalisierung und Vernetzung<br />

in ihrem Arbeitsalltag anwenden.<br />

Dies führt zu einem hohen und sich verändernden<br />

Qualifikationsbedarf.<br />

Besonders deutlich sind Defizite beim<br />

Bearbeiten von Fertigungsaufträgen in<br />

KMU. Die industrienahen Ausbildungsberufe<br />

vermitteln zwar grundlegende Fähigkeiten,<br />

diese reichen jedoch längst nicht mehr<br />

für die zu leistende Arbeit aus. Zudem scheiden<br />

zunehmend alte erfahrene Arbeitskräfte<br />

aus dem Berufsleben aus. Gleichzeitig ist der<br />

Arbeitsmarkt zunehmend durch heterogene<br />

Ausbildungsniveaus, etwa durch zugewanderte<br />

Arbeitskräfte, gekennzeichnet.<br />

Im Ergebnis ist eine deutliche Qualifikationslücke<br />

zu erkennen. Zwar gibt es vereinzelt<br />

Schulungsansätze von Maschinen- oder<br />

Softwareherstellern in Form von Programmiersteuerungs-<br />

oder Maschinenschulungen.<br />

Diese vermitteln jedoch nur punktuelles Wissen.<br />

Es fehlen generisch orientierte Schulungsangebote,<br />

die einzelfallübergreifend<br />

Wissen zum Zusammenspiel von Maschine,<br />

Material, Programm und Mensch vermitteln.<br />

KMU müssen wachsende Komplexität bei<br />

Prozessen und Produkten beherrschen<br />

Insbesondere KMU sind auf eine effiziente<br />

Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter<br />

angewiesen, um die wachsende Prozess- und<br />

Produktkomplexität zu beherrschen. Von<br />

deren Arbeit hängt maßgeblich die Sicherung<br />

hoher Maschinenlaufzeiten und hoher<br />

Profitabilität ab. Das Fitsein für die Herausforderungen<br />

neuer Produktionsweisen „on<br />

demand“ und „just in time“ erfordert daher<br />

ein passgenaues Qualifizierungsformat.<br />

20 <strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20


Das modulare Schulungskonzept<br />

soll Werker dazu<br />

befähigen, ein CAM-<br />

Programm in unterschiedlichen<br />

Ausmaßen<br />

autark bedienen zu<br />

können. Bild: WBA<br />

Im Forschungsprojekt WerkerLab wird<br />

für den Anwendungsfall CAM-Programmierung<br />

ein innovatives, interdisziplinäres sowie<br />

praxisnahes Schulungskonzept entwickelt<br />

und erprobt. Das Konzept ist an den<br />

individuellen Wissensstand und die zeitliche<br />

Verfügbarkeit des Mitarbeiters angepasst<br />

und schließt somit die Qualifikationslücken<br />

für Facharbeiter mit dem Schwerpunkt auf<br />

CAx-Prozesse. Die gezielte Weiterentwicklung<br />

des Qualifikationsniveaus wird dabei<br />

auch ohne die zwingende Notwendigkeit zur<br />

Teilnahme an Präsenzschulungen erreicht.<br />

Dies gelingt durch den Einsatz modular<br />

verfügbarer Lehrinhalte mit direktem Praxisbezug.<br />

Dazu werden verschiedene Lernformen<br />

kombiniert, die geeignetes Lehrmaterial<br />

in Abhängigkeit des Lernortes bereitstellen.<br />

Das Lehrmaterial erstreckt sich<br />

dabei von klassischen Folienbeiträgen zur<br />

Nachbereitung bis hin zu digitalen Medien,<br />

die ein „Hands-on“-Lernen am eigenen Arbeitsplatz<br />

ermöglichen. Die Zielgruppe des<br />

WerkerLab sind Facharbeiter mit einer<br />

Grundausbildung als Industrie-, Zerspanungsmechaniker,<br />

Meister oder Techniker,<br />

nachfolgend auch Werker genannt. Das<br />

Weiterbildungsangebot adressiert ausdrücklich<br />

auch Branchenquereinsteiger sowie<br />

Menschen mit Migrationshintergrund.<br />

Vorgehen und bisherige Ergebnisse im<br />

Forschungsprojekt WerkerLab<br />

Um Schulungskonzepte zu erarbeiten, wurden<br />

in einem ersten Schritt idealtypische Arbeitsvorgänge<br />

definiert, die Werker in ihrem<br />

gewohnten Umfeld bereits beherrschen. Dabei<br />

ist aufgefallen, dass viele Werker zwar in<br />

der Lage sind, an der Maschine zu programmieren,<br />

nicht aber ein CAM-Programm zu<br />

bedienen. Selbst das Öffnen eines solchen<br />

Programms, um eine CAM-Simulation zu<br />

starten, bewältigen oftmals nicht alle Werker.<br />

Das liegt daran, dass ein CAM-Programm<br />

aufgrund seiner Komplexität in der<br />

Regel nur vom speziell ausgebildeten CAM-<br />

Programmierer selbst bedient werden kann.<br />

Besonders in der Lohnfertigung, in der<br />

die meisten zu fertigenden Teile hochkomplexe<br />

Einzelaufträge sind, ist eine Programmierung<br />

anspruchsvoller Mehrachsenbearbeitungen<br />

oder von Freiformflächen an der<br />

Maschine durch Werker kaum zu realisieren<br />

und macht die CAM-Programmierung<br />

infolgedessen unabdingbar. Daher liegt der<br />

Fokus beim Erarbeiten des Schulungskonzepts<br />

darauf, Werker in die Lage zu versetzen,<br />

ein CAM-Programm in unterschiedlichen<br />

Ausmaßen autark bedienen zu können.<br />

Drei aufeinander aufbauende Lernstufen<br />

samt Lernzielen wurden definiert<br />

Um einem Facharbeiter ein auf seine individuellen<br />

Vorkenntnisse angepasstes Schulungsformat<br />

anbieten zu können, wurden<br />

drei aufeinander aufbauende Lernstufen<br />

samt Lernzielen und erforderlicher Vor -<br />

qualifikation definiert: Der Werker ist in der<br />

Lage,<br />

• ein CAM-Programm zu öffnen, bestehende<br />

Informationen aus dem Programm<br />

abzurufen und eine CAM-Simulation ablaufen<br />

zu lassen,<br />

• bestehende CAM-Programme zu ändern,<br />

• Bearbeitungsreihenfolgen im CAM-System<br />

zu ändern und einfache CAM-Programme<br />

zu erstellen.<br />

Zur Einstufung des Werkers in eine der drei<br />

Lernstufen wurde ein Fragebogen entwickelt,<br />

der den Mitarbeiter anhand von Kompetenzprofilen<br />

für den prototypischen<br />

CAM-Nutzer bewertet. Dabei wird zwischen<br />

Kernkompetenzen (etwa mathematische<br />

Grundkenntnisse oder räumliches Vorstellungsvermögen)<br />

und Fachwissen (zum<br />

Beispiel Grundverständnis des Fräsprozesses<br />

oder Grundfähigkeiten in der CAM-Programmierung)<br />

differenziert.<br />

Das im Forschungsprojekt WerkerLab<br />

entwickelte Qualifizierungsformat soll nach<br />

dem Aufbau des Lernkonzepts bei einem<br />

Endanwender pilotiert und evaluiert werden.<br />

Zukünftig dient das Konzept exemplarisch<br />

dazu, weitere WerkerLabs zu erarbeiten<br />

– auch in themenübergreifenden und<br />

fachfremden Branchen. •<br />

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Boos,<br />

Dr.-Ing. Tobias Hensen,<br />

Natalie Heusch, Mike Brinkmann<br />

WBA Aachener Werkzeugbau Akademie<br />

Bündnis fürs Lernen<br />

Das Projektkonsortium bilden die WBA<br />

Aachener Werkzeugbau Akademie GmbH,<br />

die Exapt Systemtechnik GmbH, die 3 Win<br />

Maschinenbau GmbH, die Camaix GmbH<br />

sowie das Human Computer Interaction<br />

Center (HCIC) der RWTH. Die WBA bringt<br />

dabei Experten- und Branchenwissen ein.<br />

Der Europäische Fonds für regionale Entwicklung<br />

(EFRE) fördert das Vorhaben<br />

während des Projektzeitraums vom 1. Juli<br />

2019 bis zum 30. Juni 2022.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20 21


Schritt für Schritt zu Industrie 4.0<br />

So meistern KMU<br />

den digitalen Wandel<br />

Technologietransfer | Ein am WZL der RWTH Aachen<br />

entwickeltes Leitkonzept befähigt Mitarbeiter und regt<br />

sie dazu an, die Implementierung von Industrie 4.0 in<br />

ihrem Unternehmen aktiv mitzugestalten.<br />

Die Innovationsfähigkeit jedes Einzelnen wird gezielt<br />

gesteigert, um die Ideenfindung für neue Digitali -<br />

sierungsprojekte im Unternehmen voranzutreiben.<br />

Bild: Monopoly919/stock.adobe.com<br />

Vor allem kleine und mittlere Unternehmen sehen einen<br />

eingeschränkten Handlungsspielraum, um die digitale<br />

Transformation zu bewältigen. Dabei geht es hier nicht<br />

nur um vollautomatisierte Fabriken, sondern um eine<br />

Kollaboration zwischen Mensch und Maschine, die<br />

auch mit einfachen Mitteln umgesetzt werden kann.<br />

Mehr als drei Jahre forschten Wissenschaftler des<br />

WZL der RWTH Aachen intensiv und praxisnah im<br />

Projekt „Betriebe und Beschäftigte gestalten die digitale<br />

Transformation (KMU 4.0)“. In enger Kooperation mit<br />

dem MTM Association e. V. ist ein Leitkonzept für produzierende<br />

KMU entstanden, das dazu beitragen soll,<br />

deren Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig zu sichern. Gefördert<br />

wurde das Projekt durch das Bundesministerium<br />

für Arbeit und Soziales (BMAS) im Rahmen der Initia -<br />

tive Neue Qualität der Arbeit (INQA). Das Konzept<br />

adressiert auf strategischer, taktischer und operativer<br />

Ebene mit unterschiedlichen Methoden die Herausforderung<br />

von KMU in der digitalen Transformation.<br />

Handlungsfeld betriebliche Lernprojekte<br />

Das erste zentrale Handlungsfeld des Leitkonzepts zielt<br />

darauf ab, betriebliche Lernprojekte durchzuführen. Als<br />

Leuchtturmprojekte bringen sie erste Erfahrungen in<br />

Bereichen der Digitalisierung hervor und identifizieren<br />

Potenziale. Der Hauptfokus liegt dabei nicht allein darauf,<br />

die Projektziele zu erreichen. Vielmehr sollen die<br />

Mitarbeitenden für digitale Veränderungsprozesse weiterentwickelt<br />

und sensibilisiert werden.<br />

Die Projekte resultieren aus einem konkreten Verbesserungsbedarf<br />

des Unternehmens – häufig direkt aus<br />

Vorschlägen der Belegschaft. Dies fördert die Verbundenheit<br />

zu dem Projekt und hilft, erste Hürden der<br />

Veränderung zu nehmen. Wichtig ist dabei, die Mitarbeitenden<br />

über alle Projektphasen hinweg einzubeziehen.<br />

Auftretende Ressourcenengpässe etwa hinsichtlich<br />

Technologien oder Wissen sollten dabei nicht nur temporär<br />

zugekauft, sondern vielmehr durch gezielte Qualifizierungen<br />

und Kooperationen im Betrieb aufgebaut<br />

werden, um einen nachhaltigen Mehrwert zu erzeugen.<br />

Handlungsfeld Qualifizierung<br />

Hier schließt das zweite Handlungsfeld nahtlos an.<br />

Mitarbeitende werden auf die kommenden Veränderungen<br />

vorbereitet und die Innovationsfähigkeit jedes Einzelnen<br />

wird gezielt gesteigert, um die Ideenfindung für<br />

neue Digitalisierungsprojekte in allen Bereichen des<br />

Unternehmens voranzutreiben. Qualifizierung lässt sich<br />

vielfältig realisieren.<br />

Unter dem Motto „Fit für die Digitalisierung“ wurden<br />

frühzeitig im Veränderungsprozess Basiskompetenzen<br />

vermittelt und die Auseinandersetzung mit den<br />

Möglichkeiten der Digitalisierung gefördert – ohne die<br />

Risiken auszuklammern. Dabei wurden konkrete Arbeitsprozesse<br />

der Beschäftigten analysiert und Vorschläge<br />

erarbeitet, inwieweit durch den Einsatz digitaler<br />

Technologien Arbeit erleichtert und Effizienz gesteigert<br />

werden kann.<br />

22 <strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20


news & management<br />

Dass am Beispiel der neuen Technologien gelernt<br />

werden kann, zeigt ein im Forschungsprojekt entwickeltes<br />

Lernspiel. Dazu wurde die digitale Unterstützung<br />

der Auftragssteuerung in der manuellen Montage simuliert.<br />

Die Teilnehmer haben reale Montageaufgaben zu<br />

bewältigen und erfahren sozusagen am eigenen Leib,<br />

dass es bereits einen großen Unterschied macht, ob Informationen<br />

in Papierform zur Planung bereitliegen<br />

oder alternativ visualisiert und laufend aktualisiert in<br />

digitaler Form aufbereitet sind – die Wartezeiten an den<br />

einzelnen Montagestationen konnten über das digitale<br />

Medium deutlich reduziert werden.<br />

Handlungsfeld Kooperationen<br />

Neben betrieblichen Lernprojekten und Qualifizierungen<br />

sichert das dritte Handlungsfeld – Kooperationen –<br />

zusätzlich eine langfristige Innovationsfähigkeit für<br />

KMU. Das Forschungsprojekt an sich ist hierbei ein erfolgreiches<br />

Beispiel für eine fruchtbare Kooperation<br />

zwischen Wissenschaftseinrichtungen und KMU. Neben<br />

solchen gemeinsam durchgeführten Projekten gibt es<br />

etwa auch Möglichkeiten, Abschlussarbeiten im eigenen<br />

Unternehmen mit zu betreuen, was gleichzeitig ein Rekrutierungsfeld<br />

bietet. Möglich ist es auch, sich als Unternehmen<br />

an der Hochschule zu immatrikulieren und<br />

so eine institutionelle F&E-Kooperation einzugehen.<br />

Besichtigungen der an mehreren technischen Hochschulen<br />

aufgebauten Modellfabriken bieten weitere Anregungen.<br />

Erfolgreiche und langfristige Kooperationen<br />

zwischen Unternehmen und Wissenschaft sind absolut<br />

kein Privileg nur von Großunternehmen, sondern können<br />

auch für KMU ein ressourcenschonender Baustein<br />

für Innovation, Rekrutierung und Imagepflege sein.<br />

Nur ein Engagement in allen drei Handlungsfeldern<br />

bringt KMU zielgerichtet in der digitalen Transformation<br />

voran. Die Mitarbeitenden müssen zielgerichtet qualifiziert<br />

werden und dann in betrieblichen Lernprojekten<br />

erste Erfolge, aber auch Misserfolge für das Unternehmen<br />

erzielen und jeweils darauf aufbauend weiter<br />

lernen. Detaillierte Beschreibungen zu den Projekten<br />

und den Erfahrungen der Unternehmen finden sich auf<br />

der Projekt-Webseite www.kmu-4-0.rwth-aachen.de.<br />

Prof. Dr. Günther Schuh, Andreas Gützlaff, Julian Ays,<br />

Matthias Schmidhuber, Tino Schlosser<br />

Werkzeugmaschinenlabor WZL der RWTH Aachen<br />

Prof. Dr. Thomas Mühlbradt, Dr. Helga Unger<br />

MTM Association e. V., Aachen<br />

Mitarbeiter werden zu 4.0-Mitgestaltern<br />

Handlungsfelder für die Digitale Transformation von kleinen und mittleren Unternehmen. Bild: WZL<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20 23


interview<br />

VDW-Chef Dr. Wilfried Schäfer über die aktuelle Lage der Werkzeugmaschinen-Branche<br />

„Innovationen sind<br />

gerade jetzt wichtig!“<br />

Werkzeugmaschinen werden auch in Corona-Zeiten gebraucht.<br />

Dennoch leidet die Branche unter dem Lockdown,<br />

der die Absatzzahlen einbrechen ließ. Über die aktuelle Lage<br />

und wie die Erfahrungen aus der Krise das Geschäft verändern,<br />

spricht VDW-Chef Dr. Wilfried Schäfer. ❧ Mona Willrett<br />

„Die Juni-Zahlen haben<br />

sich besser entwickelt als<br />

erwartet. Führende<br />

Marktindizes zeigen<br />

ebenfalls eine positive<br />

Entwicklung in allen<br />

wichtigen Märkten. Das<br />

hat uns zugleich überrascht<br />

und gefreut“, sagt<br />

Dr. Wilfried Schäfer. Er<br />

ist Geschäftsführer des<br />

Vereins Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken<br />

e.V. (VDW) in Frankfurt/M.<br />

Bild: VDW<br />

Wie wirkt sich die Krise auf Forschungsund<br />

Entwicklungsaktivitäten aus?<br />

Das ist die Gretchenfrage: Wie verteile ich in<br />

diesen Zeiten meine Kapazitäten auf die einzelnen<br />

Bereiche und Projekte? Natürlich<br />

geht das nicht, ohne sich zu fokussieren,<br />

und dabei besteht immer auch die Gefahr,<br />

aufs falsche Pferd zu setzen. Trotz aller Bemühungen,<br />

die Kosten in den Griff zu bekommen,<br />

ist es wichtig, auch in diesen Zeiten<br />

neue, innovative Produkte zu entwickeln,<br />

die die Kunden begeistern und ihnen<br />

einen realen Nutzen bieten. Nur so wird<br />

man nach der Krise weiterhin erfolgreich<br />

sein. An dieser Stelle geht die Schere<br />

zwischen den guten und den nicht ganz so<br />

guten Unternehmen immer weiter auf.<br />

Herr Dr. Schäfer, wie werden die Erfahrungen<br />

aus der Corona-Krise die Werkzeug -<br />

maschinen-Branche verändern?<br />

Ich glaube nicht, dass die Ereignisse der vergangenen<br />

Monate unsere Branche grund -<br />

legend verändern werden. Der unmittelbare<br />

Effekt war ein dramatischer Einbruch beim<br />

Auftragseingang. Das aber allein an Corona<br />

festzumachen, ist zu kurz gegriffen. Unsere<br />

Mitglieder haben viel Erfahrung darin, mit<br />

konjunkturellen Schwankungen umzugehen.<br />

Trotzdem ist es jedes Mal aufs Neue<br />

eine Herausforderung, den jeweils besten<br />

Weg durch die Krise zu finden. Dazu gehört<br />

ja nicht nur, die aktuellen Schwierigkeiten<br />

zu bewältigen, sondern auch, sich für die<br />

Zeit danach optimal aufzustellen. Im Unterschied<br />

zur Krise von 2008/09 erschweren<br />

jetzt die Reisebeschränkungen das Geschäft<br />

zusätzlich. Um das in den Griff zu bekommen,<br />

werden künftig sicherlich vermehrt<br />

digitale und virtuelle Formate zum Einsatz<br />

kommen. Aber die werden das persönliche<br />

Gespräch auf keinen Fall ersetzen können.<br />

Was bedeutet das für die deutschen Anbieter<br />

im internationalen Wettbewerb?<br />

Von der aktuellen Situation sind alle Herstellernationen<br />

in gleicher Weise betroffen.<br />

Wir sprechen hier von einer Pandemie. Ich<br />

erwarte nicht, dass ein Land im Ranking<br />

wesentlich zurückfallen wird. Inwieweit die<br />

jeweiligen Rahmenbedingungen den Start<br />

aus der Krise heraus begünstigen werden,<br />

das wird sich noch zeigen müssen. Ich sehe<br />

an dieser Stelle aber keine signifikante Veränderung<br />

oder gar Gefahr für die deutschen<br />

Werkzeugmaschinenhersteller.<br />

Welche Maßnahmen sind jetzt gefordert,<br />

um den künftigen Erfolg zu sichern?<br />

Auf politischer Ebene sind die Maßnahmen<br />

durchdiskutiert und alle wesentlichen Instrumente<br />

aktiviert. Wir müssen jetzt schauen,<br />

wie die Unternehmen sie aufgreifen und<br />

welche Wirkungen daraus resultieren. Wir<br />

als Verband versuchen, unsere Mitglieder<br />

24 <strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20


mit möglichst vielen Informationen zu versorgen<br />

und sie so auf neue Entwicklungen<br />

vorzubereiten. Wir unterstützen bei der<br />

Kommunikation und zeigen Wege auf, wie<br />

man selbst in diesen schwierigen Zeiten seine<br />

Kunden erreichen kann. Die Politik ist<br />

aktuell allerdings gefordert, die Menschen<br />

davon zu überzeugen, dass sie aufmerksam<br />

und vorsichtig bleiben, und Sensibilität zu<br />

schaffen, dass sich das Fehlverhalten Einzelner<br />

nicht ausweitet. Denn die Konsequenzen<br />

wären für die Wirtschaft und damit letztlich<br />

für unsere ganze Gesellschaft katastrophal.<br />

Wie war die Reaktion von Referenten und<br />

Teilnehmern auf die Web-Sessions, mit denen<br />

Sie die Zeit bis zum neuen Termin ihrer<br />

Messe Metav überbrücken wollen?<br />

Wir waren als einer der ersten Messeveranstalter<br />

von der Pandemie betroffen. Als klar<br />

war, dass wir handeln müssen, beschlossen<br />

wir, nicht nur um ein paar Monate, sondern<br />

gleich um ein Jahr zu verschieben. Deshalb<br />

wollten wir unseren Ausstellern ein Instrument<br />

bieten, mit dem sie ihre Kunden in der<br />

Zwischenzeit erreichen können. Dass sich<br />

knapp 1600 Menschen für rund 5000 Sessions<br />

angemeldet haben, sehen wir sehr positiv.<br />

Das eine oder andere Unternehmen hat<br />

dabei gelernt, dass man sich hier in einer<br />

gewissen Weise präsentieren muss, um die<br />

Zuhörer zu erreichen und zu begeistern.<br />

Denn dieses Format ist viel schnelllebiger<br />

als eine Live-Präsentation. Teilnehmer, die<br />

man nicht sofort begeistert, steigen schnell<br />

wieder aus. Weil das Konzept aber insgesamt<br />

gut angenommen wurde, werden wir<br />

es bis zur Metav im März 2021 durchfahren<br />

und weitere Sessions veranstalten.<br />

Wie werden die Erfahrungen mit solchen<br />

digitalen Angeboten künftige Aktivitäten<br />

des VDW und der Branche beeinflussen?<br />

Aufgrund diverser restriktiver Faktoren –<br />

insbesondere der Reisebeschränkungen –<br />

denken wir natürlich über digitale Formate<br />

nach und werden hier auch verschiedene<br />

Konzepte umsetzen. Neben den Metav-<br />

Web-Sessions veranstalten wir für die Branche<br />

beispielsweise auch Auslandssymposien,<br />

die ganz gezielt auf einzelne Märkte zugeschnitten<br />

sind, etwa auf China oder Russland.<br />

Das erste VDW-Technologie-Symposium,<br />

das wir im Web-Session-Format umsetzen,<br />

wird den indischen Markt adressieren,<br />

in englischer Sprache abgehalten und auch<br />

„Von der aktuellen<br />

Situation<br />

sind alle Herstellernationen<br />

gleichermaßen<br />

betroffen. Ich<br />

erwarte keine<br />

großen Verschiebungen<br />

im Ranking.“<br />

zeitlich an die Zone angepasst sein. Dieses<br />

Symposium ist zwar auf Kunden aus dem<br />

indischen Markt fokussiert, aber natürlich<br />

sind auch Teilnehmer aus anderen Regionen<br />

dazu herzlich eingeladen.<br />

Wie werden digitale Angebote die Messewelt<br />

künftig verändern?<br />

Das hängt von der Kreativität der einzelnen<br />

Veranstalter ab. Es gibt ja bereits viele Angebote.<br />

Man kann ja derzeit stundenlang an<br />

Webinaren teilnehmen. Es gibt sogenannte<br />

Hybridveranstaltungen, bei denen aber<br />

meist nicht viel mehr passiert, als dass vorhandenes<br />

Material zusätzlich über digitale<br />

Kanäle verbreitet wird. Inwieweit das Fachbesucher<br />

künftig noch überzeugt, bleibt abzuwarten.<br />

Wenn alle Messen ein ganzjährig<br />

bespielbares virtuelles Pendant hätten, dann<br />

würde daraus ein Überangebot resultieren,<br />

das weder für die Veranstalter noch für die<br />

Aussteller gut sein kann – und schon gar<br />

nicht für die Besucher, die angesichts der<br />

Informationsflut kaum noch das für sie<br />

Wesentliche herausfiltern könnten. Eine<br />

Präsenzveranstaltung bietet unvergleichliche<br />

Möglichkeiten, Fertigungsprobleme persönlich<br />

und direkt zu diskutieren. Hinzu<br />

kommt das Thema Lead-Generierung.<br />

Wenn ich auf einer Messe eine Visitenkarte<br />

bekomme, kann ich diese Person jederzeit<br />

ansprechen. Ein Kontakt aus einem virtuellen<br />

Treffen ist aufgrund des Datenschutzes<br />

noch lange kein verwertbarer Lead.<br />

Corona verschärfte die ohnehin schon angespannte<br />

konjunkturelle Situation nochmals<br />

drastisch. Wie geht´s der deutschen<br />

Werkzeugmaschinen-Branche aktuell?<br />

Im zweiten Quartal 2020 sank der Auftragseingang<br />

der deutschen Werkzeugmaschinenindustrie<br />

im Vergleich zum Vorjahr um 46<br />

Prozent. Während aus dem Inland 36 Prozent<br />

weniger Bestellungen eingingen,<br />

schrumpften die Auslandsorders um 51 Prozent!<br />

Im ersten Quartal lag der Orderrückgang<br />

noch bei 25 Prozent und war im Wesentlichen<br />

konjunkturell bedingt. An diesen<br />

Zahlen kann man die Wucht des Corona-<br />

Lockdowns ablesen. Das Minus im ersten<br />

Halbjahr 2020 lag in Summe bei 35 Prozent.<br />

Ermutigend ist, dass der Auftragseingang<br />

seinen Tiefpunkt durchschritten zu<br />

haben scheint und im Juni gegenüber den<br />

Vormonaten spürbar zulegte. Die Inlandsorders<br />

lagen nur noch leicht unter dem Vorjahr.<br />

Das Ausland blieb allerdings noch<br />

deutlich hinter dem Vergleichszeitraum.<br />

Welche weitere Entwicklung erwarten Sie?<br />

Es hat uns alle überrascht und gefreut, dass<br />

der weltweite Einkaufsmanagerindex PMI<br />

durchaus eine positive Tendenz zeigt und im<br />

Juli erstmals wieder an der 50-Punkte-Marke<br />

kratzte, die für Wachstum steht. Besonders<br />

erfreulich ist, dass diese Entwicklung<br />

auf breiter Front zu erkennen ist, sowohl in<br />

China und den USA als auch in der Euro -<br />

zone. Wir müssen jetzt abwarten, wie sich<br />

das traditionelle Sommerloch auswirkt und<br />

ob sich der positive Trend stabilisiert –<br />

wenn auch auf einem niedrigen Niveau.<br />

Wie sieht‘s in den Kundenbranchen aus?<br />

Unsere Erhebungen berücksichtigen keine<br />

einzelnen Kundenbranchen. Bei einem<br />

Minus von 46 Prozent ist aber klar, dass alle<br />

wichtigen Branchen mehr oder weniger<br />

stark betroffen sind. Das gilt natürlich insbesondere<br />

für die Automobil- und die Luftfahrtindustrie.<br />

Welche Auswirkungen hat die Krise auf die<br />

Einführung des Maschinen-Kommunika -<br />

tionsstandards Umati?<br />

Inhaltlich hat das keine Auswirkungen. Alle<br />

Beteiligten haben kontinuierlich weiter am<br />

Projekt gearbeitet, wenn auch – aufgrund<br />

von Kurzarbeit und beschränkter Kapazitäten<br />

– mit leicht gebremstem Tempo. Unser<br />

größtes Problem ist derzeit, dass wir in unserer<br />

Außenkommunikation eingeschränkt<br />

sind, weil wir aufgrund der Messeabsagen<br />

die geplanten Show Cases nicht international<br />

präsentieren können. •<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20 25


interview<br />

ECTA-Präsident Markus Horn über die Lage der europäischen Präzisionswerkzeugbranche<br />

