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puls 03 | 2010<br />
Sportstätten<br />
MAGAZIN FÜR BEWEGUNG IN DER ARCHITEKTUR 03 | 2010<br />
Sportstätten als<br />
Identitätsstifter<br />
von Zwarts & J<strong>an</strong>sma<br />
Die Ära der Arenen<br />
Das moderne Stadion –<br />
ein Hochleistungskomplex<br />
Der Audi Sportpark<br />
Yas – spektakulärer Rennparcours<br />
von Asymptote architecture
» Editorial<br />
Meister der Thermen und Bäder: Ernst Ulrich<br />
Tillm<strong>an</strong>ns gründete 1<strong>99</strong>0 gemeinsam mit Partnern<br />
das Büro 4a Architekten in Stuttgart.<br />
Wir gehen mal davon aus, dass Sie die WM in<br />
Südafrika im Fernsehen verfolgt haben. Wie<br />
haben Ihnen die Stadien gefallen?<br />
Das Green Point Stadium in Kapstadt hat mich<br />
durch seine Eleg<strong>an</strong>z und Leichtigkeit überzeugt.<br />
Beim Soccer City Stadium in Joh<strong>an</strong>nesburg<br />
ist mir die interess<strong>an</strong>te Hülle aufgefallen,<br />
die aber leider nicht leicht wirkt. Generell<br />
muss ich sagen, dass Südafrika gerade auch<br />
durch die Architektur der Stadien positiv und<br />
sympathisch in die Welt gestrahlt hat.<br />
Wie kaum eine Architektur werden Sportstätten<br />
heute medial verbreitet. Welche Ch<strong>an</strong>cen<br />
und Risiken birgt dies?<br />
Sport ist heute ein enormer Wirtschaftsfaktor.<br />
Der Sport ist deshalb darauf <strong>an</strong>gewiesen, in<br />
den Medien präsent zu sein. Dafür werden<br />
spektakuläre Bilder benötigt, die sich beim<br />
Zuschauer einprägen, wie z.B. das Olympia-<br />
02<br />
Uwe Ditz<br />
Zur Sache: sportlich bauen<br />
puls im Gespräch mit Ernst Ulrich Tillm<strong>an</strong>ns, 4a Architekten<br />
stadion von Günter Behnisch in München oder<br />
das „Vogelnest“ in Peking. Durch die Vermarktung<br />
des Sports steht auch für diese Bauaufgaben<br />
mehr Geld zur Verfügung. Die Ch<strong>an</strong>ce<br />
besteht darin, mit diesem Geld einen architektonischen<br />
Mehrwert zu generieren. Dabei besteht<br />
die Gefahr, dass Architektur auf mediengerechte<br />
Bilder reduziert und die Detail- und<br />
Funktionspl<strong>an</strong>ung vernachlässigt wird.<br />
Welche besonderen Herausforderungen stellt<br />
der Sport <strong>an</strong> die Architektur?<br />
Sport ist Emotion. Die Architektur muss dazu<br />
beitragen, dass sich diese Emotionen entfalten<br />
können. Das gilt besonders für die Atmosphäre<br />
im Gebäude. Aber auch die Außenwirkung des<br />
Gebäudes muss diese Emotionen als Bild nach<br />
außen tragen. Die neue Arena in München z.B.<br />
leistet dies hervorragend nachts durch seine<br />
starke, außergewöhnliche Beleuchtung.<br />
Sport und die dazugehörigen Gebäude können<br />
für eine Region oder Stadt identitätsstiftend<br />
sein. Wie k<strong>an</strong>n Architektur hier unterstützend<br />
wirken?<br />
Wir selbst versuchen immer, unsere Gebäude<br />
sowohl aus ihrer Funktion als auch aus ihrer<br />
Umgebung zu entwickeln. Bei der Spreewaldtherme<br />
haben wir zum Beispiel mit ortstypischen<br />
Materialien wie Reet oder W<strong>an</strong>dscheiben<br />
aus Ziegel gearbeitet. Bei der Bodensee-<br />
Therme haben wir einerseits die traumhafte<br />
Lage am Ufer des Sees inszeniert, <strong>an</strong>dererseits<br />
weiße Segel als prägendes Thema für die Bemalung<br />
der Decke in der Badehalle gewählt.<br />
Gibt es eine Ch<strong>an</strong>ce, dass Sportstätten auch in<br />
Sachen Energieeffizienz Fortschritte machen?<br />
Was für alle sonstigen Gebäude gilt, gilt auch<br />
für Sportstätten. Energieeffizienz und Nachhaltigkeit<br />
stehen g<strong>an</strong>z oben auf der Agenda.<br />
puls 03 | 2010
Die Ära der Arenen – die architektonische Königsdisziplin<br />
Stadionbau > S. 4 Rennbahn mit Glitzerfaktor<br />
> S. 14 Ein Wiedersehen mit der Festung<br />
> S. 20 Viel Luft nach oben > S. 24 Schöne<br />
Aussichten > S. 28 „Mit unseren Entwürfen wollen<br />
wir immer Identität schaffen.“ > S. 32 Beton – ein<br />
zeitloser und demokratischer Baustoff > S. 38<br />
Titelbild: Katrien Fr<strong>an</strong>ken<br />
Bildbearbeitung:<br />
Raphael Pohl<strong>an</strong>d / stilradar<br />
04<br />
10<br />
14<br />
20<br />
24<br />
Macro<br />
Die Ära der Arenen<br />
Von Hubertus Adam<br />
Micro<br />
Höchstleistungskomplex Stadion<br />
Von Holger Wallmeier und Britta Tomaske<br />
Praxis I<br />
Funkelnde Rennbahn – über den Blickf<strong>an</strong>g<br />
der Rennstrecke von Abu Dhabi<br />
Praxis II<br />
Wiedersehen mit der Festung – Aachen Tivoli<br />
Praxis III<br />
Viel Luft nach oben – der Audi-Sportpark<br />
28<br />
32<br />
38<br />
40<br />
42<br />
43<br />
Visionen<br />
Schöne Aussichten<br />
Zu Besuch<br />
Interview mit Rein J<strong>an</strong>sma,<br />
Zwarts & J<strong>an</strong>sma Architekten, Amsterdam<br />
Material<br />
ecdm architects über Beton<br />
Einblicke<br />
Informationen über Produkte aus<br />
dem Hause Busch-Jaeger<br />
Denk<strong>an</strong>stoß<br />
Die Preisfrage zum aktuellen Thema<br />
Impressum<br />
03
Marcus Bredt
Bauliche Unverwechselbarkeit<br />
eint die drei WM-Stadien von<br />
gmp: Im Moses Mabhida Stadium<br />
in Durb<strong>an</strong> hält ein über<br />
100 Meter hoher Bogen die<br />
Dachlasten. Eine Seilbahn<br />
fährt bis zum als Aussichtspunkt<br />
dienenden Scheitelpunkt.<br />
Die Ära der Arenen<br />
Als vergleichsweise junge Bauaufgabe hat der Stadienbau durch die Medienpräsenz<br />
von sportlichen Großereignissen enorm <strong>an</strong> Bedeutung gewonnen.<br />
Seitdem konkurrieren moderne Sportstätten nicht nur um die Gunst der<br />
Fernsehzuschauer, sie können dazu den Tourismus in <strong>an</strong>sonsten wenig<br />
beachteten Regionen <strong>an</strong>feuern und sich als wirksames Tool des in die Mode<br />
gekommenen City Br<strong>an</strong>dings erweisen.<br />
Von Hubertus Adam<br />
Ohne Zweifel gelten Stadien als die eigentliche Königsdisziplin<br />
der zeitgenössischen Sportarchitektur. Auch wenn<br />
sie typologisch <strong>an</strong> die Amphitheater der römischen Antike<br />
<strong>an</strong>knüpfen, h<strong>an</strong>delt es sich um eine vergleichsweise junge<br />
Bauaufgabe, die eigentlich erst mit den Olympiabauten<br />
1964 von Kenzo T<strong>an</strong>ge in Tokio und dem Olympiagelände<br />
von Günter Behnisch und Frei Otto für München 1972 zu<br />
einer revolutionären Neuformulierung gefunden hat.<br />
Bemerkenswert in diesem Zusammenh<strong>an</strong>g ist, dass Nikolaus<br />
Pevsner, der Doyen der englischen Architekturgeschichte,<br />
in seiner 1976 erstmals editierten „History of Building<br />
Types“ zwar Theater, Bibliotheken, Kr<strong>an</strong>kenhäuser<br />
oder selbst Gefängnisse thematisiert, den Sportstätten aber<br />
– und das im europäischen Mutterl<strong>an</strong>d des Fußballs – keine<br />
Beachtung schenkt. Tatsächlich bedurfte es bei den<br />
meisten Sportarten auch zunächst außer dem Spielfeld in<br />
Form eines Rasenplatzes keiner besonderen Baulichkeiten;<br />
auch bei den Ballsporthallen des Barocks h<strong>an</strong>delte es sich<br />
um simple Zweckbauten ohne eigenen Ausdruck. Erst mit<br />
wachsender Zuschauerzahl wurden zunächst temporäre,<br />
d<strong>an</strong>n perm<strong>an</strong>ente Tribünen nötig, wobei m<strong>an</strong> sich entweder<br />
<strong>an</strong> den l<strong>an</strong>ggestreckten griechischen Stadien oder den<br />
zu einem Oval geschlossenen römischen Amphitheatern<br />
» Macro<br />
orientieren konnte. Erst während des Spiels selbst, bei dem<br />
eine kleine Zahl von Akteuren auf eine große Zahl von<br />
Beobachtern trifft, erfährt das Stadion seine Erfüllung;<br />
unübertroffen sind noch immer Goethes Bemerkungen, der<br />
<strong>an</strong>gesichts der Arena von Verona in seiner Italienischen<br />
Reise schrieb, er sehe „etwas Großes und doch eigentlich<br />
nichts“. Der Architekt „bereitet einen solchen Krater durch<br />
Kunst, so einfach als nur möglich, damit dessen Zierrat das<br />
Volk selbst werde (…) Die Simplizität des Ovals ist jedem<br />
Auge auf die <strong>an</strong>genehmste Weise fühlbar, und jeder Kopf<br />
dient zum Maß, wie ungeheuer das G<strong>an</strong>ze sei. Jetzt, wenn<br />
m<strong>an</strong> es leer sieht, hat m<strong>an</strong> keinen Maßstab, m<strong>an</strong> weiß<br />
nicht, ob es groß oder klein ist.“<br />
Antike Thermen und ein Klötzchenspiel<br />
Nach einer ersten Blüte in den sechziger und siebziger Jahren<br />
des 20. Jahrhunderts ist die Stadionarchitektur in den<br />
verg<strong>an</strong>genen 20 Jahren als architektonische Bauaufgabe<br />
verstärkt in den Fokus gerückt – den Anf<strong>an</strong>g machte 1<strong>99</strong>0<br />
Renzo Pi<strong>an</strong>os S<strong>an</strong>-Nicola. Neben Museen („Bilbao-Effekt“)<br />
oder auch Opernhäusern fungieren Stadien als Elemente<br />
des City Br<strong>an</strong>ding. Ausschlaggebend für diese Entwicklung<br />
ist dabei nicht der oft auf wenige Ver<strong>an</strong>staltungen<br />
05
egrenzte Live-Event, sondern dessen mediale Distribution.<br />
Großver<strong>an</strong>staltungen wie Olympische Spiele oder Fußball-<br />
Europa- oder Weltmeisterschaften erfreuen sich zunehmender<br />
Beliebtheit selbst bei einem bisl<strong>an</strong>g sportabstinenten<br />
Publikum. Kurioserweise führt das ubiquitäre Medium<br />
Fernsehen dazu, dass der Ort selbst baulicher Unverwechselbarkeit<br />
bedarf. Wer <strong>an</strong> die Olympischen Spiele 2008 in<br />
Peking denkt, dem gerät unweigerlich das als „Vogelnest“<br />
titulierte Stadion von Herzog & de Meuron vor das geistige<br />
Auge. Sportbauten sind für die führenden internationalen<br />
Architekten attraktiv: So bauten Toyo Ito ein in ökologischer<br />
Hinsicht bemerkenswertes Solarstadion in Taiw<strong>an</strong>,<br />
während Zaha Hadid derzeit im Nordosten von London das<br />
Aquatics Centre für die Olympischen Spiele 2012 realisiert,<br />
das von einer gewaltigen, dynamisch geformten Stahltragwerks-Konstruktion<br />
übersp<strong>an</strong>nt wird.<br />
Das Vogelnest ist die Referenz<br />
Südafrika, das diesjährige Austragungsl<strong>an</strong>d der Fußball-<br />
Weltmeisterschaft, konnte gleich mit einer Anzahl von<br />
zehn erneuerten oder neu errichteten Arenen auftrumpfen.<br />
Die drei wichtigsten neuen Stadien stammen vom Hamburger<br />
Büro gmp, das sich seit 40 Jahren mit dieser Bauaufgabe<br />
befasst. Für die WM 2006 verw<strong>an</strong>delten von Gerk<strong>an</strong><br />
Marg und Partner das historisch belastete Berliner Olympiastadion<br />
von Werner March in ein modernen funktionalen<br />
06<br />
Erfordernissen genügendes Stadion, das mit einem stützenfreien<br />
Dach imponiert; auch in Fr<strong>an</strong>kfurt und Köln wurden<br />
die Hamburger Routiniers zu dieser Zeit tätig. Architektonisch<br />
noch bemerkenswerter aber sind die drei gemeinsam<br />
mit schlaich bergerm<strong>an</strong>n und partner realisierten südafrik<strong>an</strong>ischen<br />
