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MinD-Mag 139

Die Dezember-Ausgabe der offiziellen Zeitschrift von Mensa in Deutschland e.V.

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Dezember 2020<br />

MAGAZIN <strong>139</strong><br />

Astrologie & Intelligenz<br />

Tanja Gabriele Baudson über ein<br />

erstaunliches Phänomen<br />

Auf dem Sprung<br />

Silvia Mittermüller über<br />

das Leben nach der<br />

Sport-Karriere<br />

Unterwegs<br />

Ms auf großer Tour<br />

Peter Mauer fuhr mit dem Roller<br />

fast auf die Zugspitze, Erwin Klein<br />

war mit dem<br />

Motorrad<br />

auf M-Tour


Datenbank-Entwickler<br />

SQL Server (m/w)<br />

Ein Job. Viele Möglichkeiten.<br />

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technischen Industrie. Wir wachsen weiter und suchen<br />

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EDITORIAL<br />

ERWIN KLEIN<br />

Was für ein Jahr!<br />

Demnächst ist es Geschichte, das Pandemie-Jahr 2020. Die großen Themen werden bleiben:<br />

Corona, Klimawandel, Digitalisierung.<br />

D<br />

amit einhergehend: Unsicherheit, Unzufriedenheit,<br />

Radikalismus. „Keep calm and carry<br />

on“ würden Engländer sagen. Wir sind zwar intelligent,<br />

doch keine Engländer, wir halten es eher<br />

mit „German Angst“.<br />

Falls jemand jetzt schon hyperventiliert: Nein,<br />

dies wird kein politischer Kommentar.<br />

Bleiben wir beim <strong>Mag</strong>: 2020 war auch für uns<br />

Blattmacher ein einschneidendes Jahr. Das Heft<br />

hat sich verändert, optisch und inhaltlich. Eigentlich<br />

eine ganz normale Sache, Veränderung sollte<br />

für Presseerzeugnisse Dauerzustand sein.<br />

Seit Ende 2019 erscheinen wir in neuer Optik −<br />

zu Beginn natürlich heftig diskutiert. Dabei geht<br />

es nicht nur um mehr und bessere Fotos, um moderne<br />

Typografie, veränderte Titelanmutung. Viel<br />

wichtiger sind die Inhalte. Wir versuchen, aktueller<br />

und näher bei den Mitgliedern zu sein. Bestes<br />

Beispiel: das Corona-Heft, in dem 30 Aktive und<br />

„normale“ Mitglieder sehr freimütig über ihre<br />

Lockdown-Erfahrungen erzählten. Oder das Liebes-Heft,<br />

in dem M-Paare Auskunft über ihre Beziehung<br />

gaben, und in dem (how shocking!) erstmals<br />

Kontaktanzeigen abgedruckt wurden.<br />

Auch hier gab es Bedenken und Widerspruch,<br />

aber auch viel Zustimmung. Wir freuen uns über<br />

fast alle Reaktionen, nichts ist schlimmer als<br />

Gleichgültigkeit.<br />

Und − soviel Eitelkeit sei erlaubt − wir sind auch<br />

ein bisschen stolz auf das Erreichte. Da steckt<br />

nämlich reichlich Arbeit drin.<br />

Bei allem Selbstlob vergessen wir nicht die offenen<br />

Baustellen. Das digitale <strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong> kommt<br />

nur schleppend voran, wir sind weiter zu wenig<br />

Leute, manch gute Idee versickert im täglichen<br />

Organisations-Durcheinander, für kreatives<br />

Rumspinnen bleibt zu wenig Zeit. Wir wären gern<br />

schneller, schlauer, schöner. (Wer wäre das nicht?)<br />

Im nächsten Jahr klappt das dann ganz sicher.<br />

„Ja, mach nur einen Plan!<br />

Sei nur ein großes Licht!<br />

Und mach dann noch’nen zweiten Plan<br />

Gehn tun sie beide nicht.“ (Bertolt Brecht)<br />

Aber wir wollen zum Jahreswechsel ja optimistisch<br />

bleiben, auch wenn's manchmal schwer fällt.<br />

Der Umgang mancher Ms untereinander erreichte<br />

auch 2020 wieder neue Tiefpunkte. Beim<br />

<strong>Mag</strong> merken wir das an einschlägigen Zuschriften<br />

und Ansinnen. Zum Glück können wir gut einstecken<br />

und müssen auch nicht über jedes Stöckchen<br />

hüpfen, das man uns hinhält. Denn in erster Linie<br />

sind wir spaßorientiert, wir machen diesen Job −<br />

wie alle bei Mensa − schließlich ehrenamtlich.<br />

Deswegen mein Wunsch an alle Wahrheits-Verkünder,<br />

Welt-Verbesserer, Überzeugungs-Täter,<br />

Dauer-Querulanten: Macht Euch mal locker, oder:<br />

Keep calm.<br />

Die Zeiten sind kompliziert, aber uns geht's vergleichsweise<br />

(fast) allen immer<br />

noch richtig gut.<br />

Nachdenkliche Weihnachtstage,<br />

kommt gut ins neue Jahr,<br />

bleibt gesund.<br />

Erwin ist Chefredakteur des <strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong>azins.<br />

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mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020 | 3


INHALT<br />

Editorial<br />

Was für ein Jahr!<br />

Die großen Themen werden bleiben: Corona,<br />

Klimawandel, Digitalisierung 3<br />

Schwarzes Brett<br />

Jeden Tag ein Türchen 6<br />

Partner des Hochschulforums Digitalisierung<br />

und der Frei-Days 6<br />

Neue SIG Nichtakademiker7<br />

Die KiJu-Camps im kommenden Jahr7<br />

Die Schatten<br />

der Landstraße.<br />

Foto: Erwin Klein<br />

Silvia Mittermüller<br />

unterwegs auf einem<br />

Slopestyle-Parcours<br />

mit Sprungschanzen<br />

und Geländern, den<br />

Rails.<br />

Foto: David Karvay<br />

Unterwegs<br />

Die M-Tour<br />

Auf dem Land gehen die Uhren wirklich anders<br />

Mit dem Motorrad quer durch die Republik 18<br />

Das Abenteuer<br />

Mit dem Tretroller (fast) auf die Zugspitze<br />

Peter Mauers Corona-Aktiv-Urlaub.<br />

Eine Bildergeschichte22<br />

Die M von nebenan<br />

Silvia Mittermüller: Jenseits der Schanze<br />

liegt auch ein Weg<br />

Eine Profi-Snowboarderin auf der Suche nach<br />

neuen Glückshormonen 8<br />

An der Donau<br />

auf dem Weg nach<br />

Süden.<br />

Foto: Peter Mauer<br />

Illustration: Gordon Johnson/pixabay<br />

Kontaktanzeigen<br />

Lief da was?<br />

Ein Rückblick auf die<br />

<strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong>-Verkuppel-Aktion 16<br />

Prismenfernglas<br />

Geschüttelt, gerührt und noch mehr<br />

Sprachspiele mit Ortsnamen27<br />

Filmkunst<br />

Alle Jahre wieder – und hoffentlich auch 2020<br />

Die Kino-Kolumne mit Extra-Fakten<br />

für Besserwisser28<br />

4 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020


INHALT<br />

MAGAZIN <strong>139</strong><br />

Das Motiv<br />

des <strong>MinD</strong>-<br />

Ausweises<br />

2021<br />

Ausweis-Wettbewerb 2021<br />

M. C. Escher als<br />

grafische Inspiration<br />

Interview mit der<br />

Gewinnerin Sarah<br />

Budde 29<br />

Kunst<br />

Von Superheldinnen und<br />

zeichnenden Tänzern<br />

Judith Ritter: Illustratorin<br />

mit grünem Daumen und gutem<br />

Körpergefühl 31<br />

Unprominente Prominente<br />

Die unfreiwillige Mutter<br />

unsterblicher Zellen<br />

Henrietta Lacks: Keine<br />

Entschädigung, dafür<br />

posthume Ehrungen34<br />

Leserbriefe<br />

Anmerkungen zur<br />

Heilpraktiker-Prüfung<br />

Melitta unterstützte die Nazis36<br />

Deutscher<br />

IQ-Preis 2020<br />

Was lange währt …<br />

Verleihung des<br />

Deutschen<br />

IQ-Preises an die<br />

Neue Schule<br />

Dorsten42<br />

„Ein Bildungsangebot für begabte Kinder“<br />

Stefanie Marzian und Daniela Kasche<br />

im Interview 44<br />

Judith<br />

Ritter.<br />

Foto:<br />

<strong>MinD</strong>-Vorstand<br />

Yu Jin Son (rechts)<br />

übergibt den Preis.<br />

Foto: Bärbel Guske<br />

Self-Publishing<br />

Mauerblümchen sieht man nicht<br />

So machst du dein Buch<br />

bekannt 46<br />

privat<br />

Spielen<br />

Vom Literaturkreis über den<br />

Familienabend bis zur Tupperparty<br />

Spiele zu Weihnachten:<br />

für jeden etwas dabei 50<br />

Rätsel<br />

Hideout Fences<br />

Für die Rätsel-WM 2019 von Silke Berendes<br />

erfunden 53<br />

Organisation<br />

Wer weiß mehr?<br />

Organisatoren lokaler Treffen 54<br />

Streifzüge durch die Begabungsforschung<br />

Astrologie und Intelligenz<br />

Erstaunlich viele Menschen glauben an die<br />

Macht der Sterne38<br />

Mensa forsch(t)<br />

Familienbelastung durch Hochbegabung<br />

Nur teilweise Bestätigung der „üblichen<br />

Verdächtigen“ 41<br />

Information 56<br />

Vorstand, Impressum57<br />

Scheer Ware<br />

Change or Bullshit Bingo<br />

Oder: Heinrich freut sich auf Weihnachten 58<br />

Titelfotos: Peter Mauer, Jake Timlin, Solveig<br />

Wehking, Erwin Klein, Illustration: pixabay<br />

mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020 | 5


Schwarzes Brett<br />

Mensa als Partner des Hochschulforums<br />

Digitalisierung und der Frei-Days<br />

Vom 6. bis 8. Oktober 2020 fand<br />

das Hochschulforum Digitalisierung<br />

statt. Dieses Event wurde<br />

vom Stifterverband organisiert<br />

und bot eine ausgezeichnete<br />

Plattform, um mit vielen Drivern<br />

digitaler Bildung in Kontakt<br />

zu kommen. Auf Initiative der<br />

SIG-Bildung wurde Mensa in einer<br />

Kooperation des Ressorts Bildung,<br />

dem Ressort Forschung<br />

und Wissenschaft und den MY‘s<br />

offizieller Partner. Nachdem der<br />

Vorstand Ende August diesem<br />

Projekt zugestimmt hatte, nahmen<br />

als direkte Ansprechpartner<br />

TeeKay (Team Bildung) und Alexander<br />

Kessner (Team Wissenschaft)<br />

gemeinsam an den telefonischen<br />

Vorbesprechungen mit<br />

dem Stifterverband teil.<br />

Eine weitere Kooperation entsteht<br />

derzeit mit dem Projekt<br />

„Frei-Days“ der Initiative Schule<br />

im Aufbruch. Dieses Projekt<br />

bringt das fächer- und jahrgangsübergreifende<br />

Lernen an deutsche<br />

Schulen – eine Lernform,<br />

die insbesondere hochbegabten<br />

Kindern und Jugendlichen sehr<br />

liegt!<br />

Im Rahmen des ersten virtuellen<br />

Arbeitswochenendes<br />

des Teams Bildung Ende Oktober<br />

wurden weitere spannende<br />

Projekte angestoßen, die in den<br />

nächsten Wochen für Euch sichtbar<br />

werden sollen.<br />

Da das Team Bildung noch<br />

nicht in allen Bundesländern<br />

vertreten ist, freuen wir uns über<br />

weitere Mitstreiterinnen und<br />

Mitstreiter, um das Thema Bildung<br />

weiterzuentwickeln und<br />

das Bewusstsein für das Lernen<br />

Hochbegabter zu wecken. Dazu<br />

gehören nicht nur Eltern, die sich<br />

vor Ort für die aktuellen Belange<br />

ihrer eigenen Kinder einsetzen<br />

wollen.<br />

Bei Interesse meldet<br />

Euch bitte bei Eva Kippenberg<br />

und TeeKay unter<br />

bildung@mensa.de.<br />

Terminkalender<br />

27.12.2020 Spielenachmittag (#FlattenTheCurve) online<br />

28.12. – 30.12.2020 Virtual Mensa Clever Children Camps<br />

(9–12)<br />

online: Hostel Mensa<br />

01.01. – 04.01.2021 Virtual Mensa Juniors Camps (12–19) online: Hostel Mensa<br />

05.01.2021 Spieleabend online: Hotel Mensa<br />

13.05.2021 Motorrad-Wochenende Weserbergland Oedelsheim<br />

<strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong><br />

im Netz lesen<br />

Auch dieses Heft stellen<br />

wir wieder auf die <strong>Mag</strong>azin-<br />

Platform „Yumpu“ ein.<br />

Zu finden auf Yumpu.com,<br />

Suchbegriff:<br />

Mind-<strong>Mag</strong>azin.<br />

Berry sagt<br />

„Arm ist nicht der, der wenig<br />

hat, sondern der, der nie genug<br />

bekommen kann.“<br />

Altes persisches Sprichwort<br />

aus vorislamischer Zeit<br />

Jeden Tag ein Türchen<br />

2020 war irgendwie ein komisches Jahr? Ihr<br />

denkt an Mops-Kugeln und Toilettenpapier für<br />

den Weihnachtsbaum? Ein bisschen gedankliche<br />

Abwechslung tut euch gut? Dann werft unbedingt<br />

einen Blick auf den <strong>MinD</strong>-Kalender für<br />

Dezember! Unter https://www.mensa.de/adventskalender/<br />

öffnet sich bis Silvester jeden<br />

Tag ein Türchen mit fantastischen Inhalten –<br />

lasst euch überraschen! Von Ms für Ms – auch<br />

im letzten Monat sind wir füreinander da!


