Swissmechanic-Journal_2020-06
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Nº 6 OKTOBER <strong>2020</strong><br />
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91.<br />
JAHRGANG<br />
JOURNAL<br />
Nach dem Wettbewerb ist vor dem<br />
Wettbewerb: Auf dem Weg an die<br />
WorldSkills in Shanghai Seite 29<br />
COVID-19 – Rechtliches für den Herbst Seite 12<br />
<strong>Swissmechanic</strong> lanciert eine<br />
neue Betriebsrechtsschutzversicherung Seite 17<br />
60 erfolgreiche Produktionsfachleute und<br />
Produktionstechniker erhielten ihre Diplome Seite 32
GROSSE PRÄZISION –<br />
für kleine Teile.<br />
HORN µ-Finish-System!<br />
Unsere Partner<br />
DIHAWAG | Zürichstrasse 15 | CH 2504 Biel/Bienne | T +41 32 344 60 60 | F +41 32 344 60 80 | info@dihawag.ch | www.dihawag.ch
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INHALTSVERZEICHNIS JOURNAL 3<br />
EDITORIAL<br />
04 Topfachkräfte garantieren unsere Zukunft<br />
05 Des spécialistes de haut niveau garantissent notre avenir<br />
SWISSMECHANIC<br />
07 Exklusive Benefits für Mitglieder von <strong>Swissmechanic</strong><br />
SEKTIONEN<br />
08 Härterei Gerster AG: Wo der Stahl so richtig hart wird<br />
10 Neue Leiter der Ausbildungszentren in Effretikon und Weinfelden<br />
WIRTSCHAFT UND DIENSTLEISTUNGEN<br />
11 NIMBO – Mehr Transparenz auf dem Markt für die Firmennachfolge<br />
12 COVID-19 – Rechtliches für den Herbst<br />
14 COVID-19 – Informations juridiques pour l'automne<br />
17 Neue Betriebsrechtsschutzversicherung von <strong>Swissmechanic</strong>:<br />
Rechtsstreitigkeiten klug versichern<br />
19 Online-Kommunikation vorangetrieben<br />
20 Gegen Versicherungsmissbrauch, für faire Leistungen und Prämien<br />
GRUNDBILDUNG /<br />
ERWACHSENENBILDUNG<br />
SwissSkillls Championships<br />
22 Vorbereitungen SwissSkills Championships:<br />
Alles drehte sich ums Drehen<br />
26 Préparations aux SwissSkills Championships :<br />
Tout tournait autour du tournage<br />
29 Nächstes Ziel: WorldSkills - Shanghai im Visier<br />
30 Prochain objectif :<br />
WorldSkills – Shanghai dans le viseur<br />
Produktionsfachleute und Produktionstechniker diplomiert<br />
32 60 erfolgreiche Produktionsfachleute und<br />
Produktionstechniker erhielten ihre Diplome<br />
34 Für Topleistungen ausgezeichnet – die drei besten Diplomanden<br />
36 Wir gratulieren den Absolventen der Berufsprüfung<br />
und der Diplomprüfung 2019<br />
37 Kurse und Seminare<br />
38 Informationsveranstaltungen und Studienbeginn<br />
Produktionsfachmann/-frau und Produktionstechniker/-in HF<br />
39 Expert-e en Production :<br />
nos écoles<br />
TECHNIK<br />
40 Waterjet: Wasserstrahl-Schneiddienste im Dreiländereck der Alpen<br />
42 Der Transistor aus dem Drucker<br />
44 Protokoll-Gateways:<br />
Sicherheitsrisiko für intelligente Industrieumgebungen<br />
MARKTPLATZ<br />
45 Bezugsquellennachweis<br />
DAS OFFIZIELLE ORGAN VON SWISSMECHANIC SCHWEIZ<br />
L’ORGANE OFFICIEL DE SWISSMECHANIC SUISSE<br />
<strong>Swissmechanic</strong> Schweizerischer Verband mechanisch- technischer Betriebe /<br />
Association Suisse d’entreprises mécaniques et techniques /<br />
Associazione svizzera delle aziende meccaniche e tecniche<br />
Abonnementspreise Fr. 80.– für 8 Ausgaben (zus. MWST)<br />
Redaktion/Abonnemente <strong>Swissmechanic</strong> Schweiz / Monica Hotz, Redaktionsleitung /<br />
Thomas Schwager, Redaktor / Claudia Frey Marti, Lektorat / Jürg Marti, Redaktionsbeirat /<br />
Felsen strasse 6, Thurgauerhof / 8570 Weinfelden / Tel. 071 626 28 00 / Fax 071 626 28 09 /<br />
E-Mail: redaktion@swissmechanic.ch<br />
Druck/Versand Schelbli AG / Grafisches Unternehmen / Lagerstrasse 30 /<br />
3360 Herzogenbuchsee / Tel. <strong>06</strong>2 956 50 40 / info@schelbli.ch<br />
Inseratemanagement / Stämpfli AG / Mia Rizvic / Postfach / 3001 Bern /<br />
Tel. +41 31 300 63 88 / inserate@staempfli.com<br />
JOURNAL N o 6 Oktober <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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4 JOURNAL EDITORIAL<br />
Topfachkräfte garantieren<br />
unsere Zukunft<br />
Dr. Jürg Marti<br />
Direktor <strong>Swissmechanic</strong> Schweiz<br />
«Lernen ist wie Rudern gegen den Strom. Hört man damit auf, treibt man zurück.» Dieses alte chinesische<br />
Sprichwort des Philosophen Laotse, der im 6. Jahrhundert v. Chr. gelebt haben soll, ist heute<br />
aktueller denn je. Wissen und Kompetenzen sind stetem Wandel unterworfen. Bestehendes Wissen<br />
verschwindet oder ist schnell überholt, immer neue Kompetenzen sind gefragt. Entwicklungen wie<br />
Digitalisierung oder künstliche Intelligenz beschleunigen diesen Prozess. Stark betroffen ist davon<br />
insbesondere die MEM-Branche. Wer mit diesem steten Wandel mithalten möchte, muss sich sein<br />
Leben lang weiterbilden.<br />
Dem tragen wir als Verband Rechnung mit unserem praxisnahen und aktuellen Aus- und Weiterbildungsangebot.<br />
Der einjährige Bildungsgang Produktionsfachleute mit eidgenössischem Fachausweis<br />
und dessen zweijährige Fortsetzung zum Techniker bzw. zur Technikerin HF Maschinenbau mit der<br />
Vertiefungsrichtung Produktionstechnik sind genau auf die Bedürfnisse der KMU-MEM zugeschnitten.<br />
Digitalisierung und Automatisierung, flexible Handling Systems, One-Piece-Produktion und intelligente<br />
Produkte eröffnen neue Chancen für den Hochqualitätsstandort Schweiz. Sie sind Teil dieser Weiterbildung.<br />
Fachkräfte aus technischen Berufen können in diesem Studium ihre Kompetenzen erweitern<br />
und für ihre Arbeitgeber Mehrwert generieren. Sie werden darauf vorbereitet, im Betrieb mehr Verantwortung<br />
zu übernehmen oder Arbeitsbereiche zu leiten. Als Generalisten und Troubleshooter<br />
übernehmen sie die Verantwortung in den neuen Technologien.<br />
Einer der Höhepunkte im Verbandsjahr von <strong>Swissmechanic</strong> ist jeweils die Diplomfeier der Produktionsfachleute<br />
und Produktionstechniker/-innen, die dieses Jahr leider Corona zum Opfer fiel. Wir sind<br />
aber deshalb nicht weniger stolz auf unsere Diplomanden, denen hier herzlich für ihre Topleistung<br />
gratuliert sei. In diesem <strong>Journal</strong> sind ihnen einige Seiten gewidmet, ebenso wie den Vorbereitungen<br />
auf die SwissSkills Championships der Polymechaniker, die fast zum selben Zeitpunkt zu Ende gehen,<br />
in dem dieses <strong>Journal</strong> unterwegs zu Ihnen ist.<br />
In Bezug auf Grund- und Weiterbildung steht die Schweiz im internationalen Vergleich sehr gut da.<br />
Deutlich mehr Menschen geniessen hier über Jahre hinweg betrachtet eine Aus- und Weiterbildung<br />
als in den Ländern der EU. Einzig Länder wie Finnland, Schweden, Island oder Dänemark weisen<br />
ähnlich hohe Beteiligungsquoten auf wie die Schweiz, erreichen deren Wert aber nicht ganz. Wir<br />
liegen also richtig mit unserem dualen Bildungssystem und unserem vielseitigen Weiterbildungsangebot.<br />
Auch hier gilt es, am Ball zu bleiben und es auch beruflichen Umsteigern oder Geringqualifizierten zu<br />
ermöglichen, einen Berufsabschluss nachzuholen oder sich anderweitig weiterzubilden. So sind wir<br />
gut gerüstet für die Zukunft des Werkplatzes Schweiz.<br />
Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.<br />
Dr. Jürg Marti, Direktor <strong>Swissmechanic</strong> Schweiz<br />
JOURNAL N o 6 Oktober <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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EDITORIAL JOURNAL 5<br />
Les spécialistes de haut niveau<br />
garantissent notre futur<br />
Dr. Jürg Marti<br />
Directeur <strong>Swissmechanic</strong> suisse<br />
« Apprendre, c’est comme ramer contre le courant. Si on arrête, le courant nous fait dériver en arrière ».<br />
Ce dicton chinois du philosophe Lao-Tseu, qui aurait vécu au VIe siècle av. J.-C., est aujourd’hui plus<br />
actuel que jamais. Les connaissances et les compétences sont soumises à une évolution constante.<br />
Des savoirs disparaissent ou sont rapidement dépassés, de nouvelles compétences sont toujours<br />
demandées. Des développements comme la digitalisation ou l’intelligence artificielle accélèrent ce<br />
processus. La branche MEM est particulièrement concernée par ce phénomène. Celui qui veut tenir<br />
le rythme dans cette évolution doit continuer à se former toute sa vie.<br />
Nous, en tant qu’organisation, tenons compte de cela avec nos offres de formation initiale et continue<br />
proche de la pratique et toujours actualisées. La filière de formation d’un an comme Expert-e en<br />
production couronné d’un brevet fédéral et sa prolongation de deux ans pour devenir Technicien-ne<br />
ES en construction de machines avec spécialisation dans les techniques de production sont exactement<br />
taillés sur les besoins de PME MEM. La digitalisation et l’automation, les systèmes de handling flexibles,<br />
des productions d’une seule pièce et des produits intelligents ouvrent de nouvelles chances pour le<br />
site de la haute qualité Suisse. Ils font partie de cette formation continue. Des collaborateurs spécialisés<br />
des métiers techniques peuvent avec ces études élargir leurs compétences et ainsi générer une<br />
plus-value pour leurs employeurs. Ils sont préparés pour endosser davantage de responsabilités dans<br />
l’entreprise ou même de diriger des domaines de production. En tant que généralistes et développeurs<br />
de solutions, ils prennent des responsabilités dans les nouvelles technologies.<br />
Un des moments culminants de l’année de notre organisation <strong>Swissmechanic</strong> est à chaque fois la<br />
remise des diplômes des Expert-e-s en production et des Technicien-ne-s en productique qui a cette<br />
année hélas été victime du coronavirus. Mais nous ne sommes pas pour autant moins fiers de nos<br />
diplômés que nous félicitons ici cordialement pour leur performance de haut niveau. Dans ce <strong>Journal</strong>,<br />
nous leur consacrons quelques pages, tout comme aux préparatifs aux SwissSkills Championships des<br />
Polymécaniciens qui s’achèveront presque en même temps que ce <strong>Journal</strong> est en route pour vous.<br />
Pour ce qui concerne la formation initiale et continue, la Suisse occupe une bonne position dans la<br />
comparaison internationale. Nettement plus de personnes que dans les autres pays de l’UE profitent<br />
chez nous pendant des années de formations initiales et continues. Seuls des pays comme la Finlande,<br />
la Suède, l’Islande ou le Danemark peuvent se targuer d’un quota de participation à un degré semblable<br />
à la Suisse, mais ils n’atteignent pas notre niveau. Nous sommes donc sur la bonne voie avec notre<br />
système de formation duale et notre offre de formation continue diversifiée.<br />
Ici aussi, ce qui compte est de rester dans la course et de rendre aussi possible à des personnes qui désirent<br />
changer de carrière professionnelle ou qui sont peu qualifiés de rattraper un diplôme ou de continuer une<br />
autre voie de formation continue. Nous sommes bien armés pour le futur du site industriel suisse.<br />
Je vous souhaite une lecture inspirante.<br />
Dr. Jürg Marti, directeur <strong>Swissmechanic</strong> suisse<br />
JOURNAL N o 6 Oktober <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
WIR SIND DAS SCHMIERMITTEL,<br />
DAMIT SIE SORGLOS IN DIE ZUKUNFT FRÄSEN KÖNNEN<br />
• ÜBERBETRIEBLICHE KURSE FÜR MEM-LERNENDE<br />
• ZERTIFIZIERTE BRANCHENLÖSUNG FÜR ARBEITSSICHERHEIT UND GESUNDHEITSSCHUTZ<br />
• NETZWERKE UND KONTAKTE AN EVENTS UND MESSEN FÜR KMU-MEM<br />
• INTERESSENVERTRETUNG IN DER POLITIK<br />
• RECHTSBERATUNG<br />
• UNTERSTÜTZUNG BEI DEN HERAUSFORDERUNGEN DER UNTERNEHMENSFÜHRUNG<br />
<strong>Swissmechanic</strong> ist der führende Arbeitgeberverband der KMU in der MEM-Branche.<br />
Tel. 071 626 28 00 • info@swissmechanic.ch • www.swissmechanic.ch
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SWISSMECHANIC JOURNAL 7<br />
Exklusive Benefits<br />
Umfangreich und attraktiv. So präsentiert sich das neue Dienstleistungsangebot von <strong>Swissmechanic</strong>.<br />
Mitgliedsunternehmen pflücken sich jetzt ihre Angebote und sammeln ihre<br />
beliebtesten Benefits!<br />
Von Thomas Schwager<br />
Alfa Romeo – Jeep – Fiat – Abarth – Fiat<br />
Professional. Das sind klingende Namen, egal ob<br />
der Schwerpunkt auf Technik, Sicherheit oder Eleganz<br />
liegt. Mit FCA Switzerland als Importeur<br />
dieser Marken hat <strong>Swissmechanic</strong> eine Rahmenvereinbarung<br />
abgeschlossen. Für Fahrzeuge, welche<br />
selbst konfiguriert werden, erhalten Mitgliedsunternehmen<br />
für Personenwagen bis zu 24% und<br />
für Nutzfahrzeuge bis zu 38% Ermässigung auf den<br />
Listenpreis. Es ist wichtig, dass interessierte<br />
Mitgliedsunternehmen bzw. ihre Mitarbeitenden<br />
mit dem Händler das Gespräch suchen und<br />
mitteilen, dass sie <strong>Swissmechanic</strong> Mitglied sind.<br />
Auch Volvo gewährt <strong>Swissmechanic</strong> Mitgliedsunternehmen<br />
grosszügigen Flottenrabatt. Volvo<br />
bietet massgeschneiderte Lösungen für die Mobilität.<br />
Mitgliedsunternehmen profitieren von<br />
attraktiven Konditionen, speziellen Ausstattungsangeboten<br />
und individuellen Serviceangeboten.<br />
Ein Defibrillator kann Leben retten. Deshalb<br />
sind mittlerweile viele Firmen und öffentliche<br />
Einrichtungen damit ausgerüstet. Dank einer Vereinbarung<br />
von <strong>Swissmechanic</strong> mit Procamed AG<br />
profitieren Mitgliedsunternehmen von attraktiven<br />
Spezialangeboten.<br />
Attraktive Telefonielösungen für Festnetz und<br />
Mobiles sowie sichere und schnelle Business Internet<br />
Services – KMU finden bei der Swisscom<br />
passgenaue Angebote und Abonnements. Dank<br />
einer Vereinbarung von <strong>Swissmechanic</strong> mit<br />
Swisscom profitieren Mitgliedsunternehmen<br />
exklusiv von grosszügigen Sonderkonditionen.<br />
Mit der Hotelcard übernachten Gäste in mehr<br />
als 600 Tophotels in der Schweiz, in Deutschland,<br />
Österreich und Italien beliebig oft zum halben<br />
Preis. <strong>Swissmechanic</strong> Mitgliedsunternehmen und<br />
ihre Mitarbeitenden profitieren von exklusiven<br />
Rabatten; die persönliche Hotelcard oder die<br />
übertragbare Company Hotelcard gibt es zum<br />
Sonderpreis.<br />
<strong>Swissmechanic</strong> Mitgliedsunternehmen erhalten<br />
die Migrol Company Card zu vorteilhaften Spezialkonditionen.<br />
Auch die Mitarbeitenden profitieren.<br />
Migrol Company Card-Besitzer tanken,<br />
waschen und shoppen bargeldlos an allen Migrol<br />
Tankstellen und Shell Tankstellen mit migrolino<br />
Shop. Migrol bietet ein Tankstellennetz mit rund<br />
370 Akzeptanzstellen.<br />
OMS Prüfservice steht für elektrische Sicherheit<br />
nach SNR 462638. OMS bietet <strong>Swissmechanic</strong><br />
Mitgliedsunternehmen exklusive Vorteile, z.B. ein<br />
kostenloses Beratungsgespräch vor Ort oder eine<br />
kostenlose Unterstützung bei der Ausarbeitung<br />
eines individuellen Prüfkonzepts.<br />
Das Institut für Werkstoffsystemtechnik<br />
Thurgau (WITg) bietet <strong>Swissmechanic</strong> Mitgliedsunternehmen<br />
Werkstoffberatungen, Projektunterstützung<br />
und individuelle Schulungen an.<br />
Detaillierte Informationen zu allen Angeboten<br />
unter https://www.swissmechanic.ch/<br />
dienstleistungen/vergunstigungen-mitglieder n<br />
JOURNAL N o 6 Oktober <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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8 JOURNAL SEKTIONEN<br />
Wo der Stahl<br />
so richtig hart wird<br />
Vom Kleinbetrieb mit wenigen Verfahren hat sich die Härterei Gerster AG, Neumitglied von<br />
<strong>Swissmechanic</strong>, zur etablierten, mittelgrossen Firma mit rund 110 Mitarbeitenden und allen<br />
gängigen Wärmebehandlungsverfahren entwickelt. Innovation wird grossgeschrieben.<br />
Von Monica Hotz,<br />
Quelle: Härterei Gerster AG<br />
«Hart wie Stahl» ist zur Redensart geworden.<br />
Dahinter steckt eine Wärmebehandlung, die kohlenstoffhaltigem<br />
Eisen einen hohen Widerstand<br />
gegen Verformung und Verschleiss verleiht. Diese<br />
Eigenschaften sind für viele Bereiche der Technik<br />
so unverzichtbar geworden, dass dem Härten<br />
von Stahl eine enorme wirtschaftliche Bedeutung<br />
zukommt.<br />
Seit 1950 ist die Härterei Gerster AG in Egerkingen<br />