Neubauten in Port Elizabeth, Durb<strong>an</strong> und Kapstadt<br />
für die diesjährige WM. Die Pl<strong>an</strong>er haben dabei auf<br />
leichte Konstruktionen gesetzt und wollten damit bewusst<br />
ein Zeichen setzen gegen das Olympiastadion von Herzog<br />
& de Meuron in Peking, das zwar als gr<strong>an</strong>dioses zeichenhaftes<br />
Bauwerk seinen Platz in der Architekturgeschichte<br />
des 21. Jahrhunderts gefunden hat, mit einem Verbrauch<br />
von 45.000 Tonnen Stahl aber kaum als vorbildlich einzustufen<br />
ist. Wie ein großer, weißer Korb mit s<strong>an</strong>ft schwingendem<br />
R<strong>an</strong>d wirkt das Cape Town Stadium, das auf erhöhtem<br />
Podium in einem öffentlichen Park zwischen dem<br />
Tafelberg Signal Hill und dem Atl<strong>an</strong>tik Platz gefunden hat.<br />
Die im Schnitt parabolische Tribünen<strong>an</strong>lage wird von einer<br />
horizontal gegliederten PTFE-Membr<strong>an</strong>fassade umgeben;<br />
für das Dach wurde eine hybride Kombination aus Seilhängedach<br />
und Fachwerkbinderkonstruktion verwendet. Nachts<br />
leuchtet das Stadion weiß und wird zur stadtbeherrschenden<br />
Großskulptur – die Orientierung <strong>an</strong> der Alli<strong>an</strong>z Arena<br />
von Herzog und de Meuron ist unverkennbar. Eine <strong>an</strong>dere<br />
Art der Fassadenhülle wählten die Architekten und Ingenieure<br />
beim Nelson M<strong>an</strong>dela Bay Stadium in Port Elizabeth.<br />
Sorgsam eingesetzte Farbeffekte,<br />
die mit bewusst roh belassenem<br />
Beton korrespondieren:<br />
Die Schwimmhalle Biberach<br />
von 4a Architekten (l.).<br />
Über 8.000 Solarp<strong>an</strong>eele versorgen<br />
das von Toyo Ito entworfene<br />
und 20<strong>09</strong> im taiw<strong>an</strong>esischen<br />
Kaohsiung eröffnete<br />
Stadion mit Energie (r.).<br />
puls 03 | 2010
Die Ringformation des Tribünendachs besteht alternierend<br />
aus mit Blech verkleideten Trägern und dazwischen<br />
gesp<strong>an</strong>nten Membr<strong>an</strong>feldern, sodass sich eine plastische<br />
Struktur aus Rippen und Kehlen ergibt. Vielleicht trägt das<br />
Moses Mabhida Stadium in Durb<strong>an</strong> bei der Konkurrenz der<br />
drei gmp-Bauten den Sieg davon. Ein 104 Meter hoher<br />
Bogen, der sich stadtseitig gabelt, hält die Dachlasten,<br />
wobei der die Fassade abschließende Druckring als Widerlager<br />
fungiert. Ein eingesp<strong>an</strong>nter Zugring schnürt die Hängeseile<br />
ein und begrenzt die Membr<strong>an</strong>haut des Dachs.<br />
Grundversorgung der Bevölkerung<br />
Die Nachnutzung von Bauten für Großver<strong>an</strong>staltungen ist<br />
eine wichtige Frage auch beim Bau von Stadien mit ihren<br />
horrenden Baukosten. Fußball, Rugby, Konzerte lautet das<br />
Konzept für die Stadien in Südafrika, deren oberen Ränge<br />
sich demontieren lassen. Eine besondere touristische Nachnutzung<br />
erlaubt das Stadion von Durb<strong>an</strong>: Eine Seilbahn<br />
fährt bis zu dem als Aussichtspunkt dienenden Scheitelpunkt<br />
des großen, das Bauwerk übersp<strong>an</strong>nenden Bogens.<br />
Die Logik ist klar: Wenn Sportbauten schon als urb<strong>an</strong>e<br />
Generatoren und Motoren des City Br<strong>an</strong>ding dienen, so<br />
sind sie auch für viele Besucher attraktiv, die durch Eintrittsgelder<br />
zum Unterhalt beitragen. Der Kopf der eleg<strong>an</strong>t<br />
geschwungenen Skisch<strong>an</strong>ze von Zaha Hadid auf dem<br />
Bergisel bei Innsbruck wurde aus dem gleichen Grund mit<br />
einem Café ausgestattet, das g<strong>an</strong>zjährig genutzt wird, während<br />
die Sch<strong>an</strong>ze selbst nur <strong>an</strong> einem Tag während der<br />
Viersch<strong>an</strong>zentournee internationale Aufmerksamkeit<br />
genießt. Auch die neue Sprungsch<strong>an</strong>ze in Garmisch-Partenkirchen<br />
von dem Münchner Büro terrain: loehnhart &<br />
mayr k<strong>an</strong>n betreten worden. Ziel war hier eine skulptural<br />
wirkende Architektur, welche auf die Topographie reagiert,<br />
dennoch aber als Sportmaschine verst<strong>an</strong>den werden k<strong>an</strong>n.<br />
Im Bereich der Sportarchitektur stellen Bauten für Groß<strong>an</strong>lässe<br />
allerdings nur die Spitze des Eisbergs dar. Sport ist<br />
zunächst einmal ein Breitenphänomen, aus dem sich einzelne<br />
Spitzenleistungen heraus entwickeln. Schwimmen,<br />
Leichtathletik, Fußball sind die beliebtesten Sportarten,<br />
und Orte für ihre Ausübung gehören gleichsam zur Grundversorgung<br />
der Bevölkerung. Gerade Schwimmbäder werden<br />
von den Gemeinden eher als Belastung <strong>an</strong>gesehen –<br />
m<strong>an</strong> spricht eher von Schließung oder Umbau zu einem<br />
Spaßbad durch einen privaten Träger als von einem Neubau.<br />
Eines der seltenen Beispiele für ein neues Hallenbad<br />
ist die von 4a architekten aus Stuttgart gepl<strong>an</strong>te Schwimmhalle<br />
in Biberach, ein expressives Gebäude, bei dem die tragende,<br />
bewusst roh belassene Betonstruktur wirkungsvoll<br />
in Kontrast zu den einzelnen Farbakzenten tritt. Zur gleichen<br />
Zeit entst<strong>an</strong>d in Le Havre eines der spektakulärsten<br />
Bäder der jüngsten Zeit: Mitten in die der Konversion harrenden<br />
Dock<strong>an</strong>lagen pfl<strong>an</strong>zte Je<strong>an</strong> Nouvel seine „Les bains<br />
Christi<strong>an</strong> Richters, Uwe Ditz (l.)<br />
07
Damir Fabij<strong>an</strong>i´c<br />
Heiner Leiska<br />
In Bale, einem Dorf in Istrien, realisierte das kroatische Architekturbüro 3lhd<br />
2007 eine neue Sporthalle, die mit ihrer etwas schroffen Außenfassade <strong>an</strong> die<br />
traditionellen Schäferhütten der Region erinnert. Die multifunktionale Halle ist<br />
nach der Kirche das größte Gebäude des Ortes (oben) Die leuchtenden, 60<br />
Meter hohen Stahltürme prägen den Charakter des konsequent rechtwinklig<br />
gehaltenen RheinEnergiestadion von gmp, das die Architekten für die Fußball<br />
WM 2006 umbauten (unten).<br />
des docks“, eine 5.000 Quadratmeter messende Bade<strong>an</strong>lage,<br />
die mit verschiedenen Becken, Anwendungsbereichen<br />
und Ruhezonen <strong>an</strong> <strong>an</strong>tike Thermen <strong>an</strong>knüpfen will.<br />
Schwarz lasierte Betonfertigteile bilden die äußere Hülle<br />
des flachen Gebäudes, im Inneren ist alles in Schneeweiß<br />
gehalten. Die Umhüllungen der einzelnen Badebereiche<br />
bestehen aus Quadern, Würfeln und Kuben, als h<strong>an</strong>dele es<br />
sich um ein überdimensionales Klötzchenspiel. Zugegeben,<br />
bei „Les bains des docks“ geht es sich nicht kaum darum, die<br />
Grundversorgung der Bevölkerung mit Schwimmbädern zu<br />
verbessern. Hier soll Architektur das ramponierte Image<br />
der Hafenstadt aufpolieren. „Perret, Niemeyer, Nouvel –<br />
drei Meister der Architektur“ wirbt das lokale Tourismusbüro.<br />
Das vertikale Sportzentrum<br />
Nicht immer indes sollen Sportbauten mit ihren großen<br />
Volumina ihre Umgebung beherrschen. Dem kroatischen<br />
Architekturbüro 3LHD ist es gelungen, eine zum Teil versenkte<br />
H<strong>an</strong>dballhalle durch eine topographisch geformte,<br />
von b<strong>an</strong>dartigen Strukturen übergriffene Struktur in einen<br />
Vorort von Rijeka zu impl<strong>an</strong>tieren. Die vertikale Stapelung<br />
von Sporteinrichtungen wird in zwei g<strong>an</strong>z unterschiedlich<br />
gearteten Konzepten in Caracas und Marseille erprobt. Im<br />
Barrio La Cruz der venezol<strong>an</strong>ischen Hauptstadt hat Urb<strong>an</strong><br />
Think T<strong>an</strong>k ein vertikales Sportzentrum errichtet. Da der<br />
einstige Fußballplatz von der dichten Häusermasse der<br />
Slums umbaut ist, entschied m<strong>an</strong> sich, in die Höhe zu<br />
erweitern und das Fußballfeld auf dem Dach neu zu installieren;<br />
<strong>an</strong>dere Sport<strong>an</strong>gebote finden auf den Ebenen darunter<br />
Platz. Ziel ist es nicht zuletzt, den Kindern und Jugendlichen<br />
eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung <strong>an</strong>zubieten.<br />
Bizarr schließlich mutet das Fußball-Etagenhaus „Le Bloc“<br />
nach dem Entwurf von MOA architecture aus Marseille <strong>an</strong>.<br />
Gegenüber von einem Multiplexkino in der Agglomeration<br />
der südfr<strong>an</strong>zösischen Metropole haben die Architekten<br />
eine roh wirkende viergeschossige Struktur errichtet, deren<br />
Erdgeschoss als Einstellhalle für Autos dient. Darüber<br />
befinden sich ein <strong>an</strong>gesagtes Restaur<strong>an</strong>t und schließlich,<br />
auf zwei Etagen <strong>an</strong>geordnet, Boxen für „Etagen-Fußball“<br />
samt Tribünen. „Etagen-Fußball“ ist eine Schrumpfform<br />
des Fußballs: Gespielt wird mit vier Spielern auf einem Feld<br />
von 10 x 3 Metern, und es gibt inzwischen sogar eine Liga<br />
dafür. Ob sich dieser Sport durchsetzt, bleibt ungewiss.<br />
Doch <strong>an</strong> Squashhallen oder Halfpipe-Parcours hätte vor<br />
einigen Jahrzehnten auch noch niem<strong>an</strong>d gedacht.<br />
Hubertus Adam ist Redakteur der Fachzeitschrift „archithese“ und arbeitet für<br />
diverse Tageszeitungen und Magazine. Zahlreiche Buchpublikationen, Buchbeiträge,<br />
Katalogaufsätze und Zeitschriftentexte über die Architektur des<br />
20. Jarhhunderts. Vor kurzem wurde Hubertus Adam zum neuen Leiter des<br />
Schweizerischen Architekturmuseums in Basel ern<strong>an</strong>nt.<br />
City-Br<strong>an</strong>ding à la Je<strong>an</strong> Nouvel:<br />
Mit „Les bains des docks“<br />
zitiert der Architekt in Le<br />
Havre <strong>an</strong>tike Thermen und<br />
sorgt für ein faszinierendes<br />
Spiel aus Quadern, Würfeln<br />
und Kuben.<br />
puls 03 | 2010
Rol<strong>an</strong>d Halbe; Philippe Ruault
Moderne Stadien sollen auch<br />
visuell in den B<strong>an</strong>n ziehen. So<br />
sorgen in der Rhein-Neckar-<br />
Arena mit dem Einsetzen der<br />
Dämmerung die 400 unter<br />
dem Dach platzierten Leuchtstoffleuchten<br />
für eine Portion<br />
Schwerelosigkeit.<br />
Das Stadion – ein technischer<br />
Hochleistungsbetrieb<br />
Sportstadien sind hoch emotionale Orte der Identifikation und Hingabe. Gleichzeitig<br />
h<strong>an</strong>delt es sich um moderne „locations“, die auf den Punkt genau und höchst<br />
effizient zu funktionieren haben. Wie sich all diese Faktoren unter einen Hut bringen<br />
lassen, schildert unser Autor <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d eines Beispiels aus der eigenen Praxis,<br />
der Rhein-Neckar-Arena in Sinsheim.<br />
Von Holger Wallmeier und Britta Tomaske Fotos Christi<strong>an</strong> Richters<br />
Auch wenn „eco sells“, grüne Label und Zertifikate en<br />
vogue sind und Journalisten und Laien wohlklingenden<br />
und möglichst komplexen technischen Lösungen a priori<br />
Anerkennung zollen, sind die besten, wirtschaftlichsten<br />
und effizientesten Lösungen meist unspektakulär. Oft ist<br />
es das Zusammenspiel vieler kleiner Maßnahmen, z. B. auf<br />
allen Stufen der Energieversorgung (Primärenergiebezug,<br />
