20. Dezember 2020
- Noch immer keine Corona-Hilfe, Druck auf Politik wächst: Gastro-Lieferanten wollen den Staat klagen - Gösting: Bund erteilt einem Verkehrsknotenpunkt vor 2040 eine Absage - Lieboch: Der Ortskern soll ausgedehnt werden
- Noch immer keine Corona-Hilfe, Druck auf Politik wächst: Gastro-Lieferanten wollen den Staat klagen
- Gösting: Bund erteilt einem Verkehrsknotenpunkt vor 2040 eine Absage
- Lieboch: Der Ortskern soll ausgedehnt werden
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2 die seite zwei<br />
www.grazer.at <strong>20.</strong> DEZEMBER <strong>2020</strong><br />
E D I T O R I A L<br />
von<br />
Tobit<br />
Schweighofer<br />
✏ tobit.schweighofer@grazer.at<br />
Corona<br />
unterm<br />
Christbaum<br />
D<br />
as Coronavirus ist hart,<br />
aber gerecht: Vor ihm<br />
sind alle gleich.<br />
Ungerecht sind hingegen die<br />
Umstände, unter denen die<br />
Menschen mit der Pandemie<br />
und dem Lockdown umzugehen<br />
haben. Manche haben<br />
große Häuser mit weitläufigen<br />
Gärten, andere leben auf<br />
engstem Raum und picken<br />
regelrecht aufeinander.<br />
Wieder andere werden immer<br />
einsamer und sich zu<br />
Weihnachten wohl ganz<br />
besonders alleine fühlen. Es<br />
ist demnach richtig, darüber<br />
zu diskutieren und zu<br />
reflektieren, wie wir in<br />
Corona-Zeiten Weihnachten<br />
feiern sollen. Denn es ist ja<br />
nicht so, als würde das Virus<br />
am Heiligen Abend in den<br />
Weihnachtsurlaub verschwinden.<br />
Und so werden wir trotz<br />
aller Bemühungen um<br />
Normalität ein komisches<br />
Gefühl haben, wenn wir<br />
unterm Tannenbaum<br />
gemeinsam „Stille Nacht“<br />
singen oder die Enkel Oma<br />
auf den Schoß krabbeln. Das<br />
Corona-Gefühl wird mit am<br />
Weihnachtstisch sitzen. Das<br />
werden wir alle gleich<br />
erleben. Aber gerade diejenigen,<br />
die es nicht ganz so<br />
schlimm trifft, könnten der<br />
Krise darüber hinaus einen<br />
Sinn abgewinnen. Und zwar<br />
jenen, für eine Welt zu<br />
kämpfen, in der Chancen und<br />
Risiken nicht so ungleich<br />
verteilt sind. Auch ohne<br />
Corona.<br />
Tobit Schweighofer, Chefredakteur<br />
SONNTAGSFRÜHSTÜCK MIT ...<br />
... Abt Philipp Helm<br />
Auch wenn es<br />
dieser Tage<br />
hektisch zugeht<br />
bei Abt Philipp<br />
Helm: Zeit für<br />
ein steirisches<br />
Bauernbrot mit<br />
der hausgemachten<br />
Marmelade<br />
seiner<br />
Mutter bleibt<br />
allemal. LUEF<br />
Der Abt des Stifts Rein leitet am Christtag die Heilige Messe, die live im Fernsehen<br />
zu sehen ist. Er spricht über Verzicht, Lampenfieber und was uns <strong>2020</strong> lehrt.<br />
Was bringt den kulinarischen Segen am<br />
Frühstückstisch des 4. Advent?<br />
Heute kann ich das Frühstück zeitlich bedingt weniger<br />
genießen, da wir im Orden an den Sonntagen<br />
ja stets viel zu tun haben. Vor allem an den Adventsonntagen.<br />
Dafür gibt es bei uns die Tradition, mittwochs<br />
ein „Mitbrüder-Frühstück“ zu begehen, bei<br />
dem wir alle zusammenkommen und dann u. a. die<br />
hausgemachten Marmeladen, Gebäck und weitere<br />
Köstlichkeiten, die uns die Gemeindemitglieder<br />
