Militaer_aktuell_4_2020_NEU_DEZ
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D R O H N E N A B W E H R<br />
im Konflikt zwischen Armenien und<br />
Aserbaidschan und bei vielen anderen<br />
Gemengelagen sorgen Drohnen für<br />
veränderte Lagebilder und neue Bedrohungsszenarien.<br />
Schiitische Huthi-<br />
Rebellen beispielsweise führten mit<br />
Drohnen schon mehrmals Attacken<br />
auf Flughäfen, Städte und sogar Ölfelder<br />
und Ölverarbeitungsanlagen in<br />
Saudi-Arabien durch und selbst westliche<br />
Gefängnisse, Atomkraftwerke<br />
und Flughäfen sind vor den kleinen<br />
Fluggeräten nicht sicher. Immer wieder<br />
gibt es auch hierzulande Versuche,<br />
Gefängnisinsassen mithilfe von Drohnen<br />
mit illegalen Geräten oder Substanzen<br />
aus der Luft zu versorgen und<br />
unmittelbar vor Weihnachten 2018<br />
musste der Flughafen London Gatwick<br />
wegen Drohnenalarms seinen Betrieb<br />
einstellen und blieb für mehrere Tage<br />
lahmgelegt. Tausende Flüge fielen aus,<br />
Hunderttausende Passagiere waren<br />
betroffen, der wirtschaftliche Schaden<br />
wurde auf mehr als 50 Millionen Euro<br />
geschätzt.<br />
Wie aber nun ein System bekämpfen,<br />
das unkonventionell einsetzbar sowie<br />
schwer zu orten ist und doch vergleichsweise<br />
große Schäden verursachen<br />
kann? Eine gute Frage, die weltweit<br />
unterschiedlich, aber meist noch<br />
wenig zufriedenstellend beantwortet<br />
wird und die auch manch skurrile<br />
Blüte treibt. So testeten vor mehreren<br />
Jahren die Behörden gleich mehrerer<br />
Länder den Einsatz von Greifvögeln<br />
zur Bekämpfung von Drohnen. Im<br />
Inventar von Streitkräften finden sich<br />
aber auch Kanonen mit Fangnetzen,<br />
längst wird auch an Hochenergie-<br />
Laser-Abwehrsystemen geforscht und<br />
das US-Verteidigungsministerium<br />
startete kürzlich mit dem israelischen<br />
Drohnenentwickler XTEND ein<br />
Pilotprogramm zur Etablierung des<br />
Abwehrsystems Skylord innerhalb<br />
von US-Spezialeinsatzkräften. Dabei<br />
handelt es sich um eine sogenannte<br />
C-UAS-Lösung (Anm.: Counter-Unmanned<br />
Aerial System), die selbst auf<br />
einem Drohnensystem basiert und<br />
feindliche Objekte zum Absturz<br />
bringt, indem ein an der eigenen<br />
Drohne hängendes Netz über das zu<br />
bekämpfende Fluggerät gelegt wird.<br />
Die deutsche Bundeswehr wiederum<br />
vertraut bei der Drohnenabwehr auf<br />
ihr Nächstbereich-Schutzsystem<br />
Mantis, das eigentlich Mörserangriffe<br />
auf Feldlager abwehren soll, aber<br />
mit seiner Schnellfeuerkanone auch<br />
die Kleinsthubschrauber ins Visier<br />
nehmen kann. Allerdings: Das System<br />
ist nicht mobil und aufgrund seiner<br />
Größe nur schwer verlegbar, zudem<br />
besitzt die Bundeswehr nur zwei<br />
derartige Komplettsysteme.<br />
Einen anderen Weg geht man beim<br />
Bundesheer, wo bei Bedarf Mikround<br />
Minidrohnen mit Hilfe elektromagnetischer<br />
Wellen gestört und zur<br />
Landung gezwungen werden. Dazu<br />
wurde vor dem Hintergrund der<br />
österreichischen EU-Ratspräsidentschaft<br />
im zweiten Halbjahr 2018 neben<br />
dem an der Flieger- und Fliegerabwehrtruppenschule<br />
angesiedelten<br />
Projekt C-EAT (Countering Emergency<br />
Air Threats) das Drohnendetektions-<br />
und Abwehrelement ELDRO<br />
(kurz für Elektronische Kampfführung<br />
zur Drohnenabwehr) bei der<br />
Führungsunterstützungsschule auf die<br />
Beine gestellt. Notwendige Vorarbeiten<br />
wie die Evaluierung bestehender<br />
Drohnenabwehrsysteme und die<br />
Bildung eines Kernelements mit<br />
KIOP/KPE-Soldaten wurden bereits<br />
2017 geleistet. Seit dem ersten Halbjahr<br />
2018 wurde dann der Aufwuchs<br />
des Elements forciert und nach der<br />
notwendigen Test-, Trainings- und<br />
Ausbildungsphase provisorische<br />
Einsatzbereitschaft erreicht.<br />
Kern von ELDRO ist das Detektionsund<br />
Abwehrsystem Aartos DDS des<br />
deutschen Messtechnikherstellers<br />
Aaronia. Während andere Jammer das<br />
Eindringen eines Flugobjekts in eine<br />
No-Fly-Zone verhindern, indem sie<br />
die Funkverbindung zwischen Sender<br />
und Empfänger unterbrechen und<br />
damit den gesamten Funkverkehr in<br />
der näheren Umgebung lahmlegen,<br />
agiert das Aartos DDS deutlich zielgerichteter,<br />
wie ELDRO-Kommandant<br />
Oberleutnant Stephan Kraschansky<br />
BUNDESHEER-ELEMENT<br />
ELDRO ist an der Führungsunterstützungsschule<br />
angesiedelt<br />
und offiziell immer noch im<br />
Erprobungsstatus. Schon jetzt<br />
können die Soldaten aber Miniund<br />
Mikrodrohnen mit Hilfe<br />
elektromagnetischer Wellen<br />
gezielt stören und abfangen.<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L