Neue SIG Nichtakademiker<br />

D<br />

a wir bei Mensa<br />

bisher kein Angebot<br />

für Ms ohne akademischen<br />

Hintergrund<br />

haben, besteht nun<br />

die Möglichkeit, sich<br />

über Karriere mit Lehre<br />

auszutauschen, ob<br />

nach der Lehre Meisterin/Meister<br />

oder Technikerin/Techniker<br />

für<br />

den weiteren Berufsweg<br />

besser passen, ob<br />

Fachhochschulreife<br />

oder Abitur nötig sind,<br />

wenn man weiß, was M<br />

später studieren möchte.<br />

Wir reden hier darüber,<br />

was wir aus unserem<br />

Leben machen,<br />

was wir daraus gemacht<br />

haben, wie wir<br />

leben. Wer eine interessante<br />

Geschichte<br />

zu erzählen hat, ist<br />

genauso willkommen<br />

wie jemand, der/die<br />

eine neue Orientierung<br />

sucht oder jemand, der/<br />

die nur zuhören möchte.<br />

Natürlich können<br />

wir auch über gläserne<br />

Decken reden und<br />

über welche aus Stahlbeton<br />

und uns gegenseitig<br />

Tipps geben, wie<br />

man damit möglichst<br />

sinnvoll auf handwerkliche<br />

Art umgeht. Der<br />

Fokus liegt auf Erfahrungsaustausch<br />

und<br />

darauf, miteinander in<br />

Kontakt zu kommen<br />

und sich dabei wohl zu<br />

fühlen.<br />

Anmeldung im eMVZ<br />

unter SIGs.<br />

Frohe Weihnachten<br />

und einen guten Rutsch<br />

wünschen allen Ms<br />

Tina Acham und Martin<br />

Weiss stellvertretend<br />

für den gesamten<br />

Vorstand.<br />

Die KiJu-Camps im<br />

kommenden Jahr<br />

Das Orga-Team der KiJu-Camps hat fleißig an Hygienekonzepten<br />

und neuen Camp-Formaten gearbeitet,<br />

damit 2021 wieder physische Treffen stattfinden<br />

können. Geplant sind im nächsten Jahr<br />

viele kleine Camps, wobei gemeinsam darauf geachtet<br />

wird, das Ansteckungsrisiko zu minimieren.<br />

KiJu Camps 2021<br />

Aufgrund der aktuell rapide steigenden Infektionszahlen<br />

musste die Planung des Juniors Silvestercamps<br />

eingestellt werden. Hier sind die neuen<br />

Termine für 2021:<br />

Mensa Juniors Ostercamps (12–17)<br />

1. OC: 27.03. – 03.04. in <strong>Mag</strong>deburg<br />

2. OC: 04.04. – 11.04. in <strong>Mag</strong>deburg<br />

Mensa Juniors Pfingstcamp (12–17)<br />

22.05. – 30.05. in Gröden<br />

Mensa Juniors Sommercamps (12–17)<br />

1.SC: 23.07. - 30.07. in Rottweil<br />

2.SC: 31.07. - 07.08. in Rottweil<br />

3.SC: 08.08. - 15.08. in Rottweil<br />

Mensa Clever Children Camps (9–12)<br />

MCCC Nord: 25.07. – 01.08. in Bad Segeberg<br />

MCCC Süd: 08.08. – 15.08. in Pforzheim<br />

Mensa Family Camps (6–12 mit Eltern)<br />

01.04. – 07.04. in Meschede-Eversberg<br />

Mensa Juniors Sommerseminar (14–19)<br />

21.08-28.08 in Schopflohe<br />

Mensa Juniors Herbstseminar (14–19)<br />

15.10. – 19.10. in Bautzen<br />

Mensa Juniors Silvestercamp (12–17)<br />

28.12.2021 bis 02.01.2022 in Mannheim<br />

Alle Daten sind nach aktuellem Planungsstand<br />

und sollen euch als Orientierung zur<br />

Urlaubsplanung dienen. Einzelne Zeiten oder<br />

Orte können sich unter Umständen noch ändern.<br />

Veranstaltungen können je nach Entwicklung der<br />

Situation entsprechend unserer Stornobedingungen<br />

abgesagt werden.<br />

Fotos: privat, pixabay


DIE M VON NEBENAN<br />

SILVIA MITTERMÜLLER<br />

Jenseits der Schanze<br />

liegt auch ein Weg<br />

Eine Profi-Snowboarderin auf der Suche<br />

nach neuen Glückshormonen.<br />

Wenn Silvia Mittermüller von ihrer großen Leidenschaft, dem<br />

Freestyle-Snowboarden erzählt, sprüht es regelrecht Funken.<br />

Man spürt das Herzblut und ihre ungebremste Lebensenergie.<br />

Doch Silvia kennt auch die andere Seite des Winter-<br />

Märchens: 2018 durchlebte sie eine schwere Depression<br />

und musste sich mühsam zurück ins Leben kämpfen. Im<br />

Interview erzählt sie ganz offen von den Höhen und Tiefen<br />

ihres Lebens als Ausnahme-Sportlerin und von ihrer Suche<br />

nach einer neuen Leidenschaft.<br />

Liebe Silvia, du fährst seit<br />

über 20 Jahren professionell<br />

Freestyle-Snowboard, warst<br />

eine der erfolgreichsten<br />

Fahrerinnen der Welt. Erzähl<br />

doch mal, wie es dazu kam, dass<br />

du eine solche Leidenschaft für<br />

diesen Sport entwickelt hast.<br />

Für mich hat das Snowboardfahren<br />

ganz viel mit Freiheit zu tun.<br />

Ich war vierzehn Jahre alt, als ich<br />

das erste Mal gefahren bin, mitten<br />

in der Pubertät. Davor hatte<br />

ich viele Jahre Ballett getanzt,<br />

wurde eine Zeit lang von der<br />

Heinz-Bosl-Stiftung in München<br />

gefördert. Daneben habe ich<br />

noch Klavier, Flöte, Altflöte, und<br />

Klarinette gespielt, mochte Pferde<br />

und war immer ziemlich gut<br />

in der Schule.<br />

Es blieb also nicht aus, dass<br />

ich in die Schublade des wohlbehüteten<br />

Ballett-Mädchens gesteckt<br />

wurde, aber das hat mich<br />

zunehmend erdrückt. Alles in<br />

meinem Leben war auf Perfektion<br />

getrimmt: das Tanzen, das<br />

Klavierspielen, die Schule. Beim<br />

Snowboardfahren hat mir endlich<br />

mal keiner gesagt, wie ich<br />

etwas zu tun habe. Das war wie<br />

ein Befreiungsschlag und hat bei<br />

mir Energien freigesetzt, es haben<br />

sich ganz neue Perspektiven<br />

eröffnet. Und natürlich waren<br />

da auch ein Haufen wilder Jungs<br />

dabei, das fand ich toll (lacht).<br />

Mein erster Gips war schon beinahe<br />

ein Statement an die Welt:<br />

„Achtung, jetzt weht hier ein anderer<br />

Wind!“<br />

Wusstest du damals schon,<br />

dass du hochbegabt bist?<br />

Meine Eltern haben darüber<br />

nachgedacht, mich testen zu lassen.<br />

Sie haben aber davon abgesehen,<br />

weil sie wollten, dass ich<br />

ein ganz „normales Leben“ führen<br />

kann. Heute finde ich das<br />

schade. Hätte ich von meiner<br />

Hochbegabung gewusst, hätte<br />

ich nicht krampfhaft versuchen<br />

müssen, mich anzupassen.<br />

Das ging so weit, dass ich Schulverweise<br />

gesammelt habe, um<br />

zu kompensieren, dass ich eine<br />

gute Schülerin war.<br />

War es nach der Schule<br />

ein logischer Schritt, das<br />

Snowboarden auch<br />

professionell zu betreiben?<br />

Nein, eher eine Übergangslösung.<br />

Als ich 2002 mein Abitur<br />

in der Tasche hatte, standen<br />

mir alle Wege offen. Jeder ging<br />

davon aus, dass ich jetzt Medizin<br />

oder Psychologie studieren<br />

würde. Aber ich wusste einfach<br />

nicht, was ich machen will. Ich<br />

bin dann ein Jahr Snowboard gefahren,<br />

wollte in dieser Zeit herausfinden,<br />

was ich mit meinem<br />

Leben anfangen möchte.<br />

8 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020


Silvia Mittermüller ist Freestyle<br />

Snowboarderin und gehörte in den<br />

Disziplinen Slopestyle und Big Air<br />

zu den weltbesten Fahrerinnen.<br />

Foto: Igor Swieczak<br />

Die Liebe für meinen Sport! Es<br />

war immer mein Traum, mein<br />

Antrieb, meine Leidenschaft!<br />

Wenn man die Art Snowboard<br />

fährt, wie ich es mache,<br />

geht man täglich an seine Grenzen<br />

und ins Risiko. Ich mache<br />

ja ganz viele Tricks und Sprünge.<br />

Da holt man sich jedes Mal<br />

unzählige Glückshormon-Duschen<br />

ab, wenn alles klappt –<br />

das ist Glückseligkeit pur!<br />

Gerade beim Springen bezahlt<br />

man körperlich aber manchmal<br />

einen hohen Preis. 2017<br />

hat es mich besonders schwer<br />

erwischt: Während der Qualifikation<br />

für Olympia bin ich<br />

beim Training in Neuseeland so<br />

schwer gestürzt, dass ich eine<br />

Gehirnblutung hatte. Danach<br />

rechnete eigentlich niemand<br />

mehr damit, dass ich die Qualifikation<br />

noch schaffe. Aber<br />

auch da habe ich mich zurückgekämpft.<br />

Es gab einfach nichts<br />

auf der Welt, was mich so erfüllt<br />

hat.<br />

Das einzige Problem daran<br />

war: Der Plan ist nicht aufgegangen.<br />

Im Gegenteil, ich sehnte<br />

mich immer mehr danach, das<br />

Snowboarden weiter zu machen.<br />

Also habe ich es einfach immer<br />

weiter durchgezogen, mit allen<br />

Höhen und Tiefen, mit Herz und<br />

Seele, 23 Jahre lang.<br />

Das ist eine lange Zeit! Im Lauf<br />

der Jahre hast du zahlreiche, teils<br />

auch sehr schwere Verletzungen<br />

davongetragen. Du hast dich<br />

aber immer wieder eisern<br />

zurück gekämpft. Was hast dich<br />

motiviert, weiter zu machen?<br />

Du startest seit vielen Jahren<br />

in den Disziplinen „Slopestyle“<br />

(Hindernisparcours) und „Big<br />

Air“ (Riesenschanze). Diese<br />

wurden erst 2014 olympisch. Du<br />

bezeichnest allerdings gerade die<br />

Jahre vor der Olympionisierung<br />

als „goldene Zeit“. Warum?<br />

Die „goldene Zeit“ – das waren<br />

für mich die Jahre 2000 bis ungefähr<br />

2010. Damals gab es für<br />

Slopestyle und Big Air noch keine<br />

Weltcups und keine Nationalmannschaften<br />

und viel mehr<br />

unabhängige Events. Ich war<br />

Anfang 20, hatte gute Sponsoren-Verträge<br />

an Land gezogen<br />

und konnte so meine Reisen finanzieren.<br />

Im Sommer war ich meist in<br />

Australien und Neuseeland, im<br />

Winter in den USA, zwischendurch<br />

in München. Man kann<br />

sich das vorstellen wie einen<br />

wandernden Snowboard-Zirkus:<br />

Überall traf man auf bekannte<br />

Gesichter, es war eine richtige<br />

Community aus leidenschaftlichen<br />

Einzelkämpfern, eine große<br />

Snowboard-Familie. Jeder<br />

hatte eine krasse Geschichte zu<br />

erzählen, alle hatten sich auf<br />

ihre Art durchgeboxt, um ihren<br />

Snowboard-Traum zu leben.<br />

In den Jahren als Einzelkämpferin<br />

war natürlich auch nicht<br />

immer alles easy: Ich war zu-<br />

mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020 | 9


DIE M VON NEBENAN<br />

gleich Trainerin, Managerin, Ernährungsberaterin,<br />

Reiseplanerin,<br />

Pressesprecherin, Dolmetscherin,<br />

habe meine Verträge<br />

selbst verhandelt – eine<br />

One-Woman-Show. Vermutlich<br />

war das aber auch gerade der<br />

Grund, warum mich das Ganze<br />

so erfüllt hat.<br />

Seit der Olympionisierung<br />

2014 hat sich das alles sehr verändert.<br />

Nun musste man Teil<br />

eines Kaders, einer Nationalmannschaft<br />

sein, um Karriere<br />

zu machen. Die Community<br />

wurde immer weniger durch<br />

den Sport an sich zusammen gehalten.<br />

Man konnte sich auch<br />

nicht mehr einfach so bei den<br />

Events anmelden, sobald man<br />

genügend Punkte gesammelt<br />

hatte. Der nationale Verband<br />

muss die Meldungen machen.<br />

Das macht die Athleten natürlich<br />

auch abhängig.<br />

Höher, weiter, spektakulärer:<br />

Silvia Mittermüller im Flug<br />

hier in Breckenridge, Colorado, USA.<br />

Foto: Jake Timlin<br />

Dennoch war es auch dein<br />

Traum, bei Olympia zu starten.<br />

2018 warst du in Südkorea die<br />

erste deutsche Sportlerin, die<br />

im Slopestyle angetreten ist.<br />

Du bist auf dem letzten Platz<br />

gelandet, aber als „Olympionikin<br />

der Herzen“ vielen im Gedächtnis<br />

geblieben. Was ist passiert?<br />

Da lief leider vieles schief. Ich<br />

fühlte mich am Wettkampftag<br />

total elend. Aber wenn Du es bis<br />

an diesen Punkt geschafft hast,<br />

sagst Du natürlich nicht: „Sorry,<br />

ich hab Fieber, ich kann leider<br />

nicht starten!“ Es zögerte sich<br />

alles hinaus, weil es so windig<br />

war. Den Damen-Skislalom haben<br />

sie deswegen abgesagt, uns<br />

haben sie springen lassen! Eine<br />

sehr umstrittene Entscheidung.<br />

Im letzten Training hat mich<br />

dann am allerletzten Sprung<br />

10 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020


mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020 | 11


DIE M VON NEBENAN<br />

eine Windböe mitgenommen,<br />

BÄMM! Ich habe es schon beim<br />

Absprung gemerkt, dass ich es<br />

nicht schaffen werde. Doch es<br />

war schon zu spät, der Absprung<br />

war komplett vereist und ich<br />

konnte nicht mehr bremsen.<br />

So oder so, der Sprung würde<br />

nicht gutgehen. Was soll ich sagen,<br />

ich hab sofort gespürt, dass<br />

das Knie ernsthaft etwas abbekommen<br />

hat. Da mein Rucksack<br />

noch am Start war, bin ich nochmal<br />

in den Lift gehumpelt und<br />

nach oben gefahren.<br />

Da hab ich eigentlich erst realisiert:<br />

Hey! Das ist OLYMPIA!<br />

Meine Entscheidung stand fest:<br />

Ich wollte zumindest versuchen,<br />

den Parcours auf dem Board<br />

runter zu fahren, natürlich<br />

ohne Tricks und ohne Sprünge.<br />

Im Slopestyle bekommst Du dafür<br />

EINEN Punkt, aber der Lauf<br />

zählt. Rückblickend war das<br />

eine absolut waghalsige Aktion,<br />

es war total eisig und sausteil,<br />

ich wusste bis zum Schluss<br />

nicht, ob ich es schaffen werde.<br />

Ich habe den Leuten beim<br />

Runterfahren zugewunken und<br />

mich dabei innerlich von Olympia<br />

verabschiedet, einige haben<br />

zurück gewunken. Ich bin<br />

auf dem 26. Platz gelandet und<br />

darf mich offiziell Olympionikin<br />

nennen, aber es war wirklich<br />

tragisch für mich, ein echter<br />

Herzensbruch.<br />

Kurz nach Olympia hat dir der<br />

Verband wegen deiner Verletzung<br />

und deines Alters den Kaderplatz<br />

und die Förderung aufgekündigt.<br />

Auch deine Knieverletzung<br />

heilte sehr schlecht. Das Jahr<br />

2018 wurde für dich, wie du<br />

selbst sagst, das „schlimmste<br />

Jahr“ deines Lebens …<br />

Das ganz normale Leben<br />

nach dem Profisport:<br />

Die Gehhilfen immer griffbereit.<br />

Foto: Solveig Wehking<br />

… ja, das stimmt. Die ganze<br />

Olympiageschichte und dann<br />

noch der Rauswurf vom Verband:<br />

Das hat mir den Boden<br />

unter den Füßen weggezogen.<br />

Von einem Tag auf den anderen<br />

war ich von der Olympionikin<br />

und Kaderathletin zu einem<br />

„Niemand“ geworden, es hat<br />

überhaupt nicht mehr gezählt,<br />

was ich die vergangenen Jahre<br />

geleistet habe. Der Verband hat<br />

mich abgeschrieben, sie glaubten<br />

nicht mehr daran, dass ich<br />

nochmal auf Weltcup-Niveau<br />

zurückkehren werde.<br />

Ich bin in eine sehr schwere<br />

Depression gerutscht, hatte Suizidgedanken.<br />

Mein Gehirn hat<br />

komplett gestreikt, ich konnte<br />

mir nichts mehr merken. Hinzu<br />

kamen so viele extrem negative<br />

Emotionen, ich hätte nie<br />

gedacht, dass so etwas möglich<br />

ist. Ich dachte wirklich, dass die<br />

gesammelten Gehirnerschütterungen,<br />

insbesondere natürlich<br />

die Gehirnblutung 2017, bleibende<br />

Schäden hinterlassen haben.<br />

Es wurde dann so schlimm,<br />

dass ich zweimal stationär in<br />

12 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020


eine psychiatrische Klinik gegangen<br />

bin. Dort wurde zum<br />

ersten Mal ein IQ-Test gemacht.<br />

Leider wurde mir dort nur mitgeteilt,<br />

dass ich überdurchschnittlich<br />

intelligent sei und<br />

ein Hirnschaden ausgeschlossen<br />

werden kann. „Sie sind halt<br />

einfach schwer depressiv!“ Damit<br />

war das Thema abgehakt.<br />

Weder die Aufenthalte in den<br />

Kliniken noch die Psychopharmaka,<br />

die ich irgendwann mit<br />

viel Widerwillen genommen<br />

habe, haben etwas gebracht. Ich<br />

wollte einfach nur noch, dass<br />

das aufhört! Die Ärzte haben<br />

mir geraten, das Snowboarden<br />

an den Nagel zu hängen und<br />

Trauerarbeit zu leisten. Kalter<br />

Entzug, sozusagen. Es war wirklich<br />

eine hoffnungslose Situation.<br />

Aus heutiger Sicht, wo ich etwas<br />

mehr von Hochbegabung<br />

weiß und verstanden habe, bin<br />

ich ehrlicherweise schockiert,<br />

wie wenig in der Psychiatrie darauf<br />

eingegangen wurde.<br />

Was meinst du: Inwiefern<br />

hat deine Hochbegabung<br />

eine Rolle gespielt?<br />

Ich denke mittlerweile, dass<br />

meine extrem intensive Wahrnehmung<br />

der Depression nicht<br />

Teil der psychiatrischen Diagnose,<br />

sondern meiner besonderen<br />

Wahrnehmung als Hochbegabte<br />

geschuldet war. Wenn man eine<br />

hohe geistige und emotionale<br />

Kapazität hat, kann das eben<br />

auch voll nach hinten los gehen.<br />

Da hätte man bestimmt besser<br />

darauf eingehen und meinen<br />

Leidensweg so vielleicht verkürzen<br />

können.<br />

Letztendlich hast du dich in<br />

Eigenregie aus diesem tiefen Loch<br />

befreit. Wie hast du das geschafft?<br />

Als ich im Dezember 2018 aus<br />

der Klinik kam, habe ich beschlossen:<br />

„Ich geh zurück in<br />

die USA, da ist es mir immer<br />

gut gegangen!“ Natürlich gab es<br />

dort auch keine Wunderheilung,<br />

aber schon ein paar Wochen<br />

später bin ich körperlich stärker<br />

geworden, habe angefangen,<br />

Snowboard zu fahren.<br />

Langsam ging es mir dann<br />

auch psychisch besser. Ich hatte<br />

endlich wieder Endorphine und<br />

Adrenalin im Blut. Für die Leute<br />

dort war ich immer noch die<br />

„alte“ Silvia, die Snowboarderin.<br />

Und da habe ich realisiert, dass<br />

es mir so schlecht ging, weil ich<br />

meine Identität verloren hatte.<br />

In den USA habe ich diese Stück<br />

für Stück zurückerobert. Ich<br />

fühlte mich im wahrsten Sinne<br />

des Wortes wie neu geboren,<br />

plötzlich war alles wieder schön<br />

und bunt in so unglaublich vielen<br />

Facetten.<br />

Bei mir ist es wohl einfach<br />

so, dass ich, bedingt durch die<br />

Hochbegabung, in beide Extreme<br />

ausschlagen kann. Und 2018<br />

ist eben einfach zu viel zusammen<br />

gekommen.<br />

Nach sechs Monaten bin ich<br />

mit gemischten Gefühlen nach<br />

„Ich bin Realistin, aber<br />

zugleich auch Träumerin.<br />

Das Leben bietet mir<br />

genügend Grauzonen, um<br />

mir meine eigene Träumer-<br />

Realität zu schaffen und<br />

ganz oft bringt mich diese<br />

Realität, wie ich sie mir<br />

vorstelle, zum Lachen.“<br />

SILVIA MITTERMÜLLER<br />

Deutschland zurückgekommen,<br />

ich hatte schon Bammel,<br />

dass es dann wieder in die andere<br />

Richtung kippt. Aber meine<br />

Befürchtungen waren umsonst.<br />

Ich habe mich allerdings<br />

auch sofort darum gekümmert,<br />

dass ich gleich wieder irgendwo<br />

snowboarden gehen kann.<br />

Das größte Learning aus dieser<br />

Zeit ist, dass mir meine Identität<br />

keiner nehmen kann; kein<br />

Verband dieser Welt, kein Arzt,<br />

kein noch so gut gemeinter Ratschlag.<br />

Im Februar diesen Jahres erschien<br />

ein Spiegel-Artikel, in dem Du<br />

offen über Deine Depression und<br />

das schwierige Verhältnis zum<br />

Snowboard-Verband sprichst.<br />

Warum bist du diesen Schritt an<br />

die Öffentlichkeit gegangen?<br />

Ich möchte meine Stimme dafür<br />

nutzen, dass sich meine Geschichte<br />

nicht wiederholt. Ich<br />

bin ja nicht die erste Athletin,<br />

die durch eine solche Phase<br />

geht. Bis zu 80 Prozent der<br />

Athleten erleiden post-olympische<br />

Depressionen. Auch das<br />

Karriereende ist für extrem viele<br />

Sportler eine überwältigende<br />

Situation; die wenigsten haben<br />

ein Sicherheitsnetz für die Zeit<br />

„danach“. Solange die Karriere<br />

noch läuft, gibt es ganz viel Förderung,<br />

damit es möglichst viele<br />

Medaillen regnet.<br />

Ich möchte, dass sich die Verbände<br />

und Funktionäre ihrer<br />

Verantwortung bewusst werden<br />

und die Sportler auch nach dem<br />

Karriereende nicht einfach fallen<br />

lassen wie eine heiße Kartoffel!<br />

Ich bin mir sicher, dass du mit<br />

deiner Geschichte auch vielen<br />

mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020 | 13


DIE M VON NEBENAN<br />

Menschen hilfst, die Ähnliches<br />

erlebt haben. Das Thema<br />

Depressionen wird ja leider<br />

teilweise immer noch unter den<br />

Teppich gekehrt oder stigmatisiert.<br />

Das stimmt! Ich bin der festen<br />

Überzeugung, dass weit mehr<br />

Menschen eine solche Episode<br />

erleben, als man denkt. Ich hoffe,<br />

dass meine Geschichte auch<br />

Verständnis dafür schafft, wie<br />

krass eine Depression sein kann<br />

und dass es eine lange Zeit dauern<br />

kann, bis wieder ein „normales“<br />

Leben möglich ist. Vielleicht<br />

macht es den Betroffenen<br />

aber auch Mut, auf den eigenen<br />

Bauch zu hören. Mein Weg aus<br />

der Depression war letztendlich<br />

das, wovon mir alle abgeraten<br />

haben.<br />

Es ist ja beinahe wie in einem<br />

guten Hollywood-Streifen:<br />

Du hast in der letzten Saison<br />

dein Comeback gefeiert, hast<br />

bewiesen, dass du noch auf<br />

Weltcup-Niveau fahren kannst.<br />

Was meinst du, wann wirst<br />

du dich vom professionellen<br />

Snowboarden verabschieden?<br />

Eigentlich wollte ich letzte Saison<br />

herausfinden: Kann ich<br />

meine Karriere in Frieden beenden<br />

oder will ich es tatsächlich<br />

nochmal mit Olympia versuchen?<br />

Dann kam im März Corona<br />

dazwischen und im Sommer<br />

habe ich mich beim Skateboarden<br />

verletzt. Ich habe gerade<br />

eine größere Knie-Operation<br />

hinter mir und muss die nächsten<br />

Monate ohnehin pausieren.<br />

Ich kann mittlerweile das Verletzungsregister<br />

einer ganzen<br />

Fussballmannschaft vorweisen,<br />

das bin ich wirklich leid. Mit<br />

dem Snowboarden als Profession<br />

aufzuhören, ist also definitiv<br />

ein Thema, mit<br />

dem ich mich<br />

auseinandersetzen<br />

muss.<br />

Das Problem<br />

dabei ist,<br />

dass es für<br />

mich schon<br />

immer so viel<br />

mehr war als<br />

„nur“ ein Sport. Ich<br />

habe die letzten zwanzig<br />

Jahre mein persönliches Snowboard-Märchen<br />

gelebt, war an<br />

den schönsten Flecken, weitab<br />

von der normalen Welt. Früher<br />

habe ich viele Texte darüber<br />

geschrieben, über diese „Fairytale<br />

Reality“. Snowboarden ist<br />

meine größte Leidenschaft und<br />

Teil meiner Identität. Wenn das<br />

wegfällt, entsteht einfach wahnsinnig<br />

viel Platz, der erst mal<br />

wieder gefüllt werden muss.<br />

Hast du schon eine Idee,<br />

was Silvia Mittermüller<br />

2.0 machen könnte?<br />

Um ehrlich zu sein, überfordert<br />

es mich gerade, die nächste Version<br />

von mir selbst zu kreieren.<br />

Wenn ich mit dem Snowboarden<br />

aufhöre, stehe ich, streng<br />

genommen, vor dem Nichts,<br />

weil ich 110% in meinen Sport<br />

reingesteckt habe. Mit meiner<br />

Erfahrung wäre es natürlich naheliegend,<br />

als Trainerin zu arbeiten,<br />

das könnte ich mir generell<br />

auch vorstellen. Allerdings<br />

wird mir der deutsche Verband<br />

aufgrund unserer Vorgeschichte<br />

höchstwahrscheinlich kein<br />

Angebot machen. Es würde mir<br />

aber auch schwer fallen, mich<br />

in den existierenden Verbands-<br />

Strukturen wohl zu fühlen. Ein<br />

Trainerjob im Ausland könnte<br />

eine vorübergehende Option<br />

sein, aber keine<br />

langfristige<br />

Antwort auf<br />

„Silvia 2.0“.<br />

Auf der einen<br />

Seite<br />

habe ich<br />

das Bedürfnis<br />

nach etwas<br />

Neuem, möchte<br />

meinen Horizont erweitern.<br />

Ich würde gerne<br />

etwas Sinnvolles und Zukunftsträchtiges<br />

machen, etwas was<br />

unsere Welt in 10 bis 20 Jahren<br />

braucht. Darum lese ich gerade<br />

sehr viel und recherchiere.<br />

Auf der anderen Seite möchte<br />

ich aber auch auf den Erfahrungen<br />

und dem, was ich bisher<br />

in meinem Leben gemacht<br />

habe, aufbauen. Manchmal<br />

fühle ich mich davon überwältigt,<br />

eine Aufgabe zu finden, die<br />

das alles vereint. Letztendlich<br />

holt mich mein altes „Problem“<br />

wieder ein: Es fällt mir einfach<br />

wahnsinnig schwer, Entscheidungen<br />

zu treffen. Ist ja wohl<br />

einer der Klassiker bei Hochbegabten<br />

(lacht).<br />

Wer weiß, vielleicht ergibt<br />

sich ja aus diesem Interview etwas<br />

Neues!? Falls jemand diese<br />

Themen kennt, eventuell Vergleichbares<br />

erlebt hat und irgendwelche<br />

Ideen oder Inspirationen<br />

für mich hat – ich bin für<br />

alles dankbar und offen für jeden<br />

frischen Wind.<br />

Liebe Silvia, ganz herzlichen<br />

Dank, dass Du uns einen so<br />

ehrlichen Einblick gegeben hast!<br />

Die Fragen stellte<br />

Natalie Lehmann<br />

Foto: Solveig Wehking<br />

14 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020


Anzeige<br />

Einzel-Coaching und Seminare für Hochbegabte<br />

Irgendwann ist auch<br />

die Corona-Krise<br />

vorbei, trotzdem:<br />

Coaching funktioniert natürlich auch virtuell!<br />

Wir klären das von Fall zu Fall. Die Mischung aus<br />

Präsenz- und virtuellen Treffen hat sich bewährt!<br />

Wir finden einen Weg!<br />

Das Seminar für hochbegabte Finder im hat Oktober 2020 online<br />

stattgefunden. Und siehe da: Alle waren zufrieden. Nächste Termine<br />

demnächst auf www.coaching-fuer-hochbegabte.de<br />

Endlich ist sie raus! Die komplette Überarbeitung von „Wie ich<br />

werde, was ich bin. Hochbegabung: Navigation für Erwachsene“<br />

(Titel der ersten Ausgabe: „Wie ich werde, was ich bin. (Selbst-)<br />

Coaching für hochbegabte Erwachsene“). 452 Seiten, € 26,90<br />

Das Buch klärt auf über das Phänomen Hochbegabung, gibt Einblick<br />

in das Seelenleben, Erfolge und als Misserfolge erlebte Ereignisse<br />

im Leben vieler Hochbegabter. Es enthält Interviews mit Hochbegabten<br />

von 2010, ergänzt um erneute Befragungen nach fast zehn<br />

Jahren und einige neue Interviewpartner. Das offenbar zu große<br />

Hoffnungen generierende kurze Kapitel Selbstcoaching ist in dieser<br />

Auflage entfallen. Dafür wurden viele Aspekte um neu hinzugekommene<br />

Erkenntnisse und Erfahrungen der letzten Jahre ergänzt.<br />

Natürlich auch zu beziehen über unsere Buchhandlung:<br />

www.buchhandlungsattler.de<br />

Der Pessimist klagt über den Wind, der Optimist hofft, dass er dreht und der Realist<br />

richtet die Segel aus!<br />

Sir William Ward


ALL YOU NEED IS LO V E<br />

KONTAKTANZEIGEN<br />

Lief da was?<br />

Ein Rückblick auf die<br />

<strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong>-Verkuppel-Aktion.<br />

