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Newsletter - Point of Shoes kommt gut an

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Neue Spielzeugrichtlinie<br />

Erhöhte Sicherheits<strong>an</strong>forderungen<br />

Schnittschutz für Hände und Füße<br />

Neue Prüfung und Prüfgerät made by PFI<br />

<strong>Newsletter</strong><br />

02.2011<br />

Magazin des Prüf- und Forschungsinstituts Pirmasens e. V.<br />

Flachs<strong>an</strong>bau bald wieder interess<strong>an</strong>t?<br />

PFI Biotechnologie mit neuem Forschungsschwerpunkt<br />

Der »Lüfterschuh«<br />

Forschungsprojekt zur Verbesserung des Schuhklimas


2<br />

<strong>Newsletter</strong><br />

Inhalt<br />

Inhalt<br />

02.2011<br />

Inhalt ........................................................................ 02<br />

Editorial ................................................................... 04<br />

Nachrichten<br />

Schuhe und mikrobiologische Aspekte ..................... 05<br />

DIN EN 12705 erschienen ........................................... 05<br />

ISC bald mit Filiale in Chennai .................................. 06<br />

Industriemeisterkurs läuft <strong>an</strong> .................................... 08<br />

Jobs rund um den Schuh ............................................ 10<br />

PoS 2012: Früher ist besser ........................................ 12<br />

Leder- und Schuhtechniker tagen gemeinsam ......... 14<br />

Forum für technische Fragen ..................................... 14<br />

Mikrobiologie<br />

Wirksamkeitsprüfungen<br />

<strong>an</strong>timikrobieller Ausrüstungen ................................. 15<br />

Chemie<br />

02.2011<br />

Liste der SVHC-K<strong>an</strong>didaten erweitert ....................... 16<br />

Verbot von Cadmium in Modeschmuck .................... 17<br />

Neue Spielzeugrichtlinie ............................................ 18


Biotechnologie<br />

Abgasreinigung mit Mikroorg<strong>an</strong>ismen .................... 22<br />

Flachs<strong>an</strong>bau bald wieder interess<strong>an</strong>t? ..................... 26<br />

Physik<br />

Schnittschutz für Hände und Füße ............................ 28<br />

Ist es Leder? ................................................................ 29<br />

Schuhtechnik<br />

Der »Lüfterschuh« ..................................................... 30<br />

Impressum<br />

Herausgeber: PFI Prüf- und Forschungsinstitut<br />

Pirmasens e.V., Member <strong>of</strong> PFI Group<br />

Institutsleitung: Dr. Gerhard Nickolaus<br />

Adresse: Marie-Curie-Straße 19<br />

66953 Pirmasens / Germ<strong>an</strong>y<br />

Telefon: +49 6331 2490 0<br />

Telefax: +49 6331 2490 60<br />

E-Mail: info@pfi-germ<strong>an</strong>y.de<br />

Internet: www.pfi-germ<strong>an</strong>y.de<br />

Redaktion: Elisabeth Rouiller<br />

Übersetzung: Tony Rackstraw<br />

Design Konzept und Gestaltung:<br />

Konzept fünf - Agentur für Werbung und Design<br />

Internet: www.konzept-fuenf.de<br />

02.2011<br />

Magazin des Prüf- und Forschungsinstituts Pirmasens e. V.<br />

Bilder:<br />

Fotolia (S. 5, 17),<br />

Fachagentur für Nachwachsende Rohst<strong>of</strong>fe e.V. (FNR, S. 22),<br />

Ökobit GmbH (S. 23 und 24),<br />

PFI, ISC<br />

Nachdruck, auch auszugsweise,<br />

nur mit Genehmigung des PFI.<br />

Der PFI <strong>Newsletter</strong> im Internet:<br />

www.pfi-group.org/newsletter.html<br />

3


4<br />

Editorial<br />

<strong>Newsletter</strong><br />

Liebe Leser,<br />

die Insolvenz des traditionsreichen Lederinstituts Ger-<br />

berschule Reutlingen hat uns am PFI sehr nachdenklich<br />

gestimmt. Über Jahrzehnte war die „Gerberschule“<br />

ein geschätzter Projektpartner des PFI. Nun ist sie<br />

s<strong>an</strong>g- und kl<strong>an</strong>glos von der Bildfläche und aus der Institutsl<strong>an</strong>dschaft<br />

verschwunden.<br />

EDIToRIAl<br />

„Was ist falsch gelaufen?“, fragt m<strong>an</strong> sich. Es gibt sicher<br />

nicht nur einen Grund. Für uns zeigt der Fall Gerberschule,<br />

dass das Überleben für ein Institut einen<br />

perm<strong>an</strong>enten Kampf darstellt. Einen Kampf um Sie –<br />

unsere Kunden, Förderer und Freunde.<br />

Wir verstehen uns als Dienstleitungsunternehmen und<br />

setzen all unsere Kraft und Energie, unser Wissen und<br />

unsere Erfahrung dar<strong>an</strong>, um Sie schnell und kompetent<br />

zu bedienen. Sollten Sie mit unserem Service nicht<br />

zufrieden sein oder Anregungen zur Verbesserung<br />

haben, kontaktieren Sie bitte meine Abteilungsleiter<br />

oder mich. Wir versprechen, jedem Vorschlag und jeder<br />

Be<strong>an</strong>st<strong>an</strong>dung nachzugehen.<br />

Fordern Sie uns, denn damit fördern Sie uns!<br />

Ich wünsche Ihnen einen <strong>gut</strong>en Auskl<strong>an</strong>g des Jahres<br />

2011 und einen erfolgreichen Start für 2012.<br />

Ihr Dr. Gerhard Nickolaus<br />

PFI Group


NACHRICHTEN<br />

Weil es immer häufiger Fragen zu mikrobiologischen<br />

beziehungsweise hygienischen Eigenschaften von<br />

Schuhen gibt, hat das technische Komitee ISo/TC<br />

216 „Schuhe“ die neue Arbeitsgruppe WG 1 mit dem<br />

Schwerpunkt „Schuhe und mikrobiologische Aspekte“<br />

eingerichtet. Diplom-Biologin Michaela Würtz vom PFI<br />

ist Mitglied dieser Arbeitsgruppe.<br />

ISO, die internationale Vereinigung von Normungsor-<br />

g<strong>an</strong>isationen, bezweckt mit ihrer Tätigkeit die Vereinheitlichung<br />

von Terminologie und Prüfverfahren unterschiedlicher<br />

Produkte. Für Schuhe ist das technische<br />

Komitee ISO/TC mit der Nummer 216 zuständig.<br />

Im Rahmen des TC 216 haben verschiedene europäische<br />

Länder, darunter auch Deutschl<strong>an</strong>d, sowie China<br />

Experten für eine neue Arbeitsgruppe mit der Bezeichnung<br />

WG 1 „Schuhe und mikrobiologische Aspekte“<br />

ben<strong>an</strong>nt.<br />

Im August 2011 hat der Technische Ausschuss „Klebst<strong>of</strong>fe“<br />

des Europäischen Komitees für Normung eine<br />

neue Norm veröffentlicht, und zwar DIN EN 12705.<br />

Der Titel lautet „Klebst<strong>of</strong>fe für leder- und Schuhwerkst<strong>of</strong>fe<br />

– Bestimmung der Farbänderung weißer<br />

oder hellfarbiger lederoberflächen durch<br />

Migration“.<br />

02.2011<br />

Magazin des Prüf- und Forschungsinstituts Pirmasens e. V.<br />

Internationales Technisches Komitee „Schuhe“<br />

Schuhe und mikrobiologische<br />

Aspekte<br />

Nach einer konstituierenden Sitzung im Frühjahr 2011<br />

folgte Ende Oktober die erste Arbeitssitzung.<br />

Die Normen, die dieses Gremium künftig erarbeiten<br />

wird, beziehen sich auf Schuhbest<strong>an</strong>dteile und g<strong>an</strong>ze<br />

Schuhe. Sie bezwecken eine einheitliche Bestimmung<br />

unterschiedlicher mikrobiologischer beziehungsweise<br />

hygienischer Eigenschaften von Schuhen und deren<br />

Best<strong>an</strong>dteile.<br />

Das PFI Germ<strong>an</strong>y wird Sie über die Aktivitäten dieser<br />

Arbeitsgruppe und über daraus resultierende Neuerungen<br />

auf dem Laufenden halten.<br />

Weitere Informationen:<br />

Michaela Würtz,<br />

Leiterin der Abteilung Mikrobiologische Prüfung<br />

und Forschung am PFI,<br />

E-Mail: michaela.wuertz@pfi-germ<strong>an</strong>y.de<br />

Migration von Schuhklebst<strong>of</strong>fen bei weißen oder hellen Ledern<br />

DIN EN 12705 erschienen<br />

Die deutsche Fassung hat die Kennzeichnung<br />

EN 12705:2011 und k<strong>an</strong>n bezogen werden über:<br />

Beuth Verlag GmbH<br />

Am DIN-Platz<br />

Burggrafenstraße 6<br />

10787 Berlin<br />

Telefon: +49 (0)30 2601 - 0<br />

Telefax: +49 (0)30 2601 - 1260<br />

E-Mail: info@beuth.de<br />

Internet: www.beuth.de<br />

5


6<br />

<strong>Newsletter</strong><br />

ISC engagiert sich in Indien<br />

ISC bald mit Filiale in Chennai<br />

Seit seiner Gründung 2008 unterhält das ISC Germ<strong>an</strong>y<br />

Kontakte nach Indien: bereits 2008 unterzeichnete<br />

das ISC einen Kooperationsvertrag mit dem indischen<br />

FDDI (Footwear Design <strong>an</strong>d Development Institute).<br />

Indien investiert in den Ausbau seiner Schuhindustrie<br />

und setzt dabei auf das Know-how aus Deutschl<strong>an</strong>d.<br />

Doch auch deutsche Unternehmen lassen in Indien<br />

Schuhe produzieren.<br />

Blick in eine indische Schuhfabrik<br />

Chennai ist der Ort, den das ISC Germ<strong>an</strong>y als St<strong>an</strong>dort<br />

für die indische Niederlassung gewählt hat. Sie wird<br />

2012 <strong>of</strong>fiziell eröffnet. Das ISC ist bisl<strong>an</strong>g mit einer Person<br />

vor Ort, führt für mehrere Auftraggeber Wareninspektionen<br />

durch und leistet Produktionsberatung<br />

und -unterstützung für indische Betriebe. Enge Kontakte<br />

bestehen auch zu einer Gruppe von Schuhherstellern<br />

in der Region Ambur, das etwa 180 km östlich<br />

von Chennai im L<strong>an</strong>desinneren liegt.<br />

NACHRICHTEN<br />

Die Entscheidung des ISC Germ<strong>an</strong>y, eine Niederlassung<br />

in Indien zu gründen, fußt auf den vielfältigen<br />

Anfragen von deutscher wie auch von indischer Seite.<br />

„Selbst wenn sich nur ein Teil davon konkretisiert, ist<br />

klar, dass wir nicht nur für punktuelle Aufträge in Indien<br />

unterwegs sind, sondern uns l<strong>an</strong>gfristig in einem<br />

Markt engagieren, der in ras<strong>an</strong>tem Tempo wächst.<br />

Indische Firmen wenden sich vor allem mit Fragen in<br />

den Bereichen Produktionsoptimierung und Mitarbeitertraining<br />

<strong>an</strong> uns. Deutsche Firmen haben Bedarf <strong>an</strong><br />

Inline-Produktionskontrollen und Wareninspektionen.<br />

Es wäre sträflich, in diesem Wachstumsmarkt nicht<br />

präsent zu sein“, so ISC-Leiter Uwe Thamm. Michal<br />

Spaçek, der ISC-M<strong>an</strong>n in Indien, äußert sich folgendermaßen<br />

über die indische Schuhindustrie: „Die indische<br />

Schuhindustrie entwickelt sich sehr dynamisch und in<br />

einem sehr positiven Sinn. Ich stelle immer wieder fest,<br />

wie h<strong>an</strong>dwerklich geschickt die indischen Schuharbeiter<br />

sind. Auch die Infrastruktur für Materialien, Komponenten<br />

und Maschinen entwickelt sich sehr rasch”.<br />

Indien weltweit<br />

zweitgrößter Schuhhersteller<br />

Nach den jüngsten Ausgabe der World Shoe Review<br />

(veröffentlicht Ende 2010, Autor: Stuart Cleaver)<br />

wurden 2009 weltweit 16,61 Mrd. Paar Schuhe produziert,<br />

davon kamen 9,5 Mrd. Paar aus China, dem<br />

Welt-Schuh-Gig<strong>an</strong>ten. Die chinesische Schuhindustrie<br />

beschäftigte laut World Shoe Review 2009 rund 3,4<br />

Mio. Menschen. Indien ist mit einer Produktion von 2,1<br />

Mrd. Paar Schuhen (2009) der zweitgrößte Schuhproduzent<br />

der Welt, gefolgt von Brasilien mit rund 800<br />

Mio. Paar auf Platz drei, Vietnam mit rund 660 Mio.<br />

Paar auf Platz vier und Indonesien mit 580 Mio. Paar<br />

auf Platz fünf. 2009 fertigte Indien 909 Mio. Paar Lederschuhe,<br />

100 Mio. Paar Lederschäfte und 1,056 Mrd.<br />

Paar Schuhe aus <strong>an</strong>deren Werkst<strong>of</strong>fen als Leder.


