Ortenau-Köche - suedland.net
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Die Sonne in Offenburg<br />
Eines der ältesten Gasthäuser Deutschlands<br />
Als „Hotel du Soleil“ von der Familie Schimpf 1858 übernommen –<br />
heute Hotel, Traditions-Gasthaus und fast schon ein Museum<br />
Es ist ein Glück für die Stadt Offenburg.<br />
Fast jeder Tourist bleibt davor stehen und<br />
bestaunt die Fassaden. Da stehen das historische<br />
Rathaus neben dem ehemaligen<br />
Königshof und dazwischen das Hotel und<br />
Restaurant „Sonne“. Das „Wirtshaus Sonne“<br />
ist eines der ältesten Gasthäuser in<br />
Deutschland. Nachweislich wurde es im<br />
14. Jahrhundert erbaut, 1376 im Straßburger<br />
Stadtarchiv erstmals als „Sonne“<br />
erwähnt. Das Glück für Feinschmecker ist,<br />
dass noch heute in diesem Haus gekocht<br />
wird nach allen Regeln der Kochkunst,<br />
wie sie sich als badische Küche über all die<br />
Jahre unter österreichischem und französischem<br />
Einfluss entwickelt hat.<br />
Heute kommt der Gast zunächst in den urgemütlichen,<br />
holzgetäfelten Gastraum mit kunstvollen<br />
Butzenscheiben. Hier wurde manches Viertele<br />
gesürpfelt; schließlich war die „Sonne“ bis 1945<br />
ein typisches Weinlokal. Seinen Ursprung hat das<br />
Gasthaus im 14. Jahrhundert und ist somit das<br />
älteste Hotel der Stadt. Nach dem verheerenden<br />
Brand von 1689, als Truppen Ludwigs XIV. die<br />
Stadt zerstörten, wurde das Gebäude wieder<br />
aufgebaut. Das heutige Gesicht stammt aus dem<br />
Jahr 1830. Damals reichte die Front des Hotels<br />
nicht bis zum Rathaus. Doch die Familie Schimpf<br />
erwarb 1858 das Hotel und schon bald auch das<br />
Nachbarhaus hinzu, seither verbindet die stattliche<br />
Fassade die beiden Gebäude.<br />
36<br />
Gabriele und Horst Schimpf-Schöppner stehen<br />
zu ihrem geschichtsträchtigen Erbe. Die beiden<br />
sind ein Hoteliers-Paar wie in einem Märchen.<br />
Sie stehen zu der Geschichte der „Sonne“ und<br />
zu der Tradition, die sie zweitgemäß im neuen<br />
Jahrhundert fortführen.<br />
Nostalgie für Gäste<br />
Noch im 19. Jahrhundert war eine Gastwirtschaft<br />
ohne Landwirtschaft unvorstellbar.<br />
Selbst in den Städten hielten die Gastwirte ihre<br />
eigenen Tiere zur Versorgung der Küche. Doch<br />
nach dem 1. Weltkrieg änderte sich der Anspruch<br />
der Gäste und eine Landwirtschaft in<br />
der Stadtmitte wurde untragbar. Die Schimpfs<br />
sorgten für das neue städtische Flair. Speicher<br />
wurden zu Gästezimmern ausgebaut, andere<br />
als Trockenraum genutzt, alte Ställe abgerissen<br />
und zu Garagen ausgebaut. Emma, die<br />
Ehefrau von Karl Schimpf, erkannte den neuen<br />
Zeitgeist und brachte in den 20er Jahren<br />
Wohnlichkeit in die Gaststuben: weiße Vorhänge,<br />
Tischtücher, neues Silber, Kristallgläser<br />
und Blumenschmuck. Das „Hotel Sonne“ wurde<br />
zum ersten Hotel der Stadt.<br />
1934 wurde die Stube und der angrenzende<br />
Saal in der noch heute sichtbaren Gediegenheit<br />
und Eigenart der historischen Ausstattung<br />
geschaffen. Damit wurde man den wachsenden<br />
Ansprüchen der neuen Gäste gerecht.<br />
Heute sind im historischen Gebäude die Gäste-<br />
zimmer aufwendig renoviert. Einzelne Zimmer<br />
wurden geopfert und geräumige Badezimmer<br />
entstanden. Trotz aller Änderungen blieb aber<br />
der Charakter des Hauses und der Zimmer erhalten.<br />
Manche Zimmer wirken unberührt, wie<br />
aus der Zeit der goldenen 20er. Als historische<br />
Zimmer werden sie behutsam renoviert an<br />
nostalgieverliebte Gäste vermietet. Das Hotel<br />
hat nach wie vor seinen familiären Charakter<br />
behalten, den viele Gäste schätzen.<br />
Promis vereint in der Geschichte der Sonne<br />
Horst Schimanski alias Götz George, Emma<br />
Schwarzer, Golo Mann oder Liselotte Pulver<br />
– sie alle genossen schon die Küche und<br />
Atmosphäre der „Sonne“ in Offenburg. Die<br />
Liste könnte man unendlich lang fortsetzen.<br />
Wer Rang und Namen hatte und in Offenburg<br />
Station machte, kehrte ein im ersten Hotel<br />
am Platz. „Selbst Napoleon, das ist wissenschaftlich<br />
bewiesen!“, belegt Horst Schimpf-<br />
Schöppner stolz. Auch zu dem schrecklichen<br />
Diktator Adolf Hitler als Gast steht die Chronik<br />
des Hauses. Das Buch „Geschichte des Hotels<br />
Sonne“ ist somit ein wahres Geschichtsbuch<br />
der Stadt Offenburg geworden. Es lohnt sich<br />
darin zu blättern. Am besten bei einem guten<br />
Viertel Wein in dem urgemütlichen, holzgetäfelten<br />
Gastraum mit den kunstvollen Butzenscheiben.