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Mind-Mag 140

Die Zeitschrift von Mensa in Deutschland (MinD), des deutschen Ablegers der weltweiten Hochbegabten-Organisation Mensa.

Die Zeitschrift von Mensa in Deutschland (MinD), des deutschen Ablegers der weltweiten Hochbegabten-Organisation Mensa.

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Februar 2021<br />

MAGAZIN <strong>140</strong><br />

Wie geht<br />

gutes<br />

Unterrichten<br />

?<br />

Schule und Hochbegabung<br />

Homeschooling<br />

in Luxemburg<br />

„Ich habe<br />

immer auf mein<br />

Bauchgefühl<br />

gehört“<br />

Der M von nebenan<br />

Abdellah Lasri<br />

Ein Opernstar über<br />

die Schwierigkeit,<br />

einen Lebenstraum<br />

zu verwirklichen<br />

MinD-Spielepreis<br />

2021<br />

Vorgestellt:<br />

Die besten<br />

Neuheiten zum<br />

Spielen zu zweit


Auf der Suche nach<br />

netten Overachievern<br />

Wo steht das<br />

Klavier, und<br />

was soll ich<br />

in die andere<br />

Hand nehmen?<br />

Jetzt ist sie weg. Unsere<br />

Anzeige, mit der viele <strong>Mind</strong><strong>Mag</strong>s<br />

an dieser Stelle angefangen<br />

hatten. Und ich werde nicht<br />

mehr denken: „Stimmt. Du<br />

wolltest eine neue Anzeige<br />

für das <strong>Mind</strong><strong>Mag</strong> schreiben.“<br />

Wobei - in ein paar Monaten<br />

werde ich das wohl wieder<br />

denken, denn erfreulicherweise<br />

haben wir sehr viel zu tun, und<br />

irgend etwas bleibt ja immer<br />

liegen...<br />

Im März 2020 hatte ich auf ein<br />

Jobgesuch im Mensaverteiler<br />

folgende Antwort geschrieben:<br />

„Wir machen Cloudsoftware<br />

für Produktstammdatenmanagement,<br />

Fokus auf FMCG mit<br />

Schwerpunkt Lebensmittel. Unsere<br />

Kunden sind z.B. Unilever,<br />

Upfi eld und Frischeparadies. In<br />

unserem Team sind 3 Ms und<br />

sicher diverse potentielle Ms.<br />

Bei uns arbeiten eine Designerin,<br />

2 Physiker (davon ein<br />

promovierter mit MBA), ein Vertriebschef<br />

mit kaufmännischer<br />

Ausbildung und ansonsten<br />

Software- und Datenbankspezialisten<br />

(m/w/d) mit unterschiedlichem<br />

IT Background.<br />

Die meisten haben neben einem<br />

sehr tiefen IT-Know-How auch<br />

ein sehr gutes Verständnis für<br />

die Prozesse unserer Kunden,<br />

gerade im Zusammenhang<br />

mit den diversen Attributen im<br />

Lebensmittelbereich und dem<br />

GDSN.<br />

Wir sind auch jetzt voll arbeitsfähig,<br />

da wir schon frühzeitig auf<br />

die Cloud gesetzt und ohnehin<br />

viel aus dem Home Office gearbeitet<br />

haben. Wir haben auch<br />

einige Eltern mit unterschiedlich<br />

alten Kindern, sowie Studenten<br />

oder ältere Entwickler, die 50%,<br />

70% oder 80% Arbeitszeit haben,<br />

je nach Lebensmodell.<br />

Wir bedienen mit unserem<br />

Team Kunden in ganz Europa<br />

und weiter weg. Und wir sind<br />

relativ erfolgreich. Entsprechend<br />

haben wir an allen Enden<br />

viel zu tun, wobei motivierte, intelligente<br />

und nette Menschen<br />

wahrscheinlich helfen könnten.“<br />

Die Mensanerin, der meine Mail<br />

galt, hatte gefragt, ob es zuviel<br />

verlangt sei, einen anspruchsvollen<br />

Job haben zu wollen,<br />

wenn man vier Kinder hat und<br />

erstmal nur in Teilzeit arbeiten<br />

möchte. Seit Juli arbeitet sie bei<br />

uns - womit auch wir gelernt<br />

haben, dass virtuelles Onboarding<br />

sehr gut funktionieren<br />

kann.<br />

Warum schreibe ich Euch das<br />

alles?<br />

Nun, wir haben uns für dieses<br />

und die folgenden Jahre viel<br />

vorgenommen und könnten an<br />

der einen oder anderen Stelle<br />

Unterstützung gebrauchen.<br />

Unsere Baustellen - oder besser<br />

gesagt Spielplätze - werden<br />

dabei sein:<br />

Für einige Use Cases in unseren<br />

Anwendungen prüfen, ob wir<br />

nicht mit Hilfe von KI noch bessere<br />

Lösungen fi nden. Dabei<br />

eine extrem steile Lernkurve in<br />

Bezug auf KI hinlegen.<br />

Eine komplett neue Software<br />

bis Ende des Jahres entwickeln,<br />

cloud native mit den besten<br />

Technologien, die im Microsoft<br />

Tech Stack zur Verfügung stehen.<br />

Dabei auf unserer steilen Lernkurve<br />

bleiben.<br />

Unsere Azure Umgebung weiter<br />

nach den neuesten Erkenntnissen<br />

in Bezug auf Performance,<br />

Kosten und Sicherheit<br />

optimieren. Global mit einem<br />

verteilten Team noch besser<br />

skalieren. Unsere Arbeitsumgebung<br />

kontinuierlich verbessern,<br />

damit wir im verteilten Team<br />

optimal arbeiten können. Uns<br />

im Bereich Cybersecurity noch<br />

besser aufstellen. Hatte ich die<br />

steile Lernkurve schon erwähnt?<br />

Wenn Du jetzt denkst:<br />

„Klingt spannend. Wo steht...?“,<br />

dann guck auf unsere Webseite.<br />

Wenn Dich unsere Werte auch<br />

nicht abschrecken, dann sollten<br />

wir vielleicht mal reden.<br />

Wolfram Koller<br />

CEO Systrion AG<br />

www.systrion.com


Fotos: privat, pixabay<br />

Carsten Schumann mit Ben, Monika,<br />

Laura und Tom, Dorsten<br />

Janina Kleinemenke, Duisburg<br />

Christian Böhm und Trudy, Hamburg<br />

Cristina Jacob,<br />

Frankfurt/Main<br />

Statt Editorial (diesmal auf Seite 8) späte Silvestergrüße<br />

Gutes<br />

Gabriele Birke,<br />

Henning Scheibner, Bad Bramstedt<br />

Marc-Michel Münch, Berlin<br />

Florian Beck und Familie, Frickenhausen<br />

Sigrid Krug, München<br />

Birgit Walter und Familie,<br />

Neu Wulmstorf<br />

Anna Katharina Keller, Hamburg<br />

Anzeige<br />

Carola Bradl, Nürnberg<br />

Herbert zur Nedden, Hamburg<br />

Anna Aslanidou,<br />

Heinz-Jürgen Hartmann,<br />

Dortmund


Max Wieder und Mitbewohner, Nürnberg<br />

Stefanie Steinmann,<br />

Gersheim<br />

Constantin,<br />

Caspar und<br />

Caroline<br />

Pfannschmidt,<br />

Penzberg<br />

Juliane<br />

Jacobs,<br />

Bonn<br />

Aurelia Spatz,<br />

Augsburg<br />

Norbert Düll, Susanne Stöck,<br />

Trixi Willburger, Christoph Ruge, Erlangen<br />

Rüdiger Klings, Simone van de Steeg,<br />

Tim Klings, YuJin Son, Darmstadt<br />

neues<br />

Andreas Spies,<br />

Nürnberg<br />

Simone Dogu + Sascha,<br />

Bad Kreuznach<br />

Kaiken Junge,<br />

Hamburg<br />

Kian<br />

Alexander<br />

Schreyer,<br />

Eltville<br />

Cornelia Primke,<br />

Rolf Riedinger, München<br />

Mia Radtkes<br />

Kira, München<br />

Maya<br />

Zimmermann,<br />

Düsseldorf<br />

Maren Arnhold und<br />

Manuel Clemens,<br />

Berlin<br />

Ramona Koppik mit<br />

Elke, Svenja und Christian,<br />

München


Veronika Solar,<br />

Aschaffenburg<br />

Jens Schrobback, Frankfurt/Main<br />

Lara Schmalenstroer<br />

und Geschwister, Bonn<br />

Jan Gregor Putensen,<br />

Wismar<br />

Jahr!<br />

Evi und Dominik<br />

Konrad,<br />

Kümmersbruck<br />

Wolfgang Bau,<br />

Königswinter<br />

Sina Holtfreter,<br />

Bruchköbel<br />

Martin Eichler,<br />

Bad Homburg<br />

Anke Breuer und<br />

Tochter, Köln<br />

Lars Uebel, Alexander Kessner,<br />

Mel Jäger, Münster<br />

Kyla Hockenjos,<br />

Clara Richter,<br />

Benedikt Labrenz,<br />

Arne Kaps, München<br />

Rosi Heller,<br />

Radolfzell<br />

Petra Voss mit Kindern und<br />

deren Partnern, Hamburg<br />

Ariane Loos, Fulda


INHALT<br />

Silvester<br />

Gutes neues Jahr!<br />

Silvestergrüße von M zu M 3<br />

Editorial<br />

Jung und alt<br />

Über guten Unterricht, hochbegabte Senioren und<br />

ein Interview, das erfreuliche Folgen hatte 8<br />

Schwarzes Brett<br />

Mensa Wintercamps im Cyberspace 9<br />

Häkchen setzen! 9<br />

Beziehungsstudie des Ressorts<br />

Wissenschaft und Forschung 10<br />

Fotowettbewerb „Shyness“: Die Sieger 10<br />

prtnr.me: Neue Dating-App mit M-Feature11<br />

Kontaktanzeigen11<br />

Silvester<br />

Der Abgesang auf 2020 im Cyberspace<br />

Referenten, Spiele und ein zu schwieriges Quiz 12<br />

Advent, Advent<br />

Neun Türchen extra<br />

Der Mensa-Adventskalender 2020 14<br />

Cyberspace<br />

Kekse wichteln in drei Teilen<br />

Backen, versenden, verkosten 15<br />

Schule und Hochbegabung<br />

Umfrage<br />

Unterricht im Corona-Jahr<br />

Kuscheldecke und Quarantäne24<br />

Interview<br />

„Ich habe immer auf mein Bauchgefühl gehört“<br />

Homeschooling in Luxemburg26<br />

Abdellah Lasri:<br />

Der M von nebenan<br />

Ein Opernstar auf dem Weg<br />

zum wahren Glück<br />

Von der Schwierigkeit, einen<br />

Lebenstraum mit der Realität<br />

zu versöhnen30<br />

Prismenfernglas<br />

Gelungene und<br />

weniger gelungene<br />

Eindeutschungen<br />

Martin Luther, Aufklärer und<br />

falsche Freunde36<br />

Filmkunst<br />

Süße Tiere, heile Welt<br />

Die Kino-Kolumne mit Extra-Fakten für<br />

Besserwisser 38<br />

Unprominente Prominente<br />

Sein Name war Hase, und er<br />

wusste von nichts<br />

Karl Victor Hase: Sein legendärer<br />

Satz wurde Allgemeingut 40<br />

Senioren<br />

Alt und hochbegabt<br />

Noks Nauta über eine besondere und bisher kaum<br />

beachtete Lebenssituation41<br />

Tanja Gabriele Baudson<br />

Enthusiasmus, Fachwissen und Humor<br />

Was gute Lehrkräfte ausmacht 16<br />

Spielplatz<br />

Schachmärchen<br />

„Das Damengambit“<br />

bei Netflix 45<br />

6 | mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021


INHALT<br />

MAGAZIN <strong>140</strong><br />

All you need is love<br />

Alles andere ist höchstens Sex …<br />

Über die Tantra-Massage46<br />

Spiele-Preis<br />

Analog spielen trotz Corona<br />

Die besten Neuheiten zu zweit66<br />

Die Fußball-Kolumne<br />

Verdammt lang her …<br />

Schalke, das Leiden und absurde Hoffnungen50<br />

Galerie<br />

Intelligent ist<br />

gleich: Frau,<br />

Buch, Brille<br />

Was beim Stöbern<br />

in Fotodatenbanken<br />

auffällt52<br />

Leserbriefe<br />

-Diese Polemik greift ins Leere<br />

-Ohne Kenntnis in die übliche Kerbe<br />

-Einen Gang runterschalten54<br />

Ortsblätter<br />

Sie halten den ganzen Laden zusammen<br />

Komische Namen und wahre Heldinnen und<br />

Helden: Ein Loblied56<br />

Chaos Computer Club<br />

Unter Hackern und ähnlichen Kreaturen<br />

Als Übersetzungs-Engel auf dem rc360<br />

<strong>Mind</strong>-Akademie<br />

„Wandel“ beim <strong>Mind</strong>-Hochschul-Netzwerk<br />

Im Lockdown baut das MHN seine Strukturen<br />

weiter aus62<br />

SIG Handwerken<br />

Schmetterlinge, Viren und sogar<br />

ein Lesezimmer<br />

Stricken, Häkeln, Nähen:<br />

Corona hat auch Vorteile!68<br />

Rätsel<br />

Numbered Rooms<br />

Eine Rätselart, die noch viel zu wenig Beachtung<br />

erfahren hat 73<br />

Organisation<br />

Wer weiß mehr?<br />

Organisatoren lokaler Treffen 74<br />

Information76<br />

Vorstand, Impressum 77<br />

Wissenschaft und Forschung<br />

Mensa qualifiziert!<br />

Professionell auf externe Anfragen reagieren64<br />

Mensa beim 3. Schweizer<br />

Begabungskongress64<br />

Persönlichkeit und Hochbegabung<br />

Manche Vorurteile kann man getrost und<br />

fundiert ablegen65<br />

Scheer Ware<br />

Eine Birke hat die Nase voll<br />

In memoriam Hildegard Knef 78<br />

Titelfotos: Karl Forster, pixabay<br />

Fotos Inhalt: Saad Hamza, Katharina<br />

Komarnicki, PHIL BRAY/NETFLIX, pixabay,<br />

wikimedia gemeinfrei<br />

mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021 | 7


EDITORIAL<br />

ERWIN KLEIN<br />

Jung und alt<br />

Über guten Unterricht, hochbegabte Senioren und ein Interview,<br />

das erfreuliche Folgen hatte.<br />

N<br />

ie wurde so viel über Schulen geredet<br />

und geschrieben wie in den vergangenen<br />

Wochen. Offen halten, schließen, mit<br />

Maske oder ohne, lüften, Lockdown, Lernplattformen<br />

– was bin ich froh, mich damit<br />

nicht mehr im eigenen Haushalt auseinandersetzen<br />

zu müssen.<br />

Und jetzt fangen wir im <strong>Mag</strong> auch noch an.<br />

Schreiben über Homeschooling und gute<br />

und schlechte Lehrkräfte. Aber es geht dabei<br />

nur am Rande um Corona und die damit<br />

verbundenen Einschränkungen.<br />

Unser Thema lautet Hochbegabung, die<br />

sich erstaunlicherweise gerade in der Schule<br />

oft schwertut. Woran liegt's? Natürlich<br />

auch an der Lehrerin oder dem Lehrer. Tanja<br />

Gabriele Baudson beschreibt lesenswert,<br />

was Lehrkräfte hochbegabter Schulkinder<br />

mitbringen sollten. Wichtigste Erkenntnis<br />

für mich: Sie müssen nicht zwingend selbst<br />

einen überdurchschnittlichen IQ vorweisen,<br />

aber unbedingt eine herausragende Begabung<br />

zum Unterrichten.<br />

Wir wissen aus Diskussionsforen und Zuschriften,<br />

wie sehr sich viele Eltern mit dem<br />

staatlichen Schulsystem abmühen. Ist dauerhaftes<br />

Homeschooling eine Alternative?<br />

In Deutschland dank Schulpflicht nicht –<br />

aber ein Gespräch mit einer luxemburgischen<br />

Homeschool-Lehrerin liefert spannende<br />

Ansätze.<br />

V<br />

on ziemlich jung zu recht betagt: Hochbegabte<br />

Senioren sind eine bislang<br />

eher unerforschte Personengruppe. Die<br />

Niederländerin Noks Nauta – selbst schon<br />

über 70 – beschäftigt sich seit Jahren mit<br />

dem Thema Hochbegabung und hat jüngst<br />

zusammen mit Ine Schouwstra das Buch<br />

„Hoogbegaafde Senioren“ herausgebracht.<br />

Auch wenn unser Niederländisch ausbaufähig<br />

ist: Grund genug, mit ihr über die speziellen<br />

Anforderungen und Bedürfnisse dieser<br />

Altersgruppe zu reden. Und vielleicht<br />

Anlass für manche (mich eingeschlossen),<br />

über die eigene Vergänglichkeit ganz unsentimental<br />

intensiver nachzudenken.<br />

D<br />

ann ist da noch Silvia<br />

Mittermüller.<br />

Vielleicht erinnert ihr<br />

euch an die Snowboarderin,<br />

die in der vergangenen<br />

Ausgabe als<br />

„Mensanerin von nebenan“<br />

eindrucksvoll über<br />

ihre Karriere und das Leben<br />

danach erzählte.<br />

Dem Berliner „Tagesspiegel“<br />

– größte Abo-Zeitung der Hauptstadt<br />

– gefiel dieses Gespräch so gut, dass<br />

er es leicht gekürzt Ende Dezember nachdruckte.<br />

Natürlich mit Verweis auf Mensa,<br />

das MinD-<strong>Mag</strong> und Interviewerin Natalie<br />

Lehman. Wir freuen uns<br />

sehr, ist es doch eine Bestätigung,<br />

dass wir manchmal<br />

manche Dinge offensichtlich<br />

ganz gut hinbekommen.<br />

Erwin ist Chefredakteur des MinD-<strong>Mag</strong>azins.<br />

8 | mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021


MinD-<strong>Mag</strong><br />

im Netz lesen<br />

Auch dieses Heft stellen<br />

wir wieder auf die <strong>Mag</strong>azin-<br />

Platform „Yumpu“ ein.<br />

Zu finden auf Yumpu.com,<br />

Suchbegriff:<br />

<strong>Mind</strong>-<strong>Mag</strong>azin.<br />

Häkchen setzen!<br />

Wir müssen die Daten<br />

der Mitglieder und<br />

unsere IT-Systeme vor<br />

Missbrauch schützen<br />

und deren Nutzung<br />

auf eine definierte und<br />

rechtssichere Basis<br />

stellen. Vor einigen Monaten<br />

haben wir entsprechende<br />

Nutzungsbedingungen<br />

veröffentlicht.<br />

Das reicht aber<br />

nicht: Wer die Systeme<br />

inklusive Mailinglisten<br />

weiter nutzen<br />

will und den Bedingungen<br />

noch nicht aktiv<br />

zugestimmt hat: Das<br />

geht per Mausklick unter<br />

https://db.mensa.de<br />

nach dem Login.<br />

Terminkalender<br />

Schwarzes Brett<br />

Polarlichter über dem<br />

virtuellen Eismeer<br />

Mensa Wintercamps im Cyberspace.<br />

D<br />

as Virtuelle Winter<br />

MCCC (Mensa Clever<br />

Children Camp) fand<br />

vom 28. bis 30. Dezember<br />

statt. Über 60 Kinder<br />

haben teilgenommen –<br />

damit war es das größte<br />

MCCC, das wir jemals<br />

hatten. Gemeinsam haben<br />

wir uns auf vielfältige<br />

Abenteuer begeben.<br />

Es wurden Glückskekse<br />

gebastelt, Sport gemacht,<br />

Handlettering geübt, gequizzt,<br />

Sprachen gelernt,<br />

nach Hogwarts gereist,<br />

gebacken, programmiert<br />

und vieles mehr. Und am<br />

Ende stand fest: Wir haben<br />

Wiederholungsbedarf!<br />

Beim virtuellen Juniors<br />

Wintercamp zum Jahresauftakt<br />

sind 50 Teilnehmende<br />

online zusammengekommen<br />

und<br />

haben an vielseitigen<br />

Workshops, Vorträgen,<br />

Gesprächsrunden und<br />

Spieletreffs ihren Spaß<br />

gehabt. Einige Teilnehmende<br />

sind sich auch in<br />

einer VR-Umgebung begegnet,<br />

wie im Bild zu<br />

sehen ist. Dafür haben<br />

wir uns bei diesem Camp<br />

auf der Plattform AltspaceVR<br />

getroffen und mit<br />

zwei Experten aus der<br />

Wissenschaft über die<br />

Technologie und Social<br />

VR diskutiert. Nach einer<br />

Fragerunde ist die Gruppe<br />

ans virtuelle Eismeer<br />

gereist, um die Polarlichter<br />

anzuschauen und<br />

eine Schneeballschlacht<br />

zu machen – winterlicher<br />

wird's nicht!<br />

Doro Eder,<br />

Janne Neumann,<br />

Michael Bonfert<br />

Datum Uhrzeit Titel Ort Veranstalter<br />

11.02.2021 19:30 bis 21:30 Vortrag: Eine Reise an den Südpol online Juliane Schneider<br />

13.02.2021 19:30 bis 01:00 Craftbier-Tasting online Baldo Sahlmüller<br />

17.02.2021 11:30 bis 12:00 M3 ONLINE (Mittwochs-Morgen-MENSchen) online Ronald Bieber<br />

20.02.2021 19:00 bis 22:00 Spieleabend ohne Namen - Codenames online Herbert zur Nedden<br />

24.02.2021 19:00 bis 23:59 Virtuelles Mensa Youth-Treffen online Lennart Rittel<br />

05.04.2021 20:00 bis 23:59 Spieleabend online Susanne Severin<br />

24.04.2021 10:00 bis 19:00 3. Intarsienkurs für Mensaner und Freunde Fürstenzell Karin Polz<br />

13.05.2021 Motorrad-Wochenende Weserbergland Oedelsheim Iris Herrmann


Schwarzes Brett<br />

Beziehungsweise:<br />

mensanisch!<br />

E<br />

inige von euch<br />

haben es vielleicht<br />

schon in den<br />

Mensa-News oder<br />

über die Externe-Studien-Liste<br />

erfahren<br />

(und vielleicht sogar<br />

schon an der Befragung<br />

teilgenommen)<br />

– alle anderen haben<br />

jetzt noch mal die<br />

Chance!<br />

Wie im (Dr.-)Sommerheft<br />

des MinD-<br />

<strong>Mag</strong>azins zum Thema<br />

Liebe angekündigt,<br />

geht es bei unserer<br />

ersten großen<br />

Beziehungsstudie um<br />

die Frage, was den Ms<br />

in ihren Partnerschaften<br />

wichtig ist und<br />

welche weiteren Faktoren<br />

ihre Partnerpräferenzen<br />

beeinflussen.<br />

Die Befragung<br />

dauert etwa 40 Minuten.<br />

Falls ihr bislang<br />

noch nicht teilgenommen<br />

habt, bitte<br />

hier entlang: https://<br />

link.mensa.de/BZS<br />

Hintergrund: Ein<br />

Satzungszweck von<br />

Mensa ist „Wissenschaft<br />

und Forschung<br />

auf dem Gebiet der<br />

menschlichen Intelligenz,<br />

ihrer Ausprägungen,<br />

Charakteristiken<br />

und Anwendung“.<br />

Hierfür<br />

zeichnet das Ressort<br />

Wissenschaft und<br />

Forschung verantwortlich.<br />

Eines unserer Forschungsthemen<br />

ist<br />

die Frage, wie die Ms<br />

eigentlich so sind<br />

und wie sie sich vom<br />

Rest der Menschheit<br />

unterscheiden (denn<br />

nur, weil Ms nicht repräsentativ<br />

für Hochbegabte<br />

im Allgemeinen<br />

sind, heißt das<br />

ja nicht, dass sie keine<br />

spannende Untersuchungsgruppe<br />

wären – ganz im Gegenteil!).<br />

Die Beziehungsstudie<br />

beinhaltet<br />

deshalb auch Fragebögen,<br />

die so auch<br />

schon in früheren<br />

Untersuchungen verwendet<br />

wurden, um<br />

die Vergleichbarkeit<br />

sicherzustellen.<br />

Unser Ziel ist es,<br />

Mensa über die kommenden<br />

Jahre als<br />

ernstzunehmende Institution<br />

in der Begabungs-<br />

und Begabtenforschung<br />

zu etablieren.<br />

Wir freuen<br />

uns, wenn ihr uns dabei<br />

unterstützt!<br />

Dr. Tanja Gabriele<br />

Baudson<br />

1. Platz: I won't be photographed –<br />

Martin Sivak, Tschechische Republik<br />

Fotowettbewerb<br />

„Shyness“: Die Sieger<br />

2. Platz: Hidden –<br />

Wojciech Woszczyk, Polen<br />

3. Platz: Mina –<br />

David Barthelemy, France<br />

Berry sagt<br />

Die internationalen<br />

Sieger des<br />

Mensa Fotowettbewerbs<br />

2020 zum<br />

Thema Schüchternheit<br />

stehen<br />

fest. Hier seht ihr<br />

die drei Erstplatzierten.<br />

Auf Rang<br />

fünf folgt die beste<br />

deutsche Teilnehmerin<br />

Sabine Marieni.<br />

Das Thema<br />

des Wettbewerbs<br />

2021 heißt „Balance<br />

- Ausgeglichenheit“.<br />

Bis zum<br />

15.06.2021 können<br />

dazu Fotos eingereicht<br />

werden. Näheres<br />

im kommenden<br />

<strong>Mag</strong>.<br />

„ Nicht jeder, der einen Bart<br />

trägt, ist schon ein Prophet.“<br />

Altes persisches Sprichwort<br />

aus vorislamischer Zeit


Neue Dating-App mit M-Feature<br />

M Danijel Ilisin aus Hamburg<br />

schrieb uns:<br />

Meine Dating-App („prtnr.<br />

me“) ist jetzt endlich fertig (zumindest<br />

für iOS) und seit heute<br />

auch ganz offiziell im Apple-<br />

App-Store zu finden.<br />

Das allein ist schon der Kracher,<br />

allerdings noch sehr viel<br />

krachermäßiger finde ich den<br />

Umstand, dass (natürlich!) ein<br />

dediziertes M-Feature mit eingebaut<br />

wurde. Verifizierte Ms<br />

können sich in der App „finden“<br />

und miteinander in Kontakt treten<br />

(„daten“).<br />

Auf https://prtnr.me gibt es etwas<br />

Marketing-Blabla mit Infos<br />

zur App.<br />

Eine Android-Version ist bereits<br />

in der Mache und folgt<br />

„asap“.<br />

Die Startseite von prtnr.me. Marketing Bla-bla und Infos zur Nutzung der App.<br />

Wieso schreibe ich euch das?<br />

Weil es cool wäre, wenn irgendwann<br />

ganz Mensa (International?<br />

Träum …) über eine schicke,<br />

moderne App Online-Dating<br />

praktizieren würde. Denn wir<br />

wissen ja: Viele Ms wünschen<br />

sich einen Partner auf ähnlicher<br />

kognitiver Flughöhe.<br />

Und weil es gut passt, hier noch ein paar M-Kontaktgesuche<br />

Musikalischer Wunderknabe,<br />

zwischenzeitlich<br />

47 Jahre alt, mit Faible für<br />

Zahlenspielereien, orthografische<br />

Fachsimpeleien<br />

und philosophische<br />

Diskussionen über die<br />

Suche nach dem Glück<br />

sucht begeisterungsfähiges<br />

weibliches Pendant,<br />

bevorzugt aus dem<br />

Raum 70/71/72. E-Mail:<br />

551103854960@t-online.de<br />

Sapiosexuelle Sie<br />

(27 J.), sesshaft in München,<br />

sachlich-nüchtern,<br />

strukturiert, zielstrebig,<br />

mit trockenem Humor,<br />

manchmal zu pedantisch<br />

und Brettspielnerd sucht<br />

für eine Langzeitbeziehung<br />

mit tiefsinnigen Gesprächen:<br />

Mann (ca. 20-<br />

40 Jahre), in Bayern oder<br />

Baden-Württemberg lebend,<br />

der kulturell interessiert,<br />

aufrichtig, sportlich<br />

ist und sein Leben im<br />

Griff hat. Welcher Mann<br />

mit Grips fühlt sich angesprochen?<br />

Schreib mir<br />

einfach eine Nachricht an<br />

partnerauswahl@gmx.de<br />

Probieren geht über<br />

Studieren Als Medizinstudent<br />

um Rhein-Neckar,<br />

der sich bislang auf<br />

keine suboptimalen Beziehungen<br />

einließ, probiere<br />

ich also doch noch,<br />

im Leben eine Person mit<br />

vergleichbarer Empfänglichkeit<br />

für Sport, Tanz,<br />

Musik, Sprachen, Technik,<br />

Prinzipien und eigentlich<br />

auch alles andere zu finden.<br />

Über nerhoneniednikisum@gmx.de<br />

bis 31.<br />

März 2021 erreichbar.<br />

Eine Erzählung muss<br />

so sein, als träte man<br />

auf eine Lichtung hinaus,<br />

sagte Peter Handke einmal.<br />

Wer von Euch hat<br />

Interesse, sich über Literatur<br />

auszutauschen?<br />

Goethe, Schiller, Gedichte<br />

usw. (alles außer Krimi)<br />

Wer schreibt vielleicht<br />

selber an etwas?<br />

diemensanerin@web.de<br />

Dornröschen möchte<br />

endlich wachgeküßt werden<br />

- von einem Mann<br />

(ca. 50-65J., frei für einen<br />

Neubeginn), der sich<br />

durch Dornen nicht abschrecken<br />

läßt! Altruismus,<br />

Tierliebe und (mindestens)<br />

ein Studium<br />

(oder sonstwie ausgeprägte<br />

Bildung) sowie<br />

Interesse am Landleben<br />

(PLZ 21...) für die praktische<br />

Dornenbeseitigung<br />

wären von Vorteil, weitere<br />

Details verrät 58j. Ärztin<br />

gern auf Anfrage;-))<br />

Ziel: gemeinsam noch<br />

etwas für diese Welt zu<br />

bewegen! argo_akunita@<br />

yahoo.de mit Antwortgarantie;-))<br />

Ehrfurchtbegabter Weltentdecker<br />

mit Schönheitssinn<br />

und abstrakter<br />

Ader sucht junge fröhliche<br />

Sie für die einzigartige<br />

Mischung aus echter<br />

Freundschaft, wahrer<br />

Liebe und leidenschaftlicher<br />

Zuneigung. Ich<br />

komme aus NRW, bin 33<br />

J., NR, und halte nichts<br />

für selbstverständlich -<br />

auch nicht dich. Welche<br />

besondere Seite an dir<br />

möchtest du mir zeigen?<br />

DuAmZug@gmail.com<br />

Wer ebenfalls im <strong>Mag</strong> auf Partnersuche gehen möchte: Mail an chefredakteur@mensa.de genügt.