Noch neuere Zahlen präsentiert die portugiesische<br />

Apiccaps in ihrer 2011 zum ersten Mal erschienenen<br />

Publikation World Footwear Yearbook: Die hier veröffentlichten<br />

Zahlen stammen aus dem Jahr 2010.<br />

Demnach soll die Weltschuhproduktion 2010 erstmals<br />

die 20-Milliarden-Grenze überschritten haben. Laut<br />

Apiccaps ist China auch 2010 mit einer Produktion von<br />

12,6 Mrd. Paar Schuhen die klare Nummer eins. Indien<br />

wird mit knapp über 2 Mrd. Paar gen<strong>an</strong>nt, gefolgt von<br />

Brasilien mit 894 Mio. Paar, Vietnam mit 760 Mio. Paar,<br />

Pakist<strong>an</strong> mit 295 Mio. Paar, Thali<strong>an</strong>d mit 245 Mio Paar<br />

und Mexiko mit 244 Mio. Paar. Italien ist mit 203 Mio.<br />

Paar gelistet.<br />

Seit 1999 ist die indische Schuhindustrie jedes Jahr um<br />

10 Prozent gewachsen. Deutschl<strong>an</strong>d ist einer der wichtigsten<br />

Exportpartner für die indische Schuhindustrie.<br />

Zu den Schuhherstellern, die in Indien produzieren,<br />

gehören laut World Shoe Review Clarks, Ecco, Gabor,<br />

Marks & Spencer, Nike, Nine West, Louis Vuitton, Florsheim<br />

und Timberl<strong>an</strong>d. Die Sportgig<strong>an</strong>ten adidas, Nike<br />

und Reebok sind ebenfalls vor Ort präsent, zudem asiatische<br />

Hersteller wie Apache Footwear oder Feng Tay.<br />

Zu den wichtigen indischen Herstellern gehören Tata,<br />

Liberty, Farida, Gaitonde, KH <strong>Shoes</strong>, Mirza, United Shoe<br />

und Forward <strong>Shoes</strong>. Laut World Shoe Review beschäftigte<br />

die indische Schuhindustrie 2009 964.000 Menschen.<br />

Dazu passt, dass laut Council for Leather Exports<br />

im September 2010 1,1 Mio. Menschen in der indischen<br />

Schuhindustrie beschäftigt gewesen sein sollen.<br />

02.2011<br />

Magazin des Prüf- und Forschungsinstituts Pirmasens e. V.<br />

7


8<br />

<strong>Newsletter</strong><br />

Die Werbemaßnahmen zeigen Wirkung: Mit 13 Teilnehmern<br />

startet im J<strong>an</strong>uar 2012 die berufsbegleitende<br />

Weiterbildung „Industriemeister/in Schuhfertigung“.<br />

Dass dieser Kurs nach jahrel<strong>an</strong>ger lücke wieder auf<br />

Interesse stößt, beweist erstens, dass die Anstrengungen<br />

der Schuhindustrie fruchten, dem Fachkräftem<strong>an</strong>gel<br />

entgegenzuwirken, und zweitens, dass die<br />

Br<strong>an</strong>che <strong>an</strong> Attraktivität gewinnt. Der Kurs wird gemeinsam<br />

von IHK und ISC Germ<strong>an</strong>y org<strong>an</strong>isiert.<br />

Der „Industriemeister Schuhfertigung“ ist eine Fachkraft<br />

mit Führungsver<strong>an</strong>twortung im Produktionsbereich.<br />

Zu ihren Aufgaben gehören vor allem die<br />

Überwachung von Material- und Produktionsfluss, die<br />

Unterweisung von Mitarbeitern, Qualitäts-, Qu<strong>an</strong>titäts-<br />

und Kostenver<strong>an</strong>twortung sowie die Überwachung<br />

der Sicherheit am Arbeitsplatz.<br />

Die Ausbildung ist kostenpflichtig. Die Teilnehmer der<br />

Meisterausbildung erhalten ihren Meisterbrief nach<br />

erfolgreich abgelegter Prüfung vor der Industrie- und<br />

H<strong>an</strong>delskammer.<br />

NACHRICHTEN<br />

13 Anmeldungen<br />

Industriemeisterkurs<br />

läuft <strong>an</strong><br />

Zug<strong>an</strong>gsvoraussetzungen<br />

Zur Industriemeisterprüfung ist zugelassen, wer<br />

entweder<br />

eine mit Erfolg abgelegte Abschlussprüfung in einem<br />

<strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nten Ausbildungsberuf vorweisen k<strong>an</strong>n,<br />

der der Fachrichtung Schuhfertigung zugeordnet<br />

werden k<strong>an</strong>n, und d<strong>an</strong>ach eine einschlägige Berufspraxis,<br />

die unter Anrechnung der in der Ausbildungsverordnung<br />

für den Ausbildungsberuf vorgeschriebenen<br />

Ausbildungsdauer mindestens vier<br />

Jahre beträgt, oder<br />

eine mindestens fünfjährige einschlägige Berufspraxis<br />

in der Schuhfertigung nachweist.<br />

Abweichend davon k<strong>an</strong>n zur Industriemeisterprüfung<br />

auch zugelassen werden, wer durch Vorlage von Zeugnissen<br />

oder auf <strong>an</strong>dere Weise glaubhaft macht, dass er<br />

Kenntnisse, Fertigkeiten und Erfahrungen erworben<br />

hat, die die Zulassung zur Prüfung rechtfertigen.


Termine für den Blockunterricht<br />

Der Unterricht wird teils berufsbegleitend, teils in Vollzeit<br />

erteilt und umfasst drei Teile:<br />

Fachrichtungsspezifischer Teil<br />

(Schuhbezogen; der Unterricht findet am ISC Germ<strong>an</strong>y<br />

in Pirmasens statt): Betriebs- und Fertigungstechnik,<br />

Materialkunde, Fachrechnen, Physik und Chemie,<br />

Qualitätssicherung, Arbeitssicherheit. Die Termine für<br />

den Blockunterricht gestalten sich wie folgt:<br />

Block 1: 30.01.2012 bis 17.02.2012<br />

Block 2: 05.03.2012 bis 23.03.2012<br />

Block 3: 20.08.2012 bis 31.08.2012<br />

Block 4: 17.09.2012 bis 28.09.2012<br />

Block 5: 22.10.2012 bis 26.10.2012<br />

(Prüfungsvorbereitung und Prüfung)<br />

Fachrichtungsübergreifender Teil<br />

(Br<strong>an</strong>chenneutral, k<strong>an</strong>n bei den regionalen IHK-Geschäftsstellen<br />

absolviert werden): Betriebs- und Volkswirtschaftslehre,<br />

Arbeits- und Sozialrecht, Mitarbeiterführung<br />

und Sozialverhalten. Die Termine für den<br />

Blockunterricht gestalten sich wie folgt:<br />

Block 1: 04.03.2013 bis 22.03.2013<br />

Block 2: 15.04.2013 bis 26.04.2013<br />

Block 3: 09.09.2013 bis 27.09.2013<br />

Block 4: 21.10.2013 bis 25.10.2013<br />

(Prüfungsvorbereitung und Prüfung)<br />

02.2011<br />

Magazin des Prüf- und Forschungsinstituts Pirmasens e. V.<br />

Berufs- und arbeitspädagogischer Teil<br />

(Br<strong>an</strong>chenneutral): Grundfragen und Rechtsgrundlagen<br />

der Berufsausbildung, Pl<strong>an</strong>ung und Durchführung<br />

der Ausbildung. Der Erwerb der berufs- und arbeitspädagogischen<br />

Eignung ist nicht Best<strong>an</strong>dteil des<br />

Lehrg<strong>an</strong>gs. Der Prüfungsnachweis ist vor Beginn der<br />

letzten Prüfungsleistung zu erbringen. Diese Prüfung<br />

wird von den Teilnehmer/-innen bei ihrer zuständigen<br />

IHK abgelegt.<br />

Es liegen bereits 13 Anmeldungen vor. Die Einschreibung<br />

ist auch jetzt noch möglich.<br />

Weitere Informationen:<br />

Dipl.-Ing. (FH) Martin Bruhn,<br />

Leiter des Weiterbildungszentrums IHK Pfalz<br />

Adam-Müller-Straße 6<br />

66954 Pirmasens<br />

Telefon: +49 (0)6331 523 2651<br />

Telefax: +49 (0)6331 523 2654<br />

E-Mail: martin.bruhn@pfalz.ihk24.de<br />

oder<br />

ISC – International Shoe Competence<br />

Center Pirmasens gGmbH<br />

Marie-Curie-Straße 20<br />

66953 Pirmasens<br />

Dipl.-Ing. (FH) Uwe Thamm<br />

Telefon: +49 (0)6331 145334 - 0<br />

E-Mail: info@isc-germ<strong>an</strong>y.com<br />

Web: www.isc-germ<strong>an</strong>y.com<br />

www.pfi-group.org<br />

9


10<br />

<strong>Newsletter</strong><br />

Ist der traditionsreiche Wirtschaftszweig Schuhindustrie<br />

<strong>gut</strong> gerüstet für die Zukunft? Wie können Schuhunternehmen<br />

Fachkräfte finden? Warum zögern<br />

Schulabgänger, wenn es um eine Ausbildung in der<br />

Schuhindustrie geht? lösungen auf diese Fragen erarbeitet<br />

der Ende 2010 auf Anstoß der Agentur für Arbeit<br />

in Pirmasens gegründete „Runde Tisch der Schuhindustrie“,<br />

dem unter <strong>an</strong>derem regionale Schuhunternehmen,<br />

der Bundesverb<strong>an</strong>d der Schuhindustrie sowie das<br />

ISC Germ<strong>an</strong>y <strong>an</strong>gehören. Mit viel Herzblut entwickelt<br />

die Initiative Strategien zur Nachwuchs- und Fachkräftegewinnung.<br />

Sehr erfolgreich verlief beispielsweise<br />

der vom ISC koordinierte Auftritt <strong>an</strong> der Berufsinformationsbörse<br />

BIB am 16. September in Pirmasens unter<br />

dem Titel „Step up shoes – take your job“.<br />

NACHRICHTEN<br />

ISC koordiniert Auftritt der Schuhindustrie auf der BIB<br />

Jobs rund um den Schuh<br />

Die bisherige Arbeit des „Runden Tisches der Schuhindustrie“<br />

k<strong>an</strong>n sich sehen lassen: Mit „Step up shoes -<br />

take your job“ wurde eine innovative Dachmarke l<strong>an</strong>ciert,<br />

die Zahl der Ausbildungsplätze ist gestiegen und<br />

die Teilnahme <strong>an</strong> der Berufsinformationsbörse BIB am<br />

16. September war ein voller Erfolg.<br />

Begonnen hatte alles im Dezember 2010: Auf Initiative<br />

der Agentur für Arbeit trafen sich Vertreter der regionalen<br />

Schuhindustrie, des International Shoe Competence<br />

Centers (ISC Germ<strong>an</strong>y), des Bundesverb<strong>an</strong>des<br />

der Schuhindustrie, der Job-Börse Pirmasens, der IHK<br />

und der Berufsbildenden Schule Pirmasens zum ersten<br />

„Runden Tisch der Schuhindustrie“. Hintergrund der<br />

Initiative war eine Analyse auf Grundlage des Arbeitsmarktmonitors<br />

der Bundesagentur zur Struktur und<br />

Entwicklung in der Br<strong>an</strong>che.


Schuhindustrie mit sp<strong>an</strong>nenden<br />

Karrierech<strong>an</strong>chen<br />

Eingeladen waren alle Schuhunternehmen aus dem<br />

Bezirk der Arbeitsagentur. Engagiert haben sich fünf<br />

renommierte Traditionsunternehmen: Caprice, Peter<br />

Kaiser, Kennel und Schmenger, Theresia Muck und Josef<br />

Seibel. Die Teilnehmer treffen sich etwa alle zwei<br />

Monate in den Räumen des ISC. Ziel ist, die Berufs- und<br />

Karrierech<strong>an</strong>cen in der Schuhindustrie aufzuzeigen.<br />

Es gilt zu vermitteln, dass die Zeiten des drastischen<br />

Rückg<strong>an</strong>gs vorbei sind. Die regionalen Schuhunternehmen,<br />

die bis heute Best<strong>an</strong>d haben, sind hochspezialisiert<br />

und kerngesund. Rund 1800 Menschen arbeiten<br />

im Bezirk der Pirmasenser Agentur für Arbeit<br />

in Schuhfabriken. Über 1000 Menschen sind im Großund<br />

Einzelh<strong>an</strong>del mit Schuhen beschäftigt. Berufseinsteiger<br />

können je nach Neigung eine technische oder<br />

eine kreative Laufbahn einschlagen. Die Schuhindustrie<br />

bietet Karrierech<strong>an</strong>cen auf internationaler Ebene.<br />

Modenschau auf der BIB<br />

Im Vorfeld der Berufsinformationsbörse BIB am 16.<br />

September f<strong>an</strong>den die Treffen des „Runden Tisches“<br />

häufiger statt: Im Rahmen einer Modenschau präsentierten<br />

dort Pirmasenser Schülerinnen und Schüler unter<br />

dem Slog<strong>an</strong> „Step up shoes – take your job“ auf<br />

einer großen Bühne Schuhmodelle der beteiligten Unternehmen.<br />

Außerdem informierten die Firmen über<br />

ihre Produkte, ihre Betriebe sowie die Arbeits- und<br />

Ausbildungsmöglichkeiten.<br />

02.2011<br />

Magazin des Prüf- und Forschungsinstituts Pirmasens e. V.<br />

Zahl der Ausbildungsplätze<br />

gestiegen<br />

Die ersten Erfolge der Netzwerkarbeit des „Runden<br />

Tisches“ sind bereits messbar: Während der Arbeitsagentur<br />

im Jahr 2010 Ausbildungsstellen in der Schuhindustrie<br />

in einstelliger Größenordnung gemeldet<br />

wurden, waren es für 2011 bereits 20 Stellen.<br />

Gepl<strong>an</strong>t sind nun ein Informationstag am ISC Germ<strong>an</strong>y<br />

für <strong>an</strong> Ausbildung in der Schuhbr<strong>an</strong>che interessierte<br />

