Berlin - Thönnes, Franz (MdB)
Berlin - Thönnes, Franz (MdB)
Berlin - Thönnes, Franz (MdB)
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
SEITE 6 THÖNNES‘ INFO-BRIEF<br />
BBBERLIN ERLIN ERLIN<br />
AUSGABE IV/2010<br />
Gesundheitspolitik der Bundesregierung bedient einseitig Lobbyinteressen<br />
Die verabschiedeten Reformvorschläge für das Gesundheitssystem<br />
sind weder nachhaltig noch kostenneutral,<br />
bedeuten steigende Beiträge für die Versicherten<br />
und einen Einstieg in die Kopfpauschale. Das FDP<br />
-Wahlversprechen „mehr Netto vom Brutto” ist als<br />
Nettolüge enttarnt. Für 70 Millionen gesetzlich Versicherte<br />
wird es keinen Deut besser, dafür aber massiv<br />
ungerechter und teurer.<br />
Reine Klientelpolitik<br />
Wie stark Lobbyisten die Gesundheitspolitik der<br />
Quelle: Chris Beck / pixelio.de<br />
schwarz-gelben Regierungspolitik bestimmen, wird an<br />
der Reform der Nutzenbewertung neuer Arzneimittel<br />
deutlich. Diese wird jetzt von der Bundesregierung per<br />
Rechtsverordnung festgelegt. Die eigentlich zuständigen<br />
Kontrolleure, der Gemeinsame Bundesausschuss der Selbstverwaltung von Ärzten und Kassen und das<br />
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG), werden zur lahmen Ente degradiert.<br />
Die Formulierungen dafür hat die Koalition gleich von den Lobbyisten des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller<br />
(VFA) abgeschrieben. Damit ist zu befürchten, dass das Preismonopol der Arzneimittelhersteller<br />
bestehen bleibt.<br />
Gesundheitsreform? Das Projekt soziale Spaltung<br />
Minister und Koalition verkaufen jetzt die Erhöhung des Beitragssatzes von 14,9 Prozent auf 15,5 Prozent als<br />
Gesundheitsreform. Davon zahlen die Arbeitnehmer/innen künftig 8,2 Prozent und die Arbeitgeber 7,3 Prozent.<br />
Zusätzlich friert Rösler den Arbeitgeberbeitrag ein. Alle künftigen Steigerungen der Gesundheitskosten<br />
bleiben allein bei den Versicherten hängen. Insbesondere Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen<br />
sowie Rentnerinnen und Rentner zahlen die Zeche von Herrn Rösler. Mit der Aufgabe der paritätischen Finanzierung<br />
der Gesundheitskosten ruiniert der Minister den Zusammenhalt der Sozialpartner. Warum soll in<br />
Zukunft die gewichtige Arbeitgeberlobby noch Druck gegen steigende Kosten im Gesundheitssystem aufrecht<br />
erhalten?<br />
Bürokratie-Monstrum geschaffen und Sozialausgleich 2011 Fehlanzeige<br />
Das Bundesversicherungsamt (BVA) soll jedes Jahr anhand des Kassendefizits eine durchschnittliche Kopfpauschale<br />
berechnen. Übersteigt diese vom BVA festgelegte Kopfpauschale zwei Prozent des individuellen<br />
sozialversicherungspflichtigen Einkommens, wird sie angeblich sozial ausgeglichen. Abgesehen von vielen Fragen<br />
bei der konkreten Ausgestaltung wird der sogenannte Sozialausgleich für die Zusatzbeiträge in der Gesetzlichen<br />
Krankenversicherung (GKV) aber 2011 nicht stattfinden. Das geht aus der Beratung und Beschlussfassung<br />
des Haushaltes 2011 des Gesundheitsministeriums hervor. Auch im nächsten Jahr werden zahlreiche<br />
Versicherte Zusatzbeiträge zahlen müssen. Frühestens ab 2012 soll der Sozialausgleich dann greifen. Bezahlt<br />
wird er nicht aus Steuermitteln, wie Rösler angekündigt hatte, sondern aus der Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds.<br />
Zu deren Aufbau wird es einen einmaligen Steuerzuschuss von zwei Mrd. Euro geben. Sobald er<br />
aufgebraucht ist, wird der Sozialausgleich aus Beitragsgeldern bezahlt.<br />
Hausärzteversorgung? Kürzungen am falschen Ende<br />
Gesundheitsminister Rösler ist dabei, einen folgenschweren Fehler zu machen. Seine Gesetze sehen vor, dass<br />
ausgerechnet bei der hausärztlichen Versorgung 500 Mio. Euro eingespart werden. Damit verschärft er den<br />
Mangel an Hausärzten, von dem in Zukunft immer mehr ländliche Gebiete betroffen sein werden. Das ist eine