SILVESTER<br />

LUKAS KÖPPEL<br />

Der Abgesang auf 2020<br />

mit Referenten, Spielen und<br />

einem zu schwierigen Quiz<br />

Silvester im Cyberspace.<br />

V<br />

or ein paar Wochen haben<br />

wir beschlossen, dass<br />

wir eine virtuelle Silvester-Veranstaltung<br />

organisieren wollen,<br />

damit niemand allein sein<br />

muss, der es nicht sein will. So<br />

begannen wir mit der Planung<br />

der Programmpunkte und stepby-step<br />

wurden es mehr.<br />

Den Einstieg in den Abend<br />

machten die hervorragenden<br />

Vorträge von Markus Gyger<br />

(zum Thema Zielsetzung und<br />

Zielformulierung), Martin Volbers<br />

(über Abnehmen und die<br />

Haltbarkeit guter Vorsätze), Tobias<br />

Müller-Zielke (Thema: Getting<br />

things done) und Thomas<br />

Steffens (Vegan kochen für Anfänger),<br />

die (fast) vollständig<br />

ausgebucht waren und sehr positiv<br />

aufgenommen wurden.<br />

Um 20 Uhr<br />

ging's los<br />

Codenames hatte ein Problem mit Nürnberg. <br />

Ein Lob allen Referenten, die<br />

sich innerhalb weniger Wochen<br />

dazu bereit erklärt haben, hier<br />

vorzutragen und ein besonderer<br />

Dank geht an Maria Henke,<br />

LoCo für Veranstaltungsunterstützung<br />

im Cyberspace. Sie hat<br />

sich um die Organisation der<br />

Vorträge und die Buchung der<br />

Referenten gekümmert.<br />

Zwischen Vortragsende und<br />

dem offiziellen Beginn fanden<br />

sich bereits die ersten Ms ein,<br />

die damit schon zwei Stunden<br />

vor Start zusammensaßen und<br />

Screenshots: Lukas Köppel<br />

Unterhaltungen führten. Und<br />

dann war es 20:00 Uhr! Der große<br />

Beginn!<br />

Ja, in etwa. Hätte sich nicht<br />

eine Gruppe gefunden, die<br />

um kurz vor 20:00 Uhr mit einer<br />

außerplanmäßigen Runde<br />

Codenames begann. Spalter!<br />

Dabei hatte ich eine so schöne<br />

Rede vorbereitet, um mich<br />

12 | mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021


SILVESTER<br />

Da wir alle schön unsere GEZ-<br />

Gebühren zahlen, haben wir es<br />

uns als Gruppe von etwa 20 Ms<br />

über die Mediathek eines der<br />

großen öffentlichen Sender angeschaut.<br />

Punkt Mitternacht. Jahreswechsel.<br />

Sekt. Gesundes Neues.<br />

Yeah. Geändert hat sich nichts.<br />

Hemmungsloses Rumschmieren bei den Montagmalern. <br />

an die Anwesenden zu wenden.<br />

Aber so sollte es sein.<br />

Ungezwungenes Beisammensein.<br />

Das zu tun, worauf man<br />

gerade Lust hat. Die Gäste verteilten<br />

sich also fleißig auf die<br />

unterschiedlichen Räume, unterhielten<br />

sich oder spielten<br />

gemeinsam. Den Einstieg<br />

zur Spielerunde machte Montagsmaler,<br />

das auch bei (MY-)<br />

Stammtischen regelmäßig gespielt<br />

wird. Malen? Zeichnen?<br />

Verschandeln? Passt alles.<br />

Beinahe zwei Stunden haben<br />

wir unserem inneren Picasso<br />

gefrönt – oder dem Schmierfinken,<br />

je nachdem, wie man zum<br />

Kubismus steht.<br />

Kapitulation vor<br />

dem Quiz<br />

Parallel dazu startete um<br />

21:30 Uhr das Quiz von Hermann<br />

Baesecke, das er extra<br />

für den Silvesterabend zusammengestellt<br />

hatte. Es vergingen<br />

etwa 25 Minuten und plötzlich<br />

stieg die Personenanzahl im<br />

Spieleraum wieder an. Warum?<br />

Nun, Hermann hat etwas erreicht,<br />

was bisher wahrscheinlich<br />

nicht viele Ms geschafft haben.<br />

Die Teilnehmer hatten aufgegeben.<br />

Hermanns Quiz war zu<br />

schwierig. Die anwesenden Ms<br />

bekamen es nicht hin. Von dieser<br />

Sache bin ich bis heute begeistert,<br />

und dafür gebührt ihm<br />

eigentlich eine Anstecknadel in<br />

Gold als „Bezwinger der Ms“.<br />

Codenames mochte<br />

Nürnberg nicht<br />

Nachdem unsere Stifte leer<br />

waren, sind wir um 22:30 Uhr<br />

auf Codenames umgestiegen.<br />

Was mir negativ aufgefallen<br />

ist: Das Spiel mochte Nürnberg<br />

nicht und hat es direkt in<br />

der ersten Runde als Attentäter-Karte<br />

ausgewählt. Freundchen<br />

Spiel, so geht das nicht!<br />

Du musst nicht den Finger in<br />

die Wunde legen. Nach einer<br />

Stunde war auch schon wieder<br />

Schluss, denn was gehört zu jeder<br />

Silvesterfeier? Richtig. Dinner<br />

for One.<br />

Unterhaltungen bis<br />

spät in die Nacht<br />

Es ging mit guten Unterhaltungen<br />

weiter, die bis spät in<br />

die Nacht anhielten. Selbst um<br />

halb zwei waren es noch 20 Ms,<br />

die beisammen waren, und man<br />

munkelt, dass einige ganz Harte<br />

sogar bis 4:00 Uhr aushielten.<br />

Ich finde, dass es ein schöner<br />

Ausklang des Jahres war, auch,<br />

weil sich viele Ms begegneten,<br />

die sich vorher noch nicht<br />

kannten. Der virtuelle Raum<br />

macht diese Treffen möglich. 71<br />

angemeldete Ms waren es, von<br />

denen im Schnitt 40 gleichzeitig<br />

online waren. Aus der ganzen<br />

Bundesrepublik.<br />

Einen speziellen Dank noch<br />

an Gianna Liehr und Leo V.<br />

Bauer, die sich, so wie immer,<br />

im Hintergrund um die Verifikation<br />

neuer User kümmerten.<br />

Ohne die beiden wäre vieles<br />

nicht möglich.<br />

Bis zum nächsten Silvester?<br />

Wir werden sehen!<br />

mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021 | 13


ADVENT, ADVENT<br />

DOROTHEE KAGELMANN<br />

Neun Türchen extra<br />

Der Mensa-Adventskalender 2020<br />

– und vielleicht auch 2021?<br />

„Klar, da bin ich gerne dabei“,<br />

war ganz spontan meine Antwort,<br />

als Ulrike Dürnfeld mich<br />

fragte, ob ich Lust hätte, einen<br />

Adventskalender mit ihr zu gestalten.<br />

Wir saßen an einem lauen<br />

August-Abend ziemlich entspannt<br />

draußen in einer Kneipe<br />

und hofften, dass der Corona-Virus<br />

sich bald eindämmen<br />

ließe und an Weihnachten wieder<br />

Normalität herrschen würde.<br />

Das war ziemlich an der Realität<br />

vorbei, wie sich später herausstellen<br />

sollte.<br />

Organisation und<br />

Vorbereitung<br />

Zufrieden ins neue Jahr: Das Adventskalender-Team<br />

Ulrike Dürnfeld, Benjamin Diethelm<br />

und Dorothee Kagelmann.<br />

<br />

Montage: Klein<br />

Die Projekt-Organisation war<br />

über Confluence schnell aufgesetzt<br />

und unsere Experten aus<br />

der Webredaktion, Sabine Bauten<br />

und Benjamin Diethelm,<br />

waren auch gleich motiviert. Es<br />

folgte eine Flut an E-Mails, die<br />

ich unter dem Decknamen „Projekt<br />

Schneemann“ an viele Ms<br />

rausschickte, um Content zu gewinnen.<br />

Parallel kündigte Ulrike<br />

das Projekt an und warb um<br />

Unterstützung. In dieser corona-bedingt<br />

recht kontaktarmen<br />

Zeit bescherte mir das Projekt<br />

eine Menge Kommunikation<br />

und auch sehr viel Spaß. Denn<br />

aufgrund der XXL-Version bestand<br />

der Anspruch, 33 Türchen<br />

zu gestalten – Inhalt, Layout<br />

plus Türchenfoto. Als nächstes<br />

war die Webredaktion im Einsatz,<br />

die mit allen gelieferten<br />

Formaten zurechtkommen wollte.<br />

Da gab es die ein oder andere<br />

Herausforderung, die hervorragend<br />

gemeistert wurde.<br />

Zahlen, Daten, Fakten<br />

Da Ms Zahlen mögen, bekamen<br />

wir regelmäßig die Klicks geliefert.<br />

Stand 2. Januar 2021 verzeichneten<br />

wir allein auf der<br />

Übersichtsseite über 21.000 Besucher,<br />

von denen mehr als<br />

14.000 auch ein Türchen öffneten.<br />

Das am häufigsten besuchte<br />

Türchen erzielte über 1.100<br />

Klicks – das war tatsächlich der<br />

29. 11.2020. Die Wünsche zum<br />

neuen Jahr waren scheinbar weniger<br />

wichtig – sie landeten auf<br />

dem letzten Platz mit unter 100<br />

Klicks. Allerdings traf das letzte<br />

Türchen auch erst mit Verspätung<br />

ein.<br />

Euer Feedback<br />

Wünscht ihr euch für 2021 wieder<br />

einen M-Adventskalender?<br />

Wir würden uns freuen, wenn<br />

ihr uns direkt an mitgliederbetreuung@mensa.de<br />

schreibt<br />

oder die Umfrage über den Link<br />

in der Februar-Ausgabe der<br />

Mensa-News beantwortet:<br />

• Hat dir der M-Adventskalender<br />

gefallen?<br />

• Hast du gewusst, dass vom<br />

29. 11. bis 31. 12. 2020 täglich<br />

ein Türchen zum Öffnen wartete?<br />

• Würdest du den Adventskalender<br />

2021 besuchen, wenn<br />

du täglich einen E-Mail-Link<br />

erhalten würdest (Abonnement)?<br />

• Würdest du 2021 den Inhalt<br />

für ein Türchen des Adventkalenders<br />

gestalten?<br />

• Ist dir das Thema Weihnachten<br />

und Adventskalender<br />

eher fremd?<br />

Falls Ihr den Adventskalender<br />

nochmal anschauen möchtet,<br />

ist das unter https://www.mensa.de/adventskalender/<br />

noch<br />

möglich.<br />

14 | mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021


CYBERSPACE<br />

MARIA HENKE<br />

Kekse wichteln in drei Teilen<br />

Backen, versenden, verkosten.<br />

K<br />

lassisches wie Zimtsterne,<br />

Vanillekipferl, Nussecken<br />

und Schwarz-Weiß-Gebäck,<br />

winterliche Schneeflocken<br />

und Vanille-Schneebälle,<br />

fruchtige Zitronensterne, tierische<br />

Bärentatzen, Anisplätzchen,<br />

Ingwer-Cookies, Pumpernickelkekse<br />

und einige andere<br />

mehr machten sich in der letzten<br />

Novemberwoche auf den<br />

Postweg. Verschickt wurden sie<br />

von neun Teilnehmenden am<br />

„Kekse wichteln“ quer durch die<br />

Republik, zum Beispiel von Düsseldorf<br />

nach Hamburg, aus dem<br />

Fränkischen ins Holsteinische<br />

und zwischen den Jakobswegstationen<br />

Rostock und Roßtal.<br />

Diese Förderung der nationalen<br />

Postdienstleister war ein Teil<br />

der achttägigen Veranstaltungsreihe<br />

„Kekse wichteln im Cyberspace“,<br />

die aus drei Teilen bestand.<br />

Vorausgegangen war „Kekse<br />

wichteln Teil 1: Backen“ in geselliger<br />

virtueller Runde an einem<br />

Sonntagnachmittag. Neun<br />

Ms hatten sich im Hotel Mensa<br />

zusammengerottet, um die Bar<br />

in eine Weihnachtsbäckerei zu<br />

verwandeln. Der<br />

Backofen, in dem<br />

sonst nur Nachos<br />

mit Käse überbacken<br />

werden,<br />

war etwas klein,<br />

die Backausstattung<br />

der Bar etwas<br />

spartanisch<br />

<br />

und beides so virtuell, dass wir<br />

alle dann doch auf unser heimisches<br />

Equipment zurückgegriffen<br />

haben.<br />

So haben alle bei netter Unterhaltung,<br />

in der es nicht nur um<br />

Kekse ging, vor sich hin gebacken.<br />

Nur selten wurde das Gespräch<br />

vom Geräusch einer Küchenmaschine<br />

unterbrochen.<br />

Mir verging die Zeit wie im<br />

Fluge. Dass ich nach Stunden in<br />

der Küche, als sich Rücken und<br />

Füße meldeten, auch beim Verzieren<br />

des letzten Kekses noch<br />

Unterhaltung hatte, nahm der<br />

ganzen Weihnachtsbäckerei die<br />

Längen.<br />

Auf Basis einer Abfrage, wer<br />

welche Unverträglichkeiten hat<br />

und wer diese mit gluten-, nussoder<br />

milcheiweißfreien Rezepten<br />

bedienen kann, waren<br />

Wichtelpartner<br />

oder Wichteltrios<br />

zusammengestellt<br />

worden. So<br />

konnten in „Kekse<br />

wichteln Teil 2:<br />

Versand“ alle Angemeldeten<br />

mindestens<br />

ein Päck-<br />

Fotos: Maria Henke<br />

chen in VHS-Kassettengrößen<br />

verschicken und in Empfang<br />

nehmen.<br />

Zu guter Letzt haben wir uns<br />

dann am Folgesonntag, pünktlich<br />

zum 1. Advent, noch zu<br />

„Kekse wichteln Teil 3: Verkosten“<br />

getroffen – wieder virtuell<br />

im Hotel Mensa natürlich. Nicht<br />

wenige hatten der Versuchung<br />

widerstanden und das empfangene<br />

Wichtelpäckchen noch<br />

verschlossen aufbewahrt. Nun<br />

wurden Päckchen geöffnet, die<br />

vielen verschiedenen Sorten beprobt<br />

und gelobt, Fotos und Rezepte<br />

ausgetauscht.<br />

Abschließender Kommentar<br />

eines Teilnehmers:<br />

„Es war nett mit euch. Wenn<br />

das Ganze nächstes Jahr wieder<br />

stattfindet und ich Zeit habe,<br />

komme ich vorbei.“<br />

Nach dem Backen folgte der Versand<br />

mit anschließender Verkostung.<br />

mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021 | 15


SCHULE UND HOCHBEGABUNG<br />

TANJA GABRIELE BAUDSON<br />

Enthusiasmus,<br />

Fachwissen und Humor<br />

Was gute Lehrkräfte ausmacht.<br />

Der Schulmeister von Eßlingen. Dar stellung<br />

aus dem Codex Manesse, um 1340. <br />

Abbildung: wikimedia gemeinfrei<br />

Hochbegabte sind eine<br />

heterogene Gruppe mit<br />

vielfältigen Bedürfnissen.<br />

Damit muss man als<br />

Lehrkraft erst einmal<br />

umgehen können. Wenn<br />

das aber gelingt, ist der<br />

Lohn gewiss: Wer seine<br />

Schülerinnen und Schüler<br />

als Individuen behandelt,<br />

macht auch erfolgreichen<br />

Unterricht. Aber reicht das,<br />

um Hochbegabte gut zu<br />

unterrichten?<br />

D<br />

ie Bedeutung der Lehrkraft<br />

für den Bildungsweg ihrer<br />

Schülerinnen und Schüler ist<br />

kaum zu überschätzen. Das zeigen<br />

nicht nur individuelle Erfahrungen,<br />

in denen die prägende<br />

Rolle einzelner Lehrpersonen<br />

– im Guten wie im Schlechten<br />

– immer wieder thematisiert<br />

werden, sondern auch die wissenschaftliche<br />

Forschung.<br />

John Hatties „Visible Learning<br />

– Lernen sichtbar machen“<br />

war in den letzten Jahrzehnten<br />

hierfür das vermutlich prominenteste<br />

Beispiel. Seine Mega-Analyse,<br />

die zahlreiche Metaanalysen<br />

(zusammenfassende<br />

Analysen von Einzelstudien)<br />

zur Wirkung verschiedener<br />

Schüler-, Lehrer- und Unterrichtsmerkmale<br />

und Maßnahmen<br />

auf den Lernerfolg zusammenfasst,<br />

zeigt ganz deutlich:<br />

Auf die Lehrkraft kommt es an.<br />

Und wenn man sich vor Augen<br />

führt, dass diejenigen, die heute<br />

die Schulbank drücken, diejenigen<br />

sind, die morgen die Geschicke<br />

der Welt leiten, erscheint es<br />

durchaus sinnvoll, sich mit dem<br />

Thema „gute Lehrkräfte“ zu befassen.<br />

Aber was bedeutet das für<br />

Hochbegabte – also diejenigen,<br />

deren hohes Potenzial besondere<br />

Chancen birgt, die Welt zum<br />

Positiven zu verändern? Nur wenige<br />

Aspekte der Hattie-Studie<br />

beziehen sich spezifisch auf diese<br />

Zielgruppe. Und dabei geht es<br />

hauptsächlich um die Wirksamkeit<br />

der gängigen Begabungsfördermaßnahmen:<br />

• Akzeleration (beschleunigtes<br />

Durchlaufen der Schullaufbahn,<br />

etwa durch vorzeitige<br />

Einschulung oder Überspringen<br />

von Klassen)<br />

• Enrichment (Anreicherung<br />

des Lernstoffs mit Inhalten,<br />

die über den Lehrplan hinausgehen<br />

oder diesen vertiefen)<br />

• fähigkeitsbezogene Gruppierung<br />

Hochbegabter (etwa in<br />

Form von Begabtenklassen).<br />

16 | mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021


Hilfe,<br />

da sind ja<br />

Hochbegabte<br />

in der<br />

Klasse.<br />

Die erfreuliche Quintessenz: Begabungsförderung<br />

wirkt – und<br />

insbesondere die administrativ<br />

recht unkompliziert umzusetzenden<br />

Akzelerationsmaßnahmen<br />

spielen dabei ziemlich weit<br />

vorne mit. (Interessierte finden<br />

eine kontinuierlich aktualisierte<br />

Liste der Wirkfaktoren unter<br />

http://mind-mag.de/link/hattie)<br />

Gut für<br />

Hochbegabte?<br />

Eine spannende Frage, die<br />

Hatties Studie nicht beantwortet,<br />

ist jedoch,<br />

was gute Lehrkräfte<br />

speziell für Hochbegabte<br />

ausmacht.<br />

Ist es hohe fachliche<br />

Kompetenz?<br />

Ein bestimmtes<br />

Persönlichkeitsprofil?<br />

Muss<br />

eine Lehrkraft für<br />

Hochbegabte selbst<br />

hochbegabt sein?<br />

Oder brauchen<br />

Hochbegabte im Grunde<br />

nur dasselbe wie alle Schülerinnen<br />

und Schüler – beziehungsweise<br />

ist es umgekehrt<br />

vielleicht eher so, dass auch<br />

die durchschnittlich Begabten<br />

mit einer „optimalen“ Hochbegabten-Lehrkraft<br />

besser fahren<br />

würden als mit dem Durchschnittslehrer?<br />

(Die Frage, ob es<br />

einer speziellen „Hochbegabten-Didaktik“<br />

bedarf, ist übrigens<br />

bis heute nicht abschließend<br />

geklärt.) Und was wünschen<br />

sich eigentlich die Hochbegabten<br />

selbst? Auf diese<br />

Fragen will ich in diesem Artikel<br />

eingehen.<br />

Die gute Lehrkraft –<br />

ein Universaltalent<br />

Meine eigene geplante zweite<br />

Schullaufbahn nach dem Abitur<br />

Also lautet ein Beschluß:<br />

Daß der Mensch was lernen muß.<br />

Daß dies mit Verstand geschah<br />

war Herr Lehrer Lämpel da.<br />

(Wilhelm Busch: Max und Moritz, vierter Streich)<br />

Abbildung: wikimedia gemeinfrei<br />

SCHULE UND HOCHBEGABUNG<br />

auf der anderen Seite des Katheders<br />

(Pult/Lehrstuhl) scheiterte<br />

seinerzeit ja schon am frühen<br />

Aufstehen. Aber die Anforderungen<br />

an Lehrkräfte umfassen<br />

natürlich weit mehr als nur das.<br />

Individuell auf alle Schülerinnen<br />

und Schüler eingehen; zu<br />

allen möglichen Diversitätsfaktoren<br />

von Geschlecht und Migrationshintergrund<br />

über Rechenschwäche<br />

und ADHS bis<br />

hin zur Hochbegabung etwas<br />

Kluges sagen können; nicht nur<br />

fachlich, sondern auch sozial<br />

und emotional kompetent sein;<br />

Eltern beraten; Wissenschaftlerinnen<br />

bei ihren Studien unterstützen;<br />

nebenbei noch administrative<br />

Aufgaben in den<br />

ohnehin überfüllten Tagesplan<br />

einbauen, die einem nonchalant<br />

„von oben“ aufgedrückt<br />

werden – von wegen, Lehrer haben<br />

morgens recht und nachmittags<br />

frei!<br />

Jede Lehrkraft, die sich bemüht,<br />

einen guten Job zu machen<br />

– und ich glaube, das sind<br />

die meisten, auch wenn die<br />

„schwarzen Schafe“ oft ungebührlich<br />

viel Aufmerksamkeit<br />

bekommen und so das Bild zu<br />

Unrecht prägen –, hat meinen<br />

höchsten Respekt. Als „eierlegende<br />

Wollmilchsau“ hat man<br />

es echt nicht leicht.<br />

Merkmale guter<br />

Lehrkräfte<br />

Systemische Ansätze gehen<br />

davon aus, dass die<br />

Bedeutung eines Begriffs<br />

nicht naturgegeben ist, sondern<br />

über soziale Konsensbildung<br />

ausgehandelt wird – Bedeutungen<br />

können sich also<br />

auch verschieben. Das gilt na-<br />

mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021 | 17


SCHULE UND HOCHBEGABUNG<br />

türlich auch für das Konzept<br />

der „guten Lehrkraft“. Was diese<br />

ausmacht, ist folglich auch<br />

gesellschaftlichen Trends unterworfen.<br />

Als Schwerpunkte<br />

wurden beispielsweise Lernerfolg<br />

der Schülerinnen und Schüler<br />

(in diese Tradition reiht sich<br />

beispielsweise die Hattie-Studie<br />

ein), Bewusstheit über die Werte<br />

und Ziele, die das eigene Lehrverhalten<br />

prägen, Reflexionsfähigkeit<br />

und vieles mehr identifiziert<br />

(Tirri, 2008).<br />

Drei „Merkmals-Cluster“ haben<br />

sich dabei in Forschung und<br />

Praxis über die Jahrzehnte hinweg<br />

immer wieder als relevant<br />

erwiesen:<br />

• Wärme und Freundlichkeit –<br />

die Lehrkraft ist warmherzig<br />

und einfühlsam, schafft eine<br />

persönliche Beziehung zu<br />

den Schülern und gibt überwiegend<br />

positives, individualisiertes<br />

Feedback. Gute Lehrkräfte<br />

mögen ihre Schüler<br />

und Schülerinnen und zeigen<br />

das auch.<br />

• Organisiertheit und Klarheit<br />

– die Lehrkraft ist organisiert,<br />

gut vorbereitet, hat klare<br />

Ziele, verfolgt diese systematisch,<br />

und stimmt sie auf<br />

die individuellen Bedürfnisse<br />

der Lernenden ab. Sie ist eindeutig<br />

und unmissverständlich<br />

in ihrer Wortwahl und<br />

ihren Ansagen. So bleibt für<br />

die Schülerinnen und Schüler<br />

netto mehr Zeit zum Lernen.<br />

• Stimulation und Kreativität<br />

– die Lehrkraft macht keinen<br />

Unterricht nach „Schema<br />

F“, sondern hat Freude<br />

am Unterrichten, ist fantasievoll,<br />

sorgt für Abwechslung<br />

im Unterricht und aktiviert<br />

die Schülerinnen und Schüler,<br />

indem sie allen etwas bietet<br />

und sie dort abholt, wo sie<br />

gerade stehen.<br />

Individualisierung und Schüler-<br />

Zentrierung – das scheint in allen<br />

diesen Punkten durch – sind<br />

somit wichtige Schlüssel zum<br />

erfolgreichen Unterricht. Voraussetzung<br />

dafür ist, dass Lehrkräfte<br />

etwas über ihre Schülerinnen<br />

und Schüler wissen.<br />

Mit Blick auf die Hochbegabten<br />

heißt das: Lehrkräfte sollten<br />

auch etwas darüber wissen, wie<br />

Hochbegabte sind, wie man sie<br />

erkennt, und welche Bedürfnisse<br />

sie haben, um den Unterricht<br />

dann situationsadäquat dar-<br />

18 | mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021


SCHULE UND HOCHBEGABUNG<br />

Albert Anker: Die Dorfschule von 1848,<br />

Kunstmuseum Basel.<br />

Abbildung: wikimedia gemeinfrei<br />

auf abstimmen zu können. Wie<br />

sieht es damit aus?<br />

Wissen über<br />

Hochbegabte: die<br />

große Leerstelle<br />

Was Lehrkräfte über Hochbegabte<br />

wissen, ist in der Regel<br />

überschaubar: In einem Fragebogen<br />

zu Hochbegabung beantworteten<br />

sie weniger als 30 Prozent<br />

der Fragen richtig, knapp<br />

40 Prozent konnten sie nur mit<br />

„weiß nicht“ beantworten (Heyder<br />

et al., 2018). Kritisch ist bei<br />

dieser Studie (neben der kleinen<br />

Stichprobe) anzumerken, dass<br />

der Fragebogen Hochbegabung<br />

einseitig als hohe Intelligenz<br />

konzipierte, ohne die Befragten<br />

darauf hinzuweisen, sodass<br />

nicht auszuschließen ist, dass<br />

sie sich an einer pädagogisch<br />

sinnvolleren Definition orientierten,<br />

etwa dem Drei-Ringe-<br />

Modell von Renzulli oder dem<br />

mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021 | 19


SCHULE UND HOCHBEGABUNG<br />

Münchner Hochbegabungsmodell.<br />

Aber selbst, wenn wir die Ergebnisse<br />

für bare Münze nehmen:<br />

Man könnte den Lehrkräften<br />

selbst ihre Unwissenheit ja<br />

noch nicht einmal zum Vorwurf<br />

machen. Vielmehr ist das Problem<br />

schon in der Lehrerbildung<br />

verortet, wo Hochbegabung – im<br />

Gegensatz zu scheinbar „echten“<br />

und wichtigeren Problemen, die<br />

Schülerinnen und Schüler haben<br />

können – eine eher marginale<br />

Rolle spielt.<br />

Hochbegabung<br />

und Inklusion<br />

Auch, wenn uns das Thema Inklusion<br />

inzwischen ja schon<br />

länger begleitet und in der Begabungsforschung<br />

seit vielen<br />

Jahren diskutiert wird: Damit,<br />

dass auch Hochbegabung<br />

selbstverständlich darunter zu<br />

subsumieren ist, tun sich viele<br />

Lehrkräfte (und Bildungspolitikerinnen<br />

und -politiker) in der<br />

Praxis noch schwer. Inklusion<br />

wird nach wie vor eher mit „Defizit“<br />

und „Bedürftigkeit“ assoziiert;<br />

Hochbegabung ist dagegen<br />

doch ein Glück! Nie lernen müssen,<br />

weil einem doch alles zufliegt;<br />

immer die Antwort parat<br />

haben – so jemandem verzeiht<br />

man selbst das linkische Sozialverhalten<br />

doch gerne. Und wer<br />

schon derart privilegiert ist, der<br />

braucht die knappen Ressourcen<br />

doch nicht denjenigen wegzunehmen,<br />

die diese viel dringender<br />

brauchen.<br />

Hier zeigt sich ein weiteres<br />

Problem: Das Bild, das Lehrkräfte<br />

von Hochbegabten haben, ist<br />

von denselben Stereotypen geprägt,<br />

die sich auch in der allgemeinen<br />

Bevölkerung finden,<br />

wo Hochbegabung nicht nur<br />

mit Hochleistung, sondern (zumindest<br />

in zwei Drittel der Fälle)<br />

auch mit sozialen und emotionalen<br />

Schwierigkeiten assoziiert<br />

wird (Baudson, 2016).<br />

Irgendwas muss in die Wissenslücke<br />

ja rein. Der Vielfalt<br />

der tatsächlichen Hochbegabten<br />

wird man mit einem solchen<br />

Schubladendenken allerdings<br />

nicht gerecht – zumal gerade<br />

die sozialen und emotionalen<br />

Schwierigkeiten, die Hochbegabten<br />

so gern zugeschrieben<br />

werden, in der empirischen Realität<br />

keine Grundlage haben.<br />

Wenn Hochbegabte Probleme<br />

haben, ist nicht die Hochbegabung<br />

die Ursache, sondern vielmehr<br />

die Tatsache, dass ihre<br />

Umwelt mit ihrer Begabung<br />

nicht umgehen kann. (Oder<br />

auch etwas ganz anderes, was<br />

mit der Begabung nichts zu tun<br />

hat – denn natürlich sind auch<br />

Hochbegabte vor kritischen Lebensereignissen,<br />

Krankheiten<br />

und derlei Unbill nicht gefeit,<br />

sondern leiden darunter ebenso<br />

wie alle Menschen.)<br />

Unwissen, Fehlauffassungen<br />

und Stereotype sind darüber hinaus<br />

auch in der pädagogischen<br />

Praxis äußerst relevant. Wer<br />

keine Ahnung von Hochbegabung<br />

hat, weiß auch nichts darüber,<br />

was Hochbegabte brauchen.<br />

Erschwerend kommt hinzu<br />

– das zeigt die oben erwähnte<br />

Studie zum Wissen von Lehrkräften<br />

–, dass Lehrkräfte mit<br />

vielen Fehl-Auffassungen über<br />

Hochbegabung häufig auch negativer<br />

gegenüber Begabten-<br />

Fördermaßnahmen eingestellt<br />

sind. Solche Bedingungen sind<br />

für die positive Entwicklung<br />

hochbegabter Schülerinnen und<br />

Schüler alles andere als optimal.<br />

Wie sollten Lehrkräfte<br />

für Hochbegabte sein?<br />

Studien aus über 40 Jahren legen<br />

nah, dass sich die Merkmale<br />

effektiver Hochbegabtenlehrkräfte<br />

in drei Kategorien unterteilen<br />

lassen – das zeigt eine Literaturübersicht<br />

von Vialle und<br />

Quigley (2002). Die Autorinnen<br />

fassen diese wie folgt zusammen:<br />

• persönlich-soziale Merkmale:<br />

Verständnis für die kognitiven,<br />

sozialen und emotionalen<br />

Bedürfnisse Hochbegabter;<br />

Humor; Fehlerkultur;<br />

Enthusiasmus und Kultursensibilität<br />

• Lehr-/Unterrichtsstrategien<br />

und pädagogische Ansätze:<br />

Fähigkeit zur Differenzierung<br />

des Curriculums; Anregung<br />

höherer Denkprozesse;<br />

Ermutigung zum unabhängigen<br />

Denken; schülerzentrierter<br />

Unterricht; Verständnis<br />

der Lehrkraft als „Lernbegleiter“;<br />

Schaffung einer angstfreien<br />

Lernumgebung; gute<br />

Organisiertheit<br />

• Intellektuell-kognitive Merkmale:<br />

fundiertes Fachwissen;<br />

breite Interessen (insbesondere<br />

kultureller/literarischer<br />

Art); überdurchschnittliche<br />

Intelligenz; lebt „lebenslanges<br />

Lernen“ vor; Kreativität;<br />

herausragende kommunikative<br />

Fähigkeiten.<br />

Welche Merkmale sind aus Sicht<br />

hochbegabter Schülerinnen und<br />

Schüler nun am wichtigsten?<br />

Spannend ist hier insbesonde-<br />

20 | mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021


SCHULE UND HOCHBEGABUNG<br />

Weisheitslehrer mit Schüler. Illustration aus dem 17. Jahrhundert zu Comenius: Orbis sensualium<br />

pictus. <br />

re die Frage, ob persönlich-soziale<br />

oder intellektuell-kognitive<br />

Merkmale als wichtiger eingeschätzt<br />

werden, da sie stärker<br />

an die Person der Lehrkraft<br />

gekoppelt sind als die stärker<br />

handlungsgebundenen Unterrichtsstrategien<br />

und pädagogischen<br />

Ansätze.<br />

Die Forschung zur sozialen<br />

Wahrnehmung legt nah, dass<br />

wir bei der Begegnung mit unbekannten<br />

Personen zunächst<br />

bewerten, ob sie uns freundlich<br />

gesonnen sind – erst, wenn dies<br />

verneint wird, stellt sich überhaupt<br />

die Frage nach der Kompetenz.<br />

Die australische Forscherin<br />

Wilhelmina Vialle und<br />

ihre Kolleginnen ließen Schüler<br />

und Schülerinnen einer Begabtenschule<br />

36 Fragen beantworten,<br />

in denen sie jeweils<br />

zwischen einem persönlich-sozialen<br />

und einem intellektuellkognitiven<br />

Merkmal entscheiden<br />

mussten, was ihnen bei einer<br />

Lehrkraft wichtiger sei.<br />

Abbildung: wikimedia gemeinfrei<br />

Es zeigte sich eine stärkere<br />

Tendenz zu ersterem; jedoch<br />

zeigte eine zusätzliche qualitative<br />

Befragung, dass den Schülerinnen<br />

und Schülern durchaus<br />

auch die intellektuellen Merkmale<br />

wichtig waren. Auch die<br />

Art, wie man fragt, hat also einen<br />

Einfluss auf die Ergebnisse.<br />

Müssen Lehrkräfte für<br />

Hochbegabte selbst<br />

hochbegabt sein?<br />

Eine Frage, die in der Debatte<br />

um die Lehrkräfte Hochbegabter<br />

immer wieder auftaucht, ist<br />

die nach der Begabung der Lehrkräfte<br />

selbst. Bereits frühe Befunde<br />

aus den späten 1960er-<br />

Jahren legen nah, dass erfolgreiche<br />

Lehrkräfte für Hochbegabte<br />

mit ihren hochbegabten<br />

Schülern und Schülerinnen viel<br />

gemeinsam haben – hohe Intelligenz<br />

und Kreativität, Ambiguitäts-Toleranz,<br />

kulturelle Interessen<br />

und ein ausgeprägtes<br />

Leistungsbedürfnis –, was auch<br />

in späteren Studien bestätigt<br />

wurde, etwa für die Persönlichkeitsstruktur<br />

(Mills, 2003).<br />

Die Frage, ob Lehrkräfte für<br />

Hochbegabte einen „<strong>Mind</strong>est-<br />

IQ“ haben müssen, greift daher<br />

zu kurz, weil sie das Phänomen<br />

Hochbegabung auf die Intelligenz<br />

reduziert, während die<br />

meisten Förderprogramme den<br />

Begriff weiter fassen, mithin<br />

auch die Passung mehrdimensional<br />

konzipiert werden muss.<br />

Rosemarin (2014) weist darauf<br />

hin, dass eine „hochbegabte<br />

Lehrkraft“ aber nicht nur im<br />

Sinne hohen intellektuellen<br />

Potenzials verstanden werden<br />

kann, sondern auch<br />

• im Sinne von Expertise, also<br />

als jemand, der oder die in einem<br />

bestimmten Bereich Herausragendes<br />

leistet. Dies ergibt<br />

vor allem im Licht der<br />

Expertise-Forschung Sinn,<br />

die gezeigt hat, dass nicht<br />

nur Übung, sondern insbesondere<br />

auch Vorbilder und<br />

herausragende Lehrkräfte<br />

notwendig sind, um ein vielversprechendes<br />

Potenzial zur<br />

Blüte zu bringen.<br />

• im Sinne einer herausragenden<br />

Begabung zum Unterrichten.<br />

Wer es auf einem Gebiet<br />

zur Expertise gebracht<br />

hat, ist deswegen nicht automatisch<br />

in der Lage, dieses<br />

Wissen und diese Fertigkeiten<br />

auch zu vermitteln. Als<br />

herausragende Lehrkräfte<br />

gelten Personen, die als „Katalysatoren“<br />

des Lernens fungieren,<br />

also dazu beitragen,<br />

das Potenzial ihrer Schülerinnen<br />

und Schüler zu herausragenden<br />

und kreativen Leistungen<br />

bestmöglich zu entfalten.<br />

mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021 | 21


SCHULE UND HOCHBEGABUNG<br />

Was nun die Merkmale dieser<br />

„Katalysatoren“ angeht, finden<br />

wir einige Merkmale wieder, die<br />

wir oben als charakteristisch für<br />

gute Lehrkräfte insgesamt kennen<br />

gelernt haben: Fähigkeit<br />

zum Aufbau positiver und persönlicher<br />

Beziehungen, Begeisterung<br />

und Leidenschaft, die<br />

sich transportiert, Aufgeschlossenheit,<br />

kommunikative Fähigkeiten<br />

und Flexibilität sind einige<br />

davon.<br />

Für Hochbegabte besonders<br />

relevant sind jedoch die darüber<br />

hinaus gehenden Merkmale,<br />

die dazu beitragen, dass das<br />

Potenzial auch umgesetzt wird.<br />

Das verlangt den Hochbegabten<br />

einiges ab; denn der kreative<br />

Prozess gelingt in der Regel<br />

nicht mehr ohne Wachstumsschmerzen,<br />

sobald das anvisierte<br />

Niveau hinreichend hoch ist<br />

(Baudson, 2019) – wer sich hier<br />

an Wygotskis „Zone der proximalen<br />

Entwicklung“ erinnert<br />

fühlt, liegt damit ganz richtig.<br />

Begleitung zu<br />

einem erfüllten<br />

kreativen Leben<br />

Christoph Weigel der Ältere, Ständebuch:<br />

Der Schulmeister, 1698.<br />

Abbildung: Deutsche Fotothek, Gemeinfrei<br />

Konkret bedeutet das: Hochbegabte,<br />

die ihr Potenzial entfalten<br />

wollen, brauchen mehr als<br />

„nur“ fachliche Unterstützung.<br />

Sie brauchen Menschen, die sie<br />

im Schaffensprozess begleiten –<br />

die ihnen Freiräume und die Lizenz<br />

zum Fehlermachen geben,<br />

gleichzeitig aber keine faulen<br />

Kompromisse zulassen, wenn es<br />

um die Qualität der Arbeit geht<br />

(„commitment to excellence“).<br />

Damit das gelingt, braucht es<br />

Feedback, das sich eines eigenen<br />

Urteils enthält, und so den<br />

Lernenden erlaubt, die Verbindlichkeit<br />

fremder Standards in<br />

Frage zu stellen und stattdessen<br />

ihre eigenen zu entwickeln.<br />

Bedenkt man außerdem, wie<br />

eng Selbstbestimmtheit und intrinsische<br />

Motivation zusammenhängen,<br />

so wird deutlich,<br />

dass so nicht nur ein Grundstein<br />

zum lebenslangen Lernen<br />

und kreativen Schaffen, sondern<br />

möglicherweise sogar zu<br />

einem erfüllten kreativen Leben<br />

gelegt werden kann.<br />

Hohe Intelligenz als allgemeine<br />

Problemlösekompetenz ist,<br />

um das abschließend zusammenzufassen,<br />

definitiv nicht<br />

schädlich, wenn man Hochbegabte<br />

unterrichten will. Hinreichend<br />

ist sie jedoch nicht – und<br />

wie notwendig sie ist, hängt<br />

überdies wohl auch vom zu fördernden<br />

Begabungsbereich ab,<br />

in dem herausragende Leistungen<br />

angestrebt werden.<br />

Das Kapitel „gute Lehrkräfte<br />

für Hochbegabte“ könnte noch<br />

weiter fortgeschrieben werden<br />

(und wird es in Anbetracht der<br />

Forschungsaktivitäten auf diesem<br />

Gebiet wohl auch werden).<br />

Viele Aspekte – etwa, welche<br />

Merkmale die Lehrkräfte Hochbegabter<br />

selbst als relevant erachten<br />

–, habe ich ausgeklammert.<br />

Die Bedeutung, die Lehrkräften<br />

bei der Begabungsförderung<br />

zukommt, ergänzt vor allem das,<br />

was vielen von uns aus eigener<br />

Anschauung bekannt ist:<br />

Fazit<br />

Hohes Potenzial allein ist kein<br />

Garant für Erfolg, und insbesondere<br />

Leistungsexzellenz ist kein<br />

Selbstläufer. Gute Lehrkräfte<br />

für begabte Schülerinnen und<br />

Schüler fungieren in diesem<br />

Prozess eher als „Geburtshelfer“,<br />

als dass sie allzu stark steuernd<br />

eingreifen, und fördern so langfristig<br />

intrinsische Motivation<br />

und Selbstbestimmtheit ihrer<br />

Schüler und Schülerinnen.<br />

Sich selbst derart zurückzunehmen,<br />

ist wiederum wohl weniger<br />

eine Frage der Fähigkeit<br />

als vielmehr der Haltung – und<br />

daran kann man arbeiten, indem<br />

man sich selbst und das eigene<br />

pädagogische Handeln immer<br />

wieder kritisch reflektiert.<br />

Persönlich wünsche ich mir<br />

Lehrkräfte, die sich von der Begabung<br />

ihrer Schülerinnen und<br />

Schüler nicht eingeschüchtert<br />

oder gar provoziert fühlen,<br />

sondern die persönliche Reife<br />

und Gelassenheit mitbringen,<br />

um sich dem Prozess der Begabungsentfaltung<br />

mit Staunen<br />

annähern zu können, um dem<br />

begabten Menschen das zu geben,<br />

was er in dem Moment<br />

für seine Weiterentwicklung<br />

22 | mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021


Johann Peter Hasenclever: Jobs als Schulmeister, 1846. Museum Kunstpalast Düsseldorf.<br />