„Eine funktionierende Wirtschaft<br />

sichert die Existenz der Menschen“<br />

Die Präzisionswerkzeug-Hersteller Europas leiden massiv<br />

unter den Corona-Folgen und weltweitem Protektionismus.<br />

Trotz aller Herausforderungen sieht ECTA-Präsident Markus<br />

Horn aber auch, dass die aktuelle Situation der Branche<br />

Chancen bietet, die es jetzt zu nutzen gilt. ❧ Mona Willrett<br />

Herr Horn, Anfang des Jahres sprachen wir<br />

über Konjunkturschwäche und Handelskriege.<br />

Inzwischen ist viel passiert. Wie geht<br />

es der Branche derzeit?<br />

Zu der sich bereits im letzten Jahr abzeichnenden<br />

Konjunkturschwäche sowie dem<br />

weltweit eskalierenden Protektionismus<br />

kam 2020 noch der Dampfhammer Corona.<br />

Die Branche der Zerspanwerkzeuge und<br />

der Spannmittel leidet – wie viele andere –<br />

sehr unter den Konsequenzen. In Europa<br />

hat die Corona-Krise je nach Land unterschiedliche<br />

Auswirkungen. Beim Auftragseingang<br />

reden wir hier von einem Minus<br />

„Die digitale Abwicklung<br />

verschiedener Prozesse<br />

wird auch in der<br />

Post-Corona-Zeit Bestand<br />

haben“, sagt Markus<br />

Horn. Der Präsident der<br />

European Cutting Tools<br />

Association (ECTA) ist<br />

aber auch sicher, dass<br />

digitale Abläufe den<br />

persönlichen Kontakt nie<br />

vollständig ersetzen<br />

können. Im Hauptberuf<br />

gehört Horn der<br />

Geschäftsleitung der<br />

Tübinger Paul Horn<br />

GmbH an. Bild:<br />

Horn/Sauermann<br />

zwischen 40 und 60 Prozent im zweiten<br />

Quartal. Laut Umfragen des VDMA lag der<br />

Tiefpunkt im Mai, als 85 Prozent der Mitglieder<br />

von gravierenden Nachfragestörungen<br />

berichteten. Trotz leichter Entspannung<br />

blieb die Situation zuletzt schlecht. Anfang<br />

Juli bewerteten noch 53 Prozent die Nachfragestörungen<br />

als gravierend und immerhin<br />

45 Prozent als nur noch merklich. Diese<br />

Nachfragerückgänge kommen im Wesent -<br />

lichen aus Europa. Aber auch die USA und<br />

Asien spielen dabei eine Rolle. Wobei hingegen<br />

China aktuell einen spürbaren Aufwärtstrend<br />

verzeichnet.<br />

Mit welchen Maßnahmen versuchten die<br />

Betriebe der Situation Herr zu werden?<br />

Die Unternehmen waren je nach Land und<br />

nach Eintrittszeitpunkt unterschiedlich hart<br />

betroffen. Zum Glück mussten aber die<br />

meisten Betriebe in der schlimmsten Phase<br />

nicht komplett schließen. Italien und Spanien<br />

waren jedoch von einem landesweiten<br />

Lockdown betroffen. Die Unternehmen, die<br />

dort zumindest einen Teilbetrieb aufrechterhalten<br />

konnten, haben alles dafür getan,<br />

ihre Mitarbeiter und Kunden vor einer Ansteckung<br />

mit Corona zu schützen. Neben<br />

einer breiten Palette von Hygienemaßnahmen<br />

setzten sie dazu unter anderem auf<br />

neue Schichtmodelle, räumliche Trennung<br />

und reduzierte Arbeitszeiten. Problematisch<br />

für Lieferanten war natürlich, dass sich die<br />

meisten Unternehmen vollständig abschotteten<br />

und Außendienstmitarbeiter gar nicht<br />

erst empfingen. Dementsprechend konnten<br />

viele Geschäfte nicht abgewickelt werden.<br />

Wie sieht die Lage in den Teilbranchen der<br />

Präzisionswerkzeuge aus?<br />

Unser europäischer Verband ECTA unterscheidet<br />

in die Teilbranchen Verbrauchsgüter,<br />

darunter fallen Zerspanwerkzeuge, und<br />

Investitionsgüter, also die Spannmittel. Bei<br />

den Zerspanwerkzeugen ist sowohl das Projektgeschäft<br />

als auch der generelle Verbrauch<br />

zurückgegangen, allerdings waren<br />

die Rückgänge nicht ganz so massiv wie bei<br />

den Spannmitteln. Es wurde weiterhin zerspant,<br />

wenn auch in einem deutlich geringeren<br />

Umfang als im Vorjahr. Im Hinblick auf<br />

die Spannzeuge muss man ganz klar sagen:<br />

Investitionen wurden aufgrund der unsicheren<br />

Situation oft so weit wie möglich zurückgefahren,<br />

verschoben oder ausgesetzt.<br />

26 <strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20


Welche weitere Entwicklung erwarten Sie?<br />

Blickt man in die USA und in Länder wie<br />

Brasilien, merkt man, dass uns das Thema<br />

Corona noch eine Weile beschäftigen wird.<br />

Folglich beeinflusst die Pandemie auch in<br />

den kommenden Monaten die Weltwirtschaft.<br />

Aufgrund der positiven Entwicklungen<br />

in einigen Ländern bleibt die Hoffnung,<br />

dass wir keine zweite Welle bekommen und<br />

die Pandemie generell weiter abflacht. Das<br />

würde zu einer wirtschaftlichen Stabilisierung<br />

Richtung Jahresende führen. Das Beispiel<br />

China lehrt uns, dass die Verantwort -<br />

lichen bei einem Wiederaufflammen der<br />

Pandemie die bisherigen Erfahrungen konsequent<br />

nutzen und vor allem schnell reagieren<br />

müssen, um die Wirtschaft vor weiterem<br />

Schaden so gut wie möglich zu bewahren.<br />

Denn im Endeffekt sichert nur eine funktionierende<br />

Wirtschaft mit erfolgreichen Unternehmen<br />

die Existenz der Menschen.<br />

Was sollten die Unternehmen in der aktuellen<br />

Situation tun?<br />

Jetzt ist die Zeit, seine Organisation zu<br />

straffen. Wir müssen zugleich sparen und in<br />

die Zukunft investieren. Das bedeutet auch,<br />

neue Prozesse zu implementieren. Indem wir<br />

verstärkt digitale Kanäle – etwa für Videokonferenzen<br />

– nutzen, lassen sich in gewissen<br />

Bereichen die Reisekosten senken und<br />

die Produktivität steigern. Die gewonnene<br />

Zeit sollten wir nutzen, um Prozesse und<br />

Abläufe zu optimieren – vor allem in der<br />

Produktion. Hier gab es in den letzten zehn<br />

Jahren aufgrund der guten Auftragslage<br />

kaum Zeit für größere Verbesserungen. Ein<br />

wesentlicher Aspekt ist dabei auch, die Mitarbeiter<br />

zu qualifizieren. Und last but not<br />

least ist es aus meiner Sicht notwendig, die<br />

Hygiene- und Abstandsmaßnahmen weiterhin<br />

aufrecht zu erhalten und die Unternehmen<br />

soweit wie möglich zu einem risiko -<br />

minimierten Arbeitsbereich zu entwickeln.<br />

Wie hat sich das Geschäft in den vergangenen<br />

Monaten verändert?<br />

Themen wie eCommerce und eMeetings haben<br />

starken Auftrieb erhalten. Aber auch<br />

das klassische Telefonat wird wieder vermehrt<br />

genutzt. Fachmessen, einer unserer<br />

wichtigsten Begegnungsorte mit Kunden,<br />

finden aktuell leider kaum statt. Ein erster<br />

Lichtblick ist hier das AMB Forum der Messe<br />

Stuttgart am 17. September. Dessen Konzept<br />

zeigt, dass Präsenz und Digital nicht<br />

„Jetzt ist die<br />

Zeit, seine<br />

Organisation<br />

zu straffen<br />

und neue<br />

Prozesse zu<br />

implemen -<br />

tieren.“<br />

zwingend in Konkurrenz stehen müssen,<br />

sich vielmehr sinnvoll ergänzen können.<br />

Grundsätzlich ist die Kundenkommunikation<br />

effektiver geworden. Es wird auf Unnötiges<br />

verzichtet und sich auf das Wesentliche<br />

konzentriert. Das ist eine positive Entwicklung<br />

der vergangenen Monate. Ein Kommunikationskanal,<br />

den in einer Krise oft der<br />

Rotstift trifft, sind die Fachmagazine. Doch<br />

sie werden trotz aller Digitalisierung nicht<br />

überflüssig. Sie erreichen wichtige Zielgruppen<br />

und bieten ihnen aufbereitete und gezielte<br />

Informationen. Onlinemedien glänzen<br />

hingegen oft mit einer Informationsflut,<br />

durch die man sich erst durcharbeiten muss.<br />

Ab wann und unter welchen Bedingungen<br />

halten Sie Messen wieder für wirtschaftlich<br />

interessant und sinnvoll durchführbar?<br />

Ein Großteil der Messen wurden verschoben<br />

oder abgesagt. Ich habe erhebliche<br />

Zweifel, ob größere und insbesondere internationale<br />

Messen in diesem Jahr überhaupt<br />

eine Chance haben. Weder Besucher noch<br />

Aussteller wollen ein gesundheitliches und<br />

wirtschaftliches Risiko eingehen. Durch den<br />

zwangsweisen Verzicht auf Messen sehen<br />

wir aber umso klarer, welch wichtige Rolle<br />

sie spielen. Sie bringen Menschen zusammen<br />

und ermöglichen den Informationsaustausch<br />

und die Beziehungspflege. Wir warten<br />

sehnlich auf die Zeit, in der wieder risikoarme,<br />

persönliche Begegnungen möglich<br />

sind. Wenn man sich den vollen Messekalender<br />

ansieht, habe ich die Hoffnung, dass<br />

2021 ein spannendes Jahr werden könnte.<br />

Wie werden die Erfahrungen aus dieser<br />

Krise die Post-Corona-Zeit beeinflussen?<br />

Das ist von der jeweiligen Branche abhängig.<br />

Ich denke, dass die veränderten Reisegewohnheiten<br />

und die digitale Abwicklung<br />

verschiedener Prozesse Bestand haben werden.<br />

Aber auch hier gilt – digitale Medien<br />

können den persönlichen Kontakt nie vollständig<br />

ersetzen. Wahrscheinlich wirken<br />

sich das gesteigerte Bewusstsein für Hygiene<br />

und eine veränderte Wohlfühldistanz längerfristig<br />

auf die Zusammenarbeit in den Unternehmen,<br />

die Planung von Messeständen<br />

und den Umgang mit Kunden aus. Und<br />

schließlich halte ich es für möglich und sinnvoll,<br />

dass in verschiedenen Branchen der<br />

Trend zu resilienteren Wertschöpfungsketten<br />

anhält und Lieferstrukturen verändert.<br />

Welchen Einfluss haben die letzten Monate<br />

auf technische Entwicklungen und Trends?<br />

In der Tat ist es eine ungewohnte Herausforderung,<br />

den Innovationsdrang und die Innovationsgeschwindigkeit<br />

ohne den Taktgeber<br />

Fachmesse beizubehalten. Normalerweise<br />

werden Innovationen unter dem Zeitdruck<br />

einer bevorstehenden Messe fertig entwickelt.<br />

Jetzt müssen wir ersatzweise auf anderen<br />

Wegen dafür sorgen, dass Innovationen<br />

dennoch zeitgerecht in den Markt kommen.<br />

Und das werden sie. In diesem Zusammenhang<br />

möchte ich auf ein wichtiges Branchen-Event<br />

hinweisen: Am 6. November findet<br />

das Innovationsforum Präzisionswerkzeuge<br />

– IFP 2020 der GFE Schmalkalden<br />

und des VDMA Präzisionswerkzeuge statt.<br />

Ein Ziel der ECTA besteht darin, die Standardisierung<br />

im technischen Bereich voranzutreiben.<br />

Wie ist der Stand hier?<br />

Die wirtschaftlich ruhigere Zeit gibt den<br />

Unternehmen auch in diesem Bereich die<br />

Gelegenheit, sich endlich intensiver mit den<br />

Themen auseinanderzusetzen. Jetzt ist die<br />

Zeit, um freie Kapazitäten zu nutzen und<br />

bereits vorhandene Standardisierungen im<br />

eigenen Unternehmen zu implementieren.<br />

Welche Auswirkungen haben die Corona-<br />

Folgen auf die angestrebte engere europaweite<br />

Zusammenarbeit?<br />

Corona gilt oft als Hemmfaktor – vor allem<br />

aufgrund der Reisebeschränkungen. Trotzdem<br />

bietet die aktuelle Situation auch eine<br />

Chance für gemeinsame Lösungsansätze.<br />

Das geht bereits beim Erfahrungsaustausch<br />

los. Er kann helfen, über den Tellerrand<br />

hinauszuschauen und wieder den notwendigen<br />

unternehmerischen Weitblick zu erhalten.<br />

Und der Austausch fördert zudem das<br />

Bewusstsein, dass der europäische Markt<br />

weltweit weiterhin einer der attraktivsten ist<br />

und dass wir in Europa technologisch und<br />

qualitativ führend sind. •<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20 27


news & management<br />

Dank des modularen Normensystems der Umati<br />

Community lassen sich Maschinen, Anlagen und<br />

Systeme künftig einfach vernetzen. Bilder: VDW<br />

Kommunikationsstandard für Werkzeugmaschinen im Oktober öffentlich<br />

Lasst Maschinen<br />

miteinander reden<br />

Vernetzung | Umati soll das Vernetzen von Maschinen<br />

und Anlagen künftig beflügeln. Dadurch ergeben sich<br />

sowohl für die Anbieter als auch für die Nutzer eine<br />

Reihe von Vorteilen.<br />

❧ Mona Willrett<br />

„Unser Standard wird im Oktober veröffentlicht“, sagt<br />

Dr. Alexander Broos. Der Leiter Forschung und Technik<br />

beim Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken<br />

e.V. (VDW) spricht von der OPC UA Companion Specification<br />

for Machine Tools, dem Kommunikationsstandard<br />

für Werkzeugmaschinen, der in der Vergangenheit<br />

oft als Umati bezeichnet wurde. Broos betont an dieser<br />

Stelle: „Mir liegt daran, hier für mehr Trennschärfe zu<br />

sorgen.“ Umati sei kein Standard. Die Standardisierungswelt,<br />

in der man sich bewege, sei OPC UA. Und in<br />

deren Rahmen hat der VDMA die OPC UA Companion<br />

Specification for Machinery entwickelt. Sie definiert<br />

Aspekte, die sämtliche Maschinen und Anlagen gleichermaßen<br />

betreffen und bildet die Basis der modular aufgebauten<br />

Kommunikationswelt des Maschinen- und<br />

An lagenbaus. Darüber sind die Branchen-spezifischen<br />

Normen positioniert, etwa die OPC UA Companion<br />

Specification (CS) for Machine Tools, die CS for Ro -<br />

botics oder die CS for Machine Vision. In der dritten<br />

Ebene stehen die Technologie-spezifischen Regelungen<br />

wie die Companion Specification for Laser.<br />

„Angesichts der Vielfalt an Branchen und Technologien<br />

liegt die Herausforderung darin, eine übergreifende<br />

Kundenansprache zu gewährleisten“, gibt Broos zu bedenken.<br />

Denn: Jeder Anwender hat in der Regel nicht<br />

nur eine Werkzeugmaschine oder einen Roboter, sondern<br />

eine Vielzahl unterschiedlicher Anlagen und Systeme,<br />

die alle aufeinander abgestimmt funktionieren sollen.<br />

„Um die Verbreitung dieses modularen Konzepts<br />

und die Ansprache der Kunden zu vereinfachen, gibt´s<br />

Umati als Community des Maschinen- und Anlagenbaus.“<br />

Diese Community bildet quasi eine Klammer um<br />

alle OPC UA-Standards für den Maschinen- und Anlagenbau.<br />

Zu ihren Zielen gehört es, eine übergreifende<br />

Abstimmung herbeizuführen, mit einem gemeinsamen<br />

Marketing aufzutreten und das Leistungsversprechen<br />

mithilfe von Demonstratoren greifbar zu machen.<br />

Auch andere Branchen erkennen Mehrwert von Umati<br />

Broos gibt zu: „Obwohl wir schnell erkannten, dass wir<br />

die Marke Umati nicht sauber gebrauchten, nutzten wir<br />

sie eine Zeit lang in der internen und externen Kommunikation<br />

sowohl für die Community als auch für den<br />

Standard. So hieß beispielsweise die Arbeitsgruppe in<br />

der OPC Foundation ‚Umati-Arbeitsgruppe‘ und nicht –<br />

wie es richtig gewesen wäre – ‚Machine Tools-Arbeitsgruppe‘.<br />

Aber spätestens als der VDMA mit seiner Vielzahl<br />

an Fachverbänden und Technologien mit ins Boot<br />

kam, war klar, dass wir hier nachschärfen müssen.“<br />

Außer diesem Schärfen der Begrifflichkeiten habe<br />

sich durch den Schulterschluss mit dem Verband Deutscher<br />

Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) nicht viel<br />

verändert, sagt der Umati-Projektleiter des VDW. Die<br />

Ziel- und Stoßrichtung sei die gleiche geblieben. Neben<br />

dem zusätzlichen Abstimmungsaufwand liege die Herausforderung<br />

vor allem darin, den Mehrwert von<br />

Umati im VDMA und seinen Gliederungen gut zu kommunizieren.<br />

Letztlich sei die Kooperation vor allem deshalb<br />

gelungen, weil einige VDMA-Fachverbände selbst<br />

an OPC UA-Standards arbeiteten und ebenfalls die Notwendigkeit<br />

erkannten, das Thema übergreifend dem<br />

Markt und den Kunden näherzubringen.<br />

Um auch andere Branchen von der Idee „Umati“ zu<br />

überzeugen, sieht das Konzept vor, dass jeder seinen<br />

eigenen Standard definiert – entsprechend des jeweiligen<br />

Bedarfs, aber immer im Rahmen von OPC UA.<br />

„Wollte man alle Bereiche in das Korsett einer umfassenden<br />

Norm pressen, käme man nie zu einem Ergebnis“,<br />

ist Broos überzeugt. Der Kommunikations- und<br />

28 <strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20


Abstimmungsaufwand wäre gigantisch. Hinzu komme:<br />

Je breiter ein Standard angelegt ist, umso größer sind<br />

auch die Grauzonen, in denen keine eindeutige Begriffsklärung<br />

möglich ist. Und das wiederum hätte zur Folge,<br />

dass die Konnektivität trotz des Standards nicht zwingend<br />

gegeben wäre. Deshalb sei der gewählte Bottomup-Ansatz<br />

erheblich effizienter und zielführender.<br />

Die entscheidende Vereinbarung in der modular aufgebauten<br />

Umati Community lautet: Wir sprechen alle<br />

OPC UA. Broos vergleicht das mit der Einigung, dass<br />

nur noch Englisch gesprochen werde. OPC UA gibt eine<br />

feste Semantik der Daten vor. Der Empfänger – beispielsweise<br />

ein MES-System, das die Informationen verarbeiten<br />

soll – muss lediglich die Spezifikationen kennen,<br />

um zu wissen, zu welcher Art von Maschine der jeweilige<br />

Datensatz gehört und ihn entschlüsseln zu können.<br />

„Und damit ist es auch kein Problem mehr, in einer<br />

Produktion verschiedene Anlagen und Systeme zu vernetzen,<br />

solange sie den gleichen Kommunikationskanal<br />

nutzen“, erläutert der VDW-Technik-Chef.<br />

Doch das löse noch nicht das Problem, wie man ausgehend<br />

von dieser Situation übergreifend die Kunden<br />

„Unsere Live-Demonstrationen zeigen, dass das Nutzenversprechen ‚plug and<br />

play‘ eingehalten wird“, sagt VDW-Technik-Chef Dr. Alexander Broos.<br />

ansprechen und sicherstellen kann, dass die Werkzeugmaschine<br />

mit dem Roboter und SAP kommunizieren<br />

kann. Weil das über einen reinen Standard hinaus gehe –<br />

ein Stichwort sei hier das Schließen von Interpretationsspielräumen,<br />

die in jedem Standard enthalten sind –<br />

brauche man Umati als Klammer.<br />

Dieses modulare Konzept und die Community bieten<br />

sowohl den Maschinen- und Anlagenbauern, den Software-<br />

und Steuerungsherstellern als auch den Kunden<br />

eine Reihe von Vorteilen. Die Anbieter von Fertigungslösungen<br />

profitieren von reduzierten Kosten und einem<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20 29


news & management<br />

Das modular aufgebaute<br />

System der Kommuni -<br />

kationsnormen für<br />

den Maschinen- und<br />

Anlagenbau.<br />

Virtueller Show Case<br />

Nachdem Corona-bedingt in diesem Jahr bislang alle relevanten<br />

Messen abgesagt werden mussten, fehlten den Initiatoren der Umati<br />

Community jene Plattformen, auf denen sie die neusten Entwicklungen<br />

hinsichtlich der Kommunikationsstandards OPC UA for<br />

Machinery und OPC UA for Machine Tools einem breiten Fach -<br />

publikum präsentieren wollten. Um möglichst viele Interessenten zu<br />

erreichen und über den aktuellen Stand zu informieren, plant die<br />

Umati Community nun einen virtuellen Show Case. Der Termin<br />

steht allerdings noch nicht endgültig fest, er wird aber rechtzeitig<br />

auf www.umati.org bekannt gegeben. Die webbasierte Präsentation<br />

soll voraussichtlich Ende September oder Anfang Oktober stattfinden.<br />

Im Oktober wird auch die erste Version der Kommunikationsnorm<br />

für Werkzeugmaschinen in Kraft treten.<br />

Produkten, die sich leicht vernetzen lassen und dem<br />

Kunden einen echten Mehrwert bieten, sowie von zuverlässigen,<br />

offenen Schnittstellen, die von Kunden und<br />

der Community anerkannt sind.<br />

Das Umati-Logo dokumentiert, dass ein Produkt die<br />

technischen Spezifikationen erfüllt und der Anbieter Teil<br />

einer von der Industrie initiierten globalen Gemeinschaft<br />

für die Industrie ist. „Dadurch haben die Unternehmen<br />

leichteren Zugang zu ihren Kunden und profitieren<br />

von einer Stimulierung des Marktes durch ein<br />

starkes, gemeinsames Marketing mit hoher Sichtbarkeit“,<br />

ergänzt Broos. „Und nicht zuletzt zeigen unsere<br />

Live-Demonstrationen, dass das Nutzenversprechen<br />

‚plug and play‘ eingehalten wird.“ Und genau dieser<br />

Branchen- und Produkt-übergreifende Nachweis der<br />

einfachen Vernetzbarkeit ist einer der entscheidenden<br />

Vorteile für die Anwender. Durch die Umati-Community<br />

erhalten sie zudem einen zentralen Ansprechpartner<br />

für den Austausch von Informationen, Best Practices sowie<br />

für Feedback. Einen Ansprechpartner, der übergreifend<br />

agiert und Rückmeldungen in die zahlreichen<br />

Arbeitsgruppen kanalisieren kann.<br />

Zweites Plugfest Ende August<br />

Die Vornorm, der so genannte Release Candidate von<br />

OPC UA for Machine Tools, wurde bereits vor einiger<br />

Zeit zur öffentlichen Diskussion gestellt und aufgrund<br />

der Kommentare überarbeitet und ergänzt. „Ende August<br />

findet unser zweites Plugfest statt“, erzählt Broos,<br />

„jene Veranstaltung, bei der die Entwickler zusammenfinden,<br />

um wechselseitig Musterimplementierungen zu<br />

testen und zu schauen, ob sich mithilfe des erarbeiteten<br />

Standards alle entsprechend ausgestatteten Maschinen<br />

und Systeme zuverlässig vernetzen lassen.“ Weil ein reales<br />

Treffen mit vielen Werkzeugmaschinen zu aufwändig<br />

ist, findet das Plugfest im virtuellen Raum statt.<br />

Durch die Absagen aller relevanten Messen in diesem<br />

Jahr fehlten der Community jene Plattformen, auf denen<br />

sie den Nutzen des Maschinen-Kommunikationsstandards<br />

einem breiten Fachpublikum präsentieren<br />

wollte. „Ursprünglich hatten wir auf der AMB eine große<br />

Live-Demonstration geplant. Nachdem auch diese<br />

Messe Corona-bedingt abgesagt wurde, wollen wir den<br />

geplanten Show Case nun virtuell präsentieren“, verrät<br />

Broos. „Viele der Beteiligten wollen allerdings zuerst<br />

das Plugfest abwarten, ehe sie ihre Teilnahme zusagen.“<br />

Hinzu komme, dass es durch Kapazitätsengpässe und<br />

den fehlenden Fixpunkt eines Messetermins an der<br />

einen oder anderen Stelle zu leichten Verzögerungen<br />

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30 <strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20


kommen könne. Deshalb soll die webbasierte Präsentation<br />

voraussichtlich Ende September oder Anfang Oktober<br />

stattfinden.<br />

Aktuell haben sich 126 Unternehmen und Institute<br />

aus allen wichtigen Ländern der Initiative angeschlossen.<br />

„Weil wir bislang noch keinen Show Case präsentieren<br />

konnten, der auch branchenfremde Technologien<br />

berücksichtigt, kommen diese Partner bislang leider<br />

ausschließlich aus der Werkzeugmaschinenwelt“, gesteht<br />

Broos. Deren Interesse ist nach wie vor groß. Aber<br />

auch die internationale Wahrnehmung der Standardisierungsbestrebungen<br />

sei weiterhin hoch. Und das, obwohl<br />

Corona durch die Messeabsagen eine weitere Verbreitung<br />

des Kommunikationskonzepts für Maschinen und<br />

Anlagen stark behindert habe. „Der Nutzen des Gesamtkonzepts<br />

hätte sich leichter vermitteln lassen, wenn<br />

wir auch Kollegen aus anderen Branchen hätten ein -<br />

laden können, sich an einem Messedemonstrator zu<br />

beteiligen“, ist Broos überzeugt. Schließlich sind zwei<br />

alte Regeln auch in Zeiten der Digitalisierung noch gültig:<br />

„Handeln führt schneller ans Ziel als Reden“ und<br />

„Aus Taten lernt man mehr als aus Worten“. Entsprechend<br />

verwundere es nicht, dass eine Reihe vielversprechender<br />

Gespräche nach den Messeabsagen vorüber -<br />

gehend eingefroren wurden.<br />

Infrastruktur ausgebaut und optimiert<br />

„Als klar wurde, dass die geplanten Demonstrationen<br />

nicht stattfinden können, konzentrierten wir uns darauf,<br />

die Norm möglichst früh veröffentlichen zu können“,<br />

sagt der promovierte Ingenieur. „Außerdem<br />

haben wir unsere Infrastruktur, den Data Hub und das<br />

Dashboard, so optimiert, dass auch branchenfremde<br />

OPC UA Specifications leicht eingebunden werden können.“<br />

Ein weiteres Arbeitsfeld war, über die reinen<br />

Messe-Show Cases hinaus, künftig auch permanente<br />

Installationen präsentieren zu können.<br />

Broos betont, die Industrie sei weiterhin sehr interessiert,<br />

entsprechende Produkte im Markt einzuführen<br />

und die Kunden vom Mehrwert zu überzeugen. Aber<br />

auch hier beiße sich die Katze in den Schwanz: Ohne die<br />

Möglichkeit, diese Produkte dem Publikum zu präsentieren,<br />

sei es schwierig, deren Nutzen zu transportieren.<br />

Die Frage, welche Themen nach Veröffentlichung des<br />

Standards für die zweite Version aufzugreifen sind, wird<br />

laut Broos derzeit intensiv diskutiert. „Die OPC UA-<br />

Standardisierung ist ein Langläufer, und es gibt noch<br />

viele Aspekte, die in Folgeversionen diese Normen<br />

bereichern können.“ Dennoch äußert sich der VDW-<br />

Technik-Chef bezüglich der weiteren Entwicklung zurückhaltend:<br />

„Trotz der Corona-bedingten Einschränkungen<br />

haben wir unseren Zeitplan für Version 1 eingehalten.<br />

Damit sind wir sehr zufrieden. Nun müssen wir<br />

erst mal schauen, wie viele Kapazitäten und Ressourcen<br />

die beteiligten Unternehmen in absehbarer Zeit einbringen<br />

können und wollen.“<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20 31


interview<br />

Stuttgarts Messechef Roland Bleinroth über Entwicklungen bei der Metallermesse AMB<br />