Umw<strong>an</strong>dlung und Nutzung) und ihre Benutzer- und Wartungsfreundlichkeit,<br />
die ein technisches Konzept l<strong>an</strong>gfristig<br />
erfolgreich machen. Denn was nützt die beste Technik,<br />
wenn es niem<strong>an</strong>den gibt, der sie bedienen, optimieren und<br />
warten k<strong>an</strong>n, Ersatzteile teuer sind oder die Benutzer sie<br />
nicht <strong>an</strong>wenden? Die Bedeutung von Sicherheits-, Medienund<br />
Elektrotechnik für ein semi-öffentliches Großgebäude<br />
lässt sich am Beispiel der Rhein-Neckar-Arena belegen, die<br />
20<strong>09</strong> fertiggestellt wurde. Zunächst einmal kommen bei<br />
einem Stadion besondere Faktoren ins Spiel: Flutlicht und<br />
Beschallung des Großraums, große Medienwände, digitale<br />
Werbeb<strong>an</strong>den oder die Videoüberwachung der Zuschauer.<br />
DFL- und UEFA-Vorschriften spielen eine g<strong>an</strong>z wesentliche<br />
Rolle. So müssen eine leistungsstarke Flutlicht<strong>an</strong>lage, eine<br />
ausfallsichere Stromversorgung, ein modernes und effizientes<br />
öffentliches Kommunikationssystem, ein Überwa-<br />
» Micro<br />
chungssystem inklusive Kontrollzentrum, moderne<br />
Medientechnik oder Arbeitsplätze für Journalisten und<br />
Fernsehstudios vorh<strong>an</strong>den und perm<strong>an</strong>ent gewährleistet<br />
sein. Mit effizienten Materialien, Bauteilen und Technologien<br />
sowie einer optimierten Gebäudeautomation und<br />
einem optimal eingestellten Anlagebetrieb können trotzdem<br />
Ressourcen gespart werden.<br />
Störungsfreie Sicherheit<br />
Video-Überwachungstechnik ist ein wichtiger Best<strong>an</strong>dteil<br />
der DFL-Statuten zur Früherkennung von Störungspotenzialen.<br />
In der Rhein-Neckar-Arena werden Tribünenränge<br />
der Heim- und Gästef<strong>an</strong>s sowie die Eing<strong>an</strong>gsbereiche und<br />
Parkplätze mit Farbbildkameras in Schwenk-Neige-Technik<br />
videoüberwacht. Eine zusätzliche Kamera im Stadioninnenbereich<br />
k<strong>an</strong>n flexibel definierte Bereiche individuell<br />
einf<strong>an</strong>gen. Alle Kameras werden in der Sicherheitszentrale<br />
aufgeschaltet und lassen sich über insgesamt neun TFT-<br />
Monitore einzeln kontrollieren. D<strong>an</strong>k St<strong>an</strong>dbilderaufzeichnung<br />
und hochwertigem Ausdruck können Personen<br />
erk<strong>an</strong>nt und abgeglichen werden. Sicherheitstechnik heißt<br />
natürlich auch Br<strong>an</strong>dschutz. Bei einem öffentlichkeitsintensiven<br />
Gebäude wie einem Stadion muss die Br<strong>an</strong>dmel-<br />
11
detechnik lückenlos sämtliche Bereiche des Stadions einschließlich<br />
der Zwischendecken überwachen. Neben<br />
Dimension, Maßen und Komplexität der Anlagen stellte in<br />
Sinsheim die Erstellung der Br<strong>an</strong>dfallmatrix, d. h. Chronologie<br />
und Zusammenspiel aller Maßnahmen im Falle eines<br />
Br<strong>an</strong>des, die Pl<strong>an</strong>er vor eine weitere Herausforderung: In<br />
diesem Fall greifen nahezu zehn Gewerke der Br<strong>an</strong>dfallsteuerung<br />
inein<strong>an</strong>der und agieren parallel.<br />
Schaltstelle Gebäudeautomation<br />
Gebäudeautomation (GA), also die Gesamtheit von Überwachungs-,<br />
Steuer-, Regel- und Optimierungseinrichtungen<br />
in Gebäuden, führt g<strong>an</strong>z besonders in den technikintensiven<br />
Sportstätten zu Effizienz und gesteigertem Komfort.<br />
Beim Bau der Rhein-Neckar-Arena in Sinsheim etwa<br />
waren die Anforderungen u. a. eine einfache Bedienbarkeit<br />
der technischen Systeme, die konsistente Datenhaltung<br />
von Betriebsdaten, eine hohe Betriebssicherheit und<br />
Anlagenverfügbarkeit und Energieeffizienz. Diese Anforderungen<br />
konnten erfüllt werden, indem m<strong>an</strong> die technischen<br />
Gewerke konsequent zusammenführte. So waren<br />
eine zentrale Visualisierung mit Alarmm<strong>an</strong>agement und<br />
ein jederzeit nachvollziehbarer Anlagenbetrieb möglich.<br />
12<br />
Auch die Wechselwirkungen zwischen den Gewerken<br />
konnten so genutzt werden. Das integrierte System der<br />
Gebäudeleittechnik (GLT) schaffte eine effiziente und zentralisierte<br />
Parametrierung, Bedienung und Programmierung.<br />
Die Aufgaben der GLT, <strong>an</strong> die der überwiegende Teil<br />
der sicherheitstechnischen und haustechnischen Anlagen<br />
sowie die Kommunikations<strong>an</strong>lagen <strong>an</strong>geschlossen wurden,<br />
umfassen die Überwachung, Alarmierung und<br />
Zust<strong>an</strong>dsabfragen der <strong>an</strong>geschlossenen Untersysteme wie<br />
Heizung, Lüftung, Elektro- und Energiem<strong>an</strong>agementsystem.<br />
Die GLT erlaubt eine einheitliche Alarmbearbeitung<br />
aller Meldungen nach Prioritäten.<br />
Medientechnik<br />
D<strong>an</strong>k einem intelligenten GA-Konzept lassen sich<br />
Medientechnik und Gebäudeautomation (Beleuchtung,<br />
Sonnenschutz, Regulierung der Luftzirkulation usw.) einzeln<br />
oder kombiniert bedienen. Sogar individuelle Szenen<br />
und Stimmungen können erzeugt, gespeichert, hinterlegt<br />
und mit einem Knopfdruck aufgerufen werden. Beispiel:<br />
Zum Ende eines Spiels können die Lichter gedimmt, der<br />
Sonnenschutz ausgefahren und „Chill-out-Musik“ mit<br />
einem Zusammenschnitt des Spiels eingespielt werden.<br />
Funktionen wie Überwachung<br />
und Medientechnik müssen<br />
exakt funktionieren. Mit effizienten<br />
Materialien, Bauteilen,<br />
Technologien sowie einer<br />
Gebäudeautomation lassen<br />
sich Ressourcen sparen.<br />
puls 03 | 2010
Eine weitere Forderung der UEFA/DFL betrifft die Werbung<br />
per digitaler LED-B<strong>an</strong>de, die Spots und digitale Werbeb<strong>an</strong>ner<br />
per Computer einspielt: in Sinsheim realisiert,<br />
bisl<strong>an</strong>g aber noch immer eine Ausnahme.<br />
Intelligent und zukunftsfähig<br />
Immer wichtiger in Großgebäuden von Wirtschaft, Verwaltung<br />
und Unterhaltung ist das elektronische Zutrittskontrollsystem.<br />
Es sorgt nicht nur für ein bedienfreundliches<br />
und wartungsfreies Schließ- und Zug<strong>an</strong>gssystem,<br />
sondern ermöglicht auch individuelle Schließberechtigungen<br />
der einzelnen Schlüssel und Kontrolle aller<br />
Schließvorgänge – jeder Schließvorg<strong>an</strong>g wird mit Datum,<br />
Uhrzeit und Schlüsselinhaber gespeichert. Ein Stadion ist<br />
ein Großgebäude. Entsprechende Dimensionen und Verbräuche<br />
sind üblich. Bei einem Spiel beträgt der Stromverbrauch<br />
beispielsweise je Stunde ca. 2.500 Kilowattstunden,<br />
was dem jährlichen Verbrauch eines Zweipersonenhaushaltes<br />
entspricht. Es gibt über 1.400 Daten<strong>an</strong>schlüsse<br />
im gesamten Gebäude und getrennte Datennetze<br />
(intern/Verein, Catering, Presse, Sicherheitsträger/Polizei).<br />
Um eine maximale Betiebssicherheit zu gewährleisten,<br />
ist in Sinsheim das gesamte Stromnetz weit gefä-<br />
chert gepl<strong>an</strong>t, sämtliche Elektroverteilungen für Catering,<br />
Beleuchtung, allgemeine Verbraucher, Flutlicht und<br />
sicherheitsrelev<strong>an</strong>te Stromkreise sind getrennt. Die<br />
gesamte Beleuchtung wurde energiesparend gepl<strong>an</strong>t, es<br />
wurden vorwiegend energiesparende Downlights eingesetzt,<br />
die in den öffentlichen Bereichen auch dimmbar<br />
sind.<br />
Ein Stadion ist in vieler Hinsicht kompromisslos. Sicherheit,<br />
Übertragungsqualität, internationale Wettkampfrichtlinien,<br />
Führen und Versorgen der Zuschauer usw.<br />
erfordern hohen baulichen und energetischen Aufw<strong>an</strong>d,<br />
bieten aber gleichzeitig die Ch<strong>an</strong>ce zur Ausschöpfung von<br />
erheblichen Spar- und Effizienzpotenzialen. Dazu muss<br />
ein Gebäude keine Zertifizierung tragen, eine lebenszyklus-<br />
und effizienzorientierte Pl<strong>an</strong>ung mit einfachen, praxisnahen<br />
und wirtschaftlichen Technikkonzepten k<strong>an</strong>n<br />
hier einiges <strong>an</strong> Energien und Ressourcen sparen. Und dies<br />
nachhaltig.<br />
Dipl.-Ing. Holger Wallmeier ist Geschäftsführer der sig<strong>an</strong>et GmbH,<br />
einer hundertprozentigen Tochter der agn Niederberghaus & Partner<br />
GmbH.<br />
13
» Praxis<br />
Funkelnde Rennbahn<br />
Mit der Rennstrecke Yas Marina im Emirat<br />
Abu Dhabi ist die Formel 1 um eine Attraktion<br />
reicher. Die New Yorker Architekten Asymptote<br />
steuerten für das luxuriöse neue Areal auf der<br />
Halbinsel Yas eine L<strong>an</strong>dmarke bei: das Yas<br />
Marina Hotel.<br />
Von Lasse Ole Hempel<br />
Es waren Bilder wie aus einem Traum, die im November<br />
20<strong>09</strong> um die Welt gingen: Die hochgezüchtesten Rennwagen<br />
der Gegenwart rasen in dunkler Nacht durch eine hell<br />
erleuchtete, funkelnde Glitzerl<strong>an</strong>dschaft. Sie passieren<br />
einen Tunnel, streifen die Ausläufer einer mondänen Hafen<strong>an</strong>lage,<br />
um d<strong>an</strong>n – den visuellen Reiz auf die Spitze treibend<br />
– unter einer Brücke durchzutauchen, die zwei verführerisch,<br />
in den Farben Rot und Blau funkelnde, ungewöhnlich<br />
geschwungene Gebäudeflügel verbindet. Mit<br />
dem ersten Gr<strong>an</strong>d Prix von Abu Dhabi auf Yas Isl<strong>an</strong>d sind<br />
nun auch die Vereinigten Arabischen Emirate Teil des Formel-1-Zirkus.<br />
Die Strecke, die von dem Deutschen Herm<strong>an</strong>n<br />
Tilke entworfen wurde, ist in jedem Fall spektakulärer als<br />
die des Nachbarn Bahrain, der bereits 2003 bewiesen hat,<br />
dass m<strong>an</strong> durchaus Formel-1-Rennen in der Wüste fahren<br />
k<strong>an</strong>n. Wegen der Temperaturen bedarf es in Abu Dhabi hitzebeständigen<br />
Spezialasphalts, gestartet werden k<strong>an</strong>n daher<br />
erst am frühen Abend. Das Finale des Rennens fällt damit<br />
in die Nacht, es ist aber weniger das Flutlicht, das das<br />
Rennen zu einem visuellen Erlebnis macht, sondern Gebäude<br />
wie das Fünf-Sterne-Hotel Yas Isl<strong>an</strong>d, das zwei Tage vor<br />
der Rennpremiere auf der Halbinsel Yas eröffnet wurde.<br />
14
Einen Schleier ums Gebäude gelegt<br />
Das von dem New Yorker Büro Asymptote architecture entworfene<br />
Hotel bildet mit seinen beiden zwölfgeschossigen,<br />
futuristisch geschwungenen Volumen die ultimative Kulisse<br />
für den Großen Preis von Abu Dhabi. Das Hotel ist das<br />
architektonische Herzstück des ambitionierten 36 Milliarden<br />
Dollar schweren Masterpl<strong>an</strong>s für die Halbinsel Yas.<br />
Rund um die 5,5 Kilometer l<strong>an</strong>ge Strecke befinden sich<br />
sechs weitere Luxushotels, eine 60 Meter hohe VIP-Tribüne<br />
und ein Ferrari-Themenpark. Das Yas Hotel wurde von den<br />
New Yorker Architekten in eine leicht gewellte zweite Haut<br />
gehüllt, die sich wie ein locker gelegter Schleier um den<br />
Gebäudekern legt. Zum Areal gehören zwei Hoteltürme<br />
und jene für unzählige Medien abgelichtete Brücke, die in<br />
G<strong>an</strong>zschalenbauweise konstruiert wurde und die beiden<br />