<br />

braucht. Schülerzentriertheit<br />

bedeutet nämlich genau das: die<br />

Schüler in den Mittelpunkt zu<br />

stellen und selbst an den Rand<br />

der Bühne zu treten.<br />

Spezialisierte<br />

Lehrkräfte!<br />

Abbildung: wikimedia gemeinfrei<br />

Wenngleich Grundkenntnisse<br />

zu Hochbegabung und Begabungsförderung<br />

sicherlich für<br />

alle Lehrkräfte relevant sind, so<br />

halte ich es – auch in Anbetracht<br />

der zahlreichen anderen Anforderungen,<br />

die der Lehrberuf<br />

noch so mit sich bringt – doch<br />

für vermessen, dass jede Lehrkraft<br />

sich mit sämtlichen „Diversitätsphänomenen“<br />

auskennen<br />

soll.<br />

Stattdessen erscheint es mir<br />

sinnvoller, Spezialisierungen<br />

zu fördern (und auch zu fordern<br />

– nicht, dass „Team“ sonst wieder<br />

einmal für „Toll, ein anderer<br />

macht’s.“ steht!). Jede Lehrkraft<br />

sollte sich einen Bereich aussuchen,<br />

für den sie sich interessiert,<br />

sich darin kontinuierlich<br />

weiterbilden und für andere als<br />

Ansprechpartner zur Verfügung<br />

stehen, die ihr wiederum bei anderen<br />

Themen helfen.<br />

Auch könnte man Netzwerke<br />

zwischen benachbarten Schulen<br />

zur fachlichen Intervision und<br />

zur Organisation gemeinsamer<br />

Fortbildungen organisieren, um<br />

eine hohe Qualität und Aktualität<br />

des Kenntnisstandes dieser<br />

Spezialisten zu gewährleisten.<br />

Es ist legitim, wenn einen nicht<br />

alle Phänomene gleichermaßen<br />

interessieren. Wahrscheinlich<br />

würde dies das Leben für die<br />

„eierlegenden Wollmilchsäue“<br />

auch etwas leichter machen.<br />

SCHULE UND HOCHBEGABUNG<br />

Literatur:<br />

Baudson, T. G. (2016). The mad<br />

genius stereotype: still alive and<br />

well. Frontiers in Psychology, 7,<br />

368.<br />

Baudson, T. G. (2019). Darf man<br />

heutzutage noch unkreativ sein?<br />

Das Kreativitätsdispositiv und<br />

seine Folgen für Schule und Erziehung.<br />

In J. Haager und T. G.<br />

Baudson (Hrsg.), Kreativität in der<br />

Schule – finden, fördern, leben (S.<br />

167–190). Wiesbaden: Springer.<br />

Heyder, A., Bergold, S. & Steinmayr,<br />

R. (2018). Teachers‘ knowledge<br />

about intellectual giftedness:<br />

A first look at level and<br />

correlates. Psychology Learning<br />

and Teaching, 17, 27–44.<br />

Mills, C. J. (2003). Characteristics<br />

of effective teachers of gifted<br />

students: Teacher background<br />

and personality styles of students.<br />

Gifted Child Quarterly, 47,<br />

272–281.<br />

Rosemarin, S. (2014). Should the<br />

teacher of the gifted be gifted?<br />

Gifted Education International,<br />

30, 263–270.<br />

Tirri, K. (2008). Who should teach<br />

gifted students? Revista Espagnola<br />

de Pedagogía, LXVI/240,<br />

315–324.<br />

Dr. Tanja Gabriele Baudson<br />

leitet bei Mensa das Ressort<br />

Wissenschaft und Forschung.<br />

Sie forscht seit 2007 zu Hochbegabung,<br />

Intelligenz und Kreativität.<br />

2018 wurde sie vom Deutschen<br />

Hochschulverband als<br />

„Hochschullehrerin des Jahres“<br />

ausgezeichnet.<br />

mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021 | 23


SCHULE UND HOCHBEGABUNG<br />

EVA KIPPENBERG<br />

Unterricht im Corona-Jahr<br />

Kuscheldecke und Quarantäne.<br />

Schule ist im Umbruch. Die Pandemie zwingt unsere<br />

Bildungseinrichtungen, umzudenken und neue Konzepte<br />

auszuprobieren. Auch für unsere jungen Ms gestaltet sich<br />

die Situation durchwachsen. Einerseits fehlt der Kontakt zu<br />

Freunden und Lehrkräften, andererseits bieten das Lernen<br />

zu Hause und die Kontaktbeschränkungen in der Schule<br />

ganz neue Möglichkeiten. Anmerkung: Die Gespräche<br />

wurden vor dem aktuellen Schul-Lockdown geführt.<br />

W<br />

ir vom Team Bildung sind<br />

sehr gespannt darauf,<br />

welche Konzepte es in den neuen<br />

Schulalltag schaffen und wie<br />

sich die gesamte Situation mittel-<br />

und langfristig an unseren<br />

Schulen für hochbegabte Kinder<br />

und Jugendliche dadurch<br />

verändern wird. Deshalb behalten<br />

wir „das neue Normal“ für<br />

euch im Blick.<br />

Als ersten Schritt haben wir<br />

am Ende des ersten Corona-Jahres<br />

über die KiJus bei den Familien<br />

herumgefragt, wie schulpflichtige<br />

Ms die Zeit erlebt haben.<br />

Antworten bekamen wir<br />

darauf von Aliyah (6), Xenia (8),<br />

Juliane (9), Julia (13), Caroline<br />

(14) und Maela (16).<br />

Was vermisst du besonders, was in<br />

der Corona-Zeit nicht möglich ist?<br />

Aliyah (6): Ich vermisse besonders<br />

Taekwondo, zu verreisen,<br />

meine Verwandten zu besuchen<br />

Aliyah (6).<br />

Foto: privat<br />

und mich mit Freunden zu verabreden.<br />

Ich vermisse es, ohne Maske<br />

in den Einkaufsladen zu gehen,<br />

weil das richtig anstrengend ist.<br />

Xenia (8): In der Zeit des Lockdowns<br />

habe ich meine Lehrerin<br />

besonders vermisst, und meine<br />

Freunde auch. Jetzt freue ich<br />

mich, dass ich wieder zur Schule<br />

gehen kann. Der Pausenhof<br />

ist streng aufgeteilt, ich darf<br />

dort nur mit meinen Klassenkameraden<br />

spielen und nicht alle<br />

Anlagen auf dem Schulgelände<br />

benutzen.<br />

Juliane (9): Ich konnte mich<br />

nicht mit meinen Freunden<br />

treffen, und ich habe sie vermisst.<br />

Julia (13): Mir fehlt auch das<br />

gemütliche Herumsitzen im<br />

Kiosk-Raum. Außerdem vermisse<br />

ich die Akrobatik-AG,<br />

würde gerne wieder auf dem<br />

Gymnastikball laufen und auf<br />

Menschenpyramiden klettern.<br />

Caroline (14): Am meisten vermisse<br />

ich es, meine Hobbys, wie<br />

Bogenschießen oder Tauchen,<br />

nicht mehr ungehindert machen<br />

zu können.<br />

Maela (16): Wir dürfen in den<br />

Pausen nicht im Gebäude bleiben,<br />

auch wenn es sehr kalt<br />

draußen ist.<br />

Was hat dir die Corona-Zeit an<br />

neuen Möglichkeiten gebracht?<br />

Aliyah (6): Dass ich genau<br />

weiß, wann mich Papa von der<br />

Kita abholt. Und dass man viele<br />

Sachen über den Computer<br />

macht, zum Beispiel die digitale<br />

Märchenstunde, oder Albasport<br />

hat mir viel Spaß gemacht.<br />

Xenia (8): Ja. Ausschlafen<br />

– während des Lockdowns.<br />

Juchhu!<br />

Im Advent habe ich für die<br />

ganze Schule ein Gedicht über<br />

24 | mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021


SCHULE UND HOCHBEGABUNG<br />

die Lautsprecheranlage aufgesagt.<br />

Ich war ganz allein am Mikrofon.<br />

Dies gefällt mir besser<br />

als auf der Bühne zu stehen. Als<br />

ich zurück in das Klassenzimmer<br />

kam, haben meine Schulkameraden<br />

applaudiert.<br />

Juliane (9): Als ich in Quarantäne<br />

war, konnte ich ungestört<br />

arbeiten, und es war nicht so<br />

laut wie im Klassenzimmer. Außerdem<br />

sind andere noch nicht<br />

so weit beim Arbeiten, ich aber<br />

schon und deswegen komme<br />

ich schneller voran.<br />

Caroline (14): Da die Lehrer<br />

in Videokonferenzen weniger<br />

Kontrolle darüber haben, was<br />

die Schüler tun, kann ich schon<br />

mal die Hausaufgaben für andere<br />

Fächer erledigen, sodass<br />

ich nachmittags mehr Freizeit<br />

habe.<br />

Maela (16): Mutter kann mich<br />

nicht dazu zwingen, an sozialen<br />

Veranstaltungen teilzunehmen.<br />

Ich kann endlich fast den ganzen<br />

Tag im Bett liegen und lesen,<br />

weil nichts stattfindet. Und<br />

wir werden morgens zur Schule<br />

gebracht, müssen nicht so früh<br />

raus und mit dem Bus fahren.<br />

Wie erlebst du Mund-Nase-<br />

Bedeckungen/ Community-<br />

Masken im Unterricht?<br />

Xenia (8): Brauche ich im Unterricht<br />

nicht. Stört aber auch<br />

nicht. Ich muss diese nur aufsetzen,<br />

wenn ich von meinem<br />

Xenia (8).<br />

Foto: privat<br />

Ausschlafen<br />

während des<br />

Lockdowns.<br />

Juchhu!<br />

Platz aufstehe, zum Beispiel<br />

wenn ich zum Mülleimer gehe.<br />

Juliane (9) und Caroline (14):<br />

Ich finde die Masken nervig.<br />

Maela (16): Ich vergesse ständig,<br />

dass wir sie tragen, ist ganz<br />

selbstverständlich geworden.<br />

Gibt es bei euch Aerosol-Filter?<br />

Wie erlebst du das regelmäßige<br />

Lüften im Winter?<br />

Xenia (8, keine Luftfilter):<br />

Manchmal wird mir kalt, dann<br />

nehme ich eine dünne Decke,<br />

die an meinem Platz liegt. Die<br />

Schule hat die Decken für uns<br />

gekauft.<br />

Juliane (9): Wir haben keine<br />

Aerosol-Filter. Das Lüften<br />

macht mir nicht mehr so viel<br />

aus, weil ich an der Wand sitze.<br />

Wenn ich am Fenster sitzen<br />

würde, wäre es auch nicht so<br />

schlimm, weil wir in die Schule<br />

Kuscheldecken mitnehmen<br />

dürfen.<br />

Julia (13): Ich habe mir wie einige<br />

andere aus meiner Klasse<br />

eine kleine Decke in den Tornister<br />

gepackt, in die ich mich<br />

wickle, wenn es zu kalt wird.<br />

Caroline (14): Ja, wir haben Aerosol-Filter.<br />

Das Lüften macht<br />

mir nicht viel aus, ich sitze zwar<br />

am Fenster, aber die Heizung<br />

ist direkt neben mir. Das größere<br />

Problem ist, dass ich entweder<br />

ein Fenster in meinem Gesicht<br />

oder unmittelbar hinter<br />

mir habe.<br />

Maela (16): Filter gibt es noch<br />

nicht, sollen aber für einige<br />

Räume angeschafft werden. Es<br />

ist kalt! Ich ziehe mir extradicke<br />

Pullis an.<br />

Warst du schon in Quarantäne?<br />

Wie ist das bei euch abgelaufen?<br />

Xenia (8): Zum Glück hatten<br />

wir diese Auflage noch nicht,<br />

aber es wäre schon blöd, wenn<br />

wir nicht rausgehen dürften.<br />

Juliane (9): Ja, ich war schon in<br />

Quarantäne. Bei uns haben wir<br />

immer einen Wochenplan ausgedruckt<br />

und den abgearbeitet.<br />

Manchmal haben wir auch Online-Unterricht<br />

gemacht. (Die<br />

Schule hat zeitig Schoolfox eingerichtet.)<br />

Caroline (14): Ja, ich war schon<br />

einmal in Quarantäne. Wir haben<br />

Online-Unterricht gemacht,<br />

was sehr gut geklappt<br />

hat, da wir schon einmal einen<br />

Lockdown hatten, wo wir<br />

Erfahrungen mit technischen<br />

Hilfsmitteln sammeln konnten.<br />

Wir haben Unterricht über<br />

Teams gemacht, die Lehrer haben<br />

Gruppenchats in Kaizala<br />

erstellt, und im Online-Schulmanager<br />

konnten wir unsere<br />

Hausaufgaben und Arbeitsaufträge<br />

nachsehen.<br />

Was ist dein Fazit?<br />

Xenia (8): Corona soll absterben!<br />

Mein 4-jähriger Bruder<br />

sagt: Corona ist sooo doof!<br />

Bleibt gesund!<br />

mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021 | 25


SCHULE UND HOCHBEGABUNG<br />

GENEVIÈVE SPIRINELLI-ENGELS<br />

„Ich habe immer auf mein<br />

Bauchgefühl gehört“<br />

Interview: Homeschooling in Luxemburg.<br />

Wer bist du? Bitte stell<br />

dich kurz vor.<br />

Mein Name ist Geneviève Spirinelli-Engels.<br />

Ich habe einen Abschluss<br />

als Grafikdesignerin, bin<br />

aber Vollzeitmutter, und habe<br />

eine Umschulung zur Begabtenpädagogin<br />

gemacht, um meine<br />

Kinder begleiten zu können.<br />

Man muss aber nicht Pädagoge<br />

oder Lehrer sein, um Homeschooling<br />

machen zu dürfen<br />

oder zu können. Jeder darf hier<br />

in Luxemburg einen Antrag<br />

stellen.<br />

Seit wann bist du bei Mensa?<br />

Ich bin nicht bei Mensa, aber<br />

meine beiden Kinder schon.<br />

Die Psychotherapeutin meiner<br />

Tochter, die auf hochbegabte<br />

Kinder spezialisiert ist, meinte<br />

aber, die Wahrscheinlichkeit<br />

liegt ganz nahe, dass wir beide,<br />

mein Mann und ich, auch hochbegabt<br />

seien. Ob ich es bin oder<br />

nicht, ist mir im Moment nicht<br />

so wichtig.<br />

Wie alt ist deine Tochter und<br />

seit wann unterrichtest du<br />

deine Kinder zu Hause?<br />

Meine Tochter ist dreizehn und<br />

mein Sohn zehn.<br />

Bei uns kommen die Kinder,<br />

wenn man möchte, mit drei Jahren<br />

in eine Kita. Das ist zwar fakultativ,<br />

aber es wird schon zur<br />

Vorschule gezählt. Mit vier Jahren<br />

sind sie im ersten Jahr der<br />

Vorschule, mit fünf im zweiten<br />

Jahr. Richtiges Einschulen passiert<br />

mit sechs Jahren (erstes<br />

Schuljahr). Da ist sie ab Weihnachten<br />

zu Hause geblieben.<br />

Die Kinder sind jetzt seit sieben<br />

Jahren zu Hause.<br />

Warum hast du dich entschieden,<br />

die Kinder zu Hause zu<br />

unterrichten und sie nicht in<br />

die Schule zu schicken?<br />

Es war eher aus der Not heraus.<br />

Unsere Vorschule wird bewertet<br />

und ab da sind sie „schulpflichtig”.<br />

„Unsere Tochter wurde<br />

durch die ständige<br />

Unterforderung in der<br />

Schule krank, was in einer<br />

Schulverweigerung endete.“<br />

Überspringen durfte unsere<br />

Tochter nicht, da sie ja in der<br />

Schule nicht auffällig war, und<br />

sie meinten, wir würden sie gerne<br />

zu Höchstleistungen zwingen.<br />

Sie hat sich immer nach<br />

unten angepasst. Im ersten<br />

Schuljahr hat die Lehrerin wohl<br />

festgestellt, dass sie in Deutsch<br />

das Niveau einer Drittklässlerin<br />

hat, aber sie wollte dies nicht<br />

so in die Zensur schreiben, das<br />

wäre ja unfair gegenüber den<br />

Klassenkameraden.<br />

Unsere Tochter wurde durch<br />

die ständige Unterforderung<br />

in der Schule krank, was in einer<br />

Schulverweigerung endete.<br />

Über drei Jahre wurde uns keine<br />

Hilfe seitens der Schule entgegengebracht,<br />

so haben wir uns,<br />

nachdem wir nach einer Lösung<br />

gesucht haben, fürs Homeschooling<br />

entschieden. Ihrem<br />

jüngeren Bruder haben wir damals<br />

die Wahl gelassen, ob er<br />

hingehen möchte oder nicht.<br />

Welche Vor- und Nachteile<br />

hat das Homeschooling für<br />

dich? Welche Chancen und<br />

Gefahren siehst du generell?<br />

26 | mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021


SCHULE UND HOCHBEGABUNG<br />

In unserem Fall sehe ich fast nur<br />

Vorteile. Man muss aber dazu<br />

sagen, dass „Unterricht zu Hause”,<br />

so wie er jetzt in vielen Ländern<br />

den Eltern aufgezwungen<br />

wird, nicht das Gleiche ist<br />

wie Homeschooling. Natürlich<br />

hat jeder seine eigene Methode,<br />

aber im Großen und Ganzen<br />

geht es nicht darum, Kinder nur<br />

zu unterrichten.<br />

Wir sehen uns eher als Wegbegleiter.<br />

Dieser Prozess hat<br />

sich aber über die Jahre entwickelt<br />

und verändert sich immer<br />

noch. Ich konnte ganz auf die<br />

Hochbegabung eingehen und<br />

auch viele Situationen vermeiden,<br />

welche von nicht Hochbegabten<br />

nur schwer nachzuvollziehen<br />

sind.<br />

Hochbegabten Kindern kann<br />

man die Chance geben, dass<br />

sie voll und ganz ungestört ihren<br />

Interessen nachgehen können,<br />

die oft weit entfernt von<br />

denen ihrer gleichaltrigen Klassenkameraden<br />

liegen. Die einzige<br />

Gefahr besteht in meinen Augen<br />

darin, dass es nicht funktioniert,<br />

wenn es nicht auf freiwilliger<br />

Basis passiert, so wie es<br />

jetzt aktuell in den meisten Familien<br />

der Fall ist.<br />

Unsere Kinder haben das<br />

Recht, jederzeit zurück zur<br />

Schule zu gehen, wenn sie dies<br />

möchten.<br />

Homeschooling besteht größtenteils<br />

aus Kommunikation<br />

und viel Vertrauen. Vertrauen<br />

in die Fähigkeiten der Kinder<br />

und deren Entscheidungen,<br />

was ihre eigene Person angeht.<br />

Denn Kinder, und vor allem<br />

hochbegabte Kinder, sind von<br />

Natur aus neugierig und wollen<br />

lernen.<br />

Schule<br />

geht auch<br />

zu Hause<br />

(nicht nur<br />

in Corona-<br />

Zeiten).<br />

Wie wählt man den Lernstoff<br />

aus? Wird er von der Schule oder<br />

dem Ministerium vorgegeben?<br />

Wir sollen uns an dem vorgegebenen<br />

Lernstoffplan des Ministeriums<br />

orientieren, welcher der<br />

gleiche ist wie der für die Schulen.<br />

Dort sind Kompetenzsockel<br />

angegeben, auf die man hinarbeiten<br />

sollte. Mittlerweile ist<br />

das freie Lernen jedoch erlaubt,<br />

wenn man ein gutes pädagogisches<br />

Konzept vorlegen kann.<br />

„Unsere Kinder haben das<br />

Recht, jederzeit zurück<br />

zur Schule zu gehen,<br />

wenn sie dies möchten.“<br />

Woher bekommt man die<br />

Materialien dafür? Oder<br />

darf/muss man sich das<br />

selbst zusammenstellen?<br />

Das hängt von der jeweiligen<br />

Bezirksinspektion ab. Aber die<br />

meisten stellen ihr Material<br />

selbst zusammen. Es gibt einige<br />

Übungsbücher, die von unseren<br />

Lehrergewerkschaften auf<br />

den Markt gebracht wurden, die<br />

sich am gängigen Schulstoff orientieren,<br />

das ist eine kleine Hilfestellung.<br />

Wie viel Zeitaufwand ist es<br />

für dich pro Tag etwa?<br />

Das Material für die Grundschule<br />

suche ich mir für jedes Jahr in<br />

den Sommerferien zusammen,<br />

so brauche ich nicht jeden Tag<br />

etwas Neues vorzubereiten. Das<br />

nimmt dann schon einen Monat<br />

in Anspruch. Meine Tochter bekommt<br />

den Schulstoff, den sie<br />

braucht, von der Fernschule.<br />

Wie planst du den Tag? Gibst du<br />

deinen Kindern klare Vorgaben,<br />

was sie durcharbeiten sollen,<br />

oder können sie wählen, was<br />

sie bearbeiten wollen?<br />

Für meinen Sohn, der in der dritten<br />

Klasse ist, habe ich jeden Tag<br />

eine Aufgabe in den jeweiligen<br />

Hauptfächern (bei uns Deutsch,<br />

Mathe und Französisch) vorbereitet.<br />

Meine Tochter hat ihre<br />

Fächer selbst ausgewählt, die<br />

sie über Fernstudium absolviert.<br />

Für den Rest des Tages können<br />

sie ihren Interessen nachgehen.<br />

Ob sie ihre Aufgaben morgens<br />

oder abends machen, ist ihnen<br />

überlassen. Hauptsache, sie haben<br />

Spaß daran.<br />

Wenn ich richtig verstanden<br />

habe, erklärst du deinen Kindern<br />

nichts wie eine Lehrerin, sondern<br />

lässt sie mit dem Material<br />

allein arbeiten. Wie übst du mit<br />

ihnen, mündliche Antworten zu<br />

geben und ihre Gedankengänge<br />

verbal auszudrücken?<br />

Erklären tue ich das erste Mal<br />

schon, meistens, indem ich sage,<br />

so habe ich es gelernt oder so<br />

wird es einem in der Schule beigebracht<br />

(zum Beispiel Mathe).<br />

Danach frage ich, ob sie es ver-<br />

mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021 | 27


SCHULE UND HOCHBEGABUNG<br />

standen haben, und lasse es mir<br />

erklären. Meistens haben sie<br />

schon über dem Erzählen eigene<br />

Ideen oder eigene Lösungswege.<br />

Diesen Ideenreichtum bemerke<br />

ich auch immer, wenn es<br />

darum geht, Geschichten nach<br />

Bildern zu schreiben.<br />

Und wie ist es mit Sprachen?<br />

Da haben wir es ja hier in Luxemburg<br />

viel einfacher. Wir leben<br />

in einer multikulturellen<br />

Gemeinschaft, und da unsere<br />

Kinder in der Grundschule neben<br />

luxemburgisch auch noch<br />

zwei Fremdsprachen (Deutsch<br />

und Französisch) lernen, können<br />

sie diese auch gleich im Alltag<br />

anwenden.<br />

Wie motivierst du die Kinder,<br />

wenn sie keine Lust haben oder<br />

ein Thema sie langweilt?<br />

Natürlich gibt es Tage, wo sie<br />

nicht so viel Lust haben, aber<br />

mit der Zeit wird man flexibel.<br />

Wenn etwas nicht funktioniert,<br />

probiert man halt was Neues.<br />

Die Kinder haben schon Mitbestimmungsrecht,<br />

was das Lernen<br />

angeht, es ist die Basis des<br />

Homeschoolings.<br />

Kannst du mir ein konkretes<br />

Beispiel geben für ein<br />

unerwartetes Problem, das<br />

auftrat, und wie du es gelöst hast?<br />

Es handelt sich wohl hier eher<br />

um ein Problem, das viele Eltern<br />

von hochbegabten Kindern<br />

kennen. Das Auswendiglernen<br />

des Einmaleins. Das hat bei beiden<br />

Kindern nie funktioniert.<br />

Meine Tochter sah den Sinn dafür<br />

nicht ein und meinem Sohn<br />

war das zu langweilig. Ich habe<br />

dann einfach sichergestellt,<br />

dass sie wissen, wie man es ausrechnet.<br />

Es gab keine Diskussionen<br />

mehr: Für die Kinder war es<br />

kniffeliger und ich wusste, dass<br />

sie die Aufgaben erledigen.<br />

Wird der Lernstand der Kinder<br />

regelmäßig kontrolliert?<br />

Müssen sie externe Tests<br />

machen oder passt du auf,<br />

dass sie nichts auslassen?<br />

Wir werden zweimal im Jahr zur<br />

Kontrolle gerufen, bei der die<br />

Kinder je nachdem Tests machen<br />

oder wo nur das ganze Material<br />

durchgesehen wird. Da<br />

aber das ganze System im Wandel<br />

ist, und wir auf dem Weg zu<br />

einer Freilerner-Familie sind,<br />

werden die Tests weniger, und<br />

es wird eher sichergestellt, dass<br />

die Kinder Zugang zum Lernen<br />

haben und nicht sich selbst<br />

überlassen sind. In Luxemburg<br />

gibt es die Lernpflicht, aber keine<br />

Anwesenheitspflicht in der<br />

Schule.<br />

Da hochbegabte Kinder schneller<br />

den Stoff durcharbeiten<br />

können: Ist es möglich, dass<br />

sie in manchen Fächern weiter<br />

arbeiten als vorgegeben? Falls<br />

ja, werden sie in dem Fach auf<br />

dem Niveau geprüft, auf dem sie<br />

sind, oder nur altersabhängig?<br />

Da ich ja auf ihre Stärken eingehen<br />

konnte, konnte ich es in<br />

manchen Fächern akzelerieren.<br />

Doch leider steckt der Bereich<br />

Hochbegabung bei uns noch in<br />

„Wenn einem etwas wirklich<br />

wichtig ist, nimmt man<br />

auch mal unangenehme<br />

Dinge in Kauf. Es geht ja<br />

hier nicht darum, Regeln<br />

zu brechen.“<br />

den Kinderschuhen, sodass die<br />

ganze Arbeit nicht wirklich berücksichtigt<br />

wird. Aber es hängt<br />

auch von der jeweiligen Bezirksinspektion<br />

ab.<br />

Den Kindern fehlt die soziale<br />

Erfahrung, im Klassenverbund zu<br />

lernen und sich mit Mitschülern<br />

auseinanderzusetzen. Wie<br />

gleichst du das aus? Haben sie<br />

Hobbys, wo sie viel mit anderen<br />

Kindern zusammenkommen?<br />

Es ist eines der größten Vorurteile,<br />

dass Homeschooling-Kinder<br />

keine sozialen Erfahrungen<br />

sammeln würden. Da unsere<br />

Kinder zu zweit sind, lernen sie<br />

streiten, sich wieder versöhnen,<br />

teilen und so weiter. Sie spielen<br />

viel mit den Nachbarskindern<br />

und haben auch beste Freunde,<br />

die sie regelmäßig sehen. Außerdem<br />

haben sie Hobbys, wo<br />

sie mit anderen Kindern zusammenkommen.<br />

Glaubst du, deine Kinder kämen<br />

an der Universität klar, wo es<br />

Anwesenheitspflichten und<br />

strengere Strukturen gibt? Auch<br />

in vielen Berufen gibt es recht<br />

starre äußere Anforderungen und<br />

Chefs, die nicht diskutieren wollen.<br />

Ja, davon bin ich überzeugt. Musikschulen<br />

funktionieren ja<br />

auch so in etwa wie Schulen, der<br />

einzige Unterschied ist der, dass<br />

die Kinder von sich aus dort<br />

hingehen. Und wenn einem etwas<br />

wirklich wichtig ist, nimmt<br />

man auch mal unangenehme<br />

Dinge in Kauf. Es geht ja hier<br />

nicht darum, Regeln zu brechen.<br />

Überall auf der Welt gibt es Kinder<br />

oder Erwachsene, ob hochbegabt<br />

oder nicht, die sich trotz<br />

Schule nicht immer eingliedern<br />

wollen. Und seien wir mal ehr-<br />

28 | mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021


SCHULE UND HOCHBEGABUNG<br />

lich, mit einem guten Chef lässt<br />

es sich auch mal diskutieren.<br />

Welche Tipps würdest du<br />

Eltern geben, die jetzt wegen<br />

der Coronamaßnahmen eher<br />

unfreiwillig ihre Kinder zu<br />

Hause unterrichten müssen?<br />

Man sollte Vertrauen in die Fähigkeiten<br />

seiner Kinder haben<br />

und vor allem sich und die Kinder<br />

nicht unter Druck setzen.<br />

Aber es ist schwierig, Tipps zu<br />

geben, wenn die Eltern sich an<br />

die Vorschriften der Lehrer halten<br />

und einen Abgabetermin<br />

einhalten müssen.<br />

Wo finden Eltern Informationen<br />

darüber, wie sie ihren Kindern<br />

den Lernstoff vermitteln<br />

können? Etwas zu wissen<br />

bedeutet ja nicht, dass man es<br />

kindgerecht erklären kann.<br />

Kinder müssen das Lernen nicht<br />

erst lernen. Sie tun es von Natur<br />

aus, nur jeder auf seine Art und<br />

Weise. Am besten lässt man sich<br />

von den Kindern leiten. Vor allem<br />

hochbegabte Kinder haben<br />

oft ihre eigenen Lösungswege.<br />

Aber das Internet bietet viele<br />

Hilfestellungen an.<br />

Hier einige Links:<br />

• alliasbl.lu/de/home-de/<br />

(dort findet man viele Infos<br />

übers Homeschooling und<br />

Unschooling)<br />

• skoyo.de (Lernportal)<br />

• vs-material.wegerer.at,<br />

www.cned.fr<br />

(französische Fernschule)<br />

• web-individualschule<br />

(Skype-Schule, sie haben Erfahrung<br />

mit Hochbegabten<br />

und Autisten)<br />

• duolingo oder babbel<br />

(für Sprachen)<br />

In<br />

Luxemburg<br />

gibt es<br />

Lernpflicht<br />

aber keine<br />

Schulpflicht.<br />

Was hättest du gerne gewusst,<br />

bevor du mit dem Homeschooling<br />

angefangen hast?<br />

Nichts, es ist ein laufender Prozess<br />

und mit der Zeit lernt man,<br />

im Hier und Jetzt zu leben.<br />

Keiner weiß, wie die Welt in<br />

ein paar Jahren aussehen wird,<br />

und was die Anforderungen an<br />

uns und unsere Kinder sein werden.<br />

Die Auseinandersetzungen mit<br />

den Lehrern müssen anstrengend<br />

gewesen sein. Haben sie versucht,<br />

euch unter Druck zu setzen, damit<br />

die Kinder in der Schule bleiben?<br />

Am Anfang hofft man noch auf<br />

den guten Willen der Lehrer,<br />

aber wenn man mit der Zeit bemerkt,<br />

dass sie dir nicht glauben,<br />

dann fängt man an, sauer<br />

zu werden und manchmal ist<br />

man schon erschöpft.<br />

„Kinder müssen das Lernen<br />

nicht erst lernen. Sie tun<br />

es von Natur aus, nur jeder<br />

auf seine Art und Weise.<br />

Am besten lässt man sich<br />

von den Kindern leiten.“<br />

Es waren ja nicht nur die Lehrer.<br />

Die erste Psychologin meinte,<br />

ich würde meine Tochter als<br />

emotionalen Abfalleimer benutzen,<br />

da ihr Wortschatz so weit<br />

fortgeschritten war und mein<br />

Mann zu der Zeit arbeitsbedingt<br />

oft im Ausland war. Dazu kam<br />

das Getuschel der anderen Eltern<br />

und im Dorf. Meine Tochter<br />

ist anders als die anderen Mädchen,<br />

liebt Kleider und mag keine<br />

Hosen und Socken. Natürlich<br />

hat jeder versucht, uns zu überzeugen,<br />

wir seien nicht fähig<br />

und sie würde nur unsere Grenzen<br />

testen. Meine Eltern übrigens<br />

auch. Aber ich habe immer<br />

auf mein Bauchgefühl gehört.<br />

Als ich dem Schulpsychologen<br />

mitteilte, solange man meine<br />

Tochter nicht in der Schule<br />

unterstützt, bleibt sie zu Hause,<br />

bis sie selbst wieder hinmöchte,<br />

meinte er, das sei eine super<br />

Idee, wenn man dem Patienten<br />

die Wahl lässt. Im Moment könne<br />

keiner genau sagen, ob es ein<br />

Fehler ist oder nicht, das würde<br />

man erst in 20 Jahren wissen.<br />

Er hat sich nicht sonderlich angestrengt,<br />

sie wieder zur Schule<br />

zu bewegen, da er nie mit ihr gesprochen<br />

hat.<br />

Tut es dir nicht manchmal<br />

leid, dass du in deinem Beruf<br />

nicht arbeiten kannst, sondern<br />

dich um die Kinder kümmerst?<br />

Oder ist dafür auch Zeit?<br />

Es tut mir nicht leid, dass ich<br />

bei den Kindern geblieben bin.<br />

Es war eine bewusste Entscheidung.<br />

Es wäre chaotischer geworden,<br />

wenn ich zu der Zeit gearbeitet<br />

hätte. Und im Moment<br />

arbeite ich wieder ein bisschen<br />

von zu Hause aus. Wie du siehst,<br />

habe ich ja Zeit.<br />

mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021 | 29


EIN M VON NEBENAN<br />

ABDELLAH LASRI<br />

Ein Opernstar auf dem Weg<br />

zum wahren Glück<br />

Von der Schwierigkeit, einen Lebenstraum<br />

mit der Realität zu versöhnen.<br />

Abdellah Lasri hat sich einen Kindheitstraum erfüllt und als Tenor-Opernsänger Erfolge<br />

gefeiert. Er hat an zahlreichen renommierten Häusern gespielt, war Finalist bei der Operalia,<br />

dem größten Opern-Wettbewerb der Welt und wurde in der Opernszene als „Rising Star“<br />

gehandelt. Eine Bilderbuch-Karriere. Warum er trotzdem unzufrieden war und sich auf die<br />