als Unternehmung im Bereich der Härtereiund<br />
Wärmebehandlungstechnik aktiv. Vom Kleinbetrieb<br />
mit wenigen Verfahren hat sich das Familienunternehmen<br />
stetig zur etablierten,<br />
mittelgrossen Firma mit rund 110 Mitarbeitenden<br />
und allen gängigen Wärmebehandlungsverfahren<br />
entwickelt. Dank über 100 verschiedenen Anlagen<br />
auf 25 000 Quadratmetern Produktionsfläche<br />
können heute sowohl schwere Einzelstücke als<br />
auch Kleinstteile in Millionenserien effizient behandelt<br />
werden.<br />
ENGINEERING<br />
In grösseren Produktentwicklungsprojekten<br />
übernimmt die Härterei Gerster AG die Aufgabe<br />
des Wärmebehandlungs- und Werkstoffengineerings.<br />
Sie berät ihre Kunden bei Fragen zu Wärmebehandlungsprozessen<br />
inklusive Auditierungen<br />
und Validierungen. Dank ihres modernen und<br />
vielseitigen Labors können auch die erforderlichen<br />
Analysen, Untersuchungen und Qualitätskontrollen<br />
zeitnah ausgeführt werden.<br />
INDIVIDUELLE DIENSTLEISTUNGEN<br />
Mit zugeschnittenen Dienstleistungspaketen<br />
unterstützen die Spezialisten der Härterei Gerster<br />
AG In- und Outsourcing-Projekte, von der Analyse<br />
der individuellen Bedürfnisse und Anforderungen<br />
bis zur massgeschneiderten Projektierung<br />
inklusive der Evaluation von Wärmebehandlungs-<br />
Contracting. Bei der Inbetriebsetzung sowie der<br />
Prozessentwicklung werden die Kunden begleitet<br />
und unterstützt. Auf Wunsch können auch Leistungen<br />
wie Fernwartung, Support, Notfall-Backup<br />
oder operativer Betrieb in Anspruch genommen<br />
werden.<br />
IM ZEICHEN DER WEITERENTWICKLUNG<br />
Die Härterei Gerster AG legt grossen Wert auf<br />
die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeitenden.<br />
Zum Beispiel halten Verfahrensspezialisten<br />
aus der Entwicklungsabteilung kurze Fach-<br />
BREITES BETÄTIGUNGSFELD<br />
Spezialisiert hat sich die Härterei Gerster AG auf<br />
die Wärmebehandlung von Bauteilen, auf Beratungsprojekte<br />
zur Prozessoptimierung sowie<br />
auf massgeschneiderte Lösungen für In- oder<br />
Outsourcing-Projekte. Sie ist im In- und Ausland<br />
und in den verschiedensten Branchen tätig, wie<br />
beispielsweise Maschinenbau, Hydraulik, Antriebstechnik,<br />
Automobilindustrie, Medizintechnik,<br />
Luftfahrt, Nuklearindustrie und Lebensmittelindustrie.<br />
<strong>Swissmechanic</strong> zu Besuch bei ihrem Neumitglied, der Härterei Gerster AG in Egerkingen. Auf dem Foto: Patrick Margraf,<br />
Leiter Geschäftsentwicklung und Technik, Jürg Marti, Direktor <strong>Swissmechanic</strong>, Urs Gerster, Marcel Ebneter, Key<br />
Account Manager <strong>Swissmechanic</strong>, Monika Meier, Leiterin Personal, Michael Wesslein, Leiter Produktion, Martina<br />
Gerster, Vorsitzende der Geschäftsleitung (v.l.)<br />
JOURNAL N o 6 Oktober <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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SEKTIONEN JOURNAL 9<br />
vorträge über Wärmebehandlung, Verfahren<br />
oder Werkstoffe für die Kolleginnen und Kollegen<br />
aus der Produktion, um das Wissen weiterzugeben.<br />
Zudem werden Kursmodule des<br />
Schweizerischen Verbandes für Wärmebehand-<br />
lung (SVW) und auch überbetriebliche Kurse<br />
der Lehrlingsausbildung durchgeführt. Es werden<br />
regelmässig Kundenseminare zum Thema<br />
Wärmebehandlung im Seminarzentrum Alpenblick<br />
angeboten.<br />
Die Härterei Gerster AG bildet Produktionsmechaniker/innen<br />
EFZ mit Fachrichtung Wärmebehandlung<br />
und Physiklaborant/innen EFZ aus.<br />
Sie ist bestrebt, allen Mitarbeitenden ein attraktives<br />
Umfeld zu bieten und sie in der Weiterentwicklung<br />
und Weiterbildung zu fördern.<br />
WESHALB WIRD MAN MITGLIED VON SWISSMECHANIC?<br />
Die Härterei Gerster AG ist Neumitglied von <strong>Swissmechanic</strong>. Das <strong>Journal</strong> fragte Martina<br />
Gerster, Vorsitzende der Geschäftsleitung, weshalb sie sich für eine Mitgliedschaft entschied.<br />
Martina Gerster, weshalb ist die Härterei Gerster AG Mitglied von <strong>Swissmechanic</strong> geworden?<br />
Über <strong>Swissmechanic</strong> erfahren wir, was am Markt in den Branchen läuft. Viele unserer Kunden sind<br />
Mitglied bei <strong>Swissmechanic</strong>.<br />
Einen weiteren Vorteil bietet uns <strong>Swissmechanic</strong> in Bezug auf die Berufsbildung. Wir nutzen die<br />
üK für Produktionsmechaniker sowie die üK für die mechanische Grundausbildung der Physiklaboranten.<br />
Zudem können wir die Weiterbildungsangebote nutzen, die auf KMU zugeschnitten sind.<br />
Welche Erwartungen haben Sie an Ihre Mitgliedschaft?<br />
Dass wir als Mitglied unterstützt und unsere Interessen vertreten werden. Dass <strong>Swissmechanic</strong> als<br />
Verband Innovation und Pioniergeist lebt und vorantreibt. Als Mitglied in der Kurskommission<br />
möchten wir die Ausbildung zum/zur Produktionsmechaniker/-in EFZ, Fachrichtung Wärmebehandlung,<br />
mitgestalten. Durch <strong>Swissmechanic</strong> sollen unsere Mitarbeitenden attraktive und auf KMU<br />
zugeschnittene Aus- und Weiterbildungsangebote besuchen können.<br />
SOZIALES ENGAGEMENT<br />
2017 hat der Familienbetrieb den Solothurner<br />
Sozialstern für das Engagement bei der Integration<br />
von psychisch kranken Mitarbeitenden<br />
gewonnen. Mit diesem sozialen Engagement<br />
nimmt die Härterei Gerster AG ihre auch im<br />
Leitbild verankerte Verantwortung gegenüber<br />
der Gesellschaft wahr. In den letzten Jahren<br />
konnte das KMU mehrere Mitarbeitende mit<br />
psychischen Beeinträchtigungen erfolgreich in<br />
die Arbeitswelt zurückbegleiten.<br />
www.gerster.ch n<br />
JOURNAL N o 6 Oktober <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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10 JOURNAL SEKTIONEN<br />
Führungswechsel in<br />
den Ausbildungszentren<br />
Von Monica Hotz,<br />
Quellen: Ausbildungszentren ZH/TG<br />
AUSBILDUNGSZENTRUM EFFRETIKON<br />
Der langjährige Kursleiter und Zentrumsleiter<br />
des <strong>Swissmechanic</strong> Ausbildungszentrums Effretikon<br />
ZH, Victor Haag, hat per Anfang August<br />
seine Funktion als Zentrumleiter in vier neue<br />
Hände übergeben. Die Kernkompetenz Ausbildung<br />
wird neu geteilt in Mechanik und Elektro.<br />
Die neuen Ansprechpartner für Themen rund um<br />
die Ausbildung sind für den Bereich Mechanik<br />
Bruno Wipfli (bis anhin Kursleiter Mechanik) und<br />
für den Bereich Elektro Mario Leibacher (bis anhin<br />
stv. Zentrumsleiter und Kursleiter Elektro).<br />
Mit der Verpflichtung von Mario Leibacher und<br />
Bruno Wipfli ist es dem Vorstand gelungen,<br />
junge und dynamische Nachfolger für die Ausbildungsbelange<br />
von <strong>Swissmechanic</strong> zu<br />
gewinnen. Einige tausend Stunden an Kurserfahrung<br />
fliessen in ihre tägliche Arbeit ein. Sie<br />
sind bereit, die verantwortungsvolle Aufgabe<br />
motiviert und mit dem nötigen Respekt zu<br />
übernehmen.<br />
Der Vorstand und die Mitarbeitenden von<br />
<strong>Swissmechanic</strong> vertrauen den Fähigkeiten der<br />
neuen Bereichsleiter und wünschen ihnen viel<br />
Erfolg.<br />
Victor Haag wird bis zu seiner Pensionierung mit<br />
seiner Erfahrung beratend zur Seite stehen.<br />
<strong>Swissmechanic</strong> Sektion Zürich dankt ihm für<br />
seine Verdienste im Ausbildungszentrum und<br />
wünscht ihm gute verbleibende Arbeitsjahre als<br />
Kursleiter.<br />
Bruno Wipfli<br />
Mario Leibacher<br />
AUSBILDUNGSZENTRUM ZMT WEINFELDEN<br />
Claudio Calonder ist seit dem 1. September <strong>2020</strong><br />
als Leiter Ausbildungszentrum ZMT in Weinfelden<br />
tätig. Er wohnt in Romanshorn, ist verheiratet und<br />
Vater von zwei kleinen Kindern.<br />
Im Jahr 2007 schloss er seine Ausbildung zum<br />
Polymechaniker bei der BIRO Edwin Bischof AG<br />
ab. Anschliessend arbeitete er als Werkzeugmacher<br />
im gleichen Betrieb weiter und wechselte<br />
nach einer internen Weiterbildung zum Spritzgusswerkzeugkonstrukteur<br />
in die Konstruktionsabteilung.<br />
Durch die Firmenübernahme der SIKA<br />
öffnete sich eine weitere Tür in Richtung CAD<br />
Teamleiter (Konstruktion). Zwischenzeitlich absolvierte<br />
er eine Ausbildung zum dipl. Techniker<br />
HF Unternehmensprozesse. Kurz darauf konnte<br />
er die komplette Leitung des Produktentwicklungsteams<br />
am Standort Romanshorn übernehmen.<br />
Durch die weltweite Aufstellung des Unternehmens<br />
ergaben sich internationale Tätigkeiten<br />
und Kontakte. Zuletzt war er im strategischen<br />
und operativen Einkauf auf internationaler<br />
Ebene bei der SIKA tätig.<br />
In seiner Freizeit ist er aktives Mitglied im<br />
Turnverein und der Feuerwehr in Romanshorn,<br />
bei welchen er auch Ausbildungstätigkeiten<br />
wahrnimmt.<br />
Zu den anstehenden Aufgaben sagt er: «Die Implementierung<br />
der neuen Bildungsreform sowie<br />
die Digitalisierung der Ausbildung «BYOD» wird<br />
in der kommenden Zeit einen wichtigen<br />
Stellenwert einnehmen. Unser Ziel ist es, zeitgerechte<br />
und moderne Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen<br />
in unserem Ausbildungszentrum zu<br />
schaffen. Eine solide Vermittlung der Grundlagen<br />
für die Auszubildenden soll jederzeit im Fokus<br />
unserer Bemühungen stehen.» n<br />
Claudio Calonder<br />
JOURNAL N o 6 Oktober <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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SEKTIONEN JOURNAL 11<br />
NIMBO bringt mehr<br />
Transparenz auf den Markt<br />
Die Informationsplattform NIMBO bringt bei den Marktpreisen von KMU Licht ins Dunkle.<br />
Der Service ist kostenlos.<br />
Von BAK Economics, Basel und Thomas Schwager<br />
Die NIMBO AG wurde mit dem Ziel gegründet,<br />
Firmeninhabern und -inhaberinnen in<br />
Deutschland, Österreich, der Schweiz und in Italien<br />
auf http://www.nimbo.net/ einen kostenlosen<br />
und diskreten Einstieg in die komplexen<br />
Themen Firmenwert, Firmenverkauf und Unternehmensnachfolge<br />
zu ermöglichen.<br />
Inhaber von KMU erhalten bei NIMBO eine fundierte<br />
Firmenbewertung basierend auf Unternehmenskennzahlen<br />
und den Kaufangeboten<br />
von vergleichbaren Firmen. Dazu hat NIMBO eine<br />
umfassende Online-Firmenbewertung entwickelt,<br />
welche anhand eines Fragebogens neben<br />
Finanzzahlen auch viele qualitative Faktoren<br />
berücksichtigt. Die Datenbank von NIMBO umfasst<br />
mittlerweile viele tausend Firmen. Der Algorithmus<br />
berücksichtigt die individuellen Stärken<br />
und Schwächen und die Auswirkungen auf<br />
den Firmenwert anhand des eigenen einzigartigen<br />
Datensatzes.<br />
KOSTENLOSER SERVICE FÜR KMU<br />
Die Auswertung ist komplett kostenlos und<br />
unverbindlich. Die Testergebnisse werden umgehend<br />
zu einem Report verarbeitet und per E-Mail<br />
übermittelt.<br />
Im Anschluss an die Bewertung bietet NIMBO<br />
den Firmeninhabern kostenlos eine individuelle<br />
telefonische Beratung an. Besteht Bedarf nach<br />
tiefergehender Expertise und Unterstützung,<br />
vermittelt NIMBO den Firmeninhaber an einen<br />
externen Berater mit der spezifischen Branchenkompetenz<br />
und dem passenden Leistungsausweis<br />
in Deutschland, in Österreich, der<br />
Schweiz oder in Norditalien. Die Berater sind<br />
sorgfältig ausgesucht. Um die Zufriedenheit der<br />
Firmeninhaber sicherzustellen, verfolgt NIMBO<br />
den gesamten Prozess von der Seitenlinie, fragt<br />
nach und steht bei Problemen oder Fragen stets<br />
zur Verfügung.<br />
Die <strong>Swissmechanic</strong> Geschäftsstelle in Weinfelden<br />
(Tel. 071 626 28 00 / info@swissmechanic.ch)<br />
kann ihre Mitgliedsunternehmen auch direkt mit<br />
ausgewiesenen praxiserprobten Bewertungsspezialisten<br />
vernetzen, wenn es darum geht, einen<br />
Maschinenpark zu bewerten oder eine Betriebsund<br />
Liegenschaftsschatzung vorzunehmen. n<br />
JOURNAL N o 6 Oktober <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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12 JOURNAL WIRTSCHAFT UND DIENSTLEISTUNGEN<br />
COVID-19 – Rechtliches<br />
für den Herbst<br />
Der Herbst steht vor der Tür, nach den ersten kälteren Tagen steigen die Corona-Ansteckungszahlen<br />
wieder deutlich an und erreichen teilweise Werte wie zuletzt im April. Was gilt es<br />
auch aktuell im Herbst betreffend COVID-19 aus rechtlicher Sicht zu beachten? (Stand 3.<br />
September <strong>2020</strong>)<br />
Von Kathrin Moosmann,<br />
mag. jur. Rechtsanwältin<br />
WER IST ZUSTÄNDIG?<br />
Vielfach herrscht in der Bevölkerung Unsicherheit<br />
darüber, wer denn gerade was entscheiden<br />
darf – Bundesrat oder Kantone? Derzeit befinden<br />
wir uns epidemiologisch in der besonderen<br />
Lage, d.h. in dieser erhält der Bundesrat die<br />
Kompetenz, gewisse Massnahmen selbst anzuordnen,<br />
die normalerweise in der Zuständigkeit<br />
der Kantone liegen. Allerdings geschieht diese<br />
erst nach Anhörung der Kantone. Sollte es wieder<br />
zu einer ausserordentlichen Lage kommen,<br />
so kann der Bundesrat gestützt auf das Epidemiengesetz<br />
Massnahmen anordnen und ohne<br />
Grundlage in einem Bundesgesetz Polizeinotverordnungsrecht<br />
erlassen.<br />
QUARANTÄNE<br />
Nach Reisen in ein Risikogebiet besteht grundsätzlich<br />
die Pflicht, sich in eine 10-tägige Quarantäne<br />
zu begeben. Das BAG aktualisiert in der<br />
Regel im Zweiwochenrhythmus die Liste der<br />
Staaten und Gebiete mit erhöhtem Ansteckungsrisiko.<br />
Während der Quarantäne haben Mitarbeitende<br />
in der Regel keinen Anspruch auf Lohn von<br />
ihrem Arbeitgeber oder eine Entschädigung nach<br />
der COVID-19-Verordnung Erwerbsausfall. Es bestünde<br />
lediglich dann ein Anspruch auf Lohn vom<br />
Arbeitgeber, wenn eine Beschäftigung im<br />
Homeoffice möglich wäre oder der Arbeitgeber<br />
die Reise veranlasst hat. Es gibt noch weitere<br />
Ausnahmen, wobei diese oft anhand des konkreten<br />
Einzelfalls analysiert werden müssen. Begeben<br />
sich Mitarbeitende freiwillig in Quarantäne,<br />
weil sie z.B. von der SwissCovid App benachrichtigt<br />
wurden oder im Umfeld einen Erkrankten<br />
hatten, so besteht in der Regel ebenfalls kein<br />
Anspruch auf Lohn. Sollte hingegen eine ärztlich<br />
oder behördlich angeordnete Quarantäne vorliegen,<br />
so besteht die Möglichkeit, eine Entschädigung<br />
nach der COVID-19-Verordnung Erwerbsausfall<br />
bei der zuständigen AHV-Ausgleichskasse<br />
zu beantragen. Zahlt der Arbeitgeber den Lohn<br />
weiter, so kann dieser die Entschädigung beantragen,<br />
ansonsten müssen sich die Mitarbeitenden<br />
selbst darum bemühen.<br />
RISIKOGRUPPEN<br />
Für diese besonders gefährdeten Personen galten<br />
bis Juni spezielle Bestimmungen, in den neuen<br />
Covid-19-Verordnungen finden die besonders<br />
gefährdeten Personen zunächst keine explizite<br />
Nennung mehr. Der Arbeitgeber hat gegenüber<br />
all seinen Mitarbeitenden eine Fürsorgepflicht.<br />
Gehört ein Mitarbeitender zu einer Risikogruppe,<br />
so bedarf es im Rahmen dieser Fürsorgepflicht<br />
allenfalls spezieller individueller Massnahmen.<br />
JOURNAL N o 6 Oktober <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
| |<br />
WIRTSCHAFT UND DIENSTLEISTUNGEN JOURNAL 13<br />
Das BAG empfiehlt das STOP-Prinzip (Substitution;<br />
technische Massnahmen; organisatorische<br />
Massnahmen; persönliche Schutzmassnahmen)<br />
aus der Arbeitssicherheit. Der Arbeitgeber muss<br />
auch gemäss den neuen Verordnungen gewährleisten,<br />
dass die Empfehlungen des BAG betreffend<br />
Hygiene und Abstand eingehalten werden<br />
können. Kann der Mindestabstand nicht eingehalten<br />
werden, so müssen andere Massnahmen<br />
getroffen werden, wie Homeoffice, Masken, Trennung<br />
der Mitarbeitenden respektive Einführung<br />
eines Schichtbetriebes o.ä. Anfang August <strong>2020</strong><br />
wurden neu auch Schwangere zu den besonders<br />
gefährdeten Personen hinzugezählt. Dies bedeutet<br />
für Arbeitgeber, dass sie nun auch für diese<br />
Mitarbeiterinnen allenfalls ihre Schutzkonzepte<br />
überprüfen müssen.<br />
SCHUTZKONZEPT<br />
Viele Arbeitergeber sind derzeit daran zu überlegen,<br />
ob sie bestehende Schutzkonzepte nochmals<br />
überarbeiten oder gar erstmals erstellen sollen.<br />