Illustration: Gordon Johnson/pixabay<br />

„Ich hatte bestimmt so 10 bis 15<br />

Antworten auf meine Kontaktanzeige<br />

bekommen, die alle super<br />

lieb formuliert waren. … Tatsächlich<br />

habe ich jemanden kennengelernt,<br />

der so ziemlich 100 Prozent<br />

auf meine Kontaktanzeige gepasst<br />

hat und wo ich dann auch im Kennenlernen<br />

das Gefühl hatte, dass<br />

ich danach gesucht hab.“<br />

„Ich hatte zwei Reaktionen auf<br />

meine Anzeige. Aus einer davon<br />

hat sich ein bislang sehr angenehmer,<br />

unterhaltsamer und interessanter<br />

Messenger-, telefonischer<br />

und auch persönlicher Kontakt<br />

(zunächst mit Abstand natürlich<br />

;-) ergeben.“<br />

„Es gab drei Zuschriften, die lustigerweise<br />

jeweils begannen mit:<br />

‚bestimmt erhältst du viele Zuschriften<br />

…’ Davon war eine mit romantischem<br />

Interesse, zwei bezogen<br />

sich eher auf mein Backgammon-Hobby.“<br />

Es war ein Versuch. Kontaktanzeigen<br />

im <strong>Mag</strong>, passend zum<br />

großen Thema „Liebe“ in der<br />

Ausgabe 137. Das Interesse im<br />

Vorfeld war groß, die Anzeigen<br />

witzig und ansprechend.<br />

Was ist denn nun draus geworden,<br />

und sollte die Aktion weitergehen?<br />

Wir haben bei den Inserenten<br />

und Inserentinnen nachgefragt.<br />

Fast alle antworteten, und leider,<br />

leider waren viele Resümees negativ.<br />

Typischer Satz: „Auf meine Anzeige<br />

hat leider nicht einer geantwortet.“<br />

Dann gab es diejenigen, die<br />

eine oder zwei Anfragen erhielten,<br />

aus denen sich aber nichts<br />

ergab.<br />

„Ich hatte eine Reaktion auf meine<br />

Anzeige und wir haben uns<br />

auch einmal getroffen. Leider hat<br />

es für mich nicht gepasst, so dass<br />

es dabei geblieben ist.“<br />

Und dann waren da noch die<br />

unverhofften Nebenwirkungen.<br />

Beispiel hier:<br />

„Es gab keine Reaktion auf meine<br />

Anzeige. Aber praktisch zeitgleich<br />

habe ich im echten Leben jemanden<br />

kennengelernt, mit dem sich<br />

etwas entwickelt hat.“<br />

Oder hier: „Es haben sich tatsächlich<br />

zwei Menschen gemeldet.<br />

Wenn auch keine Mensaner, so<br />

doch aus dem Bekanntenkreis derselben.“<br />

Natürlich gab es es auch positive<br />

Rückmeldungen, die entsprechenden<br />

Zitate stehen am<br />

Anfang dieses Textes.<br />

Und weil die ganze Aktion<br />

strikt anonym abläuft, können<br />

wir nicht ins Detail gehen, nur<br />

ein paar allgemeine und sehr<br />

vorläufige Schlussfolgerungen<br />

ziehen.<br />

1. Frauen erhalten mehr<br />

Antworten als Männer.<br />

2. Je jünger, desto mehr<br />

Reaktionen.<br />

3. Humorvolle, verspielte<br />

Anzeigen kommen besser an.<br />

Junge Frauen, die gut formulieren<br />

können, scheinen im Vorteil<br />

zu sein – das ist beklagenswert,<br />

aber das Leben ist in Be-<br />

16 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020


ALL YOU NEED IS LO V E<br />

ziehungsangelegenheiten leider<br />

nicht fair.<br />

Was umgekehrt nicht heißt,<br />

dass Mann, älter, eher dröge,<br />

keine Chance hat. Die Möglichkeiten<br />

sind nur seltener, und abwarten<br />

ist wenig zielführend.<br />

Man darf ja reagieren, die<br />

Konkurrenz ist (meistens) ziemlich<br />

übersichtlich. Und nach der<br />

Wahrscheinlichkeitsrechnung<br />

…, aber jetzt wird es zu mensanisch.<br />

Hier sind ein paar neue Mutige,<br />

erstaunlicherweise haben<br />

sich diesmal hauptsächlich<br />

Männer beworben.<br />

Lasst sie nicht allein – und<br />

wer sich ebenfalls in einem der<br />

nächsten Hefte präsentieren<br />

möchte: E-Mail an chefredakteur@mensa.de<br />

genügt. Anonymität<br />

ist garantiert.<br />

Alleinerziehender Mann (Berlin)<br />

sucht lebenslustige Partnerin um<br />

die 30 für die Gründung einer Familie.<br />

Gemeinsam das Leben gestalten<br />

und gemeinsam wachsen,<br />

Leichtigkeit und Tiefgang, Kultur<br />

und Natur, Vertrauen und Sinnlichkeit,<br />

kuschelige Filmabende<br />

und spannende Reisen, bei sich<br />

ankommen – zu zweit, als Familie.<br />

Ich freue mich auf dich:<br />

tan_tra@t-online.de<br />

Bodenständiger, verlässlicher<br />

und treuer 31-jähriger Mathematiker<br />

aus Leipzig wünscht sich<br />

eine sympathische junge Frau mit<br />

Herz, die gerne ein bisschen verrückt<br />

und anders sein darf als ich.<br />

Am Anfang bin ich immer etwas<br />

zurückhaltend, taue aber in vertrauter<br />

Gesellschaft schnell auf.<br />

Ich bin jemand, der gut zuhören<br />

kann, aufmerksam ist und auf Details<br />

achtet.<br />

E-Mail: erronian@web.de<br />

Humorvoller Franke (blond, 31 J.)<br />

sucht seine passende M. Du kuschelst,<br />

tanzt und lachst gerne?<br />

Du hast wie ich ein Herz aus Gold<br />

und bist für fast jeden Quatsch<br />

zu haben? Wenn auch Du am Tag<br />

schüchtern bist, lass uns gemeinsam<br />

die Nacht zum Tag machen!<br />

herzausgold89@gmx.de<br />

Ich (w/53/NR/172 cm/ lokalisiert<br />

in Bayern) suche eine platonische<br />

Liebesbeziehung, eine<br />

Partnerschaft, bei der wir uns auf<br />

Augenhöhe begegnen. Schönes<br />

gemeinsam erleben, füreinander<br />

da sein, Probleme zusammen<br />

meistern, so stelle ich mir<br />

ein harmonisches Miteinander<br />

vor. Ich bin sehr naturverbunden<br />

und schätze Bewegung an der<br />

frischen Luft zum Beispiel beim<br />

Walken, Wandern oder Reiten. Du<br />

solltest Dich gerne und viel mit<br />

mir unterhalten, aufgeschlossen<br />

und ehrlich sein. Ein gepflegtes<br />

Äußeres setze ich voraus, ein<br />

Handicap ist für mich kein Problem.<br />

Wenn Du älter als 50 bist und<br />

Dich angesprochen fühlst, dann<br />

schreib mir doch an donna211@<br />

gmx.de, ich werde auf jeden Fall<br />

antworten.<br />

Einfühlsamer katzenliebender<br />

Mainzelmann aus dem Norden<br />

mit Familienwunsch (Ende dreißig,<br />

nur laut Pass 50 J., einen Meter<br />

neunzig lang) sucht Dich als passende<br />

M. Ob zu Wasser auf dem<br />

Rhein, mit warmer Gesangsstimme<br />

oder geschulten Massagehänden:<br />

Lass' uns spielend und mit<br />

Freude in eine schöne gemeinsame<br />

Zukunft gehen –<br />

popsaenger@posteo.de<br />

Bayern: Ingenieur (28) sucht<br />

Dich für eine gemeinsame Zukunft.<br />

Bin eher der ruhige Typ, humorvoll,<br />

lese viel, spiele Klavier<br />

und gehe gerne Skifahren oder<br />

Wandern. Was machst du so?<br />

E-Mail: berge20@gmx.de<br />

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UNTERWEGS<br />

Die Straße ist das Ziel.<br />

Kurvenschwingen auf<br />

hügeligem Terrain.<br />

Fotos: Erwin Klein<br />

Mit Jänki Zündel vor<br />

einer kleinen gemeinsamen<br />

Extra-Runde.<br />

ERWIN KLEIN<br />

Auf dem Land gehen die<br />

Uhren wirklich anders<br />

Die M-Tour: Mit dem Motorrad<br />

quer durch die Republik.<br />

E<br />

igentlich wollte ich in diesem<br />

Corona-Sommer einfach<br />

in schöner Gegend Motorrad<br />

fahren. Dazu ein paar Leute<br />

treffen, damit ich abends nicht<br />

allein irgendwo gelangweilt<br />

rumsitze. Aber dann kam eins<br />

zum anderen und die Fahrerei<br />

wurde (fast) zweitrangig. Fangen<br />

wir zur Abwechslung mal<br />

ganz hinten an. Beim Fazit.<br />

Das schrieb ich nach dem<br />

glücklichen Ende meiner Tour<br />

Anfang Oktober auf der <strong>MinD</strong>-<br />

Facebookseite:<br />

„Eine kleine Zahlenbilanz:<br />

• 2.868,4 gefahrene Kilometer<br />

• 7 Ms besucht<br />

• 10 Bundesländer durchquert<br />

• 1 kurzer Werkstattbesuch<br />

• 2 heftige Adrenalinausschüttungen<br />

• 0 Fahrten im Regen<br />

Alles in allem: anstrengend,<br />

aber geil.<br />

Und sonst? Ein paar Punkte<br />

sind hängen geblieben.<br />

1. Ms sind gastfreundlich,<br />

neugierig und mitteilsam.<br />

Eigentlich nichts Neues. Aber<br />

wenn man erlebt, wie schnell<br />

nach einer Ankunft bei Menschen,<br />

die man nie zuvor getroffen<br />

hat, ein gutes Gespräch zustande<br />

kommt, und wie offen<br />

und bereitwillig ganze Lebensgeschichten<br />

ausgebreitet werden,<br />

dann ist das etwas Besonderes.<br />

Und ganz und gar nicht<br />

selbstverständlich.<br />

Wichtig natürlich: It takes two<br />

to tango – man muss auch selbst<br />

die Bereitschaft zu so einem Gespräch<br />

mitbringen.<br />

18 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020


UNTERWEGS<br />

Ein Zelt im Garten:<br />

Camping in Peppenhoven.<br />

Mit Susanne Schreiber<br />

beim Spaziergang<br />

in den Obstanbaugebieten.<br />

2. Auf dem Land gehen die<br />

Uhren wirklich anders.<br />

Diskussionen auf Mailinglisten,<br />

Rassismus, Datenschutz, Wahlen:<br />

Was unter Aktiven und in<br />

Diskussionsrunden hohe Wellen<br />

schlägt, ist weitab vom<br />

Schuss eher nebensächlich. Ein<br />

erreichbarer Stammtisch ist<br />

ein Problem oder eine Verabredung<br />

mit einem anderen SIG-<br />

Mitglied. Wer im Funkloch sitzt<br />

(und das kommt noch ziemlich<br />

häufig vor) und weit weg ist von<br />

anderen Ms, hat ganz eigene<br />

Probleme.<br />

4. „Die beste Bildung findet<br />

ein gescheiter Mensch auf<br />

Reisen.“ (Goethe)<br />

Ich habe viel gelernt. Zum Beispiel<br />

über Asperger, über Spät-<br />

Erkannte, über Underachievement.<br />

Klar, wer bei Mensa ist,<br />

kennt die Begriffe und manchmal<br />

auch die Menschen dazu.<br />

Aber wer mit jemand Betroffenem<br />

intensiv Zeit verbringt und<br />

die dazugehörende Lebensgeschichte<br />

erfährt, versteht mehr<br />

und besser und kommt verändert<br />

zurück nach Hause.<br />

5. Das Bedürfnis nach<br />

Begegnung und Austausch<br />

ist riesig.<br />

Ich hätte 30 und mehr Stationen<br />

anfahren können, ich hätte<br />

mehr reden, länger bleiben,<br />

mehr miteinander unternehmen<br />

können. Ms (nicht nur auf<br />

dem Lande) freuen sich über andere<br />

Ms, weil die gemeinsame<br />

3. Deutschland ist (an vielen<br />

Stellen) unfassbar schön.<br />

Ich bin durch Orte und Gegenden<br />

gekommen, wo ich ohne<br />

Grund kaum je hingefahren<br />

wäre. Und je weiter weg von allem,<br />

desto attraktiver wurde es.<br />

Eifel, Schwäbische Alb, Fränkisches<br />

Weinland sind Gegenden,<br />

wo ich sicher nicht zum letzten<br />

Mal war. Oder auch Städte, die<br />

mir sonst nie aufgefallen wären:<br />

Dinkelsbühl zum Beispiel oder<br />

Torgau.<br />

Rhein-Romantik<br />

in den Weinbergen rund<br />

um Bacharach.<br />

mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020 | 19


UNTERWEGS<br />

Kulinarischer Höhepunkt:<br />

Forelle im Speckmantel im Hohenloher Land.<br />

Überragende Gastfreundschaft:<br />

Uwe Krebs und Birgit Rieß.<br />

Mitgliedschaft verbindet und<br />

vieles erleichtert. Es ist wie so<br />

oft im Leben: Wer freundlich<br />

fragt, kriegt meist eine gute<br />

Antwort.<br />

Damit sind zwei Wochen um,<br />

die mir in der Rückschau eher<br />

wie zwei Monate vorkamen.“<br />

Im <strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong> 137 hatte ich sie<br />

annonciert: Die M-Tour. Eine<br />

Motorrad-Rundreise durch die<br />

Provinz mit dem Angebot, Ms<br />

zu besuchen, die mich aufnehmen<br />

wollen.<br />

Schnell stellte sich heraus,<br />

dass die Zeit für all die Reaktionen<br />

und Vorschläge viel zu kurz<br />

war. Am Ende ergab sich eine<br />

Tour mit sieben Stationen:<br />

Von Braunschweig aus quer<br />

durch den Harz nach Niestetal<br />

in der Nähe von Kassel zu Jänki<br />

Zündel.<br />

Von dort immer Richtung<br />

Westen unter anderem durch<br />

das Rothaargebirge, bei Bonn<br />

über den Rhein nach Peppenhoven<br />

zu Susanne Schreiber.<br />

Weiter durch Eifel und Hunsrück<br />

ins Hohenloher Land, wo<br />

mich Birgit Rieß und Uwe Krebs<br />

erwarteten.<br />

Dann gings in die Schwäbische<br />

Alb nach Rosenfeld zu Andrea<br />

Weierich. Von dort weiter<br />

nach München und Augsburg<br />

bis nach Illemad zu Marion<br />

Gänßmantel.<br />

Als Gast beim Mensa-Stammtisch<br />

in Augsburg: Einfach hingehen und mitreden.<br />

Kurzer Werkstatt-Checkup:<br />

Zum Glück ging's danach problemlos weiter.<br />

20 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020


UNTERWEGS<br />

Wohnwagen-Schlafplatz<br />

bei Andrea Weierich in Rosenfeld.<br />

Bayerische Bilderbuch-Idylle<br />

am Ammersee.<br />

Margarete und Markus Kihn<br />

besuchte ich in Wertheim bei<br />

Würzburg.<br />

Zum Schluss gings Richtung<br />

Osten – in Kraupa, irgendwo<br />

zwischen Dresden und Leipzig,<br />

traf ich Enrico Saul.<br />

Nicht alle wollten sich fotografieren<br />

lassen, aber überall fühlte<br />

ich mich sofort angenommen<br />

und sehr willkommen geheißen<br />

(auch wenn ich manches Mal<br />

erst mit erheblicher Verspätung<br />

eintrudelte – sorry, Susanne!).<br />

M sein verbindet – viel mehr, als<br />

ich mir das vorgestellt habe.<br />

Worüber im Einzelnen gesprochen<br />

wurde, gehört nicht hierher,<br />

nur soviel: Es wurde kein<br />

Blabla geredet. Und es ging sowohl<br />

um Mensa als auch um<br />

sehr Persönliches.<br />

Ich habe neue Freunde gefunden,<br />

wir werden in Kontakt bleiben<br />

und uns (natürlich Coronakonform)<br />

bald wieder treffen.<br />

Meine Komfortzone habe ich<br />

weit verlassen und bin reichlich<br />

entschädigt worden. Ich werde<br />

eine ähnliche Tour wieder machen<br />

– vielleicht nicht so öffentlich,<br />

aber hoffentlich genauso<br />

intensiv. Ziele, neue und schon<br />

bekannte, gibt es genug.<br />

Einfach mal losfahren, losgehen,<br />

losradeln. Irgendwo<br />

kommt man immer an, und etwas<br />

Besseres als den Tod finden<br />

wir überall.<br />

Der Sog der Landstraße:<br />

Einfach mal los- und<br />

dann immer weiterfahren.<br />

Mit Enrico Saul auf<br />

Besichtigungs-Tour im ehemaligen<br />

Braunkohle-Abbaugebiet.<br />

mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020 | 21


Alle Ausrüstung am<br />

Roller, und der Rücken<br />

bleibt frei von<br />

Hitzestau, Druckstellen<br />

und Scheuerstellen.<br />

Schmerzhaften<br />

Radfahrerhintern<br />

gibt es nicht.<br />

Wenn einem doch<br />

mal etwas weh tut,<br />

tritt man in anderem<br />

Winkel, sanfter oder<br />

seltener mit dem einen<br />

Bein – geht beim<br />

Wandern eher nicht.<br />

Blasen an den Füßen<br />

gab es noch nie, und<br />

man kommt immer<br />

wieder mit netten<br />

Leuten ins Gespräch.<br />

Eigentlich die beste<br />

Art zu reisen.


UNTERWEGS<br />

Auf einer Steinbank<br />

im Lech-Flussbett<br />

zu übernachten ist<br />

zu reizvoll, um es<br />

nicht zu tun. Steiniger<br />

als die Hängematte,<br />

in der Nacht<br />

aber warm, auch<br />

wenn am Morgen<br />

alles taunass ist.<br />

Kann man durchaus<br />

einmal machen.<br />

Mit dem Tretroller<br />

(fast) auf die Zugspitze<br />

Peter Mauers Corona-Aktiv-Urlaub.<br />

Eine Bildergeschichte − nicht<br />

chronologisch erzählt.<br />

Sonntag früh, zehn Uhr,<br />

kein geöffneter Bäcker in<br />

zwei Orten. Stattdessen vier<br />

Alphornbläser! „Ihr habt<br />

ganz schön was vor mit zwei<br />

Kästen Bier für vier Leute!“<br />

„Mir san normal zu siebt.<br />

Und jeder, der hier zwoa Lieder<br />

zuhört, bekommt a Bier.“<br />

Oha. Alphörner höre ich<br />

nicht jeden Tag, ich bleibe<br />

stehen – als einziger Zuhörer.<br />

Nach dem ersten Lied: „Na,<br />

willst jetz a Bier?“<br />

Zum wolkenverhangenen Gipfel der Zugspitze fehlen von der Wiener-Neustädter-Hütte<br />

noch 750 Höhenmeter Felsen, also drei Stunden<br />

hoch und zwei Stunden wieder runter. Nach fünf Tagen Sport<br />

darf man aber auf 2.200 Metern auch einfach nur als einziger Gast<br />

mit den Hüttenwirten zusammen in der Sonne sitzen und Mittag<br />

essen – und danach umkehren. Zum allerhöchsten Gipfel geht die<br />

Brombachsee-Zugspitz-Tour 2020 dann eben nicht.


UNTERWEGS<br />

Mein Übernachtungsplatz im<br />

Allgäu. Hängematte mit Fliegengitter<br />

und Befestigung,<br />

Zeltplane und Heringe wiegen<br />

unter 1.500 Gramm. Außerdem<br />

liegt man nicht wie<br />

im Zelt auf kleinen Ästen, Steinen,<br />

Unebenheiten oder zu abschüssig.<br />

Zwei Bäume im richtigen<br />

Abstand findet man immer<br />

irgendwo. Bequem liegt<br />

man diagonal in der Hängematte,<br />

wie die Südamerikaner.<br />

Dazu eine 40-Millimeter-Isomatte<br />

und einen etwas schwereren,<br />

warmen Schlafsack,<br />

weil mein nächtlicher Energieumsatz<br />

niedrig und die Eigenisolation<br />

schlecht ist.<br />

Nach 25 Kilometern an diesem Tag ein Wegweiser zu einem<br />

Kloster. Etwas Kultur – und primär eine Sportpause – kommen<br />

gerade recht. Im Klostergarten vegetarische Burger und<br />

lokales dunkles Bier.<br />

24 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020


Der Weg zwischen<br />

Hochthörle Hütte<br />

und Wiener-Neustädter-Hütte.<br />

UNTERWEGS<br />

Ein Gartenzaun in Garmisch-Partenkirchen.<br />

Neben Landsberg am Lech ein Wegweiser zum Friedhof<br />

des ehemaligen KZs Kaufering VII. Kann man dran vorbei<br />

fahren – wie die meisten Touristen – oder man hält<br />

eben an. Da erfährt man Wichtigeres als in manchen Museen<br />

oder Sakralbauten. Dass man der einzige Tourist ist,<br />

tut dem geschichtlichen Verstehen keinen Abbruch – vermutlich<br />

im Gegenteil.<br />

Glück ist die Freiheit,<br />

jede Richtung einschlagen<br />

und überall übernachten<br />

zu können,<br />

beliebig langsam fahren<br />

und jederzeit Pausen<br />

machen zu dürfen.<br />

mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020 | 25


UNTERWEGS<br />

Die Hochthörle-Hütte auf 1.479<br />

Höhenmetern: Weniger als 3,5<br />

Kilometer Luftlinie zum Gipfel<br />

der Zugspitze – näher kommt<br />

man mit dem Tretroller nicht<br />

heran. Ab hier geht es nur noch<br />

zu Fuß weiter.<br />

Der Eibsee hat<br />

so unglaublich<br />

tolles Wasser,<br />

dass ich<br />

unbedingt<br />

zum Almbichl<br />

schwimmen<br />

muss.<br />

Den Rest der Geschichte − chronologisch anders erzählt −<br />

gibt es auf petermauer.com<br />

26 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020<br />

Vom Brombachsee zur<br />

Zugspitze: 250 Kilometer<br />

einfache Strecke,<br />

in drei bis fünf Tagen<br />

machbar. Eine Tretrollertour<br />

ist Glück pur,<br />

sehr viel gutes Essen ...<br />

und dazwischen eben ein<br />

bisschen Sport.


PRISMENFERNGLAS<br />

HARTMUT BLESSING<br />

Geschüttelt, gerührt<br />

und noch mehr<br />

Sprachspiele mit Ortsnamen.<br />

L<br />

auf an der Pegnitz – das<br />

klingt wie ein Imperativ,<br />

eine Befehlsform. Tatsächlich<br />

ist es ein Ortsname. So lassen<br />

sich viele „lustige Imperative“<br />

mit Ortsnamen bilden: Bad' Essen!<br />

Bad' König! Braun, schweig!<br />

Geisel' Wind! Klau's Dorf! Leim's<br />

Feld! Mal' Ente! Rode Wald! Salz'<br />

Gitter! Schöne' Berg! Spar' Wiesen!<br />

Springe! Unterjoch! Wag'<br />

Häusel!<br />

Manche Ortsnamen lassen<br />

sich schütteln. Vertauscht man<br />

die Silben von „Verden“, wird<br />

„Denver“ daraus, aus „Tokio“<br />

wird „Kioto“ und aus „Lemgo“<br />

der „Golem“, ein Wesen aus der<br />

jüdischen Mythologie mit sagenhaften<br />

Kräften. Der Liedermacher<br />

Heinz Rudolf Kunze hat<br />

diese Spielerei aufgegriffen und<br />

eines seiner Alben „Der Golem<br />

aus Lemgo“ genannt.<br />

Auch für Palindrome eignen<br />

sich Ortsnamen. „In Nagold legen<br />

Hähne Gold, log Anni.“ Dieser<br />

Satz ist von vorne und hinten<br />

(fast) gleich. Ebenso: „Nie<br />

grub Ramses Marburg ein.“<br />

„Eine treue Familie bei Lima feuerte<br />

nie.“<br />

Mit Ortsnamen lassen sich<br />

ganze Sätze bilden. Hier einmal<br />

ein Satz, bei dem vor dem jeweiligen<br />

Ortsnamen die zugehörige<br />

Postleitzahl steht: 51515 Dicke /<br />

45300 Essen / 73079 Süßen /<br />

73329 Kuchen. Oder der Satz:<br />

42477 Grüne / 35390 Gießen /<br />

96190 Lauter / 35440 Linden.<br />

Besonders beliebt sind Spiele<br />

mit dem Kraftfahrzeugkennzeichen,<br />

ergiebig ist hier Hannover<br />

mit „H“, beispielsweise H-AI,<br />

H-AT, H-UT und H-IT, oder auch<br />

„S“ für Stuttgart, mit S-EE, S-ET,<br />

S-AH, S-EI oder S-OG. Nicht<br />

weit von Stuttgart liegt Esslingen,<br />

bei dem sich ES-EL oder die<br />

biblischen ES-RA und ES-AU anbieten.<br />

Esau soll seinem Bruder Jakob<br />

sein Erstgeburtsrecht für<br />

ein Linsengericht verkauft haben<br />

und tatsächlich gibt es auch<br />

einen Ort, der „Linsengericht“<br />

heißt. Vielleicht kommt der<br />

Name von der Rechtsprechung<br />

unter einer Linde und änderte<br />

PRISMENFERNGLAS<br />

Warum Prismenfernglas?<br />

Prismenfernglas steht für die<br />

Buntheit des Lebens, vor allem der<br />

Sprache — das Fernglas steht für den<br />

Blick über den Tellerrand.<br />

Unter dieser Rubrik erscheinen<br />

regelmäßig Beiträge zu Sprachspielen<br />

und Etymologie.<br />

sich mit der Zeit. Etwa anderthalb<br />

Autostunden von Linsengericht<br />

entfernt liegt ein Ort namens<br />

„Katzenelnbogen“. Auch<br />

hier ist die Herkunft nicht ganz<br />

klar. Entweder hieß das einmal<br />

„Cattimellibocus“, lateinisch<br />

für „Gebirge der Chatten“ (ein<br />

germanischer Stamm), oder es<br />

könnte wörtlich gemeint sein<br />

und auf die Krümmung eines<br />

Gewässers anspielen.<br />

Kurios ist der Ortsname „Lederhose“<br />

in Thüringen. Einst ein<br />

slawischer Name, der „Ort des<br />

Ludorad“ (Männername) bedeutete,<br />

wurde er mit der Zeit zum<br />

Kleidungsstück umgewandelt.<br />

Die Lederhose hat es denn auch<br />

in das Ortswappen geschafft.<br />

Walter Hofmann dichtete: „In<br />

Wassersuppe trinkt man Hühnerbrühe,<br />

und selbst in Knoblauch<br />

blüht mal der Jasmin, in<br />

Ochsensaal steh'n eine Menge<br />

Kühe, an Treibstoff mangelt's<br />

auch mal in Benzin. … In Waldheim<br />

wird nicht nur im Wald<br />

gesessen, in Dümmer sind die<br />

Menschen klug und schlau, in<br />

Ahlbeck wird meist nur Aal<br />

schwarzgegessen und selbst in<br />

Rosa ist man manchmal blau. …“<br />

mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020 | 27


FILMKUNST<br />

KARIN POLZ<br />

Alle Jahre wieder – und<br />

hoffentlich auch 2020<br />

Die Kino-Kolumne mit Extra-Fakten für Besserwisser.<br />

Immer noch werden<br />

Kinostarts munter<br />

verschoben, obwohl<br />

Cineasten dringend auf<br />

Film-Nachschub warten.<br />

Die größten Chancen, zum<br />

geplanten Termin wirklich<br />

zu starten, haben derzeit<br />

Weihnachtsfilme. Denn<br />

diese finden im Sommer<br />

vermutlich noch weniger<br />

Anklang als während der<br />

Pandemie.<br />

K<br />

ino und Corona – das ist<br />

keine gute Kombination.<br />

Kurz nach Drucktermin des<br />

<strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong>azins vom Oktober<br />