Suche nach dem wahren Glück begeben hat, erzählte er uns im Interview.<br />

Du bist in Marokko geboren und<br />

aufgewachsen. Wie bist du zur<br />

klassischen Musik und speziell<br />

zum Operngesang gekommen?<br />

Da war schon sehr früh eine innere<br />

Stimme, die mir gesagt hat:<br />

„Abdellah, du endest als Musiker!“<br />

Meine Eltern, insbesondere<br />

mein Vater, wollten, dass<br />

ich studiere, am Besten als Beamter<br />

arbeite. Das war für mich<br />

schwierig, denn in der Schule<br />

lief es nicht gut. Vermutlich lag<br />

das größtenteils an der Hochbegabung,<br />

aber davon habe ich erst<br />

als Erwachsener erfahren. Die<br />

Lehrer hatten, wie mein Vater,<br />

kein Verständnis für mich.<br />

Ich habe mich jedoch nicht beirren<br />

lassen, für mich war klar:<br />

Meine Zukunft lag in den Bereichen<br />

Musik und/oder Informatik.<br />

Der klassische Weg, also Abitur<br />

und Studium, war dafür aber<br />

nicht geeignet, zumal ein Hochschulstudium<br />

in Marokko sehr<br />

teuer ist. Ich habe mich daher<br />

entschieden, die Schule abzubrechen.<br />

Das war eine sehr harte<br />

Entscheidung, aber ich wollte<br />

meine Zeit nicht weiter verplempern,<br />

sondern meine Energie in<br />

meinen Lebenstraum stecken.<br />

Wie haben Deine Eltern<br />

reagiert, als du die Schule<br />

geschmissen hast?<br />

Das war heftig! Mein Vater ist<br />

narzisstisch veranlagt, und das<br />

Verhältnis zu ihm war ohnehin<br />

sehr schwierig. In dieser Situation<br />

hat sich alles zugespitzt. Seine<br />

größte Sorge war es, dass die<br />

Leute sagen, er habe einen arbeitslosen,<br />

faulen Sohn zu Hause.<br />

Er wollte, dass ich studiere<br />

und einer „normalen“ Arbeit<br />

nachgehe.<br />

Das war eine schwere Zeit für<br />

mich. Auf der einen Seite hatte<br />

ich meine Vision von der Zukunft<br />

und wollte losmarschieren.<br />

Auf der anderen Seite war<br />

da mein Vater, der mir meine Vision<br />

kaputt machen wollte, statt<br />

mich zu unterstützen. Ich habe<br />

mich dann eben auf eigene Faust<br />

fortgebildet, insbesondere in<br />

Musiktheorie und nebenbei in<br />

einem Internetcafé gearbeitet.<br />

Du hast dir also viel<br />

autodidaktisch erarbeitet?<br />

Ja, genau. Vor ungefähr einem<br />

Jahr habe ich realisiert, dass ich<br />

Synästhetiker bin. Für mich be-<br />

30 | mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021


Charles Gounod's „Faust“-Oper<br />

kannte man hierzulande lange nur unter<br />

dem Titel „Margarethe“. Abdellah<br />

spielte die Titelrolle des „Faust“ am<br />

Aalto-Theater in Essen (eine Ko-Produktion<br />

mit der Staatsoper in Berlin).<br />

Copyright: Karl Forster


EIN M VON NEBENAN<br />

deutet das, ich sehe die Musik<br />

und fühle Konsistenzen. Bis dahin<br />

dachte ich, das sei nichts Besonderes,<br />

für mich war das einfach<br />

Normalität.<br />

Natürlich musste ich mir teilweise<br />

auch die Nächte um die<br />

Ohren hauen, aber im Großen<br />

und Ganzen fiel es mir leichter<br />

als den anderen.<br />

Opernsänger ist aber nicht<br />

unbedingt die am nächsten<br />

liegende Karriere …<br />

Ich habe es geliebt, auf meiner<br />

Gitarre zu spielen, aber mit fast<br />

20 Jahren war es schon zu spät<br />

für eine professionelle Karriere<br />

auf einem Instrument. Beim Gesang<br />

ist das anders, weil sich die<br />

Stimme ohnehin ständig entwickelt<br />

und verändert; da standen<br />

mir noch alle Wege offen.<br />

Ich habe in verschiedenen<br />

Chören in meiner Heimatstadt<br />

Rabat gesungen. Dort bin ich<br />

schließlich auf einen wunderbaren<br />

Lehrer und Mentor gestoßen,<br />

Louis Péraudin, den damaligen<br />

Leiter des Chorale de<br />

Rabat. Er verstand es, die Leidenschaft<br />

an der Musik weiterzugeben,<br />

nicht nur die Technik.<br />

Über sein Netzwerk hatte ich<br />

dann auch die Möglichkeit, an<br />

Meisterklassen teilzunehmen.<br />

Die französische Kulturszene ist<br />

öfters vor Ort, um marokkanische<br />

Musiktalente abzuwerben.<br />

Letztendlich habe ich so ein Stipendium<br />

bekommen. Das hat<br />

mir die Türen in die europäische<br />

Opernszene geöffnet.<br />

Denkst du gerne an die<br />

Studienzeit in Frankreich zurück?<br />

Das sind gemischte Gefühle.<br />

Das Studium war sehr schwer<br />

und arbeitsintensiv. Hinzu<br />

kommt, dass mir das französische<br />

System nicht sehr entgegenkam.<br />

Dort wirst du in der<br />

Theorie perfekt vorbereitet, aber<br />

es fehlt die praktische Seite. Das<br />

fühlte sich für mich wie ein zu<br />

eng geschnürtes Korsett an.<br />

Heute ist mir klar, warum ich<br />

damit so gehadert habe: Vor einem<br />

Jahr habe ich die Diagnose<br />

ADHS bekommen. Ich lerne<br />

nicht beim Stillsitzen, sondern<br />

„on the road“, beim praktischen<br />

Anwenden.<br />

„Stell dir vor, du hast nur<br />

einen Satz: Wenn du den<br />

nicht ordentlich ablieferst,<br />

war es das! Eine zweite<br />

Chance bekommst du nicht,<br />

mit diesem Eindruck gehst<br />

du dann von der Bühne.“<br />

Auch meine finanzielle Situation<br />

war teilweise schwierig. Ab<br />

dem zweiten Studienjahr wohnte<br />

ich in Paris mit hohen Lebenshaltungskosten.<br />

An der Hochschule<br />

gab es die Regelung, dass<br />

man in den ersten zwei Studienjahren<br />

nicht arbeiten darf, das<br />

kann ich bis heute nicht nachvollziehen.<br />

Klar hatte ich mein<br />

Stipendium, aber da gab es in<br />

der vorlesungsfreien Zeit keine<br />

Zahlungen. In den Sommermonaten<br />

war das Geld daher sehr<br />

knapp.<br />

Du hast deinen Abschluss aber<br />

trotz dieser Umstände mit<br />

Auszeichnung bestanden!<br />

Ja, das stimmt. Das war für mein<br />

Selbstwertgefühl sehr wichtig.<br />

Unterbewusst hat mich das fehlende<br />

Abitur doch mehr belastet,<br />

als ich mir eingestehen wollte.<br />

Jetzt hatte ich mir selbst bewiesen,<br />

dass ich die richtige Entscheidung<br />

getroffen habe und<br />

dass ich etwas bis zum Ende<br />

durchziehen kann, wenn ich es<br />

mir in den Kopf gesetzt habe.<br />

Der ganze Druck fiel danach von<br />

mir ab.<br />

Wie kamst du an deine ersten<br />

Rollen? Du bist dann relativ<br />

schnell nach Berlin gegangen.<br />

Das klappte glücklicherweise<br />

sehr gut. Ich hatte schon einen<br />

Tag nach meiner Abschlussprüfung<br />

Proben für ein Festival in<br />

Monte-Carlo und hatte auch in<br />

Frankreich verschiedene Engagements.<br />

Dort konnte ich allerdings<br />

nicht dauerhaft bleiben,<br />

weil mein Visum nicht verlängert<br />

wurde.<br />

Glücklicherweise bekam ich<br />

in dieser Zeit einen Anruf aus<br />

Berlin. Dort suchten sie einen<br />

Tenor für das Jugend-Ensemble<br />

und so wurde ich Mitglied im internationalen<br />

Opernstudio der<br />

Deutschen Staatsoper. Das war<br />

ein wahrer Segen für mich.<br />

Inwiefern?<br />

Weil ich den Beruf dort richtig<br />

gelernt habe. Man spielt<br />

zwar nur kleine Rollen, aber auf<br />

der großen Bühne mit sehr berühmten<br />

Leuten. Was man vielleicht<br />

nicht unbedingt vermutet:<br />

Manchmal sind die kleinen<br />

Rollen komplizierter als die langen<br />

Passagen.<br />

Stell dir vor, du hast nur einen<br />

Satz: Wenn du den nicht ordentlich<br />

ablieferst, war es das!<br />

Eine zweite Chance bekommst<br />

du nicht, mit diesem Eindruck<br />

gehst du dann von der Bühne.<br />

32 | mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021


ABDELLAH LASRI<br />

Abdellah Lasri als „Des Grieux“ in<br />

Jules Massenet's „Manon“ am<br />

Salzburger Landestheater.<br />

Copyright: Anna-Maria Löffelberger<br />

Seine musikalische Ausbildung<br />

absolvierte Lasri am Conservatoire<br />

National Supérieur in Paris.<br />

Copyright: Saad Hamza<br />

Abdellah Lasri spielt<br />

neben Peter Felix Bauer<br />

den Adorno in Guiseppe<br />

Verdi's Oper „Simon<br />

Boccanegra“ am<br />

Staatstheater in Mainz.<br />

Copyright: Andreas Etter<br />

Hast du eine Lieblingsrolle?<br />

Meine erste große Rolle war der<br />

Rodolfo in La Bohème. Den mag<br />

ich sehr, da könnten wir gut<br />

und gerne zwei Stunden drüber<br />

sprechen. Und auf jeden Fall der<br />

Werther, ach, der ist einfach so<br />

schön geschrieben!<br />

Das sind beides ja eher<br />

dramatische Figuren!<br />

Ja, in der Tat. Dramatische Passagen<br />

passen einfach gut zu mir<br />

und meiner Stimme. Ich mag<br />

komplexe Geschichten, in denen<br />

ich ein reiches Gefühlsspektrum<br />

zeigen kann. Das entspricht<br />

auch eher meiner eigenen<br />

Persönlichkeit.<br />

Den „Werther“ finde ich besonders<br />

faszinierend, ich sehe<br />

da Tendenzen einer bipolaren<br />

Persönlichkeit. Er geht von einem<br />

Extrem zum nächsten, von<br />

super weich und sinnlich zu<br />

mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021 | 33


EIN M VON NEBENAN<br />

hoch emotional und dramatisch<br />

mit dem ganzen Orchester. Für<br />

die Inszenierung in Essen haben<br />

wir das sogar noch gesteigert.<br />

Das ist es, was mich am<br />

Singen fasziniert.<br />

Das hat man wohl auch gespürt:<br />

Für den „Werther“ wurde<br />

ich von der Bastille-Oper in Paris<br />

eingeladen, das war eine große<br />

Sache. Ab da ging es mit meiner<br />

Karriere steil bergauf.<br />

Das war also der Wendepunkt<br />

in deiner Karriere?<br />

Ja, das kann man sagen. Davor<br />

war ich ein vielversprechendes<br />

Nachwuchs-Talent und nun war<br />

ich auf einmal der „Rising Star“.<br />

Das war eine verrückte Zeit, das<br />

Interesse an meiner Person war<br />

groß. In der Pariser Oper wurde<br />

angerufen: „Wer ist dieser Abdellah<br />

Lasri?“ Es lief richtig gut,<br />

ich hatte tolle Angebote und<br />

Verträge.<br />

Gibt es einen Bühnen-<br />

Moment, an den du dich<br />

besonders gerne erinnerst?<br />

Oh ja, das war diese eine Werther-Inszenierung<br />

in Paris. Wir<br />

waren alle so verbunden, die<br />

Künstler untereinander, Sänger<br />

und Orchester, aber auch<br />

wir auf der Bühne mit dem Publikum.<br />

Es waren an diesem<br />

Abend ungefähr 3.000 Menschen<br />

im Saal und trotzdem war<br />

da eine so starke Verbindung!<br />

Ich glaube nicht an Übersinnliches,<br />

aber diese Energie zwischen<br />

uns, das war magisch. Wir<br />

haben uns alle gefühlt, so kann<br />

man es vielleicht am Besten beschreiben.<br />

Wir waren so ergriffen,<br />

dass wir auf der Bühne geweint<br />

haben. Das war schon ein<br />

sehr besonderer Moment.<br />

Deine Karriere lief also richtig<br />

gut. Es ist dann aber in letzter<br />

Zeit etwas ruhiger um dich<br />

geworden. Was war der Grund?<br />

Ich bekam plötzlich Probleme<br />

mit meiner Stimme. Vermutlich<br />

wollte mein Körper mir damit<br />

etwas sagen.<br />

Mein Lebenstraum war es,<br />

mich mit meiner Kunst auszudrücken,<br />

zu reisen, mit vielen<br />

verschiedenen Orchestern zu<br />

arbeiten. Die Realität sieht aber<br />

leider etwas anders aus: Wenn<br />

du in der Opernwelt bestehen<br />

und deinen Lebensunterhalt<br />

damit verdienen willst, musst<br />

du schon ein bisschen „fake“<br />

sein. Man muss sehr diplomatisch<br />

agieren und teilweise wird<br />

viel Politik im Verborgenen gemacht.<br />

„Es ist nicht immer objektiv<br />

nachvollziehbar, warum<br />

der eine Sänger die Rolle<br />

bekommt und der andere<br />

nicht. Letztendlich zählt<br />

eben nicht nur die Technik,<br />

sondern das Potential, das<br />

die Leute in einem sehen.“<br />

Das mag ich überhaupt nicht.<br />

Im Endeffekt ging es eben nicht<br />

vorrangig um die Musik, wie ich<br />

es mir mit viel Idealismus ausgemalt<br />

hatte. Das habe ich sehr<br />

lange nicht sehen wollen, und<br />

dann kamen eben die ersten<br />

körperlichen Probleme.<br />

Wie bist du damit umgegangen?<br />

Ich habe mir eine Auszeit genommen<br />

und hatte das erste<br />

Mal seit langer Zeit die Gelegenheit<br />

zu reflektieren. Ja, ich war<br />

ganz oben angekommen, habe<br />

in vielen der großen Opernhäuser<br />

gespielt. Finanziell war das<br />

natürlich genial, aber wenn ich<br />

ehrlich zu mir war, war ich im<br />

tiefsten Innersten nicht zufrieden.<br />

Es gab immer seltener besondere<br />

Momente und immer mehr<br />

Routine. Es war sehr schwer,<br />

sich das einzugestehen, und ich<br />

habe lange versucht, mich damit<br />

abzufinden, dass es nicht<br />

jedesmal ein großes emotionales<br />

Feuerwerk gibt, wenn ich auf<br />

der Bühne stehe. Aber unterbewusst<br />

habe ich mich nach dieser<br />

Intensität gesehnt.<br />

Da ich auch privat eine schwierige<br />

Zeit durchlebt habe, bin ich<br />

letztendlich in eine depressive<br />

Phase gerutscht. Das war sehr<br />

heftig, vor ungefähr einem Jahr<br />

hatte ich den Tiefpunkt erreicht.<br />

Glücklicherweise habe ich das<br />

nun hinter mir gelassen, seit<br />

September geht es bergauf, und<br />

mittlerweile geht es mir wieder<br />

richtig gut, auch stimmlich.<br />

Das Singen ist nach wie vor<br />

meine Passion, aber heute weiß<br />

ich: Ich muss nicht singen, um<br />

zufrieden zu sein! Meine Einstellung<br />

zum Glück und zum<br />

Glücklich-Sein hat sich total<br />

verändert. Glück bedeutet für<br />

mich, schöne und wahrhaftige<br />

Momente zu schaffen und mit<br />

meinen echten Freunden zu teilen.<br />

Was meinst du: Welche Rolle<br />

hat deine Hochbegabung in<br />

deinem Lebenslauf und vielleicht<br />

auch besonders in dieser<br />

schwierigen Phase gespielt?<br />

Ich kann mir gut vorstellen, dass<br />

die Depression durch die Hoch-<br />

34 | mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021


egabung verstärkt oder jedenfalls<br />

gefärbt war. Damit im Zusammenhang<br />

steht mein Trauma,<br />

abgelehnt zu werden. Im<br />

Grunde war ich mein ganzes Leben<br />

lang ein Außenseiter, jedenfalls<br />

die ersten 27 Jahre.<br />

Als Kind habe ich mich viel in<br />

meine Bücher geflüchtet, weil<br />

ich mit meinen Altersgenossen<br />

nicht so viel anfangen konnte.<br />

Zudem war ich oft mit dem<br />

Neid der anderen konfrontiert,<br />

weil mir manche Dinge sehr<br />

leicht gefallen sind. Gleichzeitig<br />

musste ich im Umfeld der Musik<br />

lernen, mit der ständigen Bewertung<br />

und drohenden Ablehnung<br />

umzugehen.<br />

Es ist nicht immer objektiv<br />

nachvollziehbar, warum der<br />

eine Sänger die Rolle bekommt<br />

und der andere nicht. Letztendlich<br />

zählt eben nicht nur die<br />

Technik, sondern das Potential,<br />

das die Leute in einem sehen.<br />

„Mein Plan war es, ein<br />

schönes Bohème-Leben<br />

zu führen, Freunde in<br />

Italien zu besuchen,<br />

zwischendurch ein paar<br />

Proben und Produktionen<br />

zu machen. Aber Corona<br />

hat mir einen Strich durch<br />

die Rechnung gemacht.“<br />

Wie hast du das Jahr 2020<br />

erlebt? Als Künstler bist du<br />

von der Pandemie vermutlich<br />

besonders betroffen.<br />

2020 war für mich super seltsam.<br />

Eigentlich wollte ich Anfang<br />

des Jahres ein paar Monate<br />

Backpacking machen, habe meine<br />

Wohnung gekündigt, meine<br />

Sachen bei Freunden untergebracht<br />

und bin los.<br />

Mein Plan war es, ein schönes<br />

Bohème-Leben zu führen,<br />

Freunde in Italien zu besuchen,<br />

zwischendurch ein paar Proben<br />

und Produktionen zu machen.<br />

Aber Corona hat mir einen<br />

Strich durch die Rechnung<br />

gemacht.<br />

Ich saß zwar nicht auf der Straße,<br />

aber ich musste von meinen<br />

Ersparnissen leben, hatte keinen<br />

festen Wohnsitz und keinen<br />

Zugang zu meinen persönlichen<br />

Dingen. Das war ingesamt eine<br />

grenzwertige Erfahrung.<br />

Für Künstler war es definitiv<br />

kein gutes Jahr. Das Hilfspaket<br />

war ziemlich schnell aufgebraucht,<br />

viele sind auf Arbeitslosengeld<br />

II angewiesen, das ist<br />

bitter. Im Endeffekt läuft es auf<br />

die essenzielle Frage hinaus:<br />

Braucht eine Gesellschaft die<br />

Kunst oder nicht?<br />

Wie ist deine Antwort darauf?<br />

Ich glaube nicht, dass Kunst verzichtbar<br />

ist. Die Menschheit hat<br />

sich von Anbeginn ums Feuer<br />

versammelt, getanzt und erzählt.<br />

Kunst ist Teil des Menschseins,<br />

sie schafft es, Emotionen<br />

zu generieren.<br />

Ich finde das faszinierend:<br />

Man liest ein Gedicht, schaut<br />

sich ein Bild an oder hört ein<br />

Musikstück, und es gibt eine direkte<br />

körperliche Reaktion darauf,<br />

Gänsehaut zum Beispiel.<br />

Das liebe ich so an der Kunst.<br />

Als Künstler kann ich Menschen<br />

bewegen und berühren.<br />

Sprachlich mag ich mich nicht<br />

immer perfekt ausdrücken, weil<br />

meine Gedanken teilweise so<br />

verworren sind. Aber die Musik,<br />

das ist meine Sprache, meine<br />

Art der Kommunikation, die<br />

bei den Leuten ankommt.<br />

Lass uns hoffen, dass es bald<br />

wieder mehr Normalität gibt. Wie<br />

geht es für dich jetzt weiter?<br />

Ich bin gerade wieder nach Essen<br />

gezogen in meine eigenen<br />

vier Wände. Derzeit arbeite<br />

ich an einem vielversprechenden<br />

IT-Projekt, das mich gut beschäftigt,<br />

habe aber auch noch<br />

Zeit, Musik zu machen.<br />

Diese neue Art von Freiheit<br />

genieße ich sehr. Ich habe auch<br />

wieder meine Leidenschaft entdeckt,<br />

selbst Musik zu komponieren.<br />

Ich hoffe aber auch, dass<br />

ich bald wieder reisen kann, um<br />

für weitere Rollen vorzusingen,<br />

ich bin mit einigen Operndirektoren<br />

in Kontakt. Es wäre toll,<br />

wenn ich bald mal wieder auf einer<br />

Bühne stehen könnte.<br />

Lieber Abdellah, vielen Dank für<br />

dieses spannende und offene<br />

Gespräch und viel Erfolg bei<br />

deinen künftigen Projekten!<br />

Die Fragen stellte<br />

Natalie Lehmann<br />

ABDELLAH LASRI<br />

mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021 | 35


PRISMENFERNGLAS<br />

HARTMUT BLESSING<br />

Gelungene und weniger<br />

gelungene Eindeutschungen<br />

Martin Luther, Aufklärer und falsche Freunde.<br />

D<br />

er „Meuchelpuffer“ konnte<br />

sich nicht durchsetzen.<br />

Noch heute sagen wir „Pistole“<br />

dazu. Gelehrte der Aufklärung,<br />

wie hier Philipp von Zesen, versuchten<br />

durch solche Neubildungen<br />

die Sprache für die einfachen<br />

Leute zugänglicher zu<br />

machen, denn zu dieser Zeit trugen<br />

die französischen und lateinischen<br />

Ausdrücke, die die<br />

Oberschicht verwendete, zu einer<br />

sozialen Distanz bei.<br />

Einige Vorschläge von Zesens<br />

gingen in die deutsche Sprache<br />

ein und blieben neben dem<br />

Fremdwort bestehen, falls sie<br />

es nicht ganz ersetzen konnten.<br />

Hier Wörter, die ihm zugeschrieben<br />

werden: Anschrift,<br />

Bücherei, Briefwechsel, Leidenschaft,<br />

Rechtschreibung, Verfasser<br />

und Augenblick. Seine Urheberschaft<br />

ist allerdings umstritten.<br />

„Urteilsmeister“ für „Kritiker“<br />

dagegen wurde wohl zu<br />

kritisch gesehen.<br />

Auch Joachim Heinrich Campe,<br />

ein Zeitgenosse Goethes,<br />

entwickelte zahlreiche Verdeutschungen,<br />

wie altertümlich,<br />

Erdgeschoss, fortschrittlich,<br />

Hochschule und Streitgespräch.<br />

Nicht durchsetzen konnten sich<br />

„Zwischenstille“ für „Pause“ und<br />

„Schalksernst“ für „Ironie“.<br />

Kaum jemand dürfte so<br />

sprachbildend gewirkt haben<br />

wie Martin Luther. Heinrich<br />

Heine schrieb gar: „Er schuf die<br />

deutsche Sprache“ (Heinrich<br />

Heine, Zur Geschichte der Religion).<br />

Von Luther sind solche<br />

Schöpfungen wie: Fleisch und<br />

Blut, der wahre Jakob, auf einen<br />

grünen Zweig kommen, im<br />

Lande bleiben und sich redlich<br />

nähren, dem Mammon frönen,<br />

Lästermaul, auf Herz und Nieren<br />

prüfen, seine Hände in Unschuld<br />

waschen, Gewissensbisse,<br />

sein Herz ausschütten, Zeichen<br />

und Wunder, Hiobspost,<br />

die Leviten lesen, angst und<br />

bange werden, mit Blindheit<br />

geschlagen, die Augen öffnen,<br />

Jammertal, ein Menschenkind,<br />

Buße tun, Schlaf des Gerechten,<br />

PRISMENFERNGLAS<br />

Warum Prismenfernglas?<br />

Prismenfernglas steht für die<br />

Buntheit des Lebens, vor allem der<br />

Sprache — das Fernglas steht für den<br />

Blick über den Tellerrand.<br />

Unter dieser Rubrik erscheinen<br />

regelmäßig Beiträge zu Sprachspielen<br />

und Etymologie.<br />

Feigenblatt, Landesvater, Nächstenliebe,<br />

Dorn im Auge, Schandfleck,<br />

Traubenblut, Lückenbüßer,<br />

Heidenlärm, Krämervolk,<br />

Denkzettel, Herzenslust, Feuereifer,<br />

friedfertig, gastfrei, Glaubenskampf<br />

und viele mehr.<br />

Manche deutsche Wörter ähneln<br />

Wörtern in anderen Sprachen,<br />

haben aber dort eine ganz<br />

andere Bedeutung. Solche Wortpaare<br />

werden als „falsche Freunde“<br />

bezeichnet.<br />

Ein Beispiel ist das deutsche<br />

Wort „Frisör“, das dem „coiffeur“<br />

im Französischen entspricht.<br />

Der „friseur“ war einst nur ein<br />

Spezialist für Locken. Der deutsche<br />

„Regisseur“ ist im Französischen<br />

ein „Verwalter“, während<br />

der Filmemacher ein „metteur<br />

en scène“ ist.<br />

Der „Smoking“ genannte Herrenanzug<br />

heißt in der Originalsprache<br />

„dinner jacket“ (britisch)<br />

oder „tuxedo“ (amerikanisch).<br />

Hier sind wir im Bereich<br />

der „Scheinanglizismen“, zu denen<br />

auch der „Showmaster“ gehört<br />

(englisch wäre „compère“<br />

oder „master of ceremony“). Der<br />

„Showmaster“ wird laut Ulrich<br />

Busse erstmals schriftlich im<br />

SPIEGEL vom 4. April 1962, Seite<br />

85, erwähnt.<br />

36 | mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021


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Einzel-Coaching und Seminare für Hochbegabte<br />

Irgendwann ist auch<br />

die Corona-Krise<br />

vorbei, trotzdem:<br />

Coaching funktioniert natürlich auch virtuell!<br />

Wir klären das von Fall zu Fall. Die Mischung aus<br />

Präsenz- und virtuellen Treffen hat sich bewährt!<br />

Wir finden einen Weg!<br />

Das Seminar für hochbegabte Finder im hat Oktober 2020 online<br />

stattgefunden. Und siehe da: Alle waren zufrieden. Nächste Termine<br />

demnächst auf www.coaching-fuer-hochbegabte.de<br />

Endlich ist sie raus! Die komplette Überarbeitung von „Wie ich<br />

werde, was ich bin. Hochbegabung: Navigation für Erwachsene“<br />

(Titel der ersten Ausgabe: „Wie ich werde, was ich bin. (Selbst-)<br />

Coaching für hochbegabte Erwachsene“). 452 Seiten, € 26,90<br />

Das Buch klärt auf über das Phänomen Hochbegabung, gibt Einblick<br />

in das Seelenleben, Erfolge und als Misserfolge erlebte Ereignisse<br />

im Leben vieler Hochbegabter. Es enthält Interviews mit Hochbegabten<br />

von 2010, ergänzt um erneute Befragungen nach fast zehn<br />

Jahren und einige neue Interviewpartner. Das offenbar zu große<br />

Hoffnungen generierende kurze Kapitel Selbstcoaching ist in dieser<br />

Auflage entfallen. Dafür wurden viele Aspekte um neu hinzugekommene<br />

Erkenntnisse und Erfahrungen der letzten Jahre ergänzt.<br />

Natürlich auch zu beziehen über unsere Buchhandlung:<br />

www.buchhandlungsattler.de<br />

Der Pessimist klagt über den Wind, der Optimist hofft, dass er dreht und der Realist<br />