Komplexe mitein<strong>an</strong>der verbindet. Die Gebäudehülle<br />
basiert auf einer Gitterstruktur, die wiederum aus 5.800<br />
16<br />
schwenkbaren Glasp<strong>an</strong>eelen besteht, die in ihrer Formgebung<br />
<strong>an</strong> Diam<strong>an</strong>ten erinnern. Die ungewöhnliche Hüllenstruktur<br />
wirkt als optisch verbindendes Element, verleiht<br />
dem Komplex eine Portion Leichtigkeit und sorgt durch die<br />
Glasp<strong>an</strong>eele für interess<strong>an</strong>t-schillernde Lichtreflexe, die in<br />
ihr Zusammenspiel sowohl die Meeresoberfläche, den<br />
Himmel und die umgebene Wüstenl<strong>an</strong>dschaft mit einbeziehen.<br />
Die Architekten H<strong>an</strong>i Rashid und Lise Anne Couture,<br />
die das Büro Asymptote 1989 gründeten und sich<br />
zunächst durch kühne, am Computer generierte urb<strong>an</strong>e<br />
Visionen einen Namen gemacht haben, wollten in Abu<br />
Dhabi eine moderne L<strong>an</strong>dmarke schaffen. Eine Kulisse mit<br />
absolutem Wiedererkennungswert, die auf das Medienspektakel<br />
Formel 1 reagiert und gleichzeitig in mehreren<br />
visuellen Rückgriffen auf die arabische Kultur Harmonie<br />
und Eleg<strong>an</strong>z ausstrahlt. Die Architekten rekurrieren dabei<br />
auch auf die in unmittelbarer Nachbarschaft gelegene<br />
Exklusivität trifft Formel 1: Die<br />
ungewöhnliche Gitterstruktur,<br />
die aus 5.800 schwenkbaren<br />
Glasp<strong>an</strong>eelen besteht, prägt<br />
das Verbindungselement, das<br />
die Rennstrecke überragt (r.).<br />
In den Innenräumen wird das<br />
gestalterische Element wieder<br />
aufgenommen (links).<br />
puls 03 | 2010
Marina – etwa indem sie sich für ein wellenförmiges Dach<br />
entschieden oder dafür sorgten, dass sich die beiden Gebäudeflügel<br />
im Grundriss die Silhouette eines Fisches ergeben.<br />
In der maritimen Umgebung bleibt das Hotel Yas jederzeit<br />
Fixpunkt des neuen Ensembles am Arabischen Golf.<br />
Neuer Superlativ<br />
Mit dem Bau des Yas Hotels versammelte sich einmal mehr<br />
internationales bautechnisches Know-how am Arabischen<br />
Golf: Für die Gitterstruktur sind unter <strong>an</strong>derem die Stuttgarter<br />
Bauingenieure Schlaich Bergerm<strong>an</strong>n ver<strong>an</strong>twortlich,<br />
die als technischer Partner nahezu alle Stadienbauten von<br />
gmp Architekten begleiten. Auf die aufwendige Beleuchtungstechnik<br />
des Hotels hat das internationale Ingenieurbüro<br />
ARUP maßgeblichen Einfluss gehabt. Im Inneren kommen<br />
moderne Anwendungen für mehr Komfort und Energieeffizienz<br />
zum Einsatz. In jedem Zimmer k<strong>an</strong>n der Gast<br />
bequem zwischen speziellen Lichtszenarien wählen –<br />
mittels im Raum verteilter Schalterelemente oder per Fernbedienung,<br />
mit der sich auch die Raumtemperatur regeln<br />
und die Vorhänge steuern lassen. In den Suiten leisten<br />
Busch-ComfortP<strong>an</strong>els® eine allumfassende Steuerung der<br />
Raumfunktionen, auch die Musikauswahl k<strong>an</strong>n der Gast<br />
über das Bedienelement vornehmen. Das Hotel verfügt<br />
über 13 behindertengerechte Einheiten, in denen KNX-<br />
Technik in einer akuten Notsituation das entsprechende<br />
Signal von mehreren Orten im Zimmer <strong>an</strong> die Rezeption<br />
sendet. Das gesamte Raum-M<strong>an</strong>agement-System des Hotels<br />
ist mit 14 KNX-Routern und einer Software zur Visualisierung<br />
ausgestattet, die dafür sorgt, dass das Hotel-M<strong>an</strong>agement<br />
jederzeit den Status eines jeden Zimmers abfragen<br />
k<strong>an</strong>n. Ob ein Zimmer nun gerade besetzt ist, gereinigt wird,<br />
oder der Gast gerade nicht gestört werden will – alle diese Informationen<br />
lassen sich bequem <strong>an</strong> zentraler Stelle ablesen.<br />
17
Detail<br />
Höhepunkt des Großen Preises<br />
von Abu Dhabi ist die<br />
Durchfahrt durch die geschwungene,<br />
in g<strong>an</strong>zschalenbauweise<br />
konstruierte Brücke,<br />
die die zwei Gebäudeflügel<br />
des Fünf-Sterne-Hotels Yas<br />
Isl<strong>an</strong>d verbindet (links).<br />
Obere vertikale Stützstrebe<br />
Horizontale Stützstrebe<br />
Knotenpunkt Glasp<strong>an</strong>ele<br />
Glasp<strong>an</strong>el<br />
Ring<strong>an</strong>kerverbindung<br />
Untere Stütze<br />
Die Zukunft der Formel 1<br />
Insgesamt ist das Areal um die neue Rennstrecke – wie<br />
sollte es in dem mit Rohölvorkommen verwöhnten Emirat<br />
<strong>an</strong>ders sein – ein Projekt der Superlative: Die 5,5, Kilometer<br />
l<strong>an</strong>ge Strecke des Großen Preis von Dubai ist die teuerste<br />
in der Geschichte der Formel 1. Wenn die Herrscher im<br />
mittlerweile von der Fin<strong>an</strong>zkrise <strong>an</strong>geschlagenen Dubai<br />
voller Stolz mit dem Burj Kalifa den höchsten Turm ihr<br />
Eigen nennen dürfen, wird Abu Dhabi zukünftig jährlich<br />
die Welt <strong>an</strong> den luxuriösen Renn-Parcours Yas Marine<br />
laden. Kritiker der neuen Strecke, die zunächst sieben<br />
Jahre l<strong>an</strong>g zum Formel-1-Zirkus gehören soll, bemängeln,<br />
dass trotz spektakulärer Effekte, Yas niemals zu den<br />
mythenbeladenen Rennen wie Le M<strong>an</strong>s oder Monte Carlo<br />
wird aufschließen können. Formel-1-Funktionär Bernie<br />
Ecclestone sieht die Sache allerdings g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>ders. „So<br />
sieht die Formel 1 der Zukunft aus“, rief er begeistert als<br />
Zeuge des Nachtrennens von Yas Isl<strong>an</strong>d aus. Am 14.<br />
November wird auf der Halbinsel Yas das letzte Rennen<br />
der Formel-1-Saison 2010 ausgetragen.<br />
Grundriss<br />
Bauherr<br />
Aldar Properties PJSC, Abu Dhabi<br />
Architekten<br />
Asymptote Architecture, New York<br />
Bautechnik<br />
Dew<strong>an</strong> Architects & Engineers, Abu Dhabi<br />
ARUP, New York<br />
» Praxis<br />
Die Glasp<strong>an</strong>ele der zweiten Gebäudehülle sorgen für interess<strong>an</strong>t-schillernde<br />
Lichtreflexe, die auf dem Dach das Blau von Himmel und Pool mit einbeziehen.<br />
Projektbeteiligte<br />
Integrierte Produkte von Busch-Jaeger<br />
KNX-Sensoren, KNX-Dimmer, KNX-Raumtemperaturregler,<br />
Busch-ComfortP<strong>an</strong>el® sowie<br />
Busch-Infoline als Notrufsystem in den behindertengerechten<br />
Zimmern<br />
19
» Praxis<br />
Wiedersehen mit der<br />
Festung Tivoli<br />
Das alt-ehrwürdige Tivoli Stadion, in dem die Alem<strong>an</strong>nia aus Aachen<br />
seinen Zuschauern mitreißende Spiele bieten konnte, war in die Jahre<br />
gekommen. Der 20<strong>09</strong> eröffnete Neubau braucht aber den Vergleich<br />
mit seinem berühmten Vorgänger nicht zu fürchten. Den Charme der<br />
Kult-Arena Tivoli haben die Architekten gekonnt in die Neuzeit übersetzt.<br />
Von Ralf Johnen<br />
Ein repräsentatives Aushängeschild, ein effizientes Raumnutzungskonzept,<br />
zeitgemäßer Komfort für Spieler und<br />
Zuschauer und nicht zuletzt deutlich erweiterte Kapazitäten<br />
für F<strong>an</strong>s und Geldgeber: Das sind gemeinhin die Faktoren,<br />
die einen Fußballverein zum Neubau eines Stadions<br />
motivieren. Vor allem für die eingefleischtesten F<strong>an</strong>s aber<br />
gehen dafür meist ein Stück Geschichte und viel Identität<br />
verloren. Zudem hat sich so m<strong>an</strong>ches ehrwürdige Stadion<br />
als eine Art Festung etabliert: Die Alem<strong>an</strong>nia aus Aachen<br />
etwa konnte in den Jahren 2004 bis 2007 auf ihrem alten<br />
Tivoli den großen FC Bayern drei Mal in die Knie zwingen.<br />
Alem<strong>an</strong>nia-Br<strong>an</strong>ding<br />
Im Falle des Tivoli fiel der Abschied aber auch deshalb<br />
besonders emotional aus, weil die Arena der Alem<strong>an</strong>nia seit<br />
dem 3. Juni 1928 in Betrieb war. Baufällige Treppen und Zäune,<br />
den Gegnern kaum noch zumutbare Umkleidekabinen,<br />
der generelle Eindruck von Baufälligkeit und das Fehlen der<br />
heutzutage für die Umsätze so wichtigen Business-Lounges<br />
zw<strong>an</strong>gen den Verein jedoch zum H<strong>an</strong>deln. Im Jahr 2007, als<br />
die Grenzstädter nach einer scheinbar ewigen Durststrecke<br />
mal wieder eine Saison in der Bundesliga verbringen durf-<br />
20<br />
ten, erhielt das Büro „agn“ aus Ibbenbüren den Zuschlag für<br />
die Konzeption des neuen Tivoli. Projektleiter war seinerzeit<br />
Stef<strong>an</strong> Nixdorf, für dessen Entwurf im Rahmen einer internen<br />
Prüfung auch 58 Prozent der befragten Alem<strong>an</strong>nia-F<strong>an</strong>s<br />
stimmten. Realisiert wurde die Arena für 32.900 Zuschauer<br />
von der Hellmich-Gruppe, die neben zahlreichen <strong>an</strong>deren<br />
Stadien auch für die Veltins Arena von Schalke 04 ver<strong>an</strong>twortlich<br />
zeichnet. Die Interessen des Vereins vertrat Steph<strong>an</strong><br />
v<strong>an</strong> der Kooi. In der Spielzeit 20<strong>09</strong>/10 konnte das 50<br />
Millionen Euro teure Stadion schließlich in Betrieb genommen<br />
werden. Nur einen Steinwurf vom alten Tivoli entfernt,<br />
fällt es heute schon von weitem durch sein Alem<strong>an</strong>nia-<br />
Br<strong>an</strong>ding auf: Die Vereinsfarben Schwarz und Gelb finden in<br />
der Konstruktion der Außenhülle großzügig Verwendung.<br />
Von Sichtbeton über zwei Glasgürtel bis hin zum Wellblech<br />
der Dachkonstruktion ist die Fassade zudem eine Kombination<br />
aus den gängigen Materialien sachlicher Stadionarchitektur.<br />
Trotz aller gebotenen Funktionalität mochten die<br />
Stadionschöpfer nicht darauf verzichten, ein Charakteristikum<br />
des von den F<strong>an</strong>s so geliebten Vorgängers aufzugreifen:<br />
Der neue Tivoli versucht nicht den Eindruck zu erwecken,<br />
in einer Metropole zu stehen. Stattdessen setzt er auf<br />
In Schwarz-Gelb gehüllt: Die<br />
Vereinsfarben dominieren sowohl<br />
die Fassade des Stadions<br />
als auch die Tribünenbereiche.<br />
Ein hoher Wiedererkennungswert<br />
ist damit gar<strong>an</strong>tiert.<br />
puls 03 | 2010
» Praxis<br />
die bewährte Beschränkung auf nur einen R<strong>an</strong>g. Dadurch<br />
sind Intimität und Kompaktheit der Spielstätte gewährleistet.<br />
Um den F<strong>an</strong>s eine möglichst große Nähe zum Spielfeld<br />
zu ermöglichen, geht die Konstruktion zudem bis <strong>an</strong> die<br />
Grenzen des deutschen Baurechts. Die Sitze sind in einem<br />
Winkel von mehr als 30 Grad überein<strong>an</strong>der gereiht,<br />
wodurch laut Geschäftsführer Frithjof Kraemer ein Spagat<br />
gelingt, der den Fußball-M<strong>an</strong>ager glücklich stimmt: Die Arena<br />
kombiniert typische Alem<strong>an</strong>nia-Stimmung mit optimaler<br />
Wertschöpfung.<br />
Pure Emotion und englische Verhältnisse<br />
Gelbe und schwarze Sitzschalen akzentuieren die Farbenlogik<br />
des westdeutschen Traditionsclubs auch im Innenraum<br />
und gar<strong>an</strong>tieren so einen hohen Wiedererkennungswert,<br />
der bei der medialen Verbreitung von Fotos und Filmen aus<br />