„Das neue Forum grenzt sich<br />

klar von der Messe ab“<br />

Corona-bedingt haben sich die Aussteller der AMB 2020 für<br />

eine Verschiebung der Messe ins Jahr 2022 ausgesprochen.<br />

Dafür geht diesen September ein klar abgegrenztes AMB-<br />

Technologieforum an den Start. Wie der Veranstalter die aktuelle<br />

Lage, aber auch die künftige neue Normalität einschätzt,<br />

erläutert Roland Bleinroth, Geschäftsführer und Sprecher der<br />

Messe Stuttgart.<br />

❧ Dietmar Kieser<br />

Messegeschäftsführer Roland Bleinroth<br />

will mit der nächsten regulären AMB<br />

im Jahr 2022 wieder da anknüpfen,<br />

wo die diesjährige Messe gestanden<br />

hätte. Bilder: Messe Stuttgart<br />

Herr Bleinroth, die Aussteller der AMB<br />

haben sich wegen der Corona-Pandemie<br />

mehrheitlich für die Absage der AMB 2020<br />

und eine Veranstaltung im gewohnten Turnus<br />

im Jahr 2022 entschieden. Hätten Sie<br />

als Veranstalter eher einen Termin im<br />

nächsten Jahr bevorzugt?<br />

Wir bedauern die Verschiebung der AMB<br />

2020 natürlich sehr. Diese internationale<br />

Leitmesse hat eine ganz besondere Bedeutung<br />

für unsere Kunden, die Messe Stuttgart<br />

und Baden-Württemberg. Aber wir nehmen<br />

konsequente Kundenorientierung auch<br />

dann ernst, wenn es wehtut! Die Aussteller<br />

haben sich oft schweren Herzens, aber mit<br />

großer Mehrheit dafür ausgesprochen, dass<br />

die AMB in diesem Jahr nicht erfolgversprechend<br />

sein kann. Da war es dann für alle<br />

Beteiligten wichtig, möglichst schnell Planungssicherheit<br />

zu schaffen.<br />

Wie viele AMB-Aussteller haben sich für<br />

eine Veranstaltung in 2020 ausgesprochen?<br />

Eine immerhin signifikante Minderheit der<br />

über 1000 befragten Aussteller hat sich<br />

trotz der schwierigen Corona-Rahmen -<br />

bedingungen für eine AMB 2020 ausgesprochen.<br />

Dazu sind dann aber besondere Rahmenbedingungen<br />

erforderlich. Diese schaffen<br />

wir gerade mit dem „AMB Technologieforum“<br />

am 17. September 2020 im ICS.<br />

Eine Kombination aus Fachvorträgen der<br />

Aussteller und begleitender Table-Top-Ausstellung,<br />

mit digitalen Ergänzungen wie<br />

einem Matchmaking-Angebot über eine<br />

App und in der Matchmaking-Area und optionalen<br />

Websessions. Dieses Format trifft<br />

bislang auf erfreuliches Interesse. Das AMB<br />

Technologieforum positioniert sich klar als<br />

Forum und grenzt sich hierdurch von der<br />

Messe AMB, wie wir sie kennen, ab. Mit der<br />

nächsten regulären AMB im Jahr 2022 wollen<br />

wir dann wieder da anknüpfen, wo die<br />

diesjährige Messe gestanden hätte.<br />

Auch eine „AMB light“ in diesem Herbst<br />

hätte für den Standaufbau einen zeitlichen<br />

Vorlauf benötigt. Wäre das nach dem<br />

Mehrheitsbeschluss durch die Aussteller<br />

denn machbar gewesen?<br />

Grundsätzlich wäre sicher auch eine „AMB<br />

light“ mit den Ausstellern machbar gewesen,<br />

die sich diese Marketingplattform trotz<br />

der Corona-bedingten Einschränkungen<br />

gewünscht haben. Letztendlich ist aber auch<br />

32 <strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20


eine kleinere Messe für die Aussteller mit<br />

erheblichen Kosten und Personaleinsatz<br />

verbunden. Dies macht nur dann Sinn,<br />

wenn eine wirtschaftliche Erfolgsaussicht<br />

auch realistisch ist. Dies war und ist auch<br />

heute noch für das Marktumfeld der AMB<br />

aber nicht der Fall. Vor dem Hintergrund ist<br />

es dann für alle Beteiligten sinnvoller, eine<br />

Verschiebung zu akzeptieren, als an Plänen<br />

festzuhalten, die unter den neuen Rahmenparametern<br />

keine hinreichende Erfolgsaussicht<br />

mehr haben können. Dies haben auch<br />

gerade die Aussteller respektiert, die eine<br />

Durchführung in 2020 unterstützt hätten.<br />

Uns war ein transparenter Entscheidungsprozess<br />

in ganz enger Abstimmung mit den<br />

AMB-Kunden und den Trägerverbänden in<br />

dieser Lage besonders wichtig.<br />

Wie sinnvoll wäre eine AMB im EMO-Jahr<br />

2021, zumal parallel etliche Metaller -<br />

messen in Deutschland stattfinden?<br />

Diese Frage wurde auch intensiv und durchaus<br />

mit unterschiedlichen Sichtweisen diskutiert.<br />

Letztendlich haben wir jedoch gemeinschaftlich<br />

entschieden, dass ein solches<br />

Szenario für die ohnehin stark belastete<br />

Branche nicht zielführend gewesen wäre.<br />

Mit der T4M – Technology for Medical<br />

Devices, Fachmesse für Medizintechnik im<br />

Mai 2021 und der Moulding Expo, internationale<br />

Fachmesse Werkzeug-, Modell- und<br />

Formenbau, im Juni 2021 haben wir zwei<br />

durchaus in Teilbereichen verwandte und<br />

starke Messen in Stuttgart, die für die AMB-<br />

Aussteller und -Besucher attraktive Optionen<br />

für eine Beteiligung auch in 2021 bieten<br />

können.<br />

„Digitale<br />

Formate können<br />

eine starke<br />

Messe wie die<br />

AMB noch<br />

attraktiver und<br />

länger erlebbar<br />

machen.“<br />

bleiben. Der „Markenkern“ von Messen<br />

besteht ganz sicher auch weiterhin in dem<br />

„Face-to-face“-Marketing. Die persönliche<br />

Begegnung und das haptische Erleben wird<br />

auch zukünftig nicht durch digitale Kanäle<br />

zu ersetzen sein – wohl aber werden neue<br />

digitale Foren die Präsenzveranstaltung verstärkt<br />

in virtuelle Welten verlängern. Dazu<br />

gibt es bereits einige Ideen in unserem Haus<br />

und wir sind dazu zweifellos nicht alleine<br />

unterwegs.<br />

Werden Sie ganzjährig Inhalte und Expertisen<br />

der Aussteller ins Netz ausspielen?<br />

Umfragen zeigen, dass sich Besucher auch<br />

über die Messelaufzeit hinaus mit den jeweiligen<br />

Messethemen auseinandersetzen<br />

möchten. Für uns ist das ein spannendes<br />

zusätzliches Betätigungsfeld, das wir auch<br />

noch stärker angehen werden, als dies in der<br />

Vergangenheit schon der Fall war. Ein<br />

jüngstes Beispiel bei der Messe Stuttgart ist<br />

das neue Format Kreativ@Home. Bastel-<br />

Workshops, die sonst auf unserer B2C-<br />

Messe Kreativ ein wesentlicher Teil des Programms<br />

ausmachen, wurden in der Corona-<br />

Krise in die digitale Welt übertragen. Aussteller<br />

können ihre Themen und Produkte in<br />

Online-Workshops den Besuchern präsentieren.<br />

Eine Idee, die auch über die Krise<br />

hinaus weitergeführt werden wird und die<br />

Wartezeit zwischen den Messelaufzeiten<br />

gefühlt verkürzt. Grundsätzlich ist dieser<br />

Ansatz zumindest in Teilbereichen auf<br />

Industrie- und B2B-Messen übertragbar.<br />

Virtuelle Messen haben sich bislang nicht<br />

durchgesetzt. Muss sich die Präsenzmesse<br />

diesem Thema jetzt verstärkt annehmen?<br />

Aktuell lässt sich feststellen, dass es eine<br />

Welle von digitalen Formaten und Veranstaltungen<br />

gibt. Wie lange und welche Formate<br />

sich dabei durchsetzen können, wird<br />

sich zeigen. Fest steht, dass die Corona-Krise<br />

die Digitalisierung (nicht nur) bei Messen<br />

und Events stark vorangetrieben hat. Die<br />

Erfahrung hat gezeigt, dass rein digitale Ansätze<br />

nicht das notwendige Nutzenversprechen<br />

leisten können. Ohne eine starke und<br />

etablierte Präsenzveranstaltung, auf die<br />

digitale Angebote aufbauen können, werden<br />

es neue Formate als „Stand-alone“-Lösung<br />

auch weiterhin schwer haben, die erforder -<br />

liche Akzeptanz bei den Kunden zu gewinnen.<br />

Ganz anders stellt sich da die Lage für<br />

digitale Modelle dar, die eine starke Messe,<br />

wie die AMB, noch attraktiver und länger<br />

erlebbar machen.<br />

•<br />

Mehr zu Inhalt und Programm des AMB-<br />

Technologieforums lesen Sie ab Seite 34.<br />

Wie sehr könnte die Coronakrise das Messewesen<br />

verändern? Werden Messen künftig<br />

digitaler und hybrider?<br />

Die Corona-Pandemie hat die Messewelt<br />

vor eine riesige Herausforderung gestellt.<br />

Die Messebranche war als einer der ersten<br />

Wirtschaftszweige von dem Shutdown betroffen<br />

und wird wohl eine der letzten Bereiche<br />

sein, die wieder zur Normalität zurückkehren<br />

kann. Und dies wird dann in mancher<br />

Hinsicht eine „neue Normalität“ sein.<br />

Das Reiseverhalten der Menschen wird zumindest<br />

mittelfristig nicht mehr in bisherigen<br />

Bahnen verlaufen. Messen werden<br />

schon deswegen ganz sicher digitaler und<br />

hybrider werden. Dabei wird aber der<br />

Nukleus weiterhin die Präsenzveranstaltung<br />

Am 17. September 2020 präsentieren im Congresscenter ICS die am Technologieforum teilnehmenden<br />

Unternehmen ihre Innovationen mit Vorträgen und in der begleitenden Table-Top-Ausstellung.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20 33


Die nächste AMB findet erst vom 13. bis 17. September<br />

2022 statt. Mit dem AMB Technologieforum hat die<br />

Messe Stuttgart ein Format geschaffen, das es Anbietern<br />

von Fertigungslösungen erlaubt, ihre jüngsten<br />

Innovationen zu präsentiere. Bilder: Messe Stuttgart<br />

AMB Technologieforum bietet Möglichkeit zum persönlichen Austausch<br />

Endlich wieder im<br />

persönlichen Dialog<br />

Metallbearbeitung | Als erste Präsenzveranstaltung<br />

in diesem Jahr bietet das AMB Technologieforum der<br />

Fertigungsbranche eine Möglichkeit, aktuelle Themen<br />

im persönlich Dialog zu besprechen. ❧ Mona Willrett<br />

AMB-Forum<br />

Termin: 17. September 2020<br />

Ort: Congresscenter Messe Stuttgart (ICS)<br />

Programm und Zeitplan:<br />

• Eröffnung und Warm up (9:00)<br />

• Werkzeuge<br />

(9:35 bis 10:35)<br />

• Kaffeepause, Matchmaking<br />

(10:35 bis 11:00)<br />

• Werkzeugmaschinen<br />

(11:00 bis 12:20)<br />

• Mittagspause, Matchmaking<br />

(12:20 bis 13:00)<br />

• Rund um die Werkzeugmaschine<br />

(13:00 bis 14:20)<br />

• Kaffeepause, Matchmaking<br />

(14:20 bis 14:50)<br />

• Automatisierung & Software<br />

(14:50 bis 16:30)<br />

• Abschlussdiskussion<br />

(16:30 bis 17:00)<br />

Weitere Informationen und Anmeldung<br />

(zwingend erforderlich, keine Tageskasse):<br />

www.amb-messe.de/forum<br />

Aufgrund der Covid-19-Pandemie kann die<br />

Metallbearbeitungsmesse AMB in diesem<br />

Jahr nicht in der gewohnten Form stattfinden.<br />

Obwohl die von der Messe Stuttgart<br />

durchgeführte Ausstellerbefragung deutlich<br />

gezeigt hatte, dass es keine hinreichende Basis<br />

für eine klassische Präsenzmesse gibt,<br />

zeigten doch einige Aussteller Interesse an<br />

einem Format in diesem Herbst. Um der<br />

Branche die Möglichkeit zu geben, sich in<br />

Stuttgart zu treffen, hat die Landesmesse<br />

Stuttgart als Veranstalter das AMB Technologieforum<br />

ins Leben gerufen. Am Donnerstag<br />

den 17. September 2020 präsentieren im<br />

Internationalen Congresscenter Stuttgart<br />

(ICS) rund 20 AMB-Aussteller, darunter<br />

Ceratizit, Chiron, Emco, Fanuc, Index, Paul<br />

Horn und Siemens, in exklusiven Vorträgen<br />

und einer begleitenden Table-Top-Ausstellung<br />

ihre aktuellen Neuheiten und Innovationen.<br />

Eine Matchmaking Area bietet darüber<br />

hinaus die Chance zum persönlichen<br />

Austausch. Mithilfe einer Matchmaking-<br />

App können sich die Besucher auf der Veranstaltung<br />

verabreden.<br />

In vier Themenslots erfahren die Gäste<br />

Wissenswertes zu Neuheiten in den Bereichen<br />

„Werkzeuge“, „Werkzeugmaschinen“,<br />

„Rund um die Werkzeugmaschine“ sowie<br />

„Automatisierung & Software“. In jeweils<br />

20 Minuten geben die Aussteller ein Update<br />

und stellen ihr Portfolio vor. An den Table-<br />

Tops können dann individuelle Fragestellungen<br />

diskutiert und neue Kontakte geknüpft<br />

werden. Aufgrund der Corona-Auflagen<br />

sind maximal 500 Besucher zugelassen.<br />

Deshalb besteht für die Aussteller die<br />

Option, die Vorträge aufzuzeichnen und die<br />

Videos für alle, die nicht in Stuttgart dabei<br />

sein können, über verschiedene Online-<br />

Kanäle bereitzustellen.<br />

Messen in Zeiten von Corona<br />

Die Messebranche war als einer der ersten<br />

Wirtschaftszweige vom Corona-bedingten<br />

Shutdown betroffen und wird wohl einer<br />

der letzten Bereiche sein, der wieder zur<br />

Normalität zurückkehren kann. „Umso<br />

mehr freuen wir uns, dass es am 17. September<br />

gute Gründe gibt, auf das Stuttgarter<br />

Messegelände zu kommen“, erklärt Gunnar<br />

Mey. Der Abteilungsleiter Industrie bei der<br />

Messe Stuttgart betont: „Selbstverständlich<br />

können wir noch nicht ganz zur Normalität<br />

zurückkehren.“ Für die Sicherheit der Besucher<br />

wurde ein umfassendes Konzept aufge-<br />

Bernd Hilgarth, Geschäftsführer Vertrieb bei Chiron,<br />

freut sich, dass aktuelle Herausforderungen zu neuen<br />

Formaten führen. Bild: Chiron<br />

34 <strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20


amb-forum<br />

setzt. Neben dem Einlassmanagement, um<br />

die Personendichte zu steuern, umfangreichen<br />

Hygienemaßnahmen wie erweiterten<br />

Reinigungszyklen oder zusätzlichen Handdesinfektionsmöglichkeiten,<br />

empfiehlt die<br />

Messe Stuttgart auch die Tracking-App der<br />

Bundesregierung. Besucher leisten ihren<br />

Beitrag durch das Einhalten des Sicherheitsabstands<br />

von 1,5 m oder das Tragen von<br />

Alltagsmasken bis sie ihren Platz am Stand,<br />

in der Matchmaking Area oder im Vortragsbereich<br />

eingenommen haben.<br />

Nach langer Zeit des Stillstandes will die<br />

Messe Stuttgart jetzt gemeinsam mit der<br />

Branche neue Impulse geben. Das AMB<br />

Technologieforum biete dafür eine attraktive<br />

Plattform. Stellvertretend für die Aussteller<br />

unterstreicht Bernd Hilgarth, Geschäftsführer<br />

Vertrieb bei Chiron, dass es gerade<br />

jetzt wichtig sei, Präsenz zu zeigen: „Die<br />

derzeitige konjunkturelle Situation gepaart<br />

mit der Corona-Pandemie stellt uns Werkzeugmaschinenbauer<br />

vor große Herausforderungen.<br />

Umso schöner, wenn uns die ak-<br />

tuelle Lage auch zu neuen Formaten treibt –<br />

etwa das AMB Technologieforum.“<br />

Interessierte Aussteller und Besucher finden<br />

alle Informationen zur Teilnahme unter<br />

www.amb-messe.de/forum. Dort können<br />

sich Interessierte auch zur Veranstaltung anmelden.<br />

Aufgrund der Auflagen und der beschränkten<br />

Besucherzahl wird es keine Tageskasse<br />

geben.<br />

Die nächste reguläre AMB findet dann<br />

turnusgemäß vom 13. bis 17. September<br />

2022 in Stuttgart statt. •<br />

„Eingeladen sind deutschsprachige AMB-Fachbesucher“<br />

Gunnar Mey, Abteilungsleiter<br />

Industrie,<br />

Landesmesse Stuttgart<br />

GmbH. Bild:<br />

Messe Stuttgart<br />

Herr Mey, welches Ziel verfolgen<br />

Sie mit dem AMB Forum?<br />

Nach der langen Zeit des Stillstandes<br />

wollen wir mit dem AMB Technologieforum<br />

gemeinsam mit der<br />

Branche neue Impulse geben.<br />

Wie ist die Resonanz seitens der<br />

Aussteller und der Besucher?<br />

Die Resonanz seitens der teilnehmenden<br />

Aussteller ist positiv. Die<br />

Registrierung für die Besucher ist<br />

Mitte August gestartet. Insgesamt<br />

lässt unser Hygienekonzept stand<br />

heute 500 Besucher zu, und wir blicken<br />

gespannt auf die Entwicklung<br />

bei den Anmeldezahlen.<br />

Werkzeugmaschinen lassen sich<br />

schlecht in einer Table-Top-Ausstellung<br />

präsentieren. Gibt´s digitale<br />

Ergänzungen?<br />

Wir haben uns ganz bewusst für<br />

eine Präsenzveranstaltung entschieden,<br />

für den persönlichen Austausch<br />

und das physische Erleben. Messen<br />

bieten eine einzigartige Effizienz<br />

und fördern den Community-Gedanken.<br />

Das AMB Technologieforum<br />

bietet dazu erstmals in diesem<br />

Jahr für die Branche einen Treffpunkt<br />

in Stuttgart. Reine Online-<br />

Konzepte können das nicht ersetzen,<br />

aber die Präsenzveranstaltung<br />

sinnvoll ergänzen. Für die Vorträge<br />

der Aussteller bieten wir die Möglichkeit<br />

der digitalen Verlängerung<br />

durch Videoaufzeichnung ihrer Vorträge.<br />

Wie viele Aussteller und Referenten<br />

werden dabei sein?<br />

Rund 20 AMB-Aussteller wie Ceratizit,<br />

Chiron, Emco, Fanuc, Index,<br />

Paul Horn, Siemens und weitere<br />

namhafte Unternehmen aus<br />

Deutschland präsentieren ihr Portfolio<br />

in exklusiven Vorträgen und<br />

der begleitenden Table-Top-Aus -<br />

stellung. Das aktuelle Aussteller -<br />

verzeichnis ist auf der Veranstaltungs-Seite<br />

des AMB Technologie -<br />

forums zu finden.<br />

Damit sich die Teilnahme der Referenten<br />

und Aussteller lohnt, müssen<br />

genügend Fachbesucher kommen.<br />

Wie stellen Sie das sicher und mit<br />

wie vielen Besuchern rechnen Sie?<br />

Unser Hygienekonzept lässt – wie<br />

gesagt – Stand heute 500 Besucher<br />

zu. Wir sind selbst gespannt, wie<br />

sich die Anmeldezahlen entwickeln.<br />

Aktiv eingeladen sind zunächst alle<br />

deutschsprachigen AMB-Fachbesucher<br />

über die Kanäle und Medien<br />

der AMB. Über die Online-Kanäle<br />

der Messe Stuttgart sprechen wir<br />

darüber hinaus gezielt Interessenten<br />

mit den geplanten Themen an. Ein<br />

weiterer ganz wichtiger Baustein im<br />

Konzept ist die redaktionelle Begleitung<br />

durch unseren Medienpartner<br />

Konradin und die allgemeine Pressearbeit.<br />

Müssen sich die Besucher vorab anmelden<br />

oder wird es auch eine<br />

Tageskasse geben?<br />

Aufgrund der limitierten Tickets<br />

und der aktuellen Hygieneauflagen<br />

ist eine Vorab-Registrierung zwingend<br />

notwendig, es wird keine<br />

Tageskasse geben.<br />

Wie können sich die Teilnehmer<br />

über Pandemie-bedingte Vorgaben<br />

und das Hygienekonzept informieren?<br />

Das Hygienekonzept der Messe<br />

Stuttgart ist sowohl auf der Homepage<br />

der Messe einsichtig als auch<br />

auf der Veranstaltungs-Seite des<br />

AMB Technologieforums aufgeführt.<br />

Sie haben das AMB Forum für dieses<br />

und nächstes Jahr angekündigt.<br />

Was passiert danach?<br />

Bisher ist die Resonanz auf das<br />

Technologieforum positiv. Nach der<br />

diesjährigen Premiere werden wir<br />

evaluieren, wie das Format künftig,<br />

etwa in Nicht-AMB-Jahren, statt -<br />

finden kann.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20 35


technik & wissen<br />

In der Welt der Mikrozerspanung arbeiten Werk zeuge<br />

ab einem Durchmesser von 0,03 mm .<br />

Mikrozerspanen im Ultrapräzisionsbereich gelingt heute in einer Produktionsumgebung<br />