richtet die Segel aus!<br />

Sir William Ward


FILMKUNST<br />

KARIN POLZ<br />

Süße Tiere, heile Welt<br />

Die Kino-Kolumne mit Extra-Fakten für Besserwisser.<br />

2021 sind einige<br />

vielversprechende Kinofilme<br />

für Kinder am Start. Doch<br />

welche davon versprechen<br />

wirklich gute Unterhaltung?<br />

Und welche machen nicht<br />

nur Kindern, sondern auch<br />

den Eltern Spaß? Eine gute<br />

Wahl sind fast immer Filme<br />

mit Tieren – vor allem, wenn<br />

die nicht nur schlau, sondern<br />

auch unglaublich süß sind.<br />

I<br />

ch kann mich an meinen ersten<br />

Kinofilm nicht mehr erinnern<br />

– wohl aber an die Aufregung,<br />

die in meiner Kindheit<br />

jeden der wenigen Kinobesuche<br />

begleitet hat. Der dunkle<br />

Saal, die große Leinwand, die<br />

gespannte Stimmung: Kino war<br />

ein besonderes Erlebnis, das<br />

sich meine Familie auch nur selten<br />

gegönnt hat. Und meine Eltern<br />

hatten auch keine große<br />

Lust auf Kinderfilme, glaube ich.<br />

Heute dagegen wird gerade um<br />

die aufwendig animierten Filme<br />

oftmals ein wahrer Kult veranstaltet,<br />

der auch Erwachsene<br />

in die Kinos lockt. Vielleicht ist<br />

bei diesen drei aktuellen Filmen<br />

auch was für euch dabei?<br />

Cats & Dogs 3:<br />

Pfoten vereint!<br />

(ab 24. Juni)<br />

Katzenmensch oder Hundemensch?<br />

Wer diesen Film anschauen<br />

möchte, ist am besten<br />

beides – und sechs Jahre oder älter.<br />

Denn auch wenn es süß anzuschauen<br />

ist, wie die Hunde<br />

und Katzen mit Brillen auf der<br />

Nase ihrer Arbeit nachgehen<br />

und mit ihren putzigen Pfoten<br />

auf Computertastaturen tippen:<br />

Die Geschichte ist schon etwas<br />

anspruchsvoller als zum Beispiel<br />

„Biene Maja 3 – Das geheime<br />

Königreich“ (läuft voraussichtlich<br />

demnächst an).<br />

Wie in den beiden vorherigen<br />

Filmen von „Cats & Dogs“<br />

sind die Katzen und Hunde Geheimagenten,<br />

die nur vor den<br />

Menschen die dummen, braven<br />

Haustiere spielen. Tatsächlich<br />

lösen sie gemeinsam brisante<br />

Probleme. In Teil drei steht das<br />

mühsam erreichte harmonische<br />

Zusammenleben von Katzen<br />

und Hunden auf dem Spiel,<br />

als ein gerissener Papagei versucht,<br />

Unfrieden zu stiften.<br />

„Cats & Dogs“ parodiert gewissermaßen<br />

auf tierische Art die<br />

gängigen Agenten- und Actionfilme,<br />

was die Geschichte für<br />

Kinder fast etwas zu komplex<br />

macht. Für Jung und Alt gleichermaßen<br />

witzig ist allerdings,<br />

wie in dem Realfilm die Tiere<br />

mit einer Mischung aus Tierdressur,<br />

Puppenspiel und Computertrick<br />

extrem menschenähnlich<br />

dargestellt werden.<br />

Peter Hase 2 –<br />

Ein Hase macht sich<br />

vom Acker<br />

(ab 11.März)<br />

Das Bezauberndste an „Peter<br />

Hase“ sind für mich die Namen<br />

der Protagonisten: Mopsi, Flopsi,<br />

Wuschelpuschel und wie die<br />

Häschen alle heißen. Hauptfigur<br />

ist – titelgebend – Peter, ein<br />

liebenswerter Frechdachs. Der<br />

lebt mit seinen Hasenfreunden<br />

bei den Menschen Bea und Tho-<br />

38 | mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021


FILMKUNST<br />

„Der große Orkan“ ist das Finale<br />

der Filmreihe. Im Mittelpunkt<br />

steht ein Wanderzirkus,<br />

der auf Gestüt Kaltenbach, der<br />

Heimat von Ostwind, Schutz vor<br />

einem Sturm sucht. Hauptfigur<br />

Ari verliebt sich in die Welt der<br />

Kunstreiter und Artisten. Doch<br />

auch dort gibt es Konflikte und<br />

böse Menschen. Aber am Ende<br />

wird alles gut.<br />

Fotos: LEONINE Distribution GmbH, capelight pictures OHG<br />

mas. Doch weil er nicht immer<br />

brav ist, gibt es Ärger. Daher<br />

überlegt Peter, ob er nicht ohne<br />

die Menschen besser dran wäre.<br />

Also zieht er in die Großstadt<br />

und erlebt so manches Abenteuer.<br />

Für sensible Kinder kann<br />

das manchmal zu viel sein: Der<br />

Zwist mit den Menschen, bedrohliche<br />

Situationen und rasante<br />

Actionszenen machen den<br />

Film ereignisreich. Freigegeben<br />

ist er ab null Jahren.<br />

Ein bisschen Aufregung kann<br />

es rausnehmen, wenn Kinder<br />

die Peter-Hase-Bücher von Beatrix<br />

Potter bereits kennen. Oder<br />

den ersten Teil, der 2018 immerhin<br />

1,5 Millionen Besucher in<br />

die deutschen Kinos gelockt hat.<br />

Teil eins zu Hause auf DVD und,<br />

falls das gut ankommt, Teil 2 im<br />

Kino, das könnte eine gute Kombination<br />

auch für die ganz Kleinen<br />

sein.<br />

Ostwind 5 –<br />

Der große Orkan<br />

(ab 25. März)<br />

Mädchen und Pferde – das ist in<br />

jedem Alter eine Erfolgskombination.<br />

Beste Voraussetzungen<br />

also, um gleich mehrere Geschwisterkinder<br />

mit einem Film<br />

glücklich zu machen. Ein weiterer<br />

Vorteil: Da es schon vier<br />

Folgen aus der „Ostwind“-Reihe<br />

gibt, kann man anhand dieser<br />

gut einschätzen, wie kompliziert,<br />

emotional oder spannend<br />

die Handlung ist. Der Film ist<br />

ohne Altersbeschränkung freigegeben<br />

und hat das Prädikat<br />

„Besonders wertvoll“* erhalten.<br />

Wer die „Ostwind“-Filme oder<br />

die zugrundeliegenden Bücher<br />

noch nicht kennt, sollte wissen:<br />

Ostwind ist ein schwarzer<br />

Hengst, den niemand reiten<br />

kann. Nur das Mädchen Mika<br />

schafft es, eine Beziehung zu<br />

Ostwind aufzubauen. Die beiden<br />

– und später auch die zweite<br />

Hauptfigur Ari – sind auf einer<br />

fast schon magischen Ebene<br />

miteinander verbunden.<br />

Extra-Fakten:<br />

Der erste Kinobesuch<br />

S<br />

tatt<br />

Angeber-Wissen gibt<br />

es diesmal praktische<br />

Tipps für den ersten Kinobesuch<br />

mit Kindern. Der sollte gut<br />

geplant sein, denn die Kinoatmosphäre<br />

kann auch beängstigend<br />

wirken. Manche Kinos bieten<br />

daher spezielle Vorstellungen<br />

für Kinder unter dem Motto<br />

„Mein erster Kinobesuch“ – mit<br />

geringerer Lautstärke, gedimmtem<br />

Licht statt vollständiger<br />

Dunkelheit und ohne Werbung<br />

vor dem Film. Doch auch dafür<br />

sollte das Kind Experten zufolge<br />

mindestens Kindergartenalter<br />

haben. Kinder unter fünf Jahren<br />

können oft nicht lange genug<br />

stillsitzen – das testen Eltern<br />

vorher zu Hause mit einem Film<br />

auf DVD. Richtige Wahl ist ein<br />

Film mit FSK ab 0, also ohne Altersbeschränkung,<br />

der explizit<br />

für Kinder gedacht ist. Die Freiwillige<br />

Selbstkontrolle verlangt<br />

von solchen Filmen, dass sie<br />

ohne dunkle Szenarien, schnelle<br />

Schnittfolgen oder eine laute<br />

und bedrohliche Geräuschkulisse<br />

auskommen und problematische<br />

Situationen in der Handlung<br />

schnell und positiv aufgelöst<br />

werden.<br />

mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021 | 39


UNPROMINENTE PROMINENTE<br />

LARS-HENDRIK SCHILLING<br />

Sein Name war Hase,<br />

und er wusste von nichts<br />

Karl Victor Hase: Sein<br />

legendärer Satz wurde<br />

Allgemeingut.<br />

Name: Karl Victor<br />

Hase (später:<br />

von Hase)<br />

Lebensdaten:<br />

3. November 1834 in<br />

Jena bis 30. April 1860<br />

in Eisenach<br />

In aller Kürze: Als Student verteidigte<br />

sich Victor Hase bei einer<br />

Befragung mit seinem legendären<br />

Satz: „Mein Name ist<br />

Hase, ich verneine die Generalfragen,<br />

ich weiß von nichts.“<br />

Im Detail: Victor Hase war der<br />

Sohn des Kirchenhistorikers<br />

Karl August Hase. Diese sehr<br />

gesittete Herkunft machte sich<br />

auch bei der Wahl seines Studienfachs<br />

bemerkbar. Victor Hase<br />

studierte Rechtswissenschaft –<br />

zunächst in Jena, später in Leipzig,<br />

ab 1854 dann in Heidelberg.<br />

Trotz des Studienfachs kam er<br />

öfter mit der Obrigkeit in Konflikt.<br />

Denn der junge Victor war<br />

ein kleiner Systemkritiker und<br />

Rebell, was einen in Zeiten der<br />

Monarchie in Schwierigkeiten<br />

bringen konnte. Nachdem er in<br />

Leipzig einen Geistlichen kritisiert<br />

hatte, musste er eine sechstägige<br />

Haftstrafe<br />

absitzen. Das<br />

blieb nicht der<br />

letzte Zwischenfall.<br />

In Heidelberg half<br />

er dann einem Bekannten<br />

auf fragwürdige Weise<br />

aus. Dieser hatte einen anderen<br />

Studenten in einem Duell erschossen.<br />

Deshalb setze er sich<br />

nach Straßburg ab, um der französischen<br />

Fremdenlegion beizutreten.<br />

Nur brauchte er dafür<br />

Ausweispapiere, die man auf<br />

der Flucht vor dem Gesetz eher<br />

schlecht bekommen kann.<br />

So verlor Victor Hase ganz<br />

„zufällig“ seine Studentenkarte,<br />

mit der der Flüchtige es über<br />

die Grenze schaffte. Dort warf er<br />

sie ungeschickterweise weg, wo<br />

sie gefunden und nach Heidelberg<br />

geschickt wurde. So kam<br />

es zu einer Untersuchung, wie<br />

denn dieser Zwischenfall passieren<br />

konnte.<br />

Nun war Herr Hase ja nicht<br />

umsonst auf dem Weg zum Jura-Abschluss<br />

und wusste, dass<br />

die Beweislast viel zu dünn war,<br />

um ihn zu belangen. So verteidigte<br />

er sich souverän mit den<br />

Worten: „Mein Name ist Hase,<br />

ich verneine die Generalfragen,<br />

ich weiß von nichts.“<br />

Und so kamen wir zu der Redewendung:<br />

„Mein Name ist<br />

Hase, ich weiß von nichts.“ Die<br />

hat es übrigens auch ins Niederländische<br />

geschafft: „Mijn naam<br />

is haas.“ (Wobei die Niederländer<br />

offenbar nicht bemerkt hatten,<br />

dass Hase hier ein Eigenname<br />

ist, und ihn gnadenlos übersetzten.)<br />

Victor Hase schaffte es übrigens<br />

noch bis zum Doktortitel in<br />

Rechtswissenschaft. Er starb bereits<br />

im Alter von 25 Jahren an<br />

Krankheit. Nach seinem Tode<br />

wurde sein Vater 1883 geadelt<br />

und hieß dann „von Hase“. Deshalb<br />

wird Victor gelegentlich<br />

auch als Karl Victor von Hase<br />

aufgeführt, trug diesen Titel jedoch<br />

nie zu Lebzeiten, sondern<br />

wurde sozusagen posthum mitgeadelt.<br />

Heute ist Victor Hase weiterhin<br />

in aller Munde, obwohl den<br />

meisten nicht klar ist, warum.<br />

Foto: wikimedia commons<br />

40 | mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021


SENIOREN<br />

NOKS NAUTA<br />

Alt und hochbegabt<br />

Ein Gespräch über eine besondere und<br />

bisher kaum beachtete Lebenssituation.<br />

Hochbegabung bei Kindern ist als Thema in der Gesellschaft<br />

längst angekommen, und es wurde inzwischen viel zu<br />

hochbegabten Kindern geforscht und geschrieben. Während<br />

es in den letzten zehn Jahren sogar zur Hochbegabung bei<br />

Erwachsenen einen Ratgeber–Boom gibt, dachte bislang<br />

kaum jemand an die hochbegabten Senioren.<br />

N<br />

oks Nauta und Ine Schouwstra<br />

sind die Herausgeberinnen<br />

des ersten Buchs über<br />

hochbegabte Senioren. Sieben<br />

Autoren mit unterschiedlichen<br />

und sich ergänzenden Fachkenntnissen<br />

kommen zu Wort.<br />

Die Besonderheiten<br />

hochbegabter<br />

Senioren<br />

Noks Nauta. Foto: Nauta<br />

Die Forschung zu hochbegabten<br />

Senioren steckt in den Kinderschuhen,<br />

in diesem Buch jedoch<br />

vermitteln praktische Geschichten<br />

ein Bild davon, was hochbegabte<br />

Senioren erleben können.<br />

Oft werden hochbegabte Senioren<br />

als solche nicht erkannt.<br />

Infolge dessen können sie Einsamkeit<br />

und Langeweile erleben<br />

und psychische Erkrankungen<br />

entwickeln.<br />

Für das Wohlbefinden älterer<br />

Menschen und auch ihrer Angehörigen<br />

und des Pflegepersonals<br />

ist das Wissen über die<br />

Eigenschaften und Bedürfnisse<br />

hochbegabter Senioren sehr<br />

wichtig.<br />

Über die Autorinnen<br />

Über die Bedeutung der Hochbegabung<br />

bei Senioren sprechen<br />

wir mit Noks Nauta. Sie<br />

ist Mensa-Mitglied und Mitglied<br />

der Triple Nine Society, erforscht<br />

als Ärztin und Psychologin<br />

seit vielen Jahren das Phänomen<br />

Hochbegabung bei Erwachsenen<br />

und Senioren. Sie hat<br />

dazu im Laufe der Jahre zahlreiche<br />

Bücher und Artikel veröffentlicht.<br />

Im In- und Ausland<br />

hält sie Vorträge hierzu und gibt<br />

Workshops.<br />

Noks Nauta ist zudem Ehrenvorstand<br />

und Mitgründerin des<br />

Instituts Hochbegabung bei Erwachsenen<br />

in den Niederlanden<br />

(www.ihbv.nl). Die Stiftung<br />

möchte die Lebensumstände<br />

von hochbegabten Erwachsenen<br />

durch Sammlung, Dokumentation<br />

und Verbreitung von Wissen<br />

über hochbegabte Erwachsene<br />

verbessern.<br />

Noks Nauta lebt in den Niederlanden.<br />

(Weitere Informationen<br />

unter: www.noksnauta.nl.)<br />

Da sie das 70. Lebensjahr überschritten<br />

hat, hat sie das Bedürfnis,<br />

das Wissen über hochbegabte<br />

Senioren stärker zu verbreiten.<br />

So hat sie zusammen mit<br />

den Autoren Ine Schouwstra,<br />

Emmy Boudeling, Gemma Geertshuis,<br />

Berit Hooghoudt-van<br />

der Veen, Marieke Schuurmanvan<br />

der Heyden und Ido van<br />

mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021 | 41


SENIOREN<br />

der Waal ein Buch über<br />

hochbegabte Senioren<br />

veröffentlicht. Dies haben<br />

wir zum Anlass genommen,<br />

Noks zu diesem<br />

bislang kaum erforschten<br />

Thema zu interviewen.<br />

Weshalb muss man<br />

hochbegabten Senioren<br />

Aufmerksamkeit schenken?<br />

Hochbegabte Kinder und hochbegabte<br />

Erwachsene profitieren<br />

davon, wenn sie mehr über sich,<br />

ihre Eigenschaften und den Umgang<br />

mit ihnen erfahren. Senioren<br />

geht es genauso, aber dazu<br />

haben wir uns bislang keine Gedanken<br />

gemacht. Hochbegabung<br />

lässt einen oftmals sich<br />

anders fühlen als andere Menschen.<br />

Sich anders zu fühlen<br />

kann dazu führen, sich sonderbar<br />

zu fühlen und ein negatives<br />

Selbstbild zu entwickeln.<br />

Im Grunde denken wir, dass<br />

Hochbegabung eine Reihe von<br />

positiven Merkmalen mit sich<br />

bringt. Jedoch ist ein Teil der<br />

Hochbegabten nicht so glücklich.<br />

(Und wir wissen nicht, welcher<br />

Teil dies ist).<br />

Und so haben wir viele Geschichten<br />

von hochbegabten<br />

Senioren und den Menschen<br />

um sie herum, die zeigen, dass,<br />

wenn sie nichts von ihren Charakteristika<br />

wissen, es dazu führen<br />

kann, sich nicht gut zu fühlen,<br />

zu glauben, dass sie dumm<br />

sind, niedergeschlagen sind und<br />

keinen positiven Blick mehr auf<br />

das Leben haben.<br />

Sie sind nicht in der Lage, ihre<br />

speziellen Bedürfnisse auszudrücken,<br />

und wissen nicht, wie<br />

sie sich eigentlich besser fühlen<br />

könnten. Also ist es gesund,<br />

sie über ihre Hochbegabung<br />

aufzuklären.<br />

Wie drückt sich<br />

Hochbegabung bei<br />

älteren Menschen<br />

aus? Gibt es<br />

Unterschiede zu<br />

jüngeren Erwachsenen?<br />

Bei hochbegabten Erwachsenen<br />

wissen wir, dass ihre Begabung<br />

für einige von ihnen eine<br />

Herausforderung sein kann,<br />

und zwar in allen Lebensbereichen:<br />

privat (Beziehungen und<br />

Freundschaften), persönlich<br />

(mentale Gesundheit und Wohlergehen),<br />

beruflich (Kontakte,<br />

Verbindungen, einen besonderen<br />

Beitrag für die Welt leisten<br />

wollen), et cetera.<br />

Zu späteren Lebensphasen stehen<br />

andere Dinge auf dem Spiel.<br />

Das gilt für jeden von uns. Das<br />

sehen wir sogar mehr bei älteren<br />

Hochbegabten, insbesondere,<br />

wenn sie von ihren Fähigkeiten<br />

nichts wissen.<br />

Hochbegabung ist eine Kombination<br />

von Charakteristika,<br />

wovon hohe Intelligenz eine ist.<br />

Hochbegabte Menschen sind<br />

„In fortgeschrittenem<br />

Alter, wenn sich<br />

Hochbegabte nicht selbst<br />

kennen, können sich<br />

diese Eigenschaften auf<br />

unharmonische Weise<br />

zeigen. Einige hochbegabte<br />

Senioren zeigen ein<br />

schwieriges Verhalten,<br />

einige von ihnen sind<br />

einsam und ohne Kontakte.“<br />

in ihrer Wahrnehmung höchst<br />

empfindsam, sie fühlen verschiedene<br />

Facetten (intensiv<br />

und tief), sind autonomer, sind<br />

entschlossen auf eine offene<br />

und passionierte Art, handeln<br />

schöpfend (Delphimodel der<br />

Hochbegabung, Kooijman-van<br />

Thiel, 2008).<br />

In fortgeschrittenem Alter,<br />

wenn sich Hochbegabte nicht<br />

selbst kennen, können sich diese<br />

Eigenschaften auf unharmonische<br />

Weise zeigen. Einige Eigenschaften<br />

werden übertrieben,<br />

andere verschwinden. Einige<br />

hochbegabte Senioren zeigen<br />

ein schwieriges Verhalten, einige<br />

von ihnen sind einsam und<br />

ohne Kontakte.<br />

Die Herausforderungen scheinen<br />

größer, wenn sie Hilfe für<br />

ihre körperlichen Beschwerden<br />

brauchen und auch dann, wenn<br />

sie kognitive Einschränkungen<br />

wie Demenz haben. Dies<br />

wird in der Altenpflege oft nicht<br />

erkannt, und es können unbrauchbare<br />

Diagnosen gestellt<br />

werden, die eher schaden.<br />

Wir erleben, dass sie Diagnosen<br />

wie Persönlichkeitsstörung<br />

bekommen, eine Diagnose im<br />

Autismus-Spektrum, et cetera.<br />

Dies ist nicht hilfreich, um die<br />

richtige Behandlung zu finden.<br />

Ab wann gilt jemand als Senior?<br />

Wir betrachten die Seniorität als<br />

ein Lebensalter, das für jede einzelne<br />

Person zu ihrer eigenen<br />

Zeit startet. So würden wir sagen,<br />

dass sie frühestens mit dem<br />

55. Lebensjahr und oft später beginnt.<br />

Einige Hochbegabte über<br />

70 fühlen sich nicht wie Senioren.<br />

Dies hängt oft von der Gesundheit<br />

ab.<br />

42 | mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021


Wenn sie Hilfe brauchen und<br />

von anderen Menschen abhängig<br />

sind, dann stellen sie fest, dass sie<br />

jetzt zu den Senioren gehören. In<br />

unserem Buch beschreiben wir<br />

die Lebensphasen eines hochbegabten<br />

Lebens, über die Ellen<br />

Fiedler geschrieben hat, und die<br />

auf den Phasen von Erik Erikson<br />

basieren.<br />

SENIOREN<br />

Was sind die spezifischen<br />

Herausforderungen für diese<br />

Gruppe von Menschen?<br />

Senioren im Allgemeinen müssen<br />

sich an ein Leben gewöhnen<br />

• ohne bezahlte Arbeit (die für<br />

Struktur sorgt, für finanzielle<br />

Sicherheit, gebraucht zu werden),<br />

• bei dem körperliche Beschwerden<br />

und Einschränkungen auftreten<br />

können,<br />

• in dem sie Menschen um sich<br />

herum verlieren,<br />

• in dem sie von anderen abhängig<br />

werden.<br />

Was geschieht nun mit<br />

hochbegabten Senioren, die nicht<br />

von ihrer Hochbegabung wissen?<br />

Hochbegabung bei Senioren: Merkmale und Fallstricke<br />

Merkmale der<br />

Hochbegabung<br />

Hohe Intelligenz<br />

(Denken)<br />

Autonomie (Sein)<br />

Vielschichtigkeit<br />

(Fühlen)<br />

Hochsensitivität<br />

(Wahrnehmung)<br />

Leidenschaft, Neugierde<br />

(Wollen)<br />

Kreativität (Handeln)<br />

Beschreibung der<br />

Merkmale<br />

Schnelles Auffassungsvermögen;<br />

schnelle Mustererkennung;<br />

hohes Assoziationsvermögen;<br />

gutes Gedächtnis;<br />

Metakognition: Fähigkeit zur<br />

Divergenz und Konvergenz.<br />

Unabhängig; will eigene Entscheidungen<br />

treffen; will alles<br />

selbst herausfinden.<br />

Kann viele Emotionen gleichzeitig<br />

und Nuancen wahrnehmen;<br />

Beobachtet viel und detailliert<br />

mit allen Sinnen.<br />

Großes und breites Interesse;<br />

besondere Hobbys; sammelt<br />

viele Fakten und Dinge; wissbegierig;<br />

will aktiv bleiben.<br />

Produziert (kreativ, wissenschaftlich<br />

oder anderweitig);<br />

will sich verbessern.<br />

Übertreibung der<br />

Merkmale<br />

Überspringt Schritte; ist von anderen<br />

gelangweilt, die ihn oder<br />

sie nicht verstehen; ist kritisch<br />

und ,besserwisserisch‘; gibt ungefragt<br />

Ratschläge.<br />

Hat Schwierigkeiten, um Hilfe<br />

zu bitten; Tendenz zu Sturheit;<br />

wird als schwierig erlebt; gerät<br />

schnell in Konflikte.<br />

Zu emotional; leicht zu verärgern;<br />

schnell traurig; schnell euphorisch.<br />

Leidet unter vielen Reizen (Ton,<br />

Licht, Berührung, Geruch, Geschmack);<br />

schnell gereizt; erträgt<br />

keine Menschenmassen<br />

(Einkaufszentren, Konzerte);<br />

will bestimmte Kleidung nicht<br />

mehr tragen; fühlt körperliche<br />

Reize (Schmerz, Juckreiz) extrem<br />

stark.<br />

Nicht zu stoppen; will an allem<br />

teilnehmen, auch wenn dies<br />

nicht mehr möglich ist. Hat keine<br />

eigenen Grenzen.<br />

Startet, aber beendet Dinge<br />

nicht; stört andere (oder die<br />

Pflege anderer); wird andere auf<br />

überzeugende Weise einbeziehen.<br />

Unterdrückung der<br />

Merkmale<br />

Fühlt sich dumm:<br />

,Das ist nichts für<br />

mich‘<br />

Lehnt Kontakte ab;<br />

nimmt definitiv keine<br />

Hilfe an; sozialer<br />

Rückzug; Einzelgängertum.<br />

Unterkühltheit<br />

Vermeidet Situationen<br />

mit vielen Reizen;<br />

schließt die Augen;<br />

schläft oft ein;<br />

setzt kein Hörgerät<br />

ein. Geht nicht ans<br />

Telefon.<br />

Lehnt vorgeschlagene<br />

Aktivitäten ab;<br />

empfindet Sinnlosigkeit;<br />

apathisch;<br />

schläft viel.<br />

Keine sichtbaren<br />

Hobbys; zeigt keine<br />

Aktivitäten.<br />

mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021 | 43


SENIOREN<br />

Wir beobachten Frustration darüber,<br />

sich selbst nicht zu kennen.<br />

Negative Effekte können Niedergeschlagenheit,<br />

Gefühle der<br />

Wertlosigkeit, Isolation oder<br />

kein Interesse, andere Personen<br />

zu sehen, sein. Oft sitzen sie beispielweise<br />

alleine in Alten- oder<br />

Pflegeheimen.<br />

Manchmal sehen wir extreme<br />

Verhaltensweisen, die zu Konflikten<br />

führen können. Zuweilen<br />

versuchen sie, ihre Autonomie<br />

zu wahren. Wenn ihnen<br />

dies nicht so gelingt, wie sie es<br />

sich vorstellen, kann dies auch<br />

zu Unsicherheit führen kann.<br />

Zudem benötigen hochbegabte<br />

Senioren manchmal psychiatrische<br />

Behandlungen wie Antidepressiva<br />

oder Medikamente,<br />

um sie ruhig zu halten. Hier<br />

ist die Frage, ob dies gut oder<br />

schädlich für sie ist.<br />

„Für eine lange Zeit kann<br />

es vorkommen, dass eine<br />

hochbegabte Person<br />

mit Demenz noch viele<br />

zusammenhängende<br />

Dinge erzählen kann. In<br />

späteren Stadien wird<br />

auch die Persönlichkeit<br />

betroffen sein.“<br />

Wie zeigt sich Demenz bei<br />

hochbegabten Personen?<br />

Dies ist eine komplexe Kombination.<br />

Demenz wird oft in einem<br />

frühen Stadium nicht erkannt,<br />

weil eine intelligente Person<br />

Defizite kompensieren und<br />

einige Tests manipulieren kann.<br />

Die Diagnose zu kennen, ist<br />

sehr wichtig, um die betreffende<br />

Person und die Menschen<br />

um sie herum besser zu begleiten<br />

und zu beraten. Insbesondere<br />

auch bei rechtlichen Angelegenheiten<br />

oder Gerichtsverfahren,<br />

wenn ein Anwalt davon<br />

ausgeht, dass sie oder er immer<br />

noch wichtige Entscheidungen<br />

treffen kann, obwohl dies nicht<br />

der Fall ist.<br />

Der Fachmann, der die Diagnose<br />

stellt, sollte sich dessen bewusst<br />

sein. Das Begleiten und<br />

Beraten von Hochbegabten mit<br />

Demenz ist eine Herausforderung.<br />

Obwohl Demenz die kognitiven<br />

Fähigkeiten beeinflusst<br />

(jedoch bei jeder Person auf unterschiedliche<br />

Weise), ist die<br />

Person immer noch eine hochbegabte<br />

Person, und dies ist für<br />

die Art und Weise der Kommunikation<br />

wichtig.<br />

Für eine lange Zeit kann es<br />

vorkommen, dass eine hochbegabte<br />

Person mit Demenz noch<br />

viele zusammenhängende Dinge<br />

erzählen kann. In späteren<br />

Stadien wird auch die Persönlichkeit<br />

betroffen sein.<br />

Partner von Hochbegabten<br />

mit Demenz benötigen möglicherweise<br />

zusätzliche Beratung,<br />

die die Begabung berücksichtigt.<br />

Was müssen Pflegekräfte für<br />

ältere Menschen wissen?<br />

In unserem Buch („Hoogbegaafde<br />

senioren“/ „Hochbegabte Senioren“)<br />

haben wir die hier abgedruckte<br />

Tabelle von Merkmalen<br />

erstellt, die Betreuern<br />

hilft, Hochbegabung zu erkennen.<br />

Wir zeigen auch, was mit<br />

diesen Eigenschaften passieren<br />

kann, wenn sie nicht im Gleichgewicht<br />

sind.<br />

Das Wissen über die Hochbegabung<br />

kann helfen, die Bedürfnisse<br />

der Person herauszufinden<br />

und besser zu kommunizieren.<br />

So werden Pflegekräfte<br />

hochbegabte Personen hoffentlich<br />

auch dann verstehen, wenn<br />

sie sich schwierig verhalten.<br />

Es ist wichtig herauszufinden,<br />

wie hochbegabte Senioren ein<br />

angenehmeres Leben führen<br />

können. Einige Beispiele: Freiwillige<br />

finden, die Bücher, Geschichten<br />

und Gedichte lesen<br />

(in verschiedenen Sprachen);<br />

Diskussionsgruppen zu Themen,<br />

die sie interessieren; Museen<br />

besuchen; Vorträge über<br />

Wissenschaft und Kunst; Dokumentarfilme<br />

zeigen. Aber es ist<br />

wichtig, nicht nur diese Dinge<br />

anzubieten, sondern auch ihre<br />

Bedürfnisse herausfinden.<br />

Was sind Vorteile von<br />

mehr Aufmerksamkeit für<br />

hochbegabte Senioren?<br />

Positive Auswirkungen von<br />

mehr Aufmerksamkeit für<br />

hochbegabte Senioren wird<br />

Folgendes sein: ein positiveres<br />

Selbstbild, ein verbessertes<br />

Wohlbefinden und hoffentlich<br />

eine verbesserte Gesundheit<br />

(weniger Medikamente, weniger<br />

medizinische Versorgung). Einige<br />

hochbegabte Senioren könnten<br />

noch Beiträge zur Gesellschaft<br />

leisten.<br />

Die Fragen stellten<br />

Alma Drekovic (www.alma-coaching.com)<br />

und Julia Rau (www.<br />

julia-rau.de)<br />

44 | mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021


SPIELPLATZ<br />

F<br />

ür gewöhnlich erzählt<br />

eine Netflix-Serie<br />

eine abgeschlossene<br />

Geschichte<br />

in mehreren Episoden.<br />

Bei der Miniserie „Das<br />

Damengambit“ sind es<br />

sieben Episoden zu je<br />

einer Stunde.<br />

Niemand hätte gedacht,<br />

dass diese Serie<br />

– zum Großteil in<br />

Berlin-Friedrichshain gedreht<br />

– solch einen Hype auslösen<br />

könnte: In 63 Ländern der Welt<br />

ist sie zum Jahresende 2020 auf<br />

Platz eins der abgerufenen Serien<br />

gelandet, laut FAZ wurde<br />

der Begriff Schach nie zuvor so<br />

häufig gegoogelt, auf dem Server<br />

von chess.com ist die Quote<br />

der Neuzugänge um 400 Prozent<br />

gestiegen und gemäß der<br />

ZEIT war der Absatz von Figuren<br />

und Brettern bei Schach Niggemann<br />

im November unglaubliche<br />

zehnmal so hoch wie im selben<br />

Monat des Vorjahres. Direkt<br />

vor Weihnachten gab es praktisch<br />

nirgendwo mehr Schachspiele<br />

zu kaufen.<br />

Grundlage für die Serie ist<br />

der Roman „The Queens Gambit“<br />

von Walter Tevis aus dem<br />

Jahr 1983, der bislang nur in<br />

englischer Sprache vorliegt. Im<br />

Kentucky/USA der 50er Jahre<br />

wächst die achtjährige Beth in<br />

MATTHIAS KRIBBEN<br />

Schachmärchen<br />

„Das Damengambit“ bei Netflix.<br />

einem Waisenhaus auf. Dort beobachtet<br />

sie im Keller den Hausmeister<br />

dabei, wie er heimlich<br />

gegen sich selbst Schach spielt.<br />

Es entwickelt sich eine spezielle<br />

Beziehung zwischen den beiden,<br />

der Hausmeister wird ihr<br />

Schachlehrer und sie kann dadurch<br />

dem grauen Alltag entfliehen.<br />

Sie besitzt großes Talent,<br />

und nach einem raschen<br />

Aufstieg mit mehreren Stationen<br />

sitzt sie – mittlerweile jugendlich<br />

– dem Weltmeister am<br />

Brett gegenüber.<br />

Worin liegt nun der besondere<br />

Charme dieser Serie? Zum einen<br />

ist es die Ausstattung. Die ZEIT<br />

spricht völlig zurecht von einem<br />

„wahren Ausstattungsrausch“.<br />

Zum anderen ist es das Ambiente,<br />

das der Szenenbildner Ulrich<br />

Hanisch gekonnt in Szene setzt –<br />

wie zuvor auch schon bei „Babylon<br />

Berlin“. Neben Hanisch trägt<br />

noch eine weitere Deutsche zum<br />

Erfolg der Serie bei: Gabriele<br />

Binder, die Kostümbildnerin<br />

von Beth.<br />

Es ist sensationell, wie<br />

sie geometrische Motive<br />

in Beths 60er-Jahre-<br />

Kostüme einwebt, ohne<br />

plump Schachbrettmuster<br />

zu verwenden.<br />

Es gibt viele Filme,<br />

die Schach thematisieren,<br />

aber wohl noch<br />

Foto: PHIL BRAY/NETFLIX<br />

nie ist es gelungen, so realitätsnahe<br />

Schachszenen zu schaffen.<br />

Kein geringerer als der ehemalige<br />

Weltmeister Kasparow wurde<br />

als Berater hinzugezogen.<br />

Die deutsche Nationalspielerin<br />

Filiz Osmanodja agierte als Finger-Double,<br />

viele Schachspieler<br />

aus Berlin waren als Komparsen<br />

tätig.<br />

Wer schon einmal eine<br />

Schachpartie beobachtet hat,<br />

weiß, was es zu sehen gibt, wenn<br />

sich die Kontrahenten grübelnd<br />

gegenübersitzen: Nichts. Zumindest<br />

nichts Sichtbares. Es<br />

passiert nämlich nichts Sichtbares.<br />

Unsichtbares sichtbar zu<br />

machen, schafft die Serie meisterhaft.<br />

Da in der deutschen<br />

Synchronisation der Begriff<br />

Game mit Spiel und nicht mit<br />

dem Schach-Terminus Partie<br />

übersetzt wird, ist zu empfehlen,<br />

die Serie im Original zu sehen.<br />

Viel Spaß dabei!<br />

mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021 | 45


ALL YOU NEED IS LO V E<br />

MARTIN HAHN<br />

Alles andere ist<br />

höchstens Sex …<br />

Über die Tantra-Massage.<br />

Du hast dieses Wort, also „Tantra“, schon einmal gelesen<br />

oder davon gehört? Du würdest es in Verbindung mit<br />

„Massage“ instinktiv und fast ohne Zögern dem „ältesten<br />

Gewerbe“ zuordnen?<br />

W<br />

ohl kaum ein Begriff wird<br />

im Umfeld der erotischen<br />

Erfahrungen so oft missverstanden<br />

und auch missbraucht wie<br />

der Begriff „Tantra-Massage“.<br />

Der Grund ist so einfach wie verhängnisvoll:<br />

Der Begriff ist nicht<br />

geschützt.<br />

Daraus folgt, dass sich den Begriff<br />

„Tantra-Masseur/-in“ praktisch<br />

jeder Mensch neben die<br />

Türklingel heften darf, ohne<br />

hier schwerwiegende Folgen befürchten<br />

zu müssen. So entwickelte<br />

sich im Rotlicht-Bereich<br />

freilich eine große Beliebtheit<br />

für den Begriff „Tantra-Massage“<br />

– ist ja auch recht werbewirksam.<br />

Nur wird dadurch die eigentliche<br />

Tantra-Massage sehr oft als<br />

schlichte erotische Dienstleistung<br />

missverstanden.<br />

Darum möchte ich nun helfen,<br />

alles ins rechte Licht zu rücken<br />

und lade dich herzlich dazu ein,<br />

einen „Aha-Effekt“ zu erleben.<br />

Was hat es also wirklich mit der<br />

Tantra-Massage auf sich, was ist<br />

der Hintergrund?<br />

Die Grund- und<br />

Leitsätze<br />

Wenn ich im Folgenden von<br />

Tantra-Massage spreche, meine<br />

ich ausschließlich die Massage<br />

nach den Regeln und Maßgaben<br />

des Tantra-Massage-Verbands<br />

(TMV), hierzu später mehr.<br />

Es geht im Kern – entgegen einer<br />

häufig vorkommenden Auffassung<br />

– nicht um etwas Kneten<br />

mit „Happy End“, das im<br />

Zweifel in recht wenigen Minuten<br />

erledigt sein kann und mit<br />

Sinnlichkeit und einem ganzheitlichen<br />

Erleben wenig zu tun<br />

hat. Vielmehr steht der Mensch<br />

mit all seinen Facetten im Vordergrund,<br />

wird als wundervolles,<br />

energetisches und sexuelles<br />

Wesen begriffen. Die Grundsätze<br />

für eine Tantra-Massage sind:<br />

• Achtsamkeit<br />

• Langsamkeit<br />

• Ziel- und Absichtslosigkeit<br />

• Liebe und Hingabe<br />

Was hier geneigten Lesenden<br />

direkt ins Auge fällt (oder eben<br />

gerade nicht!): Da steht nichts<br />

von einem Höhepunkt oder einer<br />

Erektion oder gar von „Happy<br />

End“. Im Gegenteil, einer der<br />

Haupt-Punkte hier ist die Langsamkeit<br />

und das Massieren<br />

ohne eine Absicht, ohne ein Ziel,<br />

ohne etwas zu „wollen“.<br />

Die Tantra-Massage (nach<br />

TMV) stellt dem oder der Empfangenden<br />

der Massage einen<br />

geschützten Raum und ist stark<br />

rituell geprägt. Von der Begrüßung<br />

bis zu einer (optionalen)<br />

Intim-Massage sind die Abschnitte<br />

und die Art der sinnlichen<br />

Berührung fließend aufgebaut,<br />

eine komplette Tantra-Massage<br />

kann auch mal vier<br />

Stunden dauern.<br />

Dabei hat die Massierende mit<br />

höchster Achtsamkeit dafür zu<br />

sorgen, dass es der Empfangenden<br />

gut geht (selbstverständlich<br />

auch gut für sich selber zu sorgen,<br />

mit eingeschlafenen Beinen<br />

ist das weitere Massieren<br />

schwerlich möglich). Natürlich<br />

kann auch mal ein schnelleres<br />

46 | mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021


ALL YOU NEED IS LO V E<br />

Man spricht im Rahmen der<br />

Tantra-Massage üblicherweise<br />

nicht von „Massierer/-in“ und<br />

„Massierter/Massiertem“, sondern<br />

von „Geber/Geberin“ und<br />

„Empfänger/Empfängerin“ oder<br />

in der Verlaufsform von „Gebenden“<br />

und „Empfangenden“. Tantra-Massagen<br />

werden üblicherweise<br />

auf einer Matte oder Matratze<br />

von etwa zwei mal zwei<br />

Metern gegeben, welche mit Decken<br />

und einem großen Handtuch<br />

so abgedeckt wird, dass<br />

kein Öl oder dergleichen auf die<br />

Unterlage kommt. Insgesamt<br />

bereitet man sich damit ein „Lager“.<br />

Eine Temperatur von etwa<br />

28 Grad Celsius fühlt sich in der<br />

Regel für beide Beteiligten gut<br />

an, doch am Ende ist immer das<br />

Wohlbefinden des Empfangenden<br />

hier die Maßgabe.<br />

Foto: mcu1st0 auf pixabay<br />

Ausstreichen des Körpers und<br />

ein Variieren der Geschwindigkeit<br />

reizvoll sein, aber gerade in<br />

den empfindlichen Bereichen<br />

(Yin-Seite – also Front- und Innenseiten<br />

von Körper und Gliedmaßen)<br />

und insbesondere im<br />

Intimbereich ist Langsamkeit<br />

die oberste Regel, um dem Empfangenden<br />

überhaupt das vertrauensvolle<br />

Spüren zu ermöglichen.<br />

Wenn du dir vorstellst,<br />

du schubberst achtlos mit einer<br />

Hand über eine Katze, dann<br />

wird sie bestenfalls schleunigst<br />

weglaufen, im schlechteren Fall<br />

hinterlässt sie noch tiefe Furchen<br />

in deiner Haut – und womit?<br />

Mit Recht!<br />

Die beiden letzten Punkte<br />

(Achtsamkeit, Fließen/Langsamkeit)<br />

stellen mithin wohl<br />

den stärksten Unterschied zu<br />

dem dar, was unter missbräuchlicher<br />

Verwendung als Tantra-Massage<br />

zugemutet wird: Es<br />

geht bei dieser Art um die Liebe,<br />

Fürsorge und um die Hingabe,<br />

man „verschenkt“ sich als<br />

Gebender dem Empfangenden,<br />

legt alle eigene Liebe in die Berührungen,<br />

die man gibt.<br />

Unter dem Strich hat nur die<br />

Person etwas zu „melden“, welche<br />

die Massage empfängt, um<br />

deren Wohlergehen dreht sich<br />

die Tantra-Massage. Und schon<br />

gar nicht hat eine solche Massage<br />

etwas mit Sex zu tun, auch<br />

wenn der oder die Massierende<br />

(allein) Hände und Körper einsetzt.<br />

Es geht hier ausnahmslos<br />

um ein liebevolles, selbstloses<br />

(Hin-)Geben und um nichts<br />

Wechselseitiges.<br />

Gebende/<br />

Empfangende<br />

und das „Lager“<br />

Grenzen wahren<br />

– Kommunikation<br />

in der Massage<br />

In dem obligatorischen Vorgespräch<br />

zur Tantra-Massage, in<br />

dem es auch darum geht, eventuelle<br />

körperliche Vorschädigungen<br />

abzuklären, wird der<br />

letzte Punkt aus den Grundsätzen<br />

sicherlich immer erwähnt:<br />

Es geht nicht um ein Liebesspiel,<br />

die Grenzen zwischen Geber<br />

und Empfänger sind klar definiert.<br />

Sinnlich und erotisierend<br />

kann und darf eine solche<br />

Massage sein, aber es geht alleine<br />

um das eigene Erleben der<br />

Empfangenden und niemals um<br />

ein „wir machen hier etwas zusammen“.<br />

Natürlich kann die<br />

Massage auch für die Gebende<br />

erotisierend wirken und gerade<br />

bei männlichen Wesen ist eine<br />

Erregung dann klar erkennbar.<br />

Aber: Das vergeht auch wieder.<br />

Der Massierende hält in dem<br />

Fall den passenden Abstand und<br />

sorgt gewissenhaft dafür, dass<br />

mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021 | 47


ALL YOU NEED IS LO V E<br />

dieser auch gewahrt bleibt. Umgekehrt<br />

wird der oder die Massierende<br />

auch einschreiten, falls<br />

die Empfangende auf einmal etwas<br />

„will“, und im Zweifel die<br />

Massage abbrechen.<br />

Wenn sich für den Empfangenden<br />

etwas nicht stimmig anfühlt,<br />

so ist er gehalten, dieses<br />

zu äußern, die Kommunikation<br />

ist enorm wichtig. Diese offene<br />

Art, dass hier gerne etwas mehr<br />

oder weniger Druck eingesetzt<br />

werden soll, die Geschwindigkeit<br />

zu reduzieren oder die Bewegung<br />

zwei Millimeter weiter<br />

links zu machen … fällt am Anfang<br />

nicht leicht. Doch umso<br />

stimmiger und auch intensiver<br />

kann das Erleben werden.<br />

Das neue Erleben der<br />

sexuellen Energie<br />

Da hier in der Tantra-Massage<br />

kein Bereich des Körpers ausgelassen<br />

wird (es sei denn, der<br />

Empfangende setzt eine entsprechende<br />

Grenze), kann das<br />

Erleben einer solchen achtsamen<br />

und absichtslosen Berührung<br />

tiefe und tiefste Gefühle<br />

– oft aus der Vergangenheit<br />

– auslösen. Das kann mitunter<br />

sehr heftig verlaufen, wenn alte<br />

Traumata hochkommen. In einem<br />

solchen Fall ist es hochgradig<br />

wichtig, dass der oder<br />

die Massierende nicht zurückschreckt,<br />

sondern sehr achtsam<br />

dabeibleibt, einfach nur haltend.<br />

In Seminaren kann es sinnvoll<br />

sein, dass andere behutsam<br />

dazukommen und ebenfalls<br />

Halt bieten. Von höchst<br />

ekstatischem Vergnügen bis zu<br />

tiefer Trauer können wirklich<br />

alle Gefühle auftreten, in allen<br />

Fällen aber ist es wichtig, sich<br />

nicht angstvoll zurückzuziehen,<br />

sondern in höchster Achtsamkeit<br />

dabei zu bleiben (als Gebende).<br />

Wenn solche Gefühle in<br />

dem Moment akzeptiert werden,<br />

kann man sie auch einfach wieder<br />

gehen lassen (als Empfangende).<br />

Mit freundlicher Erlaubnis<br />

darf ich aus dem Manuskript<br />

von AnandaWave® zitieren: „Sexualität<br />

als Lebenskraft – und<br />

als nichts anderes: In unserer<br />

westlichen Kultur ist die Sexualität<br />

fast immer verknüpft mit<br />

anderen Themen: Beziehung,<br />

Liebe, Schuld, Scham, Bedürftigkeit,<br />

Opfer-Täter, Verachtung,<br />

Ehe, Politik usw. In der tantrischen<br />

Massage geht es aber um<br />

die sexuelle Kraft an sich. Es<br />

ist die Bewegung der sexuellen<br />

Energie, die an nichts gebunden<br />

ist. Dies ist die Kraft, ohne die es<br />

kein Leben gäbe.“<br />

Kein Heilungsauftrag<br />

Der Absatz über die Verarbeitung<br />

alter Probleme klingt beinahe,<br />

als ob Tantra-Massagen<br />

als Heilmittel eingesetzt werden<br />

könnten. Das ist so allerdings<br />

nicht der Fall, auch wenn man<br />

sie vielleicht begleitend oder ergänzend<br />

zu einer Therapie machen<br />

kann.<br />

Die Tantra-Massage an sich<br />

hat keinen Heilungsauftrag,<br />

auch wenn – ich zitiere einen<br />

Mitschüler – man bei richtiger<br />

Anwendung fast gar nicht um<br />

die Heilung herumkommt. Aus<br />

eigenen Beobachtungen weiß<br />

ich, dass durch das intensive Erleben<br />

so mancher alte Knoten<br />

aufgelöst werden kann.<br />

Atmung und<br />

Ruhepunkte<br />

Um sowohl sich selber beim Geben<br />

als auch dem Empfangenden<br />

während der Massage die<br />

Zeit zum Spüren zu geben, bieten<br />

sich Ruhepunkte an. Mit<br />

weichen, warmen Händen und<br />

praktisch ohne jeden Druck<br />

werden ein oder zwei Punkte<br />

am Körper der Empfangenden<br />

schlicht nur gehalten. Hat man<br />

die Empfangende gerade in der<br />

Lage verändert, beispielsweise<br />

auf die Seite gelegt, kann auch<br />

der eigene Körper dazu dienen,<br />

Ruhe, Nähe, Wärme und Geborgenheit<br />

zu schenken.<br />

Natürlich ist es für Gebende in<br />

aller Regel anstrengender während<br />

einer Massage, doch gerade<br />

das gemeinsame, synchrone<br />

Atmen mit dem Empfangenden<br />

schafft eine wohltuende Verbindung<br />

und sollte häufig – gerade<br />

bei den Ruhepunkten – Anwendung<br />

finden.<br />

Hygiene in der<br />

Tantra-Massage<br />

Die professionelle Tantra-Massage<br />

nach TMV findet stets unter<br />

höchsten hygienischen Maßnahmen<br />

statt (und in den aktuellen<br />

Zeiten auch mit Mund-/<br />

Nasenmasken). Gebende für<br />

Tantra-Massagen achten darauf,<br />

dass Finger- und Fußnägel ge-<br />

48 | mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021


kürzt und glatt sind, dass die eigene<br />

Körper-Hygiene passt, dass<br />

die Hände desinfiziert sind und<br />

dass gerade unmittelbar vor der<br />

Massage von Innenräumen (im<br />

Körper) Handschuhe angelegt<br />

werden. Übertragbare Krankheiten<br />

kann es überall geben,<br />

und natürlich ist das oberste<br />

Gebot hier, dass man durch die<br />

Massage nichts eintragen darf.<br />

Schulungen für<br />

Tantra-Massagen<br />

Um Tantra-Massagen nach TMV<br />

zu lernen, beginnt im Prinzip<br />

alles mit einem Grundseminar<br />

(Dauer in der Regel: eine Woche),<br />

in dem Grundkenntnisse<br />

und auch schon ein Einblick<br />

in die Intim-Massage vermittelt<br />

werden. Man lernt den rituellen<br />

Aufbau, schult die eigene<br />

Achtsamkeit, verschiedene Elemente/Sequenzen<br />

einer Massage<br />

und wie man diese verknüpft.<br />

Schließlich ist man fähig, einer<br />

Empfängerin oder einem Empfänger<br />

eine gut ausgewogene<br />

und lange Tantra-Massage zu<br />

geben.<br />

Auf dieses Grundseminar satteln<br />

weitere Module auf, welche<br />

noch mehr in die Tiefe gehen<br />

und für die professionelle Ausbildung<br />

unabdingbar sind. Aber<br />

auch rein privat Interessierte<br />

ohne die Absicht, die professionelle<br />

Ausbildung für sich als<br />

Weg einzuschlagen, sind in den<br />

meisten Ausbildungs-Modulen<br />

und natürlich insbesondere im<br />

Grundseminar willkommen.<br />

Im Tantra-Massage-Verband<br />

(TMV) sind mehrere offizielle<br />

und anerkannte Ausbildungsinstitute,<br />

von denen ich auch zwei<br />

bereits durch Seminare kennenlernen<br />

durfte. Werbung für ein<br />

spezielles Institut aber werde<br />

ich hier nicht machen, ich vertraue<br />

darauf, dass TMV-zertifizierte<br />

oder anerkannte Institute<br />

kaum Unterschiede in der Ausbildungsqualität<br />

aufzeigen dürften.<br />

Mein persönliches<br />

Fazit<br />

ALL YOU NEED IS LO V E<br />

Ich bin ja nun schon etwas herumgekommen<br />

und habe verschiedene<br />

Erfahrungen gemacht,<br />

doch etwas dermaßen<br />

Wertvolles wie die achtsame,<br />

sinnliche Tantra-Massage nach<br />

TMV habe ich noch nie vorher<br />

erlebt. Es hat mir die Augen geöffnet,<br />

wie sehr missverstanden<br />

Sexualität und sexuelle Energien,<br />

die in uns wohnen, oftmals<br />

doch sind.<br />

Die Seminare haben mir auch<br />

gezeigt, wie gleich wir eigentlich<br />

sind, dass wir – wenn es um<br />

die Suche nach tiefer Geborgenheit<br />

und das Angenommen-<br />

Werden geht – doch alle schlicht<br />

Menschen sind. Und mir wurde<br />

schlagartig klar, wie viel Gesellschaft<br />

und auch Religionen<br />

an unserem eigenen Selbstverständnis<br />

– sagen wir mal – „geschraubt“<br />

haben.<br />

Es war eine wundervolle Befreiung,<br />

wieder zu dem zurückzukommen,<br />

was mich ausmacht<br />

und zu mir gehört. Und es ist<br />

wunderbar, einer Person etwas<br />

völlig absichtslos zu geben, sodass<br />

ich dieser wiederum helfen<br />

kann, ebenfalls ein Stück weit<br />

mehr zu sich zu finden.<br />

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GLÜCKAUF, DER STEIGER KOMMT — DIE FUSSBALL-KOLUMNE<br />

