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ST:A:R_20

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Nr. <strong>20</strong>/<strong>20</strong>09 Buch II - Leopold<br />

<strong>ST</strong>/A/R 15<br />

Einen Schwerpunkt bilden Videofilme, mal kurz und<br />

knapp, mal poetisch, lyrisch oder ironisch, mal<br />

enervierend. Die Mittel spiegeln die Bandbreite moderner<br />

Medien wider, bilden die Manipulationsmöglichkeit von<br />

Zeitabläufen ab. Da ist die promovierte Medizinerin und<br />

Künstlerin Barbara Musil, die in ihrem Film „market<br />

sentiments“ den Investitionsboom im estnischen<br />

Immobilienmarkt durch Katasterpläne optisch und<br />

akustisch seziert. Im Rhythmus der Musik formt die<br />

Künstlerin neuen imaginäre Marktplätze – ein Spiel,<br />

formal und dennoch lebendig mit animierten Linien und<br />

freien Flächen auf Landkarten.<br />

Oder die Trickfilm-Darstellung des Huchel-Gedichtes<br />

„Exil“ durch Magdalena Pfeiffer. Die akustische Ebene des<br />

Gedichtes folgt der Natur, Himmel und Wolken, Wasser<br />

und Stein. Die fotografische Ebene, aufgenommen in der<br />

Berliner U-Bahn, bildet die Filmkulisse, in der sich<br />

gezeichnete Figuren und Formen aus der Kulisse lösen,<br />

bewegen und wieder verschwinden. Ein poetisches<br />

Wechselspiel zwischen Sichtbarem und Verborgenem,<br />

Kommen und Gehen.<br />

Reinhold Bertlmann und John Bell<br />

Fotos: Renate Bertlmann<br />

Ein Spiel über Grenzen und Genres<br />

„eMOTION“ - Die erste Ausstellung im Kunst-<br />

Projekt-Raum G.A.S-station in Berlin zeigt<br />

Arbeiten zum Thema Bewegung und Gefühl<br />

Es ist nicht zu übersehen in seiner quadratisch<br />

anmutenden Größe: Etwa zwei Meter hoch, , Meter<br />

breit, schwarz. Darauf zeichnen sich die Konturen eines<br />

Sofas ab. Eine foto-grafische Arbeit im engsten Sinne: Die<br />

Kontur gezeichnet mittels eines Lichtstrahls, eine warme,<br />

gelb-orange changierende Linie auf Schwarz. Mal geht die<br />

Linie forsch und direkt ihren Weg, dann wieder schleicht<br />

sie leicht unentschlossen dahin. Während der Lichtstrahl<br />

die Kontur erschafft, bleibt der Umraum dunkel, schwarz.<br />

Der Künstler Ronald Hackl zeichnet mit Licht, die<br />

Bewegung hinterlässt ihre Spuren. Wir ahnen sie, ohne<br />

die Bewegung zu kennen.<br />

Ein weißer Vorhang, zwei Lichtquellen – sonst nichts.<br />

Dahinter verbirgt sich eine interaktive Installation von<br />

Matthias Richter „nur liebe zählt“. Um Zweisamkeit geht<br />

es. Darauf muss man sich einlassen, denn die Kunst<br />

entsteht durch die Agierenden vor und hinter dem weißen<br />

Vorhang, diesseits und jenseits, im Licht oder im Schatten,<br />

je nach Betrachtung. Spielend oder erstarrt, distanziert<br />

oder ganz zugewandt, mit Furor oder In-sich-gekehrt –<br />

das Spiel mit dem Licht erzeugt den Schatten. Der<br />

Schatten ist ein Abbild der Begegnung. Die Bewegung hier<br />

ist Teil der Emotion!<br />

Ich kann beim besten Willen keinen Teddybären erkennen!, <br />

Ralph Bageritz<br />

Dies sind nur zwei der Arbeiten, die in der G.A.Sstation,<br />

dem neu geschaffenen Berliner Kunst-Projekt-<br />

Raum der beiden Wiener Künstler Elisa Asenbaum und<br />

Thomas Stuck (Grafik Art & Sound) zu sehen sind.<br />

„eMOTION“ heißt ihr erstes Ausstellungsprojekt in Berlin-<br />

Kreuzberg. Es ist nicht einer Persönlichkeit oder einer<br />

Kunstrichtung gewidmet, vielmehr steht die Auseinandersetzung<br />

mit einem Thema im Vordergrund. „eMOTION“<br />

meint Bewegung im Gefühl. Und dafür haben die Beiden<br />

den Schritt gewagt, verschiedene Sparten zusammen zu<br />

bringen: Kunst, Wissenschaft, Literatur. Es ist das Spiel<br />

dieser Genres, ihr unterschiedlicher Zugang zu Bewegung<br />

und Gefühl, der interessante Sichtweisen offenbart. Mehr<br />

als Bewerbungen aus neun Ländern gab es.<br />

eMOTION bis . Jänner <br />

Filmtage_Filmnächte: .. / ..<br />

jeweils - Uhr und . - Uhr<br />

Vortrag: .., Uhr - Prof. Thomas Born<br />

“Vom Tanz der Körper zum Tanz der Bilder”<br />

Ein Vortrag mit zahlreichen Videobeispielen.<br />

Der Vortrag spannt einen Bogen von den frühen Kung<br />

Fu-Filmen (Wuxia) bis zu den modernen Martial Artund<br />

Actionfilmen des Hollywoodkinos.<br />

Lesungen und Buchpräsentation: .., Uhr<br />