dem Stadioninneren eklat<strong>an</strong>t wichtig ist. In der konsequent<br />
eckigen Arena allerdings sind die Vereinsfarben auf einer<br />
auffällig großen Fläche ausgespart: Der Tivoli verfügt in der<br />
22<br />
neuen Südkurve über eine ungewöhnlich große Stehplatztribüne,<br />
die Platz für knapp 10.600 F<strong>an</strong>s bietet. Ein Gar<strong>an</strong>t<br />
für geballte verbale Kraft, die auch in Zukunft einen jeden<br />
Gegner einschüchtern soll. Hoch liegende Tribünenzugänge<br />
ermöglichen den F<strong>an</strong>s zudem einen fast hautnahen Kontakt<br />
zu den Akteuren: Die erste Reihe befindet sich nur 80 Zentimeter<br />
über dem Spielfeldniveau. Der Abst<strong>an</strong>d von den Tribünen<br />
zur Torlinie beträgt jeweils 7,50 Meter, entl<strong>an</strong>g der<br />
Seitenlinien sind es 6 Meter: Das Fundament für „40 Reihen<br />
pure Emotion“, wie es die Ver<strong>an</strong>twortlichen der Alem<strong>an</strong>nia<br />
ausdrücken. Auf die „englischen Verhältnisse“, also die über<br />
Jahrzehnte hinweg lieb gewonnene Nähe zum Spielgeschehen,<br />
muss das Publikum auch im neuen Tivoli nicht verzichten.<br />
Was die Zuschauergunst <strong>an</strong>geht, blieb in der verg<strong>an</strong>genen<br />
Saison allerdings noch Spielraum nach oben. Ausverkauft<br />
nämlich war nur das erste Heimspiel gegen den FC St.<br />
Pauli. Dennoch aber konnte sich die Alem<strong>an</strong>nia in einer<br />
sportlich nur mäßig erfolgreichen Saison 20<strong>09</strong>/10 über<br />
einen Zuschauerschnitt von 22.252 freuen. Nach den Fuß-<br />
Der neue Tivoli ist in seinem<br />
g<strong>an</strong>zen Erscheinungsbild<br />
nicht nur eleg<strong>an</strong>ter als sein<br />
Vorgänger, er fasst auch<br />
mehr Zuschauer. Die konsequent<br />
eckige Formgebung<br />
macht ihn unverwechselbar.<br />
puls 03 | 2010
Grundriss<br />
ballhochburgen Kaiserslautern und Düsseldorf der drittbeste<br />
Wert der Liga – und eine Zahl, die um 1.000 über der letzten<br />
Kapazität des alten Tivoli liegt. Die Wertschöpfung also<br />
hat sich tatsächlich bereits positiv entwickelt – mit Spielraum<br />
nach oben, wenn der Verein denn wieder ins Fußballoberhaus<br />
einziehen sollte. Hierfür k<strong>an</strong>n das ebenfalls neu<br />
konzipierte Trainingsareal den Grundstein legen: Die Trainingsinfrastruktur<br />
für Lizenzspieler und Nachwuchsbereich<br />
wurde verbessert. Die Alem<strong>an</strong>nia verfügt nun über fünf<br />
Großspielfelder, dazu gehören zwei Kunstrasenfelder, die<br />
auf dem Dach des <strong>an</strong>grenzenden Parkhauses <strong>an</strong>gelegt wurden.<br />
Eine Rückkehr zum alten Tivoli ist ausgeschlossen.<br />
Zwar wurden noch keine endgültigen Fakten geschaffen,<br />
doch es sieht d<strong>an</strong>ach aus, als würde die geschichtsträchtige<br />
Arena Anf<strong>an</strong>g 2011 abgerissen. Auch für diesen Fall haben<br />
die Architekten vorgesorgt: Um Nostalgikern eine Stätte der<br />
Meditation zu bieten, wurde zum Beispiel die – zuletzt oft<br />
defekte – Stadionuhr des alten Tivoli in die neue Arena<br />
impl<strong>an</strong>tiert. Als eine Art Reliquie.<br />
Alem<strong>an</strong>nia-Br<strong>an</strong>ding bis ins letzte Detail: Bei dem<br />
Schalterprogramm entschied m<strong>an</strong> sich für Busch-<br />
Jaeger und die Programmserie future ® linear“ – in<br />
einer Sonderausführung mit dem Alem<strong>an</strong>nia-Wappen<br />
auf der Schalterwippe.<br />
Projektbeteiligte<br />
Bauherr<br />
Projektgesellschaft Stadionbau,<br />
Alem<strong>an</strong>nia Aachen GmbH<br />
Architekt<br />
agn Niederberghaus & Partner<br />
(Entwurf, Konzept und Genehmigungspl<strong>an</strong>ung)<br />
Haustechnik<br />
Integrierte Produkte von Busch-Jaeger:<br />
Bedienelemente der Schalterserie future® linear<br />
(Sonderausführung mit dem Alem<strong>an</strong>nia-Wappen<br />
auf der Schalterwippe)<br />
23
» Praxis<br />
Viel Luft nach oben<br />
Dass ein potenter Sponsor einen kleinen Fußballverein nach oben katapultieren<br />
k<strong>an</strong>n, hat das Beispiel der TSG Hoffenheim gezeigt. Der FC Ingolstadt 04<br />
spielt noch in der 2. Liga, hat mit dem Audi-Sportpark aber gerade ein<br />
nagelneues, modernes Stadion bekommen. Selbstverständlich weckt das bei<br />
den Ver<strong>an</strong>twortlichen die Hoffnung, sportlich in <strong>an</strong>dere Gefilde vorzustoßen.<br />
Von Fr<strong>an</strong>ziska Bettac Fotos Stef<strong>an</strong> Bösl<br />
Mit einem starken Sponsor <strong>an</strong> der Seite und großen Ambitionen<br />
im Gepäck, beschloss der Vorst<strong>an</strong>d des FC Ingolstadt<br />
04 Ende 2008, auf Konversionsflächen einer Raffinerie<strong>an</strong>lage<br />
ein neues Stadion zu errichten. Da die Sondergenehmigung<br />
des DFB für das bisherige, jedoch baulich marode<br />
Tuja-Stadion auslief, blieb keine Zeit für ein aufwendiges<br />
Wettbewerbsverfahren. Vier Pl<strong>an</strong>ungsteams reichten im<br />
Frühjahr 20<strong>09</strong> ihre Entwürfe ein, wovon ar.te pl<strong>an</strong> aus Dortmund<br />
in Zusammenarbeit mit dem Generalunternehmer<br />
Hellmich aus Dinslaken den Zuschlag bekam.<br />
Reibungslose Abläufe im Stadion<br />
Die Tribünen für 9.000 Sitz- und 6.000 Stehplätze, die<br />
Zugänge sowie die Serviceeinrichtungen im Umlauf wurden<br />
im Audio Sportpark aus Fertigbetonteilen errichtet, nur<br />
so konnte der strenge Kosten- und Zeitpl<strong>an</strong> eingehalten<br />
werden. Die vollständige Überdachung der Ränge realisierten<br />
die Architekten in einer einfachen Stahlkonstruktion<br />
mit Trapezblecheindeckung. Trotz der extrem kurzen Pl<strong>an</strong>ungszeit,<br />
legten Verein und Stadionsbetreiber viel Wert<br />
auf funktionale Abläufe und einen großen Komfort für<br />
F<strong>an</strong>s, Sponsoren und Spieler. Insbesondere die große Anzahl<br />
24<br />
<strong>an</strong> relativ kleinen „Mundlöchern“, den Zugängen ins Stadion,<br />
gar<strong>an</strong>tiert kurze Wege über maximal zehn Plätze zum<br />
eigenen Sitz und erzeugt auch ein kompaktes Tribünenbild.<br />
Der Lärm und die Stimmung werden dadurch, so hofft m<strong>an</strong>,<br />
im Sportpark verbleiben und den Stadionkessel zum Kochen<br />
bringen. Ein vollflächig verglaster Funktions- und Verwaltungsblock<br />
empfängt die <strong>an</strong>kommenden Besucher. Neben<br />
der Rezeption befindet sich die Geschäftsstelle des Vereins<br />
und der F<strong>an</strong>shop, auch die Kabinen der M<strong>an</strong>nschaften und<br />
ein großzügiger Pressebereich sind im barrierefrei zugänglichen<br />
Erdgeschoss untergebracht. Die beiden oberen<br />
Geschosse beherbergen das VIP-Restaur<strong>an</strong>t und die insgesamt<br />
19 Businesslogen , die von Unternehmen für mindestens<br />
drei Jahre <strong>an</strong>gemietet und d<strong>an</strong>n auch nach ihren Vorstellungen<br />
ausgestattet werden können. Für die Gestaltung<br />
der Hauptloge für Audi und der Restaur<strong>an</strong>tzone zeichnet<br />
Thorsten Wagner von Raumwerk Fr<strong>an</strong>kfurt ver<strong>an</strong>twortlich,<br />
der bereits mehrere Autohäuser und Präsentationsräume<br />
der Audi AG entworfen hat. Edle Holzoberflächen für Tische<br />
und Böden lockern die <strong>an</strong>sonsten schwarz-weiße Einrichtung<br />
auf. Der VIP-Bereich ist mit roten und cremefarbenen<br />
Stühlen des italienischen Herstellers Arper eingerichtet.<br />
Farbkontraste in Rot und sattem<br />
Grün bestimmen den<br />
Blick in den neuen Audi Sportpark<br />
des FC Ingolstadt 04.<br />
Steile, vollüberdachte Ränge<br />
und ein großes Stehplatzkontingent<br />
sorgen für gute Stimmung<br />
bei Heimspielen.<br />
puls 03 | 2010
Flachbildschirme, integrierte Hochleistungsboxen sowie<br />
ein modernes Gebäudesteuerungssystem mit Touchp<strong>an</strong>el,<br />
das Licht, Jalousien und Klimatisierung kontrolliert, lassen<br />
auch technisch keine Wünsche offen.<br />
Open-Air-Konzerte und nagelneue Karosserien<br />
Neben Fußballevents soll vor allem die in mehrere Bereiche<br />
unterteilbare VIP-Zone für Business-Ver<strong>an</strong>staltungen<br />
genutzt werden. In Ingolstadt gibt es bisher kein Kongresszentrum,<br />
das Ver<strong>an</strong>staltungen mit Catering von 10 bis 1500<br />
Personen ermöglicht, somit hoffen die Betreiber auf regen<br />
Zuspruch. Eine große Öffnung in der Fassade des 1. OG mit<br />
<strong>an</strong>fahrbarer Hebebühne ermöglicht es insbesondere dem<br />
Hauptsponsor, mitten im großzügigen Restaur<strong>an</strong>t seine<br />
Produktneuheiten zu präsentieren: An Spieltagen wird das<br />
jeweils aktuelle Audi-Modell zwischen Stehtischen und<br />
Buffet glänzen. Eine weitere Nutzungsmöglichkeit stellen<br />
Open-Air-Ver<strong>an</strong>staltungen dar, das Stadion k<strong>an</strong>n Konzerte<br />
für bis zu 12.000 Personen ausrichten. Zwei der ebenerdigen<br />
Spielfeldzugänge erlauben selbst einem großen LKW,<br />
26<br />
direkt auf den Rasen zu fahren, um Bühnenelemente vor<br />
Ort zu tr<strong>an</strong>sportieren.<br />
Regenerative Energie und Wassernutzung<br />
Stolz präsentiert das Stadionm<strong>an</strong>agement den Bau als<br />
„eines der ökologischsten Stadien Europas“. Die Solar<strong>an</strong>lage<br />
auf dem Tribünendach erzeugt 400.000kWh pro Jahr,<br />
auch <strong>an</strong> eine Grundwassernutzung zur Rasenbewässerung<br />
der Spiel- und Trainingsplätze und wasserlose Urinale wurde<br />
gedacht. Die F<strong>an</strong>s können mit Bus oder Fahrrad bequem<br />
zum Spiel gel<strong>an</strong>gen, Fahrradstellplätze und Busshuttle sind<br />
eingerichtet. Dafür leistet m<strong>an</strong> sich eine Flutlicht<strong>an</strong>lage<br />
mit 1.200 Lux statt der vom DFB geforderten 800 Lux, die<br />
von zwölf hoch aufragenden Fluchtlichtrahmen aus das<br />
Spielfeld in gleißendes Licht tauchen. Die Stärken des Audi<br />
Sportpark liegen sicherlich in der guten Org<strong>an</strong>isation, der<br />
technischen Ausstattung und den durchdachten Grundrissen.<br />
Dieses Stadion hält, was es verspricht: kurze Wege,<br />
optimierte Abläufe und klare schlichte Formen, die sich im<br />
einheitlichen Design der Verkaufskioske und Toiletten<br />
Eine großzügige Glasfassade<br />
empfängt die Besucher und<br />
erlaubt Einblicke in den VIP-<br />
Bereich (oben). Zu diesem<br />
gehören 19 Business-Logen,<br />
die für mindestens drei Jahre<br />
gemietet werden (rechts).<br />
puls 03 | 2010
Schnitt<br />
Grundriss<br />
ebenso niederschlagen wie in H<strong>an</strong>dläufen, Mülleimern<br />
und Drehkreuzen, den oftmals vernachlässigten Ausstattungselementen<br />
der Architektur.<br />
Große Zukunftspläne<br />
L<strong>an</strong>gfristig pl<strong>an</strong>t der Verein, seine Gesamtaktivitäten mit<br />
Vereinsheim und zusätzlichen Trainingsplätzen <strong>an</strong> der<br />
Scheelestraße zu bündeln. Nun heißt es jedoch erst einmal,<br />
den Ligenplatz zu halten und im neuen Stadion heimisch<br />
zu werden. Sollte dem Verein gar der Aufstieg in die 1. Bundesliga<br />
gelingen, ist in der aktuellen Konzeption bereits die<br />