ELISABETH RAHE<br />

Verdammt lang her …<br />

Schalke, das Leiden und absurde Hoffnungen.<br />

E<br />

in Jahr mit vielen Herausforderungen<br />

ist<br />

vergangen. Besonders für<br />

Schalke-Fans. Meine letzte<br />

Kolumne ist auch fast ein<br />

Jahr her und erschien vor<br />

dem Jahr des Grauens für<br />

den FC Schalke 04. Dabei<br />

lesen sich die Schilderungen<br />

in meinem und Erwins<br />

Beitrag fast wie aus einem Stadion. <br />

anderen Leben: Die Aussicht<br />

auf internationale Pflichtspiele scheint<br />

in Pandemiezeiten in ein Paralleluniversum<br />

entrückt.<br />

Nicht umsonst habe ich mich für das aus<br />

meiner Sicht mutmaßlich nächste internationale<br />

Schalke-Pflichtspiel in der Saison<br />

2028/29 verabredet. Und zwar für ein Spiel<br />

eines der nach 33 Jahren in diesem Jahr wiedergegründeten<br />

Frauenteams, das zu diesem<br />

Zeitpunkt mutmaßlich in der Champions<br />

League spielen könnte, wenn ihnen der<br />

Durchmarsch mit einem Extra-Jahr Puffer<br />

gelänge.<br />

Das ginge für FC Schalke 04 Blau oder FC<br />

Schalke 04 Weiß über die Bezirksliga, dann<br />

die Landesliga, als vierthöchste die Westfalenliga,<br />

danach die Regionalliga West.<br />

Die Regionalliga könnte direkt in die 2.<br />

Bundesliga führen und von dort aus ginge<br />

es in die 1. Bundesliga. Nach erfolgreichem<br />

Abschluss der ersten Saison wären die Frauen<br />

dann im internationalen Wettbewerb.<br />

Ein Jahr aufgeschlagen, man will ja nicht zu<br />

Ein Bild aus besseren Zeiten: Die Autorin<br />

mit Begleiter im vollbesetzten Schalker<br />

sehr Druck machen, theoretisch,<br />

sofern sich das<br />

Ligasystem nicht ändert,<br />

könnte das Team schon in<br />

der Saison 2027/28 soweit<br />

sein.<br />

Schier unglaublich ist,<br />

dass Schalke in der Saison<br />

2018/2019 noch international<br />

spielte nach einem eigentlich<br />

unfassbaren Ab-<br />

Foto: Klein<br />

schluss auf dem zweiten<br />

Platz. In der vergangenen Spielzeit rettete<br />

man sich auf Platz 14, weil Nürnberg und<br />

Hannover anscheinend noch weniger wollten.<br />

Das für sich genommen wäre schon<br />

ausreichend schrecklich gewesen, nur folgte<br />

das, was die Schalker Seele besonders<br />

bluten lässt: Rassistische Äußerungen des<br />

Strippenziehers und damaligen Aufsichtsratsvorsitzenden<br />

Clemens Tönnies. In allem<br />

Fußball-Elend konnte man sich bis dahin<br />

immer noch damit trösten, dass der<br />

Verein immerhin weitgehend sauber war –<br />

zwar nicht, was die Compliance angeht, aber<br />

doch zumindest politisch.<br />

Der Umgang der Führungsebene des Vereins<br />

und des DFB mit dem Tönnies-Ausfall<br />

und Beifall von teils fragwürdiger Seite war<br />

auch eher zum Verdrängen.<br />

Leider nahm auch die Folgezeit mir zumindest<br />

die Unschuld, wobei die Basis das<br />

Verhalten von Tönnies kritischer sah und<br />

Widerstand übte: Im Pokalspiel gegen Hertha<br />

BSC Berlin wurde deren Abwehrspie-<br />

50 | mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021


ler Jordan Torunarigha wohl aus dem Schalke-<br />

Fanblock rassistisch beleidigt.<br />

Hier immerhin wurden rasch Nägel mit Köpfen<br />

gemacht und Spielabbrüche bei weiteren<br />

Vorkommnissen dieser Art vereinbart. Soweit<br />

mir bekannt, kam es daraufhin zu keinen medienwirksamen<br />

Vorfällen dieser Art mehr auf<br />

Schalke. Erfreulicherweise scheint die aktuelle<br />

Anti-Rassismus-Kampagne weniger ein Lippenbekenntnis<br />

zu sein als vorher, zumindest<br />

wenn man nach den rassismusbedingten Spielabbrüchen<br />

in der letzten Zeit gehen mag.<br />

Was folgte mit den Geisterspielen, als es unter<br />

umstrittenen Bedingungen im Mai wieder<br />

losging? Dass es einfach nur schlecht war<br />

und Schalke allein wegen der erstaunlich guten<br />

Hinrunde nicht abstieg. Die Karteninhaber<br />

und -inhaberinnen mussten kämpfen und Härtefallanträge<br />

stellen, um Geld statt Gutscheine<br />

zu erhalten.<br />

Im Juni dann einer der Corona-Ausbrüche in<br />

den Tönniesschen Schlachthöfen. Fragwürdige<br />

Personalentscheidungen in der Führungsriege<br />

und bei den Geringverdienern folgten. Finanziell<br />

ist man nicht über den Berg, hat sich aber<br />

bemüht zu sparen und Geld geliehen.<br />

Daraufhin hat man Vedad Ibišević, einen<br />

Mann, der fast so alt ist wie ich und der für wenig<br />

Geld (unter Drittliganiveau) für Schalke<br />

spielen wollte, engagiert. Dieser kam jedoch<br />

nicht so recht zum Zuge und wurde daraufhin<br />

im Streit wieder gegangen.<br />

Das fußballerische Elend im Bundesligabereich<br />

hält an, die Sieglos-Serie umfasste 30<br />

Spiele. Der Negativ-Rekord von Tasmania Berlin<br />

aus der Saison 1965/66 mit 31 sieglosen<br />

Spielen in Folge war gefährdet, doch nun gelang<br />

den Königsblauen ein absurd eindeutiger<br />

4:0-Sieg gegen Hoffenheim. Und augenblicklich<br />

ist die Hoffnung auf eine Wende zum Besseren<br />

wieder da. Absurd, aber ...<br />

Immerhin, Schalke hat es ins Achtelfinale<br />

des DFB-Pokals geschafft. Ich hoffe realistischer<br />

Weise auf ein gnädiges Ende dort. In<br />

schwachen Momenten erwische ich mich dabei,<br />

von einer anderen Absurdität zu träumen:<br />

Abstieg (nicht absurd) bei gleichzeitigem Gewinn<br />

des DFB-Pokals.<br />

mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021 | 51<br />

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GALERIE<br />

Intelligent ist gleich:<br />

Frau, Buch, Brille<br />

Was beim Stöbern in Fotodatenbanken auffällt.<br />

Bei der Produktion einer neuen<br />

<strong>Mag</strong>-Ausgabe gehört die Bildersuche<br />

in Fotodatenbanken<br />

zur Redaktions-Routine. Und<br />

wie bei Mensa nicht anders zu<br />

erwarten, werden dabei öfter<br />

Suchbegriffe wie „Intelligent“<br />

abgefragt.<br />

Top-Ergebnis ist (neben diversen<br />

Albert-Einstein-Fotos) eine<br />

scheinbar unschlagbare Dreier-<br />

Kombi: Frau, Buch, Brille – statt<br />

Buch zunehmend auch Laptop.<br />

Mal ernst, mal fröhlich, mal<br />

ganz versunken.<br />

Hier eine kleine, schnelle Auswahl,<br />

und die Frage: Realistisch<br />

oder Wunschvorstellung? ek<br />

Foto: Andrea Piacquadio<br />

Foto: Koshevaya_k<br />

Foto: Anna Shvets<br />

Foto: PublicDomainPictures<br />

Foto: PourquoiPas<br />

52 | mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021


GALERIE<br />

Foto: Andrea Piacquadio<br />

Alle Fotos von: pixabay, pexels<br />

Foto: Karolina Grabowska<br />

Foto: Vlada Karpovich<br />

Foto: PublicDomainPictures<br />

Foto: Rene Asmussen<br />

mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021 | 53


LESERBRIEFE<br />

Leserbrief zu „Anmerkungen<br />

zur Heilpraktiker-<br />

Prüfung“, MinD-<strong>Mag</strong> 139<br />

Diese Polemik greift ins Leere<br />

Lieber Bernd Springer,<br />

dein Leserbrief hat recht gemischte<br />

Gefühle hervorgerufen.<br />

Deine Motivation war die<br />

Sorge um den Patienten? Das alles<br />

hat einerseits sicherlich eine<br />

Berechtigung, andererseits ist<br />

es sehr oberflächlich und undifferenziert.<br />

Zu deinen einzelnen<br />

Punkten:<br />

1. Ja, Heilpraktiker ist kein Ausbildungsberuf.<br />

Es wird geprüft,<br />

ob der Antragsteller eine Gefahr<br />

für die Volksgesundheit<br />

(die Formulierung hat sich inzwischen<br />

etwas geändert) darstellt.<br />

Das heißt: Der Antragsteller<br />

muss die Gesetze des Infektionsschutzgesetzes<br />

und so weiter<br />

kennen. Und er muss danach<br />

handeln können. Von „keinerlei<br />

Kompetenzen“ zu sprechen<br />

ist grotesk.<br />

2. Die Heilpraktikerschulen, die<br />

das in der Tat oft irreführenderweise<br />

„Ausbildung“ nennen,<br />

sind Paukkurse, in denen Pathologie,<br />

Anatomie, Psychiatrie et<br />

cetera relativ detailliert vermittelt<br />

werden. Das Wissen geht in<br />

den meisten Disziplinen weit<br />

über das Vorklinikum des Medizinstudiums<br />

hinaus. (Die wissenschaftlichen<br />

Fächer wie Biologie,<br />

Chemie fehlen indes.)<br />

3. Die schriftliche Prüfung ist<br />

ein Multiple-Choice-Test. Es<br />

gibt allerdings unterschiedliche<br />

Multiple-Choice-Tests. Hier<br />

wird die schwierigste Form eingesetzt,<br />

mit mehreren möglichen<br />

Antworten und/oder Antwortkombinationen.<br />

75 Prozent<br />

richtige Antworten heißt bestanden.<br />

Die Antworten differieren<br />

vom Schwierigkeitsgrad<br />

sehr; das mittelt sich bei 60 Fragen<br />

aus. Von vier Ärzten, denen<br />

ich eine Prüfung vorgelegt habe<br />

(unter anderem meinem Bruder,<br />

einem Chefarzt), hätte keiner<br />

die Prüfung bestanden.<br />

4. Es gibt keinen festgelegten<br />

Fragenkatalog: in der Tat! Und<br />

das ist auch eines der wenigen<br />

Dinge, die bei der Heilpraktiker-Prüfung<br />

wirklich gut und<br />

sinnvoll sind. Eine Fragenkatalog,<br />

den es nur auswendig zu<br />

lernen gälte, wäre ja eine Farce.<br />

Die mündliche Prüfung ist aufgrund<br />

ihrer Subjektivität problematisch;<br />

nein, eigentlich nicht<br />

„Subjektivität“, sondern oft einfach<br />

Willkür.<br />

5. Ja. Und was sagt das über das<br />

Heilpraktikerwesen?<br />

6. Das Bestehen der Heilpraktiker-Prüfung<br />

gibt einem die Erlaubnis<br />

zu behandeln, nicht<br />

aber die Qualifikation. Ohne<br />

Qualifikation zu behandeln ist<br />

nach wie vor strafbar.<br />

7. Bist du Arzt oder in einem<br />

ähnlichen Beruf tätig oder hast<br />

dich aus Interesse näher mit Medizin<br />

beschäftigt? Wenn nicht,<br />

biete ich dir eine Wette an, dass<br />

du es nie und nimmer in „wenigen<br />

Wochen“ (vier, sechs, acht?)<br />

schaffst, auch nur die schriftliche<br />

Prüfung zu bestehen.<br />

8. Der Vergleich Facharzt/Heilpraktiker<br />

(gerade Prüfung bestanden)<br />

ist polemisch und natürlich<br />

völlig absurd. Wenn,<br />

dann wär es mit dem AiP zu vergleichen.<br />

9. Darüber weiß ich nichts.<br />

10. „Schulmedizin“ wird ganz<br />

unterschiedlich gebraucht; ja,<br />

freilich, es gibt diese Esos, die<br />

es ganz schlimm finden, wenn<br />

etwas tatsächlich empirisch erforscht<br />

wurde. Die meisten dürften<br />

das nicht sein. Da scheint<br />

mir eher eine Dualität gesehen<br />

zu werden: Schulmedizin – Alternative<br />

(Placebo?) Medizin.<br />

„Evidenzbasierte Medizin“ mit<br />

„Schulmedizin“ gleichzusetzen<br />

… uiuiui, da würd ich doch noch<br />

mal nachlesen.<br />

Kurzum: Diese Heilpraktikerpolemik<br />

greift ins Leere. Banalitäten,<br />

alte (und zutreffende)<br />

Argumente aus der Mottenkiste;<br />

die wirkliche Problematik<br />

nicht einmal angesprochen und<br />

eine ausgedachte Umfrage mit<br />

Quatschergebnissen.<br />

Nun ist es keineswegs so, dass<br />

ich dem Heilpraktikerwesen<br />

nicht eher kritisch gegenüberstünde.<br />

Den Großteil der oft angewandten<br />

Methoden halte ich<br />

für teils unsinnig, teils für gefährlich<br />

und Heilerfolge im Wesentlichen<br />

dem Placeboeffekt zu<br />

verdanken.<br />

Placebo ist aber eines der effektivsten<br />

Heilmittel.<br />

Was ich am Heilpraktikerwesen<br />

und vor allem an der Prüfung<br />

problematisch finde: Das<br />

Verständnis der wissenschaftlichen<br />

Methode und rationales<br />

Denken, Verantwortungsgefühl<br />

und Bewusstsein der eigenen<br />

Grenzen werden nicht oder völlig<br />

unzureichend geprüft.<br />

Herzliche Grüße,<br />

Aljoscha Long<br />

54 | mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021


Ohne Kenntnis in die übliche Kerbe<br />

LESERBRIEFE<br />

Leserbrief zu „Astrologie und<br />

Intelligenz“, MinD-<strong>Mag</strong> 139<br />

Ein Artikel über Astrologie und<br />

Intelligenz im MinD-<strong>Mag</strong>azin –<br />

welch Freude. Eine intelligente<br />

oder wissenschaftlich basierte<br />

Auseinandersetzung mit Astrologie<br />

– das wünsche ich mir<br />

schon lange.<br />

Leider wurden meine Erwartungen<br />

bitter enttäuscht. Nein,<br />

es wurden offensichtlich keine<br />

Astrologinnen oder Astrologen<br />

zu Rate gezogen. So viel ist richtig,<br />

Astrologie und Astronomie<br />

waren eine Einheit um Christi<br />

Geburt – und so blieb es bis zum<br />

Mittelalter.<br />

Dann geht es im Artikel weiter<br />

mit einem Hinweis auf Horoskope<br />

in Frauenzeitschriften.<br />

Autsch. Was hat das mit Astrologie<br />

zu tun? Das ist schon sehr<br />

laienhaft.<br />

Nun, was hat das Sternzeichen<br />

mit Intelligenz zu tun? Zunächst,<br />

eine Fokussierung rein auf das<br />

Sternzeichen ist, da gebe ich der<br />

Autorin hundertprozentig recht,<br />

unsinnig. Allerdings sehen wir<br />

das scheinbar aus unterschiedlichen<br />

Gründen so, sie, weil sie<br />

nichts von Astrologie hält, ich,<br />

weil das Thema viel komplexer<br />

ist und nicht so simpel abgehandelt<br />

werden kann.<br />

Ein Geburtshoroskop gibt<br />

Auskunft über Veranlagungen<br />

und Möglichkeiten auf Basis<br />

des Gesamthoroskops. Es können<br />

nicht einzelne Faktoren isoliert<br />

betrachtet werden. Es funktioniert<br />

nicht, sich rein auf das<br />

Sonnenzeichen oder die Position<br />

des Mondes zu stürzen und<br />

alles andere zu ignorieren. Das<br />

ist, als würde man von den Zutaten<br />

eines Kuchens nur Mehl und<br />

Eier probieren und dann darauf<br />

schließen, dass der Kuchen<br />

nicht schmecken kann.<br />

Somit gibt es natürlich keinen<br />

Zusammenhang zwischen Geburtsmonat<br />

und Intelligenz. Die<br />

Astrologie ist ein sehr komplexes<br />

System. Um Zusammenhänge<br />

zwischen Geburtshoroskop<br />

und Persönlichkeitsfaktoren<br />

nachweisen zu können, muss<br />

das Ganze mit allen Konstellationen<br />

und Wechselbeziehungen<br />

betrachtet werden.<br />

Es bereitet mir persönlich<br />

Schmerzen, einen solch oberflächlichen<br />

Artikel zu lesen. Er<br />

schlägt einfach in die übliche<br />

Kerbe ohne genaue Kenntnis der<br />

Materie. Nur zum Verständnis:<br />

Es gibt keine geheimnisvollen<br />

Mächte. Das Schicksal bestimmen<br />

die Sterne in gleicher Weise,<br />

wie eine Uhr die Zeit anzeigt.<br />

Somit lässt sich mit dem Horoskop<br />

auch keine fehlende Eigeninitiative<br />

entschuldigen.<br />

Als Astrologin mit dem<br />

Schwerpunkt der Stundenastrologie<br />

und eigener Praxis würde<br />

ich mir eine fundierte Auseinandersetzung<br />

mit dem Thema<br />

wünschen.<br />

Birgit Kiemes-Windmill<br />

Einen Gang<br />

runterschalten<br />

Leserbrief zum MinD-<strong>Mag</strong> 137<br />

Als Neumitglied habe ich das<br />

erste Mal das MinD-<strong>Mag</strong>azin erhalten<br />

und bin begeistert.<br />

Ich habe mich insbesondere<br />

durch den Beitrag über unser<br />

energetisches Mitglied direkt<br />

auf den ersten Seiten enorm gefreut,<br />

da es mir sehr stark ähnelt.<br />

Mir wird von meinem Umfeld<br />

häufig gesagt, ich solle „einen<br />

Gang runterschalten“, sonst bekäme<br />

ich noch einen Burnout.<br />

Das ist eine Bürde, gegen die ich<br />

stets ankämpfen muss, da ich<br />

nun mal Power und Hirnkapazitäten<br />

besitze, um mich in neue<br />

Abenteuer zu stürzen.<br />

Danke also, dass ich mich bei<br />

euch endlich verstanden fühle.<br />

Insbesondere geht auch ein<br />

Dank an eure Rätsel-Abteilung,<br />

denn BACA war mir bisher<br />

nicht bekannt und es hat meine<br />

grauen Zellen zunächst wirklich<br />

zum Umdenken gezwungen.<br />

Schlussendlich habe ich die Rätsel<br />

dann doch in ein paar Minuten<br />

gelöst und bin überaus zufrieden<br />

und glücklich.<br />

Anna-Katharina Langerenken<br />

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe<br />

nicht abzudrucken oder zu kürzen.<br />

Die Zuschriften zu den Themen<br />

„Heilpraktiker“ und „Astrologie“ werden<br />

auch auf den MinD-<strong>Mag</strong>-Confluence-Seiten<br />

eingestellt. Dort kann die<br />

Diskussion weitergeführt werden:<br />

confluence.mensa.de/display/<br />

MAG/Diskussion<br />

mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021 | 55


ORTSBLÄTTER<br />

ERWIN KLEIN<br />

Sie halten den ganzen<br />

Laden zusammen<br />

Komische Namen und wahre Heldinnen und<br />

Helden: Ein Loblied auf die Blätter vor Ort.<br />

E<br />

ine Anmerkung gleich vorneweg:<br />

Als Schreiber dieses<br />

Textes bin ich befangen, weil<br />

nicht unparteiisch. Denn ich<br />

bin selbst Eddi, seit einem guten<br />

halben Jahr. Insofern werde<br />

ich nichts als Lob über die<br />

Ortsblätter ausgießen, und das<br />

natürlich völlig zu Recht.<br />

Es gibt bei Mensa viele Wege<br />

der Kommunikation untereinander<br />

und nach außen hin:<br />

das <strong>Mag</strong>, die Diskussionslisten,<br />

die Mensa-News, verschiedene<br />

Social-Media-Kanäle, das Hotel<br />

Mensa im Cyberspace. Und<br />

eben die Ortsblätter (OBs), 19<br />

verschiedene sind es zurzeit. Sie<br />

gab es gefühlt schon immer, jedenfalls<br />

seit weit vor der digitalen<br />

Zeit. Sie tragen zum Teil seltsame<br />

Namen, und sie fliegen<br />

meist unter dem Radar der vereinsinternen<br />

Aufmerksamkeit.<br />

Dabei erreichen sie nach dem<br />

<strong>Mag</strong> und den Mensa-News, die<br />

zwangsweise jedem M zugestellt<br />

werden, die meisten Mitglieder:<br />

8.523 Abos wurden Ende Dezember<br />

2020 bedient. Fairerweise<br />

muss gesagt werden, dass<br />

eine Reihe Ms Mehrfach-Abonnenten<br />

sind, zur ganzen Wahrheit<br />

gehört allerdings auch, dass<br />

wegen der neuen Nutzungsbedingungen<br />

die Zahl der Bezieher<br />

zurzeit stark geschrumpft ist.<br />

Meine These: Die Ortsblätter<br />

halten den Laden ganz wesentlich<br />

zusammen. Hier erfährt<br />

das gemeine M, wer beim<br />

letzten Stammtisch dabei war<br />

und worüber gesprochen wurde,<br />

hier werden der Intarsien-<br />

Workshop („MiO“ – Bayerischer<br />

Wald) und die Brocken-Wanderung<br />

(„MuH-Q“ – Niedersachsen)<br />

beschrieben, hier liest man,<br />

was vor Ort stattfindet und wo<br />

man ganz praktisch mitmachen<br />

kann. Und so ganz nebenbei finden<br />

sich in den OBs immer wie-<br />

56 | mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021


ORTSBLÄTTER<br />

der journalistische Perlen, die<br />

ein größeres Publikum verdient<br />

hätten.<br />

Sie heißen MuH-Q, MinSH,<br />

TheOWL, Heinrich & Mathilde,<br />

Unterm Fernsehturm oder eher<br />

schlicht Mensana oder Rheingeist.<br />

Namenssuche und -findung<br />

sind oft rätselhaft, auf<br />

Nachfrage erhält man doppeldeutige<br />

Abkürzungs-Erklärungen<br />

oder ausschweifende Bedeutungs-Erläuterungen.<br />

Aber<br />

egal. Namen sind Schall und<br />

Rauch.<br />

Viel wichtiger sind die Eddis.<br />

Sprich: die Verantwortlichen<br />

für das regelmäßige Erscheinen.<br />

Die meisten sind seit Jahren und<br />

Jahrzehnten dabei – siehe anschließendes<br />

Interview mit Udo<br />

Schultz – und sie sind die wahren<br />

Mensa-Heldinnen und -Helden.<br />

Denn was es heißt, Monat<br />

für Monat das Material zusammenzutragen,<br />

oft genug auch<br />

selbst zu schreiben, zu sortieren,<br />

Fotos zu besorgen, alles in ein<br />

Layout zu gießen, den LocSec zu<br />

einem Vorwort zu nötigen – das<br />

kann eigentlich nur einschätzen,<br />

wer diese Arbeit eine Zeit lang<br />

selbst gemacht hat.<br />

Natürlich ist das nicht nur<br />

Mühsal und Plage – dann würde<br />

es ja niemand freiwillig machen<br />

– natürlich ist es cool, Bescheid<br />

zu wissen, was vor Ort passiert<br />

und das weiterzugeben, natürlich<br />

macht es Freude, sich Themen<br />

und Geschichten auszudenken<br />

und umzusetzen. Aber<br />

unterm Strich bleibt vor allem:<br />

viel ehrenamtliche Arbeit.<br />

Eddinen und Eddis sind zum<br />

Teil vom Fach – gelernte Redakteurinnen<br />

und Redakteure –<br />

oder, in der Mehrzahl, Quereinsteiger.<br />

Learning by Doing, sehr<br />

Name Verbreitungsgebiet Eddi<br />

Augusta LocSec-Gebiet Schwaben Brigitte Aurelia<br />

Spatz<br />

Bremensie LocSec-Gebiet Nordwest Sabine Mundt,<br />

Lothar Becks<br />

Fragment LocSec-Gebiete Marburg-Gießen, Michael Rogall<br />

Frankfurt, Fulda, Aschaffenburg,<br />

Darmstadt, Mainz/Wiesbaden,<br />

Pfalz, Saarland und Rhein-Neckar<br />

HamLet LocSec-Gebiete Hamburg und Marisa Haufe<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Heinrich und LocSec-Gebiet Braunschweig Erwin Klein<br />

Mathilde<br />

IntellecDUS LocSec-Gebiet Düsseldorf zur Zeit nicht<br />

besetzt<br />

Mensana LocSec-Gebiet München Babette Mairoth-<br />

Voigtmann,<br />

(Anwärterin)<br />

MenSax LocSec-Gebiete Leipzig (Chemnitz)<br />

Elisabeth Müller<br />

und Sachsen<br />

MeNue LocSec-Gebiete Nürnberg und Andreas Spies<br />

Würzburg<br />

Milljoeh LocSec-Gebiete Berlin und Uwe Doetzkies<br />

Brandenburg<br />

MinSH LocSec-Gebiet Kiel Udo Schultz<br />

MIO<br />

LocSec-Gebiete Regensburg und Martin Scharrer<br />

Passau<br />

MiR<br />

LocSec-Gebiete Ruhrgebiet,<br />

Niederrhein, Hagen<br />

Sabine Bremer<br />

MOMent<br />

MuH-Q<br />

Rheingeist<br />

TheOWL<br />

ThuerMe<br />

Unterm Fernsehturm<br />

LocSec-Gebiete Münster/Osnabrück,<br />

Hamm/Arnsberg<br />

LocSec-Gebiete Hannover und<br />

Göttingen/Kassel<br />

LocSec-Gebiete Aachen, Köln<br />

und Rhein-Mosel<br />

LocSec-Gebiet Ostwestfalen-<br />

Lippe<br />

LocSec-Gebiete Sachsen-Anhalt<br />

(Halle, <strong>Mag</strong>deburg) und<br />

Thüringen (Jena)<br />

LocSec-Gebiete Stuttgart, Freiburg,<br />

Karlsruhe und Bodensee<br />

Mensa-typisch, in Reinform. Es<br />

gibt keine einheitlichen Schreibund<br />

Layoutprogramme, alle<br />

werkeln mit dem, was sie so auf<br />

dem privaten Rechner zur Verfügung<br />

haben und was sie sich<br />

selbst beigebracht haben.<br />

Stefanie Heidbrink,<br />

Cornelius Rosenfeld<br />

Peter Hein,<br />

Hermann Baesecke<br />

zur Zeit nicht<br />

besetzt<br />

zur Zeit nicht<br />

besetzt<br />

zur Zeit nicht<br />

besetzt<br />

Dieter E. Gellermann<br />

So sieht das Ergebnis dann<br />

auch aus: mehr oder weniger<br />

professionell. Der Charme des<br />

Selbstgestrickten kommt voll<br />

zur Geltung. Das soll auch so<br />

sein, aber ehrgeizlos sind die<br />

Ortsblatt-Macher und -Mache-<br />

mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021 | 57


ORTSBLÄTTER<br />

rinnen deswegen nicht. Es gibt<br />

Medientreffen, bei denen heftig<br />

und detailliert diskutiert<br />

wird, es gibt Blattkritiken untereinander,<br />

es gibt einen (bescheidenen)<br />

Austausch von Artikeln<br />

und gegenseitige Unterstützung.<br />

Einzigartig und nur in den<br />

Ortsblättern denkbar sind lokale<br />

Themen und Besonderheiten,<br />

die liebevoll und kenntnisreich<br />

beschrieben werden. „Mein<br />

Lieblingsplatz“ heißt eine Serie<br />

im Stuttgarter „Unterm Fernsehturm“.<br />

In der Januar-Ausgabe<br />

schildert Katja Richter den Südschwarzwald<br />

zwischen Stohren<br />

und Notschrei so schön, dass<br />

man auf der Stelle hinfahren<br />

möchte. In „Heinrich & Mathilde“,<br />

dem Braunschweiger Ortsblatt,<br />

macht Timo Weil regelmäßig<br />

den „Gang ums Haus“ und<br />

beschreibt dabei die örtlichen<br />

Besonderheiten und deren Historie.<br />

In „Fragment“, dem OB<br />

für das Rhein-Main-Gebiet, gibt<br />

Geologe Michael Rogall lokale<br />

Insider-Ausflugstipps, ergänzt<br />

durch spektakuläre Fotos.<br />

In (fast) allen Ortsblättern gibt<br />

es Fotoseiten, Rätsel und höheren<br />

Blödsinn. Weil Ms gern fotografieren,<br />

knobeln und Unsinn<br />

machen. Und es gibt ganz<br />

unvorhersehbar Reiseberichte,<br />

Buchbesprechungen, Kommentare<br />

zur Weltlage und, und,<br />

und. Die Wundertüte, manchmal<br />

überraschend, manchmal<br />

na ja. Eben das ganze Mensa-Leben<br />

vor Ort.<br />

Über all dem wacht – streng<br />

aber gerecht – Eddi-Koordinatorin<br />

Elisabeth Rahe, unterstützt<br />

von Ansgar Lindhauer. Sie kümmert<br />

sich, wenn eine Nachfolge<br />

geregelt werden muss, sie motiviert,<br />

gibt Ratschläge, treibt<br />

manchmal auch an, und findet<br />

klare Worte, wenn etwas schiefläuft<br />

(denn auch das kommt<br />

vor).<br />

Trotzdem ist die Resonanz<br />

meist bescheiden. Mal eine anerkennende<br />

Mail, mal eine<br />

Nachfrage, ansonsten überwiegt<br />

freundliches Desinteresse.<br />

Schade eigentlich, und leicht<br />

zu beheben: Mit ein paar Klicks<br />

kann man im eMVz die Ortsblätter<br />

abonnieren – nicht nur das<br />

der eigenen Region. Lohnt sich<br />

und kostet nix.<br />

Deswegen: Support your local<br />

Ortsblatt! Es hat es verdient.<br />

An Tiefpunkte kann ich mich nicht erinnern<br />

Interview mit Udo Schultz, Eddi des Kieler MinSH.<br />

Seit wann bist du für MinSH<br />

aktuell verantwortlich?<br />

Laut Ortsblatt-Archiv ab 04/2001,<br />

aber sicher noch länger (mit einer<br />

Unterbrechung).<br />

Ihr erscheint monatlich.<br />

Wie umfangreich ist das<br />

Blatt normalerweise und wie viel Zeit<br />

investierst du durchschnittlich dafür?<br />

In „grauer Vorzeit“ betrug der Umfang acht<br />

DIN-A5-Seiten (noch auf ATARI geschrieben!).<br />

Normalerweise hat das Blatt jetzt 15 bis 20 Seiten.<br />

Die aufgewendete Zeit richtet sich nach der Menge<br />

und Form der eingesandten Beiträge. Durchschnittlich<br />

rechne ich mit drei bis vier Stunden.<br />

Machst du das meiste selbst? Wie<br />

viel wird zugeliefert?<br />

Udo Schultz. Foto: privat<br />

Es kommt darauf an, wie viele Aktivitäten<br />

in dem jeweiligen Monat<br />

anfielen. Da ich ja auch LocSec<br />

bin (zusammen mit Sigi), berichte<br />

ich meist von den Stammtischen,<br />

an denen wir teilgenommen haben,<br />

ergänzt durch Beiträge weiterer<br />

Teilnehmender. Normalerweise<br />

bekomme ich 50 bis 60 Prozent Zulieferungen.<br />

Gab es Highlights oder Tiefpunkte<br />

in deiner Eddi-Tätigkeit?<br />

Als ein Highlight sehe ich die „Taufe“ unseres<br />

Ortsblattes durch die bekannte Plattdeutsch-<br />

Buchautorin und seinerzeitige Leiterin der niederdeutschen<br />

Redaktion des NDR-Funkhauses<br />

Kiel, Irmgard Harder.<br />

Sie war dem Kieler Stammtisch bis zu ihrem<br />

Tod im September 2012 freundschaftlich verbun-<br />

58 | mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021


Anzeige<br />

den. Von ihr kam der Namensvorschlag<br />

MinSH (Mensa<br />

in Schleswig-Holstein,<br />

gleichzeitig plattdeutsch für<br />

„Mensch“).<br />

An Tiefpunkte kann ich<br />

mich nicht erinnern (sie können<br />

also nicht dramatisch gewesen sein).<br />

Wie ist die Resonanz? Gibt es überhaupt<br />

nennenswerte Reaktionen?<br />

Es gibt immer wieder Mails von eher inaktiven<br />

Ms der Region, die sich bedanken, dass<br />

sie durch die Berichterstattung in der MinSH<br />

auch am Vereinsleben teilnehmen können.<br />

Außerdem initiieren Berichte neue Berichte<br />

von Ms, die sich angeregt oder ermutigt fühlen.<br />

Gibt es eine Zusammenarbeit mit<br />

anderen Ortsblättern?<br />

Selten. Gegebenenfalls von Fall zu Fall mit<br />

dem Hamburger Ortsblatt.<br />

Du veröffentlichst viele eigene Natur-Fotos,<br />

schreibst regelmäßig Briefe an deine<br />

walisische Zweit-Heimat, und bringst auch<br />

schon mal ein seitenlanges englisches<br />

Gedicht. Ist die MinSH aktuell in<br />

Wirklichkeit eine große Udo-Spielwiese?<br />

Das würde ich nicht so sehen. Wenn zu den<br />

Berichten nicht genügend Fotos zur Auflockerung<br />

zur Verfügung stehen, greife ich auf<br />

„neutrale“ Fotos zurück. Aber ich bekomme<br />

auch von Ms Fotos zugeschickt, die ich gern<br />

verarbeite.<br />

Die Wales-Seite geht zurück auf den Besuch<br />

von vier Ms aus Cardiff (Wales), die die Kieler<br />

Ms im März 2010 für ein langes Wochenende<br />

besuchten, nachdem unsere Tochter Megan<br />

zwei Jahre lang bei der walisischen Ortsgruppe<br />

zu Gast war. Es gibt eine Gegeneinladung,<br />

aber noch keine konkreten Planungen. Die<br />

Seite ist also quasi der Link zu unserer Partnerschaftsgruppe<br />

dort.<br />

Das Gedicht war die Fortsetzung eines Gesprächs<br />

beim letzten „richtigen“ Stammtisch<br />

vor dem Lockdown, also auch nicht ohne besonderen<br />

Grund.<br />

mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021 | 59<br />

Meine Kernkompetenz und Antwort auf den Null-Zins: Der gut gemanagte<br />

Investmentfonds zum langfristigen Vermögensaufbau, zur Altersvorsorge<br />

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Mensaner erhaltet Ihr 20 % Rabatt auf alle Fonds-Dienstleistungen.<br />

