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Nr. 9 / September 2011 - Wirtschaftskrise (PDF, 2441 kb - KV Schweiz

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Dossier Krise<br />

«Im beruflichen Alltag fühlt<br />

man Ärger in sich»<br />

context 9 – <strong>2011</strong><br />

Es braucht Selbstsicherheit, um eine Krise durchzustehen. Das Festhalten<br />

an Werten hilft ebenfalls, sagt Wirtschaftspsychologe Christian Fichter.<br />

Von Andrea Mašek<br />

Herr Fichter, wie reagieren Durchschnittsbürger<br />

auf eine <strong>Wirtschaftskrise</strong>?<br />

Christian Fichter: Alle Menschen reagieren<br />

ähnlich. Aus welcher Schicht sie<br />

kommen, welche Qualifikationen sie haben<br />

oder in welcher Funktion sie sind,<br />

spielt dabei keine Rolle. Ob Angestellter<br />

oder Manager, man ist in erster Linie verunsichert.<br />

Das Ganze heisst ja auch Krise,<br />

weil die Situation schlechter geworden ist<br />

und wir nicht wissen warum. Wüssten wir<br />

es, hätten wir die Krise vermeiden kön-<br />

nen. Viele Menschen leiden unter Existenzangst.<br />

Zudem macht sich negative<br />

Stimmung breit. Diese zieht sich über das<br />

Berufliche hinaus bis ins Private hinein.<br />

Angstzustände nehmen zu, wie verschiedene<br />

Studien belegen. Daraus können<br />

sich Depressionen entwickeln.<br />

Wie wirkt sich das auf die Arbeit aus?<br />

Man ist gestresst. Im beruflichen Alltag<br />

fühlt man Ärger in sich, der sich dann<br />

aber oft auch auf die Beziehungen im Betrieb<br />

entlädt. Und leider sind auch die privaten<br />

Beziehungen betroffen.<br />

Was kann man dagegen tun?<br />

Man muss sich bewusst werden, dass<br />

die Verunsicherung, die man empfindet,<br />

ganz normal ist. Dann muss man lernen,<br />

damit umzugehen. Alles andere lähmt<br />

und ist kontraproduktiv. Die Menschen<br />

müssen versuchen, die Krise als Motivation<br />

zu verstehen, und konstruktiv etwas<br />

zur Lösung beizutragen. Das ist nicht nur<br />

nötig, sondern tatsächlich möglich, wie<br />

Studien über Weisheit und Glück im ökonomischen<br />

Handeln zeigen.<br />

«Die Krise ein Stück weit zu verdrängen ist nicht nur<br />

falsch. Anschauen, reflektieren und beiseite legen –<br />

ich rate dazu, mit der Krise so umzugehen.»<br />

Wie soll das gehen?<br />

Dazu braucht es Selbstsicherheit. Wir<br />

dürfen den Glauben und die Hoffnung<br />

nicht aufgeben, dass wir die Krise in den<br />

Griff bekommen, dass die Krise bald einmal<br />

überwunden ist und es uns dann wieder<br />

gut geht – sowohl als Individuum wie<br />

als Gesellschaft.<br />

Wie wichtig sind Werte in einer Krise?<br />

Es hilft, wenn der Mensch die etablierten,<br />

sozialen Normen, die für eine gute<br />

Gemeinschaft sorgen, auch in einer Krise<br />

behält. Doch in einer Krise schaut man<br />

› Management und<br />

Führung<br />

Zum Beispiel: hkvaarau.ch/fuehrung<br />

gerne erst einmal zu sich selbst. Es ist deshalb<br />

wichtig, sich an die Werte zu erinnern<br />

und das heisst: anderen zu helfen.<br />

Zum Beispiel mit Krediten. Werte sind<br />

fundamental für die Wirtschaft und die<br />

Gesellschaft. Die Leute, die Werte leben<br />

und erhalten, sind gegenüber denen, die<br />

das Negative und Pessimistische zelebrieren,<br />

langfristig im Vorteil.<br />

Eine andere Strategie ist, die Krise zu<br />

verdrängen. Was sagen Sie dazu?<br />

Die Krise ein Stück weit zu verdrängen<br />

ist nicht nur falsch. Anschauen, reflektieren<br />

und beiseite legen – ich rate dazu, mit<br />

der Krise so umzugehen. Man soll sich auf<br />

die positiven Werte konzentrieren. Das<br />

Rückzugsgefecht, das in manchen produzierenden<br />

Betrieben oder von einzelnen<br />

Tourismusvertretern ausgetragen wird,<br />

ist kontraproduktiv. In schwierigen Zeiten<br />

gilt gerade erst recht weiterzumachen,<br />

sich weiterzuentwickeln und voller Initiative<br />

und Motivation den Grundstein für<br />

zukünftiges Wachstum zu legen. Damit<br />

ist die <strong>Schweiz</strong>er Wirtschaft seit hundertfünfzig<br />

Jahren erfolgreich.<br />

Was geht eigentlich in jenen Menschen<br />

vor, die für die Krise verantwortlich<br />

gemacht werden?<br />

Es ist eine Tatsache, dass Menschen<br />

Erfolge gerne für sich verbuchen, Fehler<br />

jedoch nicht auf sich nehmen, sondern<br />

den Umständen die Schuld dafür zuwei-

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