sPositive-07-2020-Abz10
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Ein Traum wird wahr: Mit dem
eigenen Pferd am Meer!
zwar derjenige von uns beiden, der mit
mehr Ehrgeiz gesegnet ist, doch ich habe
trotzdem Bedenken, ob der intensive Turnieralltag
und die fremde Umgebung ihm
nicht etwas die Lust hemmen. Aber mein
Pferd beweist mir das Gegenteil. Ich bin
wahnsinnig stolz und gleichzeitig auch
erstaunt, wie locker er die doch ziemlich
grosse Anstrengung dieser Reise wegsteckt.
Aus sechs Starts können wir fünf
Platzierungen nach Hause nehmen.
Abgesehen von den Turnieren haben die
Reiter auch die Möglichkeit, Übungsrunden
zu reiten, die Pferde auf zwei Sandplätzen
zu gymnastizieren, uns bei Regenschauern
in ein überdimensionales
Reitzelt zu verkriechen oder auf dem
langläufigen Hand-Walk zu spazieren.
Für Wellness und Abkühlung sorgen zahlreiche
Waschplätze. Am Rand des Areals
liegt der grosse Parkplatz für die Lastwagen,
die bei der Einfuhr in das Gelände
alle durch eine Schleuse fahren, in der
sie mittels Sprühvorrichtung desinfiziert
werden. Viele der Reiter leben im Wohnbereich
der Lastwagen, die sich wie Mini-
Häuser zu einer Art Dorf aneinanderreihen,
was die gesamte Atmosphäre noch
familiärer macht.
Dadurch, dass ich mein Pferd selbst versorge,
rücke ich auch mit ihm näher zusammen.
Ich beobachte wie er frisst,
welche Teile des Heues er aussenvor
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lässt, wie er am liebsten liegt, zu welchen
Tageszeiten er keinen Bock auf Besuch
hat und welche Ecke er sich zum Misten
aussucht. Ich lerne, ihn noch besser einschätzen
zu können und das spiegelt sich
im Reiten wieder. Je länger wir in Spanien
sind, desto besser und flüssiger werden
die Reiteinheiten und ich habe beim
letzten Umgang das Gefühl, die Linien
nur noch denken zu müssen, um Cornet
zu führen.
Und dann ist da natürlich noch die See.
Ich lebe hier meinen Kindheitstraum,
denn welcher Reiter wünscht sich nicht,
eines Tages mit seinem Pferd am Meer zu
galoppieren? Der Strand ist jeweils morgens
offen und ich reite hier so oft ich
kann. An manchen Tagen weiss ich nicht,
ob es die Brise ist, die meine Augen tränen
lässt oder das wahnsinnige Gefühl,
mir bewusst zu sein, dass ich mit Cornet
tatsächlich am Meer bin und durch seine
mandelförmigen Ohren in die unendliche
Weite schaue. Mein Pferd ist die ersten
Tage noch etwas skeptisch was die
Wellen betrifft und ich dränge ihn deshalb
auch nicht in das Wasser. Ich kenne
ihn und vertraue darauf, dass er sich die
Sache irgendwann aus Neugier sowieso
genauer anschauen wird. Und ich behalte
recht: In der zweiten Woche dackelt er
ganz plötzlich einer Reiterin aus Mexiko
hinterher und wir stehen mitten im Meer.
Ein Bild, das ich nicht so schnell vergessen
werde – auch dank des hartnäckigen
Sandes, den ich selbst heute noch an
Stellen am Material finde, wo ich ehrlich
gesagt lieber keinen Sand hätte.
Money, Money – must be funny
Wir Menschen mögen Vorurteile, und das
besonders gern und leidenschaftlich,
wenn es um Geld geht. Der Spass in Oliva
Nova war teuer, das gebe ich zu. Zurück
in der Heimat bleibe ich den traditionell
schweizerischen Werten treu und nenne
keine genauen Zahlen, doch wir bewegen
uns all inclusive in einem dreistelligen
Bereich. Aber Hand auf’s (Reiter-)Herz:
Wann und wo hätte ich das Gesparte besser
investieren sollen? Wofür der Aufwand,
wenn nicht für die Erfüllung eines
Lebenstraumes? Wenn nicht jetzt, wann
dann? Ich bereue keinen Rappen und keine
Sekunde, die ich investiert habe. Lange
Rede, kurzer Sinn: Gracias Mediterranean
Equestrian Tour! Wir kommen
wieder.