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CHAOS COMPUTER CLUB<br />

Unter Hackern und<br />

ähnlichen Kreaturen<br />

Als flügelloser Übersetzungs-Engel auf dem rc3.<br />

B<br />

ei Rilke heißt es: „Ein jeder<br />

Engel ist schrecklich.“<br />

Das Schreckliche zeigt sich gerade<br />

in der Schönheit des Engels.<br />

Und ebenso paradox waren<br />

auch meine Gefühle, als<br />

ich Ende 2020 zum ersten Mal<br />

als Dolmetscher – respektive<br />

„Translation Angel“ – auf dem<br />

alljährlichen Kongress des CCC<br />

anheuerte. Der CCC 1 , für all diejenigen,<br />

die die letzten Jahre<br />

nicht aufgepasst haben, ist der<br />

Chaos Computer Club. Seit über<br />

30 Jahren begleitet er die technische<br />

Entwicklung und deren<br />

gesellschaftliche und politische<br />

Auswirkungen – mal kritisch,<br />

mal humorvoll, stets aber<br />

auf technisch höchstem Niveau.<br />

Der Chaos Communication<br />

Congress findet seit 1984 alljährlich<br />

„zwischen den Jahren“ statt,<br />

von 27.12. bis 30.12., und ist eines<br />

der größten Treffen von Hackern<br />

und ähnlichen Kreaturen<br />

in Europa, wahrscheinlich sogar<br />

weltweit. 2020 fand dieses Treffen<br />

Corona-bedingt als „remote<br />

chaos experience – rc3“ erstmals<br />

vollständig online statt. So<br />

kam es, dass mein erster Einsatz<br />

als freiwilliger Simultan-Dolmetscher<br />

aus meinem Homeoffice<br />

heraus erfolgte.<br />

Die Nervosität legte<br />

sich schon bald<br />

Erfahrung hatte ich bisher nur<br />

als professioneller Übersetzer<br />

von Texten gesammelt. Entsprechend<br />

nervös war ich, als ich am<br />

ersten Treffen des Dolmetsch-<br />

Teams namens „c3lingo“ 2 teilnahm.<br />

Doch die Nervosität legte<br />

sich schon bald. Die Gruppe<br />

stellte sich als bunte Ansammlung<br />

von Menschen heraus, die<br />

den Dolmetsch-Noobs viel Geduld<br />

entgegenbrachten und viel<br />

Unterstützung boten, von technisch<br />

bis psychologisch.<br />

Die Gruppe bestand aus 36<br />

Dolmetscherinnen und Dolmetschern,<br />

die vorwiegend von<br />

Englisch nach Deutsch und umgekehrt<br />

übersetzten – so wie ich<br />

selbst auch. Weitere Sprachen,<br />

die abgedeckt wurden, waren<br />

Französisch und brasilianisches<br />

Portugiesisch. Die technische<br />

Infrastruktur setzte auf Mumble,<br />

einer Voice-Chat-Anwendung<br />

(natürlich Open-Source),<br />

und Livestreams via VLC Media<br />

Player auf. Die Dolmetschergruppe<br />

lauschte den Vorträgen<br />

im Livestream und übersetzte<br />

1 https://www.ccc.de/de/club<br />

2 https://c3lingo.org/


CHAOS COMPUTER CLUB<br />

Foto: Jae Rue auf Pixabay<br />

simultan in speziellen Channels<br />

des Chat-Clients, wobei immer<br />

zwei Freiwillige zusammenarbeiteten<br />

und sich etwa alle zehn<br />

Minuten abwechselten. Im gleichen<br />

Mumble-Channel lauschte<br />

ein Bot, der den Audio-Stream<br />

mit der Übersetzung dann live<br />

zur Weiterverarbeitung übertrug.<br />

Insgesamt wurden so 106<br />

Stunden simultan gedolmetscht.<br />

Zum Nachhören findet man die<br />

Videos hier 3 . Wer Näheres zur<br />

Infrastruktur erfahren möchte,<br />

sei hiermit auf die Session mit<br />

dem Titel „Infrastructure Review“<br />

4 hingewiesen.<br />

Ein großer Teil der Faszination<br />

des Kongresses geht von der<br />

Bandbreite der Themen aus. Die<br />

Vorträge beschränken sich keineswegs<br />

auf technische Themen,<br />

ganz im Gegenteil. Es gibt<br />

diverse netzpolitische Vorträge,<br />

beispielsweise aktuell zum<br />

Auslieferungsverfahren von Julian<br />

Assange, kritische Auseinandersetzungen<br />

mit neurechten<br />

Bewegungen, Erfahrungsberichte<br />

zu Corona-Homeschooling,<br />

verschiedene Vorträge<br />

zu Klimawandel et cetera. Entsprechend<br />

weitgefächert waren<br />

auch die Vorträge, die ich selbst<br />

mit dolmetschte: „Measuring<br />

radioactivity using low-cost silicon<br />

sensors“, „Climate Tipping<br />

Points“, „Scientific Literacy 101“,<br />

„CO 2<br />

messen – in Räumen und in<br />

der Atmosphäre“, „Globalisierung,<br />

Digitalisierung und die<br />

Wachstumsfrage“, „Organizational<br />

Psychology and Software<br />

Teams“ und „Building Blocks of<br />

Decentralization“.<br />

Tipps für<br />

Interessierte<br />

Zum Abschluss noch ein paar<br />

Tipps für diejenigen, die ebenfalls<br />

an einer solchen freiwilligen<br />

Mitarbeit auf dem Congress<br />

interessiert sind:<br />

1) Habe keine Angst. Auch wenn<br />

das Umfeld – ähnlich wie Mensa!<br />

– stark abweicht vom Mainstream,<br />

auf den man konditioniert<br />

wurde, machen es einem<br />

die anderen sehr leicht, Anschluss<br />

zu finden.<br />

2) Mache dich auf technische<br />

Schwierigkeiten gefasst, auch<br />

wenn du gut vorbereitet bist.<br />

3) Suche dir zunächst lieber Vorträge,<br />

deren Inhalte weniger<br />

technisch sind oder bei denen<br />

du dich thematisch auf sicherem<br />

Terrain wähnst.<br />

4) Kabelgebundene Kopfhörer<br />

und ein externes, gutes Mikro<br />

sind wichtig; allerdings gilt dies<br />

nur für das Remote-Setting. Üblicherweise<br />

gibt es physische<br />

Dolmetschkabinen vor Ort.<br />

5) Als Anfänger sollte man sich<br />

nicht übernehmen. Zwei Vorträge<br />

pro Tag reichen erst einmal<br />

gut aus.<br />

Der erste kleine Blick hinter<br />

die Kulissen des Kongresses war<br />

zwar eine anstrengende, aber<br />

auch eine sehr bereichernde<br />

Erfahrung. Neben Dolmetsch-<br />

Engeln gibt es noch viele weitere<br />

Möglichkeiten, wie man<br />

das Event als freiwilliges Wesen<br />

unterstützen kann (siehe 5 ).<br />

Am Ende war die Tätigkeit als<br />

„Translation Angel“ dann doch<br />

schrecklich schön.<br />

Katzenzunge<br />

(auf dem Kongress und<br />

generell unter Hackern sind<br />

anonymisierende<br />

Spaßnamen üblich)<br />

3 https://media.ccc.de/c/rc3<br />

4 https://media.ccc.de/v/rc3-11585-infrastructure_review<br />

5 https://engelsystem.de/


MIND-AKADEMIE<br />

TINA ZEJEWSKI<br />

Illustration: Pablo Elices, pixabay<br />

„Wandel“ beim<br />

<strong>Mind</strong>-Hochschul-Netzwerk<br />

Im Lockdown baut das MHN seine<br />

Strukturen weiter aus.<br />

„Wandel“ – viel passender<br />

hätte das Tagungsthema für<br />

die 19. <strong>Mind</strong>-Akademie nicht<br />

gewählt werden können. Wie<br />

bei der großen Schwester<br />

Mensa hat sich auch in der<br />

Veranstaltungskultur des<br />

<strong>Mind</strong>-Hochschul-Netzwerks<br />

in diesem Jahr viel getan.<br />

G<br />

erade noch so analog stattfinden<br />

durfte die dritte<br />

MHN-Unconference an dem<br />

letzten Wochenende im März<br />

2020, an dem die Ausbreitung<br />

des Coronavirus noch nicht<br />

als Pandemie eingestuft wurde.<br />

Unter dem Thema „Lebenswege“<br />

entstanden auf der ausgebuchten<br />

Veranstaltung in der<br />

Jugendherberge in Fulda viele<br />

mehr oder weniger spontane<br />

Vorträge, Diskussionen und<br />

Ideen für vertiefende Seminare,<br />

von denen einige bereits digital<br />

umgesetzt wurden.<br />

Denn wie Mensa hat auch<br />

das MHN einen Discord-Server<br />

mit verschiedenen thematischen<br />

Räumen eingerichtet,<br />

auf den sich nun die Vereinsaktivität<br />

verlagert hat. So haben<br />

bisher unter anderem die Mitgliederversammlung<br />

2020, das<br />

Aktivenseminar und mehrere<br />

Stammtische und themenspezifische<br />

Diskussionsrunden erfolgreich<br />

online stattgefunden.<br />

Dabei hat sich gezeigt, dass<br />

die neue Infrastruktur auch zu<br />

neuen Formaten inspiriert und<br />

die Beteiligungsmöglichkeiten<br />

noch transparenter macht:<br />

Potenziell Engagierte aus dem<br />

ländlichen Raum freuen sich<br />

darüber, endlich mal nicht stundenlang<br />

Zug fahren zu müssen,<br />

um dabei zu sein, und bringen<br />

sich verstärkt ein, Ask-me-anything-Themenabende<br />

und kleine<br />

Barcamps, deren überregionale<br />

Organisation zuvor zu aufwendig<br />

gewesen wäre, haben<br />

ihre Plattform gefunden, und<br />

beim Stammtisch oder philosophischen<br />

Abend ausgetauschte<br />

Buch- und Podcastempfehlungen<br />

können im gleichen Programm<br />

archiviert werden.<br />

Aber auch außerhalb von Discord<br />

kommt man im MHN-Rahmen<br />

weiterhin digital zusammen,<br />

zum Beispiel zum Seminar<br />

„Programmieren ohne Vorkenntnisse“,<br />

zu regelmäßigen<br />

gemeinsamen Kreativtreffen,<br />

Spielerunden oder Filmabenden.<br />

Entsprechend ist der stetige<br />

Mitgliederzuwachs des MHN<br />

trotz Ausfalls der <strong>Mind</strong>-Akademie<br />

2020 konstant geblieben.<br />

Ja, denn leider konnten die<br />

großen Veranstaltungen wie<br />

das MHN-Camp und die <strong>Mind</strong>-<br />

Akademie, bei denen traditionell<br />

der Geselligkeit und dem<br />

persönlichen Gespräch mindestens<br />

genauso viel Wert beigemessen<br />

wird wie dem Wissensaustausch,<br />

nicht digital stattfinden.<br />

Camp und Akademie wurden<br />

daher für 2020 abgesagt<br />

beziehungsweise in das nächste<br />

Jahr verschoben.<br />

Glücklicherweise konnten<br />

alle für 2020 vorgesehenen Vorträge<br />

in Beiträge für die Akademie<br />

2021 umgewandelt werden:<br />

Professorin Dr. Kathrin Altwegg<br />

62 | mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021


MIND-AKADEMIE<br />

Der MHN-Referentenbetreuungsdino (hinten)<br />

und der Orgabär (vorne). Foto: Zejewski<br />

Was ist das MHN?<br />

wird wieder Hintergrundberichte<br />

und Bilder zur Kometen<br />

erforschenden Weltraumsonde<br />

Rosetta liefern, Professor<br />

Dr. Johannes Krause vom Max-<br />

Planck-Institut für Menschheitsgeschichte<br />

informiert über<br />

die Reise unserer Gene und ihre<br />

Migration und Anpassung in<br />

der Frühgeschichte, der Publizist<br />

und Aktivist Klaus Farin<br />

skizziert den Wandel der deutschen<br />

Jugendkultur.<br />

Viele weitere Koryphäen ihres<br />

jeweiligen Forschungsgebiets<br />

wie Professor Dr. Gerhard<br />

Lauer (Digital Humanities), Dr.<br />

Michael Blume (Antisemitismus-Bekämpfung)<br />

und Dr. Malte<br />

Fiebing-Petersen (Deutscher<br />

Titanic-Verein) werden vom 23.<br />

bis 26. September 2021 ein abwechslungsreiches<br />

interdisziplinäres<br />

Vortrags- und Workshop-Programm<br />

unter dem Thema<br />

„Wandel“ bieten: Ob Elektromobilität,<br />

künstliche Intelligenz,<br />

Schokoladenpapier oder Schafzucht<br />

– für jeden ist etwas dabei.<br />

Das findet auch die badenwürttembergische<br />

Bildungsministerin<br />

Dr. Susanne Eisenmann,<br />

unter deren Schirmherrschaft<br />

die <strong>Mind</strong>-Akademie stattfindet.<br />

In bewährter Manier gibt es<br />

natürlich in der Mannheimer<br />

Jugendherberge für diejenigen,<br />

denen der gut ausgestattete<br />

Spielplatz nicht reicht, auch ein<br />

sportliches Rahmenprogramm<br />

und ein Spielezimmer. Wegen<br />

des erfolgreichen Testlaufs 2019<br />

wird es wieder eine selbst organisierte<br />

Kinderbetreuung mit<br />

eigenem Raum geben. Weitere<br />

tolle Tipps wie das vergünstigte<br />

Zugticket zur <strong>Mind</strong>-Akademie<br />

findet ihr unter mind-akademie.<br />

de/faq.php. Die Anmeldung zur<br />

<strong>Mind</strong>-Akademie 2021 ist ab Juni<br />

möglich.<br />

Weitere bisher als Live-Veranstaltungen<br />

geplante Termine<br />

des MHN sind das Kreativseminar<br />

vom 14. bis 16. Mai in Essen,<br />

die vierte Unconference vom 16.<br />

bis 18. Juli 2021 in Tettenborn<br />

und das MHN-Camp, das vom<br />

20. bis 29. August in Langenneufenach<br />

stattfinden wird.<br />

Genaue Daten auch zu allen<br />

digitalen und kleineren Veranstaltungen<br />

findet ihr auf mindhochschul-netzwerk.de<br />

unter<br />

„Veranstaltungen“.<br />

Das MHN ist eine Initiative begabter Schüler, Studierender, Doktoranden,<br />

Wissenschaftlerinnen und Menschen mit Interesse an interdisziplinärer<br />

Weiterbildung und Wissensaustausch, die vor 20 Jahren von drei<br />

jungen Mensanern gegründet wurde.<br />

Wie bei Mensa sind auch die Veranstaltungen des MHN prinzipiell für<br />

alle Interessierten und nicht nur für Mitglieder offen. Wer als Nicht-MHN-<br />

Mitglied an einer digitalen Veranstaltung auf dem Discord-Server teilnehmen<br />

möchte, wende sich für den Zugangslink bitte an seminare@<br />

mind-hochschul-netzwerk.de. Wer vor lauter Begeisterung direkt Mitglied<br />

werden möchte, füllt den Mitgliedsantrag auf mind-hochschulnetzwerk.de<br />

aus.<br />

mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021 | 63


WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG<br />

Mensa qualifiziert!<br />

Professionell auf externe Anfragen reagieren.<br />

B<br />

esorgte Eltern hochbegabter Kinder,<br />

die Rat suchen; potenzielle Neumitglieder<br />

beim lokalen Stammtisch, die gern wissen<br />

wollen, was Hochbegabung denn nun ist<br />

und was nicht – Ms, die Veranstaltungen organisieren<br />

und deshalb oft die erste Anlaufstelle<br />

für Hilfesuchende sind, kennen solche<br />

und ähnliche Situationen vermutlich<br />

aus dem täglichen Aktivenleben.<br />

Die eigene Erfahrung hilft bei der Beantwortung<br />

solcher Fragen; und diejenigen,<br />

die Hilfe suchen, profitieren allein schon<br />

dadurch, dass ihnen klar wird: „Wir sind<br />

mit unseren Fragen nicht allein!“ (An solche<br />

Mensa-Momente der Offenbarung erinnern<br />

sich wahrscheinlich viele von uns gern<br />

zurück!) Gerade, wenn man beruflich etwas<br />

ganz anderes macht, als sich hauptamtlich<br />

mit Hochbegabung zu befassen, können solche<br />

Fragen aber auch verunsichern: Ist das,<br />

was einem selbst geholfen hat, für jemand<br />

anders auch das Richtige? Was sagt die Forschung?<br />

Um den Aktiven Handlungssicherheit zu<br />

geben, ihnen dabei zu helfen, ihr Ehrenamt<br />

sachverständig auszufüllen und ihnen<br />

das Leben hoffentlich ein bisschen leichter<br />

zu machen, entwickelt das Ressort Wissenschaft<br />

und Forschung für interessierte Aktive<br />

(etwa KiJu-Beauftragte, LocSecs/LoCos et<br />

cetera) eine Qualifizierung zum Thema Intelligenz,<br />

IQ und Hochbegabung. In anderen<br />

Mensas (etwa Schweden) gehören solche internen<br />

Weiterbildungen schon heute zum<br />

Standard, und uns erscheint das auch für<br />

Deutschland sinnvoll. Gespräche mit den<br />

Koordinatorinnen und Koordinatoren zeigen,<br />

dass der Bedarf besteht (und dass selbst<br />

diejenigen, bei denen es nicht akut „brennt“,<br />

neugierig sind und Lust hätten, mehr über<br />

Hochbegabung und Co. zu lernen).<br />

Bei der Entwicklung könnt ihr mithelfen,<br />

und zwar<br />

• mit Situationen, Fragen et cetera, bei denen<br />

ihr fachlich unsicher wart,<br />

• euren unmittelbaren Reaktionen darauf<br />

• und gegebenenfalls alternativen Reaktionen,<br />

die euch im Nachhinein noch eingefallen<br />

sind.<br />

Wir wollen die Materialien und diagnostischen<br />

Tools idealerweise anhand lebensnaher<br />

Fragestellungen entwickeln, sodass sie<br />

dem tatsächlichen Bedarf bestmöglich gerecht<br />

werden. Und auch, wer sich für psychologische<br />

Diagnostik interessiert, idealerweise<br />

schon einschlägige Vorkenntnisse<br />

mitbringt und im Entwicklungsteam mitarbeiten<br />

will: Meldet euch beim Ressort Wissenschaft<br />

und Forschung unter forschung@<br />

mensa.de!<br />

TGB<br />

M<br />

ensa wird dieses Jahr 75 –<br />

und William Stern, Pionier<br />

der Begabungsforschung,<br />

Erfinder des IQ und Begründer<br />

der Differentiellen Psychologie,<br />

sogar 150! 1933 musste er aus<br />

Deutschland fliehen; sein innovatives<br />

Werk war lange vergessen.<br />

Ihm zu Ehren organisierten<br />

Mensa beim 3. Schweizer Begabungskongress<br />

Tanja Gabriele Baudson (MinD-<br />

Stiftung), Rebecca Heinemann<br />

(Uni Augsburg) sowie Nadja<br />

Olyai und Ingmar Ahl (Karg-<br />

Stiftung) beim 3. Schweizer Begabungskongress<br />

ein Symposium.<br />

In einem zweiten Beitrag<br />

berichtete Tanja über „Faire<br />

Chancen“, eine Kooperation von<br />

Mensa und der Ferry-Porsche-<br />

Stiftung zur Förderung hochbegabter<br />

Nichtakademikerkinder.<br />

Das Ressort Wissenschaft und<br />

Forschung will Mensa mit solchen<br />

Fachbeiträgen in der scientific<br />

community bekannter machen<br />

– als Institution, wo spannende<br />

Forschung stattfindet.<br />

64 | mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021


Persönlichkeit und<br />

Hochbegabung<br />

Manche Vorurteile kann man getrost<br />

und fundiert ablegen.<br />

MENSA FORSCH(T)<br />

Mensa unterstützt Forschung zu Intelligenz und<br />

Hochbegabung. Über die „Externe-Studien“-Mailingliste,<br />

die ihr im eMVZ abonnieren könnt, laufen regelmäßig<br />

Befragungen. In der Reihe „Mensa forsch(t)“ stellen die<br />

Autorinnen und Autoren ihre Ergebnisse vor.<br />

Autor: Jonas Kosak<br />

Titel der Arbeit: Zusammenhänge<br />

zwischen Persönlichkeit<br />

und Hochbegabung<br />

Jahr der Abgabe: 2020<br />

Worum ging es? Es ging um<br />

die Überprüfung des Zusammenhangs<br />

zwischen ausgewählten<br />

Persönlichkeitseigenschaften<br />

und einer Hochbegabung.<br />

Die hierbei betrachteten Eigenschaften<br />

waren Neurotizismus,<br />

Gewissenhaftigkeit, Verträglichkeit,<br />

Offenheit und Extraversion.<br />

Wen hast du untersucht? Untersucht<br />

wurden 122 Mensamitglieder.<br />

Zwar hätten theoretisch<br />

auch hochbegabte Nichtmitglieder<br />

teilnehmen können, aber da<br />

die Umfrage über das Mensa-<br />

Netzwerk verteilt wurde, nahmen<br />

sehr wahrscheinlich nur<br />

Ms teil.<br />

Wie hast du das gemacht?<br />

Über meine Passauer LocSec-Koordinatorin<br />

wurde der Link der<br />

Umfrage per E-Mail verschickt,<br />

woraufhin die jeweiligen Personen<br />

die Onlinebefragung absolvieren<br />

konnten. Der Fragebogen<br />

beinhaltete neben ein paar<br />

demographischen Fragen einen<br />

fundierten Persönlichkeitstest<br />

aus der Psychologie, den „NEO-<br />

FFI“. Dieser fragt die unter „Worum<br />

ging es?“ erwähnten Persönlichkeitseigenschaft<br />

valide und<br />

reliabel ab.<br />

Am Ende meiner Befragung<br />

habe ich die Ergebnisse unter<br />

anderem mit einer weiteren großen<br />

Studie zu dem Thema verglichen.<br />

Diese Vergleichsstudie<br />

wurde an 1908 Personen in ganz<br />

Deutschland durchgeführt und<br />

beinhaltete ebenfalls die Bearbeitung<br />

des „NEO-FFI“.<br />

Bei der „Deutschlandstichprobe“<br />

wurden nicht explizit Hochbegabte<br />

befragt, sondern zufällig<br />

ausgewählte Menschen im<br />

Alter von 18 bis 96 Jahren, was<br />

auch das Altersspektrum meiner<br />

Studie recht gut abdeckte<br />

(14 bis über 65 Jahre).<br />

Was kam heraus? Das Ergebnis<br />

meiner Studie bestätigte den<br />

allgemeinen Konsens professioneller<br />

Untersuchungen: Hochbegabte<br />

sind pauschal weder besonders<br />

ausgeprägt in bestimmten<br />

Persönlichkeitseigenschaften<br />

noch sind sie in manchen<br />

als unterdurchschnittlich zu betrachten.<br />

Einzig in der Offenheit (für<br />

neue Erfahrungen) zeigten sich<br />

durchgehend Werte, welche<br />

mehr als eine Standardabweichung<br />

über denen der deutschlandweiten<br />

Befragung lagen. Ob<br />

Hochbegabte nun generell offener<br />

als andere Menschen sind<br />

oder ob das nur für uns Ms gilt,<br />

bleibt offen.<br />

Was lief schief ? Es war schwierig,<br />

ausreichend viele Teilnehmer<br />

zu gewinnen. Für die 122<br />

Teilnehmer war die Verteilung<br />

des Links in drei LocSec-Gebieten<br />

notwendig.<br />

Was bedeuten die Ergebnisse<br />

praktisch? Manche Vorurteile,<br />

die man Hochbegabten gegenüber<br />

eventuell hat, kann man<br />

getrost und fundiert ablegen.<br />

Kontakt: jonas_kosak@web.de<br />

mind magazin 139/dezember 2020 | 65


MIND-SPIELEPREIS 2021<br />

TINA ZEJEWSKI<br />

Analog spielen trotz Corona<br />

Die besten Neuheiten für zwei spielbegeisterte Ms.<br />

Im Doppeljahrgang 2021/2022 wartet der MinD-Spielepreis mit einer<br />

extragroßen Auswahl an herausfordernden Brett- und Kartenspielen auf, die<br />

darauf warten, probegespielt und bewertet zu werden. Neben den Spielen in<br />

den seit 2015 bewährten Kategorien „komplexe Spiele“ und „kurze Dauer“<br />

hat die Jury um Jochen Tierbach diesmal wieder sechs strategisch herausfordernde Spiele für<br />

zwei Personen herausgesucht, mit denen man sich hervorragend die Zeit vertreiben kann.<br />

Imhotep: Das Duell<br />

V<br />

or einigen Jahren hatte Phil<br />

Walker-Harding das Spiel<br />

„Imhotep“ kreiert, in dem mit<br />

ungewöhnlich großen Würfeln<br />

an antiken Stätten gebaut wird,<br />

an Tempeln, Pyramiden, Obelisken<br />

und Grabkammern. Optisch<br />

und haptisch sehr schön! Jetzt<br />

hat er sein Erfolgsspiel variiert<br />

und eine reine Zwei-Spieler-Variante<br />

daraus entwickelt. Die<br />

Bauplätze sind gleich geblieben,<br />

die Würfel jedoch durch Plättchen<br />

ersetzt worden. Aber immer<br />

noch beschafft ihr euch diese<br />

Plättchen über Boote, die ihr<br />

nun in eure jetzt eigene Auslage<br />

fahrt. Dort werden sie angebaut<br />

und bringen dafür Siegpunkte.<br />

Maji<br />

Z<br />

iel bei „Maji“ (Kiswahili für<br />

„Wasser“) ist es, einen Brunnen<br />

zu bauen. Außerdem wäre<br />

es sinnvoll, wenn dieser Wasser<br />

enthielte. Und man sollte<br />

vermeiden, dass die Büffel den<br />

fast fertigen Brunnen wie die<br />

Hornochsen wieder zerstören.<br />

All dies geschieht mit Serengeti-Karten,<br />

die man aus einem<br />

5x5-Raster herausnimmt. Ziegel<br />

bauen die Brunneneinfassung,<br />

Wasser füllt ihn, und … Büffelkarten<br />

gibt es halt auch. Nichts<br />

ist ärgerlicher als ein zerstörter<br />

Brunnen. Höchstens ein fertiger<br />

Brunnen ohne Wasser, denn<br />

dann geht der Rundensieg (und<br />

damit ein Rubin!) trotzdem an<br />

die Gegnerin. Wer nach zwanzig<br />

bis dreißig Minuten als erstes<br />

vier Rubine sein Eigen nennt,<br />

gewinnt das Spiel.<br />

Kaito<br />

W<br />

enn sich zwei Samurai eines<br />

Meisterdiebs bedienen<br />

und sich an einen Tisch setzen,<br />

dann spielen sie „Kaito“. Jeder<br />

besitzt seine eigene Farbe<br />

und in der Mitte liegt ein Raster<br />

aus sechs mal sechs Spielsteinen,<br />

die rote oder schwarze<br />

Helme, Schwerter und Wappen<br />

zeigen. Meisterdieb Kaito wird<br />

dabei abwechselnd orthogonal<br />

gezogen und bleibt dadurch<br />

immer in der gleichen vertikalen<br />

oder horizontalen Richtung,<br />

bevor er am Zielort den<br />

Stein schlägt. Gewonnen hat,<br />

wer zuerst alle Helme oder alle<br />

Schwerter des Gegners geschlagen<br />

hat.<br />

Mandala<br />

D<br />

urch haptisch und optisch<br />

äußerst ansprechendes<br />

Material fällt „Mandala“ auf<br />

den ersten Blick auf, aber auch<br />

die Mischung aus Strategie<br />

66 | mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021


Fotos: Zejewski, Steffen Spiele, Pressefoto<br />

und leichtem Glücksfaktor besticht:<br />

In circa dreißig Minuten<br />

Spielzeit erschafft ihr gemeinsam<br />

Mandalas aus sechs verschiedenen<br />

Farben, die ihr, sobald<br />

sie vollendet sind, wieder<br />

zerstört. Eure Mandalas werden<br />

dabei aus euren Handkarten<br />

zusammengesetzt. In jedem<br />

Zug entscheidet ihr, ob ihr Karten<br />

in euren privaten oder in<br />

den gemeinsamen, „Zentrum“<br />

genannten Bereich des Mandalas<br />

legt. Wer dabei zu gierig ist<br />

und nur sein eigenes Feld mit<br />

Karten füttert, bekommt bei der<br />

Zerstörung des Mandalas zwar<br />

als erstes Karten aus dem Zentrum<br />

zugeteilt, ein gut gefüttertes<br />

Zentrum bedeutet jedoch<br />

mehr Karten, die in die Endwertung<br />

übernommen werden können.<br />

„Mandala“ bietet also mehr<br />

taktisches Agieren, als der erste<br />

Blick erwarten lässt.<br />

Watergate<br />

V<br />

or Donald Trump gab es<br />

schon andere US-Präsidenten,<br />

die sich Ärger während<br />

ihrer Amtszeit einhandelten.<br />

Durch gravierende Missbräuche<br />

von Regierungsvollmachten war<br />

Richard Nixon 1974 gezwungen,<br />

sein Amt niederzulegen. Auslöser<br />

war ein Einbruch in das<br />

Hauptquartier der Demokratischen<br />

Partei im Washingtoner<br />

Watergate-Gebäude. Viele der<br />

unrechtmäßigen Machenschaften<br />

seiner Administration wurden<br />

von den Journalisten Bob<br />

Woodward und Carl Bernstein<br />

aufgedeckt. In dem asymmetrischen<br />

Zwei-Personen-Spiel von<br />

Matthias Cramer (beim MinD-<br />

Spielepreis 2014 mit „Lancaster“<br />

in den Top 5 gelandet) wird<br />

diese Konstellation aufgegriffen.<br />

Einer von euch übernimmt die<br />

Rolle der Journalisten, der andere<br />

verkörpert Nixon. Mit den<br />

völlig verschiedenen euch zur<br />

Verfügung stehenden Mitteln<br />

versucht ihr, mittels Karten entweder<br />

den Präsidenten zu stürzen<br />

und Verbindungen von ihm<br />

zu den Missbräuchen herzustellen,<br />

oder mittels der Regierungsvollmachten<br />

alle Angriffe<br />

abzuwehren und die Skandale<br />

unter den Teppich zu kehren.<br />

Nah dran an der historischen<br />

Begebenheit, viele Infos in der<br />

Schachtel. Aber im Gegensatz<br />

zur Realität hat Nixon hier in<br />

den dreißig bis sechzig Minuten<br />

dauernden Partien die Chance,<br />

zu gewinnen und Präsident zu<br />

bleiben.<br />

Santorini<br />

D<br />

ie griechische Kykladeninsel<br />

Santorin ist bekannt<br />

für ihre schneeweißen Gebäude<br />

mit den blauen Kuppeldächern.<br />

Und genau diese Gebäude baut<br />

ihr bei „Santorini“ abwechselnd<br />

auf einem fünf mal fünf Felder<br />

großen Gebiet, das als 3D-<br />

Spielplan das Inselgefühl unterstreicht.<br />

Ziel ist es dabei, seinen<br />

MIND-SPIELEPREIS 2021<br />

Baumeister auf der dritten Etage<br />

eines der Gebäude zu platzieren.<br />

Dank der dreißig Götterkarten,<br />

die euch jeweils eine andere<br />

Spezialfähigkeit verleihen, verläuft<br />

keine der etwa fünfzig Minuten<br />

langen Partien gleich.<br />

Das klingt alles<br />

gut! – Und jetzt?<br />

Mehr Informationen und Erklärvideos<br />

zu fast allen vorgestellten<br />

Spielen findet ihr auf<br />

den Seiten des MinD-Spielepreises<br />

unter spielepreis.mensa.de/<br />

nominierte-zweier. Dort findet<br />

ihr auch schon die nominierten<br />

Spiele in den Kategorien „komplexe<br />

Spiele“ und „kurze Dauer“,<br />

die wir euch in der nächsten<br />

Ausgabe im <strong>Mag</strong> vorstellen werden,<br />

wenn ihr hoffentlich auch<br />

wieder in größeren Spielerunden<br />

zusammenkommen dürft.<br />

Außerdem könnt ihr die hier<br />

vorgestellten Zwei-Personen-<br />

Spiele zu euch nach Hause bestellen,<br />

um sie mit eurem Lieblingsmenschen<br />

probezuspielen,<br />

ohne sie kaufen zu müssen.<br />

Wendet euch dazu per E-Mail an<br />

Robert unter spielepreis@mensa.de.<br />

Die nominierten Spiele aller<br />

Kategorien könnt ihr euch außerdem<br />

im Laufe des Jahres wie<br />

gewohnt bei MinD-Spieleseminaren<br />

vorstellen lassen. Sobald<br />

es erlaubt ist, finden natürlich<br />

auch wieder Präsentationsrunden<br />

in euren LocSec-Gebieten<br />

statt, bei denen der Schwerpunkt<br />

auf den komplexen Spielen<br />

liegt, während ihr auf der<br />

<strong>Mind</strong>-Akademie im Spielezimmer<br />

die kurzen und Zwei-Personen-Spiele<br />

ausprobieren könnt.<br />

mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021 | 67


HANDARBEITEN<br />

❶<br />

❶❹<br />

BIRGIT KRÜGER<br />

❺<br />

❶❼<br />

Schmetterlinge, Viren und<br />

sogar ein Lesezimmer<br />

Stricken, Häkeln, Nähen: Corona hat auch Vorteile!<br />

Die SIG Handwerken umfasst derzeit 281 Mitglieder – und hatte vergangenes Jahr<br />

richtig viel Zeit, kreativ zu werden. Einige Ergebnisse und die Geschichten ihrer<br />

