BACKSPIN Magazin #116
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Interview: Dennis Kraus
Fotos: Robert Winter, privat
DIE HOHE FÜNF MIT
ELOQUENT & I.L.L. WILL
mit Eloquent und I.L.L. Will
Mit „Skizzen in Grau“ liefern der Wiesbadener Rapper Eloquent und der Hamburger
Produzent I.L.L. Will den Nachfolger ihrer EP „Skizzen in Blau“. In unserem
Kurzinterview sprechen die beiden über ihre Zusammenarbeit und ihre
Vorliebe für den Jazz. Zudem stellen sie klar, dass ihre „Skizzen“ eigentlich
weit mehr sind als, nun ja, Unfertiges.
Eloquent, I.L.L. Will, ihr habt im Herbst 2014 euer
Album „Skizzen in Grau“ veröffentlicht. Davor
gab es von euch bereits „Skizzen in Blau“. War
die Fortsetzung für euch zwangsläufig?
I.L.L. Will: Das kam eher aus der Lust heraus,
weil es mit „Skizzen in Blau“ schon so wunderbar
klappte. Und mit „Skizzen in Grau“ lief es noch
besser. Wir schickten uns die Songs hin und her
und nach dreieinhalb Wochen war das Album im
Kasten.
Eloquent: Dem kann ich noch hinzufügen, dass
wir eigentlich an einem anderen Projekt gearbeitet
haben. Das nennt sich „Jazz Knuckles“, da
arbeiten wir mit Julian Rogers aus Berlin zusammen.
Der hat allerdings parallel noch sein Soloalbum
fertig gemacht, sodass er seinen Teil für
unser Projekt nicht so schnell abliefern konnte.
Ich hatte meinen Part allerdings schon fertig und
war noch so im Modus, dass sich relativ schnell
herauskristallisierte, einen Nachfolger zu „Skizzen
in Blau“ aufzunehmen.
Dadurch, dass in dem Albumtitel das Wort „Skizzen“
steht, könnte, hat man die LP nicht gehört,
der Eindruck entstehen, es handele sich um etwas
Skizziertes, Unvollständiges. Warum habt
ihr nach „Skizzen in Blau“ weiter an dem Wort im
Titel festgehalten?
Eloquent: Die Titel beziehen sich unter anderem
auf meine Schreibweise. Die erste Demoversion
eines Songs steht bei uns jedenfalls meist ziemlich
schnell. Doch dann steckt Willy noch mal
eine Menge Arbeit in die Songs, sodass sie am
Ende nicht wie hingerotzt klingen. Ich finde aber
auch, dass ein Rapsong nicht notwendigerweise
einen Refrain, eine Brücke sowie einen A- und B-
Teil braucht. Es ist schön, wenn ein Song das hat,
aber es ist für mich nicht erforderlich, um schöne
Rapmusik zu machen.
I.L.L. Will: Vielleicht spielt da auch mit rein, dass
ich die unfertigen Demo-Stücke „Skizzen“ nenne.
Wenn ich ihn frage: „Was hältst du von dem
Beat?“, dann ist der natürlich nie ganz ausgearbeitet,
sondern nur eine Skizze. Ich hatte auch mal einen
Ordner mit ein paar Beats aus Jux „Skizzen in
Grau“ genannt – und ihm gefiel der Name.
Auf „Skizzen in Grau“ sind auf einigen Songs
auch Instrumente wie eine Bass-Klarinette oder
eine Querflöte live eingespielt worden. Inwiefern
ist euch das für eure Musik wichtig?
I.L.L. Will: Ich lade mir schon länger Musiker ein und
bitte sie, etwas zu meinen Tracks dazuzuspielen.
Für mich ist das sehr wichtig. Das Instrumental bekommt
so einen anderen Charakter. Das bringt einfach
mehr Dynamik rein, und darauf stehe ich total.
Eloquent: Das gibt dem Track eine neue Dimension.
Die ersten Sachen, die ich von Willy kenne,
waren von seiner „Nicht vollständig EP“ – und da
sind auch viele Gastbeiträge drauf. Deswegen war
es auch mir von Anfang an wichtig, Gastmusiker
dabeizuhaben. Allerdings ist das auch immer ein
Balanceakt. Wird es zu viel, finde ich das schwierig.
Ich liebe Livemusik. Und ich bin großer Rap-Fan –
und wenn ich ein Rap-Album mache, will ich am
Ende immer das Gefühl haben, dass es ein Rap-
Album ist.
Für die, die „Skizzen in Grau“ noch nicht gehört
haben: Wie klingt das Album?
I.L.L. Will: Es ist ein smoother, relaxter Sound. Ich
glaube, bei dieser LP ist es überwiegend Jazz gewesen.
Ich suche auch meistens in Jazz-Sachen.
Das ist irgendwie mein Ding. Ich liebe Jazz so sehr,
dass ich das auch bei meinen Hip-Hop-Sachen mit
einfließen lasse.
Eloquent: Das sehe ich ähnlich. Dass wir beide
Jazz sehr mögen, ist eine gute Basis der Zusammenarbeit.
Wir müssen nicht lange darüber reden,
in welcher Art von Musik wir nach Samples suchen.
Es gibt genug Künstler, die wir beide feiern
und von denen wir Platten zu Hause stehen haben.
Dadurch ist es alles recht einfach und deshalb geht
das auch alles so schnell.
In deinen Texten finden sich viele Battle-Rap-Passagen.
Hier und da streust du dann aber auch Persönliches
ein. Typische persönliche Songs sucht
man auf „Skizzen in Grau“ vergeblich. Warum
lässt du all das zusammenfließen, anstatt daraus
verschiedene Songs zu machen?
Eloquent: Das ist einfach meine Herangehensweise.
Ich habe das schon bei vielen Tracks gemacht
– auch welche, von denen man sagen kann, dass
sie einfach nur nachdenklich sind. Mit Seelenstriptease-Tracks
habe ich aber so meine Probleme.
Auch auf „Skizzen in Grau“ gibt es Momente, bei
denen ich Bedenken hatte, ob ich das so raushauen
kann. Denn das, was ich in meinem Zimmer
fabriziere und das, was ich mit den Leuten teile,
sind zwei verschiedene Dinge. Wenn ich ein Rap-
Album höre, dann will ich geilen Rap auf geilen
Beats hören. Wenn der Rapper dann noch etwas
zu erzählen hat, super – aber mir ist die Musik dann
doch manchmal wichtiger als der Inhalt. Ich persönlich
versuche da, eine Mischung zu finden, mit
der ich mich wohlfühle.
Winter 2014 / 2015 #116 BACKSPIN 35