wurden nacheinander alle drei<br />

vorgestellten Filme zum Thema<br />

„Wo sind die Helden?“ auf<br />

2021 verschoben. „The King's<br />

Man“ startet nun voraussichtlich<br />

am 25. Februar 2021, „Black<br />

Widow“ am 6. Mai 2021 und<br />

„James Bond 007 – Keine Zeit zu<br />

sterben“ am 31. März 2021. Zu<br />

viel Aufregung und Action ist<br />

während der Pandemie anscheinend<br />

nicht gefragt. Wie wäre es<br />

stattdessen mit Harmonie und<br />

dem Fest der Liebe? Da Weihnachtsfilme<br />

jahreszeitlich gebunden<br />

sind, sollte es in diesem<br />

Genre keine großen Verschiebungen<br />

geben. Im schlimmsten<br />

Fall wird der Start von der Kinoleinwand<br />

direkt auf einen Streamingdienst<br />

verlagert – aber<br />

auch dann lohnen sich folgende<br />

drei Filme:<br />

Elise und das<br />

vergessene<br />

Weihnachtsfest<br />

(ab 12. November)<br />

Es gibt ja die unterschiedlichsten<br />

Arten von Weihnachtsfilmen<br />

– dieser hier ist für alle, die<br />

an Weihnachten diese gewisse<br />

<strong>Mag</strong>ie verspüren. Und ganz besonders<br />

für Familien mit Kindern,<br />

die gemeinsam die Zeit<br />

überbrücken, bis das Christkind<br />

kommt. Der zauberhafte Film,<br />

der in Norwegen bereits ein<br />

Nummer-eins-Kinoerfolg war,<br />

erzählt die Geschichte von Elise.<br />

Das Mädchen lebt in einem<br />

Dorf, in dem alle furchtbar vergesslich<br />

sind. Am 24. Dezember<br />

wacht Elise mit dem Gefühl<br />

auf, dass irgendwas Besonderes<br />

ist – aber niemand kann sich erinnern.<br />

Als Elise auf dem Dachboden<br />

einen verstaubten Holzkasten<br />

mit 24 bemalten Türchen<br />

findet, auf dem „Fröhliche<br />

Weihnachten“ steht, glaubt<br />

sie, eine heiße Spur gefunden<br />

zu haben.<br />

So schrullig und liebenswert<br />

die Figuren sind und so wunderbar<br />

weihnachtlich die Kulisse,<br />

hat dieser Familienfilm das<br />

Zeug zum Weihnachtsklassiker.<br />

Übrigens, wer mit Kinowissen<br />

Eindruck schinden will: Der Originaltitel<br />

lautet „Snekker Andersen<br />

og den vesle bygda som<br />

glømte at det var jul“.<br />

28 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020


FILMKUNST<br />

Fotos: LEONINE Distribution GmbH, capelight pictures OHG<br />

Fatman<br />

(ab 26.November)<br />

Es soll ja auch Menschen geben,<br />

die mit Besinnlichkeit<br />

nichts anfangen können – und<br />

tatsächlich gibt es selbst für solche<br />

Menschen Weihnachtsfilme.<br />

„Fatman“ gehört in diese<br />

Kategorie, in die sich derber Humor<br />

wie bei „Bad Santa“ einordnen<br />

lässt – oder sogar noch ein<br />

bisschen mehr Action und Gewalt<br />

wie bei „Fatman“. Mel Gibson<br />

spielt darin mit Rauschebart<br />

Santa Claus, dessen beste Zeiten<br />

längst vorbei sind.<br />

Der Weihnachtsmann hat sich<br />

zu einem versoffenen Rowdy<br />

entwickelt, der aus Geldnot sogar<br />

Aufträge für das US-Militär<br />

annimmt. Doch es kommt noch<br />

schlimmer. Ein Zwölfjähriger,<br />

der statt Geschenken mit einem<br />

Stück Kohle bedacht wird, hetzt<br />

Santa Claus einen Auftragskiller<br />

hinterher. Eine schöne Bescherung!<br />

Spätestens an dieser Stelle<br />

kommen zur expliziten Sprache<br />

auch Gewaltdarstellungen.<br />

Gemetzel statt Wintermärchen<br />

– klar, dass hier die Altersfreigabe<br />

etwas höher ausfällt. Ob Fatman<br />

nun eine Actionkomödie<br />

mit sehr düsterem Humor ist,<br />

ein Thriller mit etwas makaberen<br />

Figuren oder überflüssiger<br />

Brutalo-Nonsense, darauf konnten<br />

sich die Filmexperten bisher<br />

noch nicht einigen.<br />

Ein Geschenk von Bob<br />

(ab 10. Dezember)<br />

Es soll ja Menschen geben, die<br />

kennen Bob, den Streuner, nicht.<br />

Für diejenigen (schämt euch!)<br />

eine kurze Erklärung: Bob, ein<br />

rotgetigerter Streunerkater,<br />

hat sich 2008 mit dem drogenabhängigen<br />

Straßenmusiker<br />

James Bowen angefreundet und<br />

war dessen Antrieb, sein Leben<br />

in den Griff zu bekommen. Seine<br />

Geschichte hat James Bowen<br />

im Roman „Bob, der Streuner“<br />

erzählt. Das Buch wurde in<br />

26 Sprachen übersetzt und 2017<br />

verfilmt.<br />

Jetzt kommt die Fortsetzung<br />

ins Kino, bei der Bob ein letztes<br />

Mal auf der Leinwand zu sehen<br />

ist. Denn im Juni 2020 ist<br />

der 14-jährige Kater nach einem<br />

Unfall gestorben. Bob spielt<br />

sich selbst, unterstützt von zwei<br />

Stunt-Doubles; sein Herrchen,<br />

James Bowen, wird von Luke<br />

Treadaway dargestellt.<br />

Sicher ist: Es wird emotional,<br />

denn es geht um Freundschaft<br />

und Zusammenhalt. James erlebt<br />

im vorweihnachtlichen<br />

London eine schwere Zeit und<br />

muss sogar darum bangen, dass<br />

Bob dauerhaft bei ihm leben<br />

darf. Doch natürlich geht im<br />

Film alles gut aus – herzerwärmend<br />

nicht nur für Bob-Fans.<br />

Extra-Fakten:<br />

Ist „Stirb langsam“<br />

ein Weihnachtsfilm?<br />

F<br />

ür manche gehört der Film<br />

mit Bruce Willis zu Weihnachten<br />

wie Christbaum, Lebkuchen<br />

und Geschenke. Die<br />

weihnachtlichen Bestandteile<br />

des Films sind unverkennbar:<br />

So spielt „Stirb langsam“ an<br />

Heiligabend – und dass Bruce<br />

Willis die Bösen ausschalten<br />

will, um endlich mit seiner Familie<br />

Weihnachten feiern zu<br />

können, ist ein zentrales Motiv.<br />

Doch auch die Weihnachtsmusik,<br />

die effektvoll eingesetzt<br />

wird, kann manchen Cineasten<br />

nicht davon überzeugen, „Stirb<br />

langsam“ ins Weihnachtsfilm-<br />

Genre einzusortieren. In der alljährlich<br />

wieder aufflammenden<br />

Diskussion haben sich sogar<br />

schon Drehbuch-Autor Steven<br />

E. de Souza (ironisch, aber eher<br />

ja) und Bruce Willis (auf keinen<br />

Fall) zu Wort gemeldet. Gegner<br />

der Weihnachtsfilm-These argumentieren<br />

zum Beispiel, dass<br />

der Kinostart im Juli 1988 – also<br />

im Sommer – dagegenspreche.<br />

Also: Wenn es an Weihnachten<br />

mal wieder zu harmonisch wird:<br />

Einfach mal in der großen Familienrunde<br />

diese Frage in den<br />

Raum werfen!<br />

mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020 | 29


AUSWEIS-WETTBEWERB<br />

SARAH BUDDE<br />

M. C. Escher als<br />

grafische Inspiration<br />

Interview mit der Gewinnerin des<br />

Ausweiswettbewerbs 2021.<br />

Sarah, erst einmal<br />

herzlichen Glückwunsch<br />

zu deinem tollen Entwurf,<br />

der mit 1.863 Stimmen<br />

als Ausweismotiv für<br />

2021 gewählt wurde. Wie<br />

entstand die Idee dazu?<br />

Ich habe im August<br />

durch Zufall einen verregneten<br />

Tag im niederländischen<br />

Leeuwarden<br />

verbracht. Leeuwarden<br />

ist die Geburtsstadt des Grafikers<br />

M.C. Escher. Als ich im Museumsshop<br />

eine Postkarte einer<br />

seiner Arbeiten in der Hand hatte,<br />

dachte ich, damit würde ich<br />

gerne etwas machen!<br />

Ich habe mich immer schon<br />

für die grafische Qualität optischer<br />

Täuschungen und die Visualisierbarkeit<br />

perspektivischer<br />

Unmöglichkeiten interessiert.<br />

Darüber hinaus hatte ich<br />

sofort die Assoziation zu Rätseln<br />

und Geduldsspielen, die ich<br />

inhaltlich passend fand. Als ich<br />

dann wieder zu Hause war, habe<br />

ich mich direkt an den Schreibtisch<br />

gesetzt.<br />

Wie entsteht so ein toller<br />

Entwurf? Und woher kam<br />

die Idee für dieses grafische<br />

Motiv und die Farbwahl?<br />

Die Illustration ist komplett digital<br />

als Vektorgrafik entstanden.<br />

Da ich eine typografische<br />

Lösung für einen Mitgliedsausweis<br />

schön fand, habe ich einfach<br />

angefangen, den Schriftzug<br />

aufeinander zu stapeln und<br />

den Buchstaben Tiefe zu geben.<br />

Der Rest ist dann daraus<br />

gewachsen.<br />

Wieviel Zeit hast du<br />

in die Gestaltung und<br />

die Umsetzung dieses<br />

Motivs gesteckt?<br />

Also in Stunden waren<br />

das zusammengenommen<br />

bestimmt<br />

zwei Arbeitstage, obwohl<br />

der eigentliche<br />

Entwurf deutlich schneller<br />

stand. Um ehrlich zu sein, bin<br />

ich immer schnell und motiviert,<br />

bis ich sehe, wie es aussehen<br />

könnte, wenn es fertig wäre,<br />

und dann habe ich erstmal keine<br />

Lust mehr. Dadurch zieht<br />

sich die finale Ausarbeitung<br />

ganz gerne mal in die Länge.<br />

Eine letzte Frage haben<br />

wir noch: Seit wann<br />

zeichnest oder malst du?<br />

Ich habe schon aus dem Kindergarten<br />

stapelweise Bilder mit<br />

nach Hause gebracht, der Spaß<br />

an Gestaltung ist mir seitdem<br />

geblieben. Mittlerweile bin ich<br />

glücklicherweise in der Lage,<br />

meinen Lebensunterhalt damit<br />

zu verdienen.<br />

Die Fragen stellte Mia Körkemeyer<br />

30 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020


KUNST<br />

KATJA TSCHIRWITZ<br />

Von Superheldinnen und<br />

zeichnenden Tänzern<br />

Judith Ritter: Illustratorin mit grünem<br />

Daumen und gutem Körpergefühl.<br />

O<br />

ffenbach hat keinen<br />

besonders guten Ruf.<br />

Schmutzig und kriminell sei<br />

die Stadt, es gebe Bezirke, in<br />

die sich selbst die Polizei nicht<br />

mehr hineinwage. Trotzdem<br />

(oder gerade deshalb) geschehen<br />

hier interessante Dinge, gibt<br />

es Raum und Sinn für Alternatives,<br />

hat die Kunst einen hohen<br />

Stellenwert.<br />

Alle zwei Jahre finden die Offenbacher<br />

„Kunstansichten“<br />

statt, während derer sämtliche<br />

Ateliers der Stadt ihre Pforten<br />

für kunsthungrigen Besuch öffnen,<br />

der das Angebot neugierig<br />

annimmt. Auch der alljährliche<br />

Künstlermarkt bietet viel<br />

Sehens- und Kaufenswertes –<br />

vom Acrylbild bis hin zur Goldschmiedearbeit.<br />

An der Offenbacher Hochschule<br />

für Gestaltung hat Judith<br />

Ritter, 42 Jahre alt und gebürtige<br />

Pfälzerin, ihr Aufbaustudium<br />

in freier Kunst absolviert. Vorher<br />

hatte sie in Darmstadt zunächst<br />

Kommunikationsdesign<br />

mit den Schwerpunkten „Zeichnung“<br />

und „Bewegtes Bild“ studiert<br />

und schon einige Zeit freiberuflich<br />

als Illustratorin gear-<br />

Judith Richter:<br />

„Die Arbeit im Garten<br />

bringt mich wieder<br />

ins Lot“.<br />

Foto: George Davis<br />

beitet. Zusammen mit ihrem<br />

Lebensgefährten ist die Zeichnerin<br />

dieses Jahr in einen schönen<br />

Altbau am Rande des Offenbacher<br />

Villenviertels gezogen.<br />

Judiths Atelier oberhalb der<br />

Wohnräume ist ganz von ihrer<br />

Zeichenkunst erfüllt, deren<br />

luftig eleganter Gestus an<br />

die Zeit des Jugendstil erinnert.<br />

Ein Bund getrockneter Lavendel<br />

verströmt dazu sein herrliches<br />

Aroma.<br />

Frau Holle bei der<br />

Staatsanwaltschaft<br />

Wie viele andere Ms hat Judith<br />

zahlreiche Talente und Interessen,<br />

denen sie je nach Möglichkeit<br />

einen Platz in ihrem ausgefüllten<br />

Leben einräumt. Sie<br />

zeichnet, tanzt, schreibt und<br />

züchtet Lavendel: „Wenn ich<br />

tagsüber viel am Computer war,<br />

bringt mich die Arbeit im Garten<br />

wieder ins Lot. Hier befasse<br />

ich mich mit dem Leben, bin<br />

ich sozusagen eine Dienerin der<br />

Natur.“<br />

Im Frankfurter Museum für<br />

Kommunikation arbeitet Judith<br />

Ritter seit Juni in Teilzeit<br />

als Eventmanagerin, im Juli ist<br />

sie aus dem Umland in die Stadt<br />

gezogen. In der letzten Zeit hat<br />

sie außerdem einige größere<br />

künstlerische Projekte bewäl-<br />

mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020 | 31


KUNST<br />

tigt, etwa – einer Ausschreibung<br />

der neuen Staatsanwaltschaft<br />

Hanau folgend – im Bereich<br />

„Kunst am Bau“.<br />

Zum Thema „Grimms Märchen“<br />

hat Judith hier ihre Intarsienarbeit<br />

„My name is Holle.<br />

Frau Holle“ entworfen. Weitere<br />

Arbeiten hat sie im Rahmen<br />

der Frankfurter Luminale angefertigt,<br />

einer Biennale für Lichtkunst<br />

und Stadtgestaltung, sowie<br />

für das renommierte Bankhaus<br />

Metzler.<br />

Heute hat Judith Ritter gleich<br />

zwei neue freie Projekte auf<br />

dem Schreibtisch. Zum einen<br />

arbeitet sie auf Hochtouren an<br />

einem selbst entworfenen Superheldinnen-Comic,<br />

der die<br />

Verwandlung eines unsicheren<br />

Mädchens in eine selbstbewusste<br />

junge Frau illustriert. Sobald<br />

der Comic fertig ist, wird Judith<br />

ihn bei verschiedenen Verlagen<br />

vorstellen.<br />

Schon im Alter von neun Jahren<br />

hat die Künstlerin ihre erste<br />

Science-Fiction-Geschichte geschrieben,<br />

bestückt allerdings<br />

mit einem männlichen Protagonisten.<br />

Für sie war damals klar:<br />

„Man muss einen dieser tollen<br />

Männer an seiner Seite haben.<br />

Aber selbst eine solche Person<br />

zu werden, …?“ Das stand nicht<br />

Intarsienarbeit<br />

„Frau Holle“.<br />

zur Debatte – erstmal. Denn Judith<br />

ist eine der vielen Frauen,<br />

die von ihrer Hochbegabung<br />

erst im fortgeschrittenen Erwachsenenalter<br />

erfahren haben,<br />

nach vielen Jahren des Zauderns<br />

und Zweifelns.<br />

Heute kann Judith, die auch<br />

eine Ausbildung zur Hörspielsprecherin<br />

absolviert hat, von<br />

sich sagen: „Es heißt zwar, Frauen<br />

seien nicht sehr risikobereit.<br />

Aber ich bin mutig, manchmal<br />

fast tollkühn!“ Sie beschäftigt<br />

sich viel mit dem Thema „Underachievement“,<br />

einem hartnäckigen<br />

Phänomen, das viele<br />

normal- und hochbegabte Frauen<br />

trifft.<br />

Noch immer ist es für Frauen<br />

schwerer als für Männer,<br />

ihre Individualität zu entfalten<br />

– ohne dafür kritisiert zu werden.<br />

Eine mögliche Alternative<br />

zu dieser Schieflage demonstriert<br />

Judith mit ihrem Superheldinnen-Comic<br />

und möchte damit<br />

Mädchen und Frauen Mut<br />

machen.<br />

Tanzen mit Körper,<br />

Seele und Geist<br />

„Naive conditions“ heißt Judiths<br />

Projekt Nummer zwei – also „ursprüngliche<br />

Zustände“ oder „ursprüngliche<br />

Bedingungen“. Unter<br />

diesem Titel gibt sie zusammen<br />

mit einem Tänzerkollegen<br />

Kurse in Wahrnehmungsschulung,<br />

und zwar durch Zeichnen,<br />

Tanzen und andere Formen der<br />

„Gefühlslandkarten“ aus der Diplomarbeit „Menschliche Auf- und Abgründe“, Druck von Tuschezeichnungen auf Vorder- und Rückseite.<br />

32 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020


KUNST<br />

Körperarbeit. So lehnen sich<br />

etwa zwei Teilnehmende Rücken<br />

an Rücken aneinander,<br />

eine von ihnen hält Stift oder<br />

Pinsel in der Hand. Doch er oder<br />

sie zeichnet nicht alleine auf<br />

das Papier, das da an die Wand<br />

gepinnt ist. Vielmehr sind es die<br />

Bewegungen des oder der anderen,<br />

die den Pinsel über die Leinwand<br />

führen. Ein Akt höchster<br />

Konzentration, aber auch des<br />

vollkommenen Bei-Sich-Seins<br />

und Loslassens.<br />

Bei der Entwicklung dieses<br />

originellen ganzheitlichen Konzepts<br />

haben Judiths eigene Erfahrungen<br />

mit der Contact Improvisation<br />

hineingespielt, einem<br />

zeitgenössischen Tanzstil,<br />

bei dem mehrere Menschen<br />

möglichst absichtslos miteinander<br />

improvisieren: „Seit ich 2015<br />

Konzeptarbeit „Hausfrauenzeit I - V“, Häkelkreise<br />

aus geschenktem Material, Fünf Objekte<br />

2009 - 2013. Hier im Bild „HFZ I“.<br />

mit dem Contact-Tanz angefangen<br />

habe, sind meine Zeichnungen<br />

besser geworden, vor allem<br />

dort, wo ich durch Üben nicht<br />

mehr weitergekommen wäre.“<br />

Ihr Körper war hier also Türöffner<br />

für geistig-seelische Prozesse.<br />

Die Teilnehmenden von<br />

„Naive Conditions“ erfahren<br />

das enge Zusammenspiel von<br />

Körper, Psyche und handfesten<br />

künstlerischen Ergebnissen am<br />

eigenen Leib und machen sich<br />

dieses neu erworbene Wissen<br />

zu Nutze.<br />

Im Dezember schickt Judith<br />

die Homepage von „Naive Conditions“<br />

online. Man darf gespannt<br />

sein.<br />

Zur Autorin:<br />

Katja Tschirwitz ist studierte<br />

Musikpädagogin und arbeitet<br />

als Kulturjournalistin – in den<br />

Bereichen Print, Radio und auf<br />

der Bühne. Sie schreibt, lektoriert,<br />

moderiert und hält Vorträge,<br />

etwa für die Elbphilharmonie<br />

Hamburg. Im Coronajahr<br />

hat sie begonnen „Coronagen“<br />

zu kleben und künstlerische Salons<br />

sowie kulinarische Führungen<br />

zu veranstalten.<br />

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Die unfreiwillige Mutter<br />

unsterblicher Zellen<br />

Henrietta Lacks: Keine Entschädigung,<br />

dafür posthume Ehrungen.<br />

Name: Henrietta Lacks,<br />

ursprünglich: Loretta Pleasant<br />

Lebensdaten: 1. August 1920 in<br />

Roanoke, Virginia bis 4. Oktober<br />

1951 in Baltimore, Maryland<br />

In aller Kürze: Im Jahre 1951<br />

wurde Henrietta Lacks einer Biopsie<br />

unterzogen, in der Hoffnung,<br />

ihren Gebärmutterhalskrebs<br />

zu behandeln. Zellen aus<br />

dieser Probe wurden verwendet,<br />

um den ersten unsterblichen<br />

Zellstamm (nach ihr „He-<br />

La-Zellen“ genannt) für die medizinische<br />

Forschung zu gewinnen.<br />

Das war nicht nur für die<br />

Forschung eine wichtige Entwicklung,<br />

sie wirft auch zentrale<br />

Fragen der Medizinethik auf,<br />

denn die Afroamerikanerin war<br />

weder gefragt noch entschädigt<br />

worden für die Verwendung ihrer<br />

Zellen.<br />

Im Detail: Henrietta Lacks wurde<br />

geboren als Loretta Pleasant.<br />

Sie wuchs bei ihrem Großvater<br />

auf, weil ihre Mutter verstarb,<br />

als sie vier Jahre alt war, und der<br />

Vater die zehn Kinder nicht allein<br />

erziehen konnte. Bei ihrem<br />

Opa arbeitete sie als Tabakbäuerin.<br />

Wann Loretta Pleasant ihren<br />

Vornamen änderte, ist unbekannt.<br />

Ihren neuen Nachnamen<br />

bekam sie durch die Ehe mit David<br />

Lacks.<br />

Mit diesem zeugte sie bereits<br />

früh ein Kind: Ihren Sohn Lawrence<br />

brachte sie 1935, mit 14,<br />

zur Welt. Eine Tochter folgte<br />

1939. 1941 heirateten David und<br />

Henrietta schließlich. Durch<br />

Davids Kriegsdienst wurden die<br />

beiden für eine Weile getrennt.<br />

Nach seiner Rückkehr brachten<br />

Henrietta und er noch drei eheliche<br />

Kinder zur Welt.<br />

Erst nach dieser Familiengründung<br />

ging Henrietta Lacks<br />

in die Annalen der Medizingeschichte<br />

ein. Im Jahre 1951 wurde<br />

bei ihr ein Tumor im Gebärmutterhals<br />

diagnostiziert. Aus<br />

diesem Tumor wurde in einer<br />

Biopsie Lacks Zellmaterial entnommen,<br />

in der Hoffnung, sie<br />

heilen zu können. Für die junge<br />

Frau kam die Hilfe leider zu spät.<br />

Sie verstarb am 4. Oktober desselben<br />

Jahres.<br />

Tödlich für Menschen,<br />

gut für die Forschung<br />

Doch ein Teil von ihr lebte auf<br />

makabre Weise weiter: Aus der<br />

Zellprobe wurde der wichtigste<br />

unsterbliche Zellstamm der Medizingeschichte<br />

gewonnen: der<br />

HeLa-Stamm. Normale Zellen<br />

können sich nur eine begrenzte<br />

Anzahl von Malen teilen, bevor<br />

sie diese Fähigkeit verlieren.<br />

(Das ist einer der Gründe dafür,<br />

dass Menschen altern.)<br />

Doch durch einen Defekt kann<br />

eine Zellart entstehen, die sich<br />

unbegrenzt teilen kann. Das ist<br />

mitnichten der Stein der Weisen,<br />

sondern der Weg in den<br />

Krebstumor. (Genau deswegen<br />

können sich normale Zellen<br />

übrigens nicht unbegrenzt teilen.<br />

Diese Begrenzung reduziert<br />

drastisch das Krebsrisiko.)<br />

Für die Forschung ist so ein<br />

unsterblicher Zellstamm aller-<br />

34 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020


UNPROMINENTE PROMINENTE<br />

dings extrem nützlich. Da man<br />

ihn unbegrenzt vervielfältigen<br />

kann, hat man eine Quelle immer<br />

gleicher Zellen, an denen<br />

man deshalb reproduzierbare<br />

Forschung durchführen kann.<br />

Und hier wird die Frage forschungsethisch<br />

kompliziert.<br />

Denn niemand hatte Henrietta<br />

Lacks oder ihre Familie gefragt,<br />

ob man ihre Zellen verwenden<br />

dürfe. Sie wurden auch<br />

nicht entschädigt und erfuhren<br />

erst 1975 (also 24 Jahre später)<br />

von dem Zellstamm. Auch weil<br />

sie als Afroamerikanerin besonders<br />

anfällig für Übergriffe war,<br />

steht die Frage im Raum, ob Forschung<br />

an HeLa-Zellen überhaupt<br />

ethisch vertretbar war<br />

und ist.<br />

Und das ist überhaupt nicht<br />

leicht zu beurteilen. Auf den<br />

ersten Blick lässt es sich scheinbar<br />

simpel rechtfertigen: Man<br />

hat keinen Eigentumsanspruch<br />

an Proben, die man beim Arzt<br />

abgibt. Als Sie das letzte Mal<br />

eine Blutprobe abgaben, wurde<br />

diese vom Labor nicht bis zum<br />

letzten Tropfen verbraucht. Sie<br />

mussten dennoch nicht schriftlich<br />

zustimmen, dass das Labor<br />

den Rest einfach wegwarf, weil<br />

er eben nicht Ihr Eigentum war.<br />

Problematisch wäre es, würde<br />

jemand diesen Rest verwenden,<br />

um Ihre Privatsphäre zu<br />

verletzen, zum Beispiel indem<br />

er Ihre Gene ungefragt analysiert.<br />

Aber Lacks’ Gensequenz<br />

wurde erst 2013 veröffentlicht –<br />

mehr als sechs Jahrzehnte nach<br />

ihrem Tode.<br />

Selbst wenn Lacks Rechte an<br />

ihren Proben gehabt hätte, können<br />

solche Rechte zum Wohle<br />

der Gemeinschaft aberkannt<br />

werden. Und es besteht kein<br />

Zweifel, dass der HeLa-Stamm<br />

mit seiner Bedeutung für die<br />

medizinische Forschung der<br />

Menschheit sehr großes Wohl<br />

brachte. Beispielsweise testete<br />

Jonas Salk daran seinen ersten<br />

Impfstoff gegen Polio, eine<br />

schreckliche Krankheit, die nun<br />

fast ausgerottet ist.<br />

Keinen Cent von den<br />

Milliarden gesehen<br />

Das alles klingt glaubwürdig,<br />

hat aber einen entscheidenden<br />

Haken: Wenn wir Leute enteignen,<br />

dann entschädigen wir sie<br />

(oder ihre Erben) dafür. Das ist<br />

besonders wichtig, weil mit der<br />

Forschung an Lacks Zellen Milliarden<br />

verdient wurden. Eine<br />

fünfstellige Zahl von Patenten<br />

geht auf sie zurück. Doch Lacks<br />

Familie sah keinen Cent davon.<br />

Es gibt auch keinen Grund zu<br />

glauben, dass die Leute, die den<br />

HeLa-Stamm erzeugten, irgendwelche<br />

ethischen Abwägungen<br />

durchgeführt hätten. Für sie war<br />

Henrietta Lacks einfach eine Afroamerikanerin,<br />

deren Zellen<br />

sie ungefragt nutzen konnten.<br />

Zumindest Ehrungen erhält<br />

Lacks heute. Sie bekommt posthume<br />

Titel verliehen. Mehr und<br />

mehr Institute werden ihr gewidmet.<br />

Und ihr ursprünglich<br />

anonymes Grab trägt seit 2010<br />

einen Grabstein mit der Inschrift:<br />

Henrietta Lacks, August 1, 1920<br />

– October 4, 1951<br />

In loving memory of a phenomenal<br />

woman, wife and mother<br />

who touched the lives of many.<br />

Here lies Henrietta Lacks<br />

(HeLa). Her immortal cells will<br />

continue to help mankind forever.<br />

Eternal Love and Admiration,<br />

From Your Family<br />

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LESERBRIEFE<br />

Anmerkungen zur<br />

Heilpraktiker-Prüfung<br />

Leserbrief zur „Mensanerin<br />

von nebenan“, <strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong> 137<br />