Maria Consuelo Vargas de Speiss stellt ihr neues Buch<br />

"Hispana" vor und liest daraus auf Spanisch. Auf Deutsch<br />

gelesen von Wolfgang Grossmann.<br />

"Feuerwerkskirschbäume" von Iris Blauensteiner<br />

gelesen von Judith Mauthe.<br />

"Augustina" von Elisa Asenbaum und Urs Riegl<br />

gelesen von Ina Krauß.<br />

Öffnungszeiten: Di-Fr - Uhr, Sa - Uhr<br />

oder nach telefonischer Vereinbarung<br />

Raumkonzept:<br />

Die Räumlichkeiten der G.A.S-station bieten Platz für<br />

kulturelle Veranstaltungen. Sie können als Studio,<br />

Veranstaltungsort, Labor, Entwicklungsplattform für<br />

Projekte, Ausstellungsplatz, Diskussions-, Seminar- und<br />

Präsentationsraum oder auch für private Veranstaltungen<br />

gemietet werden.<br />

G.A.S-station:<br />

Tempelherrenstraße , Berlin/Kreuzberg<br />

fon: + mob. + () <br />

www.gas-station.net - info@gas-station.net<br />

Anfahrt:<br />

G.A.S-station befindet sich im Bezirk Kreuzberg in der<br />

Tempelherrenstraße , Ecke Blücher-/Urbanstraße und ist<br />

sehr gut an den öffentlichen Nahverkehr angebunden. Bus:<br />

M direkt ab Hauptbahnhof, hält unmittelbar vor der<br />

Tempelherrenstraße. U-Bahn-Stationen: U Prinzenstraße,<br />

U Hallesches Tor und U Gneisenaustraße sind ca. min. zu<br />

Fuß entfernt. Auto/Fahrrad: Zufahrt über das Carl-Herz-Ufer,<br />

Johanniterstraße oder Wilmsstraße, die Tempelherren-straße<br />

ist eine Sackgasse.<br />

Und wer sich fragt, wie Darstellungen aus dem<br />

naturwissenschaftlichen Bereich hier hinein passen, wird<br />

überrascht. Diese Arbeiten sind mindestens genauso<br />

spannend und anregend. Physiker wie Reinhold A.<br />

Bertlmann oder Franz Embacher, beide Koryphäen in<br />

ihrem Spezialgebiet, machen ganz unmissverständlich<br />

klar, dass Formel-Sprache weit mehr ist als nüchterne<br />

Wissenschaft oder pure Ratio. Egal, ob es um Beschleunigung,<br />

Trägheit oder Masse geht, um den freien<br />

Fall, Quantenmechanik oder die richtige Art, Teebeutel zu<br />

analysieren. Wer eine Konstante eines Systems verändert,<br />

erzeugt neue Formen, neue Bewegungen, neue<br />

Richtungen.<br />

So unterschiedlich Assoziationen von Bewegung in der<br />

Raum-Zeit-Achse sein können, so streng durchdacht ist<br />

das Konzept der Ausstellung. Unmittelbar neben der Leseund<br />

Hörecke sind Arbeiten platziert, die sich mit der<br />

Dynamik des Lesens befassen. Neben den interaktiven<br />

Computeranimationen, die die Gesetze der Physik anschaulich<br />

erfahrbar machen, hängen Landschaftsaufnahmen,<br />

die dem Betrachter suggerieren, er befinde sich<br />

in Bewegung. Die große Lichtzeichnung mit dem Sofa<br />

wird durch ein Buch über Quantenmechanik ergänzt. Auf<br />

der gegenüberliegenden Seite hängen Kunstwerke, die<br />

sich eher emotionalen Aspekten im Kontext zu<br />

gesellschaftspolitischen Aussagen widmen.<br />

Und auch der Begriff Filmteppich wird beim Wort<br />

genommen. Super--Filmstreifen aus den er und er<br />

Jahren, die analog dem Weben zu einem Teppich<br />

zusammengefügt wurden, bilden den Übergang zum<br />

Videoraum. Hier ist nichts zufällig, selbst wenn es so<br />

scheint!<br />

peng peng, , video<br />

Tanja Seiner<br />

Die Besucher werden bei diesem Parcours aus Malerei,<br />

Grafik, Fotografie, Film, Hörstücken, Wissenschaft,<br />

Literatur und Analyse aus der Konsumentenhaltung<br />

herausgerissen. „Das Werk setzt sich erst beim Betrachter<br />

zusammen und dazu braucht er die Fähigkeit zu<br />

assoziieren und auch die Motivation, Kunst und<br />

Wissenschaft verstehen zu können.“ Elisa Asenbaum und<br />

Thomas Stuck sind überzeugt, dass ihr Ausstellungskonzept<br />

einen Aha-Effekt bewirkt, dass Besucher einen<br />

aktiven, kreativen Prozess vollziehen, in einen Dialog mit<br />

den Kunstwerken treten, jetzt oder später.<br />

Elisa Asenbaum und Thomas Stuck haben in der G.A.Sstation<br />

mit ihrer ersten Ausstellung „eMOTION“ ein<br />

ambitioniertes Kunst-Projekt auf die Beine gestellt. Auch<br />

der Katalog, Seiten in Farbe und als Hardcover mit<br />

interessanten thematischen Bezügen, unterstreicht ihren<br />

Anspruch, nicht in Sparten oder Schubladen zu denken.<br />

Ina Krauß (Freie Journalistin, Berlin)

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