Hygienemassnahmen sollten getroffen werden<br />
und auch auf den Abstand sollte generell geachtet<br />
werden. Ebenso sollten Überlegungen im<br />
Vorfeld getroffen werden, wie von Seiten des<br />
Arbeitgebers gehandelt wird, sollte ein Mitarbeitender<br />
am Virus erkranken, in Quarantäne müssen<br />
oder sich freiwillig dorthin begeben. Sofern<br />
noch nicht geschehen, sollte ebenso überprüft<br />
werden, ob Arbeiten im Homeoffice auch kurzfristig<br />
möglich ist, im Fall einer zweiten Welle mit<br />
erneutem Lockdown.<br />
MASSENENTLASSUNGEN<br />
Leider lassen sich in diesen wirtschaftlich sehr<br />
schwierigen Zeiten Kündigungen oftmals nicht vermeiden.<br />
In diesem Bereich ist vieles noch ungeklärt.<br />
Kündigungen sind grundsätzlich auch bei Kurzarbeit<br />
möglich. Zu beachten ist hier, dass ab Beginn der<br />
Kündigungsfrist wieder der normale Lohn zu bezahlen<br />
ist. Umstritten ist die Frage, ob Personen, die<br />
einer Risikogruppe angehören, gekündigt werden<br />
kann. Unserer Ansicht nach gelten die Sperrfristen<br />
für Risikogruppen nicht, da die Fälle nicht vergleichbar<br />
sind mit Krankheit, Unfall, Militär und Schwangerschaft.<br />
Demnach sind Kündigungen von Risikopatienten<br />
unserer Meinung nach wirksam. Dennoch<br />
ist Vorsicht geboten. So besteht das Risiko, dass eine<br />
Missbräuchlichkeit der Kündigung geltend gemacht<br />
wird, wenn Mitarbeitende behaupten, ihnen sei<br />
wegen der Zugehörigkeit zu einer Risikogruppe gekündigt<br />
worden. Bei Bejahung einer Missbräuchlichkeit<br />
könnte eine Entschädigung bis zu sechs Monatslöhnen<br />
gefordert werden. Muss ein Betrieb<br />
mehrere Kündigungen aufgrund der wirtschaftlichen<br />
Lage aussprechen, so ist allenfalls das Verfahren<br />
betreffend Massenentlassung zu beachten. Von<br />
einer Massenentlassung wird gesprochen, wenn in<br />
Betrieben mit 20 bis 100 Mitarbeitenden mindestens<br />
10 Mitarbeitenden; mit 100 bis 300 Mitarbeitenden<br />
mindestens 10 Prozent der Mitarbeitenden;<br />
ab 300 Mitarbeitenden im Betrieb mindestens 30<br />
Mitarbeitenden innert eines Zeitraums von 30 Tagen<br />
gekündigt wird. Da das Verfahren bei der Massenentlassung<br />
viele Fallstricke bietet, empfiehlt es sich,<br />
fachkundigen Rat im Vorhinein beizuziehen. n<br />
KONTAKT<br />
Kathrin Moosmann, mag. jur. Rechtsanwältin<br />
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JOURNAL N o 6 Oktober <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
| |<br />
14 JOURNAL WIRTSCHAFT UND DIENSTLEISTUNGEN<br />
COVID-19 – Informations<br />
juridiques pour l'automne<br />
L'automne est à notre porte, après les premières journées plus froides, les nombres d'infections<br />
par le coronavirus augmentent à nouveau nettement et atteignent en partie des valeurs<br />
comparables à celles du mois d'avril. A quoi faut-il, du point de vue juridique, également<br />
veiller cet automne concernant le COVID-19? (Etat au 3 septembre <strong>2020</strong>)<br />
Par Kathrin Moosmann, mag. jur. avocate<br />
QUI EST HABILITÉ?<br />
Bien souvent, la population ne sait pas très bien<br />
qui peut décider quoi – le Conseil fédéral ou les<br />
cantons? Actuellement, nous sommes au niveau<br />
épidémiologique en situation particulière, c'està-dire<br />
que le Conseil fédéral a la compétence de<br />
décréter lui-même certaines mesures qui relèvent<br />
normalement de la compétence des cantons.<br />
Ceci cependant seulement après la procédure<br />
d’audition des cantons. Si une situation<br />
extraordinaire venait à se répéter, le Conseil<br />
fédéral, vu la Loi sur les épidémies, pourrait décréter<br />
des mesures et sans autre base décider<br />
dans une loi fédérale un droit d'ordonnance de<br />
police.<br />
QUARANTAINE<br />
Après des voyages vers une région à risque<br />
d'infection, on a par principe le devoir de se<br />
rendre en quarantaine de 10 jours. L'OFSP actualise<br />
généralement toutes les deux semaines<br />
la liste des états et régions à risque élevé d'infection.<br />
Pendant la quarantaine, les collaborateurs<br />
n'ont en règle générale pas droit au paiement<br />
du salaire de la part de leur employeur ni<br />
à une indemnité selon l’ordonnance sur les<br />
pertes de gain COVID-19. Il n'y aurait un droit<br />
au paiement du salaire par l'employeur que si<br />
une occupation en Home office était possible<br />
ou que le voyage ait été décidé par l'employeur.<br />
Il existe encore d'autres exceptions, celles-ci<br />
cependant doivent souvent être analysées en<br />
fonction du cas individuel concret. Si des collaborateurs<br />
se rendent volontairement en quarantaine,<br />
par exemple parce qu'ils ont été prévenus<br />
par l'application SwissCovid ou s'étaient<br />
trouvés dans l'entourage d'un malade, il<br />
n'existe en générale aucun droit au salaire. En<br />
revanche, si la quarantaine a été ordonnée par<br />
un médecin ou une autorité, il est possible de<br />
faire auprès de la caisse de compensation AVS<br />
une demande d'indemnité selon l’ordonnance<br />
sur les pertes de gain COVID-19. Si l'employeur<br />
continue de payer le salaire, il peut faire la de-<br />
JOURNAL N o 6 Oktober <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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WIRTSCHAFT UND DIENSTLEISTUNGEN JOURNAL 15<br />
mande d'indemnité, autrement, les collaborateurs<br />
doivent s'en charger eux-mêmes.<br />
GROUPES À RISQUE<br />
Des dispositions spéciales étaient valables<br />
jusqu'en juin pour ces personnes particulièrement<br />
menacées, tandis que dans les nouvelles<br />
ordonnances Covid-19, les personnes particulièrement<br />
menacées ne sont plus mentionnées<br />
explicitement. L'employeur a un devoir d'assistance<br />
vis-à-vis de tous ses collaborateurs. Si un<br />
collaborateur fait partie d'un groupe à risque,<br />
des mesures individuelles particulières sont<br />
éventuellement nécessaires dans le cadre de ce<br />
devoir d'assistance. L'OFSP recommande le principe<br />
STOP (Substitution, mesures Techniques,<br />
mesures Organisationnelles, équipement de<br />
Protection individuelle) de la sécurité au travail.<br />
L'employeur doit également, en vertu des nouvelles<br />
ordonnances, garantir que les recommandations<br />
de l'OFSP sur l'hygiène et la distance<br />
puissent être respectées. Si la distance minimale<br />
ne peut être maintenue, d'autres mesures<br />
doivent être prises comme Home office,<br />
masques, séparation des collaborateurs ou introduction<br />
d'un travail par équipes ou analogue.<br />
Au début d'août <strong>2020</strong>, les femmes enceintes ont<br />
été ajoutées au nombre des personnes particulièrement<br />
menacées. Cela signifie pour les employeurs<br />
qu'ils doivent éventuellement vérifier<br />
leurs concepts de protection également pour ces<br />
collaboratrices.<br />
CONCEPT DE PROTECTION<br />
De nombreux employeurs réfléchissent actuellement<br />
à la question de savoir s'ils doivent réviser<br />
à nouveau les concepts de protection existants<br />
ou même les établir pour la première fois.<br />
Des mesures d'hygiène doivent être prises et il<br />
faut également veiller aux distances d'une manière<br />
générale. On devrait également réfléchir<br />
au préalable sur la manière dont l'employeur<br />
devrait réagir si un collaborateur attrapait le<br />
virus, devait se rendre en quarantaine ou s'y<br />
rendre volontairement. A moins que ce ne soit<br />
déjà fait, il faudrait également voir si le travail<br />
en Home office serait possible à court terme, en<br />
cas de seconde vague avec un nouveau<br />
Lockdown.<br />
LICENCIEMENTS COLLECTIFS<br />
En ces temps très difficiles pour l'économie, il<br />
n'est malheureusement souvent pas possible<br />
d'éviter des licenciements. Bien des questions<br />
ne sont pas encore élucidées dans ce domaine.<br />
Les licenciements sont en principe également<br />
possibles en cas de réduction de l'horaire de<br />
travail. Il faut ici veiller à ce que le salaire normal<br />
soit à nouveau payé à partir du début du délai<br />
de licenciement. La question de savoir si des<br />
personnes faisant partie d'un groupe à risque<br />
peuvent être licenciées est contestée. A notre<br />
avis, les délais de blocage ne s'appliquent pas<br />
aux groupes à risque étant donné que ces cas<br />
ne sont pas comparables à une maladie, à un<br />
accident, au service militaire ou à une grossesse.<br />
C'est pourquoi les licenciements de patients à<br />
risque sont à notre avis efficaces. La prudence<br />
est cependant de mise. Il y a ainsi le risque que<br />
l'on fasse valoir un caractère abusif si des collaborateurs<br />
affirment qu'ils auraient été licenciés<br />
en raison de leur appartenance à un groupe à<br />
risque. Si un caractère abusif était reconnu, il<br />
pourrait être exigé une indemnité allant jusqu'à<br />
six salaires mensuels. Si une entreprise doit procéder<br />
à plusieurs licenciements en raison de la<br />
situation économique, il faudrait éventuellement<br />
veiller à la procédure concernant les licenciements<br />
collectifs. On parle de licenciement<br />
collectif si, dans une entreprise de 20 à 100<br />
collaborateurs, au moins 10 collaborateurs sont<br />
licenciés en l'espace de 30 jours; pour les entreprises<br />
de 100 à 300 collaborateurs, ce sont au<br />
minimum 10 pourcent des collaborateurs; dès<br />
300 collaborateurs au moins 30 collaborateurs.<br />
Etant donné que la procédure de licenciement<br />
collectif comporte de nombreux pièges, il est<br />
recommandé d'avoir recours au préalable à des<br />
conseils d'experts. n<br />
CONTACT<br />
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JOURNAL N o 6 Oktober <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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JOURNAL N o 6 Oktober <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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WIRTSCHAFT UND DIENSTLEISTUNGEN JOURNAL 17<br />
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Bedürfnisse können die folgenden Module gewählt<br />
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des Unternehmens im Arbeitsvertragsrecht,<br />
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im Zusammenhang mit<br />
Administrativverfahren und im Bereich des Privat-<br />
und Sozialversicherungsrechts. Ebenfalls<br />
Teil des Moduls Betriebsrechtsschutz sind häufig<br />
auftretende Streitigkeiten im Zusammenhang<br />
mit Geschäftsreisen.<br />
Versichert sind das Unternehmen inklusive sämtlicher<br />
Zweigniederlassungen sowie weitere mit-<br />
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mit Sitz in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein,<br />
Gesellschafter und Verwaltungsratsmitglieder,<br />
Personen im arbeitsvertraglichen Verhältnis<br />
und Hilfspersonen sowie angeliehenes Personal<br />
im Rahmen der betrieblichen Tätigkeit.<br />
Die Versicherungssumme pro Fall beträgt je nach<br />
betroffenem Gebiet bis zu CHF 700'000. Zum<br />
Betriebsrechtsschutz können die beiden Zusatzmodule<br />
«Betriebsrechtsschutz Plus» (Immaterialgüterrecht,<br />
Datenschutzrecht, Steuerrecht, Internet-Rechtsschutz)<br />
und «Vermieterrechtsschutz»<br />
abgeschlossen werden.<br />
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und die Mitarbeitenden umfassend bei<br />
Rechtsstreitigkeiten rund um die Fahrzeuge des<br />
Unternehmens. Versichert sind die sich im Eigentum<br />
des Versicherungsnehmers befindenden,<br />
auf ihn eingelösten oder von ihm geleasten<br />
motorisierten Land- und Wasserfahrzeuge<br />
in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein.<br />
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nicht betriebsfähig, so erstreckt sich die<br />
Versicherung auf das an dessen Stelle verwendete<br />
Ersatzfahrzeug.<br />
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Der Lenkerrechtsschutz bietet Rechtsschutz für die<br />
Inhaber des Unternehmens, Gesellschafter, Mitglieder<br />
des Verwaltungsrates, Mitarbeitende sowie<br />
Hilfspersonen und angeliehenes Personal während<br />
Geschäftsfahrten und auf dem Arbeitsweg mit dem<br />
Privatfahrzeug. Versichert sind insbesondere Strafverfahren<br />
infolge eines Verkehrsunfalls oder einer<br />
Verkehrsregelverletzung, Administrationsverfahren<br />
bezüglich des Führerausweises, Streitigkeiten im<br />
Bereich des Privat- oder Sozialversicherungsrechts<br />
oder zur Geltendmachung von ausservertraglichen<br />
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JOURNAL N o 6 Oktober <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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18 JOURNAL WIRTSCHAFT UND DIENSTLEISTUNGEN<br />
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JOURNAL N o 6 Oktober <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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WIRTSCHAFT UND DIENSTLEISTUNGEN JOURNAL 19<br />
Die digitale Kommunikation<br />
vorangetrieben<br />
Von verschiedenen Standorten aus in einem Team zusammenarbeiten, Online-Konferenzen,<br />
Vorlesungen und Seminare, ja Schule über Video übertragen – wer hätte noch vor einem<br />
Jahr gedacht, dass eine weltweite Pandemie der Arbeitswelt eine derartige Beschleunigung<br />
in Richtung Online-Kommunikation verleihen würde!<br />
Von Monica Hotz, Marcel Ebneter<br />
und Martin Werner<br />
ERFA DIGITAL<br />
Auch bei <strong>Swissmechanic</strong> haben die Massnahmen<br />
gegen COVID-19 die virtuelle Kommunikation<br />
vorangetrieben. So wurden im Sommer<br />
die ERFA-Tagungen der Branchenlösung Arbeitssicherheit<br />
und Gesundheitsschutz über<br />
Videokonferenz übertragen. Marcel Ebneter,<br />
Koordinator Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz<br />
<strong>Swissmechanic</strong> Schweiz, schildert:<br />
«Die jährlichen ERFA-Tagungen in Münsingen,<br />
Lenzburg und Wattwil werden von über 650<br />
Teilnehmern besucht. In den neun halben Tagen<br />
werden jeweils drei Themen besprochen.<br />
Die Teilnehmer nutzen den Anlass aber auch,<br />
um sich auszutauschen. Jedoch mussten die<br />
Organisatoren <strong>Swissmechanic</strong> und Kunststoff<br />
Swiss dieses Jahr auf ausserordentliche<br />
Massnah men zurückgreifen und haben die<br />
ERFA-Tagungen digital durchgeführt. Dies war<br />
nicht nur für die Teilnehmer etwas Neues.<br />
Die neue Herausforderung haben die Referenten<br />
und die Organisatoren gut gemeistert.<br />
Ohne grosse technische Probleme haben alle<br />
ERFA-Tagungen stattgefunden. Dieses Jahr<br />
wurden die Themen Schmier stoffe,<br />
Hautschutz und Unfallabklärung bearbeitet.<br />
Die Teilnehmer konnten während der ganzen<br />
Veranstaltung über den Chat Fragen stellen.<br />
Diese hat der Referent nach jedem Referat<br />
beantwortet. So fand digital ein Austausch<br />
statt, was anschliessend auch gut bewertet<br />
wurde. Gelobt wurde auch, dass durch die<br />
digitale Teilnahme Fahrzeit und Kosten gespart<br />
werden konnten. Alles in allem waren es<br />
neun erfolgreiche digitale ERFA-Tagungen.<br />
Dennoch wünschten sich die meisten<br />
Teilnehmer, ab nächstem Jahr die ERFA-Tagung<br />
wieder physisch durchzuführen. Es<br />
bleibt spannend, was die Zukunft bringt.»<br />
WEBINAR CYBERSECURITY<br />
Auch das Weiterbildungsangebot wurde der<br />
Situation angepasst. So fand am 10. September<br />
erstmals ein kostenloses einstündiges<br />
Webinar für Geschäftsführer, Produktionsleiter<br />
und IT-Verantwortliche zum Thema Cybersicherheit<br />
statt, das Martin Scheu, Dipl.-Ing. FH,<br />
Cybersicherheit, durchführte. Besonders nach<br />
dem aktuellen Digitalisierungsschub kommt<br />
der Cybersicherheit eine immer grössere Bedeutung<br />
zu. Dementsprechend gross war das<br />
Interesse. 40 Teilnehmer buchten das Webinar.<br />
«Bereits im Chat konnten viele Fragen<br />
beantwortet werden», erläutert Martin Werner,<br />
Leiter Erwachsenenbildung. Er ist sehr<br />
zufrieden mit der Teilnehmerzahl. Eine Fortsetzung<br />
des erfolgreichen Webinars ist bereits<br />
in Planung. «Ende Oktober werden wir als<br />
Fortsetzung ein Webinar anbieten zum Thema<br />
Datenschutz», sagt Martin Werner. n<br />
