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LA KW 46

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Mr. Bergsicherheit<br />

Karl Gabl war 14 Jahre lang Präsident des<br />

Kuratoriums für Alpine Sicherheit<br />

(lisi) Der tragische Lawinentod seiner Cousine Gertrud Gabl<br />

war der Grund, weshalb der gebürtige St. Antoner Karl Gabl<br />

1976 dem Österreichischen Kuratorium für Alpine Sicherheit<br />

beigetreten ist. 16 Jahre lang war er dessen Präsident – mit der<br />

RUNDSCHAU spricht der Meteorologe über Erreichtes und<br />

Nicht-Erreichtes.<br />

Eine bahnbrechende Entwicklung<br />

ist für Karl Gabl, der seit Anfang<br />

Juni nicht mehr Präsident des<br />

Kuratoriums für Alpine Sicherheit<br />

ist, auf das Jahr 2006 zurückzuführen:<br />

Damals wurde mit Innenministerin<br />

Liese Prokop ein Vertrag unterzeichnet,<br />

der die Übermittlung<br />

der von der Alpinpolizei erhobenen,<br />

anonymisierten Bergunfälle an<br />

das Kuratorium regelt. Seit diesem<br />

Zeitpunkt exis tiert beim Kuratorium<br />

eine digitale Unfalldatenbank.<br />

„Früher wurde die Unfallstatistik<br />

analog-händisch geführt“, erinnert<br />

sich Karl Gabl. Von 2006 bis heute<br />

wurden 120 000 alpine Unfälle<br />

in der Datenbank registriert – „so<br />

eine Datenbank in dieser Qualität<br />

gibt es nirgends auf der Welt“, sagt<br />

Gabl (wobei z. B. Skiunfälle nur<br />

bei Verdacht auf Fremdverschulden<br />

registriert sind). Damit können<br />

Unfallforscher aus ganz Europa mit<br />

Daten versorgt werden, auch Medien-<br />

und Interessenvertreter können<br />

laufend informiert werden. In<br />

den 14 Jahren seiner Tätigkeit gab<br />

es viele Tote – jährlich ca. 300, in<br />

Summe 4000 bis 5 000 Alpintote in<br />

Österreich.<br />

WENIGER <strong>LA</strong>WINENTOTE.<br />

Dank der guten Arbeit der Behörden<br />

und Organisationen, die sich<br />

mit Lawinen befassen, gibt es nun<br />

auch weniger Lawinentote – Karl<br />

Gabl: „Zwischen den 1950er-Jahren<br />

und dem Jahr 2010 gab es im<br />

Durchschnitt 25 Lawinentote im<br />

Jahr in Öster reich, zwischen 2011<br />

und 2020 gibt es um 30 % weniger.“<br />

Dabei müsse gesagt werden,<br />

dass der Lawinendienst eine hervorragende<br />

Arbeit leistet, ergänzt<br />

Gabl. Dass es zu weniger Lawinenabgängen<br />

kommt, könnte laut Karl<br />

Gabl auch mit dem Klimawandel<br />

zusammenhängen: „Das könnte<br />

ein Punkt sein – wenn es milder ist,<br />

gibt es weniger ‚Schwimmschnee‘<br />

und dadurch lösen sich weniger<br />

Schneebretter.“ Interessant ist, dass<br />

es in den 1960er-Jahren an die 7<br />

Millionen und jetzt 70 Millionen<br />

Gäste sind, die ihren Winterurlaub<br />

hierzulande verbringen, aber: „Die<br />

Zahl der Lawinentoten ist deutlich<br />

Karl Gabl war von 2004 bis Juni 2020<br />

der Präsident des Kuratoriums für Alpine<br />

Sicherheit. RS-Foto: Zangerl<br />

weniger geworden“, zeigt der von<br />

2004 bis Juni 2020 amtierende Präsident<br />

des Kuratoriums für Alpine<br />

Sicherheit auf.<br />

GEGEN KRIMINALISIE-<br />

RUNG DES BERGSPORTS. Eingesetzt<br />

hat sich Gabl in seiner Funktion<br />

gegen die Kriminalisierung des<br />

Bergsports: „Der Gesetzgeber soll<br />

keine Gesetze machen, wie man<br />

sich am Berg zu benehmen hat, es<br />

soll mehr auf Eigenverantwortung<br />

gesetzt werden.“ Mit ÖSV-Präsident<br />

Peter Schröcksnadel wurde<br />

erreicht, dass es keine gesetzliche<br />

Helm pflicht für Kinder gibt: „Es<br />

geht nicht darum, dass wir dagegen<br />

sind. Es geht nur darum, dass es in<br />

der Eigenverantwortung liegen soll“<br />

– in Tirol und Vorarlberg (ohne<br />

Helm pflicht bei Kindern) tragen<br />

dennoch 100 % der Kinder und fast<br />

90 % der Erwachsenen beim Skifahren<br />

einen Helm. Ein Ziel, das Karl<br />

Gabl nicht erreichen konnte, ist die<br />

einheitliche Anwendung der Notfallapp<br />

„SoS EU Alp“: „Diese App<br />

hat Bernd Noggler neu aufgesetzt<br />

und hierbei hervorragende Arbeit<br />

geleistet“, lobt Gabl den aus Landeck<br />

stammenden Noggler.<br />

A UF ein WORT<br />

„Welche Gedanken machen Sie<br />

sich zu dem Terroranschlag in Wien?“<br />

Karina Venier, Schönwies<br />

Es war schon ein Schock, aber ich habe jetzt<br />

keinen Kummer, dass bei uns so etwas passieren<br />

kann. Ich kann einfach nicht in Angst leben,<br />

weil passieren kann immer und überall etwas.<br />

Elisa Born, Nassereith<br />

RUNDSCHAU Seite 12 11./12. November 2020<br />

Die<br />

Hans Georg Seebacher, Mötz<br />

Ich lasse mich jetzt nicht von solchen Anschlägen<br />

beängstigen. Es passiert selten, aber es<br />

kann überall passieren.<br />

Georg Spiss, Fließ<br />

Viele Leute werden deswegen Angst haben<br />

und ich habe auch Angst, dass auch bei uns<br />

im Oberland so etwas passieren könnte. Denn<br />

richtig sicher ist man vor so was nicht.<br />

Ja, natürlich kann so ein Anschlag überall<br />

kommen, auch bei uns hier im Oberland. So<br />

etwas ist natürlich sehr schlimm und ich war<br />

schon überrascht von dem Ganzen! Die Orte<br />

des Anschlags kennt man auch, da bin ich<br />

schon gewesen.<br />

Sarah Krabacher, Imst<br />

Viel Leute werden Angst haben, dass so etwas<br />

auch in Imst passieren könnte. Man sieht, so etwas<br />

kann schnell und unerwartet passieren. Ich<br />

war darüber schockiert, wie herzlos so jemand<br />

sein kann.<br />

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