Fräsen, feiner als jedes Haar<br />

Mikrobearbeitung | Was moderne Fertigungstechnik leisten<br />

kann, zeigten Maschinenbauer Kern und Werkzeughersteller<br />

Zecha, indem sie ein menschliches Haar beschrifteten. Inzwischen<br />

finden die Erkenntnisse aus dem Leuchtturm-Projekt<br />

praktische Anwendung.<br />

❧ Mona Willrett<br />

36 <strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20


Mikrowerkzeuge erfordern sowohl in der Herstellung als<br />

auch im Einsatz viel Feingefühl. Damit sie das gewünschte<br />

Ergebnis liefern, muss die Prozesskette passen – von der<br />

Maschine übers Werkzeug und das Spannmittel bis zum<br />

Know-how des Anwenders. Bilder: Zecha<br />

„Ich habe das anfangs nicht für möglich gehalten“, gibt<br />

Stefan Zecha zu. Aber seine Mitarbeiter, in der<br />

Mikrowelt zuhause und sportlich ambitioniert, waren<br />

überzeugt, es zu schaffen. „Und mir war klar: Wenn das<br />

klappt, dann ist das ein Hammer“, begründet der<br />

Geschäftsführer der Zecha Hartmetall-Werkzeugfabrikation<br />

GmbH, weshalb er die erforderlichen Entwicklungs-<br />

und Produktionskapazitäten bewilligte.<br />

Die Idee für dieses Projekt hatte Stefan Filgertshofer<br />

von einem Kundentermin mitgebracht und damit seine<br />

Kollegen sofort infiziert. Der Mitarbeiter des Technischen<br />

Vertriebs beim Mikrowerkzeug-Spezialisten war<br />

gerade aus Eschenlohe zurückgekommen, wo er gemeinsam<br />

mit Spezialisten der Kern Microtechnik<br />

GmbH die passenden Werkzeuge für einige anspruchsvolle<br />

Fertigungsaufgaben definiert hatte. Diese Gelegenheit<br />

nutzten Kern-Geschäftsführer Simon Eickholt und<br />

sein leitender Anwendungstechniker Alexander Stauder,<br />

um Filgertshofer für ihren Plan zu begeistern. Sie wollten<br />

das Potenzial der jüngsten Kern-Maschine anhand<br />

einer spektakulären Bearbeitung demonstrieren. Eickholt<br />

erläutert den Hintergrund: „Bereits 1999 hatten<br />

wir auf einer unserer Maschinen ein menschliches Haar<br />

sauber durchbohrt. Nun wollten wir zeigen, dass unser<br />

neues Maschinenmodell Mikro HD die Grenzen nochmals<br />

verschiebt. So kamen wir auf die Idee, ein menschliches<br />

Haar von unserer Maschine mithilfe eines<br />

zweischnei digen Fräsers mit zehn Mikrometer Durchmesser<br />

beschriften zu lassen.“<br />

Die Detailaufnahme zeigt die in das Bauteil eingefrästen<br />

Mikrokanäle, die weniger als 120 μm breit sind. Zu den<br />

Herausforderungen gehörten dabei – neben der den<br />

Mikrokanal quer durchlaufenden Rinne – Bearbeitungen<br />

in Glanzqualität und absolute Gratfreiheit.<br />

Natürlich sei die Haar-Gravur ein Leuchtturm-Projekt<br />

gewesen, das vor allem zeigen sollte, was aktuell in<br />

der Mikrobearbeitung machbar ist. Alexander Stauder<br />

und Stefan Filgertshofer sind sich einig: Auch wenn<br />

Fräser mit 30 μm Durchmesser heute im Betriebsalltag<br />

durchaus schon gebräuchlich sind, im Vergleich dazu<br />

bedeutet der Einsatz eines 10 μm feinen Werkzeugs den<br />

Schritt in eine neue Welt. Vor allem, wenn man bedenkt,<br />

dass sich das Gros der Anwendungen noch immer zwischen<br />

0,1 und 1 mm bewegt.<br />

Stefan Zecha betont: „In der Mikrowerkzeugtechnik<br />

gelten eigene Regeln.“ Einen 10-mm-Fräser einfach<br />

maßstäblich zu verkleinern, funktioniere nicht. Etwa im<br />

Bereich von 3 bis 4 mm kippe die Technologie. „Ab da<br />

muss man alles an die Dimension anpassen und dazu<br />

die Tricks kennen.“ Auch die Reproduzierbarkeit zu gewährleisten<br />

sei bei Durchmessern unter 1 mm immer<br />

wieder eine Herausforderung.<br />

Hochpräzise gefräste<br />

Mikrokanäle mit<br />

perfekter Oberfläche<br />

sorgen für technischen<br />

Fortschritt. Beispiele<br />

dafür kommen aus<br />

der Hochfrequenz- oder<br />

der Mikrofluidtechnik.<br />

Bilder: Kern<br />

Grenzwertiges zuverlässig beherrschen<br />

Zu sehen, was im Mikrozerspanen heute geht, ist<br />

schon spannend. Es zeigt einem auch, wie viel<br />

Know-how und Herzblut hinter manchem Produkt<br />

steckt, das unser Leben komfortabler und<br />

sicherer macht. Was mich aber wirklich beeindruckt:<br />

Wie es Fertigungsspezialisten immer wieder<br />

gelingt, das Arbeiten an<br />

der Grenze des technisch<br />

Machbaren für den Anwender<br />

sicher und zuverlässig<br />

beherrschbar zu gestalten.<br />

„In der Mikrozerspanung gelten eigene<br />

Regeln, die Nutzer kennen und beachten<br />

sollten“, sagt Stefan Zecha. Bild: Zecha<br />

Mona Willrett<br />

Redakteurin <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20 37


technik & wissen<br />

Um die Fertigungsprozesse für jedes individuelle<br />

Werkzeug stets nachvollziehen und jederzeit die identischen<br />

Prozessparameter abrufen zu können, beschriften<br />

die Königsbach-Steiner ihre Werkzeuge individuell.<br />

Dass die winzige Schrift auf der Stirnseite des Schafts<br />

eingelasert wird, ist ebenfalls der nötigen Präzision geschuldet,<br />

die das Werkzeug im Einsatz liefern muss. Das<br />

Beschriften der Zylinderfläche des Schafts würde den<br />

Rundlauf des Werkzeugs zu sehr stören.<br />

Überhaupt werde der Einfluss des Rundlaufs auf das<br />

Arbeitsergebnis beim Mikrozerspanen häufig unterschätzt,<br />

gibt Filgertshofer zu bedenken. Hochwertige<br />

Mit einem zweischneidigen<br />

Hart -<br />

metall-Fräser mit<br />

0,01 mm Durchmesser<br />

hat ein standardmäßig<br />

ausgestattetes<br />

Fräszentrum ein<br />

menschliches Haar<br />

beschriftet.<br />

Bild: Zecha/Kern<br />

Spannzeuge seien eine zwingende Voraussetzung für den<br />

Erfolg. Auch die spezifischen Eigenschaften einzelner<br />

Maschinen spielten eine wichtige Rolle. „Selbst baugleiche<br />

Modelle haben ein unterschiedliches Eigenschwingverhalten“,<br />

sagt der Außendienstmitarbeiter. „Bei der<br />

einen Maschine mag der kritische Bereich bei 30.000<br />

Umdrehungen liegen, bei anderen bei 31.000 oder bei<br />

35.000. Deshalb müssen die idealen Parameter für jede<br />

Maschine neu ermittelt und eingestellt werden.“<br />

Fürs Beschriften des Haares bereiteten die Spezialisten<br />

von Kern eine Micro HD mit standardmäßiger Ausstattung<br />

vor, die in der hauseigenen Auftragsfertigung in<br />

Murnau steht. Sie hatte am Vortag noch Kundenteile<br />

bearbeitet. „Für uns war das ein Halbtagesprojekt“, erzählt<br />

Alexander Stauder. „Der größte Aufwand bestand<br />

darin, die Kameras zu installieren, die den Prozess dokumentieren<br />

sollten.“ Um das 90 μm dünne Haar<br />

zu „spannen“, frästen die Eschenloher eine feine Nut in<br />

einem Metallblock, legten das Haar hinein und fixierten<br />

es an beiden Enden mit einem Streifen Tesa.<br />

Fräser mit 4 μm breiten Spannuten<br />

Der Aufwand, das passende Werkzeug herzustellen, war<br />

für Zecha deutlich größer. Die ursprünglich geplanten<br />

vier Tage für Entwicklung, Fertigung und Tests reichten<br />

nicht ganz. Aus den Anforderungen, die Kern definiert<br />

hatte, leiteten die Experten in Königsbach-Stein ab, welche<br />

Geometrie das Werkzeug haben sollte und welche<br />

Körnung des Hartmetalls optimal geeignet wäre. Ob ein<br />

solches Werkzeug aus einem Substrat mit Korngrößen<br />

zwischen 2 und 3 μm oder aus 0,2 bis 0,3 μm winzigem<br />

Mikrofeinstkorn hergestellt werde, verändere die Eigenschaften<br />

des Werkzeugs entscheidend, unterstreicht Filgertshofer.<br />

Eine weitere Schwierigkeit beschreibt Stefan<br />

Zecha: Die Spannuten des 10-μm-Fräsers durften lediglich<br />

4 μm breit sein. „Um sie herzustellen, mussten wir<br />

die Schleifscheibe mit einer Schärfe von einem Mikrometer<br />

versehen. Die Hersteller unsere Maschinen woll-<br />

Um das zu beschriftende<br />

Haar zu fixieren, genügte<br />

eine feine Nut in einem<br />

Metallquader und zwei<br />

Streifen Tesa. Bild: Kern<br />

Die Spannuten des<br />

0,01 mm winzigen Fräsers<br />

für die Haargravur durften<br />

nur 4 μm breit sein –<br />

eine fertigungstechnische<br />

Herausforderung,<br />

Bild: Zecha<br />

38 <strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20


ten zunächst nicht glauben, dass das möglich ist.“<br />

Zecha betont, an solche Aufgaben müsse man sich herantasten<br />

und – ausgehend von größeren Dimensionen –<br />

die Prozesse kontinuierlich anpassen. Er erzählt nicht<br />

ohne Stolz: „Wenn wir heute ein Bild dieses Fräsers<br />

ohne Maßangaben erfahrenen Mikrofertigern zeigen,<br />

dann glauben die meisten, es handle sich um einen<br />

0,1-Millimeter-Fräser.“<br />

Der 0,01-mm-Fräser rotierte während der Haargravur<br />

mit bis zu 10.000 min -1 . Der Vorschub pro Zahn lag<br />

bei 1 μm, die Schriftbreite bei 10,73 μm. „Solche Ergebnisse<br />

lassen sich nur unter einem Rasterelektronen -<br />

mikroskop begutachten“, verdeutlicht Stefan Zecha die<br />

Dimensionen. Überhaupt seien die Messtechnik und der<br />

Einsatz von Mikroskopen bis hin zum REM sowohl bei<br />

der Produktion der Werkzeuge als auch beim Beurteilen<br />

der Arbeitsergebnisse unerlässliche Hilfsmittel.<br />

Die Erkenntnisse aus dem Haar-Projekt – so extrem<br />

sie scheinen mögen – haben inzwischen in konkreten,<br />

neuen Anwendungsfällen für Fortschritte gesorgt. „Wir<br />

haben erste Bestellungen aus der Hochfrequenz- und<br />

der Mikrofluidtechnik, bei denen wir in Dimensionen<br />

vorstoßen, die wir uns mit dem Projekt Haargravur erschlossen<br />

haben“, sagt Stefan Zecha. Gerade in der<br />

Hochfrequenztechnik werde die Bedeutung des Mikrozerspanens<br />

häufig noch unterschätzt. Um die gewünschte<br />

Funktion der Bauteile zu gewährleisten, müssten die<br />

dort erforderlichen Mikrokanäle extrem gute Oberflächen<br />

ohne jegliche Gratbildung aufweisen. Ähnliche Anforderungen<br />

stellt die Mikrofluidtechnik, die beispielsweise<br />

in der Krebsforschung eine wichtige Rolle spielt.<br />

Lasergeschärfte Schneiden pushen Standzeiten<br />

Wer statt eines Haars schwer zerspanbare Werkstoffe<br />

wie bleifreies Messing oder hochabrasive und faserverstärkte<br />

Kunststoffe bearbeiten will, der kann die diamantbeschichteten<br />

Hartmetallwerkzeuge der Iguana-<br />

Linie von Zecha einsetzen. Zu ihren Spezialitäten gehören<br />

lasergeschärfte Schneidkanten mit einem Radius<br />

von 1 μm und eine geschlossene Hochleistungsdiamantschicht.<br />

Zusammen mit der optimierten Geometrie sorge<br />

das für deutlich reduzierte Schnittkräfte und eine verbesserte<br />

Spanabfuhr. Laut Zecha lässt sich fast kein<br />

Werkzeugverschleiß feststellen, was die Standzeit massiv<br />

erhöhe und eine Nacharbeit am Werkstück – etwa<br />

aufgrund von Gratbildung – überflüssig mache. Auch<br />

beim Bearbeiten so genannter Glares – Hybridwerkstoffen,<br />

die aus mehreren Lagen verschiedener Materialien<br />

bestehen, etwa glasfaserverstärktes Aluminium – können<br />

die Iguana-Werkzeuge ihre Stärken ausspielen.<br />

Speziell fürs Bearbeiten schwer zerspanbarer Materialien<br />

beispielsweise in der Medizintechnik hat Zecha<br />

die Kingfisher-Linie entwickelt. Zu den Merkmalen<br />

dieser Werkzeuge gehört das Zusammenwirken eines<br />

neuen Vollhartmetall-Substrats mit einer inneren Kühlmittelzufuhr<br />

oder einer Schaftkühlung, einer stabilen<br />

Grundgeometrie und neuester<br />

WAD-Beschichtungstechnologie,<br />

die für die Standfestigkeit der<br />

Tools sorgt.<br />

Standardwerkzeuge bietet Zecha<br />

im Durchmesserbereich zwischen<br />

0,03 und 12 mm an. 65 bis<br />

70 % ihres Geschäfts machen die<br />

Königsbach-Steiner mit Katalogware<br />

oder Tools, die dieser ähnlich<br />

sind. Den Rest steuern Sonderwerkzeuge<br />

bei.<br />

Neben den Werkzeugen ist moderne<br />

Maschinentechnik die zweite<br />

Voraussetzung für erfolgreiche Mikrobearbeitung.<br />

Deren Einsatzspektrum wird auch dadurch erweitert,<br />

dass Entwickler Bauteile immer weiter miniaturisieren<br />

und mehr Funktionen integrieren. Das führt dazu, dass<br />

die Bearbeitungszeiten pro Bauteil laut Alexander Stauder<br />

durchaus in die Gegend von 50 h reichen können.<br />

Herausfordernd für die Fertigungsspezialisten sind dabei<br />

nicht nur die Form- und Lagetoleranzen, die in der<br />

Regel maximal 2 μm betragen dürfen, sondern auch die<br />

geforderte Oberflächengüte und Gratfreiheit. Bearbeitet<br />

werden neben Bunt metallen auch Stähle mit einer Härte<br />

bis 65 HRC oder Keramiken.<br />

Auch in Produktionsumgebung thermisch stabil<br />

Der Fortschritt in der Maschinentechnik zeigt sich auch<br />

daran, dass Präzisionsmaschinen wie die Micro HD von<br />

Kern heute in einer Produktionsumgebung zuverlässig<br />

Ergebnisse liefern, die noch vor wenigen Jahren nur in<br />

einer Laborumgebung zu realisieren waren.<br />

Möglich macht das ein ausgeklügeltes Kühlkonzept.<br />

Spindel, Arbeitstisch und Achsen der Micro HD werden<br />

auf 0,05 K genau temperiert. Rund 200 l Kühlflüssigkeit<br />

fließen pro Minute durch alle relevanten Komponenten.<br />

Hinzu kommen überdimensionierte Linearantriebe.<br />

„Wir nutzen nur rund 25 Prozent der Leistung,<br />

was die Wärmeentwicklung signifikant reduziert“, sagt<br />

Stauder. Auch das trage zur thermischen Stabilität der<br />

Maschine bei.<br />

Wo man früher für hochpräzise Jobs auf große,<br />

schwere und thermisch träge Maschinen setzte, zwingt<br />

der Trend zur fünfachsigen Simultanbearbeitung über<br />

mehrere Stunden dazu, moderne Maschinen so zu gestalten,<br />

dass sie sowohl stabil als auch hochdynamisch,<br />

produktiv und möglichst unempfindlich gegenüber<br />

äußeren Einflüssen sind. Genau das sei die Domäne dieser<br />

Präzisionsmaschine, erklärt Stauder.<br />

Simon Eickholt ergänzt: „Aus unserer Sicht müssen<br />

Innovationen auch außerhalb von Nischen gut funktionieren.<br />

Sie sollten in Produktionsumgebungen zuverlässig<br />

arbeiten, deren wesentliche Anforderung eine konstante<br />

Temperierung auf ±0,5 K ist. Zudem sollten sie<br />

für den Kunden möglichst einfach zu handhaben sein.“<br />

Die neuen Fräser der<br />

Kingfisher-Linie sind mit<br />

Schaftkühlung oder innerer<br />

Kühlmittelzufuhr im<br />

Durchmesserbereich von<br />

0,2 bis 12 mm erhältlich.<br />

Bild: Zecha<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20 39


technik & wissen<br />

„Wir arbeiten ständig daran, weiter in den Ultrapräzisionsbereich vorzudringen,<br />

ohne an Produktivität zu verlieren“, sagt Kern-Chef Eickholt.<br />

Was dazu nötig ist, erfahren die Eschenloher nicht<br />

nur im Austausch mit ihren Kunden, sondern tagtäglich<br />

auch in der hauseigenen Auftragsfertigung. Dort arbeitet<br />

die Micro HD bereits seit rund zwei Jahren. Im Oktober<br />

2019 ging die erste Maschine des Typs an einen<br />

Kunden. Bis Ende 2020 sollen rund 25 im Feld arbeiten.<br />

Etwa 75 % der Maschinen werden laut Stauder heute<br />

mit Automation geordert. Hinzu komme, dass zunehmend<br />

auch Werkstücke aus schwer zerspanbaren Materialien<br />

wie Hartmetall oder Keramiken in einem<br />

Arbeitsgang komplett fertigbearbeitet werden sollen.<br />

Um das zu ermöglichen,<br />

werden verschiedene Verfahren<br />

– vom Fräsen übers<br />

Bohren bis zum Schleifen –<br />

in einer Maschine eingesetzt.<br />

Für Flexibilität sorge<br />

außerdem, dass dieselbe<br />

Maschine in der Lage sei,<br />

im Wechsel mit einem<br />

10 μm- Fräser ein Haar zu<br />

beschriften oder mit einem<br />

40-mm-Messerkopf eine<br />

Fläche zu planen.<br />

Welche Genauigkeiten<br />

und Oberflächengüten zu<br />

erreichen sind, hängt laut<br />

Simon Eickholt nicht nur<br />

von der Maschine, dem zu<br />

bearbeitenden Material,<br />

den Werkzeugen und der<br />

Peripherie ab, sondern<br />

auch von der Infrastruktur<br />

und dem Know-how des<br />

Anwenders. Erfolgsvoraussetzungen<br />

wie die Temperierung der Umgebung oder ein<br />

genügend tragfähiger Boden seien für die meisten Kunden<br />

selbstverständlich. Wichtig sei zudem eine ausreichende<br />

Anschlussleistung und eine stabile Stromversorgung.<br />

Zu den Zielgruppen von Kern gehören neben Forschungseinrichtungen<br />

und großen Unternehmen auch<br />

kleine Teilefertiger. Gerade letzteren und Neueinsteigern<br />

hilft die in den Maschinen und Steuerungen integrierte<br />

Intelligenz schnell und sicher zu guten Ergebnissen.<br />

Automatisierte Prozesse werden auch in der Mikro -<br />

bearbeitung immer wichtiger. Bilder: Kern<br />

Einsteiger sollten spezifische Anforderungen kennen<br />

„Wer anspruchsvolle Teile – etwa für die Automobiloder<br />

Luftfahrtindustrie – fertigt und nun zusätzliche<br />

Geschäftsfelder sucht, der hat in der Regel die Kompetenz,<br />

sich in die Mikrofertigung einzuarbeiten“, sagt<br />

Stefan Zecha. Der Prozess des Fräsens oder Bohrens<br />

ändere sich zwar nicht grundsätzlich, aber es gelte<br />

zusätzliche Aspekte zu berücksichtigen, wie den sorg -<br />

samen Umgang mit den Werkzeugen, Sauberkeit um<br />

und in der Maschine oder angepasste Prozessparameter.<br />

Für Neueinsteiger – oder jene, die Grenzen ausloten<br />

wollten – sei es wichtig, als kompetente Partner zumindest<br />

einen Maschinen- und einen Werkzeughersteller ins<br />

Boot zu holen. Um das nötige Know-how zu vermitteln,<br />

bieten sowohl Zecha als auch Kern Schulungen und<br />

Seminare an, mit denen sie Kunden auf den neusten<br />

Stand bringen.<br />

•<br />

Jede Minute fließen 200 l Kühlmittel durch alle wichtigen<br />

Komponenten des Präzisionszentrums Micro HD<br />

und sorgen so für hohe Thermostabilität.<br />

40 <strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20


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<strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20 Das Stellenportal für Ihren Erfolg! 41


technik & wissen<br />

Spiegelsystem aus der Vakuumkammer: Geometrisch<br />

exakte Hochglanzoberflächen des planen und des<br />

konkaven Spiegels ermöglichen viele Reflexionen eines<br />

einmal eingebrachten Terahertz-Strahls. Sichtbar gemacht<br />

durch einen eingespiegelten grünen Laserstrahl und<br />

verdampfendes Kältemittel. Bilder: Horn/Sauermann<br />

Hochgenaue Oberflächen mit MKD<br />

Im Speziallabor der Fachgruppe Labor -<br />

astrophysik an der Universität Kassel werden<br />

in einer kleinen Vakuumkammer die<br />

Stoffe geschaffen, aus denen unsere Sterne<br />

entstanden sind. Die Wissenschaftler erzeugen<br />

Materie, die sonst nur im Weltraum vorkommt<br />

und sammeln so Erkenntnisse über<br />

das Werden und Vergehen von Sternen. Ausgeklügelte<br />

Lasertechnologie und präzise<br />

Spiegelsysteme helfen den Forschern bei der<br />

Umsetzung ihrer Ideen und Theorien. Die<br />

geometrisch hochpräzisen Spiegelsysteme<br />

mit hohem Reflexionsfaktor aus Aluminium<br />

werden mithilfe eines Kugelfräsers der Paul<br />

Horn GmbH in Tübingen hergestellt. Bestückt<br />

ist das Werkzeug mit einer Schneide<br />

aus monokristallinem Diamant (MKD).<br />

Auf die Anwendung zugeschnittene Werkzeuge sind die Basis für Erfolg<br />

Mikroproduktion<br />

mit vielen Facetten<br />

Präzisionswerkzeuge | Drei Beispiele aus der Mikrobearbeitung<br />

zeigen, welche Eigenschaften Zerspanwerkzeuge<br />

mitbringen müssen, um die hohen Anforderungen<br />

erfüllen zu können.<br />

Kleinstteilebearbeitung, Miniaturisierung<br />

und Mikroproduktion sind heutzutage in<br />

aller Munde. In den unterschiedlichsten<br />

Branchen und Bereichen kommen diese Begriffe<br />

vor. Wellen, Schrauben, Gravuren,<br />

Oberflächen und vieles mehr werden in kleinen<br />

und kleinsten Abmessungen hergestellt.<br />

Dazu benötigt es die entsprechenden Prä -<br />

zisionswerkzeuge. Drei Beispiele zeigen, was<br />

in diesem Bereich heute möglich ist.<br />

Hochglanzfräsen der konkaven Spiegeloberfläche mit<br />

schwingungsdämpfendem Hartmetallschaft aus der<br />

Typenreihe 117 und 10 mm Schneidplatte des Typs<br />

S117 mit monokristalliner Diamantschneide.<br />

42 <strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20


Alle bisher benutzten speziellen Terahertz-Optiken<br />

hatten Schwächen. Einzig<br />

metallische Spiegel führten die Forscher näher<br />

an ihr Ziel. Doch die bisherigen Fräsund<br />

Polierversuche brachten keine brauchbaren<br />

Oberflächenqualitäten. Die Fräserspuren<br />

waren zu tief und beim Herauspolieren<br />

erzeugte man zusätzlich geometrische<br />

Ungenauigkeiten. Die Folge waren zu wenige<br />

brauchbare Reflexionsdurchgänge im<br />

Spiegelsystem. Die ersten Versuche zeigten<br />

schon, dass man mit den MKD-Fräsern von<br />

Horn den richtigen Weg eingeschlagen hatte.<br />

Um das Ergebnis zu verbessern, verfeinerte<br />

man die Flächenauflösung im CAM-<br />

Programm auf 0,0005 mm.<br />

Die etwa 50 unterschiedlichen chirurgischen Pinzetten-<br />

Varianten mit Mauszahn sind in drei Größen unterteilt<br />

– mit Mauszahnprofilhöhen von 0,7 bis 4 mm.<br />

Ein konkaver Spiegel mit einem Durchmesser<br />

von 100 mm und einem Spiegelradius<br />

von ebenfalls 100 mm wird in mehreren<br />

Schritten aus dem Aluminium-Werkstoff<br />

AlMgSi05 hergestellt: Das Rohteil wird<br />

zu Beginn mit einem 8-mm-Hartmetall-<br />

Schruppfräser vorgeschruppt. Das Aufmaß<br />

beträgt 0,25 mm. Der zweite Schritt ist das<br />

Profil-Vorfräsen der Fläche mit 10 mm<br />

Hartmetall-Kugelfräser (mit 30° Anstellung<br />

des Schwenktischs, 0,5 mm Zeilenabstand,<br />

Aufmaß 0,1 mm). Als nächstes erfolgt das<br />

Profil-Vorschlichten der Fläche mit einem<br />

10-mm-Kugelfräser (30°, 0,1 mm Zeilenabstand,<br />

Aufmaß 0,03 mm). Anschließend<br />

wird der Spiegel hochglanzgefräst. Dazu<br />

dient ein Kugelfräser des Typs 117 von<br />

Horn mit schwingungsdämpfendem Rundschaft<br />

aus Hartmetall und einer Schneidplatte<br />

S117 für Durchmesser 10 mm mit<br />

MKD-Schneide und Aluminiumgeometrie.<br />

Gefräst wird mit folgenden Parametern:<br />

V c = 400 m/min, f z = 0,03 mm, a p = 0,03 mm<br />

und a e = 0,03 mm. Abschließend wird der<br />

Spiegel ohne Polierdruck nachpoliert.<br />

Grundsätzlich sind mit MKD-Werkzeugen<br />

in Kombination mit dem zum Einsatz<br />

kommenden Werkstoff Oberflächengüten<br />

von R z kleiner 0,02 μm realisierbar. Die<br />

Qualität der Schneide ist hierbei das Abbild<br />

der erreichbaren Oberflächengüte, welche<br />

die Oberflächenglanzoptik darstellt.<br />

Pinzetten für die Medizin<br />

Ein weiteres Beispiel für Bearbeitungen im<br />

Mikrobereich sind chirurgische Instrumente.<br />

Die Aesculap AG in Tuttlingen produziert<br />

allein im Bereich Pinzetten etwa 1000<br />

unterschiedliche Varianten – je nach Verwendungszweck<br />

und Größe. Eine dieser<br />

Varianten, die chirurgischen Pinzetten, unterscheidet<br />

sich von den anderen durch eine<br />

hochpräzise so genannte Mauszahn-Geometrie<br />

als Greifer. Der Renner unter den chirurgischen<br />

Pinzetten erreicht Stückzahlen von<br />

über 20.000 Exemplaren pro Monat. Andererseits<br />

werden einige Spezialpinzetten gerade<br />

mal mit 50 Stück pro anno nachgefragt.<br />

Doch fast alle Pinzetten haben eines gemeinsam:<br />

Die am häufigsten eingesetzten Werkstoffe<br />

1.4021 und 1.4024 mit den Laborierungen<br />

X20Cr13 oder X15Cr13 – Edelstähle<br />

der Zerspanungsklasse 5 – sind zäh, kaltverfestigend,<br />

gratbildend und haben eine<br />

Neigung, Aufbauschneiden zu bilden.<br />

Die Mauszahngeometrie wird in Formbacken<br />

gespannt und in einer Aufspannung<br />

mittels 5-Achsen-CNC-Fräsen fertigbearbeitet.<br />

Das Auslegen der Spannsituation und<br />

der Werkzeuge bedurfte einer längeren Prozessentwicklung.<br />

Die zu bearbeitenden Pinzettenspitzen<br />

sind labil, schwingungsempfindlich<br />

und weichen schon geringen<br />

Schnittdrücken aus. Für jede der etwa 50<br />

Pinzettenvarianten waren deshalb spezielle<br />

Formbacken nötig. Dann wurden die Werkzeugpaarungen<br />

fürs Bearbeiten der männ -<br />

lichen und weiblichen Pinzettenschenkel<br />

entwickelt. Die drei Mauszahngrößen unterscheiden<br />

sich in ihren Zahn- und Gegenzahnwinkeln<br />

– sie liegen bei 25°, 30° oder<br />

35°. Um ein Verwechseln der Werkzeuge zu<br />

vermeiden, sind diese in drei unterschied -<br />

lichen Durchmessern ausgelegt. Je nach<br />

Mauszahngröße und dazugehörigem Winkel<br />

paarte man „männliche“ und „weibliche“<br />

Werkzeuge der sechsschneidigen Fräser<br />

Schlitzen der „weiblichen“ Mauszahngeometrie einer<br />

chirurgischen Pinzette. Die Flankenwinkel des Profils<br />

mit 25°, 30° oder 35° richten sich nach der jeweiligen<br />

Profilhöhe.<br />

der Typen 613, 628 und 632 mit korrespondierenden<br />

Schneidkreisdurchmessern von<br />

21,7 mm, 27,7 mm und 31,7 mm.<br />

Extrem enge Vorgaben für die Verrundung<br />

der Basiskontur des männlichen<br />

Mauszahns von maximal 0,03 mm und<br />

0,05 mm für den Nutgrund der weiblichen<br />

Kontur stellten hohe Anforderungen an die<br />

Werkzeugschleifer bei Horn. Zumal sich die<br />

Vorgaben beim Schleifen des Grundkörpers<br />

infolge der zu berücksichtigenden Beschichtungsdicke<br />

nochmals verschärften. Diese<br />

sehr scharfe Schneideckenkontur musste<br />

aber neben der geometrischen Präzision<br />

auch noch hohe Standzeiten und hohe Prozesssicherheit<br />

beim Bearbeiten von 1.4021<br />

beziehungsweise 1.4024 gewährleisten. Unter<br />

Berücksichtigung der Feinstkontur an<br />

den Werkzeug-Schneidecken wählten die<br />

Entwickler eine besonders glatte und relativ<br />

dünne Beschichtung. Sie vereinfacht die<br />

Spanbildung, den Spanablauf und bietet geringen<br />

Reibungswiderstand. Wenig Reibung<br />

erzeugt einen geringen Wärmeeintrag ins<br />

Werkzeug. Ergebnis: hohe Standmenge und<br />

minimierter Schnittdruck. Die verwendete<br />

Sorte Ti25, mit ihrer TiCN-Beschichtung<br />

eignet sich zudem besonders zum Bearbeiten<br />

von martensitischen rostfreien Stählen.<br />

Die Werkzeugträger aus Schwermetall sorgen bei<br />

den μ-Finish-Werkzeugen von Horn für eine gute<br />

Schwingungsdämpfung.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20 43


technik & wissen<br />

Das Handling kleinster Uhrenschrauben erfordert viel Fingerspitzengefühl.<br />

Schrauben für mechanische Uhren<br />

Auch Schrauben der Gewindegröße S 0,6<br />

(Schweizer Uhrengewinde) mit einer Gewindelänge<br />

0,55 mm und einem Kopfdurchmesser<br />

von 1,2 mm erfordern Fingerspitzengefühl.<br />

Die Laubscher Präzision AG aus<br />

dem schweizerischen Täuffelen setzt bei der<br />

Mikrobearbeitung ebenfalls auf Werkzeuge<br />

von Horn. Für Kleinstteile entwickelten die<br />

Tübinger das Werkzeugsystem μ-Finish. Hohe<br />

Schneidenqualität, Wechselgenauigkeiten<br />

im μm-Bereich und schwingungsarme Werkzeugträger<br />

zeichnen dieses System aus.<br />

Ein Schweizer Uhrwerk besteht je nach<br />

Kaliber aus vielen einzelnen Baugruppen:<br />

Darunter das Räderwerk, der Aufzug, der<br />

Antrieb, die Unruh oder das Zeigerwerk.<br />

Bei einem Uhrenkaliber mit vielen Komplikationen<br />

sind auf kleinstem Raum viele<br />

Bauteile zum Uhrwerk montiert. Für den<br />

Zusammenbau kommen Schrauben zum<br />

Einsatz, die mit bloßem Auge kaum von einem<br />

Span zu unterscheiden sind. Trotz ihrer<br />

kleinen Abmessungen, werden die Schrauben<br />

zum Teil mittels Spanzange/Gegenspindel<br />

an der Hauptspindel abgenommen, um<br />

an der Gegenseite bearbeitet zu werden. Die<br />

Maßkontrolle erfolgt nicht mit einer Bügelmessschraube,<br />

sondern unter einem Mikros -<br />

kop mit 50-facher Vergrößerung.<br />

Rund 30.000 Stück produzieren die<br />

Schweizer pro Jahr nur von diesem Schraubentyp.<br />

Als Werkstoff dient Automatenstahl,<br />

der von Stangen mit 3 mm Durchmesser<br />

bearbeitet wird. Die Bearbeitungsreihenfolge<br />

lautet: Plandrehen des Schraubenkopfes,<br />

Längsdrehen auf den Durchmesser des<br />

Schraubenkopfes, Stechen des Durchmessers<br />

für das Gewinde, Gewindedrehen und<br />

Abstechen. Bei allen Schritten kommen die<br />

μ-Finish-Werkzeuge zum Einsatz.<br />

Für das präzise Bearbeiten von Kleinstteilen<br />

ist es enorm wichtig, dass die Werkzeuge<br />

absolut scharf geschliffen und die<br />

Werkzeughalter schwingungsarm sind. Des<br />

Weiteren spielt die Schartigkeit beziehungsweise<br />

die Schnittigkeit der Schneidkanten<br />

eine entscheidende Rolle in der Mikrobe -<br />

arbeitung. Jede Unregelmäßigkeit auf der<br />

Schneidkante spiegelt sich am Werkstück<br />

wider.<br />

Anforderungen steigen permanent<br />

„Mikroproduktion ist auch in der Zerspanung<br />

weit verbreitet“, sagt Matthias Rommel,<br />

Geschäftsführer der Paul Horn GmbH.<br />

„Die Anforderungen an die Präzision, Ausbringungsmenge<br />

und Qualität sind hoch<br />

und entwickeln sich permanent weiter. Daher<br />

ist es auch im Bereich der Zerspanwerkzeuge<br />

zwingend notwendig, diese ständige<br />

weiter voranzubringen und bei Bedarf auch<br />

Sonderwerkzeuge und Neuentwicklung zu<br />

realisieren.“<br />

•<br />

Christian Thiele<br />

Pressesprecher, Paul Horn GmbH,<br />

Tübingen<br />

„Zerspanwerkzeuge für die Mikrobearbeitung müssen sich ständig weiterentwickeln, um mit den<br />

Anforderungen Schritt halten zu können“, sagt Matthias Rommel, Geschäftsführer bei Paul Horn.<br />