Wie im Filmstudio: Techniker begleiten die Videoübertragung der ERFA-Tagung.<br />
Tagesschau-Feeling: Sicherheitsexperte Michael Merki<br />
präsentiert vor der Videokamera die ERFA-Themen.<br />
JOURNAL N o 6 Oktober <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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20 JOURNAL WIRTSCHAFT UND DIENSTLEISTUNGEN<br />
Gegen missbräuchlichen<br />
Leistungsbezug<br />
Quelle: Suva<br />
2019 verhinderte die Suva ungerechtfertigte<br />
Zahlungen von über 17 Mio. Franken. Neben<br />
dem Missbrauch durch Einzelpersonen verursachen<br />
betrügerische Betriebe und Leistungserbringer<br />
einen grossen Schaden. Die Suva legt<br />
ihr Augenmerk deshalb auf diese drei Bereiche<br />
und verfolgt jede Form von Versicherungsmissbrauch<br />
konsequent. Ihr Ziel: Ehrliche Kunden<br />
schützen, risikogerechte Prämien gewährleisten<br />
und einen Beitrag zu einem fairen Werkplatz<br />
und Gesundheitsmarkt Schweiz leisten.<br />
Versicherungsmissbrauch kennt verschiedenste<br />
Facetten. Noch bis vor wenigen Jahren dominierte<br />
vor allem das Bild des klassischen Versicherungsbetrügers:<br />
Eine Einzelperson bezieht<br />
durch falsche oder fehlende Angaben Geldleistungen<br />
wie Taggelder oder Renten, die ihr nicht<br />
zustehen. Mittlerweile erfolgt Versicherungsmissbrauch<br />
zunehmend vielfältiger.<br />
«Wir sehen uns vermehrt mit neuen Betrugsmustern<br />
konfrontiert», sagt Roger Bolt, Leiter Bekämpfung<br />
Versicherungsmissbrauch bei der Suva.<br />
«Der Missbrauch reicht von fiktiven Firmen, die<br />
nur gegründet werden, um Versicherungsleistungen<br />
zu beziehen, über Schwarzarbeit und Konkursdelikte<br />
bis hin zu bewusst falschen Abrechnungen<br />
durch Spitäler, Ärzte oder Therapeuten.<br />
Eines haben alle diese Muster gemeinsam: Den<br />
Schaden tragen die Ehrlichen.»<br />
GROSSER SCHADEN FÜR EHRLICHE<br />
Solche Machenschaften verursachen einen hohen<br />
Schaden in doppelter Hinsicht: Die ehrlichen Versicherten<br />
zahlen die Prämien mit, welche die<br />
betrügerischen Unternehmen umgehen, und sie<br />
haben mit einer unlauter agierenden Konkurrenz<br />
zu tun. Diese Wettbewerbsverzerrung schadet<br />
dem ganzen Werkplatz Schweiz. Die Suva verfolgt<br />
deshalb eine Null-Toleranz-Politik gegenüber jeglicher<br />
Form von Versicherungsbetrug und geht<br />
konsequent dagegen vor.<br />
«Wenn ein Verdacht besteht, klären wir die Vorwürfe<br />
systematisch ab», so Roger Bolt. «Dies können<br />
zusätzliche medizinische Abklärungen sein oder<br />
unser Aussendienst überprüft, ob die Anstellungsverhältnisse<br />
echt sind und ob die Firma tatsächlich<br />
existiert. Auch dank internen Datenanalysen können<br />
wir Betrüger entlarven. Zudem führen wir regelmässig<br />
Betriebsrevisionen durch und tauschen uns mit<br />
anderen Sozialversicherungen, Partnern und Unfallversicherungen<br />
aus. Bei systematischem Betrug<br />
reichen wir Strafanzeigen ein.»<br />
VORURTEILSFREI PRAKTIZIEREN<br />
Um falschen Abrechnungen durch Spitäler, Ärzte<br />
oder Therapeuten vorzubeugen, prüft die<br />
JOURNAL N o 6 Oktober <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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WIRTSCHAFT UND DIENSTLEISTUNGEN JOURNAL 21<br />
Suva die eingehenden Rechnungen elektronisch. Bei Missbrauchsverdacht<br />
klären die Spezialisten Unklarheiten ab, formulieren Entscheide und erstellen,<br />
wenn notwendig, Rückforderungen. Wiederholt und bewusst<br />
falsche Abrechnungen werden zur Anzeige gebracht.<br />
«Die überwiegende Mehrheit aller Leistungserbringer rechnet korrekt<br />
ab», betont Roger Bolt. «Es ist wichtig, dass wir die Personen finden,<br />
die die Prämiengelder unserer Versicherten missbrauchen. Dies kommt<br />
nicht nur unseren Versicherten zugute, sondern auch allen ehrlichen<br />
Ärzten, Spitälern und Therapeuten, die so vorurteilsfrei praktizieren und<br />
abrechnen können.»<br />
UNGERECHTFERTIGTE ZAHLUNGEN<br />
Die Suva verhinderte 2019 ungerechtfertigte Leistungsbezüge von verunfallten<br />
Personen in der Höhe von 17,1 Millionen Franken. Die Einsparungen<br />
bewegen sich dabei auf dem Vorjahresniveau (2018: 17,3 Millionen<br />
Franken). Dafür hat sie von den knapp 250 000 Fällen, bei denen<br />
ein Taggeld ausbezahlt wurde, 1809 Verdachtsfälle untersucht (+ 5<br />
Prozent gegenüber dem Vorjahr). Dadurch stieg die Anzahl der abgeschlossenen<br />
Fälle mit bestätigtem Verdacht auf 520 (2018: 407 Fälle).<br />
Der durchschnittlich eingesparte Betrag pro Fall betrug 34 700 Franken<br />
(2018: 42 500 Franken).<br />
Seit der Einführung der Missbrauchsbekämpfung im Jahr 2007 konnten<br />
insgesamt über 181 Millionen Franken an ungerechtfertigten Zahlungen<br />
verhindert werden. n<br />
Bandsäge-Halbautomat<br />
Bandsäge-Vollautomat<br />
Sägetechnik von MEP<br />
Italiens Nummer 1<br />
JOURNAL N o 6 Oktober <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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22 JOURNAL WIRTSCHAFT UND DIENSTLEISTUNGEN<br />
Unter Corona-Sicherheitsvorkehrungen erfahren die Finalisten Tipps und Tricks der CNC-Drehmaschinen.<br />
Alles drehte sich ums Drehen<br />
Zu den Vorbereitungen der Finalisten auf die SwissSkills Championships zählten unter anderem<br />
Schulungen an den CNC-Maschinen am Austragungsort, dem <strong>Swissmechanic</strong> Ausbildungszentrum<br />
in Münchenbuchsee. Dort wurden die Finalisten der Disziplin CNC Drehen Ende August<br />
an den Drehmaschinen des Schweizer Maschinenherstellers Schaublin Machines SA geschult.<br />
Das <strong>Journal</strong> unterhielt sich zu diesem Anlass mit Matthias Rohrer, Experte CNC Drehen, und<br />
Frédy Rohrbach, Sales Application bei der Schaublin Machines SA, über die Schulung und<br />
die SwissSkills Championships der Disziplin CNC Drehen sowie über Innovation und die<br />
Faszination des Polymechanikerberufs.<br />
Interviews: Monica Hotz<br />
Frédy Rohrbach, die Firma Schaublin Machines<br />
SA engagiert sich als Sponsor der SwissSkills<br />
Championships. Was ist die Motivation der<br />
Schaublin Machines SA, sich als Sponsor dieser<br />
Berufsmeisterschaften zu engagieren?<br />
Frédy Rohrbach: Diese Meisterschaften liegen<br />
uns besonders am Herzen, weil sie den<br />
Beruf der Polymechaniker fördern, der uns als<br />
Hersteller von hochpräzisen CNC- und konventionellen<br />
Drehmaschinen direkt betrifft. Zudem<br />
freuen wir uns als Partner von <strong>Swissmechanic</strong>,<br />
dass das SwissSkills-Finale im Kompetenzzentrum<br />
in Münchenbuchsee stattfinden<br />
wird.<br />
Welchen Stellenwert hat für Sie die berufliche<br />
Nachwuchsförderung?<br />
Die Förderung des Berufsnachwuchses ist die<br />
Grundlage unserer industriellen Zukunft. Es ist<br />
sicher, dass dieser Ansatz eine praktische und<br />
theoretische Ausbildung von hoher Qualität erfordert.<br />
Die Ausbildung junger Menschen ist deshalb eine<br />
Priorität für die Zukunft des Industriestandortes<br />
JOURNAL N o 6 Oktober <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
| |<br />
WIRTSCHAFT UND DIENSTLEISTUNGEN JOURNAL 23<br />
Schweiz. Unser Ziel ist es, die Fähigkeiten zukünftiger<br />
Mitarbeiter und Führungskräfte zu erhalten<br />
und zu steigern, um ein starkes Unternehmensnetzwerk<br />
zu erhalten.<br />
Wettbewerbe wie SwissSkills und Ausbildungszentren<br />
wie jene von <strong>Swissmechanic</strong> sind sensationelle<br />
Plattformen, um diese Ziele zu erreichen.<br />
Schaublin Machines SA ist sich dieser Bedeutung<br />
bewusst, denn wir sind auch direkt an der Ausbildung<br />
beteiligt, indem wir im Berner Jura Teil<br />
einer Ausbildungsorganisation mit mehreren bekannten<br />
Industrieunternehmen sind.<br />
Sie führten im Ausbildungszentrum Münchenbuchsee,<br />
wo an Schaublin-Drehmaschinen<br />
auch die SwissSkills Championships<br />
stattfinden werden, eine Schulung der Teilnehmenden<br />
durch. Was haben Sie dabei für<br />
Erfahrungen gemacht?<br />
Unser Applications Specialist und Ausbildner<br />
Yann Fahrni hatte viel Freude an der Arbeit mit<br />
diesen jungen Menschen, die trotz ihres jungen<br />
Alters eine bemerkenswerte Reife zeigten.<br />
Darüber hinaus zeigten diese Auszubildenden<br />
eine beeindruckende Anpassungsfähigkeit an die<br />
Arbeit an unseren Maschinen, da zuvor nicht alle<br />
von ihnen die Möglichkeit hatten, an diesem<br />
Dreh automatentyp zu arbeiten.<br />
Diese Art von Veranstaltungen zeigt, wie wichtig<br />
es für unser Unternehmen ist, diese Veranstaltungen<br />
konkret zu unterstützen. In der Tat macht sie<br />
diejenigen, die unsere zukünftigen Kunden sein<br />
werden, auf praktische Weise auf die Qualität und<br />
Leistung unserer CNC- und konventionellen Drehmaschinen<br />
aufmerksam.<br />
Welchen Eindruck haben die jungen Berufsleute<br />
bei Ihnen hinterlassen?<br />
Obwohl ihre Ausbildung noch nicht vollständig<br />
abgeschlossen ist, haben sie bereits ein sehr beeindruckendes<br />
fachliches und technisches Wissen<br />
gezeigt. Darüber hinaus ist anzumerken, dass<br />
diese Kandidaten vorbildliches Verhalten und<br />
Disziplin bewiesen haben. Ihr Engagement und<br />
Interesse erfreuten den Ausbildner.<br />
Die Firma Schaublin Machines SA schrieb<br />
Industriegeschichte, indem sie in den<br />
70er-Jahren die erste CNC-Drehmaschine<br />
Unterstützten die Kandidaten der Disziplin CNC Drehen bei der Maschinenschulung : Yann Fahrni, Ausbildner, Benoît Zumsteg,<br />
CFO, und Frédy Rohrbach, Sales Application beim Maschinenhersteller Schaublin Machines SA (von links nach rechts)<br />
der Welt entwickelte, in die eine Mikrocomputer-Steuerung<br />
eingebaut war. Welchen<br />
Stellenwert hat Innovation heute bei Ihnen?<br />
Innovation ist in der hart umkämpften Welt, in<br />
der sich unser Unternehmen befindet, nach wie<br />
vor sehr wichtig. Innovation zeigt sich natürlich<br />
in den Produkten, aber sie muss auch im gesamten<br />
Produktionsprozess von der Entwicklung bis<br />
zur Produktion der Maschinen vorhanden sein.<br />
Die extremen Anforderungen, die unsere Kunden<br />
an Präzision, Wiederholbarkeit und Leistung stellen,<br />
zwingen uns ständig zur Innovation und<br />
Verbesserung unserer Produkte. Die Automatisierung<br />
ist ein integraler Bestandteil dieses Verbesserungsprozesses<br />
und wird in Zukunft verstärkt<br />
nachgefragt werden.<br />
Es ist äusserst wichtig, Komplettlösungen anzubieten,<br />
die auf die spezifischen Anforderungen<br />
und Bedürfnisse des Kunden zugeschnitten sind.<br />
Nur so lässt sich ein Wettbewerbsvorteil aufrechterhalten.<br />
Der Verkauf von Produkten aus Katalogen<br />
verliert immer mehr an Aktualität.<br />
Welche Rolle spielt die Ausbildung von Fachkräften<br />
in Bezug auf Innovation?<br />
Ohne eine solide praktische und theoretische<br />
Grundlage wird die Innovation zwangsläufig in<br />
Frage gestellt werden. Darüber hinaus können wir<br />
junge Polymechaniker nur ermutigen, ihre Ausbildung<br />
auf verschiedenen Ebenen fortzusetzen,<br />
auch im Ingenieurwesen.<br />
Welches ist Ihr wichtigster Tipp an die Teilnehmenden?<br />
Diesen Wettbewerb mit der gleichen Ernsthaftigkeit<br />
und Professionalität anzugehen. Obwohl es<br />
sich um eine Einzelmeisterschaft handelt, werden<br />
Teamarbeit, Wissensaustausch und Fairplay zwischen<br />
den Teilnehmern zum Erfolg führen.<br />
Auf dieser Ebene des Wettbewerbs können wir<br />
bereits jedem der acht Kandidaten gratulieren, und<br />
alle können bereits stolz auf ihre Leistungen sein.<br />
Was wünschen Sie sich als Schweizer Traditionsunternehmen<br />
für die Zukunft der beruflichen<br />
Grundbildung?<br />
Um eine starke und wettbewerbsfähige industrielle<br />
Basis in der Schweiz zu erhalten, ist es<br />
unerlässlich, dass alle an der Aus- und Weiterbildung<br />
Beteiligten sowie die politischen Behörden<br />
weiterhin in junge Talente investieren. Diese<br />
Berufe erfordern qualifizierte und anspruchsvolle<br />
technische Qualifikationen für künftige<br />
Generationen.<br />
JOURNAL N o 6 Oktober <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
| |<br />
24 JOURNAL GRUNDBILDUNG / ERWACHSENENBILDUNG<br />
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JOURNAL N o 6 Oktober <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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GRUNDBILDUNG / ERWACHSENENBILDUNG JOURNAL 25<br />
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Matthias Rohrer, Sie begleiteten Ende August<br />
als Experte der Disziplin CNC Drehen<br />
die Schulung der Kandidaten an den Drehmaschinen<br />
der Firma Schaublin Machines SA<br />
in Münchenbuchsee. Was war dabei wichtig?<br />
Matthias Rohrer: Wichtig war eine gute Vorbereitung<br />
– man will sicher sein, dass die Kandidaten<br />
die besten Schulungsbedingungen haben.<br />
So wurde im Vorfeld das Programmiersystem am<br />
Kursort installiert, sämtliche Operationen wurden<br />
auf der Maschine getestet. Ebenfalls habe ich mit<br />
einem Servicetechniker von Schaublin die Maschinen<br />
kontrolliert bzw. vorbereitet und den Schulungsinhalt<br />
besprochen.<br />
Sind die Kandidaten gut auf die Meisterschaften<br />
vorbereitet?<br />
Meiner Meinung nach sind die Kandidaten gut vorbereitet,<br />
sie konnten bereits schon Kurse für das<br />
Programmiersystem besuchen. Bei der zweitägigen<br />
Maschinenschulung konnten die Kandidaten ihr<br />
Wissen vertiefen und die Maschine kennenlernen.<br />
Ein Servicetechniker der Firma Schaublin ist stets zur<br />
Seite und gibt den Kandidaten Tipps und Tricks zur<br />
Maschine weiter. Vor der Meisterschaft wird es noch<br />
zwei Vorbereitungstage geben, um den «letzten<br />
Schliff» zu machen. Dann kann es losgehen…<br />
Wie ist das Niveau der Kandidaten im Vergleich<br />
zu den letzten Jahren?<br />
Ich denke, das Niveau ist in etwa gleich hoch bzw.<br />
etwas höher als bei den letzten Meisterschaften.<br />
Die Anforderungen an die Kandidaten steigen<br />
jedoch auch immer mehr.<br />
Was ist das Faszinierende an Ihrer Disziplin?<br />
Die Maschinen bzw. die Technik. Es sind anspruchsvolle<br />
Maschinen, bei denen man 100 Prozent<br />
bei der Sache sein muss. Faszinierend ist es<br />
zudem, Formen und Geometrien zu drehen – man<br />
kann mit der Maschine nahezu alles herstellen.<br />
Spannend sind auch die Möglichkeiten bzw. Strategien,<br />
um ein Werkstück zu fertigen (jeder macht<br />
es ein bisschen anders).<br />
zusammen (bin ÜK-Leiter und Berufsbildungsverantwortlicher<br />
von Polymechanikern). Mich motiviert<br />
auch das Fördern der und Fordern von den<br />
Kandidaten. Als Experte ist man zudem immer<br />
auf dem neuesten Stand der Technik und kann<br />
sein Wissen vertiefen.<br />
Wie hat sich das Drehen im Verlauf der letzten<br />
Jahre entwickelt?<br />
Früher wurden an den Schweizermeisterschaften<br />
nur Einzelteile hergestellt. Jetzt ist das Wettbewerbsprogramm<br />
vielfältiger. Es gibt die Teile<br />
Massenfertigung, Kundenänderungen und Nacharbeiten<br />
während der Fertigung. Da muss der<br />
Kandidat vielseitiger sein.<br />
Was ist für Sie der Höhepunkt der Berufsmeisterschaften?<br />
Der Höhepunkt ist für mich der letzte Tag der<br />
Meisterschaft, hier entscheidet sich alles. Man<br />
merkt, wie die Kandidaten noch ein letztes Mal<br />
Vollgas geben, um Schweizermeister zu werden.<br />
Welche Voraussetzungen muss ein beruflicher<br />
Schweizermeister Ihrer Disziplin mitbringen?<br />
Der Schweizermeister muss einerseits berufliche<br />
und andererseits auch persönliche Stärken haben,<br />
um sich an den WorldSkills beweisen zu können.<br />
Er muss<br />
– über eine gute Auffassungsgabe verfügen,<br />
– technisch versiert sein in der CNC-Fertigung<br />
inklusive CAM-Programmierung,<br />
– ehrgeizig, zielstrebig und belastbar sein,<br />
– eine hohe Selbstständigkeit haben und<br />
– den Willen haben, mehr zu leisten beziehungsweise<br />
eine Extra-Meile zu rennen. n<br />
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Was hat Sie dazu motiviert, Experte zu<br />
29.01.20 15:37werden?<br />
Matthias Rohrer, Experte der Disziplin CNC Drehen, begleitete<br />
Ende August die Schulung der Kandidaten an<br />
Einen Einblick in die ganze Selektion zu erhalten.<br />
