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Ahoi Leipzig, Oktober 2020

Das Stadtmagazin für Leipzig und Region im Oktober 2020

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<strong>Leipzig</strong> engagiert sich<br />

<strong>Leipzig</strong> engagiert sich<br />

TANTE E.<br />

Der Engel von <strong>Leipzig</strong><br />

Gabi Edler kümmert sich seit fast<br />

30 Jahren um <strong>Leipzig</strong>s Straßenkinder,<br />

seit 17 Jahren mit dem Verein<br />

„Straßenkinder e. V.“. Ans Aufhören<br />

denkt die 77-Jährige noch lange<br />

nicht.<br />

Engel von <strong>Leipzig</strong>“ wird sie manchmal<br />

genannt. Gabi Edler ist seit<br />

fast 30 Jahren für Kinder, Jugendliche<br />

und junge Erwachsene, die Not<br />

leiden, da. Daraus wurde der 2003 von<br />

ihr mitgegründete Verein „Straßenkinder<br />

e. V.“ mit dem Vereinshaus „Tante E.“ in<br />

der Rosa-Luxemburg-Straße nahe dem<br />

Hauptbahnhof. Hier erhalten Hilfsbedürftige<br />

zwischen 14 und 27 Jahren eine<br />

warme Mahlzeit, frische Kleidung und<br />

Gelegenheit zum Duschen und Wäschewaschen.<br />

Und das 364 Tage im Jahr.<br />

Auch Unterstützung bei Bewerbungen,<br />

Behördengängen und bei der Wohnungssuche<br />

bietet das Team, zu dem unter<br />

anderem vier Festangestellte zählen. „Ich<br />

muss einfach helfen“, erklärt Edler. Die<br />

Hilfsbereitschaft habe sie von ihrer Mutter<br />

mitbekommen. Anfang der 90er-Jahre<br />

nahm die ehemalige Straßenbahnfahrerin<br />

bis zu 20 Straßenkinder in ihrer eigenen<br />

Wohnung auf. Auch einen Hund rettete<br />

sie schon einmal aus einer Mülltonne<br />

vor dem Tod und pflegte ihn zu Hause –<br />

13 Jahre lang.<br />

wie Porsche, Sportvereinen wie RB <strong>Leipzig</strong><br />

oder sogar von Schulklassen. Ein Plakat<br />

an einer Wand verrät, dass Schüler ihr<br />

Taschengeld spendeten, 150 Euro insgesamt.<br />

„Das ist doch der Wahnsinn“, sagt<br />

Edler. Die Lebensmittel kommen von<br />

Globus und REWE. An vier Tagen in der<br />

Woche fahren die Mitarbeiter auf Einkaufstour,<br />

um Brot, Kuchen, Joghurt,<br />

Obst, Gemüse und vieles mehr abzuholen.<br />

Manchmal kommt so viel zusammen,<br />

dass sie die überzähligen Waren an andere<br />

soziale Vereine weiterreichen.<br />

Oft bereiten sie in der Küche die Mahlzeiten<br />

selbst zu, manchmal werden fertig<br />

zubereitete Speisen von Hotels geliefert.<br />

Beim <strong>Ahoi</strong>-Termin kommen Nudeln mit<br />

Fleisch und Soße auf den Tisch. Kurz nach<br />

elf Uhr stehen die ersten jungen Männer<br />

hungrig vor der Tür. Edler schaut hinaus,<br />

als ob sie ihre Kinder zum Mittagessen<br />

ruft. „Ohne ‚Tante E.‘ wäre es sehr schwierig<br />

für uns“, sagt einer von ihnen.<br />

FERIENLAGER MUSSTE<br />

AUSFALLEN<br />

Während des Corona-Lockdowns konnte<br />

dank einer Sondergenehmigung von<br />

11 bis 14 Uhr geöffnet werden. So war zumindest<br />

mittags eine warme Mahlzeit<br />

drin, für später händigten die Mitarbeiter<br />

einen Beutel mit Abendbrot aus. Sehr<br />

traurig waren alle, dass das Ferienlager<br />

für die Straßenkids am Kulkwitzer See<br />

aufgrund der Pandemie ausfallen musste.<br />

Edler hofft, dass die große Kinder-<br />

Weihnachtsfeier im Veranstaltungssaal<br />

des Straßenbahnhofs Angerbrücke wieder<br />

stattfinden darf, bei der im Vorjahr 186<br />

Kinder der Arche und aus Kinderheimen<br />

glücklich gemacht wurden.<br />

Edler gibt weiter alles für ihre Schützlinge.<br />

Ans Aufhören denkt sie trotz ihrer<br />

77 Jahre und so mancher körperlicher<br />

Wehwehchen nicht. [thf]<br />

Tante E. – ein Anker für die Schwächeren<br />

• 2003 Gründung des Vereins<br />

„Straßenkinder e. V.“<br />

• komplett aus Spenden finanziert<br />

• Bedürftige bekommen Essen, Kleidung,<br />

Hilfe bei Behördengängen<br />

• während Corona blieb „Tante E.“ dank<br />

Sondergenehmigung offen<br />

www.strassenkinder-leipzig.de<br />

Gabi Edler zeigt <strong>Ahoi</strong>-Redakteur Thomas Fritz<br />

die Fotowand: Diese zeugt von einem engagierten<br />

Leben<br />

WOHNUNGEN FÜR<br />

GROSSE SPRÜNGE<br />

KOMPLETT<br />

AUS SPENDEN<br />

FINANZIERT<br />

„Straßenkinder e. V.“ finanziert sich komplett<br />

aus Spenden. Die kommen von Privatpersonen,<br />

von großen Unternehmen<br />

Gabi Edler ist mit ihrem<br />

Verein „Straßenkinder e. V.“<br />

eine <strong>Leipzig</strong>er Institution<br />

Hilfsbedürftige Jugendliche<br />

werden im „Haus E.“ unter<br />

anderem mit einem warmen<br />

Mittagessen versorgt<br />

Fotos: Pamela Parche (3)<br />

Die haben mich alle abgeknutscht.“<br />

3 Fragen an Gabi Edler, Vorsitzende des Vereins „Straßenkinder e. V.“<br />

Wie vielen Straßenkindern haben Sie insgesamt geholfen?<br />

Ich habe keine Ahnung, wahrscheinlich vielen Hundert oder sogar Tausend.<br />

Am Monatsanfang kommen nicht so viele, aber Mitte des Monats, wenn das<br />

Geld alle ist, kommen immer mehr. Sogar aus Hannover oder Frankfurt haben sich<br />

schon welche auf den Weg gemacht.<br />

Verfolgen Sie die Lebenswege Ihrer Kids?<br />

Natürlich. Aus vielen ist doch was geworden. Einer besitzt sogar ein Fitness studio<br />

in Leutzsch. Alle konnten wir nicht retten, aber doch sehr viele.<br />

Nimmt die Spendenbereitschaft zu oder ab?<br />

Die ist weiter sehr hoch. Ich war erst kürzlich bei Porsche. Da haben ein paar<br />

Millionäre etwas gespendet. Die haben mich alle abgeknutscht. (lacht)<br />

www.wg-unitas.de<br />

www.facebook.com/wgunitas<br />

instagram.com/wgunitaseg<br />

kostenlose Servicenummer:<br />

0800 94 86 482<br />

24 OKTOBER <strong>2020</strong> 25<br />

<strong>Ahoi</strong><br />

LEIPZIG

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