44 <strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20


Unterschiedlichste Werkzeuge in Premiumqualität flexibel beschichten<br />

Von klein bis groß im<br />

fliegenden Wechsel<br />

Beschichtungstechnik | Der Trend geht zu anwendungsspezifischen<br />

Werkzeugen. Mit einer CC800-<br />

Anlage von Cemecon beschichtet Protech unterschiedlichste<br />

Werkzeuge in einer Anlage flexibel.<br />

Die Bandbreite bei Protech reicht von Mikrowerkzeugen<br />

bis zu große Wälzfräsern und Räumwerkzeugen.<br />

Die flexible Beschichtungsanlage<br />

CC800<br />

HiPims hilft dem Werkzeug-Hersteller<br />

Protech,<br />

eine hohe Variantenvielfalt<br />

zu beherrschen.<br />

Bilder: Cemecon<br />

Sonderwerkzeuge, genau auf die Anforderungen anspruchsvoller<br />

Kunden zugeschnitten, sind die Spezialität<br />

von Protech im slowakischen Prešov. Die Protech Coatings<br />

Service, s.r.o. und die Protech Service, s.r.o. bieten<br />

– vom Beschichten über das Nachschleifen bis hin zur<br />

Herstellung – hochwertige Werkzeuglösungen an. Dabei<br />

beginnt das Materialspektrum bei HSS- sowie Hartmetall-Werkzeugen<br />

und endend mit superharten CBN-,<br />

PKD- und CVD-Tools.<br />

„Unsere Kunden sind kreativ und fordernd – jeden<br />

Tag stellen sie neue Anforderungen an die Werkzeuge<br />

und deren Beschichtung“, sagt Miroslav Palo, Inhaber<br />

des Familienunternehmens und Kopf hinter dem Protech<br />

Innovation Center. Die Slowaken schleifen sowohl<br />

Mikrowerkzeuge mit Durchmessern ab 0,1 mm als<br />

auch bis zu 3000 mm lange Wälzfräser und Räumwerkzeuge.<br />

Die Beschichtungstechnologie muss dieser Bandbreite<br />

gerecht werden, dabei höchste Qualität liefern<br />

und eine wirtschaftliche Fertigung ermöglichen.<br />

Für diese Anforderungen hat Protech in Cemecon<br />

den richtigen Partner gefunden. Die Beschichtungsan -<br />

lage CC800 HiPims der Experten aus Würselen ist vielfältig<br />

und flexibel. „Mit unserer HiPims- Anlage lassen<br />

sich die Schichten genau auf die Anforderungen abstimmen<br />

und innerhalb kurzer Zeit umsetzen“, betont Dirk<br />

Prinz, Customer Care Technology bei der Cemecon. So<br />

können morgens beispielsweise 12 μm dicke Schichten<br />

für Wendeplatten abgeschieden werden und mittags<br />

hauchdünne 1 μm-Schichten mit engen Toleranzen für<br />

Mikrowerkzeuge folgen.<br />

Für Premiumqualität über die gesamte Bandbreite<br />

besitzen die Schichten herausragende Eigenschaften: Sie<br />

sind extrem glatt und haftfest, hart und gleichzeitig zäh.<br />

Sie haben eine feinkörnige, sehr dichte Morphologie,<br />

niedrige Eigenspannungen und eine hohe thermische<br />

Stabilität. Neben der Flexibilität und der Qualität, die<br />

sie bietet, ist die Anlage auch noch schnell: Der Prozess<br />

einer 3 μm-Charge benötigt laut Cemecon zirka 4,5 h.<br />

In 30 Minuten ist die Anlage umgerüstet. Das ermögliche<br />

vier bis fünf unterschiedliche Chargen pro Tag.<br />

Auch für künftige Herausforderungen ist Protech mit<br />

dieser Beschichtungstechnologie gut gerüstet. Miroslav<br />

Palo ist sich sicher: „Die Vielfalt und Komplexität der<br />

Marktanforderungen werden immens wachsen. Variantenvielfalt<br />

aktiv zu managen – und das in Premium -<br />

qualität – ist der Kern des Protech Innovation Centers.<br />

Ich sehe die CC800 HiPims als einen Eckpfeiler in unserer<br />

Zukunftsstrategie.“ (mw)<br />

•<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20 45


technik & wissen<br />

Den Drehmaschinen von Citizen liegt die in der<br />

Mikrobearbeitung nötige Genauigkeit und Repro -<br />

duzierbarkeit in den Genen. Bilder: Citizen<br />

Wo das Zerspanen an Grenzen stößt, nutzt die Hybridmaschine den Laser<br />

Groß in kleinen<br />

Dimensionen<br />

Mikrodrehen | Damit Kunden die hohen Anforderungen<br />

beim Mikrodrehen zuverlässig im Griff haben,<br />

kombiniert Citizen soliden Maschinenbau auf Wunsch<br />

mit seiner LFV-Technologie und Lasertechnik.<br />

Viele Produkte des täglichen Lebens unterliegen – sichtbar<br />

oder unter der Haube – einer permanenten<br />

Schrumpfkur. Damit die Produktionstechnik die Ideen<br />

der Entwickler realisieren kann, werden Werkzeuge auf<br />

Minimalradien verkleinert und Bearbeitungsmaschinen<br />

auf kürzeste Verfahrwege und höchste Präzision getrimmt.<br />

„Summiert man dazu noch die unterschied -<br />

lichen Werkstoffe und deren Anforderungen, kommen<br />

herkömmliche Herangehensweisen an die Zerspanung<br />

schnell an ihre Grenzen“, sagt Markus Reissig, Geschäftsführer<br />

der Citizen Machinery Europe GmbH.<br />

Die Drehmaschinenkonzepte des japanischen Herstellers<br />

mit Deutschland-Zentrale in Esslingen bieten ein<br />

gutes Maß an „Luft nach oben“ in Sachen Genauigkeit<br />

und Reproduzierbarkeit. Und wo das nicht ausreicht,<br />

hilft eine Hybridtechnologie, die Präzisionsdrehen und<br />

Lasertechnik verbindet.<br />

Von jeher Hochburg für Mikrozerspanungsspezialisten<br />

ist die Uhrenindustrie. Dort sind Zahnräder und<br />

Schräubchen essentielle Bauteile, bei deren Dimensio-<br />

nen sich nur Könner an die Maschine trauen. Doch<br />

auch in der Medizintechnik hält die Miniaturisierung<br />

stetig Einzug: Minimalinvasive Eingriffe gehören inzwischen<br />

zum Standard im OP, weshalb viele medizinische<br />

Werkzeuge immer weiter schrumpfen.<br />

Was nicht schrumpft, sind hingegen die Anforderungen<br />

durch strenge Standards bei der Entwicklung und<br />

Produktion der eingesetzten Arbeitsmittel. Beste Qualität<br />

in höchster Reproduzierbarkeit ist gefragt. „Dazu<br />

gehört zum Beispiel auch die Spankontrolle beim Drehen,<br />

die nirgendwo wichtiger ist als in der Mikrozerspanung“,<br />

betont Markus Reissig. Dies sei einer der Gründe,<br />

weshalb Citizen auch bei Hochpräzisionsmaschinen<br />

auf sein LFV-Verfahren setzt. Beim „Low frequency<br />

vibration cutting“ erzeugen die Antriebe der bearbeitenden<br />

Achsen oszillierende Bewegungen in X- oder<br />

Z-Richtung, die mit der Spindeldrehzahl synchronisiert<br />

werden. Während einer Spindelumdrehung gibt es Richtungsänderungen<br />

der bewegten Achse. Durch diese entstehen<br />

sogenannte Air-cuts, die die Späne definiert brechen.<br />

Wie lang die Späne sein sollen, lässt sich durch<br />

verändern der Frequenz einfach bestimmen.<br />

Drei Modi für kontrollierten Spanbruch<br />

In drei LFV-Modi kann der Anwender die Spanbildung<br />

entsprechend der jeweiligen Anforderungen beeinflussen.<br />

Sind besonders feine Späne gewünscht, greift Modus<br />

1. Er gibt die Anzahl der Vibrationen in einer Spindelumdrehung<br />

an. Bei Modus 2 wird die Anzahl der<br />

Spindelumdrehungen pro Vibration angegeben, etwa,<br />

wenn hohe Umfangsgeschwindigkeiten für die Feinoder<br />

Tiefenbearbeitung mit schmalem Durchmesser verlangt<br />

sind. Und Modus 3 bricht die Späne auch während<br />

des Gewindedrehens und konnte damit vermutlich<br />

schon manches Gewinde retten.<br />

Die erste Maschinengattung, die das LFV-Feature<br />

implantiert bekam, war die Miyano VC03. Sie ist speziell<br />

für hochpräzise Bearbeitung ausgelegt und hat sich<br />

beispielsweise in der Uhrenindustrie bewährt. Dort<br />

dreht sie mühelos kleinste Zeiger und Uhrwerksschrauben<br />

im Bereich von 0,1 mm. Wie alle Miyano- Modelle<br />

profitiert sie von einem Maschinenaufbau, der auf hohe<br />

Präzision getrimmt wurde. Extrem robuste, handgeschabte<br />

Führungsbahnen tragen ebenso dazu bei wie<br />

das steife Gussbett mit hohem Dämpfungsvermögen. In<br />

Sachen Aufstellfläche orientiert sie sich an den zu bearbeitenden<br />

Werkstücken: Sie ist so kompakt konstruiert<br />

und benötigt nur wenig Platz.<br />

Mit der Miyano BNA-42GTY – für Stangendurchmesser<br />

bis 42 mm – kombiniert Citizen die gewohnte<br />

Miyano-Präzision mit den Tugenden, für die Cincom-<br />

46 <strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20


Maschinen geschätzt werden: hohe Spindelleistung und<br />

rasante Arbeitszyklen. „Dank ihrer Konfiguration mit<br />

zwei Spindeln, einem Revolver, zwei Y-Achsen und<br />

X3-Achse für die Gegenspindel können bis zu 45 Werkzeuge<br />

in der Maschine eingesetzt werden – und zwar bis<br />

zu drei gleichzeitig“, erläutert Reissig.<br />

Die R-Serie der Langdrehautomaten ist ausgelegt auf<br />

die ultrapräzise Fertigung von Klein- und Kleinstteilen<br />

bei Stangendurchmessern bis maximal 4 mm. Für die<br />

passende Drehzahl sorgt die<br />

Hochgeschwindigkeitsspindel<br />

mit 20.000 min -1 . In Kombina -<br />

tion mit Linear- und Servomotoren<br />

ergibt sich ein Gesamtpaket,<br />

das höchste Präzision, maximale<br />

Kompaktheit und niedrigen<br />

Energieverbrauch gewährleistet.<br />

Dem Drehen und Fräsen,<br />

selbst mit Mikrowerkzeugen,<br />

sind irgendwann fertigungstechnische<br />

Grenzen gesetzt. Die<br />

allerdings können durch den<br />

Einsatz moderner Lasertechnik<br />

verschoben werden: Mit ihr lassen<br />

sich unter anderem ultrafeine<br />

Stege in höchster Präzision<br />

herstellen, was den Rahmen für<br />

kommende Innovationen erweitert.<br />

Um Präzisionsdrehen und<br />

Laserschneiden zu kombinieren,<br />

entwickelte Citizen eine Hybridmaschine.<br />

„Die passende Basis<br />

dafür war die Cincom L20, da<br />

sie für komplexe 3D-Fräsoperationen<br />

entworfen wurde. Sie bot<br />

sich an, mit der Lasertechnologie<br />

aufgerüstet zu werden.<br />

Feinste Stege, kleine Radien<br />

oder biegsame Wellen aus Rohren<br />

mit maximal 2 mm Wand -<br />

dicke sind ihre Spezialität. Präzision<br />

und Reproduzierbarkeit<br />

gehen dabei Hand in Hand, vor<br />

allem, weil sämtliche Teilprozesse<br />

auf einer Maschine stattfinden<br />

– ohne Umrüsten.<br />

Ob mit etablierter Lang- und<br />

Kurzdrehtechnologie oder mit<br />

Laser-Hybridlösungen: Das Maschinenportfolio<br />

von Citizen<br />

deckt ein breites Spektrum der<br />

Mikrobearbeitung in den unterschiedlichsten<br />

Industriezweigen<br />

ab. „Damit unsere Kunden den<br />

Miniaturisierungstrends min-<br />

Die Uhrenindustrie bietet ein weites Arbeitsfeld für die Mikro -<br />

bearbeitung. Dank moderner Hybridmaschinen wie der Cincom<br />

L20, die Präzisionsdrehen und Lasertechnologie kombiniert,<br />

verlieren solche Bauteile für den Zerspaner ihren Schrecken.<br />

destens eine Schrittlänge voraus sind, stehen innovative<br />

Konzepte bei uns an oberster Stelle. So schaffen wir es<br />

die Fertigungsgrenzen immer ein Stück weiter zu verschieben“,<br />

schließt Markus Reissig. (mw) •<br />

INNOVATION<br />

IN INDUSTRIE<br />

UND AUSBILDUNG<br />

WEILER und KUNZMANN stehen für zyklen gesteuerte<br />

Drehmaschinen und vollautomatisierbare Vertikal-<br />

Bearbeitungszentren – zugleich aber auch für handbediente<br />

Dreh- und Fräsmaschinen für Ausbildung und Handwerk.<br />

WEILER Condor VCPlus: Stufenlose<br />

Drehzahlregelung, mit Energiesparsystem<br />

und optionalem Ausbildungskonzept<br />

weiler.de<br />

kunzmann-fraesmaschinen.de<br />

KUNZMANN<br />

BA 1100: großer Arbeitsraum<br />

mit 750 mm Verfahrweg in<br />

der Y-Achse<br />

WEILER E50 HD: Geniale<br />

WEILER-Bedienoberfläche,<br />

bestens zugänglicher<br />

Arbeitsraum, bis zu<br />

2.000 mm Spitzenweite<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20 47


technik & wissen<br />

Vollhartmetallfräser senkt Bearbeitungszeit um fast ein Drittel<br />

Mehr Schneiden für<br />

weichen Schnitt<br />

Hartmetallfräser | Der Vollhartmetallfräser Logiq<br />

MM Face von Iscar senkt bei Rotec die Produktionskosten<br />

von Antriebswellen deutlich. Möglich machen<br />

das die zusätzlichen Zähne des Werkzeugs.<br />

Hochwertige Drehteile aus allen zerspan -<br />

baren Materialien sind die Spezialität der<br />

Rotec GmbH im schwäbischen Hermaringen.<br />

135 Mitarbeiter fertigen auf einem umfangreichen<br />

und gut ausgestatteten Maschinenpark<br />

Serien zwischen 1000 und 10 Mio.<br />

Stück. Die Aufträge kommen hauptsächlich<br />

aus der Automobilindustrie und dem allgemeinen<br />

Maschinenbau, aber auch aus ande-<br />

In der Langdrehmaschine werden erst<br />

alle Konturen hergestellt und anschließend<br />

mit dem Logiq MM Face der<br />

15,3 mm lange Sechskant auf ein Ende<br />

der künftigen Antriebswelle gefräst.<br />

Bilder: Iscar<br />

ren Branchen wie etwa der Medizintechnik.<br />

„Unsere Kunden erwarten von uns hohe<br />

Termintreue und Bauteile in sehr hoher<br />

Qualität“, sagt Mathias Rieger, Produktmanager<br />

bei Rotec. Das waren auch die<br />

Anforderungen beim Bearbeiten eines Antriebswellenteils<br />

für die Automobilbranche.<br />

„Hier sind die geforderte Oberflächengüte<br />

sowie die Maßhaltigkeit der Komponenten<br />

die Herausforderungen“, erklärt Rieger.<br />

Die Komponente wird aus legiertem Einsatzstahl<br />

16MnCr5 von der Stange komplett<br />

gefertigt und mit einem Sechskant versehen.<br />

330.000 Stück davon produziert<br />

Rotec pro Jahr. Bisher setzte das Unter -<br />

nehmen einen Vollhartmetallfräser (VHM)<br />

48 <strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20


eines Marktbegleiters ein. „Hier sahen wir<br />

Einsparpotenzial und wandten uns an unseren<br />

Technologiepartner Iscar, mit dem wir<br />

seit 25 Jahren eng und erfolgreich zusammenarbeiten“,<br />

erzählt Mathias Rieger.<br />

Florian Schöffler, Beratung und Verkauf,<br />

Michael Hesselschwerdt, Produktspezialist<br />

Modulare Frässysteme und Reiben, sowie<br />

Uli Köhler, Regional Sales Manager, schauten<br />

sich die Aufgabe an und hatten schnell<br />

das passende Werkzeug parat: Den modu -<br />

laren VHM-Planfräskopf Logiq MM Face<br />

mit Multi-Master Schnittstelle .<br />

Nur geringe Modifikationen notwendig<br />

Iscar hat den Logiq MM Face zum Plan-und<br />

Eckfräsen in engen und begrenzten Arbeitsräumen<br />

auf Fräsmaschinen sowie für angetriebene<br />

Einheiten auf Drehmaschinen entwickelt.<br />

Die Fräser sind extrem kurz und in<br />

den Durchmessern 12 bis 25 mm verfügbar.<br />

„Die kurze Bauform bringt mehrere Vorteile“,<br />

erklärt Michael Hesselschwerdt. „Zum<br />

einen sparen wir Hartmetall und damit Ressourcen,<br />

zum anderen läuft das Werkzeug<br />

dank der geringeren Auskraglänge und der<br />

speziell entwickelten Schneidengeometrie<br />

ruhiger. So erreichen wir über die gesamte<br />

Standzeit zuverlässig eine hohe Oberflächengüte<br />

und Prozesssicherheit.“<br />

Die Wechsel-Fräsköpfe sind in der<br />

verschleißfesten TiAIN-PVD-beschichteten<br />

Feinstkornsorte IC908 ausgeführt und verfügen<br />

über sechs Schneiden – zwei mehr als<br />

bei solchen Werkzeugen üblich. „Das macht<br />

sie sehr weichschneidend“, sagt Florian<br />

Schöffler. Wie bei den Systemen mit Wendeschneidplatten<br />

tauscht der Anwender nicht<br />

das ganze Werkzeug, sondern nur die<br />

Schneiden. Da die Fräsköpfe einfach in den<br />

Werkzeughalter eingeschraubt werden, entfällt<br />

das Einmessen nach dem Werkzeugwechsel,<br />

der dadurch nur noch eine statt der<br />

zehn Minuten zuvor dauert. „Das ist auch<br />

im Sinne von Automatisierung und Industrie<br />

4.0 interessant“, unterstreicht Uli Köhler.<br />

„Weil Einmessen und Nachschleifen entfallen,<br />

könnte der Fräskopf auch von einem<br />

Roboter gewechselt werden. Damit wäre ein<br />

mannloser Betrieb dieser Station möglich.“<br />

Nach einer Versuchsreihe auf den Maschinen<br />

bei Rotec stand fest: Der Logiq MM<br />

Face ist die richtige Wahl. Beim Drehteilehersteller<br />

kommt das Werkzeug mit 12 mm<br />

Durchmesser zum Einsatz. „Das ist eigentlich<br />

ein Standard-Werkzeug“, sagt Florian<br />

Schöffler. „Wir mussten nur den Eckenra -<br />

dius an die Anwendung anpassen.“<br />

Rüst- und Fertigungszeiten sinken<br />

Die 3 m langen und 17 mm dicken Stahlstangen<br />

laufen aus dem Vorrat in die Langdrehmaschine.<br />

Hier werden erst alle Konturen<br />

hergestellt, bevor der Logiq MM Face<br />

den 15,3 mm langen Sechskant auf ein Ende<br />

der künftigen Antriebswelle fräst. Anschließend<br />

bringt die Anlage die Zentrierbohrung<br />

ein, sticht die 107 mm lange Komponente<br />

ab und schleust sie über ein Förderband aus.<br />

Der VHM-Fräser Logiq MM Face mit<br />

12 mm Durchmesser und sechs Schneiden<br />

erzeugt den Sechskant in nur 11 s.<br />

„Wir brauchen für den Sechskant jetzt nur<br />

noch elf Sekunden“, sagt Mathias Rieger.<br />

„Das sind fünf Sekunden weniger als mit<br />

der vorherigen Lösung.“ Durch die kürzere<br />

Rüstzeit und die gesunkene Produktionszeit<br />

kann Rotec bei mehr als 300.000 gefertigten<br />

Teilen pro Jahr „eine bedeutende Einsparung<br />

erzielen“, wie Geschäftsführer Thomas<br />

Schneider erklärt.<br />

Der Service macht den Unterschied<br />

„Wir sind sehr zufrieden mit der Lösung,<br />

dem Ergebnis und mit der Zusammenarbeit<br />

mit Iscar im Allgemeinen“, sagt Mathias<br />

Rieger. Für die schwäbischen Zerspanungsspezialisten<br />

ist neben der hohen Qualität<br />

der Werkzeuge vor allem das „Drumherum“<br />

von großer Wichtigkeit. „Unsere Ansprechpartner<br />

sind jederzeit erreichbar. Die<br />

Ettlinger reagieren schnell, wenn Probleme<br />

auftreten, und unterstützen uns mit Rat und<br />

Tat“, so der Produktmanager weiter. „Fräser<br />

und Zubehör liefern viele, aber es geht<br />

um mehr. Hier stimmt die Prozesskette, und<br />

der Preis passt zum Werkzeug.“ •<br />

Erich Timons<br />

Technischer Direktor<br />

Iscar Germany GmbH, Ettlingen<br />

Der Logiq MM Face baut<br />

deutlich kürzer als ein<br />

herkömmlicher VHM-<br />

Fräser. Das verringert<br />

Vibrationen, verbessert<br />

die Oberflächengüte und<br />

spart Ressourcen.<br />

330.000 dieser Antriebswellen<br />

stellt Rotec<br />

pro Jahr für einen<br />

Kunden aus der Automobilbranche<br />

her.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20 49


technik & wissen<br />

Labile Bearbeitungssituation,<br />

schwankende Materialdicken<br />

und variierende Werkstoff -<br />

eigenschaften erschweren das<br />

Leben des Schneidplatten -<br />

bohrers QTD beim Bearbeiten<br />

von Stahlträgern. Bild: Mapal<br />

Schneidplatten-Werkzeug bohrt Stahlträger prozesssicher<br />

Standzeit steigt um<br />

mehr als Faktor 10<br />

Bohren | Der QTD-Schneidplattenbohrer mit Pyramidenspitze<br />

von Mapal ist prädestiniert fürs Bohren von<br />

Stahlträgern. Neben der Prozesssicherheit und Wirtschaftlichkeit<br />

steht die Bohrungsqualität im Fokus.<br />

Die Pyramidenspitze der<br />

Vollhartmetall-Schneidplatte<br />

sorgt für die bestmögliche<br />

Selbstzentrierung<br />

des Werkzeugs und<br />

damit einen sicheren<br />

Bohrungseintritt.<br />

Stahlträger und Profilstähle sind in vielen Bereichen unverzichtbar.<br />

Sowohl deren Abmessungen als auch die<br />

Position und Größe der einzubringenden Bohrungen<br />

sind genormt. Für die Hersteller von Stahlträgern steht<br />

deshalb – neben Prozesssicherheit und Wirtschaftlichkeit<br />

– die erzeugte Bohrungsqualität beim Zerspanen im<br />

Fokus. Mapal bietet dafür mit dem QTD-Schneidplattenbohrer<br />

mit Pyramidenspitze eine perfekte Lösung.<br />

Stahlträger – vorwiegend aus Altmetall hergestellt und<br />

damit ein Paradebeispiel für gelungenes Recycling – kommen<br />

beim Bau von Hallen, Brücken oder Wohnungen, im<br />

Bergbau, im Transport- und Logistikbereich sowie beim<br />

Maschinen- und Fahrzeugbau zum Einsatz. So vielfältig<br />

ihre Verwendungsmöglichkeiten, so tragend ist ihre Rolle.<br />

Für die verschiedenen Profilformen ist deshalb genau<br />

festgelegt, welche statischen Werte sie bei vorgegebenen<br />

Abmessungen erfüllen müssen. Auch die Position der Bolzenbohrungen<br />

sowie deren Größe ist definiert. Aufgrund<br />

meist labiler Bearbeitungssituationen, schwankender Materialdicken<br />

und variierender Werkstoffeigenschaften der<br />

Träger, ist das Einbringen dieser Bohrungen oft eine fertigungstechnische<br />

Herausforderung.<br />

In einem konkreten Fall in Australien waren die Verantwortlichen<br />

bei einem Hersteller von Bauträgern aus<br />

Stahl mit der Performance des eingesetzten Werkzeugs<br />

nicht zufrieden. Der Standweg des Bohrers unterlag<br />

starken Schwankungen. Vor allem klemmende Späne<br />

sorgten dafür, dass der Zerspaner das Werkzeug oft bereits<br />

nach 150 Bohrungen austauschen musste.<br />

Die Verantwortlichen wandten sich an die Experten<br />

des Präzisionswerkzeugherstellers Mapal. Die Aalener<br />

legten einen QTD-Schneidplattenbohrer mit 18 mm<br />

Durchmesser speziell auf die Gegebenheiten vor Ort<br />

aus. Die Schneidplatte besteht aus beschichtetem Vollhartmetall<br />

und ist speziell fürs Bearbeiten von Stahl optimiert.<br />

Ihre Pyramidenspitze sorgt für die bestmögliche<br />

Selbstzentrierung und damit einen sicheren Bohrungseintritt.<br />

Damit ist der Bohrer fürs Bearbeiten von Stahlträgern<br />

prädestiniert. Die Rückenfreilegung sichert eine<br />

gute Spanabfuhr. Durch die eingebettete Schneidplatte<br />

wird die Schnittkraft sauber in den nach ISO 9766 gestalteten<br />

Schaft eingeleitet. Weitere Merkmale des Werkzeugs<br />

sind:<br />

• eine gehärtete Stahlaufnahme mit Zylinderschaft,<br />

• eine stabile Torx-Plus-Spannung,<br />

• der prismatische Plattensitz für eine optimale Zentrierung<br />

der Schneidplatte sowie<br />

• höchste Leistungsfähigkeit in Kombination mit<br />

Spannfuttern von Mapal.<br />

Der Kunde setzt den QTD-Bohrer mit Minimalmengenschmierung<br />

sowie den selben Schnittdaten ein, die er<br />

auch beim zuvor eingesetzten Werkzeug nutzte. Das<br />

Werkzeug rotiert mit 1115 min -1 . Die Schnittgeschwindigkeit<br />

beträgt 63 m/min, der Vorschub 0,3 mm. Doch<br />

statt der 150 Bohrungen, die das Werkzeug des Marktbegleiters<br />

aushielt, erzeugt der Mapal-Bohrer heute<br />

2000 Bohrungen – prozesssicher und wirtschaftlich.<br />

Neben der deutlich längeren Standzeit bietet der<br />

QTD-Schneidplattenbohrer dem Hersteller von Bauträgern<br />

weitere Vorteile:<br />

• die Späne werden besser gebrochen,<br />

• sie sind deutlich kürzer und<br />

• lassen sich so leichter abtransportieren.<br />

Damit gehören Schwierigkeiten mit klemmenden Spänen<br />

der Vergangenheit an. Auch bei schwankender Materialdicke<br />

– im konkreten Fall liegt sie zwischen 3 und<br />

12 mm – arbeitet der QTD zuverlässig mit gleichbleibender<br />

Performance. Er erzeugt eine hohe Bohrungsqualität<br />

mit einem gratarmen Bohrungsaustritt. Zudem<br />

ist der Schneidplattenwechsel ebenso einfach wie sicher.<br />

Das Werkzeug hat den Kunden nicht nur mit seiner<br />

Leistungsfähigkeit und dem einfachen Handling überzeugt.<br />

Sein Einsatz ist zudem überaus ressourcen -<br />

schonend und wirtschaftlich. Denn das kosteninten -<br />

sive Hartmetall ist auf die Schneidplatte begrenzt.<br />

Dennoch braucht der Nutzer keine Einbußen im Vergleich<br />

zum Pendant aus Vollhartmetall in Kauf zu nehmen.<br />

(mw)<br />

•<br />

50 <strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20


Der flexible, modular aufgebaute Schraubbock fixiert<br />

große und mittelgroße Bauteile in T-Nuten und<br />

Rasterplatten. Das Startset umfasst zehn Elemente<br />

des Baukastens. Bild: AMF<br />

Modularer Schraubstock lässt sich nach Bedarf aufbauen<br />

Module stützen<br />

schwere Brocken<br />

Spanntechnik | Mit einem modularen Schraubstocksystem<br />

hat AMF eine Möglichkeit entwickelt, große<br />

und schwere Bauteile komfortabel zu spannen. Das<br />

Startset deckt bereits viele Anwendungen ab.<br />

Manchmal sind es die einfachen Dinge, die den Anwendern<br />

echte Vorteile verschaffen. In diesem Sinne hat der<br />

Spanntechnikspezialist Andreas Maier GmbH & Co.<br />

KG in Fellbach (AMF) einen flexiblen, modular aufgebauten<br />

Schraubbock fürs Fixieren großer und mittelgroßer<br />

Bauteile in T-Nuten und Rasterplatten entwickelt.<br />

Die einzelnen Module werden montagesicher bis zur gewünschten<br />

Höhe zusammengesteckt. Maximal sind<br />

1620 mm möglich. Ein Startset aus zehn Teilen deckt<br />

bereits ein breites Anwendungsspektrum ab. Weiteres<br />

Zubehör bis hin zum passenden Werkstattwagen komplettiert<br />

die Basismodule. „Warum den modularen<br />

Schraubbock bisher niemand erfunden hat, können wir<br />

uns auch nicht erklären“, sagt Manuel Nau, Verkaufsleiter<br />

bei AMF.<br />

Die brünierten Module aus Vergütungsstahl<br />

werden mit einem Gewindering<br />

prozesssicher verbunden und lassen<br />

sich flexibel aufbauen. Über eingeschraubte<br />

Fußelemente werden die Module in T-Nuten<br />

und auf Rasterplatten eingesetzt. Oben<br />

am Schraubstock sorgt eine Spindel mit<br />

Trapezgewinde für die Anpassung an das<br />

Werkstück.<br />

Zum Startset gehören ein Schraubbockelement mit<br />

Fußelement, ein kleines und ein mittleres Zwischenelement,<br />

drei Gewindeadapter M16, M20 und M24, drei<br />

T-Nutensteine für Nute 18, 22 und 28 sowie ein Montagewerkzeug.<br />

Durch weitere Zwischenelemente erreicht<br />

der Anwender die maximale Höhe von 1620 mm. Die<br />

zulässige Stützkraft beträgt 60 kN.<br />

Praktisch und leicht zu handhaben<br />

Ergänzend dazu bietet AMF ein weiteres Abstützelement<br />

mit Feingewinde an. Dieses kann der Anwender<br />

bis zu einer Auflagenhöhe von maximal 330 mm feinfühlig<br />

unter Last einstellen. Optional aufsetzbare ballige,<br />

glatte oder punktuelle Auflagen gleichen Uneben -<br />

heiten des Werkstücks aus. Sie werden magnetisch gehalten,<br />

über einen Zylinderstift gesichert und können<br />

mit einem Winkel von ±3° verstellt werden. Das Ab -<br />

stütz element ist in horizontaler und vertikaler Aufspannung<br />

einsetzbar.<br />

Wenn T-Nuten oder Raster partout nicht passen wollen,<br />

schaffen zwei Fußelemente Abhilfe. Sie ermöglichen<br />

eine variable Positionierung auf dem Maschinentisch.<br />

Ein Werkstattwagen mit Aufnahmen für die Module<br />

sorgt für Ordnung und eine mobile, schnelle Bereitstellung<br />

am Einsatzort.<br />

Weitere Merkmale der neuen modularen Schraubböcke<br />

von AMF sind die hohe Fertigungsgüte, flexible Einsatzmöglichkeiten<br />

und ein verbessertes Handling gegenüber<br />

großen und schweren Elementen, für die in der<br />

Regel ein Kran benötigt wird. (mw) •<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20 51


technik & wissen<br />

Die C 42 U MT ist für die kombinierte Fräs-Dreh-<br />

Bearbeitung ausgelegt, sehr dynamisch und arbeitet<br />

auf bis zu fünf Achsen simultan. Bilder: Hermle<br />

terstützen ihn heute drei Mitarbeiter. Auf die Frage, wie<br />

er auf den Firmennamen „Der Span“ gekommen sei,<br />

zeigt er auf eine große Fotografie eines einzelnen Spans.<br />

„Während der Namensfindung erinnerte ich mich, dieses<br />

Bild auf einer Hausausstellung bei Hermle gesehen<br />

zu haben, und fand es äußerst passend“, schmunzelt der<br />

Jungunternehmer.<br />

Anfangs halfen ihm die Kontakte zum ehemaligen<br />

Arbeitgeber. Für ihn fertigte er einfache Werkstücke wie<br />

Winkel. „08/15-Teile“, wie sie Matthias Reh bezeichnet.<br />

„Wir hatten ja nur ältere Maschinen, mit denen wir<br />

doch weit entfernt von einer Hochpräzisionsbearbeitung<br />

waren.“ Das änderte sich 2015, als sich Reh dazu<br />

entschied, das in die Jahre gekommene Fräszentrum des<br />

Typs C 1200 U durch eine C 42 U der Maschinenfabrik<br />

Berthold Hermle AG zu ersetzen.<br />

5-Achsen-Zentren verschaffen Jungunternehmer anspruchsvolle Aufträge<br />

Zugpferd für den<br />

hygienischen Schnitt<br />

Komplettbearbeitung | „Der Span“ fertigt Bauteile<br />

für lebensmittelverarbeitende Maschinen. Bearbeitungszentren<br />

von Hermle mit HS flex-Automation<br />

erzeugen rund um die Uhr perfekte Oberflächen.<br />

Hipster-Brille, Käppi und ausgewaschene Jeans – wer<br />

Matthias Reh sieht, vermutet erstmal nicht, vor einem<br />

erfolgreichen Unternehmensgründer zu sehen. Der<br />

32-Jährige begann seine Karriere bei einem international<br />

führenden Technologieunternehmen. Dort absolvierte<br />

er seine Lehre zum Industriemechaniker und arbeitete<br />

im Werkzeugbau. 2013 entschied sich Reh für<br />

den Schritt in die Selbstständigkeit. Er kaufte einen kleinen<br />

Maschinenpark für die zerspanende Metallbearbeitung<br />

und zog in eine leere Industriehalle in Waltenhofen<br />

bei Kempten. Ganz unbedarft war er nicht. „Mein Vater<br />

war lange im Sondermaschinenbau mit einem eigenen<br />

Betrieb tätig – ich kenne von klein auf das Leben mit der<br />

Selbstständigkeit“, erklärt Reh. Neben seinen Vater un-<br />

Der Erfolg überzeugt selbst die Bank<br />

„Wir haben uns natürlich im Vorfeld bei verschiedenen<br />

Herstellern umgeschaut. Was aber eindeutig für eine<br />

Hermle sprach, waren meine Erfahrungen sowie der<br />

Service“, erzählt Reh. Er arbeitete schon während seiner<br />

Lehre auf den Bearbeitungszentren des Gosheimer Maschinenbauers,<br />

und für die übernommene C 1200 U<br />

musste er immer öfter den Servicetechniker anrufen.<br />

„Sowohl das Engagement als auch die Ersatzteilverfügbarkeit<br />

waren stets top, obwohl unsere Maschine schon<br />

fast 20 Jahre alt war. Da fiel uns die Entscheidung<br />

leicht.“ Nicht ganz so einfach verliefen die Gespräche<br />

mit der Bank: „Für ein so kleines Unternehmen ist es<br />

eine sehr große Investition. Und dass wir erst zwei Jahre<br />

am Markt waren, sorgte für zusätzliche Vorsicht von<br />

Seiten der Bank“, gibt Reh zu.<br />

Diese Diskussion musste er künftig nicht mehr<br />

führen. Denn welchen Umschwung das neue 5-Achsen-<br />

Bearbeitungszentrum bewirkte, hatte selbst der Firmengründer<br />

nicht erwartet. Durch die Möglichkeit, verschiedene<br />

Materialien zu aufwändigen Formen fräsen<br />

zu können, änderte sich sowohl das Teilespektrum als<br />

auch der Kundenstamm. „Die Maschine kam im<br />

November 2015, und über Weihnachten fertigten wir<br />

schon die ersten komplexen Werkzeugträger für die<br />

Lebensmittelbranche“ erinnert sich Reh. „Damit war<br />

ich im High-End-Sektor drin.“<br />

Ecken und Kanten sind verboten<br />

Die Anforderungen unterschieden sich grundlegend von<br />

den einfachen Anfangsteilen. Damit Maschinen für die<br />

Lebensmittelbearbeitung eingesetzt werden können,<br />

müssen sie höchsten hygienischen Standards entspre-<br />

52 <strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20


Gebrauchte Erodiermaschinen und Fräsmaschinen<br />

chen. Die einzelnen Komponenten dürfen daher nach<br />

der Bearbeitung keine Rillen, scharfe Ecken oder versteckte<br />

Kanten aufweisen. Sie werden meist aus der austenitischen<br />

Edelstahlsorte 1.4301 hergestellt. Das auch<br />

VA-Stahl genannte Material lässt sich leicht reinigen,<br />

stellt jedoch hohe Anforderungen an die Fräsbearbeitung.<br />

„Es ist besonders zäh und verzieht sich recht<br />

schnell durch Spannungen im Rohmaterial“, erklärt<br />

Reh. „Muss auf einer Seite zum Beispiel viel Substanz<br />

abgetragen werden, gelingt es nur mit entsprechendem<br />

Know-how, dem spannungsbedingten Verzug entgegen<br />

zu wirken und am Ende ein ebenes Teil zu erhalten.“<br />

In den folgenden beiden Jahren etablierte sich Der<br />

Span zunehmend als Lieferant von Maschinenkomponenten<br />

ab Losgröße 1 für die Lebensmittelindustrie und<br />

erreichte ebenso schnell seine Kapazitätsgrenzen.<br />

Einstieg in die Automation<br />

Im April 2017 erweiterte Matthias Reh seinen Maschinenpark<br />

um eine C 400 U mit HS flex-System. „Wir waren<br />

gezielt auf der Suche nach einer Anlage mit Auto -<br />

mation, da wir Werkstücke mit sehr langen Laufzeiten<br />

zu fertigen hatten.“ Das Handlingsystem von Hermle<br />

überzeugte durch seine intuitive Anwendung und Logik.<br />

Zwei Speichermodule mit Platz für sechs 500 mm x<br />

400 mm sowie neun 400 mm x 400 mm große Paletten<br />

sorgen für ausreichend Pufferkapazität und ermög -<br />

lichen das hauptzeitparallele Rüsten.<br />

MAC-TEC e.K. Dahlienweg 8 D – 56281 Emmelshausen<br />

Telefon +49 (0) 67 47 80 01 Telefax +49 (0) 67 47 - 94 80 02<br />

E-Mail: info@mac-tec.de Internet: www.mac-tec.de<br />

DRAHTERODIERMASCHINE Charmilles ROBOFIL 440 SL<br />

Bj. 2005<br />

Verfahrwege X 550 x Y 350 x Z 400 mm<br />

max. Werkstückgröße X 1200 x Y 700 x Z 400 mm<br />

max. Werkstückgewicht 1500 kg<br />

Tischgröße X 900 x Y 600 mm<br />

mit automatischer Drahteinfädelung<br />

Schneiden im Wasserbad<br />

U- / V- Achse: 550 x 350 mm<br />

SENKERODIERMASCHINE Sodick AQ 55 L<br />

Bj. 2004<br />

Verfahrwege X 550 x Y 400 x Z 350 mm<br />

Arbeitstank: X 950 x Y 725 x Z 410 mm<br />

Max. Werkstückgewicht: 1.000 kg<br />

C-Achse, Pinole EROWA, WZW 32-fach, 64-Bit-CNC,<br />

Linearmotor auf X,Y,Z, Generator 40 A, SQ-Modus,<br />

Fernbedienung, Feuerlöschsystem, integr.<br />

Programmiersoftware, LAN-Schnittstelle<br />

DRAHTERODIERMASCHINE Sodick SL 600 Q<br />

Bj. 2014<br />

Verfahrwege: X 600 x Y 400 x Z 350 mm<br />

Arbeitsbecken: X 850 x Y 756 mm<br />

max. Werkstückgewicht: 1000 kg<br />

mit automatischer Drahteinfädelung<br />

Schneiden im Wasserbad, Kühler,<br />

L-CUT Drahtzerhacker, Jumbo Feeder<br />

U- / V- Achse: 120 x 120 mm<br />

Used EDM machines and machining centers<br />

Das Handlingsystem HS flex mit zwei Speichermodulen erhöht<br />

sowohl die Kapazität als auch die Flexibilität.<br />

Was sagte die Bank zu der neuen Investition nach nur<br />

zwei Jahren? „Die C 42 U hatte uns im Umsatz so hochgezogen,<br />

dass die Bank bei der C 400 U keine Einwände<br />

mehr hatte“, schmunzelt Reh. Mittlerweile ist das 2017<br />

gekaufte Bearbeitungszentrum zu 100 % ausgelastet:<br />

Während der bemannten Schicht findet die Schruppbearbeitung<br />

statt, da diese nur unter Aufsicht laufen soll.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20 53


technik & wissen<br />

Über Nacht und am Wochenende erfolgt dann die<br />

Schlichtbearbeitung. „Allein diese Feinbearbeitung dauert<br />

pro Werkstück zehn bis 14 Stunden. Daher waren<br />

wir gezielt auf der Suche nach einer zuverlässigen Automationslösung“,<br />

erläutert der Jungunternehmer. Seine<br />

Erwartungen haben sich voll erfüllt. Reh bezeichnet die<br />

Maschine als Zugpferd des Unternehmens.<br />

Matthias Reh, Inhaber von „Der Span“ und seine Mitarbeiter (v.l.): Christian Kößler,<br />