Jugendliche und deren Eltern sowie Tage der <strong>of</strong>fenen<br />

Schuhfabriken. Um gemeinsame Projekte auch künftig<br />

erfolgreich umsetzen zu können, wird die Bildung einer<br />

rechtsfähigen Org<strong>an</strong>isation erwogen.<br />

Weitere Informationen:<br />

Steffen Korf, ISC Germ<strong>an</strong>y<br />

Telefon: +49 (0)6331 145334 - 17<br />

E-Mail: steffen.korf@isc-germ<strong>an</strong>y.com<br />

11


12<br />

<strong>Newsletter</strong><br />

NACHRICHTEN<br />

PoS 2012:<br />

Früher ist besser<br />

Fazit nach <strong>Point</strong> <strong>of</strong> <strong>Shoes</strong> – International Fair for Fashion,<br />

Materials <strong>an</strong>d Production (PoS) am 3. und 4.<br />

November: obwohl die Besucherzahlen denen der<br />

vor<strong>an</strong>gehenden Ver<strong>an</strong>staltungen nicht nachst<strong>an</strong>den,<br />

vermissten die rund 60 Aussteller den Besuch einiger<br />

Kunden, die sie zu treffen geh<strong>of</strong>ft hatten. Deren Ausbleiben<br />

war <strong>of</strong>fenbar eine Reaktion auf den späten<br />

Termin. Daher wird sich die PoS 2012 im Messekalender<br />

jeweils vor der lineapelle positionieren: Sie geht<br />

am 21. und 22. März sowie am 26. und 27. September<br />

<strong>an</strong> den Start.<br />

Uwe Thamm<br />

Gut kamen auch diesmal die Vorträge zum Schwerpunktthema<br />

<strong>an</strong>, das unter dem Titel „Quo vadis, Schuhindustrie<br />

– Globale Szenarien für die europäische<br />

Schuhbr<strong>an</strong>che 2021“ einen Blick in die Zukunft wagte.<br />

Das Rahmenprogramm der Frühjahrs-PoS 2012 wird<br />

sich mit dem Thema „Prüfen, Testen, Zertifizieren“<br />

befassen. Gepl<strong>an</strong>t ist, bereits am Tag vor Beginn der<br />

kommenden PoS, nämlich am 20. März, <strong>an</strong> PFI und ISC<br />

ein Symposium zum diesem Themenkomplex <strong>an</strong>zubieten.<br />

Und wie immer werden Projektgruppen- und Beiratssitzungen<br />

von PFI und ISC Synergieeffekte für die<br />

PoS bringen.<br />

Angeregte Gespräche


Zudem hat das ISC den Verb<strong>an</strong>d der tschechischen und<br />

slowakischen Schuhhersteller zur nächsten PoS eingeladen.<br />

Und um einem Ausstellerwunsch Rechnung zu<br />

tragen: Die PoS wird in einem zentralen Display Informationen<br />

zu Mode- und Farbtrends zur Verfügung<br />

stellen.<br />

„Wir setzen all unsere Energie dar<strong>an</strong>, zusammen mit<br />

Ausstellern und Besuchern ein optimales Br<strong>an</strong>chenforum<br />

zu etablieren“, sagt Uwe Thamm, der als Leiter<br />

des ISC Germ<strong>an</strong>y auch für die PoS-Org<strong>an</strong>isation ver<strong>an</strong>twortlich<br />

ist. „Mit den auf der November-PoS gemeinsam<br />

festgelegten Terminen für das kommende Jahr sollten<br />

die Zeichen <strong>gut</strong> stehen: Das belegen sowohl die Zahl der<br />

Vor<strong>an</strong>meldungen für März 2012 wie auch die einhellige<br />

Bestätigung, dass das PoS-Konzept stimmig ist.“<br />

02.2011<br />

Magazin des Prüf- und Forschungsinstituts Pirmasens e. V.<br />

Kontakt<br />

Ansprechpartner für die <strong>Point</strong> <strong>of</strong> <strong>Shoes</strong> am ISC ist<br />

Steffen Korf:<br />

E-Mail: steffen.korf@isc-germ<strong>an</strong>y.com<br />

International Shoe Competence Center Pirmasens gGmbH<br />

Marie-Curie-Straße 20<br />

66953 Pirmasens<br />

Telefon: +49 (0)6331 145334 - 17<br />

Telefax: +49 (0)6331 145334 - 30<br />

13


14<br />

<strong>Newsletter</strong><br />

VGCT und VDST zu Gast am ISC Germ<strong>an</strong>y<br />

Leder- und Schuhtechniker<br />

tagen gemeinsam<br />

Zum ersten Mal gemeinsam hatten der VGCT (Verein<br />

für Gerberei-Chemie und Technik) und der VDST (Verein<br />

Deutscher Schuhtechniker) ihre Jahrestagungen<br />

2011 ausgerichtet. Die Mitglieder beider org<strong>an</strong>isationen<br />

kamen am 5. und 6. Mai am ISC Germ<strong>an</strong>y in Pirmasens<br />

zusammen.<br />

Sie sind in der Schuhindustrie im technischen Bereich<br />

tätig, also in der Produktentwicklung oder in der Produktion,<br />

und Sie suchen einen Anlaufpunkt für Fragen<br />

und Tipps? Einen ort, <strong>an</strong> dem Sie mit Fachleuten Erfahrungen<br />

austauschen, diskutieren, wo Sie Rat bekommen,<br />

aber auch Rat geben können? Eine Plattform<br />

hierfür hat das ISC mit seinem Forum geschaffen. Zu<br />

finden ist sie auf www.forum.isc-germ<strong>an</strong>y.com.<br />

Ein Forum für Schuhtechnik lebt natürlich von der<br />

Beteiligung der Besucher. Interaktivität entsteht nur<br />

d<strong>an</strong>n, wenn m<strong>an</strong> auf Fragen auch Antworten erhält.<br />

Der Part des ISC besteht darin, die Plattform zur Verfügung<br />

zu stellen und eingehende Fragen so schnell wie<br />

möglich zu be<strong>an</strong>tworten oder zumindest einen Tipp<br />

zu geben, wohin sich der Frager wenden könnte. Aber<br />

selbstverständlich steht es auch allen <strong>an</strong>deren Besuchern<br />

NACHRICHTEN<br />

Leder und Schuh – wie leicht spricht sich das im Gesp<strong>an</strong>n,<br />

und natürlich gibt es viele Themen, über die<br />

Techniker aus beiden Bereichen fachsimpeln können.<br />

Die Mitgliederversammlungen beider Vereine mit den<br />

obligatorischen Programmpunkten wie Vorst<strong>an</strong>dswahl,<br />

Entlastung des Schatzmeisters und das Besprechen<br />

aktueller Themen wurden separat abgehalten,<br />

doch das Rahmenprogramm und das Get-together am<br />

Abend des 5. Mai wie auch die Fachvorträge am 6. Mai<br />

f<strong>an</strong>den für VGCT und VDST gemeinsam statt. 2012 will<br />

der VGCT seine Jahrestagung vom 24. bis 26. April am<br />

FILK (Forschungsinstitut für Leder und Kunstst<strong>of</strong>fbahnen)<br />

in Freiberg abhalten.<br />

ISC-Website mit Diskussionsforum<br />

Forum für technische Fragen<br />

des Forums frei, nicht nur Fragen zu stellen, sondern<br />

auch Fragen zu be<strong>an</strong>tworten und Tipps zu geben.<br />

Das ISC-Technik-Forum ist thematisch geordnet. Es<br />

gibt Rubriken wie „Troubleshooting in der Produktion“,<br />

„Materialbeschaffung“, „Schuhkonstruktion“<br />

oder „Passform“. Außerdem ist es zweisprachig: es<br />

gibt einen deutschen und einen englischen Zweig.<br />

Beide erscheinen auf dem Bildschirm nebenein<strong>an</strong>der<br />

und können parallel durchsucht werden. Foreneinträge<br />

sind nach dem ersten Schritt der Anmeldung sehr<br />

leicht zu veröffentlichen: Thema auswählen, in die<br />

Textbox tippen, abschicken, fertig.<br />

Das ISC h<strong>of</strong>ft auf rege Nutzung des Forums. Natürlich<br />

muss erst bek<strong>an</strong>nt werden, dass es dieses Forum gibt.<br />

Daher: Besuchen Sie www.forum.isc-germ<strong>an</strong>y.com und<br />

empfehlen Sie es weiter!


MIKRoBIoloGIE<br />

Erhöhte Hygiene<strong>an</strong>forderungen haben auch in der<br />

Schuhindustrie zur Entwicklung und Etablierung <strong>an</strong>timikrobiell<br />

ausgerüsteter Materialien und Komponenten<br />

geführt. Das Seminar „Wirksamkeitsprüfungen<br />

<strong>an</strong>timikrobieller Ausrüstungen in der Schuhindustrie“,<br />

das am 26. Mai am ISC ver<strong>an</strong>staltet wurde, stieß daher<br />

auf großes Interesse.<br />

Der Einsatz <strong>an</strong>timikrobiell ausgerüsteter Materialien<br />

hat zwei Hauptziele: die Vermeidung einer mikrobiellen<br />

Besiedlung, die sichtbare oder haptische Materialveränderungen<br />

zur Folge haben k<strong>an</strong>n, und die<br />

Unterbindung einer Geruchsentwicklung, die durch<br />

die St<strong>of</strong>fwechselleistung von Keimen bedingt ist. Zudem<br />

dienen solche Ausrüstungen der Vorbeugung<br />

einer möglichen Infektionsverbreitung. Letzteres ist<br />

ein wichtiges Kriterium in hygienisch <strong>an</strong>spruchsvollen<br />

Bereichen wie im Orthopädie-Sektor oder bei Berufsschuhen<br />

für kritische Einsatzgebiete (Lebensmittelund<br />

Pharmaindustrie, Gesundheitssektor etc.).<br />

02.2011<br />

Magazin des Prüf- und Forschungsinstituts Pirmasens e. V.<br />

Mikrobiologie-Seminar am ISC Germ<strong>an</strong>y<br />

Wirksamkeitsprüfungen<br />

<strong>an</strong>timikrobieller Ausrüstungen<br />

Michaela Würtz, leiterin der Abteilung<br />

Mikrobiologische Prüfung und Forschung PFI Germ<strong>an</strong>y<br />

Das Seminar „Wirksamkeitsprüfungen <strong>an</strong>timikrobieller<br />

Ausrüstungen in der Schuhindustrie“ wendete sich<br />

<strong>an</strong> Ausrüster, Techniker, Wissenschaftler und Sachbearbeiter<br />

aus kaufmännischen oder betriebswirtschaftlichen<br />

Bereichen. Den Teilnehmern wurden nicht nur<br />

Grundlagen zu dieser Thematik vermittelt, sondern<br />

auch weiterführende Aspekte zur kritischen Bewertung<br />

von Daten bis hin zur Qualitätssicherung <strong>an</strong>timikrobiell<br />

ausgerüsteter Produkte.<br />

Der erste Teil informierte allgemein über <strong>an</strong>timikrobielle<br />

Ausrüstungen, über die gesetzlichen Grundlagen<br />

und über Begriffsdefinitionen. D<strong>an</strong>n ging’s tiefer in<br />

die Materie mit Details zu den verschiedenen Testkeimen<br />

aus der Gruppe der Bakterien und der Mikropilze<br />

sowie zu verschiedenen <strong>an</strong>tibakteriellen und <strong>an</strong>timykotischen<br />

Prüfverfahren zur Bestimmung der Wirksamkeit.<br />

Abgerundet wurde das Programm durch eine<br />

Laborbesichtigung. D<strong>an</strong>k der limitierten Teilnehmerzahl<br />

konnten Fragen detailliert be<strong>an</strong>twortet werden.<br />

Auf Anfrage werden auch<br />

maßgeschneiderte Schulungen<br />

<strong>an</strong>geboten.<br />

Weitere Informationen:<br />

Michaela Würtz, Leiterin der Abteilung<br />

Mikrobiologische Prüfung und Forschung<br />

E-Mail: michaela.wuertz@pfi-germ<strong>an</strong>y.de<br />

15


16<br />

<strong>Newsletter</strong> CHEMIE<br />

ECHA<br />

Liste der SVHC-K<strong>an</strong>didaten<br />

erweitert<br />

Seit dem 29. August 2011 stehen 20 neue Subst<strong>an</strong>zen<br />

zur Aufnahme in die SVHC-K<strong>an</strong>didaten-liste zur<br />

Diskussion (SVHC steht für „subst<strong>an</strong>ces <strong>of</strong> very high<br />

concern“). Die EU-Mitgliedsstaaten hatten bis zum 13.<br />

oktober 2011 Gelegenheit, die Vorschläge zu kommentieren.<br />

Zum Zeitpunkt der Drucklegung war noch<br />

nicht bek<strong>an</strong>nt, welche St<strong>of</strong>fe letztlich in die SVHC-liste<br />

aufgenommen wurden.<br />

Die SVHC-K<strong>an</strong>didatenliste enthält St<strong>of</strong>fe, die seitens<br />

der EU-Mitgliedsstaaten oder der ECHA (Europe<strong>an</strong><br />

Chemicals Agency) als besonders besorgniserregend<br />

identifiziert wurden und deshalb für eine Zulassungspflicht<br />

in Frage kommen. Aktuell stehen 53 Subst<strong>an</strong>zen<br />

auf der SVHC-K<strong>an</strong>didatenliste. S<strong>of</strong>ern die Abstimmung<br />

für alle vorgeschlagenen St<strong>of</strong>fe positiv ausfällt, wächst<br />

die Liste auf über 70 K<strong>an</strong>didaten.<br />

Ausgehend vom aktuellen Vorschlag können folgende<br />

Subst<strong>an</strong>zen für Schuhkomponenten relev<strong>an</strong>t sein:<br />