den Drehmaschinen der Firma Schaublin Machines SA in<br />
Ich arbeite sehr gerne mit jungen Berufsleuten Münchenbuchsee.<br />
JOURNAL N o 6 Oktober <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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26 JOURNAL WIRTSCHAFT UND DIENSTLEISTUNGEN<br />
| |<br />
GRUNDBILDUNG / ERWACHSENENBILDUNG JOURNAL 26<br />
Tout en respectant les mesures de sécurité du coronavirus, les finalistes apprennent des astuces et des ruses pour les tours CNC.<br />
Tout tourne autour du tournage<br />
Une formation sur des machines CNC fait, entre autres, partie des préparations des finalistes<br />
aux SwissSkills Championships. Celle-ci a eu lieu au centre de formation <strong>Swissmechanic</strong> à<br />
Münchenbuchsee, site où aura aussi lieu la compétition.<br />
Les finalistes de la discipline Tournage CNC ont été entraînés fin août sur des tours du fabricant<br />
suisse Schaublin Machines SA. Le <strong>Journal</strong> s’est à cette occasion entretenu avec Matthias Rohrer,<br />
expert du Tournage CNC, et Frédy Rohrbach, chef des applications et ventes de la maison Schaublin<br />
Machines SA, chargés de cet entraînement pour les SwissSkills Championships de la discipline<br />
Tournage CNC ainsi que de l’innovation et de la fascination du métier de Polymécanicien.<br />
Interviews : Monica Hotz<br />
Frédy Rohrbach, la maison Schaublin Machines<br />
SA s’engage comme sponsor pour les<br />
SwissSkills Championships. Quelle est la<br />
motivation de votre engagement ?<br />
Frédy Rohrbach : Ces championnats nous<br />
tiennent particulièrement à cœur parce qu’ils<br />
encouragent le métier de Polymécanicien, ce<br />
qui, en tant que fabricant de tours CNC et<br />
conventionnels de haute précision, nous<br />
concerne directement. De plus, en tant que partenaire<br />
de <strong>Swissmechanic</strong>, nous nous réjouissons<br />
particulièrement que la finale des<br />
SwissSkills se déroule au centre de compétence<br />
à Münchenbuchsee.<br />
Quelle est pour vous l’importance d’encourager<br />
la relève professionnelle ?<br />
L’encouragement de la relève professionnelle représente<br />
le fondement de notre futur industriel.<br />
Il est certain que cela exige une formation pra-<br />
JOURNAL N o 6 Oktober <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
| | WIRTSCHAFT UND DIENSTLEISTUNGEN JOURNAL<br />
27<br />
tique et théorique de grande qualité. La formation<br />
de jeunes personnes est pour cette raison une<br />
priorité pour le futur du site industrie suisse entier.<br />
Notre objectif est de maintenir et d’augmenter les<br />
capacités de nos futurs collaborateurs et cadres<br />
afin de pérenniser un réseau d’entreprises fort.<br />
Des compétitions comme les SwissSkills et les<br />
Centre de formation comme celui de <strong>Swissmechanic</strong><br />
sont des plateformes prodigieuses pour atteindre<br />
ces objectifs. Schaublin Machines SA est consciente<br />
de cette importance car nous participons aussi directement<br />
à la formation en organisant dans le Jura<br />
bernois une partie de la formation pour plusieurs<br />
entreprises industrielles renommées.<br />
Les candidats de la discipline Tournage CNC sont soutenus dans leur formation sur les machines par Yann Fahrni, formateur,<br />
Benoît Zumsteg, CFO, et Frédy Rohrbach, Sales Application, chez le fabricant de machines Schaublin Machines SA<br />
(de g. à d.)<br />
Vous organisez une formation sur des tours<br />
Schaublin Machines SA pour les participants<br />
dans le Centre de formation de Münchenbuchsee,<br />
là où auront aussi lieu les<br />
SwissSkills Championships. Quelles expériences<br />
avez-vous faites dans ce cadre ?<br />
Notre spécialiste des applications et formateur Yann<br />
Fahrni aime beaucoup le travail avec ces jeunes<br />
personnes qui montrent une maturité remarquable<br />
malgré leur jeune âge. D’autre part, ils font preuve<br />
d’une capacité d’adaptation impressionnante à nos<br />
machines, car tous n’ont pas eu la possibilité de<br />
travailler sur ces automates de tournage.<br />
Cette occasion montre l’importance pour notre<br />
entreprise de soutenir ce type d’événement<br />
concrètement. Et effectivement, nos futurs clients<br />
sont rendus attentifs à la qualité et les performances<br />
de nos tours CNC et conventionnels par<br />
la pratique.<br />
Quelle impression ces jeunes professionnels<br />
vous ont-ils laissée ?<br />
Bien que leur formation ne soit pas encore complètement<br />
terminée, ils ont déjà montré des<br />
connaissances professionnelles et techniques très<br />
impressionnantes. À cela, il faut ajouter que ces<br />
candidats ont fait preuve d’un comportement et<br />
d’une discipline exemplaire. Leur engagement et<br />
leur intérêt nous réjouissent, nous les formateurs.<br />
L’entreprise Schaublin Machines SA a écrit<br />
des pages d’histoire de l’industrie en développant<br />
dans les années 70 le premier tour<br />
CNC du monde qui était équipé d’un micro-ordinateur<br />
de commande. Quelle est<br />
l’importance de cette innovation aujourd’hui<br />
pour vous ?<br />
Dans ce monde durement compétitif, dans lequel<br />
notre entreprise évolue, l’innovation reste très<br />
importante. Elle se voit évidemment dans les produits,<br />
mais elle doit être présente dans le processus<br />
de production entier, du développement<br />
jusqu’à la production des machines.<br />
Les exigences extrêmes de nos clients concernant<br />
la précision, la répétabilité et la performance nous<br />
obligent continuellement à innover et à améliorer<br />
nos produits. L’automatisation est une composante<br />
intégrale de ce processus d’amélioration qui sera<br />
demandée encore davantage dans le futur.<br />
Il est extrêmement important de pouvoir offrir des<br />
solutions complètes, taillées sur mesure aux demandes<br />
et besoins spécifiques de nos clients. De<br />
cette manière seule, un avantage de compétition<br />
peut être maintenu. La vente de produits à partir<br />
d’un catalogue est de moins en moins actuelle.<br />
Quel est le rôle que joue la formation de<br />
collaborateurs spécialisés par rapport à l’innovation<br />
?<br />
Sans bases pratiques et théoriques, l’innovation<br />
sera obligatoirement remise en question. De plus,<br />
nous ne pouvons qu’encourager les jeunes Polymécaniciens<br />
de continuer leur formation sur différents<br />
niveaux, aussi dans l’ingénierie.<br />
Quel est votre conseil le plus important aux<br />
participants ?<br />
Ils doivent affronter cette compétition avec le<br />
même sérieux et le même professionnalisme.<br />
Bien qu’il s’agisse d’un championnat individuel,<br />
c’est le travail d’équipe, l’échange de connaissances<br />
et le fair-play entre les participants qui<br />
conduira au succès.<br />
A ce niveau de la compétition, nous pouvons déjà<br />
féliciter à chacun des huit candidats. Et tous<br />
peuvent déjà être fiers de leur performance.<br />
Quels sont vos souhaits comme entreprise<br />
traditionnelle suisse pour le futur de la formation<br />
initiale ?<br />
Pour maintenir une base industrielle forte et compétitive<br />
en Suisse, il est indispensable que tous<br />
ceux qui participent à la formation initiale et continue,<br />
tout comme les autorités politiques, continuent<br />
à investir dans les jeunes talents. Ces métiers<br />
demandent des qualifications techniques spécifiques<br />
exigeantes pour les générations à venir.<br />
JOURNAL N o 6 Oktober <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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28 JOURNAL GRUNDBILDUNG / ERWACHSENENBILDUNG<br />
Matthias Rohrer, en tant qu’expert de la discipline<br />
Tournage CNC, vous avez, fin août,<br />
accompagné la formation des candidats sur<br />
les tours de la maison Schaublin Machines SA<br />
à Münchenbuchsee. Qu’est-ce qui était important<br />
dans cette action ?<br />
Matthias Rohrer : Ce qui est important est une<br />
bonne préparation – nous voulons être sûrs que<br />
les candidats aient les meilleures conditions de<br />
formation possible. Ainsi, le système de programmation<br />
a été installé au préalable au Centre de<br />
formation et toutes les opérations ont été testées<br />
sur les machines. J’ai aussi contrôlé et préparé les<br />
machines avec un technicien de service de Schaublin<br />
et discuté le contenu de la formation.<br />
Est-ce que les candidats sont bien préparés<br />
pour les Championnats ?<br />
D’après moi, ils le sont. Ils ont déjà participé à des<br />
cours sur le système de programmation. Pendant<br />
les deux jours d’entraînement sur les machines, les<br />
candidats ont pu approfondir leur savoir et connaître<br />
les machines. Le technicien de service de la maison<br />
Schaublin est toujours à leur côté et leur donne des<br />
conseils et des astuces. Avant les Championnats, il<br />
y aura encore deux journées de préparation pour un<br />
« polissage final ». Après, c’est parti…<br />
Quel est le niveau des candidats comparé<br />
aux dernières années ?<br />
Je pense que le niveau est à peu près identique,<br />
voire légèrement plus élevé que celui des derniers<br />
championnats. Mais les exigences demandées<br />
aux candidats augmentent aussi chaque année.<br />
Qu’est-ce qui est fascinant dans votre discipline<br />
?<br />
Les machines, c’est-à-dire la technique. Ce sont<br />
des machines très exigeantes qui demandent<br />
que l’on soit à son affaire à 100 pourcents. Il est<br />
d’autre part fascinant de tourner des formes et<br />
des géométries – avec ces machines, on peut<br />
produire presque tout. Il est aussi palpitant de<br />
développer des stratégies variées pour produire<br />
une pièce (chacun le fait un peu différemment).<br />
Qu’est-ce qui vous a motivé à devenir expert ?<br />
De pouvoir suivre toute la procédure de sélection.<br />
J’aime beaucoup travailler avec des jeunes pro-<br />
Matthias Rohrer, expert du Tournage CNC, était chargé de l'entraînement pour les SwissSkills Championships.<br />
fessionnels (je dirige un centre inter-entreprises Quelles sont les conditions préalables qu’un<br />
et suis responsable de la formation des Polymécaniciens).<br />
Ce qui m’intéresse aussi est d’encou-<br />
dans votre discipline ?<br />
champion suisse des métiers doit apporter<br />
rager les candidats et de leur lancer des défis. En Pour faire ses preuves aux WorldSkills, un champion<br />
suisse doit disposer de forces profession-<br />
tant qu’expert, on est en plus toujours au niveau<br />
le plus actuel de la technique et on peut approfondir<br />
ses connaissances.<br />
– disposer d’un excellent don de compréhension,<br />
nelles comme personnelles. Il doit<br />
– être techniquement compétent dans la production<br />
CNC, y compris la programmation CAM,<br />
Comment s’est développé le tournage ces<br />
dernières années ?<br />
– être ambitieux, déterminé et résistant,<br />
D’antan, on produisait aux Championnats suisses – être très indépendant et<br />
seulement des pièces isolées. Maintenant, le programme<br />
de compétition est plus varié. Il y a des de courir le kilomètre en plus. n<br />
– avoir la volonté de mieux performer, c’est-à-dire<br />
productions en série, des modifications du client<br />
et des réusinages pendant la production. Là,<br />
chaque candidat doit être polyvalent.<br />
Quel est pour vous le point culminant de ces<br />
Championnats des métiers ?<br />
Pour moi, le point culminant est le dernier jour.<br />
C’est là que tout se décide. On voit comment les<br />
candidats mettent une dernière fois les gaz pour<br />
devenir champion suisse.<br />
JOURNAL N o 6 Oktober <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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29 JOURNAL BILDUNG/WEITERBILDUNG<br />
| |<br />
WIRTSCHAFT UND DIENSTLEISTUNGEN JOURNAL 29<br />
Shanghai im Visier<br />
Nach dem Wettbewerb ist vor dem Wettbewerb – bald schon beginnen die Vorbereitungen<br />
auf die WorldSkills, die 2021 in Shanghai stattfinden.<br />
Von Monica Hotz<br />
Die Schweizermeister der Polymechaniker stehen<br />
fest. Da sich der Drucktermin dieser <strong>Journal</strong>-Ausgabe<br />
mit den SwissSkills Championships der Polymechaniker<br />
überschneidet, können die Sieger der<br />
Disziplinen CNC Fräsen, CNC Drehen und Automation<br />
an dieser Stelle leider nicht publiziert werden.<br />
Stattdessen sei der Text einem Blick in die Zukunft<br />
gewidmet. Die drei Sieger werden die Schweiz an<br />
den WorldSkills 2021 in Shanghai vertreten, die<br />
vom 22. bis 27. September stattfinden. Sie treffen<br />
dort an 56 Berufswettbewerben auf mehr als 1300<br />
Lernende und junge Berufsleute, die aus beruflichen<br />
Ausscheidungswettbewerben in über 60<br />
Ländern aller Kontinente als Sieger hervorgegangen<br />
sind.<br />
PERLE DES ORIENTS<br />
Shanghai, seit Langem als «Perle des Orients»<br />
bekannt, blickt auf eine reiche Geschichte zurück<br />
und ist heute eine moderne und modische internationale<br />
Metropole. Shanghai ist ein wichtiger<br />
Verkehrsknotenpunkt im asiatisch-pazifischen<br />
Raum und die führende Stadt im Jangtse-Delta.<br />
Es ist eine der offensten Städte Chinas. 182 Länder<br />
und Regionen investieren in Shanghai, das<br />
670 regionale Hauptsitze multinationaler Unternehmen<br />
beheimatet.<br />
INTENSIVE VORBEREITUNGEN<br />
Nach dem Wettbewerb ist vor dem Wettbewerb<br />
– den Siegern der SwissSkills Championships<br />
bleibt nicht viel Zeit zur Erholung. Denn sie werden<br />
sich in Shanghai mit den Besten der Besten<br />
aus der ganzen Welt messen, die zum Teil ein<br />
ganzes Jahr lang nur auf den Wettbewerb trainieren.<br />
Dass die Schweiz mit ihrem dualen Bildungssystem<br />
international sehr gut mithalten kann,<br />
zeigen jedes Jahr die hervorragenden Resultate<br />
der hiesigen Berufsathleten. So konnte 2019 an<br />
den letzten WorldSkills in Kazan Polymechaniker<br />
Lukas Muth in der Disziplin CNC Drehen die Silbermedaille<br />
entgegennehmen.<br />
Die Schweizer Kandidaten werden einen grossen<br />
Teil ihrer Freizeit den Vorbereitungen auf die<br />
World Skills widmen. Einerseits trainiert jede Kandidatin<br />
und jeder Kandidat mit der Unterstützung<br />
eines Experten spezifisch die eigene Disziplin.<br />
Anderseits trifft sich das SwissSkills-Team, das<br />
die Kandidatinnen und Kandidaten aller Berufsdisziplinen<br />
der Schweiz vereint, regelmässig zu<br />
Workshops und Teamevents, wodurch Teamgeist<br />
und Motivation gefördert und zusätzliche Kraftreserven<br />
mobilisiert werden. Dabei kommt auch das<br />
mentale Training nicht zu kurz. n<br />
JOURNAL N o 6 Oktober <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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30 JOURNAL WIRTSCHAFT UND DIENSTLEISTUNGEN GRUNDBILDUNG / ERWACHSENENBILDUNG JOURNAL 30<br />
sdfsfsf<br />
Shanghai dans le viseur<br />
Après la compétition, c’est avant la compétition – bientôt commenceront les préparatifs pour<br />
les WorldSkills qui auront lieu en 2021 à Shanghai.<br />
Par Monica Hotz<br />
Les champions suisses des Polymécaniciens sont<br />
révélés. Étant donné que le délai rédactionnel de<br />
ce numéro de notre <strong>Journal</strong> se recoupe avec le<br />
SwissSkills Championships des Polymécaniciens,<br />
les vainqueurs des disciples Fraisage CNC, Tournage<br />
CNC et Automation ne peuvent hélas pas<br />
être publiés ici.<br />
Au lieu de cela, ce texte est dédié à un regard vers<br />
le futur. Les trois vainqueurs représenteront la<br />
Suisse aux WorldSkills 2021 à Shanghai qui auront<br />
lieu du 22 au 27 septembre. Ils se trouveront<br />
là-bas face à 56 championnats de métiers avec<br />
plus de 1300 apprentis et jeunes professionnels<br />
qui auront été vainqueurs dans plus de 60 pays<br />
de tous les continents.<br />
LA PERLE DE L’ORIENT<br />
Shanghai est connue depuis la nuit du temps<br />
comme « la Perle de l’Orient » et se flatte d’une<br />
riche histoire. Elle est aujourd’hui une métropole<br />
internationale moderne et à la mode. C’est une<br />
plaque tournante maritime importante dans<br />
l’espace asiatique-pacifique et une ville phare<br />
dans le delta du Yang Tsé. Elle est une des villes<br />
les plus ouvertes de Chine. 182 pays et régions<br />
