Ausgabe 3. November 2020
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<strong>3.</strong> <strong>November</strong> <strong>2020</strong> Sport 17<br />
ROLF JENNIS SPORTLERKARRIERE BEGANN IN BÜMPLIZ – BEIM EHC ROT-BLAU<br />
Mit Puck, Stock und Charme<br />
und später auch mit Spritze<br />
Grossgewachsen, halblange, wehende<br />
schwarze Haare, die damals<br />
noch nicht von einem Helm<br />
verdeckt wurden – es gab nicht<br />
wenige junge Mädchen, welche<br />
den Weg ins «Weyerli» zu den Rot-<br />
Blau-Heimspielen nur unter die<br />
Füsse nahmen, um den «Beau» im<br />
Team, Rolf Jenni, zu sehen.<br />
Der junge Mittelstürmer des ersten<br />
Rot-Blau-Sturms besuchte damals<br />
im Neufeld den «Gymer» und<br />
war ein so guter Schüler, dass er<br />
neben dem Eishockey auch noch<br />
in der Handball-Nationalliga B, bei<br />
der GGB, das Tor hüten konnte. Als<br />
nach der Matur das Medizinstudium<br />
folgte, wurden die Hobbies<br />
doch zu zahlreich, hängte er das<br />
Handballspiel an den Nagel, doch<br />
Bümpliz und den Rot-Blau-Eishockeyanern<br />
hielt er die Treue und<br />
war auch dabei, als Rot-Blau gegen<br />
den nachmaligen zweifachen<br />
Schweizermeister HC Villars im<br />
Allmendstadion an die Tür zur Nationalliga<br />
B klopfte. Urs Dolder,<br />
Mario Pellegrini, Egon und Philipp<br />
Johner, André Jorns, viele spätere<br />
Nationalliga-A-Cracks, zählten damals<br />
zu Rolf Jennis Teamkollegen.<br />
Nach Abschluss des Studiums eröffnete<br />
Jenni in Bern eine Arztpraxis,<br />
beendete seine Aktivkarriere,<br />
doch dem Eishockey hielt<br />
er die Treue. Der damalige SCB-<br />
Sportchef Max Sterchi holte ihn<br />
als Teamarzt zum SCB – ein Amt,<br />
das er während sage und schreibe<br />
27 Jahren innehatte. Jenni sass<br />
für den Fall, dass sich ein Spieler<br />
verletzt, stets nahe der Spielerbank,<br />
um sofort einsatzbereit zur<br />
Stelle zu sein, falls es die Situation<br />
erforderte. Sogar zu den Playoff-Auswärtsspielen<br />
nach Davos,<br />
Das Rot-Blau-Fanionteam in den Siebzigerjahren. Rolf Jenni in der mittleren Reihe Vierter von rechts, vorne erkennt man<br />
mit dem C auf dem Dress Jürg Siegrist, der für die Schweiz als Tenniscrack auch im Davis-Cup-Team stand.<br />
Lugano oder Ambrì fuhr der junge<br />
Arzt im Privatwagen.<br />
Tosio der Verrückteste<br />
Doch das störte Rolf Jenni wenig,<br />
die Freude am Zusammenleben<br />
mit den SCB-Stars war für ihn<br />
Lohn genug. «Renato Tosio war<br />
der Verrückteste, er war an jedem<br />
Training dabei, spielte auch<br />
mit einer Diskushernie und zwei<br />
kaputten Menisken, die er sich<br />
erst nach Saisonende gleichzeitig<br />
operieren liess», so Jenni. Grosse<br />
Bewunderung empfang der SCB-<br />
Doc auch für Gaetano Orlando<br />
und Alan Haworth. «Welche Verletzungen<br />
sie auch hatten, sie<br />
spielten immer – ich habe kaum<br />
ein Spiel erlebt, in dessen Anschluss<br />
sie nicht mit zahlreichen<br />
Eisbeuteln in der Kabine sassen.»<br />
Und eine interessante Geschichte,<br />
die jeden überrascht, der damals<br />
die SCB-Spiele verfolgte,<br />
weiss Jenni auch noch über<br />
«Rexi» zu berichten: «Ruotsalainen<br />
war vor den Spielen nicht<br />
ansprechbar, so nervös sass er<br />
jeweils in der Garderobe.» Dabei<br />
war ein Spiel in der Schweiz für<br />
den zweimaligen Stanley Cup-<br />
Gewinner, den besten Eishockeyspieler,<br />
der jemals auf Schweizer<br />
Eis umherkurvte, wahrlich nichts<br />
Aussergewöhnliches.<br />
Ernährung war kein Thema<br />
Noch kein grosses Thema war in<br />
der damaligen Zeit die Ernährung.<br />
Rolf Jenni: «Der Einzige,<br />
der schon darauf achtete, war Renato<br />
Tosio, alle anderen assen<br />
mehr oder weniger alles. Erst mit<br />
dem Engagement von Bill Gilligan<br />
als Trainer änderte sich<br />
dies.» Mit dem dreifachen SCB-<br />
Meistertrainer verband Rolf Jenni<br />
eine dicke Freundschaft. In der<br />
Freizeit schlugen sie zusammen<br />
im TC Sporting Filzbälle über den<br />
roten Sand, ein Hobby, das der<br />
heute Golf spielende Arzt in den<br />
Achtzigerjahren auszuüben begann,<br />
mit ähnlichem Talent, wie<br />
er zuvor Eishockey spielte – das<br />
Händchen zur perfekten Ballbehandlung<br />
war stets zu sehen.<br />
Heute tritt Rolf Jenni etwas kürzer.<br />
Seine Praxis im Monbijou hat<br />
er seinem Nachfolger übergeben,<br />
Spiele des SCB und von Rot-Blau<br />
verfolgt er nur noch aus sicherer<br />
Distanz zum Eisfeld – die sportliche<br />
Betätigung beschränkt sich<br />
auf Golf und hin und wieder<br />
klopft er auch gerne mit Kollegen<br />
einen Jass.<br />
Pierre Benoit<br />
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