Mittelbadische Presse - Chance 2021
Sonderbeilage der Mittelbadischen Presse - Zeitungen der Ortenau
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62 CHANCE <strong>2021</strong><br />
Samstag, 6. Februar <strong>2021</strong><br />
Ausbildung und Corona:JensLiedtke,DGBAbteilungsleiterBildungspolitik,gibtEinblickindenMarkt<br />
Veränderungen zwingen zum Handeln<br />
VON FLORENCE-ANNE KÄLBLE<br />
Durch Corona kam es zu<br />
sehr starken Veränderungen<br />
auf dem badenwürttembergischen<br />
Ausbildungsmarkt.<br />
„Insbesondere<br />
in den Branchen, die besonders<br />
von der Pandemie betroffen<br />
sind, sehen wir, dass<br />
sehr deutlich die abgeschlossenen<br />
Ausbildungsverträge<br />
im Vergleich zu 2019 zurückgegangen<br />
sind“, erklärt<br />
Jens Liedtke, Deutscher Gewerkschaftsbund<br />
(DGB) Abteilungsleiter<br />
Bildungspolitik,<br />
berufliche Bildung und Hochschule.<br />
Gerade im Bereich Hotel<br />
und Gastgewerbe ist ein Rückgang<br />
um 21 Prozent zu verzeichnen.<br />
Der steigtineinigen<br />
Bereichen – wie bei den Tourismus-Kaufleuten<br />
– sogar auf<br />
63 Prozent. Man müsse wissen,<br />
so Liedtke, dass in diesen<br />
Branchen sowieso recht wenigeFachkräfteausgebildetwerden.<br />
„Auch da, wo Kurzarbeit<br />
angesagt, wo unklar war, wie<br />
es weitergeht – auch mit dem<br />
harten Lockdown – da merkt<br />
man, dass die bereits abgeschlossenen<br />
Ausbildungsverträge<br />
momentan zur Debatte<br />
stehen“, weiß Liedtke. Für<br />
Jens Liedtke ist beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB)<br />
in Baden-Württemberg Abteilungsleiter Bildungspolitik,<br />
berufliche Bildung und Hochschule. Foto: DGB Baden-Württemberg<br />
dieGewerkschaftenseidasein<br />
heißes Eisen, das gerade glüht<br />
und auf das man ein besonderesAugehabenmuss.<br />
Aber der Rückgang an Ausbildungsverträgen<br />
zieht sich<br />
Porsche, BMW, Miele, Siemens, Gigaset, hansgrohe und andere mehr:<br />
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durch alle Branchen in Baden-Württemberg:<br />
Im IHK-BereichisteseinRückgangum13<br />
Prozent. „Bei den Handwerkskammern<br />
sieht es ein bisschen<br />
besser aus. Viele Leute haben<br />
trotz Lockdowns gebaut oder<br />
Sachen richten lassen und da<br />
ist der Rückgang nur – in Anführungszeichen<br />
– bei 2,5 Prozent“,<br />
betont der Gewerkschafter.<br />
Für den DGB ist vor allem<br />
die Anzahl der neuen Berufsschüler<br />
imersten Berufsschuljahr<br />
von Interesse: „Da haben<br />
wir tatsächlich einen Rückgang<br />
von minus 11,2 Prozent,<br />
das sind ungefähr 6500 weniger<br />
Schüler als noch 2019. Das<br />
ist schon sehr erheblich.“ Der<br />
zweistellige Einbruch bereite<br />
Sorgen.<br />
Digitalisierungsprozesse:<br />
Zur Wahrheit gehöre laut dem<br />
Fachmann aber auch, dass bereits<br />
vor der Pandemie von<br />
Branchen, die besonders von<br />
Transformation, wie Digitalisierung<br />
und ähnlichen Prozessen,<br />
betroffen sind, angekündigt<br />
wurde, dass dort die<br />
Ausbildungskapazität zurückgefahren<br />
wird. „So war es für<br />
uns keine Überraschung, dass<br />
im Maschinenbaubereich die<br />
Zahlen für Ausbildungs-Neu-<br />
Verträge – nicht prozentual<br />
aber in der Gesamtzahl – noch<br />
stärker zurückgegangen sind<br />
als beispielsweise in der Tourismusbranche“,<br />
fügt Liedtke<br />
hinzu.<br />
Alarmierend sei, dass viele<br />
Betriebe auch nicht mehr ausbilden.<br />
„Vor der Corona-Krise<br />
war es bereits so, dass nur jeder<br />
fünfte Betrieb noch ausgebildet<br />
hat“. Das bedeutet, dass<br />
20 Prozent der Betriebe den<br />
kompletten Fachkräfte-Nachwuchsgeneriert.<br />
Fachkräftemangel: Gerade<br />
vor dem in den kommenden<br />
Jahren drohenden Fachkräftemangel<br />
sei das laut Liedtke ein<br />
großes Problem. „Das ist immer<br />
ein riesen Thema in Baden-Württemberggewesenund<br />
jetzt plötzlich sind alle krisenorientiert<br />
und wollen nichts<br />
mehr davon wissen“. Er warnt<br />
jedoch davor, dass aktuell zu<br />
kurzfristig gedachtundgehandelt<br />
wird. „Mit Blick auf den<br />
demografischen Wandel und<br />
dem Wissen, in welchen Branchen<br />
überproportional viele<br />
Menschen ausscheiden, ist<br />
ziemlich klar, wohin die Reise<br />
gehen wird. Deshalb ist Ausbilden<br />
das Gebot der Stunde“,<br />
fügt Liedtke hinzu. Die Ausbildungsstellen,<br />
die jetzt fallenseienlautLiedtkederhausgemachte<br />
Fachkräfte-Mangel<br />
vonmorgen.<br />
Berufsbildungs-Prozess:<br />
Auch hinsichtlich der Berufsbilder<br />
müsse sich laut dem<br />
DGBeinigesändern,dennman<br />
spreche immer davon, dass<br />
die Ausbildung mit digitalen<br />
Inhalten anders angegangen<br />
werden müsse, aber es passierenichts.„Ichdenkeaber,dass<br />
esunglaublichwichtigist,dass<br />
wir Gas geben bei der Überarbeitung<br />
der Berufsbilder in<br />
Hinblick auf die Digitalisierung“,<br />
erklärt der DGB Abteilungsleiter.<br />
Die Berufsbilder von morgen<br />
werden in ganz vielen Bereichen<br />
andere sein als die<br />
von heute, da ist sich Liedtke<br />
sicher. Deshalb müsse man<br />
schauen, dass man da sehr<br />
schnell vorankomme. „Die Zeiten,indenendieAnpassungeines<br />
Berufsbildes mehrere Jahre<br />
dauert, haben wir derzeit<br />
nicht mehr. Das zeigt die Krise“,<br />
fügt Liedtke hinzu. Auf<br />
Bundesebene müsse man deshalbagilerwerden,ummitden<br />
Anforderungen der heutigen<br />
Zeit auf Augenhöhe bleiben zu<br />
können.