Schöpferinnen seht ihr auf den kommenden Seiten. Und für die Nicht-Experten gibt es<br />

ein kleines Glossar am Ende.<br />

❶ Claudia Will<br />

Zu Beginn der Pandemie spalteten<br />

sich Claudias Freunde in<br />

zwei Lager: Maskenbefürworter<br />

und -gegner. Schnell waren<br />

Masken mit „lustigen“ Texten<br />

im Umlauf („Schützt nur<br />

gegen Bußgeld“ und anderes).<br />

Claudia hat fleißig Masken genäht<br />

und verteilt. Um den Gegnern<br />

einen Gefallen zu tun, hat<br />

sie dann diese Maske gehäkelt,<br />

durch die man wunderbar leicht<br />

atmen kann und die garantiert<br />

offensichtlich nichts nutzt. Wie<br />

erwartet hat sie damit lebhafte<br />

Diskussionen ausgelöst. Später<br />

hat sie sie mit Stoff hinterlegt,<br />

in der Hoffnung, dass doch eine<br />

gewisse Schutzwirkung vorhanden<br />

ist.<br />

Claudia handarbeitet gerne<br />

querbeet, Stricken, Häkeln, Nähen,<br />

Weben, sie probiert aber<br />

auch gerne Neues aus. Sie handarbeitet<br />

schon seit ihrer Kindheit<br />

und hat schon im Vorschulalter<br />

Kleider für ihre Puppen genäht.<br />

❷ Katharina Komarnicki<br />

Katharina arbeitete als langjährige<br />

Strickerin an einem Adventskalender<br />

mit. Man konnte<br />

das Strickset bestellen und<br />

bekam für jeden Tag eine An-<br />

68 | mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021


❶❻<br />

HANDARBEITEN<br />

❽<br />

leitung für beispielsweise Elfe,<br />

Tannenbaum, Schneemann,<br />

Rentier, Jodel-Wichtel, Teddy<br />

und normaler Wichtel.<br />

Im Prinzip war es so gedacht,<br />

dass man an einem Abend ein<br />

Teil schafft, wobei einige Teile<br />

recht aufwändig sind und nicht<br />

an einem Abend zu schaffen waren.<br />

Alles in Allem eine schöne<br />

Beschäftigung für den Dezember,<br />

es ist ja sonst alles (Feiern,<br />

Märkte, …) ausgefallen. Für die<br />

Weihnachtssocke hat sie sich<br />

das Muster selbst ausgedacht.<br />

Im Sommer hat sie das Spinnen<br />

für sich entdeckt. Das Foto<br />

zeigt zwei Stränge Wolle, der<br />

gröbere ist ihr erstes Werk, daneben<br />

eine spätere Produktion<br />

zum Vergleich.<br />

❹ Silke Jörgens-Coburger<br />

Silkes hat in der Corona-Zeit Babydecken<br />

gestrickt. Dabei sind<br />

diese riesig geworden, eigentlich<br />

fast doppelt so groß wie für<br />

Babys benötigt.<br />

Das ist Patchwork, also jedes<br />

Viereck separat gestrickt und<br />

dann manchmal angestrickt,<br />

manchmal angenäht. Es sind<br />

etwa 600 Vierecke. Pro Viereck<br />

hat sie etwa eine Viertelstunde<br />

gebraucht und dann noch<br />

die Zeit zum Zusammennähen.<br />

❶⓿<br />

Insgesamt konnten die Babys<br />

schon fast krabbeln, als die Decken<br />

fertig waren.<br />

Silke ist auch bei Ravelry unterwegs,<br />

dem Social-Media Tool<br />

für Handarbeitende. Ihr findet<br />

sie dort unter dem Namen Sirkkastrickt.<br />

❺ Birgit Krüger<br />

Birgit liebt geometrische Formen,<br />

wie man an den gestrickten<br />

und gefilzten Untersetzern<br />

und dem Kissenbezug für ihre<br />

Tochter sieht. Sie strickt und häkelt<br />

seit 50 Jahren und hat immer<br />

Ufos, aber maximal 10.<br />

❶❸<br />

❸ Heike Harnack<br />

Zwei Knäuel Mohair-Wolle haben<br />

Heike sofort „angesprungen“,<br />

als sie im Handarbeitsladen<br />

war. Die Wolle war zwar<br />

mit 17 Euro pro 50 Gramm nicht<br />

ganz günstig, aber Heike hat nur<br />

zwei gebraucht.<br />

Im Outlet nebenan hat sie<br />

dann noch ein Halstuch für 36<br />

Euro gekauft, sodass sie den<br />

Preis doch nicht so hoch fand.<br />

mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021 | 69


HANDARBEITEN<br />

Wie viele andere Strickerinnen<br />

„sammelt“ Birgit Wolle. Sie<br />

verwaltet diese (aktuell etwa 42<br />

Kilo) sowie die Ufos und fertigen<br />

Projekte – wie soll es auch<br />

anders sein – in Excel.<br />

Außerdem liebt sie Street Art.<br />

Aktuell nimmt sie an einem<br />

Weltrekordversuch in Stuttgart<br />

teil. Schaut euch dazu ab 10. Januar<br />

2021 bis Ende Februar den<br />

großen Baum am Eugensplatz<br />

in Stuttgart an. Auf diesem<br />

„Hotspot“ wird die Yarn-Gang<br />

über 1.000 gehäkelte Schmetterlinge<br />

und 100 Hotspot-Worte<br />

versammeln.<br />

❻ Aileen Fletcher<br />

Als kleines Dankeschön hat Aileen<br />

dem Pflegepersonal im<br />

Krankenhaus viele kleine Tiere<br />

gehäkelt. Das Regenbogenkleidchen<br />

ist für ihre Nichte entstanden.<br />

Aileen häkelt seit 2012<br />

und hat sich inzwischen auch<br />

das Stricken beigebracht. Wolle<br />

und Füllwatte muss sie immer<br />

im Haus haben. Weitere Werke<br />

findet ihr auf Aileens Webseite<br />

web.crochi.de.<br />

❼ Christine Schickinger<br />

Christine hat 2020 mehr oder<br />

weniger im Akkord gestrickt,<br />

vielleicht auch, um die Unsicherheit<br />

dadurch etwas zu verdrängen.<br />

Am stolzesten ist sie<br />

auf den Dinopulli für ihren<br />

Großneffen – es war eine norwegische<br />

Anleitung von Sandnes-<br />

Garn, aber nach fast 50 Jahren<br />

Strickerfahrung brauchte sie<br />

keine entsprechenden Sprachkenntnisse.<br />

Gehäkelt hat sie auch, eine<br />

farbenfrohe Decke aus einem<br />

CAL.<br />

❶❷<br />

❹<br />

❶❺<br />

❽Marina Wesner<br />

Marina strickt hauptsächlich,<br />

sie häkelt ab und zu. Und das<br />

schon lange. Sie hat vor langer<br />

Zeit „den Fehler gemacht“, für<br />

Freundes-Nachwuchs Babydecken<br />

zu machen. Und da wollten<br />

ihre eigenen Kinder auch<br />

Decken, nur leider sind sie keine<br />

Babys mehr. Marina liebt<br />

aufwendige Muster. Das hält<br />

die Hände in Bewegung und<br />

beschäftigt den Kopf gerade so,<br />

dass er nur denkt und nicht grübelt.<br />

❾ Almut Nießen<br />

Hier das „Masterpiece“ von Almut<br />

Nießen. Sie hat in den<br />

Herbstferien einen Mantel als<br />

Upcycling-Projekt genäht. Das<br />

Material besteht aus 1,5 aussortierten<br />

Kohtenbahnen, aus denen<br />

die schwarzen Zelte der<br />

Pfadfinder bestehen. Als Futter<br />

hat sie günstigen, schwarzen<br />

Baumwollstoff von Ikea verwendet<br />

(das einzige Material am<br />

Mantel, das nicht vorher schon<br />

anderweitig in Gebrauch war).<br />

Die Teile, die die Knebel abdecken<br />

sollen, sind aus altem Fahrradschlauch<br />

zugeschnitten. Der<br />

Mantel ist wunderbar wasserdicht,<br />

auch auf dem Motorroller.<br />

Das nächstes Projekt wird wieder<br />

aus Kohtenstoff-Resten sein:<br />

Eine Juja (Jungenschaftsjacke)<br />

nach eigenem Schnitt.<br />

Ihre erste Nähmaschine bekam<br />

Almut zur Konfirmation,<br />

den ersten Nähkurs wenig später.<br />

Seit einigen Jahren hat sie<br />

zusätzlich eine Overlock-Nähmaschine.<br />

Neben der Konstante<br />

Nähen handarbeitet und bastelt<br />

sie alles Mögliche andere – einige<br />

Mensaner haben das Perlendrehen<br />

mit ihrem Brenner bei<br />

70 | mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021


den Family Camps in Meschede<br />

auch schon ausprobiert. Unterwegs<br />

häkelt sie gerne Amigurimi.<br />

❻<br />

HANDARBEITEN<br />

❶⓿ Alexandra Krauß<br />

Alexandra hat in 4,5 Monaten<br />

eine Jacke gehäkelt. Die Wolle<br />

nennt sich „Woolly Hugs Bobbel<br />

Cotton Mirror“.<br />

Die Bobbel-Reste, die es reichlich<br />

gab, damit die Jacke einen<br />

symmetrischen Farbverlauf bekommt,<br />

hat sie zu zwei Mützen<br />

und einem Tuch verarbeitet.<br />

❶❶Tjardis Mirjam Jacobi<br />

Die Pastorin aus Tjardis Mirjams<br />

Heimatgemeinde hatte für den<br />

diesjährigen Ostersonntagsgottesdienst<br />

ohne Gemeindemitglieder<br />

dazu eingeladen, etwas<br />

Kreatives herzustellen, um es<br />

als „Ersatz“ für die Menschen in<br />

die Kirchenbänke zu legen. Entstanden<br />

ist eine etwa 60 mal 80<br />

Zentimeter große Collage aus<br />

unifarbenen und handbemalten<br />

Seidenstoffen.<br />

❶❷ Renate Koppenstein<br />

Renate hat Wollreste der letzten<br />

Jahrzehnte aus der Familie<br />

zu einer bunten Streifendecke<br />

verarbeitet. Dabei hat sie mit<br />

dem grünen Zopfstreifen in der<br />

Mitte begonnen und von da aus<br />

nach rechts und links weiter gestrickt.<br />

Die Anordnung der Farben<br />

ist nach Gefühl erfolgt, genauso<br />

wie die verschiedenen<br />

Muster.<br />

Rundherum kommt noch<br />

eine grüne Zackenkante, die sie<br />

erst begonnen hat. Die Decke<br />

ist ohne die Kante etwa 1,1 Meter<br />

mal 1,2 Meter groß und passt<br />

farblich wunderbar zu ihrem<br />

weinroten Sofa.<br />

❷<br />

❶❸ Verena Spenner<br />

Verena Spenner hat ein Lesezimmer<br />

aus Glasperlen designed<br />

und erstellt. Dazu hat sie<br />

tschechische und japanische<br />

Glas-Rocailles (1,5–2,6 Millimeter)<br />

verwendet. Die Möbel hat<br />

sie im Peyote-Stich mit Perlen<br />

umnäht; Boden und Wände sind<br />

mit Perlen beklebt. Die kleine<br />

Stehlampe ist mit einer LED beleuchtet.<br />

Verena nutzt viele verschiedene<br />

Handarbeitstechniken; ihre<br />

Favoriten sind im Moment Glasperlen-Arbeiten<br />

und Papier-Modellbau.<br />

❶❹ Johanna Lauterbach<br />

Johanna hat ein Coronavirus gehäkelt.<br />

Sie strickt schon mehr<br />

als die Hälfte ihres Lebens (ok,<br />

sie ist 23, das heißt also nicht<br />

viel), hauptsächlich Socken, ab<br />

und an auch mal Schals. Häkeln<br />

fand sie immer nervig und hat<br />

es deswegen nie gelernt.<br />

Als sich der erste Lockdown<br />

abgezeichnet hat, ist ihr Sozialleben<br />

dank des Hotels Mensa<br />

aufgeblüht, sie hat also ständig<br />

im Sessel gesessen, gestrickt<br />

mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021 | 71


HANDARBEITEN<br />

und dabei mit Ms geredet. Und<br />

aus dieser Gelegenheit entstand<br />

dann doch der Drang, Häkeln zu<br />

lernen. Das Ergebnis war dann<br />

dieses kleine Coronavirus, das<br />

seitdem an ihrem Schreibtisch<br />

wohnt und sie beim Bachelorarbeit-Schreiben<br />

(mit Coronathema,<br />

versteht sich) unterstützt<br />

hat.<br />

❶❺ Uta Greifzu<br />

Uta Greifzu strickt und näht<br />

sehr gerne, manchmal klöppelt<br />

sie auch (wie schon im MinD-<br />

<strong>Mag</strong> geschrieben). Diesen Schal<br />

konnte sie in Ruhe stricken, um<br />

ihn dann ihrer Freundin im Dezember<br />

zum Geburtstag schenken<br />

zu können.<br />

❶❻ Babette Mairoth<br />

Babette Mairoth hat als Erstes<br />

im Lockdown Mundnasenschutz-Masken<br />

genäht.<br />

Jede anders. Für Max, für sich,<br />

für Freundinnen. War etwas<br />

schwierig zu nähen, weil die<br />

Nähmaschine Probleme mit der<br />

Fadenspannung hatte und im<br />

Märzlockdown nicht zur Reparatur<br />

konnte. Die Masken auf<br />

dem Foto sind eine Auswahl;<br />

leger aus Jeansstoff, elegant<br />

aus grauen Nadelstreifen und<br />

buntgemusterte. Die begonnenen<br />

Stricksachen liegen immer<br />

noch unfertig im Korb! Sie freut<br />

sich, dass auf ihre Frage („Wart<br />

ihr fleißig in Corona-Zeiten?“)<br />

auf der SIG-Mailingliste im Juli<br />

so schöne Handarbeiten vorgestellt<br />

worden sind.<br />

❶❼ Hedwig Fischer<br />

Hedwig hat dieses Jahr beim<br />

Maskennähen ihre Nähmaschinenliebe<br />

wiederentdeckt. Ihre<br />

Masken entstanden vorwiegend<br />

❶❶<br />

❼<br />

❾<br />

aus nicht mehr benötigten Herrenhemden.<br />

Auf dem Bild seht<br />

ihr ihr Lieblingsstück dieser Saison<br />

und die Resteverwertung als<br />

Lavendelkissen in Schleifchenform<br />

für ihre Mutter im Pflegeheim.<br />

Das brachte ihr die Sonne<br />

ins Gemäuer.<br />

Ein paar Handarbeits-<br />

Grundbegriffe<br />

Amigurimi: kleine Häkelfiguren.<br />

Bobbel: Ein Bobbel ist ein<br />

Garn, das gefacht ist. Gefacht<br />

bedeutet, dass sie nicht miteinander<br />

verzwirnt worden sind.<br />

Die Fäden laufen nebeneinander<br />

her. Meist haben sie einen<br />

Farbverlauf.<br />

CAL bedeutet „Crochet<br />

Along”: Dabei geht es darum,<br />

dass innerhalb eines bestimmten<br />

Zeitraums alle Teilnehmer<br />

zusammen etwas zu einem bestimmten<br />

Thema häkeln.<br />

Springwolle: Wolle im Laden,<br />

die den Käufer anspringt und<br />

entsprechend gleich gekauft<br />

werden muss.<br />

Ravelry: Soziales Netzwerk<br />

für Handarbeiten wie Stricken,<br />

Häkeln, Spinnen und Weben<br />

(www.ravelry.com)<br />

Ufos: Ufos nennt man im<br />

Handarbeitsumfeld die unfertigen<br />

Objekte<br />

Alle Fotos: jeweilige Handarbeiterin<br />

72 | mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021


RÄTSEL<br />

Hier kommt die Rätselart<br />

„Numbered Rooms“,<br />

die meiner Meinung<br />

nach noch viel zu wenig<br />

Beachtung erfahren hat.<br />

Spannend an ihr finde<br />

ich ihre Selbstbezüglichkeit.<br />

Desweiteren<br />

ist es aus Autorensicht<br />

immer wieder ein tolles<br />

Gefühl, wie erstaunlich<br />

viel Information<br />

man mit einem einzelnen<br />

Hinweis in das Rät-<br />

Numbered Rooms<br />

sel hineinbringen kann.<br />

Ich hoffe, Numbered<br />

Rooms findet hier noch<br />

weitere Fans. :)<br />

Anleitung:<br />

Trage die Zahlen von 1<br />

bis n in das Diagramm<br />

ein, wobei n der Anzahl<br />

an Zeilen und Spalten<br />

entspricht. Jede Zeile<br />

und Spalte enthält<br />

jede Zahl genau einmal.<br />

Die Hinweise außen<br />

am Diagramm geben<br />

an, welche Zahl an<br />

x-ter Stelle aus dieser<br />

Richtung im Diagramm<br />

steht. x entspricht der<br />

Zahl, die aus dieser<br />

Richtung an erster Stelle<br />

steht.<br />

<br />

Silke Berendes<br />

Auflösungen<br />

Ausgabe 139<br />

Auflösungen im nächsten Heft<br />

mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021 | 73


ORGANISATION<br />

Wer weiß mehr?<br />

Organisatoren lokaler Treffen.<br />

PLZ Wohnort / Name / Telefonnummer<br />

01… Dresden / SAMIR KÖCKRITZ / 01520 – 7 070 090<br />

04… Leipzig / MARIO STOLL / 0341 – 3 038 020<br />

06… Halle / MARCUS HILLMANN / 0162 – 4 968 254<br />

07… Jena / WOLFGANG KLINGHAMMER / 0176 - 39 649 614<br />

Chemnitz / STEFANIE WEBER / 01525 – 3 442 810<br />

09…<br />

Annaberg / ALMUT NITZSCHE / 03733 – 289 418<br />

10…<br />

Berlin / MATTHIAS KRIBBEN / 0172 – 5 656 004<br />

Brandenburg / PETER OEHLKE / 030 – 41 999 861<br />

19… Schwerin/Mecklenburg-Vorpommern /<br />

KARSTA LINKE / 03883 – 723 338<br />

20… Hamburg / HENNING SCHRAMM / 0171 – 3 411 543<br />

Hamburg-Harburg / MILENA ROBBERS /<br />

21… 0176 – 57 188 122<br />

Lüneburg / JÜRGEN REIMERS / 04131 – 37 887<br />

Ahrensburg / BORIS GEORGIEV / 04102 – 888 868<br />

22…<br />

Norderstedt / JULIA BORRMANN / 0151 – 25 204 119<br />

23… Lübeck / MARISA HAUFE / 0173 – 6 019 490<br />

Kiel / SIGRID UND UDO SCHULTZ / 0431 – 521 269<br />

Flensburg / GERD BORCHERS / 0461 – 79 501 322<br />

24…<br />

Bad Bramstedt / ULRIKE SANDER-HOYER /<br />

0170 – 6 053 874<br />

Pinneberg / ANDREA BAHRENFUSS / 04123 – 929 934<br />

25…<br />

Heide/Husum / LARS MEYER / 0162 – 5 273 363<br />

26… Oldenburg / DIRK BOSHOVEN / 0151 – 15 311 785<br />

27… Bremerhaven / KLAUS GEBHARDT / 0172 – 4 524 773<br />

28… Bremen / NICOLE RETAT / 0176 – 56 799 944<br />

30… Hannover / RAINER NEUSÜSS / 05108 – 9 217 686<br />

32… <strong>Mind</strong>en / CHRISTOPHER KRAUS / 0571 – 3 851 868<br />

Paderborn / DANIEL KEYHANI / 0173 – 6 955 510<br />

33… Ostwestfalen/Lippe / ANNETTE FRANZ /<br />

0521 – 42 826 586<br />

34… Kassel / NORBERT FAULSTICH / 0160 – 4 281 179<br />

Marburg / BETTINA BAGUNK / 06421 – 51 403<br />

35… Gießen / FRANK BRANDT / 0 64 03 – 926 543<br />

Wetzlar / MARKUS MATTZICK / 06441 – 446 970<br />

36… Fulda / KARSTEN ASSMANN / 0661 – 9 600 083<br />

37… Göttingen / NORBERT FAULSTICH / 0160 – 4 281 179<br />

Braunschweig / TIMO WEIL / 0177 – 4 131 826<br />

38… Clausthal-Zellerfeld / GUNNAR KAESTLE /<br />

05323 – 997 724<br />

PLZ Wohnort / Name / Telefonnummer<br />

39… <strong>Mag</strong>deburg / GUNNAR HENDRICH / 01 76 – 42 095 828<br />

40… Düsseldorf / MARC-ANDRÉ KAISER / 0211 – 2 393 676<br />

41… Mönchengladbach / BODO SCHNELL / 02433 – 525505<br />

42… Wuppertal / ACHIM WAGENKNECHT / 0179 – 4 517 387<br />

44…<br />

45…<br />

Dortmund / ANNA ASLANIDOU / 0163 – 5 604 546<br />

Dortmund / PIA PHILIE LEHMANN / 0151 – 56 041 525<br />

Bochum / SOPHIA FALKE / 0176 – 24 293 954<br />

Essen / SANDRA BAUMANN-TRAMPE / 0201 – 782 983<br />

Mülheim/Ruhr / JENS HELLBING / 01575 – 5 786 932<br />

Marl / ROBERT KLOSE / 0173 – 7 144 636<br />

46… Wesel / BURKHARD HOCHSTRASS / 0163 - 90 69 570<br />

47…<br />

48…<br />

Duisburg / INA PAULS / 0203 – 593 214<br />

Kevelaer / ROLF EGGING / 02832 – 4 557<br />

Kleve / HANS-GERD THEUNISSEN / 0 28 21 – 29 404<br />

Münster / MELANIE JÄGER / 0171 – 2 190 967<br />

Münster / SIMON SIEBERS / 0151 – 22 602 621<br />

49… Osnabrück / BIRGIT WIPPERMANN / 01 77 – 2 608 004<br />

Köln / KLAUS BAUMHAUER / 0157 – 73 808 128<br />

50…<br />

Köln / FRAUKE RIEKEN / 0221 – 8 231 808<br />

52… Aachen / LUKAS FISCHER-WULF / 0241 – 18 991 357<br />

53… Bonn / SVETLA KNÖSCHKE / 0160-7082153<br />

55… Mainz / KAI GEHRETH / 01577 – 3 969 315<br />

56… Koblenz / MARTIN SCHULZE / 0261 – 309 382<br />

57… Siegen / SABINE SCHIRM-SPRINGOB / 02761 – 7 039 911<br />

58… Hagen / ANDREA SCHÖNEBERG / 0172 – 9 367 921<br />

59… Soest / DIETER PIPER / 02381 – 948 666<br />

60… Frankfurt / ANDREAS THURM / 0151 – 41 467 503<br />

61… Bad Homburg / JESSICA JOHN<br />

63… Aschaffenburg / JAN ZBIKOWSKI / 06021 – 5 822 646<br />

64… Darmstadt / BEHROUZ CHAGHERI / 0173 – 3 103 633<br />

65… Wiesbaden / SILKE HANSEN / 069 – 1 553 676<br />

66… Saarbrücken / PETER MOOG / 0171 – 3 787 722<br />

67…<br />

68…<br />

69…<br />

Kaiserslautern und Pfalz / CRISTINA KRAUSS UND<br />

MARC HILLER / 0176 – 81 687 948<br />

Mannheim / KATJA WALDORF UND MARTIN VITEK /<br />

06221 – 3016 66<br />

Heidelberg / KATJA WALDORF UND MARTIN VITEK /<br />

06221 – 3016 66<br />

70… Stuttgart / MARTIN JÄKLE / 0176 – 32 509 161<br />

74 | mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021


ORGANISATION<br />

PLZ Wohnort / Name / Telefonnummer<br />

72… Tübingen / JÜRGEN SCHAICH / 0176 – 96 358 274<br />

76…<br />

Karlsruhe / SVEN MANIAS / 0721 – 699 556<br />

Karlsruhe / JULIANE SCHNEIDER / 07243 – 728 774<br />

Landau / STEFAN JAMIN / 06321 – 899 045<br />

75… Pforzheim / GABRIELE WALTER / 0176 – 61 048 332<br />

77…<br />

Lahr/Schwarzwald / MARTIN KATZNER /<br />

07821 – 37 679<br />

78… Bodensee / MARTIN ROSCHER / 07541 – 836 739<br />

79…<br />

80…<br />

81…<br />

Freiburg im Breisgau / HENDRIK FREYTAG /<br />

0177 – 7 607 919<br />

München / BRIGITTE BRECHT / 089 – 8 644 939<br />

München / THOMAS DOUBRAWA / 089 – 95 422 002<br />

München-Pasing / MAX VOIGTMANN /<br />

089 – 30 004 913<br />

83… Holzkirchen / HEIKE WEBER / 08024 – 476 626<br />

84…<br />

85…<br />

Altötting (Südost/Oberbayern) / BIRGIT SCHOLZ /<br />

08671 – 85 591<br />

Landshut-Freising / WERNER KELNHOFER /<br />

08762 – 2 189<br />

Ingolstadt / BRIGITTE MAIER / 0841 – 97 052 179<br />

Alpenland/Region / HANS GEORG MICHNA /<br />

0179 – 3 217 777<br />

86… Augsburg / THOMAS KRAUSS / 08232 – 77 782<br />

87… Memmingen / TINA ACHAM / 08331 – 8 339 744<br />

88… Wangen im Allgäu / BRIGITTE GÖSER / 07561 – 7 715<br />

89… Ulm/Neu Ulm / INGRID RENZ / 0174 – 3 337 549<br />

89… Heidenheim / HEIKE VOGLER / 01577 – 3 237 078<br />

90… Nürnberg / CHRISTOPH RUGE / 09131 – 9 752 945<br />

91… Erlangen / CHRISTOPH RUGE / 09131 – 9 752 945<br />

93… Regensburg / LUDWIG KOLB / 0941 – 5 987 095<br />

94…<br />

Passau / KARIN POLZ / 08502 – 915 840<br />

Philippsreut / CHRISTIAN KOCH / 08557 – 729<br />

95… Bayreuth / STEFAN WLADARSCH / 0921 – 5 167 420<br />

96… Bamberg / CHRISTOPH RUGE / 09131 – 9 752 945<br />

96… Coburg / FRANK EISENWIENER / 09561 – 6 209 400<br />

97… Würzburg / ANNETTE KUNZ / 0931 – 980 880<br />

99… Erfurt / LINDA SOLCHER / 0162 - 4162631<br />

Termine<br />

& Treffen<br />

Eine Übersicht mit aktuellen<br />

Treffen und Terminen gibt<br />

es im Internet unter:<br />

ř db.mensa.de/events<br />

Die E-Mailadressen der<br />

lokalen Ansprechpersonen<br />

findet ihr unter:<br />

ř db.mensa.de/kontakt.htm<br />

Adressänderungen<br />

Da Postvertriebsstücke von der<br />

Post nicht nachgesandt werden,<br />

kommen MinD-<strong>Mag</strong>azine<br />

trotz Nachsendeauftrag als unzustellbar<br />

an die Geschäftsstelle<br />

zurück. Änderungen von Adressen<br />

oder Daten bitte an die<br />

Geschäftsstelle oder selbst im<br />

eMVZ unter „Meine Daten“ eingeben!<br />

ř office@mensa.de<br />

Änderungswünsche an<br />

der Tabelle bitte an:<br />

ř mindmag@mensa.de<br />

mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021 | 75


INFORMATION<br />

Internet<br />

Ì www.mensa.de<br />

Ì www.mensa.de/social-media<br />

eMVZ<br />

Ì https://db.mensa.de<br />

Boggs<br />

Ì snews://news.mensa.de<br />

Ì https://newsportal.mensa.de<br />

Schlichter<br />

Christiane Schmetzer<br />

¼ 07822 / 780 027<br />

ì schmetzer@kabelbw.de<br />

Michael Robert Biber<br />

¼ 0175 / 1 649 242<br />

ì biber@newdirection.de<br />

Monika Maria Sommer<br />

ì monika@msommer.de<br />

Kinder- und Jugendbereich<br />

Susanne Severin<br />

Annette Schlüter<br />

¼ 0179 / 6 758 335<br />

ì kiju-koordinator@mensa.de<br />

Spenden an Mensa<br />

MinD-Stiftung gGmbH<br />

IBAN<br />

DE29 5109 1700 0042 4200 42<br />

BIC VRBUDE51<br />

SIGHT<br />

Couchsurfen und mehr im smarten<br />

Umfeld. Deutsche SIGHT-Co:<br />

Andrea Schwelm<br />

ì sight@mensa.de<br />

Präventionsbeauftragte<br />

Harro Eder<br />

¼ 0178 / 8 121 595<br />

Janina Enning<br />

¼ 0151 / 28 763 161<br />

ì praevention@mensa.de<br />

Sozialfonds<br />

Birgit Scholz<br />

Georgenstraße 6, 84503 Altötting<br />

¼ 08671 / 85 591<br />

(nur abends und Wochenende)<br />

ì mind_sozialfonds@web.de<br />

IBAN:<br />

DE49 4306 0967 1074 9648 00<br />

BIC: GENODEM1GLS<br />

Sozialprojekt zum JT<br />

Jörg Büttner<br />

Sebastianstraße 21 a<br />

10179 Berlin<br />

¼ 030 / 33 878 731<br />

ì mann-le@web.de<br />

IBAN:<br />

DE74 1007 7777 0480 4738 00<br />

BIC: NORSDE51XXX<br />

Vereinskonto<br />

ì kasse@mensa.de<br />

IBAN:<br />

DE22 5109 1700 0042 4242 42<br />

BIC: VRBUDE51<br />

Mitgliedsbeitrag: 55 Euro im Jahr<br />

Leitender Psychologe (NSP)<br />

Kai Bestmann Dipl.-Psychologe<br />

Dahl 28a, 25497 Prisdorf<br />

¼ 04101 / 842 107<br />

ì testbetrieb@mensa.de<br />

Intelligenztest<br />

Termine und Anmeldemöglichkeit<br />

gibt es auf unseren Webseiten.<br />

Ì www.mensa.de<br />

Verwaltung<br />

Geschäftsführung<br />

Martin Jäkle<br />

gf@mensa.de<br />

Geschäftsstelle<br />

Cirsten Novellino<br />

Wandlhamerstraße 2<br />

82166 Gräfelfing<br />

¼ 089 / 86 466 251<br />

Fax: 089 / 86 466 252<br />

ì office@mensa.de<br />

Geschäftszeiten<br />

Dienstag und Donnerstag<br />

8:30 bis 16:30 Uhr<br />

International/<br />

Deutschsprachige<br />

Nachbarn<br />

International Office<br />

Michael Freenan<br />

Executive Director Mensa<br />

International Ltd.<br />

Slate Barn, Church Lane,<br />

Caythorpe<br />

Lincolshire NG 32 3EL<br />

United Kingdom<br />

¼ 0044 / 1 400 272 675<br />

Fax: 0044 / 1 400 272 675<br />

ì mensainternational@<br />

mensa.org<br />

Ì www.mensa.org<br />

Chairman<br />

Björn Liljeqvist<br />

ì chairman-mil@mensa.org<br />

NatReps<br />

Peter Fröhler<br />

Proxy für die Vorsitzende<br />

Tina Acham<br />

Jens Wiechers<br />

Koodinator für Internationales<br />

Mensa Österreich<br />

Gerald Schmidt<br />

Paulasgasse 17/3/26<br />

A-1110 Wien<br />

ì vorsitz@mensa.at<br />

Ì www.mensa.at<br />

Mensa Schweiz<br />

Mark Dettinger<br />

Wiesenstraße 12<br />

CH-4600 Olten<br />

ì office@mensa.ch<br />

Ì www.mensa.ch<br />

76 | mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021


IMPRESSUM<br />

Vorstand<br />

Hermann Meier<br />

Organisation,<br />

Finanzen,<br />

Recht&Compliance<br />

Horstmannsmühle 1a<br />

42781 Haan<br />

¼ 02129 / 3 792 871<br />

ì hermann.meier@mensa.de<br />

Jens Wiechers<br />

Internationales,<br />

Wissenschaft&Forschung,<br />

Kooperationen, Presse<br />

Kölner Strasse 28<br />

51491 Overath<br />

¼ 0151 / 54 745 621<br />

ì jens.wiechers@mensa.de<br />

Martin Weiß<br />

Regionale Struktur,<br />

Testbetrieb,<br />

IT, Ortsblätter<br />

Am Mooskissen 26<br />

14532 Kleinmachnow<br />

¼ 033203 / 884 551<br />

ì martin.weiss@mensa.de<br />

Tina Acham<br />

Vorsitz, Kids&Juniors,<br />

Großveranstaltungen,<br />

Übrige Vereinsmedien<br />

Strigelstraße 20<br />

87700 Memmingen<br />

¼ 08331 / 8 339 744<br />

ì tina.acham@mensa.de<br />

Yu Jin Son<br />

Mitgliederbetreuung,<br />

Bildung,<br />

Marketing<br />

Vogelsangstraße 50<br />

70197 Stuttgart<br />

¼ 0173 / 6 138 452<br />

ì yu-jin.son@mensa.de<br />

Impressum<br />

MinD <strong>Mag</strong>azin<br />

Die offizielle Zeitschrift<br />

von Mensa in Deutschland e.V.<br />

ISSN 1866-9867<br />

Redaktionsanschrift<br />

ì mindmag@mensa.de<br />

Herausgeber<br />

Mensa in Deutschland e.V.<br />

Rodinger Straße 19<br />

93413 Cham<br />

Registergericht: Köln, VR 8190<br />

Kontakt<br />

Wandlhamerstraße 2<br />

82166 Gräfelfing<br />

Zuständig im Vorstand<br />

und V.i.S.d.P.:<br />

Tina Acham<br />

Chefredakteur<br />

Erwin Klein<br />

Bäckerklint 12<br />

38100 Braunschweig<br />

Redaktion<br />

Andreas Klik<br />

Babette Mairoth-Voigtmann<br />

Cornelia Capito<br />

Jan Zbikowski<br />

Julian Lemburg<br />

Kathrin Viergutz<br />

Katrin Sluka<br />

Martin Sluka<br />

Monika Besselmann<br />

Natalie Lehmann<br />

Ralf Müller<br />

Sören Köser<br />

Swen Neumann<br />

Ulrike Dürnfeld<br />

Layout<br />

BT Media<br />

Celler Straße 1<br />

38518 Gifhorn<br />

Anzeigen<br />

BT Media<br />

Celler Straße 1<br />

38518 Gifhorn<br />

ì mindmag-anzeigen@mensa.de<br />

¼ 0 53 71 / 9 414 150<br />

Druck<br />

Passavia GmbH & Co. KG<br />

Medienstraße 5b<br />

94036 Passau<br />

Ì www.passavia.de<br />

Auflage<br />

15.300<br />

Abo für Nichtmitglieder<br />

Jährlich einschließlich Zustellung<br />

und 7 Prozent USt im Inland 18,50<br />

Euro, im Ausland 21,50 Euro<br />

Die mit dem Namen des Verfassers<br />

oder seinen Initialen gekennzeichneten<br />

Beiträge geben die Meinung<br />

des Autors wieder. Nachdruck nur<br />

mit schriftlicher Zustimmung und<br />

mit Quellenangabe. Die Redaktion<br />

behält sich vor, Leserbriefe und<br />

eingeschickte Artikel gekürzt zu<br />

veröffentlichen.<br />

Redaktionsschluss<br />

Ausgabe 141: 15. Februar 2021<br />

Ausgabe 142: 15. April 2021<br />

Ausgabe 143: 15. Juni 2021<br />

mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021 | 77


SCHEER WARE<br />

HEINZ-DETLEF SCHEER<br />

Eine Birke hat die Nase voll<br />

In memoriam Hildegard Knef.<br />

F<br />

rüher hatte sie Ärger mit<br />

Kindern, die mit Stiften auf<br />

ihr herumschmierten, und ein<br />

ebenso wie sie selbst pubertierender<br />

Mensch hatte mit dem<br />

Taschenmesser ein Herz in ihre<br />

Rinde geschnitten und noch<br />

dazu „K + S“ hineingeritzt. Das<br />

tat weh, aber das hatte sie ausgehalten.<br />

Schlimmer war der Streit zwischen<br />

ihrem Besitzer und dessen<br />

Nachbarn. Der hatte ihr<br />

schon Äste mit einer viel zu<br />

stumpfen Säge abgesägt, weil<br />

sie „unrechtmäßig“ über sein<br />

Grundstück hingen.<br />

Einmal kam sogar die Polizei,<br />

weil die beiden sich über den<br />

Gartenzaun mit Rechtsanwälten<br />

und blanker Gewalt bedrohten.<br />

Dabei fuchtelten sie wild<br />

mit Gartenscheren und Harken<br />

herum. Der Nachbar drohte, sie<br />

zu fällen und ihre klein gesägten<br />

Reste in seinem Garten zu<br />

verbrennen.<br />

Einmal schlug er ihr Nägel in<br />

den Stamm, um sie zu vergiften!<br />

Aber da hatte er nicht mit<br />

ihrer Zähigkeit gerechnet. Sie<br />

stammte aus einer Familie von<br />

Straßenbäumen.<br />

Heute war mal wieder so ein<br />

Tag, wo sie an alles Schlechte<br />

dachte, das sie in den letzten<br />

zwanzig Jahren erleben musste.<br />

ÜBER DEN AUTOR<br />

Diplom-Psychologe Heinz-Detlef<br />

Scheer arbeitet als Trainer, Coach,<br />

Autor und Konzeptentwickler<br />

Nachdem sie als kleines Bäumchen<br />

angeschafft und ordentlich<br />

an diesem an sich schönen<br />

Platz gepflanzt worden war.<br />

Auch ihr Besitzer war gewalttätig<br />

geworden, hatte Rattengift<br />

im Garten des Nachbarn<br />

verstreut, um dessen Hund zu<br />

vergiften. Der Köter hatte immer<br />

wieder geradezu demonstrativ<br />

durch den Jägerzaun, an<br />

dem sie ja direkt stand, an ihren<br />

Stamm gepinkelt, und der Nachbar<br />

dann schadenfroh gelächelt.<br />

Frauchen nahm eigentlich keine<br />

Post für Nachbarn an, hatte<br />

dann aber doch ein Weihnachtspaket<br />

angenommen. Allerdings<br />

hatte sie es „aus Versehen“ im<br />

Regen stehen lassen, bis es völlig<br />

durchnässt war, und dann<br />

dem eigentlichen Adressaten<br />

überreicht mit den Worten: „Da<br />

hätten Sie mal besser aufpassen<br />

müssen, das hat ja die ganze Zeit<br />

im Regen gestanden!“<br />

Die Birke hatte Erfahrung mit<br />

Menschen, denen es an sich gut<br />

ging, die sich aber gegenseitig<br />

bekämpften. Dies war ein ruhiges<br />

gutbürgerliches Wohnviertel.<br />

Es herrschte keine Hungersnot,<br />

kein Krieg und keine<br />

irgendwie gearteten Naturkatastrophen.<br />

Was machten die<br />

Menschen da bloß?<br />

Anstatt zu genießen, was sie<br />

hatten, brachten sie sich gegenseitig<br />

in Rage und in Gefahr!<br />

Sie dachte frustriert an den<br />

Tag, als ihr Besitzer „aus Versehen“<br />

mit seinem Auto beim Einparken<br />

langsam, aber umso heftiger<br />

den Zaum samt Rosen dahinter<br />

malträtiert hatte.<br />

Bis jetzt hatten sie sogar Corona<br />

ganz gut überstanden, aber<br />

anstatt sich zu freuen, suchten<br />

sie immer neue Themen zum<br />

Streiten! Am 1. Februar – es war<br />

ein lauer Winterabend – hatte<br />

sie die Nase voll. Sie machte<br />

sich auf den Weg zu ihren Verwandten<br />

an einer Allee in der<br />

Umgebung, außerhalb der Stadt.<br />

Die Nachbaren stritten sich<br />

noch jahrelang darum, wer die<br />

Birke gefällt hatte, und verlangten<br />

gegenseitig Schadenersatz<br />

beziehungsweise Entschädigung<br />

für die Verleumdung.<br />

Die Birke wurde an einer Feldweggabelung<br />

zufrieden mit sich<br />

und ihrer Familie sehr alt, und<br />

diesmal genoss sie es, als ein<br />

junges Pärchen an einem Sommerabend<br />

in ihre Rinde ein großes<br />

Herz schnitzte.<br />

78 | mind magazin <strong>140</strong>/februar 2021


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