Programmierer und Fräser, Pia Wachter, Fräserin, Matthias Reh, Guido Dornach, Fräser.<br />

Die Gewissheit, dass der Prozess störungsfrei läuft,<br />

gibt ihm das zentrale Überwachungstool HIMS (Hermle<br />

Information-Monitoring Software). Neben dem Live-<br />

Status und einer detaillierten Auswertung der Status -<br />

historie benachrichtigt ihn die Software per Mail, falls<br />

ein Fehler oder ein unerwartetes Ereignis auftritt. „Die<br />

Maschine ist produktiv und ich habe mein Wochenende<br />

frei“, sagt der Chef zufrieden.<br />

Reines Drehkonzept hat ausgedient<br />

Eine beachtliche Entwicklung bis hierher, die aber mit<br />

der Automationslösung noch nicht zu Ende war. Als<br />

Matthias Reh eine alte Drehmaschine aus der Gründungszeit<br />

ersetzen wollte, kontaktierte er direkt Hermle.<br />

„Unsere Drehteile mussten oft noch auf die Fräsmaschinen,<br />

da mindestens noch eine Bohrung oder eine<br />

Nut fehlte. Für uns war damit klar, dass wir eine Maschine<br />

brauchen, die beides kann.“ Damit fokussierte er<br />

sich auf die Bearbeitungszentren der High-Performance-<br />

Line mit Mill-Turn-Funktionalität (MT). Vom ersten<br />

Kontakt bis zum Kaufvertrag verging nur wenig Zeit:<br />

Anfang 2019 erhielt er das Angebot, nach der Hausausstellung,<br />

die zwei Wochen später stattfand, eine Vorführmaschine<br />

vom Typ C 42 U MT. „Wir klärten mit<br />

der Bank die Finanzierung, nahmen das Fräs-Dreh-Zentrum<br />

auf der Hausausstellung in Gosheim nochmal genau<br />

unter die Lupe und unterschrieben den Vertrag. Das<br />

ging so schnell, dass wir uns keine Gedanken über mögliche<br />

Alternativen machten“, erinnert sich Reh.<br />

Mit der neuen Fertigungsmöglichkeit kamen auch<br />

neue Kunden aus der Medizintechnik und der Energiebranche<br />

hinzu. Die Herausforderung hierbei ist die Materialvielfalt.<br />

So bearbeiten Reh und sein Team auf der<br />

C 42 U MT sowohl Stahlguss als auch Titan. Dabei sind<br />

die Formen etwa von Ventilen oft ähnlich oder gar identisch.<br />

Lediglich das Material ist dem Einsatzzweck angepasst.<br />

Die Geometrien seien dabei weniger problematisch:<br />

„Auf der Hermle-Maschine ist eigentlich nichts<br />

komplex, wenn man die richtige Bearbeitungsstrategie<br />

im Kopf hat“, meint der Industriemechaniker.<br />

Ganz so simpel ist es dann doch nicht. „Anfangs<br />

habe ich die Technologie unterschätzt“, gesteht Reh.<br />

„Zum Beispiel ist es sehr wichtig, wie das Bauteil gespannt<br />

wird. Sonst entstehen bei der drehenden Bearbeitung<br />

gefährliche Unwuchten.“ Zwei bis drei Wochen<br />

habe daher die Einarbeitungszeit länger gedauert als bei<br />

den reinen Fräszentren. „Jetzt läuft die MT ebenso zuverlässig<br />

und stabil wie die anderen Maschinen.“<br />

Maschinenpark dient als Verkaufsargument<br />

Auch wenn das Fräs-Dreh-Zentrum erst seit September<br />

2019 im Einsatz ist, hat sich für das junge Unter nehmen<br />

die Investition doch bereits gelohnt. „Die Tatsache, dass<br />

wir auf Hermle-Maschinen fertigen, erübrigt oft die<br />

Frage, ob wir einem Auftrag auch aus qualita tiver Sicht<br />

gewachsen sind“, berichtet Reh und wirkt fast etwas<br />

erstaunt dabei, dass Hermle durchaus ein Verkaufs -<br />

argument ist.<br />

Die drei Maschinen aus Gosheim sind alle voll ausgelastet.<br />

Natürlich hat sich die Produktivität gesteigert,<br />

wobei das differenziert zu betrachten ist: „Wir sind<br />

ja mit uralten Anlagen gestartet“, relativiert Reh und<br />

zieht ein durchweg positives Fazit: „Ich habe es nie<br />

bereut, die Hermle-Maschinen gekauft zu haben.<br />

Neben der Qualität und der Präzision überzeugte uns<br />

von Anfang an der Service, der für jedes Problem eine<br />

Lösung parat hatte.“<br />

•<br />

Udo Hipp<br />

Marketingleiter Berthold Hermle AG, Gosheim<br />

54 <strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20


Software und Online-Angebote helfen dem Fertiger zu mehr Effizienz<br />

Cobot als dritter<br />

Arm des Werkers<br />

Automation | Mit Software-Optionen und flexibler<br />

Automatisierung unterstützt Hurco seine mittelständischen<br />

Kunden. Zum anwendungstechnischen Support<br />

gehören Video-Tutorials und Online-Schulungen.<br />

Maximale Produktivität lässt sich nur im Zusammenspiel von Programmierung, Werkzeugauswahl,<br />

Spannsituation und Beladungstechnologie erreichen.<br />

„Wir wollen den Kunden zeigen, wie sie die Effizienz<br />

und das Leistungsspektrum von CNC-Bearbeitungszentren<br />

erweitern können“, sagt Sebastian Herr, Leiter Anwendungstechnik<br />

bei Hurco. Denn: Maximale Produktivität<br />

erfordere ein perfektes Zusammenspiel von Programmierung,<br />

Werkzeug, Spannsituation und Beladetechnologie.<br />

Um gesamtheitliche Lösungen bieten zu<br />

können, kooperiert der Maschinenbauer mit namhaften<br />

Werkzeug- und Robotik-Anbietern.<br />

Durch das auf Windows basierende Betriebssystem<br />

und ein Open-Source-Schnittstellenkonzept der Maschinen<br />

sind Automatisierungslösungen schnell und anwendungsorientiert<br />

umsetzbar. Flexibel einsetzbar ist etwa<br />

der Cobot „ProFeeder“ von ProCobot, einer Hurco-<br />

Tochter. Der Cobot agiert neben dem Maschinenführer<br />

Die bedienerfreundliche Steuerung WinMax ist eine Hurco-<br />

Entwicklung. Sie kann mit ergänzender Soft- und Hardware<br />

ausgestattet werden. Bilder: Hurco<br />

wie ein „dritter Arm“ und ist ohne lange Einrichtungsprozesse<br />

von angelernten Fachkräften problemlos zu<br />

bedienen.<br />

Wesentlich größere Stückzahlen pro Zeit schafft ein<br />

Beladesystem mit Knickarmrobotern. Der Teileroboter<br />

bedient dann beispielsweise zwei CNC-Bearbeitungszentren,<br />

die rechts und links an das Beladesystem angedockt<br />

sind. Die zu bearbeitenden Teile werden in der<br />

Roboterzelle auf Trays bereitgestellt. Über das DNC-<br />

Interface übermittelt die WinMax-Steuerung vordefinierte<br />

Befehle an den Roboter. Mithilfe der Option<br />

„Joblist“, die variierende Bearbeitungsprogramme ohne<br />

zusätzlichen Programmieraufwand bündelt und nacheinander<br />

ausführt, lassen sich Kleinserien mannlos in der<br />

Nacht produzieren.<br />

Steuerung lässt sich mit Zusatzmodulen erweitern<br />

Die bedienerfreundliche Steuerung WinMax – eine Hurco-Entwicklung<br />

– kann mit ergänzender Soft- und<br />

Hardware ausgestattet werden. Zwölf frei programmierbare<br />

M-Befehle mit den dazugehörenden Ein- und<br />

Ausgängen stehen für Systemerweiterungen zur Verfügung.<br />

Optional ist eine DNC-Schnittstelle erhältlich, die<br />

eine Kommunikation mit externen Systemen wie Robotern<br />

oder Produktions-Management-Systemen ermöglicht.<br />

Mit der Solid Model Import-Option werden<br />

3D-Modelle, die als STEP-Datei vorliegen, direkt importiert,<br />

was den Programmieraufwand reduziert. Auch<br />

die Option Ultimotion trägt durch ein größeres Span -<br />

volumen zur Effizienzsteigerung bei.<br />

„Trotz des derzeit nachlassenden Auftragsdrucks<br />

bleibt die Personalsituation für viele Betriebe angespannt“,<br />

sagt Sebastian Herr. Gleichzeitig würden die<br />

Bearbeitungsprozesse immer komplexer. Deshalb gelte<br />

es jetzt, bestehende Kapazitäten so effektiv wie möglich<br />

zu nutzen. Mit anwendungstechnischem Support vor<br />

Ort, Optimierungstipps und Personalschulungen in<br />

eigenen Schulungsräumen unterstützt Hurco seine Kunden<br />

dabei. Für zusätzliche Unterstützung sorgen digitale<br />

Angebote: Über 30 Videos und Tutorials stellt der Werkzeugmaschinenhersteller<br />

auf seinen Internetseiten kostenfrei<br />

zur Verfügung. Auch Online-Schulungen werden<br />

angeboten. So schaltet sich etwa ein Anwendungstechniker<br />

per Teamviewer direkt auf die WinMax-Steuerung<br />

des Kunden, um diesen beim Lernen Software-Anwendungen<br />

zu unterstützen. (mw)<br />

•<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20 55


technik & wissen<br />

Mit 60 Werkzeugplätzen und einer inneren<br />

Kühlmittelzufuhr (IKZ) mit 80 bar war die<br />

DMU 95 Monoblock als Paketmaschine<br />

für Variovac der Einstieg in die 5-Achsen-<br />

Simultanbearbeitung anspruchsvoller<br />

Werkstücke. Bilder: DMG Mori<br />

Solider Maschinenbau und digitale Module sorgen für Zukunftssicherheit<br />

Fundament fürs<br />

sichere Zerspanen<br />

Bearbeitungszentren | Durchdachtes Maschinen -<br />

konzept, Qualität und breit gefächerte Ausstattungsoptionen<br />

– die Bearbeitungszentren der Monoblock-<br />

Baureihe von DMG Mori haben Variovac überzeugt, als<br />

es um den Aufbau von Maschinenkapazitäten ging.<br />

Die Leistungsfähigkeit und Vielseitigkeit der Monoblock-Baureihe<br />

waren für die Variovac PS System-<br />

Pack GmbH kaufentscheidende Kriterien. 1970 als<br />

Handelsunternehmen gegründet, produziert Variovac in<br />

Zarrentin seit 1995 eigene Verpackungsmaschinen für<br />

Kunden aus den Bereichen Food, Non-Food und Medizin.<br />

Um die Wertschöpfung zu erhöhen hat das Unternehmen<br />

Ende 2016 eine eigene Zerspanung aufgebaut.<br />

Zum Maschinenpark gehören heute sieben Bearbeitungszentren<br />

von DMG Mori, darunter zwei<br />

DMU 95 Monoblock, zwei DMC 65 Monoblock und<br />

eine DMU 65 Monoblock mit PH Cell.<br />

„Die DMU 95 Monoblock war damals der perfekte<br />

Einstieg, weil sie als Paketmaschine über ein Magazin<br />

mit 60 Werkzeugplätzen verfügt und eine innere Kühlmittelzufuhr<br />

mit 80 bar hat“, erinnert sich Michael<br />

Ruske, Leiter mechanische Teilefertigung und Programmierung<br />

bei Variovac. Auch in der Bearbeitungsvielfalt<br />

habe das 5-Achsen-Simultanbearbeitungszentrum über-<br />

zeugt: Ursprünglich habe man sogar über 4-achsige<br />

Maschinen nachgedacht. „Die Monoblock ist jedoch<br />

sehr stabil und arbeitet so vibrationsarm, dass wir auch<br />

lange Bohrer mühelos einsetzen können.“<br />

2017 und 2019 hat Variovac zwei kleinere<br />

DMC 65 Monoblock installiert, um die Fertigungskapazitäten<br />

nochmals zu erhöhen. „Beide Modelle sind für<br />

eine spätere Automation vorbereitet“, gibt Ruske einen<br />

Ausblick auf die weitere Entwicklung der Produktion.<br />

Das jüngste Modell – eine DMU 65 Monoblock – wurde<br />

bereits als automatisierte Fertigungslösung mit PH Cell<br />

angeschafft. Das Palettenhandlingsystem ist auf maximale<br />

Flexibilität ausgelegt. Dank seines modularen Aufbaus<br />

kann es mit einer individuellen Anzahl an unterschiedlich<br />

großen Paletten ausgestattet und bei Bedarf<br />

erweitert werden. Variovac nutzt insgesamt zwei Regalmodule<br />

mit jeweils vier Böden. Diese Konfiguration bietet<br />

für insgesamt 24 Paletten mit 500 mm x 500 mm<br />

Platz. „Mit den in Zukunft drei automatisierten Monoblock-Modellen<br />

sind wir in der Lage unsere Nebenzeiten<br />

drastisch zu reduzieren und die Maschinenauslastung<br />

spürbar zu erhöhen“, ist Ruske überzeugt. In der mannlosen<br />

Nachtschicht wolle man die Kapazitäten mit der<br />

Fertigung von Standardteilen ausbauen.<br />

Zuverlässig zum hochpräzisen Werkstück<br />

Das Geheimnis der Monoblock Maschinen liegt in ihrer<br />

Vielseitigkeit. Sie decken praktisches jedes Anwendungsspektrum<br />

ab – vom hochdynamischen Highspeed-<br />

Fräsen über das integrierte Fräs-Drehen bis hin zur<br />

drehmomentstarken Leistungszerspanung. Und das in<br />

den unterschiedlichsten Einsatzfeldern – von der Automobilindustrie<br />

über den Maschinenbau und den Werkzeug-<br />

und Formenbau bis hin zu den Branchen Aero -<br />

space, Medical oder Energy. Dabei ermöglichen die<br />

DMC-Monoblock-Varianten mit intelligenten Auto -<br />

mationslösungen eine zukunftsorientierte und wettbewerbsfähige<br />

Produktion.<br />

Eine zentrale Gemeinsamkeit anspruchsvoller Schlüsselindustrien<br />

sind die hohen Anforderungen in der Fertigung.<br />

„Das Ziel besteht immer darin, komplexe Werkstücke<br />

mit maximaler Präzision möglichst zuverlässig<br />

und effizient herzustellen“, sagt Cornelius Nöß. Der<br />

Geschäftsführer des DMG-Mori-Werks Deckel Maho<br />

Pfronten ergänzt: In einem harten Wettbewerbsumfeld<br />

bestehe man nur mit leistungsfähigen und produktiven<br />

Werkzeugmaschinen wie den Modellen der Monoblock-<br />

Baureihe. Deren Konzept basiert auf einer steifen Bau-<br />

56 <strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20


weise mit hohen ruhenden Massen und breiten Rollenführungen.<br />

In Kombination mit den umfangreichen<br />

Kühlmaßnahmen erzielt DMG Mori auf den 5-Achsen-<br />

Simultanbearbeitungszentren höchste Bauteilgenauigkeiten<br />

im μm-Bereich. Hinzu kommt, dass diese Maschinen<br />

laut Nöß das Schruppen und Schlichten in einer<br />

Aufspannung ermöglichen. Diese Flexibilität spiegle sich<br />

in der Praxis wider. „Bei 5000 verkauften Maschinen<br />

können wir im Grunde von fast der gleichen Anzahl unterschiedlichen<br />

Anwendungen sprechen“, berichtet<br />

Nöß. Vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen<br />

sei die Baureihe ideal. „Mit ihr lassen sich von<br />

Alu bis Stahl 80 Prozent aller Anwendungen abdecken.<br />

Deshalb eignen sich diese Modelle genau für jene Kunden,<br />

die täglich wechselnde Anforderungen haben.“<br />

Baukasten liefert die passende Lösung<br />

Aus technologischer Sicht lassen die Monoblock-Bearbeitungszentren<br />

kaum Wünsche offen: Schwenkrund -<br />

tische mit ein- oder beidseitigem Antrieb sowie der Fräs-<br />

Drehtisch für die Komplettbearbeitung mit Drehmomenten<br />

bis 5400 Nm stehen für die Vielseitigkeit der<br />

Baureihe. Ein großer Schwenkbereich von ±120° bietet<br />

viel Spielraum in der 5-achsigen Bearbeitung komplexer<br />

Werkstücke. Die Maschinen stehen mit ihrer großen<br />

Türöffnung und uneingeschränkter Kranbeladung,<br />

Werkzeugbeladung von vorne und gutem Zugang zum<br />

Arbeitsraum für hohe Ergonomie. „Die hervorragende<br />

Bedienbarkeit, selbst mit Automatisierung, ist für uns<br />

ein ganz entscheidendes Feature, da die besten Ergebnisse<br />

erzielt werden wenn sich die Bediener an den Maschinen<br />

wohl fühlen und sich mit ihrer Arbeitsumgebung<br />

identifizieren“, unterstreicht Cornelius Nöß.<br />

Die steife Konstruktion der Monoblock-Maschinen<br />

dient als Basis für die hohe Präzision: Der einteilige<br />

Ständer mit stabilem Schlitten, großen Rollenführungen<br />

und YRT-Lager im Schwenkrundtisch – er verfügt über<br />

eine Klemmung – kennzeichnen das Monoblock-Konzept.<br />

Ebenso gehören umfangreiche Kühlmaßnahmen in<br />

Achsen und Motoren dazu. „Das optionale Genauigkeitspaket<br />

erhöht die Präzision nochmals um 25 Prozent“,<br />

ergänzt Nöß. Dies erreiche man durch weitere gekühlte<br />

Komponenten und Kompensationsstützpunkte.<br />

„Zudem überprüft der DMG-Mori-Technologiezyklus<br />

VCS Complete jederzeit die volumetrische Genauigkeit<br />

und kompensiert eventuelle Abweichungen bedienerfreundlich<br />

über den Lebenszyklus der Maschine.“<br />

Maschinenverfügbarkeit liegt bei über 96 %<br />

Die Zuverlässigkeit der Baureihe kann der Hersteller im<br />

Service ablesen. „Über 96 Prozent Maschinenverfügbarkeit<br />

sprechen für sich“, urteilt Cornelius Nöß. Mit<br />

36 Monaten Gewährleistung – ohne Laufzeitbegrenzung<br />

– auf die Speedmaster-Spindel könne jeder Anwender<br />

sorgenfrei produzieren. „Darüber hinaus nutzen immer<br />

mehr Kunden unseren Full Service bereits beim<br />

Kauf einer Neumaschine, der für drei Jahre ein quasi<br />

‚Rundum-Sorglos- Paket‘ bietet.“ Über eine monatliche<br />

Pauschale deckt er alle Service- und Verschleißteilkosten<br />

ab und beinhaltet die jährliche Hersteller-Wartung sowie<br />

eine Maschinenbruch-Versicherung.<br />

Für künftige Anforderungen gerüstet<br />

Mit seinem Maschinenpark ist Variovac auch für künftige<br />

Anforderungen an die Produktion gerüstet. Denn<br />

neben den verfügbaren Automationsschnittstellen sind<br />

auch Celos, DMG Mori Connectivity mit dem<br />

standardmäßigen IoTconnector sowie die exklusiven<br />

DMG-Mori-Technologiezyklen fester Bestandteil des<br />

Ausstattungsumfangs. Sie erleichtern die digitale Ausrichtung<br />

der Fertigung und machen die Maschinen zukunftsfähig.“<br />

(mw)<br />

•<br />

Excellence Factory<br />

Die neue Excellence Factory Monoblock im Pfrontener Werk von DMG Mori<br />

basiert auf einem fahrerlosen AGV Transportsystem (Automated Guided Vehicle).<br />

Die AGVs bringen die Maschinen sicher durch die 34 Takte der Fließmontage<br />

– vom Grundaufbau über die Geometrie und die Kabine der Maschine bis<br />

hin zur Endabnahme. Die Durchlaufzeit pro Maschine beträgt nur noch sieben<br />

Tage, was die Kapazität von bisher 600 auf 1000 Einheiten pro Jahr erhöht.<br />

Insgesamt werden acht Varianten gebaut – mit und ohne Palettenwechsler sowie<br />

die Versionen mit Fräs-Dreh-Tisch. Eine Tulip App visualisiert Montage -<br />

informationen und dokumentiert den gesamten Prozess über interaktive Checklisten<br />

sowie Prüfpläne. Qualitätskontrollen nach jedem Takt stellen sicher, dass<br />

etwaige Fehler frühestmöglich entdeckt und behoben werden.<br />

Mit fahrerlosen Transportsystemen realisiert die neue Excellence Factory in Pfronten Durchlaufzeiten<br />

von sieben Tagen pro Monoblock-Maschine.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20 57