Erweiterung mitgedacht: Auf die bestehenden Tribünen<br />
lassen sich zusätzliche Ränge aufstocken, und die Infrastruktur<br />
ist bereits für größere Zuschauerzahlen ausgelegt.<br />
So bleibt nur, dem FC Ingolstadt 04 zu seinem sportlichen<br />
Ehrgeiz für einen Erweiterungsbau auch verstärkte architektonische<br />
Ambitionen zu wünschen, – eine etwas spektakulärere<br />
Dachkonstruktion könnte m<strong>an</strong> sich vorstellen, um<br />
in Zukunft nicht nur Fußball-, sondern auch Architekturf<strong>an</strong>s<br />
in die oberbayrische Donaustadt zu locken.<br />
Projektbeteiligte<br />
Bauherr<br />
FC Ingolstadt 04 Stadionbetreiber GmbH, Ingolstadt<br />
Architekten<br />
ar.te pl<strong>an</strong>, Dortmund<br />
Generalunternehmer<br />
Hellmich-Gruppe, Dinslaken<br />
Integrierte Produkte von Busch-Jaeger<br />
Bedienelemente der Schalterserie future® linear,<br />
teilweise mit rotem Rahmen der Schalterserie<br />
Busch-axcent.<br />
27
28<br />
Schöne Aussichten<br />
Selbstverständlich überlassen Pl<strong>an</strong>er bei den prestigeträchtigen sportlichen Großereignissen<br />
der Zukunft wenig dem Zufall. G<strong>an</strong>ze Städte und Regionen werden umfassend neu<br />
gepl<strong>an</strong>t und mit originellen Ideen für die Infrastruktur verknüpft. Die überzeugendsten<br />
Sportstätten der Zukunft strahlen positiv auf ihre Umgebung ab und liefern viele Impulse.<br />
gmp: Stadion M<strong>an</strong>aus, Brasilien<br />
Der brasili<strong>an</strong>ische Fußballbund feiert 2014 sein 100-jähriges Bestehen, und so ist es auch nicht verwunderlich, dass das L<strong>an</strong>d des Rekord-<br />
Turniersiegers den Zuschlag für die Weltmeisterschaft von 2014 erhielt. Im Nordwesten des L<strong>an</strong>des, mitten im tropischen Regenwald am<br />
Amazonas, liegt die Stadt M<strong>an</strong>aus, hier soll ein ehrgeiziger, weil besonders nachhaltiger Stadionentwurf verwirklicht werden. Die ehemalige<br />
Kautschukmetropole ist heute vor allem ein Anziehungspunkt für Ökotouristen und Ausg<strong>an</strong>gspunkt vieler Dschungeltouren. Aufgrund<br />
des feucht-tropischen Klimas ist täglich mit starken Regenschauern zu rechnen. Inspiriert von der Formenvielfalt des Urwaldes<br />
besteht die Dachkonstruktion aus einem Netz sich gegenseitig stützender Kragarme, die gleichzeitig als große Wasserrinnen fungieren,<br />
um das Dach selbst bei enormer Wassermenge effektiv zu entwässern. Die Dachhaut aus tr<strong>an</strong>sluzentem Glasfasergewebe hat eine spezielle<br />
Beschichtung, die die Wärme reflektiert und ein Aufheizen der Tribünen verhindert. Die Architekten streben für das Stadion eine<br />
Umwelt-Zertifizierung nach dem strengen amerik<strong>an</strong>ischen LEED-System <strong>an</strong>, welches nicht nur die Energiebil<strong>an</strong>z des Gebäudes bewertet,<br />
sondern auch Herstellung, Tr<strong>an</strong>sport und Entsorgung des Baumaterials sowie den Betrieb der Baustelle in die Beurteilung mit einbezieht.<br />
gmp Architekten<br />
puls 03 | 2010
AS & P<br />
AS-P: Bewerbung zur Fußball-WM 2022, Katar<br />
In der Geschichte der FIFA Fußballweltmeisterschaft hat<br />
das Event bisl<strong>an</strong>g noch niemals in einen L<strong>an</strong>d des Mittleren<br />
Ostens stattgefunden. Daher wurde die Präsentation der Stadienentwürfe<br />
zur Bewerbung des Wüstenstaats Katar für die<br />
FIFA-Weltmeisterschaft 2022 mit großer Sp<strong>an</strong>nung erwartet.<br />
Die neuen Stadien können, als besonderes Detail, mit einer<br />
Weltneuheit aufwarten: Eine CO2-neutrale Technologie wird die<br />
Kühlung der Sportstätten, F<strong>an</strong>feste und Ausbildungszentren<br />
sicherstellen. Drei neu gepl<strong>an</strong>te und zwei zu s<strong>an</strong>ierende Stadien<br />
wurden vorgestellt. Das Al Shamal-Stadion im Norden Katars<br />
mit 45.120 Plätzen ist der traditionellen Form der lokalen<br />
Fischerboote nachempfunden. Die Form des Al Khor-Stadions,<br />
im Nordosten des Emirats gelegen, wurde nach einem asymmetrischen<br />
Muschelmotiv entwickelt. 45.330 Zuschauer sollen in<br />
diesem Stadion Platz finden. In der Nähe der Hauptstadt Doha<br />
soll das existierende Al Gharafa-Stadion erweitert werden,<br />
sodass die Zuschauerzahl bei 44.740 liegen wird. Aus den L<strong>an</strong>desfarben<br />
aller qualifizierten Turnierteilnehmer soll die bunte<br />
Fassade des Stadions gewoben werden und so Freundschaft,<br />
Toler<strong>an</strong>z und Fairplay symbolisieren. Das renommierte Stadtpl<strong>an</strong>ungsbüro<br />
Albert Speer & Partner aus Fr<strong>an</strong>kfurt hat den<br />
Masterpl<strong>an</strong> inklusive aller notwendigen Infrastruktur entwickelt<br />
und wird den weiteren Projektverlauf steuern. Ein neues<br />
Metro-Netz mit einer Gesamtlänge von 320 Kilometern soll 2021<br />
fertiggestellt sein, was dem sehr kompakten Austragungskonzept<br />
zusätzlich zu Gute kommt: Da alle Stadien innerhalb einer<br />
Stunde Fahrt von der Hauptstadt Doha erreichbar sind, k<strong>an</strong>n<br />
der F<strong>an</strong> mehr als ein Spiel pro Tag zu besuchen. Die Stadien sind<br />
<strong>an</strong> das Schnellstraßennetz Katars <strong>an</strong>gebunden; einige Stadien<br />
könnten sogar mit Wassertaxis <strong>an</strong>gefahren werden.<br />
» Visionen
Njiric+<br />
West 8<br />
West 8: Berliner Spielwiesen, Deutschl<strong>an</strong>d<br />
Auf der Suche nach einer sinnvollen Nachnutzung des 420 Hektar großen Flughafenareals Tegel in Berlin haben sich die niederländischen L<strong>an</strong>dschaftsarchitekten West8<br />
mit einem besonders attraktiven Konzept hervorget<strong>an</strong>. Ihre Idee der „Berliner Spielwiesen“ schlägt einen großen Freizeit-, Event- und Sportpark vor. West8 regen auch<br />
eine Olympia-Bewerbung der Stadt mit den vorh<strong>an</strong>denen Flächen <strong>an</strong>. Die Spielwiesen sollen naturnahe Freizeit- und Sportnutzungen ermöglichen. Auf das aufwendige<br />
Mähens der Flughafenwiesen will m<strong>an</strong> verzichten, vielmehr wird zukünftig eine Herde halbwilder Weidetiere für einen kurzen Rasen sorgen. Der vorh<strong>an</strong>dene Flughafensee<br />
wird erweitert und <strong>an</strong> das Berliner Wassersystem <strong>an</strong>geschlossen und k<strong>an</strong>n so Ruderern, K<strong>an</strong>ufahrern und Tretbootfreunden Trainingsmöglichkeiten bieten. Der<br />
Mountainbike-Parcours, die BMX-Bahn, der künstliche Rodelhügel (errichtet aus den Trümmern der entfernten Start- und L<strong>an</strong>debahn) und ein großer Campingplatz sind<br />
weitere Attraktionen des Entwurfs für das frei werdende Gelände.<br />
Njiric +: Za(breg) 2012, Kroatien<br />
Den Bilbao-Effekt provozieren und Zagreb zu einer architektonischen<br />
Ikone verhelfen, war Leitidee von Njiric +<br />
Architekten für ihren Entwurf des neuen Stadions<br />
Za(breg) 2012. Kaum waren die Ergebnisse des Wettbewerbs<br />
veröffentlicht, hatte der Siegerentwurf den Spitznamen<br />
„Blauer Vulk<strong>an</strong>“ weg – ein erstes Indiz dafür,<br />
dass die Rechnung der Architekten, eine symbolhafte<br />
Architektur zu schaffen, aufgehen dürfte. Das neue Stadion<br />
ist in einen künstlichen Berg aus recycelten Autoreifen<br />
eingegraben und bildet – ähnlich dem griechischen<br />
Amphitheater – einen Hügel. Damit passt das Stadion<br />
gut in das Stadtentwicklungskonzept Zagrebs, welches<br />
drei Erhebungen für den Sport vorsieht: Medvednica<br />
heißt der Hausberg zum Skifahren, die ehemalige<br />
Deponie Jakuševac soll zum zentrumsnahen Freizeithügel<br />
werden – und nun eben ein Vulk<strong>an</strong> für den Fußball.<br />
Die äußere Form, die Topographie des Stadions, soll weitere<br />
Sportarten wie Skateboarden oder Klettern ermöglichen.<br />
Ein Heliumballon schwebt derweil über dem Stadion<br />
und zeigt den aktuellen Spielst<strong>an</strong>d <strong>an</strong>.<br />
puls 03 | 2010
NBBJ: Dali<strong>an</strong> Fußballstadion, China<br />
Dali<strong>an</strong> ist mit etwa sechs Millionen Einwohnern<br />
eine wichtige Hafenstadt, sie liegt direkt <strong>an</strong> der<br />
Südspitze der Halbinsel Liaodong im Nordosten<br />
Chinas. Seit Mitte der 1<strong>99</strong>0er-Jahre hat die Stadt<br />
– wie so viele in China – ein umf<strong>an</strong>greiches<br />
Stadterneuerungsprogramm begonnen, in dessen<br />
Zuge insbesondere die Uferbereiche der<br />
Stadt revitalisiert werden sollen: weniger Industrie,<br />
mehr Freizeit. Im Rahmen dieser Erneuerung<br />
wurde ein internationaler Wettbewerb ausgeschrieben,<br />
der dem örtlichen Fußballverein<br />
Dali<strong>an</strong> Shide ein neues Stadion bringen soll – der<br />
Klub gilt mit acht nationalen Meistertiteln seit<br />
1<strong>99</strong>4 als Chinas erfolgreichster Fußballverein,<br />
und der Stadionneubau soll diesen Ruhm <strong>an</strong>gemessen<br />
mehren. Innerhalb des Wettbewerbs hat<br />
das US-amerik<strong>an</strong>ische Büro NBBJ mit einem<br />
spektakulären Stadionentwurf auf sich aufmerksam<br />
gemacht: Die Stadionschüssel erscheint<br />
<strong>an</strong> ihrer zum Meer gew<strong>an</strong>dten Seite wie<br />
aufgeschnitten. Von den begrünten, hoch aufragenden<br />
Tribünen können die Zuschauer sowohl<br />
gesp<strong>an</strong>nt das Spiel verfolgen als auch gelassen<br />
übers Meer blicken. Die Beschattung erfolgt<br />
über ein Kabel- und Seilsystem, das flatternde<br />
Stoffbahnen über den F<strong>an</strong>s aufsp<strong>an</strong>nen soll.<br />
NBBJ
» Zu Besuch<br />
Identität und<br />
Intimität<br />
Seit dem Umbau des traditionsreichen Feyenoord<br />
Fußballstadions in Rotterdam gilt das<br />
Amsterdamer Büro Zwarts & J<strong>an</strong>sma in Holl<strong>an</strong>d<br />
als führend im Bereich der Sportbauten. Im<br />
Gespräch mit puls erzählt Rein J<strong>an</strong>sma, dass<br />
das Büro mittlerweile sogar <strong>an</strong> der Bewerbung<br />
für die Olympischen Spiele 2028 beteiligt ist.<br />
Von Lasse Ole Hempel<br />
Gegründet wurde das Büro 1<strong>99</strong>0 von Professor Moshé<br />
Zwarts und Rein J<strong>an</strong>sma. Zum Portfolio gehören Großprojekte<br />
wie Sport- und Freizeitgebäude sowie umf<strong>an</strong>greiche<br />
Modernisierungen von Infrastrukturen. Das Büro hat bisl<strong>an</strong>g<br />
unter <strong>an</strong>derem mehrere Designpreise, den MIPIM<br />
Future Projects Award und den niederländischen Sport &<br />
Freizeit Preis erhalten. Zwarts & J<strong>an</strong>sma wird heute von<br />
Rein J<strong>an</strong>sma, Reinald Top und Rob Torsing geleitet.<br />
Der Bau von Stadien ist ein spezieller Bereich. Wie sind<br />
Sie dazu gekommen?<br />
Im Grunde hat sich das eher zufällig ergeben: Vor ungefähr<br />
20 Jahren haben wir das Büro gegründet und arbeiteten<br />
gerade <strong>an</strong> einer Metro-Station in Rotterdam. Es h<strong>an</strong>delte<br />
sich um ein sehr komplexes Modernisierungsprojekt, bei<br />
dem wir um eine bestehende Untergrundlinie herum bauen<br />
mussten. Zu jener Zeit pl<strong>an</strong>te die Stadt Rotterdam<br />