investissent dans cette ville qui héberge 670 sièges<br />
régionaux d’entreprises multinationales.<br />
DES PRÉPARATIFS INTENSES<br />
Après la compétition, c’est avant la compétition<br />
– il ne reste pas beaucoup de temps de repos aux<br />
vainqueurs des SwissSkills Championships. Car à<br />
Shanghai, ils vont se mesurer avec les meilleurs<br />
des meilleurs du monde entier dont certains<br />
s’entraînent une année entière uniquement pour<br />
cette compétition. Le fait que la Suisse avec son<br />
système de formation dual puisse très bien tenir<br />
le rythme international est démontré chaque<br />
année par des résultats excellents de nos athlètes<br />
des métiers. Ainsi, aux derniers WorldSkills à Kazan<br />
en 2019, le Polymécanicien Lukas Muth a été<br />
couronné d’une médaille d’argent dans la discipline<br />
Tournage CNC.<br />
Les candidats suisses vont consacrer une bonne<br />
partie de leur temps libre aux préparatifs à ces<br />
WorldSkills. D’une part, chaque candidat s’entraîne<br />
individuellement et spécifiquement dans sa<br />
propre discipline avec le soutien d’un expert.<br />
D’autre part, l’équipe SwissSkills, qui regroupe<br />
les candidat-e-s de tous les métiers en compétition<br />
de Suisse, se retrouve régulièrement pour des<br />
ateliers et des formations d’équipe afin de stimuler<br />
l’esprit d’équipe et la motivation, ce qui mobilise<br />
des réserves de force supplémentaires.<br />
Dans ce cadre, l’entraînement mental n’est pas<br />
un parent pauvre non plus. n<br />
JOURNAL N o 6 Oktober <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
BERUFSMEISTERSCHAFTEN / CHAMPIONNATS PROFESSIONNELS / CAMPIONATI DELLE PROFESSIONI<br />
Wir bedanken uns bei unseren Sponsoren und Partnern / Nous remercions nos sponsors et partenaires / Ringraziamo i nostri sponsor e partner:<br />
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JOURNAL N o 6 Oktober <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
| |<br />
32 JOURNAL GRUNDBILDUNG / ERWACHSENENBILDUNG<br />
Diplomübergabe<br />
60 erfolgreiche Diplomanden<br />
59 Diplomanden und eine Diplomandin haben dieses Jahr ihre Weiterbildung zu Produktionsfachleuten<br />
und ProduktionstechnikerInnen abgeschlossen - 41 Produktionsfachleute<br />
mit eidgenössischem Fachausweis und 19 Techniker HF Maschinenbau mit der Vertiefungsrichtung<br />
Produktionstechnik.<br />
Von Monica Hotz<br />
Leider musste die wegen COVID-19 vom Frühling<br />
auf den Herbst verschobene Diplomfeier<br />
nun definitiv abgesagt werden.<br />
Daniel Arn, Präsident des VMTW und Vizepräsident<br />
von <strong>Swissmechanic</strong>, und Jürg Marti,<br />
Direktor von <strong>Swissmechanic</strong>, überbringen den<br />
Diplomanden nun im <strong>Journal</strong> kurze Grussbotschaften.<br />
FÜR DEN WERKPLATZ SCHWEIZ<br />
Daniel Arn, Präsident des VMTW und Vizepräsident<br />
von <strong>Swissmechanic</strong>: «Sie haben ausserordentlich<br />
viel geleistet. Sie sind nicht stehen geblieben,<br />
sondern haben die ersten Schritte zum<br />
lebenslangen Lernen vollzogen, was unter anderem<br />
einer der grössten Garanten für gute Jobs ist.<br />
Sie haben sich für eine Weiterbildung entschieden,<br />
viele Stunden aufgewendet, vielleicht zwischendurch<br />
die Liebsten ein bisschen vernachlässigt,<br />
was sicher meistens verstanden wurde.<br />
Durch die Weiterbildung sind Sie in Ihrem Umfeld<br />
auch zu Vorbildern geworden, denn es bringen<br />
nicht alle diese Kraft auf den Boden, und die, die<br />
es tun, denen bringt man Respekt entgegen.<br />
Unsere Berufe sind auf Fachkräfte angewiesen,<br />
bzw. wir sind abhängig von ihnen. Ohne Fachkräfte<br />
würden unsere Produktionsmaschinen<br />
nicht laufen, und ohne Fachkräfte hätten wir<br />
keine Lehrlinge, ohne Lehrlinge wiederum keine<br />
Fachkräfte.<br />
Wie auch immer, dank Ihnen werden wir auch<br />
zukünftig Lernende ausbilden können, und dies<br />
ist für unsere Branche ein absolut zentraler<br />
Punkt. Wir hier in der Schweiz sind Weltmeister,<br />
was die Kosten anbelangt, und dies zwingt<br />
uns, jeden Tag genau hinzuschauen, was wir<br />
noch besser machen können, wo wir noch effizienter<br />
arbeiten können. Wir hier in der<br />
Schweiz sind aber auch Weltmeister, was die<br />
Berufsbildung anbelangt. Unser duales System<br />
leben wir und haben es in den letzten über 120<br />
Jahren perfektioniert. Wenn wir nun diese beiden<br />
Zutaten zusammenschütten und gut mischen,<br />
haben wir den perfekten Werkplatz<br />
Schweiz vor uns. Wir sind nicht einfach besser<br />
als das Ausland, nein wir machen unser Defizit<br />
wett mit top ausgebildeten Mitarbeitenden.»<br />
WIE IM SPORT<br />
Jürg Marti, Direktor <strong>Swissmechanic</strong>: «Für mich<br />
ist es in der Weiterbildung wie im Sport: Es<br />
braucht Ausdauer, es braucht Kompetenz, es<br />
braucht Zuversicht, und es braucht Motivation.<br />
Und es braucht gute Trainerinnen und Trainer,<br />
die als Coaches das Beste aus den Studentinnen<br />
und Studenten herausholen.<br />
Für jeden Beruf ist eine gute und solide Ausbildung<br />
das A und O. Wer in der Champions League<br />
spielen will, muss kontinuierlich Techniken<br />
und Methoden trainieren, muss Bereitschaft<br />
zeigen, sich coachen lassen, und er/sie<br />
muss sich im Klaren sein, welche Materialien,<br />
Charaktereigenschaften und Kompetenzen für<br />
den Erfolg ausschlaggebend sind. Für uns alle<br />
heisst das: Wir müssen ein Leben lang neugierig<br />
sein. Wir müssen uns ständig weiterbilden.<br />
Wir müssen dranbleiben, um beruflich nicht<br />
einzurosten. Nur so können wir im Arbeitsleben<br />
mithalten und im Wettbewerb bestehen.<br />
Genau wie im Sport ist zusätzlich zum Fachwissen<br />
und der Technik aber auch der menschliche<br />
Faktor matchentscheidend, um weiterzukommen.<br />
Ausbilden, Trainieren heisst nicht, Menschen<br />
zu Arbeitsrobotern heranzuzüchten.<br />
Ausbilden heisst, Menschen zu befähigen, auf<br />
Ziele hinzuarbeiten, auf Ziele, die der Unternehmung<br />
und letztendlich auch der Gesellschaft<br />
dienen. Dazu gehört auch die Fähigkeit<br />
zum kritischen Mit-Denken und zum Mit-Entwickeln.<br />
Und das heisst, dass junge Leute ler-<br />
Wir bedanken uns herzlich bei unseren Sponsoren!<br />
JOURNAL N o 6 Oktober <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
| |<br />
GRUNDBILDUNG / ERWACHSENENBILDUNG JOURNAL 33<br />
Diplomübergabe<br />
nen sollen, auch über den Tellerrand hinaus zu<br />
schauen. Das bedingt eine grosse Disziplin im<br />
Selbststudium.<br />
Ausbildung ist aber nicht nur Selbststudium im<br />
stillen Kämmerlein. Ausbildung ist auch ein<br />
Ort, an dem man viele Gleichgesinnte kennenlernen<br />
kann. Das ist ein wichtiger Bestandteil<br />
eines Studiums, und darum ist es auch wichtig,<br />
sich im Klassenverbund zu integrieren und zu<br />
vernetzen. So können gemeinsame Ziele gesetzt<br />
und auch erreicht werden. So können<br />
soziale Kontakte gepflegt werden. Und so können<br />
Netzwerke aufgebaut werden, die für die<br />
weitere berufliche Entwicklung von grosser<br />
Wichtigkeit sein können.<br />
Für Ihren weiteren Berufsweg wünsche ich Ihnen<br />
viel Neugier, viel Energie, viel Lebensfreude,<br />
und ich möchte Sie motivieren, auch immer<br />
wieder das Bestehende kritisch zu hinterfragen<br />
und zwischendurch die eigene Wohlfühloase<br />
zu verlassen.»<br />
WIR GRATULIEREN<br />
<strong>Swissmechanic</strong> gratuliert der Absolventin und<br />
den Absolventen herzlich zur bestandenen Prüfung<br />
und freut sich mit ihnen über ihren Erfolg.<br />
Dank gilt auch allen, die diesen überhaupt erst<br />
ermöglicht haben. Das sind in erster Linie die<br />
Dozierenden, die Fachexperten und -expertinnen,<br />
die Prüfungsleitenden, die Studiengangleitung<br />
sowie die Verantwortlichen in den Schulen.<br />
Und das sind die Vorgesetzten sowie Arbeitskollegen<br />
und natürlich die Eltern und Partnerinnen<br />
und Partner der Diplomanden. n<br />
EFFIZIENT,<br />
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Wir bedanken uns herzlich bei unseren Sponsoren,<br />
die uns bei der Diplomfeier unterstützt haben:<br />
JOURNAL N o 6 Oktober <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
| |<br />
34 JOURNAL GRUNDBILDUNG / ERWACHSENENBILDUNG<br />
Diplomübergabe<br />
Für Topleistungen ausgezeichnet<br />
Interviews: Monica Hotz<br />
Dragomir Potkozarac arbeitet bei der Laubscher<br />
Präzision AG.<br />
Dragomir Potkozarac, Sie haben als Produktionstechniker<br />
mit einer glatten 6 abgeschlossen.<br />
Wie fühlen Sie sich?<br />
Dragomir Potkozarac: Es sind mehrere Gefühle,<br />
welche ich wahrnehme. Mit einem solchen<br />
Ergebnis habe ich niemals gerechnet. Man setzt<br />
das Gelernte so gut wie möglich um und hofft auf<br />
ein positives Ergebnis. Unzählige Stunden, begleitet<br />
von Hochs und Tiefs, flossen in das gesamte<br />
Studium und schlussendlich auch in die Diplomarbeit.<br />
Es ist schön zu sehen, dass sich der hohe<br />
Fleiss am Ende auszahlt. Ich bin einfach nur stolz<br />
und sehr glücklich über dieses Ergebnis.<br />
Können Sie den Inhalt Ihrer Diplomarbeit<br />
kurz umschreiben?<br />
In meiner Diplomarbeit ging es um eine Prozessverbesserung.<br />
Ich habe ein Produktionsteil, welches<br />
in meiner Abteilung hergestellt wird, vom<br />
Anfang bis zum Ende durchleuchtet und Verschwendungen<br />
sowie kritische Abläufe im Prozess<br />
aufgedeckt. Mithilfe von Lösungsvorschlägen<br />
konnten die kritischen Abläufe entschärft und der<br />
gesamte Prozess beschleunigt werden. Die Erkenntnisse<br />
aus der Diplomarbeit waren für das<br />
Unternehmen von sehr grosser Bedeutung.<br />
Setzen Sie Ihre Diplomarbeit bei Ihrem Arbeitgeber<br />
um?<br />
Ein Teil der Lösungsvorschläge wurde bereits umgesetzt.<br />
Andere Teile wiederum dienen für angehende<br />
Produktionsfachmänner und -techniker als<br />
Anstoss für mögliche Projekt- bzw. Diplomarbeiten.<br />
Ich durfte die gesamte Arbeit unserer erweiterten<br />
Geschäftsleitung präsentieren und im<br />
Anschluss folgte eine Diskussion, wie wir die Erkenntnisse<br />
aus dieser Arbeit umsetzen können.<br />
Es ist schön zu sehen, dass die oberste Führungsebene<br />
uns die Möglichkeit dazu bietet, unsere<br />
Arbeiten vorstellen zu dürfen. Unser CEO hat die<br />
Diplomarbeit sogar persönlich durchgelesen und<br />
besprochen. Eine schöne Geste, welche hohe<br />
Wertschätzung vermittelt.<br />
Was hat Ihr Diplomstudium für Auswirkungen<br />
auf Ihre Arbeit?<br />
Das Diplomstudium hat mir eine breitere Sichtweise<br />
auf meine tägliche Arbeit ermöglicht. Man<br />
hat ein Verständnis für verschiedene Prozesse<br />
und den Aufbau eines Unternehmens und dessen<br />
Herausforderungen erhalten. Es hat meinen persönlichen<br />
Horizont erweitert und mich zu einem<br />
kompetenteren Menschen gemacht. Das Gelernte<br />
setze ich dabei täglich bei mir und meinen<br />
Mitarbeitern um. Da ich noch nicht so lange im<br />
jetzigen Unternehmen tätig bin, möchte ich meine<br />
Funktion als Abteilungsleiter gerne festigen,<br />
dem Unternehmen tatkräftig helfen, sich zu verbessern,<br />
und dabei meine Ideen umsetzen.<br />
Was sagen Sie rückblickend zum Studium?<br />
Es war der absolut richtige Schritt, welchen ich<br />
gemacht habe. Der Weg bis zum Diplom war aber<br />
alles andere als einfach. Das Studium ist sehr fordernd,<br />
und ein gutes Zeitmanagement ist dabei<br />
Voraussetzung. In den drei Jahren habe ich mich<br />
als Mensch enorm verändert. Der Austausch zwischen<br />
den Studenten und den Dozenten war für<br />
mich dabei besonders wichtig und sehr lehrreich.<br />
Dadurch, dass das Studium praxisorientiert aufgebaut<br />
ist, konnte man sich ein sehr gutes Bild<br />
über die industrielle Welt machen. Die Erkenntnis,<br />
dass die verschiedenen Unternehmen mit ähnlichen<br />
Problemen zu kämpfen haben, war für mich<br />
sehr aufschlussreich. Ich kann dieses Studium<br />
jedem empfehlen, der nach mehr Verantwortung<br />
strebt und sich dabei weiterentwickeln möchte.<br />
Was waren Ihrer Ansicht nach die Höhepunkte<br />
dieses Studiums?<br />
Da gibt es einige! Einer der wichtigsten Höhepunkte<br />
war aber der aussergewöhnlich hohe<br />
Zusammenhalt, welcher in unserer Klasse<br />
herrschte. Wir fluchten und lachten gemeinsam<br />
viel und haben uns immer gegenseitig unterstützt.<br />
Daraus sind auch sehr gute Freundschaften<br />
entstanden. Der grösste Höhepunkt für mich<br />
ist aber das Ergebnis der Diplomarbeit. Alles in<br />
allem werde ich die drei Jahre immer in guter<br />
Erinnerung behalten.<br />
Nadja Grüter arbeitet bei der Sebastian Müller AG<br />
in Rickenbach.<br />
Nadja Grüter, Sie haben als Produktionsfachfrau<br />
mit einer 5.8 abgeschlossen. Wie<br />
fühlen Sie sich?<br />
Nadja Grüter: Unbeschreiblich gut. Ich bin<br />
völlig überwältigt. Das Gefühl ist einfach nur<br />
super, und ich bekomme das Lachen kaum aus<br />
meinem Gesicht.<br />
Können Sie Ihre Projektarbeit kurz beschreiben?<br />
Meine Projektarbeit beinhaltet das Erstellen eines<br />
Lastenheftes, um vom 2D-CAD-System AutoCAD<br />
auf das 3D-CAD-System Allplan umzustellen. Diverse<br />
Eingaben, welche wir heute manuell tätigen,<br />
sollen mit der Umstellung auf das<br />
3D-CAD-System automatisiert werden. Zusam-<br />
JOURNAL N o 6 Oktober <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
| |<br />
GRUNDBILDUNG / ERWACHSENENBILDUNG JOURNAL 35<br />
Diplomübergabe<br />
menhänge werden erkannt und dem AVOR-Team<br />
wird die Arbeit erleichtert. Das heisst, es wird ein<br />
spezifisches Programm für unsere Firma entwickelt.<br />
Die Entwicklungsarbeiten führen wir mit<br />
dem Precast Software Engineering durch. PLAN-<br />
BAR basiert auf dem CAD-System Allplan.<br />
Setzen Sie Ihr Projekt bei Ihrem Arbeitgeber<br />
um?<br />
Ja, seit dem Start der Projektarbeit habe ich die<br />
Projektleitung übernommen. Wir sind bereits daran,<br />
die erste Testversion der spezifischen Programmierung<br />
zu testen. Im nächsten Jahr sollten<br />
wir so weit sein, dass wir unser CAD-System<br />
komplett umstellen können.<br />
Wie war das Studium als Frau unter lauter<br />
Männern?<br />
Für mich nichts Ungewohntes. Bereits in meiner<br />
Ausbildungszeit zur Konstrukteurin waren die Männer<br />
in der Überzahl, und im Geschäft ist es genauso.<br />
Ich habe keine Mühe damit. Ich denke grundsätzlich,<br />
dass es für die Zusammenarbeit im Team bereichernd<br />
ist, wenn beide Geschlechter vertreten sind.<br />
auch bei uns gewisse Investitionen zurückgestellt.<br />
Da es sich bei der Umsetzung meines Projektes<br />
für uns um ein grösseres Investitionsvolumen<br />
handelt, wird die Realisierung zu einem<br />
späteren Zeitpunkt stattfinden. Aber «aufgeschoben<br />
ist nicht aufgehoben».<br />
Was hat diese Weiterbildung für Auswirkungen<br />
auf Ihre Arbeit?<br />
Die Weiterbildung hat in diversen Bereichen Auswirkungen<br />
auf meine Arbeit.<br />
Beispielsweise, wie ich mein Team in der Fräserei<br />
führe. Ich habe nun in unserer Firma auch die<br />
Möglichkeit, schrittweise neue Aufgaben zu übernehmen.<br />
Was hat diese Weiterbildung für Auswirkungen<br />
auf Ihre Arbeit?<br />
Meine Mitwirkung an Projekten hat sicherlich<br />
zugenommen. Zudem hat sich mein Blickwinkel<br />
im Bereich Kosten und Wirtschaft enorm vergrössert,<br />
und dadurch kann und darf ich mehr Verantwortung<br />
übernehmen.<br />
Was sagen Sie rückblickend zum Studium?<br />
Die beste Weiterbildung, die ich machen konnte.<br />
Natürlich gab es auch anstrengende Zeiten, aber<br />
das gehört nun mal dazu. Daran kann man<br />
schliesslich nur wachsen.<br />
Was waren Ihrer Ansicht nach die Höhepunkte<br />
dieses Studiums?<br />
Die Seminarwoche im Bramboden war für mich<br />
einer der Höhepunkte. Es war schön zu sehen,<br />
wie die Klasse zu einem Team heranwuchs. Aber<br />
auch die Firmenbesuche und somit die Verbindung<br />
von der Theorie zur Praxis waren sehr eindrücklich.<br />
Auch sehr gefallen hat mir am Schluss<br />
die Projektwoche CNC / CAM, bei welcher wir<br />
unser gesamtes Wissen anhand des praktischen<br />
Beispiels Schreibtischset anwenden konnten.<br />
Werden Sie das Studium zur Produktionstechnikerin<br />