technik & wissen<br />

Bei Hoffmann soll die Millturn in erster<br />

Linie Späne und Werkzeugdaten liefern,<br />

um mit diesen Erkenntnissen künftige<br />

Katalog werkzeuge zu optimieren.<br />

Bilder: WFL<br />

„Der Ablauf, wie ein Produkt in den Katalog kommt,<br />

ist typisch“, erläutert Rossaint. „Wir definieren, was<br />

das Werkzeug können soll und erstellen eine Spezifikation.<br />

Danach folgt eine Ausschreibung. Schließlich kommen<br />

einige Lieferanten in die engere Auswahl.“ Die Prototypen-Werkzeuge<br />

werden dann getestet und mit Wettbewerbsprodukten<br />

verglichen. Anschließend werden die<br />

Werkzeuge, die es so nur bei Hoffmann geben wird,<br />

beim Lieferanten kontinuierlich weiterentwickelt.<br />

Dreh-Fräs-Zentrum liefert Späne und Daten für die Werkzeugentwicklung<br />

Bis an die Grenze<br />

der Belastbarkeit<br />

Komplettbearbeitung | Statt komplexe Bauteile zu<br />

produzieren, liefert die Millturn bei Hoffmann den<br />

Entwicklern von Werkzeugen wichtige Daten und<br />

bringt die neuen Tools an ihre Leistungsgrenze.<br />

Das Dreh-Bohr-Fräszentrum M35-G von WFL Millturn<br />

erledigt bei der Hoffmann Group einen durchaus unüblichen<br />

Job. Nicht das Fertigen komplexer Bauteile steht<br />

hier im Fokus, sondern das Testen und Optimieren von<br />

Werkzeugen. Im Technologiezentrum des Münchener<br />

Systemanbieters werden Werkzeuge denn auch gnadenlos<br />

bis an ihre Grenzen belastet. Was am Ende bleibt,<br />

sind jede Menge Späne und wertvolle Daten. „Wir stellen<br />

in diesem Bereich keine Werkzeuge her, aber wir entwickeln<br />

sie gemeinsam mit unseren Lieferanten“, sagt<br />

Dr. Jens Rossaint. Der Director Engineering bei Hoffmann<br />

ist zuständig für den Bereich Technologie und damit<br />

für die Qualifizierung jener Produkte, die in den Katalog<br />

aufgenommen werden sollen.<br />

Seit 1978 erscheint die orangene „Werkzeug-Bibel“<br />

jährlich. In 18 Sprachen, mittlerweile in vier Bänden<br />

und mit einer Auflage von 900.000 Exemplaren. Seit<br />

2000 gibt es mit dem eShop auch eine Online-Version<br />

mit über 90.000 Artikeln zur Auswahl.<br />

Zielgerichtete Entwicklung im Technology Center<br />

Das im September 2019 neu eröffnete Technology Center<br />

in München wurde – neben vielfältigen Vorführ- und<br />

Schulungsmöglichkeiten – mit umfangreichen Messund<br />

Prüfeinrichtungen ausgestattet. Neben dem Messraum<br />

mit Koordinaten-Messmaschine gibt es vom Härteprüfer<br />

bis zum Raster-Elektronenmikroskop alle erdenklichen<br />

Analysegeräte, um den Eigenschaften des<br />

Gefüges wissenschaftlich auf den Grund zu gehen. Über<br />

das Gefüge erfolgt der Rückschluss auf die Performance<br />

und die Haltbarkeit eines Werkzeuges. „Wir wollen<br />

nicht nur blind Trial-and-Error betreiben, sondern zielgerichtet<br />

entwickeln und optimieren“, betont Rossaint.<br />

Aber nicht nur Laborgeräte gehören zum Equipment,<br />

sondern auch Betriebseinrichtungen aus dem eigenen<br />

Katalog, die anschaulich zeigen, wie man das Umfeld<br />

der Maschine optimal aufbauen kann.<br />

Wenn Kunden bestimmte Werkzeuge live sehen wollen,<br />

können sie sich über den Außendienst anmelden.<br />

„Wir stimmen dann gemeinsam einen Termin ab und<br />

definieren die Inhalte der Vorführung“ erklärt Thomas<br />

Grünberger, Experte für Zerspanung und Additive Fertigung<br />

bei Hoffmann. Eine Möglichkeit besteht darin,<br />

dass Kunden gemeinsam mit dem Außendienst das<br />

Technology Center individuell besuchen. Die größere<br />

Anzahl kommt aber über Schulungen und den regelmäßig<br />

stattfindenden „Stammtisch“. Bei letzterem geht es<br />

weniger um den Konsum von Gerstensaft als vielmehr<br />

um das Zusammentreffen mit Experten sowie Fachvorträge<br />

zum Thema Werkzeuge. Aber auch eigene Mitarbeiter<br />

werden hier häufig geschult und in die Katalogprodukte<br />

eingeführt. Von den Schulungsräumlichkeiten<br />

für die Theorie gelangt man schnell ins Technology Center,<br />

um das Gelernte an der Maschine zu vertiefen – die<br />

Schulungen beinhalten immer auch einen Praxisteil.<br />

Und hier steht die neue WFL Millturn im Zentrum.<br />

Die Gegenspindelmaschine ist neben der Dreh-Bohr-<br />

Fräseinheit mit B- und Y-Achse auch mit einem Revol-<br />

58 <strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20


ver am unteren System ausgestattet. Damit kann sie an<br />

beiden Spindeln gleichzeitig oder an einer Spindel<br />

4-Achsig drehen. Mithilfe der Dreh-Bohr-Fräseinheit<br />

und der C-Achse ist auch eine 5-Achsen-Bearbeitung<br />

möglich. Dank einer Lünette am Revolver und einer<br />

Reitstockfunktion für Gegenspindel und Revolver können<br />

auch längere Wellenteile bearbeitet werden. Mittels<br />

Übergabe auf die Gegenspindel können Teile in einer<br />

Aufspannung komplett gefertigt werden. Dank eines<br />

Centrotex-Schnellspannsystems von Hainbuch ist es<br />

möglich unterschiedliche Spannmittel wie Futter oder<br />

Spanndorne sehr schnell zu wechseln und die Maschine<br />

auf die jeweilige Aufgabe flexibel anzupassen.<br />

Die Programmierung erfolgt über ein CAM-Programmiersystem.<br />

Einfachere Programmierjobs werden<br />

mittels MillturnPRO, einem hauseigenen Programmier -<br />

editor von WFL, direkt auf der Steuerung erledigt. „Das<br />

nutzen wir gerne für bestimme Aufgaben“, erzählt Thomas<br />

Grünberger. „Wir wollen damit noch richtig tolle<br />

Show-Teile machen – mit Revolver und Dreh-Bohr-<br />

Fräseinheit gleichzeitig im Einsatz. Und wir haben natürlich<br />

auch noch die angetriebenen Werkzeuge am<br />

Revolver. Wir wollen die Maschine an die Grenzen<br />

bringen.“ Bei sehr engen Toleranzen wird auch ein<br />

Renishaw-In-Prozess-Messtaster eingesetzt. Eine ganze<br />

Reihe von WFL-Messzyklen steht dafür bereit.<br />

Auch Tests mit großen Wendeplatten möglich<br />

Eine weitere Anforderung war, möglichst viele verschiedene<br />

Werkzeuge und Technologien testen zu können.<br />

Wichtig war Hoffmann zudem, dass neue Werkzeuge<br />

auch in der Maschine abgebildet werden können. Eigene<br />

Software-Entwicklungen – insbesondere für die<br />

Werkzeugverwaltung – in die Maschine integrieren und<br />

auf bestehende Software-Lösungen für künftige Entwicklungen<br />

aufbauen zu können, stellte eine weitere<br />

Anforderung dar. Hier ist der Wille zur Kooperation mit<br />

dem Maschinenhersteller Voraussetzung.<br />

„Ein Riesenvorteil ist, dass wir auch große Wendeplatten<br />

testen können, ohne dass die Maschine gleich in<br />

die Knie geht“, sagt Grünberger. Durch die flexiblen<br />

Spannmöglichkeiten könnten problemlos auch größere<br />

Durchmesser verwendet werden, um den Test noch länger<br />

auszudehnen, noch mehr Daten zu erfassen und entsprechend<br />

lang bei hoher Zerspanungsleistung durchzuführen.<br />

„Mit der WFL können wir HSK-63-Drehwerkzeuge<br />

nun perfekt testen und so unser Produktportfolio<br />

optimieren. Auch die B-Achse ist beim Drehen ein Riesenvorteil,<br />

da wir den Anstellwinkel sehr flexibel anpassen<br />

können.“ Wenn Außendienstmitarbeiter mit Anliegen<br />

von Kunden zurückkehren, sei es möglich, praktisch<br />

jede Situation nachzustellen – von VDI40 am Revolver<br />

bis zu beliebigen Werkzeugen in der Dreh-Bohr-Fräseinheit<br />

unter jedem möglichen Winkel. Die Frässpindel<br />

wurde mit 16.000 min -1 ausgeführt. Damit ist Hoffmann<br />

auch für künftige Anforderungen gut gerüstet.<br />

Seit Anfang des Jahres waren fast 400 Kunden an der<br />

Maschine. Auch der Außendienst nutzt häufig mit Kunden<br />

die praxisnahen Testmöglichkeiten.<br />

Zukunftsthema Schleifen<br />

Das Thema Schleifen wurde in der Maschine bislang<br />

noch nicht angegangen. Die Millturn ist dafür aber vorbereitet.<br />

Die entsprechende Erfahrung kann man sich jederzeit<br />

erarbeiten. „Unsere Aufgabe ist es, den Kunden<br />

entlang des gesamten Bearbeitungsprozesses zu beraten.<br />

Wenn sich der Trend in Richtung Integration des Schleifens<br />

in den Dreh-Fräs-Prozess verstärkt, dann sind wir<br />

jederzeit in der Lage, diesen Prozess durchgehend abzubilden.<br />

Mit der Maschine sind wir jedenfalls in der Lage,<br />

das gesamte Portfolio von unseren Werkzeugen aus<br />

dem Katalog zu testen“, erklärt Rossaint.<br />

Und auch beim Thema Konnektivität hat Rossaint<br />

viel vor. „Hier geht es ums Einbinden in unsere CM-<br />

Software, also Connected Manufacturing.“ Damit werden<br />

Spindeldaten in Echtzeit erfasst und ausgewertet.<br />

Das ist wiederum interessant für die Werkzeugstandzeit.<br />

Fürs Übertragen der Daten wurde die Maschine mit<br />

einer OPC UA-Schnittstelle ausgestattet. Somit steht<br />

weiteren IoT-Lösungen nichts mehr im Weg. „Zudem<br />

bietet die Maschine noch viele Funktionen, mit denen<br />

wir uns noch gar nicht beschäftigt haben.“ •<br />

Sabine Steinkellner<br />

Leitung Marketing, WFL Millturn Technologies GmbH<br />

& Co. KG, Linz/Österreich<br />

Praktisch, wenn man<br />

alle benötigen Werkzeuge<br />

und Einrichtungen im<br />

eigenen Hause hat.<br />

Die „orange Werkzeug -<br />

bibel“ von Hoffmann<br />

leistet auch dem Team<br />

um Jens Rossaint<br />

wertvolle Dienste.<br />

Die gute Zugänglichkeit<br />

zum Werkzeugmagazin<br />

erleichtert das Rüsten<br />

der Werkzeuge enorm.<br />

Die smarte Werkzeug -<br />

verwaltung von WFL<br />

führt den Bediener<br />

einfach und intuitiv<br />

durch den Rüstprozess.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20 59


technik & wissen<br />

Partikelgefüllte Stahlhohlkugeln. Ihr großes Plus:<br />

Sie dämpfen, auch ohne verformt zu werden, und<br />

bilden mit Aluminiumschaum den neuartigen<br />

Werkstoff Hoverlight. Bild: Fraunhofer IFAM<br />

Neuartiger Werkstoffverbund Hoverlight schluckt die Schwingungen<br />

In der Dämpfung<br />

liegt die Kraft<br />

Werkzeugmaschinen | Leichter zu bauen genügt<br />

nicht, soll die Dynamik bewegter Teile erhöht werden:<br />

Große Probleme bereiten auftretende Schwingungen.<br />

Um sie wirkungsvoll zu dämpfen, verfolgen Ingenieure<br />

der Fraunhofer-Gesellschaft einen neuen werkstofflichen<br />

Ansatz mit Rekorddämpfung.<br />

Störende Schwingungen treten in allen Maschinen und<br />

Fahrzeugen auf. Quellen sind unter anderem Antriebe,<br />

gewollte und ungewollte Unwuchten sowie wiederkehrende<br />

Bewegungsabläufe. Im Werkzeugmaschinenbau<br />

kommt als bedeutendste Schwingungsquelle die span -<br />

abhebende Bearbeitung selbst hinzu. Die von ihr erzeugten<br />

Schwingungen begrenzen die Stabilität des Bearbeitungsvorgangs.<br />

Verschärft wird die Schwingungsthematik durch die<br />

stete Forderung, die Produktivität der Werkzeugmaschinen<br />

durch Erhöhen der Bearbeitungsdynamik zu steigern.<br />

Realisiert wird dies, indem die Masse bewegter<br />

Baugruppen reduziert und ihre Steifigkeit erhöht wird –<br />

das erlaubt höhere Beschleunigungen. Erfolgt die Massereduktion<br />

jedoch ohne Dämpfungsmaßnahmen, steigt<br />

die Ratterneigung bei gleicher Schwingungsenergie<br />

schnell über die zulässigen Toleranzen. Um den stabilen<br />

Bearbeitungsbereich zu erhalten oder zu erweitern, müs-<br />

sen also parallel zum Leichtbau zusätzlich Maßnahmen<br />

zur Schwingungsdämpfung ergriffen werden [1, 2].<br />

Ingenieure der Fraunhofer-Gesellschaft greifen einen<br />

neuen werkstofflichen Ansatz auf, um Leichtbau und<br />

Schwingungsdämpfung in Einklang zu bringen und<br />

Schwingungen in Werkzeugmaschinen bei verringerten<br />

Massen wirkungsvoll zu reduzieren.<br />

Schwingungsdämpfung kann aktiv und passiv erfolgen.<br />

Aktive Dämpfung wird durch Einleiten von Gegenschwingungen<br />

und die Auslöschung durch Interferenz<br />

erreicht. Passive Schwingungsdämpfung erfolgt durch<br />

Einbringen zusätzlicher Massen oder über das Verformen<br />

von Werkstoffen mit hoher Eigendämpfung. Für<br />

Leichtbauanwendungen steht die Option der Masse -<br />

erhöhung nicht zur Verfügung. Daher werden hier zur<br />

Schwingungsdämpfung vor allem Elastomere und in<br />

Kleinserien Aluminiumschäume eingesetzt. In Metallschäumen<br />

führen lokale mikroplastische Verformungen<br />

und Reibung von Rissufern zur Schwingungsdämpfung<br />

Schrifttum<br />

[1] R. Neugebauer (Hrsg.): Werkzeugmaschinen –<br />

Aufbau, Funktion und Anwendung von spanenden<br />

und abtragenden Werkzeugmaschinen, Springer-Verlag<br />

Berlin Heidelberg, 2012<br />

[2] T. Hipke, G. Lange, R. Poss: Taschenbuch für<br />

Aluminiumschäume. Düsseldorf, Aluminium Verlag,<br />

Aluminium-Verl., 2007.<br />

[3] O. Andersen et al.: Hochdämpfende Sandwiches<br />

mit zellularem Stahlkern für die Anwendung<br />

im Maschinenbau. In: R. Kasper et al. (Hrsg.):<br />

Forschung in Bewegung, 9. Magdeburger Maschinenbau-Tage,<br />

30.09.-01.10.2009, Tagungsband.<br />

Magdeburg, 2009, S. 533–544.<br />

[4] J. Hohlfeld, T. Hipke: Zellulare Metalle auch in<br />

Werkzeugmaschinen – Chemnitzer bauen weltgrößtes<br />

Metallschaumteil für Fräsmaschine. In:<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 127 (2005), Heft 30, S. 29–30.<br />

[5] U.-V. Jackisch, M. Neumann: Maschinen -<br />

gestelle für hochdynamische Produktionstechnik<br />

– Anforderungen, alternative Werkstoffe, Entwicklungs-<br />

und Fertigungsansätze, Anwendungen.<br />

Landsberg am Lech, Verlag Moderne Industrie,<br />

2014.<br />

60 <strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20


Sandwich mit Aluminiumschaumkern und Stahldeckblechen:<br />

bewährtes Leichtbaumaterial mit Dämpfungseigenschaften.<br />

Bild: Fraunhofer IWU<br />

[2–5], setzen aber – wie auch bei Elastomeren – für den<br />

Dämpfungseffekt eine Verformung voraus.<br />

Bisher Gegenspieler:<br />

Steifigkeit und Dämpfung<br />

Diese zur Schwingungsdämpfung notwendige Verformung<br />

läuft der Forderung nach hoher Steifigkeit zuwider.<br />

Das gilt zum Beispiel für Aluminiumsandwiches mit<br />

Stahldecklagen, wie sie die Abbildung zeigt: Die hochsteifen<br />

Decklagen schränken die Verformung des Aluminiumschaums<br />

ein, die erwünschte hohe Steifigkeit wirkt<br />

sich kontraproduktiv für eine gute Dämpfung aus.<br />

Dieses Dilemma löst nur ein Werkstoff, der Schwingungen<br />

als starrer Körper ohne eigene Verformung<br />

dämpft. Metallische Hohlkugeln, die mit jeweils einer<br />

kleinen Menge frei beweglicher keramischer Partikel<br />

gefüllt sind, erfüllen genau diese Bedingung. Werden die<br />

partikelgefüllten Hohlkugeln (pHK) in Schwingungen<br />

versetzt, übertragen sie die Schwingungsenergie auf die<br />

Partikel. Stöße und Reibung der Partikel untereinander<br />

und an der Innenwand der Hohlkugeln wandeln diese<br />

Energie in Wärme um.<br />

In einem Fraunhofer-internen Vorlaufforschungs -<br />

projekt haben die Autoren für Aluminiumschäume und<br />

partikelgefüllte Hohlkugeln jeweils einzeln den Nachweis<br />

erbracht, dass sie ein erhebliches Dämpfungsvermögen<br />

bei niedrigerem Gewicht aufweisen [3]. Hierauf<br />

baut die Idee auf, die Dämpfungs mechanismen beider<br />

zellulären Werkstoffe zu nutzen. Die Fraunhofer-<br />

Forscher tauften den Werkstoffverbund „Hoverlight“ –<br />

ein Synonym für „schwebend leicht“.<br />

Damit das Hoverlight-Material hohe Lasten aufnehmen<br />

kann, wird es mit hochfesten Decklagen wie Stahl<br />

zum Sandwich kombiniert, das sich dann als Leichtbau-<br />

Konstruktionshalbzeug verwenden lässt.<br />

Hergestellt werden Sandwiches mit Hoverlight-Kern,<br />

indem schäumbares Aluminium mit partikelgefüllten<br />

Hohlkugeln zwischen Stahldeckblechen positioniert<br />

und der Verbund einer Wärmebehandlung unterzogen<br />

wird. Das Aluminium schäumt dabei auf und schließt<br />

die Hohlkugeln ein. Der Schaum verbindet sich mit den<br />

Decklagen und den Metallhohlkugeln stoffschlüssig<br />

(Abbildung), ohne Klebstoffeinsatz.<br />

Mit Resonanzfrequenz-Dämpfungsanalysen (RFDA)<br />

wurde das Dämpfungsvermögen von Hoverlight-Sandwichriegeln<br />

ermittelt. Die Dämpfungswerte der reinen<br />

Alu-Schaumriegel und der Sandwiches aus Alu-Schaum<br />

und Stahldeckblechen liegen im beziehungsweise über<br />

dem Wertebereich von Grauguss – einem sehr gut<br />

dämpfenden und im Maschinenbau genutzten Werkstoff.<br />

Die Hoverlight-Materialien hingegen liegen in ihrer<br />

Dämpfung um ein bis zwei Größenordnungen über<br />

reinen Aluminiumschaumsandwiches (Abbildung)!<br />

So wird ein Sandwich mit Hoverlight-Kern hergestellt: Die wie in der<br />

linken Skizze angeordneten Halbzeuge verbacken im Schäumprozess,<br />

ausgelöst durch eine Wärmebehandlung. Rechts: geschäumtes<br />

Hoverlight-Sandwich. Bilder: Fraunhofer IWU + IFAM<br />

Hoverlight empfiehlt sich in Werkzeugmaschinen<br />

insbesondere dort,<br />

wo Maschinenschlitten starken<br />

Schwingungen ausgesetzt sind –<br />

also nahe den Bearbeitungsstellen.<br />

Schematischer Aufbau eines Sandwiches mit Hoverlight-Kern: Die starren, partikel gefüllten Metallhohlkugeln sind<br />

im Metallschaum zwischen den Deckblechen integriert.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20 61


technik & wissen<br />

Mehr als die 10-fache Dämpfung mit Hoverlight<br />

Eine weitere Abbildung zeigt Dämpfungswerte von<br />

Hoverlight- und Vergleichsmaterialien in Abhängigkeit<br />

von der Steifigkeit (E-Modul) der Proben. Die Steifigkeit<br />

von Sandwiches wird weitgehend durch deren<br />

Geometrie bestimmt. Mit Hoverlight-Sandwiches lassen<br />

sich dieselben Steifigkeiten wie mit den bekannten Aluminiumschaumsandwiches<br />

erreichen. Im Vergleich zu<br />

diesen ist aber eine mehr als zehnfache Dämpfung möglich.<br />

Die Hoverlight-Sandwiches erreichen damit eine<br />

Kombination aus E-Modul und Dämpfung, wie sie<br />

noch kein konventioneller Werkstoff erreicht hat.<br />

Perspektiven für den Werkzeugmaschinenbau<br />

Die Ergebnisse demonstrieren, dass sich der Verbundwerkstoff<br />

Hoverlight im Labormaßstab herstellen lässt<br />

und wie prognostiziert ein sehr hohes Dämpfungs -<br />

vermögen bietet. In einem bereits in der Beantragung<br />

befindlichen AiF-Forschungsprojekt sollen nun der<br />

Aufbau des Hoverlight-Materials verbessert und die<br />

Abmessungen der Halbzeuge auf praxisrelevanten<br />

Größenordnungen von mindestens 500 x 500 x 10 mm³<br />

skaliert werden. Aus diesen Halbzeugen lassen sich<br />

komplette Baugruppen fertigen. Der Einsatz des neuen<br />

Werkstoffs erfolgt dann gezielt an den Stellen mit den<br />

größten Schwingungsamplituden, wie sie in der abgebildeten<br />

CAD-Darstellung angedeutet sind.<br />

Mit erreichter Skalierung der Halbzeuge wird den<br />

Werkzeugmaschinenherstellern ein hochdämpfender<br />

Verbundwerkstoff an die Hand gegeben, der sich im<br />

Zuge von Modernisierungsmaßnahmen problemlos in<br />

Die Dämpfung verschiedener Materialien im Vergleich, abhängig von der Dichte:<br />

Die Werte der Hoverlight-Materialien gleichen denen spezieller Kunststoffe.<br />

Bestandsanlagen nachrüsten lässt. Es ist jedoch zu<br />

erwarten, dass sich das höchste Potenzial bei neu entwickelten<br />

Werkzeugmaschinen ausschöpfen lässt. Aber<br />

auch das Austauschen einzelner Baugruppen verbessert<br />

die Bearbeitungsgenauigkeit signifikant. Das gilt insbesondere<br />

dann, wenn stark schwingende Segmente<br />

unkompliziert durch Hoverlight-Halbzeuge ersetzt<br />

werden können. Uneingeschränkt möglich ist dies für<br />

Schweißkonstruktionen.<br />

Wir bedanken uns bei der Zeidler-Forschungs-<br />

Stiftung für die finanzielle Förderung des Forschungsvorhabens<br />

ZFS-172 mit dem Titel „Hoverlight – Hochdämpfender<br />

Verbundwerkstoff für den Leichtbau“. •<br />

Dr. Jörg Hohlfeld, Dr. Steve Siebeck<br />

Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und<br />

Umformtechnik IWU<br />

Dr. Ulrike Jehring, Dr. Peter Quadbeck<br />

Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte<br />

Materialforschung IFAM, Institutsteil Dresden<br />

Die Dämpfung verschiedener Materialien im Vergleich, abhängig vom E-Modul: Die<br />

Werte der Hoverlight-Materialien liegen weit über jenen reiner Aluschaum-Sandwiches.<br />

@<br />

Kontakt:<br />

Jörg Hohlfeld,<br />

Tel. +49 371 5397-1496,<br />

joerg.hohlfeld@iwu.fraunhofer.de<br />

62 <strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20


Die neuartig konstruierten<br />

Kolben entstehen Schicht<br />

für Schicht im Pulverbett<br />

mithilfe eines Lasers.<br />

Bild: Porsche<br />

Nach den Prüfstandstests in einem 911 GT2 RS-Motor werden die 3D-gedruckten<br />

Kolben ausgebaut zur weiteren Analyse. Bild: Porsche<br />

Porsche entwickelt mit Mahle und Trumpf innovative Kolben<br />

3D-gedruckte<br />

Kolben im Porsche<br />

3D-Druck | Porsche setzt einen neuen Meilenstein in<br />

der Anwendung additiver Fertigungsverfahren mit den<br />

Partnern Mahle und Trumpf: Erstmals wurden Kolben<br />

aus dem 3D-Drucker für den Hochleistungsmotor des<br />

911er-Topmodells GT2 RS erfolgreich eingesetzt und<br />

auf dem Prüfstand getestet.<br />

Der 3D-Druck ermöglicht es, die Kolben mit einer<br />

entsprechend der Belastung optimierten Struktur herzustellen.<br />

Dadurch wiegen die Kolben aus dem Vorentwicklungsprojekt<br />

10 % weniger als die geschmiedeten<br />

Serienkolben. Zudem verfügen sie über einen integrierten<br />

und geschlossenen Kühlkanal im Kolbenboden, der<br />

mit herkömmlichen Verfahren nicht herstellbar gewesen<br />

wäre. „Wir können durch die neuen, leichteren Kolben<br />

die Motordrehzahl steigern, die Temperaturbelastung<br />

der Kolben verringern und die Verbrennung optimieren“,<br />

erklärt Frank Ickinger aus der Antriebsvorentwicklung<br />

von Porsche. „Bis zu 30 PS mehr Leistung aus<br />

dem 700 PS starken Biturbo-Motor sind dadurch denkbar,<br />

und das bei höherer Effizienz.“<br />

Der Sportwagenbauer hat bereits Erfahrung mit der<br />

3D-Druck-Technologie. Im Prototypenbau, in der<br />

Ersatzteilfertigung für Sportwagen-Klassiker und in<br />

weiteren Bereichen kommt sie schon zum Einsatz. Alle<br />

verwendeten Verfahren basieren auf dem Prinzip, dass<br />

die Bauteile ohne ein Werkzeug oder eine Form entstehen,<br />

Schicht für Schicht nach den Konstruktionsdaten<br />

aus dem Computer. Dadurch sind Bauformen in nahezu<br />

beliebiger Geometrie möglich. Ideal, um mittels Künstlicher<br />

Intelligenz (KI) konstruierte und optimierte Strukturen<br />

herzustellen.<br />

Die Kolben des 911 GT2 RS entstanden im Laser-<br />

Metall-Fusion-Verfahren LMF aus hochreinem Metallpulver.<br />

Dabei erhitzt ein Laserstrahl entsprechend der<br />

Teilekontur die Pulveroberfläche und verschmelzt sie.<br />

Das Gemeinschaftsprojekt hat Porsche mit Mahle und<br />

Trumpf als Kooperationspartnern ins Leben gerufen.<br />

Qualität und Leistungsfähigkeit der Teile wurden mit<br />

Messtechnik von Projektpartner Zeiss abgesichert.<br />

Auch in anderen Projekten erschließt der Sport -<br />

wagenbauer das Potenzial additiver Fertigungsverfahren.<br />

Seit Mai ist ein 3D- gedruckter Bodyform-Voll -<br />

schalensitz für die Reihen 911 und 718 erhältlich. Die<br />

Mittelbahn des Sitzes, also Kissen- und Lehnenspiegel,<br />

stammt zum Teil aus dem 3D-Drucker. Kunden können<br />

bei der Komfortschicht zwischen drei Härten (hart,<br />

mittel, weich) wählen.<br />

Porsche Classic lässt außerdem nicht mehr lieferbare<br />

Ersatzteile aus Kunststoff, Stahl und Leichtmetall additiv<br />

nachfertigen. Ein Ausrückhebel für die Kupplung des<br />

Porsche 959 beispielsweise stammt heute aus dem<br />

3D-Drucker. Derzeit gibt es rund 20 nachgefertigte Teile<br />

für Porsche-Klassiker aus additiver Fertigung. (os) •<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20 63


Der Delta Roboter von<br />

Igus setzt Füllecken in<br />

Form von Plastikpfeilen<br />

auf vordefinierte Paletten.<br />

Bilder: angelique-photo<br />

graphy.com<br />

Delta Roboter von Igus hilft bei der Herstellung von Brandschutzgläsern<br />

Beschleunigte<br />

Fertigung<br />

Automatisierung | Bei der Fertigung seiner Brandschutzgläser<br />

setzt Vetrotech Saint-Gobain auf Robotertechnik<br />

von Igus und konnte damit Mitarbeiter von<br />

einer ergonomisch ungünstigen und eintönigen Arbeit<br />

entlasten.<br />

Vetrotech Saint-Gobain ist ein Spezialist für Bauglas.<br />

Zum Portfolio gehören Brandschutz-, Wärmeschutz-,<br />

Schallschutz- und Sicherheitsschutzgläser. Brandschutzglas<br />

setzt dabei dem Feuer ein Hindernis entgegen und<br />

verhindert die weitere Ausbreitung für einen bestimmten<br />

Zeitraum. Herkömmliches Glas ist dafür nicht geeignet,<br />

da es durch die Hitze zerspringt. Bei der Produk-<br />

tion von Brandschutzgläsern sind spezielle Gläser mit<br />

Hohlräumen gefragt, die einen Isolationsschutz bei<br />

Bränden bieten. Das mehrschichtige Glas wird mit einer<br />

Masse ummantelt. Davor muss jedoch eine Flüssigkeit<br />

zwischen die Scheiben gefüllt werden, die für den<br />

Brandschutz des Glases sorgt.<br />

Zur Befüllung der Glasscheiben mit dieser Flüssigkeit<br />

setzen die Konstrukteure auf Füllecken in Form von<br />

Pfeilen als Platzhalter, durch die über einen Schlauch die<br />

Flüssigkeit in den Zwischenraum gelangt. Sie werden in<br />

den Abstandhalter eingesetzt, bevor die Scheiben verpresst<br />

werden. Für den Füllprozess werden die Ecken<br />

wieder herausgezogen. Dabei schneiden sie mit ihren<br />

Kanten auf der Unterseite den Abstandhalter sauber ab,<br />

sodass dort der Schlauch eingeführt werden kann.<br />

Durch diesen wird die Flüssigkeit in die Scheibe gefüllt,<br />

die nach einem Aushärteprozess klar wird. Unmittelbar<br />

nach dem Befüllen der Scheibe wird der Schlauch entfernt<br />

und die Öffnung verschlossen und versiegelt. Die<br />

ausgehärtete Masse sorgt im Brandfall für den Schutz.<br />

Im bisherigen Fertigungsprozess wurden die Plastikpfeile<br />

in vordefinierte Formen gelegt, anschließend<br />

durch einen Roboter aufgenommen und als Platzhalter<br />

64 <strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20


technik & wissen<br />

positioniert, damit die Flüssigkeit in den Hohlraum gelangt.<br />

Das Bestücken der Pfeile in die Formen erfolgte<br />

vorher in Handarbeit. Die monotone Arbeit erledigte<br />

ein Mitarbeiter nebenbei und war eine zusätzliche Belastung.<br />

Daher musste eine neue kostengünstige Lösung<br />

her, die den Mitarbeiter entlastet und zuverlässige Ergebnisse<br />

erzielt. Diese Aufgabe übernahmen Daniel Fahnenstich,<br />

Niklas Kuhl und Daniel Voth im Rahmen ihrer<br />

Technikerausbildung bei Vetrotech Saint-Gobain.<br />

Auf der Suche nach einer passenden Lösung stieß<br />

Projektteam während der Hannover Messe 2019 auf<br />

dem Stand von Igus auf einen Delta Roboter. Im Fachgespräch<br />

wurde schnell klar, dass sich die Maschine mit<br />

einem Preis unter 5000 Euro für die einfache und kostengünstige<br />

Umsetzung des Projekts ideal eignet. Der<br />

Roboter basiert auf drei wartungsfreien Zahnriemenachsen,<br />

schmiermittelfreien Koppelstangen und passenden<br />

Adapterplatten. Schrittmotoren und Encoder sorgen<br />

für ein schnelles Handling von Gewichten bis zu 5<br />

kg bei einer Präzision von 0,5 mm. Das komplette System<br />

besitzt einen Arbeitsraumdurchmesser von 660<br />

mm. Die leichte Bauweise aus Aluminium und Kunststoff<br />

sorgt für hohe Geschwindigkeiten mit mindestens<br />

30 Picks pro Minute. Zusammen mit den Experten von<br />

Igus entwickelte das Team eine Pick-and-Place-Lösung<br />

für die automatisierte Platzierung der Pfeile auf vordefinierten<br />

Paletten. Danach wurde der Delta-Roboter installiert.<br />

Die neue Lösung entlastet nicht nur die Mitarbeiter,<br />

sondern beschleunigt zudem die Fertigungsabläufe. Außerdem<br />

können die Werker ihre freien Kapazitäten für<br />

anspruchsvollere Tätigkeiten nutzen. Doch nicht nur die<br />

verbesserte Arbeitsqualität war ein Anreiz für die Installation,<br />

denn der Roboter macht sich zudem schnell bezahlt.<br />

„Wenn in drei Schichten pro Tag jeweils ein Mitarbeiter<br />

für drei Stunden die Füllecken einsortiert,<br />

Kunststoff für bewegte<br />

Anwendungen<br />

Die Igus GmbH ist ein weltweit führender Hersteller<br />

von Energiekettensystemen und Polymergleitlagern.<br />

Das familiengeführte Unternehmen mit Sitz in Köln ist<br />

in 35 Ländern vertreten und beschäftigt weltweit 4150<br />

Mitarbeiter. Im Jahr 2018 erwirtschaftete Igus mit<br />

Kunststoffkomponenten für bewegte Anwendungen einen<br />

Umsatz von 748 Mio. Euro. Igus betreibt die größten<br />

Fabriken und Testlabore in seiner Branche, um dem<br />

Anwender innovative und auf ihn zugeschnittene Produkte<br />

und Lösungen in kurzer Zeit anbieten zu können.<br />

Diese Pfeile sind Platzhalter<br />

für die Befüllung<br />

der Scheiben mit einer<br />

speziellen Flüssigkeit für<br />

den Brandschutz.<br />

amortisiert sich das Projekt bei<br />

den Kosten aktuell nach zwölf<br />

Monaten“, versichert Niklas<br />

Kuhl. Die Verantwortlichen bei<br />

Saint-Gobain Vetrotech schmieden<br />

bereits Zukunftspläne, wie<br />

der Herstellungsprozess in Zukunft<br />

weiter optimiert werden<br />

könnte, sodass die Füllecken-<br />

Sortieranlage von der Bestückung<br />

bis hin zur Entnahme<br />

vollautomatisch abläuft.<br />

Das Unternehmen besitzt fünf weitere Standorte mit<br />

der gleichen Anwendung. Auch dort soll auf Robotertechnik<br />

umgerüstet werden. „Wenn wir das jetzt noch<br />

mal bauen sollten, dann bestellen wir wieder den Delta-<br />

Roboter und werfen die Motoren einfach an“, so Kuhl.<br />

„Wir geben die bereits bekannten Werte ein und schon<br />

ist die Anlage lauffähig.“ Wenn alle Komponenten vorrätig<br />

sind, sei das System an einem Tag zusammengebaut.<br />

Dabei wurde der Delta-Roboter sogar teilweise<br />

auf Siemens Komponenten umgerüstet. Die Schrittmotoren<br />

und die Steuerung von Igus wurden durch Servomotoren<br />

und Servoregler von Siemens ersetzt, um die<br />

Anlage problemlos mit einer Siemens-Steuerung betreiben<br />

zu können.<br />

Lieferbar ist der Delta-Roboter innerhalb von 24<br />

Stunden als vormontierter Bausatz inklusive Montageanleitung<br />

in einer Box oder direkt einbaufertig in einem<br />

Transportrahmen. Optional kann der Anwender auf eine<br />

eigene Software und Steuerung zurückgreifen. Oder<br />

er nutzt die intuitive und leicht bedienbare Steuerung<br />

von Igus. Der Delta-Roboter eignet sich vor allem für<br />

einfache Montageaufgaben, Pick-and-Place-Anwendungen<br />

und Einsätzen in der Prüftechnik. Neben dem Delta-Roboter<br />

hat der Kölner Hersteller noch weitere preisgünstige<br />

Systeme in seinem Portfolio. (us) •<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20 65