Die Ausführungen von Brigitte<br />

im Beitrag aus der Serie<br />

„Die Mensanerin von nebenan“<br />

(<strong>MinD</strong> <strong>Mag</strong>azin Nr. 137/August<br />

2020) zur HeilpraktikerIn-Ausbildung<br />

(„Viele denken, da werden<br />

ausschließlich homöopathische<br />

Kenntnisse abgefragt. Aber<br />

das entspricht nicht der Realität,<br />

die Heilpraktiker-Prüfung<br />

ist eine schulmedizinische Prüfung.“)<br />

seien nachfolgend um einige<br />

Punkte ergänzt:<br />

1. Im Gegensatz zu Ausbildungsberufen<br />

ist für die Zulassung<br />

zur Heilpraktiker-Überprüfung<br />

(der Gesetzgeber legt<br />

Wert darauf, dass es keine Prüfung,<br />

sondern eine Überprüfung<br />

ist) keinerlei Erwerb von<br />

Kompetenzen erforderlich, weder<br />

von theoretischem Wissen<br />

noch jedweder praktischer Arbeit<br />

an Patienten vorab. Es muss<br />

kein Nachweis über eine Fachqualifikation<br />

erbracht werden,<br />

jede(r) kann sich „einfach so“<br />

anmelden.<br />

2. Es besteht die Möglichkeit<br />

der professionellen Unterstützung<br />

zur Vorbereitung (die Anbieter<br />

nennen es „Ausbildung“).<br />

Dabei wird ausdrücklich damit<br />

geworben, dass es – anders als<br />

in Ausbildungsberufen – keine<br />

konkreten gesetzlichen Vorgaben<br />

gebe, wie diese auszusehen<br />

haben. Diesbezügliches Zitat eines<br />

Anbieters: „Das erleichtert<br />

den Einstieg in das Berufsfeld<br />

enorm.“<br />

3. Die Überprüfungen, für die<br />

es keinen geregelten inhaltlichen<br />

Standard gibt, bestehen<br />

aus einem schriftlichen (Multiple-Choice-)Test<br />

(Dauer: 120 Minuten,<br />

von 60 Fragen müssen<br />

mindestens 45 korrekt beantwortet<br />

sein) und einem „mündlich-praktischen“<br />

Teil (30 bis<br />

maximal 60 Minuten pro Prüfling,<br />

vor Amtsarzt und zwei<br />

Heilpraktikern mit bis zu vier<br />

Prüflingen gleichzeitig; praktische<br />

Aufgaben kann es nur aus<br />

dem Teil Anwendungsorientierung<br />

geben). Die Überprüfungen<br />

können beliebig oft wiederholt<br />

werden.<br />

4. Es gibt keinen festgelegten<br />

Fragenkatalog wie etwa bei der<br />

theoretischen Führerscheinprüfung,<br />

Fragen vergangener Überprüfungen<br />

(von Anbietern „Prüfungen“<br />

genannt) finden sich<br />

in großer Zahl im Internet. Bedingt<br />

durch fehlende Standards<br />

für Vorkenntnisse (siehe 1.) und<br />

Überprüfungen (siehe 3.) sind<br />

die „mündlich-praktischen“<br />

Überprüfungsteile je nach zuständigem<br />

Gesundheitsamt unterschiedlich<br />

anspruchsvoll.<br />

Wesentlichster Bestandteil der<br />

Überprüfung ist jedenfalls vor<br />

allem die unter 5. genannte Gefahrenabwehr<br />

(„[k]eine Gefahr<br />

für die Volksgesundheit“ beziehungsweise<br />

„[k]eine Gefahr für<br />

den Patienten“).<br />

5. Einen Rechtsanspruch auf<br />

Erteilung der Heilpraktiker-Erlaubnis<br />

hat man, wenn – zusätzlich<br />

zur bestandenen Überprüfung<br />

– fünf Versagungsgründe<br />

nicht vorliegen. Danach muss<br />

man mindestens 25 Jahre alt<br />

sein, mindestens einen Hauptschulabschluss<br />

vorweisen, ein<br />

amtliches Führungszeugnis vorlegen,<br />

ausreichende körperliche<br />

und psychische Gesundheit<br />

belegen und nachweisen, dass<br />

man keine Gefahr für die Gesundheit<br />

der Bevölkerung darstellt.<br />

6. Alleine eine ausreichende<br />

Zahl korrekter Antworten auf<br />

diese Prüfungsfragen in dieser<br />

einmaligen, zweiteiligen Überprüfung<br />

(siehe 3.) qualifiziert<br />

(neben 5.) zur Behandlung von<br />

Menschen, die der/m Heilpraktiker/in<br />

ihr höchstes Gut anvertrauen.<br />

7. Nach Einschätzung medizinischen<br />

Personals (Ärzte und<br />

Pflegekräfte; nicht-repräsentative<br />

Befragung meinerseits) kann<br />

die Prüfung (einige sagen: problemlos)<br />

von jedem bestanden<br />

werden, der in diesem Bereich<br />

arbeitet; mittelmäßig lernbegabte<br />

Laien würden zum Bestehen<br />

der Überprüfung wenige<br />

Wochen Vollzeit zum Lernen<br />

benötigen. Das passt zu Anbietern,<br />

die zum Beispiel mit einer<br />

„Ausbildungszeit“ von maximal<br />

zwei Jahren bei einem 14-tägig<br />

stattfindenden Vormittagskurs<br />

werben.<br />

8. Zum Vergleich: Die jeweils<br />

umfangreiche theoretische und<br />

praktische Ausbildung zum<br />

Facharzt dauert in etwa zehn<br />

Jahre Vollzeit – mit zahllosen<br />

theoretischen Prüfungen sowie<br />

Arbeiten am Patienten.<br />

36 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020


9. Verstöße gegen die Berufsordnung<br />

für Heilpraktiker haben<br />

keine gravierenden Folgen<br />

wie etwa bei Ärzten. Gemäß Artikel<br />

27 der Berufsordnung können<br />

sie zwar geahndet werden,<br />

vorher sollte jedoch immer der<br />

Versuch einer „kollegialen Bereinigung“<br />

unternommen werden.<br />

Ein Heilpraktiker kann gegebenenfalls<br />

aus dem Verband<br />

ausgeschlossen werden, das<br />

tangiert die weitere Berufsausübung<br />

jedoch in keinster Weise.<br />

10. Der Begriff „Schulmedizin“<br />

ist ein despektierlich verwendeter,<br />

unter anderem von Vertretern<br />

der Homöopathie geprägter<br />

Begriff für evidenzbasierte<br />

Medizin.<br />

Boris Springer<br />

LESERBRIEFE<br />

Melitta unterstützte die Nazis<br />

Leserbrief zu „Unprominente<br />

Prominente“, <strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong> 138<br />

Liebes Mind<strong>Mag</strong> Team, lieber<br />

Lars-Hendrik Schilling,<br />

ich finde es großartig, dass Ihr<br />

mit Melitta Bentz eine von vielen<br />

Erfinderinnen in Deutschland<br />

ausgewählt habt!<br />

Geschluckt habe ich aber beim<br />

kurzen Passus zur Unternehmenshistorie<br />

während der Nazizeit.<br />

Hier schreibt Lars-Hendrik:<br />

„Sogar den Zweiten Weltkrieg<br />

überstand es, auch wenn<br />

hier die Umstellung der Produktion<br />

nicht freiwillig passierte.<br />

Auf Anweisung der Reichsregierung<br />

musste man statt Kaffeefiltern<br />

kriegswichtige Güter herstellen.“<br />

Leider war das Unternehmen<br />

mitnichten Opfer der Nazis, sondern<br />

die Eigentümer<br />

haben das System<br />

aktiv unterstützt.<br />

Wikipedia sagt<br />

dazu: „In der Zeit<br />

des Nationalsozialismus<br />

unterstützte<br />

die Firma<br />

die Nationalsozialisten,<br />

Horst<br />

Bentz trat wenige<br />

Monate nach der<br />

Machtergreifung in die<br />

NSDAP ein und wurde<br />

Mitglied der SS. Der Betrieb<br />

wurde 1941, 1942<br />

und 1943 ,Nationalsozialistischer<br />

Musterbetrieb'.“ Und auch<br />

heute noch unterstützt die Eigentümerfamilie<br />

Bentz über die<br />

Hayek-Gesellschaft beispielsweise<br />

die AfD.<br />

Das tut der Erfindung von<br />

Melitta Bentz keinen Abbruch!<br />

Amalie Auguste<br />

Melitta Bentz.<br />

Foto: Wikimedia<br />

Commons<br />

Aber wenn man schon<br />

das Unternehmen<br />

in der Nazizeit erwähnt,<br />

dann sollte<br />

das auch korrekt<br />

passieren.<br />

Ich finde das<br />

Layout übrigens<br />

großartig. Das<br />

Mind<strong>Mag</strong> sieht<br />

endlich nicht mehr<br />

wie eine schlechte<br />

Schülerzeitung aus den<br />

80ern aus. Und ich finde<br />

es auch klasse, dass<br />

ihr jetzt Themenschwerpunkte<br />

setzt.<br />

Viele Grüße<br />

Marion<br />

Hallo Marion,<br />

Kommentar<br />

des Autors<br />

vielen Dank für das Lob und die<br />

ehrliche Kritik. Das ist auf jeden<br />

Fall ein wichtiger Beitrag.<br />

Ich hatte diese düstere Seite<br />

des Konzerns tatsächlich einfach<br />

übersehen, vermutlich weil<br />

mein Recherchefokus auf der<br />

Person Melitta Bentz lag. Das<br />

Unternehmen wollte ich nur so<br />

nebenbei erwähnen, auch um<br />

das Ganze nicht zu einer Werbeseite<br />

verkommen zu lassen.<br />

Aber du hast Recht, da hätte<br />

ich besser aufpassen müssen.<br />

Hoffentlich gefällt dir der neue<br />

Beitrag besser.<br />

Lars<br />

mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020 | 37


STREIFZÜGE DURCH DIE BEGABUNGSFORSCHUNG<br />

Illustration: Pablo Elices, pixabay<br />

TANJA GABRIELE BAUDSON<br />

Astrologie und Intelligenz<br />

Erstaunlich viele Menschen glauben<br />

an die Macht der Sterne.<br />

Weihnachten rückt näher – und wenn auch dieses Jahr einiges anders sein wird als sonst,<br />

die Weihnachtsgeschichte wird in vielen Familien eine Konstante bleiben. Jesu Geburt fällt,<br />

so das Evangelium, mit einem Himmelsereignis zusammen, das so außergewöhnlich ist,<br />

dass es selbst über tausend Kilometer entfernt die Aufmerksamkeit von Sterndeutern auf<br />

