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Faszination Gletscher
Stellt man sich eine attraktive Berglandschaft vor, so dürfen Schnee und Eis keineswegs fehlen. Die
Gletscher spielen in der Wahrnehmung einer intakten Hochgebirgslandschaft eine bedeutende Rolle.
Kaum jemand kann sich dem Bann der gleissenden oder tiefblauen Eismassen entziehen. Insbesondere
die grossen Talgletscher als weit verzweigte und oft spaltenreiche Eisströme sind – wie Edelweiss oder
Enzian – für viele Leute zentrale Symbole der Alpen.
Der Hüfifirn westlich der Planurahütte, einer der grösseren Schweizer Gletscher
Dies war aber nicht immer so: Noch bis ins 18. Jahrhundert wurden Gletscherregionen möglichst gemieden,
als furchtbare Gegenden bezeichnet und als Handels- und Transporthindernisse wahrgenommen.
Allerdings sind die Alpenpässe schon früh, etwa in der Bronze- und Römerzeit, als Verbindungswege
für den lokalen Handel und auch von Jägern begangen worden. Das negative Bild des Hochgebirges
mit den furchterregenden Gletschern veränderte sich erst mit romantischen Beschreibungen wie im
Gedicht Die Alpen von Albrecht von Haller (1729), mit dem Interesse der Wissenschaft und ab der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts unter dem Einfluss der Bilder verschiedener Alpenmaler. Letztere
hoben die Schönheit der vergletscherten Regionen heraus und weckten so die Neugier auf das Hochgebirge.
Neben der Faszination und Ästhetik haben die Gletscher eine wichtige Bedeutung für den natürlichen
Wasserkreislauf, indem sie in warmen und trockenen Perioden vermehrt Schmelzwasser liefern und
umgekehrt Niederschlag (Schnee) zurückhalten, ja sogar längere Zeit speichern können. Seit Jahrhunderten
ist das Schmelzwasser der Gletscher besonders in den trockenen Regionen des Wallis, aber auch
in Graubünden, z. B. im Münster-, Inn- und Albulatal, eine wichtige Quelle für die Bewässerung der Felder.
Spektakuläre Wasserleitungen, sogenannte Suonen oder Waale, zeugen von der Bedeutung des
Gletscherwassers als Lebensspender. Daneben wurde noch bis ins 20. Jahrhundert hinein an gut
zugänglichen Gletschern Eis zu Kühlzwecken abgebaut (z. B. am Glatt Firn/UR).
Heute haben die Gletscher eine grosse wirtschaftliche Bedeutung für die Elektrizitätswirtschaft und
den Tourismus. Das kostbare Gletscherschmelzwasser wird oft zur Stromgewinnung und Energiespeicherung
in Seen gestaut, vielfach sind dafür attraktive und ökologisch wertvolle alpine Landschaften stark
beeinträchtigt oder Gletschervorfelder gar zerstört worden. Die Gletscher ziehen im Sommer viele Besucherinnen
und Besucher an, und Tourismusregionen mit erschlossenen Gletschergebieten profitieren
vom früheren Saisonstart im Winter (Schneesicherheit) oder gar vom Angebot des Sommerskifahrens
(z. B. Zermatt, Saas Fee). In der Zentral- und Ostschweiz gibt es kein eigentliches Sommerskigebiet
mehr. Am Titlis in Obwalden sowie am Vorab bei Laax, auf der Diavolezza und am Corvatsch in Graubünden
musste wegen des Gletscherschwunds das Sommerskifahren eingestellt werden.
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