Bis(2-methoxyethyl)phthalat, das als Weichmacher<br />

in Polymermaterialien eingesetzt werden k<strong>an</strong>n,<br />

oder das 4-tert.-Octylphenol, das ähnlich wie Nonylphenol<br />

in Kunstst<strong>of</strong>fen und Ethoxylaten verwendet<br />

wird.<br />

Abfragen sollte m<strong>an</strong> auch N,N-Dimethylacetamid<br />

(DMAC), das bei der Herstellung von Fasern für<br />

Textilien oder als Lösungsmittel für Beschichtungen<br />

eingesetzt wird.<br />

Ebenfalls Verwendung als Lösungsmittel – beispielsweise<br />

in Klebst<strong>of</strong>fen – finden die St<strong>of</strong>fe 1,2-Dichloreth<strong>an</strong><br />

und Bis(2-methoxyethyl)ether.<br />

Weitere potentielle K<strong>an</strong>didaten wie die drei gelisteten<br />

Chromat-Salze, Formaldehyd, o-Anisidin oder<br />

2,2‘-Dichlor-4,4‘-methylendi<strong>an</strong>ilin (MOCA) werden<br />

schon durch <strong>an</strong>dere Reglementierungen oder<br />

durch ähnliche St<strong>of</strong>fe in der SVHC-K<strong>an</strong>didatenliste<br />

berücksichtigt, sodass eine Überschreitung des<br />

Grenzwertes von 0,1 Massenprozent im Erzeugnis<br />

vermutlich nicht zu erwarten ist.<br />

Für die restlichen im aktuellen Vorschlag aufgeführten<br />

Subst<strong>an</strong>zen – wie die feuerfesten Keramikfasern, die<br />

Arsen-Verbindungen, Phenolphthalein oder die Blei-<br />

Verbindungen – ist ein Vorkommen in Schuhkomponenten<br />

sehr unwahrscheinlich.<br />

Allein schon die Aufnahme in die SVHC-K<strong>an</strong>didatenliste<br />

bedeutet, dass Liefer<strong>an</strong>ten eines Erzeugnisses, das<br />

mehr als 0,1 Prozent eines K<strong>an</strong>didatenst<strong>of</strong>fes enthält,<br />

ihre Abnehmer darüber informieren müssen. Diese<br />

Pflicht trifft jeden Liefer<strong>an</strong>ten dieses Erzeugnisses in<br />

der Lieferkette. Zusätzlich hat der Verbraucher ein<br />

Auskunftsrecht beim Hersteller oder Händler, ob ein<br />

Erzeugnis St<strong>of</strong>fe enthält, die auf der SHVC-Liste stehen.<br />

Für den Schuhhersteller oder -importeur ist es<br />

deshalb wichtig, die entsprechenden Informationen<br />

von seinen Liefer<strong>an</strong>ten <strong>an</strong>zufordern. S<strong>of</strong>ern er keine<br />

Informationen erhält, k<strong>an</strong>n auch eine Untersuchung<br />

der relev<strong>an</strong>ten Subst<strong>an</strong>zen im Erzeugnis Schuh eine<br />

Alternative sein. Das PFI Pirmasens unterstützt Sie jederzeit<br />

und k<strong>an</strong>n gemeinsam mit Ihnen die optimale<br />

Vorgehensweise festlegen.<br />

Kontakt:<br />

Dr. Kerstin Schulte<br />

Abteilungsleiterin Chemische Analyse und Forschung<br />

Telefon: +49 6331 2490 33<br />

E-Mail: kerstin.schulte@pfi-germ<strong>an</strong>y.de


Neue Richtlinie<br />

Verbot von Cadmium<br />

in Modeschmuck<br />

Ab J<strong>an</strong>uar 2012 werden die bereits bestehenden Beschränkungsmaßnahmen<br />

für Cadmium im Rahmen<br />

der europäischen Chemikalienverordnung REACH auf<br />

Grund seiner hohen Toxizität deutlich verschärft: Das<br />

Amtsblatt der EU hat die Verordnung (EU) Nr. 494/2011<br />

zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 1907/2006<br />

(REACH) hinsichtlich Anh<strong>an</strong>g XVII (Cadmium) sowie<br />

eine Berichtigung dieser Änderungsverordnung veröffentlicht.<br />

Die Verordnung trat am 10. Juni 2011 in Kraft<br />

und gilt ab dem 10. Dezember 2011. Eine Umsetzung in<br />

nationales Recht ist nicht erforderlich.<br />

Cadmium ist krebserregend und für Gewässer giftig.<br />

Bereits 1988 wurden Maßnahmen zur Bekämpfung der<br />

Umweltverschmutzung durch Cadmium beschlossen.<br />

Früher wurde Cadmium als Farbst<strong>of</strong>f oder Stabilisator in<br />

Kunstst<strong>of</strong>fmaterialien benutzt. Seit 1992 ist seine Verwendung<br />

in Kunstst<strong>of</strong>fartikeln verboten, mit Ausnahme<br />

einiger Hart-PVC-Arten, da es hierfür keinen Ersatz gab.<br />

Seitdem jedoch Alternativen existieren, hat die europäische<br />

PVC-Industrie im Rahmen des Programms „Vinyl<br />

2010“ beschlossen, die Verwendung von Cadmium in<br />

PVC nach und nach einzustellen. Für die Verwendung<br />

von Cadmium in Batterien und elektronischen Produkten<br />

gelten seit 2004 ebenfalls Einschränkungen.<br />

Cadmium ab Dezember 2011 verboten<br />

Seit geraumer Zeit wurde das gesundheitsschädliche<br />

Schwermetall in beträchtlichen Mengen auch in Modeschmuck<br />

nachgewiesen. Beschlagnahmte Schmucklieferungen<br />

aus dem Ausl<strong>an</strong>d wiesen zum Teil sogar deutlich<br />

erhöhte Cadmiumwerte auf. Durch das Tragen auf<br />

der Haut kommen Konsumenten mit dem Schadst<strong>of</strong>f in<br />

Berührung. Auch die Dämpfe, die beispielsweise beim<br />

Löten von Metall mit Cadmiumgehalt eingeatmet werden<br />

können, gelten als hochgradig gefährlich. Deshalb<br />

darf Cadmium ab Dezember 2011 nicht mehr als Material<br />

in Modeschmuck verwendet werden.<br />

02.2011<br />

Magazin des Prüf- und Forschungsinstituts Pirmasens e. V.<br />

Das Cadmium-Verbot gilt zudem für jede Art von Kunstst<strong>of</strong>f.<br />

Ausnahmen gelten lediglich bei Recycling-PVC,<br />

wenn zur Wiederverwendung PVC-Abfall mit niedrigem<br />

Cadmiumgehalt eingesetzt wird. Das Recycling-PVC<br />

muss d<strong>an</strong>n durch eine entsprechende Aufschrift oder<br />

ein Piktogramm gekennzeichnet sein.<br />

Sobald das Verbot in Anh<strong>an</strong>g XVII der REACH-Verordnung<br />

aufgenommen ist (Verordnung (EG) Nr. 1907/2006<br />

zur Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung<br />

chemischer St<strong>of</strong>fe), darf ab J<strong>an</strong>uar 2012 innerhalb<br />

der EU kein Schmuck (einschließlich Modeschmuck) mehr<br />

in den H<strong>an</strong>del kommen, dessen Metallteile mehr als 0,01<br />

Massenprozent Cadmium<br />

enthalten. Ausnahmen von<br />

der Regelung gelten lediglich<br />

für Schmuckstücke, die<br />

bereits vor Inkrafttreten der<br />

Richtlinie in den H<strong>an</strong>del gekommen<br />

sind oder älter als<br />

50 Jahre sind („Antiquitäten-Ausnahme“).<br />

Kontrolle<br />

ist besser…<br />

Schuhhersteller sollten deshalb frühzeitig reagieren<br />

und abklären, ob ihre Modelle Schmuckteile aufweisen,<br />

die möglicherweise von dieser neuen gesetzlichen<br />

Regelung betr<strong>of</strong>fen sind. Auch Schuhimporteure<br />

sollten im Vorfeld mögliche Cadmium-Belastungen in<br />

Schmuckteilen kontrollieren. Entsprechende Untersuchungen<br />

können sowohl das PFI-Labor in Hongkong<br />

als auch in Pirmasens durchführen.<br />

Kontakt:<br />

Dr. Kerstin Schulte<br />

Abteilungsleiterin Chemische Analyse und Forschung<br />

Telefon: +49 (0)6331 2490 33<br />

E-Mail: kerstin.schulte@pfi-germ<strong>an</strong>y.de<br />

17


18<br />

<strong>Newsletter</strong><br />

Erhöhte Sicherheits<strong>an</strong>forderungen<br />

Neue Spielzeugrichtlinie<br />

Neue Spielzeugtrends und neue Herstellungsverfahren<br />

machten eine Angleichung der Rechtsvorschriften<br />

notwendig: Die neue Richtlinie über die Sicherheit<br />

von Spielzeug sieht strengere Sicherheits<strong>an</strong>forderungen<br />

vor, um zu gewährleisten, dass Kinder unbeschadet<br />

mit dem Spielzeug spielen und Unfälle vermieden<br />

werden können. Erweiterte chemische Anforderungen<br />

und Grenzwerte sollen die Schadst<strong>of</strong>fbelastung<br />

durch Spielzeug senken und damit das Risiko einer<br />

möglichen Gesundheitsgefährdung verringern.<br />

Die neue Spielzeugrichtlinie verfolgt im Wesentlichen<br />

zwei Ziele: einheitliche Sicherheitsst<strong>an</strong>dards für die in<br />

der EU vertriebenen Spielzeuge und Gewährleistung<br />

eines reibungslosen Warenverkehrs innerhalb des Europäischen<br />

Binnenmarktes.<br />

CHEMIE<br />

Chemische Anforderungen:<br />

Überg<strong>an</strong>g bis Juli 2013<br />

Die Richtlinie 2009/48/EG des Europäischen Parlaments<br />

und des Rates vom 18. Juni 2009 über die Sicherheit<br />

von Spielzeug trat bereits am 20. Juli 2009 in Kraft.<br />

Zur Anpassung <strong>an</strong> die neue Richtlinie wurden den Herstellern<br />

und Händlern Überg<strong>an</strong>gszeiträume gewährt,<br />

in denen noch Produkte in den Verkehr gebracht<br />

werden durften bzw. dürfen, die lediglich den weniger<br />

strengen Anforderungen der Vorgängerrichtlinie<br />

genügten. Die allgemeinen Bestimmungen der neuen<br />

Spielzeugrichtlinie gelten seit dem 20. Juli 2011 in der<br />

gesamten Europäischen Union. Mit Ablauf eines zweijährigen<br />

Überg<strong>an</strong>gszeitraums wurde die alte Richtlinie<br />

88/378/EWG des Rates vom 3. Mai 1988 zur Angleichung<br />

der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über<br />

die Sicherheit von Spielzeug damit abgelöst. Für den<br />

Bereich der chemischen Anforderungen wurde eine<br />

verlängerte Überg<strong>an</strong>gsfrist von vier Jahren vereinbart.<br />

Dieser Bereich ist hinsichtlich der Materialvielfalt sehr<br />

komplex und entsprechende Umstellungen sind zeitintensiv.<br />

Deshalb gelten hier noch bis zum 19. Juli 2013<br />

die Anforderungen der alten Spielzeugrichtlinie.