sich zieht, die sich alsdann auf den Weg zu dem neugeborenen König machen.<br />

O<br />

b es sich dabei um Astronomen<br />

oder Astrologen<br />

handelte – so scharf war die Abgrenzung<br />

damals noch nicht.<br />

Heute hingegen sind die Kompetenzgebiete<br />

zwischen der<br />

Astronomie als der wissenschaftlichen<br />

Sternkunde und<br />

der Astrologie, die die Zusammenhänge<br />

zwischen den Gestirnen<br />

und dem Leben auf der Erde<br />

deutet, klar aufgeteilt: Ersteres<br />

ist eindeutig den Naturwissenschaften<br />

zugeordnet, während<br />

zweiteres bislang noch keiner<br />

methodisch sauberen empirischen<br />

Überprüfung standhalten<br />

konnte.<br />

Ein verbreiteter<br />

Aberglaube<br />

Nichtsdestotrotz übt die Astrologie<br />

bis heute eine große Faszination<br />

aus. Jede Frauenzeitschrift,<br />

die auf sich hält, und natürlich<br />

auch der Kaminfeueranzünder<br />

aus dem Hause Springer<br />

bieten der Leserschaft ein Horoskop,<br />

und selbst, wer für Esoterik<br />

so gar nichts übrig hat, kennt<br />

hierzulande in der Regel sein<br />

Sternzeichen (zumindest nach<br />

der westlichen Einteilung in die<br />

zwölf Tierkreiszeichen).<br />

Auch sind erstaunlich vielen<br />

Menschen die einschlägigen<br />

Charaktereigenschaften bekannt,<br />

die den verschiedenen<br />

Sternzeichen zugeschrieben<br />

werden.<br />

Sinnlich, aber dickköpfig?<br />

Klar, ein Stier! Ordentlich und<br />

ein bisschen penibel? Typisch<br />

Jungfrau!<br />

Auch darüber, welche Sternzeichen<br />

zusammenpassen und<br />

welche nicht, sind sich einschlägige<br />

Internetseiten übrigens<br />

recht einig – die mittlerweile<br />

zwölf Jahre, die die Autorin mit<br />

ihrem astrologisch so gar nicht<br />

zu ihr passenden Lebensgefährten<br />

alles in allem doch sehr<br />

glücklich verlebt hat, müssen<br />

wohl ein Messfehler sein.<br />

Empirie: das<br />

Gegenmittel<br />

Das Ganze als „Blödsinn“ vom<br />

Tisch zu wischen, wäre vermutlich<br />

die einfachste Lösung, aber<br />

für wissenschaftlich interessierte<br />

Skeptikerinnen und Skeptiker<br />

doch eher unbefriedigend.<br />

Denn was spricht dagegen, sich<br />

auch einem solchen Thema empirisch<br />

anzunähern und den<br />

Blödsinn einer Realitätsprüfung<br />

zu unterziehen – so ähnlich, wie<br />

man das ja auch bei Verschwörungstheorien<br />

macht?<br />

Wenn an der Vermutung, dass<br />

das Geburtsdatum mit verschiedenen<br />

Eigenschaften zusammenhängt,<br />

tatsächlich etwas<br />

dran ist, sollte sich das in<br />

38 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020


den Daten zeigen. Und am besten<br />

untersucht man das natürlich<br />

an möglichst repräsentativen<br />

und großen Stichproben,<br />

um auch schwache Zusammenhänge<br />

sicher dingfest machen<br />

zu können.<br />

Nicht zuletzt sollte man bei<br />

der Untersuchung auch bedenken,<br />

dass tatsächliche Unterschiede<br />

möglicherweise ja gar<br />

nicht durch das Sternzeichen<br />

verursacht werden, sondern<br />

durch andere Variablen, die mit<br />

dem Geburtsdatum zusammenhängen.<br />

Etliche frühere Studien<br />

fanden beispielsweise, dass im<br />

Frühling oder Frühsommer geborene<br />

Kinder etwas intelligenter<br />

sind als Herbst- oder Winterbabys.<br />

Dieser Effekt ist zumindest in<br />

unseren Breitengraden durchaus<br />

plausibel – denn das Ausmaß<br />

an Stimulation, das die<br />

Kinder kurz nach der Geburt genießen,<br />

unterscheidet sich vermutlich,<br />

je nachdem, wieviel<br />

Zeit man draußen in der Natur<br />

oder drinnen in der deutlich<br />

reizärmeren Stube verbringt.<br />

(Interessanterweise findet sich<br />

der Effekt in Studien etwa ab<br />

Mitte der 1990er-Jahre nicht<br />

mehr, wobei die Gründe nicht<br />

ganz klar sind. Behalten wir das<br />

im Hinblick auf den Klimawandel<br />

vielleicht mal im Auge.)<br />

Je besser die<br />

Stichprobe, desto<br />

verlässlicher<br />

der Befund<br />

Eine Metaanalyse, die verschiedene<br />

Studien zum Zusammenhang<br />

zwischen Sternzeichen<br />

und Intelligenz systematisch zusammenfassen<br />

würde,<br />

gibt es bislang noch<br />

nicht. Die wohl<br />

umfangreichste<br />

Einzelstudie<br />

stammt<br />

aus dem Jahr<br />

2006 – hier<br />

untersuchten<br />

Hartmann<br />

und<br />

Kollegen Archivdaten<br />

aus<br />

zwei Stichproben,<br />

der „Vietnam<br />

Experience Study“,<br />

einer Vietnam-Veteranenstudie<br />

(gut 4.300<br />

Männer) und der „National<br />

Longitudinal Survey of Youth“,<br />

einer US-amerikanischen<br />

Längsschnittbefragung junger<br />

Menschen, die im Jahr 1979 zwischen<br />

15 und 24 Jahre alt waren<br />

(jeweils etwa 5.700 weibliche<br />

und männliche Befragte).<br />

Die allgemeine kognitive Fähigkeit<br />

wurde in beiden Stichproben<br />

aus einer Reihe kognitiver<br />

Tests extrahiert – bekanntlich<br />

hängen Tests der kognitiven<br />

Fähigkeiten ja alle<br />

statistisch miteinander zusammen,<br />

sodass man einen „Generalfaktor“<br />

(oder „g-Faktor“) der<br />

allgemeinen Intelligenz daraus<br />

ermitteln kann. Dieser g-Faktor<br />

wurde nun zu den Geburtsdaten<br />

in Beziehung gesetzt. (Ein Wermutstropfen<br />

ist, dass die Autoren<br />

aus Platzgründen die Ergebnisse<br />

nur in Bezug auf den Geburtsmonat<br />

beziehungsweise<br />

das erste und zweite Halbjahr<br />

und nicht auf das Sternzeichen<br />

berichten – wenn man sich anschaut,<br />

wie groß die Bandbreite<br />

der Intelligenzwerte innerhalb<br />

jedes Geburtsmonats ist,<br />

Illustration: Gordon Johnson, pixabay<br />

ist zwar durchaus zu vermuten,<br />

dass die Resultate nicht großartig<br />

anders ausfallen würden,<br />

wenn man sich am Sternzeichen<br />

orientieren würde, aber<br />

ein bisschen schade ist es doch.)<br />

Die interessanten<br />

(Nicht-)Ergebnisse<br />

Was kam nun heraus? Platt gesagt:<br />

nicht viel. Trotz kleiner<br />

Schwankungen in den Durchschnittswerten<br />

über die Geburtsmonate<br />

hinweg waren diese<br />

Unterschiede insgesamt zu<br />

gering (und die Schwankungen<br />

der IQ-Werte innerhalb jedes<br />

Geburtsmonats zu stark), um<br />

statistisch bedeutsam zu sein.<br />

Aber in diesem Fall ist ein solcher<br />

„Nichteffekt“ sogar interessant,<br />

eben weil er die astrologische<br />

Vermutung widerlegt,<br />

dass die Intelligenz vom Geburtszeitpunkt<br />

abhinge. Einzig<br />

ein statistisch bedeutsamer Unterschied<br />

konnte nachgewiesen<br />

werden: nämlich zwischen den<br />

mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020 | 39


STREIFZÜGE DURCH DIE BEGABUNGSFORSCHUNG<br />

in der ersten Jahreshälfte Geborenen<br />

gegenüber denen, deren<br />

Geburtstag in der zweiten Hälfte<br />

des Jahres lag. In der Veteranenstichprobe<br />

fiel dieser Vergleich<br />

zugunsten der später im<br />

Jahr Geborenen aus – in der Jugendstudie<br />

war er jedoch leider<br />

gegenläufig.<br />

Was wir aus dieser und ähnlichen<br />

Untersuchungen aber auf<br />

jeden Fall mitnehmen können,<br />

ist, dass wir uns wissenschaftlichen<br />

Fragen vorurteilsfrei annähern<br />

sollten. Selbst Themen wie<br />

Astrologie, die hochgebildete<br />

Menschen möglicherweise eher<br />

mit spitzen Fingern anfassen,<br />

sind einer empirischen Überprüfung<br />

zugänglich. Und genau<br />

das ist nötig, um solide Daten<br />

zu gewinnen, die man den Vorurteilen<br />

und dem Aberglauben<br />

entgegenhalten kann.<br />

Alternative Erklärungen sollten<br />

dabei stets erwogen und<br />

bestmöglich ausgeschlossen<br />

werden. Die Jahreszeit, in die<br />

die Geburt fällt, hatten wir als<br />

ein Beispiel oben schon kennengelernt.<br />

Zahlreiche weitere Fehlerquellen<br />

lassen sich durch repräsentative<br />

Stichproben reduzieren<br />

oder sogar ausschließen.<br />

Viele der früheren Studien, die<br />

(oft nicht einmal besonders starke)<br />

Belege für den Einfluss des<br />

Sternzeichens auf die menschliche<br />

Intelligenz und Persönlichkeit<br />

fanden, basierten beispielsweise<br />

auf selektiven Stichproben<br />

– etwa Personen, die sich<br />

mit dem Thema Astrologie beschäftigen<br />

und möglicherweise<br />

auch eher an entsprechenden<br />

Studien teilnehmen. (Darin<br />

sind sie der frühen Hochbegabtenforschung<br />

der 1980er Jahre<br />

nicht unähnlich, die ihre Studienteilnehmerinnen<br />

und -teilnehmer<br />

bekanntlich häufig aus<br />

Beratungsstellen und Hochbegabtenvereinen<br />

bezog und dadurch<br />

falsche Schlüsse zog, wie<br />

Hochbegabte so sind.)<br />

Warum glauben<br />

Menschen trotzdem<br />

an Astrologie?<br />

In Anbetracht der recht dünnen<br />

Evidenz erstaunt es doch, wie<br />

viele Menschen an die Macht<br />

der Sterne glauben. Woran liegt<br />

das? Bequemlichkeit ist möglicherweise<br />

in mehrfacher Hinsicht<br />

ein Grund: Zum einen bietet<br />

das Sternzeichen eine wunderbar<br />

komplexitätsreduzierte<br />

Erklärung – schuld an aller Unbill<br />

ist das Geburtsdatum!<br />

Wie sollen die sensiblen Fische<br />

bitteschön die Dominanz<br />

eines Löwen entwickeln (und<br />

umgekehrt)? Hinzu kommt,<br />

dass der Glaube an geheimnisvolle<br />

Mächte, die wir nicht beeinflussen<br />

können, uns von der<br />

Verantwortung für unser eigenes<br />

Leben entbindet.<br />

Wenn etwas so Großes und<br />

Ewiges wie die Sterne mein<br />

Schicksal bestimmt – wer bin<br />

ich, mich ihnen entgegenstellen<br />

zu wollen? So lassen sich fehlende<br />

Eigeninitiative und mangelnde<br />

Änderungsmotivation komfortabel<br />

rechtfertigen.<br />

Und was speziell Horoskope<br />

betrifft, deren Diagnosen und<br />

Ratschläge ja auf den ersten<br />

Blick erstaunlich zutreffend erscheinen:<br />

Hier kommt ein Phänomen<br />

ins Spiel, das nach dem<br />

gleichnamigen Zirkus als „Barnum-Effekt“<br />

bezeichnet wird.<br />

Beim Zirkus Barnum ist für alle<br />

etwas dabei – und dasselbe gilt<br />

für Horoskope, die dank hinreichend<br />

unscharfer Formulierungen<br />

und simpler Basiswahrscheinlichkeiten<br />

allen etwas<br />

Passendes bieten.<br />

Wohl jeder Mensch profitiert<br />

davon, wenn er sich auf der Arbeit<br />

nicht stressen lässt, sich bei<br />

einem lieben Menschen meldet<br />

oder mehr Sport treibt. (Wer<br />

mag, kann ja die Probe aufs Exempel<br />

machen und sich das Horoskop<br />

eines anderen Sternzeichens<br />

zum Vergleich vornehmen.)<br />

Erfreuen kann man sich an<br />

den Himmelsphänomenen übrigens<br />

auch, ohne ihnen irgendwelche<br />

prophetischen Kräfte<br />

oder gar Macht über das eigene<br />

Schicksal zuzubilligen. Astronomisch<br />

(!) interessierten Leserinnen<br />

und Lesern lege ich<br />

auf jeden Fall den Geminiden-<br />

Meteorstrom ans Herz, der in<br />

Deutschland vom 13. auf den 14.<br />

Dezember mit bis zu 120 Sternschnuppen<br />

pro Stunde seinen<br />

Höhepunkt erreichen wird.<br />

Literatur:<br />

Hartmann, P, Reuter, M. & Nyborg,<br />

H. (2006). The relationship<br />

between date of birth and<br />

individual differences in personality<br />

and general intelligence:<br />

A large-scale study. Personality<br />

and Individual Differences, 40,<br />

1349–1362.<br />

40 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020


MENSA FORSCH(T)<br />

Familienbelastung durch<br />

Hochbegabung<br />

Nur teilweise Bestätigung der „üblichen Verdächtigen“.<br />

Mensa unterstützt Forschung zu Intelligenz und<br />

Hochbegabung. Über die „Externe-Studien“-Mailingliste,<br />

die ihr im eMVZ abonnieren könnt, laufen regelmäßig<br />

Befragungen. In der Reihe „Mensa forsch(t)“ stellen die<br />

Autorinnen und Autoren ihre Ergebnisse vor.<br />

Autor: Christian Ambach<br />

Titel der Arbeit: Belastungsfaktoren<br />

in Familien mit hochbegabten<br />

Kindern<br />

Jahr der Abgabe: 2018<br />

Worum ging es?<br />

Ein ständig wachsender Beratungsmarkt<br />

im Umfeld von<br />

Hochbegabung – insbesondere<br />

für Eltern hochbegabter Kinder<br />

– lässt vermuten, dass die Erziehung<br />

von Hochbegabten und<br />

das Zusammenleben mit ihnen<br />

spezifische Belastungsfaktoren<br />

mit sich bringen. Um diese Familien<br />

effektiv unterstützen zu<br />

können, ist jedoch zunächst ein<br />

genaueres Verständnis der tatsächlichen<br />

Faktoren nötig.<br />

Wen hast du untersucht?<br />

Mitgewirkt haben zwei Gruppen<br />

von Eltern. Zum einen stellten<br />

74 Familien mit mindestens<br />

einem hochbegabten Kind,<br />

die aus Mensa-Mitgliedern rekrutiert<br />

wurden, ihre Daten zur<br />

Verfügung. Daneben gab es eine<br />

zufällig ausgewählte Kontrollgruppe<br />

von 31 Familien, bei denen<br />

keine Hochbegabung in der<br />

Familie bekannt war.<br />

Wie hast du das gemacht?<br />

Es kam ein standardisiertes<br />

Testverfahren zum Einsatz. Zusätzlich<br />

wurde bei den Familien<br />

mit hochbegabten Kindern<br />

ein eigener Fragebogen vorgelegt,<br />

der speziell auf das Thema<br />

Hochbegabung ausgelegt war.<br />

Christian Ambachs Studie ist<br />

als Buch in der Reihe „IfBeP<br />

Forschungsergebnisse“ erschienen<br />

und für 9,99 Euro erhältlich.<br />

Bei Bestellung über<br />

Amazon Smile könnt ihr Mensa<br />

unterstützen. Seinen betitelten<br />

Vortrag, den er im Rahmen der<br />

Webinar-Reihe #MensaGoes-<br />

Science gehalten hat, findet ihr<br />

im YouTube-Kanal von Mensa:<br />

http://mind-mag.de/link/video-ambach<br />

Was kam heraus?<br />

Die „üblichen Verdächtigen“<br />

konnten nur teilweise bestätigt<br />

werden. Hausaufgaben, Mobbing<br />

und Ähnliches hatten in<br />

dieser Studie keinen signifikanten<br />

Einfluss auf das Belastungsniveau.<br />

Dagegen zeigten sich<br />

unerwartete Einflüsse, zum Beispiel,<br />

ob die Mutter eine abgeschlossene<br />

Berufsausbildung<br />

hat oder nicht. Weiterhin zeigte<br />

sich, dass das Erlernen eines<br />

Instruments, die Mitgliedschaft<br />

in einem Verein oder der regelmäßige<br />

Kontakt mit anderen<br />

Hochbegabten die Familienbelastung<br />

verringert. Bemerkenswert<br />

war auch, dass viele Belastungsfaktoren<br />

nicht direkt auf<br />

eine Hochbegabung zurückzuführen<br />

sind, sondern vielmehr<br />

auf die Art, wie Eltern und soziales<br />

Umfeld sie bewerten.<br />

Was lief schief?<br />

Bei der Übermittlung der Druckdaten<br />

zur Veröffentlichung gingen<br />

alle Querverweise im Text<br />

verloren. Deshalb musste schon<br />

nach kurzer Zeit eine zweite<br />

Auflage veröffentlicht werden.<br />

Was bedeuten die<br />

Ergebnisse praktisch?<br />

Es spricht einiges dafür, dass<br />

Schwierigkeiten von Hochbegabten<br />

wesentlich vom Umgang<br />

mit dem Thema seitens des sozialen<br />

Umfeldes beeinflusst werden.<br />

Das würde bedeuten, dass<br />

spezielle Förderprogramm für<br />

die Hochbegabten nur die halbe<br />

Lösung des Problems sind.<br />

Kontakt:<br />

christian.ambach@ifbep.de<br />

mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020 | 41


DEUTSCHER IQ-PREIS 2020<br />

ULRIKE DÜRNFELD<br />

Was lange währt …<br />

Verleihung des Deutschen IQ-Preises<br />

an die Neue Schule Dorsten.<br />

Mit dem Deutschen IQ-Preis 2020 werden zum 15. Mal<br />

Projekte ausgezeichnet, die sich besonders um das Thema<br />

„Hochbegabung“ in der Öffentlichkeit verdient gemacht<br />

haben. Der Verein „Reparieren macht Schule e. V.“ konnte<br />

bereits am 25. Juni in München freudig strahlen, nun kam<br />

auch die Neue Schule Dorsten am 30. Oktober endlich in<br />

Besitz ihrer Trophäe.<br />

D<br />

ie Übergabe in Dorsten war<br />

dieses Jahr bereits zweimal<br />

verschoben worden – und<br />

beide Male spielte Corona eine<br />

wichtige Rolle: Erst wurde die<br />

Übergabe auf dem Jahrestreffen<br />

in Nürnberg abgesagt, dann<br />

brachte Mitte August ein Covid-<br />

19-Fall in der Belegschaft der<br />

Neuen Schule Dorsten die Übergabe<br />

zur Verschiebung. Umso<br />

mehr freuten sich nun alle, dass<br />

die offizielle Verleihung Ende<br />

Oktober vonstatten ging.<br />

Natürlich lag bei der Vorbereitung<br />

in den letzten Wochen immer<br />

wieder die Unsicherheit in<br />

der Luft, ob die Vergabe wirklich<br />

stattfinden würde. Erst ein<br />

paar Tage vorher noch wurde<br />

die Teilnehmendenzahl auf ein<br />

Minimum reduziert, sodass leider<br />

nur die wirklich notwendigen<br />

Personen teilnehmen konnten.<br />

Und natürlich nur mit Abstand<br />

und Maske.<br />

Das Objekt der Begierde: Der IQ-Preis in der<br />

Kategorie Hochbegabtenförderung.<br />

Die Urkunde und die Trophäe<br />

selbst wurden daher noch von<br />

München aus mit einem Paketdienstleister<br />

durch die Republik<br />

versandt, anstatt persönlich<br />

nach Dorsten gebracht zu werden<br />

– es war bis zuletzt spannend,<br />

ob beides wohlbehalten<br />

bei Yu Jin ankommen würde.<br />

Das Alte Rathaus in Dorsten<br />

war ein würdiger Ort, einem<br />

Projekt den Deutschen IQ-Preis<br />

2020 zu überreichen: ehrwürdige<br />

Torbögen, alte Holzbalken<br />

in der Decke, dazu ein schöner<br />

Parkettboden und ein roter Vorhang.<br />

Die feierliche Umgebung<br />

übertrug sich auch zugleich auf<br />

die Anwesenden: Yu Jin Son,<br />

als Vorständin bei Mensa in<br />

Deutschland e. V. zuständig für<br />

Marketing, Bildung und die Mitgliederbetreuung,<br />

war zusammen<br />

mit Monika Schumann,<br />

der KiJu-Ansprechpartnerin für<br />

die Region und Einreicherin der<br />

Projektidee, vor Ort.<br />

Den Preis nahmen Frau Dr.<br />

Marzian als Projektleiterin, Frau<br />

Kasche und Frau Bender als<br />

Schulleitung der Neuen Schule<br />

Dorsten in Empfang. Die Stadt<br />

Dorsten wurde von Bürgermeister<br />

Tobias Stockhoff vertreten:<br />

„Wir sind als Stadt Dorsten<br />

sehr stolz darauf, dass die Neue<br />

Schule Dorsten, die es auch erst<br />

seit 2017 gibt, durch Mensa in<br />

Deutschland ausgezeichnet<br />

wird. Dafür ein ganz herzliches<br />

Dankeschön!“<br />

Yu Jin würdigte das Konzept<br />

„HerausForderung“, mit dem die<br />

Neue Schule in der Kategorie<br />

42 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020


DEUTSCHER IQ-PREIS 2020<br />

Feierliche Übergabe in Dorsten (v.l.n.r.): Die Schulleiterin Susanne Bender, Projektleiterin Dr.<br />

Stefanie Marzian, Daniela Kasche (Stv. Schulleitung), Monika Schumann, Yu Jin Son, Tobias<br />

Stockhoff (Bürgermeister der Stadt Dorsten).<br />

Fotos: Bärbel Guske<br />

Preisübergabe: <strong>MinD</strong>-Vorstand Yu Jin Son<br />

(re.) und Schul-Vertreterin und Projektleiterin<br />

Dr. Stefanie Marzian.<br />

„Hochbegabtenförderung“ den<br />

Deutschen IQ-Preis 2020 gewonnen<br />

hat.<br />

In diesem Projekt können<br />

überdurchschnittlich begabte<br />

und hochbegabte Schülerinnen<br />

und Schüler tiefer, abstrakter<br />

und entsprechend ihren kognitiven<br />

Fähigkeiten lernen. So<br />

werden die Themen des Regelunterrichts<br />

über das gymnasiale<br />

Niveau hinaus anhand komplexer<br />

Fragestellungen und auf<br />

einem adäquaten Niveau bearbeitet<br />

und Aufgaben problemorientiert,<br />

komplex und kreativ<br />

gestellt, um durch projektbezogenes<br />

Arbeiten abstraktes, vernetztes<br />

und tiefes Lernen zu erreichen.<br />

Die Schülerinnen und Schüler<br />

setzen sich mit den Themen<br />

Begabung, Leistung, Möglichkeiten,<br />

IQ und Chancengleichheit<br />

auseinander. Bürgermeister<br />

Stockhoff: „Es ist eine Würdigung<br />

des Konzeptes, dass man<br />

Inklusion in alle Richtungen<br />

Das Schul-Konzept<br />

Das Konzept der Neuen Schule<br />

Dorsten bietet allen Schülerinnen<br />

und Schülern individuelle<br />

Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten,<br />

sodass jedes Kind,<br />

seinen Leistungen und seiner<br />

Begabung entsprechend,<br />

den für sich besten Bildungsabschluss<br />

erreichen kann. So<br />

kann beispielsweise das Abitur<br />

sowohl in acht als auch in<br />

neun Jahren erreicht werden.<br />

Ziel ist es, eine Lernmotivation<br />

und Freude am Lernen zu entwickeln.<br />

Dies geschieht, wenn<br />

Kinder und Jugendliche ihre<br />

Stärken erkennen und sich dieser<br />

bewusst werden, sodass<br />

sie Lücken leichter überwinden<br />

können.<br />

denken muss: An Kinder auf der<br />

einen Seite, die besonders emotionalen,<br />

sozialen Förderbedarf<br />

haben und Kinder auf der anderen<br />

Seite, die den ‚wissenschaftlichen‘,<br />

inhaltlichen Förderbedarf<br />

haben.“<br />

Auch Monika spricht in ihrer<br />

Funktion als KiJu-Beauftragte<br />

häufig mit verzweifelten Eltern<br />

hochbegabter Kinder, die in der<br />

Schule unglücklich, weil unterfordert<br />

sind und schlechte Noten<br />

schreiben. Die Neue Schule<br />

Dorsten holt die Kinder genau<br />

dort ab, wo sie stehen, sie verwechselt<br />

Hochbegabung nicht<br />

mit Hochleistung, sondern erkennt<br />

und fördert die Potenziale<br />

der Kinder.<br />

Besonders dabei ist auch, dass<br />

es keine Zusatzangebote zum<br />

normalen Unterricht sind, sondern<br />

diesen ersetzen. So war<br />

es auch bei Monikas Sohn, der<br />

seit dem Wechsel auf die Neue<br />

Schule Dorsten glücklich und<br />

motiviert ist – eben, weil er ernst<br />

genommen wird.<br />

Diese individuelle Förderung<br />

verdankt die Neue Schule dem<br />

Team des Projektes „HerausForderung“,<br />

das neben der Schullei-<br />

mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020 | 43


DEUTSCHER IQ-PREIS 2020<br />

terin Susanne Bender die stellvertretende<br />

Schulleiterin Daniela<br />

Kasche, Konzeptentwicklerin<br />

Dr. Stefanie Marzian und weiteres<br />

Lehrpersonal umfasst, das<br />

sich engagiert für die bestmöglichen<br />

Entfaltungs- und Entwicklungsmöglichkeiten<br />

der Schülerinnen<br />

und Schüler einsetzt.<br />

Bürgermeister Stockhoff:<br />

„Der Deutsche IQ-Preis 2020 ist<br />

auch eine Würdigung für alle<br />

Menschen an der Neuen Schule,<br />

die sich für die Förderung<br />

und Entdeckung von Hochbegabung<br />

einsetzen: Die engagierte<br />

Schulleitung, die Elternschaft<br />

und selbstverständlich auch<br />

die Schülerinnen und Schüler.<br />

Denn so ein Preis wird am<br />

Ende nur dort verliehen, wo alles<br />

zusammenwirken kann und<br />

die Schulgemeinschaft wunderbar<br />

miteinander verzahnt arbeitet.<br />

Dafür bedanke ich mich sehr<br />

herzlich!“<br />

Zwar wurde der anschließende<br />

Sektempfang abgesagt, dennoch<br />

entfaltete sich bei der<br />

Übergabe eine feierliche Stimmung:<br />

„Es war eine sehr schöne<br />

Preisverleihung und ein schöner<br />

Rahmen! Auf Kosten des<br />

Bürgermeisters durften die drei<br />

Vertreterinnen der Neuen Schule<br />

Dorsten, Yu Jin und ich (für<br />

<strong>MinD</strong>) im Anschluss noch zum<br />

Essen gehen – was für eine schöne<br />

Geste! Gerade in Anbetracht<br />

der derzeitigen Situation tut<br />

so ein Stück Normalität wahre<br />

Wunder.“ Monika ist auch einen<br />

Tag später noch sichtlich begeistert.<br />

Die bereits bestehende gute<br />

Zusammenarbeit zwischen<br />

<strong>MinD</strong> und der Neuen Schule soll<br />

nun noch einmal weiter vertieft<br />

werden. Und vielleicht, so hofft<br />

Bürgermeister Stockhoff, kann<br />

der Preis auch eine Motivation<br />

und ein Leuchtturm für andere<br />

Schulen in Dorsten und der<br />

Region sein, diejenigen Kinder<br />

stärker in den Fokus zu nehmen,<br />

die diesen Wissensdurst haben<br />

und ihn anhand eines Konzeptes<br />

wie das der Neuen Schule<br />

Dorsten stillen zu können: „Es<br />

lohnt sich, diesen Weg zu gehen<br />

– das zeigt die Würdigung mit<br />

dem Deutschen IQ-Preis sehr<br />

deutlich!“<br />

„Ein Bildungsangebot für<br />

begabte Kinder“<br />

Stefanie Marzian und Daniela Kasche im Interview.<br />

Wie haben Sie davon erfahren,<br />

dass Sie für den Deutschen IQ-<br />

Preis 2020 nominiert waren?<br />

Die Projekteinreicherin Frau<br />

Schumann hat uns darüber informiert.<br />

Darüber haben wir<br />

uns selbstverständlich sehr gefreut.<br />

Was ist das Besondere<br />

an dem Lernkonzept und<br />

Förderprogramm?<br />

Unser Begabtenförderkonzept<br />

„HerausForderung“ ist in zweierlei<br />

Hinsicht einzigartig in der<br />

deutschen Bildungslandschaft.<br />

Zum einen machen wir im eigentlichen<br />

Wortsinn Begabtenförderung,<br />

das heißt, wir unterscheiden<br />

zwischen Leistung<br />

und Begabung. Zum anderen ist<br />

unser Grundverständnis, dass<br />

diese Kinder einen eigenen Bildungsgang<br />

benötigen. Schaut<br />

man sich die Bildungsgänge<br />

analog zur IQ-Kurve an, so ist<br />

offensichtlich, dass der inklusive<br />

Gedanke im Bereich des gymnasialen<br />

Niveaus aufhört und<br />

nicht weitergedacht wird. Der 6.<br />

Bildungsgang als logische Konsequenz<br />

fehlt.<br />

Welche Unterstützung kann<br />

die Neue Schule Dorsten<br />

hier gut gebrauchen?<br />

Im Bereich der Begabtenförderung<br />

wünschen wir uns sehr die<br />

Anbindung an einen Lehrstuhl<br />

für Begabtenpädagogik, um das<br />

Konzept unter wissenschaftlichen<br />

Fragestellungen zu evaluieren<br />

und weiterzuentwickeln.<br />

Zurzeit arbeitet die Projektleitung<br />

vor allen Dingen autodi-<br />

44 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020


daktisch, da es an finanziellen Mitteln fehlt, den<br />

Studiengang „Begabtenpädagogik“, welcher in<br />

dieser Form ausschließlich in der Schweiz stattfindet,<br />

belegen zu können.<br />

Ein weiteres Herzensanliegen ist es, für die<br />

Projektleiterin Frau Dr. Marzian eine lehrerausbildungsunabhängige<br />

Stelle zu schaffen. Im Idealfall<br />

eine Stelle als Begabtenpädagogin oder als<br />

wissenschaftliche Mitarbeiterin.<br />

Anzeige<br />

Eine geniale Idee<br />

kann ganz einfach sein.<br />

Wie ist das Konzept entstanden?<br />

Was war die Initialzündung?<br />

Bereits in der Grundkonzeption der Schule war<br />

es ein wichtiges Anliegen, den Kindern, die eine<br />

besondere kognitive Begabung haben, ein passendes<br />

Bildungsangebot zu geben. Ebenso war<br />

uns der Inklusionsgedanke wichtig.<br />

Warum soll ein Kind mit Hochbegabung die<br />

Lerngruppe verlassen müssen, damit es ein passendes<br />

Bildungsangebot bekommt? Ein Kind mit<br />

Lernbehinderung verbleibt gemäß dem inklusiven<br />

Gedanken auch nicht so lange in einer Klassenstufe,<br />

bis es den entsprechenden Stoff beherrscht.<br />

Welche Voraussetzungen muss man erfüllen, um in<br />

das Förderprogramm aufgenommen zu werden?<br />

In Anlehnung an die aus der PULSS-Studie gewonnenen<br />

Erkenntnisse und der logischen Ableitung<br />

der jeweils anderen Bildungsgänge<br />

(Standardabweichung um 15 ist gleich neuer eigener<br />

Bildungsgang) haben wir den Cut-off bei<br />

120 festgelegt.<br />

In der fünften Klasse werden die Kinder mit einem<br />

geeigneten, validen, standardisierten Testverfahren<br />

getestet, das kultur- und sprachfrei ist<br />

(CFT-20-R). Einige Kinder kamen/kommen mittlerweile<br />

auf Grund des Angebots bereits getestet<br />

zu uns.<br />

Was bedeutet es Ihnen, den Preis nun<br />

endlich nach zweimaligem Verschieben<br />

in den Händen halten zu können?<br />

Wir freuen uns so sehr und sind stolz, dass wir<br />

den Preis gewonnen haben und jetzt auch ganz<br />

offiziell in den Händen halten können.<br />

Er ist für uns ein Zeichen der Wertschätzung<br />

unseres Gedankenansatzes und letztendlich unserer<br />

Arbeit.<br />

mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020 | 45<br />

Die zündende Idee unseres Unternehmensgründers war die<br />

Allfinanzstrategie. Bei diesem genialen Konzept bekommen<br />

Sie Beratung zu allen Finanzangelegenheiten aus einem<br />

Kopf – perfekt aufeinander abgestimmt, bis ins Detail durchdacht:<br />

Bank und Investment, Versicherung und Vorsorge,<br />

Finanzierung und Bausparen.<br />

Fragen Sie mich nach der Strategie, die zu Ihnen und Ihren<br />

Zielen passt. So starten Sie genial in Ihre finanzielle Zukunft.<br />

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Regionaldirektion für<br />

Bachelor of Arts / Master of Laws<br />

Markus Sliwka<br />

Kaufmann für Versicherungen<br />

und Finanzen (IHK)<br />

Hauptstraße 51<br />

72667 Schlaitdorf<br />

Telefon 07127 931011<br />

Markus.Sliwka@dvag.de


SELF-PUBLISHING<br />

MARIANNE KAINDL<br />

Mauerblümchen sieht<br />

man nicht<br />

So machst du dein Buch bekannt.<br />

Stell dir vor, es ist der Tag, an dem dein Buch erscheint. Du postest es in den<br />

Social Media, und die Kommentarspalten füllen sich mit Meldungen: „Habe es gerade<br />

bestellt“, „Wurde heute geliefert“. Im vierten und letzten Teil unserer kleinen<br />

Self-Publishing-Serie geht es ums Marketing: Auch das beste Buch muss erst mal<br />

bekannt gemacht und auch verkauft werden.<br />

E<br />

s liegt in deiner Lieblingsbuchhandlung,<br />

es ist über<br />

Amazon, Thalia, Hugendubel<br />

und all die anderen erhältlich.<br />

Vielleicht rufen Leserinnen und<br />

Leser an und gratulieren dir.<br />

Du bereitest dich auf die Premierenlesung<br />

am Abend vor<br />

und freust dich schon auf die<br />

Menschen, die mit dir feiern<br />

werden.<br />

Es ist DEIN Tag.<br />

Dieses Szenario passt natürlich<br />

eher zur Belletristik als zum<br />

Fach- oder Sachbuch. Aber auch<br />

als Sachbuchautorin oder -autor<br />

kannst du feiern. Lade Kundinnen<br />

und Kunden, Geschäftspartnerinnen<br />

und Geschäftspartner,<br />

Kolleginnen und Kollegen und<br />

Multiplikatorinnen und Multiplikatoren<br />

zum Sekt ein, überrasche<br />

sie mit einer unkonventionellen<br />

Präsentation, die zum<br />

Stil deines Buchs passt und feiere<br />

mit ihnen den Launch deines<br />

Werks.<br />

Stimmt – damit überhaupt jemand<br />

Kenntnis davon nimmt,<br />

dass dein Buch erschienen ist,<br />

musst du diesen Launch, diesen<br />

Tag der Veröffentlichung, vorbereiten.<br />

Ich gebe dir einige Anregungen<br />

dafür. Nutze sie bitte als Inspiration<br />

und passe sie an dein<br />

Buch, deine Situation, deine Ziele,<br />

deine zeitlichen und finanziellen<br />

Möglichkeiten, deine Zielgruppen<br />

und Reader Personae<br />

an.<br />

Phase 1: Branding<br />

und Positionierung<br />

Nur wer weiß, wo er oder sie<br />

hinwill, wird auch dort ankommen.<br />

Deine Stärken, dein Alleinstellungsmerkmal,<br />

deine<br />

Zielgruppen und Reader Personae<br />

und deine Brand Description<br />

sind bereits während des<br />

Schreibens Leitplanken für dein<br />

Buch, und zwar unabhängig davon,<br />

ob es sich um Science Fiction<br />

oder ein Sachbuch zum<br />

Steuerrecht handelt.<br />

Wie du sie erarbeitest, habe<br />

ich im Beitrag „Branding – die<br />

Basis deines Bucherfolgs“ in<br />

<strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong> 134 zusammengefasst.<br />