fortsetzen?<br />
Ich habe mich entschieden, zuerst im Bereich<br />
der Führung eine neue Weiterbildung zu starten.<br />
Aber für mich bleibt im Moment noch offen, was<br />
in den nächsten zwei bis drei Jahren noch alles<br />
passieren wird.<br />
Adrian Spreng arbeitet bei der Kurt Schneider AG in Thun.<br />
Adrian Spreng, Sie haben als Produktionsfachmann<br />
mit einer 5.8 abgeschlossen. Wie<br />
fühlen Sie sich?<br />
Adrian Spreng: Gut, danke der Nachfrage. Die<br />
Arbeit liegt jetzt doch auch schon fast ein Jahr<br />
zurück. Dass die Arbeit gut lief, wusste ich, doch<br />
mit dieser Note hätte ich nicht gerechnet. Die<br />
Note zeigt mir, dass sich der Einsatz während des<br />
Studiums und der Arbeit gelohnt hat.<br />
Können Sie Ihr Projekt kurz umschreiben?<br />
Das Hauptziel in meiner Arbeit war das Erarbeiten<br />
eines neuen Fertigungskonzepts für die Bearbeitung<br />
unserer Standardprodukte in der kubischen<br />
Fertigung.<br />
Mit dem neuen Fertigungskonzept sollen die<br />
Produktionskapazität erhöht und die Selbstkosten<br />
gesenkt werden. Ein wichtiger Punkt war<br />
aber auch die Entlastung der Mitarbeiter durch<br />
die Einführung neuer Produktionstechnologien<br />
in unseren Betrieb.<br />
Setzen Sie Ihr Projekt bei Ihrem Arbeitgeber<br />
um?<br />
Da sich die ganze Branche zurzeit in einer wirtschaftlich<br />
schwierigen Phase befindet, wurden<br />
Was sagen Sie rückblickend zum Studium?<br />
Rückblickend kann ich sagen, dass das Studium<br />
sehr lehrreich, aber auch fordernd war. Das Zusammenspiel<br />
zwischen Arbeit, Studium und natürlich<br />
auch der Familie war nicht immer leicht zu<br />
managen. Doch der Aufwand hat sich mehr als<br />
gelohnt. Es half mir, meinen Horizont zu erweitern,<br />
mein Fachwissen zu vertiefen und nicht<br />
zuletzt auch eine gewisse Art von Betriebsblindheit<br />
abzulegen.<br />
Was waren Ihrer Ansicht nach die Höhepunkte<br />
dieses Studiums?<br />
Vorneweg: Wir waren eine gute Klasse, dadurch<br />
hat sich eine gute Dynamik innerhalb der Klasse<br />
entwickelt.<br />
Aber auch die praxisnahe Ausbildung in sämtlichen<br />
Modulen machte das Studium sehr interessant.<br />
Durch den Austausch mit den Dozenten<br />
konnte ich sehr von ihrem Fachwissen profitieren.<br />
Nicht zuletzt waren aber auch der Austausch mit<br />
den anderen Studenten und das Networking sehr<br />
bereichernd.<br />
Werden Sie das Studium zum Produktionstechniker<br />
fortsetzen?<br />
Da ich zurzeit sowohl beruflich wie auch privat<br />
diverse Herausforderungen zu meistern habe,<br />
setze ich das Studium zum jetzigen Zeitpunkt<br />
nicht fort. n<br />
JOURNAL N o 6 Oktober <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
| |<br />
36 JOURNAL GRUNDBILDUNG / ERWACHSENENBILDUNG<br />
Diplomübergabe<br />
Wir gratulieren den Absolventen der<br />
Berufsprüfung und der Diplomprüfung 2019<br />
Produktionsfachleute TF Bern<br />
Name Vorname Firma<br />
Barac Damir Bucher Leichtbau AG<br />
Beer Thomas Bruno Lehmann AG<br />
Boss David Wandfluh AG<br />
Cucuzza Giuseppe Davide Meco SA<br />
Farisano Luca USM U. Schärer Söhne AG<br />
Hänni Patrick ChemValve-Schmid AG<br />
Ittig Julian EMCH Aufzüge AG<br />
Krähenbühl Simon Wandfluh AG<br />
Leibundgut Bruno K.R. Pfiffner AG<br />
Leuenberger Thomas 41medical AG<br />
Markovic Arsenije Bunorm AG<br />
Maykovets Daniil Asetronics AG<br />
Rütsch Joshua DYNO AG<br />
Sarbach Serge Scintilla AG<br />
Savic Stefan Schneeberger AG<br />
Spreng Adrian Kurt Schneider AG<br />
Steck Adrian Ferdinand Steck Maschinenfabrik AG<br />
Stutz Nico Erb Mechanik<br />
Produktionsfachleute WBZ Lenzburg<br />
Name Vorname Firma<br />
Christen Patrick Georg Utz AG<br />
Fischer Joel Ansorix Systems AG<br />
Graf Simon ZW Hydraulik AG<br />
Huber Pascal Samuel Werder AG<br />
Hunziker Cristian Hunkeler AG<br />
Itin Marc Georg Fischer JRG AG<br />
Jenni Tobias MEGA Mechanische Werkstatt AG<br />
Kurti Luca WIKA Schweiz AG<br />
Marku Kristjan Meag AG<br />
Nideröst Raphael Ferrum AG<br />
Schoch Fabian Hawa Sliding Solutions AG<br />
Produktionsfachleute BZT Frauenfeld<br />
Name Vorname Firma<br />
Bartholdi Andrin Ott Metalldrückerei AG<br />
Helshani Shkelzen A+B Bürsten-Technik AG<br />
Lang Daniel Gehring Cut AG<br />
Morell Luca Hamilton Bonaduz AG<br />
Yogarajah Sathusan Präfag Präzisionsfertigungs AG<br />
Produktionstechniker HF TF Bern<br />
Name Vorname Firma<br />
Badertscher Joel-Luca Fraisa SA<br />
Dzemaili Besim Laubscher Präzision AG<br />
Huber Stefan BAUMANN Federn AG<br />
Koch Samuel B. Braun Medical AG<br />
Meierhans Florian Comet AG<br />
Oehen Patrick Haslimann Aufzüge AG<br />
Potkozarac Dragomir Laubscher Präzision AG<br />
Schenk Benjamin Moser-Baer AG<br />
Siegenthaler Nino Saphirwerk AG<br />
Viau Philippe Stryker GmbH<br />
Wäfler Marco Vigier Rail AG<br />
Weber Patrick Laubscher Präzision AG<br />
Widmer Michael Mécanor SA<br />
Wüthrich Sebastian Arthur Ewag AG<br />
Produktionstechniker HF BZT Frauenfeld<br />
Name Vorname Firma<br />
Djokic Nikola MAN Energy Solutions Schweiz AG<br />
Eugster Timon Bernina International AG<br />
Kuster Thomas Oetiker Schweiz AG<br />
Streuli Robin Graf + Cie. AG<br />
Wagner Philipp Pamatool AG<br />
Produktionsfachleute WBZ Luzern<br />
Name Vorname Firma<br />
Gjokaj Leondron Sika Schweiz AG<br />
Grüter Nadja Sebastian Müller AG<br />
Huser Sandro maxon motor AG<br />
Koschemann Christoph Pilatus Flugzeugwerke AG<br />
Schettini Sandro A. Müller AG Gränichen<br />
Vogt Oliver Bruhin & Diethelm AG<br />
Ziegler Ruedi KIA Mechanik AG<br />
JOURNAL N o 6 Oktober <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
| |<br />
GRUNDBILDUNG / ERWACHSENENBILDUNG JOURNAL 37<br />
Digitale Welt und die Auswirkung auf Lernende<br />
Jugendliche, welche heute in die Berufslehre einsteigen, weisen rund zehn Jahre Erfahrung in der digitalen Welt auf. Was<br />
verändert sich dabei in ihrem Denken und Handeln? Welche Auswirkungen zeigen sich im veränderten Kommunikationsverhalten<br />
am Arbeitsplatz? Solche und viele weitere Fragen werden durch praxisnahe Handlungsansätze und Tipps beantwortet<br />
sdfsfsf<br />
werden.<br />
Ziele:<br />
Sie erhalten einen Überblick der neuen digitalen Realität, welche unumgängliche Anpassungen erfordert.<br />
Zielgruppe: Berufsbildnerinnen und Berufsbildner<br />
Daten, Orte<br />
Kurs. Nr.<br />
22. Okt. <strong>2020</strong> 8.30 – 16.00 Uhr ZbW ZBWGA221020<br />
Gaiserwaldstrasse 6, 9015 St.Gallen<br />
Impulse für die Praxis!<br />
Trainieren Sie an einem Tag, wie Sie mit Ihren Mitarbeitenden umgehen sollten, damit eine produktive und entspannte Arbeitsund<br />
Teambildungsatmosphäre entsteht.<br />
Ziele:<br />
An einem Tag trainieren Sie die Grundregeln der Kommunikation und Motivation sowie<br />
die wichtigen Führungsgrundsätze.<br />
Zielgruppe: Fach- und Führungskräfte<br />
Daten, Orte<br />
Kurs. Nr.<br />
12. Nov. <strong>2020</strong> 9.00 – 17.00 Uhr Hänchen Hydraulik AG FSGA121120<br />
Hungerbüelstrasse 17, 8501 Frauenfeld<br />
IPA Einführungskurs für Fachvorgesetzte<br />
Der Kurs gibt einen guten Einblick in die bestehenden Ausführungsbestimmungen sowie in den Qualifikationsbereich<br />
der individuellen praktischen Arbeit (IPA) und vermittelt die Anforderungen mit praktischen Übungen zur Aufgabenstellung,<br />
Bewertung und Beurteilung.<br />
Ziele:<br />
– Kennenlernen der Ausführungsbestimmungen<br />
– Kennenlernen der Aufgaben und Kompetenzen<br />
– Sie kennen das QV-Verfahren<br />
– Sie können die Aufgabenstellung beurteilen und bewerten<br />
Zielgruppe: Fachvorgesetzte der MEM-Berufe<br />
Daten, Orte<br />
Kurs. Nr.<br />
12.11.<strong>2020</strong> 13.00 – 17.00 Uhr <strong>Swissmechanic</strong> Bern/Bienne FVNA121120<br />
Bielstrasse 31, 3053 Münchenbuchsee<br />
26.11.<strong>2020</strong> 13.00 – 17.00 Uhr <strong>Swissmechanic</strong> Sektion Zürich FVNA261120<br />
Breitistrasse 11, 8307 Illnau-Effretikon<br />
10.12.<strong>2020</strong> 13.00 – 17.00 Uhr BBZ Zofingen FVNA101220<br />
Strengelbacherstrasse 27, 4800 Zofingen<br />
14.01.2021 8.00 – 12.00 Uhr AZ <strong>Swissmechanic</strong> FVVO140121<br />
Altwinkelnstrasse 29, 9015 St.Gallen<br />
21.01.2021 13.00 – 17.00 Uhr <strong>Swissmechanic</strong> Graubünden FVNA210121<br />
Freihofstrasse 2, 7302 Landquart<br />
28.01.2021 8.00 – 12.00 Uhr AZ <strong>Swissmechanic</strong> FVVO280121<br />
Altwinkelnstrasse 29, 9015 St.Gallen<br />
JOURNAL N o 6 Oktober <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
| |<br />
38 JOURNAL GRUNDBILDUNG / ERWACHSENENBILDUNG<br />
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www.bztf.ch 19.00 Uhr Mittwoch, 21.10.<strong>2020</strong><br />
Mittwoch, 27.01.2021<br />
Donnerstag, 29.04.2021<br />
Studienbeginn FA-Studium August 2021<br />
WEITERBILDUNGSZENTRUM LENZBURG AG<br />
www.wbzlenzburg.ch 18.00 Uhr Mittwoch, 18.11.<strong>2020</strong><br />
Dienstag, 19.01.2021<br />
Studienbeginn FA-Studium August 2021<br />
WBZ KANTON LUZERN / EMMENBRÜCKE<br />
www.wbz.lu.ch 19.00 Uhr Luzern Dienstag, 20.10.<strong>2020</strong><br />
Sursee Mittwoch, 21.10.<strong>2020</strong><br />
Studienbeginn FA-Studium März 2021<br />
JOURNAL N o 6 Oktober <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
| |<br />
GRUNDBILDUNG / ERWACHSENENBILDUNG JOURNAL 39<br />
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JOURNAL N o 6 Oktober <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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40 JOURNAL TECHNIK<br />
Wasserstrahl-Schneiddienste<br />
im Dreiländereck der Alpen<br />
Obwohl die Technologie des Wasserstrahlschneidens seit Jahren etabliert ist, ist der volle<br />
Umfang ihrer Vorteile und Möglichkeiten noch wenig bekannt. Wichtigste Eigenschaft des<br />
Verfahrens ist die völlig «kalte» Arbeitsweise. Deshalb eignet es sich für empfindliche Metalle<br />
wie Edelstähle, Aluminium, Messing und Kupfer, wobei es bei grösseren Wanddicken<br />
oft dem Laser überlegen ist. Ebenso gut anwendbar ist es auch für Stein, Glas, Keramik sowie<br />
Kunststoffe oder Schaumstoffe. Die Möglichkeit, mehrlagig zu schneiden, ermöglicht bei<br />
Serienteilen attraktive Kosten, und bei Kleinstteilen mit hohen Präzisionsanforderungen<br />
eröffnet das Mikro-Wasserstrahlschneiden interessante Perspektiven.<br />
Von Klaus Vollrath<br />
«Das Wasserstrahlschneiden bietet in bestimmten<br />
Bereichen deutliche Vorteile gegenüber konkurrierenden<br />
Technologien wie Laserschneiden oder<br />
mechanische Bearbeitung», erläutert Christian<br />
Rick, Geschäftsstellenleiter von Waterjet Ostschweiz<br />
in Mörschwil SG. Der Schneidvorgang<br />
erfolgt durch einen Höchstdruck-Wasserstrahl mit<br />
4000 oder 6000 bar. Bei reinem Wasser schneidet<br />
dieser Strahl durch weiche Materialien wie Kunststoffe<br />
oder Schaumstoffe so schnell und leicht wie<br />
das sprichwörtliche heisse Messer durch Butter.<br />
Bei härteren und zäheren Werkstoffen wie z.B.<br />
Metallen wird dem Wasserstrahl ein feines Pulver<br />
aus einem abrasiven Material zugesetzt. Damit<br />
lassen sich selbst härteste Werkstoffe wie vergütete<br />
Stähle, Granit oder superharte Keramikwerkstoffe<br />
in Dicken bis zu 150 Millimetern oder mehr<br />
bearbeiten. Der Wasserstrahl erzielt sowohl bei<br />
einfachen als auch bei hoch komplexen Konturen<br />
beste Schnittkantenqualitäten. Da der Schnittspalt<br />
stets mit kaltem Wasser durchströmt wird, treten<br />
keinerlei thermische Schädigungen wie Anlauffarben,<br />
Gefügeveränderungen oder Gratbildungen<br />
auf. Hervorzuheben ist zudem die Möglichkeit,<br />
selbst bei dickerem Material noch sehr enge Durchbrüche<br />
oder Bohrungen einzubringen.<br />
BREITE PALETTE<br />
«Unsere Kundschaft umfasst einen bunten Mix von<br />
der Industrie über den öffentlichen Sektor und den<br />
Handwerksbetrieb bis hin zu Künstlern und Privatleuten»,<br />
verrät Rick. Vertreten seien Baugewerbe,<br />
Metall- und Elektroindustrie, Luft- und Raumfahrt,<br />
Medizintechnik, die Kunststoffindustrie sowie<br />
Branchen wie Werbung oder Textilien. Dank der<br />
günstigen Lage der Firma im Dreiländereck von<br />
Schweiz, Deutschland und Österreich verfüge man<br />
über kurze Transportwege in alle drei Länder.<br />
Bei den Metallen überwiegt mit rund 50 Prozent<br />
das Aluminium. Dies hängt auch damit zusammen,<br />
dass dieser verbreitet eingesetzte Konstruktionswerkstoff<br />
häufig auch im Wanddickenbereich<br />
oberhalb von 20 Millimetern verwendet wird, wo<br />
Laserverfahren an ihre Grenzen stossen. Dies gilt<br />
vor allem da, wo es um feine Konturen, geringe<br />
Eckenradien oder geringe Teileabstände auf dem<br />
Blech im Interesse einer bestmöglichen Materialausnutzung<br />
geht. Deshalb sei hier der Wasserstrahl<br />
oft die wirtschaftlichere oder gar die einzige Bearbeitungsalternative.<br />
Dabei werden Genauigkeiten<br />
im Bereich von 0,1 Millimetern erreicht, und dank<br />
der guten Kantenqualität sei häufig keine Nachbearbeitung<br />
erforderlich. Von der Dicke her gehe man<br />
in Mörschwil dabei bis 80 Millimeter, dickeres<br />
Material bis 150 Millimeter schicke man ins Werk<br />
in Aarwangen. Nächsthäufige Werkstoffe sind<br />
Kupfer und Messing. Ersteres wird häufig im Bereich<br />
Energieanlagentechnik eingesetzt, während<br />
Messing in vielfältiger Form im Maschinen- und<br />
Anlagenbau, in der Bauwirtschaft sowie für dekorative<br />
Zwecke in der Kunst verwendet wird.<br />
Auch Edelstahl werde recht häufig verarbeitet,<br />
insbesondere bei grösseren Wanddicken, da hier<br />
die Schnittkantenqualität oft deutlich besser sei<br />
als bei gelaserten Teilen. Kunststoffe, Schaumstoffe<br />
und Textilien werden in der Regel mit Reinwasser<br />
geschnitten. Die Palette der Werkstoffe und<br />
Anwendungen ist dabei zu breit, als dass sie hier<br />
näher dargestellt werden könnte.<br />
UNIKATE WIE GROSSSERIEN<br />
«Die Auftragsgrössenordnungen reichen vom Einzelstück<br />
bis zu vier- oder gar fünfstelligen Grössenordnungen»,<br />
verrät Rick. Im Schnitt würden im<br />
Monat schätzungsweise um die 5 000 Bauteile<br />
hergestellt. Bei der Serienfertigung könne man je<br />
Christian Rick: «Das Wasserstrahlschneiden bietet in bestimmten<br />
Bereichen deutliche Vorteile gegenüber konkurrierenden<br />
Technologien wie Laserschneiden, Drahterodieren<br />
oder mechanische Bearbeitung.»<br />
(Foto: Klaus Vollrath)<br />
JOURNAL N o 6 Oktober <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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TECHNIK JOURNAL 41<br />
nach Spezifikation der Teile oft einen Kniff einsetzen,<br />
der die Kosten erheblich senke. Dieser bestehe<br />
darin, die Schnitte mehrlagig auszuführen, indem<br />
man Bleche, Platten oder Bahnen übereinander<br />
gestapelt schneidet und so die Produktivität<br />
der Anlagen entsprechend vervielfacht. Damit<br />
könne man fallweise den Kostenvorteil konkurrierender<br />
Verfahren ins Gegenteil verkehren, da diese<br />
sich hierfür nicht eigneten. Beim Versuch, beispielsweise<br />
mit dem Laser mehrlagige Bleche zu<br />
schneiden, bestünde die Gefahr, dass der Laser die<br />
Blechkanten beschädige. Weiterer Vorteil der bei<br />
Waterjet eingesetzten Anlagentechnologie sei die<br />
Möglichkeit, die Anlagen bei längeren Jobs nachts<br />
ohne Bediener durchlaufen zu lassen. Diese und<br />
andere Kostenvorteile hätten zur Folge, dass man<br />
ungeachtet des hohen Schweizer Lohnniveaus<br />
auch so manche Aufträge aus Deutschland und<br />
Österreich erhalte.<br />
MILLIMETER BIS METER<br />
«Hier am Ort können wir mit unseren vier Anlagen<br />
Platten mit Abmessungen bis zu 4000 x 2200<br />
Millimeter bearbeiten, im Werk Aarwangen sind<br />
sogar Werkstückgrössen bis 8000 x 3000 Millimeter<br />
möglich», ergänzt Rick. Im Werk der Mutterfirma<br />
Waterjet AG in Aarwangen stünden<br />
insgesamt über 30 Wasserstrahlanlagen zur Verfügung,<br />
auf die man bei Engpässen, Übergrössen<br />
oder speziellen Anforderungen z.B. im Bereich<br />
des Mikro-Wasserstrahlschneidens zurückgreifen<br />
könne. Dort gebe es auch 2,5D-Anlagen für die<br />
Rohrbearbeitung sowie 3D-Anlagen für beliebige<br />
Schnitte an dreidimensionalen Objekten. Im Mikrobereich,<br />
wo selbst entwickelte Maschinen mit<br />
