theaterproduktionen Pour En fINir aVec BÉrÉnice SChluSs mit BÉrÉnicE 30
Pour en FInir avec BÉrÉnice Schluss mit BÉrÉnice Bérénice ist <strong>ein</strong>e Tragödie von Jean Racine in fünf Akten, bestehend aus 1506 Alexandrinerversen, uraufgeführt am 21. November 1670 im Hôtel de Bourgogne, gewidmet Colbert. Die Geschichte handelt vom römischen Kaiser und der Königin von Palästina: Da Rom sich der Ehe <strong>des</strong> Kaisers mit <strong>ein</strong>er Ausländerin widersetzt, muss Titus Bérénice zurück in ihr Land schicken. Racine erhebt die eher banale Anekdote von <strong>ein</strong>em Römer und s<strong>ein</strong>er Mätresse zu <strong>ein</strong>er Geschichte von absoluter und tragischer Liebe. Faustin Linyekula hat Bérénice im März 2009 an der Comédie Française inszeniert. Das 1680 gegründete Theater pflegt bis heute die Traditionen Molières und der französischen Klassik. „Vom Anfang dieses Projekts an, drängte sich die Notwendigkeit auf, Bérénice zurück auf m<strong>ein</strong> Territorium zu holen, in den Kongo, nach Kisangani, vielleicht um endlich fertig zu werden mit ihr! Diesen Text, wie <strong>ein</strong>en geschlossenen Raum mit eigenen Regeln und Logiken in die Realität <strong>des</strong> heutigen Kongo <strong>ein</strong>tauchen? Und beobachten, wie diese Realität Bérénice infiltrieren, kontaminieren kann? Befinden wir uns nicht ebenfalls im Kongo in <strong>ein</strong>er Racine‘schen Zeit, in der die Mächtigen über Leben und Tod entscheiden können? Ich war frappiert von der Widmung Racines an Monsieur Colbert die er mit „Ihr zutiefst ergebener und gehorsamer Diener“ unterschrieben hat. In <strong>ein</strong>em Land, in dem die M<strong>ein</strong>ungsfreiheit täglich enger gefasst wird, wie soll man da umgehen mit den Mächtigen ohne sie zu hofieren, wie sich weiter äußern, ohne alles aufs Spiel zu setzen, das man aufgebaut hat. Findet man die Tragödie von Bérénice nicht wieder in dieser unruhigen Zeit? Völker, mit denen man seit langem Geschichte und Erinnerungen teilt, erkennt man kaum wieder; in politischen Strudeln wird der Nachbar, der Kindheitsfreund in wenigen Tagen <strong>zum</strong> Fremden. Von Uganda bis Angola, von Ruanda bis Sudan, unser Land brennt an jeder Grenze weil das eigene Blut, die Verbindungen, die Schulden nicht (an)erkannt werden…“ Faustin Linyekula Schluss mit Bérénice beginnt mit Tonaufnahmen der zornigen Rede Patrice Lumumbas bei dem Festakt zur Unabhängigkeitsfeier <strong>des</strong> Kongo. Die Schauspieler berichten von ihrer Spurensuche nach <strong>ein</strong>er Inszenierung von Bérénice durch <strong>ein</strong>en weißen Lehrer an <strong>ein</strong>er belgischen Schule im Jahr 1960. Ganz wie Bérénice wird dieser durch die Unabhängigkeit <strong>zum</strong> Fremden in dem Land, dass er als s<strong>ein</strong> eigenes empfindet. Die Schulaula von Stanleyville, in der die Aufführung stattfand, ist heute <strong>ein</strong> herunter gekommenes Kulturzentrum in Kisangani. Der Aufbruch in die Unabhängigkeit ist im Sumpf von Korruption und Bürgerkriegen verreckt. Unverändert aber seit dem Ursprung der Tragödie wird wieder und wieder <strong>ein</strong> Sündenbock gesucht, benutzt und getötet – und wer eignet sich dafür besser als der, den man <strong>zum</strong> Fremden macht? Regie Faustin Linyekula mit Innocent Bolunda, Madel<strong>ein</strong>e Bomendje BIAC, Daddy Kamono Moanda, Joseph Pitshou Kikukama, Véronique Aka Kwadeba, Pasco Losanganya Pie XIII, Faustin Linyekula Regieassistent Robain Lomandé Moise Musik Flamme Kapaya Licht & Inspizienz Virginie Galas Produktion Studios Kabako / Virginie Dupray assistiert durch Jean-Louis Mwandika und Eddy Mbalanga Koproduktion <strong>Festival</strong> d’Avignon, CNDC Centre national de danse contemporaine Angers, Nouveau Théâtre d‘Angers-Centre dramatique national Pays de la Loire, Théâtre national de Chaillot, <strong>Festival</strong> <strong>Theaterformen</strong> Braunschweig mit Unterstützung von Alliance Franco- Congolaise in Kisangani Deutsche Übersetzung Bérénice Simon Werle Alle Rechte bei Verlag der Autoren von Afrique en Création, Culturefrance. 31
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