Wenn du es nicht mehr<br />

vorliegen hast, findest du es<br />

auch im Online-Archiv auf www.<br />

mensa.de.<br />

Am besten ist es, wenn du diese<br />

Eckpfeiler für dich bereits<br />

dann zumindest grob definiert<br />

hast, wenn du dein Buch plottest,<br />

also das Grundkonzept des<br />

Buchs erarbeitest. Willst du es<br />

einem Verlag oder einer Literaturagentin<br />

/ einem Literaturagenten<br />

anbieten, gehören diese<br />

Infos sowieso ins Exposé.<br />

46 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020


Phase 2: Die<br />

Planungsphase<br />

Mockup „Nazi-Allergie“.<br />

Mockup-Vorlage: The Author Academy<br />

Dauer: ungefähr ein Monat.<br />

Sollte, wenn irgend möglich,<br />

spätestens drei bis vier Monate<br />

vor dem Erscheinen des Buchs<br />

abgeschlossen sein.<br />

Cover, Titel, Klappentext sind<br />

wesentlich dafür, ob sich dein<br />

Buch verkauft. Unterschiedliche<br />

Genres werden hierbei auf<br />

unterschiedliche Weise bedient:<br />

Von Cover und Titel eines historischen<br />

Romans wird anderes<br />

erwartet als von Cover und Titel<br />

einer Dissertation, die, vielleicht<br />

überarbeitet und angepasst, als<br />

Selfpublishing-Buch und -E-<br />

Book erscheinen soll.<br />

Lege jetzt Deine Veröffentlichungsstrategie<br />

fest (siehe mein<br />

Beitrag „Raus aus der Schublade<br />

– und rein in die Welt. Veröffentlichungsstrategien<br />

für Selfpublisher/innen“<br />

in <strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong><br />

132, ebenfalls im Online-Archiv<br />

der Mensa-Website).<br />

Wo liegt dein Schwerpunkt –<br />

E-Book oder Print? Welcher Anbieter<br />

entspricht deinen Zielen<br />

am besten?<br />

Plane deine Vorgehensweise,<br />

wie du dein Buch bekannt machen<br />

möchtest. Die ist für Belletristik<br />

und Sachbücher nicht<br />

identisch. Aber du hast dir ja<br />

Gedanken und Notizen dazu<br />

gemacht, wo deine Reader Persona<br />

anzutreffen ist, und diese<br />

Vorüberlegungen dienen dir<br />

jetzt als Grundlage für deine<br />

Ideen. Willst du eine Buchtour<br />

machen? Willst du dein Buch<br />

in Schulen vorstellen? Oder in<br />

Fachforen? Welche Medien eignen<br />

sich am besten für dein Thema?<br />

Katzenzeitschrift, Lifestyle-<br />

<strong>Mag</strong>azin oder Fachblatt für Software-Entwickelnde?<br />

Welche<br />

weiteren Medien kommen in<br />

Frage? Gibt es Blogs, die sich mit<br />

deinem Thema befassen? Multiplikatorinnen<br />

und Multiplikatoren,<br />

Influencerinnen und Influencer?<br />

Mein Tipp: Verschicke nicht<br />

Rezensionsexemplare und Vorabdrucke<br />

nach dem Gießkannenprinzip,<br />

sondern biete sie<br />

gezielt an.<br />

Wo kann deine Premierenlesung<br />

stattfinden? Ach – für dein<br />

Sachbuch ist eine Premierenlesung<br />

unsinnig? Dann halte einen<br />

unkonventionellen Vortrag<br />

und feiere in diesem Rahmen<br />

deine Neuerscheinung.<br />

Hast du einen Newsletter als<br />

Autorin / Autor? Bau einen auf.<br />

Jetzt. Nicht erst dann, wenn<br />

dein Buch bereits erschienen ist.<br />

Lass dein Publikum vorab einen<br />

Blick in deine Autorenwerkstatt<br />

werfen. Bring sie dazu, dass sie<br />

gespannt sind auf dein Buch,<br />

sich auf sein Erscheinen freuen,<br />

es vorbestellen.<br />

Lass Marketing- und Streuartikel<br />

machen. Lesezeichen. Postkarten.<br />

Vielleicht Stofftaschen.<br />

SELF-PUBLISHING<br />

Oder etwas ganz anderes, passend<br />

zu deinem Thema. Da es<br />

noch keine Fotos deines Buches<br />

gibt: Nimm Mockups.<br />

Fang an, von deinem Buch zu<br />

erzählen. Digital und analog.<br />

Auf deiner Website und bei den<br />

Leuten aus deinem Umfeld, die<br />

sich dafür interessieren.<br />

Genieße es, dass du nun Autorin<br />

oder Autor bist.<br />

Phase 3:<br />

Konkretisierung<br />

Dauer: circa ein Monat. Sollte<br />

im Wesentlichen zwei Monate<br />

vor dem Erscheinen des Buchs<br />

abgeschlossen sein.<br />

Sind deine Werbematerialien<br />

fertig? Läuft deine Mailingliste?<br />

Stehen die wichtigsten Termine<br />

für Blogtour, Presseinterviews,<br />

Lesungen, Fachvorträge,<br />

Signierstunden?<br />

Biete Presse und Blogs Themen<br />

im Kontext deines Buchs<br />

an, vor allem dann, wenn es ein<br />

Sach- oder Fachbuch ist. Dass<br />

du eine Veröffentlichung herausbringst,<br />

ist eine Meldung,<br />

die vorwiegend die Lokalpresse<br />

und befreundete Blogs interessiert,<br />

wenn sie nicht gerade<br />

welterschütternd ist.<br />

Aber bestimmt hast du ein<br />

Thema, vor allem als Sach- und<br />

Fachbuchautorin oder -autor,<br />

das für das Publikum spezifischer<br />

Medien relevant ist. Welche<br />

Frage, die es hat, kannst DU<br />

beantworten (DU, nicht in erster<br />

Linie dein Buch)? Welcher Zeitpunkt<br />

ist am günstigsten, um<br />

zu erreichen, dass du interviewt<br />

wirst beziehungsweise ein Bericht<br />

über dich und dein Thema<br />

erscheint? Wo? Du merkst: Bei<br />

diesem Ansatz ist dein Buch ein<br />

mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020 | 47


SELF-PUBLISHING<br />

Türöffner, weil es dich als Expertin<br />

oder Experten präsentiert.<br />

Das eigentliche Thema ist aber<br />

der Nutzen deines Expertenwissens<br />

für die Zielgruppe der Zeitung,<br />

Zeitschrift, Fernseh- oder<br />

Radioanstalt und so weiter.<br />

Verschicke Mailings. Erweitere<br />

deine Mailing-Liste.<br />

Schaffe in den Social Media,<br />

die zu dir und deinem Thema<br />

passen, Interesse an deiner Neuerscheinung.<br />

Plane die Premierenlesung beziehungsweise<br />

den Premierenvortrag<br />

konkret. Sprich dich mit<br />

den Veranstaltenden ab, wie ihr<br />

das Event am besten bekanntmachen<br />

könnt. Organisiere jemanden,<br />

der oder die fotografiert.<br />

Die Bilder brauchst du später<br />

vielleicht für die Presse, auf<br />

jeden Fall für Blog, Newsletter,<br />

Social Media.<br />

Phase 4: Start in<br />

die Zielgerade<br />

Dauer: ungefähr zwei Wochen<br />

Stehen die Termine?<br />

Hast du die Presseaussendungen<br />

rausgeschickt?<br />

Bediene weiterhin dein Publikum<br />

(Blog, Newsletter, Social<br />

Media und so weiter) mit Insider-Infos<br />

und kurzen Textgeschenken,<br />

also ausführlicheren<br />

Zitaten aus dem neuen Buch.<br />

Kündige dein Buch im Verzeichnis<br />

lieferbarer Bücher an.<br />

Mach das E-Book bei Amazon<br />

und / oder anderen Anbietern<br />

vorbestellbar.<br />

Passt ein Gewinnspiel zum<br />

Buchlaunch zu deinem Thema?<br />

Entweder von dir selbst veranstaltet<br />

oder in Zusammenarbeit<br />

mit Presse, Blogs, Multiplikatorinnen<br />

und Multiplikatoren?<br />

Marianne Kaindl bei<br />

einer Lesung in Dachau.<br />

Foto: Ines Holz<br />

Vielleicht hast du dazu eine<br />

originelle, ungewöhnliche Idee?<br />

Als „Nazi-Allergie. Der dritte Coco-KatzenKrimi“<br />

erschien, lud<br />

ich in einem Gewinnspiel zum<br />

Katzen-Casting ein: Die fünf Gewinner-Katzen<br />

sollten Protagonistinnen<br />

und Protagonisten ihrer<br />

eigenen Kurzkrimis werden.<br />

Das kam sehr gut an. Geplant<br />

war, dass die Kurzkrimis als<br />

Privatdruck für die Gewinnenden<br />

und ihre Freundinnen und<br />

Freunde erscheinen sollten; weil<br />

aber so viele Leserinnen und Leser<br />

das Buch haben wollten, entschloss<br />

ich mich dann, es regulär<br />

zu veröffentlichen und über<br />

den Buchhandel erhältlich zu<br />

machen. Als ich dieses Buch auf<br />

den Markt brachte, da musste<br />

ich noch vor dem offiziellen Erscheinungstermin<br />

nachdrucken<br />

lassen, weil es so viele Vorbestellungen<br />

gab. Glaub mir: Das<br />

ist ein richtig gutes Gefühl.<br />

Phase 5: Der Tag<br />

des Launchs<br />

Am Tag, bevor „Nazi-Allergie“<br />

erschien, posteten Fans meiner<br />

ersten beiden Bücher überall<br />

auf Facebook: „Morgen ist<br />

es soweit.“ So etwas lässt einen<br />

schweben, glaub es mir.<br />

Am Tag, an dem dein Buch erscheint:<br />

Genieß es.<br />

Sei präsent in den Social Media.<br />

Antworte auf Kommentare<br />

und Gratulationen. Verschick<br />

nochmals einen Newsletter.<br />

Bereite dich auf den Premieren-Abend<br />

oder den Vortrag<br />

vor. Rede mit der Presse und lass<br />

dich feiern.<br />

Happy End? Nein<br />

– Phase 6<br />

Die schlechte und zugleich die<br />

gute Nachricht: Mit dem Erscheinen<br />

deines Buchs ist dein<br />

Marketing nicht fertig und erledigt.<br />

Lass dir gute Ideen einfallen,<br />

die zum Buch, seinem Publikum,<br />

deiner Zielrichtung,<br />

deinem Buchbranding passen.<br />

Wenn sie ungewöhnlich sind:<br />

Umso besser. Momentan verlost<br />

zum Beispiel die Zeitschrift „Our<br />

Cats“ alle drei Coco-KatzenKrimis<br />

mit persönlicher Widmung<br />

48 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020


Anzeige<br />

für die Gewinnerin oder den Gewinner, und<br />

sie präsentiert das auf einer drittel Doppelseite.<br />

Das sind zwei Drittel einer Seite, und<br />

die erhalten deutlich mehr Aufmerksamkeit,<br />

als wenn ich sie als Werbeplatz gekauft<br />

hätte, und Spaß macht es obendrein.<br />

Bleib mit deinem Publikum in Kontakt.<br />

Analog und digital.<br />

Mach Lesungen, vor Ort oder im Internet –<br />

Lesungen, die besonders sind.<br />

Bedanke dich bei allen, die dich in der Zeit<br />

des Pre-Launchs, des Marketings vor dem<br />

Erscheinen des Buchs, unterstützt haben.<br />

Wenn dein Werk ein Sach- oder Fachbuch<br />

ist: Nutze es für Deine Positionierung als Expertin<br />

oder Experte.<br />

Und vor allem: Schreib! Schreib dein<br />

nächstes Buch.<br />

Ich wünsche dir dabei viel Erfolg!<br />

Zur Autorin<br />

Marianne Kaindl hat in ihrem eigenen Mini-<br />

Verlag bisher zwei Sachbücher für Kundinnen<br />

und Kunden veröffentlicht und vier belletristische<br />

Werke – drei Coco-Katzenkrimis<br />

und ein Kurzgeschichten-Bändchen, das aus<br />

einem „Katzen-Casting“ anlässlich eines ihrer<br />

Buch-Launches hervorging. Sie wurde<br />

auf der Leipziger Buchmesse mit dem „Indie<br />

Autor Community-Preis 2018“ ausgezeichnet,<br />

verliehen von Neobooks und der<br />

Leipziger Buchmesse.<br />

Derzeit ist sie monatlich mit einem Kurzkrimi<br />

in der Katzen-Zeitschrift „Our Cats“<br />

vertreten. Irgendwann wird aus all den<br />

Kurzkrimis ein neues Buch.<br />

Sie bietet Tages-Workshops an für Sachbuchschreibende<br />

(„In neun Schritten zum<br />

eigenen Sachbuch“).<br />

In Planung hat sie ein Buch über die Nutzung<br />

mentaler Kompetenz via Hypnose und<br />

Selbsthypnose für Unternehmerinnen, Unternehmer<br />

und Führungskräfte, mit einem<br />

Kapitel speziell über die Nutzung mentaler<br />

Kompetenz zur Potenzialentfaltung für<br />

Hochbegabte.<br />

Du erreichst sie unter der Mail-Adresse<br />

kaindl@see-marketing.de.<br />

mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020 | 49<br />

Meine Kernkompetenz und Antwort auf den Null-Zins: Der gut gemanagte<br />

Investmentfonds zum langfristigen Vermögensaufbau, zur Altersvorsorge<br />

und als Entnahmemodell als Alternative zur Rentenversicherung. Als<br />

Mensaner erhaltet Ihr 20 % Rabatt auf alle Fonds-Dienstleistungen.<br />

Dipl.-Ing. Dipl.-Wirt.-Ing.<br />

Michael Schulte, Finanzwirt (CoB)<br />

Telefon: 0221 92428460<br />

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www.vermoegen-besser-planen.de<br />

Lindenstr. 14 · 50674 Köln


SPIELEN<br />

TINA ZEJEWSKI<br />

Vom Literaturkreis über<br />

den Familienabend bis zur<br />

Tupperparty<br />

Spiele zu Weihnachten: für jeden etwas dabei.<br />

Wer noch ein ein passendes Weihnachtsgeschenk für die<br />

spielbegeisterten Lieblingsmenschen sucht oder sich selbst<br />

etwas gönnen will, findet hier stressfreie und kompetente<br />

Vorschläge.<br />

Schnelles<br />

Absackerspiel für<br />

zwischendurch:<br />

„Monster Diner“<br />

D<br />

iese Schnellrestaurants<br />

machen auch unter Corona<br />

nicht zu: Damit euer Monster<br />

Diner zum Renner wird, braucht<br />

Zu viele Küchenhilfen und Barkeeper<br />

verderben das Geschäft bei „Monster Diner“.<br />

Alle Fotos: Tina Zejewski<br />

ihr Pizzabäcker, Küchenhilfen,<br />

Eismann, Innenausstatter, Barkeeper<br />

und Reinigungskraft. Bekommt<br />

ihr Besuch vom Restaurantkritiker,<br />

solltet ihr außerdem<br />

den Sternekoch engagiert<br />

haben. Der unzufriedene Gast<br />

will bei euch aber nicht bleiben<br />

und geht lieber zur Konkurrenz.<br />

Das Innovative an „Monster Diner“<br />

ist das Legeprinzip, das das<br />

Spiel zu einem prima Absackerspiel<br />

nach den komplexen Hirnverzwirnern<br />

macht: Ihr zieht<br />

so lange Restaurantangestellte<br />

vom allgemeinen Kartenstapel,<br />

bis ihr keine Lust oder keinen<br />

Platz mehr habt, für euch oder<br />

die Konkurrenz anzuheuern.<br />

Dabei müsst ihr nur darauf achten,<br />

dass eure Küche nicht vor<br />

lauter Salatschnipplern überquillt<br />

und der Barkeeper keinem<br />

Gast einen Cocktail zu viel<br />

mixt – denn pöbelnde betrunkene<br />

Gäste sprechen sich natürlich<br />

herum. Trotz Cocktailkarte<br />

eignet sich das Spiel auch schon<br />

für pfiffige Fünfjährige.<br />

Ab acht Jahren, für zwei bis<br />

sechs Restaurantbetreibende,<br />

Spieldauer circa 25 Minuten,<br />

erscheint bei Huch für<br />

12,99 Euro.<br />

„Double Dutch“ –<br />

Kurzes strategisches<br />

Qualitätsspiel für<br />

drei (!) Personen<br />

W<br />

er will, dass auch die<br />

Urenkelkinder der Beschenkten<br />

noch etwas vom Ge-<br />

50 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020


SPIELEN<br />

Spielende bei „Double Dutch“:<br />

Kein Stein kann mehr<br />

zwei Felder weit ziehen.<br />

schenk haben, ist bekanntermaßen<br />

beim Hause Gerhards<br />

gut aufgehoben. Dem Spieleverlag,<br />

der eigentlich eine Holzmanufaktur<br />

ist, entspringen auch<br />

die Sieger des <strong>MinD</strong>-Spielepreises<br />

und <strong>MinD</strong>-Spieletipps 2013<br />

„Mixtour“ und „Moguli“. Während<br />

die Gerhards-Spiele „Fendo“<br />

und „Urbino“, die 2018 und<br />

2019 beim Spielepreis mit von<br />

der Partie waren, ebenfalls für<br />

zwei Personen konzipiert sind,<br />

gibt es mit „Double Dutch“ von<br />

Fred Horn endlich auch ein schickes,<br />

langlebiges, schnell erklärtes,<br />

strategisch forderndes Holzspiel<br />

für drei: Auf dem handgefertigten<br />

Buchenbrett finden<br />

sich 49 Waben, die sich im Laufe<br />

des Spiels mit halbkugelförmigen<br />

Spielsteinen der Farben<br />

Weiß, Rot und Blau füllen. Da jeder<br />

Zug aus der Bewegung eines<br />

bereits gelegten eigenen Steins<br />

und dem Einsetzen eines neuen<br />

besteht, lassen sich die Bewegungsmöglichkeiten<br />

der anderen<br />

auf verschiedene Arten<br />

einschränken. Es gewinnt, wer<br />

als letzter noch einen Stein bewegen<br />

kann! Das Spiel funktioniert<br />

auch zu zweit.<br />

Ab acht Jahren, für zwei bis<br />

drei Holzwürmer, Spieldauer<br />

circa 20 min, erscheint bei<br />

Gerhards für 33,60 Euro.<br />

Escape Games und<br />

Detective Stories:<br />

allein oder kooperativ<br />

den Täter überführen<br />

K<br />

rimi- und Rätselfans kommen<br />

mit den kooperativen<br />

Spielen von iDventure auf ihre<br />

Kosten: In den Spielekartons<br />

von „Das Feuer in Adlerstein“<br />

(Detective), „Antarktis Fatale“<br />

(Detective) und „Der unvollendete<br />

Fall von Holmes“ (Escape)<br />

findet ihr liebevoll realistisch<br />

gestaltete Ermittlungsunterlagen<br />

eures Detektivkollegen,<br />

dessen Fall ihr zu Ende führen<br />

müsst. Ihr wertet Zeitungsberichte,<br />

Notizen und Bonbonverpackungen<br />

aus und untersucht<br />

Facebook-Profile auf verdächtige<br />

Aktivitäten und Kontakte.<br />

Die Spiele sind wie ein Escape<br />

Room oder Krimidinner als Einmal-Spiele<br />

konzipiert, werden<br />

aber im Gegensatz zu den<br />

meisten Exit Games nicht zerstört,<br />

sondern können weitergeschenkt<br />

und von anderen erneut<br />

gespielt werden.<br />

Ab 13 Jahren, für beliebig viele<br />

Detektivinnen und Detektive,<br />

Spieldauer circa zwei<br />

Stunden, erscheint bei iDventure<br />

von 12,99 Euro bis<br />

24,95 Euro.<br />

„Trans Atlantic“ –<br />

komplexeres<br />

Spiel und schönes<br />

Begleitheft<br />

E<br />

in mit sechs Seiten bemerkenswert<br />

kurzes Regelwerk<br />

bei vielen strategischen Möglichkeiten<br />

ist nicht das einzige<br />

Heftchen, das ihr im Karton von<br />

„Trans Atlantic“ finden werdet:<br />

Bei dem Seefahrtspiel begegnet<br />

ihr prominenten Schiffen wie<br />

den Cunard-Legenden Carpathia<br />

und Lusitania oder der tragischen<br />

White-Star-Line-Ikone<br />

Titanic, aber auch noch 42 weiteren<br />

Dampfern und fünf Segelschiffen,<br />

deren historische<br />

Vorlagen in einem liebevoll gestalteten<br />

Begleitheft detailliert<br />

vorgestellt werden. Je nach in-<br />

Das Informationsheft zur<br />

Atlantikschifffahrt lohnt schon<br />

den Kauf von „Trans Atlantic“.<br />

mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020 | 51


SPIELEN<br />

dividueller Ausstattung eurer<br />

Schiffe verdient ihr euer Geld<br />

und Ansehen vorrangig im Lastentransport,<br />

in der Passagierschifffahrt<br />

oder schlicht als<br />

schnellstes Schiff auf der Nordatlantikroute<br />

im Kampf um das<br />

Blaue Band.<br />

Ab zwölf Jahren, für zwei bis<br />

vier Kapitäninnen und<br />

Kapitäne, Spieldauer circa<br />

zwei Stunden, erscheint bei<br />

PD ab 32 Euro.<br />

Triff die jüngere,<br />

attraktivere<br />

Schwester: „Azul –<br />

Der Sommerpavillon“<br />

E<br />

ssen, Spiel 2019: Schon wieder<br />

ein neues Azul?! Laut<br />

einem Next-Move-Games-Promoter<br />

soll der dritte Teil der Reihe<br />

namens „Der Sommerpavillon“<br />

nach dem schwachen „Die<br />

Buntglasfenster von Sintra“ besser<br />

sein als das Original. Das<br />

lange verschleppte Probespielen<br />

fand im Sommer endlich im<br />

Hauptquartier von Mensa Ungarn<br />

statt und hat diese Aussage<br />

bewahrheitet. Neben einer<br />

wunderschönen Farbästhetik<br />

und haptischen Neuerungen<br />

bringt die kleine Schwester<br />

auch mehr taktische Möglichkeiten<br />

mit sich. Wer Azul mochte,<br />

wird den „Sommerpavillon“<br />

lieben.<br />

Ab acht Jahren, für zwei bis<br />

vier Kunsthandwerkliebende,<br />

Spieldauer circa 40 Minuten,<br />

erscheint bei Next Move und<br />

Pegasus ab 36 Euro.<br />

„Bring your own<br />

Book“ zum nächsten<br />

Familientreffen – ein<br />

Partyspiel für das<br />

Bildungsbürgertum<br />

D<br />

ie<br />

Zusätzliche Steine kann man sich<br />

durch geschicktes Legen bei<br />

„Azul – Der Sommerpavillon“ erspielen.<br />

Grundidee ist von „Nobody<br />

is perfect“ oder<br />

„Cards against Humanity“ hinreichend<br />

bekannt: Die Spielenden<br />

bekommen eine Redeeinleitung<br />

wie „Ein Satz, der besonders<br />

unheimlich klingt,<br />

wenn du ihn flüsterst“ gestellt<br />

und denken sich eine Antwort<br />

aus. Wessen Antwort Goethe<br />

am besten gefällt, bekommt die<br />

Karte mit der Redeeinleitung als<br />

Siegpunkt. Moment, … Goethe?<br />

Richtig! Denn in dieser Ausprägung<br />

des Partyspiels werden<br />

die Antwortsätze nicht zugeordnet<br />

oder frei erfunden, sondern<br />

aus einem mitgebrachten<br />

Buch vorgelesen. Vom Astronomielehrbuch<br />

über die Bibel<br />

und das <strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong> zum „Zauberer<br />