Die neue Spielzeugrichtlinie erweitert den Begriff Spielzeug<br />

und spricht von Produkten, die ausschließlich oder<br />

nicht ausschließlich dazu bestimmt oder so gestaltet<br />

sind, von Kindern unter 14 Jahren zum Spielen verwendet<br />

zu werden. Ein Produkt muss demzufolge nicht ausschließlich<br />

zum Spielen gedacht sein, um als Spielzeug zu<br />

gelten. Produkte mit Mehrfachfunktion, wie beispielsweise<br />

Schlüssel<strong>an</strong>hänger mit Plüschtierchen, werden als<br />

Spielzeug betrachtet. Ausnahmen sind in Anh<strong>an</strong>g I der<br />

Spielzeugrichtlinie geregelt. So sind zum Beispiel Puzzles<br />

mit über 500 Teilen oder maßstabsgetreue Kleinmodelle<br />

keine Spielzeuge im Sinne der Richtlinie.<br />

Allgemeine<br />

Sicherheits<strong>an</strong>forderungen<br />

Die Spielzeugrichtlinie enthält allgemeine und besondere<br />

Sicherheits<strong>an</strong>forderungen. Nach der allgemeinen<br />

Sicherheits<strong>an</strong>forderung muss Spielzeug, einschließlich<br />

der darin enthaltenen chemischen St<strong>of</strong>fe, bei vorhersehbarem<br />

Gebrauch sicher sein. Es dürfen keine<br />

potentiellen Gefahren von dem Spielzeug ausgehen,<br />

besonders im Hinblick auf das Verhalten von Kindern,<br />

die meist nicht so vorsichtig h<strong>an</strong>deln wie Erwachsene<br />

und beim Spielen eine eigene Kreativität entwickeln.<br />

Damit soll sichergestellt werden, dass Spielzeug keine<br />

Risiken birgt, die über die in den besonderen Sicherheits<strong>an</strong>forderungen<br />

berücksichtigten Risiken hinausgehen.<br />

Die allgemeine Sicherheits<strong>an</strong>forderung dient<br />

als rechtliche Grundlage, um auch d<strong>an</strong>n Maßnahmen<br />

gegen gefährliches Spielzeug ergreifen zu können,<br />

wenn weder die Richtlinie noch die Europäischen Normen<br />

spezifische Sicherheits<strong>an</strong>forderungen enthalten.<br />

02.2011<br />

Magazin des Prüf- und Forschungsinstituts Pirmasens e. V.<br />

Die Sicherheitsbewertung des Spielzeugs ist Aufgabe<br />

des Herstellers und muss vor dem Inverkehrbringen<br />

durchgeführt werden. Zusätzlich müssen Hersteller<br />

vor dem Inverkehrbringen von Spielzeug in einem<br />

Konformitätsbewertungsverfahren nachweisen, dass<br />

das Spielzeug die allgemeinen und besonderen Sicherheits<strong>an</strong>forderungen<br />

der Richtlinie erfüllt.<br />

Besondere Sicherheits<strong>an</strong>forderungen<br />

In Anh<strong>an</strong>g II der neuen Spielzeugrichtlinie finden sich<br />

besondere Sicherheits<strong>an</strong>forderungen bezüglich der<br />

physikalischen und mech<strong>an</strong>ischen Eigenschaften, der<br />

Entzündbarkeit sowie der chemischen Eigenschaften<br />

von Spielzeug. Das Hauptaugenmerk liegt auf den Neuerungen<br />

im Bereich der chemischen Anforderungen.<br />

Wie bereits erwähnt gilt für die chemischen Anfor-<br />

derungen, <strong>an</strong>ders als für die übrigen Regelungen der<br />

Richtlinie, eine vierjährige Überg<strong>an</strong>gsfrist. Sie endet<br />

am 20. Juli 2013. Spielzeug ist grundsätzlich so zu gestalten<br />

und herzustellen, dass die chemischen St<strong>of</strong>fe<br />

oder Gemische, aus denen das Spielzeug besteht, die<br />

menschliche Gesundheit bei bestimmungsgemäßem<br />

und vorhersehbarem Gebrauch des Spielzeugs nicht<br />

schädigen können.<br />

Es sind jedoch weitere gesetzlich verbotene Subst<strong>an</strong>zen<br />

zu berücksichtigen: Neben der Spielzeugrichtlinie<br />

muss Spielzeug den einschlägigen Rechtsvorschriften<br />

entsprechen (REACH-Verordnung, Chemikalienverbots-Verordnung,<br />

Bedarfsgegenstände-Verordnung).<br />

So ist der Einsatz von Phthalat-Weichmachern in Spielzeug<br />

bereits durch die Richtlinie 2005/84/EG geregelt.<br />

Für die Phthalate DEHP, DBP und BBP gilt ein generelles<br />

Verwendungsverbot für Spielzeug; DINP, DIDP und<br />

DNOP dagegen sind nur in Spielzeug verboten, das in<br />

den Mund genommen werden k<strong>an</strong>n. Der Summengrenzwert<br />

für Phthalate liegt bei 0,1 Prozent.<br />

19


20<br />

<strong>Newsletter</strong><br />

Migrationsgrenzwerte<br />

für 19 Elemente<br />

Für 19 Elemente gibt es konkrete Migrationsgrenzwerte<br />

in der neuen Spielzeugrichtlinie. In der alten<br />

Spielzeugrichtlinie waren nur acht Elemente geregelt.<br />

Die Migration simuliert hierbei die Aufnahmewahrscheinlichkeit<br />

und Aufnahmemengen des „Elements“<br />

aus dem Spielzeugmaterial. Dabei wird unterschieden,<br />

ob es sich um flüssige, trockene und geschmeidige<br />

oder abgeschabte Spielzeugmaterialien h<strong>an</strong>delt.<br />

Ausgenommen ist Spielzeug und dessen Best<strong>an</strong>dteile<br />

unter Berücksichtigung des kindlichen Verhaltens, das<br />

beim bestimmungsgemäßen Gebrauch aufgrund von<br />

Zugänglichkeit, Funktion, Volumen oder Masse jegliche<br />

Gefährdung durch Saugen, Lecken, Verschlucken<br />

oder längeren Hautkontakt eindeutig ausschließt. Auf<br />

Grundlage toxikologischer Neubewertungen erwägt<br />

die Europäische Kommission allerdings derzeit eine<br />

Anpassung der Grenzwerte einiger Elemente wie Blei<br />

und Cadmium.<br />

CHEMIE<br />

Erhöhte Sicherheits<strong>an</strong>forderungen<br />

Neue Spielzeugrichtlinie<br />

Bei der Umsetzung der neuen Spielzeugrichtlinie in<br />

deutsches Recht wird es voraussichtlich inhaltliche<br />

Abweichungen geben. Für die Elemente Barium, Blei,<br />

Antimon, Arsen und Quecksilber sind die Grenzwerte<br />

der neuen Spielzeugrichtlinie höher als nach der alten<br />

Rechtslage, so dass ein nationaler Gesetzesentwurf<br />

möglicherweise die strengeren Grenzwerte der alten<br />

Spielzeugrichtlinie 88/378/EWG vorsieht.<br />

KEF-St<strong>of</strong>fe<br />

Eine weitere Neuerung der Richtlinie 2009/48/EG ist<br />

das Verbot der Verwendung von sogen<strong>an</strong>nten KEF-<br />

St<strong>of</strong>fen, das sind Subst<strong>an</strong>zen mit krebserzeugendem,<br />

erb<strong>gut</strong>veränderndem oder fortpfl<strong>an</strong>zungsgefährdendem<br />

Potential. KEF-St<strong>of</strong>fe dürfen nicht in Materialien<br />

enthalten sein, die für Kinder zugänglich sind. Einzelne<br />

KEF-St<strong>of</strong>fe können jedoch nachträglich für bestimmte<br />

Verwendungen erlaubt werden. So ist die Verwendung<br />

von Nickel in nicht rostendem Stahl möglich.<br />

Nitrosamine<br />

Nitrosamine sind krebserregend und entstehen bei der<br />

Produktion von Gummi. Demzufolge können Spielzeuge<br />

aus Gummi, wie Luftballons oder Gummibälle,<br />

Nitrosamine enthalten. Eine besondere Gefährdung<br />

besteht für Kinder unter 36 Monaten. Für Spielzeug,<br />

das für diese Altersgruppe konzipiert ist, und ebenso<br />

für Spielzeug, das in den Mund gesteckt werden soll<br />

– unabhängig vom Alter –, gilt ein Nitrosamin-Migrationsgrenzwert<br />

von 0,05 mg/kg. Für die Vorläufersubst<strong>an</strong>zen<br />

der Nitrosamine, das heißt für N-nitrosierbare<br />

St<strong>of</strong>fe, gilt ein Migrationsgrenzwert von 1 mg/kg.


Duftst<strong>of</strong>fe<br />

Neu hinzugekommen ist ein Verbot von 55 Duftst<strong>of</strong>fen<br />

mit allergenem Potential. Diese dürfen eine Konzentration<br />

von 100 mg/kg nicht überschreiten. Für elf<br />

weitere Duftst<strong>of</strong>fe ist bei Überschreitung des Grenzwertes<br />

von 100 mg/kg ein Hinweis am Spielzeug oder<br />

der Verpackung erforderlich. Vom Verbot ausgenommen<br />

sind einige Duftst<strong>of</strong>fe für Spiele mit Geruchs- und<br />

Geschmacksinn, sowie für Kosmetikk<strong>of</strong>fer, wenn diese<br />

für Kinder unter 36 Monaten nicht verwendet werden<br />

dürfen. Dies ist mit einem Warnhinweis zu kennzeichnen.<br />

Diese Maßnahme soll der steigenden Zahl <strong>an</strong><br />

allergischen Erkr<strong>an</strong>kungen entgegenwirken. Gerade<br />

Kinder, deren Immunsystem sich noch in der Entwicklung<br />

befindet, können durch St<strong>of</strong>fe mit allergenem<br />

Potential so sensibilisiert werden, dass sie lebensl<strong>an</strong>g<br />

unter den allergischen Reaktionen leiden. Die Aufnahme<br />

von Duftst<strong>of</strong>fen ist zudem leicht über die Raumluft<br />

möglich, so dass schon eine Gefahr von dem Spielzeug<br />

ausgehen k<strong>an</strong>n, wenn sich das Kind in dem Raum aufhält,<br />

in dem das Spielzeug aufbewahrt wird.<br />

Harmonisierte Normen für die<br />

Umsetzung der Spielzeugrichtlinie<br />

Die neue Spielzeugrichtlinie wird in Deutschl<strong>an</strong>d mit<br />

dem Geräte- und Produktsicherheitsgesetz (GPSG) in<br />

nationales Recht umgesetzt. Die Spielzeugrichtlinie<br />

regelt zudem, dass die zu prüfenden Anforderungen<br />

und Grenzwerte in harmonisierten Normen festgelegt<br />

werden. Die harmonisierten Normen der Normenreihe<br />

DIN EN 71 „Sicherheit von Spielzeug“ spezifizieren<br />

die allgemein gefassten Anforderungen der Spielzeugrichtlinie<br />

und beinhalten die technische Umsetzung<br />

sowie die Analyseverfahren.<br />

02.2011<br />

Magazin des Prüf- und Forschungsinstituts Pirmasens e. V.<br />

Für die chemischen Anforderungen sind das im Wesentlichen<br />

die DIN EN 71-3 „Migration bestimmter<br />

Elemente“ und die DIN EN 71-9 „Org<strong>an</strong>isch-chemische<br />

Anforderungen“. Bei den org<strong>an</strong>isch-chemischen<br />

Anforderungen wurden die Lösemittel, Konservierungsst<strong>of</strong>fe,<br />

Weichmacher (ausgenommen sind Phthalatweichmacher),<br />

Flammschutzmittel, Monomere,<br />

Biozide (Holzschutzmittel), Verarbeitungshilfsmittel,<br />

Farbmittel und Formaldehyd berücksichtigt. Die Anforderungen<br />

variieren hierbei abhängig von der Art<br />

des Spielzeugs, den vorh<strong>an</strong>denen Materialien und der<br />

Altersgrenze unter oder über drei Jahre. D<strong>an</strong>eben<br />

gibt es weitere Normen für Experimentierkästen, chemisches<br />

Spielzeug und Fingermalfarben. In Vorbereitung<br />

ist auch eine weitere Norm im Hinblick auf die<br />

Verwendung von allergenen Duftst<strong>of</strong>fen und deren<br />

Kennzeichnung, und zwar für Spiele, die den Geruchsund<br />

Geschmacksinn <strong>an</strong>sprechen. Des Weiteren ist eine<br />

Norm gepl<strong>an</strong>t, die strengere Nitrosamin-Grenzwerte<br />

vorsieht. Lösungs<strong>an</strong>sätze zu Defiziten hinsichtlich<br />

der chemischen Anforderungen in der neuen Spielzeugrichtlinie<br />

sollen in einer Arbeitsgruppe erarbeitet<br />

werden, bevor die Anforderungen ab 20. Juli 2013 <strong>an</strong>zuwenden<br />

sind.<br />

Weitere Informationen:<br />

Dr. Kerstin Schulte<br />

Abteilungsleiterin Chemische Analyse und Forschung<br />

Telefon: +49 (0)6331 2490 33<br />

E-Mail: kerstin.schulte@pfi-germ<strong>an</strong>y.de<br />

21


22<br />

<strong>Newsletter</strong> BIoTECHNoloGIE<br />

Forschungsprojekt: Neue Option für Biometh<strong>an</strong><strong>an</strong>lagen<br />

