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dAs zoom-gesPRäch im gespräch: Prof. dr. Reiner eichenberger, finanzwissenschaftler STeUeROASe MiT VeRBeSSeRUn sind unsere steuergesetze zu kompliziert; braucht die schweiz mehr steuergerechtigkeit und funktioniert der steuerwettbewerb unter den kantonen auch in der welt von morgen noch? Professor dr. Reiner eichenberger, finanzwissenschaftler und dozent an der universität fribourg, plädiert in einem gespräch mit zoom für eine lokale steuerautonomie, zerlegung der steuerpflicht und mitbestimmungsrechte. JoSEPH WEIBEL (TExT), BARBARA GöTSCHmANN (BILDER) steckbrief Reiner eichenberger wohnort Feldmeilen | zivilstand verheiratet | beruf ökonom | heutige funktion Universitätsprofessor, Uni Fribourg | weitere tätigkeiten u.a. mitglied der Eidgenössischen Kommunikationskommission | hobbys vieles, u.a. meine meinung vertreten | was ich mag die noch bestehenden vielen Freiheiten | was ich gar nicht mag dass der Staat vieles gleichzeitig behindert und subventioniert 4 | <strong>BDO</strong> ZOOM 1/2011 Prof. dr. Reiner eichenberger: «im internationalen vergleich haben wir ein relativ einfaches steuerrecht.»
GSPOTenZiAL herr Professor eichenberger, unsere steuergesetze sind kompliziert, heisst es. wie ist ihre meinung dazu? Professor Dr. Reiner Eichenberger: Im internationalen Vergleich haben wir eher ein einfaches Steuerrecht. manchen mag aber unsere Steuergesetzgebung kompliziert erscheinen, weil wir – im Gegensatz zu unseren Nachbarländern – eine Steuererklärung ausfüllen müssen und nicht direkt mit Lohnabzügen steuerlich belastet werden. Zudem erschweren schweizerische «Spezialfälle» wie Vermögens-, Eigenmietwert- und Doppelbesteuerung der Dividenden die fiskalische Arbeit der Steuerzahler. Deshalb sind auch wir gezwungen, unser Steuerrecht ständig zu aktualisieren und zu reformieren. was sind die wichtigsten unterschiede zwischen unserem steuergesetz und demjenigen von deutschland? Unser nördlicher Nachbar kennt beispielsweise viel mehr Abzugsmöglichkeiten. Als Kompensation braucht der Staat viel höhere Steuersätze. Das wiederum stärkt die Forderung der Steuerzahler nach mehr Abzügen, was schliesslich zu noch höheren Steuersätzen führt. Das ist ein Teufelskreis, in dem viele Länder gefangen sind. Leider kommt auch bei uns immer wieder die Forderung nach mehr Abzügen, statt die Steuersätze zu senken. Das ist eine schlechte Entwicklung. der steuerwettbewerb unter kantonen ist teil unseres föderalistischen systems und wird immer mehr auch in unseren nachbarländern kritisiert, weil er gutverdienende zu uns lockt. gegner sagen, ein einheitliches system käme einer wesentlichen vereinfachung unseres steuerrechts gleich. was meinen sie dazu? Natürlich ist intensiver Steuerwettbewerb ganz wichtig für die Effizienz des Staates und das Wohl der Bürger. Zudem führt er auch nicht zu einer Komplizierung, sondern zu einer Vereinfachung des Steuersystems. In Deutschland oder Italien ist das System so kompliziert, gerade weil es zentral und einheitlich ist und kein Wettbewerb eine Vereinfachung erzwingt. Wenn kein Wettbewerb für tiefere Steuern sorgt, versuchen die verschiedenen Interessengruppen umso mehr, Steuervergünstigungen durch spezielle Abzüge zu erreichen, womit wir wieder direkt beim vorher angesprochenen Teufelskreis sind. Probleme mit dem Steuerwettbewerb gibt es aber dadurch, dass wir nur am Wohnort Steuern zahlen. mit zunehmender mobilität wählen immer mehr Arbeitnehmende den Wohnort nach steuerlichen Kritierien aus. Dann zahlen sie da Steuern und können da mitbestimmen, wo sie nur nachts sind, aber nutzen da die öffentlichen Leistungen, wo sie arbeiten, aber keine Steuern zahlen und nicht mitbestimmen können. Damit wird unser System <strong>BDO</strong> ZOOM 1/2011 | 5
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