zehnfacher Genauigkeit verwendet werden, seien<br />
eine Schneidgenauigkeit von ± 0,01 Millimeter<br />
und eine Positioniergenauigkeit von ± 0,005 Millimeter<br />
möglich, während die Rauheit der<br />
Schnittkanten erforderlichenfalls auf bis zu Ra =<br />
0,1-0,2 µm reduziert werden könne. Dank der in<br />
Aarwangen vorhandenen Kapazitäten sei es jederzeit<br />
möglich, Expressaufträge selbst bei hohen<br />
Stückzahlen innerhalb kürzester Fristen abzuwickeln.<br />
dem Kunden zusätzlich zu guter Qualität möglichst<br />
noch weitere Zusatznutzen zu bieten»,<br />
bilanziert Rick. Dies betreffe Punkte wie Reaktionszeit,<br />
Materialbeschaffung, Beratung in<br />
technischen Fragen, Lieferservice sowie zusätzliche<br />
Leistungen wie z.B. Oberflächenveredelung<br />
durch Trowalisieren oder galvanische Beschichtung.<br />
Interessenten und Kunden könnten<br />
darauf zählen, dass man sich bei Anfragen oder<br />
Expressaufträgen schnell um sie kümmere.<br />
Wichtiger Pluspunkt sei hierbei auch der eigene<br />
Lieferservice. Nächster Punkt sei die Beratung,<br />
denn hierbei gehe es oft genug auch um Machbarkeiten<br />
und Verbesserungsvorschläge. So<br />
hingen beim Wasserstrahlschneiden Arbeitsgeschwindigkeit,<br />
Schnittgenauigkeit und Kantenqualität<br />
voneinander ab. Dank erfahrener Mitarbeiter,<br />
die erforderlichenfalls auch Rat von der<br />
Forschungsabteilung im Mutterwerk einholen<br />
können, liessen sich fallweise Kosten optimieren<br />
oder Qualitätsverbesserungen erzielen. Zur Servicequalität<br />
gehöre nicht zuletzt auch das sehr<br />
umfangreiche Materiallager. Hier lege man trotz<br />
der damit verbundenen Kosten bewusst Wert<br />
auf einen hohen Lagerbestand, um Kunden auch<br />
bei dringenden Terminen möglichst schnell das<br />
benötigte Material zur Verfügung stellen zu können.<br />
Im Laufe der Jahre habe man es so geschafft,<br />
so manchen Kunden, dessen Erwartungen<br />
anderweitig enttäuscht worden waren, für<br />
sich zu gewinnen. n<br />
KONTAKT<br />
Waterjet Ostschweiz<br />
Haltelhusstrasse 21<br />
CH-9402 Mörschwil, Schweiz<br />
T.: +41-71-311-5666, M.: +41-79-192-9352<br />
c.rick@waterjet.ch<br />
www.waterjet.ch<br />
Mit dem Mikro-Wasserstrahl präzisionsgeschnittenes<br />
und umgeformtes Steckerbauteil aus Kupfer<br />
(Foto: Waterjet)<br />
QUALITÄT UND SERVICE<br />
«Unsere Geschäftsphilosophie beruht darauf,<br />
Das Prinzip: Der Höchstdruck-Wasserstrahl wird in einer Mischkammer mit Abrasivpulver versetzt und «sägt» sich so<br />
selbst durch härteste Materialien. Links ein moderner Strahlkopf (Foto: Waterjet, Grafik: Wikimedia Commons, Zureks)<br />
JOURNAL N o 6 Oktober <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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42 JOURNAL WIRTSCHAFT UND DIENSTLEISTUNGEN<br />
Elektronische Komponenten können auf flexible Unterlagen wie Papier oder Polymer aufgedruckt werden. Dafür sind spezialisierte Druckgeräte nötig. Bild Empa<br />
Der Transistor<br />
aus dem Drucker<br />
Eine neue Revolution in der Herstellung von elektronischen Schaltkreisen bahnt sich an:<br />
Empa-Forscher arbeiten an Elektronik, die aus dem Drucker kommt. Das ermöglicht, die<br />
Schaltkreise auf allen möglichen Unterlagen herzustellen, etwa Papier oder Kunststofffolien<br />
– doch es gibt noch einige Hürden zu überwinden.<br />
Von Karin Weinmann, Empa<br />
Wie wäre es, Elektronik einfach auf eine beliebige<br />
Unterlage drucken zu können? Das ist heute<br />
keine Utopie mehr: «Printed Electronics», also<br />
gedruckte Elektronik, ist eine aufstrebende Technologie,<br />
die es ermöglicht, Schaltkreise auf verschiedenen<br />
Substraten aufzubringen – mit Tinte<br />
und speziellen Druckern. Das ist keineswegs ein<br />
kleiner Markt: Ein neuer Report des Branchenverbands<br />
für organische und gedruckte Elektronik<br />
zeigt, dass sich der Bereich bereits heute zu einem<br />
Weltmarkt von über 35 Milliarden US-Dollar entwickelt<br />
hat – der in den nächsten Jahren kräftig<br />
weiterwachsen soll.<br />
FLEXIBEL UND GÜNSTIG<br />
Traditionell ist die Fabrikation von Elektronik<br />
eine aufwendige Angelegenheit, die eine teure<br />
Ausrüstung erfordert. Das Internet der Dinge<br />
benötigt aber eine neue Art von Elektronik: Die<br />
Schaltkreise müssen nicht mehr um jeden Preis<br />
so winzig und schnell wie möglich, sondern<br />
günstig und einfach herzustellen sein – und<br />
gleichzeitig sollen sie auf dünnen und flexiblen<br />
Substraten realisierbar sein. Dazu gehören zum<br />
Beispiel RFIDs auf Produktverpackungen.<br />
Denkbar sind künftig auch Anwendungen für<br />
einfache Sensoren auf Milchpackungen, die<br />
anzeigen, wenn der Inhalt nicht mehr geniessbar<br />
ist, oder auf tiefgefrorenen Produkten, die<br />
signalisieren, ob die Kühlkette unterbrochen<br />
wurde.<br />
AUF PAPIER UND FOLIE<br />
Die Empa-Forscher Jakob Heier vom Labor für<br />
funktionelle Polymere und Yaroslav Romanyuk<br />
vom Labor für Dünnfilme und Photovoltaik forschen<br />
mit ihren Teams daran, die Technologie<br />
weiterzubringen. Gemeinsam mit Forschern<br />
des Paul Scherrer Instituts und der EPFL Lausanne<br />
arbeiten sie am Forschungsprojekt «FO-<br />
XIP», kurz für «Functional OXIdes Printed on<br />
Polymers and Paper». Ziel des Projekts ist es,<br />
Dünnfilmtransistoren auf Papier- und PET-Folien<br />
zu drucken – und zwar mit einer Drucktechnik,<br />
die sich für den Einsatz in der Industrie<br />
eignen könnte. Verwendet werden dafür Tinten,<br />
in denen winzige Partikel von Metalloxiden<br />
gelöst sind. Diese werden mit verschiedenen<br />
Drucktechniken auf die Unterlage aufge-<br />
JOURNAL N o 6 Oktober <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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TECHNIK JOURNAL 43<br />
bracht – per Kontaktdruck oder aber mit einem<br />
Tintenstrahldrucker. «Dazu kommen natürlich<br />
nicht gewöhnliche Bürodrucker zum Einsatz,<br />
sondern hochspezialisierte Geräte», erklärt<br />
Romanyuk. Im Coating Competence Center der<br />
Empa finden sich diese Druckgeräte (siehe Box<br />
unten). Doch um Schaltkreise zuverlässig auf<br />
flexiblen Unterlagen drucken zu können, müssen<br />
zunächst einige Herausforderungen gelöst<br />
werden: Von der Optimierung der Unterlage<br />
selbst über die Zusammensetzung der Tinte<br />
und der Genauigkeit bei der Drucktechnologie<br />
bis hin zum thermischen Aushärten der Schichten,<br />
ohne dass das Papier oder die Folie dabei<br />
Schaden nimmt.<br />
Angefangen bei der Druckunterlage: Oftmals<br />
ist diese flexibel – etwa Papier oder Kunststofffolie<br />
– und hat keine komplett glatte Oberfläche,<br />
wie bei Siliziumscheiben, die für die Fabrikation<br />
herkömmlicher Elektronikbauteile<br />
verwendet werden. Dies macht es viel schwieriger,<br />
die nötige Präzision bei der Fabrikation<br />
der Schaltkreise zu erreichen. Im Moment sind<br />
daher die Bauteile der gedruckten Elektronik<br />
um etwa einen Faktor 1000 grösser als durch<br />
den herkömmlichen Fabrikationsprozess hergestellte<br />
Mikroelektronik. «Das heisst aber<br />
nicht, dass die Schaltkreise riesig sind: Wir<br />
reden beim Drucken von Genauigkeiten im Bereich<br />
von zehn Mikrometern, das ist weniger<br />
als der Durchmesser eines Haares», präzisiert<br />
Heier.<br />
WERKSTOFFE IN TINTENFORM<br />
Eine weitere grosse Herausforderung liegt darin,<br />
wie leitende, halbleitende und isolierende<br />
Werkstoffe, die für den Aufbau von Schaltkreisen<br />
notwendig sind, in Tintenform gebracht<br />
werden können – und wie daraus nach dem<br />
Druckprozess wieder ein durchgängiges Material<br />
mit der gewünschten Eigenschaft wird.<br />
Jakob Heier forscht daran, wie diese speziellen<br />
Tinten aufgebaut werden. Eine Tinte besteht<br />
zum einen aus kleinen Partikeln des funktionalen<br />
Materials, zum anderen aus Lösungsmitteln,<br />
die nach dem Auftragen von selbst verdampfen.<br />
Oftmals reichen diese zwei Komponenten<br />
aber nicht aus: Es müssen zusätzliche<br />
Bindemittel und Zusatzstoffe hinzugefügt<br />
werden, damit die Tinte stabil bleibt und auch<br />
druckbar ist. Diese sind aber ein Problem:<br />
Wenn sie nach dem Auftragen in der Schicht<br />
verbleiben, so stören sie die gewünschte Funktion<br />
der Schaltkreise. Sie müssen also ausgebrannt<br />
werden. Nur: Das braucht relativ hohe<br />
Temperaturen – und dies wiederum kann dem<br />
Papier oder der Folie schaden, auf der die Elektronik<br />
aufgedruckt wird.<br />
Heier und sein Team arbeiten daran, eine<br />
druckfähige Tinte für Graphenschichten zu entwickeln,<br />
die nur mit den Graphenteilchen und<br />
dem Lösungsmittel auskommt – in anderen<br />
Worten, ganz ohne Zusatzstoffe, die ausgebrannt<br />
werden müssen. Die gedruckten Schichten<br />
sollen dabei so stabil sein, dass sie dieselben<br />
Leiteigenschaften beibehalten – egal, ob<br />
das Trägermaterial samt der gedruckten Schicht<br />
gebogen oder gar verdreht wird. «Wenn dies<br />
erfolgreich ist, so sind wir dem Druck auf Plastik<br />
oder Papier einen grossen Schritt nähergekommen:<br />
Zumindest der Druck von Leiterbahnen<br />
erfordert dann keine Nachbehandlung bei<br />
erhöhten Temperaturen mehr», erklärt Heier.<br />
FLASH SINTERING<br />
Anders ist es bei Tinten, die auf Metalloxid-Nanopartikeln<br />
basieren. Hier ist das sogenannte<br />
Sintern, also die thermische Behandlung<br />
der gedruckten Schichten, nötig, um die<br />
einzelnen in der Tinte gelösten Partikel wieder<br />
miteinander zu verbinden und so eine funktionale<br />
Schicht zu erhalten. Doch sowohl Papier<br />
als auch die eingesetzten Folien sind sehr temperaturempfindlich.<br />
Idealerweise sollten also<br />
nur die Metalloxidschichten erhitzt werden,<br />
das Substrat aber kühl bleiben. «Wir verwenden<br />
dazu eine Methode names Flash Sintering»,<br />
erklärt Romanyuk. Dabei wird die gedruckte<br />
Schicht mit ultrakurzen Blitzen erhitzt,<br />
so schnell, dass das Substratmaterial nicht<br />
miterhitzt wird.<br />
MEHR LEISTUNG<br />
Materialien, die auf Metalloxiden basieren,<br />
sind eine vielversprechende Materialklasse für<br />
gedruckte Elektronik: Sie können leitend, halbleitend<br />
oder isolierend sein. Verglichen mit<br />
Tinten, die auf organischen Materialen basieren,<br />
haben Oxidmaterialien eine höhere Beweglichkeit<br />
der Elektronen, das bedeutet, sie<br />
haben das Potenzial, die Leistung von gedruckten<br />
elektronischen Schaltkreiselementen zu<br />
erhöhen. Gleichzeitig sind die Oxidmaterialien<br />
stabiler, wenn sie auf Luft treffen. «Besonders<br />
spannend ist Indium-Zinn-Oxid: Es ist zugleich<br />
hoch leitend und transparent», erklärt Romanyuk.<br />
Seinem Team ist es erst kürzlich geglückt,<br />
oxidbasierte Feldeffekt-Transistoren per Tintenstrahldrucker<br />
zu drucken – damit könnten<br />
künftig transparente Schaltungen auf einer<br />
transparenten Unterlage ermöglicht werden.<br />
Dank den Möglichkeiten, die das Coating Competence<br />
Center (CCC) an der Empa bietet, sind<br />
die Resultate der beiden Forschungsgruppen<br />
nicht auf das Labor beschränkt. «Die entwickelten<br />
Drucktechnologien basieren auf Geräten,<br />
mit denen die Industrie bereits arbeitet»,<br />
erklärt Romanyuk. Das ermöglicht eine schnelle<br />
Umsetzung vom wissenschaftlichen Durchbruch<br />
zur industriellen Produktion von neuer<br />
gedruckter Elektronik. n<br />
Ein Kompetenzzentrum<br />
für Beschichtungen<br />
Die Lücke zwischen Laborforschung und industrieller<br />
Produktion für Beschichtungen zu<br />
schliessen – das ist das Ziel des Coating Competence<br />
Center (kurz CCC) an der Empa. Geforscht<br />
wird am CCC nicht nur an gedruckter<br />
Elektronik, sondern an Materialien, Prozessen<br />
und Technologien für Beschichtungen: Methoden,<br />
mit denen dünne Schichten auf Substrate<br />
aufgedampft werden, oder additive Fabrikation,<br />
bei der Bauteile Schicht für Schicht<br />
aufgebaut werden. Das CCC ist als Private-Public-Partnership<br />
aufgebaut: Die Idee ist, dass<br />
alle Partner entlang der Wertschöpfungskette<br />
von der Wissenschaft bis zur Industrie zusammenarbeiten,<br />
um neue Technologien zu entwickeln<br />
und kreative Lösungen zu finden. Das<br />
Zentrum ist offen für Kollaborationen für<br />
Partner aus Industrie und Forschung.<br />
JOURNAL N o 6 Oktober <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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44 JOURNAL TECHNIK<br />
Protokoll-Gateways<br />
als Sicherheitsrisiko<br />
Forschungsergebnisse der IT-Sicherheitsfirma Trend Micro zeigen eine neue Art von Sicherheitslücken<br />
in Protokoll-Gateway-Geräten auf, welche Industrie-4.0-Umgebungen kritischen<br />
Angriffen aussetzen könnten.<br />
Quelle: Trend Micro<br />
Protokoll-Gateway-Geräte, auch als Protokollumsetzer<br />
bekannt, ermöglichen Maschinen, Sensoren,<br />
Aktoren und Computern innerhalb von Industrieumgebungen,<br />
miteinander und mit verbundenen<br />
IT-Systemen zu sprechen.<br />
«Protokoll-Gateways erhalten selten individuelle<br />
Aufmerksamkeit, besitzen jedoch grosse Bedeutung<br />
für Industrie-4.0-Umgebungen. Sie können<br />
von Angreifern als schwächstes Glied in der Kette<br />
ausgenutzt werden», erläutert Udo Schneider,<br />
IoT Security Evangelist Europe bei Trend Micro.<br />
Trend Micro Research analysierte fünf beliebte<br />
Protokoll-Gateways, die für die Übersetzung von<br />
Modbus, eines der weltweit am häufigsten verwendeten<br />
OT-Protokolle, genutzt werden. Wie im<br />
neuen Bericht ausführlich dargelegt, sind unter<br />
anderem folgende Schwachstellen und Schwächen<br />
in den Geräten zu finden:<br />
– Authentifizierungsschwachstellen, die unbefugten<br />
Zugriff ermöglichen;<br />
– schwache Verschlüsselungsimplementierungen,<br />
die die Entschlüsselung von Konfigurationsdatenbanken<br />
ermöglichen;<br />
– schwache Implementierung von Authentifizierungsmechanismen,<br />
die zur Offenlegung sensibler<br />
Informationen führen;<br />
– Ermöglichung von Denial-of-Service-Angriffen;<br />
– Fehler in der Übersetzungsfunktion, die dazu<br />
genutzt werden können, heimliche Befehle zu<br />
erteilen, um den Betrieb zu stören.<br />
sie die Prozesssteuerung manipulieren, böswillige<br />
Befehle mit legitimen Paketen tarnen und den Zugriff<br />
auf die Prozesssteuerung verweigern.<br />
Der Bericht enthält mehrere wichtige Empfehlungen<br />
für Hersteller, Integratoren und Nutzer von<br />
industriellen Protokoll-Gateways:<br />
– Prüfen Sie vor der Auswahl eines Gateways<br />
sorgfältig sein Design. Stellen Sie sicher, dass<br />
das Gerät über angemessene Paketfilterkapazitäten<br />
verfügt, sodass es nicht für Übersetzungsfehler<br />
oder Denial-of-Service-Attacken<br />
anfällig ist.<br />
– Verlassen Sie sich nicht auf einen einzigen Kontrollpunkt<br />
für die Sicherheit des Netzwerks.<br />
Kombinieren Sie ICS-Firewalls und Datenverkehr-Monitoring<br />
für mehr Sicherheit.<br />
– Konfigurieren und schützen Sie das Gateway<br />
sorgfältig – verwenden Sie starke Anmeldedaten,<br />
deaktivieren Sie unnötige Dienste und<br />
aktivieren Sie Verschlüsselung, sofern unterstützt.<br />
– Wenden Sie das Sicherheitsmanagement auf<br />
Protokoll-Gateways ebenso an wie auf jede<br />
andere kritische OT-Anlage. Das umfasst turnusgemässe<br />
Überprüfungen auf Schwachstellen<br />
und Fehlkonfiguration ebenso wie regelmässige<br />
Patches. n<br />
Angriffe, die solche Schwächen ausnutzen, können<br />
es böswilligen Hackern ermöglichen, Produktionskonfigurationen<br />
einzusehen und zu stehlen und<br />
wichtige industrielle Prozesse zu sabotieren, indem<br />
Die Abbildung zeigt die Lage des Protocol Gateway in einer Industrie-4.0-Umgebung. In einem realen Szenario können<br />
Bedrohungsakteure böswillige Befehle mit legitimen Paketen tarnen, die über das Protocol Gateway weitergeleitet<br />
werden. Beispielsweise könnte ein Bedrohungsakteur kritische Sensoren deaktivieren, die die Funktionsfähigkeit<br />
der Anlage garantieren.<br />
JOURNAL N o 6 Oktober <strong>2020</strong> | 91. Jahrgang
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MARKTPLATZ JOURNAL 45<br />
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