Leichtathletik INFORMationen 03/2018
Inhalt: Analysen von DM und EM + Die FREUNDE-Preisträger von Rostock + Lauftalent: Linn Kleine + Das Hammerwurf-Projekt
Inhalt: Analysen von DM und EM + Die FREUNDE-Preisträger von Rostock + Lauftalent: Linn Kleine + Das Hammerwurf-Projekt
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Ratingen vs Götzis<br />
<strong>Leichtathletik</strong> für Genießer<br />
Ratingen und Götzis – dieses Jahr war früh beschlossen worden, wieder einmal die beiden<br />
weltweit besten Mehrkampf-Meetings zu besuchen. Was macht ihren Reiz aus und wo liegen<br />
Gemeinsamkeiten und Unterschiede?<br />
Um es vorweg zu nehmen: Götzis war und ist die Nummer 1.<br />
Das Meeting in der Vorarlberger Marktgemeinde kann seit<br />
1975 auf seine heute rd. 11.000 Einwohner und die gesamte<br />
Region bauen. Wie aus der Zeit gefallen, stehen in Götzis alle<br />
hinter einem <strong>Leichtathletik</strong>-Meeting. In der Sponsorenliste<br />
stehen selbstverständlich der Arzt, der Zahnarzt, die Apotheke<br />
und als Hauptsponsor die führende Regionalbank. Man<br />
hat den Eindruck, kein Betrieb im Schatten des Möslestadions<br />
kann sich davor drücken, ein großzügiges Scherflein beizusteuern.<br />
Entsprechend beeindruckend ist der Etat, mit dem<br />
die weltbesten Siebenkämpferinnen und Zehnkämpfer nach<br />
Österreich geholt werden können. Dazu trägt sicher bei, dass<br />
ORF2 an beiden Tagen das Meeting komplett live überträgt.<br />
Allein das Preisgeld beträgt jährlich 100.000 Euro.<br />
Es ist das internationale Flair, das die Athleten nach Götzis<br />
zieht, weshalb neben der erforderlichen Punktzahl die Zahl<br />
der Startplätze pro Nation eine Rolle spielt. Auch das 1972 erbaute<br />
Stadionrund hat was. Der Blick aus dem max. 12.000<br />
Zuschauer fassenden Mösle ist grandios, allerdings ist es in<br />
die Jahre gekommen. Die 730 Sitzplätze sind jedes Jahr ausverkauft<br />
und deshalb inzwischen auch nummeriert, aber die<br />
Holzlatten erinnern sehr an das alte Olympiastadion von Helsinki.<br />
So möchte man eigentlich nicht stundenlang sitzen; der<br />
Vorteil: sind die Nachbarn unterwegs, kann man sich auch mal<br />
hinlegen. Die Stehplätze auf einem umlaufenden Graswall<br />
sind auch für den Aufbau von Partyzelten geeignet und solange<br />
in Ordnung, bis es regnet – dann verwandelt sich alles<br />
in eine glitschige Crossbahn.<br />
Götzis kann zudem mit dem Vorarlberger Umland und dem<br />
Bodensee punkten, was Ratingen mit Düsseldorf und dem<br />
Rhein nicht so gelingt. Unter den jährlich bis zu 6.000 Zuschauern<br />
pro Tag sind jeweils weit mehr als tausend deutsche Fans,<br />
die den Tourismus in der Region fördern. Ratingen kommt auf<br />
ca. die Hälfte der Zuschauer als auch der Athleten, die zudem<br />
überwiegend aus dem eigenen Land stammen. Dafür sind die<br />
Eintrittspreise auch nur halb so hoch. Sponsorengaranten sind<br />
die Stadtsparkasse und die Stadtwerke Ratingen, aber auch<br />
die lokale Wirtschaft scheint zunehmend Interesse an dem<br />
Meeting zu bekunden. Im deutschen Fernsehen reicht es allerdings<br />
nur zu 5-Minuten-Beiträgen – ein Handicap. Ein weiterer<br />
Nachteil für Ratingen ist, dass der Termin in der zweiten Junihälfte<br />
jedes Jahr neu festgezurrt werden muss, während das<br />
jeweils letzte Maiwochenende für Götzis im internationalen<br />
Wettkampfkalender seit Jahrzehnten in Stein gemeißelt ist.<br />
Und wo liegen am Niederrhein Vorteile? Das Ratinger Meeting<br />
ist stets Qualifikation für internationale Meisterschaften bzw.<br />
Olympische Spiele und findet nach Götzis statt. Damit ist bei<br />
den deutschen Athleten garantiert für Spannung gesorgt –<br />
wie auch dieses Jahr. Die beiden Tribünen (mit 1.900 plus.500<br />
Sitz- und einigen hundert Stehplätzen) fassen bei Regen notfalls<br />
sogar alle Zuschauer. Der Flughafen ist lediglich 15 Autominuten<br />
entfernt, den historischen Marktplatz erreicht man in<br />
10 Minuten zu Fuß und wer früh bucht, braucht nur eine Minute<br />
vom Hotel ins Stadion. Nah dran ist man zudem bei den<br />
Wettkämpfen; beim Kugelstoßen, Hochsprung und Stabhochsprung<br />
dürfen die Zuschauer in den Innenraum und auf den<br />
Platz – das ist einzigartig bei einem so hochkarätigen Meeting.<br />
Die Stimmung in beiden Stadien ist großartig. Beide Meetings<br />
verfügen über Heerscharen von freiwilligen Helfern, die engagiert<br />
alle Aufgaben bewältigen – bewundernswert. Auch<br />
das Parkproblem ist inzwischen an beiden Orten durch den<br />
Einsatz von Pendelbussen zufriedenstellend gelöst. Ein paar<br />
mehr Zuschauer dürften nächstes Jahr deshalb auf jeden Fall<br />
kommen! Athleten und Veranstalter hätten es verdient!<br />
PB<br />
<strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> 14