BW Reisebegleiter 2021
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
100<br />
käsestrasse & genussregion bregenzerwald<br />
Käsekeller der Falzalpen in Egg-Schetteregg<br />
Wie kommt es, dass eine Talschaft, in<br />
der vor hundert Jahren die Sonntagskost<br />
eine Art Brei aus Weizenmehl<br />
war – an Wochentagen gab’s Maisgrieß<br />
– , heute eine Feinschmeckerregion<br />
mit ursprungsgeschützten<br />
Spezialitäten und vielen Betrieben<br />
der gehobenen Gastronomie ist?<br />
Der Bregenzerwald ist eine österreichische<br />
Genussregion. Das Wort<br />
„Genuss“ wird heute in der Werbung<br />
inflationär verwendet, aber „Genuss<br />
Region“ hat eine konkrete Bedeutung,<br />
es ist eine geschützte Marke des<br />
österreichischen Lebensministeriums<br />
und der AMA (Agrarmarkt Austria),<br />
die regionaltypische Spezialitäten ins<br />
Bewusstsein der Konsumenten<br />
rufen will. Grundvoraussetzungen<br />
sind, dass der Rohstoff aus der Region<br />
stammt, die Produktion örtlich<br />
erfolgt und die Produkte in der regionalen<br />
Gastronomie verankert sind.<br />
Im Bregenzerwald geht es dabei<br />
um Berg- und Alpkäse. Die jährlich<br />
ca. 3.000 Tonnen Bergkäse kommen<br />
aus den 15 Talsennereien, die 200<br />
Tonnen Alpkäse werden im Sommer<br />
auf den über 70 Sennalpen handgeschöpft.<br />
Das Besondere an diesem<br />
Käse ist die silofreie Milch, aus der<br />
er erzeugt wird, denn nur 2 Prozent<br />
der EU-Milchbauern produzieren so,<br />
d.h. ihre Kühe fressen nie Silofutter,<br />
sondern von Mai bis Oktober Gras<br />
und Kräuter und im Winter das<br />
luftgetrocknete Heu von Talwiesen.<br />
In der sogenannten Dreistufen-Landwirtschaft<br />
(diese wurde im Frühjahr<br />
2011 in die nationale UNESCO<br />
Liste der immateriellen Kulturgüter<br />
aufgenommen) weiden die Tiere<br />
nach der winterlichen Stallhaltung<br />
im Frühjahr und im Herbst auf<br />
den in mittlerer Höhe (um 900 m)<br />
ge legenen Vorsäßen und den Sommer<br />
über auf den Hochalpen. Die Vorsäße<br />
werden gemeinsam bestoßen, da die<br />
Bauern durchschnittlich nur 12 Kühe<br />
im Stall haben.<br />
Vor allem wegen der Dreistufen-<br />
Landwirtschaft kann der Alpkäse<br />
geschmack lich mit jedem der<br />
bekannten europäischen Fettkäse<br />
mithalten – mindestens! Das geht seit<br />
langem so, schon Anfang des 19. Jahrhunderts<br />
setzten die Bregenzerwälder<br />
über 300 Zentner Käse in der<br />
Monarchie und im Ausland ab. Karl<br />
von Seyffertitz schrieb 1877: „Überall<br />
– auch im heitern Vorderwalde,