Abgasreinigung<br />

mit Mikroorg<strong>an</strong>ismen<br />

Die Reduktion der Treibhausgas-Emissionen und der<br />

Ausbau erneuerbarer Energien stehen seit Jahren auf<br />

Deutschl<strong>an</strong>ds politischer Agenda. Bereits 2020 sollen<br />

rund 18 Prozent des gesamten Energieverbrauchs aus<br />

erneuerbaren Energien gedeckt werden. Die Bioenergie<br />

wird hierzu einen signifik<strong>an</strong>ten Beitrag leisten<br />

müssen. Ein Schwerpunkt der Energiepolitik ist die<br />

Substitution von Erdgas durch Biometh<strong>an</strong>. Der Neubau<br />

von Biometh<strong>an</strong><strong>an</strong>lagen bleibt allerdings bisl<strong>an</strong>g<br />

deutlich hinter den Plänen zurück, nicht zuletzt aufgrund<br />

der teuren Gasaufbereitung und der aufwändigen<br />

Nachbeh<strong>an</strong>dlung des Abgases, die zudem erhebliche<br />

Energieverluste verursacht. Diese Problematik<br />

geht die PFI Biotechnologie zusammen mit dem Institut<br />

für Mikrobiologie der Universität Mainz in einem<br />

Forschungsprojekt <strong>an</strong>. Ziel ist eine biologische Abgasreinigung,<br />

die Kosten und Energieverluste reduziert.<br />

Bis 2020 sollen in Deutschl<strong>an</strong>d pro Jahr rund 6 Mrd. m 3 Bio-<br />

meth<strong>an</strong> produziert werden. Bis 2030 soll eine weitere<br />

Steigerung auf 10 Mrd. m3 erreicht<br />

werden. Hintergrund dieser ehrgeizigen<br />

Ziele der Bundesregierung<br />

sind die Vorteile, welche die Aufbereitung<br />

von Biogas auf Ergasqualität<br />

und eine nachfolgende Einspeisung<br />

in das Erdgasnetz gegenüber<br />

der derzeit verbreitenden direkten<br />

Verstromung vor Ort bietet.<br />

Das Problem vieler Biogas<strong>an</strong>lagen mit Blockheizkraftwerken<br />

besteht in der sehr unzureichenden Wärmenutzung.<br />

Biogas<strong>an</strong>lagen liegen meist außerhalb der<br />

Ortschaften, so dass der Anschluss potentieller Wärmeabnehmer<br />

über Nahwärmenetze häufig nicht wirtschaftlich<br />

ist. Zudem schw<strong>an</strong>kt der Wärmebedarf möglicher<br />

Abnehmer <strong>of</strong>t stark, während die Wärme in den<br />

Anlagen kontinuierlich <strong>an</strong>fällt. So wird der theoretisch<br />

sehr hohe Wirkungsgrad der Blockheizkraftwerke von<br />

über 85 Prozent (Summe aus elektrischem und thermischem<br />

Wirkungsgrad) in der Praxis nur unzureichend<br />

genutzt. Die Aufbereitung des produzierten Biogases<br />

bietet hier insbesondere den Vorteil, die Energie sehr<br />

viel variabler und damit verbrauchsorientierter und<br />

effizienter einzusetzen. Zusätzlich besteht die Option,<br />

Biometh<strong>an</strong> als Kraftst<strong>of</strong>f für Erdgasfahrzeuge zu nutzen.<br />

Im Vergleich zu <strong>an</strong>deren Biokraftst<strong>of</strong>fen, insbesondere<br />

Biodiesel und Bioeth<strong>an</strong>ol, bietet Biometh<strong>an</strong><br />

das größte Potential und die effizienteste Nutzung<br />

l<strong>an</strong>dwirtschaftlicher Flächen.


ABGASREINIGUNG<br />

Nachbeh<strong>an</strong>dlung des Abgases nötig,<br />

um Meth<strong>an</strong>schlupf zu reduzieren<br />

In Anbetracht der aktuellen Situation erscheinen<br />

die Ziele der Bundesregierung zum Ausbau der Biometh<strong>an</strong>produktion<br />

sehr ambitioniert. Ende 2010 waren<br />

deutschl<strong>an</strong>dweit nur rund 50 Anlagen in Betrieb.<br />

Bis Ende 2011 werden lediglich 30 neue Anlagen dazukommen.<br />

Nach Berechnungen der Deutschen Energie-Agentur<br />

(dena) wird bei einer Fortschreibung des<br />

aktuellen Wachstums die von der Regierung gesetzte<br />

Zielmarke für 2020 um mehr als 50 Prozent verfehlt<br />

werden. Hierbei spielen die hohen Investitionen für<br />

die Gasaufbereitung und die Abgasbeh<strong>an</strong>dlung eine<br />

Rolle. Die Nachbeh<strong>an</strong>dlung des Abgases ist nötig, um<br />

den im Abgas enthaltenen Meth<strong>an</strong>schlupf zu reduzieren.<br />

Nach den derzeit geltenden Vorschriften muss der<br />

Meth<strong>an</strong>gehalt im Abgas von Biometh<strong>an</strong><strong>an</strong>lagen auf<br />

unter 0,5 Prozent begrenzt werden. Ab 2012 tritt eine<br />

weitere Verschärfung mit dem d<strong>an</strong>n gültigen Grenzwert<br />

von 0,2 Prozent in Kraft. Die meisten Biometh<strong>an</strong><strong>an</strong>lagen<br />

müssen daher mit technisch aufwändigen und<br />

teuren Modulen zur katalytischen oder thermischen<br />

Nachverbrennung des Abgases ausgestattet werden.<br />

Die Etablierung kostengünstiger Module zur Gasbeh<strong>an</strong>dlung<br />

und die damit verbundene Absenkung der<br />

spezifischen Investitionskosten würden einen wichtigen<br />

Beitrag zur verbesserten Wirtschaftlichkeit von<br />

Biometh<strong>an</strong><strong>an</strong>lagen leisten. Dies gilt insbesondere in<br />

der Leistungsklasse von unter 500 m3 /h, da hier die<br />

Wirtschaftlichkeit durch die hohen Netz<strong>an</strong>schlusskosten<br />

zusätzlich belastet wird.<br />

02.2011<br />

Magazin des Prüf- und Forschungsinstituts Pirmasens e. V.<br />

Biogas<strong>an</strong>lage mit Biometh<strong>an</strong>einspeisung<br />

(Bild: Ökobit GmbH)<br />

23


24<br />

<strong>Newsletter</strong><br />

Forschungsprojekt: Neue Option für Biometh<strong>an</strong><strong>an</strong>lagen<br />

Abgasreinigung<br />

mit Mikroorg<strong>an</strong>ismen<br />

Einsatz von Bakterien<br />

zum Abbau von Meth<strong>an</strong><br />

PFI und Uni Mainz verfolgen in ihrem Verbundprojekt<br />

daher das Ziel, ein alternatives Verfahren zur biologischen<br />

Abgasreinigung zu entwickeln. Das Projekt wird<br />

von der Fachagentur Nachwachsende Rohst<strong>of</strong>fe (FNR)<br />

gefördert. Ziel ist es, die Fähigkeit einer bestimmten<br />

Gruppe von Bakterien zu nutzen, welche in der Lage<br />

sind, Meth<strong>an</strong> abzubauen. Die Besonderheit, Meth<strong>an</strong><br />

als Wachstumssubstrat nutzen zu können, ist den sogen<strong>an</strong>nten<br />

meth<strong>an</strong>otrophen Bakterien vorbehalten.<br />

Diese Mikroorg<strong>an</strong>ismen verfügen über ein spezielles<br />

Enzymsystem, die Meth<strong>an</strong>-Monooxygenase (MMO),<br />

mit der Meth<strong>an</strong> zunächst zu Meth<strong>an</strong>ol und im Anschluss<br />

weiter über Formaldehyd und Formiat bis zum<br />

Kohlendioxid oxidiert wird. Das natürliche Habitat<br />

dieser meth<strong>an</strong>otrophen Bakterien findet sich typischerweise<br />

dort, wo Meth<strong>an</strong> aus <strong>an</strong>aeroben Bereichen<br />

aufsteigt und auf Sauerst<strong>of</strong>f der aeroben Zone trifft,<br />

beispielsweise in limnischen Sedimenten, Tundren,<br />

Feuchtgebieten oder auch in Reisfeldern.<br />

BIoTECHNoloGIE<br />

Meth<strong>an</strong>otrophe Bakterien spielen für den globalen<br />

Kohlenst<strong>of</strong>fkreislauf eine wichtige Rolle, da sie Meth<strong>an</strong><br />

aus natürlichen Quellen in CO und Biomasse<br />

2<br />

überführen. Die Org<strong>an</strong>ismen sind daher auch unter<br />

klimatischen Gesichtspunkten von erheblicher Bedeutung,<br />

da ohne ihre Aktivität große Mengen des starken<br />

Treibhausgases Meth<strong>an</strong> in die Atmosphäre gel<strong>an</strong>gen<br />

würden.<br />

Biometh<strong>an</strong><strong>an</strong>lage in Semd<br />

(Bild: Ökobit GmbH)


Im Rahmen des Forschungsvorhabens gilt es zunächst,<br />

besonders leistungsfähige meth<strong>an</strong>otrophe Bakterien<br />

zu identifizieren, welche für das <strong>an</strong>visierte Verfahren<br />

geeignet sind. Ein weiterer wichtiger Aspekt wird die<br />

Optimierung der Fermentationsbedingungen sein.<br />

Ziel ist, dass die eingesetzten Bakterien im Zuge des<br />

Meth<strong>an</strong>abbaus in einem größeren Umf<strong>an</strong>g das St<strong>of</strong>fwechselzwischenprodukt<br />

Ameisensäure produzieren.<br />

Diese Säure k<strong>an</strong>n in den Biogasfermenter zurückgeführt<br />

und erneut zu Meth<strong>an</strong> umgesetzt werden. Auf<br />

diese Weise können größere Energieverluste im Zuge<br />

der Abgasreinigung vermieden werden.<br />

Neuer Reaktortyp<br />

02.2011<br />

Magazin des Prüf- und Forschungsinstituts Pirmasens e. V.<br />

In der zweiten Phase des Projekts soll ein Reaktor zur<br />

biologischen Entmeth<strong>an</strong>isierung von Abgasen der<br />

Gasaufbereitung entwickelt werden. Vorgesehen ist<br />

ein Reaktor nach dem Prinzip des Rieselstrom-Verfahrens<br />

in einem Technikumsmaßstab mit rund 250 l Reaktorvolumen.<br />

Der Reaktor ist mit einen porösen Trägermaterial<br />

gefüllt, das als Besiedlungsfläche für die<br />

Mikroorg<strong>an</strong>ismen dient. Das meth<strong>an</strong>haltige Abgas soll<br />

von unten in den mit dem Trägermaterial gefüllten<br />

Reaktionsraum des Reaktors einströmen. In Abhängigkeit<br />

vom Meth<strong>an</strong>gehalt des Abgases wird die benötigte<br />

Menge Luft zugeströmt (zur Oxidation des Meth<strong>an</strong>s<br />

benötigen die meth<strong>an</strong>otrophen Bakterien ein Molekül<br />

O je Molekül CH bzw. ein Luft/Meth<strong>an</strong>-Verhältnis<br />

2 4<br />

von ca. 4:1). Von oben wird Wasser im Gegenstrom<br />

eingerieselt. Das Gegenstromprinzip ermöglicht kurze<br />

St<strong>of</strong>füberg<strong>an</strong>gswege und hohe Raumabbauleistungen.<br />

Im unteren Bereich des Reaktors gel<strong>an</strong>gt das<br />

Wasser durch ein Trennsieb in ein Auff<strong>an</strong>gbecken, von<br />

wo es je nach org<strong>an</strong>ischer Beladung rezirkuliert oder<br />

abgezogen und dem Biogasreaktor zugeführt werden<br />

k<strong>an</strong>n. Die vom Meth<strong>an</strong> gereinigte Abluft wird oben<br />

aus dem Reaktor entlassen. Die Leistungsfähigkeit des<br />

Verfahrens soll zunächst in einem Versuchsreaktor unter<br />

praxisnahen Bedingungen überprüft werden, um<br />

technologische Anpassungen vor der Überführung des<br />

Verfahrens in den Praxismaßstab machen zu können.<br />

Auf dieser Basis erfolgt eine Machbarkeits<strong>an</strong>alyse eines<br />

Reaktormoduls im Praxismaßstab unter technischen<br />

und wirtschaftlichen Aspekten.<br />

Weitere Informationen:<br />

Dr. Stef<strong>an</strong> Dröge<br />

PFI - Abteilung Biotechnologie<br />

Telefon: +49 (0)6331 2490 840<br />

E-Mail: stef<strong>an</strong>.droege@pfi-germ<strong>an</strong>y.de<br />

25


26<br />

<strong>Newsletter</strong><br />

Neuer Forschungsschwerpunkt Textil<br />

Flachs<strong>an</strong>bau bald wieder<br />

interess<strong>an</strong>t?<br />

1957 war der Flachs<strong>an</strong>bau aus den <strong>of</strong>fiziellen deutschen<br />

l<strong>an</strong>dwirtschaftsstatistiken verschwunden, weil<br />

er zu marginal geworden war. In den 80er Jahren erlebte<br />

Flachs unter dem Gesichtspunkt des ökologisch<br />

verträglichen Pfl<strong>an</strong>zen<strong>an</strong>baus ein Revival. Bis in die<br />

