BACKSPIN Magazin #116
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anders geschrieben. Den habe ich im Jugendzentrum
geschrieben, in einer halben Stunde. Aber
als ich dann Tracks gemacht habe, wo ich mir über
legt hatte, wie die ankommen, und als ich gelernt
habe, Emotionen einzufangen, kam es genau so
an, wie ich es mir gedacht habe. In Songs wie „Futurama“,
„Rapfilm“, „Immer wenn ich rhyme“ oder
„Tribut“ ging es mir immer um die Stimmung. Cr7z
sagt, er sieht die Dinge in Farben. Für mich hätten
die dann auch eine bestimmte Farbe. Deswegen
war ich beim Graffiti so enttäuscht von mir, weil
ich im Kopf irgendwelche krassen Styles am Start
hatte, sie aber nicht umsetzen konnte. Ich liebe
Writer, die mit Silber, Schwarz und Weiß ein krasses
Piece malen können. Diese Dudes von der
Oldschool, das ist einfach straight.
Was war außerdem wichtig?
Savas: Für mich war wichtig, mit einem großen
Bruder, der noch mal viel krassere Sachen macht
– und ich spreche nicht von Verkäufen – mal etwas
zusammen zu machen. Wenn man Xavier sieht
und mitbekommt, wie 20.000 oder 30.000 Leute
seinen Song mitsingen, wenn die zwei Stunden
mitsingen und heulen – da habe ich gemerkt, dass
ich von ihm noch so viel lernen kann. Und dann
diese Konsequenz, wie er Musik macht. Er war
immer fair, wir haben alles 50/50 gemacht, von A
bis Z. Er schreibt einfach drauflos, das hat mich
voll aus meiner Komfortzone gerissen. Damit
musste ich erst mal klarkommen. Er war immer
schneller. Durch ihn habe ich auch gelernt, dass
ich über alles schreiben kann. Manchmal habe ich
nicht verstanden, was er will. Als er es dann erklärt
hat, meinte ich, die Leute werden das niemals peilen.
Aber er meinte nur, dass es seine Gedanken
sind und er damit machen kann, was er will und
es keiner wissen muss. Bei „Lass nicht los“ habe
ich viele Passagen aus einem Gespräch mit einer
Person übernommen. Ein Außenstehender kann
diesen Song niemals verstehen. Aber für mich
macht der total Sinn. Deswegen ist dieses Album
so wichtig. Ich habe gelernt, dass ich alles machen
kann, was ich will. Ich muss es keinem Recht
machen. Da habe ich auch das erste Mal über Beziehungen
und Liebe gerappt. Ich habe auf Beats
gerappt, die ich selber vielleicht gar nicht gewählt
hätte – und mit den Themen war es halt genauso.
Als eure Karrieren begannen, sah das Business
noch anders aus als heute. Wie seht ihr die Umbrüche
in der Rap- beziehungsweise Musikindustrie?
Curse: Als ich angefangen habe, in dieses
Deutschrap-Business einzutauchen, gab es MZEE
Records, Yo Mama und so. Majors haben sich
nicht für Rap interessiert. Das stand noch bevor.
Es war also auch eine krasse Pionierzeit, was das
Business-Ding angeht. Ich weiß noch, als Fast
Forward damals Put Da Needle To Da Records
gegründet hat, da wollte er mein Demo als erste
Maxi rausbringen und faxte mir einen Vertragsentwurf
zu. Ich sprach dann mit ihm und sagte,
dass ich schon Bock hätte, das zu machen. Aber
für mein Album wollte ich lieber einen Major-Deal.
Weil man aber mit Maxis nichts verdient, hätte
ich es nicht fair gefunden, die bei ihm zu machen.
Aber im Grunde hatte ich null Ahnung vom Business.
Andererseits hatte ich aber auch das Gefühl,
dass man was ganz Krasses machen muss. Rückblickend
war meine Anfangszeit aber cool. Mit der
Zeit habe ich mich dann als Künstler verändert,
die Szene hat sich verändert und der Marktwert
auch. Ich bin aber sehr, sehr lange Zeit, fast meine
ganze Karriere, in denselben Strukturen geblieben.
Und darüber bin ich echt froh, denn heutzutage
ist jeder Typ, der gerade sein erstes Mixtape
rausbringt, auch irgendwie International Business
Mastermind …
… das muss doch aber nicht gleich schlecht
sein …
Curse: Nein, das ist supergeil! Heute sind die
Strukturen aber eben auch anders. Ich habe mir
„HEUTE SCHEINEN EINIGE SCHON DEN BUSINESS- UND MARKE-
TING-PLAN ZU HABEN, BEVOR SIE ÜBERHAUPT MUSIK MACHEN.
KÜNSTLER BAUEN SICH HEUTE IHR IMAGE AUCH MAL NACH MARKT-
FORSCHUNGSKRITERIEN AUF.“ (CURSE)
Winter 2014 / 2015 #116 BACKSPIN 25