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Dritte Ausgabe der ST/A/R - Zeitung

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Städteplanung / Architektur / Religion<br />

DESERTS & BACKBONES –<br />

SCHIFFE AUS SAND<br />

ein film zu medialen wirklichkeiten<br />

interviews & camera work: alexandra<br />

reill & heather winter<br />

vocals & song lyrics: joy uche<br />

soundtrack: beesh<br />

editing & concept: alexandra<br />

reill<br />

production: kanonmedia.com,<br />

2003<br />

kooperation mit der australischen<br />

fotografin heather win-<br />

in<br />

ter, die in den jahren 2000-2002<br />

im bildenden und fotografischen<br />

bereich mit einer lokalen aborigines-community<br />

gearbeitet hat,<br />

dem musikalischen duo beesh,<br />

deren soundtrack zum film sich an<br />

house, electronic trance und permanent<br />

funk orientiert, und der<br />

saengerin joy uche, die mit ihren<br />

song lyrics in afrikanischer sprache<br />

von gier und unersaettlichkeit<br />

im herzen erzaehlt, hat kanonmedia.com<br />

unter der kuenstlerischen<br />

organisation von alexandra reill<br />

eine mediale dokumentation mit<br />

dem titel DESERTS & BACKBO-<br />

NES _ SCHIFFE AUS SAND produziert<br />

– einen halbstuendigen<br />

film, der die formale sprache des<br />

visual mixing spricht, um zunehmende<br />

virtualisierung und ihre<br />

rueckwirkung auf selbstbefindlichkeit<br />

und wirklichkeitsauffassung<br />

dokumentatorisch zu untersuchen.<br />

die freilegung sinnlicher, intuitiver<br />

und spielerischer erfahrung im<br />

kontext urbanen lebens mit so<br />

praegenden faktoren wie<br />

geschwindigkeit, leistungsdruck,<br />

zeitmangel, zielorientierheit und<br />

einer vornehmlich rationalen,<br />

zunehmend virtualisierten ausrichtung,<br />

oftmals gestuetzt auf einer<br />

gier nach erfolg, konsum und<br />

besitz, bildet ein interessantes<br />

spannungsfeld, das der film ertastet.<br />

in diesem sinne steht<br />

DESERTS fuer urbane und im<br />

weitesten sinne mentale wuesten,<br />

und BACKBONES fuer eine art<br />

von DNA-system, das 'rueckgrat'<br />

bietet [oder nicht bietet] - als roter<br />

faden, der das mass fuer die gradwanderung<br />

zwischen den seinswelten<br />

ausmachen kann.<br />

die dokumentation DESERTS &<br />

BACKBONES _ SCHIFFE AUS<br />

SAND befasst sich mit der frage,<br />

ob es einen willen jenseits des<br />

menschlichen, rationalen willens<br />

gibt, und umreisst weltbilder, die<br />

vorstellungen wie schicksal & religion<br />

als kontrapunkte zu selbstbestimmung<br />

& autonomie befuerworten<br />

oder ablehnen.<br />

menschen haben sich in urbanen<br />

wuesten und entertainmentwelten<br />

positioniert und erzaehlen von<br />

befindlichkeiten der leere, der<br />

orientierungslosigkeit, der hilflosigkeit,<br />

die sie inmitten leistungsorientierter<br />

alltagsorganisation<br />

befallen.<br />

ein physiker spricht von den<br />

zusammenhaengen zwischen ordnung<br />

und chaos, zwischen energetischer<br />

dichte und genetischer vielfalt,<br />

zwischen entropischer leere<br />

und dem zwang zu konkurrenz,<br />

eroberung und sieg, der sich einer<br />

zivilisation stellt, die weiss, dass<br />

mediale wirklichkeiten fiktiv bleiben,<br />

die weiss, dass ueberinformation<br />

und gleichwertigkeit gleichgueltigkeit<br />

produzieren, die weiss,<br />

dass sie selbst redundant geworden<br />

ist, und die darum kaempft,<br />

nicht auszusterben.<br />

eine afrikanerin spricht ueber lifestyles<br />

im kontext von ueberfluss<br />

und redundanz, die bedeutung<br />

von glauben im kontext von armut<br />

und konsum, und ueber die<br />

bedeutung von emotionalitaet im<br />

kontext von isolation und gemeinschaft,<br />

im kontext von austausch<br />

und kommunikation, im kontext<br />

von liebe und leben.<br />

assoziatives hoeren und sehen,<br />

assoziative wahrnehmung jener<br />

spuren und pfade, die zur formierung<br />

von sinnlichen ideen, zu<br />

ankerpunkten, zu manifestationen<br />

fuehren koennen: sie bilden das<br />

eigentliche thema des films, der<br />

mit seinem deutschsprachigen<br />

Titel SCHIFFE AUS SAND die<br />

navigationsprobleme umreisst, die<br />

sich jedem und jeder einzelnen<br />

und umso mehr kommunen<br />

inmitten sich verdichtender virtualisierung<br />

stellen. nur im sich loesen<br />

aus vorgeschlagenen positionen<br />

kann vielleicht die eigene<br />

position gefunden, das eigene<br />

thema gestaltet werden. ein eintauchen<br />

in leere raeume laesst ruhen<br />

wie sehen, und doch muss immer<br />

wieder geankert werden, jedes<br />

schiff muss auch anlegen, land<br />

muss betreten werden, das den<br />

boden unter den fuessen spuerbar<br />

macht.<br />

knochen und aeste, molekulare<br />

und atomare strukturen loesen<br />

sich auf in somatische befindlichkeiten,<br />

in energetische, fliessende<br />

rythmen, um sich in materiellen<br />

welten wieder zu formieren, zu<br />

manifestieren.<br />

auf der visuellen seite arbeitet<br />

DESERTS & BACKBONES _<br />

SCHIFFE AUS SAND mit filmischen<br />

sequenzen, standbildern<br />

und grafischen inserts. aus der collage<br />

ergeben sich zeitliche rythmen,<br />

geschwindigkeiten und verlangsamungen,<br />

beats und stille<br />

momente. ueberblendungen finden<br />

sich eher als harte kontraste,<br />

steigern sich zu farblichen ueberzeichnungen,<br />

die sich schwarzweiss-welten<br />

gegenueberstellen.<br />

die soundcollage untersucht das<br />

spannungsfeld in derselben weise.<br />

stoerungen, geraeusche, urbane<br />

kulissen treten in relation zu<br />

atmosphaerischen dimensionen,<br />

rythmen, fluten … elektronische<br />

beats hoeren auf innere stimmen,<br />

transportieren sie, werden laut,<br />

um stille wirken zu lassen.<br />

verschwimmende lichter schaffen<br />

anker in einer welt der schnelllebigen<br />

isolierung; steine und sandkoerner<br />

duften nach sinnlichkeit<br />

in einer hungrigen welt, der gerueche<br />

abhanden gekommen sind.<br />

alexandra reill, 2003<br />

kontakt: 06991-820 70 03,<br />

office@kanonmedia.com<br />

Ivans Nichte eine <strong>ST</strong>/A/R Freundin<br />

aus der Slovakei<br />

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