gemeinsam mit dem Fußballclub Feyenoord Rotterdam die<br />
S<strong>an</strong>ierung des Feyenoord Stadions. Es ist ein sehr schönes<br />
Gebäude, das die bek<strong>an</strong>nten niederländischen Architekten<br />
Joh<strong>an</strong>nes Brinkm<strong>an</strong> und Leendert v<strong>an</strong> der Vlugt gebaut<br />
haben – eine sehr leichte Stahl- und Betonkonstruktion<br />
und ein sehr frühes Beispiel für moderne Architektur.<br />
32<br />
Katrien Fr<strong>an</strong>ken
Rein J<strong>an</strong>sma, 51, gründete 1<strong>99</strong>0 in Amsterdamdam<br />
das das Architekturbüro Zwarts Zwarts & J<strong>an</strong>sma. J<strong>an</strong>sma.<br />
Sein erstes Großprojekt: Die Pl<strong>an</strong>ung des<br />
niederländischen Pavillons für die Weltausstellung<br />
1<strong>99</strong>2 in Sevilla.<br />
34<br />
Und es gehört zu einem berühmten Fußballclub …<br />
Ja, ein sehr bek<strong>an</strong>nter Club, mit einem Stadion für 50.000<br />
Zuschauer, das mit einer gewissen Ehrfurcht betrachtet<br />
wird. Es wurde auch sehr intensiv genutzt, daher wurden<br />
erhebliche S<strong>an</strong>ierungsmaßnahmen fällig, um es aufzuwerten.<br />
Da es unter Denkmalschutz steht, konnten wir die<br />
Grundkonstruktion nicht ändern, die ebenfalls sehr leicht<br />
und flexibel ist. Wir haben sowohl die Überdachung als<br />
auch die Sitzbezüge als eigenständige Elemente entworfen,<br />
zudem haben wir alle Einrichtungen, zwei Business-Lounges<br />
und ein großes Gebäude davor aufgewertet. Es war<br />
offensichtlich ein Erfolg. Wir haben daraufhin viele <strong>an</strong>dere<br />
Stadien für die erste Liga in Rotterdam, Den Haag und Alkmaar<br />
entworfen.<br />
Mittlerweile ist Ihr Büro auch im Ausl<strong>an</strong>d aktiv und zum<br />
Beispiel <strong>an</strong> der Pl<strong>an</strong>ung für die Europameisterschaft 2012<br />
beteiligt, die in Polen und der Ukraine ausgetragen wird.<br />
Derzeit arbeiten wir <strong>an</strong> einem Masterpl<strong>an</strong> für ein Gebiet in<br />
Polen und bereiten verschiedene Studien für Belgien und<br />
die Slowakei vor. Überdies entwickeln wir ein Konzept für<br />
eine riesige Indoor-Golfarena und <strong>an</strong>dere Indoor-Sporteinrichtungen<br />
in den Niederl<strong>an</strong>den. Sehr sp<strong>an</strong>nend ist auch<br />
unsere Arbeit für die niederländische Regierung im Rah-<br />
puls 03 | 2010
Keine Blocks, sondern ein<br />
s<strong>an</strong>ft geschwungenes Rund<br />
prägen den Entwurf für das<br />
EM-Stadion im oberschlesischen<br />
Sosnowitz (l.). Mit<br />
der Renovierung des Feyenoord<br />
Stadions (r.) etablierten<br />
sich Zwarts & J<strong>an</strong>sma im<br />
Stadienbau.<br />
men der Entwicklung des Masterpl<strong>an</strong>s für Olympia. Die<br />
Niederl<strong>an</strong>de wollen die Olympischen Spiele 2028 ausrichten.<br />
Wir sind der Meinung, dass es viel zu spät ist, mit den<br />
Vorbereitungen für ein solches Projekt nur sieben Jahre<br />
vorher zu beginnen, denn die Infrastruktur stellt einen<br />
wesentlichen Teil der Pl<strong>an</strong>ung dar. Wir entwickeln im Prinzip<br />
ein Konzept für die Zeit d<strong>an</strong>ach. Was bleibt, wenn die<br />
beiden Wochen in 2028 vorbei sind? Aber wir wollen für<br />
den Fall vorbereitet sein, dass das IOC 2021 sich nicht für<br />
die Niederl<strong>an</strong>de entscheidet. D<strong>an</strong>n werden wir sagen: Das<br />
ist wirklich schade, aber m<strong>an</strong> muss auch schauen, wo wir<br />
begonnen und was wir erreicht haben.<br />
Welche niederländische Stadt wird sich für die Austragung<br />
von Olympia bewerben?<br />
Amsterdam und Rotterdam würden beide gerne Gastgeber<br />
sein. Ein Teil unserer Recherche besteht auch darin, herauszufinden,<br />
welche Möglichkeiten sich für beide Städte durch<br />
Olympia eröffnen. Welche Vorteile würden sich für die<br />
jeweilige Stadt ergeben? Könnten sie gemeinsam als Gastgeber<br />
auftreten? Wäre dies <strong>an</strong>gesichts der Reisezeiten zwischen<br />
den Ver<strong>an</strong>staltungsorten möglich? In Amsterdam,<br />
das bek<strong>an</strong>nter ist, geht m<strong>an</strong> davon aus, dass die Stadt aufgrund<br />
der bereits vorh<strong>an</strong>denen Sport<strong>an</strong>lagen genügend<br />
Potenzial als Austragungsort hat. Rotterdam auf der <strong>an</strong>deren<br />
Seite könnte Olympia sehr gut für seine Stadtentwicklung<br />
nutzen. Es gibt also für jede der beiden Städte überzeugende<br />
Argumente. Am Ende werden <strong>an</strong>dere entscheiden,<br />
wir machen die Recherche.<br />
… und legen dabei offenbar Ihren Schwerpunkt auf Multifunktionalität<br />
und Infrastruktur…<br />
Wir haben festgestellt, dass die Herstellung der Infrastruktur<br />
in den Gebieten um die Sport<strong>an</strong>lagen, wie zum Beispiel<br />
Straßen und öffentlicher Nahverkehr, genauso kostenintensiv<br />
ist wie die Ver<strong>an</strong>staltungsorte <strong>an</strong> sich. Kostet die<br />
jeweilige Sport<strong>an</strong>lage also etwa 100 Millionen Euro, muss<br />
m<strong>an</strong> noch mal die gleiche Summe für die Infrastruktur<br />
rechnen.<br />
Welche <strong>an</strong>deren Ereignisse können im Hinblick auf Multifunktionalität<br />
in einem Fußballstadion stattfinden?<br />
Wir meinen, dass der Bau von Stadien im Prinzip völlig<br />
unsinnig ist. Wer will schon etwas bauen, das unter<br />
Umständen mehrere Hundert Millionen Euro kostet und<br />
nur einmal alle zwei Wochen genutzt wird? Das k<strong>an</strong>n ja<br />
kein gutes Gestaltungskonzept sein. Ein Stadion sollte ein<br />
Gebäude sein, das 24 Stunden am Tag nutzbar ist und in<br />
35
Zukunft entsprechend <strong>an</strong>passungsfähiger. Es gibt in den<br />
Niederl<strong>an</strong>den bereits ein Stadion, bei dem das g<strong>an</strong>ze Spielfeld<br />
einfach herausgerollt werden k<strong>an</strong>n, sodass m<strong>an</strong> es für<br />
<strong>an</strong>dere Events nutzen k<strong>an</strong>n. Zudem k<strong>an</strong>n das Spielfeld<br />
<strong>an</strong>gehoben werden, wodurch ein zusätzlicher funktionaler<br />
Raum darunter zur Verfügung steht. Wir entwickeln im<br />
Moment auch versenkbare Dächer, die je nach Bedarf<br />
geöffnet oder geschlossen werden können. Wenn das Stadion<br />
nicht für Fußball genutzt wird, k<strong>an</strong>n es als Kino dienen,<br />
denn es bietet sehr viele Sitzplätze, und m<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n die<br />
Projektionsfläche einfach herunterziehen. Und wenn m<strong>an</strong><br />
die Halle unterteilt, hat m<strong>an</strong> viele kleinere Kinos.<br />
Konzepte für Stadien werden oft <strong>an</strong> ihrer atmosphärischen<br />
Qualität gemessen. Wie stellt m<strong>an</strong> diese her?<br />
In einem Stadion geht es nicht nur darum, das Spiel zu<br />
sehen. Das Erlebnis ist entscheidend. Es gibt diesen emotionalen<br />
Aspekt, dass m<strong>an</strong> das Spiel mit vielen <strong>an</strong>deren Menschen<br />
verfolgt und wirklich miterleben k<strong>an</strong>n. Die Atmosphäre<br />
entsteht durch das Mitein<strong>an</strong>der. Daher pl<strong>an</strong>en wir<br />
die Sitzreihen immer so, dass sie im Kreis um das Spielfeld<br />
führen, <strong>an</strong>statt vier unabhängige Blocks, bei denen die Eckplätze<br />
jeweils nicht so gut sind und m<strong>an</strong> sich <strong>an</strong> den R<strong>an</strong>d<br />
36<br />
gedrängt fühlt. Und außerdem versuchen wir, die Sitze so<br />
nah wie möglich am Spielfeld zu platzieren. Daher sind wir<br />
eigentlich gegen eine Erweiterung von Stadien. Warum<br />
sollten wir zum Beispiel für 22.000 Menschen Sitze einrichten<br />
<strong>an</strong>statt für 20.000? Es ist viel besser, das Stadion ist<br />
ausverkauft und jeder Platz besetzt, denn so bekommt m<strong>an</strong><br />
dieses Gemeinschaftsgefühl, das weitaus mehr wert ist als<br />
ein paar freie Plätze mehr.<br />
Ein Aspekt, der in diesem Zusammenh<strong>an</strong>g immer wieder<br />
erwähnt wird, ist der sogen<strong>an</strong>nte C-Wert…<br />
Wenn m<strong>an</strong> auf einer der Tribünen sitzt und auf das Spielfeld<br />
schauen möchte, behindert die Person vor einem die<br />
Sicht. Es gibt einen bestimmten numerischen Wert, den<br />
m<strong>an</strong> daraus ableiten k<strong>an</strong>n: den C-Wert, der die Sichtlinienqualität<br />
bestimmt. Entscheidend ist die Scheitelhöhe, also<br />
der Abst<strong>an</strong>d der Augen zur Stirn des Vorderm<strong>an</strong>ns. Ein Stadion<br />
mit 30.000 Sitzplätzen hat die optimale Größe. Sicherlich<br />
k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> auch Stadien für 80.000 Zuschauer pl<strong>an</strong>en,<br />
das vermittelt auch einen gewissen Kick, aber es gilt trotzdem:<br />
Je größer, desto weniger intim sind sie. Ein Stadion<br />
entfaltet seine g<strong>an</strong>ze Aura erst, wenn es ausverkauft ist.<br />
Aber Stadien für Großereignisse wie die Weltmeisterschaft<br />
müssen eine gewisse Anzahl <strong>an</strong> Sitzen bieten…<br />
Ich liebe das Stadion in Peking von Herzog & de Meuron,<br />
aber ich habe gehört, dass es kaum noch voll ausgelastet<br />
wird. Im Hinblick auf Nachhaltigkeit machen wir keine<br />
Dinge, die wir nicht die nächsten 20 Jahre auch nutzen.<br />
Eines der Schlüsselkonzepte könnte zum Beispiel die<br />
Option sein, dass m<strong>an</strong> die höheren Teile des Gebäudes als<br />
Wohnungen oder Büros nutzt. M<strong>an</strong> könnte die Sitze als herausnehmbare<br />
Elemente <strong>an</strong>legen und so einen g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>deren<br />
Bereich schaffen: Die meiste Zeit gleicht das Spielfeld<br />
einem Park. Es ist eine grüne offene Freifläche, und nur<br />
m<strong>an</strong>chmal wird darauf Fußball gespielt.<br />
Und die Bewohner müssten keinen Eintritt zahlen…<br />
Genau, und vielleicht könnten sie ihre Freunde für ein Spiel<br />
zu sich einladen. Dies wäre ein wirklich soziales Ereignis.<br />
Viele Sporthallen sollen auch das Image der jeweiligen<br />
Stadt befördern. Wo k<strong>an</strong>n hier der Architekt <strong>an</strong>setzen?<br />
Die Städte werden immer größer, und gleichzeitig versucht<br />
m<strong>an</strong>, für ihre Identität zu fördern. Da die Spieler<br />
häufig von einem Verein zum nächsten wechseln, benötigen<br />
auch die Clubs auch eine eigene Identität. Das ist für<br />
die Architekten eine große Herausforderung. Und am<br />
Ende zählt eben nicht nur der Bau des besten Stadions, das<br />
d<strong>an</strong>n überall in der Welt nachgebaut wird. Nein, es geht<br />
vielmehr darum, Identität zu schaffen.<br />
Mit einer Trainingsfläche von<br />
14.000 Quadratmetern wäre<br />
die von Zwarts & J<strong>an</strong>sma entwickelte<br />
Indoor-Golfarena die<br />
weltweit größte ihrer Art (l.).<br />
Die Vereinsfarbe Rot dominiert<br />
das neue Stadion des<br />
AZ Alkmaar (r., siehe auch<br />
Seite 33). Die Beleuchtung<br />
steuert ein Busch-Installationsbus<br />
® EIB/KNX System.