spenden, genießen. Stark vertreten ist bei uns auch<br />
die Sterz-Fraktion, die schon morgens selbigen mit<br />
Milch oder in pikanter Form genießt.<br />
Freizeit ist dieser Tage rar für Sie. Wie würde<br />
der ideale freie Tag aussehen?<br />
Ausschlafen, dann beim Frühstück entspannt die<br />
Zeitungen studieren oder ein Buch lesen – ich<br />
bin leidenschaftlicher Krimi-Leser, vor allem die<br />
Werke von Andrea Camilleri begeistern mich –,<br />
und dann besuche ich gern Gemeindemitglieder.<br />
Das ist Corona-bedingt ja leider aktuell nicht<br />
möglich. Was mich auch entspannt, ist Musik,<br />
etwa von Robbie Williams, und Fußballspiele im<br />
Fernsehen. Am liebsten italienische und solche<br />
vom SK Sturm. Die haben aktuell ja spielerisch<br />
auch einen guten Draht nach „oben“.<br />
Sie sprachen Corona an: Menschen<br />
außerhalb der Klöster müssen in<br />
dieser Weihnachtszeit auf vieles, wie<br />
Weihnachtsmärkte, verzichten. Tun sich<br />
Mönche da leichter?<br />
Ich denke, unser Vorteil ist, dass wir hier im Stift<br />
eine stets geregelte Zeitstruktur haben. Geistliche<br />
Lesung, Gebet, Arbeit in den zu betreuenden Gemeinden<br />
usw. Uns zieht es nicht zu Punschständen<br />
etc. hin (lacht). Von dem her ist es für uns vielleicht<br />
einfacher, zu verzichten. Was aber auch uns<br />
sehr zu Herzen geht, ist der fehlende Kontakt zu<br />
den Menschen in den Gemeinden. Taufen, Feste<br />
usw. – all das war heuer quasi nicht möglich. Wir<br />
sind stets informiert über die Entwicklungen der<br />
Zahlen etc. und wurden auch schon getestet.<br />
Getestet wird am Christtag Ihre TV-Qualität.<br />
Da leiten Sie die Heilige Messe, die in<br />
ORF und ZDF übertragen wird. Nervös?<br />
Nervös ist man vor jeder Messe, aber ich bin da<br />
ganz entspannt, freue mich, dass das Stift Rein<br />
so populär sichtbar gemacht wird. Immerhin<br />
schauen Hunderttausende weltweit zu. Schade,<br />
dass in der Kirche selbst nur 120 Leute dabei sein<br />
können, mit Abstand und Maske.<br />
Gleich im Anschluss an die Messe spricht<br />
Papst Franziskus seinen Segen „Urbi et<br />
orbi“. Er wird die Messe wohl auch anschauen<br />
...<br />
Na super, jetzt bin ich doch nervös (lacht).<br />
Wird Weihnachten trotzdem besinnlich?<br />
Natürlich. Wir werden im Stift auch entspannt<br />
gesellig beieinandersitzen, und auf die Vanillekipferl<br />
freue ich mich auch schon.<br />
Weniger Freude machte uns das Jahr 20<strong>20.</strong><br />
Warum kann <strong>2020</strong> doch wertvoll sein?<br />
Weil wir gelernt haben, rücksichtsvoller zu sein.<br />
Auch unseren Mitmenschen gegenüber. Was die<br />
Gesundheit angeht sowie den zwischenmenschlichen<br />
Umgang miteinander. <strong>2020</strong> lehrt uns dieses<br />
Bewusstsein – und dessen Wert.<br />
PHILIPP BRAUNEGGER<br />
Philipp Helm (geb. 21. Juni 1971, Graz, als Hagen Helm)<br />
wuchs in Peggau auf wurde 1996 zum Priester geweiht.<br />
U. a. fungierte Helm in seiner Laufbahn als Lehrer in Rein<br />
und als Kaplan in Gratwein und Maria Straßengel. Seit<br />
Herbst ist Helm der 58. Abt des Stifts Rein.