90er Jahre unternahmen verschiedene EU-länder, darunter<br />

Sp<strong>an</strong>ien, Portugal, Großbrit<strong>an</strong>nien und Deutschl<strong>an</strong>d,<br />

erhebliche Anstrengungen, um Flachs<strong>an</strong>bau und<br />

leinenproduktion wiederzubeleben. Ziel war, technisch<br />

nutzbare Kurzfasern zu gewinnen, wie sie in<br />

Verbundwerkst<strong>of</strong>fen oder Dämmst<strong>of</strong>fen Verwendung<br />

finden. Die Bemühungen scheiterten, weil technische<br />

und ökonomische Aspekte sowie Vermarktungsprobleme<br />

deutlich unterschätzt wurden. Nun könnte ein<br />

neues Faseraufschlussverfahren, welches das PFI zusammen<br />

mit den Projektpartnern Hess Natur-Textilien<br />

GmbH sowie der FH Kaiserslautern und der TU Dresden<br />

entwickelt hat, zum Durchbruch verhelfen.<br />

Auftrennung von Schäben und Fasern nach dem hydro-<br />

thermalen Aufschluss von Flachsstroh<br />

BIoTECHNoloGIE<br />

Ziel des neuen Projekts der PFI Biotechnologie ist es,<br />

aus Flachsstroh Kurzfasern (Flockenbast) zu gewinnen,<br />

die aus Elementarfasern oder Gruppen von Elementarfasern<br />

bestehen. Diese fein aufgeschlossenen Fasern<br />

mit einer Länge von 30 bis 40 mm können auf Baumwollspinnmaschinen<br />

verarbeitet werden. Sie sollen in<br />

ihren Eigenschaften und ihrer Haptik zwischen Leinen<br />

und Baumwolle liegen. Durch den kontrolliert ablaufenden<br />

Prozess ergeben sich weitere Vorteile.<br />

Prozessinnovationen<br />

und erhöhter Ertrag<br />

Die neue Methode verringert das Anbaurisiko für Leinen<br />

wesentlich, da die Witterungsgefahren durch die<br />

Feldröste wegfallen (siehe Kasten „Traditionelle Flachsfasergewinnung“).<br />

Im Vergleich zur traditionellen Fasergewinnung<br />

fallen Bearbeitungsschritte wie beispielsweise<br />

das Schwingen weg. Dadurch können Frachtwege,<br />

Tr<strong>an</strong>sport- und Bearbeitungskosten eingespart werden.<br />

Die Ausbeute aus dem Stroh wird erheblich verbessert,<br />

da nicht mehr nach L<strong>an</strong>g- und Kurzfasern unterschieden<br />

wird. Eine höhere Faserausbeute erhöht den Ertrag pro<br />

Hektar Anbaufläche für die L<strong>an</strong>dwirte und macht den<br />

Flachs<strong>an</strong>bau in Deutschl<strong>an</strong>d wieder um einiges interess<strong>an</strong>ter.<br />

Die neu entwickelte Faser wird voraussichtlich<br />

preiswerter als Leinen sein und lässt daher ein sehr <strong>gut</strong>es<br />

Nachfragepotential erwarten. Da die Baumwollpreise<br />

sich im Laufe der letzten Jahre verdreifacht haben, wird<br />

die neue Faser zunehmend kommerziell interess<strong>an</strong>t.<br />

Durch das neue Aufschlussverfahren wird m<strong>an</strong> eine Faser<br />

erhalten, die nicht im traditionellen Nassspinnverfahren<br />

weiterverarbeitet werden muss. Daher k<strong>an</strong>n auf<br />

trockene und daher kostengünstigere Spinntechnologien<br />

ausgewichen werden. Auf Chemikalien (konventionelles<br />

Leinen benötigt fast immer einen Bleichvorg<strong>an</strong>g<br />

vor allen weiteren Verarbeitungsschritten) wird ebenfalls<br />

verzichtet werden können. Darüber hinaus können<br />

die bei der Fasergewinnung <strong>an</strong>fallenden biologischen<br />

Restst<strong>of</strong>fe zur Biogasgewinnung genutzt werden.


Prozessschritte Verfahrensschritte Prozessvorteile<br />

Massenströme<br />

1. Angepasste<br />

Erntetechnik<br />

2.Aufschlußtechnik<br />

des PFI<br />

3. Nachbeh<strong>an</strong>dlung<br />

4. Textile<br />

Verarbeitung<br />

4. Textilveredelung<br />

Garn und<br />

Flächentextilien<br />

Brechen und zu<br />

Ballen pressen<br />

Flachsstroh<br />

95 %<br />

HTA*-Beh<strong>an</strong>dlung<br />

bei 140 °C mit<br />

wenig Chemicalien<br />

HTA-Rest<br />

85 %<br />

Entwässerung und<br />

Grobreinigung<br />

Nassfaser<br />

30 %<br />

Trocknen und<br />

Kardieren<br />

Textilfaser<br />

25 %<br />

verspinnen, weben,<br />

konfektionieren<br />

Textilien<br />

Färben, Endausrüstung,<br />

Überprüfung<br />

der Gebrauchseigenschaften<br />

leinsamen 5%<br />

Xylose 10%<br />

Schäben 55%<br />

Kurzfaser 5%<br />

Nach erfolgreichen Vorversuchen werden nun Vertragsbauern<br />

des PFI-Projektpartners, der Hess Natur-<br />

Textilien GmbH, den Flachs für dieses Forschungsprojekt<br />

<strong>an</strong>bauen. Das Flachsstroh soll ohne Röste<br />

geerntet, gedroschen, gebrochen und d<strong>an</strong>n zu Ballen<br />

gepresst werden. Im Energiepark Pirmasens ist eine<br />

großtechnische Anlage gepl<strong>an</strong>t, die es ermöglicht, die<br />

Faseraufschlüsse vom Labormaßstab in den großtechnischen<br />

Maßstab zu überführen. Nach dem Aufschluss<br />

müssen faserschonende Reinigungsprozesse <strong>an</strong>gew<strong>an</strong>dt<br />

werden, um die Fasern von den Schäben (das<br />

sind die holzigen Reste, die bei der Flachserzeugung<br />

nach der Entholzung des Pfl<strong>an</strong>zenstängels <strong>an</strong>fallen) zu<br />

trennen. Die Schäben sind wichtig für die Gewinnung<br />

von Nebenprodukten (z. B. Xylitol) und zur Biogasge-<br />

Bessere<br />

Tr<strong>an</strong>sport- und<br />

lagerfähigkeit<br />

Nutzung der Abgaswärme<br />

des BHKW*<br />

Grundlage für<br />

Xylitolproduktion<br />

G<strong>an</strong>zjähriges<br />

Substrat<br />

für Biogas<strong>an</strong>lage<br />

Nutzung der Niedertemperaturabwärme<br />

der Anlage<br />

Herstellung von<br />

Nonwoven<br />

Ökologische und<br />

ökonomische Textil<br />

veredelung<br />

*BHKW = Blockheizkraftwerk, ** HTA = Hydrothermaler Aufschluß<br />

Verfahrenstechnischer Ansatz<br />

zur innovativen Flachsfasergewinnung<br />

02.2011<br />

Magazin des Prüf- und Forschungsinstituts Pirmasens e. V.<br />

winnung. Aus dem Flockenbast sollen<br />

Flächentextilien hergestellt und zu einem<br />

Endprodukt verarbeitet werden.<br />

Anschließend pl<strong>an</strong>t das PFI in Zusammenarbeit<br />

mit den Projektpartnern von<br />

der FH Kaiserlautern und TU Dresden,<br />

die textilen Flächengebilde umweltschonend<br />

zu färben und auszurüsten.<br />

Die neue Faser eignet sich zum Einsatz<br />

in hochwertiger Bekleidung, für Heimtextilien,<br />

im Nonwoven-Bereich oder<br />

als Füllmaterial in Bettdecken.<br />

Traditionelle<br />

Flachsfasergewinnung<br />

Die Flachsfasern sind im Stängel in<br />

der äußeren Rindenschicht eingebettet.<br />

Pektine und <strong>an</strong>dere Kitt-<br />

Subst<strong>an</strong>zen verbinden die Einzelfasern<br />

zu Faserbündeln. Üblicherweise<br />

wird der erntereife Flachs gerauft<br />

und zur mehrwöchigen Tauröste<br />

parallel auf dem Feld abgelegt.<br />

Unter Rösten wird jedes Verfahren<br />

verst<strong>an</strong>den, bei dem eine Trennung<br />

der Faserlage vom Holzzylinder auf<br />

biologischem Wege durch Mikroorg<strong>an</strong>ismen<br />

stattfindet. Dieser Vorg<strong>an</strong>g<br />

ist extrem zeitaufwändig und<br />

zudem wetterabhängig. Ungünstige<br />

Wetterbedingungen können eine<br />

Einbuße des Ertrags durch Überröste<br />

hervorrufen. Nach der Röste erfolgt<br />

eine mech<strong>an</strong>ische Aufbereitung der<br />

Stängel. Durch Knicken und Schwingen<br />

werden die verholzten Anteile<br />

herausgelöst, um die Fasern zu gewinnen.<br />

Die so gewonnenen Fasern<br />

liegen im Bündel vor und haben eine<br />

Länge von ca. 450 mm.<br />

Weitere Informationen:<br />

Dipl. Ing. (FH) Israel Schmitt<br />

PFI - Abteilung Biotechnologie<br />

Telefon: +49 (0)6331 2490 840<br />

E-Mail: israel.schmitt@pfi-germ<strong>an</strong>y.de<br />

27


28<br />

<strong>Newsletter</strong><br />

PFI entwickelt neue Produktprüfung und Prüfgerät<br />

Schnittschutz<br />

für Hände und Füße<br />

H<strong>an</strong>dverletzungen machen einen Großteil der Arbeitsunfälle<br />

in der Industrie aus. Jeder zweite dieser Unfälle<br />

geht mit Schnittwunden einher. Aber nicht nur die<br />

Hände, sondern auch die Füße müssen in gefährdeten<br />

Berufen, wie zum Beispiel bei Forstarbeitern, vor<br />

Schnittverletzungen geschützt werden. Schnittfestes<br />

Schuhwerk minimiert das Risiko. Zur Überprüfung der<br />

Wirksamkeit von Schuhen und H<strong>an</strong>dschuhen, die vor<br />

Schnittverletzungen schützen sollen, hat das PFI die<br />

Schnittfestigkeitsprüfmaschine SFH 3136 entwickelt.<br />

PFI-Schnittfestigkeitsprüfmaschine<br />

PHYSIK<br />

Das neue Prüfgerät ist in der Lage, die Schnittfestigkeit<br />

von Schutzh<strong>an</strong>dschuhen gemäß DIN EN 388 und<br />

den Schnittschutz (CR) von Sicherheitsschuhen gemäß<br />

DIN EN ISO 20344 zu überprüfen.<br />

Bei der Prüfung werden Prüfmuster mit einer kreisförmig<br />

rotierenden Klinge geschnitten. Die Klinge<br />

bewegt sich unter einer festgelegten Belastung auf<br />

dem Prüfmuster hin und her und dreht sich zusätzlich<br />

entgegen dieser Bewegung. Eine Akkreditierung des<br />

Verfahrens wird schnellstmöglich <strong>an</strong>gestrebt.<br />

Das PFI bietet nicht nur die Durchführung der Prüfung<br />

<strong>an</strong>, sondern das Prüfgerät wurde auch in den PFI-Prüfgerätekatalog<br />

aufgenommen und k<strong>an</strong>n somit über<br />

das PFI bezogen werden.<br />

Weitere Informationen:<br />

Dipl.-Ing. (FH) Liselotte Vijselaar<br />

Abteilungsleiterin Physikalische Prüfung<br />

und Forschung<br />

Telefon: +49 (0)6331 2490 12<br />

E-Mail: liselotte.vijselaar@pfi-germ<strong>an</strong>y.de


NEWS<br />

Unterscheidung von Leder und Synthetik-Materialien<br />

Ist es Leder?<br />

Selbst für Experten ist es mittlerweile eine echte Herausforderung,<br />

leder auf den ersten Blick von Synthetik-Materialien<br />

zu unterscheiden. Früher konnte leder<br />

<strong>an</strong>h<strong>an</strong>d von Indikatoren wie Haptik, Schnittk<strong>an</strong>ten<br />

und Geruch erk<strong>an</strong>nt werden. Zur Prüfung musste das<br />

Produkt nicht zerstört werden. Heute reicht dies meist<br />

nicht mehr aus, weil die Technologien zur Herstellung<br />

synthetischer Materialien inzwischen sehr hoch entwickelt<br />

sind. ob Mikr<strong>of</strong>asermaterial mit Veloursledercharakter<br />

oder Synthetics mit geprägten Narbenbildern<br />

– Imitationen gibt es in unendlicher Vielfalt,<br />

und sie sind dem original teilweise zum Verwechseln<br />

ähnlich.<br />

Schwierig k<strong>an</strong>n es aber auch bei vermeintlich beschichteten<br />

