POPSCENE Dezember 12/20
Das total umsonste Popkulturmagazin.
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Diese Erkenntnis ist es auch, die zur Gründung<br />
der Gemeinschaft „Schwule Väter, Ehemänner<br />
und deren Partner“ führten. Noch heute ist das<br />
auch die Basis für Markus und Franks empathisches<br />
Wirken in dieser Gruppe. „Wir wollen diskreter<br />
Anlaufpunkt, aufbauende Gemeinschaft,<br />
erfahrener Ratgeber und Fels in der Brandung<br />
für schwule Väter und Ehemänner sein, die<br />
einen vergleichbaren Weg gehen oder diesen<br />
noch vor sich haben“, so Frank und Markus.<br />
Denn ganz klar ist: mit einer Lebenslüge ist<br />
niemandem geholfen! Und nicht zuletzt zeigt<br />
auch die Geschichte von Helmut, wie wichtig<br />
der verständnisvolle Rückhalt und die Loyalität<br />
einer Gemeinschaft ist, wenn Ehrlichkeit und<br />
offene Ansprache auf Ablehnung und Anfeindung<br />
stoßen.<br />
Markus und sein Mann Frank kennen auch das<br />
nur zu gut. Bei Markus´ damaligem Outing war<br />
sein Sohn ein Jahr alt. Die Ablehnung welche<br />
Markus damals erfuhr, münden noch heute in<br />
einem sehr angespannten und schwierigen familiären<br />
Verhältnis<br />
Auch wenn nach anfänglicher Ausgrenzung das<br />
Verhältnis von Helmut zu dessen mittlerweile<br />
erwachsenem Sohn sehr gut ist, hat die problematische<br />
Behandlung durch dessen Schwiegereltern<br />
das gesunde Vater-Sohn-Verhältnis<br />
deutlich erschwert. Einen Großteil dieses Weges<br />
hatte Helmuts neuer Partner begleitet und<br />
miterlebt. Dessen größte Herausforderung war<br />
es immer, den Spagat zu schaffen, einerseits<br />
seinen Mann zu stärken und für ihn einzustehen,<br />
sich jedoch gleichzeitig in Zurückhaltung<br />
zu üben und sich nicht zu stark einzumischen<br />
– „auch wenn das bei Demütigungen und offenkundigen<br />
Kränkungen nicht leicht fiel“, berichtet<br />
er.<br />
„Lebenspartner von schwulen Vätern geraten<br />
hier eine Rolle, die weitestgehend nur Menschen<br />
die Gleiches erleben oder erlebt haben<br />
vollständig verstehen und nachempfinden können.“,<br />
weiß auch Frank als Partner von Markus<br />
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Frank Biehler<br />
Helmut ergänzt: „Meine Situation war damals<br />
zunächst gefühlt aussichtslos. Als verheirateter<br />
Vater war ich lange sehr pessimistisch jemals<br />
vollständig zu mir stehen zu können, ohne<br />
alles zu verlieren…meinen Sohn, meine Frau<br />
als Mensch, meine Familie…all diese Negativität<br />
hat sich durch meinen Partner und später<br />
den Austausch mit Gleichgesinnten und deren<br />
Verständnis für meine Lebenssituation komplett<br />
gewandelt in Optimismus und Hoffnung.<br />
Alleine die durch den aufrichtigen Austausch<br />
empfundene Befreiung, sich selbst gegenüber<br />
ehrlich zu sein und dann auch meiner damaligen<br />
Frau und Familie gegenüber, beendete eine<br />
selbstzermürbende Qual, die nicht Betroffene<br />
vermutlich überhaupt nicht nachvollziehen<br />
können.“ so Helmut.<br />
Insbesondere wenn Kinder im Spiel sind, ergibt<br />
sich auf einem solchen Weg immer auch eine<br />
sehr schwierige Rolle und herausfordernde Situation<br />
für den neuen Partner, den neuen Mann<br />
an der Seite, des Mannes, der sich seiner Familie<br />
im Rahmen eines Coming Outs offenbart oder<br />
sich gerade in Selbstauseinandersetzung auf<br />
dem Weg dorthin befindet.<br />
„Genau deshalb, ist es uns auch wichtig, dass<br />
unsere Gruppe den Erfahrungsaustausch für<br />
´Ehemänner UND deren Partner´ bietet, also<br />
beiden gleichermaßen Anlaufstelle in ihrer Lebenssituation<br />
ist.“, so Frank.<br />
QUEER