technik & wissen<br />

Beim Steuerrelais easyE4 hat der Anwender<br />

die Wahl zwischen vier Programmiersprachen:<br />

ST, FUP, KOP oder EDP. Bilder: Eaton<br />

Kleinsteuerung versus speicherprogrammierbare Steuerung (SPS)<br />

Kleinsteuerung<br />

auf dem Vormarsch<br />

Automatisierung | Kleinsteuerungen wie die easyE4<br />

von Eaton bieten den Einsatz mehrerer Programmiersprachen,<br />

modulare Softwarekonzepte und eine leistungsstarke<br />

Hardware. Damit stellt sie in vielen Fällen<br />

eine Alternative zur klassischen SPS dar. ❧ Nora Nuissl<br />

Steuerrelais – oder auch Kleinsteuerungen – werden oft<br />

für wenig komplexere Steuerungsaufgaben eingesetzt.<br />

Das liegt zum einen daran, dass die Rechenkapazität im<br />

Vergleich zu einer speicherprogrammierbaren Steuerung<br />

(SPS) begrenzt ist und zum anderen, dass die Relais selten<br />

flexibel programmiert werden können. Doch nicht<br />

für jede Steuerungsaufgabe bietet sich die zwar leistungsstärkere<br />

aber meist auch teurere SPS an.<br />

Ein Beispiel für eine solche Kleinsteuerung ist die<br />

easyE4 der Eaton Electric GmbH. Das jüngste Mitglied<br />

aus der Produktfamilie der Steurrelais des Bonner Her-<br />

stellers ist im Vergleich zu den Vorgängerreihen<br />

easy500, easy700 und easy800 kompakter aufgebaut:<br />

Mit bis zu 11 Modulen auf maximal 188 Ein-/Ausgängen<br />

sowie einer flexibel wählbaren Spannungsbreite eignet<br />

sich die Kleinsteuerung vor allem für Anwendungen<br />

in der Industrie und im Gebäudebereich.<br />

Als einen der größten Vorteile nennt Sascha Lindemann,<br />

Product Manager Product Line Machine Operation<br />

& Control bei Eaton, die Modularität des Systems.<br />

„Über eine Ethernet-Schnittstelle kann der Nutzer verschiedene<br />

Kommunikationsprotokolle, beispielsweise<br />

Modbus TCP IP, nutzen. Die hauseigene Software easy-<br />

Soft ermöglicht die Auswahl zwischen derzeit vier Programmierstandards:<br />

Strukturierter Text (ST), Kontaktplan<br />

(KOP), Funktionsplan (FUP) oder Easy Device Programming<br />

(EDP). Über einen integrierten Webserver im<br />

Gerät kann der Werker etwa über ein Problem per<br />

E-Mail informiert werden.“ Durch die ebenfalls integrierte<br />

zählergesteuerte, flankengesteuerte und zeitgesteuerte<br />

Interrupt-Fähigkeit der easyE4 kann die Anlage,<br />

ähnlich wie bei einer SPS, auf externe Signale oder<br />

Fehlermeldungen ohne Zeitverzögerung reagieren und<br />

die entsprechenden Reaktionen ausführen. „Mit dieser<br />

Vielzahl an Funktionen verschwimmen die Grenzen der<br />

SPS, also der Nano-, Mikro- und Kleinsteuerungen, zunehmend“,<br />

betont Lindemann.<br />

Simulation für eine sichere Inbetriebnahme<br />

Um einen fehlerfreien Ablauf schon bei der ersten Inbetriebnahme<br />

zu gewährleisten, bietet die Simulation eine<br />

immer häufiger eingesetzte Grundlage. Viele Fehler lassen<br />

sich so vor der realen Inbetriebnahme bereits ausschließen.<br />

Über die aktuelle Softwareversion easySoft 7<br />

kann der Anwender eine Simulation im Vorfeld der Inbetriebnahme<br />

durchführen. Dies beinhaltet die Simulation<br />

der Schaltungsfunktionen. Aber auch Fehler in Berechnungen<br />

oder fehlerhafte Zeigerzugriffe lassen sich<br />

durch das Setzen von Haltepunkten präzise lokalisieren.<br />

All die beschriebenen Funktionen inklusive der Einsatz<br />

von ST und die modulare Erweiterbarkeit verleihen<br />

Kleinsteuerungen wie der Eaton easyE4 eine Leistungsfähigkeit<br />

und Flexibilität, die sie auch für Anwendungen<br />

mittlerer Komplexität zu einer kostengünstigen und einfach<br />

in Betrieb zu nehmenden Alternative zur klassischen<br />

SPS machen. Vergleichsweise geringe Inbetriebnahmezeiten<br />

sind ein weiterer Vorteil, ebenso Funktionen<br />

wie Interrupt oder eine genaue Zeitsynchronisierung.<br />

Der mögliche Einsatz unterschiedlicher Sprachvarianten<br />

in einem System sowie die integrierte Visualisierung<br />

prädestinieren die Steuerrelais laut Anbieter für die<br />

Anwendung in der digitalen Produktion von heute.<br />

66 <strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20


Ein Beispiel für den Einsatz der Kleinsteuerung<br />

easyE4 ist die automatisierte Steuerung von Pumpen in<br />

einem Wasserwerk. Hier hat der Hersteller für alle an<br />

Planung und Betrieb einer Wasserversorgung beteiligte<br />

Parteien folgende Vorteile erzielt: Planungsbüros haben<br />

durch die Modularisierung eine gute Grundlage für die<br />

Ausschreibungen, Installationsunternehmen können<br />

durch das dezentrale Konzept den Verdrahtungsaufwand<br />

reduzieren und Realisierungszeiten verkürzen.<br />

Durch den einfachen Aufbau und die leichte Programmierung<br />

beziehungsweise Parametrisierung der Steuerrelais<br />

kann die Wartung und eine spätere Erweiterung<br />

durch Elektro-Betriebe vor Ort durchgeführt werden.<br />

Für den Investor und Betreiber sei so langfristig die Flexibilität<br />

und Verfügbarkeit der Anlage gesichert.<br />

Für die Pumpensteuerung wurden individuelle Anwender-Funktions-Bausteine<br />

gemäß der Kundenanforderung<br />

entwickelt. So können Daten aus dem Relais<br />

oder Frequenzumrichtern geloggt und verschiedene<br />

Schieberzustände erfasst werden. Durch eine Verknüpfung<br />

mit der Cloud über ein entsprechendes Gateway<br />

lässt sich so frühzeitig ein Wartungs- oder Servicebedarf<br />

ableiten.<br />

•<br />

Eine Kleinsteuerung eignet sich im Vergleich zu einer klassischen SPS<br />

vor allem für kleinere Automatisierungsprojekte.<br />

„Der Vorteil liegt in der Modularität des Systems“<br />

Sascha Lindemann,<br />

Product Manager<br />

Product Line<br />

Machine Operation<br />

& Control bei Eaton.<br />

Herr Lindemann, Sie haben das<br />

Steuerrelais easyE4 im Vergleich zu<br />

den Vorgängerversionen um einige<br />

Funktionen erweitert. Worin sehen<br />

Sie die größten Vorteile?<br />

Durch den integrierten Webserver in<br />

der easyE4 kann der Werker beispielsweise<br />

über Probleme per<br />

E-Mail informiert werden. Außerdem<br />

verfügt das Steuerrelais über<br />

eine dezentrale Visualisierung.<br />

Derzeit verwenden wir standardisierte<br />

Kommunikationsprotokolle<br />

wie Modbus TCP IP in der Steuerung,<br />

also eine Ethernet-Schnittstelle.<br />

Wir planen aber die Kommunikationsfähigkeiten<br />

auszubauen, indem<br />

wir mehrere Protokolle sowie<br />

zusätz liche Visualisierungserweiterungen<br />

anbieten. Der größte Vorteil<br />

des Systems liegt aber in der Modularität:<br />

Der Anwender kann aus vier<br />

Programmiersprachen wählen oder<br />

einzelne kombinieren.<br />

Können Steuerrelais die eigentlich<br />

leistungsstärkere SPS als Automa -<br />

tisierungslösung ersetzen?<br />

Wir wollen mit der Kleinsteuerung<br />

keine SPS ersetzen, sondern bieten<br />

so eine kostengünstigere Möglichkeit<br />

für Anwendungen kleinerer und<br />

mittlerer Komplexität. In vielen<br />

Fällen macht diese Lösung mehr<br />

Sinn als eine SPS.<br />

In welchem Preisrahmen liegt die<br />

easyE4?<br />

Ein Basisgerät mit Display ohne weitere<br />

Funktionen kostet je nach Ausführung<br />

(Spannung) zwischen 112<br />

und 119 Euro gemäß Listenpreis.<br />

Wenn ich bereits ein Steuerrelais<br />

einer älteren Generation in der Produktion<br />

integriert hätte, muss ich<br />

dieses nun austauschen?<br />

Nein. easyE4 kann einfach in ältere<br />

Systeme eingebunden und mit Vorgängerversionen<br />

verknüpft werden.<br />

In welchen Bereichen wird die<br />

easyE4 schon eingesetzt?<br />

Die Bandbreite der Anwendungsfelder<br />

ist groß: Das kann vom Brotbackautomaten<br />

über Hochdruckreiniger<br />

in der Straßenreinigung bis hin<br />

zur Kühlung und Beheizung von<br />

Gebäuden reichen.<br />

Welche weiteren Funktionen für<br />

das Steuerrelais easyE4 sind in<br />

naher Zukunft geplant?<br />

Die Kommunikation über Ethernetbasierte<br />

Feldbusse wie Modbus-<br />

TCP soll künftig ausgebaut werden,<br />

hier wollen wir weitere Kommunikationsprotokolle<br />

einbinden. Damit<br />

planen wir, im ersten Halbjahr 2021<br />

auf den Markt zu gehen.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20 67


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68 <strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20


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• Sonderanfertigungen nach Vorgaben<br />

ZEICHNUNGSTEILE<br />

Fakten zu Unternehmen, Details zu Angebots- und Leistungsspektrum finden<br />

Sie im Firmenverzeichnis auf industrieanzeiger.de.<br />

Unter folgendem Link gelangen Sie zur Übersicht aller Online-Firmenprofile.<br />

Bookmark!<br />

www.industrieanzeiger.de/firmenverzeichnis<br />

Willi Hahn GmbH<br />

www.wiha.solutions<br />

Die Willi Hahn GmbH ist ein mittelständisches, familiengeführtes<br />

Unternehmen mit langjähriger Erfahrung<br />

in der Verbindungstechnik. Wir stehen für Qualität,<br />

Innovation und Zuverlässigkeit. Unsere Kompetenzen<br />

liegen im Bereich Dreh- und Frästeile, sowie Kaltfließpressteilen.<br />

Wir sind Ihr Partner für Sonderteile, hochpräzise<br />

Zeichnungsteile mit großer Fertigungstiefe,<br />

aus sämtlichen Werkstoffen, mit allen Bearbeitungsverfahren<br />

und Oberflächenbehandlungen. Sie erhalten<br />

von uns umfassende Lösungen und Unterstützung<br />

für Ihre Beschaffung: Rahmenverträge, Kanban,<br />

Abwicklung über Ihre Portale und Umsetzung Ihrer<br />

individuellen Anforderungen.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20 69


produkte<br />

Nur halb so viele<br />

Energieverluste<br />

Antriebe | Synchronreluktanzmotoren von ABB verfügen nun<br />

über die Energieeffizienz-Klassifizierung IE5 und weisen im<br />

Vergleich zu IE2-Motoren bis zu 50 % geringere Energieverluste<br />

auf.<br />

Synchronreluktanzmotoren<br />

(SynRM) von ABB erfüllen nun<br />

die Kriterien der neuen Ultra-<br />

Premium-Energieeffizienzklasse<br />

IE5, die von der Internationalen<br />

Elektrotechnischen Kommission<br />

(IEC) festgelegt wurden. Sie senken<br />

die Energieverluste etwa um<br />

die Hälfte und ermöglichen<br />

einen deutlich niedrigeren Energieverbrauch<br />

als Asynchronmotoren<br />

der Wirkungsklasse IE2.<br />

Weitere Vorteile der<br />

IE5-SynRM-Motoren sind laut<br />

Hersteller die niedrigeren Lager-<br />

und Wicklungstemperaturen,<br />

die für höhere Zuverlässigkeit<br />

und längere Lebensdauer sorgen.<br />

So werden auch die Motorengeräusche<br />

reduziert, wodurch<br />

ein angenehmeres Arbeitsumfeld<br />

geschaffen werde.<br />

Die Motoren eignen sich für<br />

den Einsatz in zahlreichen anspruchsvollen<br />

Industrieanwendungen<br />

und ermöglichen bei<br />

jeder Geschwindigkeit eine präzise<br />

Steuerung und hohe Effizienz<br />

– selbst bei Teillasten. Sie<br />

sind daher eine ideale Option zu<br />

herkömmlichen Asynchronmotoren<br />

in Pumpen, Lüftern und<br />

Kompressoren sowie für komplexere<br />

Anwendungen wie<br />

Strangpressen, Mischaggregate,<br />

Winden und Förderanlagen.<br />

Asynchronmotoren können<br />

problemlos durch IE5-SynRM-<br />

Motoren ausgetauscht werden,<br />

da sie dieselbe Größe und Ausgangsleistung<br />

aufweisen. Mechanische<br />

Änderungen sind somit<br />

nicht erforderlich. •<br />

Synchronreluktanz -<br />

motoren von ABB<br />

erfüllen nun die Kriterien<br />

der IE5-Effizienzklasse.<br />

Bild: ABB<br />

Feinfühliger<br />

Werkzeughalter<br />

Spanntechnik | Ab September liefert Schunk das sensorische<br />

Hydro-Dehnspannfutter iTendo aus. Es ermöglicht, Zerspanungsprozesse<br />

in hoher Auflösung unmittelbar am Werkzeug<br />

zu überwachen und Schnittparameter in Echtzeit zu regeln.<br />

Der iTendo ist in der Lage, den<br />

Zerspanungsprozess lückenlos<br />

zu erfassen, zuvor definierte<br />

Grenzwerte zu überwachen und<br />

bei Unregelmäßigkeiten beispielsweise<br />

adaptives Regeln<br />

von Drehzahl und Vorschub in<br />

Echtzeit zu ermöglichen.<br />

Im ersten Schritt standardisiert<br />

Schunk den iTendo für die<br />

gängige Schnittstelle HSK-A 63<br />

mit Spanndurchmessern von 6<br />

mm bis 32 mm und einer Länge<br />

von 130 mm. Der sensorische<br />

Werkzeughalter ist für den Einsatz<br />

von Kühlschmiermittel geeignet<br />

und bis 10.000 min -1 ausgelegt.<br />

Die Inbetriebnahme und<br />

Analyse der Daten erfolgen über<br />

ein browserbasiertes Dashboard<br />

auf handelsüblichen PCs, Tablet<br />

Computern oder Smartphones.<br />

In der einfachsten Ausbaustufe,<br />

die komplett ohne maschinenseitige<br />

Anpassungen realisiert<br />

werden kann, lassen sich die<br />

Live-Daten des Sensors über eine<br />

lokale Anbindung unmittelbar<br />

am Schunk-Dashboard anzeigen.<br />

In einer zweiten Ausbaustufe<br />

wird der Echtzeitcontroller<br />

von einem Servicetechniker mit<br />

der Maschinensteuerung verbunden,<br />

so dass Alarme ausgelöst<br />

oder Prozesse adaptiv geregelt<br />

werden können. Die höchste<br />

Ausbaustufe ermöglicht zusätzlich<br />

einen Informationsaustausch<br />

mit der Maschine. •<br />

Der smarte Werkzeug -<br />

halter iTendo ermöglicht<br />

eine Echtzeitprozess -<br />

überwachung und<br />

-regelung unmittelbar<br />

am Werkzeug.<br />

Bild: Schunk<br />

70 <strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20


über 60 Jahre Erfahrung<br />

für Ihre Sicherheit<br />

Sicherheitsfunktion<br />

schützt vor Fehlbedienung<br />

Schnellspanner | Ganter hat sein Portfolio an Schnellspannern<br />

in Bezug auf Handhabung, Qualität sowie<br />

Montage optimiert. Ab sofort stehen Produktversionen<br />

mit integrierter Sicherheitsfunktion zur Verfügung: Der<br />

Spanner GN 820.3 wird dank eines Sicherungshakens<br />

vor unbedachtem Öffnen und dadurch vor Fehlbedienung<br />

geschützt. Die Sicherungsverriegelung kann bei<br />

Bedarf einhändig geöffnet<br />

werden. Bei der Produktversion<br />

GN 810.3 lassen<br />

sich beide Endpositionen<br />

des Spanners durch die<br />

neue Verriegelungsfunktion<br />

sichern. Dies ermöglicht<br />

den Einsatz längerer<br />

Spann arme, ohne dass diese<br />

versehentlich schließen.<br />

Als neuen Service liefert<br />

der Hersteller die jeweils<br />

passende Andrückschraube<br />

und auf Wunsch den verlängerten<br />

Spannarm automatisch<br />

mit. •<br />

Sicher geführt auf<br />

Treppen und Rampen<br />

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in verschiedener Bauart,<br />

Geometrie und Größe bietet<br />

Brinck viele Möglichkeiten für<br />

die Gestaltung von Geländern<br />

im Innen- und Außenbereich.<br />

Anwender können wählen zwischen<br />

ein- und zweischaligen<br />

Schraubverbindern sowie bün-<br />

digen Innenspann-Verbindern in<br />

starren und beweglichen Varianten.<br />

Der Hersteller bietet<br />

auch die Wahlmöglichkeit zwischen<br />

drei Befestigungsprinzipien:<br />

Rohrverbinder der geschlossenen<br />

Bauart erlauben ein<br />

Durch- oder Einschieben der<br />

Rohre und eine Senkschrauben-<br />

Fixierung; bei der mehrschaligen<br />

Bauart umfassen zwei Aluminiumsegmente<br />

das<br />

Rohr von außen. Und<br />

bei der dritten Bauart<br />

handelt es sich um<br />

Rohrverbinder mit einer<br />

Innenspann-Mechanik,<br />

die einen bündigen<br />

Übergang von<br />

Rohr und Verbinder ermöglicht.<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20 71


vorschau 19.20<br />

Bild: Georgi Roshkov/stock.adobe.com<br />

C-Teile-Management<br />

Die Schrauben müssen drehen, sonst kann die<br />

ganze Produktion zum Erliegen kommen. In<br />

der letzten Zeit wurden die massiven Auswirkungen<br />

der Pandemie auf C-Teile-Anbieter<br />

sichtbar. Fünf Branchen kenner erklären, was<br />

die Änderungen bei ihnen bewirkt haben und<br />

wo die Zukunft der Branche liegt.<br />

Risikomanagement<br />

Ein besseres Risikomanagement macht Lieferketten<br />

stabiler und resilienter und schützt sie<br />

auch gegen neue Risiken. All dies ermöglicht<br />

die Blockchain-Technologie.<br />

Interview<br />

Markus Brandstetter, der neue CTO bei der<br />

Grundfos-Gruppe, erläutert im Interview, wie<br />

der Pumpenhersteller die Digitalisierung angeht<br />

und welche Produktstrategie er verfolgt.<br />

erscheint dienstags Impressum<br />

ISSN 0019–9036<br />

Organ des Wirtschaftsverbands Stahl- und Metallverarbeitung<br />

e.V. (WSM), Düsseldorf, Hagen. Die Mitglieder<br />

des Verbandes erhalten den <strong>Industrieanzeiger</strong> im Rahmen ihrer<br />

Mitgliedschaft. Zusammenarbeit im Fachbereich der Gießereitechnik<br />

mit der Zentrale für Gussverwendung, Düsseldorf.<br />

Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />

Mitherausgeber: Prof. Dr.-Ing. Christian Brecher (Werkzeug-<br />

maschinen); Prof. Dr.-Ing. Thomas Bergs (Technologie der<br />

Fertigungsverfahren); Prof. Dr.-Ing. Robert Schmitt (Fertigungsmesstechnik<br />

und Qualitätsmanagement);<br />

Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Wirt.-Ing. Günther Schuh (Produktions-<br />

systematik), WZL RWTH Aachen<br />

Verlag: Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />

Geschäftsführer: Peter Dilger<br />

Verlagsleiter: Peter Dilger<br />

Chefredakteur:<br />

Dipl.-Ing. (FH) Werner Götz (gö), Phone +49 711 7594–451<br />

Stellv. Chefredakteur:<br />

Dipl.-Betriebswirt (FH) Dietmar Kieser (dk),<br />

Phone +49 711 7594–454<br />

Redaktion:<br />

Dipl.-Inf. (FH) Uwe Schoppen (us), Phone +49 711 7594–458;<br />

M. Litt. Sanja Döttling (sd), Phone +49 711 7594–342;<br />

Kyra Kutter (kk), Phone +49 711 7594–475;<br />

B. A. (FH) Nora Nuissl (nu), Phone +49 711 7594–391;<br />

M. A. Nico Schröder (sc), Phone +49 170 6401879;<br />

Susanne Schwab (su), Phone +49 711 7594–444;<br />

Dipl.-Ing. Olaf Stauß (os), Phone +49 711 7594–495;<br />

Dipl.-Ing. (FH), Dipl.-Infowirtin (FH) MonaWillrett (mw),<br />

Phone +49 711 7594–285<br />

Ständige freie Mitarbeiter:<br />

Dipl.-Ing. Volker Albrecht, Karin Faulstroh (kf),<br />

Michael Grupp (mg), Sabine Koll (sk), Markus Strehlitz (ms),<br />

Henriette Steuer (hs)<br />

Redaktionsassistenz: Daniela Engel, Phone +49 711 7594–452,<br />

Fax –1452, E-Mail: daniela.engel@konradin.de<br />

Layout: Laura Gehring, Jonas Groshaupt, Michael Kienzle,<br />

Ana Turina<br />

ANZEIGEN<br />

Gesamtanzeigenleiter:<br />

Joachim Linckh, Phone +49 711 7594–565, Fax –1565<br />

Auftragsmanagement:<br />

Matthias Rath, Phone +49 711 7594–323, Fax –1323<br />

Zurzeit gilt Preisliste 79 vom 1.10.2019.<br />

Anzeigen-Annahmeschluss für Gelegenheits anzeigen mittwochs,<br />

15 Uhr.<br />

Leserservice: <strong>Industrieanzeiger</strong> +49 711 7252–209,<br />

konradinversand@zenit-presse.de<br />

Erscheinungsweise: dienstags (28 x jährlich)<br />

Bezugspreis: Inland jährlich 208,60 € inkl. Versandkosten und<br />

MwSt; Ausland 208,60 € inkl. Versandkosten. Einzelpreis 7,55 €<br />

(inkl. MwSt, zzgl. Versandkosten).<br />

Bestellungen erbitten wir an den Verlag.<br />

Sofern die Lieferung nicht für einen bestimmten Zeitraum ausdrücklich<br />

bestellt war, läuft das Abonnement bis auf Widerruf.<br />

Bezugszeit: Das Abonnement kann erstmals vier Wochen zum<br />

Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt werden. Nach Ablauf<br />

des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist von jeweils vier<br />

Wochen zum Quartalsende.<br />

Bei Nichterscheinen aus technischen Gründen oder höherer<br />

Gewalt entsteht kein Anspruch auf Ersatz.<br />

AUSLANDSVERTRETUNGEN<br />

Großbritannien/Irland: Jens Smith Partnership, The Court, Long<br />

Sutton, GB-Hook, Hampshire RG 29 1TA, Phone 01256<br />

862589, Fax 01256 862182, E-Mail: jsp@trademedia.info;<br />

USA: D.A. Fox Advertising Sales, Inc. Detlef Fox, 5 Penn Plaza,<br />

19th Floor, New York, NY 10001, Phone +1 212 8963881,<br />

Fax +1 212 6293988, detleffox@comcast.net<br />

Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors, nicht<br />

unbedingt die der Redaktion dar. Für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte keine Gewähr. Alle im <strong>Industrieanzeiger</strong> erscheinenden<br />

Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte,<br />

auch Übersetzungen, vorbehalten. Reproduktionen, gleich<br />

welcher Art, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />

Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />

Druck: Konradin Druck, Leinfelden-Echterdingen<br />

Printed in Germany<br />

© 2020 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Leinfelden-Echterdingen<br />

72 <strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20


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3 Win Maschinenbau ........................... 21<br />

AB Electrolux ........................................ 18<br />

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Aesculap ................................................ 42<br />

AMF ........................................................ 51<br />

Arno Werkzeuge ................................... 17<br />

Bay GmbH ................................................ 8<br />

Bitkom .................................................... 14<br />

Bosch ..................................................... 13<br />

Bosch Thermotechnik ......................... 18<br />

Brinck ..................................................... 71<br />

Buschjost ............................................... 19<br />

Callista Private Equity .......................... 14<br />

Camaix .................................................... 21<br />

Chiron ..................................................... 34<br />

Citizen ..................................................... 46<br />

Coherent ................................................ 18<br />

Covestro ................................................. 18<br />

DMG Mori .............................................. 56<br />

Easyfairs ................................................ 17<br />

Eaton Electric ........................................ 66<br />

ECTA ........................................................ 26<br />

Exapt Systemtechnik ........................... 21<br />

Festo ....................................................... 16<br />

FIT Additive Manufacturing 19<br />

Fraunhofer Ifam, Institutsteil<br />

Dresden .................................................. 60<br />

Fraunhofer IWU .................................... 60<br />

Ganter ..................................................... 71<br />

Gehring ................................................... 13<br />

Hainbuch ................................................ 58<br />

Hermle .................................................... 52<br />

Hoffmann ............................................... 58<br />

Horn .................................................. 26, 42<br />

Human Computer Interaction<br />

Center ..................................................... 21<br />

Iscar ........................................................ 48<br />

Kern ........................................................ 36<br />

Knorr-Bremse ........................................ 18<br />

Kraftfahrt-Bundesamt .......................... 10<br />

Laubscher Präzision ............................ 42<br />

Leuze ...................................................... 12<br />

Mahle ..................................................... 63<br />

Mapal ..................................................... 50<br />

Mesago Messe Frankfurt 15<br />

Messe Stuttgart .............................. 32, 34<br />

Mikron .................................................... 14<br />

Nextbase .................................................. 8<br />

Nordmethan .......................................... 12<br />

Norgren .................................................. 19<br />

Pixel Group ............................................ 12<br />

Plastics Europe ..................................... 18<br />

Porsche .................................................. 63<br />

Scoobe3D ................................................ 8<br />

SLM Solutions ....................................... 16<br />

Technotrans ........................................... 18<br />

Triggo ........................................................ 8<br />

Trumpf ............................................... 16, 63<br />

VariovacPSSystemPack 56<br />

VDMA ............................................... 12, 28<br />

VDW..................................................<br />

10, 28<br />

Vetrotech Saint-Gobain 64<br />

WBA Aachener Werkzeugbau<br />

Akademie ............................................... 20<br />

Weltec Biopower..................................<br />

12<br />

WFL Millturn .......................................... 58<br />

WZL der RWTH Aachen 22<br />

Zecha ...................................................... 36<br />

Zeiss ....................................................... 63<br />

Der Span ................................................ 52<br />

Deutsche Messe .................................. 15<br />

Dilas Diodenlaser ................................. 18<br />

IFR ........................................................... 14<br />

Igus ......................................................... 64<br />

Ingenics Group ..................................... 12<br />

Rotec ...................................................... 48<br />

Schunk ................................................... 70<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20 73


zuletzt ...<br />

(Nicht) zu schön,<br />

um wahr zu sein<br />

Spannend, andersartig, nicht immer<br />

verständlich für Laien, teilweise verstörend<br />

oder mit Aha-Effekt: So sehen<br />

viele – auch ich – Kunstprojekte.<br />

Eines im Museum für Kunst und<br />

Gewerbe in Hamburg ist mir jüngst<br />

ins Auge gestochen. Dort startet im<br />

November die „Schule der Folgenlosigkeit: Übungen für ein anderes Leben“.<br />

Darin stellt Friedrich von Borries Fragen, etwa: Wie sähe ein Leben aus, das –<br />

im ökologischen, aber auch im virologischen Sinne – möglichst folgenlos<br />

bleibt? Könnte Folgenlosigkeit ein neues regulatives Ideal werden?<br />

Welche Auswirkungen hätte ein solches Streben auf die materielle und<br />

immaterielle Gestaltung unseres Alltags, auf die Wirtschafts- und<br />

Sozialordnung oder auf die Art, wie wir miteinander umgehen? Der<br />

Künstler möchte in einem eigens eingerichteten „Selbstlernraum“ Besuchern<br />

die Möglichkeit geben, eine neue Perspektive auf Nachhaltigkeit zu erlangen,<br />

indem sie Entscheidungen abgeben, ihre Hände in Unschuld waschen oder sich<br />

im Nichts-Tun üben. Vorab können sich<br />

Interessierte bis zum 15. September 2020 für ein<br />

Stipen dium für besagtes Nichtstun bewerben. Drei<br />

Stück, jeweils mit 1.600 Euro dotiert, sind<br />

zu ver geben. Vorkenntnisse werden nicht gefordert.<br />

Nach der großräumigen Lockdown-Phase angesichts<br />

der Corona-Pandemie haben sich die Meisten<br />

ja bereits im ruhigen Darben üben können. Aber<br />

Moment mal, wenn ich nichts tue, kann ich ja<br />

auch keine Bewerbung abschicken...<br />

nu<br />

Bild: eyetronic/adobe.stock.com<br />

74 <strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20


<strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20 75


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76 <strong>Industrieanzeiger</strong> 18.20

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