von Oz“ – mit diesem Spiel<br />

lernt man jedes Buch noch einmal<br />

besser kennen.<br />

Ab 14 Jahren, für mindestens<br />

drei Leseratten, Spieldauer<br />

beliebig, erscheint bei noris<br />

ab 7,99 Euro.<br />

Anzeige<br />

Erziehungsberatung Entwicklungsübersicht Vorträge<br />

❖ Individuelle Unterstützung für Eltern hochbegabter Kinder<br />

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Jutta Kocke Wuppertal<br />

zertifizierte Erziehungs- und Entwicklungsberatung, ECHA-Zertifikat<br />

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RÄTSEL<br />

Die Rätselart Hideout<br />

Fences habe ich für die<br />

Rätsel-WM 2019 erfunden.<br />

Obwohl ich sie selbst<br />

weniger spannend als No<br />

Same Sums fand, das zur<br />

gleichen Zeit entstanden<br />

ist (siehe <strong>Mag</strong> vor einem<br />

Jahr), kamen die Hideout<br />

Fences viel besser bei den<br />

Teilnehmern der WM an.<br />

Hideout Fences<br />

Anleitung:<br />

Zeichnen Sie entlang der<br />

gepunkteten Linien einen<br />

Rundweg ein, der jeden<br />

Gitterpunkt höchstens<br />

einmal durchläuft.<br />

Die Zahlen am Rand geben<br />

die Summe derjenigen<br />

Ziffern an, die sich in<br />

der entsprechenden Zeile<br />

oder Spalte direkt hinter<br />

einem Rundwegabschnitt<br />

befinden. Silke Berendes<br />

Auflösungen<br />

Ausgabe 138<br />

Dieses Mal ist die<br />

Lösung des 4. Rätsels<br />

aber meiner<br />

Ansicht nach nicht<br />

völlig eindeutig:<br />

Die Dominosteine<br />

2/5 und 5/5 lassen<br />

sich (bei richtiger<br />

Orientierung) austauschen.<br />

Rainer Marcus<br />

Auflösungen im nächsten Heft<br />

Ja, das stimmt leider!<br />

Das habe ich<br />

übersehen!<br />

Silke Berendes<br />

mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020 | 53


ORGANISATION<br />

Wer weiß mehr?<br />

Organisatoren lokaler Treffen.<br />

PLZ Wohnort / Name / Telefonnummer<br />

01… Dresden / SAMIR KÖCKRITZ / 01520 – 7 070 090<br />

04… Leipzig / MARIO STOLL / 0341 – 3 038 020<br />

06… Halle / MARCUS HILLMANN / 0162 – 4 968 254<br />

07… Jena / WOLFGANG KLINGHAMMER / 0176 - 39 649 614<br />

Chemnitz / STEFANIE WEBER / 01525 – 3 442 810<br />

09…<br />

Annaberg / ALMUT NITZSCHE / 03733 – 289 418<br />

10…<br />

Berlin / MATTHIAS KRIBBEN / 0172 – 5 656 004<br />

Brandenburg / PETER OEHLKE / 030 – 41 999 861<br />

19… Schwerin/Mecklenburg-Vorpommern /<br />

KARSTA LINKE / 03883 – 723 338<br />

20… Hamburg / HENNING SCHRAMM / 0171 – 3 411 543<br />

Hamburg-Harburg / MILENA ROBBERS /<br />

21… 0176 – 57 188 122<br />

Lüneburg / JÜRGEN REIMERS / 04131 – 37 887<br />

Ahrensburg / BORIS GEORGIEV / 04102 – 888 868<br />

22…<br />

Norderstedt / JULIA BORRMANN / 0151 – 25 204 119<br />

23… Lübeck / MARISA HAUFE / 0173 – 6 019 490<br />

Kiel / SIGRID UND UDO SCHULTZ / 0431 – 521 269<br />

Flensburg / GERD BORCHERS / 0461 – 79 501 322<br />

24…<br />

Bad Bramstedt / ULRIKE SANDER-HOYER /<br />

0170 – 6 053 874<br />

Pinneberg / ANDREA BAHRENFUSS / 04123 – 929 934<br />

25…<br />

Heide/Husum / LARS MEYER / 0162 – 5 273 363<br />

26… Oldenburg / DIRK BOSHOVEN / 0151 – 15 311 785<br />

27… Bremerhaven / KLAUS GEBHARDT / 0172 – 4 524 773<br />

28… Bremen / NICOLE RETAT / 0176 – 56 799 944<br />

30… Hannover / RAINER NEUSÜSS / 05108 – 9 217 686<br />

32… Minden / CHRISTOPHER KRAUS / 0571 – 3 851 868<br />

Paderborn / DANIEL KEYHANI / 0173 – 6 955 510<br />

33… Ostwestfalen/Lippe / ANNETTE FRANZ /<br />

0521 – 42 826 586<br />

34… Kassel / NORBERT FAULSTICH / 0160 – 4 281 179<br />

Marburg / BETTINA BAGUNK / 06421 – 51 403<br />

35… Gießen / FRANK BRANDT / 0 64 03 – 926 543<br />

Wetzlar / MARKUS MATTZICK / 06441 – 446 970<br />

36… Fulda / KARSTEN ASSMANN / 0661 – 9 600 083<br />

37… Göttingen / NORBERT FAULSTICH / 0160 – 4 281 179<br />

Braunschweig / TIMO WEIL / 0177 – 4 131 826<br />

38… Clausthal-Zellerfeld / GUNNAR KAESTLE /<br />

05323 – 997 724<br />

PLZ Wohnort / Name / Telefonnummer<br />

39… <strong>Mag</strong>deburg / GUNNAR HENDRICH / 01 76 – 42 095 828<br />

40… Düsseldorf / MARC-ANDRÉ KAISER / 0211 – 2 393 676<br />

41… Mönchengladbach / BODO SCHNELL / 02433 – 525505<br />

42… Wuppertal / ACHIM WAGENKNECHT / 0179 – 4 517 387<br />

44…<br />

45…<br />

Dortmund / ANNA ASLANIDOU / 0163 – 5 604 546<br />

Dortmund / PIA PHILIE LEHMANN / 0151 – 56 041 525<br />

Bochum / SOPHIA FALKE / 0176 – 24 293 954<br />

Essen / SANDRA BAUMANN-TRAMPE / 0201 – 782 983<br />

Mülheim/Ruhr / JENS HELLBING / 01575 – 5 786 932<br />

Marl / ROBERT KLOSE / 0173 – 7 144 636<br />

46… Wesel / BURKHARD HOCHSTRASS / 0163 - 90 69 570<br />

47…<br />

48…<br />

Duisburg / INA PAULS / 0203 – 593 214<br />

Kevelaer / ROLF EGGING / 02832 – 4 557<br />

Kleve / HANS-GERD THEUNISSEN / 0 28 21 – 29 404<br />

Münster / MELANIE JÄGER / 0171 – 2 190 967<br />

Münster / SIMON SIEBERS / 0151 – 22 602 621<br />

49… Osnabrück / BIRGIT WIPPERMANN / 01 77 – 2 608 004<br />

Köln / KLAUS BAUMHAUER / 0157 – 73 808 128<br />

50…<br />

Köln / FRAUKE RIEKEN / 0221 – 8 231 808<br />

52… Aachen / LUKAS FISCHER-WULF / 0241 – 18 991 357<br />

53… Bonn / SVETLA KNÖSCHKE / 0160-7082153<br />

55… Mainz / KAI GEHRETH / 01577 – 3 969 315<br />

56… Koblenz / MARTIN SCHULZE / 0261 – 309 382<br />

57… Siegen / SABINE SCHIRM-SPRINGOB / 02761 – 7 039 911<br />

58… Hagen / ANDREA SCHÖNEBERG / 0172 – 9 367 921<br />

59… Soest / DIETER PIPER / 02381 – 948 666<br />

60… Frankfurt / ANDREAS THURM / 0151 – 41 467 503<br />

61… Bad Homburg / JESSICA JOHN<br />

63… Aschaffenburg / JAN ZBIKOWSKI / 06021 – 5 822 646<br />

64… Darmstadt / BEHROUZ CHAGHERI / 0173 – 3 103 633<br />

65… Wiesbaden / SILKE HANSEN / 069 – 1 553 676<br />

66… Saarbrücken / PETER MOOG / 0171 – 3 787 722<br />

68…<br />

69…<br />

Mannheim / KATJA WALDORF UND MARTIN VITEK /<br />

06221 – 3016 66<br />

Heidelberg / KATJA WALDORF UND MARTIN VITEK /<br />

06221 – 3016 66<br />

70… Stuttgart / MARTIN JÄKLE / 0176 – 32 509 161<br />

72… Tübingen / JÜRGEN SCHAICH / 0176 – 96 358 274<br />

54 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020


ORGANISATION<br />

PLZ Wohnort / Name / Telefonnummer<br />

76…<br />

Karlsruhe / SVEN MANIAS / 0721 – 699 556<br />

Karlsruhe / JULIANE SCHNEIDER / 07243 – 728 774<br />

Landau / STEFAN JAMIN / 06321 – 899 045<br />

75… Pforzheim / GABRIELE WALTER / 0176 – 61 048 332<br />

77…<br />

Lahr/Schwarzwald / MARTIN KATZNER /<br />

07821 – 37 679<br />

78… Bodensee / MARTIN ROSCHER / 07541 – 836 739<br />

79…<br />

80…<br />

81…<br />

Freiburg im Breisgau / HENDRIK FREYTAG /<br />

0177 – 7 607 919<br />

München / BRIGITTE BRECHT / 089 – 8 644 939<br />

München / THOMAS DOUBRAWA / 089 – 95 422 002<br />

München-Pasing / MAX VOIGTMANN /<br />

089 – 30 004 913<br />

83… Holzkirchen / HEIKE WEBER / 08024 – 476 626<br />

84…<br />

85…<br />

Altötting (Südost/Oberbayern) / BIRGIT SCHOLZ /<br />

08671 – 85 591<br />

Landshut-Freising / WERNER KELNHOFER /<br />

08762 – 2 189<br />

Ingolstadt / BRIGITTE MAIER / 0841 – 97 052 179<br />

Alpenland/Region / HANS GEORG MICHNA /<br />

0179 – 3 217 777<br />

86… Augsburg / THOMAS KRAUSS / 08232 – 77 782<br />

87… Memmingen / TINA ACHAM / 08331 – 8 339 744<br />

88… Wangen im Allgäu / BRIGITTE GÖSER / 07561 – 7 715<br />

89… Ulm/Neu Ulm / INGRID RENZ / 0174 – 3 337 549<br />

89… Heidenheim / HEIKE VOGLER / 01577 – 3 237 078<br />

90… Nürnberg / DANIELA HIRSCHEIDER / 0160 – 4 372 731<br />

91… Erlangen / DANIELA HIRSCHEIDER / 0160 – 4 372 731<br />

93… Regensburg / LUDWIG KOLB / 0941 – 5 987 095<br />

94…<br />

Passau / KARIN POLZ / 08502 – 915 840<br />

Philippsreut / CHRISTIAN KOCH / 08557 – 729<br />

95… Bayreuth / STEFAN WLADARSCH / 0921 – 5 167 420<br />

96… Bamberg / SANDRA HARTL / 0171 – 9 541 902<br />

97… Würzburg / ANNETTE KUNZ / 0931 – 980 880<br />

99… Erfurt / LINDA SOLCHER / 0162 - 4162631<br />

Termine<br />

& Treffen<br />

Eine Übersicht mit aktuellen<br />

Treffen und Terminen gibt<br />

es im Internet unter:<br />

ř db.mensa.de/events<br />

Die E-Mailadressen der<br />

lokalen Ansprechpersonen<br />

findet ihr unter:<br />

ř db.mensa.de/kontakt.htm<br />

Adressänderungen<br />

Da Postvertriebsstücke von der<br />

Post nicht nachgesandt werden,<br />

kommen <strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong>azine<br />

trotz Nachsendeauftrag als unzustellbar<br />

an die Geschäftsstelle<br />

zurück. Änderungen von Adressen<br />

oder Daten bitte an die<br />

Geschäftsstelle oder selbst im<br />

eMVZ unter „Meine Daten“ eingeben!<br />

ř office@mensa.de<br />

Änderungswünsche an<br />

der Tabelle bitte an:<br />

ř mindmag@mensa.de<br />

mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020 | 55


INFORMATION<br />

Internet<br />

Ì www.mensa.de<br />

Ì www.mensa.de/social-media<br />

eMVZ<br />

Ì https://db.mensa.de<br />

Boggs<br />

Ì snews://news.mensa.de<br />

Ì https://newsportal.mensa.de<br />

Schlichter<br />

Christiane Schmetzer<br />

¼ 07822 / 780 027<br />

ì schmetzer@kabelbw.de<br />

Michael Robert Biber<br />

¼ 0175 / 1 649 242<br />

ì biber@newdirection.de<br />

Monika Maria Sommer<br />

ì monika@msommer.de<br />

Kinder- und Jugendbereich<br />

Susanne Severin<br />

Annette Schlüter<br />

¼ 0179 / 6 758 335<br />

ì kiju-koordinator@mensa.de<br />

Spenden an Mensa<br />

<strong>MinD</strong>-Stiftung gGmbH<br />

IBAN<br />

DE29 5109 1700 0042 4200 42<br />

BIC VRBUDE51<br />

SIGHT<br />

Couchsurfen und mehr im smarten<br />

Umfeld. Deutsche SIGHT-Co:<br />

Andrea Schwelm<br />

ì sight@mensa.de<br />

Präventionsbeauftragte<br />

Harro Eder<br />

¼ 0178 / 8 121 595<br />

Janina Enning<br />

¼ 0151 / 28 763 161<br />

ì praevention@mensa.de<br />

Sozialfonds<br />

Birgit Scholz<br />

Georgenstraße 6, 84503 Altötting<br />

¼ 08671 / 85 591<br />

(nur abends und Wochenende)<br />

ì mind_sozialfonds@web.de<br />

IBAN:<br />

DE49 4306 0967 1074 9648 00<br />

BIC: GENODEM1GLS<br />

Sozialprojekt zum JT<br />

Jörg Büttner<br />

Sebastianstraße 21 a<br />

10179 Berlin<br />

¼ 030 / 33 878 731<br />

ì mann-le@web.de<br />

IBAN:<br />

DE74 1007 7777 0480 4738 00<br />

BIC: NORSDE51XXX<br />

Vereinskonto<br />

ì kasse@mensa.de<br />

IBAN:<br />

DE22 5109 1700 0042 4242 42<br />

BIC: VRBUDE51<br />

Mitgliedsbeitrag: 55 Euro im Jahr<br />

Leitender Psychologe (NSP)<br />

Kai Bestmann Dipl.-Psychologe<br />

Dahl 28a, 25497 Prisdorf<br />

¼ 04101 / 842 107<br />

ì testbetrieb@mensa.de<br />

Intelligenztest<br />

Termine und Anmeldemöglichkeit<br />

gibt es auf unseren Webseiten.<br />

Ì www.mensa.de<br />

Verwaltung<br />

Geschäftsführung<br />

Martin Jäkle<br />

gf@mensa.de<br />

Geschäftsstelle<br />

Cirsten Novellino<br />

Wandlhamerstraße 2<br />

82166 Gräfelfing<br />

¼ 089 / 86 466 251<br />

Fax: 089 / 86 466 252<br />

ì office@mensa.de<br />

Geschäftszeiten<br />

Dienstag und Donnerstag<br />

8:30 bis 16:30 Uhr<br />

International/<br />

Deutschsprachige<br />

Nachbarn<br />

International Office<br />

Michael Freenan<br />

Executive Director Mensa<br />

International Ltd.<br />

Slate Barn, Church Lane,<br />

Caythorpe<br />

Lincolshire NG 32 3EL<br />

United Kingdom<br />

¼ 0044 / 1 400 272 675<br />

Fax: 0044 / 1 400 272 675<br />

ì mensainternational@<br />

mensa.org<br />

Ì www.mensa.org<br />

Chairman<br />

Björn Liljeqvist<br />

ì chairman-mil@mensa.org<br />

NatReps<br />

Peter Fröhler<br />

Proxy für die Vorsitzende<br />

Tina Acham<br />

Jens Wiechers<br />

Koodinator für Internationales<br />

Mensa Österreich<br />

Gerald Schmidt<br />

Paulasgasse 17/3/26<br />

A-1110 Wien<br />

ì vorsitz@mensa.at<br />

Ì www.mensa.at<br />

Mensa Schweiz<br />

Mark Dettinger<br />

Wiesenstraße 12<br />

CH-4600 Olten<br />

ì office@mensa.ch<br />

Ì www.mensa.ch<br />

56 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020


IMPRESSUM<br />

Vorstand<br />

Hermann Meier<br />

Organisation,<br />

Finanzen,<br />

Recht&Compliance<br />

Horstmannsmühle 1a<br />

42781 Haan<br />

¼ 02129 / 3 792 871<br />

ì hermann.meier@mensa.de<br />

Jens Wiechers<br />

Internationales,<br />

Wissenschaft&Forschung,<br />

Kooperationen, Presse<br />

Kölner Strasse 28<br />

51491 Overath<br />

¼ 0151 / 54 745 621<br />

ì jens.wiechers@mensa.de<br />

Martin Weiß<br />

Regionale Struktur,<br />

Testbetrieb,<br />

IT, Ortsblätter<br />

Am Mooskissen 26<br />

14532 Kleinmachnow<br />

¼ 033203 / 884 551<br />

ì martin.weiss@mensa.de<br />

Tina Acham<br />

Vorsitz, Kids&Juniors,<br />

Großveranstaltungen,<br />

Übrige Vereinsmedien<br />

Strigelstraße 20<br />

87700 Memmingen<br />

¼ 08331 / 8 339 744<br />

ì tina.acham@mensa.de<br />

Yu Jin Son<br />

Mitgliederbetreuung,<br />

Bildung,<br />

Marketing<br />

Vogelsangstraße 50<br />

70197 Stuttgart<br />

¼ 0173 / 6 138 452<br />

ì yu-jin.son@mensa.de<br />

Impressum<br />

<strong>MinD</strong> <strong>Mag</strong>azin<br />

Die offizielle Zeitschrift<br />

von Mensa in Deutschland e.V.<br />

ISSN 1866-9867<br />

Redaktionsanschrift<br />

ì mindmag@mensa.de<br />

Herausgeber<br />

Mensa in Deutschland e.V.<br />

Rodinger Straße 19<br />

93413 Cham<br />

Registergericht: Köln, VR 8190<br />

Kontakt<br />

Wandlhamerstraße 2<br />

82166 Gräfelfing<br />

Zuständig im Vorstand<br />

und V.i.S.d.P.:<br />

Tina Acham<br />

Chefredakteur<br />

Erwin Klein<br />

Bäckerklint 12<br />

38100 Braunschweig<br />

Redaktion<br />

Babette Mairoth-Voigtmann,<br />

Cornelia Capito,<br />

Jan Zbikowski,<br />

Kathrin Viergutz,<br />

Katrin Sluka,<br />

Martin Sluka,<br />

Monika Besselmann,<br />

Natalie Lehmann,<br />

Ralf Müller,<br />

Sören Köser,<br />

Swen Neumann,<br />

Ulrike Dürnfeld<br />

Layout<br />

BT Media<br />

Celler Straße 1<br />

38518 Gifhorn<br />

Anzeigen<br />

Henning Brandt<br />

Schellenberger Straße 8<br />

96049 Bamberg<br />

ì mindmag-anzeigen@mensa.de<br />

¼ 0951 / 96 43 00 43<br />

Druck<br />

Passavia GmbH & Co. KG<br />

Medienstraße 5b<br />

94036 Passau<br />

Ì www.passavia.de<br />

Auflage<br />

15.300<br />

Abo für Nichtmitglieder<br />

Jährlich einschließlich Zustellung<br />

und 7 Prozent USt im Inland 18,50<br />

Euro, im Ausland 21,50 Euro<br />

Die mit dem Namen des Verfassers<br />

oder seinen Initialen gekennzeichneten<br />

Beiträge geben die Meinung<br />

des Autors wieder. Nachdruck nur<br />

mit schriftlicher Zustimmung und<br />

mit Quellenangabe. Die Redaktion<br />

behält sich vor, Leserbriefe und<br />

eingeschickte Artikel gekürzt zu<br />

veröffentlichen.<br />

Redaktionsschluss<br />

Ausgabe 140: 15. Dezember 2020<br />

Ausgabe 141: 15. Februar 2021<br />

Ausgabe 142: 15. April 2021<br />

mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020 | 57


SCHEER WARE<br />

HEINZ-DETLEF SCHEER<br />

Change or Bullshit Bingo<br />

Oder: Heinrich freut sich auf Weihnachten.<br />

„Sie müssen agiler werden!“<br />

Heinrich hörte kaum noch hin.<br />

Sein Chef garnierte das Meeting<br />

einmal mehr mit Bullshit-Bingo:<br />

„Design thinking“, „Scrum“,<br />

„Ambidexterity“!<br />

Aber nie erklärte er, was er eigentlich<br />

wollte. Sprach, wohl<br />

im Hinblick auf die Adventszeit,<br />

von „Wertschätzung“ und<br />

gleich darauf von „human capital“.<br />

Gestern noch hatte dieser<br />

Weihnachtsmann von Vertriebsleiter<br />

Heinrich auf seine<br />

Frage, was denn eigentlich mit<br />

„agil“ gemeint sein soll, langwierig<br />

die Unterschiede zwischen<br />

„agilem“ Management, „ädscheilem“<br />

Management und tatsächlich<br />

„ägeilem“ Management referiert.<br />

Heinrichs Ohren schalteten<br />

schließlich das Weihnachtsmärchen<br />

seines Vorgesetzten ab.<br />

Vor Kurzem war er auf ein Online-Seminar<br />

geschickt worden,<br />

vermutlich weil es in Corona-<br />

Zeiten billiger angeboten wurde<br />

und er die Bildungszahlen<br />

seines Chefs erfüllen sollte. Da<br />

ging es tatsächlich um Veränderung.<br />

Vor allem um deren Machbarkeit.<br />

Hätte sein Chef das geahnt!<br />

Heinrich begann zu verstehen,<br />

was es hieße, die laufend geforderten<br />

Veränderungen tatsächlich<br />

umzusetzen. Konnte das<br />

sein, dass sein Chef daran gar<br />

kein Interesse hatte? Sein Unternehmen<br />

stand mehr als schlecht<br />

da und schließlich war es sein<br />

Chef selbst, der Veränderungen<br />

blockierte!<br />

Plötzlich wurde Heinrich klar,<br />

dass er hier keine Perspektive<br />

mehr hatte. Schließlich war er<br />

nicht mal 50, hatte ein Haus abzubezahlen<br />

und vor allem: Er arbeitete<br />

gern!<br />

Im Seminar hatte er zwei Ingenieure<br />

kennengelernt, die in einem<br />

Unternehmen arbeiteten,<br />

das einen qualifizierten Schlossermeister<br />

suchte. Zum Beispiel<br />

für besonders anspruchsvolle<br />

Einzelanfertigungen. Auch<br />

sie hatten Schwierigkeiten mit<br />

Kunden, Lieferanten, auch mit<br />

Neid und Missgunst unter manchen<br />

Kollegen.<br />

Aber Heinrich wusste nicht<br />

mehr, was ihn am meisten beeindruckt<br />

hatte: Die von den<br />

beiden berichtete selbst geplante<br />

Online-Weihnachtsfeier mit<br />

Quiz und Tombola oder die Tatsache,<br />

dass die beiden offenbar,<br />

obwohl sie keine Vorgesetzten<br />

waren, selber entscheiden<br />

konnten, wer mit ihnen nach<br />

Weihnachten zusammenarbeiten<br />

sollte.<br />

Im Grunde hatte er sich bereits<br />

entschlossen, diese Chance<br />

wahrzunehmen, noch bevor<br />

er ein von den beiden empfohlenes<br />

Buch mit dem Titel: „Change<br />

or Die“ gelesen hatte. Die noch<br />

fehlenden Englisch-Kenntnisse<br />

frischte er der Einfachheit halber<br />

gleich beim Lesen des Buches<br />

auf.<br />

Sein Chef saß mittlerweile gestresst<br />

zu Hause mit seiner Familie<br />

inmitten viel zu früh installierter<br />

Weihnachtsdekoration<br />

beim Adventskaffee und<br />

hoffte, dass nach Weihnachten<br />

und nach Corona alles wieder<br />

wie früher werden würde.<br />

Heinrich saß mit dem Buch<br />

„Change or Die“ in der Hand auf<br />

seinem Lieblingssessel.<br />

Mit dem Gedanken: „Na also,<br />

geht doch!“, schlief er ein und<br />

träumte ganz entspannt von<br />

dem schönen Weihnachtsgeschenk,<br />

das er sich endlich<br />

selbst gemacht hatte.<br />

ÜBER DEN AUTOR<br />

Diplom-Psychologe Heinz-Detlef<br />

Scheer arbeitet als Trainer, Coach,<br />

Autor und Konzeptentwickler<br />

58 | mind magazin <strong>139</strong>/dezember 2020


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