Ledern werden: Oft ist die Beschichtungsstärke<br />

zu hoch und das eigentliche Leder viel zu dünn, als<br />

dass das Material nach den einschlägigen Richtlinien<br />

noch als „Leder“ oder „beschichtetes Leder“ bezeichnet<br />

werden dürfte. Das Leder hat bei starker Beschichtung<br />

lediglich die Funktion eines Trägermaterials.<br />

Seine charakteristischen Merkmale wie Feuchtigkeitsaufnahme<br />

und Flexibilität gehen d<strong>an</strong>n fast vollständig<br />

verloren.<br />

Dies hier ist leder, denn die Beschichtung ist dünner als<br />

0,15 mm bei einer Gesamtmaterialstärke von 1,71 mm<br />

02.2011<br />

Magazin des Prüf- und Forschungsinstituts Pirmasens e. V.<br />

Hier h<strong>an</strong>delt es sich um beschichtetes leder<br />

(Beschichtung 0,37 mm, Gesamtstärke 2,43 mm)<br />

Nur Leder mit einer maximalen Beschichtungsstärke<br />

von weniger als 0,15 mm dürfen mit dem Begriff „Leder“<br />

gekennzeichnet werden. Beträgt die Beschichtungsdicke<br />

mehr als 0,15 mm, jedoch weniger als ein<br />

Drittel der Gesamtmaterialstärke, d<strong>an</strong>n muss das Material<br />

als „beschichtetes Leder“ oder „Leder mit Beschichtung“<br />

bezeichnet werden. Ist eine Beschichtung<br />

stärker als 0,15 mm und überschreitet die Beschichtungsdicke<br />

ein Drittel der Gesamtstärke, h<strong>an</strong>delt es<br />

sich um ein so gen<strong>an</strong>ntes „sonstiges Material“.<br />

Bei der Überprüfung der Beschichtungsstärke werden<br />

je nach Prüfmuster mindestens drei Proben senkrecht<br />

zur Deckschicht entnommen. Die Dicke der Oberflächendeckschicht<br />

wird mit einem Lichtmikroskop bestimmt<br />

und sowohl als Dicke als auch als prozentualer<br />

Anteil der Gesamtdicke <strong>an</strong>gegeben.<br />

Quellen<br />

DIN EN ISO 17186 Leder – Bestimmung der Dicke<br />

der Oberflächendeckschicht<br />

RAL 060 A2 – Abgrenzung des Begriffes Leder<br />

gegenüber <strong>an</strong>deren Materialien<br />

Bedarfsgegenständeverordnung § 10a<br />

Kennzeichnung von Schuherzeugnissen<br />

94/11/EG<br />

Weitere Informationen:<br />

Dipl.-Ing. (FH) Liselotte Vijselaar<br />

Abteilungsleiterin Physikalische Prüfung<br />

und Forschung<br />

Telefon: +49 (0)6331 2490 12<br />

E-Mail: liselotte.vijselaar@pfi-germ<strong>an</strong>y.de<br />

29


30<br />

<strong>Newsletter</strong><br />

Forschungsprojekt zur Verbesserung des Schuhklimas<br />

Der »Lüfterschuh«<br />

Seit seiner Gründung vor über 60 Jahren befasst sich<br />

das PFI mit der Tragehygiene von Schuhen. Eine <strong>gut</strong>e<br />

Tragehygiene steigert den Komfort, den der Träger<br />

empfindet, hilft gegen stark schwitzende Füße und<br />

den damit einhergehenden Geruch, und beugt Erkr<strong>an</strong>kungen<br />

wie Fußpilz vor. Der „lüfterschuh“ ist das<br />

Ergebnis eines PFI-Forschungsprojekts, das die Verbesserung<br />

der Belüftung im Schuh zum Ziel hatte. Er<br />

ist mit einem energie-autarken Belüftungssystem ausgestattet,<br />

das über die menschliche Muskelkraft beim<br />

Gehen gespeist wird.<br />

Im Rahmen des AIF-Projekts entwickelter „lüfterschuh“<br />

mit Datenlogger und H<strong>an</strong>dy-Akku<br />

FoRSCHUNG<br />

Die wesentlichen Materialeigenschaften, welche Tragekomfort<br />

und Tragehygiene beeinflussen, sind Wasserdampfdurchlässigkeit<br />

und thermische Leitfähigkeit<br />

der verwendeten Schuhwerkst<strong>of</strong>fe. Bei körperlicher<br />

Aktivität, aber auch bei psychischer Belastung entwickelt<br />

der Körper aufgrund des beschleunigten St<strong>of</strong>fwechsels<br />

verstärkt Wärme und sondert vermehrt<br />

Schweiß ab. Die natürliche Funktion des Schweißes,<br />

nämlich den Fuß durch Verdunstung zu kühlen, ist<br />

bei dem mit einem Schuh umhüllten Fuß nur eingeschränkt<br />

möglich. Der Fuß im Schuh k<strong>an</strong>n nur gekühlt<br />

werden, wenn Wärme und Feuchtigkeit durch das<br />

Schuhmaterial nach außen abgeleitet werden.<br />

Tragehygiene –<br />

ein wichtiges Verkaufsargument<br />

Optimale Tragehygiene von Schuhen ist ein Verkaufsargument<br />

und wird daher von vielen Schuhherstellern<br />

<strong>an</strong>gestrebt. Sie investieren erhebliche Summen, um die<br />

Traghygiene ihrer Schuhe zu verbessern – leider nicht<br />

immer mit Erfolg. Dass eine vernünftige Ventilation<br />

im Schuh das Fußklima positiv beeinflusst, ist<br />

bek<strong>an</strong>nt. Die große Zahl von Patent<strong>an</strong>meldungen<br />

im Bereich der Erzeugung von<br />

Belüftung im Schuh, über Pumpen und<br />

ähnliches, zeigen, dass sich auf diesem<br />

Gebiet zahlreiche Tüftler und Erfinder<br />

betätigen. Sehr häufig, und das bestätigen<br />

Untersuchungen solcher Systeme am<br />

PFI, werden dabei jedoch physikalische Gesetze<br />

ignoriert oder mech<strong>an</strong>ische und konstruktive<br />

Aspekte außen vor gelassen, so dass die Systeme<br />

letztlich keine messbare Verbesserung der Tragehygiene<br />

erreichen.


Im Rahmen eines bereits abgeschlossenen AiF-Projektes<br />

mit dem Titel “Wohlfühlklima im Arbeitsschuh“<br />

wurden die wesentlichen Mech<strong>an</strong>ismen, welche die<br />

Tragehygiene beeinflussen, untersucht. D<strong>an</strong>n wurde<br />

das Optimierungspotenzial in den Feldern Material,<br />

Konstruktion und Mikrosysteme systematisch <strong>an</strong>alysiert.<br />

Hierbei zeigte sich, dass die Hauptaufgabe darin<br />

besteht, Feuchtigkeit vom Fuß weg zu tr<strong>an</strong>sportieren<br />

und die Hauttemperatur im <strong>an</strong>genehmen Bereich, um<br />

die 30 °C, zu halten.<br />

Im Projekt entwickeltes Funktionsmodell<br />

des „lüfterschuhs"<br />

02.2011<br />

Magazin des Prüf- und Forschungsinstituts Pirmasens e. V.<br />

Gesucht: Energie-autarkes<br />

Belüftungssystem<br />

Unter den verschiedenen Möglichkeiten, den Fuß trocken<br />

zu halten, stellt der Abtr<strong>an</strong>sport der Feuchtigkeit<br />

durch Luftströmung über die Nutzung des Kühleffekts<br />

durch verdunstenden Fußschweiß die wirksamste<br />

Methode dar. Diese Erfahrung hat sich auch in dem<br />

erwähnten Projekt bestätigt. Die besten Ergebnisse<br />

erzielte ein modifizierter Sicherheitsschuh mit eingebautem<br />

CPU-Lüfter, der über einen H<strong>an</strong>dy-Akku gespeist<br />

wurde.<br />

Ein derartiges Lüftungssystem mit einer elektrischen<br />

Energieversorgung erfordert jedoch ein regelmäßiges<br />

Aufladen des Energiespeichers <strong>an</strong> einer externen<br />

Stromquelle. Da dieser Umst<strong>an</strong>d die Benutzerfreundlichkeit<br />

einschränkt, hat sich das PFI in einem weiteren<br />

Forschungsprojekt gezielt mit dem Thema „Lüftung<br />

im Schuh“ und der technischen Realisierung der Erzeugung<br />

signifik<strong>an</strong>ter, messbarer Luftströme im Schuh<br />

befasst. Das Ziel war, ein durch Muskelkraft gespeistes,<br />

funktionsfähiges Lüftersystem zu entwickeln, welches<br />

völlig autark, das heißt ohne Fremdenergie in Form<br />

von auszuwechselnden Batterien beziehungsweise extern<br />

aufzuladenden Akkus, eine mess- und spürbare<br />

Lüftungswirkung im Schuh generiert.<br />

Das Projekt gliederte sich hauptsächlich in zwei For-<br />

schungsbereiche, und zwar „Technische Umsetzung<br />

der Klimatisierung im Schuh“ und – damit eng verbunden<br />

– „Energiegewinnung im/am Schuh“.<br />

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<strong>Newsletter</strong><br />

Die Entwicklung eines energieautarken Lüftersystems<br />

setzt die Wahl eines entsprechenden Energiew<strong>an</strong>dlungssystems<br />

voraus. Die Untersuchung möglicher<br />

W<strong>an</strong>dlungsprinzipien zeigte, dass ein potentieller Lüfter<br />

am besten elektronisch betrieben werden sollte.<br />

Die untersuchten Energiew<strong>an</strong>dlungsarten sind in der<br />

folgenden Tabelle dargestellt.<br />

Überblick über die untersuchten Energiew<strong>an</strong>dlungsarten<br />

FoRSCHUNG<br />

Forschungsprojekt zur Verbesserung des Schuhklimas<br />

Der »Lüfterschuh«<br />

Energiequelle W<strong>an</strong>dlungsprinzip W<strong>an</strong>dler<br />

rein mech<strong>an</strong>isch Getriebe<br />

elektrisch Piezoelektrische<br />

Materialien<br />

Dielektrische<br />

Elastomere<br />

Muskelbewegung elektromagnetisch Generator<br />

(Dynamo)<br />

hydraulisch/ Turbine<br />

W<strong>an</strong>dlung der Bewegungsrichtung<br />

W<strong>an</strong>dlung der Energieform<br />

pneumatisch Zahnradpumpe<br />

Der menschliche G<strong>an</strong>g ist das komplexe Zusammenwirken<br />

vieler einzelner Bewegungen. Um einen Teil<br />

der beim Gehen aufgewendeten Bewegungsenergie<br />

in elektrische Energie zu w<strong>an</strong>deln, eignen sich besonders<br />

zwei G<strong>an</strong>gphasen: Fersenauftritt und Fersenabhub<br />

bzw. die damit einhergehende Abrollbewegung.<br />

In einem Schrittzyklus sind dies die Ereignisse mit den<br />

höchsten relativen Kraftaufkommen. Die Gewinnung<br />

von Energie aus der Gehbewegung erfolgt dabei nicht<br />

gleichmäßig, sondern – abhängig von der G<strong>an</strong>gart des<br />

Trägers – intervallförmig. Bei zügigem Gehen beträgt<br />

die Schrittfrequenz einer erwachsenen Person etwa<br />

1Hz, was einem Schritt pro Sekunde entspricht. Ausgehend<br />

von diesem Wert wurden zwei unterschiedliche<br />

Systeme entwickelt, welche es dem Träger ermöglichen,<br />

beim Gehen ausreichend Energie für den Betrieb<br />

eines kleinen elektrischen Lüfters zu erzeugen.<br />

Funktionsmodell „lüfterschuh“<br />

Auf Grundlage dieser Erkenntnisse wurde das Funktionsmodell<br />

des so gen<strong>an</strong>nten „Lüfterschuhs“ gefertigt.<br />

Dieser Schuh verfügt über ein energie-autarkes Belüftungssystem,<br />

bestehend aus einem kleinen elektrischen<br />

Lüfter im Vorfußbereich und einem System zur<br />

Energiegewinnung im Fersenbereich. Sowohl objektive<br />

Messungen als auch subjektive Beurteilungen von<br />

Prob<strong>an</strong>den bestätigten die Wirksamkeit des Lüftungssystems.<br />

Das Diagramm rechts stellt den ermittelten<br />

Temperaturverlauf in einem Schuh mit und in einem<br />

baugleichen Schuh ohne Belüftungssystem während<br />

einer zweistündigen Tragebe<strong>an</strong>spruchung dar.


Temperatur [°C]<br />

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28<br />

27<br />

26<br />

25<br />

Nächster Schritt:<br />

Tragbares Schuhmodell entwickeln<br />

Mittlere Temperaturen<br />

0 15 30 45 60 75 90 125 120<br />

Zeit [min]<br />

Temperaturverläufe im Schuh mit (rot) und ohne (blau) Belüftung<br />

Um zu einer alltagstauglichen Lösung zu kommen,<br />

sind weitere Optimierungsschritte erforderlich: Erstens<br />

sollten die systemrelev<strong>an</strong>ten Bauteile so klein<br />

wie möglich sein, und zweitens sollten die funktionalen<br />

Komponenten bestmöglich in den Schuh integriert<br />

werden, um eine optische Verschmelzung zu erreichen.<br />

Untersuchungen haben gezeigt, dass bei zügigem Gehen<br />

mit dem auf Seite 31 dargestellten Funktionsmodell<br />

mehr Energie gewonnen wird als der Lüfter benötigt.<br />

Diese überschüssige elektrische Energie könnte<br />

für weitere Entwicklung genutzt werden, zum Beispiel<br />

für eine sensorunterstützte Lüftersteuerung. Die Idee<br />

ist, den Schuh mit Temperatur- und Feuchtesensoren<br />

auszustatten, die es ermöglichen, die klimatischen<br />

Verhältnisse im Schuhinneren zu messen. Ein Mikrocontroller<br />

könnte den Lüfter automatisch steuern und<br />

die Schuhinnentemperatur in einem definierten Wohlfühlbereich<br />

halten.<br />

02.2011<br />

Magazin des Prüf- und Forschungsinstituts Pirmasens e. V.<br />

Das IGF-Vorhaben 15743 N wurde über die AiF im Rahmen<br />

des Programms zur Förderung der industriellen<br />

Gemeinschaftsforschung und -entwicklung (IGF) vom<br />

Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie<br />

aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages<br />

gefördert.<br />

Unser D<strong>an</strong>k geht <strong>an</strong> alle, die dieses Projekt ermöglicht<br />

haben. Der Forschungsbericht sowie weitere Informationen<br />

sind erhältlich bei<br />

Dipl.-Ing. Peter Schultheis<br />

PFI Prüf- und Forschungsinstitut<br />

Leiter Forschung und Entwicklung / Schuhtechnik<br />

Telefon: +49 (0)6331 2490 40<br />

E-Mail: peter.schultheis@pfi-germ<strong>an</strong>y.de<br />

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