Katrien Fr<strong>an</strong>ken
» Material<br />
Beton<br />
Materialien sind die Seele der Architektur. Sie geben<br />
Gebäuden Charakter und Räumen Atmosphäre. Doch<br />
was denken Architekten über „Material-Klassiker“<br />
heute? puls hat sie zu ihren Ansichten befragt.<br />
Antworten von Dominique Marrec, ecdm Architekten, Paris<br />
Im Volksmund hat Beton keinen guten Ruf, da ist etwa die Rede<br />
von „Betonbunkern“. Architekten aber, so scheint es, schätzen<br />
dieses Material von Jahr zu Jahr mehr. Wie kommt das?<br />
Beton ist ein zeitloser Baustoff. Neben den ästhetischen Vorzügen<br />
hat er außergewöhnliche Eigenschaften und wird höchsten Anforderungen<br />
gerecht. Wer von Betonbunker spricht, vergisst, welche<br />
Anforderungen <strong>an</strong> Bauwerke gestellt werden. Die Schwierigkeit ist<br />
allerdings, zu vermitteln, worin der Nutzen für die städtische<br />
Weiterentwicklung besteht.<br />
Im Centre de Bus in Thias verwenden Sie Sichtbeton in g<strong>an</strong>z<br />
ungewöhnlich filigr<strong>an</strong>er Weise. Sind die gestalterischen Potenziale<br />
des Betons einfach noch nicht ausgeschöpft?<br />
Der Beton ist der Technik weit voraus. Er ist ein universeller, vielseitiger<br />
Baustoff, der den Erwartungen und Ambitionen unserer<br />
Zeit entspricht. Auch im Hinblick auf die Umweltverträglichkeit<br />
bietet Beton vielfältige neue Experimentierfelder.<br />
Mit den digital gesteuerten Fertigungsprozessen – auch von Schalelementen<br />
– können aus dem Beton noch mehr bauliche Möglichkeiten<br />
herausgekitzelt werden. Stehen also goldene Zeiten bevor?<br />
Beton ist der demokratischste Baustoff überhaupt, da er überall<br />
lokal verfügbar ist. Das Know-how ist weit verbreitet und ermöglicht<br />
Entwicklungen, die der Mehrheit der Menschen zugute kommen.<br />
Ich bin überzeugt, dass er noch viele Jahre einer der entscheidenden<br />
Baustoffe sein wird.<br />
Centre de bus RATP<br />
Benoît Fougeirol
40<br />
Zuhause Kraft t<strong>an</strong>ken und Musik genießen –<br />
das Busch-iDock<br />
Mittels der stetig weiter verbesserten Speichertechnik wird Musik immer mobiler. Gleichwohl<br />
entfaltet sich der audiophile Reiz erst vollends im Zusammenspiel mit der räumlichen Umgebung<br />
und den akustischen Bedingungen vor Ort. Musik k<strong>an</strong>n die Atmosphäre in den eigenen<br />
vier Wänden entscheidend beeinflussen und bereichern und ist aus unserem Lebensraum und<br />
somit auch aus unserem Zuhause nicht wegzudenken. Das Busch-iDock von Busch-Jaeger ist<br />
ein Produkt, das auf die geänderten technischen Voraussetzungen reagiert, dabei aber doch<br />
Musik in den eigenen vier Wänden zelebriert. Die neue Lösung bietet die Möglichkeit, iPod*<br />
oder iPhone* direkt und problemlos in der Unterputzdose aufzuladen. Bereits während der<br />
diesjährigen light+building av<strong>an</strong>cierte das Busch-iDock zum Hingucker, so m<strong>an</strong>cher Messebesucher<br />
testete die Ladefunktion direkt am Busch-Jaeger St<strong>an</strong>d. Besonders <strong>an</strong>get<strong>an</strong> waren viele<br />
vom Zusammenspiel des Busch-iDock mit dem Busch-DigitalRadio oder der Einbindung in<br />
Busch-AudioWorld®, denn so k<strong>an</strong>n die Musik z. B. vom iPod in wenigen Augenblicken im g<strong>an</strong>zen<br />
Haus übertragen werden.<br />
puls 03 | 2010
Eine starke Kombination<br />
Mit Busch-iDock bekommen iPod und iPhone ihren „Stammplatz“ im Haus und werden auf kabellose und<br />
damit intelligente und attraktive Art und Weise in die vorh<strong>an</strong>dene Elektroinstallation integriert. In<br />
schlichtem Design passt der Busch-iDock zu jedem Ambiente. Mit der Apple-Fernbedienung lassen sich<br />
der iPod oder das iPhone bequem aus der Dist<strong>an</strong>z dirigieren. Auch MP3-Player <strong>an</strong>derer Hersteller können<br />
<strong>an</strong> eine 3,5-mm-Klinkenbuchse <strong>an</strong>geschlossen werden. Exzellentes Zusammenspiel bietet das BuschiDock<br />
mit dem Busch-DigitalRadio: Hier integriert sich die eleg<strong>an</strong>te Kombination perfekt in die Schalterwelt<br />
von Busch-Jaeger. In abgeschaltetem Zust<strong>an</strong>d zeigt das UP-DigitalRadio die Uhrzeit <strong>an</strong>, auch eine<br />
Weckfunktion ist wählbar. Pro Zimmer lassen sich ein oder zwei der speziell entwickelten Lautsprecher<br />
<strong>an</strong>schließen. So k<strong>an</strong>n wahlweise Mono- oder Stereosound bester Qualität die Räume beschallen. Das<br />
Busch-AudioWorld® System bietet zusätzlich maßgeschneiderte Lösungen für den Privatbereich und auch<br />
für Ladenlokale, Büros, Arztpraxen, K<strong>an</strong>zleien oder größere Wohn<strong>an</strong>lagen, bei denen sowohl musikalische<br />
Untermalung als auch Ruf- und Wechselsprechfunktionen gefragt sind.<br />
* Apple, das Apple-Logo, iPod, iPod classic, iPod n<strong>an</strong>o und iPod touch sind Markenzeichen der Apple Inc., die in den USA und <strong>an</strong>deren Ländern eingetragen sind.<br />
iPhone ist ein Markenzeichen der Apple inc. Apple ist nicht ver<strong>an</strong>twortlich für die Funktion dieses Gerätes oder dessen Übereinstimmung mit Sicherheitsst<strong>an</strong>dards<br />
und regulativen Normen.<br />
» Einblicke<br />
Die heimische Musik<strong>an</strong>lage<br />
im Format einer Schalter-<br />
Steckdosen-Kombination vereint:<br />
Digitalradio mit BuschiDock<br />
und Einbaulautsprecher.<br />
Die Elemente können auch<br />
getrennt installiert werden.<br />
41
» Denk<strong>an</strong>stoß<br />
Auf wie vielen Kilometern<br />
erstreckt sich der Renn-<br />
Parcours von Abu Dhabi?<br />
puls stellt in jeder neuen Ausgabe eine<br />
Preisfrage. Die Gewinner erhalten eine<br />
Belohnung in Form eines Buchpreises.
Ausfüllen, kopieren und faxen <strong>an</strong>:<br />
<strong>+49</strong> (0)<strong>1805</strong>-<strong>66</strong> <strong>99</strong> <strong>09</strong><br />
E-<strong>Mail</strong> <strong>an</strong>: <strong>pulse@de</strong>.<strong>abb</strong>.<strong>com</strong><br />
Antwort<br />
Ja, ich will. Bitte senden Sie mir „puls“ künftig<br />
regelmäßig frei Haus zu.<br />
Die Rennstrecke von Abu Dhabi geht über eine Dist<strong>an</strong>z von<br />
Kilometern.<br />
Name<br />
Büro<br />
Straße<br />
PLZ/Ort<br />
Telefon Fax<br />
E-<strong>Mail</strong><br />
Zu gewinnen:<br />
Unter allen richtigen Einsendungen<br />
verlost Busch-Jaeger je ein<br />
Exemplar der Bücher 3 Stadia 2010,<br />
Architektur für einen afrik<strong>an</strong>ischen<br />
Traum, herausgegeben von<br />
Falk Jaeger, sowie Afric<strong>an</strong> Arenas,<br />
Fotob<strong>an</strong>d von Thomas Hoeffgen.<br />
Einsendeschluss: 31. November<br />
2010. Der/die Gewinner/in wird in<br />
der nächsten Ausgabe veröffentlicht.<br />
Gewinner des letzten Preisrätsels:<br />
Fr<strong>an</strong>k Keneder, Rösrath,<br />
und D<strong>an</strong>iel Daubner, Hildesheim<br />
Jörg Hempel<br />
Vorschau puls 01/2011:<br />
Shopping Malls<br />
puls 01/2011 widmet sich der Kunst des schönen<br />
Scheins, die nunmal zu einem modernen<br />
Einkaufserlebnis dazu gehört.<br />
Impressum<br />
puls<br />
Zeitschrift für Bewegung in der Architektur<br />
Herausgeber:<br />
Busch-Jaeger Elektro GmbH<br />
Freisenbergstr. 2<br />
58513 Lüdenscheid<br />
www.busch-jaeger.de<br />
Verlag:<br />
Gesellschaft für Knowhow-Tr<strong>an</strong>sfer<br />
in Architektur und Bauwesen mbH<br />
70771 Leinfelden-Echterdingen<br />
www.gkt-publishing.de<br />
Redaktionsteam Busch-Jaeger:<br />
Dieter Lautz, Tobias Schlitzer,<br />
Christi<strong>an</strong>e Schulte, Mirko Simon<br />
Redakteur Gesellschaft für Knowhow-Tr<strong>an</strong>sfer:<br />
Lasse Ole Hempel<br />
Printed in Germ<strong>an</strong>y – Imprimé en Allemagne<br />
© by Busch-Jaeger<br />
Alle Rechte vorbehalten. Insbesondere das Recht auf Verbreitung,<br />
Nachdruck von Text und Bild, Übersetzung in<br />
Fremdsprachen sowie Vervielfältigung jeder Art durch<br />
Fotokopien, Mikrofilm, Funk- und Fernsehsendung für alle<br />
veröffentlichten Beiträge einschließlich aller Abbildungen.<br />
Änderungen und Irrtümer vorbehalten.
Einladen<br />
zum Aufladen.<br />
www.BUSCH-JAEGER.de<br />
Living Space ®<br />
Ein fester Platz. Für Musik im Leben. Mit dem neuen Busch-iDock – der<br />
Ladestation ohne Kabelgewirr. Für iPod und iPhone. Für eine W<strong>an</strong>d aus<br />
Kl<strong>an</strong>g. Entdecken Sie mehr Funktion auf // www.BUSCH-JAEGER.de<br />
Busch-iDock